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Zeitschrift für Papier & Umwelt sowie Informationen der Aktion urwaldfreundlich.ch Publication pour le papier et l'écologie et information à propos de l'action foretsanciennes.ch Nr. 2 + 3, Juli 2018 Schwerpunkt: Papier aus Rinden und Wurzeln Seite 14 Für den koreanischen Papiermacher Jongkuk Lee ist das traditionelle Herstellen von Papier wie eine «Begegnung mit Gott». Reportage über eine Papiermanufaktur jenseits der industriellen Massenproduktion. Der neue Papierrechner von Ecopaper 4 Mosambiks Wald soll zu Zellstoff werden 8 La magie des arbres 11 Megafusion bei Zellstoffkonzernen 17 Greenpeace tritt aus FSC-Label aus 20 Binningen mit guten Erfahrungen mit «urwaldfreundlich.ch» 24 Emmi rezykliert Papiersäcke 25

Nr. 2 + 3, Juli 2018 Zeitschrift für Papier & Umwelt sowie ... · Nr. 2 + 3, Juli 2018 Schwerpunkt: Papier aus Rinden und Wurzeln Seite 14 Für den koreanischen Papiermacher Jongkuk

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Zeitschrift für Papier & Umwelt sowie Informationen der Aktion urwaldfreundlich.ch

Publication pour le papier et l'écologie et information à propos de l'action foretsanciennes.ch

Nr. 2 + 3, Juli 2018

Schwerpunkt:Papier aus Rinden und Wurzeln Seite 14Für den koreanischen Papiermacher Jongkuk Lee ist das traditionelle Herstellen von Papier wie eine «Begegnung mit Gott». Reportage über eine Papiermanufaktur jenseits der industriellen Massenproduktion.

Der neue Papierrechner von Ecopaper 4

Mosambiks Wald soll zu Zellstoff werden 8La magie des arbres 11Megafusion bei Zellstoffkonzernen 17Greenpeace tritt aus FSC-Label aus 20Binningen mit guten Erfahrungen mit «urwaldfreundlich.ch» 24 Emmi rezykliert Papiersäcke 25

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NACHHALTIGKEIT BEGINNT MIT DER PAPIERAUSWAHL.

Die grosse Auswahl an Recycling-Papieren beim Marktleader

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Editorial

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Vergleichen lohnt sich Il vaut la peine de comparer

Als treue Leserin oder Leser dieser Zeitschrift ist Ihnen bewusst, dass die Papierindustrie zu einer der energieintensivsten Branchen gehört. Für Sie und uns ist es deshalb eine Selbstverständlichkeit, spar­sam mit der Ressource Papier umzugehen und aus­schliesslich auf ökologische Papiersorten zu setzen. Dabei ist es ein einfaches Unterfangen, den eigenen Papierkonsum zu ermitteln. Wer aber die Frage beantworten will, welches Papier im stetig wandeln­den Produktedschungel das ökologischste ist, stösst rasch an seine Grenzen.

Zwar gibt es wissenschaftliche Methoden, die es erlauben, die Umweltbelastung zu quantifizieren. Allerdings muss dafür die gesamte Produktionskette der Papierherstellung betrachtet werden, was mit einem enormen Aufwand verbunden ist. Hinzu kommt, dass Papierhersteller nur ungern detaillierte Zahlen veröffentlichen – zu gross ist die branchen­interne Konkurrenz.

Mit unserem auf realen Ökobilanzdaten basierenden Papierrechner können wir nun Papiereinkäufern ein Hilfsmittel in die Hand geben, das es erlaubt, die durchschnittlichen Umweltauswirkungen von Recycling­ und Neufaserpapier zu quantifizieren. Den Papierrechner (vgl. Seiten 4 und 5) finden Sie ab sofort unter www.papierrechner.ch. Ein Vergleich lohnt sich.

Les fidèles lectrices et lecteurs de cette revue savent que l’industrie du papier compte parmi les branches consommant le plus d’énergie. Pour vous comme pour nous, il va donc de soi de consommer cette ressource avec parcimonie et de n’employer que papier éco­logique. Il est certes facile de déterminer sa propre consommation. En revanche, les limites des compé­tences sont vites atteintes dès qu’il s’agit de répondre à la question du papier le plus écologique dans la jungle foisonnante des produits disponibles.

Il existe certes des méthodes scientifiques, qui per­mettent de quantifier la charge reportée sur l’envi­ronnementale. Il faut pour cela prendre en considéra­tion l’intégralité de la chaîne de fabrication du papier, ce qui est très laborieux. À cela s’ajoute le fait que les fabricants de papier ne publient que peu volontiers des chiffres détaillés, tant la concurrence est forte au sein de la branche.

Avec notre calculateur basés sur des données de bilans écologiques réels, nous pouvons offrir aux acheteurs de papier un outil pour évaluer les répercussions envi­ronnementales moyennes du papier recyclé comme de celui fabriqué à base de fibres fraîches. Vous trouverez le calculateur (cf. pages 4 et 5) dès aujourd’hui sur notre site internet. Comparer en vaut la peine!

NACHHALTIGKEIT BEGINNT MIT DER PAPIERAUSWAHL.

Die grosse Auswahl an Recycling-Papieren beim Marktleader

Roman Zürcher, Vorstandsmitglied Ecopaper | Roman Zürcher, membre du comité d’Ecopaper

Editorial

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Recyclingpapier ist ökologischer als Neufaserpapier, das ist heute Allgemeinwissen. Aber wie gross ist der Unterschied? Ist die Wasserbelastung tatsächlich noch ein Problem? Und sind moderne Fabriken nicht sehr energieeffizient? Ökobilanzen zeigen, dass Recycling­papier nach wie vor umweltmässig die Nase vorn hat. Denn die Bereitstellung der Fasern ist bei Recycling­papier deutlich weniger umweltbelastend als bei Papier, dessen Fasern aus Holz gewonnen werden.

Detaillierte ErgebnisseDieses Wissen ist gut und recht. Aber noch attraktiver wäre es, wenn man vor einem Druckauftrag oder

Ecopaper präsentiert die erste Schweizer On-line-Plattform zur Berechnung des Umweltvorteils von Recyclingpapier. Damit wird auf einen Klick klar, wie viele Umweltbelastungspunkte man durch die Beschaffung von Recyclingpapier im Vergleich zu Neufaserpapier spart.

einer Papierbestellung wüsste, wie viele Kilowatt­stunden, Kilogramm CO2­Emissionen oder Umwelt­belastungspunkte (UBP) man mit einer umweltbe­wussten Beschaffung vermeiden kann. Ecopaper hat das Anliegen aufgenommen und stellt ab sofort unter www.papierrechner.ch eine Plattform zur Berech­nung der ökologischen Folgen einer Papierbeschaf­fung online. Der Nachhaltigkeitsrechner von Ecopa­per basiert auf Daten des ecoinvent­Inventars (econinvent 3.3), wo Daten von real existierenden Papieren hinterlegt sind. Die Umweltbelastung wird anhand der Methode der ökologischen Knappheit (Ökofaktoren 2013) berechnet.

Text: Pieter Poldervaart

Den Ökovorteil auf einen Blick

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Calculer le bénéfice écologiqueLe nouveau calculateur de papier d’Ecopaper permet, en quelques clics, de calculer le bénéfice écologique d’un passage du papier à base de fibres fraîches au papier recyclé. Le site internet montre qu’un changement de politique d’achat du papier peut contribuer largement à décharger l’environ­nement.

Den Ökovorteil auf einen Blick

Keine produktspezifische ÖkobilanzWichtig: Der Nachhaltigkeitsrechner verzichtet auf Aussagen zu einzelnen Papiermarken, denn:

• Heute sind enorm viele unterschiedliche Papiere auf dem Markt, laufend tauchen neue Produkte auf. Da die Erstellung einer Ökobilanz sehr arbeits­ und kostenintensiv ist, können nicht alle neuen Produk­te bilanziert werden.

• Viele Papiere werden unter verschiedenen Han­delsmarken verkauft, zudem können diese Namen rasch ändern.

• Grosse Papierkonzerne stellen dasselbe Papier in unterschiedlichen Fabriken her. Je nach techni­scher Ausrüstung (Energieversorgung, Stand der Abwasserreinigung, Distanz zwischen Produktion und Verbrauch) fällt die Umweltbelastung unter­schiedlich aus.

• Der Nachhaltigkeitsrechner zeigt generell auf, wie eindrücklich die ökologischen Unterschiede zwi­schen Recycling­ und Neufaserpapier sind.

Ermöglicht haben die Programmierung, Gestaltung und Übersetzung des Projekts folgende Behörden und Stiftungen:

– Bundesamt für Umwelt BAFU– Zentralschweizer Umweltfachstellen– Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden– Amt für Umweltschutz der Stadt Bern– Umwelt­ und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich– Lotteriefonds Kanton Solothurn– IWB Öko­IMPULS

Ecopaper bedankt sich ganz herzlich für die Unter­stützung!

Haben Sie es gewusst?• Mit den drei Kilowattstunden, die man beim

Kauf eines Kilogramms Recyclingpapier gegen-über Neufaserpapier spart, lässt sich so viel Wasser erhitzen, dass man damit 210 Tassen Kaffee kochen kann.

• Mit der Energie, die für die Herstellung eines einzigen A4-Blatts Neufaserpapier benötigt wird, könnte eine moderne LED-Leuchte (7,5 Watt) über neun Stunden lang leuchten.

