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Aus der Neurologischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. S. Schwab Genauigkeit von Körpergewichtsschätzung und Einfluss auf die Dosierung von Alteplase bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Tim Alexander Nowe aus Darmstadt

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Aus der

Neurologischen Klinik der

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. S. Schwab

Genauigkeit von Körpergewichtsschätzung und Einfluss auf die Dosierung von

Alteplase bei Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall

Inaugural-Dissertation

zur Erlangung der Doktorwürde

an der Medizinischen Fakultät

der

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

vorgelegt von

Tim Alexander Nowe

aus Darmstadt

   

 Gedruckt mit Erlaubnis der

Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Referent: Privatdozent Dr. med. M. Köhrmann Koreferent: Prof. Dr. med. Dr. h.c. S. Schwab Tag der mündlichen Prüfung: 30.09.2013

Gewidmet

Lothar und Elis Bennet

Inhaltsverzeichnis  1   Zusammenfassung........................................................................................................................... 1  

2   Abstract................................................................................................................................................ 3  

3   Einleitung............................................................................................................................................ 5  

3.1   Der  ischämische  Schlaganfall   5  3.1.1   Definition   5  3.1.2   Einteilung  des  ischämischen  Schlaganfalls   6  3.1.3   Epidemiologie   7  3.1.4   Risikofaktoren   8  3.1.5   Klinischer  Verlauf   9  

3.2   Skalen   9  3.3   Symptome  des  Schlaganfalls-­‐  Das  behindernde  Defizit   11  3.4   Therapie  des  akuten  ischämischen  Schlaganfalls   11  3.4.1   Einführung  in  die  systemische  Thrombolyse   12  3.4.2   Dosierung  bei  der  Behandlung  mit  Alteplase   13  3.4.3   Zulassung  von  Alteplase   13  3.4.4   Zeitfaktor  bei  der  Thrombolyse   15  3.4.5   Weitere  Einflussfaktoren  auf  das  Outcome  nach  Thrombolyse   16  3.4.5.1   Schwere  des  Schlaganfalls   16  3.4.5.2   Alter   16  3.4.5.3   Blutglukose  und  Diabetes   17  

3.5   Körpergewichtadaptierte  Dosierung  von  Medikamenten   17  3.5.1   Gewicht  schätzen  in  der  Notfallmedizin   18  3.5.2   Dosierungsfehler  beim  Schlaganfall   18  

3.6   Erläuterung  der  Fragestellung   19  4   Patienten  und  Methoden........................................................................................................... 20  

4.1   Studienteilnehmer   22  4.2   Gewicht  schätzen   22  4.3   Wiegen  und  Messen   24  4.4   Dosisfehler   25  4.5   Risikofaktoren   26  4.6   Klinisches  Ergebnis  und  Endpunkt   26  4.7   Statistische  Analyse   28  

5   Ergebnisse ....................................................................................................................................... 29  

5.1   Charakteristik  der  Patienten  bei  Aufnahme   29  5.2   Messwerte  bei  Aufnahme   32  5.3   Anthropometrische  Messwerte   32  5.4   Gewicht  schätzen   35  5.4.1   Ärzte   36  5.4.2   Pflegepersonen   37  5.4.3   RTA   37  5.4.4   Berechnete  Werte  mit  anthropometrischen  Angaben   37  5.4.5   Angehörige   38  5.4.6   Patienten   38  5.4.7   Einflussfaktoren  auf  die  Schätzung  der  univariaten  Analyse   40  5.4.8   Einflussfaktoren  auf  die  Schätzung  der  multivariaten  Analyse   43  

5.5   Dosierung  von  Alteplase   45  

5.6   Klinisches  Ergebnis  und  Nachuntersuchung   47  5.7   Zusammenfassung   52  

6   Diskussion........................................................................................................................................ 54  

6.1   Schätzungen   54  6.1.1   Schätzungen  durch  Pflegepersonal,  Ärzte  und  MRTA   56  6.1.2   Schätzung  durch  begleitende  Angehörige   56  

6.2   Dosis  und  klinisches  Ergebnis   59  6.3   Limitationen  dieser  Arbeit   60  6.4   Konklusion   61  

7   Literatur............................................................................................................................................ 62  

8   Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................................. 74  

9   Verzeichnis  der  Vorveröffentlichungen.............................................................................. 76  

10   Abbildungsverzeichnis.............................................................................................................. 76  

11   Tabellenverzeichnis.................................................................................................................... 76  

12   Anhang ............................................................................................................................................. 78  

13   Danksagung.................................................................................................................................... 80  

14   Lebenslauf....................................................................................................................................... 81  

1  

1 Zusammenfassung  

Hintergrund und Ziele

Der ischämische Schlaganfall ist eine häufige Erkrankung mit zunehmender Bedeutung

in einer alternden Gesellschaft. Die systemische Thrombolyse mit Alteplase ist die

einzige zugelassene medikamentöse Akuttherapie. Die Dosierung beruht auf dem

Körpergewicht (KG) und hat eine geringe therapeutische Breite. Schlaganfallpatienten

sind häufig nicht in der Lage, Auskunft über ihr KG zu geben. Das Gewicht muss in

diesen Fällen geschätzt werden. Es sollte die Genauigkeit der KG-Schätzung des

medizinischen Personals in der Akutphase untersucht werden, und ob

anthropometrische Methoden die Schätzung verbessern. Weiter sollte untersucht

werden, welchen Einfluss Abweichungen von der idealen Dosis auf Sicherheit und

Wirksamkeit der Therapie haben.

Patienten und Methoden

Insgesamt wurden 109 Patienten der Neurologischen Universitätsklinik Erlangen in die

Studie eingeschlossen, die mit systemischer Thrombolyse mit Alteplase (rt-PA)

behandelt wurden. Nach 100 Patienten mit einem kompletten Datensatz wurde die

Studie geschlossen. Das KG der Patienten wurde in der Akutphase vor der Thrombolyse

von 2 Ärzten, 2 Pflegepersonen und einer MTRA unabhängig voneinander geschätzt.

Weiter wurden, wenn möglich, die Schätzungen durch die begleitenden Angehörigen

und den Patienten selbst dokumentiert. Die Dosierung erfolgte, wie stets üblich,

entweder nach dem tatsächlichen Gewicht (falls dies nach dem Schätzen bekannt war),

oder nach den geschätzten Werten. Danach wurde das Gewicht der Patienten innerhalb

von 24 Stunden gemessen und weitere anthropometrische Daten für die

Gewichtsschätzung erhoben. Klinische Basisdaten wurden der prospektiven Erlanger

Lysedatenbank entnommen. Die Rate der Fehlschätzungen (±10%) und die

Fehldosierungen, definiert als >10% Abweichung von der korrekten Dosis, wurden

bestimmt. Die Rate der intrakraniellen Blutung und das klinische Ergebnis der Patienten

nach 90 Tagen wurde dokumentiert.

2  

Ergebnisse

Von den untersuchten 109 Patienten konnten 55 (50.5%) keine Angabe zu ihrem KG

machen. Von ihnen wurden 11 (20%) von Angehörigen begleitet, die Auskunft geben

konnten. Die Rate der Fehlschätzungen reichte von 20.8% (Patient selbst), bis zu 38.2%

(behandelnder Arzt), bzw. 42.2% (Pflege Notambulanz). Insgesamt erhielten 29

Patienten eine Dosis, die mehr als 10% von der optimalen Dosis abwich. Zwölf waren

unter- und 17 überdosiert. In der multivariaten Analyse war eine Unterdosierung ein

unabhängiger Einflussfaktor für ein schlechtes klinisches Ergebnis nach 90 Tagen.

Praktische Schlussfolgerungen

Bei einer großen Anzahl von Patienten fehlen vor Thromboylse zuverlässige Angaben

zum KG. Die Genauigkeit der Schätzungen ist schlecht. Bei einer Rate von

Fehldosierung, die bei fast einem Drittel liegt, und dem beobachteten Einfluss, sollte

erwogen werden, die Patienten vor der Thrombolyse standardmäßig zu wiegen. Die

Ergebnisse dienen zur Planung einer multizentrischen Studie mit größerer Fallzahl.

3  

2 Abstract  

Background and Purpose

Ischemic stroke is a frequent disease with an increasing importance in an aging society.

Intravenous thrombolysis with Alteplase (rt-PA) is the only approved drug therapy in

acute ischemic stroke. Because of a narrow therapeutic range, an accurate weight based

dosage is essential for efficacy and safety of this therapy. Stroke patients are frequently

incapable to communicate their correct body weight. Therefore, dosing is often based

on estimation, which may lead to dosing errors. The aim was to evaluate availability of

body weight (BW) information, accuracy of estimations and final dosing of rt-PA in a

clinical routine setting.

Methods

A total of 109 acute ischemic stroke patients, treated with thrombolysis at the

Neurological University Clinic Erlangen were included in the study. The study was

closed after 100 patients with complete data sets were enrolled. Visual BW estimation

was done independently by two physicians, two nurses and a neuroradiological

technician in every patient in the acute admission phase. BW estimations of the patients

themselves and their relatives were recorded when available. Patients were weighed and

anthropometric measures were performed within 24 hours. General measures were

taken from the prospective Erlanger Thrombolysis Database. Accuracy of BW

estimation and rt-PA Dosing, defined as values within 10% of the correct BW and t-PA

dosis respectively, were recorded. Rates of intracranial haemorrhage were recorded.

Clinical outcome was examined with the modified Rankin Scale at day 90.

Results

From a total of 109 patients 55 (50.5%) could not provide their own BW. Eleven of

them (20%) were accompanied by relatives who could provide information. The rate of

estimations errors ranged from 20.8% (estimation by patients), 38.2% (treating

physician) to 42.2% (nurses at the emergency department). A total of 29 patients

received a doses diverging more than 10% from the optimal doses. Twelve where

under- and 17 overdosed. Underdosage was an independent predictor for worse clinical

outcome at day 90 in the multivariate analysis.

4  

Conclusion

In a majority of acute stroke patients receiving thrombolysis reliable data on BW are

missing. Quality of body weight estimation is poor. With a rate of almost a third

misdosed patients and the possible effect on clinical outcome, weighing of our acute

stroke patients should be standard in the emergency treatment. The present study serves

to plan a multicenter study with a bigger case number.

5  

3 Einleitung    

3.1 Der  ischämische  Schlaganfall    

3.1.1 Definition    Nach der klassischen Definition der World Health Organisation (WHO) wird ein

Schlaganfall als akutes Einsetzen eines fokalneurologischen Defizits mit vaskulärer

Ursache definiert. Der Schlaganfall wurde auch als apoplektischer Insult oder kurz

Apoplex („niedergestreckt werden“) bezeichnet, was einen plötzlichen

Bewusstseinsverlust oder schwere motorische Defizite illustriert [79]. In Analogie zum

Herzinfarkt sprechen einige Lehrbuchautoren auch noch vom Hirninfarkt, was jedoch

wiederum nur das morphologische Korrelat des nekrotischen Gewebes ist.

Die entscheidende Differenzierung für die weitere Therapie von Schlaganfallpatienten

ist die Evaluation der zugrunde liegenden Pathologie. Die Mehrzahl der Schlaganfälle,

etwa 80%, ist ischämisch und geht auf eine Minderdurchblutung bestimmter Areale im

Gehirn durch thrombotischen oder embolischen Verschluss extra- oder intrakranieller

hirnversorgender Gefäße zurück.

Durch die plötzliche Unterbrechung oder kritische Reduktion der Blutzufuhr im

Hirngewebe beim ischämischen Schlaganfall kommt es abhängig von der Lokalisation

dieser Durchblutungsstörung durch Funktionsverlust und schließlich das Absterben von

Nervengewebe zu unterschiedlichen neurologischen Symptomen und Syndromen.

Weitere 15% sind intrakranielle intrazerebrale intraparenchymatöse Blutungen durch

Ruptur intrakranieller Gefäße, kurz ICB. Weiter werden hiervon die subarachnoidalen

Blutungen (SAB) unterschieden, bei denen es meist durch Ruptur einer präformierten

Gefäßaussackung, sogenannter Aneurysmata, zu Blutungen in den Subarachnoidalraum

kommt  [79].

Allein durch die klinische Präsentation der Patienten sind Blutungen und Ischämien

nicht voneinander zu unterscheiden. Der Ausschluss einer intrakraniellen Blutung, der

in der Akutphase der Behandlung entscheidend ist, gelingt in der klinischen Routine mit

der kranialen Computertomographie [3].

6  

3.1.2 Einteilung  des  ischämischen  Schlaganfalls    Für die klinisch phänomenologische Einordnung wird noch eine Einteilung benutzt, die

die zeitliche Komponente der Symptome berücksichtigt und etabliert wurde, bevor die

kraniale Computertomographie (cCT) flächendeckend verfügbar war und in die

Diagnostik akuter neurologischer Patienten Einzug gehalten hat. Weiter hat man jetzt

mit der Magnet Resonanz Tomographie (MRT) eine Technologie, um Ausmaß und

Lokalisation der Schädigung zu einem sehr frühen Zeitpunkt nachzuweisen und

vorhersagen zu können.

Diese Einteilung spricht von einer transienten ischämischen Attacke (TIA), wenn es

innerhalb von 24 Stunden zu einer vollständigen Remission der Symptome kommt. Der

Begriff TIA beschreibt ein vollständig reversibles klinisches Bild, das vom vollendeten

oder dauerhaften Schlaganfall abgegrenzt wird. Untersuchungen zeigen jedoch, dass es

auch bei Symptomen, die weniger als 24 Stunden anhalten, in etwa 30% bis zu 50% zu

radiologisch nachweisbaren ischämischen Läsionen kommt [5]. Auch hier hat sich eine

neue Definition, die der verbesserten Bildgebung Rechnung trägt, noch nicht

durchgesetzt. Vorgeschlagen wurde z.B. die Definition: „Eine kurze Episode

neurologischer Funktionsstörung, die durch eine Durchblutungsstörung des Gehirns

oder der Netzhaut hervorgerufen wurde, mit Symptomen, die typischerweise nicht

länger als eine Stunde dauern, ohne den Nachweis einer akuten Ischämie in der

Bildgebung (eigene Übersetzung aus dem Englischen)  [5].“

Auch das akute Management hinsichtlich neurologischer Anamnese und Untersuchung,

unverzüglicher Bildgebung zur ätiopathologischen Einordnung, Monitoring der

Vitalparameter, Behandlung auf einer Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit) sowie

neurosonologische und kardiologische Funktionsdiagnostik hängen nicht von der Dauer

der Symptome ab  [3].

Ein mittlerweile obsoleter Terminus ist das reversible ischämische Defizit (RIND),

bzw. das prolongierte reversible ischämische Defizit (PRIND), mit einer Dauer der

Symptome bis 72 Stunden. Für die Akuttherapie sind all diese Einteilungen nicht

hilfreich, da die Entscheidungen hier innerhalb von 30-60 Minuten getroffen werden

müssen [56].

Der Begriff des akuten ischämischen zerebrovaskulären Syndroms, englisch: acute

ischemic cerebrovascular syndrome (AICS) wurde von einigen Autoren vorgeschlagen,

hat jedoch in der klinischen Routine die Terminologie nicht abgelöst  [55].

7  

Der gängige Terminus in der englischen Literatur ist akuter ischämischer Schlaganfall

(engl. acute ischemic stroke, AIS).

Die weitere ätiologische Einordnung ischämischer Schlaganfälle ist entscheidend für die

Behandlung der Patienten in der postakuten Phase, im stationären Verlauf und in der

ambulanten Betreuung. Die am häufigsten verwandte Einteilung ist die sog. TOAST-

Klassifikation (Trial of org 10172 in acute stroke treatment) von Adams und Kollegen

[4]. Sie unterscheidet (1) Arteriosklerose der großen hirnversorgenden Gefäße,

zerebrale Makroangiopathie mit lokal thrombotischer oder arterio-arterieller Embolie.

(2) Die kardiogene Embolie, bei z.B. Vorhofflimmern (VHF), die (3) zerebrale

Mikroangiopathie, (4) andere bekannte Ursachen, wie z.B. Dissektion oder

Thrombophilie sowie (5) unklare Ätiologie bei (a) unauffälliger kompletter Diagnostik,

(b) mehr als einer potentiellen Ursache (in letzter Zeit häufig als eigenständige

Kategorie „konkurrierende Ursachen“ erwähnt) oder (c) unvollständiger Diagnostik.

Die Einteilung erfordert aufwendige Diagnostik, die in der Akutphase nicht vorliegt.

Die TOAST-Klassifikation findet jedoch Verwendung in nahezu allen klinischen

Studien und wird auch von Projekten zur Qualitätssicherung verwandt. Die Ätiologie ist

nicht nur entscheidend für die Weiterbehandlung der Patienten, sondern auch für die

Prognose. Kolominsky-Rabas und Kollegen konnten in einer prospektiven

Untersuchung am Erlanger Kollektiv zeigen, dass das klinische Ergebnis und die

Mortalität sich in den Gruppen unterscheiden. So haben Patienten mit einem kardial-

embolischen Schlaganfall die schlechteste Prognose [60].

3.1.3 Epidemiologie    Der Schlaganfall ist die häufigste neurologische Erkrankung. Die alters- und

geschlechts-standartisierte Inzidenz des Schlaganfalls, inklusive der intrakraniellen

Blutungen in Deutschland liegt bei 200 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro

Jahr[59]. Im Jahr 2009 starben etwa 62.000 Menschen in Deutschland an einem

Schlaganfall. Mit etwa 7.3% belegt der Schlaganfall nach den kardiovaskulären

Erkrankungen und bösartigen Neubildungen Platz 3 der Todesursachenstatistik des

Statistischen Bundesamts im Jahr 2009[17]. In den Industrienationen ist der

Schlaganfall dritthäufigste Todesursache, weltweit die zweithäufigste. Daneben ist der

Schlaganfall die häufigste Ursache für schwere bleibende Behinderung beim

8  

Erwachsenen. Etwa 25% der Patienten haben nach dem Schlaganfall schwere

Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL), definiert als ein

Barthel Index von weniger als 60 Punkten [91]. Der Schlaganfall ist eine Erkrankung

des höheren Lebensalters. Mehr als 50% der Schlaganfallpatienten in Deutschland sind

75 Jahre oder älter. Auch europäische Daten berichten, dass etwa die Hälfte der

Patienten mit einem Alter von 73 oder mehr Jahren betroffen sind [48].

3.1.4 Risikofaktoren      Risikofaktoren sind die bei einem Patienten oder einer Bevölkerungsgruppe

vorliegenden Grunderkrankungen, Befunde oder auch bestimmte Risikoverhalten, die

die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung oder eines schlechten klinischen Verlaufs,

erhöhen. Sie können zum Teil erkannt oder erhoben werden bevor Patienten erkranken.

