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Saatguteinsatz im Grünland Übersaat - Nachsaat - Neuansaat LfL-Information ?? erwünschte Gräser Klee „Gute“ Kräuter 60–70% 15–20% 15–20% Masse Futterwert Narbendichte vielseitige Nutzung Mineralstoffe Geschmack Nutzungs- elastizität N-Bindung Schmack- haftigkeit Mineralstoff- gehalt Bestand dominiert von unerwünschten Gräsern und Kräutern geringer Ertrag und Futterwert geringe Schmackhaftigkeit geringe Nutzungselastizität Konservierungserschwernis (einzelne Arten) gesundheitsschädlich bis giftig

Übersaat - Nachsaat - Neuansaat · Selektiv – Herbizid) + Nachsaat + Nutzungsänderung** Grünlanderneuerung (zumindest von Teilflächen) Nutzungsänderung** b) > 20 % hartnäckige

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Saatguteinsatz im Grünland Übersaat - Nachsaat - Neuansaat

LfL-Information

??erwünschte Gräser Klee „Gute“

Kräuter60–70% 15–20% 15–20%

MasseFutterwert

Narbendichtevielseitige Nutzung

MineralstoffeGeschmackNutzungs-elastizität

N-Bindung

Schmack-haftigkeit

Mineralstoff-gehalt

Bestand dominiert vonunerwünschten

Gräsern und Kräutern geringer Ertrag und Futterwert geringe Schmackhaftigkeit geringe Nutzungselastizität Konservierungserschwernis (einzelne Arten) gesundheitsschädlich bis giftig

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Abb. 1: Mögliche Kombination von Übersaat und dem Eineb-nen von Mäusehügeln im Frühjahr

1 „Übersaat“ und „Nachsaat“ (oder „Durchsaat“) unterscheiden!

Der Einsatz von Saatgut im Wirtschaftsgrünland reicht von der Pflege bis zur Neugründung von Beständen. Vor dem konkreten Saatguteinsatz sollte daher sowohl Grund als auch Ziel-setzung festgestellt werden.

Prinzipiell können drei Verfahren unterschieden werden:

― Pflege und Unterstützung intensiv geführter Bestände (besonders in Grenzlagen) durch sogenannte „Übersaat“.

― Die Nachsaat mit dem Ziel, die wertvollen Anteile der Altnarbe zu erhalten und eine deutliche Verbesserung der Bestandeszusammensetzung meist mittels „Durchsaatver-fahren“ zu erreichen.

― Vollständige Abtötung der minderwertigen Altnarbe und Erneuerung des Gesamtbestan-des durch „Neuansaat“.

In Grünlandbetrieben mit mittleren bis hohen Intensitäten bei Viehbesatz, Schnittfrequenz und Einzeltierleistung ist die Narbenpflege zum Erhalt einer pro-duktiven, dichten und unkrautunterdrü-ckenden Grasnarbe eine ganzjährige Aufgabe. Dies trifft besonders auf Standorte/Flächen zu, die aufgrund der betriebswirtschaftlich notwendigen In-tensitätssteigerungen der letzten Jahr-zehnte und den damit zwangsläufig ver-bundenen Bestandesänderungen näher an die Grenzen der genetischen Streubreite wichtiger gewünschter Bestandesbildner gelangen. Erkennbar wird dies durch Umfang und Häufigkeit des Ausfalls

dieser Arten. In vielen dieser Fälle handelt es sich um das Ausdauervermögen des Deut-schen Weidelgrases in diesen Lagen Bei diesem Merkmal sind große Sortenunterschiede festzustellen. Hier ist es also besonders wichtig Fortschritte in der Pflanzenzüchtung zu nut-zen.

Übersaat ist die Saatgutablage auf die meist unbearbeitete Bodenoberfläche. Sie erfolgt ein bis mehrmals im Jahr mit einfacher, in der Regel auf den Betrieben vorhandener und kos-tengünstiger Technik (Beispiele Seite 3).

Die Saatstärke liegt zwischen 5 bis 10 kg/ha. Sie eignet sich nicht für die schnelle Verbesse-rung mangelhafter Narben, sondern dient der Vorbeugung auf Flächen, die z.B. aufgrund der Standortbedingungen gegenüber Bestandesverschlechterungen gefährdet sind.

Die „Übersaat“ ist somit eine vorbeugende Maßnahme. Sie benötigt und schließt bereits vorhandene Lücken (z.B. flachgezogene Mäusehaufen, leichte Trittschäden u.a.), damit das Saatgut den notwendigen Kontakt mit dem Boden auch erreicht.

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Abb. 2: Profilwalzen eignen sich besonders gut für

das Anwalzen des Saatgutes

Die Übersaat verhin-dert durch den ra-schen Schluss dieser Lücken die sonst dro-hende Verunkrautung und erhöht die Trieb-dichte wertvoller Grä-ser. Da heutzutage durch die allgemein frühere und häufigere Schnittnutzung weni-ger Grassamen aus-fallen, ist sie eine si-

chere (kein Risiko des Futterausfalls) und billige Methode (Kombination mit ohnehin not-wendigen Arbeitsgängen) zur Verjüngung und Erhaltung einer produktiven Grasnarbe. Nach Möglichkeit sollte sie mit anderen Arbeiten kombiniert werden. Die möglichen Ver-fahren können sehr unterschiedlich kombiniert werden.

Die folgende Auswahl will daher nur einzelne Beispiele herausgreifen:

― Saatgutausbringung per Hand (bei kleinen Fehlstellen z. B. im Rahmen der Bekämp-fung von nesterweisem Auftreten von Hahnenfuss oder Wiesenkerbel verbunden mit häufigem Schnitt)

― Schneckenkornstreuer in Kombinationen mit Wiesenegge (Abb. 1). Hier werden Fehl-stellen (z.B. durch Mäuse und Maulwürfe) bereits beim Eggen mit Saatgut belegt. Mit der Egge erfolgt auch eine leichte Vermischung mit dem Boden.