• Die Produktion von zwei Kilogramm Neufaser- papier erzeugt gleich viel Abwasser wie eine durchschnittliche Schweizerin, ein durchschnitt- licher Schweizer, pro Tag: 163 Liter.

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Die physische Holzdatenbank – hier etwa jene des Thünen-Kompetenzzentrums Holzherkünfte – wird zunehmend durch DNA-Datenbanken ergänzt.

Heimo Claasen, Brüssel | Foto: Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte

Holz-Herkunft testen

Zwischen 30 und 90 Prozent des gehandelten Tropenholzes stammt nach Schätzungen aus illegalen Einschlägen. Zwar haben Zerti­fizierungen den Anteil an den Holzeinfuhren Europas verrin­gert, aber Stempel und Papiere können nur allzu leicht gefälscht oder korrupt erworben worden sein. Lang jährige Forschung hat nun jüngst Verfahren entwickelt, mit denen der Ort der Herkunft von Holz bestimmt werden kann.

DNA für UrsprungsbestimmungAn der Universität von Wagen­ingen/NL beispielsweise hatte eine Forschergruppe über zehn Jahre vergeblich versucht, mit der Messung von Isotopen, wie sie auch der archäologischen Altersbestimmung dient, die Herkunft von Holz regional zu bestimmen. Immerhin waren dazu rund 400 Proben von 134 verschiedenen Orten in Kamerun und der Republik Kongo gesam­melt worden. Ein neuer Ansatz, diesmal mit der Suche nach

bestimmten DNA­Markern, brachte jetzt Erfolg. So konnte unter einer Anzahl von Holz­stücken aus der Sammlung, deren Herkunftsort den Forschern nicht bekannt war, 92 Prozent zweifels­frei den verschiedenen Waldkon­zessionen zugeordnet werden, aus denen sie stammten. (*)

Mobiler Scanner geplantEin spanisches Verfahren wiederum nutzt Scanner mit Lichtstrahlen nahe dem Infra­rotbereich, um eine regionale Herkunft anhand der Baumringe zu ermitteln. Dieses Speziallicht wird bereits seit längerem in der Holzindustrie zur Qualitäts­prüfung verwendet. Die unter­schiedliche Reflexion der Strah­len im Scanner wurde für tausende von Proben karto­grafiert und erbrachte eine auf 100 Kilometer genaue Ortsbe­stimmung. Derzeit wird ein tragbares Messgerät entwickelt, das den aktuellen, mit 40’000 Euro sehr hohen Preis auf etwa 5000 Euro senken soll.

Aufbau von Datenbanken Doch um in der Praxis verwend­bar zu werden, braucht es für beide Verfahren verlässliche Referenzdaten. Für die DNA­

Fingerabdrücke soll dafür eine Datenbank von verschiedenen Instituten eingerichtet werden, die dafür zusammenarbeiten, so die Wageninger Universität. Die niederländische «Holzbank» (houtbank.nl) startet mit Daten von 200 Baumarten. Beim franzö­sischen Agrarforschungsinstitut CIRAD gibt es schon eine DNA­Sammlung zu sogenannt weniger bekannten tropischen Baumarten. Die spanische Forschergruppe will, gefördert von der EU, in den kommenden Jahren eine Daten­bank unter dem Namen Nirwood mit Einträgen von 120’000 Bäu­men einrichten, die von über 100 Arten aus gut 30 Ländern stammen sollen.

Kontrolle bleibt zentralEntscheidend dafür, Einfuhren von illegalem Tropenholz zu unterbinden, bleiben auch in Zukunft die Kontrollen der Zöllner. Diese sind freilich mit anderen Aufgaben beschäftigt, etwa mit der Jagd auf kopierte Markenware. Eine Recherche der Pew­Stiftung hat vor ein paar Jahren belegt, dass weniger als jede zehnte Anlandung von Holz in wichtigen europäischen Ein ­fuhrhäfen überhaupt vom Zoll kontrolliert wurde. Und kam es zum Check, beschränkte man sich meist auf die Überprüfung der Zertifikate und amtlichen Papiere.

(*) Im April veröffentlich in «Biological Conservation»: https//doi.org/10.1016/j.biocon.2018.1.03

Öko-Zertifikate sind mitunter das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Neue Ver-fahren zum Herkunftsnachweis sollen Betrügern das Handwerk legen und so mithelfen, die Tropenwälder zu schützen.

Vérifier l’origine du boisLes certificats écologiques ne valent parfois même pas le prix du papier sur lequel ils sont imprimés. Des nouveaux procédés d’identification de l’origine veulent mettre fin aux agissements des escrocs et ainsi contribuer à protéger les forêts tropicales.

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Text: Mathias Rittgerott (*) | Fotos: Mathias Rittgerott (S. 8) und Wikimedia (S. 9)

Mosambiks Miombo-Wald soll zu Zellstoff werden

Für eine neue Zellstofffabrik will der Konzern Portucel in Mosambik 2370 Quadratkilo-meter Wald roden, darunter einzigartige Miombo-Ökosyste-me. Doch gegen das Anlegen der Eukalyptusplantagen gibt es Widerstand.

Hier wird demnächst geklotzt: 1,5 Millionen Tonnen Zellstoff will die Firma Portucel Mocam­bique jährlich in einer neuen Fabrik produzieren. 3560 Qua­dratkilometer Land, was vier Fünftel der Fläche des Kantons Tessin entspricht, hat sie zu diesem Zweck bereits erworben. Der überwiegende Teil der Flächen wird gerodet und mit Eukalyptus­Plantagen überzogen. Die Setzlinge dafür stammen aus der firmeneigenen Baumschule, der grössten in ganz Afrika. Die Investitionssumme beträgt drei Milliarden Euro. In Mosam­bik entsteht Big Business, wobei Portucel den asiatischen Absatz­markt fest im Blick hat.

Auch Weltbank involviertKein Wunder, mischt die Welt­bank über ihre Tochter Interna­tional Finance Corporation (IFC) am Zellstoffprojekt mit. IFC hält 20 Prozent der Anteile und hat

einen Anschubkredit gewährt. Portucel Mocambique selbst ist kein lokales Unternehmen, sondern eine Tochter von The Navigator Company. Die portu­giesische Firma erzielt einen Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro und besitzt im Heimatland 120’000 Hektar Forst; 73 Prozent davon sind Eukalyptus­Plantagen.

Kaum neue ArbeitsplätzeDas Mosambik­Projekt von The Navigator Company könnte ein mahnendes Beispiel dafür sein, wie ein Investor aus dem Norden mit Weltbank­Hilfe ein Gross­projekt in Afrika durchzieht

– wobei für die Natur und die ländliche Bevölkerung kein Platz bleibt. Viele Einheimische haben einer detaillierten Studie des Environmental Paper Network (EPN) zufolge bereits ihr Land und damit ihre Lebensgrundlage verloren. Sie verarmen und wissen nicht mehr, wie sie sich mit Nahrungsmitteln versorgen sollen, die sie bislang selbst angebaut haben. Die versprochenen Ar­beitsplätze und bessere Lebens­bedingungen bleiben erfahrungs­gemäss Illusion. Für manche Kleinbauern bestand der befris­tete Job darin, die Parzellen zu roden, die ihnen einst gehörten und wo sie Cassava, Mais und Bohnen ernteten. Was kurzfristig Bargeld brachte, ist langfristig eine Sackgasse.

Quelle von Treibhausgasen Die Zustimmung zum Projekt wurden Dorfbewohnern laut EPN zuweilen mit «Keksen, Süssigkeiten, Salz und Wein» statt mit Argumenten abgerun­gen. Es scheint, dass eine «nette Party» für die ansässigen Menschen im Tausch gegen Land für die Investoren reichen musste.

Die 2370 Quadratkilometer Wald, die für die Eukalyptus­Plantagen gefällt werden sollen, befinden sich in einer Region, die laut der Nichtregierungsorganisation Global Forest Watch bereits ein Hotspot der Entwaldung ist. Über die Hälfte der Treibhausgasemis­sionen Mosambiks stammen aus Forstwirtschaft und der Um­wandlung von Wald in Äcker und genutzte Plantagen.

Ökologisch sensible RegionPortucel will auch 1140 Quadrat­kilometer Miombo­Trocken­wälder roden. Biologen haben in diesem komplexen Mosaik aus Ökosystemen mehr als 300 Baum ­arten identifiziert. Von den 633 registrierten Vogelarten sind elf endemisch und kommen allein dort vor. Ornithologen sprechen von einem Paradies. Endemische, hochgradig bedrohte Affenarten, nachtaktive Galagos, Rappen­antilopen – die Vielfalt des Lebens im Miombo ist gewaltig.

(*) Der Autor arbeitet als Redakteur beim Verein Rettet den Regenwald e.V mit Sitz in Hamburg.

Was hier in Südafrika schon um-gesetzt ist, droht auch in Mosambik: tausende von Quadratkilometern Eukalyptusmonokulturen.Baumplantagen belegen nicht nur grosse Landflächen, sondern be-nötigen auch enorme Wassermassen.

