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58 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 15 . JAHRGANG. Nr. 2 ]31ut wird unter m6glichst aseptischen Kautelen aufgefangen, die Sera werden steril hergestellt nnd aufbewahrt. Zur bes- seren Erhaltung derselben empfiehlt sich ein Zusatz yon Bor- s~ture in Pulverform. HYPOPHYSENMANGEL UND CHONDRODYSTROPHIE. Bemerkungen zu dem Aufsatz yon O. Quirll in Jg. 1935, S. I726 dieser Wochenschrift. Von Prof. Dr. A. DIETRICH. Aus dem Pathologischen Instifut der Universiffit Tiibingen. Da ich mich mit dem Wesen der chondrodystrophischen Wachs- tumsst6rung bereits vim befal3t habe (vgI. Entwicldungsst6rungen der Knochen. Handb. d. path. Anat., HENKE-LUBARSCI-I, 9/I), m6chte ich zu dem Befund yon QUIRLL kurz Stellung nehmen. ]Der Befund des Fehlens der Hypophyse ist sehr eigenartig. Er h~ngt sicherlich mit der Wachstumsst6rung der SchXdelbasis zusammen, die ft~r Chondrodystrophie so charakteristisch ist. In anderen FMlen erseheint die Hypophyse stark eingeengt; ein voll- st~ndiger Mangel ist mir nicht bekannt geworden. Es liegt also in diesem Befund eine Folge der Chondrodystrophie vor. Ur- s~chlich kann eine Hypophysenver~nderung far die I~norpel- verkn6cherungsst6rung nicht in Frage kommen. Die sehon vielfach ge~ul3erte Annahme, dab inkretorische Einwirkungen der Chondro- dystrophie zugrunde liegen k6nnten, ist bis jetzt noch durch keinen sieheren Befund wahrseheinlich gemacht worden; ich babe meine eigenen Vermutungen fiber solehe Zusammenh~nge mit Epithel- k6rperehenbefunden zurfickgezogen. ]Die Chondrodystrophie ist zudem schon so fr~ih im Fetalleben angelegt, dab ein EinfluB inkre- torischer Organe noch nicht ausgebildet ist (R6ssLE). Die Befunde yon QUIRLL sind daher ffir die Entstehnng der Chondrodystrophie nicht verwertbar, wohI aber interessant ffir den Ausgleich des Hypophysenmangels. Leider scheint nach einer Rachendaehhypo- physe nicht gesucht zu sein, auch der Boden des 3. Hirnventrikels ist wohl nich~ mikroskopisch durchforscht. ]3emerkenswert ist die VergrOflerung der Nebennieren. Sie steht im Gegensatz zu der Hypoplasie der Nebennieren bet Anencephalie, wobei die mangelnde Ausbildung der Hypophyse Ifir die Verkfimmerung der Nebennieren verantwortlich gemacht wird. GRUNDUMSATZSTEIGERUNG BEI KOHLENS24UREEIN- BLASUNG IN DEN KUNSTLICHEN PNEUMOTHORAX. Bemerkungen zu der gleichnamigen Arbeit yon A. yon Frisch und A. Schneiderbaur in Jg. ~935, S. x433 dieser Wochenschrift. Von Prof. Dr. A, LUBLIN, Bi6nigsberg. Ohne zun~ichst ant die m6glichen Folgen der Kohlens~inre- einblasung in den kfinstlichen Pneumothorax eingehen zu wolten, dart ich auf