― Verteilung mit dem Düngerstreuer, in dem das Saatgut dem Mineraldünger beigemischt wird. Hier ist die geringe Streufähigkeit der leichten Gräsersaat zu beachten. Der Dün-gerstreuer muss daher auf halbe Streumenge eingestellt und der Arbeitsgang mit versetz-ter Arbeitsbreite wiederholt werden. Die Verwendung von Mantelsaatgut kann Handha-bung und Streubild verbessern.

― Einmischen des Saatgutes in Gülle. Hierbei darauf achten, dass die Saat gleichmäßig in der Gülle verteilt wird und der Trockensubstanzgehalt der Gülle max. 5 % beträgt. (Ta-belle 1 zeigt die unterschiedliche Eignung der Arten.) Es wird erinnert, dass die Ablage-tiefe bei Gräsern nicht mehr als 0,5-1,0 cm betragen soll.

― Verteilung mit einer herkömmlichen Drillmaschine bei ausgehängten Särohren. Nun ist zwar eine zusätzliche Fahrt nötig, der Vorteil ist aber, dass die Saatmenge exakt ein-gestellt werden kann und eine gleichmäßige Verteilung auf der Fläche erfolgt. Zusätzlich erfolgte hier in der Regel noch eine den Boden öffnende Fahrt mit dem Striegel.

Für eine erfolgreiche Durchführung muss die Grasnarbe bereits Lücken aufweisen und darf kei-nesfalls verfilzt sein. Das Saatgut benötigt unbe-dingt einen guten Bodenkontakt, den die oben ge-listeten Techniken nicht leisten können.

Deshalb ist es von Vorteil (zumindest bei Über-saaten) mit höheren Saatstärken und bei hinrei-chend trockenem Boden quer zur Saatrichtung zu walzen (Rillen nur andrücken, nicht zuwalzen).

Tabelle 1: Keimfähigkeit von Futterpflanzensamen in RindergülleFruchtart ÜG

n a t n a t n a t

Rotklee 86 9 5 88 9 3 75 17 8

Weißklee 95 1 4 95 2 3 89 9 2

Dt. Weidelgras 97 1 2 94 1 5 93 3 4

Wiesenschwingel 95 2 3 95 2 3 92 1 7

Wiesenlieschgras 93 2 5 94 2 4 91 2 7

Wiesenrispe 81 1 18 54 - 46 54 - 46

(Kresse) 92 4 4 89 6 5 78 9 13

Kontrolle 5 h Wasser 5 h Gülle

ÜG = Eignung für Übersaat in Gülle / n = normal gekeimt / a = anormal gekeimt / t = totQuelle: LBP - Scheller et al. 1995

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Abb. 3: Durchsaat in lebende verfilzte Bestände ist technisch möglich, aber falsch

Abb. 5: Kombination von (Feder-) Zinkenegge und Saattechnik zur Übersaat

Abb. 4: Die Ablage in flachen Schlitzen er-möglicht guten Bodenschluss

Bewährt haben sich hierbei Profilwalzen. Bei feuchtem Boden sollte später gewalzt werden, um die Bodenstruktur (Bodenporen!) nicht zu gefährden.

Im Idealfall sind bei der Übersaat außer den reinen Saatgutkosten keine weiteren Kosten anzusetzen. Sie dient also der Pflege und dem Erhalt produktiver Bestände.

Die „Nachsaat“ (oder „Durchsaat“) hat dem gegenüber als Ziel stets eine kurzfristige und deutliche Bestandesverschiebung in Richtung gewünschter Arten - im Regelfall eine Er-höhung des Anteils an Deutschem Weidelgras.

Daher liegt die Saatstärke mit etwa 20 - 30 kg/ha deutlich höher. Im Regelfall erfolgt sie in Kombi-nation mit Maßnahmen zur Reduktion von Anteilen unerwünschter Arten (häufig Gemeine Rispe, Bas-tardweidelgras oder Unkräuter). Diese Reduktion kann mit Herbiziden oder mechanisch erfolgen.

Als Durchsaat bezeichnet man die Saatgutablage in den Boden mit Spezialgeräten, die die Altnarbe nur geringfügig beeinträchtigen. Die Saatgutaus-bringung erfolgt in aller Regel in flache Säschlitze, die durch Zustreifer oder Rollen wieder geschlos-sen werden. Der alte Bestand sollte daher vor der Aussaat kurz abgemäht sein.

Erfolgte die Bekämpfung unerwünschter Arten mit Herbiziden (z.B. nach Bekämpfung von Gemeiner Rispe) oder wurde die Altnarbe gar vollständig abge-tötet, hat diese Technik den Vorteil, dass durch den Erhalt der Bodenabdeckung ein zusätzliches Auflau-fen von Lichtkeimern vermieden werden kann. Die mit diesen Geräten technisch mögliche Durchsaat le-bender verfilzter Narben ist nicht erfolgreich, da der lebende Filz die frische Saat rasch unterdrückt. Ge-nerell gilt: Möglichst geringer Reihenabstand geht vor Fahrgeschwindigkeit.

Zahn- vor allem aber Fräsrillengeräte schaffen in ver-filzten Narben durch die begrenzte Bodenbearbeitung den für die Nachsaat unbedingt notwendigen Raum, erhöhen jedoch möglicherweise den folgenden Unkrautdruck.

Kombinationen von (Feder-) Zinkenegge und Breitsaattechnik (z.B. Hatzenbichler oder Einböck) reichen in ihrem Einsatz von intensiver Übersaat bis Nachsaat. Je nach Vorfahrtgeschwindigkeit und Zinkeneinstellung, erfolgt ein Eingriff in den Filz der Altnarbe. Die Folge sind Lücken, in denen dann die Nachsaat gedeihen kann - aber auch alle im Bo-denpotenzial vorhandenen, oft unerwünschten Lichtkeimer. Ein früher Folgeschnitt ist hier also noch wichtiger als bei den schlitzenden Geräten, da

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Abb. 6: Kombination Egge und Saattechnik und Walze erlauben sowohl kombinierte wie auch getrennte Arbeitsgänge

er auch oft in höherem Umfang der Unkrautbe-kämpfung dient. Vorteile hat diese Klasse von Ge-räten, wenn die Entfernung des Filzes mechanisch erfolgt und eine chemische Bekämpfung (z.B. aus vertraglichen Gründen) ausscheidet.

