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1 ODYSSEE Rechercheprojekt zu Homers Epos Foto: Felix Grünschloß Es spielen Katharina Breier, Swana Rode, Constantin Petry, Sebastian Reich Regie, Bühne & Kostüme Ulrike Stöck Licht Fred Pommerehn Video Carsten Gebhardt Dramaturgie Annalena Schott Theaterpädagogik Virginie Bousquet Interkulturelle Beratung Ibadete Kadrijaj Wideraufnahme 12.10.16 INSEL JUNGES STAATSTHEATER KARLSRUHE Karlstraße 49b 76133 Karlsruhe Stand 06.10.16

ODYSSEE - · PDF fileproduzierte Carsten Gebhardt u. a. eine Dokumentation zum Projekt utp_ von Oscarpreisträger Ryuichi Sakamoto und Carsten Nicolaimit dem Ensemble Modern

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ODYSSEE

Rechercheprojekt zu Homers Epos

Foto: Felix Grünschloß

Es spielen Katharina Breier, Swana Rode, Constantin Petry, Sebastian Reich Regie, Bühne & Kostüme Ulrike Stöck Licht Fred Pommerehn Video Carsten Gebhardt Dramaturgie

Annalena Schott Theaterpädagogik Virginie Bousquet Interkulturelle Beratung Ibadete Kadrijaj Wideraufnahme 12.10.16 INSEL

JUNGES STAATSTHEATER KARLSRUHE Karlstraße 49b 76133 Karlsruhe

Stand 06.10.16

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LIEBE LEHRERINNEN UND LEHRER,

Homers Epos handelt von der jahrelangen beschwerlichen Reise des Titelhelden Odysseus. Wir haben diesen Stoff zum Anlass genommen, um uns mit den Geschichten geflüchteter Menschen, die oftmals auch eine sehr anstrengende Reise hinter sich haben, zu beschäftigen. Deren Erzählungen können Sie nun im Rahmen der Produktion Odyssee 10+ im JUNGEN STAATSTHEATER erleben. Diese Materialmappe enthält Ideen zur Vor- und Nachbereitung mit Schüler*innen. Die vorgeschlagenen Übungen können den Blick der jungen Zuschauer*innen auf bestimmte Aspekte der Inszenierung lenken und bieten den Einstieg in eine eigene kreative Auseinandersetzung mit dem Theaterstück und dessen Thematik. Zusätzlich zum Übungsteil finden Sie auf den folgenden Seiten Kurzbiografien des Produktionsteams. Bei Mariam Ilbertz erhalten Sie Karten für Ihre Klasse. Wenn Sie noch nicht sicher sind, ob die Produktion für Ihre Schüler*innen geeignet ist oder sich zur persönlichen Vorbereitung auf den Vorstellungsbesuch ein eigenes Bild von der Inszenierung machen möchten, bekommen Sie bei ihr auch eine kostenlose Pädagogensichtkarte. Mariam Ilbertz T 0721 20 10 10 20 E-Mail [email protected] Schulen können einen Workshop für Schulklassen vereinbaren, in der Regel findet dieser vor dem Vorstellungsbesuch in der Schule statt. Melden Sie sich bei Interesse an diesem Angebot bitte nach Ihrer Kartenbuchung direkt bei mir. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dieser Materialmappe und beim Vorstellungsbesuch. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Mit herzlichen Grüßen, Virginie Bousquet Theaterpädagogin JUNGES STAATSTHEATER KONTAKT T 0721 725 809 22 E-Mail [email protected]

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INHALT Stück 4 Team 5 Materialien 8 Ideen zur Vor- & Nachbereitung 11