Grund yon Erfahrungen an 36oo Respirations- i~. JANUAR ~936 versuchen grunds~tzlich vor der Gleichsetzung yon Gaswechsel- mit Grundumsatzwerten warnen [vgl. auch Z. klin. Med. I14, 63 (~9so)]. Unter Grundumsatz versteht man den Ruhe-Nfiehtern-Kraft- wechsel, den man sowohl direkt dutch ein Calorimeter in Tages- versuchen als auch indirekt unter Zugrundelegung des Prinzips der Berthelotschen ]3ombe mit HiKe des Respirafionsapparates dutch Registrierung des Atem-Gaswechsels in kurzfristigen Versuchen ermitteln kann. Voraussetzung hierfiir ist allerdings, dab die Atmung der Versnchsperson natfirlich verlhuft nnd in keiner Weise behindert oder unnatiirlich ver~indert wird. Um diese Grund- forderung zu erffillen, bevorzugt man aueh zu wissenschaftlichen Versuchen Apparaturen, bet denen, wie z.B. beim Universal- respirationsapparat yon B~NEDICT oder beim Respirationsapparat yon KNtPPtNG, die Exspirationsluft der Versuchsperson im ge- sehlossenen System durch eine motoriseh betriebene Rotations- pumpe in Zirkulation versetzt und zur Absorption des Wasser- dampies dutch Schwefelsgure nnd zur Absorption der Kohlens~inre durch einen Natronkalktnrm oder durch Natronlauge getrieben wird. Hierdurch l~iBt sich eine Uberlastung der Lungen und Atemkr~ifte vermeiden. Beim Respirationsapparat nach KROGH hingegen, und besonders auch bet de m Irfiher vim benutzten Respirationsapparat von ZUNTZ-GEPPERT, fehlt der die Pumpe treibende Hilfsmotor, so dab der Atemkraft der Versuchsperson zugemutet werden muB, die ]Exspirationsluft dureh den Natronkalk zu pressen, die Spirometerglocke zu heben und (beim Zuntz-Geppert- schen Modell) die Gasuhr in Bewegung zu setzen. Entsteht nun im Atemsystem irgendwie eine Erh6hung des Widerstandes, so resultiert daraus meist Hyperventilalion, bet Ver- wendung yon Apparaturen zur gleichzeitigen Registrierung der Sanerstoff- und Kohlensiturewerte erkenntlieh aus dem Anstieg des respiratorischen Quotienten fiber den Weft I, Der 7~uhe- Ni~ehtern-Gaswechsel, d.h. der Grundumsatz, braucht deshalb ]edoeh n@ht veriindert zu sein; es entspricht gn dg esem Falle vielmehr ledig- lieh die Methoclik zur Registrierung des Gaswechsels nicht mehr der Grund~orderung, da die irmlttelten Sauerstoffs und Kohlens~iuretverte #tzt nieht mehr Au#chlufl 4ber die zur Oxydation im intermedidren StoJ/weehsel ben6tigten Sauersto]/- uml i~ber die bei der Verbrennung ira Organismus Jreigewordenen BJohlensiiuremengen geben. iJber diese allgemeinen Bemerkungen hinaus m6chte ich bet der Stellungnahme zu den yon v, FRISCH und SCI~NEIDE~BAI~ER mitgeteilten Befunden ebenso wie ANTHONY in dieser Wschr. 