Bei hohen Anteilen von Gemeiner Rispe wird zu einer Trennung von Schadgrasregulierung und Saatgutausbringung geraten. In diesen Fällen ist auch eine Entfernung des herausgeeggten Filzes vorteilhaft, da damit ein Wiederanwurzeln dieser Pflanzen ausgeschlossen wird.

Je nach dem bei der Ausbringung erzielten Bodenschluss des Saatgutes kann ein darauf fol-gendes Walzen der Fläche mit einer Profilscheibenwalze (z. B. Prismen- oder Cambridge-Walzen) das Auflaufergebnis deutlich verbessern. Es wird daher als Standardmaßnahme empfohlen.

2 Lücken und Bestandeskomponenten schätzen

Vor der Wahl der Maßnahme steht stets die Bestimmung des Pflanzenbestandes und des Zustandes der Einzelfläche. Zur Bestimmung der Pflanzenarten wird auf die einschlä-gigen Bestimmungsbücher, Online-Lösungen bzw. Apps verwiesen.

Der nächste Schritt ist die Bestimmung der Artenanteile und der Lücken. Als mögliche Hil-fe für die strukturierte Erfassung wurde die Tabelle für eine einfache Bestandesaufnahme auf Seite 16 eingefügt. Es gibt viele Möglichkeiten oder Vorschläge zur Bestimmung des Lücken- bzw. Artanteils. Die folgenden sind daher als Beispiel herausgegriffen. 1. Lückenbestimmung: „Aulendorfer Lückendetektor“*

Zur Ermittlung des Lückenanteils messen Sie eine Fläche 40 40 cm aus. Die Fläche einer Hand bedeckt dann ca. 15 % dieser Fläche. Um ein re-präsentatives Ergebnis von der Gesamtfläche zu erhalten, muss diese kleinflächige Schätzung mehrfach (mind. 5) wiederholt werden.

2. Bestimmung Artenanteile: „Gedankenraster Bestandesanteile“:

An mindestens 3 repräsentativen Stellen der Fläche eine in etwa quadratische Fläche abgrenzen. Die Größe sollte etwa 16 bis 25 m² betragen. Dies kann z.B. durch Ab-

treten einer Abgrenzung geschehen. Dann „schieben“ Sie vor dem geistigen Auge z.B. die Lücken oder den zu schätzenden Artanteil vor dem geistigen Auge in ein Eck und schätzen das Verhältnis zur Gesamtfläche. Hierzu ist es hilfreich, die Flächen im Kopf weiter in Teilflächen zu untergliedern (Beispiele Abb. 8a-d). Wie bei allen Skalierungen kann es auch eine Hilfe sein die Außenränder durch Sichtmarken weiter zu unterteilen um die Teilflächenschätzung zu erleichtern.

Bild 6:

Abb. 8a-d: Beispiele für mögliche Einteilungschemata

Abb. 7: „Aulen- dorfer Lücken- detektor“

* M. Elsäßer (2009) Dlz Sonderheft „Grünlandpraxis für Profis“

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3 Wahl der Maßnahme Tabelle 2a: Kriterien für verbesserungswürdige Grünlandnarben und notwendige Pflegemaßnahmen

(erweitert und aktualisiert nach Mott und Ernst, 1984*)

Kriterien verbesserungs- bedürftiger Narben

Erläuterungen sowie die wichtigsten Unkrautarten

Leistungsfähige Wirtschaftsgräser der Wiesen und Weiden ausreichend > 40 % und gut im

Bestand verteilt unzureichend < 40 % oder schlecht im Bestand verteilt

I. Narben nur lückig: Lücken bis 10 %

etwas höhere N-Gabe nach dem Schitt

(evtl. mit Übersaat) Übersaat

von Teilflächen

Lücken 10 - 20 % Übersaat Nutzungsänderung: prüfen Nachsaat von Teilflächen

Lücken 20 - 30 %

Nutzungsänderung** Übersaat

Nachsaat + Nutzungsänderung**

II. Narbe lückig u/o ver(un)krautet

1. 20 - 50 % Unkräuter

a) ohne hartnäckige Wurzelunkräuter

Hahnenfußarten, Vogel-miere Hirtentäschel

Unkrautbekämpfung (wenn möglich Selektiv – Herbizid) + Nachsaat + Nutzungsänderung**

― Unkrautbekämpfung (wenn möglich Selektiv – Herbizid) + Nachsaat + Nutzungsänderung**

― oder Neuansaat von Teilflächen + Nutzungsänderung *

b) davon max. 20 % hartnäckige Wurzelunkräuter

Ampferarten, Wiesenkerbel Bärenklau Wiesenknöterich

Unkrautbekämpfung (wenn möglich Selektiv – Herbizid) + Nachsaat + Nutzungsänderung**

― Unkrautbekämpfung (wenn möglich Selektiv – Herbizid) + Nachsaat + Nutzungsänderung**

― oder Neuansaat + Nutzungsänderung *

2. > 50 % Unkräuter

a) ohne hartnäckige Wurzelunkräuter

Hahnenfußarten Vogelmiere

Unkrautbekämpfung (wenn möglich Selektiv – Herbizid) + Nachsaat + Nutzungsänderung**

Grünlanderneuerung (zumindest von Teilflächen)

Nutzungsänderung**

b) > 20 % hartnäckige Wurzelunkräuter

Distelarten Löwenzahn

Ampferarten Wiesenkerberl

Bärenklau Wiesenknöterich

Grünlanderneuerung (zumindest von Teilflächen)

Nutzungsänderung**

Grünlanderneuerung (zumindest von Teilflächen)

Nutzungsänderung**

** Nutzungsänderung: Dies umfasst alle nötigen Anpassungen, die eine erneute Narbenverschlechterung vorhindern, oder zumindest verzögern. Hierzu gehören Anpassungen der Nutzungshäufigkeit, der Düngung, des Saatguteinsatzes, aber auch Nachmaht oder Einzelpflanzenbekämpfung oder die befristete Nut-zungsänderung Wechsel von Wiese zu Weide oder gegenteilig.

