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New Telemann 6.4 · 2020. 2. 19. · Title: Telemann 6.4.indd Created Date: 2/7/2020 3:43:51 PM

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  • Der Moritzhof in Magdeburg ist für sein abwechslungsreiches Programm bekannt. Die 25. Magdeburger TelemannFesttage führen ihr Publikum nun erstmals in das historische Ambiente des 200jährigen ehemaligen Bauernhofes. Dort erwartet die Besucher*innen Georg Philipp Telemanns größter Bühnenerfolg Pimpinone oder Die ungleiche Heirat. Als heiteres Zwischenspiel konzipiert, wurde das Werk im Jahre 1725 in der Oper am Gänsemarkt in Hamburg uraufgeführt. Bei den TelemannFesttagen 2020 steht das Intermezzo unter der Regie von Sandra Leupold an vier Abenden in der Scheune des Moritzhofes auf dem Spielplan.Auf der Suche nach einer Anstellung triff t das Dienstmädchen Vespetta auf den wohlhabenden Pimpinone. Dieser lässt sich von der jungen, nach Unabhängigkeit strebenden Frau umgarnen und letztlich hereinlegen. Junge arme Frau triff t auf reichen alten Mann – eine Thematik, die in der damaligen Zeit nur auf eine satirische Art und Weise dar zu stellen war, aber in der heutigen Gesellschaft noch aktuell ist. »Wenn man die historischen Hintergründe nicht kennt, versteht man das Stück trotzdem, das macht es so genial«, sagt Dr. Ute Poetzsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin am TelemannZentrum. Als solche weiß sie: Telemanns Musik zieht die Zuhörer*innen in ihren Bann. »Besonders gut eignet sich das Stück für alle, die mit dieser Musik zum ersten Mal konfrontiert werden. Es klingt eingängig und für jeden, der die Musik noch nie gehört hat, unwahrscheinlich interessant – man will immer weiterhören«, betont sie. Konzipiert wurde Telemanns Pimpinone in drei Teilen. In den Pausen der von Georg Friedrich Händel komponierten Hauptoper

    Georg Philipp Telemann gehört zweifelsohne zu den berühmtesten Söhnen Magdeburgs. Auch wenn er nach seinem Tod lange Zeit eher stiefmütterlich betrachtet wurde, gilt er heute als einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit. Sein Name wird dabei nicht selten in einem Atemzug mit solch schillernden Persönlichkeiten wie Georg Friedrich Händel oder Johann Sebastian Bach genannt. In diesem Jahr fi nden die Magdeburger TelemannFesttage zum 25. Mal statt. Das Jubiläumsfestival wird von der Landeshauptstadt Magdeburg (Zentrum für Telemann Pflege und Forschung) in Verbindung mit dem Arbeitskreis »Georg Philipp Telemann« Magdeburg e.V. veranstaltet. Über 500 Künstler*innen aus aller Welt wurden eingeladen, um Ihnen im März ihre ganz eigenen Interpretationen von Telemanns Werken näherzubringen.Eingeladen wurden auch Studierende der Hochschule Magdeburg Stendal, ihren Blick auf das Jubiläumsfestival in einem Magazin vorzustellen. Unsere Redaktion, bestehend

    aus JournalismusStudierenden, hat sich daher im Vorfeld mit einigen der Interpret*innen und den Festivalmachern in Verbindung gesetzt, um Ihnen einen kleinen Einblick in die bevorstehenden Jubiläumsfesttage zu geben. Gestaltet und illustriert wurde das Magazin von Studierenden des Studiengangs Industrial Design. Auf den folgenden Seiten fi nden Sie nicht nur Artikel, in denen weltbekannte deutsche Musiker*innen oder Dirigent*innen wie Dorothee Oberlinger und Reinhard Goebel zu Wort kom men. Auch aus Frankreich (Jean Rondeau) oder den USA (Tempesta di Mare) reisen Künstler*innen anlässlich der Veranstaltungen nach Magdeburg. Zusätzlich stehen besondere Gebäude der Stadt bei den Festtagen im Fokus: So gibt es mehrere Veranstaltungen in den GrusonGewächshäusern; auch der Katharinenturm spielt eine Rolle. Nicht zuletzt wird ein DJ gemeinsam mit einem jungen AlteMusikEnsemble in der Insel der Jugend für Telemanns Kompositionen begeistern. Das diesjährige Festivalmotto

    Klangfarben bezieht sich auf Telemanns Gabe, stimmungs volle und einnehmende Tongemälde zu kreieren. Gleichzeitig repräsentiert es aber auch einen weiteren zentralen Bezug im Leben des Künstlers: Bereits vor über 300 Jahren galt der Komponist als außerordentlich weltoff ener Mensch, der sich auch außerhalb gängiger Grenzen bewegte, internationale Kontakte pfl egte und schätzte. Die unterschiedlichen »Farben«, ge meinsam mit den teilnehmenden Interpret*innen aus aller Welt, zeichnen so auch den Aspekt der Vielfalt und Off enheit gegenüber Anderem nach. Dieser liegt den Ver anstalter*innen und uns gerade derzeit ganz besonders am Herzen.Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre. Es würde uns freuen, wenn wir bei Ihnen Interesse an den faszinierenden Veranstaltungen wecken können, sollten Sie den Magdeburger TelemannFesttagen nicht ohnehin bereits entgegenfi ebern!

    Text: Sascha Schüler

    Illustration & Layout: Stephanie Stier & Sophie Schrottge

    Tamerlano kam es zur Urauff ührung von Telemanns Intermezzo. Die Komödie vor dem Vorhang stand dabei im starken Kontrast zu dem, was in der Händelschen Oper auf der großen Bühne stattfand. Daher handelte es sich um keine Oper im klassischen Sinne. Das vergleichsweise häufi g aufgeführte Intermezzo Telemanns galt schon im damaligen Zeitalter als Besonderheit, da es im Gegensatz zu anderen großen Opern, die lediglich in Manuskripten festgehalten waren, durch den Druck eine weite Verbreitung erreichte. Von konzertanten und halbszenischen Auff ührungen für Schüler*innen bis hin zur professionellen Inszenierung fi ndet das Stück seit Jahrzehnten regelmäßig seinen Weg auf die Bühne.

    So ist es ein Werk mit viel Tiefe, in dem auch Diff erenzierung steckt. Im Moritzhof übernimmt Sandra Leupold die anspruchsvolle Aufgabe der Inszenierung. Als erste Musiktheaterregisseurin überhaupt wurde sie im Jahre 2014 mit dem Deutschen Theaterpreis Der Faust ausgezeichnet. Das Publikum der TelemannFesttage kann sich auf eine professionell inszenierte Darbietung von Telemanns Komödie Pimpinone oder Die ungleiche Heirat freuen und dem musikalischen Spiel in der historischen Scheune des Moritzhofes hingeben. Für die Gestaltung des Bühnenbildes ist Mechthild Feuerstein verantwortlich und die Kostüme hat Kristina WeißBusch entworfen. Unter der musikalischen Leitung von Georg Kallweit sind die Sopranistin MarieSophie Pollak (Vespetta) und der Bariton Dominik Köninger (Pimpinone) sowie das Ensemble Akademie für Alte Musik Berlin zu hören.

    Die vier Pimpinone-Aufführungen sind

    am Samstag und Sonntag, dem 14. und

    15. März jeweils um 16 Uhr sowie

    am Freitag, dem 20. März um 19.30

    Uhr und Samstag, dem 21. März

    um 16 Uhr in der Scheune des

    Moritzhofes zu erleben.

    Text: Leonie Bednorz

    & Max Neumann

    Illustration & Layout:

    Stephanie Stier &

    Sophie Schrottge

    Liebe Leser*innen...

    E L B E

    0302

    Ein Intermezzo in drei Teilen

  • 05

    Interessierte haben die Chance, sich an insgesamt vier

    Spielorten in Mitteldeutschland einen Eindruck vom

    Geistlichen sinGen und spielen zu verschaffen. Be sucher

    der 25. MaGdeburGer teleMann-FesttaGe sind am Sam-

    stag, dem 14. März um 16 Uhr herzlich in die Pauluskirche

    eingeladen, wo sie die neu erschlossenen Werke auf sich

    wirken lassen können.

