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Übergang Schule-Beruf in Pforzheim Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen entwickelt im Rahmen des Modellprogramms „JUGEND STÄRKEN: Aktiv in der Region“ Gefördert durch:

Übergang Schule-Beruf in Pforzheim · GBE Gesellschaft für Beschäftigung u. berufliche Eingliederung mbH Pforzheim HdJ Haus des Jugendrechts ... der Vorstellung von Handlungsempfehlungen

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Übergang Schule-Beruf

in Pforzheim

Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen

entwickelt im Rahmen des Modellprogramms

„JUGEND STÄRKEN: Aktiv in der Region“

Gefördert durch:

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis....................................................................................................................... 2 Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................. 3 1 Einleitung ....................................................................................................................... 4 1.1 Ziel des Berichtes ........................................................................................................... 4 1.2 Aufbau des Berichtes ..................................................................................................... 5 1.3 Definition Übergang Schule-Beruf ................................................................................ 6 1.4 Einmündung in das Übergangssystem ........................................................................... 8 1.5 Anzahl junger Erwachsener im Übergangssystem......................................................... 9 2 Daten ............................................................................................................................ 10 2.1 Allgemeine Daten......................................................................................................... 10 2.2 Situation an den allgemeinbildenden Schulen ............................................................. 11 2.3 Situation an den beruflichen Schulen........................................................................... 16 2.4 Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt......................................................................... 17 3 Infrastruktur.................................................................................................................. 20 3.1 Rahmenbedingungen.................................................................................................... 20 3.2 Angebote der freien Träger .......................................................................................... 21 3.3 Bewertung der Infrastruktur ......................................................................................... 29 4 Netzwerkarbeit ............................................................................................................. 30 4.1 Grundvoraussetzungen der lokalen Koordinierungsstelle (LOK) – PUSCH............... 30 4.2 Darstellung des Netzwerks – PUSCH (2011 – 2013) .................................................. 31 4.3 Arbeitsschwerpunkte.................................................................................................... 33 4.4 Bundes- und Landesnetzwerke..................................................................................... 37 5 Auswertungsergebnisse der Lückenschlussprojekte .................................................... 38 5.1 Aktiv Club .................................................................................................................... 38 5.1.1 Beschreibung des Angebotes ................................................................................... 38 5.1.2 Strukturdaten der Teilnehmer................................................................................... 39 5.1.3 Erfolgsquote ............................................................................................................. 40 5.1.4 Beschreibung der Ziele............................................................................................. 42 5.1.5 Fazit .......................................................................................................................... 43 5.2 Übergangsmanagement an Pforzheimer Schulen......................................................... 44 5.2.1 Beschreibung des Angebotes ................................................................................... 44 5.2.2 Erste Ergebnisse ....................................................................................................... 44 5.2.3 Rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit ............................................................. 48 6 Ziele.............................................................................................................................. 52 7 Handlungsempfehlungen.............................................................................................. 54

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Abkürzungsverzeichnis

AA Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim

ABS Amt für Bildung und Sport

BBQ BBQ Berufliche Bildung gGmbH

Bezirksverein Bezirksverein für soziale Rechtspflege

CSS Carlo-Schmid-Schule

DAA DAA – Deutsche Angestellten-Akademie Pforzheim

GBE Gesellschaft für Beschäftigung u. berufliche Eingliederung mbH

Pforzheim

HdJ Haus des Jugendrechts

Hohberghaus Evangelisches Hohberghaus Bretten (Werkstattschule Pforzheim)

HWK Handwerkskammer Karlsruhe

IB Internationaler Bund

IHK Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald

JC Jobcenter Pforzheim

JSA Jugend- und Sozialamt

LOK Lokale Koordinierungsstelle – PUSCH

miteinander miteinanderleben e.V.

Q-Prints Q-Prints & Service gGmbH

SJR SJR Betriebs GmbH

SSA Beratung Schulpsychologische Beratungsstelle

SSA Staatliches Schulamt

USS USS GmbH

VHS VHS Pforzheim

WSP Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim

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1 Einleitung

1.1 Ziel des Berichtes

Das folgende Dokument ist ein Arbeitsbericht des Modellprogramms „JUGEND STÄRKEN:

Aktiv in der Region“, das in Pforzheim unter dem Namen PUSCH (Pforzheim gestaltet den

Übergang Schule-Ausbildung-Beruf)1 umgesetzt wird. PUSCH ist Teil der Initiative

JUGEND STÄRKEN des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und

wird durch den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Ziel von PUSCH ist, ein durchgängiges, lückenloses und passgenaues Fördersystem für junge

Menschen in belasteten psychosozialen Lebenssituationen am Übergang von der Schule in

Ausbildung und Beschäftigung aufzubauen.

PUSCH ist beim Jugend- und Sozialamt der Stadt Pforzheim angesiedelt und begann am 01.

Oktober 2010 mit einer Laufzeit von drei Jahren.

Ziele von PUSCH:

• Aufbau eines Netzwerkes, um die Angebote im Übergang Schule-Beruf bekannt

zu machen und besser aufeinander abzustimmen, insbesondere die der Rechtskrei-

se SGB II, III (Arbeitslosenhilfe, Berufsberatung etc.) und SGB VIII (Kinder- und

Jugendhilfe).

• Herstellung von Transparenz über Maßnahmen und Projekte im Übergang Schu-

le-Beruf, um alle jungen Menschen mit Unterstützungsbedarf in ein passendes

Angebot vermitteln zu können.

• Erstellung eines systematischen Abgleichs von Bedarf und Angebot, um etwaige

Lücken zu identifizieren und diese mit sogenannten „Lückenschlussprojekten“ zu

schließen. In Pforzheim wurden dafür der Aktiv Club und ÜMAS (Übergangsma-

nagement an Pforzheimer Schulen) ins Leben gerufen.

Die Ergebnisse der genannten Arbeitsbereiche werden in diesem Bericht detailliert vorgestellt

sowie die Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der vorhandenen Übergangs-

systeme näher erläutert.

1 Der Begriff „Übergang Schule-Ausbildung-Beruf“ wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Folgenden mit „Übergang Schule-Beruf“ abgekürzt.

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1.2 Aufbau des Berichtes

Die Kapitel 1 und 2 beginnen zunächst mit einer Einführung in die Begrifflichkeiten des Be-

reiches Übergang Schule-Beruf und mit einer Definition der Zielgruppe.

Das Kapitel 3 beinhaltet eine Zusammenstellung von Zahlen und Fakten des Bereichs Über-

gang Schule-Beruf in Pforzheim. In Kapitel 4 wird die Infrastruktur des Übergangssystems

näher dargestellt. Es werden alle Akteure, Institutionen und Angebote in Pforzheim, die dem

Bereich Übergang Schule-Beruf angehören, aufgelistet.

Der erste Teil verschafft dem Leser einen Überblick über den Ist-Zustand des Übergangssys-

tems in Pforzheim.

Im zweiten Teil werden die Ergebnisse der Netzwerkarbeit von PUSCH dargestellt und die

daraus gewonnenen Erkenntnisse und Erfolge aufgezeigt. Darüber hinaus werden in Kapitel 5

die Lückenschlussprojekte Aktiv Club und ÜMAS vorgestellt und deren Wirksamkeit über-

prüft.

Der Bericht schließt mit der Formulierung von Zielen für den Übergang Schule-Beruf und mit

der Vorstellung von Handlungsempfehlungen zur Erreichung dieser Ziele.

Anmerkungen zur Lesbarkeit

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht die männliche Form verwendet.

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese Bezeichnung die weibliche Form mit einschließt.

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1.3 Definition Übergang Schule-Beruf

Eine trennscharfe Definition des Bereiches Übergang Schule-Beruf ist schwierig, da je nach

Betrachtungsweise verschiedene Bildungswege berücksichtigt werden müssen. In Anlehnung

an die Definition der integrierten Ausbildungsberichterstattung des Statistischen Bundesamtes

wird in diesem Bericht unter dem Begriff Übergang Schule-Beruf der Übergang von einer

allgemeinbildenden Schule in eine weiterführende Schulart, Ausbildung, Studium oder Be-

schäftigung im Rahmen von anerkannten freiwilligen Tätigkeiten wie zum Beispiel dem

Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ), dem Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) und Ähnliches ver-

standen. Bildungsgänge, die zu einem höheren Bildungsabschluss als dem Werkrealschulab-

schluss führen, wie berufliche Gymnasien oder Berufskollegs, werden dem Übergangsbereich

nicht hinzugerechnet.

Die Begriffe Übergang Schule-Beruf, Übergangsbereich Schule-Beruf und Übergangssystem

werden synonym verwendet.

Beim Übergang Schule-Beruf werden alle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ab dem

13. bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres einbezogen. Die Festlegung auf diese Alters-

gruppe resultiert daraus, dass alle Schüler ab Klasse 7 verpflichtend durch das sogenannte

Profil AC (ein Verfahren zur Kompetenzfeststellung von Schülern) mit dem Thema Berufs-

orientierung konfrontiert werden. Die Zielgruppe beschränkt sich auf junge Erwachsene bis

zur Vollendung des 24. Lebensjahrs, weil Jobcenter und Agentur für Arbeit „junge Erwachse-

ne“ bis zu dieser Altersgrenze definiert und für diese Zielgruppe Maßnahmen anbietet.

Der Fokus lag auf jungen Menschen in belasteten psychosozialen Lebenssituationen. Im Fol-

genden wird diese Zielgruppe genauer dargestellt. Die aufgeführten Teilgruppen sind nicht

voneinander abgegrenzt zu verstehen. Vielmehr überschneiden sie sich in den meisten Fällen.

Um dem Leser die einzelnen Zielgruppen zahlenmäßig zu veranschaulichen, sind in Klammer

jeweils Angaben zur Anzahl der jungen Menschen in der jeweils genannten Gruppe zu finden,

soweit dazu Informationen vorliegen. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2012.

Folgende Gruppen standen im Fokus:

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1. nicht ausbildungsreife Schüler,2

2. Schüler ohne berufliche Perspektive,

3. Schüler, die die allgemeinbildende Schule ohne Abschluss verlassen (SJ 2011/12: 109)3,

4. Jugendliche, ohne deutsche Sprachkenntnisse, die aus Drittstaaten einwandern und noch

schulpflichtig sind (13-15 Jährige: 19).4 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass junge Men-

schen aus Drittstaaten auch bei einem Zuzug mit 11 Jahren große Schwierigkeiten ha-

ben, den Schulabschluss zu schaffen. Dies hängt wesentlich vom Bildungsstand und -

niveau, mit dem der Jugendliche nach Deutschland kommt, ab.

5. Schüler, bei denen die Schulpflicht nach § 725 oder § 756 SchG-BW vorzeitig beendet

wurde (8),

6. Schüler des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit/Beruf und des Berufseinstiegsjahres (360),

7. Schulabbrecher, bei denen keine Berufsschulpflicht mehr besteht,7

8. Ausbildungsabbrecher ohne weitere Anschlussperspektiven (auch ohne SGB II - Be-

zug),

9. arbeitslose Jugendliche, die das 25. Lebensjahr noch nicht erreicht haben (382),

10. junge Menschen in Maßnahmen des SGB II und III (446),

11. junge Menschen an den Schnittstellen SGB II, III und VIII,

12. junge Menschen (15-25 jährige), die einer Bedarfsgemeinschaft angehören (1889),8

13. unversorgte junge Menschen (junge Erwachsene, für die es kein Angebot gibt, die aber

bereit sind und wären, Angebote in Anspruch zu nehmen -> Freiwilligkeit),

14. junge Mütter unter 20 Jahren.

2 Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife, hrsg. Bundesagentur für Arbeit (BA), 2009. Da bei der Diskussion um die Ausbildungsreife nicht geklärt ist, „wer (welches Gremium, welche Institution) auf welcher Entscheidungs-grundlage verbindlich feststellt, wer als „(noch nicht) ausbildungsreif“ einzustufen ist“, erscheint eine Operatio-nalisierung zum jetzigen Zeitpunkt schwierig. Vgl. Dobischat, R. u. a.: Ausbildungsreife. Arbeitsheft 189. Hrsg. Hans Böckler Stiftung 2012, S.69. 3 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 4 Quelle: Eigene Berechnung der Kommunalen Statistikstelle Pforzheim. Zu den 19 zugewanderten Jugendli-chen, die direkt aus Drittstaaten nach Pforzheim zuzogen, muss noch ein unbekannter Anteil an Migranten hin-zugerechnet werden, der aus Drittstaaten über andere deutsche Städte nach Pforzheim kam, sodass die Zahl 19 nur als Mindestwert zu interpretieren ist. 5 „Die Schulaufsichtsbehörde kann ausländische Jugendliche, die mindestens vierzehn Jahre alt sind, auf Antrag in besonderen Härtefällen von der Pflicht zum Besuch einer auf der Grundschule aufbauenden Schule, der Be-rufsschule und der Sonderschule zeitweilig oder auf Dauer befreien, insbesondere wenn wegen der Kürze der verbleibenden Schulbesuchszeit eine sinnvolle Förderung nicht erwartet werden kann“ (Schulgesetz Baden-Württemberg 2012). 6 „Für Schüler, die nach zehnjährigem Schulbesuch die Schulpflicht (…) noch nicht erfüllt haben, kann die Schule die Beendigung der Schulpflicht feststellen. Die Schulaufsichtsbehörde kann diese Feststellung auf An-trag der Erziehungsberechtigten nach neunjährigem Schulbesuch treffen, insbesondere, wenn von einem weite-ren Schulbesuch eine sinnvolle Förderung des Schülers nicht erwartet werden kann (Schulgesetz Baden-Württemberg 2012). 7 Gemäß §78-§81 des Schulgesetzes Baden-Württemberg 2012. 8 Diese Jugendlichen werden als Risikogruppe betrachtet, da sie durch die finanzielle Lage ihrer Eltern in prekä-ren Lebensverhältnissen aufwachsen.

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1.4 Einmündung in das Übergangssystem

Verlaufsdaten von Schülern werden in Pforzheim bisher nicht erhoben. Daher ist es schwie-

rig, allgemeingültige Aussagen darüber zu treffen, wie viele Schüler eines Jahrgangs welchen

Weg nach Beendigung der allgemeinbildenden Schule einschlagen. Erschwerend kommt hin-

zu, dass junge Menschen ab 18 Jahren nicht mehr berufsschulpflichtig sind und ihre berufli-

che Zukunft selbst in die Hand nehmen müssen. Solange junge Menschen finanziell abgesi-

chert sind, besteht für viele auch kein Anlass, sich bei der Agentur für Arbeit oder dem Job-

center arbeitssuchend bzw. arbeitslos zu melden, falls sie keine Arbeit oder einen Ausbil-

dungsplatz erhalten haben. Diese Gruppe junger Menschen kann statistisch nicht erfasst wer-

den. Um genaue Informationen zu Verläufen im Übergang von Schule in Ausbildung oder

Beruf zu erhalten, wäre eine repräsentative Erhebung eines Abschlussjahrgangs notwendig.