1935, Nr 48, zu bedenken geben, dab die Differenzen der Gaswechsel- werte vor und nach Kohlens~ureeinblasung in den kfmstlichen Pneumothorax auch dutch Vergr6Berung des Lungenvolumens infolge yon VerMeinerung des Pneumothorax nach ]Diffusion der in den Pneumothorax eingebrachten Kohlens~iure erkl~irt werden k6nnten. Die schon yon v. ~'RISCH und SCHNEIDERBAUR a]S Ursache ihrer ]~rgebnisse erwogene Hyperventilation lgBt sich bei Benutzung des yon ihnen verwendeten tiroghschen Respirationsapparates nieht, dagegen leicht mit t-Iilfe des Benedictschen Apparates er- kennen. Die Ver6fientlichung eigener Untersuchungen fiber ,,Gas- wechsehverte bet dosierter Behinderung der Atmung" erfolgt dem- n~ichst im Rahmen ether geschIossenen Arbeit. KURZE WlSSENSCHAFT NEUE ZOCHTUNGSMETHODEN FOR GONOKOKKEN UND MENINGOHOKKEN. Yon H. NEU~A~N. Beide Kokkenarten wurden bisher als sehr sauerstoff- bedfirftige Mikroorganismen angesehen. Aus diesem Grunde geschah ihre Zfichtung auch nur unter strengen aeroben ]Be- dingungen. W~ihrend ich selbst fiber den Prozentsatz der Versager der aeroben Meningokokkenzfichtung wegen Man- gels an Material nichts aussagen kann, ist das h~iufige Nicht- anwaehsen vieler Gonokokkenst~mme auI aerob gehaltenen N~hrb6den eine regelm~gige ]3eobachtflng, die jeder macht, der die Gonokokkenkultur zu diagnostischen Zwecken aus- ffihrt. Nicht kultivierbare Gonokokkenst~imme linden sich in allen Stadien der Gonorrh6e und unabh~ingig vom Ge- schleeht und Aiter der infizierten Person. So kann sich z. lB. aus dem Sekret ether ganz frischen m~innlichen Gonorrh6e LICHE MITTEILUNGEN. mit massenhaften Gonokokken auch auf dem qualitativ besten N~ihrboden (als solcher wird der yon uns ausschlieBlich verwandte Bieling-Caspersche Pferdeblutwasseragar ange- sehen) keine einzige Gonokokkenkolonie entwickeln, wenn der N~ihrboden als gew6hnliche aerobe Plattenmethode zur Anwendung kommt. Ffir diese Erscheinung, die natfirlich den diagnos• Wert der Kultur sehr herabsetz• wurden die verschiedensten Erkl~rungen gegeben, ohne dab durch die zahlreiehen Modifikationen des N~hrmediums oder dnrch besondere Pr~iparierung des zu verimpfenden gonokokken- halfigen Sekretes die Versager ausblieben. Vor mehreren Jahren haben amerikanische Autoren Verfahren angegeben, deren Prinzip entweder auf der Reduktion des Sauerstoff- druckes der Atmosph~ire oder auf der Anreieherung der Euft des Kulturraumes mit Kohlendioxyd basiert. Auf diesem Wege gelang es, sowohl aerob nicht zfichtbare Gonokokken als auch ebensolche Meningokokken zum fippigen XYachstum zu bringen. VJenn diese Methoden in der Praxis keine Anwen- dung gefunden haben, so lag das sicherlich an der IJmst~nd-