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STÜCK Tausende Menschen befinden sich in Europa auf der Flucht auf der Suche nach einer mehr oder weniger dauerhaften neuen Heimat. In der Landeserstaufnahmestelle (LEA) der Stadt Karlsruhe war noch vor wenigen Monaten eine Nationalität besonders zahlreich vertreten: die Kosovaren. Wie kommt das? Und warum sprechen viele von ihnen so gut deutsch? Viele Mitarbeiter*innen des JUNGEN STAATSTHEATERS engagiert sich, um das Leid der Geflüchteten zu verbessern. Sie haben junge Menschen und Familien kennengelernt, die hofften in Deutschland bleiben zu können. Die meisten von Ihnen wurden – trotz allem Engagement – wieder abgeschoben. Darum reiste das Team in den Kosovo, um diese Menschen zu besuchen, ihre Geschichten und deren Heimat kennenzulernen. Sie trafen junge Menschen, die Deutsch mit Fernsehserien üben, sahen Läden mit der Aufschrift „Sehnsucht nach Deutschland“, hörten von „Deutschland dem besten Land von allen“ und fast jede Geschichte begann mit: „Nach dem Krieg…“. Nach dem Krieg, dem großen trojanischen, in den er nicht wollte, fährt Odysseus nach Hause. 11 Jahre wird er brauchen. Odyssee, dieses Wort, das die Reise des Odysseus beschreibt, ist in unserer Sprache ein Begriff geworden – ein Wort für Reisen oder Unternehmungen mit vielen Hindernissen. Auf solch eine Irrfahrt begaben und begeben sich auch viele Kosovaren. Bei der Lektüre des Epos ist noch ein weiteres Thema auffällig – Gastfreundschaft. Fast in jedem Gesang ermahnt der Autor den*die Leser*in, droht mit den Göttern, führt vorbildliche Beispiele an, wie man mit dem Fremden umgehen soll. Und wie der Gast, der Fremde, der Schiffbrüchige, der vor der eigenen Tür landet, zu behandeln ist. Scheinbar war das schon 700 Jahre vor unserer Zeit nötig und ist es heute noch. Die Bühne unserer Inszenierung Odyssee 10+ ist ein Projektionsraum: Weiße Leinwände, Requisiten und Kostüme erzählen unsere Idee von der Antike. Im Zusammenspiel mit zwei Beamern entstehen neue Bilder, mit Material, das im Kosovo entstanden ist. Und so funktioniert auch die Erzählung der Inszenierung. Das große Heldenepos Odyssee ist die Leinwand, auf der wir die Geschichten erzählen, die wir erfahren und erlebt haben. Denn auch heute gibt es Sirenen und Riesen, die auf dem Weg lagern und auch heute sind die Geflüchteten auf Gastfreundschaft angewiesen. Wir danken ganz herzlich dem Qendra Multimedia, unserem Partnertheater in Pristina, Ibadete Kadrijaj und deren Familie, die uns im Kosovo so herzlich aufgenommen hat. Und wir danken allen Kosovaren und Geflüchteten, die uns erzählt haben, was sie bewegt. Wir drücken Achmed und seiner Familie die Daumen, denn sie ist von denen, die wir kennengelernt haben, die einzige kosovarische Familie, die in Deutschland bleiben durfte.

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TEAM Regie, Bühne & Kostüme Ulrike Stöck Geboren 1975 in Halle an der Saale, absolvierte sie ihr Abitur an der Internatsschule Schulpforte. Sie studierte Germanistik und Jüdische Studien an der Universität Potsdam und arbeitete von 1994 bis 1999 als Regieassistentin am Hans-Otto-Theater u. a. mit Piet Drescher, Beat Fäh und Robert Hunger-Bühler. Dort führte sie auch erstmalig Regie. Von 2001 bis 2004 arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin u.a. gemeinsam mit Martin Nimz und Sascha Bunge am Theater Senftenberg, das zu der Zeit ein reines Kinder- und Jugendtheater war, und kam so in einen intensiven Kontakt zu dem Theater, das für Jugendliche und Kinder möglich und vor allem auch nötig ist. Seither ist sie freischaffende Regisseurin und Dramaturgin im Kinder- und Jugendtheater, u. a. am Stadttheater Konstanz, der Comedia Köln, dem Theater Heidelberg, dem Volkstheater Rostock, dem Landestheater Linz und am Stadttheater Bremerhaven. Hinzu kommen eigene freie Produktionen in Berlin z. B. Lothar Trolles Die 81 Minuten des Fräulein A. und Günther Eichs Träume, ein Tanztheater zu Heiner Müllers Hamletmaschine am Berliner Tacheles. Wichtig ist ihr auch die Arbeit an Jugendprojekten u. a. für das Chemnitzer Festival Kammer machen. 2011 nahm sie am Autorenprojekt Boxenstopp der Werkstatttage des Kinder- und Jugendtheaters in Leipzig teil. Mit Clyde und Bonnie von Holger Schober war sie 2010 zum Theatertreffen NRW eingeladen und für den Kölner Theaterpreis und den Kurt-Hackenberg-Preis für Politisches Theater nominiert. Seit der Spielzeit 2011/2012 leitet sie das JUNGE STAATSTHEATER und ist auch dort als Regisseurin tätig.