Eine solche Erhebung würde einen langen zeitlichen Vorlauf und ausreichend finanzielle und

personelle Ressourcen voraussetzen und konnte daher im Rahmen von PUSCH nicht erfolgen.

.

Annäherungsweise wird der Übergang von Schule in Ausbildung durch die Gegenüberstel-

lung von Abgangsstatistiken der allgemeinbildenden Schulen und Schulstatistiken der berufli-

chen Schule dargestellt. Betrachtet man diese Zahlen, so lässt sich für Pforzheim sagen, dass

der Übergang von Schule in Ausbildung bzw. weiterführende Bildung von einem Großteil

(ca. 80 %) der Schüler in Pforzheim erfolgreich bewältigt wird. Erfolgreich bedeutet dabei,

dass Schüler entweder eine weiterführende Schule zur Erreichung eines höheren Bildungsab-

schlusses besuchen, ein Studium beginnen oder einen Ausbildungsplatz erhalten haben.

Von den 1750 Schulabgängern im Jahr 2012 mündeten mindestens 20 % zunächst in das

Übergangssystem. Damit ist die Anzahl der Schüler gemeint, die nach dem Abgang aus all-

gemeinbildenden Schulen in das Berufsvorbereitungsjahr, Vorqualifizierungsjahr Ar-

beit/Beruf oder in das Berufseinstiegsjahr wechseln. Im Jahr 2012 waren dies in Pforzheim

insgesamt 360 Schüler. Diese jungen Menschen haben entweder keinen Abschluss und/oder

keinen Ausbildungsvertrag und streben keinen höheren Bildungsabschluss an. Sie haben da-

her auch langfristig gesehen, weniger gute Voraussetzungen einen Ausbildungsplatz zu erhal-

ten oder einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen.

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1.5 Anzahl junger Erwachsener im Übergangssystem

Zu den bereits genannten jungen Menschen in Klassen des Vorqualifizierungsjahres Ar-

beit/Beruf und des Berufseinstiegsjahres werden dem Übergangssystem junge Erwachsene in

Maßnahmen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit hinzugerechnet. Zu den Angeboten

gehören: berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BVB), die Einstiegsqualifizierung (EQ),

das Berufspraktische Jahr 21 (BPJ 21), die assistierte Ausbildung (CARPO), die Aktivie-

rungshilfe und einzelne Maßnahmen des Jobcenters Pforzheim wie Arbeitsgelegenheiten,

Feststellungs- Trainings- und Erprobungscenter (FTEC), Start Up und Job Jump9.

Zum Stichtag 31.12.2012 betrug die Anzahl der jungen Menschen in diesen Maßnahmen 446.

Damit ergibt sich in Pforzheim eine Anzahl von ca. 800 jungen Menschen im Übergangssys-

tem. Aufgrund der unzureichenden Datenbasis können leider keine Aussagen über Migrati-

onshintergrund und Geschlecht der jungen Menschen in Übergangssystem getroffen werden.

9 Eine genaue Beschreibung der einzelnen Maßnahmen kann der Sozialdatenbank der Stadt Pforzheim, abrufbar unter: www.sozialdatenbank-pforzheim.de, entnommen werden.

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2 Daten

Eine Kernaufgabe von PUSCH war die Sammlung von Daten zum Übergang Schule-Beruf,

um die Ausgangslage in Pforzheim zu erfassen und analysieren zu können. Zahlen sind eine

wichtige Planungsgrundlage für Maßnahmen und Angebote im Übergang Schule-Beruf, da

durch sie erst Aussagen über den Bedarf gemacht werden können.

Die Zusammenstellung gestaltete sich aufwendig, da Statistiken zu diesem Bereich von unter-

schiedlichen Stellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mit unterschiedlichen Zielgruppen

erhoben werden. Dennoch wurde, so weit dies möglich war, eine einheitliche Datenbasis über

junge Menschen im Übergang Schule-Beruf in Pforzheim hergestellt und darauf geachtet,

dass die Zahlen möglichst zum gleichen Zeitpunkt erhoben wurden.

Aus diesen Gründen fiel die Entscheidung auf die Verwendung von amtlichen Statistiken wie

zum Beispiel den Zensus 2011 oder Daten des Statischen Landesamtes Baden-Württemberg

und der Bundesagentur für Arbeit. Sie weisen eine standardisierte Darstellung auf, die darüber

hinaus einen bundes- bzw. landesweiten Vergleich ermöglicht und Trends im zeitlichen Ver-

lauf sichtbar macht.

2.1 Allgemeine Daten

Bevölkerungszahl

(Stichtag 31.12.2012)

Bevölkerungszahl gesamt: 118 002 davon weiblich: 60 753 (51,5 %) davon Migranten: 54 399 (46,1 %) davon Ausländer: 20 768 (17,6 %) Jugendliche 13-21 Jahre gesamt: 11 721 davon weiblich: 5 772 (49,2 %) davon Ausländer: 3 022 (25,8 %) Quelle: eigene Berechnungen der kommunalen Statistikstelle Pforzheim.

Mit 46,1 % ist Pforzheim die Stadt mit dem zweitgrößten Anteil an Menschen mit Migrati-

onshintergrund in ganz Deutschland. Dies stellt die Stadt vor große Herausforderungen ins-

besondere in Bezug auf die Bildungspolitik.

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Bevölkerung nach höchstem beruflichen Abschluss

(Stichtag: 09.05.2011)

Personen ab 15 Jahren ohne beruflichen Ausbildungsabschluss gesamt:

31 160

davon unter 18 Jahren: 3 830 davon zwischen 18 und 29 Jahren: 9 160 mit Abschluss einer beruflichen Ausbildung von min. 1 Jahr gesamt:

54 230

davon zwischen 18 und 29 Jahren: 7 380 mit Hochschulabschluss gesamt: 11 260 davon zwischen 18 und 29 Jahren: 1 330

Quelle: Zensus 2011.

Es ist zwar davon auszugehen, dass unter den 9160 jungen Pforzheimern ohne beruflichen

Ausbildungsabschluss noch viele in Ausbildung und Studium sind und ihren beruflichen oder

akademischen Abschluss noch erreichen werden, dennoch wird ein nicht unerheblicher Teil

dieser jungen Menschen auch in Zukunft ohne qualifizierten Berufsabschluss bleiben. Erfah-

rungsgemäß sind diese Personen besonders häufig auf Sozialleistungen angewiesen, da sie es

schwer haben, eine qualifizierte und den Lebensunterhalt sichernde Arbeit zu finden.

Zuzüge aus Drittstaaten 01.01. - 31.12.2012

(Stichtag 31.12.2012)

Zuzüge aus Drittstaaten gesamt: 692 davon weiblich: 324 (46,8 %) Zuzüge der 13-20 Jährigen: 103 davon weiblich: 55 (53,4 %)

Quelle: eigene Berechnungen der kommunalen Statistikstelle Pforzheim.

2.2 Situation an den allgemeinbildenden Schulen

Schüler an öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen nach Schularten ab dem Schuljahr 2010/11 Schüler an 2010/2011 2011/2012 2012/2013 Grundschulen: 4 162 4 102 4 137 davon Ausländer: 934 (22,4 %) 900 (21,9 %) 754 (18,2 %)

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Förder- und Sonderschulen: 769 761 790 davon Ausländer: 197 (25,6 %) 195 (25,6 %) 183 (23,2 %) Hauptschulen10: 1 861 1 851 1 816 davon Ausländer: 842 (45,2 %) 796 (43,0 %) 726 (40,0 %) Realschulen: 2 469 2 478 2 470 davon Ausländer: 466 (18,9 %) 463 (18,7 %) 414 (16,7 %) Gymnasien: 5 379 5 242 4 907 davon Ausländer: 327 (6,1 %) 329 (6,3 %) 245 (5 %) Waldorfschule: 824 817 803 davon Ausländer: 18 (2,2 %) 15 (1,8 %) 15 (1,9 %) gesamt: 15 454 15 251 14 923 davon Ausländer: 2 784 (18,0 %) 2 698 (17,7 %) 2 337 (15,7 %)

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Die Schülerzahlen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg basieren auf den An-

gaben der Schulen, die im Stadtgebiet Pforzheim angesiedelt sind. Das bedeutet, dass auch

Schulen in Trägerschaft des Enzkreises hinzu gerechnet werden. Besucht ein Schüler, der im

Enzkreis wohnt eine Schule im Stadtgebiet Pforzheim, so taucht er ebenfalls in dieser Statistik

auf. Für die allgemeinbildenden Schulen liegen keine geschlechterbezogene Daten vor.

Eine Besonderheit in Pforzheim ist die konstante Anzahl der Schüler an allen Schularten. Im

Vergleich zu vielen anderen Kommunen hat Pforzheim derzeit noch nicht mit einem durch

den demografischen Wandel bedingten Rückgang von Schulanmeldungen zu kämpfen. Ein

anderes Bild ergibt sich jedoch, wenn man die Schülerzahlen an den Schulen in den verschie-

denen Stadtteilen betrachtet. Ein Rückgang findet bereits insbesondere in den äußeren Stadt-

gebieten an den Grundschulen, vor allem aber an den dortigen Werkrealschulen statt.

Schulabgänger an öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen nach Ab-schlussart ab 2010 2010 2011 2012 Schulabgänger gesamt: 1 432 1 500 1 759 davon Ausländer: 260 (18,2 %) 264 (17,6 %) 274 (15,6 %) ohne Abschluss: 121 109 109 davon Ausländer: 51 (42,1 %) 54 (49,5 %) 42 (38,5 %) mit Hauptschulabschluss: 349 341 321

10 Seit dem Schuljahr 2012/2013 Werkrealschulen.

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davon Ausländer: 137 (39,3 %) 126 (37,0 %) 114 (35,5 %) mit mittlerer Reife: 431 439 476 davon Ausländer: 56 (13,0 %) 58 (13,2 %) 85 (17,9 %) mit Fachhochschulreife: 15 15 26 davon Ausländer: 0 0 0 mit Hochschulreife: 516 596 827 davon Ausländer: 16 (3,1 %) 26 (4,4 %) 33 (4,0 %)

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Unter den 109 Schulabgängern ohne Abschluss im Jahr 2012 befanden sich 71 Schüler an

einer Sonder- bzw. Förderschule. 22 verließen die Werkrealschule ohne einen Abschluss und

jeweils 8 junge Menschen gingen von der Realschule oder dem Gymnasium ohne Schulab-

schluss ab. 6,1 % aller Schulabgänger der allgemeinbildenden Schulen in Pforzheim verließen

die Schule ohne einen Abschluss.

Schulübergänge aus öffentlichen und privaten Grundschulen auf weiterführende Schu-len ab dem Schuljahr 2010/2011

2010/2011 2011/2012 2012/2013 Abgänger gesamt: 1 132 1 040 952 Übergänge an Hauptschulen: 351 (31,0 %) 339 (32,6 %) 182 (19,1 %) Übergänge an Realschulen: 315 (27,8 %) 305 (29,3 %) 327 (34,3 %) Übergänge an Gymnasien: 459 (40,5 %) 387 (37,2 %) 432 (45,4 %) Übergänge an sonstige Schularten: 7 (0,6 %) 9 (0,9 %) 11 (1,2 %)

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Durch den Wegfall der Grundschulempfehlung im Schuljahr 2012/13 ging der Übergang von

der Grundschule auf eine Werkrealschule von 32,6 % auf 19,1 % zurück. Dementsprechend

wechselten mehr Schüler auf eine Realschule oder ein Gymnasium als im Vorjahr.

Vorzeitige Beendigung der Schulpflicht und Schulausschlüsse nach § 90 SchG BW

(Stichtag: 31.12.2012)

Anzahl der Schüler mit 2011/2012 vorzeitiger Beendigung der Schulpflicht § 72 SchG BW: 2 vorzeitiger Beendigung der Schulpflicht § 75 SchG BW: 6 Schulausschlüssen § 90 (3) SchG BW: 9

Quelle: Erfassung durch das Staatliche Schulamt Pforzheim.

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14

Zwei ausländische Schüler von mindestens 14 Jahren wurden im Schuljahr 2011/12 vorzeitig

von der Schulpflicht „befreit“, da laut Schule nicht zu erwarten war, dass sie in der ihnen

verbleibenden Schulzeit einen Abschluss erreichen würden (eine solche negative Prognose

ermöglicht laut Schulgesetz frühzeitige Ausschulung ab 14 Jahren). Bei 6 Schülern wurde

eine Ausschulung vorgenommen, nachdem trotz 9 Jahren Besuch einer allgemeinbildenden

Schule ein Abschluss als unwahrscheinlich prognostiziert wurde. Insgesamt wurden damit 8

Schüler seitens der Schulen ohne Abschlussperspektive aus dem Schulsystem entlassen.

In 9 Fällen kam es zu einem Schulausschluss als Ordnungs- bzw. Erziehungsmaßnahme. Ein

Schulausschluss findet immer dann statt, wenn alle anderen Erziehungsmaßnahmen geschei-

tert sind und dient in erster Linie dazu, den Lernerfolg sowie den Schutz der anderen Schüler

zu gewährleisten. Schüler, die von einer Schule verwiesen werden, müssen bei vorhandener

Schulpflicht von einer anderen Schule aufgenommen werden.

Die Daten beziehen sich auf alle Grund- und Werkrealschulen.

Schulvermeidung ab dem Schuljahr 2011/12

soziodemografische Angaben der

Schulverweigerer

230 225

4

262

214

306

5

476

402

248

162

240

207

165

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

unter 14 Jahre

14-17 Jahre

18-20 Jahre

männlich

weiblich

Migrationshintergrund

Gesamt

Anzahl der Schulverweigerer

Schuljahr 2011/12

Schuljahr 2012/13Quelle: Projekt PUSCH

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15

Stufen der Schulvermeidung

212151

151

122

71

75

2536

17 18

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Schuljahr 2011/12 Schuljahr 2012/13

Stufe 5

Stufe 4

Stufe 3

Stufe 2

Stufe 1

476 402

PUSCH hat zwei Abfragen jeweils zum gleichen Zeitpunkt (März bis Juni) zum Thema

Schulvermeidung an allen Grund-, Sonder-, Werkreal-, Realschulen und beruflichen Schulen

mit VAB und BEJ-Klassen gestartet. Die Abfrage wurde online an die Schulleiter der jeweili-

gen Schule versandt. Schulen, bei denen Grund- und Werkrealschule organisatorisch zusam-

mengeführt werden, wurden gebeten, getrennte Angaben zur Schulvermeidung zu machen.

Schulvermeidung wird unterteilt in 5 Stufen:

Stufe 1: Passive Schulvermeidung (Schüler wendet sich vom Unterricht ab und fehlt spora-

disch),

Stufe 2: Gelegentliches unentschuldigtes Fernbleiben (Schüler kommt 1-2 Wochen pro Halb-

jahr nicht zur Schule),

Stufe 3: Regelmäßiges unentschuldigtes Fernbleiben (Schüler kommt 2-4 Wochen pro Halb-

jahr nicht zur Schule),

Stufe 4: Intensives regelmäßiges unentschuldigtes Fernbleiben (Schüler kommt 4-8 Wochen

pro Halbjahr nicht zur Schule),

Stufe 5: vollständiges Fernbleiben (Schüler kommt mehr als 8 Wochen pro Halbjahr nicht zur

Schule).

