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des bastcib - oxalsauren Wismuthoxydes. 209 Man sieht, diese Zahlen stimmen mit den in den beiden Versuchsreihen gefundenen sehr nahe uberein. Hiernach ist die Pormel fur das basisch-oxalsaure Wis- muthoxyd die von mir aufgestellte , namlich 2 (Bi08, C406) + 3 HO, und das Resultat, welches S o u c h a y u. LenTsen bei der Bestimmung des Wismuthoxydgehaltes desselben er- hielten, ist dadurch veranlatt, dat es nicht moglich ist, durch kochendes Wasser wirklich die ganze Menge des neutralen oxalsauren Wismuthoxyds in das basische Salz zu verwandeln. Neue Art, das Platin und die es begleitenden Metalle darzustellen ; von H. Sainte- Claire Desille und H. Debray *). Die Arbeit, deren Resultate wir hier vorlegen, schliefst sich an unsere fruheren Untersuchungen an, uber welche wir vor nahezu zwei Jahren Mittheilung machten**). Da- mals zeigten wir, wie sich das Platin und die es begleiten- den Metalle bei den hochsten durch chemische Mittel noch hervorbringbaren Temperaturen verhalten , und wir lehrten bezuglich der Metallurgie der Platinmetalle auf trockenern Wege zunachst die Darstellung von Legirungen aus drei Metallen kennen, welche a a n durch directes Schmelzen des Platinerzes mit angemessen gewahlten Plutmitteln erhalten kann. In der ausfiihrlichen Abhandlung , von welcher wir hier *) Compt. rend. XLVIII, 731. **) Diem Annalen CIV, 227. Annal. d. Chem. u. Pharm. CXI. Bd. 2. Heft. 14

Neue Art, das Platin und die es begleitenden Metalle darzustellen

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Page 1: Neue Art, das Platin und die es begleitenden Metalle darzustellen

des bastcib - oxalsauren Wismuthoxydes. 209

Man sieht, diese Zahlen stimmen mit den in den beiden Versuchsreihen gefundenen sehr nahe uberein.

Hiernach ist die Pormel fur das basisch-oxalsaure Wis- muthoxyd die von mir aufgestellte , namlich 2 (Bi08, C406) + 3 HO, und das Resultat, welches S o u c h a y u. L e n T s e n bei der Bestimmung des Wismuthoxydgehaltes desselben er- hielten, ist dadurch veranlatt, d a t es nicht moglich ist, durch kochendes Wasser wirklich die ganze Menge des neutralen oxalsauren Wismuthoxyds in das basische Salz zu verwandeln.

Neue Art, das Platin und die es begleitenden Metalle darzustellen ;

von H. Sainte- Claire Desille und H . Debray *).

Die Arbeit, deren Resultate wir hier vorlegen, schliefst sich an unsere fruheren Untersuchungen an , uber welche wir vor nahezu zwei Jahren Mittheilung machten**). Da- mals zeigten wir, wie sich das Platin und die es begleiten- den Metalle bei den hochsten durch chemische Mittel noch hervorbringbaren Temperaturen verhalten , und wir lehrten bezuglich der Metallurgie der Platinmetalle auf trockenern Wege zunachst die Darstellung von Legirungen aus drei Metallen kennen, welche a a n durch directes Schmelzen des Platinerzes mit angemessen gewahlten Plutmitteln erhalten kann.

In der ausfiihrlichen Abhandlung , von welcher wir hier

*) Compt. rend. XLVIII, 731.