Neue Züchtungsmethoden für Gonokokken und Meningokokken

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58 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 15 . J A H R G A N G . N r . 2

]31ut wird un te r m6gl ichs t asep t i schen Kau te l en aufgefangen, d ie Sera werden steri l herges te l l t n n d aufbewahr t . Zur bes- seren E r h a l t u n g derse lben empf ieh l t sich ein Zusatz yon Bor- s~ture in Pulver form.

HYPOPHYSENMANGEL UND CHONDRODYSTROPHIE. Bemerkungen zu dem Aufsatz yon O. Quirll in Jg. 1935, S. I726 dieser

Wochenschrift.

Von Prof. Dr. A. DIETRICH.

Aus dem Pathologischen Instifut der Universiffit Tiibingen.

Da ich mich mit dem Wesen der chondrodystrophischen Wachs- tumsst6rung bereits vim befal3t habe (vgI. Entwicldungsst6rungen der Knochen. Handb. d. path. Anat., HENKE-LUBARSCI-I, 9/I), m6chte ich zu dem Befund yon QUIRLL kurz Stellung nehmen.

]Der Befund des Fehlens der Hypophyse ist sehr eigenartig. Er h~ngt sicherlich mit der Wachstumsst6rung der SchXdelbasis zusammen, die ft~r Chondrodystrophie so charakteristisch ist. In anderen FMlen erseheint die Hypophyse stark eingeengt; ein voll- st~ndiger Mangel ist mir nicht bekannt geworden. Es liegt also in diesem Befund eine Folge der Chondrodystrophie vor. Ur- s~chlich kann eine Hypophysenver~nderung far die I~norpel- verkn6cherungsst6rung nicht in Frage kommen. Die sehon vielfach ge~ul3erte Annahme, dab inkretorische Einwirkungen der Chondro- dystrophie zugrunde liegen k6nnten, ist bis jetzt noch durch keinen sieheren Befund wahrseheinlich gemacht worden; ich babe meine eigenen Vermutungen fiber solehe Zusammenh~nge mit Epithel- k6rperehenbefunden zurfickgezogen. ]Die Chondrodystrophie ist zudem schon so fr~ih im Fetalleben angelegt, dab ein EinfluB inkre- torischer Organe noch nicht ausgebildet ist (R6ssLE). Die Befunde yon QUIRLL sind daher ffir die Ents tehnng der Chondrodystrophie nicht verwertbar, wohI aber interessant ffir den Ausgleich des Hypophysenmangels. Leider scheint nach einer Rachendaehhypo- physe nicht gesucht zu sein, auch der Boden des 3. Hirnventrikels ist wohl nich~ mikroskopisch durchforscht. ]3emerkenswert ist die VergrOflerung der Nebennieren. Sie steht im Gegensatz zu der Hypoplasie der Nebennieren bet Anencephalie, wobei die mangelnde Ausbildung der Hypophyse Ifir die Verkfimmerung der Nebennieren verantwortlich gemacht wird.

GRUNDUMSATZSTEIGERUNG BEI KOHLENS24UREEIN- BLASUNG IN DEN KUNSTLICHEN PNEUMOTHORAX.

Bemerkungen zu der gleichnamigen Arbeit yon A. yon Frisch und A. Schneiderbaur in Jg. ~935, S. x433 dieser Wochenschrift.

Von Prof. Dr. A, LUBLIN, Bi6nigsberg.

Ohne zun~ichst ant die m6glichen Folgen der Kohlens~inre- einblasung in den kfinstlichen Pneumothorax eingehen zu wolten, dart ich auf Grund yon Erfahrungen an 36oo Respirations-

i~. JANUAR ~936

versuchen grunds~tzlich vor der Gleichsetzung yon Gaswechsel- mit Grundumsatzwerten warnen [vgl. auch Z. klin. Med. I14, 63 (~9so)].

Unter Grundumsatz versteht man den Ruhe-Nfiehtern-Kraft- wechsel, den man sowohl direkt dutch ein Calorimeter in Tages- versuchen als auch indirekt unter Zugrundelegung des Prinzips der Berthelotschen ]3ombe mit HiKe des Respirafionsapparates dutch Registrierung des Atem-Gaswechsels in kurzfristigen Versuchen ermitteln kann. Voraussetzung hierfiir ist allerdings, dab die Atmung der Versnchsperson natfirlich verlhuft nnd in keiner Weise behindert oder unnatiirlich ver~indert wird. Um diese Grund- forderung zu erffillen, bevorzugt man aueh zu wissenschaftlichen Versuchen Apparaturen, bet denen, wie z .B. beim Universal- respirationsapparat yon B~NEDICT oder beim Respirationsapparat yon KNtPPtNG, die Exspirationsluft der Versuchsperson im ge- sehlossenen System durch eine motoriseh betriebene Rotations- pumpe in Zirkulation versetzt und zur Absorption des Wasser- dampies dutch Schwefelsgure nnd zur Absorption der Kohlens~inre durch einen Natronkalktnrm oder durch Natronlauge getrieben wird. Hierdurch l~iBt sich eine Uberlastung der Lungen und Atemkr~ifte vermeiden. Beim Respirationsapparat nach KROGH hingegen, und besonders auch bet de m Irfiher vim benutzten Respirationsapparat von ZUNTZ-GEPPERT, fehlt der die Pumpe treibende Hilfsmotor, so dab der Atemkraft der Versuchsperson zugemutet werden muB, die ]Exspirationsluft dureh den Natronkalk zu pressen, die Spirometerglocke zu heben und (beim Zuntz-Geppert- schen Modell) die Gasuhr in Bewegung zu setzen.