In der Primärprävention können bestimmte Risikofaktoren behandelt oder günstig

beeinflusst werden. Man spricht von modifizierbaren, also durch Verhaltensänderung

oder Behandlung beeinflussbaren Risikofaktoren, und nicht modifizierbaren

Risikofaktoren. Zu der letzten Gruppe gehört das Alter, einer der wichtigsten RF für das

Auftreten eines ischämischen Schlaganfalls und ein Prädiktor für einen schlechten

klinischen Verlauf. Man spricht bei den Risikofaktoren für den ischämischen

Schlaganfall auch von vaskulären RF. Sie sind in ähnlicher Weise, wenn auch in

unterschiedlicher Ausprägung und Bedeutung, bei der Entstehung auch der

kardiovaskulären Erkrankungen beteiligt. Viele Grundsätze der Primärprävention und

der Sekundärprävention, der Verhinderung eines erneuten Auftretens einer Erkrankung

sind für den Schlaganfall und koronare Herzerkrankung, bzw. Herzinfarkt, gleich [50].

Vaskuläre Erkrankungen sind als chronische Erkrankungen zu verstehen, die einer

lebenslangen Kontrolle und Behandlung bedürfen. Die klassischen modifizierbaren RF

sind arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus, Übergewicht und Bewegungsmangel,

Rauchen von Zigaretten und in gewissen Maßen auch Fettstoffwechselstörungen [92].

Ein weiterer wichtiger RF sind die Herzrhythmusstörungen und hier vor allem das

Vorhofflimmern. Die Herzrhythmusstörungen selbst sind in bestimmten Fällen

behandelbar, bei bestimmten RF-Konstellationen ist aber zusätzlich eine primär- oder

sekundärprophylaktische Gabe von gerinnungswirksamen Medikamenten nötig [71].

9  

3.1.5 Klinischer  Verlauf  

Der klinische Verlauf beim ischämischen Schlaganfall ist abhängig von der

Lokalisation des Hirnareals, dessen Durchblutung vermindert ist. Abhängig von der

Funktion der Areale machen sich Durchblutungsstörungen mit Symptomen oder

Symptomenkomplexen, sog. Syndromen, bemerkbar. Die Präsentation des Patienten,

die Anamnese und die Befunde der ersten körperlichen Untersuchung lassen

Rückschlüsse auf das betroffene Gefäßgebiet zu. Symptome wie Lähmungen oder

Gefühlsstörungen sind in aller Regel einseitig und treten auf der kontralateralen Seite

des geschädigten Hirnareals auf. Es treten Störungen der Motorik auf (Paresen), die bis

zur völligen Bewegungsunfähigkeit einer Körperhälfte (Plegie) reichen können. Diese

führen zu Immobilität in der Akutphase, was die Lagerung und Behandlung der

Patienten erschwert. Häufig sind Störungen der Hirnnervenfunktion, hier vor allem

faziale Paresen. Wie schon erwähnt treten Sprach- und Sprechstörungen bei nahezu der

Hälfte der Patienten auf, die für eine Thrombolyse in Frage kommen. In einigen Fällen

treten neuropsychologische Störungen auf, die u.a. dazu führen können, dass der Patient

eine funktionierende Körperhälfte nicht wahrnimmt oder aber eine Funktionsstörung

ignoriert. Die Diagnose akuter ischämischer Schlaganfall setzt sich in der

Notfallsituation vor Lyse in der Regel aus der typischen Anamnese und Klinik sowie

dem Ausschluss einer intrakraniellen Blutung in der Bildgebung zusammen.

Zur Objektivierung der Befunde in der Akutphase des ischämischen Schlaganfalls und

ihrer Vergleichbarkeit wurden zahlreiche Skalen entwickelt, die mit einem

Punktsummenwert die Schwere des Schlaganfalls abbilden.

3.2 Skalen Skalen werden in der Notfallmedizin zur schnellen Einschätzung von Patienten

hinsichtlich vitaler Bedrohung oder weiterer Therapie eingesetzt. Sie können in der

klinischen Medizin helfen die Prognose von Patienten abzuschätzen [84].

Beim ischämischen Schlaganfall werden unterschiedliche Skalen verwendet. In der

präklinischen Phase dienen sie als Leitlinie für eine kurze symptomorientierte

Anamnese und Untersuchung, deren Ergebnis ab einem gewissen Punktwert die

Diagnose wahrscheinlich macht. Sie kommen häufig dort zum Einsatz, wo nicht

ärztliches medizinisches Personal über die Weiterversorgung der Patienten entscheiden

muss. Einige dieser Skalen dienen auch zur Entscheidung in der Klinik, ob ein Patient

in der Notaufnahme als akuter Schlaganfall behandelt werden muss. Beispiele sind der

10  

Los Angeles Prehospital Stroke Screen (LAPSS), die Cincinnati Prehospital Stroke

Scale und die ROSIER-Skala (Recognition of Stroke in Emergency Room)   [54,   61],  

[77]. Weite Verwendung in der präklinischen Phase und auch in der Schulung von

Laien hat der in Newcastle entwickelte FAST (Face Arm Speech Test)   [45].

Gemeinsam ist den Tests, dass sie einfach und schnell durchzuführen sind.

Die Verwendung von Skalen soll die Quantifizierung und die Vergleichbarkeit der

Schwere von Schlaganfällen in der Akutphase ermöglichen. Vor allem im Rahmen von

Studien finden sie breite Anwendung. Unter den zahlreichen publizierten Skalen findet

die des Schlaganfallskala des National Institute of Health (NIH) die breiteste

Anwendung. Sie ist in zahlreichen Studien validiert. Sie sagt das klinische Ergebnis

nach drei Monaten am besten voraus [75]. Die Hauptaufgabe aber ist es, die Schwere

des Schlaganfalls in der Akutphase zu beurteilen. Die breite Verwendung in den großen

Thrombolysestudien und dem obligatorischen europäischen Thrombolyseregister

(SITS) vereinfacht die Vergleichbarkeit. Es liegen validierte Schulungsvideos vor, die

die Reliabilität der Ergebnisse verbessern   [69]. Kritisiert wird, dass Schlaganfälle der

rechten Hemisphäre bei gleicher Größe unterrepräsentiert sind   [93],   [9]. Alternativ

kommen oder kamen z.B. die Scandinavian Stroke Scale (SSS)   und die Canadian

Neurological Scale zum Einsatz [1, 22]. Die Skalen können zum Teil direkt ineinander

umgerechnet werden [38]. Die Verwendung mehr als einer Schlaganfallskala verbessert

nicht deren Vorhersagequalität [75].

Für die Beschreibung des funktionellen klinischen Ergebnisses wird die modifizierte

Skala nach Rankin (mRS) in Deutschland und international am häufigsten angewandt

[13]. Die mRS wurde in den Thrombolysestudien, benutzt um den primären Endpunkt

„gutes Ergebnis“, bzw. „funktionell unabhängig“ zu beschreiben. Die Glasgow

Outcome Scale (GOS) ist von ihrem Aufbau ähnlich und wird häufig in der

neurochirurgischen klinischen Forschung benutzt.

Weitere Informationen über die Unabhängigkeit von Patienten hinsichtlich der

Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL) gibt der Barthel Index [70]. Er wird häufig

zusätzlich zu dem mRS angegeben, findet seine Verwendung aber vor allem in der

Einschätzung, Planung und Bewertung von Rehabilitationsmaßnahmen [65]. Wir haben

ihn in der vorliegenden Arbeit nicht angegeben.

Für die NIHSS und den mRS liegen validierte deutsche Übersetzungen vor [10].

11  

3.3 Symptome  des  Schlaganfalls-­‐  Das  behindernde  Defizit    Alle Aussagen über Schlaganfallschwere beziehen sich in der Regel auf den NIHSS, die

zum klinischen Ergebnis auf den mRS. Nach den Zulassungskriterien der Behandlung

mit dem Thrombolytikum Alteplase (siehe unten) dürfen die Symptome nicht

„minimal“ sein. Obwohl keine NIHSS Grenze genannt ist, gibt es den Begriff der sog.

„minor strokes“ (z.B. NIHSS-S 0-4). Eine einheitliche Definition fehlt. Die Indikation

zur Thrombolyse sollte sich jedoch nach dem „behindernden Defizit“ richten. Das

bedeutet ein Symptom, unabhängig davon wie es auf der NIHSS abgebildet wird, ist

dann behandlungswürdig, wenn es in der vorliegenden Form zu einer erheblichen

Einschränkung führen würde. Das wäre z.B. der Fall bei einer distalen motorischen

Funktionsstörung [57].

3.4 Therapie  des  akuten  ischämischen  Schlaganfalls

Trotz der Häufigkeit des ischämischen Schlaganfalls und seiner sozialmedizinischen

Bedeutung existiert überhaupt nur eine medikamentöse Akutbehandlung, die in

prospektiven randomisierten kontrollierten Studien ihre Wirksamkeit zeigen konnten:

die systemische Thrombolyse mit rekombinantem Gewebsplasminogenaktivator (rt-

PA). Eine weitere spezifische Therapie bei Patienten, die nicht für die Thrombolyse in

Frage kommen, ist die Gabe von Acetylsalicilsäure (ASS) in den ersten 24 Stunden. Die

Behandlung auf einer Schlaganfallspezialstation (Stroke Unit) konnte ihre Wirksamkeit

in kontrollierten Studien zeigen. Zuletzt sei noch die dekompressive Hemikraniektomie

beim malignen Mediainfarkt zur Behandlung besonders großer Schlaganfälle genannt

[3].

Die systemische Thrombolyse mit rekombinantem Gewebsplasminogenaktivator (rt-

PA) ist die einzige zugelassene medikamentöse Akuttherapie, die die zugrunde liegende

Pathologie und die Rekanalisierung als Ziel der Behandlung hat.

12  

3.4.1 Einführung  in  die  systemische  Thrombolyse  

Angiographische Studien konnten zeigen, dass ein akuter Verschluss einer

hirnversorgenden Arterie durch Embolie oder lokale Thrombose in den meisten Fällen

die kritische Pathologie des ischämischen Schlaganfalls darstellt. Um die

Thrombusformation aufzulösen und damit eine Rekanalisation zu erreichen, kamen

früher fibrinolytische Substanzen wie Streptokinase oder Urokinase zum Einsatz, die

sowohl systemisch gegeben, als auch intraarteriell, direkt an die Thrombusformation,

gegeben wurden. Frühe Studien mit Urokinase und Streptokinase zeigten inkonklusive

Ergebnisse in punkto Wirksamkeit und ein erhöhtes Blutungsrisiko verglichen mit

Plazebo [25]. Kleine Pilotstudien Ende der 1980er konnten zeigen, dass durch

intraarielle Gabe von sog. exogenen fibrinolytischen Substanzen eine Rekanalisation

erreicht werden kann [26, 42]. Diese klinischen Erfahrungen und die Einführung von

endogenen fibrinselektiven Substanzen (tissue plasminogen activator, tPA), die

rekombinant in ausreichenden Mengen zur Verfügung standen, führten zur

systemischen intravenösen Gabe von tPA beim akuten Schlaganfall. Man konnte auf

Erfahrungen der Kardiologen zurückgreifen, die das Medikament bereits in klinischen

Studien einsetzten  [27].

Alteplase ist ein rekombinanter, menschlicher Gewebsplasminogenaktivator, ein

Glykoprotein, das endogenes Plasminogen in Plasmin umwandelt. Nach Infusion bleibt

es im Kreislauf relativ inaktiv. Erst durch Bindung an Fibrin aktiviert Alteplase das

ebenfalls an Fibrin gebundene Plasminogen zu Plasmin, welches das Fibrin in dem

Blutgerinnsel abbaut, so dass es aufgelöst wird [12].

1992 veröffentlichten Brott und Haley gleichzeitig zwei Teile einer Studie zur

systemischen intravenösen Thrombolyse mit rt-PA  [15]  [43]. Diese zwei unabhängigen

Teilen waren als Studien zur Dosisfindung konzipiert. Es wurden zunächst im 90

Minuten und dann im 91-180 Minuten Zeitfenster unterschiedliche Dosisstufen

untersucht. Bei allen Dosisstufen lag die Infusionsdauer wie heute bereits bei 60

Minuten, und es wurden 10% der Gesamtmenge als Bolus verabreicht. Eine Ausnahme

bildete jeweils die Dosierung von 0.95mg/kg KG. Die maximale Gesamtdosis lag, wie

ebenfalls heute üblich, bei 90mg. Die Wirksamkeit wurde am Major Neurological

Improvement (MNI), also einer deutlichen Verbesserung des neurologischen Defizits,

definiert als eine Verbesserung um 4 Punkte auf der NIHSS nach 2 und 24 Stunden

13  

gemessen. Die Sicherheit wurde anhand der Registrierung intra- und extrakranieller

Blutungen beurteilt.

3.4.2 Dosierung  bei  der  Behandlung  mit  Alteplase    Die oben genannten Studien ergaben eine ausreichende Sicherheit bei Hinweisen auf

Wirksamkeit bei einer Dosierung, die unter 0.95mg/kg KG lag, da bei dieser Stufe in

beiden Studienteilen intrakranielle Blutungen auftraten   [43], [15]. Diese Studie an

insgesamt 94 (74 und 20) Patienten bildete die Grundlage für das Protokoll der ersten

prospektiven randomisierten kontrollierten klinischen Studie, der sog. NINDS Studie

(National Institute of Neurological Disorders and Stroke (NINDS) rt-PA Stroke Trial)

[2]. Es wurde das Protokoll der Studien zur Dosisfindung übernommen und 0.9mg

Alteplase pro kg Körpergewicht (KG) als Dauerinfusion über 60 Minuten nach einem

Bolus von 10% der Gesamtdosis bei einer Maximaldosis von 90mg im 3 Stunden

Zeitfenster untersucht. Ziel der Untersuchung waren Effektivität, gemessen an früher

neurologischer Verbesserung, und klinisches Ergebnis (Unabhängigkeit) nach drei

Monaten sowie Sicherheit. Die Sicherheit wurde vor allem anhand der symptomatischen

intrakraniellen Blutungen (sICB) untersucht. Als symptomatisch wurde jede

intrakranielle Blutung bezeichnet, die mit einer messbaren neurologischen

Verschlechterung einhergeht. Der Anteil der symptomatischen intrakraniellen

Blutungen war in der Behandlungsgruppe signifikant höher als in der Placebogruppe.

Die Studie zeigte eine Verbesserung des klinischen Outcomes nach drei Monaten, trotz

des höheren Anteils an sICB.

3.4.3 Zulassung  von  Alteplase    

Das Medikament Alteplase wurde daraufhin 1995 von den amerikanischen Behörden,

der Food and Drug Administration (FDA), zur Behandlung des akuten ischämischen

Schlaganfalls innerhalb der ersten drei Stunden nach Symptombeginn zugelassen. Eine

1995 veröffentlichte Europäische Studie (The European Cooperative Acute Stroke

Study- ECASS) behandelte mit 1.1mg rt-PA pro kg KG. Hier zeigte sich im Vergleich

zu NINDS eine signifikant höhere Rate intrazerebraler Blutungen  [41].

Die Zulassung in Europa durch die Europäische Behörde, die European Agency for the

Evaluation of Medicinal Products (EMEA), erfolgte Ende 2002. Sie wurde unter zwei

14  

Voraussetzungen erteilt: Die Einführung musste durch ein Register begleitet werden,

das die sichere Thrombolyse im drei Stunden Zeitfenster in der klinischen Routine

zeigt. Eine weitere Bedingung war die Auflage einer europäischen Studie, die Sicherheit

und Wirksamkeit im 3 bis 4.5 Stunden Zeitfenster in einer randomisierten kontrollierten

Studie (randomized controlled trial- RCT) untersucht [90]. Diesen Auflagen wurden

zum einen mit der 2007 veröffentlichten SITS-MOST Studie (Safe Implementation of

Thrombolysis in Stroke-MOnitoring STudy) Rechnung getragen. Es konnte in der

täglichen klinischen Routineversorgung an über 6000 akuten Schlaganfallpatienten

gezeigt werden, dass die systemische Thrombolyse mit Alteplase in einer Dosierung

von 0.9mg/kg KG unter Berücksichtigung der Zulassungskriterien effektiv und sicher

ist [89]. Die Untersuchung von Sicherheit und Wirksamkeit im erweiterten Zeitfenster

bis 4.5 Stunden wurde in der sog. ECASS-3 Studie untersucht (European Cooperative

Acute Stroke Study, engl.). Hacke und Kollegen veröffentlichten die Ergebnisse 2008

und konnten zum ersten Mal in einer RCT zeigen, dass Actilyse im Rahmen der

sonstigen Zulassungskriterien bis 4.5 Stunden sicher und effektiv ist. Obwohl die

Zulassung für Alteplase sich aufgrund der Studie noch nicht geändert hat, wurden die

nationalen und die europäischen Leitlinien zur Behandlung des akuten Schlaganfalls

infolge dieser Ergebnisse bereits im Januar von der European Stroke Organization

(ESO) bzw. im Mai 2009 von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und

der Deutschen Schlaganfallgesellschaft (DSG) verändert.

Zwei wesentliche Punkte bei der Therapie des akuten ischämischen Schlaganfalls gilt es

also zu beachten: in erster Linie das schon erwähnte Zeitfenster. In Untersuchung zum

ischämischen Schlaganfall am Tiermodell zeigte sich, dass der ischämische

Gewebeschaden entsteht, wenn die kritische Blutversorgung für mehr als 2 bis 3

Stunden besteht.

Dieses enge Zeitfenster der Behandlung führt dazu, dass ein großer Anteil der Patienten

nicht für eine Therapie in Frage kommt. Daten der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher

Schlaganfallregister- ADSR“ erlauben die Angabe von Thrombolyseraten in der

klinischen Praxis in Deutschland außerhalb klinischer Studien. Hierbei handelt es sich

um Zahlen, die sowohl spezialisierte Zentren in der Behandlung des Schlaganfalls

einbeziehen, als auch die Versorgung in der Fläche mit weniger erfahrenen Zentren

abbilden. In einer Untersuchung von 2003 stellen Heuschmann und Kollegen Daten zu

Thrombolyseraten und Sterblichkeit im Krankenhaus aus dem Jahr 2000 vor. Insgesamt

15  

wurden 3.5% aller Patienten lysiert und 12.5% der Patienten, die sich innerhalb von drei

Stunden nach Beginn der Symptome vorstellten [46].

Diese Zahlen haben sich deutlich verbessert und verbessern sich bis heute weiter. In

einer Untersuchung der Jahre 2007, 2008 und 2009 zeigte sich ein kontinuierlicher

Anstieg aller Kenngrößen. So erhöhte sich der Anteil der insgesamt lysierten Patienten

(2009) auf 12.1% aller untersuchten Schlaganfallpatienten. Im Vergleich zum Jahr 2000

wurden dreimal soviele Patienten lysiert (36.3%), die sich im Zeitfenster von weniger

als drei Stunden vorstellten. Aber auch der Anteil der lysierten Patienten jenseits der

Marke von 3 Stunden, der in 2007 und 2008 bei 1.1% lag, hat sich in 2009 verdoppelt

und machte nun 2.4% aus. Weiterhin hat sich der Anteil der geeigneten Patienten

kontinuierlich erhöht. Als „geeignet“ wurde in dieser Untersuchung ein Patient

definiert, der gemäß der Zulassungskriterien von Alteplase zwischen 18 und 80 Jahre alt

war, einen NIHSS Punktwert zwischen 4 und 25 Punkten aufwies und innerhalb von

zwei Stunden nach Ereignis in der Klinik war. Die zwei Stunden berücksichtigen die

Diagnostik, die für klinische Untersuchung, Schnittbildgebung und Labor benötigt

werden [47].