**) Diem Annalen CIV, 227.

Annal. d. Chem. u. Pharm. CXI. Bd. 2. Heft. 14

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nur einen Auszug geben, wird man die vollstandige Beschrei- bung der aus Kalk angefertigten Apparate finden, mittelst deren man eine unbegrenzte Menge Platin schrnelzen und in Stangenform giefsen kann. Wir glauben uns, ohne den Vor- wurf der Uebertreibung fdrchten zu miissen, so beziiglich der Quantitaten Platin ausdriicken zu diirfen, welche man in unseren Apparaten auf Ein Ma1 weit uber den Schmelzpunkt dieses Metalles erhitxen kann, wenn wir auch stets nur in einem Laboratorium, dessen Hiilfsmittel beschrlnkt sind , ar- beiteten und wir auch niemals eine mehr als 11,59 Kilogramm wiegende Platinmasse geschmolzen und gegossen haben , rnit Anwendung von Gasometern, welche kaum mehr als die fur diese Operation nothwendige Menge Sauerstoffgas *) zu fassen vermochten. Aber Diejenigen , welche dieoen merkwurdigen Versuchen beiwohnten , theilten unsere Ansicht , dals das Princip, nach welchem unsere Apparate construirt sind , von den Dimensionen derselben ganz unabhangig ist. Als Brenn- material verwendetcn wir zu unseren Versuchen Leuchtgas.

Mittelst dieser Apparate konnten wir nicht nur Platinerze von jeder Zusainmensetzung schnielzen und so aus Platin, Rhodium und Iridium bestehende Legirungen, die mit schltz- baren und verschiedenartigen Eigenschaften ausgestattet sind, erhalten, sondern wir konnten auch noch als Zusatz zu diesen Schmelzungen Platinriickstande von verschiedener Zu- sammensetzung verwenden , welche sich in Platinfabriken und in der Munze Rublands in betrachtlicher Menge ange- sammelt haben.

*) Zur Schmelzung von 1 Kilogrm. Platin braucht man je nsch der Reinheit des Metalls 60 his 100 Liter Sauerstoffgas. Zur vollstan- digen Bearbeitung von 1 Kilogrm. Platinerz braucht man 600 bis 900 Liter Sauerstoffgas; der Kubikmeter (1000 Liter) Sanerstoff- gae kommt , aus Braunstein bereitet , hocbstens auf 4550 zu stehen.

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und der s. g. Platkmeblle. 21 1

Unsere ausfuhrliche Abhandlung enthalt die vollstandige Beschreibung, wie Platinerze auf trockenem Wege (und nur diesen haben wir einschlagen wollen) behandelt werden mussen :

1 ) um Platin zu erhalten, welches fur die Zwecke der Industrie als rein hetrachtet werden kann und alle die schatz- barsten Eigenschaften des Platins hat ;

2) um mit Rhodium und Iridium legirtes Platin, durch directe Schmelzung des Platinerzes, xu erhalten ;

3) um dieselbe Legirung in wechselnder Zusammen- setzung und unter Benutzung der verschiedenen Arten yon Platinruckstanden , die bald an Rhodium , bald an Iridium reicher sind, darzustellen.

Zum Zweck der Losung dieser verschiedenen Probleme mufsten wir die Zusammensetzung aller bis jetzt bekannten und in Anwendung gebrachten Platinerze und auch die der Piatinruckstande kennen, welche bei Platinfabrikanten und in der russischen Munze lagern. Wir mufsten defshalh eine grofse Zahl von muhsamen und langwierigen Analysen aus- fuhren, was uns unmoglich gewesen ware, hatten wir B e r z e l i u s ’ und W o h l e r ’ s Verfahrungsweisen, auch mit Berucksichtigung der von C l a u s , F r i t z s c h e , F r e m y u. a. daran angebrachten Vervolllrommnungen , befolgen mussen. Oft mufsten wir die Verfahrungsweisen auf nassem Wege durch solche auf trockenem Wege erseteen, welctie in kiir- zerer Zeit und auch von den Fahrikanten, fur welche die Gewinnung des Platins von Interesse ist , leicht ausgefuhrt werden konnen. Wir konnten , unterstutzt durch die Gefal- ligkeit mehrerer Freunde der Wissenschaft, uns Proben aller bis jetzt bekannten Platinerze, aus Columbien, vom Oregon, aus Californien , Australien , fruhe,ren spanischen Fundorten und endlich aus Rufsland, zum Zweck der Analyse ver- schaffen.