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Text: Mathias Rittgerott (*) | Fotos: Mathias Rittgerott (S. 8) und Wikimedia (S. 9)

Mosambiks Miombo-Wald soll zu Zellstoff werden

Ganz anders sieht es in Euka­lyptus­Monokulturen aus: Die Artenvielfalt bricht ein, die Böden verlieren an Qualität, der Wasser­haushalt wird gestört und Täler trocknen aus, Waldbrände wüten besonders schlimm. In vielen Landstrichen im südlichen Afrika, Amerika und Europa sind der­artige Schäden längst Realität. 2017 wüteten in Portugal, dem Heimatland von The Navigator Company, besonders starke Waldbrände. Insbesondere Eukalyptus­Monokulturen brannten lichterloh. Die Risiken liegen auf der Hand, werden aber ignoriert aus wirtschaftlichen Interessen, gepaart mit Naivität und Ahnungslosigkeit.

Viele Bäume sind kein WaldZum Internationalen Tag des Baums am 21. März veröffent­lichte The Navigator Company eine Lobpreisung auf die Plantage. «Unsere Bäume, der Wald, den wir schaffen», lautet die Über­schrift. Wo Bäume sind, ist Wald, lautet die falsche Gleichung des Zellstoff­Giganten. Damit will die Firma glauben machen, dass viele Bäume einen Wald bilden. Plantagen aber sind artenarm, ökologisch nahezu wertlos und auch für die einheimische Be­völkerung fast ohne Vorteil. Wälder dagegen sind artenreich, erfüllen wichtige Funktionen etwa für Wasserhaushalt und

Klima und bieten vor allem Indigenen eine Lebensgrund­lage.

Die Opposition formiert sichBei den Eukalyptusplantagen geht es nicht um Wald, es geht um Rohstoff für die Fabrik, die einzig für den Export produziert. Für den Zellstoff wird Wald zerstört, nicht etwa gepflanzt. Geadelt wird das mit dem FSC­Siegel, das angeblich vorbildliche Forstwirt­schaft garantiert. In Portugal ist The Navigator Company zertifiziert, in Mosambik wird es offenbar angestrebt. Dort hat Portucel bereits mit der Zerstörung der Natur begonnen und Tausende Hektar gerodet. Als Zeitrahmen, bis alle Plantagen angelegt sind, veranschlagt das Unternehmen zwölf Jahre. Es ist also noch nicht zu spät für Land­bevölkerung, Menschenrechtler und Umweltschützer, das Projekt zu stoppen und grundlegende Änderungen einzufordern.Dafür wollen die KritikerInnen die Weltbank­Tochter IFC in die Pflicht nehmen. Einer aktuellen Analyse des Dachverbands EPN zufolge verstösst das Projekt gegen interne Richtlinien der Weltbank­Tochter, nach denen bei Finanzzusagen weder Menschen noch Umwelt geschädigt werden dürfen. Das wäre jedoch etwa bei der Rodung von Miombo­Wäldern der Fall. Denn die Ausgleichs­

massnahmen, die Portucel vor­sieht, genügen bei Weitem nicht. So wolle die Firma Flächen vom Kahlschlag verschonen, die sowieso zu steil für Plantagen sind, und behaupte, das diene dem Naturschutz.Die lokale Bevölkerung leidet nicht nur unter dem Verlust ihres Ackerlandes, sondern darüber hinaus unter den Eingriffen in die Natur. So wird durch den immensen Wasserverbrauch der Eukalyptusplantagen die Ernäh­rungssicherheit der Bevölkerung bedroht – die Plantagenbäume zapfen den Feldern buchstäblich das Wasser ab. Jeder Baum benötigt täglich 30 bis 50 Liter Wasser – und das bei 400 Bäumen pro Hektar.

Studie von ENP: http://www.environmentalpaper.eu

Eine Petition von Rettet den Regenwald ist zu finden unter www.regenwald.org/petitionen

Der Miombo-Wald ist ein Hort der Biodiversität: Bisher wurden

633 Vogelarten nachgewiesen, zudem leben hier zahlreiche Säuge-tiere wie Rappenantilopen (links)

und Wasserböcke.

Transformer la forêt du Mozambique en celluloseLe groupe Portucel souhaite raser 2370 kilomètres carrés de forêts au Mozambique, afin d’y construire une nouvelle fabrique de cellulose et une plantation d’eucalyptus. Cette superficie englobe notamment les éco systèmes uniques du Miombo. Mais la résistance s’organise.

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Text: Pieter Poldervaart

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EditorialText: Pieter Poldervaart

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Silencieux, il caresse des doigts l’écorce couleur brique. Suit du regard les branches tortueuses de l’if. Effleure les jeunes pousses qui s’élancent du bois plusieurs fois centenaire. «Les arbres nous enseignent la modestie, souffle Ernst Zürcher. Ils nous dépassent par leur taille, par leur longévité et par le fait que nous ignorons tant de choses d’eux.» Un scientifique qui préfère parler de ce qu’il ignore plutôt que de ce qu’il sait? Ernst Zürcher est une espèce rare. Ingé­nieur forestier, docteur en sciences naturelles, chargé

de cours dans les Écoles polytechniques de Lausanne et Zurich, ce chercheur se plaît à rappeler que la nature recèle une part de magie. Dans le parc genevois où nous nous sommes donné rendez­vous avant la conférence à laquelle il a été convié par le collectif Permabondance, le sexagénaire promène sa silhouette longiligne entre les arbres, dont les bourgeons annoncent l’arrivée du printemps. Il aime parler d’eux. Il pourrait le faire durant des heures. Comme les bons conteurs, il sait surtout adapter à son public un discours qui mêle découvertes scientifiques et considérations philosophiques. Des décennies de recherche n’ont pas éteint l’étincelle enfantine qui s’allume dans son regard à l’évocation d’une belle forêt.

Ernst Zürcher est connu pour avoir prouvé l’influence des cycles lunaires sur la qualité du bois. Rencontre avec l’ingénieur forestier bernois à l’occasion d’une conférence à Genève.

L’ingénieur forestier se mue en conteur pour dire la magie des arbres

Die Magie der BäumeDer Forstingenieur Ernst Zürcher hat nach­gewiesen, dass der Mondzyklus die Holz qualität beeinflusst. In seinem Buch «Die Bäume und das Unsichtbare» gibt er Einblick in seine Forschungen.

Texte : Clément Grandjean (Article paru dans Terre & Nature le 15 mars 2018)

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À l’écoute des peuples des bois Son premier contact avec les arbres, Ernst Zürcher le vit dans les bois du Jorat, juste à côté de la maison familiale de Ropraz (VD). «Tant que je ramenais de bonnes notes de l’école, on me laissait tranquille, sourit­il. Je passais mon temps dans la forêt.» Puis vient l’envie d’expliquer cette nature qui le dépasse. De comprendre l’étrange régularité d’une pomme de pin ou le fonctionnement d’un écosystème aussi complexe. Ernst Zürcher entame des études d’in­génieur forestier à Zurich, les interrompt, voyage, s’intéresse à la biologie, rentre à Ropraz pour suivre un apprentissage de fromager avec son père, boucle enfin sa thèse sur l’anatomie de l’orme. Au gré de ses projets de recherche en Afrique et en Amérique du Sud, il se découvre une passion pour l’ethnobotanique. En allant à la rencontre des peuples premiers qui vivent dans et avec la forêt, il tend l’oreille pour capter les savoirs traditionnels. Et se rend compte que les Suisses ont, eux aussi, de telles connaissances: ne dit­on pas qu’il faut prêter attention aux cycles lunaires pour abattre les arbres?

Un scientifique dans la lune «Personne ne voulait se risquer à traiter ce sujet, se souvient­il. La plupart des scientifiques craignent ces thèmes liés aux superstitions. Pas moi: j’ai toujours vu mon grand­père, agriculteur, travailler avec la lune. J’ai voulu en savoir plus.» Mettre une croyance populaire à l’épreuve de la science, voilà le défi que se lance Ernst Zürcher en 1992. Il ne sait pas encore qu’il va y consacrer près de vingt ans de son existence. D’abord, il effectue des tests de germination en parallèle du calendrier lunaire. Puis il y a cette confé ­rence de 1995, lorsque le chercheur suisse est invité par le célèbre botaniste Francis Hallé à présenter ses recherches dans le cadre d’un congrès international. Quand il prend la parole, une bonne partie de l’audi­toire se met à rire, à bâiller, voire se lève pour quitter la salle.

Il en faudrait plus pour décourager le scientifique. Ses mandats d’enseignant et de chercheur occupent toutes ses journées. Qu’à cela ne tienne: «J’ai écrit mon premier article sur le sujet entre 18 et 22 heures», sourit­il. Enfin, en 2000, Ernst Zürcher obtient le droit de choisir la date d’abattage de 600 arbres sur six mois pour les besoins de sa recherche. La méthodolo­gie est minutieusement établie pour assurer la validi­té de l’étude: deux essences, deux niveaux de pré­lèvements par arbre, des échantillons analysés en laboratoire. «J’ai pu compter sur l’aide de mes amis forestiers. Comme moi, ils voulaient savoir si, oui ou non, la Lune a une influence sur les arbres.» Le résultat est sans appel: oui, la phase lunaire a un impact sur le séchage du bois. Défendre ses idées face à des pairs incrédules ne suffit pas à Ernst Zürcher. Il prend conscience de l’impor­tance de la vulgarisation et, dès lors, va à la rencontre du grand public, enchaîne les conférences et publie un livre destiné aux profanes. Ce prêcheur des bois, jamais aussi à l’aise que lorsqu’il anime des promen ades en pleine nature, se fait le porte­parole d’une gestion raisonnée de nos forêts. «C’est la foresterie qui a inventé la notion de développement durable, rappelle­ t­il. Dans la forêt, on apprend à gérer un patrimoine naturel pour préserver sa productivité.» Pour le Biennois, pas question de mettre la nature sous cloche, les plus belles forêts étant celles qui font l’objet d’une exploitation fine. «En se servant intelligemment de la forêt, l’homme active les forces de la nature. Gérer notre patrimoine de manière extensive, c’est le grand défi du siècle à venir.» Ernst Zürcher est un optimiste. Il se félicite de voir les agriculteurs s’éloigner de la production intensive, prendre en considération leurs sols, voire faire le choix de la biodynamie. Quant aux nombreuses interrogations qui subsistent, elles n’in quiètent pas le chercheur: «Chaque réponse scientifique ouvre de nouvelles hypothèses. En progressant, on ne fait qu’agrandir le point d’inter­rogation!»

