3
Neuere Entwicklungen in der Theorie der Wirtschaftspolitik. - Walter Eucken Institut, Vorträge und Aufsätze, 1 by Karl Schiller Review by: Fritz Neumark FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 18, H. 3 (1957/58), pp. 534-535 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40909239 . Accessed: 13/06/2014 20:12 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.145 on Fri, 13 Jun 2014 20:12:04 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Neuere Entwicklungen in der Theorie der Wirtschaftspolitik. - Walter Eucken Institut, Vorträge und Aufsätze, 1by Karl Schiller

Embed Size (px)

Citation preview

Neuere Entwicklungen in der Theorie der Wirtschaftspolitik. - Walter Eucken Institut,Vorträge und Aufsätze, 1 by Karl SchillerReview by: Fritz NeumarkFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 18, H. 3 (1957/58), pp. 534-535Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40909239 .

Accessed: 13/06/2014 20:12

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access toFinanzArchiv / Public Finance Analysis.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 194.29.185.145 on Fri, 13 Jun 2014 20:12:04 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Besprechungen

Karl Schüler: Neuere Entwicklungen in der Theorie der Wirtschaftspolitik. - Walter Eucken Institut, Vorträge und Aufsätze, 1. - Tübingen 1958. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). 26 Seiten.

Schillers außerordentlich gedankenreiche, in glänzendem Stil geschriebene Ab- handlung enthält eine doppelte Mahnung: Einmal warnt sie gewisse Theoretiker - und zugleich auch viele Praktiker, zumindest die „Gebildeten unter den Ver- ächtern" der Wirtschaftstheorie - vor der Illusion, daß mit bloßer „Ordnungs- politik'* nun schon alles getan sei, daß also etwa ,,mit der vollständigen Durch- setzung der Wettbewerbsordnung das Lenkungssystem der Märkte und Preise glatt ablaufe" (S. 19); zum andern aber hebt sie den „radikalen Quantenpolitikern" gegenüber die Gefahren hervor, die sich aus einem übergroßen Vertrauen auf den „Preiskosmos" und der Versuchung ergeben, die Grenzen der Quantifizierbarkeit ökonomischer Phänomene und der Berechenbarkeit wirtschaftlicher Verhaltens- weisen zu vernachlässigen. In der Tat läßt die Wissenschaft von der Wirtschafts- politik - Schiller sagt: „Gott sei Dank", und für meine Person möchte ich mich diesem weltanschaulichen Bekenntnis anschließen - „noch Raum für das Unwäg- bare, den Entschluß, das Wagnis" (S. 23). Selbst die scharfsinnigsten Verfeinerungen der neueren Theorie führen oft nur scheinbar zu vollkommen eindeutigen Lösungen, und überdies ist über den bedeutsamen Fortschritten, die im Laufe der letzten Jahrzehnte in Richtung auf eine allgemeine Theorie der Wirtschaftspolitik gemacht worden sind, nicht zu vergessen, daß diese Theorie immer auch „Ausdruck einer bestimmten historisch-politischen Situation" und insofern „materiell nicht allge- mein, sondern historisch speziell" ist (ib.).

Die früher übliche „Ziel-Mittel-Trennung" wird von Schiller nur als bedingt möglich für die Theorie der Wirtschaftspolitik anerkannt. In Wirklichkeit gäbe es heute „fast immer gleichzeitig mehrere Ziele", und überdies stellten viele sogenannte „Ziele" in Wirklichkeit nur Instrumente zur Erreichung dahinterliegender Ziele" dar (S. 6). In scharfsinnigen Ausführungen zeigt der Verfasser, wie es vom „punk- tuellen Interventionismus" der klassisch-liberalen Periode zu einem „Trend zum gesamtwirtschaftlichen Denken und Handeln" gekommen ist und damit zu dem, was er „die Theorie der multiplen Wirtschaftspolitik mit mehreren quantitativen und qualitativen Zielen und Instrumenten" (S. 20) nennt. Immer stärker hat sich in der Tat die Tendenz herausgebildet, die Wirtschaftspolitik „als ein zusammen- hängendes rationales Ganzes" zu betrachten. Dabei wird von Schiller keineswegs übersehen, daß dieser Tendenz und dem immer stärkeren Hervortreten globaler Maß- nahmen das Wirken „partikularer Interessenkräfte" entgegensteht (S. 14), dem allerdings in der Schrift für meinen Geschmack etwas zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Da die Betrachtungsweise sowohl der Ordnungs- als auch der Quantenpolitiker einseitig ist, muß nach der zutreffenden Ansicht des Verfassers eine Theorie der Wirtschaftspolitik, die unserer („gemischten") Wirtschaftsordnung adäquat sein will, „doppelpolig" sein: Der Staat hat nicht nur auf die qualitativen Formen Ein- fluß zu nehmen, sondern auch unaufhörlich in den quantitativen Ablauf des ökono- mischen Prozesses einzugreifen (S. 20). Ansätze zu einer solchen Lehre sind bereits vorhanden - Bemühungen, sie auszugestalten, wird Schillers temperamentvoll-anre- gende Schrift von größtem Nutzen sein.

