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1 A m 28. Rahja 1030 BF fei- erte die greise Dame im Kreise der Familie und einiger alter Freunde des Hauses Eber- stamm ihren 90. Tsatag. Von der engeren Verwandtschaft fehlten nur der Prinz Edel- brecht und die Dame Thalia. Dafür war aus Gareth hoher Besuch angereist: Prinz Storko höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, der Fürstinmut- ter die besten Wünsche des Kaiserhauses zu übermitteln und ihr ein Geschenk von be- sonderem Wert zu überreichen: den Rosenmantel der Kaiserin Cella, in den die junge Hof- dame Thalessia einst vor vielen vielen Götterläufen goldene Blüten eingestickt hatte. Mit unbeschreiblicher Freude, so heißt es, habe die Greisin dieses Erinnerungsstück ihrer Jugend- zeit empfangen und halb zärt- lich, halb ehrfurchtsvoll be- rührt. Doch als Herr Storko sich gar anschickte, ihr den Mantel um die Schultern zu legen, da habe sie es abgelehnt, ein kaiserliches Kleid zu tragen: „Da sei der Herr Praios vor, dass mir in meinem Alter noch solcher Hochmut komme!“ A uch die Gaben der ande- ren Gäste waren von erle- sener Güte und mit Sorgfalt ausgewählt. „Die Jugend mag sich an Flitter und anderem Tand ergötzen, aber dies hier ist ein treffliches Geschenk für mein Alter“, soll sie zum Gra- fen Growin gesagt haben, der einen urgemütlichem Schaukel- stuhl aus tiefrotem Salminger Ulmenholz brachte, dessen Lehne zu beiden Seiten mit kleinen Eberköpfen verziert war. D a der Bau des großen Fest- saales noch immer nicht vollendet war, tafelte die adlige Gesellschaft im Fürst- Holdwin-Flügel, der bereits auf der Angbarer Fürstenturnei vor anderthalb Jahren eingeweiht worden war. Als besondere Überraschung gab es ein be- sonderes Menü, das die Für- stinmutter an ihre Jugendzeit erinnerte. Denn bei Bauarbei- ten auf den Kaiserlichen Inseln im Angbarer See war jüngst die Menüfolge eines Festbanketts gefunden worden, das Kaiser Bardo dort einst ausgerichtet hatte. Ein Gang firmierte dort als „Gruß aus dem Kosch“ und bestand aus Bollenbraten in Biersoße, gefüllt mit gehacktem Hanghasen und garniert mit ganzen Koschammern, dazu der Rogen des Rondrahechts sowie Birnenkompott an Hol- lerbeerengelee. D och auch die braven Bür- ger Angbars hatten Anteil an den Festlichkeiten. Im Für- stengarten spielten Musiker zum Tanze auf, das Volk er- freute sich an Freibier und guter Speise aus den Vorrats- kellern der Residenz. Der Stadtrat aber und hinterdrein die Mitglieder der Zünfte, Gil- den und vieler anderer Grup- pen, zog festlich geschmückt in den Hof der Thalessia, der all die Menschen und Zwerge Gerührt nahm sie die Glückwünsche und Gaben der Gäste entgegen: Die Fürstinmutter Thalessia „Das möcht’ ich noch erleben“ „Das möcht’ ich noch erleben“ „Das möcht’ ich noch erleben“ „Das möcht’ ich noch erleben“ Fürstinmutter Thalessia feierte ihren 90. Tsatag Nr. 46 Rondra 1031 ANGBAR. Perval den Ritterlichen hat sie noch selbst durch Angbar reiten sehen; der Kaiserin Cella wartete sie als Hofdame auf; bei den Krönungsfeiern Retos und Hals tanzte sie mit ihrem Gatten Berndrich im Ballsaal der Garether Residenz. Die Orken sah sie plündernd durch den Kosch ziehen, Edelleute im Kampf für oder gegen den Usurpator Answin die Waffen erheben, schließlich sogar Angbar in Flammen stehen. Keine Dame aus fürstlichem oder königlichem Hause gibt es im ganzen Raulschen Reiche, die auf ein so langes und bewegtes Leben zurück- blicken kann, und kaum ein Mensch hat dem Schicksal so unverdrossen die Stirn geboten wie sie, die Fürstinmutter Thalessia von Eberstamm-Ehrenstein-Eberstamm.

Nr. 46 Rondra 1031 „Das möcht’ ich noch erleben“

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Am 28. Rahja 1030 BF fei-erte die greise Dame im

Kreise der Familie und einigeralter Freunde des Hauses Eber-stamm ihren 90. Tsatag. Vonder engeren Verwandtschaftfehlten nur der Prinz Edel-brecht und die Dame Thalia.Dafür war aus Gareth hoherBesuch angereist: Prinz Storkohöchstpersönlich ließ es sichnicht nehmen, der Fürstinmut-ter die besten Wünsche desKaiserhauses zu übermittelnund ihr ein Geschenk von be-sonderem Wert zu überreichen:den Rosenmantel der KaiserinCella, in den die junge Hof-dame Thalessia einst vor vielenvielen Götterläufen goldeneBlüten eingestickt hatte. Mitunbeschreiblicher Freude, soheißt es, habe die Greisin diesesErinnerungsstück ihrer Jugend-zeit empfangen und halb zärt-lich, halb ehrfurchtsvoll be-rührt. Doch als Herr Storkosich gar anschickte, ihr denMantel um die Schultern zulegen, da habe sie es abgelehnt,ein kaiserliches Kleid zu tragen:„Da sei der Herr Praios vor,dass mir in meinem Alter nochsolcher Hochmut komme!“

Auch die Gaben der ande-ren Gäste waren von erle-

sener Güte und mit Sorgfaltausgewählt. „Die Jugend magsich an Flitter und anderemTand ergötzen, aber dies hierist ein treffliches Geschenk fürmein Alter“, soll sie zum Gra-fen Growin gesagt haben, dereinen urgemütlichem Schaukel-stuhl aus tiefrotem Salminger

Ulmenholz brachte, dessenLehne zu beiden Seiten mitkleinen Eberköpfen verziertwar.

Da der Bau des großen Fest-saales noch immer nicht

vollendet war, tafelte die adligeGesellschaft im Fürst-Holdwin-Flügel, der bereits aufder Angbarer Fürstenturnei voranderthalb Jahren eingeweihtworden war. Als besondereÜberraschung gab es ein be-sonderes Menü, das die Für-stinmutter an ihre Jugendzeiterinnerte. Denn bei Bauarbei-ten auf den Kaiserlichen Inselnim Angbarer See war jüngst dieMenüfolge eines Festbankettsgefunden worden, das KaiserBardo dort einst ausgerichtethatte. Ein Gang firmierte dortals „Gruß aus dem Kosch“ undbestand aus Bollenbraten inBiersoße, gefüllt mit gehacktemHanghasen und garniert mitganzen Koschammern, dazuder Rogen des Rondrahechtssowie Birnenkompott an Hol-lerbeerengelee.

Doch auch die braven Bür-ger Angbars hatten Anteil

an den Festlichkeiten. Im Für-stengarten spielten Musikerzum Tanze auf, das Volk er-freute sich an Freibier undguter Speise aus den Vorrats-kellern der Residenz. DerStadtrat aber und hinterdreindie Mitglieder der Zünfte, Gil-den und vieler anderer Grup-pen, zog festlich geschmückt inden Hof der Thalessia, der alldie Menschen und Zwerge

Gerührt nahm sie die Glückwünscheund Gaben der Gäste entgegen:Die Fürstinmutter Thalessia

„Das möcht’ ich noch erleben“„Das möcht’ ich noch erleben“„Das möcht’ ich noch erleben“„Das möcht’ ich noch erleben“Fürstinmutter Thalessia feierte ihren 90. Tsatag

Nr. 46 Rondra 1031

ANGBAR. Perval den Ritterlichen hat sie noch selbst durchAngbar reiten sehen; der Kaiserin Cella wartete sie alsHofdame auf; bei den Krönungsfeiern Retos und Halstanzte sie mit ihrem Gatten Berndrich im Ballsaal derGarether Residenz. Die Orken sah sie plündernd durchden Kosch ziehen, Edelleute im Kampf für oder gegen denUsurpator Answin die Waffen erheben, schließlich sogarAngbar in Flammen stehen. Keine Dame aus fürstlichemoder königlichem Hause gibt es im ganzen RaulschenReiche, die auf ein so langes und bewegtes Leben zurück-blicken kann, und kaum ein Mensch hat dem Schicksal sounverdrossen die Stirn geboten wie sie, die FürstinmutterThalessia von Eberstamm-Ehrenstein-Eberstamm.

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kaum aufnehmen konnte. DieBlaskapellen spielten einfröhlich-feierliches Tsatagslied,und als die Fürstinmutterschließlich auf den Balkon her-austrat, da ließen die Angbarersie mit frohem Jubel hochleben– und man kann gewiss sein:

Dies kam von Herzen; dennwenn die Frau Thalessia auchob ihrer strengen Art beimanch einem gefürchtet ist, soerfreut sie sich doch großerBeliebtheit bei den einfachenLeuten. Als Geschenk über-reichte man ihr ein wunder-schönes und bis ins Kleinstegenaues Modell des Fürsten-schlosses, das Meister AngertSüßrahm, der beste Zuckerbäc-ker der Stadt, gefertigt hatte,und dazu ein gewaltiges Buchmit mehr denn tausend Seiten,in dem die Angbarer alle Ge-schichten, Märchen, Anekdo-ten, Lieder und Gedichte zu-sammengetragen hatten, die ih-nen eingefallen waren. Über einJahr lang hatten siebzehn Schü-ler unter Aufsicht der Hesinde-geweihten in Schönstschriftdaran gearbeitet und das Buchmit neunzig Bildern und Zeich-nungen versehen.

Gerührt nahm Frau Thales-sia die Gaben und Glück-

wünsche entgegen. Dannsprach sie: „Ihr lieben Leutehabt mir auf meine alten Tageeine schöne Freude gemacht,und dafür danke ich euch. Ihrwisst, die Eberstammer sindkeine Freunde langer Reden,und darum will ich’s kurz undbündig machen. Neunzig Göt-terläufe bin ich jetzt alt – eine

lange Zeit, und eigentlichkönnte es damit genug sein.Manch einem, Boron sei’s ge-klagt, sind nicht einmal halb soviele Jahre vergönnt. Ich habeso viel gesehen und erlebt, dassich, wenn meine Augen undHände nicht zu schwach wä-ren, ein ebenso mächtiges Buchdamit füllen könnte. Aber diesebeiden Dinge möcht’ ich nocherleben, und ich bitte denHerrn Boron, mir noch so vielZeit zu lassen: Zum einen dieVollendung dieses Schlosses,und zum andern“ – und dabeisah sie zu dem Prinzen Ans-hold hin – „will ich noch einUrenkelchen als Erben unseresHauses auf meinem Schoßewiegen. Dann mag ich sagen:Nun ist es gut, und getrost dieAugen schließen.“

Die letzten Sätze hatte sie insolch einem feierlichen Ton ge-sprochen, dass manch einer„So sei es“ murmelte, ganz wieam Ende eines Gebetes. Dannaber erhob die Fürstinmutternoch einmal die Stimme undsagte: „Nun aber, gute Bürger,

gehet hin und feiert schön, undwenn ihr den einen oder ande-ren Krug auf das Wohl desHauses Eberstamm leert, dannist’s recht. Doch vergesst nichtganz, dass ihr morgen wiedereuer Tagwerk mit frischemKopfe verrichten sollt!“

So folgte den warmen Wor-ten doch zumindest noch

ein sanfter Tadel, und da warendie Angbarer froh, dass „ihreFürstinmutter“ doch noch dieAlte geblieben war. Bei blauemHimmel und Sonnenschein –was die Garether „Kaiser-wetter“ zu nennen pflegen –wurde nach bester Koscher Artgefeiert, und noch Frau Madasah auf das frohe Treiben imFürstengarten hinab undblickte auch durch die Fensterdes Schlosses, wo Frau Thales-sia von ihrem neuen Stuhle ausden Tänzen der jungen Leutemit einem zufriedenen Lächelnzuschaute.

Karolus Linneger, Stitus Fegerson,Losiane Misthügel

Inhalt dieser AusgabeFürstinmutter Thalessia feierte ihren 90. Tsatag ...............Storkonen empfangen Prinz Storko ...................................Aufruf Ihrer Durchlaucht Thalessia v. E.-E.-E. ................Hochzeit in Galebquell ..........................................................Ein Zeichen der Hoffnung im Norden ...............................Rosenritt (Gedicht) ................................................................Der verratene Brief - Skandal am Fürstenhof ...................Die kaiserlichen Pfalzen im Koscherland ...........................Versetzung der Angbarer Zunfthaus-Uhr ..........................Tarjok Boquis Neujahrspredigt in Angbar .......................Jahreswechsel am Greifenpass ............................................Algarte und Yesatan ...............................................................Zwergische Baumeister in Storchsklausen vermisst .........Heiligtum von Gôrmel Schwesterorden übergeben .........Ankündigung der Salminger Hesindefestspiele ................Siopan der Helle zum Erzprätor ernannt ...........................Hesindetempel in Ferdok im Bau ........................................Auf dem Zwölfergang: Ingerimm ........................................Reisebericht: Auf Flussvaters Rücken .................................Jagd auf den Räuber Ronkwer .............................................

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Der Besuchdes Prinzen

Am Tag nach den Festlich-keiten wurde Seine Kaiserli-che Majestät Prinz Storkovon Gareth zu dem nachihm benannten Turm derStadtmauer geführt, wo ervon den Mitglieder der Stor-konen mit Hoch-Rufen emp-fangen wurde. Die Storko-nen sind ein Bund ehrbarerBürger, welche die Meinungvertreten, dass der Prinz(„ein Mann nach rechter Ko-scher - mehr noch: nachAngbarer Art“) nicht seinenVerdiensten gemäß gewür-digt werde. Der kaiserlicheGast nahm die Huldigungender Bürger freundlich entge-gen, klopfte dem Vorsitzen-den der Storkonen, MeisterEberhalm Markwardt, aufdie Schulter, und brummte:„Weiter so“, bevor er zurBesichtigung des Fürstengar-tens weiterfuhr.

Aufruf Ihrer DurchlauchtAufruf Ihrer DurchlauchtAufruf Ihrer DurchlauchtAufruf Ihrer DurchlauchtThalessia von Eberstamm-Ehrenstein-

Eberstamm, Fürstinmutter,Edle von Ochsensteinim Bergthanner Land,Ehren-Obristin derFerdoker Garde.

Am 11. Travia 1031 nach dem Fall Bosparanssollen sich am fürstlichen Erlenschlossall jene Angroschim und Menschen

guten Herzens und ohne Tadel einfinden,die dem erbprinzlichen Paar,

Anshold und Nadyana vom Eberstamm,einen fruchtbaren Rat zu geben vermögen,auf dass sich ihr und Unser Wunschnach einem Kindelein und Stammhalter

endlich erfülle.

Gegeben am Tage der Vollendungmeines neunzigsten Götterlaufes

Thalessia v. E-E-E.

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Im Zeichen der RoseIm Zeichen der RoseIm Zeichen der RoseIm Zeichen der RoseVom Schicksal der Leibzofe Prinzessin Nadyanas oder

Wie die Liebe jene Wunden heilt, die ein Thronräuber schlug

Von einem Rosenritt...Von einem Rosenritt...Von einem Rosenritt...Von einem Rosenritt...

Kriege und Kämpfe fordernallerorten im Heiligen Raul-schen Reich viel vergossenesBlut und zahlreiche Tote undVerwundete. Doch ehrenhaftstehen die Adligen des koscherKönigreiches und des nord-märkischen Herzogtumes ein-ander bei.

Schon auf dem Konventdes nordmärkischen und ko-scher Adels im Phexmond desJahres 1029 nach dem Fall deshunderttürmigen Bosparanstrafen der Baron Graphiel vonMetenar aus dem Kosch undder Baron Riobhan von Galeb-quell – damals noch Junker vonHainen – aus dem Nordmärki-schen aufeinander. Sie warenverbunden durch eineschmachvolle Geschichte, denndes Metenarers Knappin Ang-linde von Treublatt war die Ge-liebte des schändlichen Lech-dan von Gareth, jenes SpossesKaiser Bardos, der vor wenigenJahren einige Kaiserlichen Insi-gnien gestohlen und daraufhinversucht hatte, selbst Kaiser zuwerden. Jener Lechdan hatteauch des Barons Vater ver-führt, in den Krieg und denTod geschickt und in seinemThronstreit weite Teile der Ba-ronie verwüstet.

