27
Die Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

Die Miesmuschel

Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen

Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

Page 2: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

2

Inhaltsverzeichnis Seite Die Miesmuschel ............................................................................................. 3

Der Name ................................................................................................................... 3

Aussehen, Kennzeichen und Erkennungsmerkmale .................................................. 3

Vorkommen, Habitate, Lebensraum .......................................................................... 4

Biologie, Ökologie, Lebensweise .............................................................................. 5

Jugend ..................................................................................................................... 5

Verhalten ................................................................................................................. 6

Der Fuß .................................................................................................................... 9

Fressfeinde ............................................................................................................... 9

Bedeutung für die Umwelt ....................................................................................... 11

Wirtschaftliche Nutzung ............................................................................................. 12

Versuche zum Verhalten von Miesmuscheln mit Seesternen ........................................ 14

Zusammenfassung ....................................................................................................... 14

Zielsetzung .................................................................................................................. 14

1. Versuch: Versuch zum Wachstumsverhalten der Miesmuschel in Anwesenheit

eines Seesterns ............................................................................................................. 15

Einleitung .................................................................................................................. 15

Material und Methoden ............................................................................................. 15

Ergebnisse und Diskussionen .................................................................................... 16

2. Versuch: Seesternwasserversuch .............................................................................. 20

Einleitung ................................................................................................................... 20

Material und Methoden .............................................................................................. 20

Ergebnisse und Diskussionen ..................................................................................... 21

3. Versuch: Testung eines Seesternwasserstoffes ......................................................... 22

Einleitung ................................................................................................................... 22

Material und Methoden .............................................................................................. 23

Ergebnisse und Diskussionen ..................................................................................... 24

4. Versuch: Versuch zur Flüchtigkeit des Seesternstoffes ............................................ 25

Einleitung ................................................................................................................... 25

Material und Methoden .............................................................................................. 25

Ergebnisse und Diskussionen ..................................................................................... 25

Danksagung ...................................................................................................................... 26

Quellenangabe .................................................................................................................. 27

Page 3: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

3

Die Miesmuschel (Mytilus edulis)

Der Name Der Name Miesmuschel (Mytilus edulis) stammt sowohl von dem plattdeutschen

Wort „Mois“, als auch von dem mittelhochdeutschen Wort „Mies“ ab. Beide Wörter

haben jedoch die gleich Bedeutung, nämlich Moos. Dies kommt daher, dass die

Byssusfäden und der häufig vorkommende Algenbewuchs der Miesmuschel dem

Moos in gewisser Weise ähnlich sehen. Der lateinische Name für Miesmuschel ist

Mytilus edulis. Mytilus kommt von dem griechischen Wort „Mytilos“ welches soviel

wie essbare Muschel bedeutet, edulis ist Lateinisch und heißt ebenfalls essbar. In

Läden werden Miesmuscheln auch oft unter „Pfahlmuschel“ angeboten, dies kommt

daher, dass Miesmuscheln häufig an Pfählen gezüchtet werden.

Aussehen, Kennzeichen und Erkennungsmerkmale Die Schale der Miesmuschel ist tropfenförmig länglich oval. Die beiden

Schalenklappen sind gleichförmig und kaum voneinander zu unterscheiden. Die

Oberfläche ist bis auf sehr feine Wachstumsringe nahezu glatt. Die Farbe der Schale

ist außen blau-schwarz, manchmal auch bräunlich oder grünlich, bei Jungtieren ist

sie auch gelb-braun oder hat blaue Streifen. Innen ist sie Perlmuterfarben mit einem

dunklen Rand, was jedoch nur bei leeren Schalen, also bereits toten Miesmuscheln

zusehen ist. Die Schale besteht aus verschiedenen Formen des Calciumcarbonats.

Sie gliedert sich in drei Schichten: die blau-schwarze Schalenoberhaut

(Periostracum), die Mittelschicht (Ostracum) und die perlmuttfarbene Innenseite

(Hypostracum). Die beiden Schalenklappen sind mit einem Schlossband, dem

Page 4: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

4

inneren und einem äußeren Ligament, verbunden. Das Schlossband sitzt am oberen

Rücken des Tieres. Von dem Weichkörper der Miesmuscheln ist meist nur der Fuß

zusehen. Dieser sieht mit seiner roten Farbe und der länglichen Form wie eine Zunge

der Miesmuschel aus. Er kann in vollständig ausgefahrenem Zustand die gleiche

Länge wie die Miesmuschel haben. Bei einer weiten Öffnung der Schalenklappen

können auch die beiden Siphone von außen gesehen werden. Der einführende und

der ausführende Sipho sind aber auch bei geöffneter Schale nicht sehr gut zusehen,

da sie im Gegensatz zu vielen anderen Muschelarten nur sehr kurz sind.

Unterschieden werden können sie gut durch die stark gelappte Form des

ausführenden Siphons. Die Größe der Miesmuschel hängt von der Region oder

besser dem Meer ab in dem sie leben. So sind die Nordseemiesmuscheln meist 1-2

cm größer als die der Ostsee und erreichen 6-9 cm, während die Ostsee

Miesmuschel nur 5-8 cm Länge erreichen. Es gibt männliche und weibliche

Miesmuscheln, unterscheiden kann man diese von außen jedoch nicht.

Vorkommen, Habitate, Lebensraum Die Muscheln der Familie Mytilidae kommen in vielen verschiedenen Arten in fast

allen Meeren dieser Welt vor: In Nord- und Ostsee, im nördlichen Atlantik, nördlicher

Pazifik, Eismeer, an der Atlantikküste, im Mittelmeer und im Ärmelkanal. In Nord- und

Page 5: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

5

Ostsee leben die Mytilus Arten Mytilus edulis und Mytilus trossolus, im Mittelmeer

Mytilus galloprovinzialis und in den anderen Meeren die anderen Muscheln der

Familie Mytilidae: Perna perna, Modiolius modiolus und Modiolis barbatus.

Miesmuscheln leben in 50 Metern Tiefe bis hoch zu trockenfallenden Sandbänken.