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2.12 D e v i l l e u. D e b r a y , Darstellung des Platins

Unsere ausfuhrliche Abhandlung enthalt die , hier nicht wohl in Kurze mitzutheilende Beschreibung der neuen Ver- fahrungsweisen, die wir in Anwendung gebracht haben, und die zahlreichen Zahlenresultate , welche sich bezuglich der Zusammensetzung des Rohmaterials fur die Platinfabrikation ergaben. Aufserdem haben wir noch Proben von Osmium- Iridium, von verschiedenem Aussehen und verschiedenen Fund- statten, analysirt , und endlich glaubten wir auch die Zusam- mensetzung von 10 Musterproben von Platinruckstanden be- stimmen zu mussen. Mit diesen Vorarbeiten und unseren Apparaten kann man direct reines Platin, oder besser noch eine Legirung aus Platin, Rhodium und Iridium fast nach jedem Verhaltnisse, darstellen. Wir heben hier noch hervor, d a L diese Legirungen uber dem Platin s t e h e n , sowohl be- ziiglich der Starrheit als auch der griifseren Widerstands- fahigkeit gegen Sauren und die das Platin zerstorenden Agentien uberhaupt.

Wir begnugen uns hier rnit der Angabe, dars wir auf das Osmium-Iridium und die der Einwirkung des Konigswassers widerstehenden Substanzen Baryumhyperoxyd oder ein Ge- menge desselben mit salpetersaurem Baryt einwirken lassen ; die Barytverbindungen wenden wir in genau bekannter Menge a n , was bei der Unveranderlichkeil des Hyperoxyds und des salpetersauren Salzes leicht is t , und spater wird der Baryt aus d e r Auflosung mittelst titrirter Schwefelsaure, fur welche sich das anzuwendende Volum ganz genau aus dem Gewicht der angewendeten Barytverbindungen berechnen Iafst , aus- gefallt. Weiter haben wir gesucht, nur fluchtige Reagentien anzuwenden. W'ir konnten also, selbst bei so complicirten Analysen, die allgemeinen Grundsatze unverletzt lassen, welche der Eine von uns beziiglich des Verfahrens in der chernischen Analyse aufgestellt hat , und wir konnten uns davon uberzeugen , wie ungemein vortheilhaft die Be-

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und der s. g. Platinnaetcmlle. 243

folgung dieser Grundsiitze bezuglich der Sicherheit und der Genauigkeit der Analysen ist.

Wir haben auch eine grofse Zahl neuer oder abgeiin- derter Verfahrungsweisen zur Darstellung der im Platinerz enthaltenen Elemente gegeben, und die physikalischen Eigen- schaften der letzteren auf das Sorgfiltigste bestimmt.

Wir wollen an Einem Beispiel zeigen, wie wenig noch im Allgemeinen diese Eigenschaften unter dem Gesichtspunkt der M;dificationen, welche sie durch die Warme erleiden, untersucht sind. Das Osmium , dessen specifisches Gewicht nach B e r z e l i u s hochstens = 10 ist, ist nach unseren Ver- suchen das specifisch schwerste der bekannten Metalle. Man kann das Osmium als einen ganz metallischen , sehr glanzen- den, harten und das Glas ritzeriden, und sehr dichlen Korper, rnit dem spec. Gewicht 21,4, erhalten , wahrend Platin und Iridium *), nicht durch Schlagen gehartet, das spec. Gewicht 21,15 haben. Wir haben ferner das Osmium nach den Ver- fahrungsweisen krystallisirt erhalten , welche schon fur das Silicium und das Bor angewendet worden sind.

Wir haben die Form unserer Apparate so abgeandert, d a b wir darin sowohl Tiegel als Retorten oder Rohren auf Temperaturen, die weit iiber dem Schmelzpunkte des Plalins liegen, erliitzen konnen. Das Material der Gefa te ist Kalk oder Gaskohlo; aber merkwiirdiger Weise lassen sich diese beiden Substanzen in Beriihrung rriit einandcr nur sehr kurze

*) In ihrem Trait6 de Chimie geben P e l o u z e und F r e m y 15,7 als das spec. Gewicht des Iridiums; die Angabe bezieht sich ohne Zweifcl auf das schwammformige Metall, welches man vor uns nicht vollstiindig schmelzen konnte. Die drei Metalle : Osmium, Iridium und Platin, haben dasselbe Aequivalentgewicht und nahezu dasselbe spec. Gewicht ; dasselbe gilt fur Palladium, Rhodium und Ruthenium, deren Aequivalentgewicht und spec. Gewicht nahezu halb so grob als die der ersteren Metalle sind.

