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newsletter kultur & nachhaltigkeit Nr. 18 Juni 2014 ISSN 2235-7939 News und Infos zu Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb für den deutschsprachigen Raum Kulturförderung und Nachhaltigkeit – der Ansatz des Arts Council England Liebe Leserin, lieber Leser Nach einer kleinen Pause ist der newsletter kultur & nachhaltigkeit wieder zurück mit neuen Informatio- nen rund um das Thema Nachhaltig- keit im Kulturbetrieb. Es hat sich einiges getan in den letzen Monaten. Unter anderem ist die neue Homepage von baumast. kul- tur & nachhaltigkeit entstanden (www.kultur-und-nachhaltigkeit.ch ), die nach und nach mit Inhalten auf- gefüllt wird. Zum Stöbern auf den Seiten sind Sie ganz herzlich ein- geladen! Ausserdem spielt Theater seit Ende Mai auch ganz physisch eine wichti- ge Rolle für baumast. kultur & nachhaltigkeit: Seit Ende Mai fun- gieren die Büroräume als Theater- kasse (und Sanitätsstützpunkt) für die Produktion „... & GLORIA“ des Landschaftstheaters Lenzburg, die noch bis zum 11. Juni auf dem Areal der ehemaligen Wisa-Gloria zu sehen (und zu erlaufen) ist. (Weitere In- formationen sind hier zu finden: www.landschaftstheater.ch .) Aber nun zum Inhalt des Schwer- punktartikels dieses newsletters. Er befasst sich nicht nur mit dem Theater, sondern allgemein mit ge- förderten Kulturinstitutionen. Denn kürzlich ist der Bericht Sustai- ning Great Art über die Aktivitäten des Arts Council England erschie- nen, der seit 2013 von den geför- derten Kultureinrichtungen Informa- tionen zu verschiedenen Umweltkenn- zahlen sowie ein Engagement zu de- ren Verbesserung fordert. Was hat diese Forderung bislang bewirkt? Wie ist es den geförderten Einrich- tungen damit ergangen? Und was hat es der Umwelt gebracht? Auf diese (und weitere) Fragen geben die fol- genden Seiten Antwort. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihre - 1 -

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Kulturförderung und Nachhaltigkeit – der Ansatz des Arts Council England

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kultur & nachhaltigkeit

Nr. 18 Juni 2014 ISSN 2235-7939

News und Infos zu Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb für den deutschsprachigen Raum

Kulturförderung und Nachhaltigkeit – der Ansatz desArts Council England

Liebe Leserin, lieber Leser

Nach einer kleinen Pause ist dernewsletter kultur & nachhaltigkeitwieder zurück mit neuen Informatio-nen rund um das Thema Nachhaltig-keit im Kulturbetrieb.

Es hat sich einiges getan in denletzen Monaten. Unter anderem istdie neue Homepage von baumast. kul-tur & nachhaltigkeit entstanden(www.kultur-und-nachhaltigkeit.ch),die nach und nach mit Inhalten auf-gefüllt wird. Zum Stöbern auf denSeiten sind Sie ganz herzlich ein-geladen!

Ausserdem spielt Theater seit EndeMai auch ganz physisch eine wichti-ge Rolle für baumast. kultur &nachhaltigkeit: Seit Ende Mai fun-gieren die Büroräume als Theater-kasse (und Sanitätsstützpunkt) fürdie Produktion „... & GLORIA“ desLandschaftstheaters Lenzburg, dienoch bis zum 11. Juni auf dem Arealder ehemaligen Wisa-Gloria zu sehen(und zu erlaufen) ist. (Weitere In-formationen sind hier zu finden:www.landschaftstheater.ch.)

Aber nun zum Inhalt des Schwer-punktartikels dieses newsletters.Er befasst sich nicht nur mit demTheater, sondern allgemein mit ge-förderten Kulturinstitutionen. Dennkürzlich ist der Bericht Sustai-ning Great Art über die Aktivitätendes Arts Council England erschie-nen, der seit 2013 von den geför-derten Kultureinrichtungen Informa-tionen zu verschiedenen Umweltkenn-zahlen sowie ein Engagement zu de-ren Verbesserung fordert. Was hatdiese Forderung bislang bewirkt?Wie ist es den geförderten Einrich-tungen damit ergangen? Und was hates der Umwelt gebracht? Auf diese(und weitere) Fragen geben die fol-genden Seiten Antwort.