Allgemein kann man aber sagen, dass sie überall dort leben, wo sie einen Platz

haben, um sich mit ihren Byssusfäden zu befestigen. Bevorzugt werden aber Plätze

knapp unter der Wasseroberfläche, weil in den oberen Wasserschichten mehr

Plankton enthalten ist. Miesmuscheln heften sich an Steinen, Felsen, Hölzern, Ketten

und Muscheln fest. Gerne heften sie sich auch aneinander fest und bilden so

meterlange Muschelbänke oder Teppiche. Besonders im Wattenmeer findet man

riesige Muschelbänke. Die Gründe dafür sind, dass es dort kaum andere

Befestigungsmöglichkeiten gibt als Artgenossen. Die miteinander verkitteten

Miesmuscheln schützen sich außerdem so im Verband sehr gut gegen Verdriftung

und gegen Räuber. Miesmuscheln leben nur auf dem Meeresboden, was sie im

Wattenmeer als einzige Muschel neben der eingeführten pazifischen Auster macht.

Alle anderen Muscheln graben sich in den Sand ein und stecken nur ihre Siphone

aus dem Watt. Die Miesmuschel ist in Ost- und Nordsee sehr häufig vorhanden. Im

Wattenmeer machen sie sogar ein Viertel der gesamten Biomasse aus.

Biologie, Ökologie, Lebensweise

Jugend 1 bis 3 mal im Jahr stoßen weiblich Miesmuscheln 5 bis 12 Millionen Eier ins

Meerwasser ab, wo sie von gleichzeitig abgegebenen Samenzellen der Männchen

befruchtet werden. Aus den befruchteten Eizellen entwickelt sich dann die

Trochophora-Larve. Aus dieser entsteht durch Metamorphose die Veliger-Larve, die

schon kleine, durchsichtige Schalen bildet. Es werden in diesen Stadien über 99,9%

Page 6: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

6

der Larven gefressen, sie bilden so eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Tiere.

Erst nachdem sie etwa fünf Wochen im Meer als Plankton herumgetrieben sind und

eine Größe von etwa 0,2 mm erreicht haben, setzen sie sich mit Hilfe von ihren

Byssusfäden in Küstenregionen oder im Brackwasser von Flussmündungen an

Steinen, Pfählen, Artgenossen oder ähnlichen harten Untergründen fest. Sie fangen

jetzt an mit aus dem Meer, in chemischen Prozessen aufgenommenen

Calciumcarbonat eine festere Schale zu bilden. Sie können nun noch wegen ihrer

geringen Größe und dem geringen Gewicht häufiger den Standort wechseln, um die

nahungsreichste Plätze auszusuchen, bis sie eine Größe von 3 mm erlangt haben,

dann suchen sie sich einen festen Platz, den sie selten oder gar nicht mehr

verlassen. Bis dahin sterben noch einmal viele kleine Muscheln durch Fressfeinde

oder anderen Gründen. Doch relativ sicher sind die Miesmuscheln vor ihren

Fressfeinden erst ab einer Größe von etwa 5 cm. Ab dieser Größe ist der

Kraftaufwand, den Fressfeinde betreiben müssen zu groß, um eine Muschel zu

knacken. Gefahr droht nun hauptsächlich noch von den Menschen, die durch

Fischerei einen großen Teil der erwachsenen Miesmuscheln vernichten. Das

natürliche Lebensalter der Miesmuschel beträgt 8-10 Jahre.

Verhalten Miesmuscheln ernähren sich von Plankton und Detritus. Plankton sind pflanzliche

Einzeller, wie Kiesel- oder Grünalgen, es sind aber auch kleine Tierchen, wie

Kleinkrebse. Detritus sind organische Abfallstoffe. Mit kleinen Wimpern (Cilien), die

sie auf ihrer Kiemenoberfläche haben erzeugen sie einen Wasserstrom und saugen

so Wasser durch ihren einführenden Siphon. Aus dem Wasser filtrieren sie Plankton

und Detritus. Sie ziehen sich jedoch auch den Sauerstoff aus dem eingezogenen

Wasser. Die verwertbaren Teilchen werden in den Kiemen aufgefangen und kommen

von dort durch ein Schleimpaket in die Mundöffnung. Eine ausgewachsene

Miesmuschel filtriert pro Tag etwa 15 Liter Meerwasser. Da es Millionen von

Miesmuscheln in Nord- und Ostsee gibt, wird so häufig das gesamte Meerwasser

durchgefiltert. Im Wattenmeer geht man sogar davon aus, dass rein rechnerisch

einmal pro Woche das Wasser von Miesmuscheln durchgefiltert wird. Dies hat einen

äußerst positiven Effekt für die Reinheit des Wassers zur Folge. Miesmuscheln

saugen nämlich nicht nur Meerwasser, Plankton und Detritus ein, sie filtrieren auch

alle Schmutz- oder Schwebestoffe aus dem Wasser heraus. Diese werden von ihnen

Page 7: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

7

sofort wieder ausgeschieden und als Schlicke auf dem Boden gebunden. Dies macht

das Meerwasser bedeutend klarer.

Da das Meerwasser in ständiger Bewegung ist und Plankton und Detritus im Wasser

schweben, müssen die Miesmuscheln ihren Platz praktisch nie verlassen, weil sie mit

ihrer Filtration immer neue Wassermengen durcharbeiten. Mehr Bedeutung für die

Platzsuche der Miesmuschel hat ein anderer Faktor: die Fortpflanzung. Um möglichst

viele Nachkommen zu zeugen sammeln sich Miesmuscheln zu Gruppen und bilden

Miesmuschelbänke. Es steigt so die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Ausstoß Eier

und Samen sich leichter treffen und sich so befruchten können. Unter den

Miesmuschelbänken können innerhalb von zwei Jahren bis zu einem Meter hohe

Schlickbänke entstehen. Um nicht im eigenem Schlick zu versinken, können die

Miesmuscheln sich mit Byssusfäden an anderen Muscheln wieder hoch ziehen.

