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Neue Therapieformen beim Polycystischen Ovar-Syndrom (PCO-S) M.H. Birkh/iuser, P.R. Huber, S. Lfidin, E. Neuenschwander Unlversit/its-Frauenklinik,Kantonsspital Basel Die Induktion der Follikelreifung mit HMG ergibt bei der Clomiphen-resistenten hyperandrogen/imischen Anovulation eine deutlich niedrigere Erfolgsrate als sie bei der hypogonadotropen Ovarialinsuffizienz erreicht werden kann [1 -3]. In den letzten Jahren wurde deshalb nach neuen Behandlungsprinzipien gesucht. Dazu geh6ren sowohl die chronisch-pulsatile intraven6se Stimulation mit LH-RH als auch die intramuskul/ire Gabe von reinem FSH. Beide Prinzipien wurden von uns bei 38 Patientinnen von 24-34 Jahren (X=28,8J.) mit klassischem PCO- Syndrom untersucht. Beipulsatiler intraven6ser Gabe von LH-RH (13 Pat., 20 Zyklen; 20 lag LH-RH pro Puls alle 90 min) betr/igt bei einer Ovulationsrate von 69% die Schwanger- schaftsrate pro Pat. 30,8% und die Erfolgsrate 15,4% (pro Zyklus 20% resp. 10%). Diese Resultate sind mit denjenigen der Literatur vergleichbar [4-6]. Ob- schon die Mehrlingsrate und die Hyperstimulationsrate (5% [WHO Grad I]) bei dieser Methode niedrig gehalten werden, kann sie wegen der bescheidenen Er- folgsrate nicht befriedigen. Mit der intramuskuldren Gabe yon FSH (30 Pat., 68 Zyklen) k6nnen deutlich bessere Resultate erreicht werden: Beim PCO-Syndrom betr/igt die Schwanger- schaftsrate pro Pat. 52,7%, die Erfolgsrate 44,4% (pro Zyklus 29,4 resp. 20,6%). Eine Hyperstimulation der Grade I und II wurde in 19,1% resp. 8,8 % beobachtet, die Mehrlingsrate lag bei 35,7% (3 x Zwillinge, 2 x Drillinge). Obschon diese Zahlen bei PCO-S als gut einzustufen sind und die Erfolgsrate h6her liegt als mit HMG erreicht werden kann [7-9], kommen sie nicht an die Resultate bei hypogo- nadotroper Ovarialinsuffizienz heran. Durch die genaue Beobachtung des Folli- kelwachstums stiel3en wir auf die Bedeutung des vorzeitigen LH-Anstieges. Ats vorzeitigen LH-Anstieg bezeichnen wir eine endogene LH-Ausschfittung, die bei einem unreifen Follikel mit einem mittleren Durchmesser von- 14 mm eintritt. Seine Inzidenz betr/igt 50% unter pulsatiler Gabe yon LH-RH resp. 43,7% unter Stimulation mit reinem FSH und ist somit vonder Therapieform unabh/ingig. Wenn wir nun berficksichtigen, dab Zyklen mit vorzeitigem LH-Anstieg eine signifikant niedrigere Schwangerschaftsrate aufweisen als solche ohne, so kann eine Verbesserung der Erfolgsrate nut fiber die Blockade dieser verfriihten positi- ven Rfickkoppelung durch eine ,,pharmakologische Hypophysektomie" mit ei- nem LH-RH-Superagonisten gehen. Zur Down-Regulierung wurde von uns zu- n/ichst Buserelin in einer Dosierung von 1200 lag/Tag intranasal fiber 21 Tage verabreicht, und danach unter Fortffihrung der suppressiven Buserelin-Gabe mit der Stimulation dutch FSH begonnen. Alle bisher durchgeffihrten 10 Behand- lungszyklen konnten bis zur Ovulation geffihrt werden. Die Schwangerschafts- rate liegt mit 60% pro Behandlungszyklus resp. 75% pro Patientin deutlich fiber den Daten, die bei einer alleinigen Gabe von FSH beobachtet werden k6nnen. Hyperstimulations- und Mehrlingsschwangerschaftsrate scheinen allerdings auch mit diesem Therapieschema nicht zu senken zu sein. Obschon die vorliegenden Zahlen noch klein sind, daft festgehalten werden, dab die Erfolgsrate beim PCO-S dann deutlich ansteigt, wenn durch eine vorg/in- gig begonnene und unter FSH oder HMG konsequent weitergefiihrte Down- Regulation der Hypophyse mit einem LH-RH-Superagonisten ein vorzeitiger LH-Anstieg verhindert wird. Archives of Gynecologyand Obstetrics Vol. 245, No. 1-4,1989 Verhandlungen der Deutschen Gesellscbaft rtir Gyn~ikologie und Geburtshilfe, 47.Versammlung,Mtincben 6.-10. September 1988 Springer-Verlag Berlin Heidelberg 987