3.4.4 Zeitfaktor  bei  der  Thrombolyse    Die Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls ist zeitkritisch. In der

prähospitalen Phase, der Versorgung im Krankenhaus und der Behandlung auf der

Stroke Unit sind jeweils Prozesse angesiedelt, die die als „onset-to-door“ (OTD) und

„door-to-needle“ (DTN) Zeiten bezeichneten Intervalle bestimmen. OTD bezeichnet das

Intervall vom Beginn der Symptome bis zur Einlieferung in die Klinik. An erster Stelle

steht das Erkennen der Symptome durch den Patienten oder seine Angehörigen und das

Ableiten der richtigen Maßnahmen, das sog. Symptom- und Handlungswissen. Danach

sind die optimalen Abläufe in der Rettungskette der Prähospitalphase entscheidend.

DTN, die Zeit vom Eintreffen in der Klinik bis zum Beginn der Infusion mit dem

Thrombolytikum, ist durch die frühe Hospitalphase, das Zusammenspiel von

Notaufnahme, Neuroradiologie und auch die Organisation auf der Stroke Unit

beeinflusst. Für alle Prozesse sind die jeweiligen Kommunikations- und Schnittstellen

zu berücksichtigen.

16  

Die Implementierung von Diagnostik- und Behandlungsalgorithmen kann helfen, die

einzelnen Abläufe zu beschleunigen. Noch aufwendiger ist jedoch die Koordination und

Optimierung des gesamten Prozesses, einschließlich der Durchführung und

Überwachung der systemischen Thrombolyse in den ersten 24 Stunden auf der Stroke

Unit.

Alle Maßnahmen, die die Verbesserung der Akutbehandlung von Schlaganfallpatienten

zum Ziel haben, müssen also zum einen zusätzlichen Nutzen in einer Reihe komplexer

Interventionen bringen. Zum anderen dürfen Diagnostik und Therapie nicht gestört und

vor allem verzögert werden.

Hacke und Kollegen haben in ihrer Metaanalyse den Benefit der systemischen

Thrombolyse, also den Anteil der Patienten mit gutem Outcome, abhängig vom Beginn,

berechnet. Besonders anschaulich ist in diesem Zusammenhang das Maß der Number

Needed to Treat (NNT). Es beschreibt die Anzahl der Patienten, die behandelt werden

müssen, um ein günstiges Ergebnis zu erzielen. In der Gruppe von 0 – 90 Minuten ist

die NNT 4, in 90-180 Minuten 9. Die Wirksamkeit nimmt mit der Zeit exponentiell ab.

Hacke konnte auch zeigen, dass die Therapie im Zeitfenster 180 bis 270 Minuten

wirksam ist und projizierte eine NNT von 21 [39]. ECASS III zeigte im gleichen

Zeitfenster eine NNT von 14 [40]. Je früher die Patienten behandelt werden, desto

wirksamer ist die Therapie.

3.4.5 Weitere  Einflussfaktoren  auf  das  Outcome  nach  Thrombolyse    

3.4.5.1 Schwere  des  Schlaganfalls    

Spontan rückläufige Symptome sind von der Therapie ausgeschlossen, besonders

leichte oder besonders schwere Schlaganfälle werden außerhalb der Zulassung

behandelt. Die Schwere des Schlaganfalls ist in vielen Studien zum ischämischen

Schlaganfall ein unabhängiger Prädiktor für ein schlechtes klinisches Ergebnis   [49],  

[46].

3.4.5.2 Alter    

Alteplase ist für Patienten über 80 Jahre nicht zugelassen. In der klinischen Praxis

werden diese Patienten jedoch behandelt. Alter ist ebenfalls ein unabhängiger Prädiktor

17  

für schlechtes Outcome, auch nach Thrombolyse   [49],   [46]. Die Behandlung dieser

Patienten ist jedoch durch Studien gerechtfertigt  [80].

3.4.5.3 Blutglukose  und  Diabetes  

Eine Hyperglykämie findet sich bei bis zu 60% der Patienten mit akutem Schlaganfall,

auch wenn zuvor kein Diabetes bekannt ist. Eine bestehende diabetische

Stoffwechsellage kann sich während eines Schlaganfalls verschlechtern. Der Einfluss

der Blutglukose bei Aufnahme auf das klinische Ergebnis ist in zahlreichen Studien

belegt. Erhöhte Werte sind assoziiert mit schlechtem funktionellen Outcome und

erhöhter Mortalität (eigentlich Letalität)   [16, 28]. Es zeigen sich größere

Infarktvolumina und das Risiko einer sICB steigt [32]. Bruno und Kollegen konnten

hier einen linearen Zusammenhang zeigen und fanden in ihren Daten ein um 75%

höheres Risiko für eine sICB pro Erhöhung der Blutglukose um 100mg/dl [16].

Der Effekt scheint besonders bedeutend bei Patienten, die nach Thrombolyse früh

rekanalisieren [6]. Zuletzt konnte eine Analyse an dem SITS-ISTR Kollektiv diese

Annahmen bestätigen. Es fand sich wiederum ein negativer Effekt auf das klinische

Outcome. Eine signifikant erhöhte Rate von Patienten mit sICB zeigte sich ab einer

Blutglukose von 180mg/dl. Eine intensivierte Insulintherapie brachte in einer

prospektiven Studie jedoch kein signifikant verbessertes Outcome   [37]. Die frühe

strenge Behandlung erhöhter Blutglukose ist kein Bestandteil der Behandlung nach

Empfehlung der Leitlinien  [3].

3.5 Körpergewichtadaptierte  Dosierung  von  Medikamenten    Zahlreiche Medikamente in der Notfall- und Intensivmedizin sowie der Anästhesie

werden anhand des Körpergewichtes dosiert. Hierbei handelt es sich z.B. um

Thrombolytika, Antikoagulantien aber auch Narkotika. In der Kinderheilkunde ist die

körpergewichtadaptierte Dosierung, also Dosis pro kg KG, die Regel. Auch bei

Alteplase ist die Dosis abhängig vom Gewicht und wird mit 0.9mg/kg KG dosiert.

Die korrekte Dosierung von Alteplase und anderen Medikamenten ist also von der

genauen Kenntnis des Körpergewichtes abhängig. Es gibt nun verschiedene Methoden

die Kenntnis über ein möglichst genaues Körpergewicht zu erhalten. Für gewöhnlich

wird man sich im Notfall an die Angaben der Patienten selbst oder ihrer Angehörigen

halten. Das Schätzen des eigenen Körpergewichtes gelingt den Patienten in aller Regel

18  

gut. 91-97% der Patienten verschätzen sich hierbei um weniger als 10%, liegen

sozusagen im 90%CI. Für die Genauigkeit von Angaben der Angehörigen bei

Erwachsenen gibt es keine systematischen Untersuchungen.

3.5.1 Gewicht  schätzen  in  der  Notfallmedizin  

Häufig sind Notfallpatienten jedoch nicht in der Lage selbst Auskunft zu geben. Der

ischämische Schlaganfall kann einerseits zu einer quantitativen Bewusstseinsstörung

mit eingeschränkter Auskunftsfähigkeit des Patienten führen, ist aber auch direkt über

Symptome wie Aphasie und Dys- oder Anarthrie dafür verantwortlich. Aphasie liegt bei

bis zu 45% der Patienten vor, eine Sprechstörung bei über 30% der Patienten und eine

Bewusstseinsstörung bei bis zu 29% der Patienten [46].

Im häufigsten Fall muss das Gewicht durch den behandelnden Arzt oder die Pflegekraft

geschätzt werden. Die Schätzungen durch medizinisches Personal sind in der

verfügbaren Literatur immer schlechter bewertet, als die Information der Patienten

selbst. Fehler von 10% oder mehr treten bei mehr als einem Drittel der Schätzungen auf.

Die Qualität der Schätzungen unterscheidet sich in den Berufsgruppen in keiner Studie

signifikant voneinander [33, 63, 73, 81].

Der Goldstandard sollte also das Messen des Gewichtes mit einer Waage sein. Messe

und Kollegen haben in einer großen retrospektiven Arbeit, die 2004 veröffentlicht

wurde, schon wesentliche Faktoren benannt, die das Wiegen akuter

Schlaganfallpatienten schwierig machen: das enge Zeitfenster für die Behandlung mit

rt-PA, die eingeschränkte Mobilität und die eingeschränkten Möglichkeiten der

Lagerung/Positionierung der Patienten sowie der Mangel an Bettenwaagen in den

Notaufnahmen [74].

3.5.2 Dosierungsfehler  beim  Schlaganfall    Es gibt zahlreiche Hinweise, dass es zu Dosierungsfehlern bei Thrombolytika kommt.

Die schwerwiegendste Komplikation ist die intrakranielle Blutung   [34]. Bei Alteplase

stellt sich nun die Frage, ob eine Unterdosierung weniger effektiv ist, und ob eine

Überdosierung zu einer höheren Rate von ICBs führt.

19  

Messe und Kollegen haben eine retrospektive Auswertung eines prospektiven Registers

veröffentlicht, die sich diesem Thema gewidmet hat. Es zeigte sich, dass eine erhöhte

Dosis pro kg KG eine höhere Rate von ICBs zur Folge hatte. Einfluss auf die

Effektivität bei Unterdosierung konnte nicht gezeigt werden  [74].

Eine prospektive Untersuchung für den ischämischen Schlaganfall liegt nicht vor.

3.6 Erläuterung  der  Fragestellung    Die Therapie des akuten ischämischen Schlaganfalls ist die systemische intravenöse

Thrombolyse mit 0.9mg rt-PA pro kg KG im Stunden Zeitfenster von 3, bzw. 4.5

Stunden. Neben dem engen Zeitfenster ist die exakte Dosierung des Medikaments ein

kritischer Punkt in der Behandlung der Patienten. Die vorliegende Arbeit soll nun

erstmals prospektiv die Genauigkeit von Schätzung durch unterschiedliche

Berufsgruppen und eine anthropometrische Schätzformel an Thrombolysepatienten

untersuchen. Weiter soll der Effekt von relevanten Schätzfehlern auf die Dosierung der

Patienten untersucht werden. Es werden Sicherheit und Effektivität an der Rate der

intrakraniellen Blutungen und am klinischen Ergebnis nach 90 Tagen, gemessen mit der

mRS, untersucht. Die Untersuchung versteht sich als Pilotstudie für die Planung einer

multizentrischen Studie.

20  

4 Patienten  und  Methoden    Die Untersuchung wurde an der Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Erlangen-

Nürnberg durchgeführt. An der Klinik werden jährlich ca. 800 ischämische

Schlaganfälle behandelt und dabei ca. 200 Lysen durchgeführt. Die Lyserate liegt damit

bei 25%. Die bettenführenden Stationen und die Notaufnahme der Neurologischen

Universitätsklinik Erlangen befinden sich in der Kopfklinik. Des Weiteren sind dort die

Klinik für Psychiatrie, die Klinik für Neurochirurgie, die Universitätsaugenklinik, die

Abteilung für Neuroradiologie sowie weitere verwandte Institute, wie das Institut für

Neuropathologie, untergebracht. Die Notaufnahme wird vor allem durch neurologische

und neurochirurgische Patienten frequentiert. Die Notaufnahme ist an sieben Tagen die

Woche 24 Stunden durch einen Neurologen und mindestens zwei Pflegekräfte besetzt.

Hier erfolgt die Ersteinschätzung, Behandlung und Aufnahme aller

Schlaganfallpatienten zunächst durch den diensthabenden Neurologen selbst. Nach

Einlieferung und kurzer Übergabe des Patienten durch den Rettungsdienst, erfolgt die

Umlagerung des Patienten zusammen mit der Pflegekraft im Behandlungsraum. Es

erfolgen unverzüglich Anamnese und klinische Untersuchung durch den

diensthabenden Arzt. Parallel erfolgen die Etablierung des Monitoring (Blutdruck,

EKG, Sauerstoffsättigung, Atemfrequenz) und der Check der Vitalparameter.

Gleichzeitig, bzw. im unmittelbaren Anschluss, erfolgt die Anlage von zwei

intravenösen Zugängen, die Blutentnahme und die umgehende Untersuchung des

Blutzuckers sowie ggf. der INR zur Beurteilung der Blutgerinnung durch das

Pflegepersonal. Durch die im Außenbereich tätige Pflegekraft werden die Abteilung für

Neuroradiologie, die Stroke Unit und ggf. die Neurologische Intensivstation über die

Ankunft des Patienten informiert. In der Regel erfolgt als nächstes die

Schnittbildgebung mittels kranialer Computertomographie (cCT), in einigen Fällen auch

im Schlaganfall-MRT. Der Computertomograph befindet sich auf derselben Ebene und

in unmittelbarer Nähe zur Notaufnahme. Der Patient wird auf der Behandlungsliege von

einer Pflegekraft gefahren und durch den behandelnden Arzt begleitet. Es erfolgt eine

Umlagerung auf den Untersuchungstisch des Computertomographen. Die

Monitoringeinheit ist mobil und erlaubt die kontinuierliche Überwachung während der

gesamten Diagnostik und Behandlung. Der sog. Lysekoffer, der das Thrombolytikum

und weitere Notfallmedikamente enthält, wird ebenfalls mit zur Diagnostik genommen.

21  

Liegt die Schnittbildgebung des Patienten vor, wird die Aufnahme gemeinsam durch

den diensthabenden Neuroradiologen und Neurologen befundet. Nach Ausschluss aller

Kontraindikationen erfolgt der Beginn der systemischen Thrombolyse mit der

Bolusgabe noch im CT sowie umgehend der Beginn der kontinuierlichen Infusion. Die

Dosierung erfolgt in der klinischen Routine zunächst durch Ermittlung des

Körpergewichtes. Auskunftsfähige Patienten werden nach dem Gewicht befragt. Bei

nicht auskunftsfähigen Patienten werden begleitende Angehörige als Teil der

Fremdanamnese routinemäßig nach dem Gewicht der Patienten befragt. Zudem schätzt

der behandelnde Arzt das Gewicht. Er ist letztlich für die Dosierung verantwortlich und

wird immer alle verfügbaren Informationen zu Rate ziehen. Wie bereits beschrieben

ergibt sich die Dosierung von rt-PA aus 0.9mg/kg KG. Die Maximaldosis ist 90mg.

Patienten mit einem Körpergewicht von 100kg oder mehr erhalten diese Maximaldosis.

Es erfolgt also die Bolusgabe von 10% der Gesamtdosis über etwa 2-3 Minuten und im

Anschluss unverzüglich die Etablierung der kontinuierlichen Infusion der Restdosis

über 60 Minuten in einer Spritzenpumpe. Im Anschluss werden nach

Behandlungsstandard der Klinik noch weitere Sequenzen im Computertomographen für

die Darstellung der Gefäße und unterschiedliche Messungen zur Hirndurchblutung

(Perfusionmessungen) ergänzt, die jedoch für die unmittelbare Indikation zur

systemischen Thrombolyse keine Rolle mehr spielen. Sollte es hier Hinweise auf einen

proximalen Gefäßverschluss, z.B. im sogenannten Karotis-T, oder eine Pathologie der

A. basilaris geben, erfolgt ggf. eine unmittelbare interventionelle Behandlung in der

Angiographie. Nach Abschluss der radiologischen Untersuchungen werden die

Patienten direkt auf die Stroke Unit verlegt, um dort die Lysetherapie fortzuführen und

zu überwachen. Kardiozirkulatorisch oder respiratorisch instabile Patienten sowie

Patienten nach angiographischen Interventionen werden auf die Neurologische

Intensivstation verlegt.

Für die vorliegende Untersuchung wurde ein Dokumentationsbogen entwickelt, der Teil

der Patientenakte der Notaufnahme wurde und so für jeden Patienten vorlag.

22  

4.1 Studienteilnehmer    Alle Patienten, die in der Neurologischen Universitätsklinik Erlangen eine intravenöse

Thrombolyse erhielten, wurden zwischen April 2008 und August 2009 in die Studie

eingeschlossen. Die Untersuchung wurde geschlossen, sobald eine Gesamtzahl von 100

Patienten mit komplettem Datensatz eingeschlossen war.

4.2 Gewicht  schätzen    Die Studie wurde durch die Ethikkommission der Universität Erlangen-Nürnberg

positiv bewertet. Die Studie wurde in dem internationalen Register für klinische Studien

unter http://www.clinicaltrials.gov registriert.

Abweichend von der klinischen Routine wurde das systematische Schätzen in den

Behandlungsalgorithmus aufgenommen. Bevor die Thrombolyse begonnen wurde,

wurde das Körpergewicht aller Patienten zunächst unabhängig von zwei Ärzten, zwei

Pflegekräften der Notambulanz der Kopfklinik und der medizinisch technischen

Assistentin der Neuroradiologie geschätzt. Der erste Arzt, oder behandelnde Arzt, war

der diensthabende Arzt der Notaufnahme. Der zweite Arzt war ein Neurologe der

Stroke Unit, der akut zur Gewichtschätzung hinzugezogen wurde. Die erste Pflegekraft

war die, die den Arzt oder die Ärztin ins CT begleitet hat. Die zweite Pflegekraft war

die Person, die den Schlaganfallpatienten mitbetreute, jedoch die Notambulanz nicht

verließ.

Die geschätzten Werte wurden durch den behandelnden Arzt auf dem Bogen

dokumentiert, der Teil der Notfalldokumente war. Hier wurde auch die endgültige

Dosierung dokumentiert. Die Dokumentation erfolgte durch den behandelnden Arzt, der

zuerst seine Schätzung abgab. Somit war die Unabhängigkeit der anderen Schätzer, die

keine Informationen über die jeweils zuvor dokumentierten Schätzgewichte hatten,

gewährleistet.

Alle Schätzungen mussten vor Beginn der Thrombolyse unabhängig voneinander

abgegeben werden. Neben dem geschätzten Körpergewicht in kg und der Dosierung in

mg wurde der Zeitpunkt der Beginn der Symptome (engl. Time of onset, TOO) bei

auskunftsfähigen Patienten oder beobachtetem Beginn dokumentiert. Bei nicht

auskunftsfähigen Patienten wurde der Zeitpunkt dokumentiert, an dem die Patienten

23  

zuletzt gesund gesehen wurden (engl. Last seen well, last seen normal). Aus der

Differenz zum Beginn der Thrombolyse, definiert als Zeitpunkt der Bolusgabe, wurde

das sog. Zeitfenster der Behandlung berechnet. Zusammen mit dem automatisch

elektronisch dokumentierten Aufnahmedatum lässt sich die oben beschriebene door-to-

needle time berechnen. Die Schlaganfallschwere wurde in der Akutphase durch den

behandelnden Neurologen anhand der Schlaganfallskala des National Institute of Health

dokumentiert (engl. National Institute of Health Stroke Scale, NIHSS)  [14].

