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AM LOHSEPARK Rund 180 Kilometer  südwestlich von Hamburg wächst ein neues  Stück HafenCity heran. Auf dem weiten Ge- lände  von  Bruns  Pflanzen  in  Bad  Zwische- nahn sind Eichen, Buchen, Linden, Erlen, Robi- nien,  Kirsch-  und  Apfelbäume,  Tulpen-  und  Zimtkuchenbäume  sowie  andere  Arten  mit  einer  orangefarbenen  Manschette  markiert  –  insgesamt  rund  510  Exemplare.  Die  Auf- schrift  „Vogt  Landschaftsarchitekten“  und  „HafenCity Hamburg GmbH, Lohsepark“ gibt  einen  Hinweis  auf  ihre  neue  Heimat:  Die  Baumpracht ist für den Lohsepark bestimmt,  die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep- lant.  Dann  werden  die  schon  jetzt  bis  zu  zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten  Bäume  ausgegraben  und  –  wenn  nötig  mit  einem Schwertransport – nach Hamburg ge- bracht.  Im  Spätsommer  2012  hat  die  Realisierung  des neuen Lohseparks begonnen, der sich wie  ein grünes Band vom Ericusgraben im Norden  bis zum Baakenhafen im Süden ziehen wird.  Noch sieht man hier vor allem Sandwälle und  -rampen,  wo  es  2014  weite  Rasen-  und  Wiesenflächen  geben  wird,  durch  die  ge- schwungene Wege führen. Wo künftig Bänke  zum Verweilen einladen werden und wo ein  Gemeinschaftshaus  entsteht,  samt  Kinder-  spiel  flächen.  Das  Parkkonzept  stammt  von  dem  renommierten  Büro  Vogt  Landschafts-  architekten  aus  Zürich  /  Berlin.  Die  Bäume  werden  sich  so  gruppieren,  dass  sie  die  Sichtachse  von  Wasser  zu  Wasser  nicht  ver- stellen. An den Längsseiten des Parks werden  Terrassen  zur  Straße  aufschließen  und  mit  dem Stadtraum barrierefrei verzahnen. Dort  an den Rändern und an ausgewählten Orten  werden dichte Baumgruppen stehen. Buchen  etwa werden als Kletterwäldchen arrangiert,  schon jetzt sind sie in der Baumschule Bruns  Pflanzen  bis  zu  zwölf  Meter  hoch.  Rund  50  Obstbäume werden kleine Haine bilden. „Der  Lohsepark  wird  vier  Apfelsorten  bieten,  da- runter  neben  Boskoop  und  Gravensteiner  auch alte Sorten, die kaum noch vorkommen  und auf das Alte Land verweisen“, verrät Jo- hannes  Hügle  von  Vogt  Landschaftsarchi- tekten.   Noch  2012  beginnt  nach  den  Erd-  und  Ingenieurbauarbeiten  der  eigentliche  Land- schaftsbau.  Bis  Sommer  2013  entstehen  die  Flächen  im  Süden,  vor  allem  die  große  Freitreppe  zur  HafenCity  Universität,  und  im  Norden  –  zusammen  etwa  ein  Viertel  der Gesamtfläche. Eine Grünfläche mit altem  Baumbestand  gibt  es  schon,  die  erhalten  bleibt und in den Park integriert wird: der Vor- platz  des  ehemaligen  Hannoverschen  Bahn- hofs, der sich an dieser Stelle befand und Teil  eines Gedenkorts wird. Vom Hanno  verschen  Bahnhof wurden während des Zweiten Welt- kriegs mindestens 7692 Juden, Sinti und Roma  deportiert. Eine Schrifttafel unter Pappeln und  Linden erinnert bereits heute an dieses bedrü- ckende,  lange  unbeleuchtete  Kapitel  der  Stadt  ge  schichte. Der ehemalige Vorplatz und  heu  tige Lohse  platz ist damit gewissermaßen  die Keimzelle einer neuen Erinnerungskultur,  die in den künftigen Park Einzug hält: Auf der  Ostseite  entsteht  ein  Bodendenkmal,  das  städte  bau  lich  auf  die  Gleisanlagen  reagiert  und sich zur Bahntrasse öffnet. Eine diagonale  Fuge  wird  Reste  eines  Bahnsteigs  mit  dem  Lohseplatz verbinden – auf dem historischen  Boden  niveau, das damit physisch wie symbo- lisch  die  tiefste  Ebene  bildet.  Die  Sichtachse  zwischen  den  beiden  Stätten  wird  den  Weg  der  Deportationszüge  nachvoll  ziehbar  ma- chen. Sie reicht aber auch bis zu einem neuen  Dokumentationszentrum  auf  der  Westseite  des Parks, das den Gedenkort ergänzt. NEWS HAFENCITY HAMBURG DEZEMBER 2012 Fotos: Miguel Ferraz, Michael Korol Während der Wintermonate kann man sich auf viel Grün im neuen Stadtteil freuen: Zwei Parks sind im Bau. In die Gestaltung des Lohseparks und des Grasbrookparks fließen auch Ideen von Kindern und Jugendlichen ein Kletterwälder und Obsthaine für die HafenCity Fortsetzung auf Seite 2 3 Der Lohsepark von Süden gesehen mit der Freitreppe und Rampe zur U-Bahnstation HafenCity Universität Jan-Dieter Bruns, Sönke Bruns, Johannes Hügle und Andreas Schneider (v. l. n. r.) suchen die Bäume aus Probeklettern im Buchenhain: Künftig stehen diese Bäume im Lohsepark IN DIESER AUSGABE u. a.: Special: Eine neue U-Bahn für Hamburg und die HafenCity Olaf Scholz im Interview  Bildergalerie und Info-Pläne Grundstücksentwicklung: Nächste  Schritte im Baakenhafen     Seite 4 – 5 Wohnen: Neue soziale Vielfalt   Seite 7 WWW.HAFENCITY.COM 1

New HAFENCITY HAMBURG NEWS · 2013. 5. 28. · die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep-lant. Dann werden die schon jetzt bis zu zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten

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Page 1: New HAFENCITY HAMBURG NEWS · 2013. 5. 28. · die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep-lant. Dann werden die schon jetzt bis zu zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten

AM LOHSEPARK  Rund 180 Kilometer südwestlich von Hamburg wächst ein neues Stück HafenCity heran. Auf dem weiten Ge-lände  von  Bruns  Pflanzen  in  Bad  Zwische-nahn sind Eichen, Buchen, Linden, Erlen, Robi-nien, Kirsch- und Apfelbäume,  Tulpen- und Zimtkuchenbäume  sowie andere Arten mit einer orangefarbenen Manschette markiert –  insgesamt  rund  510  Exemplare.  Die  Auf-schrift  „Vogt  Landschaftsarchitekten“  und „HafenCity Hamburg GmbH, Lohsepark“ gibt einen  Hinweis  auf  ihre  neue  Heimat:  Die Baumpracht ist für den Lohsepark bestimmt, die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep-lant.  Dann  werden  die  schon  jetzt  bis  zu zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten Bäume ausgegraben und – wenn nötig mit einem Schwertransport – nach Hamburg ge-bracht. Im  Spätsommer  2012  hat  die  Realisierung des neuen Lohseparks begonnen, der sich wie ein grünes Band vom Ericusgraben im Norden bis zum Baakenhafen im Süden ziehen wird. Noch sieht man hier vor allem Sandwälle und 

-rampen,  wo  es  2014  weite  Rasen-  und  Wiesenflächen  geben  wird,  durch  die  ge-schwungene Wege führen. Wo künftig Bänke zum Verweilen einladen werden und wo ein Gemeinschaftshaus  entsteht,  samt  Kinder- spiel flächen.  Das  Parkkonzept  stammt  von  dem  renommierten Büro Vogt  Landschafts- architekten  aus  Zürich  /  Berlin.  Die  Bäume werden  sich  so  gruppieren,  dass  sie  die Sichtachse von Wasser  zu Wasser nicht  ver-stellen. An den Längsseiten des Parks werden Terrassen  zur  Straße  aufschließen  und  mit dem Stadtraum barrierefrei verzahnen. Dort an den Rändern und an ausgewählten Orten werden dichte Baumgruppen stehen. Buchen etwa werden als Kletterwäldchen arrangiert, schon jetzt sind sie in der Baumschule Bruns Pflanzen bis  zu  zwölf Meter  hoch.  Rund  50 Obstbäume werden kleine Haine bilden. „Der Lohsepark wird  vier Apfelsorten bieten,  da-runter  neben  Boskoop  und  Gravensteiner auch alte Sorten, die kaum noch vorkommen und auf das Alte Land verweisen“, verrät Jo-hannes  Hügle  von  Vogt  Landschaftsarchi-

tekten.  Noch  2012  beginnt  nach  den  Erd-  und  Ingenieurbauarbeiten  der  eigentliche  Land-schaftsbau.  Bis  Sommer  2013  entstehen  die Flächen  im  Süden,  vor  allem  die  große  Freitreppe  zur  HafenCity  Universität,  und  im  Norden  –  zusammen  etwa  ein  Viertel  der Gesamtfläche. Eine Grünfläche mit altem Baumbestand  gibt  es  schon,  die  erhalten bleibt und in den Park integriert wird: der Vor-platz des ehemaligen Hannoverschen Bahn-hofs, der sich an dieser Stelle befand und Teil eines Gedenkorts wird. Vom Hanno verschen Bahnhof wurden während des Zweiten Welt-kriegs mindestens 7692 Juden, Sinti und Roma deportiert. Eine Schrifttafel unter Pappeln und Linden erinnert bereits heute an dieses bedrü-ckende,  lange  unbeleuchtete  Kapitel  der 

Stadt ge schichte. Der ehemalige Vorplatz und heu tige Lohse platz ist damit gewissermaßen die Keimzelle einer neuen Erinnerungskultur, die in den künftigen Park Einzug hält: Auf der Ostseite  entsteht  ein  Bodendenkmal,  das städte bau lich  auf  die  Gleisanlagen  reagiert und sich zur Bahntrasse öffnet. Eine diagonale Fuge  wird  Reste  eines  Bahnsteigs mit  dem Lohseplatz verbinden – auf dem historischen Boden niveau, das damit physisch wie symbo-lisch die  tiefste Ebene bildet. Die Sichtachse zwischen den beiden Stätten wird den Weg der  Deportationszüge  nachvoll ziehbar  ma-chen. Sie reicht aber auch bis zu einem neuen Dokumentationszentrum  auf  der Westseite des Parks, das den Gedenkort ergänzt.