Ents teht nun im Atemsystem irgendwie eine Erh6hung des Widerstandes, so resultiert daraus meist Hyperventilalion, bet Ver- wendung yon Apparaturen zur gleichzeitigen Registrierung der Sanerstoff- und Kohlensiturewerte erkenntlieh aus dem Anstieg des respiratorischen Quotienten fiber den Weft I, Der 7~uhe- Ni~ehtern-Gaswechsel, d.h. der Grundumsatz, braucht deshalb ]edoeh n@ht veriindert zu sein; es entspricht gn dg esem Falle vielmehr ledig- lieh die Methoclik zur Registrierung des Gaswechsels nicht mehr der Grund~orderung, da die irmlttelten Sauerstoffs und Kohlens~iuretverte #tzt nieht mehr Au#chluf l 4ber die zur Oxydation im intermedidren StoJ/weehsel ben6tigten Sauersto]/- uml i~ber die bei der Verbrennung ira Organismus Jreigewordenen BJohlensiiuremengen geben.

iJber diese allgemeinen Bemerkungen hinaus m6chte ich bet der Stellungnahme zu den yon v, FRISCH und SCI~NEIDE~BAI~ER mitgeteilten Befunden ebenso wie ANTHONY in dieser Wschr. 1935, Nr 48, zu bedenken geben, dab die Differenzen der Gaswechsel- werte vor und nach Kohlens~ureeinblasung in den kfmstlichen Pneumothorax auch dutch Vergr6Berung des Lungenvolumens infolge yon VerMeinerung des Pneumothorax nach ]Diffusion der in den Pneumothorax eingebrachten Kohlens~iure erkl~irt werden k6nnten.

Die schon yon v. ~'RISCH und SCHNEIDERBAUR a]S Ursache ihrer ]~rgebnisse erwogene Hyperventilation lgBt sich bei Benutzung des yon ihnen verwendeten tiroghschen Respirationsapparates nieht, dagegen leicht mit t-Iilfe des Benedictschen Apparates er- kennen.

Die Ver6fientlichung eigener Untersuchungen fiber ,,Gas- wechsehverte bet dosierter Behinderung der Atmung" erfolgt dem- n~ichst im Rahmen ether geschIossenen Arbeit.

K U R Z E W l S S E N S C H A F T

NEUE ZOCHTUNGSMETHODEN FOR GONOKOKKEN UND MENINGOHOKKEN.

Yon

H. NEU~A~N.

Beide K o k k e n a r t e n w u r d e n bisher als sehr sauers tof f - bedfirf t ige Mikroorgan i smen angesehen. Aus d iesem Grunde geschah ihre Zf ichtung auch n u r un te r s t r engen ae roben ]Be- d ingungen. W~ihrend ich se lbs t fiber den P r o z e n t s a t z der Versager der ae roben Meningokokkenzf ich tung wegen Man- gels an Mater ia l n ich ts aussagen kann, ist das h~iufige Nich t - anwaehsen vieler Gonokokkens t~mme auI aerob geha l t enen N~hrb6den eine regelm~gige ]3eobachtflng, die j ede r mach t , der die Gonokokkenku l tu r zu d iagnos t i schen Zwecken aus- ff ihrt . N ich t ku l t iv ie rbare Gonokokkenst~imme l inden sich in allen Stad ien der Gonorrh6e und unabh~ingig v o m Ge- sch leeh t und Ai te r der inf iz ier ten Person. So kann sich z. lB. aus d e m Sekre t ether ganz f r i schen m~innlichen Gonorrh6e