Die NIHSS erlaubt die Dokumentation einer neurologischen Untersuchung von akuten

Schlaganfallpatienten. Sie umfasst 14 Subskalen (Items) die den Bewusstseinszustand

(Item1a-c), horizontale Blickbewegungen (Item 2), Gesichtsfeld (Item 3), faziale

Symmetrie, bzw. Facialisparese (Item 4), Motorik der Arme (Item 5) und der Beine

(Item 6), Extremitäten Ataxie (Item 7), Sensibilität (Item 8), Sprache (Item 9), Sprechen

oder Dysarthrie (Item 10) sowie Auslöschung und Nichtbeachtung (früher Neglect)

(Item 11). Für jedes Item werden 0 bis 2, bzw. 3 oder 4 Punkte vergeben. 0 bedeutet

dabei immer „normal“ oder „nicht vorhanden“, keine Pathologie im Sinne der

Untersuchung. Eine normale Untersuchung ergibt demnach einen Punktwert von 0. Bei

einigen Items (z.B. 5 und 6) besteht die Möglichkeit „nicht untersuchbar“ anzugeben.

Das entspricht einem Punktwert von 9, der aber nicht zur Gesamtpunktzahl addiert

wird. Eine „9“ liegt vor, wenn der Patient eine Amputation einer Gliedmaße hat oder

seine Sprache aufgrund einer Intubation nicht getestet werden kann (Item 10,

Dysarthrie). Ist die Sprache aufgrund einer globalen Aphasie gestört (maximaler

Punktwert 3 in Item 9), und kann folglich auch Artikulation und Sprechen nicht

untersucht werden, erhält der Patient trotzdem definitionsgemäß auch in Item 10 den

maximalen Punktwert 2. Der maximale Summenwert liegt nur theoretisch bei der

Summe aller Maximalwerte pro Item und kann 42 Punkte nicht erreichen. Ataxie (Item

7) und „Neglect“ (Item 11) dürfen nur gewertet werden, wenn sie vorliegen und auch

untersuchbar sind. Das bedeutet, dass bei einem komatösen Patienten mit einer Plegie

aller vier Extremitäten sowohl eine Ataxie als auch die Unaufmerksamkeit für eine

Körperhälfte (Neglect) nicht untersucht werden können, und damit mit null Punkten zu

bewerten sind.

Alle Neurologen der Klinik für Neurologie sind geschult und zertifiziert in

Untersuchung und Dokumentation des NIHSS. Die deutsche Version des NIHSS-

Dokumentationsbogens ist Teil der Patientenakte für akute Schlaganfallpatienten. Es

24  

werden unterschiedliche Formate der NIHSS verwendet, die inhaltlich alle auf der

deutschen Version der Epidemiologie Münster von 1998 beruhen [10].

4.3 Wiegen  und  Messen  

Alle Patienten wurden so früh wie möglich nach dem Ereignis gewogen, jedoch immer

innerhalb der ersten 24 Stunden. Vorraussetzung war die Behandlung der Patienten auf

der Stroke Unit oder der Neurologischen Intensivstation.

Stehfähige Patienten wurden mit einer geeichten elektronischen Säulenwaage (seca

701), der Firma Seca, Deutschland, gewogen. Patienten, die aufgrund eines motorischen

Defizits nicht stehfähig waren, oder deren medizinischer Zustand eine Mobilisierung

nicht zuließ, wurden in ihrem Krankenbett, oder in selten Fällen auf der Notfalltrage,

mit einer elektronischen Plattformwaage (seca 657) der Firma Seca, Deutschland

gewogen. Wenn Patienten auf dieser Bettenwaage gewogen wurden, musste die Tara für

die Betten, bzw. Notfalltragen, abgezogen werden. Als Tara bezeichnet man „...die

Differenz zwischen dem Brutto- oder Gesamtgewicht und dem Netto- oder Reingewicht

eines Wägegutes, ... (das) nicht eigenständig gewogen werden (kann).“ (Wörtlich zitiert

aus Wikipedia.de)

Weiter wurden folgende anthropometrische Daten erhoben: Körpergröße, Bauch- und

Hüftumfang in Zentimeter (cm). Alle Längen wurden mit einem Standard-Maßband

gemessen. Der Bauchumfang wurde definiert als größter Umfang auf Höhe des Nabels.

Der Hüftumfang ist der größte Gesäßumfang gemessen auf Höhe der tastbaren

Knochenvorsprünge des Oberschenkelknochens, den sog. Trochanter majores. Jede

Messung erfolgte durch oder unter Supervision einer der beiden für das Projekt

verantwortlichen Studienärzte.

Diese Daten dienten zum einen zur Berechnung des Body Mass Index (Quetelet-Index,

BMI). Der BMI ist das gebräuchlichste Maß zur Definition von Normalgewicht und

Graduierung des Übergewichtes. Der BMI wurde aus den Daten sekundär berechnet

und hat die Einheit kg/m2. Die Formel hierfür ist: BMI = Körpergewicht (kg) /

Körpergröße (m)2.

Als Übergewicht wird ein BMI von 25kg/m2 oder mehr bezeichnet. Adipositas ist

definiert als ein BMI von 30kg/m2 oder mehr.

25  

Die in der Arbeit von Lorenz und Kollegen veröffentlichte Formel zur

anthropometrischen Schätzung des Körpergewichtes wurde auf die Daten unserer

Patienten angewandt. Zur Berechnung wurde das elektronische Java-Script der Formel

verwendet, das die automatische Berechnung mit jedem Internetbrowser erlaubt. Siehe

hierzu Abb. 1

Abbildung  1  Screenshot  des  Rechners  nach  Lorenz  et  al.

4.4 Dosisfehler      Für jeden Patienten wurde die Differenz aus dem tatsächlichen im Rahmen der Studie

gemessenen Gewicht und dem geschätzten Gewicht der einzelnen Gruppen (Ärzte,

Pflegekräfte, MTRAs) sowie Selbstauskunft der Patienten (und der Angehörigen, wenn

vorhanden) gebildet. Ein Schätzfehler war definiert als eine Differenz, die um mehr als

10% vom aktuellen, gemessenen Körpergewicht in kg des Patienten abweicht. Es

wurden Über- und Unterschätzung von mehr als 10% dokumentiert. Zur Berechnung

26  

des absoluten Unterschieds wurde aus dem Produkt der Differenz die Quadratwurzel

gezogen.

Die Dosierung von rt-PA ist 0,9mg pro kg Körpergewicht, die maximale Dosis ist

jedoch 90mg. Das bedeutet, dass bei Patienten, die bis zu 100kg wiegen, der

Schätzfehler beim Körpergewicht direkt in einen Dosierungsfehler mündet. Werden

Patienten mit einem Körpergewicht von 100kg oder mehr überschätzt, so hat das

hingegen keinen Einfluss auf die Dosierung. Es ergäbe sich zwar ein Schätz-, jedoch

kein Dosierungsfehler. Daher sind die Dosierungsfehler stets für Körpergewichte über

100kg korrigiert. Bei der Gewichtschätzung wird jedoch nicht korrigiert. Eine untere

Dosisgrenze gibt es nicht. Eine Korrektur für die Dosierung niedriger Körpergewichte

muss also nicht erfolgen [66, 74] .

4.5 Risikofaktoren      Die Daten für zerebrovaskuläre Risikofaktoren, kardiovaskuläre Grund- und

Vorerkrankungen stammen aus der Patientenakte, dem ärztlichen Entlass- oder

Verlegungsbrief der Patienten sowie dem prospektiven Erlanger Thrombolyseregister.

Hierbei handelt es sich um ein klinikinternes Instrument zur Qualitätssicherung, das

2006 mit der Erweiterung der Stroke Unit und dem Ausbau des neurovaskulären

Schwerpunktes der Klinik etabliert wurde.

4.6 Klinisches  Ergebnis  und  Endpunkt    Das klinische Ergebnis (Outcome) nach 90 Tagen wurde nach der modifizierten Rankin

Skala (mRS) erhoben  [13],  [87]. Die modifizierte Rankin Skala ist eine Skala, die das

funktionelle Ergebnis nach Schlaganfall misst. Sie umfasst sieben Dimensionen (0-6),

die von 0 „keine Symptome“ bis 6 „Tod“ reichen. Siehe Abbildung 2. Hier bedeutet ein

mRS von 1, dass ein Symptom zurück geblieben ist, sich dadurch jedoch keinerlei

wesentliche Funktionseinschränkung ergibt.

Eine geringgradige Funktionseinschränkung (mRS 2) liegt vor, wenn nicht alle

vorherigen Aufgaben und Aktivitäten, beruflich wie privat, verrichtet werden können.

Die eigenen Angelegenheiten können erledigt werden, und somit ist ein von fremder

Hilfe komplett unabhängiges Leben möglich. Ein mRS 3 beschreibt eine mäßiggradige

27  

Funktionseinschränkung, bei der die Patienten einige Hilfe auch bei der Körperpflege-

benötigen, aber in der Lage sind, ohne Hilfe zu gehen. Die mittelschwere

Funktionseinschränkung (mRS 4) ist hiervon durch zwei wesentliche Punkte

verschieden: Die Patienten sind (1) nicht alleine gehfähig und (2) das Ausmaß der

Unterstützung im Alltag ist größer. Ständige Betreuung (engl. constant nursing)

benötigen Patienten mit einem mRS von 5, die inkontinent und bettlägerig sind. Die

Skala wird in nahezu jeder Schlaganfallstudie erhoben und ist die Skala für den

primären Endpunkt aller relevanter Thrombolysestudien. Für die englische Version der

mRS besteht die Möglichkeit einer Zertifizierung. Die Nachbefragung in unserer

Untersuchung wurde durch Mitarbeiter durchgeführt, die zertifiziert und geblindet für

das Körpergewicht und die Dosierung waren. Die Nachuntersuchung erfolgte in einem

semistrukturierten Interview im Zentrum oder als Telefoninterview. Siehe Anhang 1.

Die von uns angewandte deutsche Version der modifizierten Rankin Skala wurde durch

Berger und Kollegen validiert  [10].

Abbildung  2  modifizierte  Skala  nach  Rankin

Der primäre Endpunkt war ein dichotomisiertes klinisches Ergebnis, welches als

„günstig“, entsprechend einem mRS von 0 oder 1, gegen ein „ungünstiges“ Ergebnis,

entsprechend 2 bis 6 auf der modifizierten Rankin Skala definiert wurde. Ein weiteres

dichotomisiertes Maß für das Ergebnis nach 3 Monaten war ein „unabhängiges“ (mRS

0-2) gegenüber „abhängig oder tot“ (mRS 3-6). Symptomatische und asymptomatische

Blutungen wurden anhand der Kriterien der ECASS-3 Studie definiert [40].

Modified  Rankin  Scale  (mRS)  Tag  90    0   Keine  Symptome    1   Keine  wesentlichen  Funktionseinschränkungen  trotz  Symptomen  (kann  alle  

gewohnten  Aufgaben  und  Aktivitäten  verrichten)    2   Geringgradige  Funktionseinschränkungen  (unfähig,  alle  früheren  Aktivitäten  

zu  verrichten,  ist  aber  in  der  Lage,  die  eigenen  Angelegenheiten  ohne  Hilfe  zu  erledigen)    3   Mäßiggradige  Funktionseinschränkung  (bedarf  einiger  Unterstützung,  ist  aber  

in  der  Lage  ohne  Hilfe  zu  gehen)    4   Mittelschwere  Funktionseinschränkungen  (unfähig,  ohne  Hilfe  zu  gehen  und  

ohne  Hilfe  für  die  eigenen  Bedürfnisse  zu  sorgen)  

 5   Schwere  Funktionseinschränkungen  (bettlägerig,  inkontinent,  bedarf  ständiger  Pflege  und  Aufmerksamkeit)  

 6   Tod  (Patient  ist  zum  Zeitpunkt  der  Untersuchung  verstorben)  

28  

4.7 Statistische  Analyse      Die Statistische Analyse wurde mit der SPSS- Software der Firma IBM in der Version

14 durchgeführt. Die Messwerte wurden als kontinuierliche Werte oder gruppiert

dargestellt. Die kontinuierlichen Daten wurden auf Normalverteilung getestet. Die

Darstellung erfolgte als Mittelwert und Standardabweichung bei normalverteilten

Variablen, bzw. als Median mit Interquartilabstand (IQR) als entsprechendes Maß der

Schiefe bei nicht normal verteilten Variablen. Die Testung auf Normalverteilung

erfolgte mit dem Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest. Kategorielle Variablen wurden

als Häufigkeiten und Anteile in Prozent angegeben. Gruppenunterschiede wurden mit

dem Chi-Quadrat univariat getestet. Als statistisch signifikant wurde ein Unterschied

definiert, der einen p-Wert von weniger als 0,05% aufweist. Gruppenunterschiede bei

normalverteilten intervallskalierten Variablen wurden mit dem Wilcoxon Rangsummen

Test für gepaarte Stichproben und dem Mann-Whitney Test für ungepaarte Stichproben

untersucht. Unterschiede intervallskalierter Variablen, die normal verteilt waren,

wurden mit dem T-Test untersucht. Bei mehr als 2 Gruppen erfolgte der

Gruppenvergleich mit Varianzanalysen (ANOVA).

Zur Identifikation von unabhängigen Einflussfaktoren auf ein günstiges Ergebnis, bzw.

unabhängiges Ergebnis, wurden Faktoren in das Modell aufgenommen, die in der

univariaten Analyse zumindest einen Trend zu unterschiedlichen Werten zeigten,

definiert als ein p-Wert, der kleiner ist als 0,2. Als Modell wurde der schrittweise

Rückwärtsausschluss gewählt. Von Signifikanz wurde bei einem p von <0.05

ausgegangen. Die Ergebnisse wurden als Quotenverhältnisse (Odds-Ratios) und 95%

Konfidenzintervall (CI) ausgegeben.

29  

5 Ergebnisse  

In einem Zeitraum von 11 Monaten wurden 109 Patienten mit einem akuten

ischämischem Schlaganfall eingeschlossen, die in der Kopfklinik des

Universitätsklinikums Erlangen behandelt wurden und eine intravenöse

Thrombolysetherapie erhalten haben. Von den 109 Patienten hatten die zuvor

spezifizierten 100 Patienten einen kompletten Datensatz (91.7%). Die Gründe für

fehlende Gewichtsdaten waren bei drei Patienten (33.3%) eine defekte Bettenwaage,

vier Patienten (44.4%), die auf der Intensivstation behandelt wurden, waren

kardiozirkulatorisch zu instabil, um gemessen werden zu können, ein Patient (11.1%)

wurde nach der Thrombolyse akut in die baulich getrennte Kardiologie verlegt und ein

Patient (11.1%) verstarb innerhalb von 24 Stunden, bevor er gewogen werden konnte.

Falls die Daten dies ermöglichten, wurden die Patienten in die Datenanalyse mit

einbezogen.

5.1 Charakteristik  der  Patienten  bei  Aufnahme    Das Alter der Patienten lag im Median bei 71 Jahren, mit einem Interquartilenabstand

(IQR) von 60 – 79.5. In der Gruppe der unter 60jährigen waren es 27 Patienten (24.8%),

in der Gruppe der 60-70 jährigen 25 (22.9%), die größte Gruppe mit 32 Patienten (29.4)

bildeten die 71 - 80jährigen, und schließlich 25 Patienten (22.9) waren 81 Jahre oder

älter. 66 Patienten (61%) waren männlich.

Die Patienten wurden im Median nach 120 Minuten (81-150) lysiert. Dabei wurden

90% (n=90) der analysierten Patienten innerhalb von 180 Minuten lysiert.

Der Summenwert des National Institute of Health Stroke Scale Score (NIHSS-S) war

im Median 9, mit einem IQR von 4.5 bis 13. In einem Viertel der Fälle (n=27) lag ein

leichter Schlaganfall (engl.: minor stroke) mit einem NIHSS von 4 oder weniger vor.

Mehr als 50% hatten einen mittelschweren (NIHSS 5-9) oder schweren (NIHSS 10-14)

Schlaganfall und ein weiteres Fünftel der Patienten (n=22) einen sehr schweren

Schlaganfall mit einem Punktwert auf der NIHSS von 15 oder mehr. Ältere Patienten

hatten im Mittel schwerere Schlaganfälle.

30  

Der Median lag bei den Patienten, die 80 Jahre oder jünger waren bei 7.5 (4-12.75), und

bei Patienten die 81 Jahre oder älter waren, bei 13 (6-17). Dieser Unterschied war im

Mann-Whitney-U Test statistisch signifikant mit einem p-Wert von 0.018.

In 55% der Fälle (n=60) war die linke Hemisphäre, in 36% die rechte Hemisphäre (39

Patienten), in 7 Fällen (6.5%) war die hintere Zirkulation betroffen, und 2 Patienten

(2%) zeigten frische Ischämien in beiden Hemisphären. Tabelle 1 gibt eine Übersicht

über Anteile und Häufigkeiten. Die Grundgesamtheit (N) ist 109 Patienten, wenn nicht

anders angegeben. Der prozentuale Anteil bezieht sich auf die jeweilige

Grundgesamtheit der Kategorie. 87% der Patienten (n=87) hatten eine arterielle

Hypertonie, definiert als bekannte arterielle Hypertonie, oder Medikamente zur

Behandlung einer Hypertonie in der regelmäßigen Medikation. Bei 63 Patienten (58%)

lag eine Hypercholesterinämie vor. 44 Patienten (40%) hatten einen bekannten Diabetes

mellitus. Vorhofflimmern als wichtigste Ursache des kardial-embolischen ischämischen

Schlaganfalls zeigte sich bei 36 Patienten (33%).

Mit einem Anteil von 12% war bei etwa jedem neunten Patienten Zigarettenrauch als

Risikofaktor bekannt. Manifeste Gefäßerkrankungen zeigten 18% der Patienten (n=20)

in Form eines stattgehabten symptomatischen Schlaganfalls, 28 mit einer

diagnostizierten koronaren Herzerkrankung (KHK), 14 (13%) mit einem Zustand nach

Myokardinfarkt und schließlich 15 Patienten (14%) mit einer peripher arteriellen

Verschlusskrankheit.

58 der Patienten (53%) waren bei Aufnahme mit medikamentösen

Thrombozytenfunktionshemmern oder oraler Antikoagulation behandelt. Die Verteilung

auf die unterschiedlichen Präparate ist in Tabelle 1 dargestellt.