Für die Leser dieser Zeitschrift mag angeführt werden, daß ähnliche Über- legungen und Forderungen, wie sie sich bei Schiller in bezug auf die Theorie der

This content downloaded from 194.29.185.145 on Fri, 13 Jun 2014 20:12:04 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Besprechungen 535

Wirtschaftspolitik finden, seit einiger Zeit auch in finanzwissenschaftlichen Dis- kussionen anzutreffen sind: Für unsere Disziplin dürfte es in der Tat ebenfalls erwünscht und notwendig sein, „mehrpolig" zu denken, d. h. neben der rein quan- titativen Analyse nicht völlig die institutionellen Aspekte zu übersehen, die, nach- dem ihre Überbetonung - zumal in Deutschland - jahrzehntelang wirtschafts- theoretische Fragestellungen in den Hintergrund gedrängt, ja nahezu unmöglich gemacht hatte, im Zeitalter der „Functional Finance" und „Fiscal Policy" ihrerseits weit über Gebühr vernachlässigt worden sind.

Fritz Neumark

Kurt Littmann: Zunehmende Staatstätigkeit und wirtschaftliche Entwick- lung. Wirtschafts- und finanzwissenschaftliche Forschungen. Herausge- geben von H orstJ echt, Bd. 1. - Köln-Opladen(1957). Westdeutscher Ver- lag. 188 Seiten. Der Untertitel der vorliegenden Schrift lautet „Versuche über die Wirkungen

staatswirtschaftlicher Prozesse in der spätkapitalistischen Epoche". In ihm kommt dreierlei zum Ausdruck, das für Inhalt und Methode der Arbeit kennzeichnend ist : einmal die Tatsache, daß der Verfasser sich der Unbestimmtheit und großenteils Un. lösbarkeit vieler Probleme, mit denen er sich auseinandersetzt, voll bewußt ist (vgl- u. a. etwa S. 155, 168 und die Schlußworte: „Vor uns liegen keine gesicherten Aus- sagen, sondern nur drängende, ungelöste Probleme"); zum andern der essentiell theoretische Charakter der Untersuchungen ; drittens schließlich die - von mir voll geteilte - Überzeugung Littmanns, daß ungeachtet der großen Bedeutung und Fruchtbarkeit des wirtschaftstheoretischen Kreislaufdenkens für die Finanzwissen- schaft diese „ohne soziologische Durchblutung zu einer formalistischen Konstruk- tion herabsinken" würde (S. 168).

Das Buch steht auf dem Boden der „New Economies", mit der der Verfasser voll vertraut ist. Es geht jedoch von der Ansicht aus, daß „Keynes nicht den Ab- schluß, sondern gerade den Auftakt (sc. zu) einer theoretischen Neuorientierung (bil- det), die durch die spätkapitalistischen Strukturwandlungen heraufbeschworen wurden" (S. 11). Die Besonderheit der Littmannsohen Fragestellung liegt darin, daß sie grundsätzlich auf langfristige Entwicklungen und damit zusammenhängende Probleme beschränkt ist. Diese Entwicklungen und Probleme werden nicht sozu- sagen im luftleeren Raum untersucht, sondern im steten Blick auf die realen Ver- hältnisse der jüngeren Vergangenheit. Daß diese u. a. durch ein tendenzielles An- wachsen der Staatstätigkeit gekennzeichnet ist, wie es schon vor rund einem Jahr- hundert von Adolph Wagner in seinem berühmten „Gesetz" festgestellt (oder, wenn man will, vorausgesagt) wurde, hat inzwischen als ein Faktum auch von denen aner- kannt werden müssen, die diese Entwicklungstendenz als bedenklich oder verhäng- nisvoll ansehen. Der Verfasser hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Beziehungen, die zwischen steigender staatlicher Aktivität und gleichgewichtigem Wirtschafts- wachstum bestehen, sowie die Wirkungen herauszuarbeiten, die von ersterer auf die marktwirtschaftlichen Kräfte ausgehen, die die wirtschaftliche Entwicklung hervor- rufen (S. 37). Obwohl Littmann zutreffend hervorhebt, daß „das Hauptproblem der Arbeit (aus Gründen, die überzeugend dargelegt werden; F. N.) keiner Verifikation mittels statistischer Verfahren zugänglich" ist (S. 47), wird die „Kontrollfunktion der Statistik" voll anerkannt und der Forderung, daß die theoretischen Aussagen „grosso modo mit den empirischen Befunden im Einklang stehen" müssen (ib.), ganz überwiegend Genüge getan.

Auf einen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick im ersten und methodische Vorbe- merkungen im zweiten Kapitel folgt im dritten eine eingehende Betrachtung der Zusam- menhänge zwischen steigenden Steuern, öffentlichen Krediten und wirtschaftlicher Ent- wicklung. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob, wievielfach angenommen, ten- denziell wachsende Steuern „in solcher Art auf die Kräfte der Entwicklung zu wirken (vermögen), daß das wirtschaftliche Wachstum gehemmt wird, wenn nicht gar zum Erliegen kommt" (S. 52). Unvermeidlicherweise werden in diesem Zusammenhange 35*

This content downloaded from 194.29.185.145 on Fri, 13 Jun 2014 20:12:04 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions