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458 L. Hermann: dem physiologischen Laboratorium in Ziirich.) (Aus Notizen iiber einige Gifte der Curaregruppe. Yon L. Hermann. 1. Ueber das Uchomatd, ein Pfeilgift aus Peru. / (b~ach Versuchen yon stud. reed. Rudolf Kappeler.) Durch die Gtite des Herrn ~ Dr. C. Zehnder in ZUrich erhielt das Laboratorium eine kleine Quantit~t eines peruvianisehen Pfeil- giftes, welches als Uehom atd bezeichnet war, und tiber dessen Ur- sprung nichts ~heres mitgethailt werden konnte. Das Gift stelltc eine hellbraune, feinbrSekelige Masse dar, weleha in Wasser sieh gr~sstentheils 15sta. Kleiue Dosen, Fr~sehe unter die Rtickanhaut gebracht, bewirkten L~hmung in wenigen Minuten. War ein Sahenkel dureh Arterianligatur yon der Vergiftung ausgesehlossen, so blieb derselbe ungel~hmt, und zeigte Reflexbewegungen auf Reizung des Vergifteten Beines. Die Muskeln des vergifteten Bei- nes waren nut direeten Reizen zug~tnglieh; das Herz schlug waiter. Die so nachgawiesane Analog'ie der Wirkung mit der des Curare best~tigte sieh aueh in Versuehen an Warmbltitern. Vom Mag'en aus waren betr~ehtliehe Doseu (tiber 0,01 gr)ganz wir- kungslos. Bei Injection in die Venen yon Kaninehen und Katzen (0,002- 0,008) erfolgte in 6--7 Minuten L~hmung, bei waiter schlagendem Herzen. Wurde ktinstliche Respiration unterhalten, so konnte babbachtet werdan, dass naah 10 Minuten tier Vagus seine hemmende Wirkung auf das Herz eingebtisst butte. 2. Ueber eine curareartiff wirkende Substanz in Bieren. Herr Professor Victor Mayer, mit amtlicher Untersuehung eines (iibrigens mit Unreeht) verdaehtigten Bieres aus Seh. be- schgftifft, ersuahte reich, naehdem auf alle Alkaloide mit negativem Resultate gaprtift war, dasjenige Extract, welches das Curarin, falls

Notizen über einige Gifte der Curaregruppe

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Page 1: Notizen über einige Gifte der Curaregruppe

458 L. Hermann:

dem physiologischen Laboratorium in Ziirich.) (Aus

N o t i z e n i i b e r e i n i g e Gi f t e d e r C u r a r e g r u p p e .

Yon

L . H e r m a n n .

1. Ue be r das U c h o m a t d , ein P f e i l g i f t aus Peru . /

(b~ach Versuchen yon stud. reed. R u d o l f Kappeler . )

Durch die Gtite des Herrn ~ Dr. C. Z e h n d e r in ZUrich erhielt das Laboratorium eine kleine Quantit~t eines peruvianisehen Pfeil- giftes, welches als Uehom atd bezeichnet war, und tiber dessen Ur- sprung nichts ~ h e r e s mitgethailt werden konnte. Das Gift stelltc eine hellbraune, feinbrSekelige Masse dar, weleha in Wasser sieh gr~sstentheils 15sta. Kleiue Dosen, Fr~sehe unter die Rtickanhaut gebracht, bewirkten L~hmung in wenigen Minuten. War ein Sahenkel dureh Arterianligatur yon der Vergiftung ausgesehlossen, so blieb derselbe ungel~hmt, und zeigte Reflexbewegungen auf Reizung des Vergifteten Beines. Die Muskeln des vergifteten Bei- nes waren nut direeten Reizen zug~tnglieh; das Herz schlug waiter.

Die so nachgawiesane Analog'ie der Wirkung mit der des Curare best~tigte sieh aueh in Versuehen an Warmbltitern. Vom Mag'en aus waren betr~ehtliehe Doseu (tiber 0,01 gr )ganz wir- kungslos. Bei Injection in die Venen yon Kaninehen und Katzen (0 ,002- 0,008) erfolgte in 6 - - 7 Minuten L~hmung, bei waiter schlagendem Herzen. Wurde ktinstliche Respiration unterhalten, so konnte babbachtet werdan, dass naah 10 Minuten tier Vagus seine hemmende Wirkung auf das Herz eingebtisst butte.

2. Ueber e ine cura rear t i f f w i r k e n d e Subs t anz in Bieren.

Herr Professor Vic tor Mayer, mit amtlicher Untersuehung eines (iibrigens mit Unreeht) verdaehtigten Bieres aus Seh. be- schgftifft, ersuahte reich, naehdem auf alle Alkaloide mit negativem Resultate gaprtift war, dasjenige Extract, welches das Curarin, falls