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Unikate statt Massenware, das ist die Devise, welcher Jongkuk Lee nachlebt. Der 54­jährige Papier­macher lebt zusammen mit seiner Frau und seinem 13­jährigen Sohn in einem traditionellen Haus im Zentrum des kleinen Städtchens Cheongwon, drei Stunden südlich von Seoul. Die 3­Zimmer­Woh­nung befindet sich im Oberge­schoss und ist traditionell einge­richtet – ohne Tisch und mit aufrollbaren Futons. Das Erdge­schoss ist das eigentliche Zentrum des Hauses. Beim Betreten des Ateliers merkt man sofort, welche Bedeutung in dem Zuhause das so genannte Hanji­Papier hat: Der

Eingangsbereich ist mit gleich­mässigen Rechtecken verglast. «Früher bestanden die Fenster aus Hanji­Papier – kühlend in den heissen Sommer­ und wärmend in den bitterkalten Wintermonaten», erklärt Jongkuk. «Bedingt durch die Schöpfrahmen waren die Masse der Fenster mit 103,9 mal 1599,9 cm immer gleich gross. Diese Traditi­on haben wir für die Glaselemente im Atrium übernommen.»

Allgegenwärtiges HandwerkDas Atelier verströmt eine warme und wohltuende Atmosphäre. Überall stehen kunstvolle Objekte aus Papier. Dreidimensionale Skulpturen, Vasen und mit Pinsel gemalte Kalligrafien. «Alle Objekte sind durch meine Hände entstanden, ich habe sie mit Naturfarben bemalt oder einge­färbt.» Das dreidimensionale Experimentieren mit Papier fasziniert den Hanji­Meister und er liebt es, zu drehen, zu zwirnen, zu falten und zu zerdrücken. Im

nächsten Raum füllt der über­lange Tisch mit Bänken an zwei Seiten den Raum aus. «Hier biete ich Erwachsenen und Kindern Kurse an. Ich will das Han­ji­Handwerk weitergeben und die Leute dafür begeistern.»

Färben mit Nüssen und BlumenIm hinteren Teil des Ateliers befindet sich die Werkstatt und ein mit Pflanzen überwachsener Innenhof. Hier entstehen die Papiere und hier mischt Jongkuk Lee die Pflanzenfarben. Ent­sprechend stehen viele Kessel mit eingelegten Nüssen, Samen und Blumen neben dem grossen Becken, wo sich eine hellbeige Brühe befindet. Darüber hängen farbige Papiere an dünnen Holz­stäben zum Trockenen – eine bunte Welt.

Hibiskuswurzel als LeimDie Hauptzutaten für die Hanji­ Papierherstellung sind wie früher Rinden von einjährigen Maul­

Für den koreanischen Papiermacher Jongkuk Lee ist das tradi-tionelle Herstellen von Papier wie ein Treffen mit Gott. Er begegnet darin dem Wasser, dem Feuer, dem Wind und dem Sonnenschein. Das Hanji-Papier wird aus lokalen Rohstoffen wie der Rinde von Maulbeerbäumen und den Wurzeln von Hibiskuspflanzen gewonnen – und ist definitiv kein Wegwerfprodukt.

Papier aus Rinden und Wurzeln für die Ewigkeit

In einem aufwendigen Prozess wird die Rinde von Maulbeer-bäumen zerfasert.

Rohpapier als Basis für Unikate.

Hanji-Papier ist Handwerk pur.

Du papier à base d’écorces et de racinesPour le fabricant de papier coréen Jongkuk Lee, la fabrica­tion traditionnelle du papier est comme un rendez­vous avec Dieu. C’est une rencontre avec l’eau, le feu, le vent et le rayon­nement solaire.

Text und Fotos: Philipp Kuntze

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beerbäumen und die Wurzeln einer Hibiskus­Pflanze. Die Fa milie besitzt ein kleines Haus in den Bergen, gleich bei den Maulbeerbaumwäldern. Jongkuk Lee verbringt viel Zeit dort. Denn für qualitativ hochwertige Maulbeerbaumrinden müssen die Wälder gut gepflegt werden. So ist der Schnitt der jungen Bäume entscheidend. Denn die Winter in Korea sind kalt und da können Jungtriebe erfrieren. Die korea­nischen Maulbeerbäume unter­scheiden sich laut dem Papier­macher von jenen in den Nach­barländer und ergeben viel feinere Fasern. Entsprechend langlebiger und geschmeidiger werde das Papier. «Die geschnit­tenen Maulbeerbaumäste halte ich über heissen Dampf, dann lässt sich die Rinde gut lösen», beschreibt Jongkuk Lee den Arbeitsablauf. Die Rinde wird getrocknet und anschliessend zwei Tage im fliessenden kalten Wasser des Baches eingelegt. Währenddessen sammelt er die Wurzeln der Hibiskuspflanzen. Diese hinterlassen nach dem Auskochen eine schleimige Sauce, welche die Fasern des Maulbeer­baums wie Leim zusammenhält.

Fünf Tage Sonnenschein«Als nächstes koche und bedampfe ich die Rinde. Dazu mische ich die Asche von Buchweizenstengeln und Bohnenkraut in das heisse

Wasser. Das hilft, damit die Fasern beim anschliessenden Bleichungsprozess schön weiss werden.» Dies geschieht mit der Hilfe von fünf Tage Sonnen­schein und sieben Tagen bewölk­tem Himmel. Erneut gewässert, schlägt Jongkuk das Material 40 bis 60 Minuten mit einem Holzhammer und erhält so feine Fasern. Vermischt mit der schleimigen Hibiskussauce kann nun das Papier geschöpft werden: Die Mischung wird gesiebt, in Formen gegossen und getrocknet.

Jahrhundertealter ProzessNeben dem Rohstoff und der auf ­wendigen Herstellung unterschei­det sich das Produkt von Massen­papieren durch seinen pH­Wert. Hanji hat mindestens einen pH­Wert von 7.0 und ist damit über Jahrhunderte stabil. Jongkuk Lee nimmt eine kleine Holzform in der Gestalt eines ausgeschnitte­

nen Schmetterlings. Auf der Rückseite ist ein feines Netz angebracht. Gekonnt schwenkt er die Form in der leuchtend farbi­gen Brühe. Immer horizontal haltend, als wolle er mit einer Schaufel das Wasser abschöpfen. Drei, vier Mal mit flinker Hand, und die Form ist gefüllt mit tropfenden, feinen, gelben Fasern. Der Prozess hat sich in den vergangen Jahrhunderten nicht verändert, ausser beim Pressen und Trocknen, wo Jongkuk Lee heute die moderne Technik nutzt. Er saugt von unten mit einem Staubsauger das Wasser ab, faltet das Papier in der Mitte und zeigt mir mit einem herzlichen Lachen und leuchtenden Augen den fertigen Hanji­Schmetterling: «Für mich ist das Herstellen von Hanji­Papier wie ein Treffen mit Gott. Ich begegne darin dem Wasser, dem Feuer, dem Wind und dem Sonnenschein.»

Der Autor Philipp Kuntze ist gelernter Innenarchitekt und hat in verschiedenen Schweizer Möbelfachgeschäften und Designfirmen gearbeitet. Dabei hat sich der heute 46­Jährige auf das Thema hochwertige Materialien im Innenausbau spezialisiert. 2013 gründete er seine eigene Agentur Qn’C, die handwerklich hergestellte Möbel und Leuchten vertreibt und Innenarchitekturkonzepte ausarbeitet. Vor zwei Jahren schliesslich lancierte Kuntze die Organisation «World Crafts», die sich für die Förderung des internationalen Handwerks einsetzt. Seit der Gründung fanden 40 Events zu verschiedenen The­men statt, zum Beispiel Kalk und Sgraffito im Engadin oder «World Crafts­Talks» zu kirgisischen Filzteppichen, Scherenschnitten und Seidenproduktion.www. qnc.ch, www.world­crafts.org

Papier aus Rinden und Wurzeln für die Ewigkeit

Hanji-Papier ist Handwerk pur. Papiermacher Jungkuk Lee mit dem Autor.

Die Papiermacher-familie lebt und

arbeitet im selben Haus.