Obgleich HochgeborenGraphiel von Metenar von derLiebschaft seiner Knappin zujenem Schurken nichts ahnte,

sah er sich in der Pflicht, ihrenTeil der Schuld zu sühnen, undentsandte Handwerker undLeibeigene in die BaronieGalebquell, um die dortigenWunden zu heilen. Als seineBotschafterin führte des Me-tenarers jüngste HalbschwesterJileia von Blauendorn denTrupp durch die Schwert-schlucht und über den Quell-pass. Die edle Dame wiederumwurde von seiner Hochgebo-ren Riobhan von Galebquellund seinem Sohn Roklan vonLeihenhof artig bewirtet undwillkommen geheißen. Sie bliebnur wenige Tage, denn es zogsie zurück in den Kosch, wo sieals Leibzofe der ErbprinzessinNadyana am Fürstenhofediente… doch offenbar langegenug, um die Flamme Rahjaszu entzünden.

Nicht lang darauf brach sei-nerseits von Galebquell einReisezug auf. Roklan Boromarvon Leihenhof, Ritter zu Elen-vina und Erbe der Baronie rittauf seinem Pferd über denHalvartsstieg und den Greifen-pass in das Königreich Kosch.Begleitet wurde er von einemkleinen Gefolge in zwei Kut-schen (weswegen er nicht diedirekte Strecke über Quellen-pass und Schwertschlucht zunehmen vermochte), unter an-derem von Perainhild von Lei-henhof, seiner jüngsten Schwe-ster. Sein Weg führe ihn durchdie Heimat des genannten Ba-rons Graphiel und der DameJileia und schließlich weiterüber den Rittersteig gen Für-stenhort.

Dort bat der Baronet ausden Nordmarken um eine Au-dienz beim Fürsten. Manführte den jungen Ritter hinaufzum Thronsaal des guten Für-sten Blasius. Nun endlich, inGegenwart Seiner Durch-laucht, offenbarte sich das Ziel

dieser Reise. Ritter Roklan rei-ste in travia- und rahjagefälligerMinne, denn er warb um dieHand der holden Baronessevon Metenar, Jileia Blauendornvon Metenar. Wie berichtet,diente jedoch die Dame Jileiaseit Jahren als treue Leibzofeder fürstlichen Schwiegertoch-ter und so legte sich die Stirnseiner Durchlaucht in Faltenund er wollte vom minnefah-renden Ritter wissen, ob erahne, welch bitteren Verlust ermit diesem Werben seinertreuen Schwiegertochter Nady-ana zufüge?

Roklan von Leihenhofzeigte sich trotz der unerwartetharschen Worte seiner Durch-laucht tapfer und sprach mithitzigem Herzen, dass auchihm die Dame Jileia ans Herzgewachsen sei und ihm nochwachsen würde bis zu ihremTod. Da lachte der Fürst lautund ergreifend, wie man ihnkannte, und lobte den jungenRitter für seinen Mut und seinreines Herz. Es war eine sichtli-

che Freude für den Fürsten,dass es auch in den Landenhinter dem Kosch noch tu-gendhafte Ritter im Geiste Ba-duars gab, welche die alte Sittedes Rosenrittes pflegten.

Als der Ritter seine Minne-fahrt vollendete und mit einerRose aus metenarschem Gartenum die Hand der Dame anhielt,wollte freilich auch Ihre Lieb-den Nadyana von Wengenholmdem zartem Glücke nicht imWege stehen und gab ihreFreundin und Leibzofe vollerRührung in die Hände des jun-gen Ritters, der ehrlich undernsthaft gelobte, seine Brautzu schützen und zu ehren.

Ein Zeichen der Hoffnungim Norden

WENGENHOLM. Erneut war ich in Bärenstieg, um dort Handelzu treiben, denn der Bedarf an Waren ist groß im Norden,doch leider mangelt es meist daran, das Gewünschte zubezahlen.

Diesmal sollte die Überraschung in Bärenstieg jedocherfreulicher Natur sein, denn just einen Tag nachdem ich dasDorf erreicht hatte, wurde dort ein Fest gefeiert. Ein beschei-denes Fest, doch gab es wahrlich Grund zu feiern. DerTempel der milden Herrin Peraine, welchen Mordbrennergeplündert hatten, war wieder hergestellt worden, und dieMeisterin der Ernte, Thalia Peraineinger, hielt Einzug in denerneuerten Tempel.

Klein ist er zwar, und viele Schäden sieht man ihmnoch immer an, doch für die Bärenstieger symbolisiert ereinen Neuanfang. Mit dem Schutz der Göttin wird allesschon besser werden, erzählte mir ein Knecht stolz.

Brunhold Eichinger, Krambold aus Wengenholm

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Ihre Liebden nahm auch dasAngebot des Ritters Roklan an,ihr seine Schwester an derDame Jileias Statt als Hofdameanzubieten. Perainhild von Lei-henhof, viertes Kind des Ba-rons Riobhan von Galebquell,erbot sich somit, der künftigenFürstin vom Kosch als Leib-zofe aufzuwarten.

... und einer Hochzeit... und einer Hochzeit... und einer Hochzeit... und einer Hochzeit

Während also Perainhild vonLeihenhof auf Burg Fürsten-hort verblieb, reiste Ritter Ro-klan mit seiner Braut Jileia vonMetenar zurück nach Galeb-quell, wo am 12. Travia 1030BF die Galebburg im Festge-wande erstrahlte. Viele hochge-borene und wohlgeboreneFreunde und Verwandte derbeiden Häuser Leihenhof undBlauendorn verfolgten die Ze-remonie auf dem Findlingsfeld,an jenen Basaltklotz, welcherseit jeher als Krönungsort derBarone vom Galebquell gilt.Hier, auf diesem altehrwürdi-gen Platze, an dem schon zahl-reiche Ehrungen vorgenom-men wurden, weihten drei Ge-weihte den Bund: IsegrimmHölderlin, ein Geweihter derTravia aus Schwertleihe, Hü-terin der Saat Dûrfrida Berin-ger aus Galebquell und dieRhôndurer Meisterin der EsseWalbura aus Frams Sippe. Einfreudiges Fest sollte es werden,denn Riobhan von Leihenhofhatte die Kassen geöffnet undden Gästen gar vortrefflicheSpeisen kredenzt. So konntejeder mit einem gefüllten Ma-gen dem Brautpaar seineGlückwünsche aussprechen.

Ein Zeichen der SühneEin Zeichen der SühneEin Zeichen der SühneEin Zeichen der Sühne

Als Mitgift hatte sich BaronGraphiel von Metenar eine be-sondere Gabe einfallen lassen:So ließ er in Galebquell mitpraiosgefälligem Golde einigeHöfe aus- und umbauen undeinen Wehrhof anlegen. Dieseneue Siedlung sollte nach seinerdemütigen Bitte den NamenKnapptreuen tragen und als ei-

genes Edlengut seiner Schwe-ster Jileia zum Traviabundeverliehen werden. Baron Riob-han von Galebquell ließ dar-aufhin Anweisung für den Baueines Rondraschreines in die-sem neuen Dorfe geben, deralle Zeit die Knappen an dierondrianische Treue und Ver-bundenheit zu ihren Knappen-eltern erinnern sollte. Denn eswar Graphiels eigene KnappinAnglinde von Treublatt, welcheihren Knappenvater verratenhatte. Und an diesen Verraterinnernd, sollte Knapptreuenein ewiges Mahnmal für alleKnappen sein.

Ein schändlicher ÜberfallEin schändlicher ÜberfallEin schändlicher ÜberfallEin schändlicher Überfallund eine Ehrungund eine Ehrungund eine Ehrungund eine Ehrung

Doch Wehe, noch während derFeier brachte ein erschöpfterBauer bittere Kunde aus jenem

Ort: „Mei hoher Herr, inKnapptreue, da war’n Räuber!Sie hab’n uns und dieHandwercher überfalle undden Schrein g’schändet! Wirhab’n nix tue könne, sie wareso schnell.“ Voller Ingrimmrief Baron Riobhan zum Zugeund einige der anwesenden Ba-rone und Edlen boten ihreHilfe an. Die Landleute inKnapptreuen waren veräng-stigt, ein Hof niedergebrannt,doch schlimmer wog dieSchändung des noch unfertigenRondraschreines, auf welchemin blutroten Lettern „Rache fürLechdan! Lechdan wird sie-gen!“ geschmiert worden war.Waren Anhänger des Lech-dan von Gareth zurückge-kehrt?

Sofort folgten die hoched-len Herren den Spuren undHinweisen. Gen Süden zog essie nun und erst in Grasbühl

machten sie halt. Dorthin hattesich eine Reisegruppe, entsandtvom Fürsten des Kosch, zu-rückgezogen. Man hatte sie ineinen Hinterhalt gelockt, einigevon ihnen verletzt und gemeu-chelt und letztlich gar das Ge-schenk des FürstenhausesEberstamm geraubt: Eine Sta-tue für den Rondraschrein inKnapptreuen war es. Unter derFührung des Bräutigams Ro-klan von Leihenhof machtensich nun die Adligen auf, dieSpuren noch leidenschaftlicherzu verfolgen, bis man schließ-lich die Rechtlosen in einer ver-borgenen Höhle fand. Sie wa-ren gerade dabei aufzubrechen,als die Adligen und die Waffen-knechte sie überraschten und indie Kaverne trieben.

Doch welch Ärgernis, denndieser Hügel im Wald war vonLöchern und Gängen durchge-zogen wie ein WengenholmerKäse und durch eines dieserSchlupflöcher entkamen dieBastarde. Groß war der Zorn,doch immerhin hatten dieRecken die Beute sicherge-stellt.

Mit gemischten Gefühlenkehrten nun die Adligen zurücknach Galebbogen. Baron Riob-han, welcher schon vordem dieGalebburg erreicht hatte, ließsofort Speisen und Getränkeanrichten. Und während diesesFestmahles verkündete dasBrautpaar Jileia und Roklanvon Leihenhof, dass die wacke-ren Helden von Knapptreuenfür ihren Rondramut geehrtwerden sollten. Sie stifteteneine bronzene Platte, welcheam Schrein der Rondra vonKnapptreuen angebracht wer-den soll. Diese Platte sollte dieNamen all derer nennen, diesich bereitwillig und selbstlosfür das junge Brautpaar und fürdas kleine Dorf Knapptreueneingesetzt hatten, und noch invielen Jahren von jener hehrenTat erzählen… so wie es auchdiese Worte der geneigten Le-serschaft des Kuriers verkün-deten.

Nirulf Mehlinger

Wolfhardt von der Wiesen

Rosenritt

Schwing dich aufs Ross, verliebter Freier,Vergiss dein Schwert, vertrau der Leier,

Nimm Rahjas rote Blüten mit -So ist es Brauch beim Rosenritt!

Schwing dich aufs Ross, du darfst nicht weilen,Zum Schloss der Liebsten musst du eilen!

Bring ihr Frau Rahjas Blumen mit -Glück auf zu deinem Rosenritt!

Das Ross ist schnell und doch zu träge,Gar endlos werden dir die Wege -

Galopp erscheint wie Trab, wie Schritt,So ist das auf dem Rosenritt!

Das Herz besiegt die schnellsten Rosse,Das Herz fliegt dir voraus zum Schlosse.Nimm auch Frau Rahjas Blüten mit,

O Herz, auf deinem Rosenritt!

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Der verratene BriefDer verratene BriefDer verratene BriefDer verratene BriefVon einem enthüllten Geheimnis des tobrischen Erbprinzen

Angbar. In der Stadt und amFürstenhofe rätselte mandarüber, wer den Inhalt ei-nes persönlichen Briefes ver-raten haben könne, den dertobrische Prinz Jarlak vonEhrenstein an seinen Kind-heitsgefährten Sighelm zuSt ippwitz-Hirschfur tenschrieb.

Die beiden jungen Herren –der tobrische Thronfolger ist der-zeit Knappe Kaiserin Rohajas,der junge Stippwitz seit kurzemnämliches beim Fürsten vonKosch – pflegen nach allem,was man weiß, eine regelmä-ßige, aber natürlich vertraulicheKorrespondenz. Umso erbo-ster war Herrn Sighelms Mut-ter, die Angbarer MarktgrevinPraiodane zu Stippwitz-Hirschfurten, als sie entdeckte,dass Teile des besagten Briefesvon Unbekannten an eineNachrichtenwand am Neu-markt gekritzelt worden undbereits Gespräch in allenSchänken der Stadt waren: To-briens Thronfolger habe darinvon seinem koscher Korre-spondenten Näheres über diejunge Ferdoker Reiterin Gos-wine von Garnelhaun erfahren

wollen, die sich unlängst beimFeldzug der Kaiserin in To-brien ausgezeichnet hatte, hießes – was Spötter gleich zu bö-sen Bemerkungen inspirierte.

Frau Praiodane alarmierte so-gleich den Fürstenhof, wo derfür die Ausbildung der Knap-pen verantwortliche Sene-schalk Kuniswart von Eber-

stamm-Ochsenblut dem Ver-nehmen nach vor Empörungschäumte: „Wie kann es sein,dass sich mit einem Mal Ferdo-ker Brauburschen und Angba-

rer Schmiedemädel Worte auseinem Brief erzählen, den seinePrinzliche Hoheit dem Stipp-witz schrieb?“ Der junge Sig-helm versicherte auf seine

Ehre, niemandem den Inhaltdes Briefs verraten zu haben, dieÜberbringer der Botschaft –vertrauenswürdige Recken, wiees hieß – sind derzeit unauf-findbar. Das tobrische Herzo-genhaus wird wohl über dieseIndiskretion alles andere als er-freut sein – doch ist der uner-freuliche Vorfall wohl ange-sichts des ständigen Kampfesgegen die schwarzen Hordendort wohl keine größere Sorgewert und wurde bislang nochnicht kommentiert.

Stitus Fegerson_______________________

Da der Inhalt des Briefes ohnehin inaller Munde ist, glaubt die Schriftlei-tung des Kosch-Kuriers, getrost überden Vorfall berichten zu können,ohne sich desselben Vergehens schul-dig zu machen wie diejenigen, die denvertraulichen Inhalt preisgegeben ha-ben. Wir halten es sogar für unserePflicht, getreuliche und genaue Zei-tung zu geben, um damit den wildwuchernden, falschen Gerüchten, dieebenfalls in Umlauf sind, Einhaltzu gebieten.

Die Schriftleitung

Goswine Efferdëis von Garnelhaun istdie jüngste Schwester der Baronin vonGarnelhaun. Kleingewachsen und vonmädchenhafter Statur wird sie häufig füreinige Jahre jünger geschätzt, zumal,wenn sie ihr kastanienbraunes Haar inzwei kurzen Zöpfen trägt. Doch sollteman sich nicht täuschen: NesthäkchenGoswine lernte früh, sich gegenüber älte-ren und stärkeren Geschwistern zu be-haupten und ertrotzte früher als diesevon ihrem Vater, Baron Birbart, ein eige-nes Pferd.Als geschickte und furchtlose Reiterin

war ihr Weg in die Ferdoker Garde baldvorgezeichnet, auch wenn sie dort wenigTalent für das Fechten im Nahkampfbewies und sich eher bei Spähtrupp-

Einsetzen oder als berittene Schützin mitKurzbogen oder Armbrust hervortat.Beim jüngsten Feldzug Kaiserin Rohajasin Tobrien bewies sie jedoch ihre Kalt-blütigkeit, als sie mitten ins dichteste Ge-tümmel sprengte, dort ihre verwundetaus dem Sattel gehauene Leuenantin vorsich aufs Pferd zog und mit wenigenenergischen Befehlen die Reihen ihrerKameradinnen und der Waffentreuen zuFuß ordnete (und so einen verheerendenDurchbruch der Feinde verhinderte).Die Kaiserin selbst lobte Goswine spätervor dem gesamte Heer und befördertedie einfache Reiterin zur Korporalin. Derweitere Aufstieg in der Garde, die in denSchlachten an der Trollpforte und vorWehrheim fast alle erfahrenen Offi-

zierinnen verloren hat, scheint damit nureine Frage der Zeit.Goswine selbst nimmt dies zwar einer-

seits staunend wahr, hat aber stets an sichgeglaubt. Allerdings scheut sie sich der-weil, ein Ziel für ihre Karriere zu benen-nen. Mit allen ihren früheren Vorbildernhat es nämlich ein böses Ende genom-men: Ihre Tante Goswine von Treublatt-Garnelhaun erlag borbaradianischenZaubern, Efferdane von Eberstamm-Mersingen fand im Kampf gegen dieSchwarzen Horden einen zwar tapferen,doch zu frühen Tod und Selissa vonJergenquell schließlich verriet nicht nurdas Reich, sondern auch die FerdokerGarde.