Insgesamt ist die Anzahl der Schulverweigerer in Pforzheim zurückgegangen von 476 auf

402. Allerdings hat die Schwere der Schulvermeidung zugenommen. Die Stufen 3, 4 und 5

sind angestiegen. Schulverweigerer sind darüber hinaus schon in den Grundschulen zu bekla-

gen. Insgesamt 124 Grundschüler im Schuljahr 2012/13 wiesen schulvermeidendes Verhalten

auf.

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16

2.3 Situation an den beruflichen Schulen

Schüler an öffentlichen beruflichen Schulen ab dem Schuljahr 2010/2011 nach der Schulart

Schüler an / im 2010/2011 2011/2012 2012/2013 Berufsschulen (Teilzeit): 3 754 3 673 3 659 davon weiblich: 1 621 (43,2 %) 1 561 (42,5 %) 1 531 (41,5 %) davon Ausländer: 523 (13,9 %) 510 (13,9 %) 516 (14 %) Berufsfachschulen (Vollzeit): 1 689 1 643 1 439 davon weiblich: 845 (50,0 %) 847 (51,6 %) 727 (50,5 %) davon Ausländer: 391 (32,1 %) 415 (25,3 %) 387 (26,9 %) Berufsvorbereitungsjahr / Vorqualifizierungsjahr Arbeit / Beruf:

131 136 141

davon weiblich: 66 (50,4 %) 82 (60,3 %) 63 (44,7 %) davon Ausländer: 69 (52,7 %) 73 (53,7 %) 72 (51,1 %) Berufseinstiegsjahr: 279 224 64 davon weiblich: 121 (43,4 %) 127 (56,7 %) 25 (39,1 %) davon Ausländer: 88 (31,5 %) 71 (31,7 %) 23 (35,9 %)

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Der hohe Ausländeranteil von über 50 % in den Berufsvorbereitungsklassen stellt eine große

Herausforderung für die Lehrkräfte dar, denn in vielen Fällen beherrschen die Schüler die

deutsche Sprache nur unzureichend. Daher wurden in Pforzheim bereits Berufsvorbereitungs-

klassen mit dem zusätzlichen Fokus auf Sprachförderung eingerichtet.

Schulvermeidung an beruflichen Schulen11

(Berichtszeitraum: erstes Schulhalbjahr)

2011/2012 2012/2013 Anzahl der Schulverweigerer gesamt: 104 86 davon weiblich: 37 (35,6 %) 24 (27,9 %) davon mit Migrationshintergrund: 58 (55,8 %) 43 (50,0 %)

Quelle: Abfrage durch PUSCH.

11 Nur Schülerinnen und Schüler im Berufsvorbereitungsjahr, im Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf und im Berufseinstiegsjahr.

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17

2.4 Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote

(Stichtag: Dezember des jeweiligen Kalenderjahrs)

2010 2011 2012 Arbeitslosenquote allgemein: 8,2 % (4 912) 7,6 % (4 493) 7,5 % (4 463) davon im SGB II: 5,9 % (3 532) 5,6 % (3 338) 5,4 % (3 202) davon im SGB III: 2,3 % (1 380) 2 % (1 155) 2,1 % (1 261) Jugendarbeitslosenquote U25 gesamt: 6,0 % (424) 5,7 % (397) 5,4 % (382) davon im SGB II: 3,9 % (277) 3,7 % (256) 3,5 % (246) davon im SGB III: 2,1 % (147) 2 % (141) 1,9 % (136)

Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsmarkt in Zahlen.

Pforzheim hat im landesweiten Vergleich die höchste Arbeitslosenquote. 7,5 % aller erwerbs-

fähigen Personen waren in Pforzheim zum Stichtag 31.12.2012 ohne Arbeit. In ganz Baden-

Württemberg waren dies zum gleichen Zeitpunkt nur 3,9 %. Die Jugendarbeitslosenquote in

Pforzheim liegt mit 5,4 % im Jahr 2012 ebenfalls über dem Landesdurchschnitt von 2,7 %.

Insgesamt ist die Arbeitslosenquote in Pforzheim jedoch rückläufig.

Ausbildungsstellenmarkt12

(Stichtag: 30.09. des jeweiligen Kalenderjahrs)

2009/2010 2010/2011 2011/2012 gemeldete Bewerber für Ausbildungsstellen: 2 082 1 950 1 860 davon weiblich: 974 921 892 davon Ausländer: 424 416 443 davon gemeldete Zahl der Altbewerber: 796 630 820 gemeldete Ausbildungsstellen: 1 758 1 929 1 853 unbesetzte Ausbildungsstellen: 68 101 100 Berufsausbildungsstellen je Bewerber: 0,84 0,99 1,0

Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Ausbildungsstellenmarktstatistik.

Obwohl in Pforzheim inzwischen nahezu auf jeden gemeldeten Bewerber bei der Agentur für

Arbeit eine Berufsausbildungsstelle kommt, blieben 100 Lehrstellen im Jahr 2012 unbesetzt.

12 Die Statistik bezieht sich auf das Einzugsgebiet der Agentur für Arbeit Pforzheim (Stadt Pforzheim und Enz-kreis).

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18

Auszubildende13 in Pforzheim nach Ausbildungsbereichen ab 2010

Auszubildende gesamt mit neu abgeschlossenem Aus-

bildungsvertrag 2010 2011 2012 2010 2011 2012 gesamt: 2 870 2 810 2905 1 052 1 169 1158 IHK: 1 669 1 628 1744 615 703 723 Handwerk: 724 730 719 253 297 281 Landwirtschaft: 50 52 46 15 19 16 Öffentlicher Dienst: 113 102 103 46 31 33 Freie Berufe: 279 267 263 111 107 95 Hauswirtschaft: 35 31 30 12 12 10

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg.

Die obige Tabelle zeigt die Zahl der Auszubildenden, in einem Pforzheimer Betrieb. Es liegen

keine einheitlichen Daten über die in Pforzheim wohnhaften Auszubildenden für die aufgelis-

teten Ausbildungsbereiche vor.

Ausbildungsverhältnisse der HWK 2012

(Stichtag: 31.12.2012)

neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (HWK)14: 274 davon weiblich: 82 davon Ausländer: 49 davon ohne Abschluss: 5 davon mit HS-Abschluss: 144 vorzeitige Vertragslösung der Ausbildung (HWK): 96 (11 %)

Quelle: Handwerkskammer Karlsruhe.

Die Daten stammen aus eigenen Berechnungen der Handwerkskammer Karlsruhe. Lediglich

11 Prozent der Ausbildungsverträge bei der HWK wurden im Jahr 2012 vorzeitig gelöst. Dies

ist im Bundesdurchschnitt vergleichsweise wenig. In der Bundesrepublik wurde im selben

Zeitraum jede vierte Ausbildung vorzeitig beendigt. Informationen über den Verbleib der

Ausbildungsabbrecher liegen nicht vor.

13 Zuordnung der Auszubildenden nach dem Ort der Ausbildungsstätte. 14 Diese Zahl gibt die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von Betrieben innerhalb des Stadtgebietes Pforzheim an.

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Ausbildungsverhältnisse der IHK 2012 (Stichtag: 31.12.2012)

neu abgeschlossene Ausbildungsverträge (IHK)15: 709 davon weiblich: 348 davon Ausländer: 159 davon ohne Abschluss: 4 davon mit HS-Abschluss: 164 vorzeitige Vertragslösung der Ausbildung (IHK): 105 (10 %)

Quelle: Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald.

Die Angaben zu Ausbildungsverhältnissen der Industrie- und Handelskammer Nordschwarz-

wald beziehen sich auf Auszubildende, die in Pforzheim wohnen.

Auffällig sowohl bei der HWK als auch der IHK ist die geringe Zahl von Auszubildenden

ohne Schulabschluss. Bei der HWK hat die Hälfte der Auszubildenden einen Hauptschulab-

schluss, bei der IHK sind es etwa 25 Prozent. Nach wie vor erhöht ein höherer Bildungsab-

schluss die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erlangen.

Angaben aus dem SGB II und III der unter 25 Jährigen

(Stichtag: 31.12.2012)

Anzahl der jungen Menschen in Bedarfsgemeinschaften (15-25 Jahre):

1 889

davon weiblich: 1 024 davon Ausländer: 795 davon ohne Berufsabschluss: 1 115 Anzahl der jungen Menschen in Maßnahmen des SGB II und III: 446

Quelle: eigene Berechnung des Jobcenters Pforzheim und der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim.

Die Zahlen aus den Rechtskreisen SGB II und III sind sehr unbeständig und variieren von

Monat zu Monat, wenn zum Beispiel die Grundsicherung für Arbeitssuchende durch Auf-

nahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung wegfällt. Die hier genannten Daten

wurden zum Stichtag 31.12.2012 erhoben.

15 Die Statistiken der IHK beziehen sich auf in Pforzheim wohnhafte Auszubildende.

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3 Infrastruktur

Ein Aufgabenschwerpunkt der Lokalen Koordinierungsstelle (LOK) – PUSCH war die Erstel-

lung einer Übersicht der Angebote und Maßnahmen im Übergangsbereich „Schule-Beruf“.

Im Folgenden sollen als Übersicht die Infrastruktur (struktureller Überblick) der Stadt Pforz-

heim vorgestellt werden. Dazu gehören sowohl die verschiedenen Schularten, als auch die

Einrichtungen und Träger, welche sich in diesem Bereich einbringen.

3.1 Rahmenbedingungen

37 Schulen in städtischer Trägerschaft in Pforzheim:

- 7 Grundschulen - 2 Werkrealschulen - 11 Grund- und Werkrealschulen - 4 Realschulen - 5 Gymnasien - 6 Berufliche Schulen - 2 Sonderschulen

Schulen in gemeinsamer Trägerschaft oder Beteiligung der Stadt Pforzheim

- Gustav-Heinemann-Schule in Pforzheim (Schule für Geistig- und Körperbehinderte) - Pestalozzischule (Schule für Lernbehinderte) - Werkstattschule in Pforzheim (für verhaltensauffällige Schüler/innen) - Schule für Erziehungshilfe in Mühlacker-Enzberg - Schule am Weinweg in Karlsruhe (Schule für Sehbehinderte) - Erich-Kästner-Schule in Karlsruhe (Schule für Schwerhörige und Sprachbehinderte) - Schule für Körperbehinderte in Karlsbad-Langensteinbach (Beschulung Pforzheimer

Schüler/innen läuft aus)

Privatschulen am Standort Pforzheim:

- Schiller-Gymnasium - Goetheschule - Freie Waldorfschule Pforzheim - Anna-Bertha-Königsegg-Schule (Schule für Körperbehinderte des Caritasverbands e. V.

Pforzheim) - Merkur Akademie International Pforzheim - Akademie für Kommunikation - Carlo Schmid Schule Pforzheim (Träger: Internationaler Bund)

Weitere Schulen am Standort Pforzheim:

- Raphael-Schule (Träger: Enzkreis) - Volkshochschule Pforzheim-Enzkreis GmbH (Abend-Gymnasium, Abend-Realschule

und Abend-Hauptschule) - Hochschule Pforzheim

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3.2 Angebote der freien Träger

Die Angebote der Träger können in folgende (Grob-)Bereiche gebündelt werden:

Während der Schulzeit

Übergang von der Schule

in Ausbildung/

weiterführende Schulen

Begleitung während der

Ausbildung

Hierunter fallen alle Angebo-

te zur Berufsorientierung/

Berufsvorbereitung.

Hierunter fallen alle Angebo-

te zu individuellen Hilfen

bzw. Angebote zur Stärkung

der (Sozial-) Kompetenz.

Hierunter fallen alle Angebo-

te der Vermittlung bzw. der

individuellen Hilfen.

Diese Gliederung allein würde nicht ausreichen, um wichtige Erkenntnisse zu erhalten. Für

eine ausführlichere Analyse sind noch andere Faktoren, wie z.B. der Bedarf der jungen Men-

schen, Regel- oder Projektangebote usw., von Bedeutung. Deshalb wurden die einzelnen An-

gebote in zwei Verfahren näher betrachtet:

1) Welche Angebote werden im Rahmen der Berufsorientierung an den Werkrealschulen

angeboten?

2) Welche Angebote stehen allen jungen Menschen in Pforzheim (bei Erfüllung der Vor-

aussetzungen) zur Verfügung?

Betrachtung/Analyse der Angebote im Übergang Schule-Beruf:

Im Rahmen von ÜMAS wurde eine Analyse der „Angebote an Schulen im Übergang von der

Schule in den Beruf“ erstellt. Diese zeigt die vielfältigen Aktivitäten der einzelnen Schulen

(Stand: März 2013).

Die Berufswegeplanungen an den Schulen fallen sehr unterschiedlich aus. Manche Schulen

legen vermehrt Wert auf Praktika und das „Kennenlernen der Praxis“, andere wiederum füh-

ren vermehrt Sozial- und Bewerbungstrainings durch. Die Schulen nehmen verschiedene An-

gebote zur Berufsorientierung und -vorbereitung von Trägern in ihren Berufswegeplan mit

auf.

Durch die Vielzahl der Angebote entsteht für viele Akteure, aber vor allem auch für einen

großen Teil der jungen Menschen, schnell ein unübersichtlicher „Dschungel“, der letztendlich

auch zu Unsicherheit und Orientierungslosigkeit führt. Jedoch nicht nur für die jungen Men-

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schen selbst, auch für deren Eltern, die eine wichtige Rolle bei der Unterstützung und Beglei-

tung ihrer Kinder im Übergang Schule-Beruf spielen.

Aufgrund unterschiedlicher Verantwortlichkeiten kommt es zu ähnlichen Angeboten, d.h.

doppelte Zuständigkeiten. Angebote und Maßnahmen für die Schüler überschneiden sich in-

haltlich. Andererseits entsteht dabei aber auch die Schwierigkeit, dass andere wichtige Maß-

nahmen gar nicht bei den jungen Menschen ankommen oder Zuständigkeiten einfach weiter-

gegeben werden, und sich letztendlich niemand mehr verantwortlich und zuständig fühlt. Vor

diesem Hintergrund ist eine Darstellung aller Angebote und Maßnahme eine sehr komplexe

Angelegenheit.