Gerät sie unter Schlicke und kann sich nicht wieder befreien, muss sie sterben, da

sie im Gegensatz zu den meisten anderen Muscheln nur sehr kurze Siphone hat, die

nicht dazu geeignet sind, um aus dem Sand heraus zu filtrieren.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Muschelbänken in der Nordsee: die erste ist

immer von Wasser bedeckt, die zweite hingegen ist bei Ebbe zeitweilig von Wasser

unbedeckt. Dies hat verschiedenen Auswirkungen. Zum einen können die Muscheln,

die bei Ebbe trocken liegen in dieser Zeit nicht filtrieren und können leichter von

Austernfischern gefressen werden. Dafür haben sie einen gewissen Schutz vor

einigen anderen Fressfeinden. Die Wellhornschnecke beispielsweise kann nicht sehr

lange im Trockenen überleben. Ähnlich geht es dem Seestern, der zudem auf

trockenen Sandbänken von Möwen gejagt wird. Miesmuscheln können während der

Ebbe problemlos im Trockenen überleben. Um in der Sonne nicht auszutrocknen,

Page 8: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

8

schützen sie sich durch ihre Schale und einen Wasservorrat, den sie sich in ihren

festverschlossenen Schalen aufheben. Außerdem fahren sie ihre

Herzschlagfrequenz von etwa 50 Schlägen pro Minute unter Wasser auf etwa 10

herab. So sparen sie viel Energie und können mit sehr wenig Sauerstoff

auskommen, welchen sie aus ihrem Wasservorrat entnehmen. Miesmuscheln sind

wie alle Muscheln wechselwarme Tiere. Sie haben also immer genau dieselbe

Temperatur wie die Umgebung. So kann es kommen, dass sie bei Ebbe auf einer

trockenfallenden Sandbank eine Innentemperatur von 35 Grad Celsius und mehr

haben, aber auch dies können sie schadlos überstehen.

Für das Wachstum sind Nahrungsmenge, Temperatur und Salzgehalt wichtige

Faktoren. Bei der Auswirkung des Salzgehaltes auf das Wachstum der Miesmuschel

hat man jedoch noch keine Gründe gefunden, warum er Einfluss auf das

Wachstumsverhalten hat. Es ist aber deutlich, dass der Salzgehalt eines Meeres eine

wichtige Rolle spielt. So wird vermutet bzw. fest angenommen, dass der Salzgehalt

ausschlaggebend ist für das unterschiedliche Wachstumsverhalten der

Nordseemiesmuscheln und der Ostseemiesmuscheln. Die Nordsee hat einen

Salzgehalt von 35 psu. Die Ostsee hingegen ist, je weiter man nach Osten geht

schon ein Brackwasser, das heißt sie hat einen Salzgehalt, der zwischen 15 und 3

psu in den östlichsten Gebieten liegt. An der Küste Schleswig-Holsteins liegt der

Salzgehalt bei immerhin noch 18-15 psu. Die Ostseemiesmuscheln bei Schleswig-

Holstein werden so nur 5-8 cm groß, in der östlichen Ostsee werden die Muscheln

sogar nur ca 3 cm groß, während die Nordseemiesmuscheln 6-9 cm erreichen. Die

Muscheln können in der Nordsee in seltenen Fällen bis zu 15 cm lang werden, dies

ist in der Ostsee undenkbar.

Page 9: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

9

Der Fuß Ein sehr wichtiges Organ der Miesmuschel ist der Fuß, mit seiner in der Spitze

befindlichen Byssusdrüse. Er ist etwa so lang wie die Miesmuschel selbst, dünn, rot,

äußerst kräftig und sieht aus wie eine Zunge. Das Entscheidende an ihm ist aber die

Fähigkeit Byssusfäden zu spinnen. Byssus ist eine Eiweißverbindung. Durch

Anreicherung mit Eisenionen erhält der Byssus eine Stabilität, die es zu den

stärksten Materialien macht, welche die Natur hervorbringt. Die Miesmuschel kann

praktisch an jedem harten Gegenstand ihr Byssus befestigen, da die Verbindung aus

Proteinen und Eisenionen so aggressiv ist, dass sie mit jedem Gegenstand reagiert.

Die Miesmuschel nutzt den Byssus, indem sie sich mit ihm an Steinen, Ketten,

Pfählen oder andern Muscheln heftet. Sie sind so gesichert gegen Verdriftung und

um bei Stürmen nicht weggespült zu werden. Wenn sie ihren Platz wieder verlassen

will, trennt sie mit ihrem Fuß den Byssusfaden wieder von ihrer Schale ab. Sie

bewegt sich auch mit Hilfe von Byssus, indem sie Byssusfäden auslegt, diese dann

mit dem Fuß verkürzt und sich so voran zieht. Selbst Aquarienwände können auf

diese Weise erklommen werde.

Fressfeinde Die Hauptfressfeinde der Miesmuschel sind über Wasser Möwen und Austernfischer.

Unter Wasser sind Eiderenten, Wellhornschnecken, Krebse und Seesterne die

größten Gefahren. Um an das begehrte Muschelfleisch heranzukommen muss erst

Page 10: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

10

die Schale überwunden werden und da gibt es zwei Möglichkeiten: die erste ist, die

Schale zu knacken und die zweite ist, die Schale zu öffnen. Wer einmal versucht hat

eine etwa 5 cm große Miesmuschel zu knacken, weiß wie schwer das ist. Mit einem

Stein und einem harten Untergrund bekommt man es ganz gut hin, aber eine

Miesmuschel zu öffnen ist mit der Hand ein Ding der Unmöglichkeit. Der

Schließmuskel einer ausgewachsenen Miesmuschel ist so kräftig, dass die Muschel

über diesen Weg nur von echten Spezialisten geöffnet werden kann. Der Seestern ist

ein solcher. Er klammert sich um eine Muschel, indem er sich mit seinen, an den

Armen befindlichen Saugärmchen an der Schale des Opfers festsaugt. Die Muschel

ist in diesem Angriffsstadium natürlich geschlossen und hält die Schalenklappen mit

aller Kraft zusammen. Der Seestern muss jedoch kaum Energie aufwenden. Er spart

diese durch eine Art Versteifung, übt jedoch weiterhin eine Zugkraft von bis zu vier

Kilogramm auf die Schale aus. Nach einiger Zeit muss die Muschel jedoch ein wenig

die Schalen öffnen, um Sauerstoff aufzunehmen. Die Muschel öffnet also einwenig,

kann nun aber nicht mehr wieder schließen, denn der Seestern wendet jetzt seine

Kraft dazu auf, die Lücke zu halten und dann Stück für Stück zu weiten. Schon 2 mm

Schalenöffnung reichen dem Seestern aus, um seinen Magen in die Muschelschale

zu zwängen und das Muschelfleisch extratestinal zu verdauen.