Licht Fred Pommerehn Fred Pommerehn wurde 1964 in Madison, Indiana geboren. Er studierte von 1982 bis 1986 an der North Carolina School of the Arts und graduierte als Stipendiat mit Auszeichnung zum Bachelor of Fine Arts. 1987 zog er nach Berlin, wo er nach wie vor lebt. Von 1987 bis 1990 war er Assistent am Schillertheater Berlin und seit 1990 arbeitet er als freiberuflicher Künstler in den Bereichen Theater, Tanz, Performance und Zeitgenössisches Musiktheater. Seine Arbeit führte ihn seither durch weite Teile Europas, nach Asien und nach Nordamerika. Neben seiner Theaterarbeit hat er als Installationskünstler seine eigenen Arbeiten entwickelt: ortsspezifische Installationen, in vielen Fällen komponiert aus ‚gefundenen’ Materialien und Licht. Darüber hinaus hat er zusammen mit zahlreichen Künstlern aus allen Teilen Europas Installations-Performance-Events realisiert. Pommerehn ist in der Top Ten U.S. Designers List 1990, Theater Crafts International, NY, NY, USA. Er erhielt 1999 für sein Bühnenbild für Die Gelehrtenrepublik am Münchener Marstall den AS Rose, einen Preis für herausragende künstlerische Leistung. Außerdem wurde er 2006 im Jahrbuch von Theaterheute als Nachwuchskünstler des Jahres für sein Bühnenbild Der Freischütz am Berliner Theater an der Parkaue nominiert. Neben der Bühnen- und Installationsarbeit unterrichtet Fred Pommerehn an der Arts and Stage Academy Berlin, an der Media Academy Berlin und am Internationalen JugendKunst- und Kulturzentrum Schlesische 27, Berlin. Zu seinen jüngeren Aktivitäten gehören eine Reihe sehr erfolgreicher Theaterproduktionen zusammen mit dem Regisseur Carlos Manuel am Theater an der Parkaue: Warum kommen Dinge durcheinander?, Die Verwandlung und Der Freischütz. Am STAATSTHEATER KARLSRUHE schuf er bereits das Bühnenbild für die Jugendoper Border sowie für das JUNGES STAATSTHEATER KARLSRUHE in der Spielzeit 2011/12 für Gilgamesch Bühnenbild und Kostüme.

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Video Carsten Gebhardt

Carsten Gebhardt wurde 1962 in Zwickau geboren und lebt in Karlsruhe. Er ist freier Filmemacher. Erste Erfahrungen sammelte er Ende der 80er Jahre am Chemnitzer Schauspielhaus u. a. als Assistent von Frank Castorf. Von 1994 an arbeitete er innerhalb des freien Kulturprojekts Voxxx in Chemnitz als Regisseur und Produzent und inszenierte außerdem am Staatstheater Kassel. Er drehte Videofilme für verschiedene Theaterinszenierungen u. a. für das Schauspielhaus Chemnitz und das Deutsche Theater Berlin (unter der Regie von Michael Thalheimer). Seit 1997 ist er mit seinen Filmen auf internationalen Filmfestivals in Deutschland, Schottland, Italien, Frankreich, Japan oder Tunesien vertreten. 2005 hatte sein viel beachteter und zu diversen Festivals eingeladener Film Wochentage Premiere. Zudem produzierte Carsten Gebhardt u. a. eine Dokumentation zum Projekt utp_ von Oscarpreisträger Ryuichi Sakamoto und Carsten Nicolaimit dem Ensemble Modern. 2012 hatte sein Dokumentarfilm AG Geige – Ein Amateurfilm über das DDR-Avantgarde-Kunstprojekt AG Geige auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Leipzig Premiere.