    Text: Elisabeth Krüger & Adrian Osterburg

    Illustration & Layout: Christoph Schubert &

    Sam  Augustsson

    seiner Zeit. Dass er heutzutage wenig Beachtung findet, ist unerklärlich.« Seit der Wiedervereinigung Deutschlands habe sich jedoch einiges in der Forschung getan, ein regelrechter »Telemannboom« sei eingetreten. Für Hirschmann sei es weiterhin ein inneres Anliegen, dass den Stücken mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Mit dem organisatorisch und logistisch aufwendigen Projekt leisten die Studierenden ihren eigenen Beitrag zur Neuentdeckung des Tonkünstlers. Die Faszination Telemann begründet der Musikwissenschaftler mit der Vielseitigkeit der unterschiedlichen Gestaltungsprinzipien, Formen und Gattungen in seiner Musik. Sinnbildlich malt der Komponist seine Musikstücke mit einer breiten Farbpalette. Weiter ausgestaltet wird der Klang durch den Einsatz diverser Instrumente. Beispielsweise verleihen eine Mischung aus Violinen und Oboen einem Stück eine ganz eigene, individuelle Klangfarbe. Wie die Farbauswahl des Malers unendlich scheint, kennt auch die Vielfalt der Töne keine Grenzen. Der Wechsel zwischen Choralgesängen auf der einen und Arien auf der anderen Seite sei auch »eine feine und unterschiedliche Mischung der Klangfarben«, so Hirschmann.

    Zwischen Moll und Dur, Dreiviertel und Viervierteltakt: Musikstücke aus vergangenen Tagen erneut zum Klingen zu bringen, erfordert äußerste Präzision und höchste Aufmerksamkeit. Musikwissenschafts studierende der MartinLutherUniversität Halle Wittenberg haben es sich zur Aufgabe gemacht, Werke aus handschriftlich überlieferten Quellen des 18. Jahrhunderts in eine moderne, fehlerfreie Umschrift zu bringen. Diese Methode nennt sich Edition. Besondere Beachtung schenkte die kleine Seminargruppe Georg Philipp Telemanns Kantatenjahrgang Geistliches Singen und Spielen, eine Werksammlung, die im protestantischen Deutschland seiner Zeit weit verbreitet war.In einem der ersten Arbeitsschritte sieht der komplexe Prozess der Edition vor, zu ermitteln, welche der überlieferten Quellen den Absichten des Komponisten am nächsten kommen. »Im Idealfall kann man auf das Autograf – die eigene Handschrift des Komponisten – zurückgreifen«, erklärt der Professor für Historische Musikwissenschaft Wolfgang Hirschmann. Doch dieser Fall läge selten vor; das Werk Telemanns sei zum größten Teil nur als Abschrift – als Kopie des Originals – erhalten. Die zeittypische Schreibweise der Musikstücke erschwert die Arbeit immens, da falsche Noten, Vorzeichen und Textunterlegungen zu erkennen und zu korrigieren sind. Ein anspruchsvolles Unterfangen, das nach Hirschmann »ein erhebliches musikgeschichtliches Wissen« erfordert. Unter anderem ein Grund dafür, dass sich die Bearbeitung über ein gesamtes Semester hinzog. Harmonischer Beiklang: Praxisbezogen eigneten sich die Studierenden Grundlagen an und bauten Kompetenzen auf. Der theoretische Aspekt der Edition diente einerseits der Forschung, andererseits der musikalischen Praxis. Die geringe Wertschätzung des Komponisten in früheren Zeiten hatte für Hirschmann einen provozierenden Charakter: »Er hat faszinierende Musik geschrieben und war berühmt in

    Kammermusikstücke, die der Franzose spielte, waren von ihm. Für Jean Rondeau war er eine »Quelle musikalischer Bildung« und ein bedeutender Komponist der Kammermusik des 18. Jahrhunderts in Europa. »Für uns Barockmusiker nimmt die Kammermusik einen wichtigen Platz ein. Gerade Telemann hat uns sehr viel Musik geschenkt«, erzählt er begeistert. Daher ist es dem Cembalisten aus Paris eine Ehre, Teil der Hommage an Telemann zu sein und bei den TelemannFesttagen 2020 im Gesellschaftshaus in Magdeburg aufzutreten.

    Die Veranstaltung pharo et rondeau mit Jean Rondeau

    am Cembalo und Robin Pharo an der Viola da gamba

    findet am Samstag, dem 21. März um 11 Uhr statt. Im

    Schinkelsaal des Magdeburger Gesellschaftshauses ent-

    führen die beiden Virtuosen mit Kompositionen von Georg

    Philip Telemann und Johann Sebastian Bach in die Welt

    der Kammermusik.

    Text: Jasmin Rahbar-Tabrizi & Laura Carleen Mitulla

    Illustration & Layout: Christoph Schubert

    Europas. Wie auch Telemann ist er schon als Kind begeistert von der Musik und wird durch die Begegnung mit dem Tasteninstrument zum 17. und 18. Jahrhundert geführt. Als er im Alter von sechs Jahren seine Mentorin Blandine Verlet kennenlernt, öffnet sich die Tür zu seiner professionellen künstlerischen Ausbildung. Mit der Professorin am Konservatorium in Paris studiert er zehn Jahre lang das CembaloRepertoire und später auch die Musik anderer Epochen. »Musik vereint für mich viele verschiedene Stile und die damit zusammenhängende Geschichte«, sagt er. Inspiriert wird Jean Rondeau von anderen Musikern – und von dem inneren Drang, sich beständig selbst in Frage zu stellen, immer weiter an sich zu arbeiten und sein Spiel zu entwickeln. Trotz der Konzentration auf das Cembalo und die Barockmusik eignet sich der Virtuose, neben der reinen Interpretation von Werken, auch andere musikalische Fertigkeiten an. Hierzu gehören unter anderem Komposition und Improvisation, welche laut seiner Aussage »unabdingbar« für eine vollständige musikalische Ausbildung sind.Doch Jean Rondeau gelangt nicht nur in eine andere Welt, wenn er selbst Musik macht. Es fasziniert ihn ebenso, Stücke zu hören, die er nicht selbst spielt, auch nicht selbst spielen kann, die ihn aber sehr begeistern. Im Facettenreichtum seines Werdegangs finden sich immer wieder Gemeinsamkeiten mit Georg Philipp Telemann. Die ersten

    In einer kleinen, geselligen Runde sind bei gedämmtem Licht die feinen Klänge des Cembalos zu hören. Im Schinkelsaal entführt der Virtuose Jean Rondeau in eine ganz andere Welt der »klassischen« Musik. Auf die Frage, wieso der junge Cembalist sich dafür entschieden hat, »alte« Musik zu seinem Beruf zu machen, antwortet er: »Das hat sich ganz natürlich entwickelt. Es war keine bewusste Entscheidung, speziell klassische Musik zu machen. Für mich ist es das Tasteninstrument, das mir das Tor zur Musik geöffnet hat.«Das Leben des 28jährigen, mehrfach preisgekrönten Künstlers ist in jungen Jahren durch die Gunst des Schicksals geprägt worden. »Als ich sechs Jahre alt war, habe ich das Cembalo im Radio gehört. Ich war sofort vom Klang dieses Instruments gefangen, ohne zu wissen, um welches Werk es sich handelte«, erzählt er. Jean Rondeau erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Er war unter anderem bereits mit 21 Jahren einer der jüngsten Gewinner des CembaloWettbewerbs des Musica Antiqua Festivals 2012 in Brügge sowie des European Union Baroque Orchestra De velopment Trust Awards. Jean Rondeau ist somit einer der vielversprechendsten jungen Künstler