Gegen diese Methode ist die Miesmuschel weitesgehend chancenlos außer sie ist

kräftig genug, um den Seestern am Öffnen der Schale zu hindern. Die benötigte Kraft

hat sie mit einer Größe von 5 cm. Ab dieser Größe suchen sich Seesterne lieber

kleinere Muscheln, für die sie nicht so viel Kraft aufwenden müssen. Krebse

hingegen knacken Muschelschalen einfach, bevorzugen dabei aber ebenfalls

Page 11: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

11

Muscheln, die nicht zu groß sind. Sie suchen sich eine geeignete Muschel aus und

zerbrechen mit ihren Scheren die Schale der Muschel. Gegen solche Gegner hilft der

Miesmuschel nun keine Muskelkraft mehr, hier braucht sie eine dicke Schale. Auch

hier gibt es die 5 cm Schwelle, ist diese erst einmal genommen, muss sie keine

Krebse mehr fürchten, denn es gibt ein wichtiges Gesetz, das besagt, dass die

investierte Energie durch den Gewinn an Energie, das heißt durch das

Muschelfleisch, wieder ersetzt, bzw. vermehrt werden muss. Ist dies bei einer Jagd

nicht der Fall, wird das Tier auf Dauer nicht überleben können. Ein Krebs

beispielsweise muss schauen, dass die Muschel, die er fressen will, nicht zu groß,

aber auch nicht zu klein ist, ansonsten gerät das Gleichgewicht aus eingesetzter

Energie und gewonnener Energie zu lasten des Krebses durcheinander.

Die Miesmuschel hat jedoch auch kleinere Feinde. Sehr störend kann der 1 mm

lange Ruderfußkrebs (Mytilicola) sein, der in der Muschel starke

Wachstumsstörungen verursachen kann. Eher lästig sind hingegen der

Miesmuscheltang (Fucus mytili) und der Muschelwächter. Der Tang wächst auf den

Schalen und vermindert durch sein Volumen die Wasserzufuhr. Der Muschelwächter

hingegen nistet sich in der Muschelschale ein bedient sich von den angesammelten

Nahrungsteilchen der Muscheln.

Bedeutung für die Umwelt Die Miesmuschel ist in vielerlei Hinsicht eine der wichtigsten Lebensformen der Nord-

und Ostsee. Allein durch ihre Menge an Tieren bildet sie Nahrungsgrundlage für viele

andere Tierarten, die nur aufgrund der Miesmuscheln leben können. Ihre

Muschelbänke bilden einen Lebensraum für rund 100 verschiedene Tier- und

Algenarten, die zwischen den harten Schalen der Miesmuscheln eine bessere

Existenzgrundlage haben als im kargen Watt. Verschiedene Krebse, Würmer und

ähnliche Tiere leben zwischen den Muscheln, auf den Muscheln siedeln sich häufig

Seepocken, Algen und Tang an. Es leben in einer Muschelbank etwa 10 mal so viele

Tiere und Algen wie in anderen Wattflächen. Diese hohe Bedeutung für andere

Lebensformen, die sich aus den beiden oberen Punkten ergibt, kann schnell zu

einem Problem werden, wenn es in manchem Jahr mal nicht so viele Miesmuscheln

gibt. Gerade in den heutigen Zeiten zeigte sich das durch Überfischung der

Miesmuscheln große Probleme für andere Arten entstehen. 1990 kam es dazu, dass

Page 12: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

12

wegen niedriger Miesmuschelbestände Tausende von Eiderenten und

Austernfischern in den Niederlanden starben.

Das ständige Filtrieren der Miesmuschel kann bei ihr zu schweren physiologischen

Problemen führen, da durch Ausstoß von Schwermetallen oder Öl durch Fabriken

und Schiffe giftige Stoffe aufgenommen werden können. Die Miesmuschel reichert

diese Stoffe in sich an, so dass auch Menschen beim Verzehr einer solchen Muschel

gesundheitliche Schäden erleiden können. Durch strenge Kontrollen des im Handel

befindlichen Miesmuschelfleisches ist dieses mittlerweile gesundheitlich

unbedenklich geworden für den Menschen.

Wirtschaftliche Nutzung Das Miesmuschelfleisch ist schon seit Jahrtausenden ein beliebtes Nahrungsmittel.

Die Gründe dafür sind einfach: Miesmuscheln leben häufig knapp unter der

Wasseroberfläche und im Gegensatz zu anderen Muscheln auf und nicht im

Meeresboden, sie können so leicht eingesammelt werden und standen immer in

großen Mengen gut erreichbar zur Verfügung. Seit hundert Jahren wird in

Deutschland die Miesmuschelfischerei aktiv betrieben. Es wurden hauptsächlich die

Muscheln der trockenfallenden Muschelbänke in der Nordsee befischt. In den 30er

Jahren des 19ten Jahrhunderts setzte sich dann das Bewusstsein durch, dass

Schäden im Ökosystem der Nordsee entstehen, die Ausmaße annehmen, welche

bald nicht mehr gutzumachen wären. Es wurde nun begonnen, künstliche

Muschelkulturen anzusiedeln. Man geht dabei so vor, dass junge Muscheln von

wilden ständig unter Wasser liegenden Muschelbänken abgefischt werden und dann

an vor Sturm und Fressfeinden geschützten Stellen knapp unter der

Niedrigwasserlinie wieder angesiedelt werden. Nach etwa einem Jahr erreichen die

Miesmuscheln eine Länge von 5 cm. Sie sind nun marktreif und werden mit Kuttern

abgefischt und in die Restaurants Europas verfrachtet. Marktführend in der

Miesmuschelfischerei sind die Niederlanden und Dänemark, darauf folgt

Deutschland. Jährlich werden in Europa etwa 100.000 t Miesmuscheln abgefischt,

20.000 t davon kamen vor kurzen noch aus Schleswig-Holstein. Wegen schlechter

Ernten ist die Zahl der gefischten Miesmuscheln jedoch auf dramatische 4500 t pro

Jahr zurückgegangen. Schuld daran ist nach Ansicht der Fischereiexperten der

Klimawandel. Seit 1996 habe es nur noch milde Winter gegeben und

dementsprechend warme Wassertemperaturen. Die Folgen sind, dass Krebse sich

Page 13: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

13

gleichzeitig mit den jungen Muscheln entwickeln und dadurch einen großen

Überlebensvorteil erhalten, indem sie schon früher als normal eine Größe erreichen,

die es ihnen leichter macht die Miesmuscheln zu knacken. Ungeachtet dieser

Probleme für die Miesmuschelfischer steht die Miesmuschelfischerei immer wieder in

der Kritik von Umweltverbänden, die eine Überfischung befürchten.

