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magazin NOVEMBER „Dass Menschen Hoffnung und eine neue Zukunft bekommen …“ Annika Hüsken Krankenschwester aus Schwelm Seite 17

NOVEMBER - Mercy Ships Hospitalschiff Hilfsorganisation · Die zweijährige Elvie kam mit einem so genannten Klump-fuß zur Welt. Ihr linker Fuß war hoffnungslos nach innen gekrümmt

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magazinNOVEMBER

„Dass Menschen Hoffnung

und eine neue Zukunft bekommen …“

Annika HüskenKrankenschwester aus Schwelm

Seite 17

„I am only one, But still I am one. I cannot do everything.

But still I can do something …“ ( E. E. HALE )

Dr. Marcin BiercStuttgart, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg

Inhalt

Vorstellung des Vorstandes4

Aktuelles5

Bericht: Haben wir wirklich etwas bewirkt?

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Testimonials10

Patientengeschichte: Elvie14

Bericht: Madagaskar16

Bericht: Annika Hüsken17

Menschen hinter Mercy Ships18

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Vorstellung des Vorstandes

Mein Name ist Angelika Nieder. Ich bin 48 Jahre alt und lebe mit meinem Mann in Hamburg, wo ich ein kleines Schiffsmaklerunternehmen führe. Seit 2008 bin ich im Vorstand von Mercy Ships Deutschland tätig. Über einen Bekannten meiner Eltern wurden wir 2001 auf Mercy Ships auf-merksam, als sich die Organisation nach einem weiteren Schiff umsah. Mein Vater und ich haben dann sehr schnell den Kontakt gesucht und den Gründer und Präsidenten Don Stephens kennenge-lernt. Dieser fragte mich dann später, ob ich als Teil des deutschen Vorstandes für Mercy Ships aktiv sein möchte. Als Schifffahrtskauffrau leuchtete mir sofort ein, dass ein Schiff die optimale Plattform für die Arbeit ist, die Mercy Ships leistet. Es bringt seine eigenen Unterkünfte mit, versorgt sich selbst mit Energie und Trinkwasser und kann nach Bedarf den Ort wechseln. Es bietet sehr viel mehr Sicherheit und Zuverlässig-keit als ein Hospital an Land. Das und der christliche Hintergrund der Orga-nisation unterscheidet sie von anderen. Bei meinem Besuch im amerikanischen Büro von Mercy Ships in Texas haben mich vor allem die Atmosphäre, die Aufgeschlossenheit und Fröhlichkeit

der Mitarbeiter beeindruckt. Ich habe mich als Teil einer großen Familie ge-fühlt, eine christliche Gemeinschaft in der Fremde. Mercy Ships verändert einschneidend und nachhaltig das Leben der Patienten, die auf dem Schiff behandelt werden, und auch das Leben ihrer Angehörigen. Den Menschen wird nicht nur medizi-nisch geholfen, ihnen werden hierdurch auch Hoffnung und Mut wiedergege-ben. Viele hatten schon die Hoffnung verloren, dass ihnen geholfen werden könnte. Sicher fühlen sich viele verges-sen und verlassen. Und dann kommt Mercy Ships, macht die Blinden sehend, befreit Menschen, die an Tumoren zu ersticken drohen, von der tödlichen Gefahr und gibt durch Krankheit ent-stellten Patienten durch beispielswei-se eine Kiefer-Gaumenspalten-OP die Möglichkeit, ein neues, selbstbestimm-tes Leben ohne Ablehnung und Aus-grenzung zu führen.

Ich freue mich, durch mein Engage-ment für Mercy Ships meinen Teil dazu beizutragen!

aufruf zur Mitarbeit

Suchen Sie etwas Besonderes? Möchten Sie Afrika von einer neuen Seite ken-nenlernen? Wollen Sie erleben wie es ist mit Menschen aus 40 Nationen in einer christlichen Gemeinschaft zu-sammen zu arbeiten und leben? Lieben Sie Schiffe oder möchten einfach etwas Gutes tun? Dann ist Mercy Ships genau richtig für Sie!