Stitus Fegerson

Zu Recht erbost ob des unrühmlichen Vorfalls:Frau Praiodane zu Stippwitz-Hirschfurten

und Herr Kuniswart von Eberstamm-Ochsenblut

Korporalin Goswine von Garnelhaun

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Pervalia und BrinstreuenPervalia und BrinstreuenPervalia und BrinstreuenPervalia und BrinstreuenDie Kaiserlichen Pfalzen im Koscherland

Über einen Götterlauf hatteman am Fürstenhofe und

im Rat der Grafen überlegt, wiedie Beschlüsse des Reichstags(siehe Kosch-Kurier Nr. 41, S.9f.) am besten umzusetzen seien.Ein Passus darin besagt, dass angeeigneten Orten im ReichePfalzen zu errichten seien, indenen die Kaiserin auf ihrenReisen nicht nur Quartier neh-men, sondern auch Hof haltenund sich den Belangen der Pro-vinzen widmen könne. Die alteFeste Koschgau steht zwar im-mer noch, doch ist sie viel zuunwirtlich und abgelegen, umden neuen Ansprüchen gerechtzu werden. Deshalb wird nun-mehr, wie erwähnt, das SchlossPervalia, aber auch das Reichs-gut Brinstreuen in Nadoret ent-sprechend ausgebaut und her-gerichtet. Ihrer KaiserlichenMajestät wird somit bald imHerzen der Provinz und auchan der bedeutenden Südroutevon Ferdok über Albenhusnach Elenvina bei Bedarf einangemessenes Quartier zurVerfügung stehen.

PervaliaPervaliaPervaliaPervalia

Die Älteren unter den Men-schen und auch die Zwergeerinnern sich noch gut an jeneZeit, als die Kaiser häufig unserLand besuchten. GlücklicheZeiten waren das, Zeiten derFeste und des Friedens, als mandas Klirren der Kelche hörteund nicht das der Waffen, alsroter Wein in Strömen flossund nicht das Blut, als man dieNacht zum Tag machte undnicht die Tage finster waren wiedie Nacht... So war das damals,wenn auf bunt geschmücktenSchiffen die KaiserzwillingeBardo und Cella über den Seekamen, um auf Pervalia dieSommerfrische zu verbringen.

Damals entstand das Lust-schloss aus rosenfarbenemEternenmarmor, umgeben von

einem kunstvoll angelegtenGarten. Das märchenhafte Ge-bäude mit seinem Ballsaal, denSalons und Kabinetten sollauch weiterhin im Zentrum derAnlage stehen, doch wird esderzeit um ein Stockwerk er-höht; in dem neuen Geschoss,das einen wunderbaren Aus-blick auf den See bietet, sollenvor allem die Gemächer derKaiserin und ihrer engsten Be-rater untergebracht werden.Des weiteren werden an das

Haupthaus zwei nach hintenausgehende Flügel angebaut.Auch der stark verwildertePark soll wieder kultiviert undneu angelegt werden. Demzwergischen Meister NimoschS.d. Nargod ist es gelungen, diealte Brunnenanlage mit denherrlichen Wasserspielen wie-der instand zu setzen. Zwölf

Wasserspeier in Delphinformspenden glitzernde Strahlen aufeine in der Mitte stehende Bild-gruppe aus drei wunderschö-nen Nymphen, die außer eini-gen Blütenkränzen gänzlich un-bekleidet sind. Sie sollen diedrei Töchter des Flussvatersdarstellen, doch man munkelt,dass bei ihrer Erschaffung drei„Ministerinnen“ Kaiser BardosModell standen. An einer ande-ren Stelle ist der Gartenbau-meister Lorinion Immen-

freund, ein Halbelf aus Gran-gorien, damit beschäftigt, einBlumenbeet anzulegen, wel-ches die Lande des RaulschenReiches in bunter Blütenprachtdarstellt.

Die Aufsicht über diese Ar-beiten führt der ReichsedleTherunbold von Cellastein,dessen Familie seit Kaiserin

Cellas Zeiten den Rahjatempelauf der Nachbarinsel hütet.Pervalia selbst ist eigentlich dasGut des Prinzen Edelbrechtvom Eberstamm, der in seinerJugend dort manches wildeFest gefeiert haben soll. Seitseiner Heirat mit der Markgrä-fin von Greifenfurt hat er dieInsel aber nicht mehr aufge-sucht, wenngleich er immernoch den Titel eines Edlen vonPervalia trägt. Wie dem auchsei: Nach ihrem Umbau soll dieneue Pfalz von Therunboldvon Cellastein im Amte einesKaiserlichen Kastellans verwal-tet werden.

BrinstreuenBrinstreuenBrinstreuenBrinstreuen

Ein anderer Edelmann wurdebereits vor zwei Jahren im Rah-men des Nadoreter Erbstreits(siehe Kosch-Kurier 42, S.8und 10) zum Kaiserlichen Ka-stellan erhoben: Seither verwal-tet Perval von Nadoret j.H. dasGut Brinstreuen, das freilichwenig mehr ist als ein stattlicherGutshof mit einem wehrhaftenBergfried. Doch auch hierwurde unlängst der Grundsteingelegt für einen größeren An-bau sowie einige Stallungen undVorratsräume. An Beschaulich-keit und Pracht wird sich diePfalz Brinstreuen allerdingslange nicht mit ihrer Schwesterim Angbarer See messen kön-nen – sehr zum Ärger des jun-gen, ehrgeizigen Kastellans.

Karolus Linneger

PERVALIA / BRINSTREUEN. Reges Treiben herrscht seiteinigen Monden auf den Kaiserlichen Inseln, jenen langeZeit in Schlaf versunkenen, beschaulichen Eilanden imAngbarer See. Nun aber kommen Tag für Tag aus denOrtschaften entlang des Ufers Fähren, Flöße und Fracht-kähne, schwer beladen mit Bauholz, Steinen, Ziegeln,Gips und vielen anderen Gütern, dazu Werkzeugen undLebensmitteln für die wohl hundert Handwerker undTagelöhner, die sich auf Pervalia angesiedelt haben.Denn aus dem kleinen Sommerschlösschen soll eineKaiserliche Pfalz werden, gemäß den Satzungen der Och-senbluter Urkunde.

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A lles begann ganz harmlosmit einem Antrag, das be-

rühmte Uhrwerk im Haus derZünfte betreffend. Meister Ra-loxom Rotwang, der Wärtel derUhr, grämte sich nämlich, dasssein Vater Relox sintemalendieses Wunderwerk der Mecha-nik im Innenhof des Hausesinstalliert habe und nicht zumNeumarkt hin, wo es eine vielbessere Wirkung entfaltenkönne. Und da ohnehin baldeine größere Wartung des Ge-triebes fällig sei, bei der man alldie Zahnräder, Walzen, Schrau-ben, Hebel ausbauen, reinigenund ölen, die Glocken, Pauken,Pfeifen und Trompeten rich-ten, stimmen und prüfen, dieFiguren neu bemalen, lackierenund zum Teil ersetzen müsse,wie er umständlich und detail-verliebt den versammeltenRatsherren und -damen ausein-andersetzte, könne man auchgleich die Mühe auf sich neh-men, sie an einen anderen Ort– nämlich oberhalb des Bal-kons in der Fassade – zu ver-setzen.

Über diesen Punkt wurde inder Ratsversammlung

lange diskutiert, ohne freilichzu einem klaren Ergebnis zugelangen; und noch am Abendim Ratskeller bewegte dasThema die Gemüter einigerDamen und Herren über ihremBierkrug. Dabei muss es wohleine Schankmagd oder ein an-derer Gast* aufgeschnappt ha-ben, denn bald machte das Ge-rücht, die Relox-Uhr werdeversetzt, in den Angbarer Gas-sen die Runde. Und so kam es,dass bei der nächsten Sitzungdes Zunftrates der Stadtvogtdurch ein merkwürdiges Pol-tern vom Neumarkt her in sei-ner Rede gestört wurde, darobans Fenster trat und verdutzt

hinausschaute. Denn dort un-ten auf dem Platze stand einlanger Eichenholztisch, denman offenbar aus einerSchenke herbeigetragen hatte,und daran saß ein knappesDutzend Angroschim mit trot-zigen Gesichtern, den Bierkrugin der Hand. „Die Zunfthaus-Uhr muss bleiben!“, riefen sieim Chor, stießen ihre Humpendröhnend auf die Tischplatte,dass der weiße Schaumspritzte, und hoben sie an-schließend zu einem tiefenSchluck an den Mund. „DiZunfthaus-Uhr muss bleiben!“,polterten sie dann wieder, lie-ßen wieder die Humpen dröh-nen und nahmen wieder einentiefen Schluck.

Da trat der Herr Bosper zuStippwitz auf den Balkon

hinaus und fragte sie, was dasdenn solle? – „Protestzechenist das, Herr Vogt!“, kam vonunten die brummige Antwort.

„Wir sitzen hier und trinken,bis Ihr beschließt, die Uhr zulassen, wo sie ist.“

Verstimmt ob solch einerplumpen Erpressung

fragte der Vogt spitz: „Soso.Und wenn wir sie dennoch ver-setzen lassen?“ Dies rief einegewisse Verblüffung bei denProtestzechern hervor, dennoffenbar hatten sie noch garnicht in Betracht gezogen, dassihre Unternehmung nicht dengewünschten Nutzen habenkönne. Nach einem kurzen Au-genblick des Schweigens hattensie sich aber wieder gefangenund stimmten abermals denProtesttrinkspruch an, gefolgtvon Humpendröhnen undKehlenbefeuchten. Indessenhatte sich eine dichte Traubevon Menschen und Angro-schim um die merkwürdige Ta-fel gebildet, sodass der Vogt,obgleich er es sicher gerne ge-tan hätte, nicht einfach in den

Ratssaal zurückkehren und zurTagesordnung übergehenkonnte. Da trat Meister Ang-halm Eisenstrunk mit einemverschmitzten Lächeln nebenihn und rief hinab zu den Pro-testzechern: „Ei nun, wennEuch die Uhr so wichtig ist,warum sitzt ihr dann nicht imInnenhof, wo ihr sie sehenkönnt?“ – „Da ist es zu schattigund kühl!“, kam prompt dieAntwort. – „Ja, wenn es so ist“,erwiderte Gevatter Eisenstrunklächelnd, „dann freut euchdoch, wenn wir die Uhr dorthinversetzten lassen, wo die Sonnehinfällt!“ Dies rief erneute Ver-blüffung bei der Tafelrundehervor; einige stellten sogar ih-ren Humpen ab und fuhrensich nachdenklich durch denBart. Dann rief einer:„Zunfthaus-Uhr und Sonne!“und ließ den Humpen dröhnen.Sofort hellten sich die Gesich-ter seiner Zechkumpanen wie-der auf, und dankbar nahmensie den neuen Trinkspruch an.

Tatsächlich wurde die Ver-setzung der Zunfthausuhr

gemäß dem Antrag MeistersRaloxoms beschlossen undbald darauf unter nicht gerin-gem Aufwand in die Tat umge-setzt. Und sooft es ihre Arbeitzuließ, schleppten die ehemali-gen elf Protestzecher ihre Tafelauf den Neumarkt, um dasHämmern und Klopfen derHandwerker mit zustimmen-dem Humpenschlag zu beglei-ten.

Karolus Linneger________________________

* Der Ratskeller darf freilich auch von anderen Gästen besuchtwerden. Vor allem der Schweine-braten mit Soße und Klößen istsehr zu empfehlen, aber auch dieHaxen mit Kraut oder der Ba-chenmagen nach Fürstenart.

Eine Uhr, zwei Meinungen und elf ZecherEine Uhr, zwei Meinungen und elf ZecherEine Uhr, zwei Meinungen und elf ZecherEine Uhr, zwei Meinungen und elf ZecherWie es zur Versetzung der Angbarer Zunfthaus-Uhr kam

ANGBAR. „Jede Veränderung ist von übel“, lautet ein altesSprichwort, und angesichts der jüngsten Vorgänge aufAngbars Neumarkt könnte man beinahe den Eindruckgewinnen, dass einige Zeitgenossen dieses Wort zu ihremLeitspruch erhoben haben. Aber eben nur beinahe.

Gemeinsam stimmten sie die Protestzecher um:Meister Anghalm Eisenstrunkund Vogt Bosper zu Stippwitz.

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Goldener Glanz und dünnes BierGoldener Glanz und dünnes BierGoldener Glanz und dünnes BierGoldener Glanz und dünnes BierJahreswechsel am Greifenpass

GüldenglanzGüldenglanzGüldenglanzGüldenglanzam Greifenfelsenam Greifenfelsenam Greifenfelsenam Greifenfelsen

DUNKELHAIN. Rotgolden er-strahlte das Antlitz des ge-waltigen Greifenfelsens amhöchsten Punkt der Pass-Straße am Morgen des 1.Praios im Schein der aufge-henden Sonne.Ein erhebendes Gefühl für

all die frommen Pilger, die die-ses beeindruckende Schauspielverfolgten. Ein kleines Wun-der, das schon tausende Malegeschehen war und dieses Maldoch völlig neu erstrahlte –denn erstmals begannen dieAugen des Greifen in gleißen-dem Gold zu funkeln, als dasLicht des Götterfürsten auf siefiel – ein wahrhaft göttlicherGlanz. Manchen sah man garsein Haupt in Demut und Reuesenken, als der Blick des Grei-

fen ihn streifte. Derian Pala-gion, Vogt des Greifenpasses,der Meister Brandwar Dinklin-ger angewiesen hatte, jene Au-gen aus Bronze und Gold amheiligen Felsen anbringen zulassen, war selbst so ergriffen

von diesem Schauspiel, dassihm Tränen in den Augen stan-den, als er zugleich in einerfeurigen Predigt die Größe desHerren PRAios pries. Sein ab-schließendes „Heil Dir, ohFürst der Götter“ erschalltenoch lange als Echo im Tal, alssich längst Wolken vor diePraiosscheibe geschoben hat-ten und die fromme Schar, un-ter der man selbst nordmärki-sche Edle fand, vor dem ein-setzenden Regenguss ins Pil-gerhaus floh, wo ein Festmahlauf sie wartete.

DünnbierDünnbierDünnbierDünnbierin Twergentrutzin Twergentrutzin Twergentrutzin Twergentrutz

Twergentrutz. Dünnbier undBrot – ungleich bescheidenerwurde zur selben Stund’ dieJahreswende im unweit desGreifenpasses gelegenen Berg-

städtchen Twergentrutz began-gen, als ein neuer Kornspeichereingeweiht wurde. Floggel Ro-sennag, die örtliche Geweihteder Peraine, bat die Göttin ineinem rührenden Gebet umBeistand für den neuen Götter-lauf, die kommende Erntezeitund den folgenden Winter. Derneue Speicher wurde nötig,weil die bisherige Kornkammerder Baronie in Dunkelhain andie Praioskirche gefallen war,als der Greifenpass zum eigen-ständigen Lehen erklärt wurde(siehe Kosch-Kurier 44, Seite11). Wie wichtig es für die Stadtist, eigene Vorräte zu lagern,zeigte bereits der vergangeneWinter, als man viel zu viel derAussaat für dieses Jahr auf-brauchen musste, damit wederVieh noch Mensch verhunger-ten.