Miesmuscheln sind heute überhaupt nicht mehr wegzudenken aus der europäischen

Lebensmittelwirtschaft. Ihr Fleisch ist schmackhaft und vor allen Dingen sehr gesund,

es enthält viel Eisen, Eiweiß, Vitamin a, Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6, Vitamin

C und hat einen sehr geringen Fettanteil, welcher außerdem ein ungesättigter und

damit ungefährlich für den Cholesterinspiegel ist. Einen hohen Anteil an

ungesättigten Fettsäuren enthält und somit gut für den Cholesterinspiegel ist.

Page 14: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

14

Versuche zum Verhalten von Miesmuscheln mit Seesternen

Zusammenfassung Um die Kraft zu haben, um gegen Seesterne bestehen zu können muss die

Miesmuschel entweder groß sein, dann kann man davon ausgehen, dass sie einen

Kräftigen großen Schließmuskel hat oder sie muss einfach einen großen Muskel

haben, der vielleicht nicht dem normalen Verhältnis von Schalengröße zu

Muskelmasse einer Durchschnittsmuschel entspricht. Dies setzt aber entweder eine

Ausnahmemuschel voraus oder einen gezielten Muskelaufbau. Eine andere

Möglichkeit für die Miesmuscheln, um dem Seestern zumindest indirekt zu entgehen

ist, statt auf Wachstum des gesamten Körpers oder des Weichkörpers, in die

Reproduktion zu investieren, also mehr Eier bzw. Samenzellen zu produzieren. Der

einzelnen Muschel ist damit zwar nicht geholfen, doch kann sie so für das

Fortbestehen ihrer Art sorgen.

Zielsetzung Ziel des Projektes ist es herauszufinden, ob Miesmuscheln auf die Anwesenheit

eines Seesterns reagieren. Als erste Bedingung für solche Erkenntnisse müssen die

Miesmuscheln aber erst einmal wahrnehmen können, dass ein Seestern in der Nähe

ist. Normalerweise geht man davon aus, dass Miesmuscheln den Seestern erst

wahrnehmen, wenn dieser die Muschel berührt hat. In dem Versuch wird dies aber

nicht möglich sein, da Muscheln und Seestern durch ein Gitter von einander getrennt

sind, welches nur Wasser durchlässt und keinen Berührungskontakt ermöglicht. Da

Miesmuscheln weder Augen noch Ohren besitzen, ist es ungewiss, wie die

Miesmuscheln die Seesterne überhaupt wahrnehmen und sie dazu noch als

Seesterne, also Fressfeinde erkennen können, vor denen man sich in Acht nehmen

sollte schützen muss. Der Versuch richtet sich also erstens darauf herauszufinden,

ob Miesmuscheln Seesterne ohne direkte Berührung erkennen und zweitens, ob die

Miesmuscheln die Seesterne als Fressfeinde erkennen und daraufhin versuchen

werden auf den Fressfeind zu reagieren, indem sie beispielsweise schneller als

normal wachsen oder einfach nur ein anderes als das gewöhnliche

Page 15: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

15

Wachstumsverhalten annehmen, welches sie normalerweise haben, wenn kein

Seestern in unmittelbarer Nähe ist.

1. Versuch Versuch zum Wachstumsverhalten der Miesmuschel in Anwesenheit eines Seesterns

Einleitung Wie die meisten Seesterne ernährt sich der Gemeine Seestern (Asterias rubens)

hauptsächlich von Weichtieren wie Miesmuscheln (Mytilus edulis). So vermindert er

die Dominanz der Miesmuschel und trägt damit zum Erhalt des Artenreichtums in

Bodengemeinschaften bei.

Wie verändert sich das Wachstum der Miesmuscheln im Beisein von Seesternen?

Diese Frage stand am Anfang des ersten Versuchs, in dem wir im Labor testeten, ob

Miesmuscheln sich in ihrem Wachstumsverhalten von Seesternen beeinflussen

lassen, die in gleichen Aquarien durch ein Gitter abgehalten, sitzen.

Material und Methoden

Um zu untersuchen, wie sich das Wachstumsverhalten der Miesmuscheln im Beisein

von Seesternen verändert, wurde ein Versuch in einem Labor durchgeführt. In

zwanzig 1,5 l Becken wurden jeweils fünf Miesmuscheln mit der Durchschnittsgröße

von 1cm hineingesetzt. In zehn dieser Becken wurde zusätzlich pro Becken

stromaufwärts ein Seestern gehalten, der durch ein Gitter von den Muscheln getrennt

wurde. Die anderen zehn Becken dienten mit jeweils fünf Miesmuscheln als

Kontrollbecken, um Daten zu bekommen, die das Wachstumsverhalten bei gleicher

Futtermenge ohne Seestern zeigen. Die Becken hatten alle eine eigene

Luftversorgung und wurden mit fließendem, filtriertem Ostseewasser (durchschnittlich

17 psu) versorgt. Die Muscheln wurden täglich mit 500 ml Phytoplanktonkultur

(Dunaliella) gefüttert. Die Seesterne wurden wöchentlich in einem separaten Becken

eine Woche lang mit Miesmuscheln gefüttert, währenddessen wurden andere

Seesterne in die Versuchsbecken gesetzt. Die Seesterne wurden also in wöchentlich

Perioden ausgewechselt. Zur Wachstumskontrolle wurden die Muscheln alle zwei

Wochen vermessen. Nach 8 Wochen wurde der Versuch beendet. Die Schalenlänge

Page 16: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

16

der Muscheln wurde mit einem digitalen Messgerät (+0,01 mm) vermessen. Die

Muscheln wurden nun zwei Tage lang eingefroren, um sie zu töten. Den wieder

aufgetauten Muscheln wurde dann der Weichkörper entfernt und 24 Sunden lang bei

60 Grad Celsius zum Trocknen in einen Ofen gelegt. Von den getrockneten

Weichkörpern wurde das Gewicht ausgewogen, von den Schalen wurden die Dicke

und die Bruchstärke ausgemessen.