31  

Tabelle  1  Patientencharakteristik  bei  Aufnahme  

Alter in Jahren, Median (IQR) 71 (60 – 79.5)

Alter gruppiert, n (%)

(1) <60 Jahre 27 (24.8)

(2) 60 – 70 Jahre 25 (22.9)

(3) 71 – 80 Jahre 32 (29.4)

(4) 81 Jahre oder älter 25 (22.9)

Männliches Geschlecht, n (%) 66 (61)

NIHSSS bei Aufnahme, Median (IQR) 9 (4.5-13)

Betroffenes Stromgebiet, n (%)

Hemispheriell links 60 (55)

Hemispheriell rechts 39 (36)

Hintere Zirkulation 7 (6.5)

Linke und rechte Hemisphäre 2 (2)

Risikofaktoren, n (%)

Arterielle Hypertonie 87 (80)

Hypercholesterinämie 63 (58)

Diabetes mellitus 44 (40)

Rauchen 13 (12)

Vorhofflimmern 36 (33)

Begleit- oder Vorerkrankung, n (%)

Ischämischer Schlaganfall 28 (26)

Koronare Herzerkrankung 20 (18)

Myokardinfarkt 14 (13)

Periphere arterielle Verschlusskrankheit 15 (14)

Vorbestehende Behandlung mit gerinnungs-

wirksamen Medikamenten

Acetylsalicilsäure (ASS) 43 (39)

Clopidogrel 4 (4)

ASS plus Clopidogrel 2 (2)

Dipyridamol plus ASS 2 (2)

Orale Antikoagulation 6 (6)

Keine vorherige Behandlung 51 (47)

32  

5.2 Messwerte  bei  Aufnahme    Die durchschnittliche spontane Blutglukose bei Aufnahme betrug 125 mg/dL mit einer

Standardabweichung (SD) von ±40mg/dL. 10 Patienten (9.2%) hatten eine Blutglukose

über 180mg/dl. Das Gesamtcholesterin betrug 189mg/dL (±50). In 34% der Fälle lag

ein Blutdruck über 185mmHg systolisch und / oder 110mmHg diastolisch vor. Erhöhte

Temperatur bei Aufnahme lag in 14.7% der Fälle (n=16) vor. Siehe Tabelle 2.

Tabelle  2  Labor-­  und  Vitalparameter  bei  Aufnahme

Blutdruck in mmHg, Mittelwert (SD)

Systolisch, mmHg 165 (±29)

Diastolisch 87 (±20)

Behandlungsbedürftiger RR bei Aufnahme, n (%) 34 (31.2)

Temperatur bei Aufnahme in °C, Mittelwert (SD) 36.9 (±0.64)

Erhöht (>37.5°C), n (%) 16 (14.7)

Glukose bei Aufnahme in mg/dl, Mittelwert (SD) 125 (±40)

Glukose >180mg/dl, n (%) 10 (9.2)

Gesamtcholesterin bei Aufnahme in mg/dl,

Mittelwert (SD) 189 (±50)

5.3 Anthropometrische  Messwerte  

Wie oben beschrieben wurden die Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden auf der

Stroke Unit, bzw. der Neurologischen Intensivstation vermessen. In Tabelle 3 sind die

Daten nach Geschlecht aufgetragen und die Unterschiede der Gruppen nach Signifikanz

getestet. Das absolute Gewicht unterscheidet sich im Durchschnitt signifikant zwischen

Männern und Frauen in unserer Kohorte. Das gleiche gilt für Größe und Bauchumfang.

Diese Unterschiede reflektieren die Unterschiede in der Grundgesamtheit. Der

Unterschied beim Hüftumfang zwischen Männern und Frauen ist nicht signifikant, da er

sich hier durch die unterschiedliche Konfiguration der Fettverteilung bei Männern und

Frauen ausgleicht. Die errechnete relative Kenngröße für Übergewicht und Adipositas

(BMI) unterscheidet sich ebenfalls nicht signifikant. Der Median des BMI liegt bei 27.0

(22.7-30.03) kg/m2 bei Männern und 26.1 (21.7-29.6) kg/m2 bei Frauen. Daraus ergibt

sich ein Anteil von Übergewichtigen von 58%. Wiederum ist der Unterschied von

33  

Männern (60.1%) und Frauen (54.1%) nicht statistisch signifikant. Der Anteil adipöser

Patienten liegt bei 24%. Abbildung 3 zeigt die Größe der Patienten nach Männern und

Frauen im Boxplot. Abbildung 4 zeigt einen Boxplot der Gewichte des Kollektivs nach

Geschlechtern. Abbildung 5 schließlich zeigt Hüft- und Bauchumfang im Boxplot nach

Männern und Frauen, der innerhalb 24 Stunden nach Aufnahme bei unseren Patienten

gemessen wurde.

Tabelle  3  Messwerte  nach  Geschlecht  (N=100)

Gesamt Männer Frauen P

Gewicht in kg,

Mittelwert (SD)

77.5 (±16.7) 82.2 (±16.9) 69.5 (+13.2) <0.001

Größe in cm, Mittelwert

(SD)

170.2 (±8.6) 174.3 (±12.8) 163.1 (±6.1) <0.001

Bauchumfang in cm,

Mittelwert (SD)

100.2 (±16.1) 103.7 (±13.1) 94.1 (±18.8) 0.003

Hüftumfang in cm,

Mittelwert (SD)

99.5 (10.7) 100.2 (±10.5) 98.3 (±11.2) 0.316

BMI kg/m2, Median

(IQR)

26.3 (22.6-29.9) 27.0 (22.7-30.3) 26.1 (21.7-29.6) 0.349

Übergewicht, n (%) 58 (58.0) 38 (60.1) 20 (54.1) 0.540

Adipositas, n (%) 24 (24.0) 17 (27.0) 7 (18.9) 0.362

Übergewicht definiert als ein BMI von ≥25 kg/m2, Adipositas definiert als ein BMI ≥30 kg/m2.

34  

Abbildung  3  Größe  in    cm  nach  Geschlecht  (Boxplot)

Abbildung  4  Gewicht  in  kg  nach  Geschlecht  (Boxplot)

35  

Abbildung  5  Bauch-­  und  Hüftumfang  in  cm  nach  Geschlecht  (Boxplot)

5.4 Gewicht  schätzen    Das Gewicht von insgesamt 109 Patienten wurde geschätzt. Davon wurden alle (100%)

vom ersten, gleichzeitig auch behandelnden Arzt geschätzt, 107 (98.2%) von einem

zweiten Arzt, 108 Patienten von zusätzlich zwei Pflegekräften und 105 Patienten von

den radiologisch-technischen Assistenten (96.3%). 106 Patienten (97.2%) wurden von 2

Ärzten und 2 Pflegepersonen geschätzt.

Mehr als die Hälfte der Patienten (50.5%, n=55) konnten keine Auskunft über ihr

Körpergewicht geben. Der häufigste Grund war eine Sprachstörung (Aphasie), die bei

36 Patienten (65.5%) dafür verantwortlich war, dass keine Angaben vorlagen. Eine

Werkzeugfunktionsstörung im Sinne einer Dysarthrie oder Apraxie war bei 6 (10.9%),

eine quantitative Bewusstseinsstörung bei 5 Patienten (9.1%) nachweisbar. Ein

dementielles Syndrom lag bei 3 Patienten (5.5%) vor. Weitere 3 Studienteilnehmer

machten keine Angaben zu ihrem Gewicht und ließen sich auch nicht zum Schätzen

36  

bewegen. Eine Sprachbarriere bei einer Sprache, die zu diesem Zeitpunkt nicht zu

übersetzen war, lag bei 2 Patienten (3.6%) vor.

Insgesamt wurden 27 Patienten von ihren Angehörigen begleitet (24.8%), von denen

alle eine Aussage zu dem Körpergewicht machten. Insgesamt 11 Patienten, die keine

Aussage zu ihrem Gewicht machen konnten, wurden von Angehörigen begleitet

(20.0%).

5.4.1 Ärzte    Die durchschnittlichen Schätzwerte der einzelnen Gruppen sind in Tabelle 4 dargestellt.

Die Werte sind, wenn nicht anders angegeben, auf Normalverteilung getestet. Es erfolgt

die Angabe des Mittelwertes mit einer Dezimalstelle in kg und die Standardabweichung

(SD). Zusätzlich wird der Median angegeben, wenn nötig ebenfalls mit einer

Dezimalstelle, sowie der Interquartilsabstand (IQR). Der behandelnde Arzt (erster

Arzt) schätzte im Mittel ein Gewicht von 76.8 (±13.1) kg, bei einem Median von 77

(70-85) kg, bei einem Minimum von 45 und einem Maximum von 110kg. Der zweite

Arzt schätzte im Mittel ein Gewicht von 77.4 (±13.5), bei einem Minimum von 45 und

einem Maximum von 110kg. Der Median lag bei 77 (70-85) kg. Die Unterschiede

zwischen tatsächlichem und gemessenem Gewicht, wie oben beschrieben, bewegten

sich beim zweiten Arzt zwischen -20.0 und +21.8kg. Im Mittel lag die Abweichung bei

6.8 (±5.4) kg, der Median bei 5.3 (2.45-9.6). Die Schätzungen unterschieden sich im T-

Test für gepaarte Stichproben nicht signifikant (p=0.325). Der Unterschied der

Differenzen im Wilcoxon-Test für gepaarte Stichproben, die nicht normal verteilt sind,

zeigt ebenfalls keinen signifikanten Unterschied (P=0.522).

Der Mittelwert der Schätzung beider Ärzte lag bei einem Gewicht von 77.1 (±13.1), der

Median lag bei 77.5 (69-86.5). Die Abweichung der Schätzung von der

Gewichtsmessung, geschätztes Gewicht subtrahiert vom tatsächlich gemessenen, lag

zwischen 27.5kg unter und 20.0kg über dem tatsächlichen Körpergewicht bei der

Schätzung durch den behandelnden Arzt. Die Quadratwurzel des Produktes der

Unterschiede, der absolute Unterschied, unabhängig, ob das Gewicht über- oder

unterschätzt wurde, lag im Mittel bei 6.6 (±5.5) und im Median bei 5.2 (1.9-9.7) kg.

Diese Differenz ist im Wilcoxon-Test signifikant unterschiedlich zum gleichen Wert bei

Patienten (p=0.015) und MRTA (p=0.001).

37  

5.4.2 Pflegepersonen    Die Schätzwerte der Pflegepersonen (PP) lagen bei der ersten Pflegeperson im Mittel

bei 77.6 (±15.0), der Median bei 78 (65-86.5), das Minimum bei 45, das Maximum bei

110kg. Die Differenz lag im Mittel bei 7.8 (±5.8), der Median bei 6.4 (3.65-10.525). Es

wurde von 22kg weniger bis 25kg zuviel geschätzt. Die zweite Pflegekraft schätzte im

Mittel ein Gewicht von 78.0 (±14.4), der Median bei 77.5 (70-88.75). Die absolute

Differenz lag im Mittel bei 6.7 (±6.1), der Median bei 5.05 (1.8-9.8). Hier reichten die

Unterschiede von –26.7 bis +20.0 kg. Der Unterschied der Differenzen im Wilcoxon-

Test für gepaarte Stichproben, die nicht normal verteilt sind, zeigt signifikante

Unterschiede zu den Differenzen der Patientengewichte (p=0.004), der MRTA

(p=0.014) und der Formel nach Lorenz (p=0.043). Im Mittel der Schätzungen zweier

Pflegekräfte waren die Abweichungen, wie schon bei den Ärzten, geringer.

5.4.3 RTA    Die radiologisch technischen Assistenten haben in ihrer Schätzung einen Mittelwert von

78.5 (±13.2), der Median lag bei 78 (70-87). Die Differenz von gemessenem und

geschätztem Gewicht reichte von -26.7 bis +25kg. Der Mittelwert der Differenz lag bei

8.2 (±6.0), der Median bei 7.5 (3.8-11.4). Sie hatten damit die größte Abweichung bei

der Körpergewichtsschätzung. Der Unterschied war signifikant zur Differenz der Ärzte

(p=0.001), der Pflegekräfte (p=0.014), der Patienten (< 0.001) und der Formel nach

Lorenz (p< 0.001).

5.4.4 Berechnete  Werte  mit  anthropometrischen  Angaben  

Vergleicht man die errechneten Werte in gleicher Weise, so erhält man mit der Formel

von Lorenz und Kollegen das durchschnittlich höchste Gewicht (Median 79.6 (67.6-87).

Der Mittelwert der Unterschiede zu dem tatsächlichen Gewicht ist nur bei den Patienten

kleiner. Im Wilcoxon Rangsummen Test für verbundene Stichproben unterscheidet sich

der durchschnittliche Schätzwert signifikant von dem Mittelwert der beiden

Pflegepersonen (p=0.043). Auch die Differenzen zwischen Schätzwert und gemessenem

Gewicht unterscheiden sich zwischen der Differenz der MTRA und dem Ergebnis der

Formel signifikant (p< 0.001), wie schon oben angegeben. Die Unterschiede zu den

anderen beiden Berufsgruppen sind statistisch nicht signifikant.

38  

5.4.5 Angehörige    Von Angehörigen liegen nur 27 Schätzwerte vor. Im Mittel ist die Differenz zum

tatsächlichen Gewicht 5.9 (±4.8)kg. Neben der Formel und der Aussage der Patienten

sind die Angaben der Angehörigen am genauesten. Der Unterschied zur Schätzung der

Ärzte, der Pflege, der MRTA und der Formel nach Lorenz ist jedoch nicht signifikant.

Der Unterschied zu dem durch den Patienten selbst geschätzten Gewicht unterscheidet

sich jedoch signifikant (p=0.025).

   

5.4.6 Patienten    Wie oben beschrieben, liegt von weniger als der Hälfte der Patienten eine Angabe zum

eigenen Gewicht vor. Die Schätzungen, die vorliegen, haben im Mittel die geringste

Differenz zum wahren Gewicht. Die Unterschiede zu den anderen Schätzungen, wie

oben beschrieben, sind mit Ausnahme zu der Formel nach Lorenz signifikant (p=0.140).

Tabelle  4  Maße  der  Gewichtsschätzung  

Geschätztes Gewicht in kg Differenz zu tatsächlichem

Gewicht in kg

Maximum des

Schätzfehlers

Mittelwert

(±SD)

Median (IQR) Mittelwert

(±SD)

Median (IQR) Unter Über

Behandelnder Arzt N=102, n (%) 76.8 (±13.1) 77 (70-85) 7.2 (5.8) 6.45 (2.7-10.7) 35 20.5

Mittelwert von 2 Ärzten, N=101, n (%) 77.1 (±13.1) 77.5 (69-86.5) 6.6 (±5.5) 5.2 (1.85-9.7) 27.5 20.0

Patient, N=53, n (%) 76.7 (15.5) 75.5 (65.8-85) 3.7 (±3.4) 2.5 (1-5.8) 9.9 11.6

Angehörige, N=27, n (%) 76.0 (±15.7) 78 (66-89) 5.9 (±4.8) 4.8 (2.5-7.5) 20 10.2

MTRA, N=99, n (%) 78.5 (±13.2) 78 (70-87) 8.2 (±6.0) 7.5 (3.8-11.4) 26.7 25.0

Pflege I (N=102), n (%) 77.6 (±15.0) 78 (65-86.5) 7.8 (±5.8) 6.4 (3.65-10.5) 22.0 25.0

Mittelwert Pflege , (N=102), n (%) 77.8 (±14.2) 77.5 (68.5-87.5) 6.8 (±5.2). 5.4 (2.7-9.9) 17.5 24.2

Formel nach Lorenz et al., N=95, n (%) 78.7 (±14.7) 79.6 (67.6-87) 5.4 (±4.4) 4.8 (2.3-7.5) 14.9 23

Darstellung der Ergebnisse der Gewichtsschätzung nach Berufsgruppen. SD= Standardabweichung, IQR=

Interquartilsabstand.

Die daraus folgenden Fehleinschätzungen hinsichtlich einer Über- bzw. Unterschätzung

des aktuellen Körpergewichtes der Patienten, ist im Folgenden dargestellt. Tabelle 5

bietet eine Übersicht.

39  

Tabelle  5  Qualität  der  Körpergewichtsschätzung  nach  Personengruppen

Unterschätzung des

Patientengewichtes

>10%

Überschätzung des

Patientengewichtes

von >10%

Kombination

der beiden

Behandelnder Arzt N=102,

n (%)

18 (17.6) 21 (20.6) 39 (38.2)

Mittelwert von 2 Ärzten,

N=101, n (%)

14 (13.9) 21 (20.8) 35 (34.7)

Patient, N=53, n (%)

5 (9.4) 6 (11.3) 11 (20.8)

Angehörige, N=27, n (%)

5 (18.5) 2 (7.4) 7 (25.9)

MTRA, N=99, n (%)

15 (15.2) 29 (29.3) 43 (44.4)

Pflegepersonal der

Notaufnahme N=102, n (%)

21 (20.6) 22 (22.5) 43 (42.2)

Mittelwert Pflegepersonal,

N=102, n (%)

13 (12.7) 21 (20.6) 34 (33.3)

Formel nach Lorenz et al.,

N=95, n (%)

2 (2.1) 17 (17.9) 19 (20.0)

Die Darstellung erfolgt nach den Gruppen Ärzte, Pflegepersonal, radiologisch

technische Assistenten und schließlich Patienten und ihre Angehörigen. Des Weiteren

zeigen wir die Ergebnisse der im Methodenteil beschriebenen anthropometrischen

Näherung durch die Formel von Lorenz und Kollegen. Der behandelnde Arzt hat in 39

Fällen (38.2%) einen Schätzfehler von mehr als 10% des tatsächlichen Körpergewichtes

gemacht. In 18 Fällen wurde das Gewicht unterschätzt, in 21 Fällen überschätzt. Der

Schätzfehler fiel in beide Richtungen geringer aus, wenn aus dem Schätzwert des

Behandlers und des zweiten Arztes der Mittelwert gebildet wurde. Die verantwortliche

Pflegekraft der Notaufnahme machte in 43 Fällen (42.2%) einen Schätzfehler von mehr

als 10%, wobei 21 Patienten unter- und 22 Patienten überschätzt wurden. Wiederum

führte die Bildung des Mittelwertes der beiden Schätzungen der Pflegekräfte zu einer

besseren Vorhersage des tatsächlichen Gewichtes. Das zeichnete sich vor allem in einer

Reduktion der unterschätzten Patienten aus. Hier konnte der Anteil von 20.6% auf

12.7% reduziert werden. Die beste Schätzung gelang dem Patienten selbst: In 20.8% lag

eine Abweichung von mehr als 10% vom tatsächlichen Gewicht vor. Es lagen jedoch

40  

nur bei etwas mehr als der Hälfte der Patienten (n=53) Angaben vor. Angehörige, die

den Patienten begleiteten, lagen in 7 Fällen (25.9%) um mehr als 10% neben dem

tatsächlichen Gewicht. Sie unterschieden sich nicht in der Güte der Schätzung von den

Patienten selbst, allerdings lagen lediglich bei 16 Patienten Informationen von

Angehörigen und Patienten vor. Im Trend hatten die RTAs die häufigsten

Abweichungen.

5.4.7 Einflussfaktoren  auf  die  Schätzung  der  univariaten  Analyse  

Es sollen nun Einflussfaktoren für die Fehlschätzungen identifiziert werden.

In der univariaten Analyse der Abweichungen des behandelnden Arztes wurden die in

Tabelle 6 aufgeführten Einflussfaktoren getestet. Die univariate Analyse mittels Chi-

Quadrat wurde bei den kategorisierten, bzw. nominalen Variablen angewandt.

Signifikant waren der erhöhte Bauchumfang (>80cm bei Frauen und >94cm bei

Männern), das Vorliegen von Übergewicht oder Adipositas und das kategorisierte Alter.

Nicht signifikant waren die Unterschiede abhängig von NIHSS-S und Geschlecht. Bei

der Testung der kontinuierlichen Variablen BMI, Bauch- und Hüftumfang,

Körpergröße, NIHSS-S und Alter im Mann-Whitney-U-Test zeigten sich die Ergebnisse

aus Tabelle 7. Hier war der Unterschied der NIHSS-Summenwerte wiederum nicht

signifikant. In die multivariate Analyse mittels Logistischer Regression wurden Alter,

Bauchumfang, Hüftumfang, Größe und BMI als kontinuierliche Variablen

aufgenommen. Getestet wurde die Schätzqualität des behandelnden Arztes, die der

Formel nach Lorenz sowie des Patienten selbst.