Losiane Misthügel

In einer feurigen Predigt prieser den Fürsten der Götter:

Abt Derian Palagion

Mahnende Worte zur Praioswend’Mahnende Worte zur Praioswend’Mahnende Worte zur Praioswend’Mahnende Worte zur Praioswend’Ihre Gnaden Ulabeth vom Pfade hält die Neujahrspredigt in Angbar

ANGBAR. Erstmals seit Jahrenwurde die Messe zum NeuenJahr am Tag der Praioswendenicht von Lichthüter TarjokBoquoi gehalten. Keine Gerin-gere als die fürstliche Hofge-weihte Ulabeth vom Pfadehielt den Götterdienst an sei-ner Statt. Ernste Predigtenwaren die Angbarer schon vonHochwürden Tarjok ge-wohnt, doch derart mahnendeWorte wie von der gestrengenGnaden Ulabeth hatte man imhiesigen Tempel lange nichtmehr gehört:

„Gareth in Scherben, Puninin falschem Glanz, die Landehinter dem Kosch im Krieg,Wehrheim im Chaos, derOsten in Finsternis – seht nurum uns herum, allüberallherrscht Dunkelheit in derWelt. Darum ist es nur Recht,in Demut und Dankbarkeit zu

versinken, dass diese Bitternisnicht auch unsere Lande heim-gesucht hat. Denn hier waltennoch fromme Herrscher undtreue Vasallen, hier erstrahltnoch die Wacht des Götterfür-sten am Greifenpass in neuemGlanz… So tragt auch ihr eu-ren Teil dazu bei, dass dieGunst der Götter sich nichtwendet gegen uns. Denn auchwir sind nicht gefeit gegenKrieg und Not! Vergesset nim-mer die mahnenden Flammendes Feueraaren! Weder Goldnoch Glanz werden uns beiste-hen, sondern Redlichkeit undOpferbereitschaft. Weder Biernoch Braten führen zum See-lenheil, sondern Einsicht, Reueund Buße.“So mancher der festlich heraus-geputzten Bürger war derartbeeindruckt, dass er mehr alssonst in die Opferschale fal-

len ließ, um den Ausbau desGreifenpasses zu unterstüt-zen, und insgeheim schwor,seine Steuer in diesem Jahrohne inneren Groll für dieWiedererrichtung des Fürsten-schlosses zu geben. Doch mehrnoch einte die Besucher desPraiosdienstes die Hoffnung,

dass Hochwürden Boquoi baldvon seiner Pilgerreise nachBalträa wiederkehren möge –und das Mitgefühl für den Für-sten, der es bei einer derartgestrengen Beichtmutter sichernicht leicht habe.

Losiane Misthügel

Das alte Jahr neigt sich End’(Choral der Praioskirche)

Das alte Jahr neigt sich zu End’,Es folgen dunkle TageUnd bringen manche Plage.

So hoffet auf die Praioswend’,Die mit dem neuen LichteDas Böse macht zunichte.

Dir, Praios, Fürst in Alveran,Sei jede Seele zugetan,

Dir singen wir zu Ehren.

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Algarte und YesatanAlgarte und YesatanAlgarte und YesatanAlgarte und YesatanEine Tochter Angbars kehrt zurück

Denn damals, im Ingerimm1005 BF, ereignete sich

etwas, dass den Lebensweg derkleinen Algarte fürderhin prä-gen sollte, an das sich die mei-sten Angbarer Bürger jedochungern erinnern. Bewaffneteder Kaiserlich-Garetischen In-formationsagentur ergriffen da-mals in der Stadt den gesuchtenYesatan II. von Eslamsgrund,Sohn des einstigen GrafenYesatan von Eslamsgrund. Wiesein Vater war er ein Reichsver-räter und Aufrührer, der widerdas Lehnswesen hetzte, diepraiosgewollte Ordnung aufden Kopf stellen wollte undmithin die Zwölfe lästerte.Jahrelang war es Yesatan II.gelungen, wieder und wieder

seinen Häschern zu entkom-men. In Angbar hatte er sichzunächst den Anschein einesehrlichen Schreibers gegeben.Weil an seiner Arbeit kein Fehlund Tadel war und er überdiesein genügend großes Vermö-gen vorweisen konnte, wurdeihm rasch das Bürgerrecht zu-teil, ja, die Stadtväter wähltenden Neubürger gar ins ehren-

volle Amt des Ratsschreibers(was den Angbarern bis in un-sere Tage überaus peinlich ist).Yesatan II. mochte sich wohlgedacht haben, dass er in einerStadt, deren Bürger sich selbstregierten, leichtes Spiel mit sei-nen ketzerischen und daimo-kratischen Ideen haben sollte.So begann er zunächst im Ge-heimen, später offener, von

derlei Dingen zu reden, undstieß gar bei einigen jüngerenHandwerksgesellen auf Zu-spruch, die über das Regimentihrer Meister klagten.

Doch sollte sein Tun nichtunbemerkt bleiben. Wie

die Agenten des Barons DexterNemrod auf seine Spur kamen,ist unbekannt. Unmittelbar vorder Warenschau 1005 BF abererschienen sie und stelltenYesatan II. auf einer von ihmeinberufenen Versammlung.Der falsche Prophet versuchtenoch, die Gesellen zu seinerHilfe aufzuwiegeln, als dieAgenten sich mit dem Ruf „ImNamen von Kaiser und Reich!Ihr seid verhaftet, Eslams-grund!“ zu erkennen gegebenhatten. Dass sich da aber einerder braven Reichsstädter gegenden Kaiser stellen sollte – dahatte der Schurke sich verrech-net! So floh Yesatan II. zumFenster heraus und wäre seinenHäschern in den Gassen fastnoch entkommen. Die kleineAlgarte Heimeling aber sah, woer sich versteckte, und wies denVerfolgern den Weg, so dass sieihn ergreifen und vor ein könig-liches Gericht stellen konnte,das ihn schließlich der gerech-ten Todesstrafe zuführte.

Die rechtschaffene undfromme Algarte aber

wurde kurz darauf als Novizinim Tempel des Praios aufge-nommen und bald gar in derStadt des Lichts selbst unter-wiesen. Als Geweihte aberkehrt sie nun, in ihrem dreiund-dreißigsten Jahr, nach Angbarzurück, wo sie in der Nachfolgedes Bannstrahlers Berman Sil-berling des Praios-Hochgeweihten Tarjok Bo-quois rechte Hand sein soll.

Burgholdin der Jüngere,Geweihter Hesindes

Mehr als zwanzig Götterläufe war es her, dass sie ihreHeimatstadt verlassen hatte, als Algarte Heimeling jüngstnach Angbar zurückkehrte. Eigentlich hatte sie ihr neuesAmt erst zum Sonnenfest des Jahres 1031 BF antretensollen, doch weilte sie bereits etliche Wochen vorher in derStadt. Dies hatte ihre Ursache wohl nicht darin, dass es siedrängte, ihre alte Mutter wiederzusehen oder die großeWarenschau zu besuchen, sondern seine Ursache in denGeschehnissen vor 25 Jahren.

STORCHKLAUSEN, BRN. GEISTMARK. Aufruhrherrscht auf der Baustelle des Peraineklo-sters Storchsklausen in der Geistmark:Wie uns der Krambold Ferling Bocksaummitteilte, wird dort seit mehreren Tagender Baumeister Murrax Sohn des Dwarraxvermisst. Mit ihm verschwunden seienauch seine Baupläne für das Kloster.

Meister Murrax leitete den Wiederaufbauim Auftrag des Barons von Geistmark. ImNamen der Perainekirche stand ihm als Bera-ter Umbold Vierblumen, der Hüter des Früh-lings und designierter Klostervorsteher, zurSeite. Die beiden seien sich schon bald regel-mäßig in die Haare geraten, erfuhr Bocksaum,der jüngst auf seiner Wanderschaft in Storchs-klausen Halt machte, von den Bauleuten. Of-fenbar hielt Hochwürden Vierblumen diePläne des Koschimer Erzzwergen für zu we-nig perainegefällig, forderte eine leichtere,lichtere Bauweise, mehr Holz statt Stein undverlangte zudem, dass die Reliefs von peraine-gläubigen Menschen statt von Angroschimgefertigt würden.

Am Abend vor dem Verschwinden desBaumeisters soll es zu einem besonders hefti-gen Streit gekommen sein. Hochwürden Vier-blumen habe Meister Murrax vorgeworfen, er

wolle im Tempel heimlich angroschgefälligeDarstellungen anbringen lassen, hörte Bock-saum von einem zwergischen Balkenschreiner.Dabei seien derbste Schimpfwörter gefallen,die auf der ganzen Baustelle vernommen wor-den seien. Wegen dieser Auseinandersetzungargwöhnen manche der Angroschim, Hoch-würden Vierblumen habe den Baumeistersamt seinen Plänen verschwinden lassen. Ei-nige drohen, so berichtet uns der Krambold,den Bauplatz zu verlassen.

Unter den menschlichen Arbeitern dage-gen sähen viele diese Beschuldigung als An-griff auf die Göttin selbst, was schon zu klei-nen Rangeleien geführt habe. Indessen ver-langsame der Verlust der Pläne den Fortgangdes Baus wesentlich. Völlig überfordert mitder Situation seien die zwei Büttel, die denBauplatz im Namen des Geistmärker Baronsüberwachen.

Stordan Mönchlinger

__________________________________

Ein böser Stern steht weiterhin über Storchsklausen. DerWiederaufbau des Peraineklosters, das die Orks vor 15Jahren niedergebrannt haben, erlitt im Laufe der Zeitimmer neue Rückschläge, zuletzt durch das unheiligeFeuer des Alagrimm (siehe dazu unseren Überblick überdie Perainekirche im Kosch-Kurier Nr. 44, S.12ff.).

Zwergischer Tempelbaumeister vermisstZwergischer Tempelbaumeister vermisstZwergischer Tempelbaumeister vermisstZwergischer Tempelbaumeister vermisstPerainepriester unter Verdacht

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Ein Quell neuer KraftEin Quell neuer KraftEin Quell neuer KraftEin Quell neuer KraftHeiligtum von Gôrmel dem Drei-Schwestern-Orden übergeben

Gôrmel. Schon lange hütendie drei mildherzigenSchwestern Peraine, Traviaund Tsa gemeinsam dieheilkräftigen Quellen desbeschaulichen Ortes im Hü-gelland. Als vor wenigenMonden nun die Kirchenalle Rechtgläubigen nachEslamsgrund riefen, umdort Spenden für den Wie-deraufbau der wiedererstrit-tenen Gebiete Tobriens zugeben, entsandte auch derFürst im Namen des Koschseine Boten.

Gold und Geschmeide,Korn und Rösser brachten dieAbgesandten anderer Länderden Göttinnen dar. Dochselbst unter diesen Kostbarkei-ten war die Gabe des Koscher-landes eine besondere… Hof-Herold Hernobert von Falken-hag verkündete den hohen

geistlichen Würdenträgern,dass der Ort Gôrmel selbstnunmehr ein Lehen des Or-dens sein solle.

Eine nachhaltige Spendefürwahr, denn die Erträge desfruchtbaren Landes könnendas Leid anderswo gut lindern,vor allem aber gibt es kaumeinen erholsameren Ort für ge-schundene Seelen. So erwar-tete man in diesem Sommerdie Ankunft der ersten Men-schen aus dem Osten, die inGôrmel neue Kraft zu schöp-fen suchten. Die WeidenerTraviageweihte Berngundis,eine dralle Mamsell mit rotenBäckchen, führte einen Zugausgezehrter Flüchtlinge insLand zwischen den Wassern –kleine Waisen aus Tobrien, vonWunden und Elend gezeich-nete Bauersleute und Hand-werker, selbst einige durch den

aufopferungsvollen Dienst er-schöpfte alte Priester warendarunter.

Vor allem die Kinderleinhatten es dem guten FürstenBlasius angetan, der es sich

nicht nehmen ließ, die erstenPilger persönlich willkommenzu heißen. Ein kleines Maidleinmit großen Augen nahm SeineDurchlaucht gar auf den Schoßund wollte seinen Namen wis-sen, doch die Kleine warstumm, so dass an ihrer StattMutter Berngundis von ihr unddem bitteren Schicksal ihrerFamilie erzählte. Da konnteman sie wieder sehen, jene tiefeTrauer in den Augen des Für-sten, die ihn seit über drei Jah-ren zu begleiten scheint, seitsein Enkelein Holduin Hal,Sohn Idamil und BruderGeldor ihr Ende fanden. Be-sorgt stellen wir alle fest, wiesein Blick seither leerer, seineSorgenfalten tiefer und seineinst so dunkler Bart sichtbargrauer werden.

„Oh Durchlaucht, trotz alldieser Pein muss man nichtverzagen. Solange die Herzenguter Menschen auf dem De-rerund schlagen, die ihre Lie-ben nicht vergessen, werdendiese weiterleben… so guteHerzen wie das Eure“, trösteteIhre Gnaden den Herrn Blasiusund blickte dann, fast erschroc-ken über ihre letzten Worte,verlegen zu Boden. Da lächelteder Fürst, wie man ihn schonseit Jahren nicht mehr lächelnsah und er wies die anwesen-den Musikanten an, die Gästemit fröhlichen Liedern zu be-grüßen. Bei Willkommenstrunkund -mahl feierten Koscher,Tobrier, Beilunker, Darpatenund Warunker gemeinsam inden Abend.

Die Weidner Traviage-weihte aber soll der Fürst selbstnoch eingeladen haben, ihn mitauf seine Burg Fürstenhort zubegleiten… weil es Travias Ge-bot doch so wolle, dass manGeweihte in sein Heim bittet.

Immo von GôrmelVogt im Dienste

des Dreischwesterordens

Er begrüßte persönlich dieersten Gäste in Gôrmel:

Fürst Blasius vom Eberstamm

Im Namen der Herrin Hesinde,Im Namen der Herrin Hesinde,Im Namen der Herrin Hesinde,Im Namen der Herrin Hesinde,der allweisen Schlange, Lehrerin der Menschender allweisen Schlange, Lehrerin der Menschender allweisen Schlange, Lehrerin der Menschender allweisen Schlange, Lehrerin der Menschen

und Wächterin des Wissensund Wächterin des Wissensund Wächterin des Wissensund Wächterin des Wissens

SSSSieben Götterläufe sind vergangen, seit zum letzten Mal in Salmingen die heiligenFestspiele zu Ehren der Allweisen Herrin abgehalten wurden. Nun schließt sich der Kreisder Jahre, und wie die Schlange nach der Häutung neu erscheint, so sollen auch die Spielewieder stattfinden nach alter Art und dennoch neu.

SSSSeid darum geladen auf die letzten sieben Tage im Monde des Herrn Phex nachSalmingen in der Baronie Dunkelforst im Koscherland, Ihr zur Ehre und Euch zur Lehre.

DDDDann ist die Zeit gekommen, um Wissen zu teilen und Erkenntnis zu erlangen,Vergangenes zu überdenken und die Zukunft zu erforschen, Antworten zu erhalten und neueFragen zu stellen.

WWWWer zum Feste der Hesinde pilgert, das heilige Zeichen der Schlange am Gewande, sei ervon Stande oder Gemeiner, Diener der Zwölfe, Gelehrter oder Laie, reiset unter demSchutze der Herrin und ihrer Kirche.

Der Segen Hesindes und ihrer Zwölfgöttlichen GeschwisterSephira Birninger, Hohe Lehrmeisterin zu Salmingen

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Hesinde zur Ehre, dem Volke zur LehreHesinde zur Ehre, dem Volke zur LehreHesinde zur Ehre, dem Volke zur LehreHesinde zur Ehre, dem Volke zur LehreIn Ferdok entsteht ein Heiligtum der Weisen Göttin

FERDOK. Schon mancher Rei-sende war erstaunt, in Ang-bar und in Salmingen aufeinen Tempel der WeisenGöttin zu stoßen, verbindetman mit dem Kosch docheher die Kulte des Herrn In-gerimm oder der MutterTravia. Umso überraschen-der wird es für jene Zeitge-nossen sein zu hören, dassnun auch in Ferdok ein Hei-ligtum Hesindes errichtetwird.