Ergebnisse und Diskussion Das Ergebnis des Versuchs (Abb.1) zeigt deutlich, dass Miesmuscheln in

Anwesenheit eines Seesterns signifikant weniger wachsen als ohne einen Seestern

in der Nähe. Dies legt die Vermutung nahe, dass Muscheln chemische Signale von

Seesternen empfangen, die den Muscheln anzeigen, dass ein Fressfeind in der

Umgebung ist. Als Reaktion darauf öffnen die Muscheln ihre Schalen nicht mehr so

weit wie sie es sonst machen, so dass sie weniger Sauerstoff und weniger Nahrung

aufnehmen können. Die Muscheln sind sozusagen in ständiger Alarmbereitschaft,

um bei einem Angriff eines Seesterns schnell ihre Schalen schließen zu können. Da

die Becken mit ständig fließendem Wasser versorgt wurden, um einen möglichst

naturgetreuen Versuchsablauf zu bekommen, musste für die Fütterung der Tiere eine

Stunde lang das Wasser abgedreht werden, sonst wäre das zu verfütternde Plankton

sofort hinausgeschwemmt worden. Während dieser Zeit musste also das, was an

Page 17: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

17

Plankton da war, gefressen werden, denn nach dieser Stunde wurde wieder ein

Wasserfluss aufgebaut. Wahrscheinlich ist, dass die Muscheln mit den Seesternen in

dieser Zeit nicht so viel konsumieren konnten wie die anderen Muscheln ohne

Seestern, da sie aus Angst vor dem Seestern ihre Schalen nicht soweit öffneten. Die

Folgen sind weniger Wachstum im Schalenbereich und beim Weichkörper. Dies ist

jedoch nur eine Vermutung. Möglich ist auch, dass die Muscheln mit Seestern zwar

genauso viel gefressen haben, wie die ohne Seestern, die Nahrung aber nicht in

Schalenwachstum, sondern in etwas anders, wie zum Beispiel Weichkörperaufbau

investiert haben, denn durch stärkeren Muskelaufbau können sich die Muscheln

besser vor den Seesternen schützen. Im Gegensatz zu den anderen Feinden der

Muscheln, den Krebsen, die die Muscheln mit den Scheren aufknacken, ziehen die

Seesterne die Schalenhälften auseinander. Also sind in diesem Fall stärkere Muskeln

der Muscheln auf jeden Fall von Vorteil. Tendenziell ist das relative

Weichkörpergewicht bei den Muscheln mit Seesternen höher, was auf erhöhten

Muskelaufbau deutet, aber leider sind diese Daten nicht signifikant (Abb. 2). Deshalb

haben wir zusätzlich die Schalendicke und die Bruchstärke und Gewicht der Schalen

untersucht, es wäre möglich, dass die Energie der Nahrung zu stärkerem

Schalenaufbau genutzt wurde. Aufgrund der Ergebnisse in Abb. 3 und 4 können wir

diese Annahme teilweise widerlegen. Während die Schalendicke keine signifikanten

Unterschiedle aufweisen, sind die Ergebnisse der Bruchstärke signifikant. Die

Messergebnisse des Schalengewichts sind jedoch ebenfalls nicht signifikant. Es ist in

diesem Fall wahrscheinlicher und logischer, dass die Energie dem verstärkten

Muskelaufbau diente.

Die Frage ist nun, was genau die Muscheln veranlasst hat, ihre Schalen weniger weit

zu öffnen, als sie es normalerweise tun oder, ob sie ihre Nahrung für anderes

eingeplant hatten, um auf den Seestern zu reagieren, denn eines ist sicher, der

Seestern ist Auslöser des geringeren Wachstums.

Page 18: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

18

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

ohne Seestern mit Seestern

Wac

hstu

m [%

/ 8

Woc

hen]

Abb.1 Zunahme der Schalenlänge im Verlauf von 8 Wochen. Angegeben ist Wachstum

in % + Standardfehler. Das Wachstum der Muscheln ohne Seestern ist signifikant höher als

das der Muscheln mit Seestern (t-Test: p < 0,05).

0,60

0,65

0,70

0,75

0,80

0,85

ohne Seestern mit Seestern

rel.

Wei

chkö

rper

gew

icht

Abb.2: Angegeben ist das relative Weichkörpergewicht

(Weichkörper [mg]/Schalenlänge[mm]) + Standardfehler.

Das relative Weichkörpergewicht ist bei den Muscheln mit Seestern zwar

tendenziell höher als bei den Kontrollmuscheln, aber die Daten sind nicht signifikant

(t-Test: p > 0,05).

Page 19: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

19

0,000

0,004

0,008

0,012

0,016

0,020

ohne Seestern mit Seestern

rel.

Scha

lend

icke

Abb. 3: Angegeben ist die relative Schalendicke (Schalendicke [µm]/Schalenlänge[mm])

+ Standardfehler. Die relative Schalendicke der Muscheln beider Behandlungen

unterscheidet sich nicht signifikant (t-Test: p > 0,05).

rel. Bruchstabilität

0,000

0,010

0,020

0,030

0,040

0,050

ohne Seestern mit Seestern

rel.

Bru

chst

abili

tät

Abb. 4: Angegeben ist die relative Bruchstabilität

+ Standardfehler. Die relative Bruchstabilität der Muscheln beider Behandlungen

unterscheidet sich signifikant (t-Test: p >0,205)

Page 20: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

20

2.Versuch

Seesternwasserversuch

Einleitung Aus dem ersten Versuch haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass Seesterne für

das verminderte Wachstum der Miesmuscheln verantwortlich sind. Es stellte sich

jetzt jedoch die Frage, was genau die Wachstumshemmungen ausgelöst hat.