L I C H E M I T T E I L U N G E N .

m i t m a s s e n h a f t e n Gonokokken auch auf d e m qua l i t a t i v bes t en N~ihrboden (als solcher wird der yon uns ausschlieBlich v e r w a n d t e Biel ing-Caspersche P f e r d e b l u t w a s s e r a g a r ange- sehen) keine einzige Gonokokkenkolonie entwickeln, w e n n der N~ihrboden als gew6hnliche aerobe Plattenmethode zur Anwendung kommt. Ffir diese Erscheinung, die natfirlich den diagnos• Wert der Kultur sehr herabsetz• wurden die verschiedensten Erkl~rungen gegeben, ohne dab durch die zahlreiehen Modifikationen des N~hrmediums oder dnrch besondere Pr~iparierung des zu verimpfenden gonokokken- halfigen Sekretes die Versager ausblieben. Vor mehreren Jahren haben amerikanische Autoren Verfahren angegeben, deren Prinzip entweder auf der Reduktion des Sauerstoff- druckes der Atmosph~ire oder auf der Anreieherung der Euft des Kulturraumes mit Kohlendioxyd basiert. Auf diesem Wege gelang es, sowohl aerob nicht zfichtbare Gonokokken als auch ebensolche Meningokokken zum fippigen XYachstum zu bringen. VJenn diese Methoden in der Praxis keine Anwen- dung gefunden haben, so lag das sicherlich an der IJmst~nd-

xI. J A N U A R I936 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

lichkeit und Schwierigkeit der Technik. Im tibrigen sind die amerikanischen Arbeiten leider fast v6tlig unbekann t geblie- ben.

Bet Ztichtungsversuchen, die ursprtinglich ein ganz aiideres Ziel hatten, land ich, dab viele aerob nicht kultivierbare Gollokokkenst~mme iippig gediehen, wenll die beilnpfte Petrischalenh~lfte mit ether Glasscheibe mittels Plastilill luftdicht verschlossen wurde. Die genaue Techiiik dieser Ms U-Platte bezeichneten luftdicht verschlossenen Platte ist in der Dermat. Wschr. IOI, 883 axlgegeben. Weitere Versuche erbrachten den neuartigen Befuiid, dab Agar als organische Substanz ohne jede Anwendung physikalischer oder chemi- scher Hilfsmittel den Druck der in der C-Platte eingeschlosse- nen Luft betrachtlich herabsetzt. Blur als Zusatz zum Agar begtinstigt die Luftdruckherabsetzuiig IIoch etwas. Das Wesentlichste an der Druckherabsetzung ist die Verlninde- rung des SauerstoffgehMtes der Luft des Platteiiraumes. Die C-Platte ist also eine auf einfachste Weise entstaiidene Par- tialspannungsplatte, die es erln6glicht, I9 % aller Gonokokkeii- stXlnme, die sonst aerob iiberhaupt nicht wachsen konnten, kulturell zu erfassen. Aul3erdem gibt es aber noch eine weitere Gruppe yon Gonokokken ( i i % aller St~mme), die sich weder auf der aeroben Platte (A-Platte) noeh auf der Partialspall- nungsplatte (C-Platte) ziichten lassen. Sie silld ztichtbar, wenn man die Luft der C-Platte mit Kohlendioxyd anreichert. Dies geschieht dadurch, dab man auf die Glasscheibe, mit der die Platte verschlossen werden soll, ein linsengroBes Sttick- chert Kohlens/turesehnee legt, sofort die beimpfte Petrischalen- halite dartiber sttilpt und schnelt mit Plastilin verschlieBt. Die CO2-haltige C-Platte habe ich D-Platte gellannt. Das Prinzip der D-Platte beruht darauf, dab der atmosph~rische Luft- (SauerstofI-) Druck desPlattenraumes llicht nur partiell reduziert (C-Plattenprinzip), sondern gleiehzeitig der CO~- GehMt im Pla t tenraum erh6ht wird. Da auf der D-Platte alle GonokokkenstXlnme wachsen, ist die Annahme berech- tigt, dal3 sie den natiirlichen Verh~ltnissen im Menschen am n~chsten kolnlnt. Mit diesen neuen Methoden habe ich in- zwischen weft tiber 400 Gonokokkeiist~mlne priln~r geztichtet. Alle St~mme, die auf der A-Platte, also aerob wachsen, ge- deihen ebeiisogut oder oftmals IIoch besser auf der C- und D-Plat te; St~mme, die auf der C-Platte wachsen, gedeihen aueh auf der D-Platte, aber nicht auf der A-Platte; die letzte Gruppe w~chst zun~chst nur auf der D-Platte. Es geht daraus also hervor, dab die Gonokokken keine strengen Aerobier sind und dab auf viele Gonokokkenst~mme der gew6hnliche Sauerstoffgehalt der atlnosph~rischen Luft direkt wachstums- helnmend wirkt. Nach ihrem Wachstulnsverm6gen auI den 3 Plat ten k6nnen die gesamten Gonokokken in 3 grol3e Grup- pen eingeteilt werden, und zwar in die A-St~mme mit rund 7o %, in die C-St~inme mit fund 19 % und in die D-St~inme mit rund i i % Anteil am Gesalntvorkomlnen. Dartiber hinaus