    04

    Studierende der UniversitätHalle-Wittenberg erschließen Klänge Telemanns neu

    Der Cembalist Jean Rondeau zeigt, wie er das erfolgreichkombiniert

  • 070606

    Ein Jahr ist es her, dass sich Yu Ma (Traversfl öte), Kaori Kobayashi (Violine), Hyngun Cho (Violoncello) und TungHan Hu (Cembalo) dazu entschieden, ein Ensemble zu gründen. Nur drei Monate später gewannen sie ihre erste Auszeichnung: den Preis der Mitteldeutschen Barockmusik beim 10. Internationalen TelemannWettbewerb. Mit dem Preisgeld, den Einladungen zum Bach Fest nach Leipzig und den diesjährigen TelemannFesttagen kehrten sie nach Berlin zurück. Dass es bald wieder nach Magdeburg geht, freut sie riesig, hier ihre Leidenschaft und Musik zu teilen noch mehr. Eine sehr prägende und aufregende Zeit verbinden sie mit der Heimat Telemanns – ihre eigene haben sie für die Liebe zur Musik verlassen. Wie die Namen der Musiker*innen schon verraten, kommen sie aus den verschiedensten Ecken Asiens: Südkorea, Japan und Taiwan. Kennengelernt haben sie sich vor vier Jahren an der Universität der Künste in Berlin. Die Idee für ein

    Ensemble ließ allerdings zwei Jahre auf sich warten. Warum sie sich dazu entschieden haben, am Wettbewerb teilzunehmen? Von all den Komponisten der Barockzeit ist und bleibt Georg Philipp Telemann ihr absoluter Favorit. Seine Musik begleitet sie schon fast ihr ganzes Leben. »Spricht man in Taiwan von Barockmusik, fällt nur der Name Telemann – manchmal auch Bach«, lachen sie. Vor allem das Proben seiner Stücke bereitet den Vieren eine große Freude. Geprobt wird zehn Tage im Monat, acht bis zehn Stunden am Tag. Die viele Zeit, die sie miteinander verbringen, hat sie zu Freund*innen gemacht – während der Proben sind sie allerdings Kolleg* innen. Sie diskutieren und streiten, nicht immer freundlich, aber immer über die Musik. Fragt man sie nach

    Noch bevor die TelemannFesttage mit dem Eröff nungskonzert im Opernhaus beginnen, steht in der Ratsdiele bereits ein erster Programmpunkt an: die Verleihung des diesjährigen GeorgPhilippTelemannPreises an die Blockfl ötistin und Dirigentin Dorothee Oberlinger. Nur wenige Stunden später steht sie mit ihrem Ensemble 1700 auf der Bühne und erweckt die Musik Telemanns zum Leben. Die Auszeichnung sei für sie eine Ehre und gleichermaßen auch eine Verpfl ichtung, »dazu beizutragen, Telemanns Musik in unserer Ge genwart noch populärer zu machen«. Dazu bieten sich ihr während der Festtage gleich zwei Möglichkeiten. Denn neben dem Ensembleauftritt spielt Oberlinger als Solistin auch das Wandelkonzert Mit Telemann durch Europa im Alten Rathaus. Bei den SolissimoKonzerten liegt der Fokus jeweils auf einem der vier wichtigsten Instrumente der TelemannZeit, in diesem Fall der Blockfl öte. Um das breite Klangspektrum des Instruments vorzustellen, hat die 50Jährige eine Auswahl von über 100 Exemplaren: »Je nach Projekt brauche ich am Ende tatsächlich jede Einzelne.« Das sei abhängig von den benötigten Klangfarben, aber auch vom Konzertort und dem räumlichen Klang. Eine Altblockfl öte hat es Oberlinger dabei besonders angetan und wurde in all ihren TelemannAufnahmen genutzt: »Sie ist in Dezibel gemessen zwar nicht besonders laut, aber sie entwickelt eine

    wunderbare Resonanz im Raum. Zauberhaft!«, kommt sie ins Schwärmen. So auch beim Beschreiben ihrer Gefühlswelt, wenn sie Telemann spielt: »Auf der Flöte ist es ein Fest. Er lässt sie in den höchsten Lagen strahlen.«Neben den SoloKompositionen fi nden sich unter seinen Werken auch Stücke für Ensembles. »Seine Kammermusik fordert geradezu zum musikalischen Kommunizieren auf«, so Oberlinger. Folglich setzt sich das Ensemble 1700 aus Solist*innen zusammen – geeint durch die Fähigkeit, sich aufeinander einzulassen. Man könne sich das vorstellen wie ein gutes Menü, bei dem unterschiedlichste Geschmacksnoten miteinander verbunden werden. Neben Oberlinger spielen in Magdeburg der Trompeter Wolfgang Gaisböck, die Fagottistin Makiko Kurabayashi, der Oboist Paolo Grazzi, der Geiger Evgeny Sviridov und der Traversfl ötist Marcello Gatti. Das Hauptaugenmerk bei der Programmauswahl liegt auf Farb und Besetzungswechseln und unterschiedlichen Soli, sodass alle zur Geltung kommen. Jedes Mitglied des Ensembles benötigt einen gewissen Freiraum, erklärt die Leiterin, die sich am Salzburger Mozarteum als Professorin überwiegend der historischen Auff ührungspraxis widmet. Auch das Ensemble 1700 habe das Ziel, wie es schon die erste Blockfl ötenschule aus dem 16. Jahrhundert thematisiert hat, stets »con prontezza« zu spielen: »Wir sind also immer bereit und

    fl exibel und nehmen jede schnelle Wendung und Welle voneinander auf.« Es gehe darum, aufeinander zu hören, zu reagieren und nicht ein vorgefertigtes Ergebnis abzuliefern.Es reiche nicht aus, Telemanns Musik notengetreu wiederzugeben. Das sei Oberlinger vor einigen Jahren klargeworden, als sie mehrere Anläufe zur Aufnahme seiner Flötenfantasien benötigte. Sie attestiert Telemanns Musik »eine mitreißende Energie und eine Melodik, die mich berührt«. Damit sich das auch auf die Zuhörer*innen übertragen könne, müsse sie vorgehen wie eine Schauspielerin. »Jede Geste klar ausführen und unter das Vergrößerungsglas legen – nur so fängt Telemanns Musik an, zu leben!«, erklärt Oberlinger. Letzterem hat sie sich verschrieben und wo könnte sie dies besser zum Ausdruck bringen als an jenem Ort, an dem Telemann das Licht der Welt erblickte?

    Das Eröffnungskonzert fi ndet am Freitag, dem 13. März

    um 19.30 Uhr im Opernhaus statt.

    Text: Kristina Geldt & Lukas Müller

    Illustration & Layout: Louis Lindner, Madeleine

    Olschewski, Natalie Steingrüber & Yaroslav Svakha

    ihren Lieblingsstücken, sind sie sich alle einig: Die Pariser Quartette. Wenn es nach ihnen geht, braucht es für ein gutes Ensemble Leidenschaft, Toleranz und ganz viel Fleiß. Yu meint: »Ein harmonisches Zusammenspiel kann es nur geben, wenn vier Individuen miteinander verschmelzen und etwas Einzigartiges kreieren.« Einzigartig ist auch der Name des Ensembles. Die Idee dafür kam von Hyngun, dem Cellisten. Jonc Fleuri ist eine Wasserpfl anze mit vielen unzähligen kleinen Blüten. Zwar steht jede davon für sich, aber sie sind trotzdem miteinander verbunden. Wenn die vier musizieren, ist es genau das Gleiche. Jeder von ihnen spielt für sich, aber nur gemeinsam ergeben sie ein melodisches Bild. »Zusammen können wir die Raffi nesse unserer Musik präsentieren«, erklärt TungHan, und genau das macht das junge Quartett so einzigartig. Ob man gut von der Musik leben kann? Das haben sie noch nicht herausgefunden. »Manchmal denke ich, wir sind etwas weltfremd, weil wir nur darüber nachdenken, wie man gute Musik macht und nicht, wie man davon lebt«, scherzt Yu. Trotz alledem werden die Musiker*innen von Le Jonc Fleuri auch in Zukunft ihrer Leidenschaft nachgehen. Neue Projekte und Programme sind schon in Planung. Vielleicht geht es auch bald nach Taiwan, der Heimat von Yu und TungHan. Dort wollen sie noch mehr Menschen für ihr Ensemble und die Musik Telemanns begeistern.