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Übersicht der Angebote im Übergang Schule – Beruf in den Haupt- und Werkrealschulen der Stadt Pforzheim

Projekt Arlinger Schule

Brötzinger Schule

Karl-Friedrich-Schule

Nordstadt- schule

Insel- schule

Schanz- Schule

Südstadt- Schule

Weiherberg-schule

Haidach- schule

Otterstein- schule

Teilnahme Girls Day / Boys Day

x x x x x x x

Job Mobil (Stadtjugendring)

x x x x

-B1: Bewerbungswerkstatt (direkt an der Schule)

x x

-B2: „Ready-Steady-Go“

x x x x

-B3: Sozialtraining (zielgruppenspezifisch)

x x x x x

Berufseinstiegsbegleiter (Internationaler Bund)

x x x

Berufsorientierungs- Programm BOP (Internationaler Bund)

x x

BEST-E-Programm x x x Allgemeines Angebot der Agentur für Arbeit (Berufsberater, Besuch Berufsin-formationszentrum)

x

x

x x x x x x x x

Werkstattcamp plus (Handwerkskammer KA)

x

Kompetenzanalyse Profil – AC (Teil des Bildungsplans der Werk-realschulen in BW)

x x x x x x x x x x

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24

Die dargestellte Matrix zeigt die Angebote der Werkrealschulen der Stadt Pforzheim mit städ-

tischer Schulsozialarbeit (10 WRS).

Bei der Darstellung handelt sich um die größeren und meist konstanten Angebote der Berufs-

orientierung / Berufsvorbereitung direkt an den Schulen und/oder um Angebote, die zwar au-

ßerhalb der Schule stattfinden, jedoch von der Schule aus angeboten und organisiert werden.

Viele Werkrealschulen haben noch kleinere Angebote, die zusätzlich zur Thematik Berufsori-

entierung/Berufsvorbereitung zählen.

Diese Angebote ändern sich jedoch und / oder finden nicht jährlich statt und sind in dieser

Tabelle nicht aufgezeigt.

Diese Angebotsmatrix entstand aus der Betrachtung und Analyse der bis zu dem Zeitpunkt

vorgelegten Berufswegeplanungen der Werkrealschulen im März 2013.

Einrichtungen/Träger im Bereich „Übergang Schule-Beruf“

Seit 2011 arbeitet PUSCH gemeinsam mit dem Jugendhilfeplaner der Stadt Pforzheim an der

Einrichtung und Aktualisierung der Sozialdatenbank.16

Mit Stand Ende Mai 2013 sind ca. 100 Angebote (von 29 Trägern umgesetzt) im Bereich

„Übergang Schule-Beruf“ in der Sozialdatenbank eingetragen. Es findet eine ständige Aktua-

lisierung und Überarbeitung der Datenbank statt.

Folgende Träger bzw. Einrichtungen bieten Angebote/Maßnahmen im Bereich „Übergang

Schule-Beruf“ an (alphabetisch sortiert):

16 Die Sozialdatenbank der Stadt Pforzheim kann unter: www.sozialdatenbank-pforzheim.de abgerufen werden.

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25 Projekte

39%

Ehrenamt

10%

Sonstige

8%

Gesetzlicher/

Institutioneller

Auftrag

43%

1) Agentur für Arbeit Pforzheim

2) BBQ Berufliche Bildung gGmbH

3) Bezirksverein für soziale Rechtspflege

Pforzheim

4) Bürger in der Schule aktiv e.V.

5) Bürgerhaus Buckenberg-Haidach e.V.

6) Caritasverband Pforzheim e.V.

7) DAA Deutsche Angestellten-Akademie

GmbH

8) Deutsches Rotes Kreuz - Kreisverband

Pforzheim e.V.

9) Diakonisches Werk Pforzheim-Stadt

10) Donner + Partner GmbH

11) Pforzheimer Stadtmission e.V., Familien-

zentrum Nord

12) Gesellschaft für Beschäftigung und be-

rufliche Eingliederung mbH Pforzheim

(GBE)

13) Handwerkskammer Karlsruhe - Außen-

stelle Pforzheim

14) Hochschule Pforzheim - Gestaltung,

Technik, Wirtschaft und Recht

15) Industrie- und Handelskammer Nord-

schwarzwald (IHK)

16) Integrationsfachdienst (IFD)

17) Internationaler Bund (IB) e.V. Pforz-

heim

18) Landesarbeitsgemeinschaft

SCHULEWIRTSCHAFT Baden-

Württemberg

19) Lebenshilfe Pforzheim Enzkreis e.V.

20) Merkur Akademie International Pforz-

heim

21) miteinanderleben e.V

22) Q-PRINTS&SERVICE gGMBH

23) SJR Betriebs GmbH

24) Stadt Pforzheim, Jobcenter Pforzheim

25) Stadtverwaltung Pforzheim - Jugend-

und Sozialamt

26) Trägerkreis Familienzentrum Au e.V.

27) USS GmbH

28) Volkshochschule Pforzheim-Enzkreis

GmbH (VHS)

29) Zentrum für Lerntherapie & Lernbera-

tung

Bei näherer Betrachtung der vorhandenen Angebote für alle jungen Menschen in Pforzheim

ergibt sich folgende Gliederung:

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In der folgenden Übersicht der Angebote sind Regelangebote, wie z.B. die Schulsozialarbeit

oder das Haus des Jugendrechts nicht explizit aufgeführt. Die exemplarisch genannten Ange-

bote haben ihren Schwerpunkt nicht ausschließlich im Bereich des Übergangs von der Schule

in den Beruf, arbeiten aber ebenfalls direkt oder indirekt an diesem Themengebiet mit.

Die Angebote im Bereich 5 können sowohl Projekte mit einer befristeten Laufzeit, als auch

Maßnahmen mit einer Regelfinanzierung sein. Im Gegensatz zu den Bereichen 1-4 haben die-

se keinen gesetzlichen bzw. institutionellen Auftrag.

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Angebote im Bereich „Übergang Schule – Beruf“ (Quelle: Sozialdatenbank, Stand: Mai 2013)

(Hinweis: Die Angebote wurden in fünf Bereiche gegliedert und alphabetisch sortiert)

Bereich 1: Jobcenter Pforzheim Bereich 2: Agentur für Arbeit Bereich 3: Kammern Bereich 4: Ehrenamt Aktivierungshilfe Ausbildungsmesse "Azubi-Train" BiSa - Bürger in Schulen aktiv

(Privat) Arbeitsaufnahme Ausbildungsstellenbörse Ausbildungsberatung Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) Arbeitsgelegenheiten Ausbildungsvermittlung Ausbildungsbotschafter FRAG - Freiwilligen-Agentur

Pforzheim-Enzkreis (Enzkreis / Stadt)

Berufspraktisches Jahr (BPJ 21) BaE - Berufsausbildung in außerbe-trieblichen Einrichtungen

Berufskundeseminar Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) - IB

CARPO – Assistierte Ausbildung

BaE - Berufsausbildung in außerbe-trieblichen Einrichtungen (koopera-tiv)

Bildungspartnerschaften HELP (Helfen, engagieren, lernen und profitieren) (Hochschule Pforzheim)

Einstiegsqualifizierung (EQ) Berufliche Einzelberatung 'BoriS' - Berufswahl-SIEGEL 'Ich will Arbeit' (Bürgerhaus Haidach)

Förderung der Berufsausbildung (BaE, abH)

Berufseinstiegsbegleiter Botschafter des Handwerks Jobpaten (Familienzentrum Nord)

FTEC Berufsinformationszentrum (BiZ) Faszination Technik Lernbegleitung (SJR) Profilingmaßnahme für Neufälle Berufsorientierung Ferienzeit ist Praktikumszeit

Berufspraktisches Jahr (BPJ 21) Girls- und Boys-Day Berufswahltest Lehrstellen- und Praktikumsbörse Bewerbungstraining Schule - Wirtschaft BWK – Berufswahlkompass Schule und Beruf - Bewerbertraining CARPO – Assistierte Ausbildung

Sprungbrett

Einstiegsqualifizierung (EQ) Tag der Ausbildung im Handwerk Elternarbeit Teilnahme Aus- und Weiterbil-

dungsbörsen Förderung / Finanzielle Hilfen Überbetriebliche Lehrlingsunter-

weisung

Selbsterkundungsprogramm Vor- und Nachvermittlung Jugend-licher mit der AA

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Bereich 5: Angebote (In der Übersicht sind alle Projekte, die bis zum 31.05.2013 in die Sozialdatenbank eingetragen wurden, aufgelistet) Aktiv Club (GBE) Betriebspraktika als Möglich-

keit der Personalgewinnung (Donner & Partner)

Kaufmännische Umschulun-gen mit IHK-Abschluss (Don-ner & Partner)

Quafe - Qualifizierung und Beschäftigung im Gastrono-miebetrieb (Q-Print)

Unterstützte Beschäftigung - Menschen mit Behinderung (IB)

Arbeitgeberberatung bei Fra-gen zur Beschäftigung von schwer behinderten Menschen am Arbeitsplatz (IFD)

BIWAQ - LAQuA Lernen, Ausbildung, Qualifizierung, Arbeit (Trägerverbund)

Komedi - Über Kommunikati-on und Medien qualifizieren, verbinden, teilhaben (Q-Print)

Qualifizierte Absolventen aus kaufmännischen Umschulun-gen als Arbeitnehmer für Ihre Firma (Donner & Partner)

VIMOB - Verein für Interna-tionale Mobilität e.V. (SJR)

BASE - Berufsorientierung, Ausbildungsvermittlung, Sprache, Eingliederung (GBE)

Bleib dran! Ausbildungsab-bruch vermeiden (BBQ)

KOMPAZ - Kompetenzzent-rum für Alleinerziehende (Q-Print)

Reha-Ausbildung (IB) Vorbereitungskurs auf die Externenprüfung zum Zerspa-nungsmechaniker (IB-Bund)

Beratung und Begleitung von schwerbehinderten Menschen bei Problemen am Arbeits-platz (IFD)

ESA (Einbeziehen statt außen vor lassen), (Trägerverbund: GBE, SJR, Q-Prints und Be-zirksverein)

Kompetenzagentur (SJR) Schulpsychologische Bera-tungsstelle (SSA Beratung)

Werkstattschule (Hohberghaus)

Beratung von Menschen aus Werkstatt für behinderte Men-schen (IFD)

Jetzt ICH Ausbildungsbau-steine Fachverkäufer (m/w) Lebensmittelhandwerk oder Einzelhandel (GBE)

Lernbetreuung für Jugendliche (Bürgerhaus Haidach)

Schulungen im kaufmännisch-gewerblichen Bereich bis zu Fortbildungen auf dem Sektor der Informationstechnik (USS)

XENOS – Beschäftigung, Bildung und Teilhabe vor Ort (GBE)

Beratung von Übergängern aus Schulen für lernbehinderte und geistig behinderte Men-schen (IFD)

Jobladen (GBE) Migrantinnen in Hauswirt-schaft und Altenpflege (Fami-lienzentrum Au)

Schulverweigerung – Die 2. Chance (Stadt Pforzheim)

Zukunft durch Ausbildung (ZdA), (SJR)

Berufe im Gastgewerbe - Ihre Ausbildungsbegleitung im Hotel- u. Gastgewerbe (Be-Ga), (Q-Print)

Jobmobil (SJR) Mobile Jugendarbeit – (SJR)

Seminare für berufliche Wei-terbildung und Integration (Donner & Partner)

Berufsbildungsbereich – BBB (Lebenshilfe)

Jobnavi für Schüler (VHS) Prävention gegen Straffällig-keit (Bezirksverein)

SIA - Schüler-Ingenieur-Akademie (BBQ)

Beschäftigung für Menschen mit Behinderung (miteinan-derleben e.V.)

Job-Service (Q-Print) PTZ - Psychologisches Test-zentrum (Donner & Partner)

Take care mobil (Stadt Pforzheim)

Best-E (Berufe erkunden, sichten, testen – entscheiden), (GBE)

Jugendmigrationsdienst (JMD)

PUSCH (Pforzheim gestaltet den Übergang Schule - Aus-bildung - Beruf) (Stadt Pforzheim)

ÜMAS - Übergangsmanage-ment an Pforzheimer Schulen (Stadt Pforzheim)

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3.3 Bewertung der Infrastruktur

Innerhalb der Stadt Pforzheim gibt es ein breites Spektrum an Angeboten und Maßnahmen.

Dabei wird eine Vielzahl von Zielgruppen erreicht. Bei zukünftigen Ausschreibungen sollten

daher eine optimale Abstimmung und eine fundierte Analyse der Bedarfe erfolgen. Diesen

Prozess könnte und sollte die weiterzuführende „Steuergruppe Übergang Schule-Beruf“ un-

terstützen.

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4 Netzwerkarbeit

4.1 Grundvoraussetzungen der lokalen Koordinierungsstelle (LOK) – PUSCH

Um den Aufgaben einer lokalen Koordinierungsstelle gerecht zu werden, ist es zwingend

notwendig, die lokalen Akteure zu kennen und mit ihnen im Dialog zu stehen. Dabei sollte

zwischen Institutionen, die sich aufgrund gesetzlicher Grundlagen mit dem Themenbereich

befassen, und den Bildungsträgern im Übergangsbereich unterschieden werden. Dies ist not-

wendig, da die Akteure mit einem gesetzlichen Auftrag verpflichtet sind, bestimmte Regelan-

gebote anzubieten und allen jungen Menschen der Stadt Pforzheim zukommen zu lassen.

Institutionen (Auswahl) Bildungsträger (Auswahl)

Agentur für Arbeit BBQ Berufliche Bildung gGmbH (BBQ)

Handwerkskammer Karlsruhe, Außenstelle

Pforzheim (HWK)

Gesellschaft für Beschäftigung und

berufliche Eingliederung mbH Pforzheim (GBE)

Industrie und Handelskammer Nordschwarzwald

(IHK)

Internationaler Bund (IB)

Jobcenter Pforzheim miteinanderleben e.V.

Jugend- und Sozialamt Q-PRINTS & SERVICE gGMBH (Q-Prints)

Schulen SJR Betriebs GmbH (SJR)

Staatliches Schulamt USS GmbH

Um dem Ziel einer effizienten Steuerung gerecht zu werden und die verschiedenen Prozesse

zu bündeln bzw. diese ggf. in neue Abläufe zu überführen, bedarf es einer gründlichen Ab-

stimmung mit allen Beteiligten. Dabei hat sich in der bisherigen Arbeit von PUSCH heraus-

gestellt, dass dafür fundierte Kenntnisse im Übergangsbereich vorhanden sein müssen.

Ein großes Anliegen aller Beteiligten im Übergangsbereich ist eine zentrale Ansprechperson.

Diese soll

- Ansprechpartner für die Institutionen und Bildungsträger sein,

- als Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger erreichbar sein,

- als Ansprechpartner für alle relevanten Ämter innerhalb der Stadtverwaltung (Amt für

Bildung und Sport, Jugend- und Sozialamt, Jobcenter, Ordnungsamt, WSP) bereit ste-

hen und

- als Informations- und Kontaktstützpunkt behilflich sein.

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31

Ziel muss es zudem sein, dass alle Aktivitäten der Stadtverwaltung Pforzheim über den zent-

ralen Ansprechpartner für diesen Themenbereich gebündelt werden.