R I F T . I5. J A H R G A N G . Nr. 2 59

bin ich bisher keinem nicht ztichtbaren Gonokokkenstalnm be- gegnet. Die Einteilung in A-, C- ulld D-St~inme gilt llur ftir die priln~r aus dem Inenschlichell K6rper geziichteteii Goiio- kokken ulld ist deshalb gerade ftir die praktische kulturelle Gonorrh6ediagnose roll auBerordentlicher Wichtigkeit. Nach Inehreren Subkulturen werden sowohl die C- als auch die D- St~mme (bet dieseii siiid Initunter sehr viele Passagen aui der D-Platte mit allln~hlicher CO2-Verminderung notwendig) zu aerob wachsendell A-St~inlnen. Alle alten Laboratoriulns- stXlnme sind A-St~inlne.

Der Hauptzweck dieser kurzen Mitteitung ist, die Frage aufzuwerfen, ob nicht die gleichen Verh~tltnisse in Inehr oder weniger ausgepr~gtem Mal3e auch ftir die Meiiingokokken zu- treffeii. Wenii auch die Meningokokken bet weitem llicht so anspruchsvoll beziiglich N~hrbodenzusalnlnensetzung und Gasverh~ltiiisse wie die Gonokokken sind, so g i b t es doch zweifellos auch unter den Meningokokkeii St~inlne, die sich aerob schwer ztichten lassen, ja gelegentlich gar nieht wachsell. Der einzige Meniiigokokkenstamm, dela ich aus dem stark positiven Liquor eines Meningitiskranken zu ziichten Gelegen- heft hatte, zeigte folgendes kulturelles Verhalten:

Auf A-Platte nach 2o Stunden: o, nach 52 Stunden: o. Auf C-Platte nach 2o Stunden: 4 Kolonien; nach 52 Stunden:

7 Riesenkolonien yon Linsen- gr6Be.

Auf D-Platte nach 20 Stunden: + + + + (unzXhlige groBe Kolonien).

Schon in der erstell Subkultur wuchs der Stamm auf der A-Platte geiiau so gut wie ursprtinglich nur auf der D-Platte als Prim~rstamm, und gleiehzeitig wurde hillreichend gutes Wachstum auf einer D-Platte erzielt, die anstat t des Pferde- blutwasseragars gewfhnlichen Agar enthielt.