Mehr als 1.000 Personen nutzen jähr-lich ihren Urlaub, die Sommer- oder

Weihnachtsferien, unbezahlten Urlaub oder den Ruhestand, um durch Mercy Ships Hoffnung und Hilfe zu hilfsbe-dürftigen Menschen zu bringen. An Bord unseres Schiffes können ehren-amtliche Mitarbeiter in diversen Be-reichen mitarbeiten, z. B. im medizi-nischen Bereich, in der Küche oder im Maschinenraum.

Informieren Sie sich und arbeiten Sie auf dem Hospitalschiff mit! Weitere Informationen unter: http://www.mercyships.de

IMPressuM:

Herausgeber: Mercy Ships Deutschland e. V.Hüttenstr. 22 87600 Kaufbeuren Tel.: 08341-966199-0 Fax: [email protected] www.mercyships.de

Redaktion: V.i.S.d.P.:

Stefanie DötschelUdo Kronester

Grafik: sons. GmbH Zwingerstr. 287435 Kemptenwww.go-sons.de

Druck: Briefwerk Hamburg Lübecker Str. 122087 Hamburg

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers Mercy Ships Deutschland e. V.

Spendenkonto DeutschlandKreis-und Stadtsparkasse Kaufbeuren IBAN: DE58 7345 0000 0000 5244 47BIC: BYLA DE M1 KFB

Spendenkonto ÖsterreichSparkasse ReutteIBAN: AT 74 2050 9008 0000 1141BIC: SPREAT21XXX

termine: 16. – 19. November 2015: Mercy Ships ist mit einem Stand auf der weltweit größten Medizintechnik- Messe „MEDICA“ in Düsseldorf vertreten

11. - 13. Februar 2016: Besuchen Sie den Mercy Ships-Stand auf dem Willow Creek Leitungskon-gress in Hannover

MyMercy:

myMercy ist eine Online Community für Mercy Ships Mitarbeiter, Bewer-ber, Ehemalige und Unterstützer. Mit myMercy können Sie sich regelmäßig über aktuelle Möglichkeiten zur Mitar-beit informieren, mit anderen oder ehe-maligen Mitarbeitern in Kontakt treten, Fragen vor und zu Ihrem Einsatz stellen und Neuigkeiten vom Schiff erfahren. Wir laden Sie ein mit uns und Anderen auf der ganzen Welt in Verbindung zu blieben. Informieren Sie sich unter: mymercy.mercyships.org

neue Webseite!

Kennen Sie schon unsere neue Webseite? Vor einigen Tagen ist sie nun mit neuem Design online gegangen. Der aktuelle Seitenaufbau und die Seitenbedienung tragen zu einer neuen Bedienerfreund-

lichkeit und einfacheren Seitennavi-gation für Sie bei. Probieren Sie es gleich aus unter: www.mercyships.de

sportliche Werbeaktion für Mercy ships:

Die beiden Sportstudenten Jens und Jan waren seit dem 26. Juli 2015 mit dem Fahrrad Richtung Afrika unterwegs. Mit ihrer Aktion haben sie gleichzei-tig Mercy Ships unterstützt, indem sie über unsere Arbeit in Afrika erzählt haben. Lesen Sie regelmäßig von weite-ren Spendenaktionen auf unserer Home-page: www.mercyships.de. Haben auch Sie eine Idee, wie Sie Mercy Ships unterstützen möchten? Dann melden Sie sich bei uns. Wir freuen uns von Ihnen zu hören und unterstützen Sie gerne dabei!

Weihnachtskarten:

Bei Mercy Ships schlägt das Herz für die ärmsten und bedürftigsten Men-schen Afrikas. Die Weihnachtskarten von Mercy Ships bieten Ihnen eine ein-fache Möglichkeit, unsere Arbeit vor Ort zu unterstützen.

Kaufen und versenden Sie Weihnachts-karten von Mercy Ships für 1,50 €/ Stück und spenden damit 0,65 € direkt für un-sere Projekte. Details und weitere Motive unter: www.mercyships.de

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aktuelles

Bäume sind gedichte, die die erde in den Himmel schreibt.

Khalil Gibran

Affenbrotbäume auf Madagaskar. Foto: Mercy Ships – Kelly Dunphy/Ruben Plomp

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Haben wir wirklich etwas bewirkt?