* Mott, N. und Ernst, P. (1984): Grünlandverbesserung durch Bewirtschaftung, Nachsaat und Neuansaat. AID-Heft 88/1984. AID, Bonn 88/1984. AID, Bonn

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Tabelle 2b: Kriterien für verbesserungswürdige Grünlandnarben und notwendige Pflegemaßnahmen

(erweitert und aktualisiert nach Mott und Ernst, 1984)

Kriterien verbesserungs- bedürftiger Narben

Erläuterungen sowie die wichtigsten Unkrautarten

Leistungsfähige Wirtschaftsgräser der Wiesen und Weiden

ausreichend > 40 % und gut im Bestand verteilt

unzureichend < 40 % oder schlecht im Bestand verteilt

III. Narbe vergrast

1. mit Jähriger - u/o Gemeiner Rispe oder anderen minderwärtigen Gräsern

a) 20 - 50 % Bei gleichzeitiger Ver-unkrautung mit Arten, die unter 1a) genannt sind, ist vor der Nachsaat ggf. eine selektive Unkrautbe-kämpfung zweckmäßig

Ungrasbekämpfung (wenn möglich selektiver Herbizideinsatz) +

Nachsaat + Nutzungsänderung**

― Ungrasbekämpfung (wenn möglich selektiver Herbizideinsatz) + Nachsaat + Nutzungsänderung**

― mit Grünlanderneuerung von Teilflächen + Nutzungsänderung**

b) > 50 %

2. Quecke > 30 %

Grünlanderneuerung + Nutzungsänderung** Grünlanderneuerung + Nutzungsänderung**

Grünlanderneuerung + Nutzungsänderung** Grünlanderneuerung + Nutzungsänderung**

Hinweis: Werden auf Grünlandflächen selektive Herbizide eingesetzt, so sollte in aller

Regel anschließend eine Nachsaat erfolgen.

Ziel ist, die entstandenen Lücken schnell wieder mit hochwertigen Gräserarten zu schließen. Unterbleibt eine Nachsaat, so kommt es hingegen in vielen Fällen zu einer Sekundärver-unkrautung mit Vogelmiere, Hirtentäschel, Jähriger Rispe und Gemeiner Rispe. Sind in die-ser Zeit Ungräser in die Lücken eingewandert, muss in vielen Fällen anschließend das Grün-land völlig erneuert werden.

4 Lohnen Übersaat und Nachsaat?

Um hierzu eine grobe Abschätzung zu machen, ist die Frage zu beantworten: Wie viel posi-tiven Effekt am Bestand müssen Übersaat und Nachsaat zeigen, um die notwendigen Auf-wendungen zu rechtfertigen? Tabelle 3 zeigt hierzu überschlägige und vereinfachte Überle-gungen. Ausgangsbeispiel ist ein eher durchschnittliches Bewirtschaftungsergebnis einer in-tensiv genutzten Fläche. Die Daten zu den Kosten stammen vom Institut für Ländliche Strukturentwicklung, Betriebswirtschaft und Agrarinformatik der LfL.

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Tabelle 3: Daten für Überschlagsrechnungen zu Nachsaat bzw. Grünlandverbesserung

Kosten / Preise / Vorgaben Einheit

Nachsaatkosten: 150 – 210 €/ha

Nachsaat höchstens alle 3 Jahre nötige Erlöse aus Mehrertrag: > 50 – 70 €/ha a

Marktpreis Grassilage: 8 – 10 €/dt

notwendiger Mehrertrag: 4 – 9 dt/ha a

Überschlagsrechnung Nachsaat/Grünlandverbesserung: Für die Betrachtung des eigenen Betriebes, sind dessen Kennwerte einzusetzen und durch Mischkalkulation die Rate an erfolglosen Maßnahmen anteilig zu berücksichtigen.

Ausgangsbestand besitzt eine Ertragsleis-tung von 85 dt/ha a, der Anteil an Ge-meiner Rispe im Bestand wurde mit 25 % ermittelt.

Die Ertragsleistung wird für das Deut-sche Weidelgrase konservativ mit 100 dt/ha a; angesetzt. Die Erträge bei Landessortenversuchen liegen bekannt-lich in aller Regel deutlich über dieser Grenze. Versuche zur Ertragsleistung der Gemeinen Rispe zeigen, dass diese ca. 50 % des Deutschen Weidelgrases be-trägt. Daher wird der Ertrag der Gemei-nen Rispe überschlägig mit 50 dt/ha a angesetzt.

Ertragsänderung durch erfolgreiche Nachsaat:

85 dt/ha = 75 % 97 dt/ha (Restbestand) + 25 % 50 dt/ha (Gemeine Rispe)

98 dt/ha = 75 % 97 dt/ha (Restbestand) + 25 % 100 dt/ha (Dt. Weidelgras)

Es werden also 13 dt/ha a Mehrertrag durch diese Maßnahme erzielt. Die Maßnahme ist also allein durch den erreichten Mehrertrag rentabel.

Andere nicht berücksichtigte Effekte, wie z.B. eine höhere Futteraufnahme verbessern das Ergebnis weiter, sind jedoch deutlich schwerer quantifizierbar. So unterscheiden sich die reinen Laborwerte zur Qualität von Beständen mit geringen und hohen Anteilen an Gemei-ner Rispe oft nicht.

Abb. 9: Trockenmasseertrag der Gemeinen Rispe im Vergleich zu Deutschem Weidelgras

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Überschlagsrechnung Übersaat /Grünlandpflege: Tabelle 4: Daten für Überschlagsrechnung zur Übersaat

Kosten / Preise / Vorgaben Einheit

Übersaatkosten (jährlich): 50 – 100 €/ha

Ansatz Stundenlohn Ampferbekämpfung (Einzelpflanze): 10 €/ha

angenommene Verlustvermeidung von etwa 5 % entspricht rund 4 dt/ha a

notwendige Einsparung Arbeit: 1 – 7 h/ha a

Auch bei der folgenden Betrachtung werden Effekte, wie

― die Möglichkeit der Wahl günstigerer Schnitttermine durch einheitlichere Bestände,

― geringere Anteile an Kräutern, die den Anwelkvorgang behindern (wie z.B. Bärenklau, Wiesenkerbel etc.) oder

― die höhere Futteraufnahme (als überschlägige Werte können angesetzt werden: 0,1 kg höhere TM/Tag Futterauf-nahme führt zu einer 0,15 kg/Tag höherer Milchleistung und spart dabei 0,35 kg Kraft-futter/Tag.)

nicht berücksichtigt.