Da Ineines Wissens in den Untersuchungs~mtern die Me- ningokokkenkultur nur aerob angelegt wird, wfre es begrtiBens- wert, wenii die C- und D-Platte, deren Bedeutung ftir die kul- turelle Gonorrh6ediagnose unbestreitbar ist, auch an einem gr6Beren Material bet der Ztichtung der Meningokokken gepriift werden wfirde. Gleiches kglne ffir andere Bakterien in Frage, die eine Mittelstellung zwischen Aerobiern und Anaerobiern einnehmen und aul?erdem auch noch auf einen h6heren I(ohlen- dioxydgehalt der Luft angewiesen sind.

~ber die C- und D-Platte als neue Kulturmethoden, tiber Einzelheiten der Technik und Ierner tiber die Rtickschliisse, die sich auf Grund des Wachstums der Gonokokken fiir die Biologie der Gonokokken ergeben nnd zu der oben erw~hnten Einteilung in 3 groge Gruppen geftihrt haben, wird ausftihr- lich iln Arch. f. Dermat. (Arbeit zur Zeit ira Druck) berichtet werden. Dort finder sich auch ein den ganzen Fragenkomplex berficksichtigendes Literaturverzeichnis. (Aus der Universi- tats-Hautklinik Fmnk]urt a. M. [DireCtor: Pro]. Dr. M. Schu- bert].)

PRAKTISCHE ERGEBNISSE. DER SPONDYLOSE-,,RHEUMATiSMUS" AUS

ANGEBORENEN BEDINGUNGEN. Von

Dr. H. LANDWEHR, K61n.

Erkenntnisse, die zu ihrer Zeit schon BAILOU-BALLONIUS (1538--1616) ZU eiiieln Vorl~iufer der iokalen ~tiologie des Rheulnatislnus (= Rh.) und BOILLAUD 1830 zum Entdecker von Zusalnlneiih~ingen des Rh. Init der Pathologie des Ge- igd3systelns Inachten, haben neuestens zur Trel~nung eines inneren yon ~iui~erem Rh. gefiihrt: VEIL, Jena, stellt deln orthop~idischeii-chirurgischen Anteil dieser Allgelneinkrallk- heft (den Gelenkleiden) den inneren Rh. gegentiber; aber er verheimlicht sich nicht, dab ein ungeld~irtes Grenzgebiet besteht, dab der Internist gen6tigt ist, auch krankhafte Vorg/inge an der W@belsiiule (= WS.) und ihren Junkturen urs~ichlich zu beriieksiehtigen; VEIL verleugnet unzweideutig den selbst~tndigen Muskelrheulnatislnus.

Zuln , ,Rheulna tiberhaupt" i. S. des Praktikers (an ihn wendet sich diese Darlegung) z~hlen insbesondere die Neur- algien. So bekannt hierbei die ~itiologischen Faktoren sind (Stoffwechsel, Foki, Gyn~kologica), es bedarf dennoch ein- gehender Aufkl~rungen in deln Zwischengel~inde VEILS. Nach seiner Darsten~ng sind ,,Lumbago", ,,Ischias" und Verwandte als ~quivalente zahlreicher, schmerzhafter sog. illnerer Krankheiten aiizusehell. Solcheln Urteil st i lnlnt gerne zu, wer Sichtungen yore orthop~disch-chirurgischen Standpuiik4z aus dort vornilnmt, wo anscheinend , ,Rheuma" und ,,Ischias" etwas bedeuten.

Die diagnostische Aussonderung der an Spondvlosis de]ormans (= Sp. def.) Leidenden, ihre zweckm~il3ige Be- handlung und die gebfihrende Einsch~itzung ihrer Arbeits- f~higkeit gibt der vieldeutigen Volkskrankheit ein wesentlieh sch~irferes Geprage. Die deutschen Bade~irzte sind aus universallnediziiiischer ]3etrachtungsweise in eine intern- orthop~dische Zwitterstellung gelangt und damit zur Selbst-

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