Wir haben immer gehofft, mit unserer Zeit und Hingabe, mit unseren Mühen und Tränen im Leben von Menschen und Gemeinschaften etwas bewirken zu können. Aber ohne „die Frage“ nach den langfristigen Auswirkungen wirklich zu stellen, konnten wir nie mit Gewissheit sagen, ob unsere Hoffnungen sich erfüllt hatten. Also beschlossen wir, nach-zufragen, ob wir mit unseren medizinischen Fort- und Wei-terbildungskursen etwas be-wirkt haben. Nach den letzten drei Kurstagen von „SAFE Kinder anästhesie“ nahmen wir uns einen Tag Zeit. Wir hatten Teilnehmer des ver-gangenen Kurses im De-zember eingeladen, um von ihnen zu erfahren, ob die Inhalte des Kurses ihr pri-vates und berufliches Leben verändert hatten. Um ehrlich zu sein, hatte ich keine gro-ßen Erwartungen. Doch insgeheim hoffte ich schon, dass all die Mühen der vergangenen zwei Jahre nicht umsonst ge-wesen waren. So lang hatte es gedauert, bis die Kurse zuerst auf dem Papier fertig waren und dann Realität wurden. Die Antwort, die wir bekamen, überwältigte uns: ein deutliches Ja! Das Wissen aus diesen Kursen hat bereits nach wenigen Monaten Leben verändert. Eine Anästhesistin erzählte uns, sie habe im Kurs gelernt, wie wichtig ein Alternativplan sei, wenn die Narkose nicht gleich funktioniere. In der Ver-gangenheit habe jeder jeden am OP-Tisch angeschrien, wäh-rend gleichzeitig versucht wurde, die medizinischen Gerät-schaften für einen anderen Narkoseweg zu finden. Meistens sei es dem Patienten dabei auf dem OP-Tisch zusehends schlechter gegangen. Jetzt lege sie alles im Voraus bereit, bleibe ruhig und könne mit kühlem Kopf die Situation mei-stern, was sich positiv auf die Patienten auswirke. Und das

sprach sich in ihrem Krankenhaus herum, so dass sie nun das erlernte Wissen an andere weitergeben darf. Zusammen mit Dr. Michelle White, Mercy Ships-Anästhesistin, hatte ich im Mai Gelegenheit, in die Republik Kongo zurückzukehren und „die Frage“ ungefähr hundert ehemaligen Teilnehmern unserer Angebote zu stellen. Darunter waren Regierungs-beamte und Krankenhausdirektoren. Wir haben sie nicht

nur gefragt, ob das Training etwas bewirkt hat, sondern erkundigten uns auch da-nach, was herausfordernd war, was ihnen geholfen hat und was wir das nächste Mal besser machen können. Die Fort- und Weiterbildungen durchlaufen derzeit ihre An-fangsjahre. Dabei gewinnen wir Erfahrung. Wir werden einige Änderungen an den Plänen vornehmen, um den

Trainingserfolg für unseren zweiten Einsatz in Madagaskar messbarer zu machen und angemessene Erwartungen zu set-zen. Und wir werden auch weiterhin „die Frage“ nach der Auswirkung stellen.

„Als Leiter muss ich lernen, zuerst zuzuhören, mit dem Team zu kommunizieren und erst dann eine Entscheidung zu treffen.“Teilnehmer des Kurses für medizinische Führungskräfte

„Dank eures Trainings habe ich den Mut gefunden, Probleme anzusprechen, wenn vor der OP etwas nicht in Ordnung ist.“Teilnehmer des Kurses WHO OP-Sicherheitscheckliste

Ein Bericht von Krissy Close, Leiterin des Medical Capacity Buildung Team

BerIcHt

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„Ich habe gelernt, fürsorglicher mit den

Patienten umzugehen; das hat ihr Vertrauen in

mich gestärkt.“Teilnehmerin des Kurses Coaching für Krankenschwestern

Ehrenamtliche Mercy Ships-Mitarbeiter unterrichten den „SAFE Obstetric Anesthesia“ (dt. Geburtshilfliche Anästhesie) Kurs

10

testIMonIals

„Das Strahlen der Patienten, für die durch eine Opera-

tion eine oft langjährige Leidenszeit zu Ende gegangen

ist, ist für uns Mitarbeiter die schönste Belohnung.“

Dr. Dr. Jens RabbelsStuttgart, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg

