2
Vorausbezahlung. Iibtl.ck in Zürich Schwilk, Im g»»»» PoftraNll!. Zürich front« Frl. 3 Htz. 2. 5ir. 43. Neue Zürcher- Zeitung. Ncstell.iüssen lx^rcien ,>;!ir lebl. >;.!,'^,',!NlN' ^lül...-»'....^'^'^..!^ 2.« ^«luzeile Krz. 2, V. SltbenundzwanHlgsttl Jahrgang. Donnerstag den tt. Februar 4847. Druck und Verlag von Orell, Füßli und Komp. Schweiz. Zürich. Unsere wenigen Bemerkungen zu dem vom schwy- zerischen Volksblatt? veröffentlichten Schreiben der Regierung von Schwyz über lie letzten fiemren Noten haden das schwyzerische Volksblatt zu einer Entgegnung veranlaßt, rie wir ebenfalls nicht unbeantwortet laffen wollen. Das schwyzerische Volksbl«. t meint, wir haben bei Veurtheilung des schwyzerischen Schreibens den Hauptpunkt gar nicht berührt, nämlich den, ob die Annahme beg Auslandes, eS. könnte der jetzige Vorort bundeswidrig handeln, gegründet oder grundlos sei. In der That ist dieser Punkt uon uns nicht berührt worden und zwar wei! wir ihn eben in dieser Frage für ganz unwesentlich hielten und noch halten. Hier handelte es sich um eine Mahnung des Auslandes und die erste Frage, bie sich einem Schweizer in einem derar.iqen Falle aufdringen sollte, wäre wohl die: Was geht dieß das Aus- land an? Nicht die erste Frage, vielmehr das eiste Gefühl sollte dieß sein, tas eines Schweizers sich bemächtigt, der Sinn für Ehre und Selbstständigkeit seines Vaterlandes hat. Au« dieser Klemme suchte .sich das schwyzerische Regierungsorgan durch Sophistereien zu ziehen. Hört ! mir ein Freund schreibt das schwyz Volksblatt tie ihm zugekommene freundschaft' liche Mahnung eineS Dritten mittheilt und mich so zu Mit- theilung meiner Ansichten veranlaßt und ich weiß, daß die Annah- men, die jener Warnung zu Grunbe liegen, gegründet sind; so muß es als Mißachtung der Pflichten der Freundschaft uno zu- dem als Verkehrtheit erscheinen, wenn lch ihn, statt wohlmeincno aufzuhellen über betretene Irrwege, darüber beruhige, ihn lobe und mich mit ihm in Erörterungen einlasse über das Recht, das der drille Freund zu jener Warnung gehabt. Solche Erörterun- gen wären dem Letztern gegenüber am Platze.« Wie fein und gewandt! Nicht umsonst hat Schwyz die Jesuiten berufen! Es wäre wohl aüßerst schwer gewesen, eine eidgenössische Grmahnung zur Beachtung der Bundesvorschriften insofern solche« für nothwendig erachtet worden ware mit einer Wahrung der nationalen Selbstständigkeit zu vereinigen ! Warum nicht va« Miß- trauen gegen Bern wenn ein solches obwaltete aussprechen, zugleich aber sich entschieoen dahin «klaren, daß man Berns Antwort darin billige, daß der Vorort nur der Ei. genossenschaft Rechenschaft schuldig sei und daß man sich jede fremd« Emmi« schling verbitte? Nach dem schwyz. Volksblatt war freilich tie auslandische Anmaßung nur tie .freundschaftliche Mat), nung eines Dritten» unv Va hatte cs fich allerdings sehr unfl.undfchaftlich ausgenommen, wenn man Verwahrung dage- gen hätte einlegen wollen. ES ist klar, Schwyz wollte den einschüchternden Eindruck nicht schwächen, den seiner Meinung nach die freu»«« Noten auf