Die Betrachtung wird also nur auf die unkrautunterdrückende Wirkung einer geschlossenen, dichten Grasnarbe und die positiven Effekte einer hohen Triebdichte auf den Ertrag be-grenzt. Hier zeigt sich, dass allein ein Mehrertrag, der mit bloßem Auge noch gar nicht wahrgenommen werden kann, bereits ausreicht, um eine Übersaat rentabel zu machen.

5 Terminwahl

Der Nachsaattermin ist dann richtig gewählt, wenn der günstigste Kompromiss zwischen Konkurrenz der Altnarbe und gesicherter Wasserversorgung gefunden wurde. In diesem Zu-sammenhang wird dem Spätsommertermin für Nach- und Übersaat oft eine zu geringe Aufmerksamkeit geschenkt. So ist oft die Zeit nach der 2. Nutzung bis Anfang September besser geeignet als die 1. Vegetationshälfte. Vorteilhaft ist neben dem geringerem Nach-wuchs der Altnarbe - also geringerer Konkurrenzkraft gegenüber der Nachsaat und geringe-ren Ertragseinbußen - auch oft eine sicherere und gleichmäßigere Wasserversorgung für die empfindliche junge Saat.

Zur Sanierung von Flächen mit deutlichen Lücken nach Winter (z.B. durch starken Mäuse-befall oder Auswinterung) haben sich auch sehr frühe Nachsaattermine zu Vegetationsbe-ginn oder kurz zuvor bewährt. Kurzer geringer Frost schadet dabei der Saat in der Regel nicht. Die Saat sollte daher so früh als möglich erfolgen.

Der erste Schnitt ist zur Förderung der Nachsaat sehr früh zu nehmen, was in aller Regel spürbare Ertragsausfälle nach sich zieht, die aber bei der Gefahr einer erheblichen und nachhaltigen Narbenverschlechterung in Kauf genommen werden müssen.

Die Nachsaat nach dem ersten Schnitt ist in vielen Regionen aufgrund des oft höheren Aus-fallrisikos in ihrer Bedeutung deutlich zurückgegangen und beschränkt sich mittlerweile auf Gebiete mit sicherer Wasserversorgung.

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Tabelle 5: Nachsaatoptionen im Jahresverlauf

Termine im Jahresverlauf Situation

„Zu Vegetationsbeginn“ Bei akuten hohen Schäden durch Auswinterung oder Mäusen „Nach dem 1. Schnitt“ In Gebieten mit guter konstanter Niederschlagsverteilung

sinnvoll (z.B. Voralpen Gebiet); ungünstig z.B. in Gebieten mit Vorsommertrockenheit; möglicher Termin, falls die Nachsaat „zu Vegetationsbeginn“ nicht erfolgreich war.

„Nach dem 2. Schnitt“ In Gebieten mit guter konstanter Niederschlagsverteilung möglich; lokale Klimagegebenheiten entscheidend; geringe Bedeutung

„Nach dem 3./4. Schnitt“ Aufgrund der zurückgehenden Konkurrenzkraft der Altnarbe im Regelfall günstiger Termin in allen Lagen; Zeitraum bis Vegetationsende muss der Saat genügend Zeit zur Bestockung vor Winter geben.

Saatgutwahl

Zu Nach- und Übersaat sind spezielle Nachsaat- oder Regenerationsmischungen einzuset-zen. Sie enthalten nur schnell keimende und rasch wachsende Grasarten, also Arten mit ge-nügend Konkurrenzkraft gegenüber der Altnarbe, um Lücken rasch zu schließen. Aus die-sem Grund sind diese Mischungen deutlich artenärmer als Mischungen für Neuansaaten. Daher ist hier der Einsatz regional empfohlener Sorten besonders wichtig.

In aller Regel weisen Nachsaatmischungen also hohe Anteile an Deutschem Weidelgras auf. Ausnahmen von dieser Regel stellen Nachsaaten für frische Standorte eher geringerer Inten-sität (BQSM D 2-N), für alpine Lagen (Spezialmischungen) oder trockenere Standorte in Nordbayern (BQSM D 1-N) dar. Dies wird auch so bleiben, solange es nicht gelingt, die Ju-gendentwicklung anderer Arten (z.B. Wiesenschwingel oder Wiesenrispe) deutlich zu ver-bessern. Denn nur ein rascher Aufgang der Saat gibt dieser eine hinreichende Konkurrenz-kraft gegenüber Altnarbe und auflaufendem Unkraut.

Vergleicht man nun die Nachsaatmischungen für intensive Flächen (4 Nutzungen und mehr), sind diese von der Rezeptur noch artenärmer. Größtenteils bestehen sie nur aus den Komponenten „Deutsches Weidelgras“ und „Weißklee“. Daher ähneln sich diese Mischun-gen auf den ersten Blick sehr stark.

Und dennoch unterscheiden sie sich erheblich in ihrer regionalen Eignung! Das Deutsche Weidelgras ist das züchterisch am intensivsten bearbeitete Futtergras. Allein in Deutschland sind weit über 100 Sorten zugelassen. Es ist sehr vielseitig verwendbar und daher Bestand-teil von Mischungen im mehrjährigem Feldfutterbau, Wechselgrünland und Dauergrünland. Es wird in den norddeutschen Tieflagen, wie auch den günstigen Mittelgebirgslagen in Bay-ern ausgesät.

Es ist einsichtig, dass eine Sorte nicht in allen Verwendungen und an allen Standorten gleichermaßen die beste Wahl sein kann. Gerade in mehrjährigen Systemen, wie dem Grün-land, kommt eine regionale Vorzüglichkeit des verwendeten Saatgutes deutlicher zum Tra-gen als bei den üblicherweise ein- bis wenigjährigen Anbauformen des Ackerbaues. Hilfe-stellung zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit vor Ort geben z.B. die Ergebnisse der Aus-

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dauerprüfung (Eignung für Höhenlagen in Bayern), die letztlich in die regionale Empfeh-lung von Sorte und Mischung münden.