4.2 Darstellung des Netzwerks – PUSCH (2011 – 2013)

JUGEND STÄRKEN

Kompetenzagentur

Schulverweigerung – Die 2. Chance

Jugendmigrationsdienst

STÄRKEN vor Ort

Behörden / Institutionen

Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim

Handwerkskammer Karlsruhe

Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald

Staatliches Schulamt

Schulpsychologische Beratungsstelle

Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Pforzheim

Mitarbeit PUSCH

Bildungspartnerschaften (Schule – Wirtschaft)

Fachkräfte-Allianz (WSP)

Handlungsempfehlung Schulvermeidung

Integrationsworkshop

Masterplan

PIA – Pforzheimer Initiative gegen Armut

Stadt Pforzheim

Allgemeinbildende und berufliche Schulen, Sonderschulen

Amt für Bildung und Sport

Amt für Öffentliche Ordnung

Amt für Öffentlichkeit, Rats- und Europaangelegenheiten

Jobcenter Pforzheim

Jugend- und Sozialamt (Integrationsbeauftragte, Strategische Sozialplanung, Jugendhilfepla-

ner, Sozialer Dienst, Schulsozialarbeit)

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32

WSP

Veranstaltungen

- Runder Tisch „Übergang Schule.Beruf“ (seit 2011, zweimal pro Jahr)

- Fachtagung Übergangsmanagement (29.11.2012)

- Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerausbildung Pforzheim (Modul für Refe-

rendare, 2012 und 2013)

Bildungsträger / Institutionen

amj-Ginal Flexible Jugendhilfekonzepte

BBQ Berufliche Bildung gGmbH

Beratungsstelle für Kinder. Jugendliche und deren Familien

Bezirksverein für soziale Rechtspflege

Carlo-Schmid-Schule

DAA Pforzheim – Deutsche Angestellten-Akademie

Deutscher Kinderschutzbund

Evangelisches Hohberghaus Bretten (Werkstattschule Pforzheim)

Firmen / Unternehmen aus der Region

Gesellschaft für Beschäftigung u. berufliche Eingliederung mbH Pforzheim

Haus des Jugendrechts

Hohbergschule Bretten (Werkstattschule)

Internationaler Bund

Justizvollzugsanstalt Pforzheim

Lernbegleiter

miteinanderleben e.V.

Mobile Jugendarbeit SJR

Ohlebusch-Baden-Baden GmbH, Niederlassung Pforzheim

Polizei der Stadt Pforzheim (Kriminalprävention)

Pro familia

Q-Prints & Service gGmbH

Servicestelle Schule-Wirtschaft

SJR Betriebs GmbH

Streetwork Innenstadt

Therapeutische Mädchen- und Mütterwohngruppe Virgina

USS GmbH

VHS Pforzheim

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33

4.3 Arbeitsschwerpunkte

Ein Schwerpunkt der lokalen Koordinierungsstelle (LOK) – PUSCH war der Netzwerkaufbau

und die Bündelung der Angebote im Übergang Schule-Beruf.

Stufe 3: Veränderung der

Prozesse / Strukturen (Ab-

sprachen)

Stufe 2: Erfassung der Ange-

bote und Informationsbünde-

lung

Stufe 1: Netzwerkaufbau im

Übergang Schule-Beruf

Stufe 1: Netzwerkarbeit im engeren und weiteren Sinne

Während der Laufzeit wurde deutlich, dass das Themenfeld Übergang Schule-Beruf sehr um-

fassend und die Abgrenzung der Zuständigkeiten bzw. der Themen undeutlich ist.

Aus diesem Grund war eines der vorrangigen Ziele, eine Übersicht über die Akteure zu erstel-

len und mit ihnen in Kontakt zu treten. Durch die vielen Gespräche wurde immer deutlicher,

in welchen Bereichen es einen Handlungsbedarf gibt und wie mögliche Lösungen verwirk-

licht werden könnten. So konnte ein gemeinsames Verständnis von Übergang von Schule in

den Beruf entwickelt werden.

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34

Unterstützungssysteme im Übergangsbereich

Quelle: PUSCH, Schematische Darstellung 2012

Aus diesem Grund war es notwendig, sich darüber zu verständigen, wer und was alles zum

Übergangsbereich gezählt werden muss. Diese Fragestellung wird in der aktuellen Fachwelt

kontrovers diskutiert. Eine der gängigsten Definition ist dem Berufsbildungsbericht zu ent-

nehmen.

Die Grafik „Unterstützungssysteme“ stellt den Versuch dar, die unterschiedlichen Bereiche

näher darzustellen. Eine Übersicht, mit welchen Trägern, Institutionen und Akteuren zusam-

men gearbeitet wurde, findet sich im Anhang.

Stufe 2: Erfassung der Angebote und Informationsbündelung

Die Kontaktaufnahme zu den einzelnen Einrichtungen ermöglichte es, einen immer besseren

Überblick in der Angebotslandschaft zu bekommen. Ein Beispiel ist die im Kapitel 4 aufgelis-

tete Übersicht, über Angebote und Maßnahmen im Themenbereich.

Stufe 3: Veränderung der Prozesse/Strukturen (Absprachen)

Auf unterschiedlichen Ebenen wurde mit den Akteuren zusammen gearbeitet und in Ent-

scheidungsprozesse eingebunden:

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35

a) Steuergruppe PUSCH (zur Zielabstimmung des Projektes)

b) Runder Tisch „Übergang Schule-Beruf“ (zur Informationsbündelung und Informati-

onsweitergabe)

c) Mitarbeit in den unterschiedlichsten Arbeitskreisen und Gremien (Vernetzung und ge-

bündelte Informationsweitergabe)

Zu a) Steuergruppe PUSCH – Modell der Zukunft?

Wie in der folgenden Übersicht deutlich wird, konnten mit der Steuergruppe PUSCH alle we-

sentlichen Akteure im Übergangsbereich in einem Gremium zusammengefasst werden. Aus

Sicht des Projektteams wäre es sinnvoll und notwendig, dass sich dieses Gremium weiterhin

in einem regelmäßigen Turnus (2-3 jährlich) zu Abstimmungs- und Informationszwecken

trifft.

Steuergruppe PUSCH

Jobcenter Pforzheim Staatliche Schulamt

Pforzheim

Aktiv Club

(GBE)

Gleichstellungs-

beauftragte

Allgemeinbildende

Schulen

Kompetenzagentur

(SJR)

Amt für Bildung

und Sport Berufliche Schulen

Jugend-

migrationsdienst (IB)

Politische Vertreter

(JHA) Gesamtelternbeirat

Jugend- und Sozialamt

� Integrationsbeauftragte

� Jugendhilfeplanung

� Strategische Sozial-

planung

� PUSCH

� Schulverweigerung

2. Chance

Agentur für Arbeit HWK IHK

Ziel ist es und sollte es weiterhin sein, die Ressourcen in diesem Bereich noch besser zu bün-

deln, aktuelle Problemlagen zu diskutieren und geeignete Lösungswege aufzuzeigen. Die je-

weiligen Sichtweisen der Teilnehmenden sind daher von großer Wichtigkeit.

U. a. konnte in der Steuergruppe die schematische Darstellung (grafische Umsetzung aller

Übergangsmöglichkeiten)17 erarbeitet und abgestimmt werden. Zudem konnte während den

insgesamt 10 Sitzungen ein besseres, gemeinsames Verständnis von Schule und Beruf gebil-

det werden.

17 www.pforzheim.de/kultur-bildung/schulen-in-pforzheim/uebergang-schule-beruf/projekt-pusch.html

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Zu b) Runder Tisch „Übergang Schule-Beruf“

Der Runde Tisch versteht sich als Austauschplattform für Multiplikatoren und Akteure, die

direkt mit den jungen Menschen arbeiten und diese begleiten. Es bestand die Möglichkeit

neue Projekte vorzustellen, aktuelle bildungspolitische Entwicklungen zu diskutieren und

einen Raum für Austausch und Information anzubieten. Der zweimal im Jahr stattfindende

Runde Tisch mit bis zu fünfzig Teilnehmenden sollte unbedingt als Ort der Vernetzung wei-

tergeführt werden.

Die Teilnehmer machten auf den großen Nutzen des Runden Tisches aufmerksam. Durch den

Austausch mit anderen in diesem Bereich war es möglich, offene Fragestellungen zu klären

und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Eine Fortführung wird von allen Beteiligten mit großem

Nachdruck gewünscht.

Durch die Beendigung von PUSCH und aufgrund mangelnder Ressourcen ist eine Fortset-

zung derzeit noch ungeklärt.

Zu c) Mitarbeit in unterschiedlichsten Arbeitskreisen und Gremien

Während der gesamten Projektlaufzeit war das Projektteam mit einer Vielzahl von Themen

bzw. Bereichen konfrontiert, welche in diversen Besprechungen diskutiert und bearbeitet

wurden.

Zusammenstellung der Arbeitskreise / Gremien

- AG Aktiv Club

- Arbeitskreis SchuleWirtschaft

- ESF-Arbeitskreis (beratendes Mitglied)

- Fachtagungen und Konferenzen

- Jugendhilfeausschuss (Berichterstattung)

- Masterplan

- Migrantinnen machen Schule

- Patenschaftsprojekte

- PSAG (Psychosoziale Arbeitsgruppe)

- Runder Tisch „Übergang Schule-Beruf“

- Schulleiterdienstbesprechungen

- Stadt Pforzheim: Runder Tisch „Europa

in Pforzheim“

- Steuergruppe PUSCH

- Strategische Sozialplanung

- Treffen der Initiativen JUGEND

STÄRKEN Pforzheim

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Beispiele für die Themenvielfalt waren u. a.:

- Armut

- Ausbildungsabbrüche

- Ausbildungsplatzsituation

- Ausbildungsreife

- Berufswegeplaner

- Bildungspartnerschaften

- Elternarbeit

- Inklusion

- Integration

- Maßnahmen im Bereich U25

- Patenprojekte (ehrenamtliche Betreuung,

Nachhilfe, Lernbegleitung)

- Schule und Wirtschaft (Wirtschaftsjunio-

ren Nordschwarzwald, Einzelkontakte)

- Schulverweigerung / Schulvermeidung

- Sozialdatenbank

- Sprachförderung

- Statistik / Bildungsmonitoring

Durch den Austausch und die Mitarbeit in diesen Gremien konnten gezielt Informationen wei-

tergegeben und Doppelstrukturen abgebaut werden. So konnte beispielsweise besser abge-

stimmt werden, wer sich mit welchen Themen (Elternarbeit, Bildungspartnerschaften) ausei-

nandersetzt, und es konnten geplante Veranstaltungen abgestimmt werden.

4.4 Bundes- und Landesnetzwerke

PUSCH arbeitet im Bereich der Netzwerkarbeit nicht nur auf lokaler Ebene. Im Rahmen von

JUGEND STÄRKEN: Aktiv in der Region gibt es einen intensiven Austausch aller 35 betei-

ligten Kommunen aus ganz Deutschland. Dadurch können gewonnene Erkenntnisse diskutiert

und auf die vorhandenen Netzwerke übertragen werden.

Seit August 2013 engagiert sich PUSCH in einer Landesarbeitsgruppe, um Ideen für ein zu-

künftiges Konzept „Übergang Schule-Beruf auf Landesebene“ zu entwickeln. Dabei wird

deutlich, dass Pforzheim mit PUSCH bereits einen richtungweisenden Schritt in diesem The-

menfeld gegangen ist.

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5 Auswertungsergebnisse der Lückenschlussprojekte

Der Aktiv Club (angesiedelt bei der GBE) und ÜMAS (angesiedelt beim Jugend- und Sozial-

amt) wurden ins Leben gerufen, um vorhandene Lücken im Übergang Schule-Beruf in Pforz-

heim offen zu legen und zu schließen. In diesem Kapitel werden die beiden Programme in-

haltlich dargestellt und es werden die jeweiligen Erfolge aufgezeigt.

5.1 Aktiv Club

5.1.1 Beschreibung des Angebotes

Der Aktiv Club ist ein freiwilliges Angebot für Jugendliche im Übergang Schule-Beruf, die

durch bestehende Fördermaßnahmen und Unterstützungsleistungen nicht mehr erreicht wer-

den können oder für die es kein passendes Angebot gibt. Dazu zählen unter anderem Schul-

verweigerer, die durch das Angebot „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ nicht mehr erreicht

werden können, Schüler der allgemeinbildenden und beruflichen Schule mit befristetem oder

vollständigem Schulausschluss, junge Menschen, bei denen die aufsuchende Familienhilfe

verweigert wurde oder junge Menschen, die Anmelde- oder Bewerbungsfristen nicht ein-

gehalten haben und damit über einen längeren Zeitraum unversorgt im Übergangssystem ver-

weilen.

Der Aktiv Club wurde als sogenanntes Lückenschlussprojekt am 01.01.2011 durch PUSCH

ins Leben gerufen.

Ziele des Aktiv Clubs sind zum einen die Stabilisierung der jungen Menschen und zum ande-

ren die Reintegration in ein Regelangebot. Im Aktiv Club stehen 15 Teilnehmerplätze zur

Verfügung.

Um die bisherige Arbeit des Aktiv Clubs zu dokumentieren und Erfolge des Angebotes dar-

zustellen, wurde vom PUSCH-Team eine umfassende Evaluation durchgeführt. Dazu wurden

sowohl die zuweisenden Personen als auch die Mitarbeiter des Aktiv Clubs und mit Hilfe von

leitfadengestützten und standardisierten Interviews befragt, um eine subjektive Einschätzung

zum Angebot zu erhalten. Darüber hinaus wurde das Institut Katz beauftragt mit ausgewähl-

ten Teilnehmern des Aktiv Clubs Tiefeninterviews durchzuführen. Der Ergebnisbericht dieser

Befragung ist im Anhang zu finden.

Zusätzlich wurden die von den sozialpädagogischen Mitarbeitern der GBE gesammelten Teil-

nehmerdaten ausgewertet und analysiert. Des Weiteren fand eine dreitägige Hospitation statt,

um sich mit den Abläufen vertraut zu machen und die Teilnehmer kennenzulernen.

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39

5.1.2 Strukturdaten der Teilnehmer

Seit Beginn des Lückenschlussprojektes (01.01.2011) bis zum Stichtag 31.07.2013 fanden

insgesamt 84 Einzelkontakte statt. Mit 81 Jugendlichen wurde ein Erstgespräch geführt, in

dem 79 eine Mitgliedschaft unterzeichnet haben. Damit konnte das im ESF-Projektantrag

festgesetzte Ziel, 90 Prozent der jungen Menschen im Aufnahmegespräch zu einer Mitglied-

schaft zu bewegen, erreicht werden. Die folgende Auswertung der Teilnehmerdaten bezieht

sich ausschließlich auf die 79 jungen Menschen, die einer Mitgliedschaft zugestimmt haben.

Die folgende Tabelle zeigt die Geschlechterverteilung der Teilnehmer.