den Vorort gemacht haben mochten; ,s befliß fich vielmehr, freundschaftlichen Mahnung eines Dritten« Nachdruck zu geben. Wenn dann übrigens das Organ einer schweizerischen Min- derheit, welche ber Mehrheit des Schweizervolkes gegenüber sehr hochfahrend aufzutreten und vorzugeben pflegt, da ß sie ihre Geg- ner mcht zahle, die Schweiz vor dem Auslande recht klein unl>; ohnmächtig darzustellen bemüht ist, so leuchtet cs klar ein, welche Stellung diese Minderheit in der obschwebenden Frage eingenom- men hat. Gewiß gehören wir nicht zu den Verblendeten, bie fich mit dem Wahne tragen, da« Ausland müsse sich gleichsam vor der Schweiz ducken und die Zeiten seien vorüber, da die Gewalt über dag Recht siegen konnte; dagegen hegen wir die vollendete Ueberzeugung, daß die Schweiz durch kräftige Wahrung ihrer Selbstständigkeit in ihren innern Angelegenheiten nur gewinnen kann und daß ras Ausland mit seinen Noten weit weniger frei- gebig wäre, wenn es nicht wüßte, daß es in der Schweiz ein» Partei giebt, die sich darüber freut. Durch seine Beantwortung der fremden Noten hat sich der Vo.ort Vern den Dank aller Schweizer erworben, welche ihr Heil nicht von Außen her erwarten. Vern. Der Regierungsrath hat den Kredit zut Anschaffung von Lebensmitteln von 300.0U0 Frl. auf 500.000 Frk. erhöht, gestützt auf den §. 41 der Staatsverfassung, und sofortige Anzeige, davon an den Gr. Rath beschlossen. Die Lebensmittelkommission ist mit den fernern Ankäufen von Lebensmitteln beauftragt. Wallis. Vor Kurzem legte »die Zeitung für die kathol.» sche Schweiz' einer Dame in Luzern, die sich ein Klei» glätten ließ, die Worte in den Mund: einige Tage un» dieses Kleid wird in Iesuitenblut gefärbt sein.« Hie Simp.onz.itung wollte nun nicht hinter der kathol. Zeitung zurückbleiben und schrieb: Eine von den .Damen des Fortschrittes' in Wallis habe ans» gerufen : wie bedaure ich, daß der allmächtige Gott statt der zwei Augen mir nicht zwei beständig gelaoene Kanonen gegeben um dies ganze Pfaffenvolk niederzuschießen! Glarus. Schwefeläther. Es mag vielen Ihren Lesern, namentlich Aerzten, einiges Interesse gewähren, wenn ihnen einige zuverlässige Fakta über die Wirksamkeit deS Schwefelüthers, der gegenwärtig in der neuen und alien Welt so gewaltigen Ru- mor macht, sowie über die Art und Weise, wi« ber «ether ain besten in bie Respirationswege gefördert wird, mitgetheilt werden, da meine« Wissens bis jetzt keine Schw.izerärzle in öffemllchm Blattern darüber berichtet haben. Den 5. Februar begab ich mich zu bem 22 Jahr alten ?. 8t. in Schwanben, um bei demselben, gemeinsam mit Hrn. v^. Timer von Reitstall, unv unter Assistenz der HH. Dr. Hefti von Schwanden uno Dr. Luchsinger von Glarus, die Abfetzung des seit i'/z Iahten cariosen rechten Fußes (»input»»!« t»r«i>; vorzunehmen. Gs kam uns diese Operation um so erwünschter, als wir bei dem sehr empfindlichen, und in Folge ber andauern» den Eiterung sehr geschwächten Subjekte, die Wirksamkeit der Ae.hereinnpfe erproben wollten. Mlt'Thomasglauben begannen Neue Zürcher Zeitung vom 11.02.1847