    Die Veranstaltung ausGezeichnet fi ndet am Sonntag, dem

    15. März 2020 um 11 Uhr im historischen Palais am

    Fürstenwall statt. Dort können Sie den Klängen le Jonc

    Fleuris lauschen und das Ensemble hautnah miterleben.

    Text: Josephine Werner & Marie Kohles

    Illustration & Layout: Louis Lindner, Madeleine

    Olschewski & Natalie Steingrüber

    Le Jonc Fleuri über ihre Liebe zur Musik

    Dorothee Oberlinger, die Telemann-Preisträgerin 2020, spielt zwei Konzerte

  • Biber-Ticket-Hotline und alle Volksstimme-ServicestellenTel. 0391 599 97 00

    Buchhandlung Fritz WahleBreiter Weg 174Tel. 0391 543 57 40

    Theater Magdeburg, OpernhausUniversitätsplatz 9Tel. 0391 40 490 490

    Tourist-Information MagdeburgBreiter Weg 22Tel. 0391 6360 1402

    Kartenhaus imAllee-CenterErnst-Reuter-Allee 11Tel. 0391 531 35 59

    Eintritt freiKostenpfl ichtigUhrzeitOrt

    * Magdeburg Tourist Card und weitere Rabattkarten Illustration & Layout:

    Yazmin Mendoza & Marianne Wallentin

    Informationenund Kartenservice+49 (0) 341 14 990 758telemann-festtage.de

    VORVERKAUFSSTELLENIN MAGDEBURG:

    ABSCHLUSSKONZERTKlangwelten:

    Expressiv und prächtig

    11:00Gesellschaftshaus,GartensaalPK I 26,00 | 22,00 PK II 19,00 | 15,00U 27 10,00

    HÖR MAL, TELEMANN!

    Erlebnisausstellung13.–22. März

    PREISVERLEIHUNGVerleihung des Georg-Philipp-

    Telemann-Preises 2020

    STADTRUNDGANG MIT TELEMANN

    13.–22. März

    ERÖFFNUNGS-KONZERT

    Klangfarben: Telemanns Bläserkonzerte

    10:00–17:00Klosterbergegarten, Gartenhaus

    11:00–13:00Tourist-InformationPK I 7,00 | 3,50R 6,00*

    16:00Altes Rathaus, Ratsdiele

    19:30Theater Magde-burg, OpernhausPK I 39,00 | 34,00 PK II 29,00 | 24,00PK III 22,00 | 17,00PK IV 16,00 | 11,00U 27 10,00

    16:00 Theater Magdeburg, OpernhausPK I 30,00 | 26,00 PK II 24,00 | 20,00PK III 19,00 | 15,00PK III 15,00 | 11,00U 27 10,00

    14:00 Gruson-GewächshäuserPK I 18,00 | 14,00 U 27 10,00

    16:00 MoritzhofPK I 34,00 | 29,00 PK II 24,00 | 19,00U 27 10,00

    16:00 AMO KulturhausPK I 30,00 | 26,00 PK II 24,00 | 20,00PK III 15,00 | 11,00U 27 10,00

    14:00 Gruson-GewächshäuserPK I 18,00 | 14,00 U 27 10,00

    14:00 Kloster Unser Lieben FrauenPK I 45,00 | 38,00 U 27 10,00

    11:00 Palais am FürstenwallPK I 26,00 | 22,00 PK II 18,00 | 14,00U 27 10,00

    10:00 Dom zu Magdeburg, Rempter

    19:30 Dom zu MagdeburgPK I 32,00 | 27,00 PK II 21,00 | 16,00U 27 10,00

    INTERNATIONALE WISSENSCHAFTLICHE

    KONFERENZ

    DAS 18. JAHRHUNDERT IM KINOFILM

    »Amadeus«

    10:00—17:00Gesellschaftshaus, Schinkelsaal

    20:00 Studiokino Magdeburg

    INTERNATIONALE WISSENSCHAFT-

    LICHE KONFERENZ(Fortsetzung)

    AUTOREN-LESUNG»Als die Musik in

    Deutschland spielte« Bruno Preisendörfer

    DER TOD JESUPassionsoratorium

    10:00—17:00Gesellschafts -haus, Schinkel-saal

    19:00 LiteraturhausVVK 6,00AK 8,00

    19:30 PauluskirchePK I 20,00 | 18,00 PK II 15,00 | 13,00PK III 12,00 | 10,00U 27 10,00

    FAMILIE MOPSTOCK

    MEETS BAROCKEin heiteres

    Papiertheater

    25. MAGDE-BURGER

    TELEMANN- FESTTAGE

    Ein Abend mit Film, Musik und

    Gespräch

    16:00 Gruson-GewächshäuserPK I 10,00 | 5,00

    19:00 Volkshochschule Magdeburg

    FAMILIE MOPSTOCK MEETS BAROCK

    Ein heiteres Papiertheater

    OTTO HAT GESELLSCHAFT

    Kultur-Talk

    TELEMANN LOUNGE

    Alte Musik trifft Elektrosounds

    16:00 Gruson-GewächshäuserPK I 10,00 | 5,00

    18:00 Gesellschaftshaus

    19:30 Insel der JugendPK I 10,00

    PIMPINONEKomische Intermezzi von

    Georg Philipp Telemann

    TELEMANN LOUNGEAlte Musik trifft

    Elektrosounds

    CON ANIMA

    MITGLIEDERVERSAMMLUNG DER INTERNATIONALEN

    TELEMANN-GESELLSCHAFT E.V

    19:30 MoritzhofPK I 34,00 | 29,00 PK II 24,00 | 19,00U 27 10,00

    19:30 Insel der JugendPK I 10,00

    19:30 Gesellschaftshaus, GartensaalPK I 29,00 | 25,00PK II 20,00 | 16,00U 27 10,00

    17:00 Gesellschaftshaus, Grüner Salon

    PIMPINONEKomische Intermezzi von

    Georg Philipp Telemann

    TAFELMUSIKEin Tableau Vivant

    NACHT.KONZERT

    KOMMET HERKammermusik und

    geistliche Kantanten

    TELEMANN IM GRÜNENEin botanisches Wandelkonzert

    FAMILIE MOPSTOCK MEETS BAROCK

    Ein heiteres Papiertheater

    PHARO ET RONDEAU

    SOLISSIMO III

    JUNIOR-MASTERCLASS MIT 4 TIMES BAROQUE

    Abschlusspräsentation

    MARKUSPASSION 1759von Georg Philipp Telemann

    16:00 MoritzhofPK I 34,00 | 29,00 PK II 24,00 | 19,00U 27 10,00

    16:00 Altes TheaterPK I 30,00 | 26,00 PK II 24,00 | 20,00PK III 15,00 | 11,00U 27 10,00

    22:00 KatharinenturmPK I 29,00 | 25,00 U 27 10,00

    11:00 Gesellschaftshaus,SchinkelsaalPK I 29,00 | 25,00 PK II 20,00 | 16,00U 27 10,00

    14:00 Wasser- und Schifffahrtsamt, AntoniussaalPK I 45,00 | 38,00 U 27 10,00

    16:00 PauluskirchePK I 30,00 | 26,00 PK II 24,00 | 20,00PK III 15,00 | 11,00U 27 10,00

    11:00 Gruson-GewächshäuserPK I 10,00 | 5,00

    15:00 Konservatorium G. Ph. Telemann

    14:00 Festung MarkPK I 45,00 | 38,00 U 27 10,00

    SOLISSIMO IVEin Wandelkonzert

    FAMILIE MOPSTOCK MEETS BAROCK

    Ein heiteres Papiertheater

    MIT TELEMANN NACH PARIS

    Ein musikalisches Reisevergnügen

    ICH BIN IN MAGDEBURG GEBOREN

    Ein Ständchen zu Telemanns 339. Geburtstag

    GEISTLICHES SINGEN UND SPIELEN

    FESTMUSIK FÜR HAMBURGS MICHEL

    SOLISSIMO IMit Telemann durch Europa

    Ein Wandelkonzert

    PIMPINONEKomische Intermezzi

    von Georg Philipp Telemann(Premiere)