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Notizen fiber einige Gifte der Curaregruppe. 459

es im Biere enthMten gewesen w~re, h~tte enthalten mtissen, der Sicherheit halber auch physiol0giseh auf diesen Stoff zu prtifen, naehdem dessen Abwesenheit schon chemisch erwiesen war. Ganz wider unser Erwarten zeigte nun dieses Extract bei nieht zu kleiner Dosis eine vi~llig reine, ziemlieh kr~iftige, curareartige Wirkung auf FrSsche; die Versuche wurden in gewShnlicher Weise, mittels Unterbindung einer Cruralis ere, angestellt. Da nun yon einer ab- siehtliehen Verfalschung mit einer eurareartig wirkenden Substanz nicht woh! die Rede sein konnte, das Bier aueh im Uebrigen frei yon jeder verbrecherischen Beimengutig war~ so vermutheteti wir, dass es sieh tim eitieti der gew•hnlieh im Biere vorkommenden Extraetivstoffe handelte. Herr Professor Vi e t o r Meyer l iess hier- auf aus importirtem Mttnehener Bier, welches einer der besten hie- sigen Bezugsquelleti entnommeti wurde, ein in gleieher Weise wie das vorige bereitetes alkoholisehes Extract anfertigeti, und aueh dieses zeigte in grt~sseren Doseti genau die Wirkungeti des Curare auf Frt~sche. Dagegen hatte ein Extract aus einem Ztirieher Biere, welches Herr stud. K a p p e l e r geprtift hat, keine, solehe Wirkutig.

Die grosse Verbreitung eurarinartig wirkender Substanzen im Pflanzenreieh ist niehts Neucs mehr, seitdem dieselben in ver- sehiedenen Pilzen, in matieheti Borragineen (Anehusa, Eehinm, Cynoglossnm etc.) gefunden sind 1). Es fragt sic h nur, aus welehem der bei der Bierbereitung verwandten pflanzliehen Stoffe die in Rede stehende, wie es scheint nicht selten im Biere vorkommende Substanz herstammf, ob dieser Stoff zu den tiormaleti Bieringre- dientien gehiJrt, und ob nicht vielleieht erst bei der Giihrutig oder dgl. die wirksame Substatiz aus einer anderen sieh b i lde t ; weiss man doeh l~ingst, dass dutch Methylirung gewisser Alkaloide cu- rareartig Wirkende Producte entsteheti. Die weitere Verfolgung dieses Gegenstandes muss Hygieinikern und teehnisehen Chemikerti tiber- lassen bleiben; seine praetisehe Bedeutung ist wohl sehr geritig~ da die Quantiv, tt des fragliehen S~offes sehr klein ist, ntid bei der Unwirksamkeit des Curare vom Magen aus yon eitier Gefahr kaum die. Rede sein kann.

1) Vgl. mein Lehrb. d. exper. Toxicologie. Berlin 1874. p. 310.

E. Pilfiger, Archly. f. Physiologie. Bd. XVIII, 31

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460 L. H e r m a n n uucl B. L u c h s i n g e r :

3. Ueber e ine E r s c h e i n u n g an c u r a r i s i r t e n Fr i isehenl

Wohl Jeder, weleher hiiufig Fr(ische zu curarisiren Gdegem heit hat, wird, wenn die Temperatur nicht zu niedrig war, bemerkt haben~ dass wenn man den Frosch nach eingetretener Li~hmung t~idtet, das Blut eine sehr livide Farbe zeigt, ganz wie bei durch Curare erst{ckten Warmbltitern. An der~Luft r(ithet sich das Blur schnell. Meines Wissens hat noch Niemand auf diese Erscheinung aufmerk~ sam gemacht, nnd doch ist sic nicht ganz ohne Bcdeutung. Sic lehrt ni~mlieh, dass der Kattbltiter naeh Unterbrechung seiner Ath- mung:dcn in seinem Btute vorriithigen Sauerstoff nahezu ebenso schnell verbraucht wie dcr WarmblUter, dass also die relative Un- abhangigkeit des Kaltbltiters yon der Respiration nicht etwa dar- auf beruht, dass er an seinem Saucrstoff l~nger zehrt, sondern dar- auf~ dass seine Spaltungsprocesse, auf denen, wie ich 1867 zuerst fur die Muskeln, L ieb ig und Pfl t igcr sp~ter allgemeiner gezcigt haben, das Leben beruht, langsamcr verlaufen, wiihrend der zum Aufbau der spaltbaren Substanzen erforderliche Sauerstoff stets ans dem Blute soibrt verzehrt wird. Das Blut ist also fUr Sauerstoff iiberhaupt kein Vorrathsmagazin, sondern nur ein Trans )ortmittel.

(Aus dem physiologischen Laboratorium in Ziirieh.)

Ueber S e c r e t i o n s s t r 6 m e an der Z u n g e des F r o s c h e s ,

nebst Bemerkungen iiber einige andPe Seeretionsstr~me.

Von

L . H e l . m a n n und g . Luehsinger .

Die Zunge des Frosches sehien uns wegen ihres Drtisenreieh- thums, und wegen der Leichtigkeit, mit der ihre Nerven priiparirt und isolirt gereizt werden ki~nnen 1), ein sehr geeignetes Object um

1) Vgl. L ~ p i n e , fiber Entstehung und Verbreitung des thierischen Zuckerfermentes. u yon L u dw ig. Bet. d. s~ehs. Ges. d.Wiss. 1870, p. 822.