Neue Zürcher-Zeitung.während 2 Minuten den Aether einströmen. Noch muß zu bes-sirm Verständniß bemerkt werden, daß innert den bezeichneten 7 Minuten die Vlast vier Mal auf einen

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Neue Zürcher-Zeitung.während 2 Minuten den Aether einströmen. Noch muß zu bes-sirm Verständniß bemerkt werden, daß innert den bezeichneten 7 Minuten die Vlast vier Mal auf einen

Vorausbezahlung.Iibtl.ck in Zürich Schwilk,Im g»»»» PoftraNll!. Zürich

front« Frl. 3 Htz. 2.5ir. 43.

Neue Zürcher-Zeitung.

Ncstell.iüssenlx^rcien ,>;!ir lebl. >;.!,'^,',!NlN'

^lül...-»'....^'^'^..!^2.« ^«luzeile Krz. 2, V.

SltbenundzwanHlgsttl Jahrgang.Donnerstag den tt. Februar 4847.

Druck und Verlag von Orell, Füßli und Komp.

Schweiz.Zürich. Unsere wenigen Bemerkungen zu dem vom schwy-

zerischen Volksblatt? veröffentlichten Schreiben der Regierung vonSchwyz über lie letzten fiemren Noten haden das schwyzerische

Volksblatt zu einer Entgegnung veranlaßt, rie wir ebenfalls nichtunbeantwortet laffen wollen. Das schwyzerische Volksbl«. t meint,

wir haben bei Veurtheilung des schwyzerischen Schreibens den

Hauptpunkt gar nicht berührt, nämlich den, ob die Annahme beg

Auslandes, eS. könnte der jetzige Vorort bundeswidrig handeln,

gegründet oder grundlos sei. In der That ist dieser Punktuon uns nicht berührt worden und zwar wei! wir ihn eben in

dieser Frage für ganz unwesentlich hielten und noch halten. Hierhandelte es sich um eine Mahnung des Auslandes und

die erste Frage, bie sich einem Schweizer in einem derar.iqen

Falle aufdringen sollte, wäre wohl die: Was geht dieß das Aus-land an? Nicht die erste Frage, vielmehr das eiste Gefühlsollte dieß sein, tas eines Schweizers sich bemächtigt, der Sinnfür Ehre und Selbstständigkeit seines Vaterlandes hat. Au«

dieser Klemme suchte .sich das schwyzerische Regierungsorgan durchSophistereien zu ziehen. Hört ! mir ein Freund schreibt

das schwyz Volksblatt tie ihm zugekommene freundschaft'liche Mahnung eineS Dritten mittheilt und mich so zu Mit-theilung meiner Ansichten veranlaßt und ich weiß, daß die Annah-men, die jener Warnung zu Grunbe liegen, gegründet sind; so

muß es als Mißachtung der Pflichten der Freundschaft uno zu-dem als Verkehrtheit erscheinen, wenn lch ihn, statt wohlmeincno

aufzuhellen über betretene Irrwege, darüber beruhige, ihn lobe

und mich mit ihm in Erörterungen einlasse über das Recht, das

der drille Freund zu jener Warnung gehabt. Solche Erörterun-gen wären dem Letztern gegenüber am Platze.« Wie fein undgewandt! Nicht umsonst hat Schwyz die Jesuiten berufen! Eswäre wohl aüßerst schwer gewesen, eine eidgenössische Grmahnung

zur Beachtung der Bundesvorschriften insofern solche« fürnothwendig erachtet worden ware mit einer Wahrung der

nationalen Selbstständigkeit zu vereinigen ! Warum nicht va« Miß-trauen gegen Bern wenn ein solches obwaltete aussprechen,

zugleich aber sich entschieoen dahin «klaren, daß man BernsAntwort darin billige, daß der Vorort nur der Ei. genossenschaft

Rechenschaft schuldig sei und daß man sich jede fremd« Emmi«schling verbitte? Nach dem schwyz. Volksblatt war freilich tie

auslandische Anmaßung nur tie .freundschaftliche Mat),nung eines Dritten» unv Va hatte cs fich allerdings sehr

unfl.undfchaftlich ausgenommen, wenn man Verwahrung dage-

gen hätte einlegen wollen. ES ist klar, Schwyz wollte den

einschüchternden Eindruck nicht schwächen, den seiner Meinung nach

die freu»«« Noten auf den Vorort gemacht haben mochten; ,s

befliß fich vielmehr, freundschaftlichen Mahnung eines Dritten«

Nachdruck zu geben.