NEWSHAFENCITY HAMBURG

DEZEMBER 2012

Fotos: Miguel Ferraz, Michael Korol

Während der Wintermonate kann man sich auf viel Grün im neuen Stadtteil freuen: Zwei Parks sind im Bau. In die Gestaltung des Lohseparks und des Grasbrookparks fließen auch Ideen von Kindern und Jugendlichen ein

Kletterwälder und Obsthaine für die HafenCity

Fortsetzung auf Seite 2 3

Der Lohsepark von Süden gesehen mit der Freitreppe und Rampe zur U-Bahnstation HafenCity Universität

Jan-Dieter Bruns, Sönke Bruns, Johannes Hügle und Andreas Schneider (v. l. n. r.) suchen die Bäume aus

Probeklettern im Buchenhain: Künftig

stehen diese Bäume im Lohsepark

IN DIESER AUSGABE u. a.:

Special: Eine neue U-Bahn für Hamburg und die HafenCityOlaf Scholz im Interview Bildergalerie und Info-Pläne

Grundstücksentwicklung: Nächste Schritte im Baakenhafen     Seite 4 – 5

Wohnen: Neue soziale Vielfalt   Seite 7

  

WWW.HAFENCITY.COM� 1

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Hier wird die Ausstellung  „In  den  Tod  geschickt“,  die 2009  erstmals  das  Schicksal  der  Depor-tierten  aufarbeitete,  als Dauerausstellung gezeigt werden. Im Mai 2013 ist die Ausstel-lung anlässlich des Evangelischen Kirchen-tags direkt auf dem Lohseplatz zu sehen. „Der  Lohsepark  hat  den  Charakter  eines Volksparks“, sagt Andreas Schneider, der als Projektmanager bei der HafenCity Hamburg GmbH die Realisierung überwacht. „Er erfüllt ganz  verschiedene  Funktionen  und  spricht die  Menschen  auf  vielen  Ebenen  an.“  Die großen Rasenflächen werden  viel  Platz  für Sport, Spiel und Freizeit bieten. Aber durch die  Komposition  der  einzelnen  Abschnitte und  die  Bepflanzung  entstehen  auch  ganz andere  Räume.  „Durch  unsere  Gestaltung schaffen wir aktive Bereiche, aber auch kon-templative oder skurrile“, so Hügle.In die Gestaltung wurden auch die Schüler der  ersten  Grundschule  der  HafenCity,  St. Katharinen, eingebunden. Ein Workshop widmete  sich  im  September  ihren  Ideen  (siehe Kasten). „Die Vorschläge aus dem Be-teiligungsverfahren haben sehr viel mit der Modellierung und der Vegetation des Lohse-parks zu tun. Das hat uns sehr gefreut und uns  gezeigt,  dass  das  Landschaftskonzept des Büros Vogt stimmig ist“, so Schneider. Für den Grasbrookpark, der gleichzeitig in der westlichen HafenCity entsteht, gab es solche Workshops schon 2011. Der Park liegt 

in unmittelbarer Nachbarschaft der Katha-rinenschule  und  ihrer  Kita,  im  künftig  an-grenzenden  Gebäude  zieht  eine  weitere  Kita ein. „Viele Vorschläge hatten mit dem Einsatz von Wasser und mit Klettern zu tun, aber auch mit den Pflanzen selbst“, erzählt die hier verantwortliche Projektmanagerin bei der HafenCity Hamburg GmbH, Barbara Schwöppe. Die Landschaftsarchitekten des Büros EMTB aus Barcelona entwickelten auf der Grundlage ihr Konzept weiter. Ein Wei-den-Labyrinth  und  ein  großer  Kletter wald mit Baumhaus und Hänge brücken sind nun vorgesehen. Der  temporäre  „Schatzinsel“-Spielplatz  wird  hier  seinen  endgültigen (und erweiterten) Platz  finden. Doch auch im  Grasbrookpark  sind  unter schiedliche Nutzer willkommen. So werden  für die Er-wachsenen  Picknicktische,  Bänke  mit  Rü-ckenlehnen und ein Spielfeld mit Trainings-geräten integriert. Im  Sommer  2013  soll  der  7100  Quadrat-meter große Grasbrookpark fertig sein. Der fünfmal  so  große  Lohsepark  wird  länger brauchen: Da einige Flächen noch bis 2017 durch  ein  Speditionsgebäude  belegt  sind, wird  der mittlere  Teil mit  dem Gedenkort voraussichtlich  erst  2019  eröffnet.  Dann werden  die  öffentlichen  Freiräume  in  der HafenCity  auf  stattliche  27  Hektar  an-wachsen, und sie wird viel grüner werden, als sie heute erscheint.

Fotos: Bina Engel (1), Thomas Hampel / ELBE & FLUT (2)

3 Fortsetzung von Seite 1

Braucht Hamburg eine neue U-Bahn in die HafenCity? Die U4 ist seit Beginn der Pla-nungen lebhaft diskutiert worden. Am 28. November startet sie nun. Die City mit ihren zwölf U- und S-Bahnstationen erhält zwei, am Ende wohl schließlich drei Stationen da-zu. Diese haben eine enorme Erschließungswirkung, stellt die HafenCity doch eine Er-weiterung der Innenstadt um 40 Prozent dar. Schon jetzt profitieren rund 11.000 Be-schäftigte und Bewohner sowie Tausende HafenCity-Besucher davon, später werden es 45.000 Beschäftigte, 12.000 Bewohner und 50.000 bis 100.000 Besucher täglich sein. Die U4 ist zum heutigen Zeitpunkt zweifellos eine große Investition, aber es ist eine Jahrhundertinvestition in die Qualität der HafenCity: in ihre Mobilitätsstruktur, ihre Unternehmen und Arbeitsplätze, ihren Charakter als internationales Besucherziel und natürlich für die Menschen, die hier leben. Für die Bedürfnisse einzelner Gruppen und für einzelne Aufgaben hätte sich vielleicht eine preiswertere Lösung gefunden, aber nicht für die Gesamtaufgabe der HafenCity-Entwicklung. Man kann sich auch die Hamburger City heute nicht ohne U-Bahn vorstellen!  Für die rund 30 Meter breite U-Bahntrasse wurden Baueinrichtungsflächen von rund 20 Hektar in der HafenCity in Anspruch genommen – mehr als die doppelte Landfläche des Überseequartiers, wo sich die erste Station befindet. Nun entsteht am westlichen Ausgang und über der Trasse bis Sommer 2013 der Grasbrookpark. Im Zentrum der HafenCity nimmt der große grüne Lohsepark Gestalt an und für das Quartier Baaken-hafen im Osten werden die Voraussetzungen der Entwicklung geschaffen. Wer sich noch intensiver mit der Entwicklung der neuen Innenstadt an der Elbe be-schäftigen möchte, dem sei das jüngst im Junius-Verlag erschienene Buch „HafenCity Hamburg. Das erste Jahrzehnt“ empfohlen. 

Viel Vergnügen bei der Lektüre,

Ihr Jürgen Bruns-Berentelg,Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH 

EDITORIAL

Schülerinnen und Schüler der Katharinenschule haben auf einem Workshop ihre Visionen für den Lohsepark entwickelt

Parkbau mit Zahnstocher und Strohhalm

KULTUR

Ein Tag  im September. Auf der Rasen-fläche  am  Lohseplatz  wird  fleißig  ge-baut.  Neben  einem  Labyrinth  wächst  eine  Pyramide  in  den  Himmel.  Das Baumhaus  hat  gerade  Richtfest,  wäh-rend die Geisterhöhle kurz vor der Bau-abnahme  steht.  Auch  Fußballplatz  und Gokart-Bahn,  Klettergarten  und  Geis-terschloss sind schon so gut wie  fertig. Wenn  jetzt  nur  nicht  der  Vulkan  aus-bricht, der hier alles überragt. Doch zum Glück scheint die Lage ruhig. Willkommen im „Camp Lohsepark“, ei-ner Baustelle der besonderen Art: Keine Bagger bewegen die Erdmassen, es sind Schaufeln und Hände, die diese Miniatur-welten erschaffen: 20 Schüle rinnen und Schüler aus den dritten und vierten Klas-sen der Katharinenschule arbeiten an ih-rer Vision vom „Lohsepark als Ort für Kin-derspiel  und  Bewegung“,  wie  der  auf anderthalb Tage verteilte Workshop offi-ziell heißt. In dieser Zeit sind die Kinder – die aktuellen Mitglieder des Schülerbei-rats  für  die HafenCity  –  vom Unterricht freigestellt.  Ihr  neuer  Klassen raum  sind zwei Zelte, ihr Baugrund ein aufgeschüt-tetes Sandfeld. Vor zwei Tagen haben sie das  Gelände  des  künftigen  Lohseparks erkundet, heute nehmen ihre Ideen nach und nach Gestalt an. Die Kinder arbeiten in sechs Gruppen, jede hat einen eigenen Bereich.  Sand,  Ton und Gips,  Bindfäden 

und Zahnstocher, Kastanien, Strohhalme und Plastikbecher  dienen als  Baustoffe, Zweige  und  Blätter  kommen  ebenfalls zum Einsatz. Aus einem großen Tank ho-len die Kinder Wasser für ihre Baustellen, schließlich sollen Schlammbad und Mat-schecke so echt wie möglich aussehen. „Wir  arbeiten  am  realen Ort  des  spä-teren  Parks, weil  das  den  Kindern  eine viel  bessere  Annäherung  ermög licht“, sagt  Bernward  Benedikt  Jansen  vom Landschaftsarchitekturbüro  WFP,  das zusammen  mit  der  Katharinenschule, dem Büro Vogt  Landschaftsarchitekten und der HafenCity Hamburg GmbH das Projekt begleitet. Als 2008 der temporä-re Spielplatz am View Point in der west-lichen HafenCity gebaut wurde, flossen erstmals  Anregungen  von  Eltern  und Kindern  ein.  Das  Verfahren  wurde  bei der  Planung der  Parkanlagen weiterge-führt. „Das setzt viel Kreativität und Be-geisterung  frei“,  freut  sich  Jansen.  Tat-sächlich  kann  man  die  Euphorie  der Schüler  sehen:  Alle  machen  mit,  tau-schen  Ideen  aus,  graben,  modellieren. Die  Ergebnisse  werden  mit  Fotos  und einem Protokoll dokumentiert und flie-ßen in die weitere Planung des Parks ein. Aber allein der Prozess ist wichtig, um den Menschen  die  spätere  Aneignung  des Parks zu erleichtern. 