    11:00 Gruson-GewächshäuserPK I 10,00 | 5,00

    13:00 Telemann-Stele

    11:00 Gesellschaftshaus,GartensaalPK I 29,00 | 25,00 PK II 20,00 | 16,00U 27 10,00

    14:00 Altes RathausPK I 45,00 | 38,00 U 27 10,00

    16:00 MoritzhofPK I 34,00 | 29,00 PK II 24,00 | 19,00U 27 10,00

    16:00 PauluskirchePK I 26,00 | 22,00 PK II 20,00 | 16,00PK III 15,00 | 11,00U 27 10,00

    19:30 JohanniskirchePK I 30,00 | 26,00 PK II 24,00 | 20,00PK III 15,00 | 11,00U 27 10,00

    MEIN HERZ IST VOLL

    Späte Kirchenmusiken

    PIMPINONEKomische Intermezzi

    von G. Ph. Telemann

    TELEMANN ROYALTelemann-Kompositionen

    auf König Georg II. von England

    TELEMANN IM GRÜNENEin botanisches Wandelkonzert

    SOLISSIMO IIEin Wandelkonzert

    AUSGEZEICHNET!

    GOTTESDIENST MIT MUSIK VON G. PH.

    TELEMANN

    0908

  • Tausende von Lampen erleuchten die Bühne, Transparente werden aufgehängt, das Orchester spielt in ganz großer Besetzung. Den Abschluss bildet ein großes Feuerwerk auf der Bühne während die Stadtsilhouette von Oxford im Hintergrund zu sehen ist. So oder so ähnlich könnte man sich den Rahmen einer Aufführung einer der Kantaten, die Georg Philipp Telemann im 18. Jahrhundert für das britische Königshaus komponiert hat, vorstellen. Ein wenig von diesem royalen Glanz möchte Dirigent Reinhard Goebel während der TelemannFesttage auch ins AMO Kulturhaus der Landeshauptstadt bringen.Für das Konzert Telemann Royal hat Reinhard Goebel drei Huldigungskantaten aus Telemanns Feder ausgewählt. Zum ersten die stimmungsvolle und feierliche Kantate Grossmächtigster Monarch der Briten, welche Telemann anlässlich des 75. Geburtstages des britischen Königs im Jahr 1758 komponierte. Als Zweites Bleibe, lieber König, leben, ein Stück, das in strahlendem DDur dem Leben und Wirken des Monarchen huldigt. Den Ab schluss bildet die gedämpfte Trauerkantate Lieber König, du bist tot, die nach dem Ableben König Georgs II. am

    25. Oktober 1760 verfasst wurde.Dass ein Künstler wie Telemann Huldigungskantaten auf einen britischen König verfasste, war in dieser Zeit nichts Ungewöhnliches. Schließlich erfüllten diese eine politische Aufgabe. Telemanns Wirkungsstätte Hamburg war zu dieser Zeit ein bedeutender Stadtstaat. Er war umgeben vom Königreich Dänemark im Norden

    sowie dem Kurfürstentum Hannover im Süden

    und Preußen im Osten. Reinhard Goebel erklärt:

    Der ehemalige Weltklasse-Violinist und heutige Dirigent

    Reinhard Goebel wurde am 31. Juli 1952 in Siegen

    geboren. Zu einer seiner größten Errungenschaften zählt

    die Gründung des berühmten Barockmusik-Ensembles

    Musica antiqua Köln im Jahr 1973. Nach einer neurol-

    ogischen Erkrankung, gab er 2006 das Geigespielen auf.

    2010 erhielt er eine Professur für historische Aufführungs-

    praxis am Mozarteum Salzburg.

    Das Konzert Telemann Royal – teleMann-KoMpositionen

    auF KöniG GeorG ii. von enGland findet am Sonntag, dem

    15. März um 16 Uhr im AMO Kulturhaus statt.

    Text: Francis Shortt & Henriette Tanner

    Illustration & Layout: Patrick Schöer & Kristin Hasak

    Am Sonntagabend des ersten FestivalWochenendes können sich Musikbegeisterte sowohl auf Neues aus Telemanns Feder als auch auf eines seiner bekanntesten Werke freuen. Im Konzert Mein Herz ist voll erklingt Telemanns großbesetzte MichaelisfestKantate Dich rühmen die Welten, seine kraftvolle und berühmte DonnerOde sowie erstmals in der Neuzeit die Musik zu einer Hamburger Predigereinführung Wie lieblich sind auf den Bergen. Die musikalische Aufführung erfolgt in Doppeldirektion: das international agierende Orchester für Alte Musik Bern, Les Passions de l’Ame, unter der Leitung der Konzertmeisterin Meret Lüthi, und das Vokalensemble Solomon’s Knot, geleitet von Jonathan Sells. Beide Ensembles standen schon häufig gemeinsam auf der Bühne und sind darauf bedacht, älteren Werken mit heutigem Zeitgeist zu begegnen und sie für ein moder nes Publikum zu transformieren. So gibt es auch für die erfahrensten TelemannHörer*innen noch etwas Neues zu entdecken.Überhaupt kann man nie sicher sein, was einen bei einem Auftritt des Schweizer Orchesters erwartet. Lüthi bevorzugt partizipative Konzerte und findet stets neue Wege, das Publikum in die Aufführungen einzubinden: durch persönliche Worte, durch Musizierkultur oder durch die dramaturgische Gestaltung des Abends. Georg Philipp Telemann verstand es wie wenige Musiker seiner Zeit, Töne wie Farben erklingen zu lassen und so mithilfe seiner Kompositionen Bilder in die Köpfe der Hörer*innen zu malen. Man schließe ganz einfach die Augen und erspüre, was einem die Musik in die Vorstellung zaubert. Meret Lüthi selbst sieht, wenn sie den Anfang der DonnerOde hört, Bilder einer Musikolympiade, zu der alle Götter und Halbgötter mit Pomp, Stolz und Fackeln ins Stadion einziehen.

    Wer sich selbst einmal eine solche Erfahrung wünscht, der

    wird am Sonntag, dem 15. März um 19.30 Uhr im Remter

    des Magdeburger Doms fündig.

    Text: Sophie Traub & Björn Reckmann

    Illustration & Layout: Patrick Schöer, Abdullatif Alomar,

    Richard Scheffler & Kristin Hasak

    »Den schönsten Zeitvertreib in unserem ganzen Leben weiß doch Musik allein zu geben«, so formulierte es der große Meister selbst. Daran schien Telemann auch fest zu glauben – er schrieb während seines langen Lebens eine beeindruckende Anzahl von Kompositionen, darunter um die 1.000 Orchestersuiten.Die berühmte DonnerOde war zu Lebzeiten des Komponisten sehr be liebt und ist es auch heute wieder. Leisten wir uns eine kleine Kostprobe. Ich, als jungfräuliche Hörerin, erwarte einen lauten Einstieg, drehe die Stereoanlage in vorausden kender Vorsicht ein paar Stufen leiser und mache mich bereit für das akustische Gewitter. Auf was hatte ich mich eingestellt? Vielleicht auf ein Äquivalent zu Haydns Symphonie mit dem Paukenschlag: Aufrüttelnd und alarmierend. Oder vielleicht auch eine Art barockes HeavyMetalKonzert, das einen unangenehm berührt – immerhin ging eine Zeit lang das Gerücht um, Telemann habe das Werk anlässlich des Erdbebens von Lissabon 1755 komponiert. Aber zu Beginn erklingt die Musik hell und freundlich in DDur und scheint zu erstrahlen. Man denkt an den glanzvollen Einzug eines Königs. Müsste man der DonnerOde eine (Klang) farbe zuordnen, wäre sie definitiv ein kräftiges, schimmerndes Gold. Der Chor und die Solisten singen Umdichtungen der Psalmen 8, 29 und 45, geschrieben von Johann Andreas Cramer. Zwei dieser Psal men wurden 1000 v. Chr. gedichtet und König David zugeschrieben. Ein schönes Bild – Worte, die knapp 30 Jahrhunderte vor Telemanns Geburt notiert wurden, überdauerten die Zeit, wurden umgedichtet, vom Meister 1756 aufgegriffen und vertont. Heute, 264 Jahre später, erklingen sie noch immer.