41  

Tabelle  6  Univariate  Analyse  nominaler  und  kategorisierter  Variablen  mit  Einfluss  auf  die  Schätzqualität  des  behandelnden  Arztes

Überschätzen

(N=21)

P

Unterschätzen

(N=18)

P

Bauchumfang

Erhöhtes Risiko

(N=102), n (% der

Gruppe)

+ 12 (14.6)

- 9 (45.0)

0.003 + 17 (20.7)

- 1 (5.0)

0.098

Adipositas (N=102), n

(% der Gruppe)

+ 0 (0.0)

- 21 (27.6)

0.004 + 12 (50.0)

- 6 (7.9)

<0.001

Übergewicht

(N=102), n (% der

Gruppe)

+ 4 (6.9)

-17 (40.5)

<0.001 + 15 (25.9)

- 3 (7.1)

0.016

NIHSS ≥10, n (% der

Gruppe)

+10 (22.7)

-11 (19.0)

0.642 + 7 (15.9)

-11 (19.0)

0.688

NIHSS ≥15, n (% der

Gruppe)

+ 4 (21.1)

- 17 (20.5)

0.956 + 2 (10.5)

- 16 (19.3)

0.367

Alter (Kategorien), n

(% der Gruppe)

(1) 2 (8.0)

(2) 2 (8.3)

(3) 10 (31.2)

(4) 7 (33.3)

0.030 (1) 3 (12.0)

(2) 3 (12.5)

(3) 8 (25.0)

(4) 4 (19.0)  

0.531

Geschlecht, n (% der

Gruppe)

m 13 (20.3)

w 8 (21.1)

0.929 m 11 (17.2)

w 7 (18.4)

0.874

Darstellung der Ergebnisse der Kreuztabellen und der Signifikanzen für den Chi-Quadrat Test. (+) bedeutet

Merkmal vorhanden (-) Merkmal nicht vorhanden, bzw. (1), (2), (3), (4) beschreibt die jeweilige

Alterskategorie; m=männlich, w=weiblich. Die Prozente in den Klammern geben den Anteil Patienten mit

dem Merkmal in der Gruppe an. Signifikante Ergebnisse sind fett gedruckt.

42  

Tabelle  7  Univariate  Analyse  kontinuierlicher  Variablen  mit  Einfluss  auf  die  Schätzqualität  des  behandelnden  Arztes

Fehlschätzung Überschätzen

(n=21)

Unterschätzen

(n=18)

P P P

BMI (kg/m2) 0.392 <0.001 <0.001

Bauchumfang

(cm)

0.946 0.042 0.025

Hüftumfang (cm) 0.534 0.003 0.020

Größe (cm) 0.653 0.106 0.022

Alter (Jahre) 0.007 0.011 0.442

NIHSS-S 0.722 0.323 0.552 Signifikante Ergebnisse sind fett gedruckt.

Die in Tabelle 6 getesteten nominalen und kategorisierten Variablen gingen nicht in das

Modell ein. Die Schlaganfallschwere hatte keinen Einfluss auf die Schätzwerte. Bei

dem Alter als Kategorie sind in den einzelnen Gruppen nicht mehr ausreichend

Patienten für die logistische Regression.

43  

5.4.8 Einflussfaktoren  auf  die  Schätzung  der  multivariaten  Analyse    Die Ergebnisse der multivariaten Analyse der Einflussfaktoren sind in Tabelle 8

dargestellt.

Behandelnder Arzt

Der BMI hatte einen signifikanten Einfluss auf das Unterschätzen und Überschätzen

durch den behandelnden Arzt. Die OR lag bei 1.32, bzw. 0.71. Je höher der BMI ist, je

eher werden die Patienten unterschätzt und in gleichem Maße seltener überschätzt. Das

ist verständlich, da das Gewicht in die Berechnung des BMI eingeht und direkt

proportional dazu ist. Für die Rate der Fehlschätzungen über 10% insgesamt hatte der

BMI jedoch keinen Einfluss. Die OR für das Alter ist mit 1.04 gering, jedoch

signifikant. Eine stärkere Bedeutung hat das Alter für das Unterschätzen.

Patienten

Lediglich das Patientenalter hatte in diesem Modell einen statistisch signifikanten

Einfluss darauf, dass die Patienten ihr Gewicht selbst überschätzen. Auf die

Unterschätzung oder Fehlschätzung insgesamt hatte das Alter wiederum keinen

Einfluss.

Formel nach Lorenz

Die anthropometrische Formel hat in unserem Kollektiv das Gewicht relativ zu den

anderen Quellen gut geschätzt. Die Fehler lagen vor allem in der Tendenz zum

Überschätzen der Patienten. Der BMI der überschätzten Patienten war im Mittel

signifikant geringer. Je höher der BMI, desto unwahrscheinlicher die Überschätzung

durch die Formel. Von den Werten, auf denen die Schätzung der Formel beruht (Größe,

Bauchumfang, Hüftumfang), zeigte sich der Hüftumfang als unabhängiger Faktor für

die Rate der Überschätzung.

44  

Tabelle  8  Multivariate  Analyse  der  Einflussfaktoren  auf  die  Schätzgenauigkeit  mittels  Logistischer  Regression

Fehlschätzung Unterschätzung Überschätzung

Behandelnder Arzt

OR (95% CI) P OR (95% CI) P OR (95% CI) P

BMI (kg/m2) 1.00 (0.87-1.12) 0.994 1.32 (1.13-1.53) <0.001 0.71 (0.60-0.84) <0.001

Bauchumfang (cm) 0.99 (0.96-1.02) 0.990 0.97 (0.92-1.02) 0.183 1.03 (0.98-1.08) 0.275

Hüftumfang (cm) 1.00 (0.94-1.06) 0.964 1.01 (0.92-1.11) 0.804 1.03 (0.93-1.14) 0.565

Größe (cm) 1.04 (0.98-1.10) 0.162 1.12 (1.02-1.22) 0.013 0.95 (0.88-1.02) 0.160

Alter (Jahre) 1.04 (1.01-1.08) 0.016 1.08 (1.01-1.15) 0.027 1.02 (0.98-1.06) 0.364

Patient

OR (95% CI) P OR (95% CI) P OR (95% CI) P

BMI (kg/m2) 0.91 (0.77-1.07) 0.254 0.86 (0.58-1.28) 0.450 0.89 (0.71-1.11) 0.291

Bauchumfang (cm) 1.03 (0.93-1.13) 0.604 1.01 (0.89-1.14) 0.894 1.05 (0.92-1.20) 0.442

Hüftumfang (cm) 1.07 (0.95-1.20) 0.299 1.01 (0.93-1.10) 0.812 1.03 (0.86-1.24) 0.750

Größe (cm) 1.02 (0.90-1.15) 0.813 1.00 (0.856-1.18) 0.964 1.03 (0.87-1.22) 0.742

Alter (Jahre) 1.05 (0.99-1.12) 0.102 0.99 (0.92-1.06) 0.763 1.12 (1.01-1.25) 0.033

Formel

OR (95% CI) P OR (95% CI) P OR (95% CI) P

BMI (kg/m2) 0.65 (0.51-0.83) <0.001 1.46 (0.98-2.19) 0.064 0.50 (0.36-0.71) <0.001

Bauchumfang (cm) 1.01 (0.96-1.07) 0.727 0.96 (0.89-1.03) 0.276 1.05 (0.96-1.14) 0.318)

Hüftumfang (cm) 1.13 (1.03-1.24) 0.008 0.78 (0.59-1.04) 0.089 1.23 (1.09-1.39) 0.001

Größe (cm) 1.04 (0.96-1.14) 0.357 1.12 (0.90-1.39) 0.309 1.00 (0.90-1.12) 0.920

Alter (Jahre) 1.03 (0.98-1.07) 0.245 0.98 (0.84-1.13) 0.742 1.03 (0.98-1.08) 0.188

Signifikante Ergebnisse sind fett gedruckt

Wie zuvor beschrieben sind die Dosierungen des Thrombolytikums zu einem

Körpergewicht von 100kg, bzw. 90mg direkt proportional. Über 100 Kilogramm

wiegen 16 der 109 Patienten (14,7%). Der Anteil an der Gesamtheit ist bei Frauen und

Männern gleich. (n=6, 14,0%; n=10, 15,2%). Fehleinschätzungen des Körpergewichtes

führen also bei den meisten Patienten direkt zu einer Fehldosierung. Für die Dosierung

war in unserer prospektiven Beobachtungsstudie der behandelnde Arzt verantwortlich,

so dass die Dosierung - und somit auch Fehldosierungen - auf seinen Schätzungen

beruhen.

45  

5.5 Dosierung  von  Alteplase

Tatsächlich wurde den Patienten im Mittel eine Gesamtdosis von 68.5mg appliziert. Die

Gesamtdosis war normalverteilt, die Standardabweichung betrug 12.51mg. Der Median

lag bei 69mg (60-80). Die minimale Dosis lag bei 40, die maximale Dosis

zulassungsbedingt bei 90mg. Männer erhielten im Schnitt 73.1mg (SD±11.66), das

Minimum lag bei 50, das Maximum bei 90mg. Im Median bekamen die Männer 75.75

(63-81) mg. Die Dosen der Frauen unterschieden sich signifikant davon (p<0.001). Im

Mittel erhielten sie 61.4 (±10.35), im Median 62.75mg (54-70). Es wurden Dosierungen

von 40 bis 80mg verabreicht.

Die Dosierungen in den gruppierten NIHSS-Kategorien unterschieden sich nicht

signifikant (Kruskal-Wallis-Test: p= 0.288). In der Gruppe der über 80jährigen gab es

einen Trend zu einer niedrigeren Gesamtdosis, der jedoch nicht statistisch signifikant

ist, und durch das niedrigere Körpergewicht der Gruppe zu erklären ist. Das interessante

Maß für die individuelle Dosierung von Alteplase ist mg pro kg Körpergewicht (mg/kg

KG).

Insgesamt erhielten die Patienten in unserem Kollektiv 0.905 (±0.101) mg/kg KG. Die

Menge entspricht damit genau der Dosis der Zulassung. Die minimale verabreichte

Dosis lag bei 0.69, die maximale bei 1.16mg/kg KG. Dieser Wert entspricht der

tatsächlichen Dosis dividiert durch das tatsächliche oder auch gemessene

Körpergewicht. Da aber Patienten über 100kg KG per Definition weniger als 0,9mg/kg

KG bekommen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, diesen Wert zu korrigieren. In

unserem Kollektiv wogen 9 Patienten (9%) aus dem Kollektiv mit komplettem

Datensatz (N=100) mehr als 100kg. Werden diese von der Analyse ausgeschlossen, so

ergibt sich eine durchschnittliche Dosierung von 0.918 (±0.096) mg/kg KG. Das

Minimum der Dosis pro kg KG liegt bei 0.72, das Maximum bei 1.16. Werden die über

100kg schweren Patienten in die Analyse einbezogen und ihr Körpergewicht gleich

100kg gesetzt, so ergeben sich folgende Werte für unser Kollektiv (N=100): Mittelwert

0.913 (±0.094), Minimum 0.72; Maximum 1.16 mg/kg KG Alteplase. Die Dosierung

unterschied sich nicht signifikant zwischen Männern und Frauen (T-Test) und glich sich

in allen Altersgruppen (einfaktorielle ANOVA). Auch für die verschiedenen

Schlaganfallschweregrade, gemessen mit der NIHSS, zeigte sich kein signifikanter

Unterschied (ANOVA). Es zeigte sich, dass in der Gruppe der übergewichtigen

46  

Patienten, definiert als ein BMI von 25kg/m2 oder mehr, die Dosis signifikant niedriger

war. Und zwar unabhängig von der Definition und Art der Korrektur. Im T-Test für

Mittelwertgleichheit ergaben sich mittlere Differenzen von 0.0689 bis 0.0875mg

Alteplase pro kg Körpergewicht, und ein p-Wert von 0.007 bis 0.001. Vergleicht man

die Gruppe der adipösen Patienten (BMI ≥ 30kg/m2) und lässt die Patienten mit einem

Körpergewicht über 100kg aus der Analyse, zeigt sich ein Trend für eine niedrigere

Dosierung (mittlere Differenz 0.0527mg/kg KG, p=0.053). Korrigiert man nicht, ist per

Definition der Unterschied höher. Bei Patienten, deren Sprachvermögen beeinträchtigt

war, also eine Aphasie vorlag, gab es einen Trend zur niedrigeren Dosierung. Die

durchschnittliche Dosierung lag bei 0.887 (±0.0894) mg/kg KG für Patienten ohne

Aphasie und bei 0.925 (±0.1099) mg/kg KG für Patienten mit Aphasie. Dieser

Unterschied war mit einem p-Wert von 0.053 gerade nicht signifikant. Wurden die

Patienten über 100kg KG aus der Analyse genommen, lag die mittlere Differenz

zwischen den Gruppen bei 0.0429 mg/kg KG, der p-Wert bei 0.033. Die Gruppe der

Patienten, die eigene Angaben zu ihrem Körpergewicht machen konnte, und die, die es

nicht konnte, unterschieden sich im Trend ebenfalls. Signifikant war wiederum nur der

Unterschied der Patienten mit einem Körpergewicht bis 100kg (p=0.049).

Tabelle  9  Dosierungsfehler,  Rate  der  Überdosierung  und  Unterdosierung  von  >10%  Alteplase  (N=100)

Dosierungsfehler, n (%)

Unterdosierung 16 (16)

Überdosierung 17 (17)

Kombination aus Unter- oder Überdosierung 33 (33)

Dosierungsfehler, n (%)

(korrigiert für Patienten, die mehr als 100kg wiegen)

Unterdosierung 12 (12)

Überdosierung 17 (17

Kombination aus Über- und Unterdosierung 29 (29) Dosierungsfehler: Abweichen der Dosis um >10% von der idealen Dosis (0.9 mg/kg KG).

Tabelle 9 gibt eine Übersicht über die Abweichung der Dosierung der errechneten von

der tatsächlichen Dosis von mehr als 10% an. Die applizierte Dosis wird mit der

optimalen Dosis verglichen, die sich aus 0.9mg pro kg gemessenem Körpergewicht

47  

ergibt (auch errechnete Dosis). Die Berechnung erfolgt aus dem prozentualen Anteil

der Differenz von tatsächlicher und errechneter Dosis. Die errechnete Dosis ergibt sich

aus gemessenem Gewicht multipliziert mit 0.9mg/kg KG. Ein Körpergewicht von

>100kg wird mit 100kg gleichgesetzt. Eine Fehldosierung von 10% oder mehr lag bei

insgesamt 32 Patienten (32%) vor. Diese setzt sich zusammen aus 13% Unterdosierung

(13 Patienten) und 19% überdosierten Patienten (n=19). Wie schon bei der

Gewichtsschätzung beschrieben, „schützt“ Übergewicht vor Fehldosierung. In der

univariaten Analyse (N=98) wich die tatsächliche Dosis bei 19 Patienten ohne

Übergewicht (46.3%) um 10% oder mehr von der errechneten Dosis ab, bei Patienten

mit Übergewicht waren es lediglich 12 Patienten (21.1%). Dieser Unterschied war

statistisch signifikant (Chi-Quadrat p=0.008). Lediglich 4 der übergewichtigen

Patienten waren überdosiert (7.0%). Im Vergleich waren es 15 in der Gruppe der nicht

Übergewichtigen (36.6%), p<0.001. Bei der Unterdosierung fand sich kein signifikanter

Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Adipositas, definiert als BMI von 30 oder

mehr, hatte in der Gesamtvariablen keinen Einfluss auf Über- und Unterdosierung. Wie

schon bei der Gewichtsschätzung ist das Risiko für adipöse Patienten für eine

Überdosierung niedriger. 19 Patienten ohne Adipositas waren überdosiert (25.7%), kein

Patient in der Gruppe der Adipösen (p=0.006). Das Geschlecht hatte keinen

signifikanten Einfluss auf die Rate der Fehldosierungen. Ebenso zeigte der gruppierte

NIHSS-Wert keine unterschiedlichen Raten in den Gruppen.

5.6 Klinisches  Ergebnis  und  Nachuntersuchung  

Ein wichtiger Aspekt der Behandlung mit systemischer Thrombolyse ist die Sicherheit

der Patienten. Die kraniale Computertomographie 24 Stunden nach Behandlung gehört

zum klinischen Standard. Die Rate der Blutungskomplikationen in unserem Kollektiv

lag bei 11.9% (n=13), 5 (4.6%) waren symptomatisch, 8 (7.3%) asymptomatisch. Bei

den Patienten mit komplettem Datensatz lag der Anteil der symptomatischen Blutungen

bei 2% (n=2), der der asymptomatischen bei 6% (n=6). Es zeigten sich keine

signifikanten Unterschiede der Blutungskomplikationen in den Gruppen der korrekt

dosierten Patienten gegenüber den überdosierten, den unterdosierten Patienten oder der

Gruppe, die entweder unter- oder überdosiert war. Siehe auch Tabelle 11.

Der mediane NIHSS lag bei Aufnahme bei 9 (4.5-13). Der mediane initiale NIHSS der

Fehldosierten lag bei 8 (4-12), der Unterschied zu den korrekt dosierten Patienten

48  

NIHSS 7 (4-13) ist nicht signifikant (p=0.538). Vergleicht man die unterdosierten

Patienten medianer NIHSS 8 (4-13) mit den korrekt dosierten, medianer NIHSS 7 (4-

13), ist dieser Unterschied nicht signifikant (p=0.764).

Vergleicht man die überdosierten Patienten (medianer NIHSS 9 (6.5-12)) mit den

korrekt dosierten Patienten, so ist dieser Unterschied ebenfalls nicht signifikant

(p=0.625).

Der mediane NIHSS nach 24 Stunden lag bei 4 (2-12). Im Durchschnitt verbesserten

sich die Patienten um 2.4 (±4.16) Punkte auf der NIHSS. Das Spektrum reichte von

einer Verschlechterung um 9 Punkte bis zu einer Verbesserung um 13 Punkte.

Abbildung  6  NIHSS-­Summenwert  (initial,  nach  24  Stunden  und  bei  Entlassung)

Der Unterschied von initialem NIHSS und NIHSS nach 24 Stunden ist normalverteilt.

Vergleicht man die Differenzen der Gruppe der korrekt dosierten Patienten mit denen,

die eine Fehldosierung erhalten haben, unterscheiden sich die Gruppen nicht

voneinander (p=0.833), der Mittelwert liegt bei 2.71 (±3.87), bzw. bei 2.52 (±4.38). In

den Gruppen Unterdosierung gegenüber korrekter Dosierung sowie Überdosierung vs.

korrekter Dosierung zeigen sich deutliche Unterschiede in der Differenz vom NIHSS

nach 24 Stunden und dem bei Aufnahme. Überdosierte Patienten zeigen eine

49  

Verbesserung von 4.53 (±3.59) Punkten auf der NIHSS gegenüber 2.25 (±4.00) bei den

nicht Überdosierten. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant (p=0.032).