Eine erkenntnisreiche Lektürewünscht

Ihre

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newsletter kultur & nachhaltigkeit Nr. 18, Juni 2014

Kulturförderung mit Umweltkriterien verknüpfen – das Umweltprogrammdes Arts Council England

Annett Baumast

2012 führte der Arts Council Eng-land als erste Kulturförderungsin-stitution weltweit die Berichter-stattung zu Umweltkriterien für diegeförderten Einrichtungen in denwichtigsten Förderprogrammen ein.Nun liegt der Julie's Bicycle ver-fasste Bericht Sustaining GreatArt vor, der Bilanz nach dem erstenJahr Berichterstattung durch engli-sche Kultureinrichtungen zieht.

Quelle: http://www.artscouncil.org.uk

Von den insgesamt 704 betroffenenOrganisation haben sich 90 % an Ak-tivitäten zur Umweltberichterstat-tung beteiligt. 66 % (463 Einrich-tungen) reichten eine Umweltpolitikein und 61 % (431 Organisationen)einen konkreten Umweltplan. Über50 % (397 Einrichtungen) konntenbereits im ersten Jahr Daten zuEnergie- und Wasserverbrauch zurVerfügung stellen, die den Quali-tätsansprüchen genügen.

Dabei kamen Werkzeuge von Julie'sBicycle zur Anwendung, die speziellfür die vom Arts Council Englandgeförderten Organisatonen entwi-ckelt wurden: die sogenannten In-dustry Green Tools (CO2-Rechner)

sowie weitere Online-Ressourcen undWebinars.

Die Analyse der verfügbaren Datenzu Energie- und Wasserverbrauch er-gab einen CO2-Fussabdruck von94'000 Tonnen für die berichtenden397 Kultureinrichtungen. Der Anteildes Wasserverbrauchs daran betrugweniger als 1 %, was die allgemeineWasserproblematik (Knappheit, Ver-fügbarkeit etc.), die auch in Eng-land zu spüren ist, nicht wieder-spiegelt.

Bei einem Pro-Kopf-Ausstoss vonknapp 8 Tonnen CO2 pro Jahr in Eng-land (http://tinyurl.com/phsugjl)entspricht dies in etwa dem Jahres-ausstoss von knapp 12'000 Menschenund damit ungefähr den CO2-Emissio-nen der Hälfte der Einwohnerinnenund Einwohner von Strat-ford-upon-Avon. Ausgehend von denverfügbaren Daten wurde hochgerech-net, dass alle 704 betroffenen Or-ganisationen insgesamt über einenFussabdruck von ungefähr 121'000Tonnen CO2 verfügen.

Wollen Sie Ihren eigenen CO2-Fuss-abdruck berechnen? Dann finden Sieverschiedene Rechner im Internetwie z.B. den des deutschen Umwelt-bundesamtes unter http://uba.kli-maktiv-co2-rechner.de/de_DE/page/,die österreichische Variante beimFORUM Umweltbildung http://tinyur-l.com/qfhssp7 oder die verschiede-nen Rechner der SchweizerischenStiftung myclimate www.myclima-te.org sowie viele weitere Varian-ten, u.a. auch für Veranstaltungen.

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newsletter kultur & nachhaltigkeit Nr. 18, Juni 2014

Von den berechneten CO2-Emissionenwurde ein Fünftel (21 %) von ledig-lich vier grossen Organisationengeneriert. Die Hälfte der Emissio-nen stammt aus insgesamt 28 Ein-richtungen, die vier grössten ein-geschlossen. Dabei sind es laut Be-richt gerade diese, die in ihrenUmweltaktivitäten bereits am wei-testen fortgeschritten sind und diegrössten Einsparungen erzielt ha-ben, was mittelfristig jedoch zueiner Stagnation der Werte führenkann, wenn sich keine neuen, krea-tiven Lösungen finden lassen. 99 %der Organisationen in der Kreativ-und Kulturwirtschaft in England ha-ben jedoch weniger als 50 Mitarbei-tende und so müssen auch hier pas-sende Instrumente zur Verfügung ge-stellt werden, um diese zu errei-chen.

Denn dem Arts Council England gehtes vor allem auch um die Sensibili-sierung des Kultursektors und dieNutzung seines kreativen Potenzi-als, wie es Alan Davey, der Ge-schäftsführer des ACE, im Vorwortder Studie formuliert:

„Art challenges our ways of thinkingans shows us alternative ways of li-ving. This is what the Arts Coun-cil's environmental programme isabout. ... It would be wonderful ifacross the world, arts organisationscame together to show what is possi-ble, in what we say – and in what wedo.“

Nicht vergessen geht im Bericht dieökonomische Perspektive: Aus denerhobenen Daten ergeben sich Ener-giekosten von 21 Mio. £ für die be-richtenden Organisationen bzw.Hochgerechnet auf alle 26 Mio. £.