Vermutet wird, dass die Seesterne chemische Stoffe absondern, die die

Miesmuscheln aufnehmen und daraufhin aus Sicherheitsgründen ihre Schalen nicht

mehr soweit öffnen und nun nicht mehr die Mengen Wasser filtrieren können, welche

sie für ein normales Wachstum benötigen. Um den Verdacht zu erhärten, dass

chemische Stoffe des Seesterns Auslöser für das geringere Wachstum der

Miesmuscheln sind und dafür nicht die direkte Anwesenheit des Seesterns

verantwortlich ist, haben wir einen Versuch durchgeführt, in dem Miesmuscheln in

Wasser gehältert wurden, in welchem zuvor Seesterne gelebt hatten.

Material und Methoden Für den zweiten Laborversuch wurden 12 2 l Becken mit je 5 Miesmuscheln

genommen. 6 Becken dienten als Versuchsbecken und die anderen 6 Becken als

Kontrolle. Die Versuchsbecken und die Kontrollbecken wurden aus 2 20 l Becken

durch Pumpen mit Wasser versorgt und hatten jeweils eine eigene Luftversorgung.

Dem Wasserbecken der Versuchsbecken wurde täglich 10 l Wasser aus einem 100 l

Becken zugeführt, in dem 20 Seesterne lebten. Das Wasserbecken der

Kontrollbecken erhielt täglich 10 l frisches Ostseewasser. Gefüttert wurden die

Muscheln täglich mit 1 l Plankton (Rhodomonas) pro Wasserbecken. Die einzelnen

Versuchsbecken erhielten so im Schnitt 167 ml Plankton. Der Versuch hatte eine

Woche Laufzeit, danach wurden die Miesmuscheln ausgemessen.

Page 21: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

21

Ergebnisse und Diskussionen Die Messungen ergaben, dass die Miesmuscheln, die in dem Seesternwasser

gehältert wurden, um 1,5% gewachsen sind. Die Miesmuscheln in den

Kontrollbecken hingen sind um 3,2% gewachsen. Der t-Test ergab, dass die

Wachstumsunterschiede signifikant sind (p = 0,01). Das Ergebnis dieses Versuches

ist also, dass das, was die Miesmuscheln am Wachsen hindert, ob nun direkt oder

indirekt, in dem Wasser enthalten ist, in dem die Seesterne zuvor gelebt haben. Die

Gründe für das niedrige Wachstum der Miesmuscheln können nun darin liegen, dass

chemische Stoffe der Seesterne sie am Wachstum hindern oder, dass sie auf

chemische Signale von Seesternen mit einer vorsichtigeren Haltung reagieren und

die Schalen nicht soweit öffnen. Die Ergebnisse dieses Versuches bestätigen

Versorgungs-

becken

Versorgungs- Becken mit

Ostseewasser

Seesternbecken

Versuchsbecken je 2 l a 5 Muscheln

Kontrollbecken je 2 l a 5 Muscheln

tägl.10 l

Page 22: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

22

weitestgehend die Ergebnisse des ersten Versuchs. Ein großer Unterschied zu dem

Ergebnis des ersten Versuches liegt in diesem Versuch jedoch darin, dass die

Miesmuscheln dieses Mal unbegrenzt Zeit hatten die Nahrung aufzunehmen, die

ihnen gegeben wurde. Es fällt also die Erklärung weg, dass die Miesmuscheln aus

Zeitmangel und gleichzeitiger geringerer Öffnung der Schalen und der damit

verbundenen niedrigeren Filtrationsrate weniger gewachsen sind. Es muss nun

wieder näher in Betracht gezogen werden, dass die Miesmuschel mehr in das

Wachstum des Weichkörpers investiert haben, obwohl die Messergebnisse des

Weichkörpers im ersten Versuch diese Vermutung nicht bestätigt haben. Eine andere

Erklärung für das niedrige Schalenwachstum könnte sonst sein, dass die

Miesmuscheln nicht alles Plankton aufgenommen haben oder die Nahrung nicht

effizient genutzt haben.

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

Kontrolle Seesternmedium

Wac

hstu

m [%

/Woc

he]

3. Versuch

Testung eines Seesternwasserstoffes

Einleitung In dem ersten Versuch haben wir herausbekommen, dass Miesmuscheln weniger

wachsen in Anwesenheit von Seesternen. Der zweite Versuch hat dieses Ergebnis

noch einmal bestätigt, so dass wir jetzt davon ausgehen, dass chemische Stoffe, die

von Seesternen abgegeben werden, Auslöser für das geringere Wachstum der

Miesmuscheln sind. Dieser dritte Versuch richtet sich nun darauf

Page 23: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

23

herauszubekommen, welches der chemische Stoff des Seesterns sein könnte, an

dem die Miesmuscheln erkennen, dass ein Seestern in unmittelbarer Nähe ist und

woraufhin sie weniger wachsen.

Material und Methoden Die Ergebnisse des zweiten Versuchs haben die Vermutung erhärtet, dass die

Miesmuscheln die Anwesenheit eines Seesterns durch chemische Stoffe des

selbigen erkennen. Wir haben daher versucht einen Extrakt, aus Seesternwasser zu

gewinnen. Dieser Extrakt sollte dann möglichst die Eigenschaft des Seesterns

haben, die bei den Miesmuscheln zu geringem Wachstum führen. Für die Herstellung

des Extrakts haben wir in einer 2 Phasentrennung 1 l Seesternwasser und ½ l

Ethylenacetat (Lösungsmittel) in einem Scheidetrichter gemischt. Wir erhielten

Seewasser mit Ethylenacetatresten und Ethylenacetat + gelösten Stoffen. Letztere

Lösung wurde im Rotationsdampfer eingedampft. Es bildete sich ein kleiner Rest, der

in Gasflaschen gefüllt wurde. Diese Lösung wurde dann völlig verdampft, so dass wir

einen Extrakt hatten, der nun in kleine Ampullen gefüllt und bei –20 Grad Celsius

eingefroren wurde.

Von dem Extrakt wussten wir nicht was für Eigenschaften er hat. Erst bei positivem

Test, also geringeres Wachstum der Miesmuscheln, sollte näher geprüft werden, was

genau die Bestandteile des Extrakts sind. Für den Versuch wurden in zehn 2

Literbecken jeweils 5 Miesmuscheln mit einer Durchschnittsgröße von 1 cm gesetzt.