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Zeit auf so hohe Temperaturen erhitzen) da sie sich unter diesen Umstiinden durch die Bildung von Kohlenoxyd und die Reduction von Calcium, dessen Gegenwart sich in der Flamme bemerkbar macht, zerstoren. Wo der Kalk mit der Kohle in Beruhrung war ) ist er desoxydirt ; er stobt dann in der Kalte den Geruch nach Wasserstoffgas aus , und brennt oft in Wasser, wenn man ihn in dieses eintaucht. Wir konnen hier nur kurz dieser Erscheinungen als einiger von denen erwahnen, welche wir eben mit den in unserer Abhandlung beschriebenen Apparaten untersuchen #I. Es genuge noch die weitere Bemerkung, d a b uns, unter solchen Temperaturverhaltnissen, auch die Reduction des Baryts durch Kohle gelingt. Wir wollen hier nur das Datum dieser Ver- suche feststellun und uns die MBgIichkeit wahren, sie wiih- rend der zu ihrer vollstandigen Entwickelung nothigen Zeit for tzusetzen.

Jetzt schon sind die von uns beschriebenen Verfahrungs- woisen in den Werkstatten von D e s m o u t i s und C h a p u i s in Paris und von M a t h e y in London in Anwendung gekom- men, und wir hegen grofse Hoffnung dafiir, daTs sie in so geschickten Handen rasch noch weitere Vervollkommnung finden werden.

Das Rohmaterial fur eine solche Arbeit findet sich nicht leicht in chemischen Laboratorien. Die Herren D e s m ou t i s und C h a p u i s , M a t h e y und S a v a r d in Paris haben uns oft Materialien von betrachtlichem Werthe uberlassen , und wir danken ihnen hier dafiir. Dankbar erwahnen wir auch des Wohlwollens, mit welchem der Chef des russischen

Debidle u. D e b r a y , Dmstellung des Platins

*) Wir flihren noch a n , d a b Fluorcalcium und kieselsaurer Kalk (Peridot 1) sich mit auberster Leichtigkeit verflhchtigen und in den verhaltnibmlbig kalteren Theilen unseres Apparates in grofser Vollkommenheit krystallisiren.

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Bergingenieur - Corps, General S a m a r s k i , uns nicht nur eine grofse Quantitat Platinruckstande , sondern auch fast ein Kilogrm. Platinerz zusandte. J a c o b i und K o k s c h a r o w hatten fur uns bei dem russischen Gouvernement um diese schatzbaren Materialien nachgesucht , ohne welche unsere Arbeit mindestens bezuglich der Metallurgie des Platins vom Ural unvollstandig geblieben ware.

Ueber Brenzcatechin und Ericinon ;

von WiZheZm UZoth. (Mitgetheilt aus dem Laborntorium des Prof. 2 wen ger in Marburg.)

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Brenwatechh.

Das Catechin sowohl wie die Catechugerhsaure liefern bei der trockenen Destillation einen krystallisirbaren Korper, der im Aeufseren mit der Benzoesaure vie1 Aehnlichkeit be- sitzt und der im Jahr 1841 von Prof. Z w e n g e r zuerst rein dargestellt *) und analysirt wurde und von demselben den Namen .Brenzcatechin& erhalten hat. Die Zusammensetzung dieses Korpers wurde von ihm nach der Formel : C6HB0 + HO festgestellt.

Von W a g n e r % ) wurde im Jahr 1850 aus der Morin- gerbsaure ein Destillationsproduct erhalten , welches diesem Brenzcatechin in hohem Grade lhnlich zu sein schien. Dieser Korper, der zunachst den Namen ,Brenzmoringerbsaureg er- Kelt, zeigte scheinbar einen anderen Schmelzpunkt und die

*) Diese Annalen XXXVII, 320. **) Journ. I. pmct. Chem. LI, 95.