Geschlecht

Anzahl in Prozent

männlich: 56 70,9

weiblich: 23 29,1

gesamt: 79 100,0

Die Teilnehmer waren zum Zeitpunkt ihres Eintritts in den Aktiv Club zwischen 13 und 18

Jahren. Das Durchschnittsalter lag zwischen 15 und 16 Jahren. Über 90 Prozent haben einen

Migrationshintergrund.

Rechtskreiszugehörigkeit

Häufigkeit

SGB II (Jobcenter) 31

SGB VIII (Hilfen zur Erziehung) 32

SGB II und VIII 11

Keine Zugehörigkeit 27

Die obige Tabelle zeigt die Rechtskreiszugehörigkeit (Jobcenter und Jugendhilfe) der Teil-

nehmer. 32 Teilnehmer haben bereits Jugendhilfemaßnahmen in Form von Familienhilfe,

Erziehungsbeistand, Heimerziehung oder Inobhutnahme erhalten. 31 junge Menschen leben

in einer Bedarfsgemeinschaft; das heißt die Eltern der Teilnehmer beziehen Arbeitslosengeld

II. 11 junge Menschen gehören beiden Rechtskreisen an. Die Rechtkreiszugehörigkeit macht

die instabile finanzielle und familiäre Situation der Teilnehmer deutlich. Sie hat einen negati-

ven Einfluss auf die Motivation und Bereitschaft der jungen Menschen, die Schule erfolgreich

zu beenden oder eine Ausbildung zu beginnen.

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40

Von welchen Stellen wurden die Teilnehmer an den Aktiv Club verwiesen?

Die Zuweisung der Teilnehmer erfolgte durch mehrere Einrichtungen. Die überwiegende

Mehrheit der jungen Menschen wurde von Rektoren, Lehrern und Schulsozialarbeitern der

allgemeinbildenden und beruflichen Schulen zugewiesen, sowie von Mitarbeitern des Sozia-

len Dienstes. Weitere zuweisende Stellen waren: Mitarbeiter von anderen Projekten wie

„Schulverweigerung – Die 2. Chance“, Kompetenzagentur, Mitarbeiter von Jugendhilfeein-

richtungen und Berufseinstiegsbegleiter.

Die Auswertung der Teilnehmerdaten macht deutlich, dass die jungen Menschen zum Groß-

teil schwerwiegende soziale und psychische Auffälligkeiten aufweisen. Viele sind einschlägig

strafrechtlich vorbelastet (räuberische Erpressung, Diebstahl, Drogenbesitz und Hehlerei).

Von den Teilnehmern mussten drei aufgrund von Gerichtsurteilen aus der Vergangenheit

nach Abschluss der Maßnahme zunächst ihre Haftstrafe antreten. Darüber hinaus haben viele

der Mitglieder große kognitive Schwächen und liegen weit hinter dem Leistungsniveau

Gleichaltriger zurück. Daher ist es notwendig, Wissen sehr praxisorientiert zu vermitteln.

Dies geschieht im Aktiv Club insbesondere durch die Arbeit in den Gewerken (Möglichkeit,

in den Werkstätten der GBE verschiede Berufsbilder auszuprobieren) und durch die gemein-

same Frühstücksrunde, für die die Teilnehmer selbst einkaufen gehen müssen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Zielgruppe des Aktiv Clubs sehr heterogen ist und

damit auch eine individuelle Anpassung des Angebotes auf die Bedürfnisse jedes Mitglied

notwendig macht.

5.1.3 Erfolgsquote

Die im Folgenden genannte Erfolgsquote wurde auf Grundlage der Auswertung der dokumen-

tierten Teilnehmerdaten berechnet. Als erfolgreich gilt eine Teilnahme dann, wenn die im

Aufnahmegespräch festgelegten Ziele erreicht wurden. Herangezogen wurden nur die ehema-

ligen Teilnehmer, die zum Zeitpunkt der Auswertung bereits aus dem Aktiv Club ausgeschie-

den sind. Dies waren insgesamt 77 junge Menschen.

Erfolgsquote Häufigkeit in Prozent

Ziele vollständig erreicht 44 57,1

Ziele teilweise erreicht 5 6,5

keine messbare Veränderung 28 36,4

Gesamt 77 100,0

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Die Erfolgsquote des Aktiv Clubs liegt bei 57 Prozent. Rechnet man die jungen Menschen

hinzu, die ihre vereinbarten Ziele zum Teil erreicht haben, so ergibt sich eine Erfolgsquote

von insgesamt fast 64 Prozent. Berücksichtigt man die Tatsache, dass für eine Teilnahme nur

junge Menschen in Frage kommen, für die es kein Angebot mehr gibt bzw. die durch beste-

hende Angebote nicht mehr erreicht werden konnten, so ist dieser Erfolg besonders hervorzu-

heben.

Maßgeblich entscheidend für eine erfolgreiche Teilnahme am Aktiv Club ist das Alter der

Teilnehmer. Je früher die Mitgliedschaft beginnt, desto erfolgversprechender verläuft sie.

Dies spricht für einen präventiven Ansatz, vorbehaltlich der Annahme, dass alle vorhandenen

Angebote ausgeschöpft wurden.

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 19.01.2013

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42

5.1.4 Beschreibung der Ziele

Um ein besseres Bild über den Erfolg des Angebotes zu erhalten, werden nun die erreichten

Ziele genauer beschrieben. Die Informationen hierzu stammen aus den gesammelten Teil-

nehmerdaten der Mitarbeiter der GBE und wurden um Aussagen der befragten zuweisenden

Stellen ergänzt.

Fünf junge Menschen konnten in Ausbildung vermittelt werden und ein Teilnehmer nahm

eine Beschäftigung auf. Bei 29 Mitgliedern (38 Prozent) gelang eine dauerhafte Reintegration

in die Schule. Elf ehemalige Mitglieder (14 Prozent) erreichten durch die Unterstützung des

Aktiv Clubs ihren Hauptschulabschluss. Sechs Teilnehmer konnten in ein anderes passendes

Angebot vermittelt werden (u.a. klinisch stationäre Einrichtung oder Maßnahmen des Jobcen-

ters bzw. der Agentur für Arbeit). Es sei darauf hingewiesen, dass es Überschneidungen zwi-

schen den erreichten Zielen gibt, da manche Jugendliche mehrere Ziele erreicht haben.

Neben den dokumentierten, formalen Zielen, erreichten einige Mitglieder jedoch auch nie-

derschwelligere Ziele. Diese wurden von den zuweisenden Stellen im Rahmen der Befragung

genannt. Eine Person äußerte, dass es ein großer Erfolg für die jungen Menschen war, dass sie

sich über einen längeren Zeitraum regelmäßig an einer Maßnahme beteiligten und damit

Durchhaltevermögen zeigten. Zudem wurde positiv hervorgehoben, dass die Teilnehmer

durch die Mitarbeit in den Gewerken bisher unbekannte Stärken an sich entdeckten und da-

durch mehr Selbstbewusstsein erhielten. Die unvoreingenommene und wertschätzende Hal-

tung der Mitarbeiter des Aktiv Clubs gegenüber den Mitgliedern stärkte bei einigen das

Selbstvertrauen, das sie auch bei der Reintegration in die Schule erhalten konnten. Dies wie-

derum wirkte sich positiv auf die Leistungen und das Verhalten der Schüler im Unterricht aus

und führte letztlich zu einer Stabilisierung und nachhaltig andauernden Veränderung des So-

zialverhaltens, das von den zuweisenden Stellen und den Lehrern beobachtet wurde.

Des Weiteren gelang es durch die intensive Begleitung, ein Vertrauensverhältnis zu den jun-

gen Menschen und deren Eltern aufzubauen. Dadurch war es möglich die Eltern und Teil-

nehmer zu folgerichtigen Entscheidungen zu bewegen, die von diesen bisher abgelehnt wur-

den. Dazu zählen zum Beispiel: die Aufnahme einer stationären Behandlung, das Aufsuchen

einer Beratungsstelle oder die Einleitung einer stationären Hilfe zur Erziehung (Heim).

Folgende Aspekte des Aktiv Clubs wurden von den interviewten Personen positiv bewertet:

- schneller und unbürokratischer Zugang,

- bedarfsgerechtes und flexibles Angebot,

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43

- Angebot steht außerhalb des Regelsystems, mit dem die jungen Menschen schlechte

Erfahrungen gemacht haben,

- Ergänzung zum bisher unzureichenden Schulsystem, das „schwierige Fälle“ nicht

mehr erreichen kann,

- intensive Einzelfallarbeit: Es steht sowohl die Zeit als auch der Raum zur Verfügung,

sich um den Einzelfall zu kümmern und alle Probleme in den Fokus zu nehmen (Ca-

semanagement Ansatz, aufsuchende Arbeit),

- niederschwelliger Ansatz,

- Möglichkeit der Arbeitserprobung, durch welche die jungen Menschen neue Talente

an sich entdecken,

- Schüler erfahren unmittelbare Konsequenz aus ihrem Fehlverhalten,

- Netzwerkarbeit der Mitarbeiter mit Eltern, Schule, Jugendamt, Ausbildungsbetrieben

und anderen Einrichtungen,

- Wertschätzung der jungen Menschen.

Die genannten Punkte machen den Aktiv Club zu einem einzigartigen Angebot in Pforzheim

im Übergang Schule-Beruf und haben maßgeblich zum Erfolg beigetragen.

Das Institut Katz hat eine Teilnehmerbefragung durchgeführt, um die Wirksamkeit des Aktiv

Clubs aus Sicht der Jugendlichen darzustellen. Der Ergebnisbericht liegt bei der Lokalen Ko-

ordinierungsstelle vor und kann auf Anfrage gerne zur Verfügung gestellt werden.

5.1.5 Fazit

Die Interviews haben gezeigt, dass sich der Aktiv- Club in den letzten zwei Jahren als erfolg-

reiches Angebot im Übergang Schule-Beruf in Pforzheim etabliert hat. Es ist bei allen für die

Zielgruppe relevanten Akteuren bekannt. 23 der 24 befragten Personen äußerten, dass sie den

Aktiv Club als wichtig und bereichernd ansehen und eine Fortführung sehr begrüßen würden,

da es für die Zielgruppe kein vergleichbares Angebot gibt.

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44

5.2 Übergangsmanagement an Pforzheimer Schulen

5.2.1 Beschreibung des Angebotes

Das Lückenschlussprojekt Übergangsmanagement an Pforzheimer Schulen wird an der Wei-

herbergschule seit Januar 2013 erprobt und ist ein neuer wichtiger Baustein im Übergang von

der Schule in den Beruf. Ziel ist es, ein lückenloses System zwischen den Rechtskreisen auf-

zubauen, um die Integration von jungen Menschen in belasteten psychosozialen Lebenssitua-

tionen sicherzustellen. Die Schüler sollen im Übergang von der Schule in eine Ausbildung

oder weiterführende Schule individuell beraten und begleitet werden. Zudem soll die Ange-

botsstruktur und das Unterstützungssystem für die Schüler ausgeweitet werden.

Im Januar, gleich zu Beginn, fand eine Bedarfserhebung in den Klassen 8 bis 10 statt. Insge-

samt wurden 93 Schüler (davon 41 weiblich und 52 männlich) in Einzelgesprächen zu ihren

Berufsvorstellungen, Praktikumserfahrungen, Interessen, zur Berufsausbildung und Arbeit der

Eltern und zu Kontakten zu anderen Akteuren im Übergang Schule-Beruf befragt. Diese Be-

darfserhebung war wichtig, da sie Aufschluss darüber gab, welche Schüler besonders Unter-

stützung im Übergang von der Schule in eine Ausbildung oder weiterführende Schule benöti-

gen.

5.2.2 Erste Ergebnisse

Bedarfserhebung der Klassen 9 und 10 im Schuljahr 2012/2013

Um einen Eindruck über die Situation der Abgangsschüler vor Ende des 2. Schulhalbjahres zu

bekommen, wird im Folgenden ein Auszug der Analyse der Bedarfserhebung der Klassen 9

und 10 dargestellt:

Die meisten Schüler/innen der Klasse zwischen 14 und 17 Jahre alt.

Vier Schüler/innen stammen aus dem Irak und sind mit ca. 6 Jahren nach Deutschland ge-

kommen. Die anderen 15 Schüler wuchsen zum größten Teil in Deutschland auf. Hier kom-

men die Eltern bzw. Großeltern u.a. aus der Türkei, Italien, Portugal, Ungarn, Russland, Ru-

mänien oder aus dem Kosovo. Von 20 Schüler/innen erhielten die Eltern Grundsicherung für

Arbeitssuchende, waren somit beim Jobcenter gemeldet und befanden sich im Rechtskreis

SGB II.

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45

Berufliche Tätigkeit der Eltern:

Die Väter der Befragten arbeiteten häufig im handwerklich-technischen Bereich. Folgende

Berufsbilder wurden genannt: KFZ-Mechaniker, Zerspanungsmechaniker, Dachdecker oder

Lackierer. Manche Väter waren selbstständig und betrieben eine eigene Werkstatt, eine Filiale

oder eine Gaststätte. In manchen Fällen wussten die Schüler/innen jedoch nur den allgemei-

nen Bezug der Tätigkeit, aber nicht welchen Beruf bzw. in welcher Firma der Vater konkret

arbeitete. In fünf Fällen wussten die Schüler nicht, was für einen Beruf der Vater erlernt hat

bzw. ausgeübt hat. In zwei weiteren Fällen wurde der Vater als arbeitslos genannt.

14 Schüler/innen gaben an, dass ihre Mutter Hausfrau sei. Nach Angaben der Neuntklässler

arbeiteten die Mütter oft als Teilzeitkräfte, z.B. im Bereich Verkauf/Einzelhandel oder als

Pflegekraft im Altersheim/Krankenhaus. Drei Mütter wurden als arbeitslos genannt.

Ob die Eltern ihrem Ausbildungsberuf nachgingen bzw. ob die Eltern eine Ausbildung hatten,

war nur den wenigsten bekannt. Zudem erklärten die Schüler häufig, dass es in dem Land, in

dem ihre Eltern aufwuchsen so etwas wie eine berufliche Ausbildung nicht geben würde (z.B.

im Irak).

Die Auswertung der Befragung machte deutlich, dass Schüler/innen oftmals nicht bekannt

war, was ihre Eltern arbeiteten oder welchen bzw. ob sie überhaupt einen Beruf erlernt hatten.

Anschlussperspektive der männlichen Schüler:

Von den 22 Schülern der Klasse 9 wollten drei eine Ausbildung beginnen. Davon hatten zwei

Schüler große Sprachbarrieren und schlechte Schulnoten (Note 4 in den Hauptfächern). Ein

Schüler hatte bereits einen Ausbildungsplatz. Für die Ausbildung hatte er sich früh und um-

fangreich beworben.

Die meisten Schüler wollten eine weiterführende Schule besuchen, insbesondere eine kauf-

männische, um dort die Mittlere Reife oder die Fachhochschulreife zu erwerben. Die Ent-

scheidung auf eine weiterführende Schule zu gehen, wurde damit begründet, dass ein höher-

wertiger Abschluss angestrebt wird, um die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu erhöhen.