Text und Fotos: Philipp Kuntze

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Text: Jutta Kill

Megafusion bei brasilianischenZellstoffkonzernenDie globale Zellstoffindustrie hat einen neuen Spitzen­reiter: Das brasilianischen Unternehmen Suzano macht den bisherigen Konkurrenten Fibria zum Tochterunternehmen und katapultiert sich damit an die Spitze der globalen Zellstoffproduktion. Der Fusion war eine Kaufofferte des in den Niederlanden registrierten Unternehmens Paper Excellence für Fibria vorangegangen. Paper Excellence wird von der indonesischen Widjaja­Familie kontrolliert, die mit Asia Pulp & Paper (APP) einen weiteren Giganten in der globalen Zellstoffproduktion besitzt und 2017 den brasilianischen Zellstoffproduzenten Eldorado Brasil Celulose SA für 15 Milliarden Dollar kaufte. Die Zustimmung der staatlichen Behörden in Brasilien und die Absegnung der Fusion durch die Aktionärs­versammlungen der beiden Konzerne steht noch aus, gilt aber als wahrscheinlich.

Ein Sechstel der WeltproduktionDer neue Mega­Konzern besitzt ein Dutzend Zell ­stoff­ und Papierfabriken mit einer kumulierten Produk tionskapazität von elf Millionen Tonnen Zellstoff pro Jahr – das entspricht 17 Prozent der weltweiten Produktion von gebleichtem Zellstoff und sogar 46 Prozent der Zellstoffproduktion aus Euka­lyptus. Den Rohstoff zur Zellstoffherstellung liefern Eukalyptusplantagen, die über eine Million Hektar Land in neun brasilianischen Bundesstaaten bean­spruchen. Die insgesamt von Suzano­Fibria kontrol­lierte Fläche liegt allerdings mit mehr als 2,1 Millio­nen Hektar mehr als doppelt so hoch.

Sinkende GrundwasserspiegelDas neue Unternehmen wird enorme Flächen kontrol­lieren. Es erstaunt daher, dass die zahlreichen Kon ­flikte um Land, Wasser, Chemikalieneinsatz und Arbeitsbedingungen in der aktuellen Berichterstat­tung zur Fusion kaum Erwähnung finden. Dabei sind die Konflikte omnipräsent. An allen Standorten, an denen Suzano und Fibria Zellstoffplantagen betrei­

ben, gibt es zum Beispiel Konflikte wegen des enor­men Wasserverbrauchs der Plantagen. Die Eukalyp­tusbäume sind nach fünf bis sieben Jahren hiebreif. Für ein solch rasantes Wachstum benötigen die Pflanzen enorme Mengen an Wasser. Die grossflächige Bepflanzung mit Eukalyptusmonokulturen über tausende von Hektar verschärft die Situation. Trockengefallene Bäche und Seen sowie sinkende Grundwasserspiegel sind die Folge, was wiederum die kleinbäuerliche Bewirtschaftung der Felder beeinträchtigt.

Ungelöste LandrechtskonflikteEin weiteres Konfliktfeld ist die Frage der Landrechte. Jahrzehntelange Proteste der Tupinikim und Guarani gegen die unrechtmässige Nutzung ihres traditionellen Landes durch den Zellstoffproduzenten Aracruz – die heutige Fibria – erlangten auch international Auf­merksamkeit. Die Konflikte endeten mit der Rückgabe eines substanziellen Teils des Landes an die Tupinikim und Guarani. Doch Landrechtskonflikte mit afrobrasi­lianischen Quilombola­Gemeinden in der Region Sapê do Norte, im Norden von Espirito Santo, sowie mit der Landlosenbewegung MST bleiben weiterhin ungelöst.

Fehlende Kataster-KartenDie Landlosenbewegung etwa hält weiterhin Land besetzt, das für die Agrarreform vorgesehen war, auf dem Fibria aber Eukalyptusplantagen anlegte. Auch an anderen Standorten bestehen die Konflikte um das von Suzano und Fibria für Eukalyptusplantagen genutzte Land weiter. In der Region Baixo Parnaíba im Bundesstaat Maranhão sind Schätzungen zufolge bis zu 70 Prozent von Suzano’s Landtiteln umstritten. Der Bericht «Expansion of the Brazilian pulp indust­ry» des Environmental Paper Network (environmen­talpaper.org) spricht unter anderem von manipulier­ten oder fehlenden Kataster­Karten und überlappen­den Ansprüchen mehrerer angeblicher Besitzer auf die gleiche Parzelle Land.

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Die Fusion der Zellstoffkonzerne Suzano und Fibria hat mehrere Folgen. Einerseits ballt sich eine enorme Produktionskapazität. Anderseits kontrolliert die neue Firma über zwei Millionen Hektar Land – mehr als die Hälfte davon sind mit Eukalyptus-Monokulturen überzogen.

Eukalyptusplantagen so weit das Auge reicht. Fibria in Mato Grosso do Sul. Foto: Carolina Motoki /WRM

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Papier und Umwelt – Verantwortung wahrnehmen

Als erstes Papiergrosshandelunternehmen in Europa wurde Papyrus 2003 mit dem FSC-Zertifikat aus- gezeichnet. Heute sind über 70 % des Gesamtsor- timents mit dem FSC-Label versehen und weit über 50 % der Transporte werden auf dem Bahnweg abgewickelt. Die führende Position als verantwor-

tungsbewusstes Unternehmen hat Papyrus Schweiz mit einer klimaneutralen Logistik weiter ausgebaut und setzt damit den vor Jahren beschrittenen Weg konsequent fort. Auch in Zukunft gelten die An-strengungen einer nachhaltigen Nutzung unserer wertvollen Umwelt.

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EditorialText: Pieter Poldervaart

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Proteste und BesetzungenIm September 2015 besetzten mehr als 300 Vertreter indigener Völker ein Gebiet in der Ortschaft Prado im Bundesstaat Bahia, um gegen Waldzerstörung und Umleitung von Bächen für die Ausweitung von Zell­stoffplantagen durch Suzano zu protestieren. Im gleichen Bundesstaat ist die Nutzung von Land durch Fibria – als Teilhaber am Zellstoffunternehmen Veracel – seit Jahren Anlass für Proteste der indigenen Pataxó, deren traditionelles Land gegen ihren Willen in Eukalyptusplantagen umgewandelt wurde.

Eukalyptus stiehlt das WasserIn der Region Três Lagoas im Bundesstaat Mato Grosso do Sul baute Fibria Zellstofffabriken mit einer Kapazi­tät von bis zu 3,2 Millionen Tonnen Zellstoff. Für die Produktion dieser Menge an Zellstoff braucht der Konzern riesige Mengen an Eukalyptusholz. Neben eigenen Plantagen nutzt Fibria deshalb auch das Land von Kleinbauern. Die massive Ausbreitung von Euka­lyptusplantagen in der Region um die Zellstofffabriken in den letzten Jahren hat unter anderem Konsequen­zen für den Wasserhaushalt, denn die schnellwachsen­den Bäume haben einen enormen Wasserbedarf. «Vorher gab es hier immer Wasser, aber das ist jetzt nicht mehr so. Die Flüsse und Bäche sind trocken. Mein Mann hat früher an Seen gefischt, die heute nicht einmal mehr existieren», beschrieb eine Bewohnerin im Herbst 2017 die Situation gegenüber einem Recher­cheteam des World Rainforest Movement.

Pestizide schädigen die GesundheitIm Bundesstaat Bahia, wo beide Unternehmen Euka­lyptusplantagen betreiben ­ Fibria als Teilhaber des Zellstoffkonzerns Veracel – löste neben Landrechts­konflikten in den letzten Jahren vor allem der massive Einsatz von Chemikalien Proteste aus. Recherchen im Rahmen einer Masterarbeit ergaben, dass 2014 in Bahia in Verbindung mit Eukalyptusplantagen 96 Millionen Liter Insektizide versprüht wurden; 2015

waren es sogar 153 Millionen Liter. Dabei setzten die Firmen auch Flugzeuge ein. Bei einer öffentlichen Anhörung im Juli 2016 im bahianischen Ort Mucuri, in dessen Umgebung Gemeinden besonders von der Aus bringung von Insektiziden per Flugzeug betroffen waren, schilderten Bienenzüchter und Kleinbauern von Gesundheitsschäden für Tiere und Menschen sowie Ernteeinbussen durch den Insektizideinsatz. Denn die per Flugzeug versprühten Gifte landen nicht nur in den Eukalyptusplantagen der Zellstoffkon­zerne, sondern auch auf den Feldern und Häusern und belasten ebenso die Wasserquellen der lokalen Bevöl­kerung. In beiden Konzernen ist die Mehrheit der Plantagen­arbeiter zudem nicht direkt bei den Zellstofffirmen angestellt, sondern wird über Subunternehmen beschäftigt. Ein Bericht des Environmental Paper Network schätzt, dass etwa 75 Prozent der Plantagen­arbeiter in der Zellstoffindustrie in Brasilien über Subunternehmen beschäftigt sind.

Lizenz für Gentech-EukalyptusInwieweit die Fusion Auswirkungen hat für die Lizenz zum kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Eukalyptuspflanzen, ist unklar. Suzano hatte trotz massiver Proteste als erster Zellstoffproduzent in Brasilien 2017 eine solche Lizenz erhalten. Bereits 2010 kaufte Suzano die Biotechnologiefirma FuturaGene, die Forschung zu gentechnisch veränderten Eukalyp­tuspflanzen betreibt. Suzano verfolgte dabei insbeson­dere eine verbesserte Kälteresistenz der Pflanzen, um somit das Anbaugebiet von Eukalyptus ausweiten zu können. Dass Suzano bereits von der Lizenz Gebrauch gemacht hat, ist unwahrscheinlich. Mit einer kommer­ziellen Nutzung gentechnisch veränderte Eukalyptus­pflanzen würde der Konzern die FSC­Zertifizierung seiner Plantagen aufs Spiel setzen, denn bisher ist die kommerzielle Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen ein Ausschlusskriterium für die Zertifizie­rung durch den FSC.