HAFENCITY  Europas  größtes  inner-städtisches Stadtentwicklungsprojekt lässt sich künftig spontan und mobil mit der Ha-fenCity-App erkunden. Ab Mitte Dezem ber stehen drei Touren  in deutscher oder eng-lischer Version  zum Download bereit.  „Ein perfekter  Tag  am  Wasser“  lädt  zum  ent-spannten  Bummeln  an  Hafenbecken  und Elbe. An der Geschichte des Ortes orientiert sich „Vom Hafen zur HafenCity“. Kulturelle Höhepunkten und Angebote findet man ge-zielt auf der Tour „Erlebnis Hafen City“. Die Nutzer  können  selbst  bestimmen, was  sie suchen und unter welchem Blickwinkel sie die  HafenCity  entdecken  wollen:  Mithilfe der Geodaten werden die besonderen Orte in  der  Nähe  beschrieben.  Darüber  hinaus bietet die Kategorie „Infos und Tipps“ aller-hand Wissens wertes  rund  um  den  neuen Stadtteil.  Natürlich  gibt  es  weiterhin  die klassischen,  geführten  Besuchertouren 

durch die Hafen City, z. B. regelmäßig sams-tags  um  15  Uhr  ab  dem  Hafen City Informations zentrum Kessel haus oder nach Anmeldung unter: www.hafencity.com/de/infocenter.html

Die HafenCity-App ist als Apple- und Android-Version kostenlos downloadbar.

Drei Touren, viele Informationen ab Mitte Dezember 2012

Neue HafenCity-App

Keines der Kinder stand tatenlos daneben: Der Workshop zum Lohsepark am 27. 9. 2012

2� DEZEMBER�2012��

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Richtfest für die HafenCity UniversitätDirekt an der Elbe hat ein neues Gebäude seine elegant geschwungene Form angenommen: Der neue Sitz von Hamburgs Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung. Die ingenieurtechnischen Herausforderungen sind zugleich die städtebaulichen Stärken des Projekts

ELBTORQUARTIER „Gerade für uns als kleine, inter-disziplinäre  Hochschule  ist  es  wichtig,  auch  räumlich  an einem Ort  zusammenzuarbeiten.  Vernetzung  funktioniert eben viel besser, wenn sich Menschen wirklich begegnen und gemeinsam lehren, lernen und forschen.“ Mit diesen Worten setzt  sich Dr. Walter Pelka den Bauhelm auf.  Eben hat der Präsident der HafenCity Universität (HCU) an den Plänen, die an den Wänden des Baubüros hängen, die Struktur des Neu-baus  seiner Hochschule  erklärt.  Hat  auf  den Höhenunter-schied der beiden Gebäudeflügel verwiesen, fünf Stockwerke im Norden, vier Stockwerke im Süden, und auf die transpa-rente mehrgeschossige Halle mit Glasdach, die sie verbindet. Hat die Standorte von Bibliothek, Mensa (mit Elbblick), Hör-sälen, Werkstätten und Seminarräumen gezeigt und verraten, dass  die  Professoren mit  ihren Mitarbeitern  in  einem Büro sitzen werden. Jetzt geht es los zur Baustellenbesichtigung.

Niemand  könnte  diesen  hoch  anspruchsvollen  Rohbau besser erklären als der gelernte Ingenieur Pelka, der vor sei-ner Berufung an die Spitze der HCU selbst Großprojekte ge-leitet hat. Denn obwohl am 20. September mit über 400 Gä-sten Richtfest gefeiert wurde, wirkt das Gebäude unfertiger als andere zum vergleichbaren Zeitpunkt. Der Grund dafür ist  die  überaus  komplizierte  Statik,  die  sowohl  der  Archi-tektenentwurf von Code Unique aus Dresden als auch die Lage direkt an der Elbe mit sich bringen. „Es ist ein beson-ders  schwieriger  Grund,  auf  dem wir  hier  bauen,  die  U4 führt hier entlang, und wir bauen bis nahe an die Kaimau-er“, führt Dr. Pelka aus. Die 612 Bohrpfähle, die das Gebäude im Untergrund stützen, konnten nicht an jeder beliebigen Stelle gesetzt werden. Als der Hochbau fortschritt, mussten über 20.000 Schalstützen über alle Geschosse eingezogen werden. „Es  ist ein sehr filigraner Entwurf mit Strukturen von hoher Spannweite, fast wie bei einer Brücke“, erklärt Dr. Pelka. Nur vorsichtig werden die tragenden Strukturen da-her nach und nach belastet, die Westspitze des Südflügels wurde sogar wie eine Schrägseilbrücke aufgehängt – weil er statisch gesehen ein Kragarm mit mehreren Geschossen ist. Zwei Wände, die einander rechtwinklig begegnen, werden die Architekturstudenten  in  ihrer  künftigen Ausbildungs-stätte  vergeblich  suchen.  In  Fertigbauweise  wurden  nur Treppenhäuser und Treppen errichtet. Alles andere wurde und  wird  vor  Ort  gebaut.  Dabei  kommt  ein  besonderes 

Patent aus der  Schweiz  zum Einsatz: Große Plastikkugeln werden  im Beton  versenkt  und  sorgen  für  eine  leichtere Konstruktion bei gleicher Stabilität.Die  ingenieurtechnischen  Herausforderungen  des  auf über  60  Mio.  Euro  kalkulierten  Baus  sind  jedoch  zugleich seine  städtebaulichen  Stärken.  Der  Standort  direkt  an  der Mündung des Magdeburger Hafens  in den Baakenhafen  ist einer  der  spektakulärsten  der HafenCity.  Zudem mag man  sich eine Universität  für Baukunst und Metropolenentwick-lung nicht in einem 08/15-Gebäude vorstellen. So vereinen sich in dem Neubau besondere Ansprü-che  an  architekto nische  Qualität und  Funktionali tät,  aber  auch  an Kommunikation und Offenheit. Das große Thema der zeitgenössischen Stadtentwick lung,  Nachhaltigkeit, spielt  ebenfalls  eine wichtige Rol-le: Die HCU ist mit dem HafenCity Umweltzeichen  für  nachhaltiges Bauen  in  Gold  vorzertifiziert,  bei -spielsweise dank des Einsatzes na-türlicher Kühlung und der Nutzung thermisch aktiver Speichermassen in den Geschossdecken. Zum  Wintersemester  2013/14 sollen die Fachbereiche, die bisher auf  sieben Standorte  in Hamburg verteilt sind, eingezogen sein. Die Asta-Vorsitzende der HCU, Sophie Kuhnt, freut sich darauf: „Die Dis-tanz zwischen den Studiengängen wird aufgelöst. Arbeitsräume, die von den Studierenden aller Fachbe-reiche gemeinsam genutzt werden können, werden zu einer verstärk-ten Auseinandersetzung mit allen Aspekten  der  Baukunst  und  Me-tropolenentwicklung  führen.“ Die 

Studierenden können sich ganz konkret selbst einbringen, wo es um die Planung zusätzlicher Ateliers  im nahe gelegenen Oberhafen geht. Dr. Pelka sieht aber auch einen Gewinn für die Lehre: „Wenn man bei der großen Konkurrenz internatio-nale Spitzen leute gewinnen möchte, muss man ihnen etwas bieten.“ Und das kann die HCU bald nicht nur mit ihrem ehrgei-zigen und differenzierten Studienprogramm, sondern auch durch ihren Standort. Der Neubau der HCU ist, wie die gesamte  HafenCity, zugleich das beste Lernobjekt für die angehenden Bau- und Urbanitätsexperten. 

Ein Prost auf den Neubau: Beim Richtfest wird traditionell angestoßen. Hier mit der Asta-Vorsitzenden der HCU, Sophie Kuhnt, dem Geschäftsführer

der HafenCity-Hamburg GmbH, Jürgen-Bruns-Berentelg, Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter, HCU-Präsident Dr. Walter Pelka und Hamburgs Senatorin für

Wissenschaft und Forschung, Dr. Dorothee Stapelfeldt (v. l. n. r.). Im Vordergrund: Christian Bayer und Jonhannes Schrenker von der Baufirma Riedel

KURZ GEFRAGT

WIE HOCH DARF MAN IN DER HCH BAUEN?Die HafenCity Hamburg (HCH) wird keine neue Siedlung, die der Innenstadt vorgelagert ist, sondern eine räumliche und konzeptionelle Erweiterung der City. Sie nimmt daher städtebaulich die Höhen, die Dichte und die Bautypolo-gien der Innenstadtquartiere der letzten 100 Jahre auf. Generell orientiert sie sich am Maßstab der europäischen Stadt mit Gebäuden von sechs bis acht Geschossen. Hamburgs Stadtsilhouette mit den historischen Kirchtür-men und der benachbarten Speicherstadt aus dem späten 19. Jahrhundert wird respektiert. Von Süden, etwa von den Elbbrücken aus gesehen, bleiben die charakteristischen Kirchturmspitzen erkennbar, obwohl die HafenCity hier an der Elbe eine neue Wasserkante bildet. Von der Außen alster be-trachtet, ragt einzig die Elbphilharmonie als neue kulturelle Landmarke mit 110 Metern Höhe über die Dächer der Innenstadt. 