Dramaturgie Annalena Schott 1985 in der Schweiz geboren und aufgewachsen in Überlingen am Bodensee erfolgten erste Begegnungen mit dem Theater bereits in der Jugend. So war Annalena Schott am Stadttheater Konstanz während ihrer Schulzeit und auch nach ihrem Abitur u.a. als Souffleuse und Regieassistentin beschäftigt. Sie hat deutsche und englische Literaturwissenschaft in Berlin, Cambridge und Würzburg studiert, wo sie neben ihrem Studium als Assistentin der Dramaturgie am Mainfranken Theater tätig war. Als Mitglied des freien Berliner Ensembles KOMPANIE unter der Leitung von Ulrike Stöck beteiligte sich Annalena Schott u.a. an Produktionen wie Lothar Trolles Die 81 Minuten des Fräulein A. und Günther Eichs Träume. Seit 2011 hat sie zudem die Leitung des Bereichs Theater der International Summer School der Schule Schloss Salem übernommen. In der Spielzeit 2013/14 war Annalena Schott Dramaturgin und stellvertretende Leiterin des JUNGEN STAATSTHEATERS und war ab der Spielzeit 2014/15 auch als Dramaturgin in der Sparte SCHAUSPIEL tätig.

Schauspielerin Katharina Breier 1988 in Sindelfingen geboren. Sie begann 2009 ihr Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Während ihres Studiums spielte sie unter anderem in Karamasow – Eine Beichte ihres Kommilitonen Josua Rösing und in der Stückentwicklung In euren Augen des Max-Reinhardt-Absolventen Jens Bluhm, die 2013 und 2011 zum „Körber Studio Junge Regie“ nach Hamburg eingeladen wurden. Seit der Spielzeit 2013/14 ist sie festes Ensemblemitglied des JUNGEN STAATSTHEATERS. Sie spielt für die Allerkleinsten in Farbenfroh & Schwarzgeärgert 2+, im Klassenzimmerstück Im Westen nichts Neues 13+, in Tschick 14+, in Erich Kästners Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee 9+ sowie in Frerk, du Zwerg! 5+ und Ins Nordlicht blicken 15+. Zudem ist sie im STUDIO als Zweitbesetzung der Titelrolle in Agnes zu erleben, die gleichnamige Rolle spielt sie in Fucking Åmål 14+ in der INSEL. Zudem ist sie in Fair Play 7+ und in Odyssee 10 + (u.a. als Athene) zu erleben.

Schauspielerin Swana Rode Die 1991 geborene Schauspielerin wirkte bei zahlreichen Inszenierungen am English Theatre in Frankfurt sowie in Dirty Rich in der Regie von Karoline Behrens am Jungen Schauspiel Frankfurt mit. Während ihrer Schulzeit gewann sie bereits mehrere Preise bei „Jugend musiziert“ im Bereich Gesang. Ihre Ausbildung absolvierte sie am Schauspielstudio Frese in Hamburg. Bereits während des Studiums spielt sie am Thalia Theater, auf Kampnagel, am St. Pauli Theater, am Theater für Niedersachsen und in diversen Studienprojekten wie z. B. Der Auftrag von Heiner Müller. Im JUNGEN

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STAATSTHEATER ist es ihr erstes festes Engagement. In ihrer ersten Produktion der Spielzeit 2016/17 Karlsson vom Dach 8+ spielt sie den Lillebror.

Schauspieler Constantin Petry Constantin Petry, geboren 1993 in Kirchheimbolanden, absolvierte 2016 sein Schauspielstudium an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, wo er u. a. in Inszenierungen von Christina Friedrich und Wulf Twiehaus spielte. Mit der Produktion Ein Volksfeind (Regie: Sören Hornung) war er zum Körber Studio für Junge Regie 2015 eingeladen, ebenso mit der Installation Komm zur Ruh' (Regie: Jeffrey Döring und Johanna Stenzel) zum Festival PREMIÈRES 2015. 2016 war er u. a. am Schauspiel Stuttgart in Hundert Jahre Hörigkeit (Regie: Sören Hornung), am Mousonturm Frankfurt a.u. in Alles in Butter (Regie: Milena Wichert & Company) und in Macbeth – Sturz der Dinge (Regie: Anna-Elisabeth Frick) zu sehen. Erfahrungen vor der Kamera sammelte er u. a. in Produktionen des SWR und der Filmakademie Baden-Württemberg. Ab der Spielzeit 2016/17 ergänzt er das Ensemble des JUNGEN STAATSTHEATERS.