Megafusion de groupes de celluloseLa fusion des groupes de cellulose brésiliens Suzano et Fibria aura plusieurs conséquences. D’une part, c’est une énorme capacité de production qui s’accumule. D’autre part, la nouvelle entreprise contrôle plus de deux millions d’hectares de terres, plus de la moitié étant recouvertes de monocultures d’eucalyptus.

Fischfang und Jagen verboten. Fibria und Suzano kontrollieren nicht nur zigtausende Hektar, die mit Eukalyputs bewachsen sind, sondern auch riesige Flächen als 'Reserva Legal' - gesetzlich vorgeschriebene Schutzgebiete, in denen jegliche Nutzung durch Anwohner ebenso verboten ist wie auf den Plantagenflächen. Foto: Winnie Overbeek / WRM

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Qualitätssiegel als MängelexemplarText: Michael Weiland | Fotos: Greenpeace/Wikimedia (*)

Das FSC-Siegel soll für Holz aus nachhaltiger Wald-wirtschaft bürgen. Nach einem Vierteljahrhundert beenden Greenpeace International, Deutschland und Schweiz ihre Mitgliedschaft. Christoph Thies, Greenpeace-Experte für Wälder, erläutert im Interview die Hintergründe für die schwierige Ent-scheidung.

Greenpeace hielt sich trotz seiner Mitgliedschaft in den vergangenen Jahren nie mit Kritik am FSC-Siegel zurück. Gab es einen bestimmten Anlass für den Aus-stieg zu diesem Zeitpunkt?Christoph Thies: Der FSC ist immer noch das einzige glaubwürdige Siegel für ökologische Waldwirtschaft. An den Urwäldern haben wir uns allerdings über die Jahre die Zähne ausgebissen. Greenpeace hat doku­mentiert, wie FSC­zertifizierte Urwälder abgeholzt wurden, beispielsweise in Russland und im Kongobe­cken. Der Erhalt der letzten intakten Urwaldgebiete gehört aber zu den Kernzielen von Greenpeace. Hier darf gar keine industrielle Waldwirtschaft stattfinden

– wenn überhaupt, ausschliesslich für den Bedarf der umliegenden Gemeinden. Aber eben nicht im grossen Massstab. Dafür darf Greenpeace nicht stehen.

Versucht Greenpeace mit dem Ausstieg, Druck auf den FSC auszuüben?Dem FSC ist es bisher nicht gelungen, den bestmög­lichen Schutz der Wälder für Menschen, Biodiversität und Klima zu garantieren. Mit unserem Ausstieg wollen wir dazu beitragen, dass sich der FSC ver­bessert: Die Organisation sollte Urwaldschutz konse­quent fördern und sich nicht mehr an industriellen Waldwirtschaftsprojekten in Urwäldern beteiligen. Wir scheiden nicht als Gegner aus. Wir ziehen unsere aktive Mitgliedschaft vorerst zurück, weil wir als konsequente Interessensvertretung die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für Wälder international verändern wollen, zum Beispiel über

internationale Abkommen zum Natur­ und Klima­schutz. Wir werden mit dem FSC im Dialog bleiben und, wo es Sinn macht, kooperieren. Aber als Mitglied geben wir unseren Namen für alles her, was der FSC macht. Darum können wir nicht akzeptieren, dass ein

– sei es noch so geringer – Anteil FSC­Holz aus indu­striellem Urwaldeinschlag stammt.

Inwiefern hat das Pariser Klimaabkommen für die Arbeit des FSC eine Bedeutung?Wald spielt für den Schutz des Klimas, neben dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern und einer klimafreundlicheren Verkehrspolitik, eine zentrale Rolle. Wälder können viel klimaschädliches CO2 binden und so aus der Atmosphäre entfernen. Das funktioniert erstens mit konsequentem Urwaldschutz und zweitens, indem Sekundärwälder durch geringe­ren Holzeinschlag zurückwachsen. Was dort möglich ist, haben wir mit der Waldvision am Beispiel

Laut Kritikern wie Greenpeace beteiligt sich FSC an industriellen Waldwirtschaftsprojekten in Urwäldern.

Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies: International ist FSC konkurrenzlos, trotzdem ist die NGO aus FSC ausgetreten.

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Kunststoffabfall ersetzt Import von Kunststoff-Neumaterial und Kohle!

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sammelsack.ch

Kunststoffabfall ersetzt Import von Kunststoff-Neumaterial und Kohle!

Deutschlands vorgerechnet. Wir brauchen eine unabhängige Zertifizierung von Urwaldschutz, die eine industrielle Nutzung ausschliesst und sich auf Sekundärwälder beschränkt.

Ist es denn für Verbraucherinnen und Verbraucher nach wie vor sinnvoll, sich beim Kauf nach dem FSC-Siegel zu richten?Wir wollen Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher ermutigen, insgesamt weniger Holz­ und Papierprodukte zu nutzen. Bei Papier sollte man da auf den Blauen Engel als Umweltzeichen achten, in vielen Fällen kann es wiederverwendet werden. Neuanschaffungen aus Holz sollten hochwertig und langlebig sein. Etwa die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Holzes wird in Industrieöfen, Pellet­ Heizungen und Kaminen verbrannt. Diesen riesigen Anteil müssen wir drastisch reduzieren.Für Holz­ und Papierprodukte aus Sekundärwäldern ist das FSC­Siegel auf internationaler Ebene immer noch das Beste, was zur Verfügung steht. Falls die Herkunft zu erkennen ist, sollte Holz aus Urwäldern unbedingt vermieden werden.

Gibt es Alternativen zum FSC-Siegel, nach denen man Ausschau halten kann?International gibt es noch keine Alternativen. Von dem weit verbreiteten PEFC­Siegel raten alle grossen Umweltverbände ab: Hier hat sich die Wirtschaft im Wesentlichen selbst ein Gütesiegel verpasst, unab­hängige Kontrollen zum Waldschutz gibt es nicht. Solche Industriezertifikate garantieren keine nach­haltige Waldwirtschaft. In Deutschland haben wir noch das Waldzertifizierungssystem nach Naturland, das strenger ist als das des FSC.

Was fordert Greenpeace also vom FSC?Wenn er schon nicht aufhört, industrielle Waldwirt­schaft in Urwäldern zu zertifizieren, müsste er als ersten Schritt zumindest die Herkunft kenntlich

machen: Urwald oder urwaldfrei. Dann könnte der Markt entscheiden. Unsere Hoffnung ist, dass sich Verbraucher für urwaldfrei entscheiden würden – und sich beim FSC die Erkenntnis durchsetzt, dass das der richtige Weg ist. Zur glaubwürdigen Zerti­fizierung gehört eine hundertprozentige Transpa­renz. Ich muss als Verbraucher nachvollziehen können, aus welchen Betrieben mein Holz stammt. Das darf nicht durch ökonomische Interessen der Betriebe ausgehebelt werden.

Wann könnte Greenpeace denn zum FSC zurückkehren?Der Ball liegt beim FSC. All diese Probleme – die Urwaldfrage, Transparenz, Herkunftskennung – haben wir intern seit mindestens fünf Jahren disku­tiert. Wenn bei den Verantwortlichen im FSC ein Umdenken stattfindet, könnte das ganz schnell gehen. Es ist nicht unsere Absicht, die Organisation zu schwächen. Im Gegenteil – wir wünschen uns einen stärkeren FSC. Greenpeace ist nach wie vor davon überzeugt, dass der FSC – ausserhalb von Urwäldern

– das beste Zertifizierungssystem für Wälder ist.

Könnte aus Sicht von Greenpeace mehr erreichen: das Waldwirtschaftslabel Forest Stewardship Council.

Greenpeace se retireLe label FSC devrait répondre, pour le bois, d’une économie forestière durable. Après un quart de siècle, Greenpeace International, Allemagne et Suisse mettent un terme à leur participation. Christoph Thies, expert en forêts à Greenpeace, explique dans une interview les tenants et aboutis­sants de cette décision difficile.

(*) Abdruck des Interviews mit freundlicher Genehmigung der Redaktion von www.greenpeace.de.

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Die Baselbieter Gemeinde Binningen hat mit «urwald-freundlich.ch» gute Erfahrun-gen gemacht und liess sich 2017 rezertifizieren, sagt Daniel Egli. Er arbeitet seit sechs Jahren als Ressortleiter Umwelt in der Gemeindeverwaltung und engagiert sich auch privat für Ökologie.

Seit wann ist Binningen bei der Aktion «urwaldfreundlich.ch» dabei?1995 entschloss sich die Ge­meinde, auf Raubholz zu verzich­ten. Sieben Jahre später hat der Einwohnerrat ein Postulat angenommen, das die Verwen­dung von Recyclingpapier und Holz aus der Region forderte. 2005 schliesslich unterschrieb die zuständige Gemeinde rätin die Selbstverpflichtung für «urwald­freundlich.ch».