Obwohl also mit der HafenCity ein weitgehend horizontaler Stadtkörper entsteht, gibt es mehrere höhere Einzelbauten. Sie setzen an Sonderstandor-ten Akzente, vor allem an den Höftspitzen und Ecken der Hafenbecken. Die Elbphilharmonie, das Spiegel-Gebäude (knapp über 60 m) auf der Ericusspit-ze und die geplante Hochhausgruppe bei den Elbbrücken (ca. 150 m) spannen ein „äußeres Dreieck“ zwischen Westen, Nordosten und Südosten. Sie bilden die großen repräsentativen Entrees zur HafenCity. Ein kleinräumigeres „inneres Dreieck“ entsteht rund um den Magdeburger Hafen und den Baakenhafen mit der HafenCity Universität und einem benachbarten Turm von rund 70 Metern Höhe, dem Entwurf für das Science Center und einem noch nicht näher definierten Gebäude direkt auf dem Baakenhöft. Ohne die Wirkung der Stadtsilhouette zu beeinträchtigen, setzen in die- sem Rahmen einige weitere Gebäude vertikale Akzente. Der Wohnturm Arabica im Überseequartier, die Coffee Plaza am Grasbrookpark und das Oval am Kaiserkai betonen wichtige Blickachsen zwischen HafenCity, Speicherstadt und City. Sie bieten Orientierung, indem sie die alten und neuen Stadträume optisch vernetzen und einen Rhythmus zu den Straßen-räumen schaffen. Eine Besonderheit sind schließlich die sieben rund  55 Meter hohen Türme, die dem Quartier Strandkai die bauliche Identität verleihen und über die Grundhöhe von sechs bis acht Geschossen hinaus-reichen. Der erste davon ist bereits zu sehen – der Marco-Polo-Tower. 

Parkbau mit Zahnstocher und Strohhalm

Gründung der HCU: 1. 1. 2006Anzahl Studierende: ca. 2.000Hauptnutzfläche des neuen Gebäudes: ca. 14.000 qm, 30.000 qm BGF (ober- und unterirdisch)ÖPNV-Anbindung: U4, Station HafenCity  Universität; Bus 111, Station Shanghaiallee; später auch per Fähre Studienmöglichkeiten: Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik,  Stadtplanung (Bachelor/Master), Kultur der Metro-po le (Bachelor), Urban Design und Resource Efficiency in Architecture and Planning (REAP) (Master)www.hcu-hamburg.de

INFO

Das Gebäude der HCU sitzt hart an der Kante zum Baakenhafen. Im Hintergrund das Unilever-Gebäude und der Marco-Polo-Tower

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REPORTAGE

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Fotos: Bina Engel (1), Fotofrizz (1), Thomas Hampel / ELBE & FLUT (2), Michael Korol (1)

BAAKENHAFEN  Vielfältige  Freizeit-nutzungen  in  grünen  Freiräumen,  Arbeits-plätze in kleineren und mittelgroßen Struk-turen,  aber  vor  allem  Wohnen  in  allen Formen: Die Merkmale,  aus denen  sich die Identität des Quartiers Baakenhafen zusam-mensetzen wird, sind bestimmt und die er-sten Entwicklungsschritte waren im Herbst 2012 bereits in Vorbereitung. Die ersten bei-den  Grundstücke  wurden  anhandgegeben und ein wichtiger architektonischer Realisie-rungswettbewerb abgeschlossen. Doch nach welchen  Kriterien  und  in welcher  Reihen-folge erfolgen diese Schritte?Grundsätzlich gelten nach der Überarbei-tung des Masterplans 2010 auch in den öst-lichen  Quartieren  die  Standards  der  west-lichen  und  zentralen  HafenCity:  dichte Nutzungsmischung,  lebendige  Vielfalt,  Ur-banität und Nachhaltigkeit. Voraussichtlich können sie sogar in einigen Bereichen noch gesteigert werden.  So  soll  in  der  östlichen HafenCity  die  soziale  Mischung  der  Quar-tiere  durch  einen  hohen  Anteil  an  ge-förderten Wohnungen nochmals verbessert werden: Ca. 580 Wohnungen der 1.800 Woh-nungen im Quartier Baakenhafen sollen öf-fentlich gefördert werden.

Die Anhandgabe des ersten Grundstücks be-kommt vor diesem Hintergrund eine beson-dere Bedeutung. Auf dem Baufeld 81 a/b, im Nordwesten  des  Hafenbeckens  direkt  am Wasser gelegen, ist der „Campus Futura“ vor-gesehen. Die Bauherren – die österreichische JUFA-Gruppe und DS-Bauconcept aus Ham-burg – haben das Recht, für ein Jugendgäste-haus mit 480 Betten und vielfältigen Sport-möglichkeiten  zu  planen.  Dazu  kommen geförderte (50 Prozent) und frei finanzierte, 

aber  preisgedämpfte  Mietwohnungen.  Er-gänzt wird das Konzept voraussichtlich durch ein privates Blues-Museum und andere publi-kumsbezogene  Einrichtungen  in  den  Erd-geschossen. Auf dem Baufeld 81 a/b entsteht damit eine Nutzungsmischung,  die  für  das  gesamte Quartier  wichtig  ist.  Geförderter  und  nicht geförderter Wohnungsbau  greifen  ineinan-der,  Freizeit-  und  Tourismusaspekte  spielen eine herausgehobene Rolle für die Nutzung. Dabei entstehen 80 bis 100 Arbeitsplätze  in kleinteiligen Strukturen. Es  ist auch kein Zu-fall,  dass  genau  diese  Grundstücke  für  den sehr  frühzeitigen  Auftakt  der  Entwicklung ausgewählt wurden. Direkt  an der U-Bahn-station  HafenCity  Universität  gelegen  (ein Eingang zu der Haltestelle liegt direkt auf dem Baufeld), entsteht mit der frühen Bebauung zugleich ein Anknüpfungspunkt für das neue Quartier mit der bestehenden HafenCity und der Innenstadt. Damit werden auch die Lauf-wege rechtzeitig angelegt.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Mitte des  Quartiers  im  Süden  des  Hafenbeckens. Dieser  Teil  übernimmt  wie  ein  Marktplatz zentrale  Funktionen  für  die  Integration  des Quartiers  und  schafft  wesentliche  Voraus-setzungen für die nachhaltige urbane Dichte und den familienfreundlichen Charakter des Quartiers. In den anliegenden Erdgeschossen sind  großflächiger  Einzelhandel  sowie min-des tens  25  kleinere  Läden und Dienstleister geplant. Die Nahversorgung  im Quartier  für die gesamte östliche HafenCity konzentriert sich  hier.  Auch  die  zweite  Grundschule  der  HafenCity  soll  in  unmittelbarer  Nähe  des Platzes entstehen. Der Baubeginn ist für 2015 vorgesehen; ab 2014 kann der Hochbau star-

ten. Die Entwicklung der Nahversorgung  im Quartier wird als Qualitätsanker für das Woh-nen frühzeitig etabliert. Die Mehrheit der Ge-bäude  im Quartier  soll  2017  /2018  fertig ge-stellt sein.Ausgehend  von  dem  Quartierszentrum wird die Entwicklung auf den südlichen Kai-zungen nach Westen und Osten fortschrei-ten. Am Baakenhöft, der westlichsten Spitze des Quartiers,  sieht der Masterplan ein be-sonderes Gebäude mit 70 Metern Höhe vor (vgl. S. 3). Die Nutzung dieses prominenten Leitgebäudes, ob öffentlich oder privat, soll jedoch erst im weiteren Verlauf entschieden werden – vielleicht erst in zehn Jahren. Eine interessante  Zwischennutzung  für  Kultur- und  Freizeitangebot  ist  hier  denkbar.  Die neue  Freizeitinsel  im Baakenhafen  spielt  in der Quartiersentwicklung ebenfalls eine he-rausgehobene Rolle. Die Insel stellt ein zen-trales  Freizeitangebot  für  Bewohner  und Besucher dar – darunter ganz besonders für Familien. Sie schafft durch eine Fußgänger-brücke nach Norden ab 2015 aber auch eine räumliche Integration zwischen den beiden Landlagen,  die  durch  das  lang  gestreckte  Hafenbecken getrennt sind.Ein  früher Wegweiser  für  den  anspruchs-vollen Charakter des Quartiers war ein Archi-tekturwettbewerb für die „Wasserhäuser Ha-fenCity“.  Ausgelobt  im  Sommer  2012  durch die HafenCity Hamburg GmbH im Einverneh-men mit der Behörde  für  Stadtentwicklung und Umwelt, geht es um die Konzeption von sechs Gebäuden im Süden des Hafenbeckens, die erstmals Wohnen über dem Wasser mög-lich machen sollen – mit hohen Nachhaltig-keitsstandards. Im Rahmen des Wettbewerbs wurde exemplarisch das Gestaltungskonzept für  ein  Häuserpaar  entwickelt.  Eingeladen waren die Büros Delugan Meissl Associated Architects aus Wien, GRAFT Gesellschaft von 

Architekten aus Berlin, Hadi Teherani Archi-tects  aus Hamburg,  Shigeru  Ban  Architects Europe aus Paris und Szyszkowitz-Kowalski + Partner ZT GmbH aus Graz. Auch architekto-nisch kommt hier bereits zum Ausdruck, dass am Baakenhafen ein besonderes Stück Hafen-City entsteht und dass – aufbauend auf die städtebauliche  und  landschaftsplanerische Konzeption des Quartiers und die sorgfältig konzipierten innovativen Nutzungen – gerade zu Beginn der Entwicklung starke Qualitäts-maßstäbe gesetzt werden.

Auf  der  südlichen  Kaizunge  erstreckt  sich heute ein langes Sandband, aus dem die künf-tige Baakenallee entsteht; die Kaimauern am Hafenbecken werden saniert, die Brücke über den Baakenhafen befindet  sich  im Bau  (vgl. HafenCity News 29, Oktober 2012): Dass die Realisierung  des Quartiers  Baakenhafen  be-gonnen hat, ist nicht mehr zu übersehen. An-fang  2013  sollen  die  Grundstücksausschrei-bungen beginnen, wenn absehbar ist, welche Flächen  2014/2015  bebaut  werden  können. Hier muss auch der erhebliche Flächenbedarf für den Weiterbau der U4 bis an die Elbbrücken berücksichtigt werden. Wenn es  so weit  ist, werden in einem noch größeren Umfang als bisher in der HafenCity Baugenossenschaften und -gemeinschaften eine zentrale Rolle spie-len. Klar ist aber auch, dass sich das Potenzial des Standortes langfristig nicht ausschließlich durch sie abgebildet werden kann. Die Identi-tät des Baakenhafens  ist  im Keim durch die sorgfältig kombinierte Palette der Nutzungen, die hohen Standards der städtebaulichen und landschaftsplanerischen Konzeption und Rea-lisierung  sowie  die  Einbindung unterschied-licher Akteure angelegt. 