Im Sortiment der Bayeri-schen Qualitätssaatgutmi-schungen sind Nachsaatmi-schungen mit „N“ gekenn-zeichnet. BQSM W-N bzw. BQSM W-N „D“ sind hier-bei die Wahl für intensiv genutztes Grünland. BQSM W-N ist für nicht auswinte-rungsgefährdete (=„weidel-grassichere“) Standorte vorgesehen; BQSM W-N „D“ die Empfehlung für die auswinterungsgefährde-ten Standorte. Auswinte-rungsgefährdet ist die deut-liche Mehrzahl der Grün-landstandorte in Bayern.

Nähern sich die durch Aufwüchse aus frischem Saatgut zu ersetztenden Bestandesanteile der 50 % Marke, ist ein Wechsel von der reinen Nachsaat (= „Reparatur-Mischung“) zu je-weils an die Region und die gewünschte Intensität angepassten Mischungen für Neuansaa-ten zu erwägen.

Mit der Zunahme der zu ersetzenden Anteile der Altnarbe findet letztlich ein mehr oder we-niger fließender Übergang zur Bestandesneugründung, also Beseitigung des Altbestandes mit anschließender Neuansaat, statt.

Die konkrete Entscheidung für die Einzelfläche ist jeweils vor dem Hintergrund der Qualität der Restbestände, dem Nachsaatrisiko und den jeweiligen für die Fläche zu beachtenden Auflagen und vertraglichen Bindungen zu fällen.

Hinweise zur Sorten- und Mischungsempfehlung finden Sie im Internet unter: Sortenempfehlung: http://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/05048/index.php Mischungsempfehlung: http://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/05545/index.php

6 Maßnahmen nach der Saatgutausbringung

Nach einer Nachsaat muss der Pflanzenbestand, durch frühen Schnitt – wo möglich auch durch Beweidung - kurz gehalten werden, um den Konkurrenzdruck der Altnarbe zu verrin-gern und die Sämlinge zur Bestockung anzuregen. Übermäßige Düngung nach einer Nach-saat ist zu vermeiden. Nach ordnungsgemäßer Nachsaat wird oft der Fehler begangen, die neuen Bestandesanteile in der Narbe nicht weiter zu fördern. Dabei ist die gezielte Führung des Bestandes nach der Nachsaat genauso wichtig wie die Durchführung der Saat selbst.

Die auf eine Nachsaat folgenden Nutzungen müssen früher und häufiger erfolgen, damit die auflaufenden Gräser genügend Licht und Luft erhalten, sonst verkümmern die jungen Pflan-zen.

Wasserverhältnisse

kg/ha % kg/ha % kg/ha % Deutsches Weidelgras1) 9,0 37,5 22,0 91,7 Knaulgras 2) 3,0 12,5 Wiesenfuchsschwanz 1,0 4,2 Wiesenschwingel 19,0 79,2 12,0 50,0 Weißklee 2,0 8,3 2,0 8,3 2,0 8,3 Saatstärke 24,0 100,0 24,0 100,0 24,0 100,0

1) höchstens 1/3 der Menge mit Sorten aus Reifegruppen früh, mindestens 1/3 der Menge mit Sorten aus Reifegruppe mittel, mindestens 1/3 der Menge mit Sorten aus Reifegruppe spät.2) höchstens 50 % mittelspäte und mindestens 50 % späte Sorten verw enden.

Tabelle 6: Rezepturen von Nachsaatmischungen der Bayerischen . Qualitätssaatgutmischungen

trocken frisch

Mischung

Rezeptur

D 2-ND 1-N W-N

bis ca. 3 4 und mehrNutzungen

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Nachsaaten sollten in der Regel keine Gülle erhalten. Ausnahmen stellen geringe Mengen (10-15 m³) dünner Gülle (< 5 % TS) dar. Üblicherweise sollten Güllegaben erst erfolgen, wenn sich die Nachsaat voll entwickelt hat. Dies ist meist im Folgejahr der Fall. Generell sollte die Düngung etwas zurückgenommen werden, um die Konkurrenz der Altnarbe zu verringern.

7 Neuansaat – „Grünlanderneuerung“ Bei sehr hoher Verunkrautung sind mechanische oder chemische Bekämpfungsmaßnahmen kombiniert mit Nachsaat nicht mehr erfolgversprechend. Nehmen also zum Beispiel min-derwertige, wenig ertragreiche und kampfkräftige Ungräserarten wie Jährige Rispe und Gemeine Rispe im Pflanzenbestand hohe Anteile (> 50 %) ein - muss das Grünland erneuert werden, da diese lästigen Gräserarten durch Bewirtschaftungsmaßnahmen allein zumindest in einem wirtschaftlich vertretbarem Zeitraum dann nicht mehr zurückgedrängt werden können. Die Erneuerung entarteter Grünlandbestände erfolgt in drei Schritten (Tabelle 7), entweder mit oder ohne Zerstörung der minderwertigen Altnarbe.

A. ohne Narbenzerstörung

1) Abtöten der minderwertigen Altnarbe mit zugelassenen Totalherbiziden Grundsätzlich ist der Einsatz von Herbiziden stets auf den unbedingt notwendigen Umfang zu begrenzen. Vor deren Einsatz ist abzuklären, inwieweit dieser auch im Rahmen eingegangener vertraglicher Verpflichtungen (z.B. Lieferverträge aber auch KULAP) weiterhin rechtlich möglich ist. Es wird empfohlen, sich darüber bei den Vertragspartnern zu informieren. Fachliche Unterstützung kann beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) eingeholt werden.

2) Neuansaat ohne Narbenzerstörung Für dieses Verfahren stehen prinzipiell alle Durchsaatgeräte (siehe oben) zur Verfü-gung.