    Die goldene Ode»Solche Staaten wie Hamburg taten gut daran, den sie immer bedrohenden Mächtigen zu zeigen: ›Hey Leute, wir feiern doch eure Feste mit, bitte greift uns jetzt nicht an.‹ Mit »55 Jahren TelemannErfahrung auf dem Rücken« zählt Musiker und Dirigent Reinhard Goebel zu den verdientesten Fachleuten auf seinem Gebiet. Schon im Alter von zwölf Jahren übte er die ersten Stücke des Komponisten ein. Zuerst allein auf der Blockflöte und später in der Oberstufe gemeinsam mit seinen Schulkamerad*innen im Orchester. Den Reiz Telemanns begründet Goebel so: »Telemann macht Musik von Menschen für Menschen.« Für die kommende Aufführung in Magdeburg werden sich der Dirigent, Sibylla Rubens (So pran) und Benjamin Appl (Bariton) sowie das Ensemble Echo di Rheno für drei Tage in Köln zusammenfinden. »Überübt ist grauenvoll und überinterpretiert auch«, sagt er. Daher ist es ihm wichtig, dass auch die Spontanität des gemeinsamen Musizierens durch zu viel Proben nicht verlorengeht. Den TelemannFesttagen wird Reinhard Goebel wohl auch über das Jahr 2020 hinaus erhalten bleiben. »Das hängt von den Besucherzahlen ab«, behauptet er und muss dabei selbst laut lachen. Schnell fügt er hinzu, dass er »Telemann immer in seinem Reisegepäck haben« werde, sollte er die besonders glanzvollen Interpretationen des Komponisten in Magdeburg in Zukunft einmal anderen überlassen.

    Reinhard Goebel

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    Reinhard Goebel interpretiert Telemann-Kompositionen auf Georg II. von England

    Auf Telemanns Spuren

  • Kammermusik über den Dächern Magdeburgs – 4 Times Baroque im Katharinenturm

    Im Szeneclub Insel der Jugend trifft Telemanns Barockmusik auf moderne Elektrosounds. DJ Zacharias Zschenderlein lässt am kreativen Entstehungsprozess dieser zunächst undenkbar erscheinenden musikalischen Kombination teilhaben. Michael Conrad, Betreiber der Insel der Jugend, gibt Einblicke in die Historie seines Clubs in den alten Magdeburger Festungsanlagen an der Maybachstraße. »Ich glaube, dass die Gewölbe, in denen wir uns befinden, schon etwas sehr Extravagantes darstellen«, so Conrad. Der heutige Veranstaltungsort war einst das Kavalier 5 und gehörte zum westlichen Festungsring Magdeburgs. Er wurde bis 1919 noch militärisch genutzt. Da, wo heute der Kassenbereich ist, befand sich damals ein Schallschutzraum der Reichsbahnfeuerwehr. Die Insel bestand früher aus einzelnen Gewölben, sogenannten Kasematten, in denen Schwarzpulver in die Munition gefüllt wurde. Als Michael Conrad sich entschied, das ehemalige Kavalier 5 zu pachten, sah dieses noch gar nicht nach einem Club aus. Über eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis die Insel der Jugend im Frühjahr 2016 ihre Türen öffnen konnte. »Jugendlich, freiheitlich, experimentell«, so beschreibt der 39Jährige seinen Club.

    Auf zwei Floors kann das ganze Jahr über bei verschiedenen Veranstaltungen gefeiert werden. Es gibt aber auch einen weiteren, auf dem hauptsächlich Lesungen, Workshops und Konzerte stattfinden. Dort wird auch DJ Zacharias Zschenderlein zusammen mit 4 Times Baroque die Musik Telemanns neu interpretieren. Zschenderlein studierte klassische Musik, Jazz und Popmusikdesign. »Mein Zuhause ist zwar die klassische Gitarre, aber heutzutage beschäftige ich mich vorwiegend mit populärer Musik und habe aktuell mehrere elektronische Projekte. Es ist immer schön, Brücken zwischen beiden Welten zu bauen«, schildert der Multiinstrumentalist seine Absicht. Seiner Ansicht nach seien elektronische Tanzmusik und Barockmusik gar nicht so weit voneinander entfernt, wie man normalerweise annehmen würde: »Beide Stilrichtungen haben einen Groove, einen Puls, der alles trägt.« Für das bevorstehende Konzert hat er ein Liveset mit der Intention vorbereitet, das Intellektuelle der Klassik mit dem Körperlichen elektronischer Tanzmusik zu vereinen: »Musik gefällt mir immer dann am besten, wenn sie mich auf verschiedenen Ebenen anspricht.« Bei seinen Arrangements sollen sich elektronische Beats und akustische Instrumente auf Augenhöhe und mit Respekt begegnen. Mit der Vielfalt musikalischer Klangfarben beschäftigt sich der Musikpädagoge in Workshops mit Schüler*innen genauso wie bei der Vorbereitung dieses Konzertes. Seine Anliegen: »Ich möchte den ganzen Regenbogen

    bespielen, Vielfalt ist ein Qualitätsmerkmal!« Die Besucher*innen erwartet ein etwa einstündiges Konzert, welches Zschenderlein zur Hälfte mit elektronischer Musik begleiten wird. Die restliche Zeit füllt 4 Times Baroque mit TelemannKlassikern. Clubbesitzer Conrad freut sich bereits auf die Mischung aus Hoch und Subkultur: »Nur durch diesen Mix können auch Vorurteile abgebaut werden. Warum soll jemand, der klassische Musik mag, nicht mal seine Musik in einem Technoclub hören?«

    DJ Zacharias Zschenderlein und das Ensemble 4 tiMes

    baroque werden am Donnerstag, dem 19. und Freitag,

    dem 20. März bei der Veranstaltung teleMann lounGe

    jeweils um 19.30 Uhr Telemanns Musik in der Insel der

    Jugend neu interpretieren.

    Text: Leonie Lau & Jessica Schäfer

    Illustration & Layout: Ana Vidal & Max O’Dell

    Ein Konzert der besonderen Art in einer außergewöhnlichen Location

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    Die Region rund um den Breiten Weg in Ma gdeburg weist einige Berührungspunkte zur Biografie Georg Philipp Telemanns auf. Wo einst die Katharinenkirche stand, wurde 1970 das Haus der Lehrer errichtet, welches heute den Namen Katharinenturm trägt. Das Bauwerk sticht als modernes Gebäude aus der Struktur der Stadt heraus und bietet Aussicht auf Orte, an denen Telemann gelebt, gelernt und musiziert hat.Heute befindet sich ein Veranstaltungsraum in der obersten Etage des Gebäudes – mit einem eindrucksvollen Panoramablick über die Dächer Magdeburgs. Hier wird das Ensemble

    4 Times Baroque bei den TelemannFesttagen in einem nächtlichen Konzert barocke Kammermusik interpretieren. Das junge Quartett, bestehend aus Alexander von Heißen (Cembalo), Karl Simko (Cello), Jonas Zschenderlein (Violine) und Jan Nigges (Blockflöte), lernte sich im Jugendbarockorchester Bachs Erben in Michaelstein (SachsenAnhalt) kennen. Bald musizierten sie auch außerhalb der Probezeiten miteinander. Für 4 Times Baroque ist Telemann einer der bedeutendsten Komponisten des 18. Jahrhunderts. Er habe vielseitige Werke geschaffen und für jegliche Besetzung Musik komponiert, deshalb »greift man in der kammermusikalischen Arbeit im Musikstudium oft auf Telemann zurück – zu Recht!«, erzählt Alexander von Heißen. Die musikalische Ader zeigte sich bei Telemann bereits in seiner Kindheit und Jugend, vor allem während seiner Ausbildung an Magdeburgs renommierten Bildungseinrichtungen: dem Altstädtischen Gymnasium und der Domschule. Letzteres hatte damals seinen Platz oberhalb des Domkreuzgangs. Auch das

    Gebiet, auf dem das AlleeCenter steht, ist

    von besonderem Interesse. Hier befand sich die Hei

    ligGeistKirche, Telemanns Taufkirche, in deren unmit

    telbarer Umgebung die Familie Telemann lebte. Das Areal

    befindet sich vom Katharinenturm aus in Sichtweite.