Eine sorgfältig durchdachte Strategie Hohe Ansprüche an Urbanität und Nachhaltigkeit, Fokus auf Wohnen mit geförderten und preisgedämpften Wohnungen, grüne Freiräume und vielfältige Arbeitsplätze: Dies sind die prägenden Akzente für das Quartier Baakenhafen. Die Realisierung der Infrastruktur hat bereits begonnen

Auftakt im Nordwesten

Entwicklung eines Zentrums

Die Realisierung hat begonnen

Die Entwicklung beginnt im Nordwesten nahe der HafenCity Universität und auf der südlichen Kaizunge. Die Erschließungsarbeiten haben bereits begonnen

Zentrum des Quartiers

Freizeitinsel im Baakenhafen„Wasserhäuser HafenCity“

„Campus Futura“

U

U-Bahnstation  HafenCity Universität

UHafenCity Universität

Baakenhöft (zur Zwischen-nutzung vorgesehen)

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Serie zum BaakenhafenTeil 3: Grundstücke und Konzepte Die Entwicklung des Baakenhafens ist das zentrale Projekt für die östliche HafenCity in den nächsten Jahren. HafenCity News stellt die wichtigsten Schritte vor.  

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HafenCity News: Welche Leitthemen verfolgen Sie bei der Quartiersentwicklung der HafenCity? Bruns-Berentelg: Die HafenCity ist in ihrer Gesamtheit ei-ne Kerninnenstadt, keines der Quartiere ist ein reiner Ar-beits- oder Wohnort oder ein reines Tourismusziel. Gleich-zeitig  erfüllen  die  Quartiere  der  HafenCity  spezifische lokale Bedarfe,  die hamburgweit  Bedeutung haben und die in den einzelnen Quartieren besonders gut entwickelt werden können. Wirtschaftlich könnte man von einem be-sonders hohen „komparativen Nutzen“ für Hamburg spre-chen.  Eine  Stadt  ist  jedoch  nicht  nur  ein  ökonomischer Raum oder ein Ort mit einer spezifischen materiellen Qua-lität.  Sie  ist  ein  sozialer  und  kultureller  Raum,  geprägt durch Menschen, die hier wohnen und arbeiten. Und sie braucht eine Balance zwischen Privatheit und Öffentlich-keit. Für die HafenCity haben sich vor diesem Hintergrund drei  Qualitätsperspektiven  herausgebildet:  eine  Identi-tätsperspektive, die über das Bauen weit hinausreicht, zu-dem die Nachhaltigkeits- und Urbanitätsperspektiven. Die Quartiere  erhalten  unter  diesen Gesichtspunkten  einen eigenen  Charakter,  den man  in  den  fertigen  Teilen  der  HafenCity auch schon erleben kann.  HafenCity News: Innenstädte werden in der Regel nur un-ter kommerziellen Aspekten betrachtet, ob sie als Stand-orte für Einzelhandel, Gastronomie und bestenfalls noch Theater, Museen und Kinos funktionieren.Bruns-Berentelg: Die kommerzielle Leistungsfähigkeit ist grundlegend, ohne sie funktioniert Urbanität nicht. Man darf sich jedoch nicht einseitig darauf konzentrieren. Urba-nität umfasst viel mehr. Ich sehe sie als die Fähigkeit von Stadt,  sozialen  Zusammenhalt  und Begegnungen  zu  er-möglichen; ein Ort des Austauschs zu werden: Austausch von  Ideen,  von  ökonomischen,  sozialen  und  kulturellen Fähigkeiten. Dazu müssen Institutionen aufgebaut, beson-dere Unternehmen gewonnen und Netzwerke angestoßen werden. Diese umfassende Kraft  ist  der Kerninnenstadt weitgehend verloren gegangen und existiert nur noch an wenigen Orten.  HafenCity News: Worin liegen die kritischen Punkte und besonderen Herausforderungen bei der Entwicklung des Quartiers Baakenhafen? Bruns-Berentelg: Das Quartier  Baakenhafen  ist  ein  ver-gleichsweise langer Raum und das Hafenbecken unterteilt das Areal in zwei schmalere Landzungen – wir haben keine so kompakte Struktur zur Verfügung wie in der westlichen HafenCity. Man kann auch nicht im breiten Maße an die bestehende  Stadt  anknüpfen wie  in der westlichen und 

zentralen HafenCity; es fehlt daher der physische Charak-ter eines Interaktionsraums. Am Baakenhafen schaffen wir daher ein Quartierszentrum, das die Nachbarschaft auch über das Hafenbecken hinweg vernetzt und sowohl einen kommerziellen  Kern  als  auch  einen Nachbarschaftskern bildet. Das ist besonders anspruchsvoll, denn die Zahl der Bewohner  und  Beschäftigten  im  Quartier  liegt  an  der Grenze, um solche Strukturen wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.HafenCity News: Sie wollen mit Blick auf die Nachhaltig-keit noch einen Schritt weitergehen als in den schon fertig-gestellten Quartieren. Was heißt das?Bruns-Berentelg: In  den  östlichen  Quartieren  wird  das  HafenCity Umweltzeichen in Gold grundsätzlich Verwen-dung  finden,  ebenso wie ein Quartiersmanagement. Die Verlängerung der U4 bis zu den Elbbrücken ist geplant und eine Verknüpfung mit der S-Bahn wird geprüft. Mit der Brü-cke über den Baakenhafen realisieren wir ein deutschland-weites Pilotprojekt für nachhaltige Ingenieurbauwerke. Es gibt gute Möglichkeiten, auf das private Auto zu verzichten und Baukosten zu senken, indem in den Gebäuden teilwei-se auf eine weitere Tiefgaragenebene verzichtet wird. So bestehen viele Ansatzpunkte im Allgemeinen und in Einzel-projekten, um neue Qualität und Identität zu schaffen.HafenCity News: Wird Bauen und Leben in der HafenCity wegen der hohen Standards teurer? Bruns-Berentelg: Nein, besonders nachhaltig zu bauen be-deutet nicht, dass es für die Haushalte teurer wird. Selbst wenn die Preise solcher Gebäude leicht steigen, bieten sie viele  Pluspunkte,  zum Beispiel  geringere Betriebskosten oder  gesundheitliche  Vorteile.  Hohe Qualitätsstandards und innovative Konzepte machen sich auch bezahlt. Durch die Lage mitten in der City werden auch Mobilitätskosten eingespart, und was fast noch wichtiger ist: Zeit! So ent-steht eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das ist ein großer sozialer Gewinn. Für alle, die langfristig im Zentrum wohnen und arbeiten wollen, machen Gebäude mit einem  langen, effektiven Lebenszyklus und das Ver-meiden von „Zwangsmobilität“ wirtschaftlich und sozial Sinn. HafenCity News: Die Qualitätsstandards sind in der west-lichen und zentralen HafenCity bereits hoch. Warum glau-ben Sie, dass sie sich noch weiter steigern lassen? Bruns-Berentelg: Weil Stadtentwicklung ein organisierter Lernprozess sein kann, zumal in einem großen Projekt wie die HafenCity.  In  unserer Organisationsstruktur  können wir immer wieder Anreize und Möglichkeiten neu setzen, 

statt allein auf den Markt zu reagieren. Die verantwortli-chen städtischen Akteure setzen einen Rahmen, aber pri-vate Bauherren und Nutzer erbringen einen Großteil der Investitionen und auch eigene Vorstellungen. Neue Ideen werden gefördert und in die Entwicklung integriert. Es ist ein intensiver Dialog.HafenCity News: Wie sehen die Ergebnisse konkret aus?Bruns-Berentelg: Nehmen Sie die sehr heterogene Struk-tur des Elbtorquartiers oder des Quartiers Am Lohsepark: Hier haben Sie sehr große Nutzer und Institutionen, aber auch kleine Kreativnutzer und gemeinnützige Projekte: Sie haben eine Wohnstruktur von der Eigentumswohnung bis zur geförderten Mietwohnung. Das wäre 2005 noch nichtdenkbar gewesen – heute wird es realisiert. Als wir 2007 mit der Zertifizierung  für nachhaltiges Bauen begonnen haben, schien es noch utopisch, 70 Prozent der Gebäude nach dem Goldstandard des Umweltzeichens HafenCity zu bauen.  Dies wird  im  Elbtorquartier  bereits  erreicht.  Die  HafenCity  ist  erheblich  von Durchgangsverkehr  geprägt und zudem ein Besuchermagnet, sie kann daher nicht au-tofrei  sein. Ein wesentlich niedrigerer Anteil des motori-sierten Individualverkehrs ist dennoch aussichtsreich, wie Untersuchungen  zeigen.  Für  das  Quartier  Baakenhafen haben wir mit potenziellen Bauherren und Nutzern  teil-weise mehr als zwei Jahre diskutiert. Die Erwartungen, die sie formulieren, die zu erfüllen sie aber auch bereit sind, sind außerordentlich hoch. So werden die Ambitionen auf eine gute neue Stadt mit starker Identität, Nachhaltigkeit und Urbanität schrittweise intensiviert und in die neuen Gebiete der HafenCity getragen.