Neue Therapieformen beim Polycystischen Ovar-Syndrom (PCO-S)

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Neue Therapieformen beim Polycystischen Ovar-Syndrom (PCO-S)

M.H. Birkh/iuser, P.R. Huber, S. Lfidin, E. Neuenschwander

Unlversit/its-Frauenklinik, Kantonsspital Basel

Die Induktion der Follikelreifung mit HMG ergibt bei der Clomiphen-resistenten hyperandrogen/imischen Anovulation eine deutlich niedrigere Erfolgsrate als sie bei der hypogonadotropen Ovarialinsuffizienz erreicht werden kann [1 -3]. In den letzten Jahren wurde deshalb nach neuen Behandlungsprinzipien gesucht. Dazu geh6ren sowohl die chronisch-pulsatile intraven6se Stimulation mit LH-RH als auch die intramuskul/ire Gabe von reinem FSH. Beide Prinzipien wurden von uns bei 38 Patientinnen von 24-34 Jahren (X=28,8J.) mit klassischem PCO- Syndrom untersucht.

Beipulsatiler intraven6ser Gabe von L H - R H (13 Pat., 20 Zyklen; 20 lag LH-RH pro Puls alle 90 min) betr/igt bei einer Ovulationsrate von 69% die Schwanger- schaftsrate pro Pat. 30,8% und die Erfolgsrate 15,4% (pro Zyklus 20% resp. 10%). Diese Resultate sind mit denjenigen der Literatur vergleichbar [4-6]. Ob- schon die Mehrlingsrate und die Hyperstimulationsrate (5% [WHO Grad I]) bei dieser Methode niedrig gehalten werden, kann sie wegen der bescheidenen Er- folgsrate nicht befriedigen.

Mit der intramuskuldren Gabe yon F S H (30 Pat., 68 Zyklen) k6nnen deutlich bessere Resultate erreicht werden: Beim PCO-Syndrom betr/igt die Schwanger- schaftsrate pro Pat. 52,7%, die Erfolgsrate 44,4% (pro Zyklus 29,4 resp. 20,6%). Eine Hyperstimulation der Grade I und II wurde in 19,1% resp. 8,8 % beobachtet, die Mehrlingsrate lag bei 35,7% (3 x Zwillinge, 2 x Drillinge). Obschon diese Zahlen bei PCO-S als gut einzustufen sind und die Erfolgsrate h6her liegt als mit HMG erreicht werden kann [7-9], kommen sie nicht an die Resultate bei hypogo- nadotroper Ovarialinsuffizienz heran. Durch die genaue Beobachtung des Folli- kelwachstums stiel3en wir auf die Bedeutung des vorzeitigen LH-Anstieges. Ats vorzeitigen LH-Anstieg bezeichnen wir eine endogene LH-Ausschfittung, die bei einem unreifen Follikel mit einem mittleren Durchmesser v o n - 14 mm eintritt. Seine Inzidenz betr/igt 50% unter pulsatiler Gabe yon LH-RH resp. 43,7% unter Stimulation mit reinem FSH und ist somit vonder Therapieform unabh/ingig.

Wenn wir nun berficksichtigen, dab Zyklen mit vorzeitigem LH-Anstieg eine signifikant niedrigere Schwangerschaftsrate aufweisen als solche ohne, so kann eine Verbesserung der Erfolgsrate nut fiber die Blockade dieser verfriihten positi- ven Rfickkoppelung durch eine ,,pharmakologische Hypophysektomie" mit ei- nem LH-RH-Superagonisten gehen. Zur Down-Regulierung wurde von uns zu- n/ichst Buserelin in einer Dosierung von 1200 lag/Tag intranasal fiber 21 Tage verabreicht, und danach unter Fortffihrung der suppressiven Buserelin-Gabe mit der Stimulation dutch FSH begonnen. Alle bisher durchgeffihrten 10 Behand- lungszyklen konnten bis zur Ovulation geffihrt werden. Die Schwangerschafts- rate liegt mit 60% pro Behandlungszyklus resp. 75% pro Patientin deutlich fiber den Daten, die bei einer alleinigen Gabe von FSH beobachtet werden k6nnen. Hyperstimulations- und Mehrlingsschwangerschaftsrate scheinen allerdings auch mit diesem Therapieschema nicht zu senken zu sein.