„Zu sehen mit welch

einfachen Mitteln man

so vielen Menschen

helfen kann und oft

jahrelange Zahnschmer-

zen nimmt, hat mich

alle Anstrengungen

vergessen lassen.“

Dr. David Christofzik

Kiel, Zahnarzt

„Es ist ein wunderbares Gefühl, im Housekeeping dazu beizutragen,

die hygienischen Standards auf der Africa Mercy einzuhalten,

damit Bedürftigen medizinische Hilfe gewährt werden kann.“

Elisabeth Gradl-MarklDreieich, Housekeeping

„Ganz nah mitzubekommen, dass man mit seiner Arbeit Menschen

wirklich helfen kann und zum Schluss das Strahlen in den Augen der

Patienten zu sehen, ist ein fantastischer und unbeschreiblicher Moment.“

Gesa NeumannBückeburg, OP-Schwester

„Das kleine Waisenkind, das strahlend und mit

ausgebreiteten Armen auf mich zu gerannt ist, in die

Arme zu schließen ist einer dieser kostbaren

Momente die wie ein Schatz für immer in meinem

Herzen bleiben werden …“

Jana PaulyGröbenzell, Köchin

„Manchmal habe ich

mich gefragt: Wer gibt

eigentlich mehr? Ich den

Patienten durch meine

Pflege an Bord oder die

Patienten mir, indem sie

durch ihr Lächeln ihre

Dankbarkeit zeigen und

dadurch so viel

zurückgeben.“

Kathrin FiegeHannover, Kinderkrankenschwester

testIMonIals

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Die zweijährige Elvie kam mit einem so genannten Klump-fuß zur Welt. Ihr linker Fuß war hoffnungslos nach innen gekrümmt. Doch wie die meisten Mütter war auch Noeline, Elvies Mutter, fest entschlossen, Hilfe für ihre Tochter zu finden. Eine erste Operation im Alter von sechs Monaten blieb jedoch erfolglos. Die Krümmung in Elvies Fuß war unverändert. Elvie allerdings ließ sich von ihrem Klump-fuß nicht beim Spielen stören. Sie ist ein kleiner Wildfang, der Luftballons liebt! Schnell gewann sie die Herzen aller um sich herum. Im Gegen-satz zu dem, was viele andere Patienten erleben müssen, zeigten die Menschen in Elvies Dorfgemeinschaft viel Mit-gefühl. Und darüber hinaus schlossen sie sie so sehr ins Herz, dass sie ihre Deformie-rung kaum noch wahrnahmen. Doch Elvies Mutter war sich der Probleme bewusst, die der Klumpfuß ihrem Kind eines Tages bereiten würde. Sie dachte an die Möglichkeiten, die Elvie aufgrund ihrer körperlichen Einschränkung viel-leicht verpassen würde. Das betrübte ihr Herz, und sie be-tete oft für ihre Tochter. Wie konnte sie ihr helfen? Einige Jahre später berichtete Noelines Pastor über Mercy Ships. „Die kommen mit einem Schiff und behandeln Menschen mit Fuß erkrankungen. Sobald du mehr darüber im Fernse-hen oder Radio erfährst, geh doch bitte zu dem Ort, den sie nennen. Vielleicht können sie euch dort helfen.” „Sobald

ich von der Ankunft des Schiffes im Hafen von Toamasina hörte, machten wir uns auf den Weg zur Voruntersuchung im Manara-Penitra Krankenhaus“, erzählt Noeline. „Ich war hoffnungsvoll und bat Gott, mit uns zu sein. Wir sind gleich zum ersten Voruntersuchungstag gegangen.“ Mutter und Tochter standen mit Tausenden anderen Menschen in der Warteschlange. Noelines Freude war groß, als Elvie eine Karte mit einem Termin für eine kostenlose OP erhielt. Diese kleine gelbe Karte war für sie mehr als eine Ter-

minerinnerung. Für sie und ihre Tochter war sie ein Zeichen der Hoffnung auf ein normales Leben ohne Einschränkungen. Erfahrene Mercy Ships-Ärzte wendeten die Ponseti Metho-de an, um Elvies Klumpfuß zu behandeln. Die Behandlung war erfolgreich. Ein kleiner Eingriff, viele Verbandswech-sel und einige Wochen später war die Krümmung in Elvies

Fuß nicht mehr zu sehen. Noeline ist sehr dankbar und voller Freude! Ihr Dank gilt allen ehrenamtlichen Mercy Ships-Mitarbeitern und Unterstützern, die mit ihrem Ein-satz und ihren Finanzen eine kostenlose Operation für Elvie möglich gemacht haben. Sie träumt davon, dass Elvie eines Tages vielleicht selbst einmal eine Ärztin wird, damit sie Menschen in ihrem Land Madagaskar helfen kann – so, wie ihr geholfen wurde!