„Jedes Quartier braucht seine eigene Identität“ INTERVIEW

Jürgen Bruns-Berentelg überblickt die Grundstücksentwicklung in der HafenCity

Jürgen Burns-Berentelg ist Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, die das Sondervermögen „Stadt und Hafen“ vertritt. Zu dem Sondervermögen gehören die städtischen Grundstücke im Bereich der HafenCity und damit auch im Baakenhafen. Die HafenCity Hamburg GmbH ist für die Entwicklung des Gebiets zuständig

An den Elbbrücken (im Bildvordergrund) und am Baakenhafen entstehen die beiden großen Quartiere der östlichen HafenCity. In der Mitte des Hafenbeckens

wird eine künstliche Insel geschaffen. Die Brücke über den Baakenhafen ist nahe der HafenCity Universität im Bau

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IM FOKUS

Page 6: New HAFENCITY HAMBURG NEWS · 2013. 5. 28. · die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep-lant. Dann werden die schon jetzt bis zu zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten

680 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von  330  Stundenkilometern.  Beim  Start auf der Rennbahn röhrt der Motor ohren-betäubend. Steht man jedoch in der weiß getünchten Halle des Automuseums Pro-totyp  ganz  dicht  vor  dem  grün-blauen Jordan 191, mit dem Michael Schumacher 1991 sein erstes Formel-1-Rennen bestritt, wirkt  das  geschichtsträchtige  Geschoss vor allem klein und niedrig. Beim Betrach-ten des winzigen Cockpits  stellt  sich die Frage,  wie  ein  erwachsener  Mann  hier überhaupt ein- und aussteigen kann. „Viele Besucher wundern  sich, wie eng der Wagen  ist“, weiß Thomas König, der Leiter des Museums in der HafenCity, der als  weiteren  Publikumsmagneten  auch den ersten Formel-1-Wagen von Sebasti-an Vettel präsentiert. Sein Partner Oliver Schmidt  schwärmt  besonders  von  einer älteren Ikone der Ausstellung, dem soge-

nannten Berlin-Rom-Wagen von Porsche: „Von  diesem  Auto  wurden  in  der  Vor-kriegszeit  lediglich  drei  Exemplare  ge-baut. Es zeigt bereits die einzigartige For-mensprache  des  legendären Autobauers und  ist  ein  absolutes  Highlight  für  Por-sche- ebenso wie für Design-Fans.“Aus Thomas König und Oliver Schmidt, 40 und 37 Jahre alt, spricht die Begeiste-rung  für  ihre  umfangreiche  Sammlung klassischer Renn- und Sportwagen, die sie seit dem Jahr 2008 in ihrem privaten Mu-seum in der Shanghaiallee 7 präsentieren. Doch ihre Liebe gilt nicht nur den wertvol-len Stücken, die hier dauerhaft zu sehen sind und die oftmals nur in Kleinstserien gebaut wurden oder gar Unikate sind. Bei ihren wechselnden  temporären  Ausstel-lungen  nehmen  sie  auch  Exponate  von anderen Sammlern oder Autoherstellern hinzu. „Schließlich soll es den Besuchern 

und auch uns selbst nicht langweilig wer-den“, sagt Schmidt. Ein Großteil der Renn-wagen  der  eigenen  Sammlung  stammt aus den frühen Nachkriegsjahren – einer Epoche, die aufgrund chronischen Materi-almangels  ungewöhnliche  Pioniertaten und  geniale  technische  Ideen  hervorge-bracht hat. Im Museum werden die dazu-gehörigen Geschichten erzählt – mit zahl-reichen  Fotos  und  Originaldokumenten aus dieser Zeit.Bereits lange vor der Eröffnung, seit dem Jahr  2004,  waren  Schmidt  und  König  – ausgebildet  als  Diplom-Kaufmann  und Architekt  –  in  der HafenCity  als  Projekt-entwickler tätig. Die Idee, ihr Traummuse-um hier  zu  verwirklichen,  nahm Gestalt an, als sie eines der wenigen historischen Gebäude in dem Gebiet von einem priva-tern Verkäufer  übernahmen und  restau-rierten. Das Backsteingebäude war einst Teil  eines  ausgedehnten Gummiwerks  – heute  umfasst  der Museumsteil  im  Ge-bäude  drei  Etagen,  drei  weitere  Etagen sind  Büroflächen,  die  vermietet werden. Einnahmen bringen zudem Eventflächen, die  für  Unternehmensveranstaltungen gebucht werden  können.  Zu Beginn war dieser Plan durchaus ein Wagnis: „Damals haben  wir  nicht  nur  an  unser  Konzept  geglaubt,  sondern  auch  an  die  Idee  der  HafenCity.  Und  wir  wurden  nicht  ent-täuscht“, sagt Schmidt.In dem ständig wachsenden und immer belebteren Stadtteil  funktioniert die Mi-schung  aus  Museum,  Vermietung  und Event nicht zuletzt so gut, weil auch das Gebäude  selbst  eine  Sehenswürdigkeit ist.  Das  im  Jahr  1906  fertiggestellte Ge-mäuer ist – passend zu den heutigen Ex-ponaten –  ein  technisches Wunderwerk. Der Grund dafür ist der morastige Unter-grund,  der  eine  nahezu  einmalige  Bau-

technik erforderte. So wird das Rückgrat des  Gebäudes  von  einem  beweglichen Skelett aus 14 vertikalen Stahlpfeilern und gusseisernen  Querträgern  gebildet,  das mögliche  Absackungen  des  Bodens  ab-fängt.  König:  „Vor  mehr  als  100  Jahren war  das  ein  architektonisches  Husaren-stück.“ Erweitert  werden  soll  das  Automobil-museum Prototyp nun mit einem moder-nen Gebäude, das Schmidt und König an der Straße Steinschanze planen – auch sie übrigens  eine  historische  Struktur  in  der HafenCity,  die  verlängert  und  auf  hoch-wassersicheres Niveau erhöht wurde. Das Erdgeschoss  wird  über  einen  Rundgang mit dem bisherigen Museum verbunden und steht als weiterer Ausstellungsraum zur  Verfügung.  Die  Ausstellungsfläche von 2.500 Quadratmetern wird um weite-re 400 ergänzt.Zunächst  jedoch  startet Mitte Dezem-ber  die  neue  Ausstellung  „Wirtschafts-WunderWagen“,  die  sich  um  die  Jahre 1945  bis  1960  rankt.  Gezeigt  werden Nutzfahrzeuge  für  den  Wiederaufbau, Kleinwagen wie die berühmte BMW Isetta, Motorräder und Kabinenroller ebenso wie die  bedeutenden  Symbole  für  das Wirt-schaftswunder:  der Mercedes  Adenauer und  der  300  SL  Flügeltürer.  Fehlen  darf natürlich auch der VW Käfer nicht. „Viele Familien sind damals mit dem Käfer und einem Campingwagen nach Italien gefah-ren – daran wollen wir natürlich auch er-innern“, berichtet Schmidt. Das Plakat zur Ausstellung hat übrigens auch einen ganz besonderen Bezug zur HafenCity: Es zeigt den  langjährigen Vorbesitzer  des Muse-umsgebäudes in seinem damaligen Käfer Cabrio.

www.prototyp-hamburg.de

Fotos: BKK-3 Architekten (2), Bina Engel (2), Dinse Feest Zurl Architekten (1), HafenCity Hamburg GmbH (1) 

PORTRÄT

HAFENCITY Das Engagement für stimmige Ortsnamen in der HafenCity (vgl. HafenCity News vom Juni 2012) hat sich offenbar  gelohnt:  Der  City-Ausschuss  und  die  Bezirksver-sammlung im Bezirk Hamburg-Mitte haben den Beschluss von 16 neuen Namen vorbereitet. Sie folgten den Ergebnissen des Arbeitskreises, den die HafenCity Hamburg GmbH, der Stadt-teilverein HafenCity Nezwerk e. V., das Bezirksamt Hamburg-Mitte und Vertreter der politischen Fraktionen im Bezirk gebil-det haben. Das Staatsarchiv hat die Vorschläge zustimmend geprüft, die letzte Instanz ist nun die Senatskommission für die Benennung von Verkehrsflächen.  Manche Namen sind inoffiziell längst im Gebrauch, etwa Grasbrookpark und  Lohsepark  (für die Parks  in den gleich-namigen Quartieren). Die geplante grüne Insel im Quartier Baakenhafen soll nach dieser Systematik Baakenpark heißen. Für  die  Pierpromenade  an  der  Ostseite  des Magdeburger  Hafens ist – dem Namen des Quartiers Rechnung tragend – Elbtorpromenade vorgesehen. Zwecks Orientierung soll die nördlich des Grasbrookparks  verlaufende  Straße Am Gras-brookpark heißen, die Westbegrenzung des Lohseparks Am Lohsepark. Baakenallee lautet der Vorschlag für die Haupt-straße im südlichen Teil des Quartiers Baakenhafen.Die Namen der Parks und der Anliegerstraßen fallen in die Motivgruppe der historischen Namen in der HafenCity. Gras-

brook ist der alte Name der Insellandschaft, zu der die heuti-ge HafenCity  gehört.  Hermann  Lohse  (1815–1893) war  der Ingenieur  der  ersten  Elbbrücke.  „Baake“ meint  ein  Seezei-chen, welches  dem  1887  erbauten Hafenbecken  seine  Be-zeichnung gab. Die Straße  südlich des Grasbrookparks  soll den  bereits  bestehenden  Namen  Hübenerstraße  bekom-men,  nach  Hamburgs  Senator  Hermann  Hübener  (1804–1876). Und für die Straße auf der Ostseite des Lohseparks ist Am Hannoverschen Bahnhof vorgesehen. Der heute zerstör-te Bahnhof, der sich hier befand, diente ab 1906 als Hauptgü-terbahnhof. Vom Hannoverschen Bahnhof wurden im Zwei-ten Weltkrieg Tausende Juden, Sinti und Roma deportiert, im Lohsepark wird es künftig eine Gedenkstätte und ein Doku-mentationszentrum dazu geben (vgl. S. 1/2). Auch die Ortsnamen mit internationalem Bezug – beson-ders mit Blick auf Amerika und Asien – werden fortgeführt. Eine neue Straße, die von Süden in die Hübenerstraße ein-mündet, soll den Namen Vancouverstraße tragen. Sie stellt die Verbindung zum Überseequartier her, wo nordamerika-nische Hafenstädte eine besondere Rolle spielen. Zum Quar-tier  Am  Lohsepark  gehört  die  zukünftige  Kobestraße,  die zunächst Hiroshimastraße heißen sollte.Eine neue Motivgruppe mit Namen Hamburger Künstlerin-nen entsteht in der östlichen HafenCity. Die Quartiersplätze 

am Baakenhafen sollen nach der Schauspielerin und Intendan-tin Gerda Gmelin; der Tänzerin, Choreografin und Pädagogin Lola Rogge sowie der Malerin Gretchen Wohlwill benannt wer-den. Eine Straße ist der Hamburger Reederin Lucy Borchardt gewidmet. Zudem wird das Thema der Entdeckernamen aus der westlichen HafenCity (Magellan- und Marco-Polo-Terras-sen, Vasco-da-Gama-Platz) wieder aufgenommen: Der große Platz im Quartier Elbbrücken soll nach Amerigo Vespucci be-nannt werden.