Wo hat sich etwas geändert?Wenn der Werkhof oder die eigene Schreinerei Holz beziehen, dann stammt es aus den umliegenden Wäldern. Nur ausnahmsweise wird anderes Holz – und dann mit FSC­Label – verwendet. Ausser­dem wird in der Gemeindeverwal­tung nur Recycling papier benutzt, sei dies für Kopien oder Druck­sachen wie etwa den Kehrichtab­fuhrplan oder für Hand trocknung und WC­Papier.

«Urwaldfreundlich handeln – mit gutem Grund» Interview: Selma Schaffner, Foto: zvg.

Wie viel bekommt die Binninger Bevölkerung davon mit?Die meisten bemerkten früher den Unterschied zwischen Recycling­ oder Neufaserpapier, wenn sie ein Blatt Papier in der Hand hielten. Heute ist dies nicht mehr so, die Qualitäten sind identisch. In letzter Zeit machte die Gemeinde nicht mehr speziell auf den Ein ­satz von Recyclingpapier auf­merksam. Aber die Aufmachung des Abfuhrkalenders blieb im traditionellen Recycling­Look, und Briefpapier und Couverts haben einen Weisse­Grad von 70 bis 80, sind also nicht hochweiss. Unsere Devise ist: Urwaldfreund­lich handeln – mit gutem Grund.

Gab es Probleme oder Konflikte bei der Verwirklichung?Vor 30 Jahren waren Drucker und Kopiergeräte noch nicht auf Recyclingpapier abgestimmt und es gab Probleme. Es gab auch Gegner solcher «grünen Ideen». In der Zwischenzeit ist dies kein Thema mehr und die Diskussion, ob das Recyclingpapier staubt, ist Vergangenheit.

Wie steht es mit Recyclingpapier beim Archivieren? Eignet es sich dafür?Da heutzutage auch immer mehr digital gearbeitet wird, hat sich auch beim Archivieren sehr viel verändert. Das Papier, das wir noch physisch archivieren, ist

generell mindestens 50 Jahre haltbar. Ob es sich um Recycling­papier handelt oder nicht, macht dabei keinen Unterschied.

Wird die Gemeinde auch im Rah-men der nächsten Rezertifizierung bei «urwaldfreundlich.ch» dabei-bleiben?«urwaldfreundlich.ch» ist ein unterstützenswertes Label. Es erinnert daran, die Beschaffung regel mässig zu hinterfragen und zu bereinigen. Da «urwald­freundlich» und Recyclingpapier der Gemeinde Binningen ein wichtiges Anliegen ist, gehe ich davon aus, dass Binningen mit der Mitgliedschaft so weitermachen wird wie bisher. 2017 liessen wir uns rezertifizieren.

Ist Ihnen als Privatperson Recy-clingpapier ebenfalls wichtig?Tatsächlich liegt mir Recycling­papier und der Zusammenhang zu Urwäldern generell am Herzen. So kaufe ich auch privat oder für Versände des Vereins Ökogemein­de Binningen, in dem ich aktiv bin, nur Recyclingpapier. Noch vor zehn Jahren war das Sorti­ment bei den Grossverteilern aber viel breiter. Heute muss ich in der Auslage länger suchen und finde die Recyclingkuverts oder Ko­pierpapier erst im untersten Regal, aufwendig verpackt und statt günstiger gleich teuer wie Neufaserpapier.

Binningen ist eine Basler Agglomerationsgemeinde mit 15’600 Einwohnerinnen und Einwohnern und seit 2005 offiziell bei «urwaldfreundlich.ch» dabei.

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EditorialText: Pieter Poldervaart

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Kurzmeldungen

Emmi rezykliert PapiersäckeSchokoladen­ und Milchpulver werden bei der Milchverarbeitungsfirma Emmi in Papiersäcken angeliefert. Bis vor kurzem wurden die leeren Säcke, monatlich 1200 Kilogramm, in der Kehrichtverwer­tungsanlage verbrannt: Man konnte das Papier und die Plastikschicht nicht voneinander trennen, wes­halb man es nicht ins Papierrecycling geben konnte. Inzwischen hat Emmi das geändert: Die Model AG in Weinfelden entwickelte eine neue Stoffaufberei­tungsanlage. Diese ist in der Lage, auch plastifiziertes Papier aufzutrennen und die Fasern in den Stofff­kreislauf zurückzubringen.

Neue HolzhandelsregelungDer illegale Holzhandel ist ein grosses Problem, auch in der Schweiz. Seit 2010 gibt es zwar eine Deklarati­onspflicht für Holz. Diese verpflichtet den Verkäufer aber nur, den Kunden über die Holzart und Holzher­kunft zu informieren. Holz, das aus der Schweiz in die EU – mit 95 Prozent der wichtigste Abnehmer für Holzausfuhren aus der Schweiz – exportiert wird, gilt als Drittlandprodukt. Das bedeutet, dass die Impor­teure verpflichtet sind, eine Sorgfaltspflichtregelung anzuwenden. Dies ist ein grosser Aufwand, was für Schweizer Exporteure einen schwerwiegender Nach­teil gegenüber ihrer EU­Konkurrenz bedeutet. Erste Abnehmer überlegen sich offenbar, ob sie zu einfa­cheren Lieferanten in der EU wechseln. Nun hat der Nationalrat Peter Föhn eine Motion eingereicht mit dem Ziel, dass eine identische Regelung wie die euro­päische Holzhandelsverordnung geschaffen wird, was diese Sorgfaltspflichtregelung überflüssig machen würde. In der EU gilt seit 2013 die Holzhandelsver­ordnung (European Timber Regulation, EUTR), die den illegalen Holzhandel verbietet und eine Prüfung der Legalität von Holz und Holzprodukten vor­schreibt, die von ausserhalb der EU stammen.Während der Bundesrat vor ein paar Jahren einen ähnlichen Vorstoss abgelehnt hatte, beantragt er nun, die Motion anzunehmen.

Recyclingpapier auch fürs ArchivImmer wieder tauchen Zweifel auf, ob man Recy­clingpapier problemlos archivieren kann. Zu diesem Thema existieren zwei Normenkennzeichnungen, DIN ISO 9706 und DIN 6738 mit der Lebensdauerklas­se (LDK) 24­85. DIN ISO 9706 besagt, dass im Papier keine holzartigen oder nicht vollständig von Lignin befreite Holzfaser vorhanden sein dürfen. Recycling­papiere können diese Vorgabe meist nicht erfüllen, da bei der Altpapiersammlung etwa durch Zeitungspa­pier auch Lignin in den Altpapierkreislauf eingetra­gen wird. DIN 6738 mit LDK 24­85 dagegen schreibt keine definierte Zusammensetzung des Papiers vor. Hier geht es einzig darum, Papier in Altersbeständig­keitskategorien einzuteilen. Die Einteilung erfolgt durch eine Prüfung mit beschleunigter Alterung bei erhöhter Temperatur und Luftfeuchtigkeit. DIN 6738 ist die anspruchsvollste von vier Kategorien. Papierqualitäten, die diese DIN erfüllen, halten sich bei schonender Behandlung und richtigen Lagerung dauerhaft, das heisst mehrere 100 Jahre. Papiere mit dem Blauen Engel erfüllen die DIN 6738 mit der LDK 24­85. Somit ist heute die angeblich mangelhafte Ar­chivierbarkeit kein Grund mehr, auf Recyclingpapier zu verzichten.

Rund 15 Tonnen kaschierte Papiersäcke landeten bei Emmi bisher in der Verbrennung. Neu können sie rezy-kliert werden. Foto: zvg.

«Ecopaper» als DoppelnummerSie halten eine Doppelausgabe von «Ecopaper» in den Händen. Der Vorstand von Ecopaper hat beschlossen, diese und die nächste Ausgabe von Ecopaper ausKostengründen zusammenzulegen. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.

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Depuis quand Binningen adhère-t-elle à l’action «foretsanciennes.ch»?La commune a décidé de renon­cer au bois provenant de pillages en 1995. Sept ans plus tard, le parlement communal a adopté un postulat demandant l’utilisa­tion de papier recyclé et de bois de la région. En 2005 enfin, la conseillère communale en charge signait l’autodéclaration «forets­anciennes.ch».

Quels changements a-t-on cons-tatés?Lorsque les services de la voirie ou notre propre menuiserie achètent du bois, celui­ci provient donc des forêts avoisinantes. Ce n’est qu’exceptionnellement que l’on utilise d’autres bois, le cas échéant labellisé FSC. Par ailleurs, l’ad­ministration communale n’utilise que du papier recyclé, que ce soit pour les copies ou les imprimés tels que le plan de ramassage des ordures, pour se sécher les mains ou le papier hygiénique.

Avez-vous rencontré des problè-mes ou des conflits dans la mise en œuvre?Il y a 30 ans, les imprimantes et copieurs n’étaient pas encore prévus pour le papier recyclé, ce qui posait parfois des problèmes. Il y avait aussi des détracteurs de ces «idées vertes». Aujourd’hui, plus personne n’en parle et la discussion de savoir si l’impri­

«Agir dans le respect des forêts anciennes. Avec de bonnes raisons»Interview: Selma Schaffner, photo: SP.

mante ne vaut rien ou si le papier recyclé fait de la poussière relève de l’histoire ancienne.

Qu’en est-il du papier recyclé pour l’archivage? Y est-il approprié?De nos jours, on travaille de plus en plus en digital, ce qui change aussi passablement la donne à l’archivage. Le papier que nous archivons encore de manière physique se conserve au moins 50

ans. Qu’il s’agisse donc de papier recyclé ou non, ne fait donc au­cune différence.