3) Bekämpfung des auflaufenden Unkrautes Das Gelingen oder Misslingen einer Narbenerneuerung hängt in vielen Fällen von der Nachbehandlung und der Pflege ab. Gemessen an den Gesamtkosten einer Narbener-neuerung ist die Nachbehandlung der billigste Teil des Verfahrens. Dennoch wird in der Praxis immer noch häufig auf sie verzichtet. So wird mit der Ansaat schon die Grundlage für eine erneute Verunkrautung gelegt. Die Nachbehandlung gegen auflau-fende Unkräuter muss daher immer Bestandteil einer Grünlanderneuerung sein. Bei 10 – 15 cm Wuchshöhe der Neuansaat hat daher ein Schröpfschnitt zu erfolgen. Er dient nicht nur der Unkrautbekämpfung, sondern auch dem schnellen Narbenschluss durch Anregung der Bestockung. Sollte ergänzend eine chemische Nachbehandlung nötig sein, ist auf die aktuelle Zulassungssituation zu achten.

Die Ansaat unmittelbar in die abgetötete Grasnarbe sollte auf Dauergrünland der Normalfall sein, denn so bleiben Bodenstruktur und Trittfestigkeit erhalten. Das ist zum Beispiel bei der Narbenerneuerung in hängigem Gelände besonders wichtig. Auch das Auflaufen der Un-kräuter (auch Ampfer) bleibt meist in Grenzen, da sie in der Regel Lichtkeimer sind. Je mehr das zu erneuernde Grünland dem Wechselgrünland entspricht, umso mehr ist auf um-bruchfähigen Standorten eine dem Feldfutterbau entsprechende Ansaat zu bevorzugen. Dann können deren Vorteile wie rasche Anfangsentwicklung und geringeres Ansaatrisiko genutzt werden.

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B. mit Narbenzerstörung 1) Zerstören der minderwertigen Altnarbe durch mehrmaliges Fräsen

mit einer üblichen Ackerfräse oder einer speziellen Säfräse (dann nur ein Arbeitsgang nötig). Bei der Erneuerung stark zertretener oder zerfahrener Narben kann - selbst nach dem chemischen Abtöten der Altnarbe - auf ein Fräsen des Oberbodens nicht verzichtet werden. Auch hier sollte abgeklärt werden, inwieweit vertragliche Ein-schränkungen (hier der Bodenbearbeitung) berührt werden (ebenfalls beim zuständi-gen AELF Informationen einholen).

2) Neuansaat wie im Feldfutterbau üblich in ein feinkrümeliges Saatbeet, nach dem Absetzen des gelockerten Bodens (durch einmaliges Walzen). Besonders wichtig ist ein guter Bodenschluss der feinen Saat, da diese beim Auflaufen auf mangelnden Anschluss an die Untergrundfeuchtigkeit sehr empfindlich reagiert.

3) Weiterhin sind ein möglichst enger Reihenabstand und eine

4) flache, einheitliche Saatgutablage von max. 0,5 - 1,0 cm besonders wichtig.

5) Bekämpfung des auflaufenden Unkrautes wie unter A beschrieben

Für das Gelingen einer Neuansaat sind darüber hinaus noch zwei Punkte zu beachten: Neuansaaten sollten im Ansaatjahr keine Gülle erhalten. Dies bedeutet für viehstark

wirtschaftende Betriebe, dass Neuansaaten jeweils höchstens auf 20 % der Betriebsflä-che vorgenommen werden sollen. Ist eine größere Fläche zu verbessern, so muss die Maßnahme auf mehrere Jahre verteilt werden.

Der Zeitpunkt, von dem an wieder beweidet werden kann, richtet sich nach dem An-saatverfahren. Beim Schlitzfräsverfahren ist bereits nach dem Schröpfschnitt eine Be-weidung möglich. Nach ganzflächiger Bodenbearbeitung soll damit bis zum Spätsom-mer bzw. Herbst gewartet werden.

Ansaatmischungen Bei der Auswahl der für eine Neuansaat von Dauergrünland geeigneten Gras- und Kleearten müssen folgende Gesichtspunkte beachtet werden:

das unterschiedliche Konkurrenzvermögen der einzelnen Arten der Nutzungszweck (Dauerwiese oder -weide) die Nutzungsintensität (z.B. übliche Wiesennutzung oder Mehrschnittnutzung) die natürlichen Boden- und Klimaverhältnisse In Grünlandmischungen haben kurzlebige Arten, z.B. Welsches Weidelgras, keine Berech-tigung. Sie entwickeln sich zunächst sehr stark und unterdrücken die anderen langsamer keimenden und schwachwüchsigen Gräser. Da die kurzlebigen Arten aber bald aus dem Be-stand verschwinden, machen sich oft in den hinterlassenen Lücken Unkräuter breit, vor al-lem der Löwenzahn.

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Für die Zusammensetzung von Ansaatmischungen gelten folgende Grundsätze: Bei Wiesenmischungen bis ca. 3 - 4 Schnitte sind Obergräser Hauptmischungspartner bei Mischungen für Weiden und intensive Wiesen (4 Schnitte und mehr) liegt der

Schwerpunkt mit wachsender Intensität der Nutzung beim Deutschen Weidelgras das Knaulgras bietet sich als Mischungspartner für intensive Nutzung auf leichten und

trockeneren Standorten an, wobei stets späte Sorten bevorzugt werden sollten der Goldhafer wird nur für Lagen über 500 m über NN als Mischungspartner empfohlen,

die auch kein Überhandnehmen erwarten lassen (Kalzinose!). Aber selbst dann nimmt er schon wegen seines geringes Tausendkorngewichtes nur einen sehr niedrigen Gewichts-anteil in der Mischung ein.

Die Bayerischen Qualitätssaatgutmischungen (http://www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/05545/index.php) setzen diese Grundsätze vollständig um. Bei alternativen Angeboten des Handels ist der Landwirt selbst gefordert zu prüfen, inwieweit diese Grundsätze berück-sichtigt wurden.