16 neue Ortsnamen für die HafenCity Die Motivgruppen der Ortsnamen werden erweitert und bereichert – Erinnerung an Hamburger Künstlerinnen im Quartier Baakenhafen

Die neuen Ortsnamen für die zentrale und östliche HafenCity

Oliver Schmidt und Thomas König haben in einem alten Industriegebäude in der HafenCity

eine Pilgerstätte für Auto-Fans geschaffen

Thomas König und Oliver Schmidt haben ihre private Leidenschaft mit ihrem Beruf verbunden. Herausgekommen ist das Automuseum Prototyp in der HafenCity, das sich zum Mekka für Liebhaber klassischer Renn- und Sportwagen entwickelt hat

Rennsportgeschichte in historischem Gemäuer

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Page 7: New HAFENCITY HAMBURG NEWS · 2013. 5. 28. · die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep-lant. Dann werden die schon jetzt bis zu zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten

HAFENCITY „Alt und jung, alternativ und konservativ, manche besitzen ein Auto, andere nicht. Im Grunde spiegeltunsere Zusammensetzung die gesellschaftliche Realität wi-der.“ So beschreibt Dorothea Heintze die BaugemeinschaftDock  71,  die  künftig  im  Quartier  Am  Lohsepark  wohnen wird.  Der  Architekturwettbewerb  ist  entschieden,  letzte offene Punkte wie die geplante Begrünung des Dachs wer-den  bis  zum  Baubeginn  im  Jahr  2013  geklärt.  Es war  ein Stück Arbeit, anderthalb Jahre intensive Diskussionen und Abstimmungen,  daraus  macht  Heintze  kein  Geheimnis. Denn was Dock 71 anstrebt, ist nicht bloß Wohnen am Park in der HafenCity,  sondern ein  in  vieler Hinsicht neuer  Le-bensentwurf: Alltag mit einem bewussteren Sinn für Nach-barschaft und Gemeinschaft, mit aktiv gelebter Nachhal-tigkeit.Was  für diese Baugemeinschaft gilt,  stimmt auch  für die anderen Wohnvorhaben, die in der letzten Zeit in der Hafen-City Gestalt annehmen. Nicht nur die Zahl, sondern auch die Formen des Wohnens steigen ständig. 2013 werden am Mag-deburger Hafen weitere rund 100 Wohnungen bezugsfertig. Gebäude mit rund 180 Wohnungen können mit einem Baube-ginn Anfang 2013 rechnen. Für weitere Gebäude mit rund 300 Wohnungen – darunter die 57 von Dock 71 – sind die Architek-turwettbewerbe abgeschlossen. Dabei findet sich eine breite Typologie mit Generationen-wohnen, studentischem Wohnen, Wohn/Arbeits-Lofts, Ate-liers und Wohngemeinschaften für Menschen mit und ohne Behinderungen – oftmals  sogar  in dem gleichen Gebäude-block. Nachhaltige Mobilitätskonzepte werden gezielt in die Planung eingebunden  - die Baugemeinschaft Dock 71  setzt auf Carsharing,  Leihräder und besondere Anwohnertickets für den Nahverkehr. Geförderte und preisgedämpfte Miet-wohnungen werden neben Eigentumswohnungen realisiert. Das Baufeld 71 etwa, das der Baugemeinschaft von Dorothea Heintze  seinen  Namen  gab,  wird  neben  Eigentumswoh-nungen auch 38 geförderte Mietwohnungen (für 5,90 €/qm  und 8, 00 €/qm) enthalten. Im künftigen Gebäude des Immo-bilienunternehmens Engel & Völckers am Strandkai wird es 

widerum 24 preisgedämpfte Wohnungen geben, obwohl es in erster Linie ein Unternehmenssitz sein wird.  Das  Baufeld  33  am Grasbrookpark  ist  das  letzte  in  dem sonst  fertigen Quartier  Am  Sandtorpark/Grasbrook. Hier wird es ein Gebäude von 115 Meter Länge und 33 Meter Tiefe geben, und auch sonst ist der Zuschnitt ungewöhnlich.  In den  Erdgeschossen  sind  eine  Kita mit  85  Plätzen und  ein Biorestaurant vorgesehen, die gemeinsam von Kinderwelt Hamburg  e.  V.  betrieben werden.  Für  die  rund  150 Woh-nungen darüber kooperieren die Hansa Baugenossenschaft, die Grundstücksgesellschaft Roggenbuck GbR und die Bau-gemeinschaft  Am Grasbrookpark.  Entsprechend  vielfältig sind  auch  hier  die  Konzepte:  familienfreundliche  Woh-nungen, Studentenapartments, Generationenwohnen, Ate-liers  und  Eigentumswohnungen.  Ein  Viertel  der Mietein-heiten wird  öffentlich  gefördert,  bei weiteren  22  Prozent wird der Mietpreis auf 11 € pro Quadratmeter begrenzt. Der siegreiche Architekturentwurf  des  Büros  BKK-3  aus Wien ermöglicht dabei, fast alle Wohnungen zum Park zu orien-tieren. Zudem wachsen sie über eine großzügige Freitreppe mit den Nutzungen im Erdgeschoss zusammen.

Für  das  öffentlich  geförderte Wohnen  in  der HafenCity bilden die Projekte am Grasbrookpark und Am Lohsepark den Auftakt.  Rund 80 Einheiten  sind bisher  geplant  –  als erstes 22 auf dem Baufeld 70, dem Nachbargrundstück von Dock  71  am  Lohsepark. Dort  realisieren  zwei  Pioniere  der HafenCity-Entwicklung, die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille und die Otto Wulff Bauunternehmung GmbH, ein Ge-bäude mit insgesamt 146 Wohnungen. In Zusammenarbeit mit dem Verein Leben mit Behinderung Hamburg werden hier auch integrative Wohnkonzepte verwirklicht. Der Block wird außerdem zwei Kitas, ein Ärztezentrum und eine Be-gegnungsstätte beherbergen. Bei den ab 2012 ausgeschrie-benen Wohnungsbauvorhaben wird der Anteil der öffent-lich geförderten Wohnungen ein Drittel betragen. Selbst erfahrene Projektentwickler wie Stefan Wulff, Ge-schäftsführer von Otto Wulff Bauunternehmung, staunen über den „großen Bogen“, den die Wohnungsvorhaben  in der HafenCity schlagen. Und Dorothea Heintze meint: „Es erfordert Mut, es erfordert Pioniergeist, nicht nur von uns Bewohnern. Aber das ist ja gerade, was Spaß bringt in der HafenCity“.

Ein großer Bogen Nicht nur die Zahl der Wohnungen steigt, sondern auch die Formen des Wohnens in der HafenCity wird immer vielfältiger. Ein Überblick

Die Zahl der HafenCity-Bewohner steigt beständig: Ende 2010 waren es rund 1.100, Ende 2011 rund 1.600 Bewohner. Für 2012 wird die Zahl auf ca. 1.800 Bewohner ge-schätzt. 95 Prozent haben laut dem Statis-tikamt Nord  in  der HafenCity  ihren  Erst-wohnsitz angemeldet.  Die Sozialstruktur ist weitaus bunter, als es  in  der  öffentlichen Wahrnehmung oft erscheint. Der Anteil der Haushalte mit Kin-dern unter 18 Jahren liegt bei 12,8 Prozent: Das  ist  bereits  das  gleiche Niveau wie  in Neustadt, Winterhude (je 11 Prozent), Eims-büttel (12 Prozent) oder Hoheluft-West und -Ost (je 13 Prozent). Besonders stark vertre-ten sind Familien mit kleinen Kindern. Ins-gesamt  liegt  der  Anteil  der  Kinder  unter 

fünf Jahren in der HafenCity bei 5,1 Prozent, dagegen bei 4,7 Prozent in Hamburg insge-samt. Das ist insofern natürlich, als ein neu-er  Stadtteil  wie  die  HafenCity  oft  junge Familien mit wachsendem Flächenbedarf anzieht. Umgekehrt ist aber der Anteil von Jugendlichen auffallend unterdurchschnitt-lich. In der HafenCity sollen daher größere Anreize  für  Familien mit  schulpflichtigen Kindern  in  dieser  Altersstufe  geschaffen werden. Das geplante Gymnasium am Loh-separk und die Sportmöglichkeiten in den Quartieren am Oberhafen und Baakenha-fen bieten dafür Ansatzpunkte.Die Quote der Single-Haushalte liegt mit 41,3 Prozent deutlich unter dem Hambur-ger  Durchschnitt  von  53,6  Prozent  und 

sehr signifikant unter den Werten anderer Stadtteile  in der  inneren Stadt, die meis-tens über 60 Prozent liegen.Unter  den  Altersgruppen  stellen  die  30- bis 49-Jährigen das stärkste Segment in der HafenCity dar. Auch die Anteile der 50- bis 64-Jährigen liegen in der Nähe oder leicht über den Anteilen für Hamburg. Bei den Senioren ab 65 Jahren kann man fest-stellen,  dass  die HafenCity  insbesondere „junge Alte“ aufweist. Die Verteilung ein-zelner Altersgruppen auf die Gebäude der HafenCity zeigt, dass in der Mehrzahl der Gebäude von Kindern bis zu Senioren ge-mischt gewohnt wird.Die  Statistik  der  Zuzüge  zeigt,  dass  die HafenCity  für  Bewohner  aus  Hamburg 

und dem direkten Umland eine starke An-ziehungskraft besitzt: 53 Prozent kommen aus  der  Hansestadt,  12  Prozent  aus  den angrenzenden Kreisen. Ende 2011 wies die HafenCity  einen  Ausländeranteil  von 15 Prozent auf,  ein Wert  leicht über dem Hamburger Durchschnitt von 13,6 Prozent für Ende 2010. Auf 1.000 Bewohner der HafenCity kom-men nach den neuen statistischen Zahlen 340  Pkw  –  das  entspricht  dem  statisti-schen Mittel in Hamburg. Im Umland gibt es je nach Kreis ca. 500 Pkw pro Bewohner.Mit  der  deutlich  verbesserten  ÖPNV- Anbindung  könnte  diese  Zahl  für  die  HafenCity deutlich sinken.