Obschon die vorliegenden Zahlen noch klein sind, daft festgehalten werden, dab die Erfolgsrate beim PCO-S dann deutlich ansteigt, wenn durch eine vorg/in- gig begonnene und unter FSH oder HMG konsequent weitergefiihrte Down- Regulation der Hypophyse mit einem LH-RH-Superagonisten ein vorzeitiger LH-Anstieg verhindert wird.

Archives of Gynecology and Obstetrics Vol. 245, No. 1-4,1989 Verhandlungen der Deutschen Gesellscbaft rtir Gyn~ikologie und Geburtshilfe, 47.Versammlung, Mtincben 6.-10. September 1988 �9 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Literatur

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3. Oelsner G, Serr DM, Mashiack S, Blankstein J, Snyder M, Lunenfeld B (1978) The study of induction of ovulation with menotropins: analysis of results of 1897 treatment cycles. Fertil Steril 30:538-544

4. Adams J, Polson DW, Abdulwahid N, Morris DV, Franks S, Mason HD, Tucker M, Price J, Jacobs HS (1985) Multifollicular ovaries: clinical and endocrine features and response to pulsatile g0nadotropin releasing hormone. Lancet 2:1375-1379

5. Coeling Bennink HJT (1983) Induction of ovulation by pulsatile intravenous administration of LHRH in polycystic ovarian disease. The Endocrine Society (Program and Abstracts), 65th Annual Meeting (Juni 8-10, 1983), p 81

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9. Hoffmann DI, Lobo RA, Campeau JD, Tsai HM, Homberg EA, Ono T, Frederick J J, Platt LD, diZerega GS (1985) Ovulation Induction in Clomiphene-Resistant Anovulatory Women: Differential Follicular Response to Purified Urinary Follicle-stimulating Hormone (FSH) versus Purified Urinary FSH and Luteinizing Hormone. J Clin Endocrinol Metab 60: 922-927

Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem GnRH-Agonisten D-TRP 6 LHRH (Decapeptyl-CR) bei der Behandlung des PCO-Syndroms

G. Freude, B. Artner, S. Leodolter

Ludwig Boltzmann-Institut zur Erforschung und Behandlung der weiblichen Sterilit/it an der gyn.-geb. Abteilung des Krankenhaus Lainz

Bei Patientinnen mit PCO-Syndrom und Kinderwunsch, die mit Clomiphen, Prednisolon bzw. HMG oder reinem FSH behandelt wurden, konnten nur ge- tinge Schwangerschaftsraten erzielt werden. Vielfach wurden vorzeitige Luteini- sierungen und Oberstirnulationssyndrome beobachtet. Diese Erfahrungen ver- anlal3ten uns, den GnRH-Agonisten D-TRP 6 LHRH (Decapeptyl | - ein synthetisches Analog des GnRH) bei der Behandlung des PCO-Syndroms zu versuchen. Das Depot-Pr/iparat (Decapeptyl-CR) mit einer Wirkungsdauer von 4- 5 Wochen unterdriickt die physiologische GnRH-Freisetzung 11 - 16 Tage nach i.m. Applikation.

Material und Methodik

Die Diagnostik des PCO-Syndroms erfolgte durch den a) Hormonstatus (LH:FSH > 2, DHEAS erh6ht, evtl. Testosteron erh6ht), b) Vaginal-Sonographie (Ovarbeurteilung), c) Laparoskopie (Ovarbeurteilung, Abklfirung des Tubenfak- tors). 14 Pat. mit PCO-Syndrom, die vorher erfolglos mit HMG behandelt wor- den waren, wurden unserem Behandlungsschema unterzogen. Behandlungs-

988 Archives of Gynecology and Obstetrics Vol. 245, No. 1-4,1989 Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft ftir Gyn~ikologie und Geburtshilfe, 47.Versammlung, Mfincben 6.-10. September 1988 �9 Springer-Verlag Berlin Heidelberg