Das neue Haus der Schlangeentsteht im Südosten der Stadt,wo es noch reichlich Baugrundinnerhalb der weitläufigen Mau-ern gibt. Die Arbeiten wurdenbereits vor einiger Zeit begonnen,doch der Bau wollte bislang nichtso recht voranschreiten, da es -

wie so oft - am Gelde man-gelte. Doch in letzter Zeit sindviele edle Spender den Aufru-fen des Hohen LehrmeisterDorion von Kuslik, welcher derHalle vorstehen wird, gefolgt; ja,es scheint, dass einige Handels-häuser und Adelsfamilien gera-dezu um die Ehre wetteiferten,einen Teil des neuen Sakral-baus zu stiften.

Dass seine Hochwürden Do-rion, ein profunder Kenner derGeschichte und anderer Künste,der richtige Mann für dieses hoheAmt ist, bezweifelt niemand. Be-sonders erfreulich ist, dass er eineReliquie mit sich führte, die einstin Ferdok aufbewahrt wurdeund nun dorthin zurückkehrt:der Schild des DrachentötersFendral, der durch die ihm in-

newohnende Heilskraft Schutzvor Drachen bieten soll.

Auch einige andere Weihe-gaben enthält der Tempelhortbereits. Denn kürzlich reisteder Fürstliche Säckelmeister,Baron Merwerd Stoia vonVinansamt, nach Ferdok undübergab der Hesindekircheeine großzügige Spende desFürstenhauses. Neben 120Golddukaten war dies vor allemeine der seltenen Erstabschriftendes „Monster-Handbuchs“ vonGargi, Sohn des Gax, von dersich Fürst Blasius dem Verneh-men nach nur schweren Her-zens trennte. Der Baron selbst,ein eifriger Jünger Hesindesund seit Jahren Förderer derAbtei Leuwensteyn, fügte einExpemplar der vom Angbarer

Hesindetempel verfassten Chro-nik des Kosch hinzu und ge-lobte zudem, rechtzeitig zurEröffnung des neuen Hausesder Göttin auf eigene Kosteneinen Satz von drei mal zwölfLehrfibeln für die Tempel-schule auf der Druckpresse desKosch-Kuriers fertigen zu las-sen. Außerdem versprach erden Geweihten jederzeit freieFahrt auf dem von ihm mitbe-triebenen See-Fährschiff Ro-halsamt, auf dass sie leichterWissen mit ihren Brüdern undSchwestern in Angbar oderLeuwensteyn austauschen kön-nen.

Karolus Linneger,Stitus Fegerson

SALMINGEN. Siopan der Helle,lange Jahre Vorsteher desHesindetempels zu Salmin-gen, wurde von der Magiste-rin der Magister zum Erz-praetor erhoben – ein beson-derer Rang, der nur wenigenGeweihten des Immerwäh-renden Hortes der Hesindia-nischen Gaben zuteil wird.Die Erzpraetoren (in der He-sindekirche Erzmagister ge-nannt) stehen im Rang zwi-schen den Hochgeweihtender einzelnen Tempel undden Erzwissenswissensbe-wahrern. Mit der Ernennungist üblicherweise eine beson-dere Aufgabe im NamenHesindes verbunden, und soauch bei Seiner ExzellenzSiopan.

Kaum jemand kennt dieLande von Eber, Greif undFuchs besser als er, und seinederographischen Traktate er-freuen sich einer großen Verbrei-tung und Beliebtheit. Durch dieschrecklichen Ereignisse der

letzten Jahre sind jedoch die mei-sten Darstellungen überholt.Schon seit drei Jahren hat sichSiopan immer wieder zu Reisendurch jene inneren Provinzenaufgemacht, die er schon vordem Einfall der Düsternis durch-wanderte, um Material für seinneuestes Werk „Das blutendeHerz – Die Veränderungen indes Reiches Mitte“ zu sam-meln. Begleitet wird der Ge-weihte von einem kleinen Stabaus Kartographen, Landver-messern und Zeichnern; einRitter mit einigen Waffenträ-gern sorgt für den Schutz derGelehrten, die gewiss auch inGegenden vordringen werden,in denen die Straßen nicht ganzso sicher sind wie im FerdokerLande. Diese rastlose Chroni-stentätigkeit wird nun belohnt,und fortan im Auftrag der all-weisen Kirche fortgeführt.

Dennoch nimmt der Erz-praetor mit Wehmut Abschiedvom Dienst in seinem heimatli-chen Tempel, sollen doch in

diesem Götterlauf die HeiligenFestspiele zu Ehren der HerrinHesinde stattfinden. Freilichbesteht kein Zweifel, dass dieFestspiele – wie auch die Sorgeum den Tempel im Allgemei-nen – bei der neuen Hochge-weihten Sephira Birninger, dieden Tempel bereits seit einigen

Jahren während der Reisen Sio-pans kommissarisch führte, inguten Händen liegen.

Ohnehin ist zu erwarten,dass der Erzpraetor auch inZukunft oft zu Gast in Salmin-gen sein wird: Ihre Hochgebo-ren Frylinde von Salmingenverbindet mit Seiner Exzellenzeine langjährige, enge Freund-schaft. Und so verwundert esnicht, dass die tief hesindegläu-bige Frylinde als großzügigeMäzenin Siopan den Hellen aufseiner neuerlichen Reise nichtnur mit ihren erstklassigen Be-ziehungen zum garetischenHochadel, sondern auch tat-kräftig unterstützt: Der Ritter,der den Gelehrten begleitenwird, ist ein getreuer Vasall vonFrylindes Sohn Hagen vonSturmfels, des Barons zu Dun-kelforst, Dohlenfelde undBaruns Pappel; die Waffen-knechte tragen die Farben derBaronie Dunkelforst.

Karolus Linneger & andere

Unterwegs im Auftrag HesindesUnterwegs im Auftrag HesindesUnterwegs im Auftrag HesindesUnterwegs im Auftrag HesindesSiopan der Helle zum Erzpraetor ernannt

Unterwegs im Auftragder Göttin Hesindes:

Erzpraetor Siopan der Helle

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Nachdem ich der Geistmarkden Rücken gekehrt habe, zie-hen die folgenden Tage meinerPilgerfahrt wie im Fluge an mirvorbei. Meine Fußsohlen undBeine sind von den Wochenauf Wanderschaft derart ge-stählt, dass sie fast wie vonselbst den staubigen Weg be-schreiten… den Weg nachHause, meine letzte Etappe. Soviele Bilder tauchen wieder vormir auf, jedes für sich ein Zeug-nis eines tiefen Erlebnisses:Wie ich in der Stille des ehr-würdigen Klosters Garrensanddie innere Ruhe und Einstim-mung für die Fahrt fand (KK33), die mutige Durchquerungder gefährlichen Schwert-schlucht (KK 34), meine sinnli-chen Träume auf der Rosenin-sel (KK 35), die Sammlungmeiner Gedanken auf demRohalssteg (KK 36), das Far-benspiel am Springenden Born(KK 37), wie der diebischeFuchs mir in den Bergen meinLeben rettete (KK 39), dieüberwältigende Schönheit desewigen Eises auf dem Firuns-zapfen (KK 40), der Weg aufdem Greifenpass und der maje-stätische Gruß des Greifen-felsens (KK 41), meine behagli-che Einkehr im Kloster vonTrottweiher (K 42), die heil-same Kräuterpracht im Blüten-grund von Storchsklausen (KK44), schließlich mein Gang zumUfer der Ange (KK 45), diedoch bald darauf der größtealler Ströme wird. Mich um-fängt ein wohliges Gefühl, alsmir klar wird, dass ich dieseErlebnisse immer in mir tragenwerde, jedes für sich ein Ge-schenk der Zwölfe.

Doch ist’s ein weiterer Ge-danke, der mein Herz vollendszum Erblühen bringt: Meine

geliebte Bachede, die zu Hauseauf mich wartet. Wegen ihr warich aufgebrochen und ging füreinen Mond diesen Pilgerweg.Ich erinnere mich daran, wieunsere beiden ersten Kindertot in meinem Arme lagen; anden weisen Rat des GeweihtenBurgholdin, den Zwölfergang

zu beschreiten. Für einen Mo-ment kehren Sorge undSchmerz zurück… wird diedritte Niederkunft glücklicherverlaufen sein? Ich entsinnemich an meine Erwartung amTag des Aufbruchs, ich könnedie Gunst der Götter erringen,indem ich den Pilgerweg gehe.Wie vermessen ich doch war.Nun wird mir klar, dass esdarum nicht geht, niemals ging.Der Weg selbst ist das Ge-schenk Alverans, denn da-

durch, dass ich erleben durfte,dass die Götter uns stets be-gleiten, dass sie mitten unteruns sind, bin ich so sehr ge-wappnet wie nie zuvor, denRatschluss der Zwölfe anzu-nehmen. Egal was mich erwar-tet – ob Borons Wille oderTsas Gnade, die himmlischen

Geschwister begleiten michund kennen den Pfad, den ichbeschreiten muss. So kehrtRuhe in mir ein, als die Mauernder wackeren Reichsstadt Ang-bar vor mir erscheinen und dieSonne den See zum Glitzernbringt – meine Heimat!

Das kleine Glöckchen anmeinem Wanderstab, das Zei-chen des Zwölfergängers, kün-digt schon von fern meinKommen an, und die Tor-wächterinnen grüßen mich

freundlich, auch wenn sie inmir wohl erst auf den zweitenBlick den Angbarer Bürger undRatsschreiber erkennen. Dennmein Bart ist zerzaust und ge-wachsen, meine schlichte graueLeinenkutte vom Weg durchdie Berge zerschlissen, meineLederlatschen abgetreten. Ichhingegen kenne sogleich alleswieder – die alten Gassen, dieGärten der Hügelzwerge, diestolzen Häuser. Ohne nach-zudenken führen mich meineBeine zum Tempel derFlamme. Der heiligste Ort derEhernen Kirche Ingerimms istmir als Angbarer freilich wohl-bekannt, und doch fühle ichmich wie an jenem Tag, als ichals kleiner Junge den gewaltigenPlatz mit den acht Feuerstelenzum ersten Mal betrat, diegroße Rampe erstmals hinabstieg und das gewaltige Inneremit staunenden Augen kennenlernte. Im roten Schimmer derFlammen erstrahlen Meister-werke der Handwerkskunst inder großen Halle – so alt wieAngbar – älter gar, heißt esdoch, dass sie in einer natürli-chen Höhle errichtet wurde.Glühende Essen verbreitenwohlige Wärme, behaglichknackt das Feuer und ein Ge-fühl der Ehrfurcht und Dank-barkeit glimmt in mir.

Donnernde Hammer-schläge lassen die acht gewalti-gen Ambosse am Rand deskreisrunden Heiligtums erklin-gen, die Messe beginnt. IhrSchall füllt den Raum, begleitetvon langsam einsetzendenChorälen in der Sprache derZwerge. Ein Bächlein aus glü-hendem Erz ergießt sich in eineRinne am Rand des Saales, um-schließt die Gläubigen wie einRing, wie ein Band der Ge-

Auf dem ZwölfergangAuf dem ZwölfergangAuf dem ZwölfergangAuf dem ZwölfergangGlaube im Kosch - Teil XII: Allvater Ingerimm

Mit der letzten Station, dem Kult des Väterchen Inge-rimm, geht unsere Reihe über den Glauben im Koscher-land zu Ende. Begleiten wir unseren Chronisten Born

von Stedtler auf seinem Heimweg nach Angbar zumbedeutendsten Heiligtum unseres Landes: Der Halle desEwigen Feuers.

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meinsamkeit. Eine Messe desErzes also. Mit mir haben sicherwürdige Vertreter derSchmiedezünfte in der Halleversammelt, Meister und Ge-sellen stimmen lauthals in denChoral mit ein. Und wahrlich,wer würde in diesem Momentdaran zweifeln, dass Vater In-gerimm diese Stadt und unserLand prägt und behütet wiekein zweiter Gott – und dasseine Messe zu seinen Ehren diewürdigste aller denkbarenMöglichkeiten ist, um eine Pil-gerfahrt auf dem Zwölfergangzu vollenden.

Von den letztenVon den letztenVon den letztenVon den letztenSchritten eines PilgersSchritten eines PilgersSchritten eines PilgersSchritten eines Pilgers

Beseelt von der Segnung führtmein Weg schließlich wie imTraum hinauf zur Altstadt,durch die Schwertfegergassehinein in den Braumeisterwin-kel. Tränen steigen mir in dieAugen, als ich das steinerneStedtlerhaus sehe, meine Heim-statt – unverändert seit vielenJahren. Mein Blick wandertvom Wasserspeier am Endedes Daches, hinab über dieButzenscheiben der Fenster,vorbei am Wappen unserer Fa-milie bis zum Eichenen Tor…und da steht sie... in weißemKleid… meine Bachede – sielächelt, und ihre Augen sindebenso feucht wie die meinen –und im Arm hält sie es, unserKindlein.

So umarme ich sie, meinegesunde und muntere Familie,und danke den Zwölfen für

ihre Güte, uns diesen wunder-baren und wundersamen Pil-gerweg geschenkt zu haben.

NachwortNachwortNachwortNachwort

Die kleine Hesine hat mittler-weile ihren sechsten Götterlaufgut vollendet, ist wohlauf undlernt bereits selbst Federkielund Tusche zu nutzen. Bereitsim Jahr ihrer Geburt schriebich die Erlebnisse von meinemMond auf dem Zwölfergangnieder. Um den damals fastvergessenen Pilgerweg auchanderen nahe zu bringen,stellte ich diese Aufzeichnun-gen dem Kosch-Kurier zurVerfügung und ergänzte siestets durch eine aktuelle Be-trachtung der jeweiligen Stel-lung, Tempel und Geweihten-schaft der einzelnen Gottheit.Mit der letzten Station desGanges findet diese Serie nunihr Ende, und ich möchte dergeneigten Leserschaft dafürdanken, dass sie mich auf die-ser Reise begleitete. Auchwenn mittlerweile so vieleJahre vergangen sind, blieb mirdiese Pilgerfahrt allzeit unver-gessen. Mit mir preisen mittler-weile viele andere Zwölfergän-ger die Götter für diese Gabe,die sie für jeden Rechtgläubi-gen schufen und uns stets aufsNeue schenken. Denn ein jederPilger weiß von anderen Erleb-nissen zu berichten, von ande-ren Begegnunen und kleinenWundern.

Mein größtes Wunder sitztgerade neben mir und sieht

mich mit strahlenden Augenan… unser Sonnenschein He-sine.

Niedergeschrieben in Dankbarkeitvon Born von Stedtler

Aus der HistorieAus der HistorieAus der HistorieAus der Historie

Freilich wissen die Zwergeschon seit ihrer Erschaffung,dass sie die Kinder Angroschssind. Ihre Geschichte ist engmit dem Glauben an ihren All-vater verknüpft, so dass mansicher Seiten über jene frühenTage füllen könnte. Man mögemir verzeihen, dass ich mich andieser Stelle auf die Beschrei-bung des menschlichen Kultesbeschränke, was nicht mindererbaulich sein mag.