Die HafenCity-Bewohner in Zahlen STATISTIK

Dorothea Heintze von der Baugemeinschaft Dock 71 vor dem Grundstück am Lohsepark. In einem anderen Teil des Blocks entstehen

ebenfalls geförderte Wohnungen, die Erdgeschosse werden öffentlich genutzt

Am Grasbrookpark entsteht ein lang gestrecktes Gebäude mit Baugemeinschafts-, Genossenschafts- und Studentenwohnungen. Rund die Hälfte der Wohnungen werden öffentlich gefördert oder im Preis gedämpft

DEZEMBER�2012�� 7

HINTERGRUND

Page 8: New HAFENCITY HAMBURG NEWS · 2013. 5. 28. · die erste Lieferung ist für Frühjahr 2013 gep-lant. Dann werden die schon jetzt bis zu zwölf Meter hohen und bis zu 25 Jahre alten

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Ausstellung „Stadt neu bauen“

Zum Auftakt des Präsentationsjahres der Internationalen Bauausstellung in Ham-burg-Wilhelmsburg ist die gemeinsame HafenCity-IBA-Ausstellung ab 23. Januar in Zürich zu sehen. In der Eidgenössi-schen Technischen Hochschule (ETH) prä-sentiert sie zentrale Thesen und Themen der beiden Projekte. Die erste Station der Ausstellung war im Europäischen Parla-ment in Brüssel. 2013 ist sie außerdem in Wien, Kopenhagen und Marseille zu se-hen. Im Juni wird sie im Rahmen eines großen Stadtentwicklungskongresses in der HafenCity gezeigt. 

KULTUR

IMPRESSUM

Verlag: HafenCity Hamburg GmbH,  Osakaallee 11, 20457 Hamburg, www.hafencity.comV. i. S. d. P.: Susanne BühlerRedaktion: Henrike Thomsen  Texte und Mitarbeit: Andrea Bittelmeyer, Thomas Götemann, Janina Jeske, Eileen Stiller, Henrike ThomsenDesign: lab3 mediendesign, HamburgKorrektorat: Gustav Mechlenburg Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg

Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Ham-burg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation ent-haltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollstän-digkeit noch auf Richtigkeit. 

30. Ausgabe, Hamburg, Dezember 2012  © 2012 All rights reserved

Diese Publikation wurde auf umweltfreundlichem FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

TERMINE

HafenCity FührungenJeden Samstag um 15 Uhr findet der „Landgang“ statt – ein geführter Spazier-gang durch die HafenCity, kostenlos und ohne Anmeldung. Nach einer Einführung am großen Stadtmodell folgt ein Rund-gang durch das Areal, um vor Ort einen Blick auf die aktuellen Bauvorhaben zu werfen. Nächste Termine: 1./8./15./22./29. 12. 2012 und 5./12./19./26. 1. 2013 Mehr unter www.hafencity.com/de/infocenter.html

Fotos: lab3 mediendesign (1) 

HAFENCITY  „Wir  hatten  zu  lernen, wie  Innen-stadt  eigentlich  entsteht.“ Mit  diesen Worten brin-gen zwei, die die HafenCity in den ersten Jahren mit entwickelt haben, die Aufgabe, die Hamburg sich ge-stellt hat, auf den Punkt. Es konnte an diesem Stand-ort,  zentral  im  citynahen Hafengebiet  an  der  Elbe, nicht um eine Wohnsiedlung oder eine Bürostadt ge-hen  –  davon waren  Rainer  Nagel,  heute  Leiter  der Stadt- und Freiraumplanung bei der Berliner Senats-verwaltung, und Uwe Bodemann, heute Stadtbaurat in Hannover,  rasch überzeugt. Doch wie  sollte man „ein herausgehobenes Stück Stadt“ konkret herstel-len  –  auf  einem  ehemaligen Hafen-  und  Industrie-gebiet, das für die meisten eine Terra incognita dar-stellte? Wo die Hamburger Innenstadt doch im Laufe des 20. Jahrhunderts stark entvölkert und auf Büro-nutzung und Einzelhandel ausgerichtet worden war? Wie die HafenCity dagegen urban und lebendig ma-chen, sie zukunftsfähig gestalten mit Blick auf Hoch-wasserschutz,  Klimawandel  und Nachhaltigkeit,  aber  auch  auf ökonomische Überlebensfähigkeit?Antworten  darauf  gibt  das  im  Junius-Verlag  erschienene  Buch  „HafenCity Hamburg. Das erste Jahrzehnt“. Die Herausgeber Jürgen Bruns-Berentelg, Jörn Walter und Dirk Meyhöfer versammeln drei Kernperspektiven auf das  Projekt:  die  Perspektive der HafenCity Hamburg GmbH, die vertreten von Bruns-Berentelg täglich an dem komplexen Entwicklungsprozess webt; die Perspektive der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, die mit Oberbaudirektor Wal-ter den städtebaulichen Rahmen absteckt, und die vergleichende Sicht des Architekturjournalisten Meyhöfer. Weitere Mitwirkende wie Nagel, Bodemann und Masterplaner Kees Christiaanse geben detaillierte Einblicke in die erste Phase. Die Konzeption und Realisie-rung der Freiräume wird vielseitig von den beteiligten Landschafts-planern beschrieben. Als Nachschlagewerk für Stadtentwicklung, Städtebau und Architektur wartet das Buch außerdem mit einem ausgiebigen  Bildteil  auf:  Die  Quartiere  der  HafenCity  werden Gebäude  für Gebäude vorgestellt.  Luftbilder, Pläne, Skizzen, Dia-gramme und Bilder aus verschiedenen Entwicklungsphasen laden zum vertiefenden Schauen ein.Das gute Zeugnis, das das Buch der HafenCity ausstellt, könnte angesichts der Befangenheit von wenigstens zwei Herausgebern in den Verdacht des Eigenlobs geraten. Doch die detaillierte und kenntnisreiche Argumentation der Texte und Bilder spricht dage-gen. Meyhöfer sieht für den Erfolg der HafenCity daher auch einen anderen Grund: „Der Hamburger liebt seine Stadt und passt auf sie auf.“ Zudem habe Hamburg mit der Entwicklung seiner Waterfront begonnen, als international vergleichbare Projekte wie in Sydney, Barcelona  und Vancouver  schon  verwirklicht waren.  Von  diesen Beispielen (und ihren Fehlern) habe Hamburg viel lernen können. In einem breiten Bogen  leitet Oberbaudirektor Walter die Kon-zepte der HafenCity aber auch direkt aus den städtebaulichen Ent-wicklungen Hamburgs im 20. Jahrhundert her. Die damals entstan-

dene Funktionsteilung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen und architektonischen „Mega-Strukturen“ hätten trotz des absoluten Wachstums der Stadtbevölkerung eher zu einer Deurbanisierung geführt.  Die  Rückbesinnung  auf  die  kleinteiligen  Baustrukturen und Mischnutzungen in der Stadt des 19. Jahrhunderts habe sich erst ab den späten 1970er Jahren durchgesetzt. Hamburgs im inter-nationalen Vergleich spätes Waterfront-Projekt profitierte davon. Gegen die weitverbreitete Ansicht,  dass  Stadtentwicklung aus-schließlich  von  Planern  und  Architekten  betrieben  werde,  gibt Bruns-Berentelg  einen  Einblick  in  die  komplexen  Prozesse  mit vielen unterschiedlichen Akteuren, die zur Entstehung der Hafen-City beitragen. „Stadtproduktion muss über materielle Parameter hi  nausreichen  und  auch  als  Ergebnis  aktions-  und  interaktions-bestimmter Handlungsprozesse gesehen werden“, schreibt er. Das frühe Anstoßen von Kommunikation und Information, das Einbin-den von Bauherren und vielen anderen, das Fördern von Nachbar-schaft und Kulturprojekten sei ein wichtiger Faktor für die Urba-nität der HafenCity. Was sich hinter Meyhöfers Beobachtung, der Hamburger sorge für seine Stadt, praktisch verbirgt, verdeutlicht Bruns-Berentelg an der Governance-Struktur der HafenCity. Mit vielfältigen Einblicken lädt „Das erste Jahrzent“ so zur Ausei-nandersetzung mit  Hamburgs Jahrhundertprojekt ein.  

Ein neues Buch gibt erstmals Einblick in die wichtigen ersten Jahre des Projekts in Texten und Bildern

HafenCity Hamburg. Das erste Jahrzehnt

Die Baugeschichte der HafenCity aus der Insider-Perspektive erzählt und reich bebildert

INFO

„Ein Ortswechsel bringt immer neue Im-pulse mit  sich und neue  Impulse  sind die Triebfeder  für Kreativität“, begründet der Art  Directors  Club,  warum  sein  renom-

miertes ADC-Festival 2013 nach Hamburg wechselt – und zwar gezielt in die HafenCity und das Quartier Oberhafen.  Als  Schnitt-stelle  zwischen visionärem Stadtentwick-

lungsprojekt  und  gro-ber  Industriestruktur sei  der Oberhafen  der perfekte  Ort  für  das fünftägige Programm. Das ADC-Festival gilt als der größte jährliche Branchentreff  für  Kre-ative  im  deutschspra-chigen  Raum.  Man rechnet 2013 mit mehr als 11.000 Gästen. Auch 2014 und 2015 wird das Festival  in  der  Freien und  Hansestadt  zu 

Gast sein. Partner sind die Stadt Hamburg, Handelskammer,  Hamburg  Marketing,  HafenCity Hamburg GmbH sowie die Ha-pag Lloyd AG. In  Hamburg werden  über  15.000 Unter-nehmen der Kommunikations- und Kreativ-branche zugerechnet. Viele von ihnen zieht es  in die HafenCity und die Speicherstadt. Am Magdeburger Hafen wird mit designx-port  2013  eine  dauerhafte  Plattform  für Hamburgs Design-Szene eröffnet. Nebenan schafft  der  gut  vernetzte Dienstleister  iF-Design aus Hannover eine Niederlassung. Im Oberhafen können ab 2014 die Lager-nutzungen  reduziert  werden  und  der Standort wird als Bahnhof entwidmet. Da-nach kann er als Kultur- und Kreativquar-tier entwickelt werden. ww.adc.de

ADC-Festival in der HafenCityRenommierter Branchenchef für Kreative erstmals in Hamburg: Vom 14. bis 18. Mai 2013 im Quartier Oberhafen

Grobe Industriestruktur und kreatives Ambiente im Oberhafen

HafenCity Hamburg. Das erste Jahrzehnt: Stadtentwicklung, Städtebau und Architektur  Herausgegeben von  J. Bruns-Berentelg, J. Walter und D. Meyhöfer216 Seiten, ca. 100 Farbabbildungen, 25 x 26 cm, Hardcover; 24,90 €; ISBN 978-3-88506-485-5 Im Buchhandel oder online: www.junius-verlag.de

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