Die meisten hatten jedoch keine ausreichenden Schulleistungen, um die Berufsfachschule zu

besuchen, und gaben als Alternative an, den Werkrealschulabschluss an der Weiherbergschule

in Klasse 10 zu absolvieren. Ein Schüler nahm die Hilfe von der Agentur für Arbeit in An-

spruch und stand mit der Berufsberaterin in stetigem Kontakt.

Ein Schüler hatte eine Ausbildungsstelle. Drei Schüler wussten noch nicht, wie ihr schulischer

und beruflicher Werdegang aussehen sollte.

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Von zwölf Schülern der Klasse 10 wollten sechs Schüler eine duale Berufsausbildung begin-

nen. Fünf davon bewarben sich bereits für eine Ausbildung (bis zu 20 Bewerbungen). Viele

strebten den Beruf des KFZ-Mechatronikers an, jedoch stellte die Mathematiknote eine große

Hürde dar. Vier Schüler wollten eine weiterführende Schule besuchen, insbesondere eine

kaufmännische, um dort die zweijährige Berufsfachschule zu absolvieren. Als Grund für den

Besuch einer weiterführenden Schule wurde ebenfalls das Erreichen eines besseren Abschlus-

ses angegeben. Allgemein konnten sich viele Schüler eine Ausbildung bzw. einen Beruf im

Einzelhandel vorstellen.

Anschlussperspektive der Schülerinnen:

Von den 10 Schülerinnen der Klassen 9 wollten die meisten einen höherwertigen Abschluss

an einer weiterführenden Schule erreichen. Sie hatten den Wunsch an einer ernährungswis-

senschaftlichen/sozialwissenschaftlichen Schule angenommen zu werden, um dort die zwei-

jährige Berufsfachschule zu absolvieren. Den Werkrealschulabschluss sahen viele als Alterna-

tive, wenn sie auf den weiterführenden Berufsfachschulen nicht angenommen werden sollten.

Die meisten haben Berufswünsche, konnten sich aber aufgrund ihrer Unsicherheit nicht für

eine berufliche Ausbildung entscheiden.

Von 13 Schülerinnen der Klassen 10 wollten fünf eine duale Ausbildung beginnen. Die Be-

rufswünsche waren z.B.: Erzieherin, Kranken- und Gesundheitspflegerin, Reiseverkehrskauf-

frau und Chemielaborantin. Die Schülerinnen, die nach einer duale Ausbildung streben, be-

warben sich zwar, aber meisten nur auf ein oder zwei Stellen und gaben als Alternative an,

auf eine weiterführende Schule mit sozialwissenschaftlichen Schwerpunkt gehen zu wollen.

Häufig nannten sie, dass sie vor der Ausbildung noch mal ein Praktikum in diesem Bereichen

machen wollten. Eine Schülerin wollte eine schulische Ausbildung als Erzieherin in Angriff

nehmen. Zwei Schülerinnen überlegten sich, ein Freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren.

Sechs Schülerinnen bewarben sich um einen Platz an einer weiterführenden Schule. Davon

drei auf der sozial-/ernährungswissenschaftlichen und drei auf der kaufmännischen Schule.

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Strukturdaten der Abgangsklassen 9 und 10 zum Ende des Schuljahres 2012/2013

(Stand: 30.07.2013)

Klasse 9 Klasse 10

m w gesamt m w gesamt

Schülerzahl 22 10 32 12 13 25

davon mit Migrationshintergrund 16 9 25 8 10 18

davon Teil einer Bedarfsgemeinschaft (SGB II

Leistungsbezug) 6 7 13 3 4 7

Klasse 9 Klasse 10

m w gesamt m w gesamt

Anschlussperspektive

Besuch der 10. Klasse der WRS im SJ 2013/2014 12 1 13 - - -

Besuch der BFPE der Johanna-Wittum-Schule (Be-

rufsfachschule Pädagogische Erprobung) 3 3 6 0 1 1

Besuch der 2-jährigen Berufsfachschule 4 4 8 1 1 2

Besuch des Berufskollegs /

berufliches Gymnasium - - - 2 3 5

Berufliche Ausbildung 2 1* 3 4 1 5

Freiwilliges Soziales Jahr / Praktikum 0 3 3

Wiederholen der 10. Klasse 1 0 1

steht noch nicht fest 1 1 2 4 4 8

*zum Zeitpunkt der Erstellung noch nicht sicher

Am Ende des Schuljahres 2012/2013 werden 2 bis 3 Schüler der Klasse 9 und 6 Schüler der

Klasse 10 eine berufliche Ausbildung beginnen. Drei Schülerinnen werden ein Freiwilliges

Soziales Jahr oder ein verlängertes Praktikum absolvieren. Die meisten Schüler haben sich

entschieden, eine weiterführende Berufsfachschule oder die Klasse 10 der Werkrealschule zu

besuchen, um dort einen höherwertigen Bildungsabschluss (Mittlere Reife, Fachhochschulrei-

fe, Allgemeine Hochschulreife) zu erreichen.

Um erste Erkenntnisse über die Wirksamkeit von ÜMAS aus Sicht der Schüler zu erhalten,

wurde das Institut Katz mit einer Evaluation beauftragt. Dabei wurden fünf Schüler mithilfe

von Tiefeninterviews über ihre Berufswünsche und aktuelle Situation am Übergang von

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Schule in Ausbildung bzw. Beruf befragt. Die Ergebnisse dieser Evaluation können bei der

Lokalen Koordinierungsstelle eingeholt werden.

5.2.3 Rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit

Das Übergangsmanagement arbeitete mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, dem

Jobcenter, dem Sozialen Dienst, der Jugendsozialarbeit an Schulen dem Konrektor und Be-

rufswegeplaner der Schule und den Lehrkräften sehr eng zusammen. Um die rechtskreisüber-

greifende Arbeit weiter zu intensivieren, wurden im Rahmen des Übergangsmanagements

unterschiedliche Akteure im Übergang Schule-Beruf zu einer fiktiven Fallkonferenz eingela-

den. Teilgenommen hatten ein Fallmanager des Jobcenters, eine Berufsberaterin der Agentur

für Arbeit, ein Gruppenleiter der Sozialen Dienste, eine Abteilungsleiterin und Lehrerin einer

Berufsschule, ein Jugendsozialarbeiter an Schulen sowie ein Jugendsachbearbeiter vom Haus

des Jugendrechts. Anhand verschiedener Fallbeispiele (Fallvignetten) konnten Zuständigkei-

ten und die verschiedenen Handlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten der einzelnen Akteu-

re im Übergang Schule-Beruf diskutiert und geklärt werden. Diese Art der rechtskreisüber-

greifenden Zusammenarbeit sollte weiterhin stattfinden.

Was sind Fallvignetten?

Fallvignetten sind fiktive Fallbeispiele zu einem ausgewählten Handlungskontext in Verbin-

dung mit einer analyseleitenden Frage. Diese Fallbeispiele werden verwendet, um...

- Herangehensweisen und Arbeitskulturen kennenzulernen

- Beteiligte Akteure, Entscheidungen und Aktivitäten in der konkreten Fallarbeit herauszu-

stellen

- Prozessketten zu entwickeln: vom IST zum SOLL

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Quelle: Ramboll (Prozessbegleitung JUGEND STÄRKEN: Aktiv in der Region)

Einsatz der Fallvignetten

- Fallvignetten dienen als Grundlage einer Gruppendiskussion

- Teilnehmende sollten auf gleicher Ebene und in gleichem Themenfeld angesiedelt sein

- Moderation durch eine neutrale Person

- Der Fall sollte vorher nicht bekannt sein. Dies fördert eine unbefangene und spontane He-

rangehensweise

- Ein fiktiver Fall überwindet Datenschutz-Problematik und kann „Knackpunkte“ der Zu-

sammenarbeit unbelastet thematisieren.

In der Fallkonferenz wurde u. a. folgender Fall bearbeitet:

Fallbeispiel I: Zugang SGB III

- 16-jähriges Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund hat über Schulsozialarbeit

einen Termin bei der Berufsberatung,

- Eltern leben getrennt,

- lebt mit Mutter und einer älteren (18 Jahre) und einer jüngeren (12 Jahre) Schwester zu-

sammen,

- Mutter ist Hausfrau und alleinerziehend und hatte schon Alkoholprobleme,

- Vater arbeitslos und lebt in einer anderen Stadt,

- Familienhilfe (2x Woche) (HZE) ist installiert,

- Familie erhält Leistungen vom Jobcenter,

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- In der Freizeit sie trifft sich mit Freunden und ist in der Stadt unterwegs, zudem verbringt

sie viel Zeit in der Familie und passt auf die kleinste Schwester auf,

- besucht die 9. Klasse einer Werkrealschule. In den Hauptfächern sind ihre Noten ausrei-

chend. (M: 4 / D: 4 / E: 4). Sie möchte dieses Schuljahr den Hauptschulabschluss machen.

- zeigte noch vor ein bis zwei Jahren schulverweigerndes Verhalten,

- kann sich später eine Ausbildung im Einzelhandel vorstellen.

Allgemeine Informationen zum Hintergrund

Es besteht die Gefahr, dass sie den Hauptschulabschluss evtl. nicht bestehen wird.

Die Aussage, dass sie sich vorstellen könnte, eine Ausbildung im Einzelhandel zu machen,

kam nicht ganz ernsthaft und überzeugend rüber. Sie fühlt sich noch zu jung für eine Ausbil-

dung, möchte lieber noch die 10. Klasse der Werkrealschule besuchen. Nach ihrer Aussage

benötigt sie keine Hilfe beim Bewerbungsschreiben. Die Schülerin war vor zwei Jahren in der

Maßnahme „Schulverweigerung – Die 2. Chance“.

Ergebnisse aus der Fallkonferenz 1. Bisherige Gelingensfaktoren der rechtkreisübergreifenden Zusammenarbeit

- Gelegentliche Runde Tische/Fallkonferenzen

- Teilweise Absprachen zwischen den verschiedenen Rechtskreisen

- Einbezug der Eltern

- Zwischen Einzelpersonen schnelle Wege und schneller Austausch möglich 2. Knackpunkte

• Schnittstelle an den Rechtskreisen: Schnittstellen, bei denen Jugendliche verloren gehen können (z.B. Wegfall des Leistungsbe-zugs hat zur Folge, dass die Jugendlichen keine Maßnahmen des Jobcenters mehr besuchen können)

• Datenschutzproblematik:

- Verlust von Informationen

- mangelnde Absprachen durch Datenschutz

• Arbeitskulturen: Unterschiedliche Herangehensweisen der Rechtskreise führen zu Zielkonflikten (z.B.: gesetz-lich festgelegte Sanktionen des Jobcenters wirken sich kontraproduktiv auf die Motivation der Jugendlichen aus)

• Intransparenz: Vielzahl und Unübersichtlichkeit der Angebote führt dazu, dass nicht alle Möglichkeiten aus-geschöpft werden können, da sie bei den Akteuren nicht bekannt sind.

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• Personelle Fluktuation: Beziehungsarbeit hängt stark vom Engagement von Einzelpersonen ab. Enge Beziehung zu den Jugendlichen notwendig, aber durch ständigen personellen Wechsel nicht immer möglich. 3. Lösungsansätze

• Laufzettel: Jeder Jugendliche hat eine Art „Laufzettel“ bei sich, in dem die verschie-den Stationen, Termine, Maßnahmen im Übergang-Schule-Ausbildung-Beruf fest-gehalten werden. So kann jeder Akteur erkennen, wo der Jugendliche schon war oder was für ihn möglicherweise noch notwendig und hilfreich wäre.

• Lotsen: Einführung eines Lotsen, der die Jugendlichen an die verschiedenen Stellen

bringt, zu Terminen begleitet und motiviert.

• Datenweitergabe: Möglichkeit der Datenweitergabe durch Vereinbarungen und Schweigepflichtentbindung (s. Haus des Jugendrechts).

• Operative Ebene: Empfehlung, dass weitere Lösungsansätze, möglichst auch auf

operativer Ebene, im kleinen Rahmen diskutiert und gefunden werden.

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6 Ziele

Nach den bisherigen Erfahrungen im Bereich Übergang Schule in den Beruf sollten folgende

Ziele zukünftig verfolgt werden:

1. Jeder junge Mensch soll den seinen Begabungen und Interessen entsprechenden Schulab-

schluss erreichen können und bis zum Schulabschluss eine berufliche Perspektive entwickelt

haben.

Wirkungsindikator

• Erhöhung des Anteils der Schüler, die von den allgemeinbildenden Schulen mit einem

Abschluss abgehen. Dazu muss die Schulabbrecherquote so weit wie möglich abgebaut

werden.

2. Die Bildungsbeteiligung von jungen Menschen soll unabhängig von der sozialen, ethni-

schen oder religiösen Herkunft sowie von Geschlecht oder Behinderung erhöht werden.

Wirkungsindikatoren

• Erhöhung des Anteils der Jugendlichen mit mittlerer Reife.

• Erhöhung des Anteils der Jugendlichen mit Abitur.

• Erhöhung des Anteils von ausländischen jungen Menschen mit höheren Bildungsab-

schlüssen.

3. Jeder Jugendliche soll einen Anschluss und eine verlässliche Begleitung in weiterführende

Bildung, Ausbildung, Studium oder Beschäftigung im Rahmen von anerkannten freiwilligen

Tätigkeiten wie Soziales Jahr und Ähnliches haben. Die jungen Menschen werden entspre-

chend ihres Bedarfs im Übergangsprozess unterstützt.18

Zwischenziel

• Kenntnis über den Verbleib von allen jungen Menschen nach Abschluss der allgemeinbil-

denden Schule

18 Ein Bedarf auf Begleitung könnte vorliegen, wenn die Schülerin/der Schüler selbst und die abgebende allge-meinbildende Schule davon ausgehen, dass die Schülerin/der Schüler selbstständig nicht erfolgreich in weiter-führende Bildung, Ausbildung übergehen kann. Bei Vorliegen der Bedarfsdeckung wäre dieses Ziel erreicht.

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Wirkungsindikatoren

• Senkung des Anteils der jungen Menschen im Übergangssystem.

4. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ausgangssituation ist ein

wichtiges Ziel, junge Menschen auf direktem Weg für eine duale Ausbildung oder schulische

bzw. akademische Ausbildung z.B. in den Berufsbereichen Pflege und Sozialpädagogik zu

gewinnen.

Wirkungsindikatoren

• Steigerung des Anteils der jungen Menschen und insbesondere der weiblichen jungen

Menschen mit Migrationshintergrund in der dualen Ausbildung.

• Steigerung des Anteils der Jugendlichen in schulischer Ausbildung in den Berufsberei-

chen Pflege und Sozialpädagogik.

• Senkung des Anteils der Vertragslösungen (ohne unmittelbare Anschlussperspektive).