    Der Kontakt zwischen dem Ensemble und dem OrganisatorenTeam der TelemannFesttage entstand Anfang 2019. Mit einer fantastischen Sonntagsmusik begeisterte das Quartett nicht nur das Publikum, sondern auch Carsten Lange, Leiter des TelemannZentrums in Magdeburg. Nach dem Konzert nahmen sich die Interpreten ausgiebig Zeit, um Fragen von

    Schülern*innen des Magdeburger Konservatoriums zu beantworten.

    Als sich herausstellte, dass die jungen Künstler auch mit einem DJ zusam

    menarbeiten, »passte alles zusammen«,

    so Lange. Ein Ensemble, »das viel ausprobiert, Neugierde zeigt und auch bereit ist, sein Wissen weiterzugeben, ist unbedingt in das Festivalprogramm mit einzubeziehen«. Bei den diesjährigen TelemannFesttagen tritt 4 Times Baroque gleich mehrfach in Erscheinung. So spielen sie nicht nur ein »klassisches« Konzert im Katharinenturm, sondern gehen auch ein Musikexperiment ein, bei dem » historischer« Klang mit elektronischen Sounds kombiniert wird (siehe Barock in der Insel). Außerdem vermitteln die Interpreten ihr Wissen und Können in einer JuniorMasterclass für Nachwuchstalente.Für 4 Times Baroque steht fest, dass »die Mu sik Telemanns keineswegs verstaubt wirken muss, sondern lebendig, virtuos und voller Affekte sein kann«, erklärt von Heißen. Das wollen sie in ihren Auftritten zeigen und die Musik der Vergangenheit in der »heutigen Zeit zum Klingen bringen«.

    Das nacht.Konzert von 4 tiMes baroque findet am Sonn-

    tag, dem 21. März um 22 Uhr im Katharinenturm statt.

    Es werden Werke von Georg Philipp Telemann und Johann

    Sebastian Bach erklingen.

    Text: Amelie Ries & Lea Weisbach

    Illustration & Layout: Jonathan Hase & Max O’Dell

    Abb. Seite 12 unten: Die Heilige Katharina zierte einst den

    Torbogen der zerstörten Katharinenkirche. Die Statue ist

    nicht nur Namensgeberin des heutigen Katharinenturms,

    sondern auch ein Relikt aus Zeiten Telemanns.

  • Hermann Gruson, Namensgeber der Gewächshäuser, war wie Telemann ein Blumenfreund. Der Großindustrielle hinterließ der Stadt Magdeburg seine umfangreiche Sammlung an Pfl anzen. In den zehn Gewächshäusern gibt es über 4.500 verschiedene Pfl anzenarten. Neben subtropischen und tropischen Gewächsen haben auch tierische Bewohner, wie zum Beispiel Kaimane oder die Publikumslieblinge, die Straußwachteln, ihren Platz.2012 entstand auf der Basis von erhalten ge bliebenen Pfl anzenlisten Telemanns ein Garten im Innenhof der Gewächshäuser. Dort können die Besucher*innen Blumen fi nden, die der Komponist selbst besaß und liebte. »Zwischen exotischen Pfl anzen, wie Agaven oder Aloe vera, entdeckt man auch Blumen, die man selbst daheim hat. Man hat so den Eindruck eines schönen bunten Bauerngartens«, beschreibt Dr. Ludwig Martins, Leiter der Gewächshäuser, den TelemannGarten. 2020 werden die GrusonGewächshäuser Schauplatz von vier Vorstellungen einer ganz besonderen theatralischen Form sein, die beweist, dass Kunst schon mit einfachen Mitteln in allen Räumen stattfi nden kann: das Papiertheater. Es entstand um 1810 in England und war gerade in bürgerlichen Familien eine weit verbreitete Unterhaltungsmöglichkeit. Oft trafen

    sich Familienmitglieder und bastelten gemeinsam aus Bilderbögen Kulissen und Puppen, liehen sich Skripte von Theaterstücken aus und führten diese mithilfe ihrer selbst hergestellten Szenerie auf. Diese fast vergessene Form der darstellerischen Kunst soll nun wieder aufl eben. Das Stück Familie Mopstock meets Barock von Elke Schneider wird bei den Telemann Festtagen aufgeführt. »Wir wollen uns vor Telemann verneigen«, so die Regisseurin. Dies soll geschehen, indem nicht nur Teile von dessen Oper Der geduldige Sokrates auf einer Papiertheaterbühne inszeniert und aufgrund der erwähnten Blumenliebe in den Gewächshäusern aufgeführt werden, sondern es ist auch eine Art Zeitreise zu erwarten. So soll das Publikum von Familie Mopstock in die Epoche des Barocks entführt werden. »Durch die fachübergreifende Besetzung und die improvisatorische Anmutung wird dem Stück ein einzigartig authentischer Charakter verliehen«, verspricht Elke Schneider. Damit möchte sie diese vielseitige Form des Theaters auch für heutige Familien attraktiv machen.

    FaMilie MopstocK Meets barocK wird am Samstag, dem

    14. und 21. März um 11 Uhr und am Mittwoch, dem 18.

    sowie am Donnerstag, dem 19. März um 16 Uhr in den

    Gruson-Gewächshäusern aufgeführt.

    Text: Lina Wüstenberg, Lisa-Marie Kreutz & Sophie Traub

    Illustration & Layout: Maiara Reisdorfer, Mariana Correia

    & Max O’Dell

    Der Blumenfreund

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    Familie Mopstock entführt in die barocke Zeit

    Tempesta di Mare interpretiert verschollene Suite neu

    Zum krönenden Abschlusskonzert der Festtage wurde das AlteMusikEnsemble Tempesta di Mare aus Philadelphia in das Opernhaus Magdeburg eingeladen. Mit ihrem starken Bläseranteil verleiht die 30köpfi ge Besetzung den Werken von Fasch, Rebel, Vivaldi und Telemann einen besonderen Sound. Geleitet von Gwyn Roberts und Richard Stone überzeugte das amerikanische Ensemble Carsten Lange 2017 beim TelemannFest in den Staaten. »Hier ist die generelle Haltung: Telemann ist kein Bach«, erzählt die Geschäftsführerin des Orchesters, Ulrike Shapiro, im Interview. Deshalb war es vor drei Jahren für das Ensemble umso riskanter, ein TelemannFest in einem Land zu organisieren, welches der Komponist nie bereiste und musikalisch wenig beeinfl usst hat. Ganz gleich, ob es ein Gemälde oder eine Komposition ist: »Einige werden berühmt, andere vergessen. Obwohl letztere meistens außergewöhnlicher in ihrer Beschaff enheit sind und mehr internationale Beachtung erhalten sollten«, fügt Shapiro hinzu.