Gleichzeitig wird nachgewiesen,dass durch die Massnahmen des Um-weltprogramms nicht nur CO2-Emis-sionen gesenkt, sondern ganz klarauch Kosten eingespart werden konn-ten.

Am Beispiel der 62 Kulturbauten,die Daten zur Verfügung stellten,illustriert der Bericht die erziel-ten Einsparungen: 43 Kulturbautenkonnten ihre CO2-Emissionen um ins-gesamt 20 % senken. 36 Einrichtun-gen reduzierten ihren Stromver-brauch und sparten damit 480'000 £ein. Durch die Reduktion des Gas-verbrauchs in 43 Kulturbauten konn-ten 333'000 £ eingespart werden.Liessen sich diese Werte auf alle301 Kulturbauten skalieren, sokönnten insgesamt 3 Mio. £ an Ener-giekosten eingespart werden.

Das Fazit des ersten Berichts unddie Rückmeldungen zum Programm desArts Council England fallen positivaus. Über drei Viertel der betrof-fenen Einrichtungen sehen positiveEffekte auf die eigene Organisationund auf den Kultursektor als Gan-zes. Die Studie kommt zu demSchluss, dass eine wichtige Daten-basis gelegt wurde und England überdie grösste Datenbank zu Umweltaus-wirkungen des Kultursektors ver-fügt, auf die man aufbauen kann. Imzweiten Jahr wird noch differen-zierter auf kleinere Organisationeneinzugehen sein, um auch diese insBoot zu holen.

Weitere Informationen unter:

http://tinyurl.com/la5xqaa (Bericht)

www.artscouncil.org.uk

www.juliesbicycle.com/

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newsletter kultur & nachhaltigkeit Nr. 18, Juni 2014

Was passiert in ... ? Der Blick über den geografischen Tellerrand

Vom 22 Juni bis 21. September 2014 findet in Todmorden Mills (Toronto, Kanada) dasEco-Art-Fest statt. Das Kunstfestival hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeitund Umweltbewusstsein zu fördern und bietet neben Führungen zu den gezeigtenKunstwerken auch verschiedene Kurse zu Umweltthemen an. Zu den ausstellendenKünstlerinnen und Künstlern zählen Nicole Dextras, die sich selbst als „environ-mental artist“ bezeichnet (www.nicoledextras.com), John Dickson (www.johndickson.-ca) und das Labspace Studio (http://labspacestudio.com).

http://www.no9.ca/ecoartfest/

VeranstaltungstippAusstellung World of Matter - Über dieglobalen Ökologien von Rohstoff nochbis 22.06.2014, Hartware MedienKunst-Verein, Dortmunder U, Dortmund.

Die Ausstellung setzt sich – haupt-sächlich mit Hilfe von Videos - mitden globalen Ressourcenströmen und dendaraus resultierenden Folgen fürMensch und Umwelt gekonnt auseinander.Sie ist Teil des MultimediaprojektsWorld of Matter (www.worldofmatter.-net).

http://tinyurl.com/lafy2uj

Literaturtipp

Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsereZukunft selbst in die Hand nehmen, RobHopkins, oekom verlag, 2014.

Der Gründer der Transition-Town-Bewe-gung beschreibt die Hintergründe derEntwicklung, die langsam auch im deut-schen Sprachraum Fuss fasst und sicheine postfossile und relokalisierteGesellschaft zum Ziel gesetzt hat. An-hand vieler Beispiele illustriert er,welche Initiativen bereits heute er-folgreich umgesetzt werden.

http://tinyurl.com/nyy42vk

In eigener Sache

Am 03. und 04. Juli findet das Seminar„Zukunftsfähigkeit im Kulturbetrieb“ ander Bundesakademie für Kulturelle Bil-dung in Wolfenbüttel (DE) unter derLeitung von Annett Baumast statt. Wei-tere Informationen und Anmeldung (nochbis 12.6.) hier: http://tinyurl.com/qc7dwzo

Kontakt

baumast. kultur & nachhaltigkeitSägestrasse 44PostfachCH-5600 Lenzburg 2Telefon: +41 62 544 29 19Mobil: +41 77 421 41 02E-mail: [email protected]://kultur-und-nachhaltigkeit.chhttp://twitter.com/kultur_nachhaltNewsletter abonnieren / abbestellen:e-mail an [email protected]

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