Jedes dieser Becken war mittels einer Pumpe mit einem 20 Literbecken verbunden,

so dass ein Kreislauf mit ausreichend Wasser für die in den 2 Literbecken

befindlichen Miesmuscheln vorhanden war. Die 2 Literbecken hatten eine eigene

Luftversorgung. 5 der kleineren Becken dienten als Kontrollbecken. In den anderen 5

kleinen Becken wurde jeweils eine Ampulle befestigt, die einen der

Seesternwasserextrakte enthielt. Der Extrakt wurde täglich erneuert, indem die

leeren Ampullen durch neue Ampullen ersetzt wurden. Um zu gewährleisten, dass

der Extrakt sich gleichmäßig in den Becken verteilte, wurde der Schlauch für die

Luftversorgung direkt in die Ampullen gelegt. Die Luft strudelte so den Extrakt aus

den Ampullen und sorgte für eine gleichmäßige Durchmischung des Wassers mit

dem Extrakt. Die Miesmuscheln wurden täglich mit ca. 500 ml Phytoplanktonkulturen

(Dunanliella) versogt. Nach zwei Wochen wurde der Versuch beendet.

Page 24: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

24

Ergebnisse und Diskussionen Die Messungen haben ergeben, dass die Miesmuscheln, die in den Becken mit dem

Seesternextrakt gehältert wurden, um 12,85% gewachsen sind. Die Miesmuscheln

ohne den Seesternextrakt sind um 12,04% gewachsen. Die statistische Analyse

ergab im t-Test einen p-Wert von 0,6. Dies bedeutet, dass die Wachstumsraten nicht

signifikant unterschiedlich sind. Das bedeutet, dass die unterschiedlichen

Wachstumsergebnisse nicht als Beleg dafür dienen können, dass der getestete

Seesternextrakt ein Auslöser für geringeres Wachstum der Miesmuscheln ist. Der

Extrakt der getestet wurde kann somit nicht der Grund dafür sein, warum die

Miesmuscheln weniger wachsen. Das Ergebnis kann nun entweder bedeuten, das

nicht chemische Stoffe für das geringere Wachstum verantwortlich sind oder, was

auch viel wahrscheinlicher ist, dass ein anderer chemischer Stoff Auslöser des

geringen Wachstums ist und zwar ein Stoff, der nicht in dem Lösungsmittel gelöst

wurde, also vielleicht fettlöslich ist. In folgenden Versuchen müssten andere

Lösungsmittel genutzt werden, um Stoffe zu lösen die in diesem Versuch nicht

getestet werden konnten.

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Kontrolle Extrakt

Wac

hstu

m [%

/ 2

Woc

hen]

Page 25: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

25

4. Versuch

Versuch zur Flüchtigkeit des Seesternstoffes

Einleitung Nach dem wir im dritten Versuch getestet haben, ob der Stoff, der die

Wachstumshemmungen auslöst ein Feststoff ist, der sich mit Ethylenacetat binden

lässt, versuchen wir uns nun dem Stoff von einer anderen Seite anzunähern, indem

wir testen, ob der Stoff flüchtig ist.

Material und Methoden Im zweiten Versuch haben wir herausgefunden, dass der wachstumshemmende

Stoff im Seesternwasser enthalten ist. In diesem vierten Versuch kochten wir

Seesternwasser ½ Stunde lang ab und gaben es dann in die Versuchsbecken.

Insgesamt wurden 10 2 l Becken mit je 5 Miesmuscheln für den Versuch benutzt. Die

Miesmuscheln hatten unterschiedliche Größen, was daher kam, dass es gerade nur

sehr junge Miesmuscheln mit einer Größe bis 5 mm und Miesmuscheln, die

mindestens 1,5 cm groß waren in der Ostsee zu dieser Jahreszeit vorhanden waren.

In 5 der Becken wurde das abgekochte Seesternwasser verwendet, die anderen 5

Becken dienten als Kontrolle. Die Wasserversorgung war so aufgebaut, dass jedes

Becken durch eine Pumpe mit einem 20 l Becken verbunden war und so ein

Wasserkreislauf mit 22 l pro Becken vorhanden war. Alle Becken hatten eine

Luftversorgung. Es wurde täglich in die Versuchsbecken ein ½ l abgekochtes

Seesternwasser beigefügt. Gefüttert wurden die Miesmuscheln täglich mit 500 ml

Plankton (Dunanliella), als sich jedoch herausstellte, dass dies zuviel für die

Miesmuscheln war, wurde nur noch 300 ml Plankton verfüttert. Nach 3½ Wochen

wurde der Versuch abgebrochen und die Miesmuscheln vermessen.

Ergebnisse und Diskussionen Die Messergebnisse ergaben, dass die Miesmuscheln in den Versuchsbecken im

gleichen Maße wie die Miesmuscheln in den Kontrollbecken gewachsen sind. Das

bedeutet, dass der gesuchte Stoff ein flüchtiger Stoff ist.

Page 26: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

26

012345678910

Kontrolle Extrakt

Wac

hstu

m [%

/ 3

Woc

hen]

7,0% Kontrolle 8,6% Extrakt t-Test: p=0,27

Danksagung Die Arbeit fand im Rahmen des NaT-Working Projekts der Bosch-Stiftung im IfM-

Geomar statt. Mein Dank gilt daher Joachim Dengg vom NaT-Working Projekt, der

mich ans IfM-Geomar vermittelt hat. Dort geht mein besonderer Dank an Prof. Dr.

Wahl, Ute Kossak und vor allem Penpag Reuter. Danken möchte ich außerdem

Herrn Jordan.

Page 27: Nissen 06 Jahresarbeit - GEOMAR · PDF fileDie Miesmuschel Versuche mit Miesmuscheln und Seesternen Jahresarbeit der 12. Klasse Grischka Nissen

27

Quellenangabe

awi-bremerhaven.de

schutzstation-wattenmeer.de

wattenmeer-nationalpark.de

royal-frysk.de

ostseevision.de

muez.de

aldebaran.org

weichtiere.at

tk-logo.de

kinder-tierlexikon.de

studiserver.de/ostsee

Kieler Nachrichten-Januar/dpa

de.wikipedia.org