    Der amerikanische Musikwissenschaftler und Flötist Prof. Dr. Steven Zohn hielt zeitgleich zu Tempesta di Mares TelemannFestival in den USA ein internationales Symposium ab. Höhepunkt des Festivals war die moderne Erstauff ührung der Entr’actes, eine Zusammenstellung einzelner Sätze aus einer verschollenen Suite, die Zohn zuvor als Telemanns identifi ziert hatte. Sie ist Teilbestand des Schranck No: II. und befand sich im Notenarchiv der Dresdner Hofkapelle. Der Großteil verbrannte beim Beschuss Dresdens durch die preußische Armee 1760. Teil dieser Sammlung sind auch Orchesterwerke von Fasch, zu denen Tempesta di Mare ein besonderes Verhältnis hat: Viele von seinen Manuskripten erlitten aufgrund der Bombardierung Dresdens im 2. Weltkrieg durch eingesickertes Grundwasser schwere Wasserschäden. In akribischer Kleinarbeit hat Richard Stone die 300 Jahre alten Handschriften rekonstruiert und mit Tempesta di Mare neu interpretiert. Nun sind sie fester Bestandteil des Repertoires. Das international erfolgreiche Ensemble, dessen Name durch ein Concerto von Vivaldi inspiriert wurde, verspricht mit seiner Musik zwei Dinge: Die emotionale Sprache des Barocks auszudrücken und die Geschichte der Musik neu zu erzählen. »Dazu müssen wir das Notenbild in Emotionen und Ideen, die man heute noch verstehen kann, umsetzen«, erklärt Shapiro. Gefühle sollen vor allem dann zum Vorschein kommen, wenn einzelne

    Instrumentengruppen sich in einem Stück wiederfi nden. Durch die Mischung aus Horn, Oboe und Geige werden bei spielsweise die einzigartigen

    Klangfarben der Instrumente plastischer. Beim Abschlusskonzert wird Tempesta di Mare mit

    der unterschiedlichen Streicher, Bläser und HolzbläserBesetzung eine expressive und prächtige Klangwelt präsentieren.Neben Kompositionen Telemanns sind an diesem Nachmittag ebenso Werke seiner Zeitgenossen Johann Friedrich Fasch und JeanFéry Rebel, sowie ein Concerto von Antonio Vivaldi zu hören. Ihre Werke waren im 18. Jahrhundert ein wichtiger Teil des Repertoires und der Dresdner Hofkapelle. Trotz ihrer musikalischen Verbindungen weisen die Werke der vier Komponisten charakteristische Eigenheiten und vor allem eine große stilistische Mannigfaltigkeit auf. »Durch unser gemischtes Programm wollen wir zeigen, dass Barockmusik viele und nicht nur eine Farbe hat,« sagt Ulrike Shapiro.

    Das glanzvolle Abschlusskonzert von teMpesta di Mare

    fi ndet am Sonntag, dem 22. März um 16 Uhr im Opern-

    haus statt.

    Text: Florina Ademi & Charlotte Steinbach

    Illustration & Layout: Maiara Reisdorfer, Pablo Neubauer &

    Max O’Dell

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  • Die Magdeburger TelemannFesttage feiern ihr 25. Jubiläum. Bei den ersten Festtagen im Jahr 1962 noch gering finanziert und danach im unregelmäßigen Turnus organisiert, haben sich die TelemannVeranstaltungen in Magdeburg inzwischen zu einer nicht wegzudenkenden In stitution gemausert. Insbesondere in den letzten zehn Jahren hat eine rasante Entwicklung stattgefunden. Ziel der TelemannFesttage ist es, das Werk des berühmten Stadtsohnes Georg Philipp Telemann in Erinnerung zu halten und darüber hinaus noch bekannter zu machen. Sie sollen Kennern und Liebhaber*innen die Musik Telemanns in hervorragenden Interpretationen bieten und gleichzeitig diese Musik einem breiten und diversen Publikum nahebringen, sagt RalphJürgen Reipsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am TelemannZentrum. Dazu wird auch im Rahmen der diesjährigen Festtage mit Telemann für Schüler versucht, das ganz junge Publikum anzusprechen.

    Ein Mitmachkonzert für mehr als 2000 Schüler*innen soll den Reiz zum Auseinandersetzen mit dem Schaffen Telemanns erzeugen.Highlights hat es in der Historie der Festtage zahlreiche gegeben. RalphJürgen Reipsch hebt den Auftritt des Österreichers Nikolaus Harnoncourt hervor, der schon in den 1960er Jahren für ein grundlegendes Verständnis der Werke Telemanns gesorgt hatte. Der mittlerweile verstorbene, berühmte Dirigent hat 2004 in Magdeburg das Oratorium Tag des Gerichts aufs Podium gebracht. Im selben Jahr ist der GrammyGewinner mit dem Eintrag in das Goldene Buch der Landeshauptstadt sowie mit dem GeorgPhilippTelemannPreis geehrt worden. Letzterer wird seit 1987 traditionell um den 14. März, dem Geburtstag Telemanns, an Einzelpersonen, Ensembles und Institutionen verliehen, die hervorragende Leistungen bei der Interpretation, Verbreitung und Erforschung der Werke Telemanns geleistet haben.

    Für die diesjährigen Festtage haben die Veranstalter unter dem Motto Klangfarben ein interessantes Programm mit mehr als 500 Künstlern aus 25 Ländern organisiert. Das Motto spiegelt sich unter anderem in der Farbigkeit und Vielfalt der Veranstaltungen sowie der Künstlerwahl wider, aber natürlich auch in der Musik selbst. Als besonders hervorzuheben sind ebenso die fünf moderne Erstaufführungen und eine EuropaPremiere von Telemanns Kompositionen in heutiger Zeit.Eröffnet werden die Festtage von der renommierten Blockflötistin und TelemannPreisträgerin 2020 Dorothee Oberlinger und ihrem Ensemble 1700. Neben den eigentlichen Konzerttagen hat das Veranstaltungsteam außerdem ein umfangreiches Rahmenprogramm konzipiert. Mit Kinoabenden, Rundfunkübertragungen, Lesungen und Kulturtalks wird gezielt versucht, verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Dazu werden im ganzen Stadtgebiet Magdeburgs einige Räumlichkeiten exklusiv für TelemannVeranstaltungen öffnen. Das Gartenhaus des Klosterbergegartens ist Ort der interaktiven Ausstellung Hör mal Telemann!. Im Gesellschaftshaus findet unter anderem die Internationale Wissenschaftliche Konferenz zum Thema Die Überlieferung der Werke Telemanns – Perspektiven der Forschung statt.Die Festtage wollen in Zukunft ihren Qualitätsstandard nicht nur halten, sondern weiterentwickeln. Das bedeutet die Teilnahme weiterer international gefragter Künstler*innen und Ensembles sowie das Erreichen eines neuen Peaks in Hinsicht auf Reichweite und Besucherzahlen. Mit innovativen Ideen und musikalischen Akzentsetzungen im internationalen Maßstab ist das Festival eine feste Größe in Magdeburgs Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025.

    Text: Julius Barz

    Illustration & Layout: Fabian Kühne

    Arbeitskreis »Georg Philipp Telemann« Magdeburg e.V. cpo – classic production osnabrück Gesellschaftshaus Magdeburg Gruson-Gewächshäuser Magdeburg Hochschule Magdeburg-Stendal Förderverein Gruson-Gewächshäuser e.V. Internationale Telemann-Gesellschaft e.V. Literaturhaus Magdeburg Konservatorium Georg Philipp Telemann Magdeburg Marketing und Tourismus GmbH Maritim Hotel Magdeburg Messe und Veranstaltungsgesellschaft MagdeburgLandeshauptstadt Magdeburg Stadtmarketing »Pro Magdeburg« e.V. Studiokino/Filmclub Magdeburg Theater MagdeburgMesse und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbHDezernat für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit

    Die Telemann-Festtage in Magdeburg – Ein Rück- und Ausblick

    Herausgeber: Landeshauptstadt Magdeburg, Kulturbüro | Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung (Leitung: Dr. Carsten Lange), Tel. 0391/5406755 In Zusammenarbeit mit der Hochschule Magdeburg-StendalTexte: Studiengang Journalismus der Hochschule Magdeburg-Stendal unter der Leitung von Kathleen Radunsky-NeumannIllustration & Layout: Studiengang Industrial Design der Hochschule Magdeburg-Stendal unter der Leitung von Nikola RöthemeyerCovergestaltung und Illustration: Maiara Raisa Reisdorfer | Coverzeichnung Telemann: Yaroslav SvakhaArt Direktion: Fabian Kühne, Max O’Dell, Stephanie Stier | Redaktion: Sascha Schüler, Francis Shortt Finanzierung der Beilage mit Unterstützung der Dachmarkenkampagne »Ottostadt Magdeburg« | Auflage: 155.384 | Druck: Mediengruppe Magdeburg