Erste Kontakte zwischenMenschen und Zwergen gab esbereits mit den ersten Siedlernunter Admiral Sanin. Dochging man sich in jenen Tagennoch vorsichtig aus dem Wegeund ahnte wenig vom jeweilsanderen Volk. Erst Broderic,der von 763 bis 732 v. BF alsPräfekt über das Land von Va-docia (dem späteren Ferdok)herrschte, sollte dies ändern.Als Jüngling geriet er in einenSteinschlag und wurde derSage nach von Zwergen geret-tet. Daraufhin lernte er derÜberlieferung nach als ersterMensch deren Sprache undhörte ihre Sagen. Er war esauch, der den Horaskaiser inBosparan dazu brachte mitHochkönig Angbarosch Frie-densverhandlungen aufzuneh-men. Unter den Beratern desHochkönigs war auch dessenBruder Angbart Sohn des As-mond, Hoher Priester derKoschzwerge und Ratgeber ingeistlichen Fragen. Den Legen-den nach vernahmen Brodericund seine Nachfolger währendder Verhandlungen 752 bis 712v. BF durch ihn erstmals dieLehren Angroschs. Nachdemsich die beiden Völker letztlichfriedlich geeinigt hatten,wünschte der ochkönig, dassjenes Zwergendorf, in demman so weise und glücklichberiet, fortan ein Hort des

friedvollen Austausches blei-ben und seinen Namen tragensolle – Angbar. Sein BruderAngbart blieb in Angbar, damiter weiter von der Kultur derMenschen lerne und selbst diezwergische Kultur lehrenkonnte. Schnell sah er, dass esunter den Menschen welchegab, die offen waren für denGlauben an Angrosch. In einerHöhle, die bereits damals einegeweihte Stätte des Zwergen-gottes gewesen sein soll,scharte sich bald eine Gruppevon Menschen um LehrmeisterAngbart, wie er bald genanntwurde. Eine einfache Schmie-din soll als erste menschlicheFrau die Feuertaufe angenom-men und fortan an den Messender Zwerge teilgenommen ha-ben – bald folgten ihre Zunft-genossen und mehr und mehrHandwerker deren Vorbild.Die Menschen jener frühenTage waren des Rogolan nochkaum mächtig und nannten dieGottheit daher Ingarimm, weilsie die zwergische Bezeichnungfür den Götterdienst„Angrarim“ für den Namendes Gottes selbst hielten. Spä-ter, als sich dieses Missver-ständnis mit der Annäherunglangsam klärte, war dieser Be-griff längst eingebürgert undselbst in den zwergischenSprachgebrauch als Wort fürdie Verehrung ihres Gottesdurch die Menschen eingegan-gen. Nach und nach sollte sichder Kult des Ingarimm auchjenseits von Angbar ausbreiten,und er wurde bald zu einemgemeinsamen Bindeglied fürviele verstreute Gemeinden imKoscherland – das Feuer desbehütenden Gottes wurde zueinem Hoffnungsschimmer in-mitten der Dunklen Zeiten. InKellern und Stollen entstandenerste Tempel, die Beile undSensen frommer Werkzeug-schmiede bannten die Wildnis,die Palisaden und Mauern vonBaumeistern hielten die Gefah-ren fern, die Klingen der Waf-fenschmiede vertrieben die Un-holde. Im Twergentrutzer Landerzählt man sich von einer be-drohlichen Belagerung der Al-

Die Stationen des Heiligen ZwölfergangsDie Stationen des Heiligen ZwölfergangsDie Stationen des Heiligen ZwölfergangsDie Stationen des Heiligen Zwölfergangs

BOR Das Kloster Garrensand (KK 33)RON Die Schwertschlucht (KK 34)RAH Die Roseninsel (KK 35)HES Der Rohalssteg (KK 36)TSA Der Springende Born (KK 37)PHE Dem Zufall und Glück überlassen (KK 39)FIR Der Firunszapfen (KK 40)PRA Der Greifenpass mit dem Greifenfelsen (KK 41)TRA Das Kloster von Trottweiher (KK 42)PER Der Blütengrund von Storchsklausen (KK 44)EFF Der Efferdsturm an der Ange (KK 45)ING Der Tempel der Flamme zu Angbar (KK 46)

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men durch die Orks. In ihrerNot fand die junge GeweihteIngrimiane einen sonderbarenStein, mit dem sie die Äxte,Klingen und Sensen der Siedlerso sehr schärfen konnte, dassdiese die Schwarzpelze damitvertreiben konnten.

Mit den Lehren des Gotteswurde auch das zwergischeBrauchtum selbst, vom Hand-werk, dem Zunftwesen bis zurKunst des Bierbrauens, verbrei-tet und verschmolz mit denBräuchen der bosparanischenSiedler zum Grundstein für diekoscher Kultur. Gegen Endeder Bosparanischen Zeit wardie Lehre des Gottes, vor allemunter den Handwerkern, derartverwurzelt, dass sich im Jahre99 v. BF. ein Zug von Geweih-ten und Pilgern unter der Füh-rung des Angbarer Paares Ang-halm und Angunde nach Bo-sparan aufmachte, um KaiserSilem-Horas seine Aufwartungzu machen. Sie hatten vernom-men, dass der Horaskaiser einenächtliche Vision hatte, die ihmoffenbarte, dass es einzig zwölfwahre Götter gab, und nur erwürdig sei, die wahren von denunwahren zu scheiden. Nunsprachen allerlei Gemeinschaf-ten und Sekten bei ihm vor, umihn davon zu überzeugen, dassihre Gottheit eine jener Zwölfewar. Das Paar brachte ihm An-garin, ein heiliges Schwert – wiees heißt, das erste seiner Art ausZwergenstahl (denn dasSchwert war damals einzig eineWaffe der Menschen und derStahl ein Geheimnis der Angro-schim). Der Legende nachdurchteilte er damit eine Säuleseines Palastes in einem Hieb.Im folgenden Jahr wurde derName Ingerimm in jenem heili-gen Edikt genannt, das den Rei-gen der Guten Zwölfgötter vonjenem der Götzen scheidet.Das Schwert wurde Teil derKleinodien, zerbrach aber an-geblich bereits in der ZweitenDämonenschlacht, als Inge-rimm selbst an der Seite vonPraios, Rondra und Efferd aufDeren wandelte, um die ver-derbte Hela-Horas zu strafen.Spätestens zu diesem Zeitpunkt

erstarkte der Kult auch außer-halb des Kosch in beträchtli-chem Maße – doch auch fin-stere Götzendiener, die inWahrheit seinem Widersacherdienten, traten auf den Plan.Um das Jahr 99 BF drang Wir-dumar, ein besessener Bril-lantzwerg, in die heiligen Hal-len von Xorlosch ein und töteteden Bewahrer der Kraft. Dar-aufhin erschütterten Erdbebendie zentralen Lande des Mittel-reiches. Als auch Angbar vomZorn Ingerimms zerstört zuwerden drohte, trat ein Reigenvon drei Geweihten zusam-men, eine Menschenfrau undzwei Zwergenmänner. Ge-meinsam entfachten sie eineEsse, beteten zu Ingerimm undbaten ihn um Sanftmut, Verzei-hung und Gnade. Als erstengelang es ihnen an jenem denk-würdigen Tag Angrosch’ heili-gen Stein herbei zu rufen. Mitdiesem zogen sie vor die Tore– Ingrimma hielt die Esse undhütete sie, Rambasch schürtedie Flamme und Brogosch trugden Stein. Und tatsächlich, dasBeben legte sich und Ruhekehrte ein im Gemüte Inge-rimms und im gesamten Land.Da wurden die drei von denanderen Geweihten und Gläu-bigen zu den Anführern desKultes erkoren und gemeinsameinten sie die bis dahin unge-ordnete Kirche. Ihre Nachfol-ger tragen in ihrem Angeden-ken noch immer die Titel einerHüterin der Flamme, des Schü-

rers der Flamme und des Trä-gers des Steins. Viele bedeut-same Namen fanden sich unterund neben ihnen, darunterauch Heilige, die im Koschwirkten.

Der Abilachter MeisterRhÿs der Schnitter zog in ho-hem Alter durch den Kosch.Viele Werke schreibt man ihmheute zu. Als gesichert gilt, dasser um 727 BF Teile des Tem-pels der Flamme und das Gare-ther Tor in Angbar schuf. ZweiJahre später soll er im Simiaklo-ster von Siebenessen auf diejunge Ilpetta Ingrasim getrof-fen sein. Ilpetta offenbarte sichin jenem Moment die Erkennt-nis, dass sie sich Ingerimm wei-hen solle. Tatsächlich wurde sie767 BF als erste einfache Ge-weihte zur Hüterin der Flammeerkoren, öffnete die Kirche fürinzwischen entdeckte Neuerun-gen und schrieb mit „Hammerund Amboss“ das Standardwerkder Schmiedekunst.

Nicht nur diese lange Ge-schichte zeugt vom Wirken In-gerimms und seiner Diener.Wie sehr der Allvater noch im-mer über uns wacht, erwiessich im Jahre 1027, als jenerheilige Choral, den der Hüterder Flamme Hilperton Asga-reol anstimmte, und in den alleGläubigen Angbars einfielen,die Macht des Alagrimm brach.Möge auch Hilpertons Nach-folgerin Sephira Eisenlieb die-ses große Erbe würdig fortfüh-ren.

Koscher EigenheitenKoscher EigenheitenKoscher EigenheitenKoscher Eigenheiten

Unermesslich viel gäbe es zuschreiben über die BedeutungIngerimms, der unumstritten,von Zwergen und Menschengleichermaßen, als behütenderAllvater des Koscher Landesangesehen wird. Fast jederTempel, jede Sippe und Zunftkennt eigene Bräuche, die denAllmächtigen Baumeister eh-ren. Der hohe Stellenwert desGottes wird schon daran deut-lich, dass bei vielen nicht derGötterfürst Praios als höchsterder Zwölfgöttlichen Geschwi-ster gilt, sondern der Schmiedder Welt – eine Sichtweise, diewohl in den zwergischen Wur-zeln gründet, aber auch beivielen Menschen verbreitet ist.So mancher sieht Travia alsGemahlin Ingerimms, die dasheimatliche Herdfeuer wahrt,während ihr Gatte die Esse dergöttlichen Werkstatt hütet.Dass Simia als Sohn von Inge-rimm und Tsa genannt wird,hält manch Koscher für eineunerklärliche Laune der Götter.Er wird vor allem im FerdokerLand verehrt, gilt aber auchdort als bisweilen ungezogenerSprössling mit merkwürdigenIdeen, dessen Neuerungen sichdennoch bisweilen als Nützlicherwiesen.

Der listenreiche Phex wirdin vielen Legenden als gewitzterGeselle Ingerimms genanntund Rondra nennt nicht nur dieChronik der Zweiten Dämo-nenschlacht als seine getreueWaffengefährtin.

FeiertageFeiertageFeiertageFeiertage

1.-6. Ingerimm – Woche derElemente: Aus ursprünglichenGeodenfeiern ist eine Wocheder Zunftfeste in den Städtengeworden, in deren Rahmen dieZünfte und Werkschaften neueLehrlinge taufen, sowie Gesel-len und Meister ernennen.

1. Ingerimm – Tag desFeuers: Feierliche Neueglut inder Esse des Ingerimm-Tempels von Angbar zu Beginndes heiligen Monats – die Farbeund Stärke der Glut soll Auf-

Sei gelehrsam wie Sankt Bosper,hab dazu Alrunas Fleiß,sei geduldig wie Ilpetta,habs Geschick des Heilgen Rhÿs;bleib gehorsam Deinem Meister,halt der Zunft die Treue ein,mit der Gnade des Herrn Ing’rimm,wird dein Werk ein gutes sein.

Angbarer Handwerkerweisheit

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schluss über das kommendeJahr geben. Die koscher Mei-sterinnen und Meister der Essepilgern nach Angbar, um dorteinen Teil der Neueglut für dieHeiligtümer ihrer Heimattem-pel mitzunehmen.

2. Ingerimm – Tag derLuft: Feier der Weber undSchneider

3. Ingerimm – Tag des Ei-ses: Während sich die anderenZünfte vorbereiten, feiern insge-heim die unehrlichen Hand-werke, wie die Gerber, Baderund Kleinkrämer

4. Ingerimm – Tag desWassers: u.a. Feste der Fischer,Fährleute und Wassermüller

5. Ingerimm – Tag desErzes: u.a. Feste der Schmiede,Steinmetze und Töpfer

6. Ingerimm – Tag desHumus: u.a. Feste der Brauer,Holzhandwerke und Bäckereien.

7. Ingerimm – Sankt-Ilpetta-Tag: Nächtlicher Fac-kelzug und (meist) friedlicheSankt-Ilpetta-Wettkämpfe, beidenen sich die Zünfte vonAngbar und Umgebung in Dis-ziplinen wie Hammerwurf, Nä-gelschlagen, Loren-Ziehenoder Balkentragen messen. Inden Tempeln außerhalb Ang-bars wird mit der Neueglut ausAngbar die eigene Esse ge-weiht.

8. Ingerimm – Tag desAufbruchs: Wichtiger Zwer-

genfeiertag im Gedenken anden Auszug aus Xorlosch. Bisheute zeremonieller Beginnder Walz bei den Wanderge-sellen.

21.-23. Ingerimm – Ang-barer Warenschau vom Tagder Waffenschmiede (21.) biszum Alagrimm-Gedenktag (23.).Trotz allen Handels noch im-mer ein religiöses Fest, bei demdie Angbarer Ingerimm für dieRettung ihrer Stadt danken.

Letzter Erdstag im Inge-rimm – Murgrims Brauch:Ein zerstörtes Artefakt wirddurch Ingerimms Wirken wie-dererschaffen.

Wichtige regionaleWichtige regionaleWichtige regionaleWichtige regionaleHeiligeHeiligeHeiligeHeilige

Wohl einzig die Kirche Ron-dras verzeichnet derart vieleHeilige in ihren Büchern wiedie des Herrn Ingerimm. Na-hezu jedes Handwerk nennteine herausragende Meisterinoder einen legendären Meister,der ihre Zunft geprägt oder garbegründet haben soll. Nichtwenige haben im Kosch ge-wirkt oder zumindest ihreWerkstücke hier hinterlassen.Die Grob- und Kunstschmiedeverehren den Heiligen Rhÿsden Schnitter, der auch alsMeister der Geschicklichkeitgilt. Nicht selten klingt seinName durch eine Werkstatt,

wenn ein Prachtstück gelangoder ein Hammer sein Ziel ver-fehlt. Allerdings haben dieSchmiede auch jene erste Men-schenfrau, die den zwergischenGlauben des Angrosch an-nahm, nicht vergessen. IhrName wurde nicht überliefert,ebensowenig ihre Zunft(weswegen alle Schmiede, obGold-, Grob- oder Waffen-schmiede, ihre Herkunft fürsich beanspruchen), so dass sieeinzig unter dem Ehrentitel„Anglagura“ bekannt ist, wasim Zwergischen soviel wie„Erstfeuertäufling“ bedeutet.Unvergessen blieb auch Mei-ster Angbart, der den Men-schen die Lehre brachte – unddem viele weise Grundsätzezugeschrieben werden. DasHeilige Paar Anghalm undAngunde wird gerne beiHandwerkerhochzeiten ange-rufen. Die erste Hüterin derFlamme Ingrimma und ihreGehilfen Rambasch und Bro-gosch werden dagegen merk-würdigerweise kaum verehrt,obwohl viele Riten auf sie zu-rück zu führen sind und sie als„Schmiede der Kirche“ gelten.Stattdessen wird Ingrimmagerne mit der Heiligen Ingri-miane von Twergentrutzverwechselt, die als Patroninder Waffenschmiede gilt undvor allem in ihrer Heimat Wen-genholm unvergessen ist.

Gerade auch im Hinblickauf die Hüterin der FlammeSephira, die ebenso als einfa-che Priesterin die höchsteWeihe erhielt, wird die HeiligeIlpetta Ingrasim zunehmendhäufig zitiert. Da Geduld ihregrößte Tugend war, wird ihrBeispiel gerne von Handwerks-meistern genannt, wenn ihrLehrling allzu zappelig undhektisch wird.

Auch wenn er noch nichtoffiziell in den Reigen der Hei-ligen aufgenommen wurde, sogilt Hilperton Asgareol, Vor-gänger der heutigen Kirchen-oberen, schon seit seinem Mär-tyrertod im Kampf gegen denAlagrimm als Patron zumSchutz gegen Feuer und Brand.Vor allem in Angbar (doch

längst nicht nur da) gedenktman seiner innig – und im gan-zen Land nähen Brandwehrendas Antlitz Hilpertons auf ihreBanner.

Heilige ArtefakteHeilige ArtefakteHeilige ArtefakteHeilige Artefakte

Im Tempel der EwigenFlamme zu Angbar werden seitfrühesten Tagen die größtenMeisterwerke und gesegnetenWerkstücke der jeweiligen Zeitgesammelt und verwahrt. Solässt sich gleichsam die Blüteund Entwicklung der Hand-werkskunst an den Schätzenablesen, findet man darunterdoch so legendäre Stücke wieden Güldenen Kamm vonPrinzessin Arkenida, das ersteZahlenschloss oder den Pfei-fenbalg von Hochkönig Ang-barosch. Sie alle gelten als vonIngerimm gesegnet, und vielenwerden wundersame Wirkun-gen nachgesagt. Als größteHeiligtümer gelten jedoch jeneArtefakte, die von Heiligen,meist von Hüterinnen und Hü-tern der Flamme, geschaffenwurden, darunter die HeiligeLaterne der Ilpetta Ingra-sim, die sicheres Geleit durcheinsturzgefährdete Stollen undHöhlen bietet oder der Steindes Ingerimm, der den göttli-chen Zorn bei Erdbeben zäh-men kann. Der Verbleib desRinges der Flammen des Hil-perton Asgareol, der Brände zubannen vermag, ist seit demJahr des Feuers dagegen unge-klärt. Der Schleifstein derHeiligen Ingrimiane wirdstets aufs Neue gefunden, in-dem man den alten, verbrauch-ten Stein einen Berg hinab-rollen lässt. Er verleiht dendaran geschärften Klingen denSegen Ingerimms und wirdstets am 21. Ingerimm einge-setzt.