Wenn dann übrigens das Organ einer schweizerischen Min-derheit, welche ber Mehrheit des Schweizervolkes gegenüber sehrhochfahrend aufzutreten und vorzugeben pflegt, d aß sie ihre Geg-ner mcht zahle, die Schweiz vor dem Auslande recht klein unl>;

ohnmächtig darzustellen bemüht ist, so leuchtet cs klar ein, welcheStellung diese Minderheit in der obschwebenden Frage eingenom-

men hat. Gewiß gehören wir nicht zu den Verblendeten, bie fichmit dem Wahne tragen, da« Ausland müsse sich gleichsam vorder Schweiz ducken und die Zeiten seien vorüber, da die Gewaltüber dag Recht siegen konnte; dagegen hegen wir die vollendeteUeberzeugung, daß die Schweiz durch kräftige Wahrung ihrerSelbstständigkeit in ihren innern Angelegenheiten nur gewinnen

kann und daß ras Ausland mit seinen Noten weit weniger frei-gebig wäre, wenn es nicht wüßte, daß es in der Schweiz ein»

Partei giebt, die sich darüber freut. Durch seine Beantwortungder fremden Noten hat sich der Vo.ort Vern den Dank aller

Schweizer erworben, welche ihr Heil nicht von Außen her erwarten.Vern. Der Regierungsrath hat den Kredit zut Anschaffung

von Lebensmitteln von 300.0U0 Frl. auf 500.000 Frk. erhöht,gestützt auf den §. 41 der Staatsverfassung, und sofortige Anzeige,

davon an den Gr. Rath beschlossen. Die Lebensmittelkommissionist mit den fernern Ankäufen von Lebensmitteln beauftragt.

Wallis. Vor Kurzem legte »die Zeitung für die kathol.»sche Schweiz' einer Dame in Luzern, die sich ein Klei» glätten ließ,die Worte in den Mund: einige Tage un» dieses Kleidwird in Iesuitenblut gefärbt sein.« Hie Simp.onz.itung wolltenun nicht hinter der kathol. Zeitung zurückbleiben und schrieb:Eine von den .Damen des Fortschrittes' in Wallis habe ans»gerufen : wie bedaure ich, daß der allmächtige Gott statt derzwei Augen mir nicht zwei beständig gelaoene Kanonen gegeben

um dies ganze Pfaffenvolk niederzuschießen!

Glarus. Schwefeläther. Es mag vielen Ihren Lesern,

namentlich Aerzten, einiges Interesse gewähren, wenn ihneneinige zuverlässige Fakta über die Wirksamkeit deS Schwefelüthers,der gegenwärtig in der neuen und alien Welt so gewaltigen Ru-mor macht, sowie über die Art und Weise, wi« ber «ether ainbesten in bie Respirationswege gefördert wird, mitgetheilt werden,da meine« Wissens bis jetzt keine Schw.izerärzle in öffemllchmBlattern darüber berichtet haben.

Den 5. Februar begab ich mich zu bem 22 Jahr alten ?. 8t.in Schwanben, um bei demselben, gemeinsam mit Hrn. v^.Timer von Reitstall, unv unter Assistenz der HH. Dr. Heftivon Schwanden uno Dr. Luchsinger von Glarus, die Abfetzungdes seit i'/z Iahten cariosen rechten Fußes (»input»»!« t»r«i>;vorzunehmen. Gs kam uns diese Operation um so erwünschter,als wir bei dem sehr empfindlichen, und in Folge ber andauern»den Eiterung sehr geschwächten Subjekte, die Wirksamkeit derAe.hereinnpfe erproben wollten. Mlt'Thomasglauben begannen

Neue Zürcher Zeitung vom 11.02.1847

Page 2: Neue Zürcher-Zeitung.während 2 Minuten den Aether einströmen. Noch muß zu bes-sirm Verständniß bemerkt werden, daß innert den bezeichneten 7 Minuten die Vlast vier Mal auf einen

168

wir die Aethermanipulationen , nach der von den Aerzten imHospital St. Louis in Pari« (siehe A. A. Ztg. Nr. 32 und N.