Schauspieler Sebastian Reich 1982 in Filderstadt geboren, absolvierte er seine Schauspielausbildung an der Freiburger Schauspielschule, die er im Jahr 2009 mit Diplom abschloss. Begleitend zu seinem Studium war Sebastian Reich von 2008 bis 2009 als Werkstudent am Theater Freiburg beschäftigt. Neben verschiedenen Engagements am Theater Freiburg spielte er bei den Musikfestspielen Potsdam, am Wallgraben Theater in Freiburg, beim Kultursommer Garmisch Partenkirchen sowie am Theater Stadt.Land.Fluss. Sebastian Reich war in verschiedenen Filmproduktionen zu sehen, hält Lesungen und wirkte an Liederabenden und Tanzprojekten mit. Sein Debüt am BADISCHEN STAATSTHEATER hatte er im Weihnachtsmärchen Der kleine Muck 6+ in der Spielzeit 2011/12 und ist seit der Spielzeit 2012/13 festes Ensemblemitglied des JUNGEN STAATSTHEATERS. Hier ist er in Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist 12+, Fair Play 7+, Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee 9+ und in Fucking Åmål 14+ zu erleben. Zudem spielt er sowohl im Klassenzimmerstück Klassenfahrt 9+ als auch in Ins Nordlicht blicken 15+. In Odyssee 10+ spielt er den Titelheld sowie den Göttervater Zeus.

Interkulturelle Beratung Ibadete Kadrijaj Ibadete Kadrijaj wurde 1978 in Decan, Kosovo geboren und wächst als Tochter einer Gastarbeiterfamilie in Niedersachsen bei Hannover auf. 2007 schließt sie in Berlin ihre Schauspielausbildung ab. Als freiberufliche Schauspielerin und Theaterpädagogin beim Werkraum Karlsruhe spielt und arbeitet sie in verschiedenen Kinder-und Jugendproduktionen mit. Sie leitet diverse Theaterprojekte und Kurse an Schulen, Jugendhäusern und sozialen Einrichtungen in Karlsruhe. Neben der Theaterarbeit ist sie seit 2014 in der Flüchtlingsbetreuung aktiv. Mit dem Inklusionstheater EigenArt der Efi. e.V gastiert sie 2014 am JUNGEN STAATSTHEATER. Für das Stück Odyssee 10+ ist sie als Interkulturelle Beraterin am JUNGEN STAATSTHEATER tätig.

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MATERIALIEN Odyssee – Homers Epos Den Text finden Sie in einer frei verwendbaren (allerdings auch nicht leicht zu lesenden) Übersetzung auf Spiegel Gutenberg (http://gutenberg.spiegel.de). Wenn Sie eine für die Schüler*innen leichter zugängliche Version suchen, empfehle ich Ihnen die Prosaversion von Gustav Schwab. Hier noch ein Link zu einem Artikel der die Odyssee mit der aktuellen Flüchtlingssituation verknüpft: Schröder, Christian: Odysseus, der erste Refugee, in: Der Tagesspiegel, Kultur, Berlin, 22.5.15, http://www.tagesspiegel.de/kultur/europaeische-hochkultur-entstand-aus-fluechtlingsdrama-odysseus-der-erste-refugee/11816686.html

Auf nach Europa – Situation der Flüchtlinge in Deutschland Obwohl es sehr viele kosovarische Flüchtlinge gibt, liegt ihre Anerkennungsrate in Deutschland bei weniger als einem Prozent. Das hat viele verschiedene Gründe; einige werden durch die untenstehenden Artikel aufgezeigt. Die Inszenierung will aber vor allem die Geflüchteten wieder zu Menschen machen und keine politische Erörterung sein. http://www.text-salon.de/workspace/media/veroeffentlichungen/cicero0415_kosovo_ds.pdf http://www.unique-online.de/kosovo-jena-asylsuche/7854/ https://www.proasyl.de/news/flucht-aus-dem-kosovo-armut-diskriminierung-perspektivlosigkeit/

Erlebnisbericht – Blog des JUNGEN STAATSTHEATERS Auf unseren zwei Recherchereisen im November 2015 und Januar 2016 durch den Kosovo haben wir einen Blog angelegt und regelmäßig durch Einträge über unsere Erfahrungen berichtet. Unter folgendem Link können Sie sich die Artikel anschauen und so einen kleinen Eindruck von unserer Reise erhalten: https://jungesstaatstheater.wordpress.com/

Zurück im Kosovo – Auszug aus einem Interview Exemplarisch hier ein Interviewausschnitt mit Fitore, einem jungen Mädchen, das wir in der Außenstelle der LEA (in der Delawarestraße) kennengelernt haben und, nach ihrer Abschiebung, auch im Kosovo besuchten. Falls sie an weiteren Texten der Interviews, die natürlich nur in Ausschnitten in der Inszenierung verwendet werden, interessiert sind, können Sie sich gern an mich wenden.