Bei den unterdosierten Patienten zeigte sich eine mittlere Differenz von -0.33 (±3.87),

d.h. eine leichte Verschlechterung, bei den nicht Unterdosierten eine Verbesserung um

3.08 (±3.87) Punkte. Dieser Unterschied ist signifikant, p=0.006 im Mann-Whitney-U-

Test. Im Students-T-Test ist er nicht signifikant (p=0.833).

Abbildung  7  NIHSS-­Summenwert  initial  und  24  Stunden  nach  Dosierung

Abbildung  8  Differenz  NIHSS  initial  und  24  Stunden  nach    Dosierung  

50  

Die Nachuntersuchung, bzw. Nachbefragung nach drei Monaten, dargestellt in der

modifizierten Rankin Skala (mRS), zeigte die in Tabelle 10 dargestellten Ergebnisse. In

der univariaten Analyse unterschied sich das Outcome in den Gruppen Überdosierung,

sowie in der Kombination aus Über- und Unterdosierung, nicht. Die Patienten, die 10%

oder mehr von der errechneten Dosis nach unten abwichen, hatten in der univariaten

Analyse einen signifikant geringeren Anteil an einem unabhängigen Outcome (mRS 0-

2). In der multivariaten Analyse war Unterdosierung ein unabhängiger Risikofaktor für

schlechtes Outcome (mRS 3-6). Ein weiterer unabhängiger Vorhersagewert für

schlechtes Outcome war der NIHSS-Wert bei Aufnahme.

Tabelle  10  NIHSSS  im  Verlauf,  mRS  nach  90  Tagen,  Rate  der  intrakraniellen  Blutungen

NIHSS-S, Median (IQR)

Bei Aufnahme 9 (4.5-13)

Nach 24 Stunden (N=103) 4 (2-12)

Bei Entlassung (N=102) 2 (0-10.3)

Klinisches Ergebnis nach 3 Monaten (N=108), n (%)

mRS 0-1 36 (33)

mRS 0-2 53 (48)

Intrakranielle Blutungen, n (%)

Symptomatische intrakranielle Blutung 5 (4.6)

Asymptomatische intrakranielle Blutung 8 (7.3)

51  

Tabelle  11  Vergleich  von  klinischem  Ergebnis  und  intrazerebraler  Blutung  nach  Alteplase-­Dosierung

Korrekte

Dosis,

n=71

Fehldosierung, n=29 Unterdosierung >10%,

n=12

Überdosierung >10%,

n=17

n (%) n (%) P n (%) P n (%) P

mRS 0-1 29 (40.8) 7 (24.1) 0.248 2 (16.7) 0.195 5 (29.4) 0.385

mRS 0-2 39 (54.9) 13 (44.8) 0.138 3 (25.0) 0.061 10 (58.8) 0.736

sICB 2 (2.8) 1 (3.4) 1.000 1 (8.3) 0.378 0 (0.0) 1.000

aICB 6 (8.3) 1 (3.3) 0.448 0 (0.0) 0.586 1 (5.9) 1.000

mRS 0-1 (exzellentes funktionelles Ergebnis); mRS 0-2 (unabhängiges funktionelles Ergebnis); sICB (symptomatsiche

intrazerebrale Blutung, Def. nach ECASS III); aICB (asymptomatische intrazerebrale Blutung, Def. nach ECASS III).

Multivariate Analyse des klinischen Ergebnisses

Um unabhängige Einflussfaktoren für ein schlechtes klinisches Ergebnis zu

identifizieren, wurde die multivariate Analyse durchgeführt. In der univariaten Analyse

zeigten der NIHSS-S bei Aufnahme sowie das Alter signifikante Unterschiede zur

Gruppe der Patienten mit einem mRS von 0-1, bzw. 0-2 und 2-6, bzw. 3-6.

Unterdosierung um mehr als 10% (siehe Tabelle 12) zeigte einen Trend. Die weiteren

getesteten Variablen (Größe, Bauchumfang, Hüftumfang, Gewicht) zeigten keinen

Unterschied.  

Tabelle  12  Ergebnis  der  multivariaten  Analyse  für  klinisches  Ergebnis    

mRS 2-6

mRS 3-6  

OR (95% CI) P OR (95% CI) P NIHSSS bei Aufnahme

1.20 (1.09-1.33) <0.001 1.24 (1.12-1.37) <0.001

Unterdosierung

4.16 (0.78-22.23) 0.096 5.87 (1.25-27.34) 0.024

Alter

1.03 (0.99-1.06) 0.158 1.03 (0.99-1.07) 0.160

mRS  2-­‐6:  schlechtes  Outcome,  mRS  3-­‐6  Tod  und  Abhängigkeit  

52  

5.7 Zusammenfassung

 Das Fehlen zuverlässiger Angaben zum aktuellen Gewicht bei Patienten mit akutem

behandlungsbedürftigen Schlaganfall ist ein relevantes Problem. Bei über 50% unserer

Patienten konnten die Patienten selbst keine Angaben machen. In über 75% der Fälle

war dafür eine Sprach- oder Sprechstörung, also ein spezifisches Schlaganfallsymptom,

verantwortlich. Hierbei kommt den Schlaganfallpatienten eine Sonderstellung unter den

Notfallpatienten zu. Nur in 11 dieser Fälle konnten begleitende Angehörige Angaben

zum aktuellen KG machen. Die Qualität der Schätzung durch Mitglieder des

therapeutischen Teams ist schlecht und führt in 38% bis 44% der Fälle zu

Fehlschätzungen.

Die Daten zeigen, dass sich die untersuchten Berufsgruppen hinsichtlich der Rate an

Fehlschätzungen des Körpergewichtes nicht signifikant unterscheiden. Der Mittelwert

aus zwei Schätzungen, also dem gleichzeitigen unabhängigen Schätzen durch zwei

Personen, führt zu einer geringeren Fehlerrate (33-35%). Der Patient selbst gibt die

beste Schätzung ab, in unserem Kollektiv sind aber nur etwa die Hälfe dazu in der Lage.

Die Angehörigen haben mit etwa 25% ebenfalls eine geringere Fehlerrate, ihre Angaben

sind jedoch in weniger als einem Drittel der Fälle verfügbar. Die untersuchte

Schätzformel hat ebenfalls eine relativ niedrige Fehlerquote, neigt in unserem Kollektiv

jedoch zur Überschätzung des KG. In der multivariaten Analyse wurden Alter und BMI

als schwache Einflussfaktoren auf die Schätzgenauigkeit ermittelt.

Die Fehlschätzungen führten dazu, dass in 29% der Fälle die tatsächliche Dosis um

mehr als 10% von der optimalen Dosis 0.9mg/kg KG abwich. In 12 Fällen handelte es

sich um eine Unter- in 17 Fällen um eine Überdosierung. Das ist relevant, da

Unterdosierung um mehr als 10% in unserem Kollektiv neben NIHSS-Summenwert und

Alter ein unabhängiger Schätzer für ein schlechtes klinisches Ergebnis ist. Die Rate von

symptomatischen und asymptomatischen intrazerebralen Blutungen war bei einer

Überdosierung um mehr als 10% dagegen nicht erhöht.

Der Zusammenhang von Dosierung und klinischem Ergebnis wird in unserem Kollektiv

durch andere Kenngrößen unterstützt. So ist der Unterschied der NIHSS-Summenwerte

zwischen Baseline und nach 24 Stunden (Delta NIHSS-S) deutlich. Während die

Verbesserung bei den Unterdosierten ausbleibt (Delta NIHSS-S -0.3 vs. 3.08 Punkte;

53  

n.s.), zeigen die Überdosierten eine signifikant stärkere Verbesserung innerhalb von 24

Stunden (Delta NIHSS-S 4.53 vs. 2.24; p=0.032).

54  

6 Diskussion    

Die systemische Thrombolyse mit Alteplase ist die einzige medikamentöse

Akuttherapie des akuten ischämischen Schlaganfalls. Alteplase hat eine geringe

therapeutische Breite und die Dosierung erfolgt körpergewichtsadaptiert. Der akute

ischämische Schlaganfall ist ein Notfall, da die Behandlung mit dem Ziel der

Rekanalisation durch systemische intravenöse Thrombolyse nur in einem engen

Zeitfenster erfolgen kann. In Notfallsituationen, wie der Behandlung von potentiellen

Lysekandidaten, fehlt die Zeit, die Patienten vor der Behandlung zu wiegen. In den

Notaufnahmen sind darüber hinaus häufig die strukturellen Voraussetzungen für das

Wiegen der Patienten nicht gegeben. Spezifisch für den Schlaganfall als medizinischem

Notfall ist weiterhin, dass die Patienten nicht in der Lage sind, Informationen über ihr

Körpergewicht zu geben. Daher ist die Schätzung des Körpergewichtes der Standard in

der Behandlung dieser Patienten. Es liegen nur wenige Daten zur Güte der

Gewichtsschätzung von Akutpatienten mit ischämischem Schlaganfall, Genauigkeit der

Dosierung von rt-PA und den Auswirkungen von Dosierungsfehlern auf das klinische

Ergebnis vor. Ziele dieser prospektiven Beobachtungsstudie waren nun, die Güte der

Körpergewichtsschätzung zu ermitteln und den Einfluss auf Sicherheit und

funktionelles Ergebnis nach drei Monaten in der klinischen Routine zu untersuchen.

Daten zu Körpergewichtsschätzungen liegen für pädiatrische Patienten, erwachsene

Notfallpatienten, ambulante Patienten und gesunde Freiwillige vor. Hier wurden

Schätzfehler von bis zu 45% für medizinisches Personal und bis zu 10% für Patienten

berichtet. In den verfügbaren Studien liegen sehr heterogene Bedingungen und

Patientenkollektive vor [7, 8, 11, 18-20], [21, 23, 24, 30, 31, 33, 35, 36, 44, 51-53, 62-

64], [72-74], [78, 81-83, 85, 86, 88, 95]. Die Vergleichbarkeit mit der vorliegenden

Untersuchung ist daher eingeschränkt.

6.1 Schätzungen    In der Pädiatrie ist der Zusammenhang Alter und Körpergewicht, bzw. Größe und

Körpergewicht enger und mathematisch einfacher zu beschreiben. Formeln wie: kg=2 X

(Alter in Jahren +4 ); (Alter in Jahren X 3) + 7 oder (Alter in Jahren + 2) X 3 werden

55  

verwendet   [68],   [8]. Auch kommen Hilfsmittel zum Einsatz, wie das sog. Broselow

Tape in den USA. Dabei handelt es sich um ein Maßband, an dem man abhängig von

der Körpergröße direkt das geschätzte Gewicht ablesen kann. Zusätzlich können für die

Gewichtsbereiche Dosierungen und Größe von Instrumenten für die Notfallsituation

abgelesen werden  [67]. Auch bei pädiatrischen Patienten ist die Schätzung durch Ärzte

und Pflegepersonal mit einer hohen Fehlerrate behaftet  [78,  86]. Es wird empfohlen, die

Patienten zu wiegen oder andere Schätzmethoden zu verwenden. Pädiatrische Patienten

sind in aller Regel von ihren Eltern begleitet, deren Schätzungen deutlich besser sind  

[78]. Für die Notfallsituation werden auch bei pädiatrischen Patienten leicht

zugängliche Messpunkte gesucht, die die Schätzung des Körpergewichtes verbessern.

Für Schulkinder wurde die Messung des Oberarmumfangs als eine solche Methode

identifiziert  [19].

Bei erwachsenen Notfallpatienten stehen wir vor den gleichen Problemen. Die

Schätzung des Körpergewichtes ohne Hilfsmittel gelingt den Patienten selbst am besten.

Sie erreicht eine Genauigkeit von bis zu 90% innerhalb von 10% des tatsächlichen

Wertes, und ihre Schätzung ist immer besser als die des medizinischen Personals  [21],  

[44]. Auch in unserer Untersuchung waren die Schätzungen durch die Patienten die

genauesten. Die Fehlerrate lag aber immerhin noch bei 20.8%. Darüber hinaus waren

nur 53 Patienten in der Lage, Auskunft über ihr Gewicht zu geben. Patienten mit

akutem Schlaganfall können aufgrund quantitativer Bewusstseinsstörung oder Sprach-

und Sprechstörung häufig keine Angaben zu ihrem Körpergewicht machen. In

Untersuchungen zur Thrombolyse von Heuschmann und Kollegen zeigten 45% der

Patienten eine Aphasie und 28.5% eine Bewusstseinsstörung. Die Anteile waren jeweils

signifikant höher als bei den Patienten ohne thrombolytische Therapie (23.7% bzw.

12.4%)   [46]. Es handelt sich also um ein Problem, das besonders für

Thrombolysekandidaten gilt.

Wir konnten keine Einflussfaktoren auf die Qualität der Schätzung unserer Patienten

identifizieren. Über den schwachen Zusammenhang von höherem Alter und

Überdosierung OR 1.12 lässt sich nur spekulieren. Die Tatsache, dass die Schätzung des

eigenen Gewichtes in anderen Kollektiven besser ist, lässt einen Zusammenhang mit (1)

dem Alter und (2) der Erkrankung vermuten. Es besteht aber immer auch die Gefahr,

dass aufgrund einer Sprachstörung falsche Informationen gegeben werden. Das könnte

56  

der Grund für die im Vergleich zu anderen Studien hohe Rate falscher Schätzungen

sein, die bei etwa 90% liegt  [21].

6.1.1 Schätzungen  durch  Pflegepersonal,  Ärzte  und  MRTA  

Die Schätzungen des medizinischen Personals sind schlecht. Sie liegen mit etwa 40%

Fehlschätzungen aber im Rahmen der Quoten, die aus Kollektiven von Untersuchungen

in Notfallaufnahmen oder auf Intensivstationen berichtet werden  [11], [33], [64], [73].  

Untersucht man die absoluten Unterschiede der Schätzungen von Pflege, Ärzten und

MRTA, so findet man signifikante Unterschiede. Die Schätzungen der MTRA

unterscheiden sich jeweils signifikant von denen der Ärzte und Pflegenden. Die letzt

Genannten unterscheiden sich jedoch nicht signifikant voneinander. Vergleicht man

jedoch die Anzahl der um jeweils 10% unter- und überschätzen Patienten, zeigt sich

kein signifikanter Unterschied. Im Trend hatten die MTRA mit 44.4% die meisten

Fehlschätzungen. Der Unterschied ist jedoch nicht signifikant (bei Überschätzung (20.6

vs. 29.3%); p=0.064; McNemar). Die Schätzungen werden im Trend besser, wenn

Mittelwerte aus Schätzungen gebildet werden, dieser Unterschied ist jedoch nur bei

Unterschätzung durch die Pflege signifikant (p=0.021).

6.1.2 Schätzung  durch  begleitende  Angehörige    Außerhalb von pädiatrischen Fragestellungen sind Angehörige als Schätzer nicht

untersucht [62]. In der vorliegenden Arbeit wurden weniger als ein Drittel der Patienten

von Angehörigen begleitet. Begleitende Angehörige sind häufig unverzichtbar, wenn es

um den Beginn der Symptomatik und damit die Lyseindikation geht. Für die Ermittlung

des Körpergewichtes können sie eine zusätzliche Hilfe sein.

Aufgrund der Schwierigkeiten das Körpergewicht von Patienten zu schätzen, wurden

verschiedene Methoden untersucht, die Genauigkeit durch zusätzliche Informationen zu

steigern. Anthropometrische Maße scheinen dafür geeignet zu sein.

Eine Studie von Lorenz und Kollegen hatte das Ziel, die Gewichtsschätzung von

Schlaganfallpatienten durch das Hinzuziehen anthropometrischer Daten zu verbessern

[66]. Mit Hilfe der Daten der Carotid Atherosclerosis Progression Study (CAPS) wurde

mit Methoden der kleinsten Quadrate und der logistischen Regression eine Formel zur

57  

Gewichtsschätzung entwickelt. Es wurden unterschiedliche Modelle für Männer und

Frauen berechnet. Das beste Modell beinhaltete eine Konstante; Körpergröße sowie

Hüft- und Bauchumfang gingen als Messgrößen ein. Die Formel wurde an einem

Kollektiv von 178 konsekutiv eingeschlossenen Patienten validiert, die auf die Stroke

Unit aufgenommen wurden. Dort wurden die Patienten von jeweils zwei unabhängigen

Ärzten in Rückenlage mit leichter Kleidung geschätzt. Insgesamt schätzen fünf

unterschiedliche Ärzte jeweils etwa die gleiche Anzahl von Patienten. Der Patient selbst

wurde auch zu seinem Körpergewicht befragt. Das Ergebnis der Studie war eine

Formel, die als elektronischer Rechner und als Normogramm vorliegt.

Mit der besten Formel lag der Anteil der Fehlschätzungen von mehr als 10% bei

lediglich 6.2%. Die Schätzungen der Ärzte lagen mit 32% bzw. 40% im Rahmen der

aus anderen Studien bekannten Ergebnisse. Die Angaben der Patienten selbst waren mit

einer Fehlerquote von lediglich 3.4% deutlich besser als in der vorliegenden

Untersuchung. In der untersuchten Kohorte von Lorenz et al. erhielten lediglich 6.2%

der Patienten eine systemische Thrombolyse. Jeder fünfte (20.8%) hatte eine TIA und

etwa jeder zehnte (9.6%) hatte eine Differentialdiagnose des ischämischen

Schlaganfalls, wie z.B. einen epileptischen Anfall mit TODDscher Parese oder eine

Migräne mit Aura (sog. „stroke mimics“). Der Punktwert auf der NIHSS war nicht

angegeben, so dass die Schlaganfallschwere nicht zu vergleichen war. Weiter waren

77.5% der Patienten in der Lage, bei Aufnahme selbständig zu stehen. Diese Zahl ergibt

sich aus der Rate der Patienten, die auf einer Stehwaage gemessen wurden. In unserem

Kollektiv waren während der ersten 24 Stunden nur 46% der Patienten dazu in der

Lage. Auch das ist ein Hinweis auf die Unterschiede der Kollektive.

Die Rate der Schätzfehler von mehr als 10%, die sich unter Zuhilfenahme der Formel

ergaben, lag in unserem Kollektiv bei 20%. Somit wurde nahezu die Güte der

Schätzung der Patienten selbst erreicht. Sie war jedoch viel höher als die in der

Originalpublikation berichtete (6.2%). Es wurden lediglich 2.1% unterschätzt, aber

17.9% überschätzt. Da die Formel auf Größe, Bauch und Hüftumfang beruht, muss sie

für unterschiedliche Populationen validiert werden. Die Formel ist genauer als die bloße

Schätzung, hätte aber in unserem Kollektiv zu einer selektiven Überdosierung geführt.

Ein hoher BMI war unabhängiger Prädiktor einer geringeren Rate von Überdosierung

(OR 0.50, 95%CI 0.36-0.71, p<0.001).