Auch manch kleinere Tem-pel bergen Meisterwerke in ih-ren heiligen Hallen, wie denDonnerhammer von Hammer-schlag, der Metall ohne Es-senglut zu schmieden vermag,oder der aus einem einzigenStück Fels gehauene Opfer-schrein von Lûr.

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Heilige OrteHeilige OrteHeilige OrteHeilige Orte

Dass der Kosch zu Ingerimmsliebsten Landstrichen gehört,beweist auch die Tatsache, dassviele seiner legendenumwoben-sten Heiligtümer hier liegen.Allesamt sind sie uralt und vielesollen aus jenen frühesten Ta-gen stammen, in denen Inge-rimm die Welt und seine Kin-der schmiedete. So soll die Un-tere Pforte von Koschim, eingewaltiger Bogen aus Basalt,den Vorfahren des Hügelvol-kes den Weg nach Koschimgewiesen haben.

Daneben kennt man in denKoschbergen viele heilige Höh-len und Tropfsteingrotten.Eine jener Höhlen, in deneneinige der frühen zwergischenSiedler Zuflucht vor den Dra-chen fanden, wurde später zurAbtei von Ingrahall ausge-baut.

Der Ambossfelsen, aufdessen Rücken sich heute dieStadt Koschtal emporschlän-gelt, soll dagegen am Tag desZorns von Ingerimm zu Bodengeworfen worden sein und sei-nen Kindern bis heute als Mah-nung dienen.

In der Hammerhöhle vonMalmarzrom in den Am-bossbergen hört man gar dieHammerschläge von Inge-rimms Esse – und kundige Ge-weihte sollen daran das Nahender letzten Schlacht der Zwergeerkennen können.

Überhaupt kennt man imAmboss einige der bedeutsam-sten Kultstätten, wie den Feu-ertempel von Algoram, dieGlühenden Bingen vonRoterz oder die beeindrucken-den Feuerfälle von Algor-mosch (letztere bereits am Al-madaner Gebiet). Selbst derKampfplatz der StählernenHallen von Lûr oder dieSchmieden von Hammer-schlag gelten vielen als heiligeStätten.

Wie sie, so gehört auch derGründerstollen, durch dendas spätere Ambossvolk vomEisenwald aus seine neue Hei-mat besiedelte, zu jenen Heilig-tümern, die zumindest teilweise

von Zwergenhand erschaffenwurden.

Wichtige TempelWichtige TempelWichtige TempelWichtige Tempel

Einige der wichtigsten Tempelgibt es freilich in den Bergkö-nigreichen, nicht nur weil siehäufig schon lange existierten,als es noch gar keine Menschenim Koscherlande gab. Der ver-mutlich bedeutsamste und älte-ste ist der Feuertempel Algo-ram tief in den Hallen vonMurolosch – das größte Hei-ligtum der Ambosszwerge.Ähnlich wie auch bei den Feu-erfällen von Algormosch spieltauch hier die ewig glühende

Lava eine große Rolle, die denRaum auf mystische Art um-fließen soll. Ungleich karger,aber dennoch kaum wenigerwichtig sind die Heiligen Hal-len von Koschim. Durch dasFeuer des Alagrimm wurde vielvom einstigen Schmuck zer-stört – an seine Stelle sind bi-zarre Formen aus geschmol-zenem Gestein getreten. Einzigder Altar ist auf wundersameWeise unversehrt geblieben.Beide Stätten wurden bislang

von kaum einem Menschen jegesehen.

Das Kloster von Ingrahallan der Grenze zwischen Für-stenhort, Sindelsaum undRohalssteg hingegen wurdeschon zu den Dunklen Zeitenein Ort des Austausches zwi-schen zwergischem Angrosch-und menschlichem Ingerimm-Glauben. Bis heute leben Ge-weihte beider Richtungen indem Hort, der wie eine mäch-tige Zuflucht über dem Ortund Tal thront. In den altehr-würdigen Hallen verkündeteHochkönig Albrax vor weni-gen Jahren das zwergische Hel-denzeitalter.

Das zweite bedeutsame Klo-ster ist die Abtei der HeiligenIlpetta bei Siebenessen in denAmbossbergen (siehe KK 30),in welche sich würdige Hand-werksmeister eine Weile zu-rückziehen, um sich dort ganzdem Herrn Ingerimm und ih-rem Werk zu widmen. Hierfindet sich auch der wohl be-deutsamste Simia-Altar imKosch.

Jedoch die wichtigsten Stät-ten des Austausches zwischen

den Völkern bleiben die StadtAngbar und der Tempel derFlamme – Wiege des men-schlichen Glaubenszweiges. Erging aus einem zwergischenKultstollen hervor, wurde in allden Jahren immer wieder er-weitert und ist heute nebenXorlosch die größte Sakrale desgöttlichen Schmieds. Davongibt es freilich im Kosch nochunzählige mehr, und jede fürsich zeugt von ihrer eigenenerwähnenswerten Geschichte –wie der Tempel von Ferdok,Mittelpunkt des Zwergenvier-tels, das Haus im rohalssteg-schen Grünfels, das als Hoch-burg der hügelzwergischen Be-fürworter einer RückeroberungKoschims gilt, die Schnitzerka-pelle von Koschtal, der Felsen-tempel von Tarkansch inKoschgau oder die Halle vonHammerschlag, welche gänz-lich aus Schmiedewerk undZwergenstahl errichtet wurde.

Selbst in unseren Tagenwerden noch immer neue Tem-pel gegründet, wie jener an derZwölfgötterbrücke von Stein-brücken – den ein reuiger Bau-meister stiftete, nachdem seinÜbereifer beim Bau der Brückeein tödliches Unglück verur-sachte – oder der Schrein vonOberangbar, den man glei-chermaßen Ingerimm und Ef-ferd weihte, weil man beidendie Rettung der Stadt vorAlagrimms Feuer zuschrieb.

Bedeutende GeweihteBedeutende GeweihteBedeutende GeweihteBedeutende Geweihte

Sephira Eisenlieb(geb. 989 BF in Butterbös)Leicht hat es die Hüterin derFlamme nicht, ihre Stellung alsMatriarchin der Ingerimmkir-che gegenüber den Tempelvor-stehern in Nah und Fern zubehaupten. Zwar gilt ihre Kürdurch den göttlichen Schmiedselbst als unbezweifelt, dochsind die Fußstapfen ihres Vor-gängers Hilperton groß undihre Herkunft als einfache Ge-weihte fördert den Respekt nurwenig. Schon hört man vonLoslösungsneigungen im Ho-rasreich und im tiefen Süden,die eine Abkehr von den

Hier widmen sich würdige Meister ganz ihrer Kunstund dem Dienst am Herrn Ingerimm:

Die Abtei der Heiligen Ilpetta im Amboss

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zwergischen Wurzeln und eineÖffnung zum Manufakturwe-sen predigen.

Umso erstaunlicher ist es,wie selbstbewusst und ener-gisch die junge Kirchenführerinihre Ämter verrichtet und dieAchtung in Angbar gewinnt.Mehr noch als der eher ruhigeund besonnene Hilperton giltSephira als vom Feuer Inge-rimms getrieben – doch siewird die Geduld einer IlpettaIngrasim brauchen, um sichauch in der Ferne den nötigenRespekt verschaffen zu kön-nen.

Der Schürer der Flammeund der Träger des SteinsIhre Gehilfen Ibralosch Sohndes Igen (geb. 953 BF in derGrafschaft Schlund) undLorthax Sohn des Loin (geb.um 740 BF im Koschgau) ver-körpern die heutigen Gegen-sätze innerhalb der ehernenKirche. Einerseits Ibralosch,junger Schürer der Flamme,Spross der Zweihammersippe,aus der auch der Graf desSchlund und die Hüter desgleichnamigen Heiligtums ent-stammen, der energisch undheißblütig von den Wurzeln inder zwergischen Lehre von An-grosch predigt – andererseitsder bedachte Lorthax, Trägerdes Steins, der die Heilige Il-petta noch persönlich kannte,schon unter sechs anderen Hü-tern der Flamme diente undmit ruhigen Worten eine behut-same Öffnung zum Neuen an-mahnt.

Weitere GeweihteVon den zahlreichen weiterenGeweihten in Angbar (beinaheeinhundert, wenn man die No-vizen und Akoluthen mit ein-rechnet) sei an dieser Stellenoch Haranosch vom Eisen-wald erwähnt. Der Weißbart,den lockere Zungen meist alszu klein geratenen Waldschratbeschreiben, ist seit Jahrhun-derten Wissenshüter der Inge-rimmkirche und soll schonLehrmeister des NovizenLorthax gewesen sein.

Für den regen geistlichenAustausch zwischen Angrosch-

und Ingerimmkult sorgt dasKloster Ingrahall mit seinerhoch angesehenen Äbtissin In-dira Kupferblatt aus der Kup-ferblattsippe. Sie übernahm die-ses Amt erst zum Tag des Auf-bruchs 1030, als ihre in Ehrenergraute Vorgängerin DorellaFeuerstein entschied sichfortan als Einsiedlerin in die

Koschberge zurück zu ziehen.Das Kloster ist nicht die ein-zige Stätte des Wandels in die-sen Tagen. Roktrix S. d. Ro-lim, der Hochgeweihte vonFerdok, wurde kürzlich tot vordem Altar seines Tempels ge-funden. Seine Nachfolge istderzeit noch ungeklärt. Unterden Namen der Anwärter fin-den sich durchaus bekannteNamen: Walbura aus FramsSippe, die mütterliche Meiste-rin der Esse von Rhôndur,Thurgosch S. d. Tubax, bis-lang eher zurückgezogen wir-kender Erschaffer von

Steinskulpturen im bären-klammschen Firnsgraten, Ang-hild Bruttelschwart, die Hü-terin des Ambros-Schreins amStillen Grund oder BuddellaJochstrunk T. d. Bregga, eineehemalige Oberweiblin der Ang-barer Sappeure, sie sich nach ih-ren Erlebnissen bei der Troll-pfortenschlacht weihen ließ.

Der weise Abt des Klostersvon Siebenessen, Angbart vonUnterangen, hat bereits abge-lehnt. Ingrimiane Lohsack,jene Schülerin Ibraloschs, diesich schon in ihrem frühen Al-ter von kaum fünfundzwanzigGötterläufen als inbrünstigePredigerin einen Namen ge-macht hat, gilt dagegen vielenals zu unerfahren und heiß-spornig. Ebenso wie beim bis-weilen noch etwas ungelenkauftretenden Geweihten vonOberangbar Ingrosch Garnel-strunk oder dem IngrahallerMeister der Schriften Murgron

Schwarzhaupt glauben diemeisten, dass ihre Zeit nochkommen wird.

Abschließend sei nicht ver-gessen, dass auch die Urkirchedes Angrosch selbst in denBergkönigreichen noch immerlebendig ist und auch untermenschlichen Ingerimm-Gläu-bigen höchste Achtung genießt.So ist der weise BergkönigArombolosch S. d. Agam,nicht nur Oberster Richter derAmbosszwerge, sondern spieltals Angroschs Waffenmeisterauch eine zentrale zeremonielleRolle. Wahrhaft beeindruckendsind die seltenen Großen Feu-ermessen, die er gemeinsammit „Oheim“ Artosch Sohndes Abatrox, dem WaffenträgerAngroschs und Hohepriesterdes Amboss leitet. Ein weitererlegendärer Geweihter des Vol-kes ist Norgram vom Stein,seit langer Zeit Wächter derHammerhöhle von Malmarz-rom, der seit kurzem sein Endenahen spürt und eine jungeZwergin Angraxa als Nachfol-gerin anlernt. Auch der alteHaudegen Brelog S. d. Ban-targ, Schlichter in den HeiligenHallen von Lûr, erfreut sichweitreichender Bekanntheit –nicht erst seit er in einer Mineeine umgestürzte Lore alleineangehoben haben soll um eineeingeklemmte Bergmännin zuretten – die im übrigen heuteseine Gattin ist.

Auch der Hochgeweihtevon Koschim Esbadosch S. d.Ertax, wird zwar respektiert –jedoch auch als menschen-scheu und echsenverachtendgefürchtet. Man kennt ihn nichtnur als rechte Hand des Berg-königs Gilemon, sondern sagtihm auch enge Kontakte zumrecht radikalen Orden der Hü-ter der Wacht nach. Seine Ein-stellung soll er auch auf seineSchüler, wie Gramosch S. d.Gillim, den Bruder des Berg-königs, übertragen haben. Ein-zig die junge Garamine T. d.Garaxa gilt als mäßigendeStimme des Ausgleichs.

Born von Stedtler,Ratsschreiber zu Angbar

Das Oberhaupt der Flammenden- und Erzkirche:Sephira Eisenlieb, die Hüterin der Flamme

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Auf Flussvaters RückenAuf Flussvaters RückenAuf Flussvaters RückenAuf Flussvaters RückenEin Reisebericht Seiner Hochwürden Grimo Steinklaue

Gerrun und die SucheGerrun und die SucheGerrun und die SucheGerrun und die Suchenach einem Schiffnach einem Schiffnach einem Schiffnach einem Schiff

Bis heute weiß ich nicht, obGerrun so etwas wie einen Ha-fenmeister hat. Der „Hafen“ istjedenfalls mehr eine befestigteTreidelstation und Anlegestellefür die Flussfischer. Eine kleineBastion mit kräftigen Mauernund einem gedrungenen Turmlassen ihn größer und bedeu-tender erscheinen, als er ist. Bisheute kann der Große Flusshier durch eine Kette gesperrtwerden.

Unsere Suche nach einerMitfahrgelegenheit hatte sichschon am Tag unserer Ankunftherumgesprochen. Kleine Ver-sprechen Meisterin Rothenlohssorgten dafür, dass man unssofort benachrichtigen wollte,wenn sich eine finden sollte.Ein großes Floß, das die Bo-drin heruntergekommen war,hätte uns bis Drift mitgenom-men (die Flößer hatten vorGerrun anhalten müssen, umeinem Segelschiff flussauf dieFahrtrinne freizumachen), aberdas hatte Meisterin Rothenlohdann doch abgelehnt. Andern-

falls hätte wahrscheinlich ichdas getan. Ein Floß aus kräfti-gen Stämmen kann zwardurchaus Vieh oder Wagenmitnehmen, aber wer einmalauf so einem knirschenden,schwankenden Treibgut mitge-fahren ist, das an Strudelnmanchmal eine Handbreit un-ter Wasser abtaucht, der ver-zichtet gern auf ein weiteresVergnügen dieser Art.