PatIentengescHIcHte

elvieFreude über ein leben ohne einschränkung

„Sobald ich von der Ankunft des Schiffes

hörte, machten wir uns auf den Weg …“

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BerIcHt

Der deutsche Honorarkonsul für Madagaskar aus Bayern, Michael Krebs, besuchte das deutsche Mercy Ships-Büro in Kaufbeuren. In einem Gespräch über das Land, seine poli-tischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Hintergründe, teile er viele spannende Informationen über seine langjäh-rigen wirtschaftlichen Beziehungen und Erfahrungen mit dem Inselstaat mit.

Die Schere zwischen Armut und ReichtumMadagaskar gilt als eines der unentdeckten Urlaubspara-diese. Auf der viertgrößten Insel der Welt erwartet Reise-lustige eine unberührte Natur, atemberaubende Landschaften, Strände im Norden und Os-ten des Landes. Auch Taucher kommen hier auf ihre Kosten. Berge, Tropenwälder und Ter-rassen, auf denen das Haupt-nahrungsmittel Reis angebaut wird, runden das vielfältige Landschaftsbild ab. Wer ge-nau hinschaut, entdeckt bald das zweite Gesicht der Insel: die schwelende Armut. „Sie ist nicht sehr augenscheinlich, da die artenreiche Natur sie oftmals kaschiert. Dennoch ist sie gegenwärtig. Man er-kennt sie beispielsweise an den fehlenden Schuhen für die Bevölkerung, dem Umgang mit Lebensmitteln“, berichtet Michael Krebs. Er erinnert sich an ein sehr einprägsames Erlebnis bei seinem letzten Besuch. Damals war seine De-legation in einem einfachen Hotel mit einem kleinen Swim-ming Pool untergebracht. Ein Zaun trennte die Gäste von dem dahinterliegenden Dorf ab. „Die Spannung zwischen Armut und Urlaubsparadies wurde mir bewusst als ich an unserem Pool einen Blick über den Zaun erhaschen konn-te. Dort waren einige Dorfbewohner zusammengekommen, um einen Eimer Wasser aufzuteilen, der zuvor mühsam geschöpft worden war. Da blieb für jeden einzelnen Be-wohner nicht viel des kostbaren Gutes übrig, während ich

auf der anderen Seite an einem mit Wasser gefüllten Pool stand. Da schienen uns nicht nur die Mauer, sondern auch Welten zu trennen.“

Ein Putsch ändert allesBis 2009 sprach alles für einen wirtschaftlichen Aufschwung für die 22 Mio. Einwohner zählende Insel. Der damalige Präsident, Marc Ravalomanana konnte internationale Geld-geber für zukunftsträchtige Investitionen im Land gewinnen. Zudem hätte Madagaskar das Austragungsland für unter-schiedliche politische Gipfeltreffen sein sollen. Die Zeichen

standen gut. Doch dann kam al-les anders. 2009 kam eine Über-gangsregierung nach einem Putsch an die Macht. „Von da an ging es sowohl mit der Wirt-schaft, wie auch mit dem Tou-rismus bergab“, so der Honorar-konsul. „Bis heute haben sich die beiden Bereiche nicht völlig erholt“.

Internationale BeziehungenAuch die politischen Beziehungen zu anderen Ländern haben in den vier darauffolgenden Jahren unter der Über-gangsregierung sehr gelitten. Davon waren auch die Ver-bindungen zu Deutschland betroffen. Jetzt müssen viele Kontakte erst einmal wieder aufgebaut werden. 2013 wur-den die ersten freien Präsidentschaftswahlen unter Aufsicht der internationalen Staatengemeinschaft abgehalten; der frühere Finanzminister, Hery Rajaonarimampianina, ent-schied diese für sich.