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Interview mit Fitore (15 Jahre) I = Interviewerin, F = Fitore

I: Fitore, warum seid ihr geflohen? Und was ging in dir vor?

F: Ich habe dir ja schon erzählt, dass wir kein Haus besitzen, wir beim Onkel leben, wir ihm auch nicht mehr lange auf der Tasche liegen wollten, hier die Lebensbedingungen schlecht sind und wir uns eine bessere Zukunft erhofft haben in Deutschland.

I: Wer kam auf die Idee?

F: Mein Vater.

I: Was hast du dir vorgestellt, wie Deutschland ist?

F: Viel besser als hier, normal. Schöne Gedanken und Möglichkeiten die Zukunft zu sichern.

I: Wie war die Flucht?

F: Zuerst ging es über Serbien…und dann…Moment, ich muss überlegen... genau, es gab einen Zug direkt nach Deutschland, aber dann hat uns die Polizei festgenommen.

I: Wo, in Serbien?

F: Nein, in Budapest. In Ungarn waren wir dann schon. Auf jeden Fall, hat uns dann die Polizei in ein Camp gebracht, etwas außerhalb war das. Das war ein eingezäuntes Gelände. Wie im Gefängnis.

I: Wie ist die Polizei dort mit euch umgegangen?

F: Also gut nicht. Wir wurden zuerst in einen großen Saal gebracht. Dort mussten wir 5 Stunden warten, bis die ganzen Papierangelegenheiten erledigt waren und dann kamen wir in ein Camp, dort blieben wir einen Monat lang. Und dann hat uns ein Mann im Auto nach Deutschland gefahren.

[…]

F: Wir wussten überhaupt nicht was mit uns passiert. Die Ungewissheit war das Schlimmste. Dass wir da landen werden, haben wir nie im Leben erwartet. Wir wurden festgehalten dort.

[…]

I: Welche Gefühle gingen in dir vor, als ihr die Grenze überschritten habt?

F: Oh, ich war froh und glücklich als wir über die Grenze kamen, aber der Mann hat uns nicht bis zum Ziel gefahren, wo man sich registrieren lässt, sondern hat uns irgendwo rausgelassen.

I: Wo?

F: In München, meinte er, sollen wir raus aus dem Auto. An einer Autobahn war das. Er meinte dann aber auch, wenn wir ihm mehr Geld geben, nimmt er uns mit zu sich nach Hause. Es war ja auch mitten in der Nacht. Wir hatten ihm ja wie abgemacht schon Geld gegeben. Wir haben meinen Onkel auch anrufen, der dort lebt. Er hat uns schließlich noch Geld gegeben um ans Ziel zu kommen.

I: Wieviel wollte der Mann?

[…]

F: 1.500 Euro vielleicht.

I: Was war das erste Schöne, was du in Deutschland erlebt hast?

F: Wir waren zuerst in Durlach, oder wie das hieß…haben uns dort registrieren lassen. Und dann wurden wir mit einer anderen Familie zusammen in ein Zimmer gebracht. Das Zimmer war eine

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Katastrophe, dreckig. Und ich dachte zuerst, hier müssen wir jetzt für immer bleiben. Ich hab nicht gedacht, dass man uns noch woanders hinbringen wird.

[…]

I: Sah Deutschland so aus, wie du es dir vorgestellt hast?

F: Nein. Ich habe was anderes erwartet.

I: Wie hast du es dir denn vorgestellt?

F: Besser. Ich habe gedacht uns erwartet was Besseres. Aber es ist anders gekommen, als wir gedacht haben. Länger als drei Monate durften nicht bleiben.

[…]

I: Wie war der Moment als ihr erfahren habt, dass ihr abgeschoben werdet?