Das Messen der drei Größen war schon innerhalb der 24 Stunden bei den bettlägerigen

Patienten so aufwendig wie das Wiegen. In der Akutphase hätte die Messprozedur in

58  

dem institutionellen Algorithmus der Neurologischen Klinik eine Zeitverzögerung

bedeutet   [58]. Für die Schlaganfallversorgung müssten die anthropometrischen

Messpunkte besser zugänglich sein. Stehman und Kollegen wollten anhand der

Tibialänge die Körpergröße schätzen, die als Grundlage zur Bestimmung des idealen für

das ideale Körpergewichtes zur Einstellung von Beatmungsgeräten und Dosierung von

Medikamenten dient. Die Ergebnisse waren jedoch nicht besser als die Schätzung durch

Arzt und Pflege  [83]. Lin und Kollegen konnten mit Oberarmumfang und Kniehöhe das

Gewicht in 69% der Fälle ±10% genau schätzen und dies war, nach den Schätzungen

der Patienten selbst, in ihrem Kollektiv die beste Methode  [64]. Ebenfalls Kniehöhe und

Armumfang wurden an einer chinesischen Population von über 60jährigen Patienten

untersucht   [52]. Crandall und Kollegen haben eine Formel basierend auf Körpergröße

und Armumfang an adipösen Patienten mit einem KG von >100kg untersucht. Sie sollte

Einsatz im luftgebundenen Patiententransport finden  [23].

Weiter wurde in der vorliegenden Untersuchung der Fokus auf die Akutphase in der

ersten Stunde der Versorgung der Schlaganfallpatienten gelegt. Das enge Zeitfenster

und die anstehende Lyse-Entscheidung stellen eine Situation mit hohem

Entscheidungsdruck dar. Diese klinische Situation sowie die Entscheidung in Echtzeit

waren ein wesentliches Element in der Studie. In dieser Population konnten zum ersten

Mal prospektiv Dosierungsfehler untersucht werden, die direkt mit Fehlern in der

Dosisfindung zusammenhingen. Knapp ein Drittel unserer Patienten (29%) erhielten

eine Dosis, die sich um mehr als 10% von der optimalen Dosis unterschied. Dieser

Anteil ist höher als erwartet und höher als die Rate von 12%, die in der Arbeit von

Messe und Kollegen berichtet wird. Hierbei handelt es sich um eine retrospektive

Auswertung von gepoolten Daten zu Gewicht und Dosierung von Alteplase in

verschiedenen Zentren. Es lagen allerdings nur in 64% der Fälle Informationen zu

Körpergewicht und Dosierung vor. Zu Methoden der Körpergewichtsschätzung wurden

keine Angaben gemacht. Die große Anzahl an Patienten, die die ideale Dosierung von

0.9mg/kg KG erhielten, lassen die Autoren der Studie vermuten, dass die

Gewichtsangaben auf tatsächlichen, gemessenen Werten beruhten oder nachträglich aus

der erhaltenen Menge an Alteplase errechnet sein könnten.

59  

6.2 Dosis  und  klinisches  Ergebnis    Zwei Hypothesen wurden an den Ergebnissen der Untersuchung getestet. Führt (1) eine

zu geringe Dosis von Alteplase zu einem messbar schlechteren klinischen Ergebnis

nach systemischer Thrombolyse? Und führt (2) eine Überdosierung zu einer höheren

Rate von Blutungskomplikationen?

In der mulitvariaten Analyse unserer Ergebnisse waren nur der NIHSS Punktwert und

eine Unterdosierung von mehr als 10% ein Prädiktor für Abhängigkeit oder Tod,

definiert als mRS von 3 oder mehr. Einen nicht signifikanter Trend zeigte sich ebenfalls

für ein ungünstiges Ergebnis, definiert als ein mRS von 2 oder mehr (p=0.096). Dieses

Ergebnis war nach der retrospektiven Arbeit von Messe und Kollegen nicht zu

erwarteten. Sie hatten in ihrer Studie berichtet, dass die Unterdosierung in ihrer Kohorte

keinen messbaren Einfluss auf die Wirksamkeit hatte [74]. Eine Studie aus Japan legt

ebenfalls nahe, dass eine niedrigere Dosierung nicht zu einem schlechteren Outcome

führen müssen. In Japan wurde Alteplase aufgrund der offenen, nicht

placebokontrollierten Studie J-ACT (Japan Alteplase Clinical Trial) in einer Dosierung

von 0.6mg/kg KG zugelassen [94]. Die 2010 veröffentlichte J-MARS (Japan post

Marketing Alteplase Registration Study) hat ähnlich wie SITS die Sicherheit und

Wirksamkeit von Alteplase in einem Register überprüft. Sie konnte zeigen, dass in der

japanischen Population von Schlaganfallpatienten die systemische Thrombolyse im 3

Stunden Zeitfenster sicher und effektiv in der klinischen Praxis ist [76]. Im direkten

Vergleich mit der SITS-MOST Population ist der Anteil der Patienten mit einem guten

klinischen Ergebnis (mRS 0-1) in J-MARS niedriger (33% vs. 39%). Die Rate an sICB

war nach der ECASS Definition in den beiden Gruppen nahezu gleich (4.4% vs. 4.6%).

Die Autoren erklären den geringeren Anteil der Patienten mit mRS von 0-1 mit (1)

einem höheren Durchschnittsalter und der Aufnahme von Patienten über 80 Jahren. Die

Schlaganfallschwere, gemessen mit der NIHSS ist in J-MARS höher (Median 15 vs.

12). Da offensichtlich nur aggregierte Daten verglichen wurden, konnten keine

Aussagen über Maße für den Unterschied gemacht werden. In einer post-hoc

Subgruppen Analyse lag der Anteil der Patienten mit einem mRS von 0-1 nach drei

Monaten auch in der J-MARS Kohorte bei 39%. Ein weiterer Unterschied der beiden

Gruppen wurde zwar dokumentiert, jedoch nicht diskutiert. Die Gruppen unterscheiden

sich in der Schlaganfallätiologie, definiert nach der TOAST-Klassifikation. Der Anteil

60  

der Patienten mit kardial-embolischem Schlaganfall ist mit 60.2% deutlich höher als in

allen vergleichbaren Studien und Registern. Das würde die Schwere der Schlaganfälle

in der J-MARS Kohorte erklären, da Patienten mit kardial-embolischen Schlaganfällen

schwerer betroffen sind und häufiger eine bleibende Behinderung haben [60, 71]. Da es

in der J-MARS Kohorte keine signifikant niedrigeren Blutungsraten unter 0.6mg/kg KG

gibt, kann man aus der Arbeit nicht schlussfolgern, dass eine niedrigere Dosis sicherer

ist. Weiter ist zu betonen, dass sich das Risikofaktorprofil der europäischen, bzw.

nordamerikanischen und der japanischen, bzw. asiatischen Patienten, die hier verglichen

wurden, deutlich unterscheiden.

Eine Untersuchung aus Heidelberg hat sich mit der Gruppe der Patienten über 100kg

KG beschäftigt. Anhand der Daten des SITS- Registers sollte untersucht werden, ob

Patienten schwerer als 100kg ausreichend dosiert Alteplase erhalten. Patienten, die

mehr als 100kg wogen, erhielten im Mittel signifikant weniger mg rt-PA pro kg KG

(0.82 vs. 0.90). Sie waren also per Definition auch unterdosiert. Auch hier zeigte sich

kein signifikanter Unterschied im Outcome, jedoch eine höhere Odds ratio für sICB und

Mortalität [29]. Adipositas ist häufig mit Diabetes assoziiert, der die höhere Rate an

ICB erklären könnte.

Ein Hinweis auf einen echten Zusammenhang zwischen Unterdosierung und schlechtem

klinischen Ergebnis in unserer Untersuchung ist der Verlauf der NIHSS-Werte. Bei den

unterdosierten Patienten bleibt die Verbesserung im Durchschnitt aus, während sich die

nicht unterdosierten Patienten im Durchschnitt um etwa 3 Punkte verbessern. Dieser

Unterschied ist im T-Test nicht signifikant. Auch bei den überdosierten Patienten zeigt

sich eine deutlichere Verbesserung gegenüber den nicht Überdosierten (4.53 vs. 2.25).

Dieser Unterschied ist signifikant. In ECASS ist der mediane NIHSS nach 24 Stunden

ein sekundärer Endpunkt. Placebogruppe und Verumgruppe unterscheiden sich im

Median signifikant um 3 NIHSS Punkte (12 vs. 9, p=0.004   [41]). Der Unterschied ist

bei unterdosierten vs. nicht unterdosierten Patienten nicht signifikant: 3 (1-9.5)

gegenüber 7 (2.25-16).

6.3 Limitationen  dieser  Arbeit    Es handelt sich um eine monozentrische Pilotstudie, deren Aussagen mit Vorsicht

interpretiert werden müssen. Die Fallzahl ist nicht ausreichend, um definitive Aussagen

zur Sicherheit und Effektivität der Thrombolyse bei Abweichungen von der

61  

zugelassenen Dosis zu machen. Trotz der niedrigen Fallzahl konnte ein signifikanter

Einfluss zu geringer Dosis des Thrombolytikums auf das klinische Ergebnis gezeigt

werden. Auf Basis der Daten ist es nun möglich, die Effektgröße einer Fehldosierung

abzuschätzen und auf der Basis eine Fallzahlplanung durchzuführen. Der

monozentrische Ansatz könnte das Ergebnis ebenfalls beeinflussen. Die Folgestudie

muss daher als multizentrische Studie geplant werden. Die Tatsache, dass die Patienten

innerhalb von 24 Stunden gewogen wurden, könnte die Messwerte beeinflusst haben, da

Patienten in den ersten Stunden nach Aufnahme z.B. intravenöse Flüssigkeiten erhalten.

Ein Messzeitpunkt näher an dem Zeitpunkt der Behandlung wäre daher anzustreben.

6.4 Konklusion    Bei einer großen Anzahl von Schlaganfallpatienten vor Thrombolyse gibt es keine

zuverlässigen Informationen zum Körpergewicht. Die bloße Schätzung des

Körpergewichtes ist ungenau. Selbst unter Zuhilfenahme aller Informationen, erhält ein

Drittel der Patienten in der klinischen Praxis eine falsche Dosis des Thrombolytikums.

Das konnte nun erstmals prospektiv an Patienten mit akutem Schlaganfall gezeigt

werden. Diese Fehldosierung ist klinisch relevant und führt in unserem Kollektiv zu

einem schlechteren Outcome.

Weitere Untersuchungen sind nötig, um diesen Effekt auf das klinische Ergebnis an (1)

einer größeren Anzahl von Patienten und an (2) unterschiedlichen Kliniken zu

untersuchen. Hier wären auch Korrelationen mit der Rekanalisation im Ultraschall und

der Untersuchung der frühen klinischen Verbesserung interessant.

Die Hinweise durch die vorliegenden Ergebnisse sind jedoch jetzt schon ausreichend,

der Dosierung von Alteplase auch im klinischen Alltag eine höhere Bedeutung

beizumessen. Hier scheint die Möglichkeit einer Optimierung der Behandlung unserer

Patienten gegeben zu sein. Der einmalige finanzielle und logistische Aufwand unsere

Notambulanzen mit Bettenwaagen auszustatten, um das exakte Gewicht des Patienten

ohne Verzögerung genau ermitteln zu können, ist daher gerechtfertigt.

62  

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74  

 

8 Abkürzungsverzeichnis    A. Arterie, Arteria

aICB asymptomatische intrazerebrale Blutung

BMI Body Mass Index (engl.)

cCT kraniale Computerzomographie

CI Konfidenzintervall

Def. Definition

DTN door to needle (Aufnahme im Krankenhaus bis Beginn der

Thrombolyse)

engl. englisch

IQR interquartile range (Interquartilsabstand)

kg Kilogramm

KG Körpergewicht

KHK koronare Herzerkrankung

mg Milligramm

mRS modified Rankin Scale (modifizierte Skala nach Rankin)

MRT Magnet Resonanz Tomographie

NIHSS-S National Institute of Health Stroke Scale Score

NNT number needed to treat

OR odds ratio

OTD onset to door (Beginn der Schlaganfallsymptome bis Eintreffen im

Krankenhaus)

PRIND Prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit

RCT randomized controlled trial (engl.) (randomisierte kontrollierte

Studie

RF Risikofaktor

RIND Reversibles ischämisches neurologisches Defizit

rt-PA recombinat tissue plasminogen Activator X (rekombinater

Gewebsplasminogenaktivator)

sICB symptomatische intrazerebrale Blutung

s.o. siehe oben

75  

sog. sogenannt

TOO time of onset (Zeit des Beginns der Schlaganfallsymptome)

TIA transiente ischämische Attacke

76  

 

9 Verzeichnis  der  Vorveröffentlichungen    Breuer,  L.,  T.  Nowe,  H.B.  Huttner,  C.  Blinzler,  R.  Kollmar,  P.D.  Schellinger,  S.  Schwab,  and  M.  Köhrmann,  Weight  approximation  in  stroke  before  thrombolysis:  the  WAIST-­Study:  a  prospective  observational  "dose-­finding"  study.  Stroke.  41(12):  p.  2867-­‐71.  

10 Abbildungsverzeichnis    Abbildung 1 Screenshot des Rechners nach Loenz et. al. ..............................................25

Abbildung 2 modifizierte Skala nach Rankin .................................................................27

Abbildung 3 Größe in cm nach Geschlecht (Boxplot)...................................................34

Abbildung 4 Gewicht in kg nach Geschlecht (Boxplot) .................................................34

Abbildung 5 Bauch- und Hüftumfang in cm nach Geschlecht (Boxplot).......................35

Abbildung 6 NIHSS (initial, nach 24 Stunden und bei Entlassung)...............................48

Abbildung 6 NIHSS initial und nach 24 Stunden nach Dosierung.................................49

Abbildung 7 Differenz NIHSS initial und 24 Stunden nach Dosierung .........................49

11 Tabellenverzeichnis    Tabelle 1 Patientencharakteristik bei Aufnahme ............................................................31

Tabelle 2 Labor und Vitalparameter bei Aufnahme .......................................................32

Tabelle 3 Messwerte nach Geschlecht (N=100) .............................................................33

Tabelle 4 Maße der Gewichtsschätzung .........................................................................38

Tabelle 5 Qualität der Körpergewichtsschätzung ...........................................................39

Tabelle 6 Univariate Analyse kontinuierlicher Variablen mit Einfluss auf die

Schätzqualität ..........................................................................................................42

Tabelle 7 Univariate Analyse nominaler und kategorisierter Variablen mit Einfluss auf

die Schätzqualität ....................................................................................................41

Tabelle 8 Multivariate Ananlyse der Einflussfaktoren auf die Schätzgenauigkeit mittels

Logistischer Regression ..........................................................................................44

Tabelle 9 Dosierungsfehler, Rate der Überdosierung und Unterdosierung von >10%

Alteplase (N=100)...................................................................................................46

77  

Tabelle 10 NIHSSS im Verlauf, mRS nach 90 Tagen, Rate der intrakraniellen

Blutungen ................................................................................................................50

Tabelle 11 Vergleich von klinischem Ergebnis und intrazerebraler Blutung nach

Alteplase-Dosierung................................................................................................51

Tabelle 12 Ergebnis der multivariaten Analyse für schlechtes Outcome (mRS 2-6)

sowie Tod und Abhängigkeit (3-6) .........................................................................51

78  

12 Anhang    .Anhang  1  mRS  für  das  Telefoninterview  

Modified  Rankin  Scale    

Wie  sehr  sind  Sie  derzeit  in  Ihrem  Alltag  durch  den  Schlaganfall  

beeinträchtigt?  Bitte  kreuzen  Sie  die  Aussage  an,  die  am  ehesten  auf  

den  Patienten    zutrifft.    

                                                                                                                       Bitte  nur  ein  Kästchen  ankreuzen  

Die  Ausfälle  durch  den  Schlaganfall  sind  vollständig  

zurückgegangen,  ich  habe  keinerlei  Einschränkungen  in  

meinem  Alltag  

[      ]  

Ich  habe  durch  den  Schlaganfall  keine  wesentlichen  

Einschränkungen  in  meinem  Alltag,  obwohl  seit  dem  

Schlaganfall  einige  Ausfälle  zurückgeblieben  sind.  Ich  kann  

jedoch  alle  von  früher  gewohnten  Aufgaben  und  Aktivitäten  

verrichten  

[      ]  

Ich  leide  durch  den  Schlaganfall  an  geringen  

Einschränkungen  in  meinem  Alltag  und  bin  nicht  fähig,  

wieder  alle  früheren  Aktivitäten  zu  verrichten.  Ich  kann  aber  

meine  eigenen  Angelegenheiten  ohne  Hilfe  erledigen  

[      ]  

Ich  leide  an  mäßigen  Einschränkungen  in  meinem  Alltag  und  

benötige  einige  Unterstützung  durch  andere  Personen.    

Ich  bin  aber  in  der  Lage,  ohne  Hilfe  zu  gehen  

[      ]  

Ich  leide  an  mittelschweren  Einschränkungen  in  meinem  

Alltag  und  bin  nicht  fähig,  ohne  Hilfe  zu  gehen  und  nicht  in  

der  Lage,  ohne  Hilfe  für  meine  körperlichen  Bedürfnisse  zu  

sorgen  

[      ]  

Ich  leide  an  schweren  Einschränkungen  in  meinem  Alltag.  Ich   [      ]  

79  

bin  bettlägerig  und  ständig  auf  die  Pflege  und  

Aufmerksamkeit  durch  andere  Personen  angewiesen  

 

80  

13 Danksagung    Ich möchte mich bei Herrn Privatdozent Dr. Köhrmann für die Überlassung des Themas

und die andauernde Unterstützung und Ermunterung bedanken, welche weit über die

Betreuung dieser Arbeit hinaus gingen.

Prof. Schwab danke ich für die Möglichkeit, die Arbeit in seiner Abteilung

anzufertigen.

Prof. Schellinger für seine Begeisterung für die vaskuläre Neurologie.

Mein Dank geht an Dr. Lorenz Breuer für die Unterstützung in der Sammlung der Daten

und bei der Nachuntersuchung der Patienten. Dr. Christian Blinzler für wertvolle Tipps

in der statistischen Auswertung.

Mareike Rösel und Stephan Kadur danke ich stellvertretend für das pflegerische Team

der Notambulanz und der Stroke Unit für ihre fortwährende Unterstützung bei der

Durchführung der Untersuchung. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung

für Neuroradiologie danke ich für gute Zusammenarbeit.

Den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen der Neurologischen Klinik gilt mein Dank für

ihren Einsatz beim Schätzen und Wiegen der Patienten und ihre Aufmerksamkeit beim

Studieneinschluss.

Mein besonderer Dank gilt den Patienten und ihren Angehörigen.

Meinen Freunden danke ich für ihre kritische Begleitung, die italienischen Gespräche

und den Berliner Appell.

Ich danke meiner Mutter Erna Nowe, meinen Großeltern Christiane und Ludwig

Schöffel sowie meinem Bruder Christian für die fortwährende Unterstützung.

Frau Dr. Petra Tautorat danke ich für die Korrekturen.

Und nicht zuletzt bedanke ich mich bei Frau Dr. med. Anais Kohsow für ihre Geduld,

ihre andauernde unschätzbare Unterstützung und alles, was noch kommen wird.

81  

 

14 Lebenslauf