Z. Ztg. Nr. 35)vorgez.ichneten Methode. Eine Viettelftunde hielt

Patient die Röhre de« Rezipienten^ in dem fich ein mlt Aethergeschwängerter Schwamm befand, im rechten Nasenloch, während

da« linke zugehalten wurde; aber auch nicht die geringste Ver-änderung war beim Kranken wahrzunehmen. Da« nämliche Re-

sultat erzielten wir, al« wir den Aether durch den Mund ein-

strömen ließen. Wir legten verlegen Rezipient und Kompagnie

auf die Seite, ließen uns eine Schweinsblase geben, schnitten den

obern Dliltheil derselben ab. bestrichen nun den innern Rand d?r

Blas« etwa Vl" breit mit Heftpflaster, träufelten zirka 1 Unze

Nether auf einen kleinen Schwamm, uno legten diesen in die

vorher etwas erwärmte Vlast. Schnell wurde nun dieser neu-

mobische Rezipient im Gesicht befestigt, so zwar, daß Mund und

Nase damit verdeckt waren, und von auswärts keine athmosphä»

rische Luft in die Lungen dringen konnte, Patient also »nien«

voleu« die mit bem Aecherdunst erfüllte Luft in der Mase in-spililte. Schon nach drei Minuten zeigte sich zu unserer Ver-wunderung einige Wirkung: Patient blickte starr um sich, Augen

und Wangen rötheten sich. Nach 5 Minuten sank er auf's Kissen

zurück und schloß die Augen. Der Pul« zeigte jetzt 110 Schlüge

und war klein geworden; die Respiration war nur ««hörbar,

wenn man da« Ohr auf den Brustkorb legte. Wir ließen noch

während 2 Minuten den Aether einströmen. Noch muß zu bes-

sirm Verständniß bemerkt werden, daß innert den bezeichneten

7 Minuten die Vlast vier Mal auf einen Augenblick entfernt

wurde, um den Patient athmosphärifche Luft einathmen zu lassen.

Patient riß auch, so lange er noch Bewußtsein halte, unwillkür-

lich an der Blase, um nach besserer Luft zu schnappen.

In tiefem bezeichneten Zustand wurie Patient vom Ruhebett

auf den in der Nahe befindlichen Tisch getragen. Hier zurecht

gelegt, öffnete er die Augen, lächelte auf elne wundersam liebliche

Weise, wie wir e« noch nie gesehen (Seligkeit und Wonne war

auf dem Geficht ausgedrückt) und sagte mit deutlicher Stimme:

»ES ist recht, daß Ihr wieder gekommen seid." Gleich schloß er

wieder die Augen und ungesäumt wurde da« Messer angesetzt

In zwei Minuten war die Operation beendigt. Während dersel-

ben gab Pa.ient kein Lebenszeichen von sich, yur einmal rief er

laut: »das ist ungerecht!' Nach der Operation dauerte oie Nar»

kofis noch drei Minuten. Blutung trat wahrend dieser Zeit keine

«ln, obschon ba« Tourniquet absichtlich gelöst wurde. Beim Er-

wachen blickte Patient erstaunt an den Ort der Zerstörung, war

aber nicht recht im klaren, indem er fortwährend lächelte und

endlich erklärte, er habe einen guten Traum gehabt. Es wurde

ihm jetzt etwa« Wein gereicht , er aber denselben verschmähend

sagte: »Gebt mir lieber au« der Vlast!' Merkwürdig erschien

uns. daß auch jetzt noch keine Blutung eintrat. Vergeben« wurre

«ln« Viertelstunde mit dem Verbande gezögert; es bedurfte auch

jetzt noch keiner Ligaturen. Während der Applikation des Ver»

bands schrie Patient mehrere mal stark auf und klagte über Schmerz

lim Vein. Die Blast wurde nochmals in reglementarischen Standgestellt unb iht» wieder auf's Gesicht applizirt. Es erfolgt« so-

gleich Ruhe. Nun auf stin Lager gebracht unb zur wirtlichenOtfinnung zurückgekehrt, «llütte Patient in Gegenwart seiner

Verwandten unb Freunde: »Ich habe von derOpera»Kion nicht da« Geringste verspürt.' Respiration und<;l)ul« hatten wied« ihre ftühere normal« Beschaffenheit angenommen.