F: Schlimm. Wir haben ein Negativschreiben erhalten, dass wir nicht in Deutschland bleiben dürfen. Aber wann wir zukehren sollten genau, das wussten wir nicht. Darüber wurden wir nicht informiert. Wir wurden plötzlich eines Nachts um 3 Uhr durch Türklopfen aufgeweckt und mitgenommen.

[…]

I: Gab es irgendwas worüber du dich trotzdem ein bisschen gefreut hast zurückzukommen?

F: Nein, überhaupt nicht. Ich war sehr traurig darüber. Alle haben sich gewundert, warum ich so sehr geweint habe. Ich habe mir sehr gewünscht in Deutschland ein besseres Leben führen zu dürfen.

[…]

I: Wie ist es jetzt? Wie ist dein Alltag?

F: Wie vorher! Nur jetzt gehe nicht mehr zur Schule! Das ist das Schlimmste.

I: Warum?

F: Ich wurde wegen meinem Kopftuch nicht zugelassen.

I: Vorher bist du zur Schule gegangen?

F: Ja, aber jetzt gibt es neue Regeln. Es gibt zwei verschleierte Mädchen in der Schule, aber mich haben sie nicht zugelassen.

I: Wieso die anderen Mädchen?

F: Die eine geht auf eine andere Schule und die andere auf meine Ehemalige. Wieso sie mich nicht wollten weiß ich nicht. Ich will mein Kopftuch nicht abnehmen.

I: Würdest du nochmals die Chance ergreifen zu flüchten?

F: Ja, sofort!

[…]

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IDEEN ZUR VOR- & NACHBEREITUNG Die folgenden Spielideen und Übungen dienen der kreativen Einbettung des Vorstellungsbesuches in Ihren Unterricht und können sowohl vorbereitend als auch nachbereitend genutzt werden. Ein gewöhnlicher Klassenraum reicht für die Durchführung aus, wenn Tische und Stühle an die Seite geschoben werden und somit eine größere freie Fläche zur Verfügung steht.

Platzwechsel ohne Worte – Einstieg in nonverbale Kommunikation Geflüchtet oder auf Reisen zu sein bedeutet – meistens – an einer Sprachbarriere zu scheitern. Umso wichtiger wird der Ausdruck und die Verständigung mit dem Körper, der Haltung, dem Blick. Die folgende Übung soll als lockere Aufwärmung dienen und gleichzeitig auf eine Kommunikation ohne Worte einstimmen.

Alle Teilnehmenden sitzen in einem Stuhlkreis. Eine Person steht in der Mitte. Ziel ist es, über Blickkontakt zu kommunizieren, dass man mit seinem*r Blickkontaktpartner*in den Platz wechseln möchte. Dazu schauen alle aufmerksam im Kreis herum. Treffen sich die Blicke zweier Personen, so wechseln sie ihre Plätze. In diesem Moment versucht nun die Person in der Mitte, einen der Plätze von den Platzwechselnden zu ergattern. Schafft sie dies, so muss die Person ohne Platz nun die Position in der Mitte einnehmen. Schafft sie es nicht, bleibt sie in der Mitte. Es ist auch möglich, dass zwei oder drei Personenpaare zeitgleich die Plätze wechseln. Dadurch erhöht sich die Chance für die Person in der Mitte, einen Platz zu bekommen. Zudem kann die Person in der Mitte bestimmen, dass alle Teilnehmenden ihre Plätze gleichzeitig tauschen müssen, indem sie einmal laut in die Hände klatscht. Bei diesem Platzwechsel dürfen die Teilnehmenden nicht die direkten Plätze neben sich einnehmen und auch nicht auf den eigenen Stuhl zurück.