Wie geht es weiter?Es herrscht eine unterschwellige Unzufriedenheit unter den Madagassen und weitere Unruhen sind in der Zukunft nicht ausgeschlossen. Michael Krebs erklärt aus seiner Sicht notwen-dige Schritte auf politischer Ebene: „Madagaskar muss jetzt die

Madagaskarein land zwischen armut und urlaubsparadies

„Die Spannung zwischen Armut und

Urlaubsparadies wurde mir bewusst …“

BerIcHt

politischen wie wirtschaftlichen Kon-takte wiederaufnehmen, internationale Einbindung von Madagaskar in Staa-tengemeinschaften fördern, Stabilität in der politischen Führung als ein positives Signal für ausländische Investoren her-stellen, brennende Probleme wie Kor-ruption bekämpfen und den Ausbau von Ausbildungsmöglichkeiten und Infra-struktur vorantreiben. Dringend erfor-derlich wäre auch die Wiederbesetzung der Botschaft in Berlin/Falkensee mit einem Botschafter/-in. Damit könnten auch die wirtschaftlichen Beziehungen, neben anderen wichtigen diplomatischen Missionen, wieder intensiviert werden. Vor dem Putsch waren beispielsweise für das Bundesland Bayern viele bedeutende Unternehmen in Madagaskar präsent.

Es geht nicht ohne Musik …Trotz aller politischen Herausfor-derungen sind die Madagassen ein freundliches, hilfsbereites und of-fenes Volk. Sie meistern ihr Leben in der Spannung zwischen arm und reich, Urlaubshotels und einfachsten Straßenmärkten mit sehr viel Lebens-freude und Musik. Sie ist ein zentraler Ausdruck der einheimischen Kultur. Mit selbstgebauten traditionellen In-strumenten, wird gespielt, getanzt und Lebensfreude ausgedrückt selbst in Zeiten politischer Unruhen, Gewalt und eines Regierungswechsels.

2001 hörte ich zum ersten Mal von Mercy Ships. Ein Freund von mir be-richtete von seinen Erlebnissen auf dem damaligen Flaggschiff, der M/S Anastasis. Dadurch wurde der Traum in meinem Herzen geweckt, eines Ta-ges als Kinderkrankenschwester auf dem Schiff in Afrika zu arbeiten. In den folgenden Jahren war ich immer wieder berührt, wenn ich Bilder oder Videos über die Arbeit der Hilfsorganisation gesehen habe. Als sich der Wunsch, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, 2012 verstärkte, spürte ich in meinem Herzen eine Bestätigung Gottes, erste konkrete Schritte zu un-ternehmen. Um noch etwas mehr über einen Einsatz und das Leben an Bord zu erfahren, nahm ich am dreitägigen Mercy Ships Kennenlern-Wochenende auf dem Ijsselmeer in den Niederlanden teil. Zu diesem Zeitpunkt habe ich in-nerlich noch gerungen, ob das wirklich mein Weg ist. Aber mein Glaube an Gott gab mir schließlich den nötigen Frieden. Der nächste Meilenstein war die Bewerbung. Mein Anmeldeprozess war nicht einfach und holprig. Doch es war die Mühe wert! Ich wurde genom-men, und dann ging alles sehr schnell. Der Tag, an dem die Africa Mercy end-lich vor mir im Hafenbecken lag, ist schwer in Worte zu fassen. Ich konn-te es kaum glauben, dass Gott meinen Wunsch nach so vielen Jahren wirk-lich Wahr werden ließ! Die familiäre Atmosphäre auf dem Schiff hat mich begeistert – über 400 Mitarbeiter aus 40 verschiedenen Ländern waren alle aus dem gleichen Grund an Bord: um Menschen zu dienen und ihnen neue Hoffnung in ihrem Leben zu bringen! Eine Geschichte, die ich von einem

Mitarbeiter aus dem „Augenteam“ erfahren habe, hat mich besonders tief berührt: Sie hatten einen Mann operiert, der seit 23 Jahren an einem Grauen Star gelitten hatte. Der Mit-arbeiter zeigte mir Bilder des Pati-enten. Der Ausdruck in den Augen des Mannes auf dem Nachher-Foto zeugte von einer neuen Hoffnung auf eine bes-sere Lebensqualität, als er nach 23 Jah-ren in der Dunkelheit sein Augenlicht wieder erlangte. Dieser Moment hat auch mich wieder daran erinnert, warum ich an Bord des Schiffes war und welch einen Unterschied mein kleiner Beitrag im Leben eines Einzel-nen machen kann.