Am zweiten Morgen nachunserem Besuch auf der Wachtkam ein Mädchen angerannt:Ihr Vater wüsste ein Schiff, aufdem wir mitfahren könnten,wir sollten uns aber eilen! Ichnutzte die Gelegenheit, ummeinem Hengst Rapunzel (undmir) etwas Spaß und Bewegungzu verschaffen, und ritt – ohneSattel, das Mädchen vor mir –schleunigst zum Hafen. Dortfand ich aber wirklich nur denVater des Mädchens vor, einenFischer aus Drakfold auf deranderen Flussseite, der mir inder gemütlichen Koscher Artgeruhsamst mitteilte, er habegehört, dass wir ein Schiffsuchten, das uns (usw. usf.),und wie er nun in Nadoret

gewesen sei, habe er dort ge-hört... – Ich versuche gar nichterst, den Bericht des bavenMannes – EFFerd schenke ihmnoch viele Fische! – in seinerepischen Breite hier zu wieder-holen, sonst werde ich bis zumAbendessen nicht fertig, odermeine Feder galoppiert vorUngeduld davon. Jedenfalls er-fuhr ich, dass – nein, nicht inGerrun, sondern in Nadoretein Schiff aus Ferdok liege, dasbis „in den Hinterkosch undwohl weiter“ fahren sollte. DerSchiffer wolle kurz nach derPRAiosstunde ablegen. Selbi-gen Tags, versteht sich. – Ichverlor kostbare Zeit, um her-auszufinden, dass das Schiffkeineswegs in Gerrun anlegenwürde und dass es bis Nadoret„so an die drei, vier Stundenwohl“ wären. Wenn wir Glückhatten, galt das zu Fuß odergegen die Strömung gerudert,wenn nicht, besorgte ich Mei-sterin Rothenloh am besteneinen Streitwagen und unseremMaultier Funiquatsch... Räderunter den Hufen? Diesmal rittich zum Bunten Ross im Ga-lopp zurück (es war auch kaumjemand auf der Straße, und einpaar Hühner gingen rechtzeitigzur Seite). Wir packten undzahlten in solcher Hast, dassFrau Rothenloh nicht einmalzum Feilschen mit dem Wirtkam (was nichts machte, weilsie das längst getan hatte).Durch Gerrun fuhren und rit-ten wir noch in einigermaßenanständigem Trab, dahintertrieb sogar Meisterin Rothen-loh ihre beiden Zugrösser inGalopp – ein beeindruckenderAnblick! (Den wir allerdingsschon von einigen früheren,weniger beabsichtigten Gele-genheiten her kannten, wor-über ich allerdings versprochenhabe zu schweigen. – Leider!)

Versteht sich, dass wirnicht die ganze Zeit galoppier-ten. Aber wir brauchten, glaubeich, keine drei Stunden bis Na-

doret. Wir kamen etwa zur er-sten RAHjastunde an, was sichals gut erwies, da die FerdokerGild-Fasz (in der Tat ein Schiffder Ferdoker Brauergilde undbauchig genug, dass der Namepasste) schon vor (und nichtnach) der PRAiosstunde able-gen sollte.

Wir wurden sehr höflich,geradezu erfreut empfangen,was uns stutzig machte. Miteiner Mischung aus Schlitz-ohrigkeit und Treuherzigkeit,die uns völlig entwaffnete, er-klärten uns Sibil Arbsenstroh,der Schiffer, und EffemeraKrüsenpolt, eine mitfahrendeVertreterin der Gilde, warumsie uns mitzunehmen gewillt, ja,überhaupt ermächtigt wären:Beim Abladen einiger Fässerhabe es ein bedauerliches Un-glück gegeben, und nun benö-tige man noch ein kräftigesZugpferd, um im nächsten Ha-fen die Winde des Schiffskransbetätigen zu können. (Sie hat-ten tatsächlich einen auf demSchiff eingebaut; offenbar trautdie Gilde den Trägern und He-bevorrichtungen in den an-gelaufenen Häfen nicht soganz.) Wegen des Unglücks seiauch ein Wagen ausgefallen,weshalb man jetzt Platz füreinen anderen habe. Und vonmeiner Ehrwürdigkeit (ich be-richtigte natürlich gleich undfrage mich bis heute, ob Knap-pen der RONdra so selten rei-sen oder so oft unter falschemTitel?!) insbesondere erhoffeman sich Beistand, im Falle,dass es, wie in letter Zeit zuwei-len geschehen, zu Versuchenkomme, sich unrechtmäßig inden Besitz etlicher Fässer gutenFerdoker Bräus zu bringen.(Frau Krüsenpolt redete nochein bisschen geschraubter, dasbekomme ich aber nicht mehrhin. Um einen früheren Lehrervon mir in Rotenzenn zu zitie-ren: „Pff! Pfeffersäcke undBierfasskutscher!“) Es gabnoch ein bisschen Hin und

Im Herbst anno 1030 BF hatte ich die Ehre, in GerrunHochwürden Grimo Steinklaue von Orgils Grab zutreffen, einen Geweihten der Rondra, der inzwischeneinen Tempel im Hinterkosch leitet. Er war es auchgewesen, der mir von dem neuerlichen Ding in Donkenberichtet hatte (siehe KK 45, S.9). Daneben waren SeineHochwürden so freundlich, mir auch einen Reisebe-richt zur Fahrt von Nadoret den Großen Fluss hinunterzu überlassen, um ihn der geneigten Leserschaft zu-gänglich zu machen. Begleitet wurden HochwürdenSteinklaue von seiner Gefährtin Marsilea (welche ganzund gar keine Rondrianerin ist!), seiner kleinen TochterIris Melixa sowie der Pelzhändlerin Frau Rothenloh.Ich habe mir erlaubt, den Bericht hier und da etwas zustraffen und da und dort erklärende Worte einzufügen.Es ist sehr zu hoffen, dass sich auch für die vielenMeilen oberhalb Nadorets noch eine Beschreibung fürden Großen Fluss finden wird! Leider konnte ich bis-lang auch nicht in den Besitz einer solchen Flusskartekommen, wie sie Hochwürden erwähnt.

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Her, was die Mitnahme derzusätzlichen Pferde (vor allemdes Maultiers) und der„zusätzlichen Personen“ anging,aber Ersteres regelte MeisterinRothenloh, Letzteres ich. Ichschätze, Meisterin Rothenloh(die Platz und Tragkraft vonSchiffen ganz gut einschätzenkann) stellte die Gild-Fässlerschlicht vor die Wahl, mehrereoder gar keine Pferde an Bord(und an der Kranwinde) zu ha-ben. Ich für meinen Teilbrauchte nur anzumerken, dassdie „zusätzlichen Personen“meine Gemahlin und meineTochter seien. Danach wurdendie Fahrtentgelt-Forderungendurch weit respektvollere Be-merkungen abgelöst. Na also!

Von Nadoret nachVon Nadoret nachVon Nadoret nachVon Nadoret nachGrantelweiherGrantelweiherGrantelweiherGrantelweiher

Viel schneller als auf der Hin-fahrt zogen die Ufer jetzt inumgekehrter Richtung an unsvorbei. Wir passierten Borking,einen kleinen Ort, den wir aufder eiligen Fahrt nach Nadoret

kaum wahrgenommen hatten,dann wieder Gerrun. Ichgrüßte mit meinem SchwertSteinklaue hinauf zur Wacht.Um die kümmerten sich dieSchiffsleute nicht weiter, dafürumso mehr um eine kleine be-buschte Felseninsel gegenübervon Gerrun, vor der sieSchutzzeichen schlugen. Dassei die Namenlose Insel, sagteman uns, als wir fragten, underzählte gleich noch ein paarschaurige Geschichten.Herr Arbsenstroh, der ganz be-geistert war, dass ich mehrüber sein Land wissen wollte,benannte mir die vorüberzie-henden Dörfer und zeigte mirvieles auch noch einmal aufeiner Fluss-Karte, die er in sei-ner Schifferstube hängen hat.Alle Orte, wichtigen Stationen,Inselchen und Klippen sinddarauf verzeichnet. Das musseine enorme Arbeit gewesensein, das alles zusammenzutra-gen!In einem ziemlich herunter-

gekommenen Ort namensGrantelweiher, der einen nicht

viel größeren „Hafen“ als Ger-run hat, legten wir zur Nachtan. Da es hieß, es sei für dieseNacht keine bequeme Her-berge zu bekommen, und auchHerr Arbsenstroh auf der Gild-Fasz nächtigte, blieben auchwir einfach an Bord. Immerhingab es zum Abendessen fri-schen Fisch. Der Ort ist eigent-lich sogar Stammsitz des dorti-gen Barons, aber überall hatsich dieser verfluchte Sumpfausgebreitet, kein Wunder,dass der Ort verarmt.

Von GrantelweiherVon GrantelweiherVon GrantelweiherVon Grantelweiherzur Heroldswachtzur Heroldswachtzur Heroldswachtzur Heroldswacht

Früh am andern Morgenweckte mich Brüllen, Kläffenund Keifen von Rindern, Men-schen und einem Hund. Zweioder drei Treidler und dieLeute eines Flusskahns warenin Streit geraten und be-schimpften und prügelten ein-ander und ihre Tiere. Bevor ichüberlegt hatte, ob, wie und fürwen ich eingreifen sollte, ka-men schon Hellebardenträger

an und trennten die Streithähne(und -hennen). Wir legten kurzdarauf ab, ich hoffe, es hat sichjemand um die Zugochsen undden Hund gekümmert!(Marsilea lag mir noch einehalbe Stunde danach in denOhren, dass wir wenigstens fürdie armen Tiere was hätten tunsollen. Was, konnte sie mir al-lerdings auch nicht sagen.)Unterhalb von Grantelweiherkamen wir an eine großeFlussbiegung mit Felsen undSandbänken, fast noch schlim-mer als die vom Darpat beimGluckenhanger Rabensberg.Von Südost mündet dort dieWarna in den Großen Fluss, imWesten erhebt sich auf einer ho-hen Klippe, dem „Schetzeneck“,die Burg Herolds Wacht. Ichhielt sie erst für eine Ruine, sahdann aber doch Fahnen, Rauchund Leute.Auch zur Heroldswacht er-

zählte mir Herr Arbsenstroheiniges. Dass sie eigentlichgräflich, aber von einem BaronUztrutz besetzt sei, und nocheine Sage von einem Burgsas-sensohn, der sich aus Liebe zueiner Fischerstochter dieKlippe hinuntergestürzt hatteund bis heute manchmal alsGeist im Wasser erscheint. Ei-gentlich müsse ihn nur einejunge Fischerstochter ins Bootziehen, dann sei er erlöst, aberwer sei schon so verrückt, seinBoot in die Strudel bei der„Haiflosse“ am Fuß dieses Fel-sens zu lenken? Einmal, „vorvielen hundert Jahren“, habe eseine junge Fischerin versucht,doch ihr Schiff zerschellte anden Felsen. – Ich glaube, HerrArbsenstroh meinte am Ende,mir gingen diese Geschichtenzu Herzen, weil er mich soseltsam ansah und gleich versi-cherte, es gäbe auch lustigereMären. Dabei musste ich bloßan meinen Vater denken undwie lebhaft er diese Sagen er-zählt hätte!

Der Bericht HochwürdenSteinklaues wird im Kosch-Kurier Nr. 47 fortgesetzt.

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Den (bisherigen) Gipfel sei-ner Untaten bildete ein

Überfall auf die kleine Garni-son der Ferdoker Lanzerinnenin Gerrun, bei dem eine beacht-liche Zahl von Schwertern undHellebarden geraubt wurde(siehe Aventurischer Bote Nr.127, S.11f.). Gelingen konntedieses dreiste Bubenstück vorden Augen der Garde freilichnur deshalb, weil die Räuberdie Stallungen der Reiterinnenin Brand gesteckt und das allge-meine Chaos während derLöscharbeiten genutzt hatten.

Nach ihrer Tat war dieBande - wieder einmal - spurlosverschwunden, und die beideneilig zur Verfolgung ausgesand-ten Lanzen kehrten anderntagserfolglos zurück. Man vermu-tet, dass die Räuber im Moor-brücker Sumpf, im Dunkelwaldoder an einem anderen entlege-nen und unwegsamen Ort einsicheres Versteck bezogen ha-ben.

Ebergunde von Rabenfeld-Trade, die Obristin der

Ferdoker Lanzerinnen, soll beider Nachricht von dem Über-fall in höchste Wut geraten sein- verständlich, sind doch dieLanzerinnen eigentlich diejeni-gen, die in der Gegend fürRecht und Ordnung sorgensollten. Dass sie dieser Aufgabenicht mehr gewachsen sind,liegt gewiss nicht am fehlendenMut oder Können der Reiterin-

nen - zu groß sind einfach nochdie Lücken, die der Krieg in dieReihen des stolzen Regimentsgerissen hat.

Dennoch drängte die Obri-stin darauf, sogleich mit denwenigen, derzeit noch in Fer-dok stationierten Lanzerinneneine Strafexpedition zu unter-nehmen und die Grafschaft“von Firun nach Rahja, vonPraios nach Efferd zu durch-kämmen, jeden Stein umzudre-hen, in jeden Winkel zuschauen und jedes Mauselochzu untersuchen.”

Seine Hochwohlgeboren Gro-win lehnte dieses Ansinnen

jedoch nach einigem Bedenkenab, vor allem im Hinblick aufdie geringe Erfahrung derneuen Rekrutinnen, die einenGutteil der derzeitigen Garni-son ausmachen. Statt die Gardein entlegene Winkel zu entsen-den, entschied er sich dafür, diePatrouillen an den wichtigenHandelsrouten zu verstärkenund für den Schutz der wenigerwehrhaften Dörfer zu sorgen.

Gleichwohl war auch ihmdaran gelegen, dem Räuberun-wesen rasch den Garaus zumachen, und so setzte der Grafnur wenige Tage nach demVorfall in Gerrun eine Beloh-nung für die Ergreifung desRäubers Ronkwer aus: einenBierhumpen aus reinem Golde,dazu das lebenslange Privileg,in den Tavernen der Stadt Frei-bier zu bekommen.

W ie kaum anders zu er-warten war, zog die Aus-

sicht auf die Belohnung allerleiGlücksritter und Herumtreiberan, die sich selbstsicher auf dieSuche nach dem Räuber mach-ten. Vor allem ein junger Söld-ner machte von sich reden; ernannte sich Raidri der Jüngereund behauptete, ein Sohn desberühmten Schwertkönigs zusein (was freilich nicht unmög-lich ist). Tatsächlich wagte demblonden, muskulösen Schlage-tod, der einen Andergasterohne Mühe einhändig zu füh-ren wusste, niemand zu wider-sprechen.

Während dieser Raidri sichzutraute, den Schurken

Ronkwer ganz allein zurStrecke zu bringen, versuchtedie reisende Adepta LiutbergaVangenroth einige streitbareGefährten um sich zu sam-meln. Gemeinsam mit demZwergen Gorax S.d. Goron,der Halbelfe Galandriel Wind-geflüster und dem BierkutscherMompert aus Fuhrmannsheimbrach sie, gut gerüstet, in Rich-

tung Gerrun auf, um die Spurder Räuber mit magischen Mit-teln und den Künsten der Hal-belfe aufzunehmen.

Erfolg hatte bislang keinerdieser Glücksritter. Vielmehrdürften gerade die Wagemutig-sten ein Opfer der Schurkengeworden sein, während dieVorsichtigeren sich geradenicht in jene Winkel trauen, indenen Ronkwer zu finden ist.Derweil wird an manchemStammtisch abendlich darüberphilosophiert, wie man denndes Schurken habhaft werdenkönne und was man - so manihn denn endlich in den Fin-gern habe - “mit diesem Wicht,diesem Wurm, diesem Halun-ken” zu tun gedenke.

Karolus Linneger

Kosch-KurierEtabl ier t 1011 BF

HerausgeberBaron Merwerd Stoia

von Vinansamt

SchriftleitungSteinbrücken

Karolus Linneger

NiederlassungFerdok

Helmbrecht Jolen

Beiträge indieser Ausgabe

Wolfhardt von der WiesenImmo von GôrmelGrimo Steinklauevon Orgils GrabBurgholdin d.J.

Born von StedtlerKarolus LinnegerLosiane MisthügelStitus Fegerson

Sisimbria Q. FirkelsteinStordan MönchlingerNirulf Mehlinger

Tot oder lebendigTot oder lebendigTot oder lebendigTot oder lebendigDie Jagd auf den Räuber Ronkwer hat begonnen

FERDOK. Ganz so friedlich und sicher, wie viele Zeitgenos-sen glauben, sind die Straßen und Wege des Kosch leidernicht. Und es sind nicht nur die entlegenen Winkel Wen-genholms, in denen man vor Marodeuren und Wegela-gerern auf der Hut sein muss - auch im Ferdoker Landtreiben seit einiger Zeit verschiedene Banden ihr Unwesen.Die schlimmste von ihnen ist die des Räubers Ronkwer,der seit kurzem die Gebiete um den Dunkelwald unsichermacht und auch vor Mord und Totschlag nicht zurück-schreckt.

FerdokerFerdokerFerdokerFerdokerDunkelDunkelDunkelDunkel

Erfrischend. Herb. Köstlich.Ein Schluck Koscher Heimat.