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296 B art h, Notiz uber das Tyrosin. Notiz uber das Tyrosin ; von L. Barth. In dem soeben erschienenen Hefte der Annalen 103, 121 finde ich in einer Arbeit von Beilstein nnd Kuhl- b e r g auch eine Andeutung uber eine niogliche Synthese des Tyrosins. In meiner letzten Untersuchung uber diesen Kiirper habe ich, gestutzt auf die darin niedergelegten Resul- tatc, das Tyrosin als eine der Parareihe angehorende Oxy- phenylamidopropionsaure angcsprochen und mir auf Grundlage dieser Ansicht weitere Versuche zur Synthese desselben vor- behalten. Von derselben Folge'rung ausgehend, wie B ei Is t ein und K u ti 1 b e r g, habe ich mit Benutzung der Arbeit von G 1 a s e r zuuachst die Paracumarsaure (Paraoxyzimnitslure) als Aus- gangspunkt fur rneine Versuche gewahlt. Die Reaction verlauft jedoch hier nicht so glatt, wie in dem G 1 a s e r'schen Fallc. Schon die Darstelluug der 0x7- phenylchlormilchsaure ist mit vielen Schwierigkeiten und grofsen Verlusten verbunden und endlich scheint namentlich die Aus- wechseluag des Chlors in der daraus zu erhaltenden Oxy- phenylctilorpropionsaure gegen den Animoniakrest nicht leiclit zu gelingen. Ich habe die Zwischenproducte noch keiner genaueren Untersuchung , namentlich auch keiner Analyse unterziehen kiinnen, aber als Endproduct erhielt ich noch mit Nebenpro- ducten verunreinigte Krystalle, welche nach ihren qualitativen Reactionen sehr wohl Tyrosin sein konnten und die narnentlich die I' ir i a 'sche Tyrosinreaction in deutlichster Weise zeigten. Ich bin nun weit entfernt davon zu glauben, dafs man aus diesen Versuchen auf eine Synthese des Tyrosins schliefsen durfe, rnogliclrer Weise derivirt dasselbe gar nicht von der Paracumarsaure, wie ich schon in der fruher citirteil Abhand- lung hervorgehoben habe. Es sind eben nur vorlaufige Versuche gewesen, die ich bis jetzt nicht vervollstandigen konnte, gehindert durch andere Arbeiten , durch Berufsgescharte und namentlich durch die Schwierigkeit der Beschaffung grofserer Mengen von Para- cuuiarsaure <+). Zu ihrer Veroffentlichung nothigt mich in dieseni Augenblicke nur die oben angefuhrte Bemerkung von Beilstein und Kuhlberg. . ~ ") Dcin iinl'seren Ansehen nach sehr schiine Aloe lieferte namlich hlufig nur geringe Quantititen dieser Saure. ~ Ausgegeben am 28. Juni 1872

Notiz über das Tyrosin

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296 B a r t h, Notiz uber das Tyrosin.

Notiz uber das Tyrosin ; von L. Barth.

In dem soeben erschienenen Hefte der Annalen 103, 121 finde ich in einer Arbeit von B e i l s t e i n nnd K u h l - b e r g auch eine Andeutung uber eine niogliche Synthese des Tyrosins. In meiner letzten Untersuchung uber diesen Kiirper habe ich, gestutzt auf die darin niedergelegten Resul- tatc, das Tyrosin als eine der Parareihe angehorende Oxy- phenylamidopropionsaure angcsprochen und mir auf Grundlage dieser Ansicht weitere Versuche zur Synthese desselben vor- behalten.

Von derselben Folge'rung ausgehend, wie B e i Is t e i n und K u ti 1 b e r g, habe ich mit Benutzung der Arbeit von G 1 a s e r zuuachst die Paracumarsaure (Paraoxyzimnitslure) als Aus- gangspunkt fur rneine Versuche gewahlt.

Die Reaction verlauft jedoch hier nicht so glatt, wie in dem G 1 a s e r'schen Fallc. Schon die Darstelluug der 0x7- phenylchlormilchsaure ist mit vielen Schwierigkeiten und grofsen Verlusten verbunden und endlich scheint namentlich die Aus- wechseluag des Chlors in der daraus zu erhaltenden Oxy- phenylctilorpropionsaure gegen den Animoniakrest nicht leiclit z u gelingen.

Ich habe die Zwischenproducte noch keiner genaueren Untersuchung , namentlich auch keiner Analyse unterziehen kiinnen, aber als Endproduct erhielt ich noch mit Nebenpro- ducten verunreinigte Krystalle, welche nach ihren qualitativen Reactionen sehr wohl Tyrosin sein konnten und die narnentlich die I' i r i a 'sche Tyrosinreaction in deutlichster Weise zeigten.

Ich bin nun weit entfernt davon zu glauben, dafs man aus diesen Versuchen auf eine Synthese des Tyrosins schliefsen durfe, rnogliclrer Weise derivirt dasselbe gar nicht von der Paracumarsaure, wie ich schon in der fruher citirteil Abhand- lung hervorgehoben habe.

Es sind eben nur vorlaufige Versuche gewesen, die ich bis j e t z t nicht vervollstandigen konnte, gehindert durch andere Arbeiten , durch Berufsgescharte und namentlich durch die Schwierigkeit der Beschaffung grofserer Mengen von Para- cuuiarsaure <+). Zu ihrer Veroffentlichung nothigt mich in dieseni Augenblicke nur die oben angefuhrte Bemerkung von B e i l s t e i n und K u h l b e r g .

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") Dcin iinl'seren Ansehen nach sehr schiine Aloe lieferte namlich hlufig nur geringe Quantititen dieser Saure.

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Ausgegeben am 28. Juni 1872