Absichtlich bin ich «wa« weitläufig geworben : Gehandelt fich

«tn eine Entdeckung, bie wie der Dampf in der Mechanik, elne

neue Aera ln der Medizin begründen wirb. Denn nicht nur,daß dadurch künftighin der ängstliche. Kranke viel bälder dem

Messer sich überliefern wird, werden gewiß eine Menge Krank-heiten, namentlich wo das eine fo wichtige Rolle in der Patho«logie spielende Nervensystem zu reguliren ist, den Heilbeftrebungenweniger Schwierigkeiten entgegensetzen. Noch muß ich bemerken,

daß der Operateur gewiß viel leichter und ruhiger operirt, wenner nicht von dm Wehklagen des vom Schmerz gepeinigten Kran-ken belästigt wird. Wenigstens ich habe noch nie eine Operation

so ruhig vollzogen wie diese; ein wohlthuendes Gefühl, daS ich

nicht mit Worten bezeichnen kann, beseelt« mich.Möchten recht bald zum Woh! der leidenden Menschheit recht

viele Aerzte die bezeichnete Methode prüfen und gutheißen. Daßdas Einathmen be« Aether« durch ein Nasenloch oder durch den

Mund nicht immer sicher zum Ziele führt, (s. N. A. Ztg) scheint nurdaher zu rühren, daß Patient, der nebenbei fortwährend athmosphä«

rische Luft einathmen kann, zu wenig von den widrigen Äther-dämpfen inspirirt. Werden aber alle äußern Luftlöcher gezwungen,

sich mit Ätherluft zu fournir««, so fällt dieser Uebelstand weg.

Dr. I.I. Jenny.

Ausland.England. In diesen Tagen ist der Besitzer unb Gründer

wohl der größten Buchdruckerei von Europa, Hr. Clowes, ge«

storben. Er fing ganz klein an und brachte endlich fein Geschäft

zu einer folchen Ausdehnung, daß wöchentlich fast eine MillionBogen Papier gedruckt wurden, in derselben Zeit war es ihmmöglich einen mehr al« tausend Folioseilen langen Parlaments-bericht folgen zu lassen und in 16 bis 17 Tagen war stets der

nautische Almanach fertig, obgleich er 5 bis 6i«) Abbildungen

enthält und absolut korrekt fein muß.

Frankreich. Die Berathung über die spanische Vermählung

und die Kratauerangelegenheit wurde in der Kammersitzung vom6. d. beendigt und alle dießfälligen Paragraphen fino angenom»

men. Verryer war der Hauptredner des Tages, der die spa-

nische Vermählung als elne stückkehr zur alten französischen Po-litik belobte, dagegen bie Minister als sehr kurzsichtige Staats-männer darstellte, wenn sie sich nicht auf alle Wechselfälle gefaßt

gemacht hätten, w e l c he diese Politik zur Folge haben könnte.

Deutschland. Preußen. Das neuste Geschenk des preußi-

schen Selbstherrschers hat die bescheidensten , aUerunterthänigftenErwartungen nicht übertroffen. Dieser Vereinigte Landtag,der bei Gesetzen nur auf Befehl des Königs rathen, der dasBudget nur anschauen, nicht aber abändern darf, der neueSteure« allein in Friedenszeiten zu bewilligen h a t, der keine

Thronrede anzuhören, noch zu beantworten haben wird, kurzder im Grunde nichts ist, als. eine allerunterthänigste berathendeVersammlung, sieht den Kammern England« und Frank-reichs so gleich, wie etwa ein Affe dem Menschen. Unb diese«

Zerrbild einer Konstitution wird nun einem Volte geboten, das

sich für da« intelligenteste unb gebildeteste auf dem ganzen Erden-rund hält! Doch laffen wir die Sache selbft reden! Wir entheben

deutschen Blättern die Grundzüge de« neuen Verfassungswerke«:

»So oft die Bedürfnisse re« Staates entweder neue Anleihenoder dle Einführung neuer, oder eine Erhöhung der bestehendenSteuern erfordern, werben die Provinzialstände der Monarchie zueinem Vereinigten Landtage einberufen werden, zu Mil»wllkung und Zustimmung. Der Vereinigte ständischeAusschuß wird fortan periodisch versammelt. Dem Vereinigten

Neue Zürcher Zeitung vom 11.02.1847