Ich bin Gott sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich an Bord der Africa Mercy machen konnte!

annika Hüsken

Stefanie Dötschel (Media & PR, Mercy Ships Deutschland) und Honorarkonsul der Republik Madagaskar Michael Krebs

1918

MenscHen HInter Mercy sHIPs

So unterschiedlich wie seine verschiedenen Karrieren waren, sind auch seine Fähigkeiten. Und nun, seit August 2015, kann er seiner Vita einen weiteren Titel hinzufügen: Schiffsdirek-tor. In den kommenden Jahren wird er der Mann sein, der auf dem größten privaten Hospitalschiff der Welt, der M/S Africa Mercy, das letzte Wort hat. Geboren und aufgewach-sen in Großbritannien, durch-lief er zunächst eine Ausbil-dung zum Hubschrauberpiloten für die British Royal Navy. Was für die meisten ein Traum ist, der in Erfüllung geht, sollte für den jungen Robin MacAl-pine aber erst der Anfang einer außergewöhnlichen Karriere sein. Ohne aktiv im Militär gedient zu haben, öffnete sich ihm die Tür, für den UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen) tätig zu werden. Südostasien, der Balkan, Afrika und das Haupt-quartier in Genf zählten zu sei-nen nächsten Stationen. Dort arbeitete er hauptsächlich in großen und komplexen Flücht-lingsszenarien. Einsatzorte auf der ganzen Welt waren zwi-schen 1972 und 1998 sein Zu-hause. In den darauf folgenden Jahren arbeitet er für zwei andere internationale Hilfsorganisationen. „Seit meinen frühen zwanziger Jahren zog es mich in die humanitäre Arbeit. Dort wollte ich meine Zeit und Kraft investieren. Das führte dazu, dass ich immer wieder in den verschie-densten Ländern und Kulturen unterwegs war, um Men-schen zu helfen. Jahre später fand ich zum lebendigen Glau-ben und begann meinen Weg als Nachfolger Jesu Christi.

Seitdem gehört beides für mich untrennbar zusammen“, erinnert sich der Schiffsdirektor. Bis zu seinem Wechsel zu Mercy Ships lebte er auf der französischen und arbeitete auf der schweizerischen Seite der Grenze nahe Genf. Er war tätig in Lebensberatung und Seelsorge, betreute Pro-jekte und Seminare zu den Themen Aussöhnung und Ver-

söhnung unter anderem für die Organisationen „Jugend mit einer Mission“ und die „Inter-national Coalition for Recon-ciliation“. In diesem Rahmen leitete er Debriefings und Re Entry-Seminare für Missionare und Mitarbeiter humanitärer Organisationen unter anderem aus traumatischen Krisenla-gen. Ehrenamtlich engagierte sich Robin im Leitungskreis einer kleinen französischen charismatischen Gemeinde. Dann führte ihn sein Weg zu Mercy Ships. 2013 wurde er zunächst für die Stelle des re-gionalen Koordinators für die Einsatzländer Sierra Leone und Guinea eingestellt. Kurz darauf beruft man ihn in die interna-tionale Programm abteilung der Hilfsorganisation. MacAlpine glaubt, hier jetzt etwas gefun-den zu haben, das er als „fast

perfekte Kombination“ bezeichnet: „Die Bemühungen von Mercy Ships sind hauptsächlich auf den medizinischen Sektor ausgerichtet, mit christlichen Werten und dem Glau-ben an Gott im Mittelpunkt; eine Organisation - einer deren Grundelemente eine Lebens-, und Arbeitsgemeinschaft ist – das ist für mich fast eine „perfekte Kombination“. Meine Fähigkeiten bewegen sich im Bereich der operativen und