Während Über- und Nachsaat einen deutlich pflegenden Aspekt besitzen und mit steigender Intensität der Bewirtschaftung zunehmend in die produktionstechnische Routine integriert werden, ist Grünlanderneuerung keine übliche Bewirtschaftungsmaßnahme. Sie wird vielmehr nur in Sondersituationen wie der Umwandlung von Ackerland in Grünland oder dem Versagen aller produktionstechnischer Alternativen bei der Regeneration eines entarte-ten Bestandes notwendig. Grünland ist nicht nur Futterbasis für die Wiederkäuer, sondern auch Lebensraum einer vielschichtigen Pflanzen- und Tierwelt. Verfahren der Narbenverbesserung/-erneuerung auf Grünland sind ein Eingriff in das System »Boden - Pflanze«. Der langfristige Erfolg hängt stark von folgenden Faktoren ab: Erfassen der Ursachen für die einge-

tretene Bestandesentartung (Düngung, Bewirtschaftung, Nutzung)

Feststellen der abzuändernden Bewirt-schaftungsmaßnahmen, um einer er-neuten Entartung vorzubeugen

Ausrichten der Ansaatmethode auf die standörtlichen Gegebenheiten

Auswahl der Ansaatmischung nach Standort und Nutzung

fortgesetzte Kontrolle der Neuansaat bis zum Narbenschluss

Tabelle 7: Schema der Narbenerneuerung mit Abtöten der Altnarbe

Schritt Fall Termin Mit Herbizid Mit Fräse

I. Abtöten der Altnarbe

trockene Gebiete im Spätherbst

zertretene Narben Frühjahr bis Spätsommer notwendig (auch nach

Herbizidanwendung) Niederschlagsreiche

Gebiete Spätsommer

II. Neu- ansaat

trockene Gebiete zeitiges Frühjahr Spezialsägeräte z.B. Köckerling, Vredo

Spezialsäfräse oder Ackerfräse mit Drill-maschine (diese erzielt oft ein weniger gutes Arbeitsergebnis, da Rasensoden nicht genü-gend zerkleinert werden)

zertretene Narben 2-3 Wochen nach dem Abtöten (möglich)

niederschlagsreiche Gebiete

2-3 Wochen nach dem Abtöten und Abräumen des absterbenden Pflan-

zenbestandes

Spezialsägeräte z.B. Köckerling, Vredo

III. Unkraut-bekämpfung

Schröpfschnitt bei 10 - 15 cm Wuchshöhe der Neuansaat falls nötig, gefolgt von weiteren Schröpfschnitten oder (möglichst selektivem) Herbizideinsatz

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8 Ursachenforschung ist Vorsorge

Die Gründe für Grünlandverschlechterung können so vielfältig sein wie das Grünland selbst, dennoch lassen sich häufige Faktoren benennen: Nicht standortangepasste / nicht vorbereitete und begleitete Intensivierung mit dem Ziel

die Futterqualität zu erhöhen

„Spontane“ Extensivierung ohne Vorbereitung der Bestände

Schäden durch oft wenig narbenschonender Einsatz der eingesetzten Technik

Bodenverdichtung durch häufiges Befahren besonders schädlich, wenn sich die Böden in labilem Zustand befinden (z.B. feucht sind)

Unausgeglichene Düngung, nicht optimales Güllemanagement

Termindruck führt zu termin- und pflanzenbaulich optimierten Verfahrensabläufen unter Bevorzugung schwerer Maschinen und höheren Transportgewichten (Silage vs. Heu)

Fehlender rechtzeitiger Pflanzenschutz

Fehlende natürliche Regenerierung (Samenpotenzial) des Grünlandes

Notwendige unterstützende / sanierende Über- und Nachsaaten werden nicht gemacht

Zunehmende Witterungsextreme Auswinterung

Zunehmende Schäden durch Mäusebesatz

9 Fazit

Während Nachsaaten wirklich deutliche Verbesserungen bringen müssen, um wirtschaftlich zu sein, reichen bei der Übersaat schon kleine Effekte aus. Wie bei allen pflanzenbaulichen Maßnahmen so ist auch bei der Nachsaat die Kenntnis des eigenen Bestandes und der klein-klimatischen Verhältnisse vor Ort von entscheidender Bedeutung für den technischen wie auch wirtschaftlichen Erfolg. Je nach Situation gilt es zwischen Pflege und der Notwendig-keit einer wirklich deutlichen Bestandeserneuerung abzuwägen.

Abb. 10: Minderwertiges Wirtschaftsgrünland hat viele Gesichter und Ursachen

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Impressum

Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Vöttinger Straße 38, 85354 Freising-Weihenstephan

Internet: www.LfL.bayern.de

Redaktion: Dr. S. Hartmann; IPZ 4b; Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung

Am Gereuth 8, 85354 Freising -Weihenstephan

E-Mail: [email protected]

Telefon: 08161 71-3637

5. Auflage: November 2018

Druck: Onlineprinters GmbH, 91413 Neustadt a. d. Aisch

Schutzgebühr: 1,00 Euro

© LfL

Pflanzenbestandsaufnahme Datum:

Schlag-bezeichnung Aufwuchs

Bestands-höhe Lückigkeit/ Narbenzustand

______________ _____ cm ____ ____ % ______________

% Gräser +

% Leguminosen +

% Kräuter +

% Problemkräuter = 100%

Gräser Anteil

% Kräuter

Anteil %

Deutsches Weidelgras _______ Löwenzahn _______ Knaulgras _______ Ehrenpreis _______ Lieschgras _______ Spitzwegerich _______ Rotschwingel _______ Schafgarbe _______ Wiesenschwingel _______ Wiesenknopf _______ Wiesenrispe _______ Wilde Möhre _______ Weiche Trespe _______ ___________________ _______ Weiches Honiggras _______ ___________________ _______ Jährige Rispe _______ ___________________ _______ Flechtstraußgras _______ ___________________ _______ ___________________ _______ ___________________ _______ ___________________ _______ ___________________ _______ ___________________ _______ ___________________ _______ Leguminosen

Anteil %

Problemkräuter Anteil

% Weißklee _______ Stumpfblättriger Ampfer _______ Rotklee _______ Sauerampfer _______ Hornklee _______ Brennnessel _______ Sichelluzerne _______ Kriechender Hahnenfuß _______ Wiesenplatterbse _______ Scharfer Hahnenfuß _______ Gelbklee _______ Sumpf Kratzdistel _______ ___________________ _______ ___________________ _______