• Senkung der Jugendarbeitslosenquote.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Zielerreichung von vielen Faktoren abhängt, die nur zum

Teil von den genannten Akteuren im Übergangssystem beeinflusst werden können.

Die Festlegung von Zielwerten für die Zielereichung sollte von der von vielen Experten be-

suchten Steuerungsgruppe PUSCH vorgenommen werden. Eine zentrale Koordinierungsstelle

sollte die Zielerreichung überwachen und darüber bei allen verantwortlichen Akteuren (Schu-

le, SGB II, III und VIII) berichten.

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7 Handlungsempfehlungen

Um die im vorangegangenen Kapitel formulierten Ziele für die Zielgruppe junge Menschen in

belasteten psychosozialen Lebenssituationen im Übergang Schule-Beruf zwischen 13 und 25

Jahren zu erreichen, werden folgende Strategien vorgeschlagen19:

- Junge Menschen müssen in den Systemen erreicht werden, in denen sie sich bereits befin-

den. Dies ist zunächst die allgemeinbildende Schule und später die berufliche Schule oder

der Ausbildungsbetrieb.

- Die bestehenden Angebote im Übergang Schule-Beruf müssen bedarfsgerecht und aufein-

ander abgestimmt im System verankert werden. Wünschenswert sind dauerhaft angelegte

Maßnahmen statt neuer Projekte.

1a) Lokale Koordinierungsstelle bei der Stadtverwaltung

Für die Umsetzung der Ziele und Aufgaben im Bereich Übergang Schule-Beruf ist eine dau-

erhafte lokale Koordinierungsstelle bei der Stadtverwaltung Pforzheim unverzichtbar. Durch

die Ablehnung der Einrichtung einer lokalen Bildungslandschaft nebst Bildungsbüro - in das

vorgesehen war, PUSCH als wichtiges Element an der Schnittstelle von Schule zu Ausbil-

dung und Beruf einzugliedern - stehen keine Ressourcen zur Verfügung, um die bisherige

Arbeit fortzuführen. Um die präventive Arbeit von PUSCH durch frühzeitiges Eingreifen zur

Vermeidung von Arbeitslosigkeit fortsetzen zu können, schlägt die Verwaltung vor, die Ko-

ordinierungsstelle vorläufig beim Jobcenter Pforzheim anzusiedeln.

Für die fortzuführende Stelle ergeben sich u. a. folgende Aufgabenschwerpunkte:

- Fortführung der Netzwerkarbeit,

- Geschäftsführende Einheit der „Steuergruppe Schule-Beruf“ (Arbeitstitel),

- Fortführung des Runden Tisches „Übergang Schule-Beruf“,

- Zentrale Ansprechperson sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch außerhalb,

- Fortführung der Sozialdatenbank „Arbeit und Ausbildung“,

- Fortführung und Aktualisierung der Bildungs- und Qualifizierungswege (Schematische

Darstellung, Prozessbeschreibungen, Übersichtplakat – in Arbeit),

- Ansprechpartner für aktuelle Entwicklung (z.B. neue Förderprogramme),

19 Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass eine Vielzahl von Gesetzen, Verord-nungen und Anweisungen die Zuständigkeiten und Aufträge der Schule, der Agentur für Arbeit und des Jobcen-ters regeln. Die im Folgenden genannten Handlungsempfehlungen müssen daher in diesen gesetzlichen Rahmen eingeordnet werden.

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- Unterstützung bei der strategischen Sozialplanung (Themenschwerpunkt Übergänge),

- Fortsetzung eines Datenmonitoring (Grundlage für Bildungsbericht),

- Etablierung einer repräsentativen Erhebung eines Abschlussjahrgangs (Projektleitung).

1b) Steuergruppe Übergang Schule-Beruf

Agentur für Arbeit

Allgemeinbildende

Schulen

Amt für Bildung

und Sport Berufliche Schulen

Staatliches Schulamt

Pforzheim Gesamtelternbeirat

Lokale Koordinie-

rungsstelle Gewerkschaften

Jugendhilfeplanung

Teilnehmer/Akteure

„Steuergruppe

Schule-Beruf“ Gleichstellungs-

beauftragte

Jobcenter Pforzheim

Integrationsbeauftragte IHK HWK

2) Berufswegeplanung an den Schulen

- An allen Schulen sollte es ein einheitliches Repertoire an Angeboten im Bereich der Be-

rufsorientierung und Berufsvorbereitung (Berufsberatung der Agentur für Arbeit, Besuch

des BIZ, Kompetenzanalyse – Profil AC, Praktika, Berufseinstiegsbegleitung, Berufswe-

geplanung) geben. Zusätzlich können die Schulen dieses um weitere Bausteine je nach

Wunsch erweitern (z.B. Best-E). Die Schüler sollen so früh wie möglich mit Berufen in

Kontakt kommen (Praktika, Ausbildungsbotschafter, Bildungspartnerschaften) � Herstel-

lung eines Arbeitsweltbezugs

- Zusätzliche Angebote sollen für junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf20

bereitgestellt werden (Kompetenzagentur, Agentur für Arbeit, Aktiv Club, 2. Chance, Ju-

gendbüros, Jobmobil, Angebote der Kammern etc.). Die Angebotsentwicklung sollte ge-

meinsam mit der Steuergruppe und der lokalen Koordinierungsstelle abgestimmt werden.

- Um die Schüler zu ermitteln, die einen erhöhten Unterstützungsbedarf haben, wird in den

Klassenstufen 8 und 9 eine Abfrage aller Schüler empfohlen (Beispielhaft im ÜMAS).

- In allen Abgangsklassen aller Werkrealschulen und Förderschulen (9. und 10. Klasse)

sollte am Ende des Schuljahrs eine Abfrage erfolgen, um die Anschlussperspektiven der

Schüler zu dokumentieren (geschieht bisher durch Ausfüllen des Übergabeprotokolls). Ei-

ne Nacherhebung im November ist notwendig, um den tatsächlichen Verbleib der Jugend-

20 Ein erhöhter Unterstützungsbedarf liegt vor, wenn der oder die Jugendliche einer der Gruppen in Kapitel 1.3 angehört.

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lichen zu erfassen. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass PUSCH die Einfüh-

rung einer elektronischen Schülerakte sehr befürwortet. Mit Hilfe dieser könnten zukünf-

tig Bildungsverläufe von Schülern schnell und ganzheitlich abgerufen werden. Darüber

hinaus wäre es möglich „unversorgte“ junge Menschen „aufzuspüren“ und gezielt mit ge-

eigneten Angeboten aufzufangen.

- In einem Portfolio sollten alle Dokumente (Lebenslauf, Praktikumszeugnisse, Teilnahme-

bescheinigungen etc.) aufbewahrt werden.

3) Alternative Wege zum Schulabschluss

Der hohe Zulauf des Aktiv Clubs zeigt, dass viele Schüler Probleme haben, innerhalb des

regulären Schulsystems ihren Schulabschluss zu erreichen. Hierfür gibt es mehrere Gründe.

Einige Jugendliche benötigen zum Beispiel eine praxisorientierte Lernförderung in kleineren

Lerngruppen. Deshalb wird empfohlen Schülern, die sich im regulären Schulsystem nicht zu

Recht finden, alternative, außerschulische Wege zu einem Schulabschluss zu eröffnen. Diese

könnten zum Beispiel einen produktionsorientierten Ansatz enthalten.

4) Elternarbeit

Die Auswertungsergebnisse des Aktiv Clubs und ÜMAS haben ergeben, dass Eltern maßgeb-

lich den Berufswunsch der jungen Menschen beeinflussen. Wird zu Hause über das Thema

„Beruf und Ausbildung“ gesprochen und bieten Erziehungsberechtigte z.B. Unterstützung im

Schreiben von Bewerbungen, verläuft der Übergang von Schule in Ausbildung in der Regel

erfolgreicher. Daher wird vorgeschlagen, die Elternarbeit im Bereich Übergang Schule-Beruf

voranzutreiben und vermehrt Unterstützung (auch in Form von Fort- und Weiterbildung für

Fachkräfte) in diesem Themenfeld anzubieten.

5) Sprachförderung

In Pforzheim sind junge Menschen mit Sprachdefiziten (in der Regel junge Menschen mit

Migrationshintergrund) gezielt zu fördern und zu unterstützen. Dazu sind mehr Sprachkurse

für junge Menschen nötig, die flexibel bedient werden können. Schulpflichtige junge Migran-

ten, die während eines Schuljahres nach Pforzheim kommen, müssen in einer Vorbereitungs-

klasse aufgenommen werden. Dazu bedarf es eines abgestimmten Verfahrens und klaren Zu-

ständigkeiten (Aufgabe des Staatlichen Schulamtes).

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6) Versorgungslücke für ältere Jugendliche

Nach aktuellem Stand wird die Kompetenzagentur zum 31.12.2013 enden. Durch den Wegfall

der Kompetenzagentur wird ab dem 01.01.2014 voraussichtlich eine Versorgungslücke für

ältere Jugendliche im Übergang Schule-Beruf entstehen. Diese Lücke wird zusätzlich ver-

stärkt durch die Reduzierung der Teilnehmerplätze des Aktiv Clubs. Da der Aktiv Club zu-

künftig nur noch mit 8 Plätzen als Jugendhilfemaßnahme weiterfinanziert wird, werden

hauptsächlich Jugendliche bis 18 Jahren in das Angebot aufgenommen.

Diese Versorgungslücke sollte so schnell wie möglich mit zielgruppengerechten Angeboten

geschlossen werden.

7) Etablierung von ehrenamtlichen „Lotsen“

Um junge Menschen erfolgreich durch das Übergangssystem zu führen, wird die Etablierung

von ehrenamtlichen „Lotsen“ vorgeschlagen. Diese sollen die jungen Menschen zu Terminen

begleiten, sie motivieren und an die richtigen Stellen vermitteln. Wichtig dabei ist, dass ein

enges Vertrauensverhältnis aufgebaut wird und der Kontakt über einen längeren Zeitraum

gewährleistet wird. Daher wird vorgeschlagen, die sogenannten „Lernbegleiter“ als Lotsen

einzusetzen.

8) Netzwerkarbeit

Alle Akteure, die im Übergang Schule-Beruf tätig sind, sollten sich regelmäßig über aktuelle

Projekte und Änderungen im System informieren und austauschen. Dazu stehen zum einen

der „Runder Tisch Übergang Schule-Beruf“ und zum anderen die Sozialdatenbank zur Verfü-

gung. Wünschenswert wären zusätzlich Fortbildungsmodule im Bereich Übergang Schule-

Beruf, welche die lokale Koordinierungsstelle u. a. für Fachkräfte im Bereich Übergang Schu-

le-Beruf anbieten könnte.

9) Ausblick – Implementierung einer Übergangs-Agentur

Um die Angebote im Übergang Schule-Beruf bedarfsgerecht und aufeinander abgestimmt im

System zu verankern, wird die Einrichtung einer Übergangsagentur vorgeschlagen. Die Agen-

tur für Arbeit (Berufsberatung und –vermittlung), das Jobcenter (Team U25), der Soziale

Dienst des Jugend- und Sozialamtes, die freien Träger und die Kammern (HWK und IHK)

sollen Unterstützung im Übergang Schule-Beruf aus Sicht der jungen Menschen aus einer

Hand anbieten.

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Dabei soll auch eine räumliche Zusammenlegung der Institutionen angestrebt werden. Eine

mögliche Zwischenlösung wäre die stadtinterne Zusammenlegung einzelner Bereiche im

Themenfeld Übergang Schule und Beruf. Entscheidend ist jedoch, dass die Institutionen auf

der Basis gelebter und verbindlicher Kooperationsvereinbarungen, Prozessbeschreibungen

und Dokumentationen über die Jugendlichen zusammenarbeiten. Darüber hinaus soll es in der

Übergangsagentur ressortübergreifende Fallkonferenzen geben, bei denen Zuständigkeiten

festgelegt und ein mit allen Beteiligten abgestimmter Hilfeplan entwickelt werden. Im Rah-

men der Übergangsagentur soll auch eine Steuergruppe eingerichtet werden, die in regelmä-

ßigen Abständen tagt.

Der Vorteil einer virtuellen Übergangs-Agentur besteht in der besseren Vernetzung. Dadurch

können schneller Lösungswege gefunden werden. Dies zeigt sich auch am Beispiel des Haus

des Jugendrechts Pforzheim, in dem seit Februar 2012 eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwi-

schen Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt und dem Bezirksverein für soziale Rechtspflege

stattfindet.

Die folgende Grafik soll einen Überblick über die Zielgruppe, die Akteure und die Einbettung

der virtuellen Übergangsagentur in das System Übergang Schule-Beruf geben:

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Ziele:

- Berufsberatung, Ausbildungsvermittlung, Vermittlung passgenauer Angebote für beson-

ders Benachteiligte und Berufswegeplanung aus einer Hand

- Bündelung der Maßnahmen der Träger nach Themen

o Zusätzliche Beratung zu bestimmten Themen (u. a.: Bewerbungen schreiben, Be-

werbungstrainings)

o Intensive Einzelfallarbeit (Case Management Ansatz)

- Leichterer Zugang für die jungen Menschen und ihre Eltern bzw. Erziehungsberechtigten,

Abbau von bürokratische Hürden

- Für jeden jungen Menschen gibt es ein passgenaues Angebot und einen zentralen An-

sprechpartner

Zielgruppe:

Die Übergangs-Agentur ist zuständig für Schüler aller Schularten und deren Erziehungsbe-

rechtigte ab der 8. Klasse bis zur Vollendung des 24. Lebensjahrs.

Die Übergangs-Agentur soll auch Erziehungsberechtigte darin unterstützen, ihre Kinder im

Übergang optimal zu begleiten.

Zugang zur virtuellen Übergangs-Agentur:

- Das Bindeglied zwischen Schule und virtueller Übergangs-Agentur bilden die Schulsozi-

alarbeiter (Übergangsmanager) und Klassenlehrer an den allgemeinbildenden und berufli-

chen Schulen. Sie vermitteln junge Menschen je nach Bedarf an die Übergangs-Agentur.

- Schüler können sich direkt an die Übergangs-Agentur wenden. Jeder Schüler erhält ab der

Klasse 8 einen festen Ansprechpartner in der Übergangs-Agentur.

- Ausbildungsabbrecher werden durch Ausbildungsbetriebe oder die jeweilige Kammer

über das Angebot der Jugendagentur informiert und erhalten dort ebenfalls einen festen

Ansprechpartner.

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Impressum

Herausgeber:

Stadt Pforzheim, Marktplatz 1, 75172 Pforzheim

Redaktionsteam:

Tanja Jungbauer Andreas Starz

Catharina Clauer Almut Cobet-Rohde

Nachfragen sind zu richten an:

Lokale Koordinierungsstelle

JUGEND STÄRKEN: Aktiv in der Region

- PUSCH -

Jugend- und Sozialamt

Blumenhof 4, 75175 Pforzheim

Tanja Jungbauer E-Mail: [email protected]

Datum: 04. November 2013