robin MacalpineVom Hubschrauberpiloten und un-Mitarbeiter

zum schiffsdirektor

„Seit meinen frühen zwanziger Jahren, zog es mich in die humanitäre

Arbeit.“

MenscHen HInter Mercy sHIPs

taktischen Aufgaben, die einen großen Teil meines Verantwortungsbereiches ausmachen. Zudem scheinen viele Fäden aus meinen vergangenen Be-rufsfeldern in dieser Position zusam-menzulaufen.“ Vor einigen Jahren hei-ratete er die Schweizerin Laurette. Ihr war Mercy Ships nicht fremd, denn bereits 1993/94 war sie ehrenamtlich als Krankenschwester auf dem ersten Mercy Ship, der M/S Anastasis, tätig gewesen. Nach einem bewegten Le-ben, verbunden mit zahlreichen Orts-wechseln, sieht Robin klare Vorteile darin, in einem „schwimmenden Hos-pital“ zu wohnen und zu arbeiten: „Ich habe viele Jahre damit zugebracht, mein Zuhause dorthin zu verlegen, wo ich gerade gearbeitet habe. Jetzt bewegt mein Zuhause sich zusammen mit meiner Frau und mir von einem Ort zum nächsten.” Seine zukünftige Aufgabe im Blick, erzählt MacAlpine: „Hoffnung und Heilung zu bringen ist eine Reise, die wir alle gemeinsam machen. Der für mich vollkommenste Ansatz, um dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, dem Beispiel Jesu zu folgen und Ihn selber durch uns schei-nen zu lassen. So sind wir das Vehikel für seine Liebe zu anderen. Meine Rol-le als Schiffsdirektor ist, die Crew der Africa Mercy zu befähigen und darin zu unterstützen, die Liebe Gottes für unsere Patienten erlebbar zu machen, tagtäglich und praktisch.“ Die Hafen-städte entlang der afrikanischen Küste werden in den kommenden Jahren Teil seiner Heimat sein. Doch der Mann, der die Geschicke des derzeit größten privaten Hospitalschiffs lenkt, wird der scheinbar oft grenzenlosen Not des afrikanischen Kontinents nicht al-leine begegnen müssen: Seite an Seite mit über 400 internationalen Helfern werden sie den Ärmsten der Armen dringend benötigte medizinische Hilfe zugänglich machen.

„Schiffe verbinden

Kontinente und Men-

schen – und leisten da-

mit einen wichtigen Bei-

trag für Prosperität und

Teilhabe weltweit. Die

Africa Mercy ist ein ganz

besonderes Schiff, denn

es verbessert die Lebens-

situation von Menschen,

die sonst keinen Zu-

gang zu medizinischer

Behandlung haben. Im

Rahmen unserer CR-

Aktivitäten bringen wir

die Kernkompetenz von

MAN in der Schiffsan-

triebstechnik gerne ein,

um Mercy Ships beim

Helfen zu helfen.“

Dr. Jan Dietrich Müller

Head of Group Communications & Marketing MAN Diesel & Turbo SE

„Das Anliegen von Mercy

Ships, medizinische Hilfe zu

den Ärmsten der Armen zu

bringen, ist für unser

Unternehmen zu einer Her-

zensangelegenheit gewor-

den! An der Seite von Mercy

Ships möchten wir der Not

begegnen und durch unsere

finanzielle Unterstützung,

Heilung erreichbar und

Hoffnung erlebbar machen.“

Martin Dürrstein

Vorstandsvorsitzender der DÜRR DENTAL AG

Ihre spende verändert leben und

schenkt Zukunft!

Mit Ihrer Hilfe machen wir Liebe für die Menschen praktisch sichtbar und bringen Hoffnung und Heilung zu den Bedürftigen in den Ländern Afrikas. Für sie kann eine Ope-ration an Bord der Africa Mercy ein neues Leben bedeuten. Mehr noch: eine Operation kann ihnen das Leben retten. Mercy Ships be-handelt Menschen, die kein Geld und keinen Zugang zu medizinischer Hilfe haben. Elvie konnte geholfen werden, und sie blickt heute in eine bessere Zukunft.

Doch sie ist kein Einzelfall. Viel zu vielen Menschen geht es ähnlich und sie warten dringend auf Hilfe.

Sorgen Sie dafür, dass Menschen wie Elvie medizinische Hilfe erhalten können. Ihre Spende macht diese Arbeit erst möglich.

Retten Sie Leben. Unterstützen Sie uns. Jeder Euro hilft. Vielen Dank!

Spenden Sie in beigefügtem Überweisungs-formular oder unter: http://www.mercyships.de