Auf dem Olymp – Posen wie die Götter

Zu Beginn des Stücks Odyssee 10+ treten die Schauspieler*innen als Götter auf: Zeus – der Göttervater, Helena – seine Frau, Athene – seine Tochter und Poseidon – der Gott der Meeres. Alle vier nehmen anschließend eine sie charakterisierende Pose ein. In dieser Übung haben die Schüler*innen die Möglichkeit, selbst in die Rolle verschiedener Götter zu schlüpfen und sich passende Posen auszudenken. Schritt 1: Zuallererst sollen die Schüler*innen überlegen, welche verschiedenen Götter sie kennen und anschließend das Aussehen dieser möglichst genau beschreiben. Hilfsmittel, wie Lehrbücher oder das Internet, können zur Recherche selbstverständlich auch eingesetzt werden. Schritt 2: Die Schüler*innen sollen sich nun vorstellen, der*die jeweilige Gott*Göttin zu sein, den*die sie sich ausgesucht haben. Sie beginnen sich gleichmäßig verteilt durch den Raum zu bewegen, ohne zu reden und ohne sich gegenseitig anzurempeln. Auf ein Signal (z.B. Klatschen) der Spielleitung bleiben alle stehen und nehmen eine Pose ein. Bei erneutem Signal können sich alle Schüler*innen wieder bewegen. Dieser Vorgang kann einige Male wiederholt werden, wobei immer eine neue Götterpose eingenommen werden sollte. Schritt 3: Die Klasse wird in Kleingruppen von 3-4 Spieler*innen eingeteilt. Jede Gruppe soll ein Standbild zum Thema Götter zusammenstellen. Dafür wählt jede Person ihre liebste Götterpose aus, die vorher im Raumlauf schon ausprobiert wurde. So gibt es in jeder Gruppe 3-4 verschiedene Posen, die nun in einem Standbild kombiniert werden: Die Schüler*innen stellen sich nebeneinander und

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nehmen ihre eigene Götterpose ein. So entsteht ein Götterbild, was die Schüler*innen vor der ganzen Klasse präsentieren können. Variante: Beim Raumlauf kann mit verschiedenen Tempi oder Gangarten gearbeitet werden. Zudem können die Schüler*innen alltägliche Gegenstände und Kleidungsstücke mit in die Götterpose einbauen, um diese zu verdeutlichen.

Nachgefragt – Flüchtlingsgeschichten sammeln In fast jeder Familie gibt es Geschichten von Flucht oder Heimatverlust. Bei dieser Übung sollen die Schüler*innen selbst zu Interviewer*innen werden und nach spannenden Geschichten in ihrem Familien- und Freundeskreis suchen. Schritt 1: Die Schüler*innen befragen Eltern und Großeltern oder deren Freund*innen nach solchen Geschichten und schreiben sie auf; möglich sind natürlich auch Ton- oder Videoaufnahmen. Zudem sollen sie Seiten aus Illustrierten und Magazinen mit ganzseitigen Porträtfotos mitbringen, welche sie auf Pappe aufkleben. Schritt 2: Nun soll aus den Porträtfotos eines ausgesucht werden, das zur aufgeschriebenen Geschichte passen könnte. Die einzelnen Geschichten sollen vor der ganzen Klasse vorgetragen werden, wobei sich die Schüler*innen dabei das Foto vor ihr Gesicht halten. Es wäre auch möglich eine Interviewsituation zu schaffen, also dass ein*e Schüler*in eine*n andere*n nach dem Inhalt der Geschichte befragt. Falls eine Aufnahme gemacht wurde, kann der*die jeweilige Schüler*in auch selbst das Interview führen. Fortgeschrittene können sich das Foto auch an die Stirn kleben und den ganzen Körper verwenden, um die Geschichte zu erzählen und das Foto zu beleben. Variante: Spannend ist es auch dieselbe Geschichte mit verschiedenen Fotogesichtern vorzutragen. Schritt 3: Um die gesammelten Erfahrungen nach zu besprechen, können Sie den Schüler*innen folgende Fragen stellen: -Inwiefern verändert sich die Wirkung der Geschichten, wenn sich das Foto ändert?

-Gibt es einen Unterschied zwischen gesprochenen und aufgenommen Geschichten? Wodurch macht sich dieser bemerkbar?

-Welche Geschichte hat dich emotional berührt und wieso?

Status quo – Flüchtlingspolitik aktuell Die Schüler*innen suchen in aktuellen Nachrichtenmeldungen, auf Facebook, im Internet oder auch in Tageszeitungen nach Geschichten, bei der sie Ähnlichkeiten zu Odyssee-Stationen feststellen z.B. Sirenen, Rinder des Helios, Skylla und Charybdis, usw. Sie stellen sie vor und begründen, worin für sie die Parallelität liegt.

Viel Freude beim Ausprobieren der Übungen!