La commune va-t-elle rester auprès de «foretsanciennes.ch» dans le cadre de la prochaine recertifica-tion?«foretsanciennes.ch» est un label digne de soutien. Il rappelle qu’il faut régulièrement remettre en question et adapter les acquisi­tions. «foretsanciennes.ch» et le papier recyclé étant importants pour la commune de Binningen, je pars du principe que la commune va maintenir son affiliation com­me par le passé.

Le papier recyclé vous est-il également important à titre privé?En effet, le papier recyclé me tient à cœur, comme le lien aux forêts primaires. Ainsi, à l’échelon privé comme pour les envois de l’asso­ciation Ökogemeinde Binningen (commune écologique), dans laquelle je suis actif, je n’emploie que du papier recyclé. Il y a dix ans, l’assortiment des grands distributeurs était toutefois plus large. Aujourd’hui, il me faut davantage de temps pour trouver ce dont j’ai besoin et les envelop­pes recyclées comme le papier à copier se situent tout au fond de l’étalage, solidement emballés et aussi chers que du papier de fibres fraîches, au lieu d’être meilleur marché.

Binningen est une commune de l’agglomération bâloise comptant 15’600 habitants. Elle a adhéré of-ficiellement à «foretsanciennes.ch» en 2005.

La commune bâloise de Bin ningen est satis-faite de «foretsanciennes.ch», nous dit Daniel Egli. Depuis six ans en tant que responsable de dicastère Environnement à l’administration communale, il s’engage aussi à l’échelon privé en faveur de l’écologie.

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Nouvelles en bref

Emmi recycle les sacs en papierChez Emmi, entreprise de transformation du lait, les poudres de chocolat ou de lait sont livrées dans des sacs en papier. Jusqu’à peu, les sacs vides, au total 1200 kilogrammes par mois, terminaient à l’incinéra­tion: on n’arrivait en effet pas à séparer le papier et la couche de plastique, raison pour laquelle il n’était pas possible de les recycler. Il en va tout autrement aujourd’hui: Model AG, à Weinfelden, a développé une nouvelle installation de préparation des matériaux. Celle­ci est notamment en mesure de séparer le papier plastifié et de remettre les fibres dans le cycle des matières premières.

Nouvelle réglementation pour le commerce du boisLe commerce de bois illégal constitue un énorme problème. La Suisse n’y échappe pas. La déclaration du bois est certes obligatoire depuis 2010, elle ne contraint toutefois le vendeur d’informer l’acheteur que sur le type de bois et son origine. Dans l’UE, le Règlement dans le domaine du bois (RBUE) est entré en vigueur en 2013. Il interdit la mise sur le marché de bois issu d’un abattage illégal et prescrit une vérification de la légalité du bois et des produits en bois issus d’un État hors de l’UE. Le bois qui est exporté depuis la Suisse vers l’UE – le premier acquéreur des exportations de bois de Suisse, à hauteur de 95% – est considéré comme un produit de pays tiers. Les importateurs sont donc contraints d’appliquer un système de diligence raisonnable, qui requiert un important investissement. Cela constitue un gros inconvénient pour les exportateurs suisses, au regard de la concurrence de l’UE. Des acheteurs étudieraient apparemment la possibilité de trouver des fournis­seurs plus faciles dans l’UE. Le conseiller national Peter Föhn vient ainsi de déposer une motion, dans le but d’obtenir une réglementation identique à celle de la directive européenne sur le commerce du bois, qui

rendrait superflu ce système de diligence raisonnable. Alors que le Conseil fédéral avait rejeté une motion semblable il y a quelques années, il propose désormais d’adopter celle­ci.

Le papier recyclé aussi pour les archivesDes voix s’élèvent régulièrement émettant des doutes quant au fait que le papier recyclé puisse être archivé sans problème. Il existe deux normes dans ce do­maine: DIN ISO 9706 et DIN 6738 avec la classe de durée de vie (LDK) 24­85. DIN ISO 9706 dit que le papier ne doit pas contenir de fibres de bois ou de fibres contenant de la lignine. Les papiers recyclés ne sont usuellement pas en mesure de satisfaire cette exigence, car la collecte du vieux papier introduit souvent de la lignine dans le cycle du papier recyclé avec le papier à journal. En revanche, DIN 6738 avec LDK 24­85 ne prescrit aucune composition définie du papier. Il en va ici uniquement de classer le papier dans des catégories de persistance dans le temps. La classification se fait au moyen d’un test réalisé par un vieillissement accéléré à une température et une hygrométrie accrues. DIN 6738 est la plus exigeante de quatre catégories. Les qualités de papiers qui satisfont cette DIN se conservent, lorsque le traite­ment et le stockage dans de bonnes conditions, généralement plusieurs centaines d’années. Les papiers munis du label Ange bleu satisfont la DIN 6738 avec LDK 24­85. Ainsi, la prétendue archivabilité insuffisante ne constitue aujourd’hui plus une raison de renoncer au papier recyclé.

«Ecopaper» en numéro doubleLe comité d’Ecopaper a décidé, à des fins d’économie, de renoncer à l’édition 3­18 d’«Ecopaper» et de la fusionner avec cette édition. Nous comptons sur votre compréhension.

Près de 15 tonnes de sacs en matériau mixte chez Emmi terminaient leur course à l’incinération. Désormais, on peut les recycler.Photo: SP.

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Adressen

Beratungsstellen undUmweltorganisationenBundesamt für Raumentwick­lung ARE, Sektion nachhaltige Entwicklung3003 Bern 058 462 40 [email protected]

Bundesamt für Umwelt BAFU, Fachstelle ökologische öffent­liche Beschaffung3003 Bern031/322 93 56 [email protected]­schweiz.ch

FÖP Forum Ökologie & Papierc/o Jupp TrauthIm Dorf 27, D­56288 Roth+49/6762 8750 [email protected]

Verein Recycling Papier und KartonSpeichergasse 35, 3000 Bern 7www.altpapier.ch

Carbotech AG Postfach, 4002 Basel 061/206 95 [email protected] www.carbotech.ch

ZPK Verband der schweiz. Zell­stoff­, Papier­ und KartonindustrieBergstrasse 110, Postfach 1348030 Zürich044/266 99 20 [email protected], www.zpk.ch

PapiergrosshändlerBohny Papier AGChaltenbodenstrasse 68834 Schindellegi043/888 15 [email protected]

Fischer Papier AGLetzistrasse 24, Postfach9015 St. Gallen071/314 60 [email protected]

Papyrus Schweiz AGZürcherstrasse 68 8800 Thalwil058/580 58 [email protected]

DruckereienAlder Print und Media AGBürerfeld 16a, 9245 Oberbüren071/375 66 [email protected]

cricprint coopérativeChemin des Sources 11723 Marly026/424 98 89www.cricprint.com

Druckerei BaldeggerWartstrasse 131 8401 Winterthur052/226 08 [email protected]

Druckerei Lutz AGHauptstrasse 18, 9042 Speicher071/344 13 [email protected] www.druckereilutz.ch/umwelt­schutz

DruckformGartenstrasse 10 3125 Toffen031/819 90 [email protected]ür.ch

Druckerei PrintosetFlurstrasse 93, 8047 Zürich044/491 31 [email protected]

Druckerei RopressBaslerstrasse 106, Postfach8048 Zürich043/311 15 [email protected]

Grafisches Service­Zentrumdes Wohn­ und Bürozentrum für KörperbehinderteAumattstrasse 70 ­ 724153 Reinach BL061/717 71 [email protected]

Hersteller/Verarbeiter von RecyclingpapierPapierfabrik Hainsberg GmbHc/o Cartonal AGRugghölzli 2 / Busslingen5453 Remetschwil056/485 60 [email protected]

Steinbeis Papier Glückstadt GmbHc/o Cartonal AGRugghölzli 2 / Busslingen5453 Remetschwil056/485 60 [email protected]

Papierfabrik Cartaseta­ Friedrich + CoSandackerstrasse 35014 Gretzenbach062/288 16 [email protected]

Ebner AG, VerpackungsmaterialBürerfeld 16a9245 Oberbüren071/912 27 27info@ebner­verpackungen.ch

Apartiva AGBürerfeld 16a9245 Oberbüren071/912 27 27info@ebner­verpackungen.ch

Impressum

Redaktion | RédactionPieter Poldervaart, pldPressebüro KohlenbergPostfach4001 Basel061 270 84 [email protected]

Übersetzungen | TraductionsGaïa traductions

Gestaltung | Druck | ImpressionDruckform, 3125 Toffen

PapierPapyrus RecyStar Nature, 90g/m2, 70x100cm SB

Sekretariat | SecrétariatEcopaperPostgasse 15 | Postfach 8173000 Bern 8T 031 313 34 50 | F 031 313 34 [email protected]

Auflage 1100 ExemplareÉdition 1100 exemplaires

ISSN 2297­8801

Redaktionsschluss | Délai rédactionnel ecopaper 4/2018:16. November 2018

Couverthersteller in RecyclingqualitätElco AGPostfach, 5201 Brugg056/462 80 [email protected]

UmweltdienstleisterHäusle Schweiz AG Langenhagstrasse 35 CH­9424 Rheineck T +41 71 313 43­43 F +41 71 313 43­00info@ haeusle.ch