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oekom Corporate Responsibility Review 2014 – kompakt Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung – eine Bestandsaufnahme

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oekom Corporate Responsibility Review 2014 – kompakt

Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung –

eine Bestandsaufnahme

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Editorial .................................................................................................................................................................................................. 2Robert Haßler, CEO oekom research AG

Das oekom Corporate Rating: Abdeckung und Methodik ............................................................................................. 3

Anlageuniversum ......................................................................................................................................................................... 3

Best-in-Class-Ansatz................................................................................................................................................................... 3

Ausschlusskriterien .................................................................................................................................................................... 4

Das oekom Corporate Rating: Ergebnisse 2013 ................................................................................................................. 5

Gesamtergebnis ........................................................................................................................................................................... 5

Die besten Nationen ................................................................................................................................................................... 6

Die besten Branchen .................................................................................................................................................................. 6

Zusammenhang von Unternehmens- und Länderrating ...........................................................................................8

Exkurs: Das oekom Country Rating ..................................................................................................................................... 9

Die Branchensieger ...................................................................................................................................................................10

Exkurs: Der Einfluss von nachhaltigen Kapitalanlagen und Nachhaltigkeitsratings auf die Unternehmen ................................................................................................................................................................11

Kontroverses Geschäftsverhalten: Korruption, Arbeitsrechtsverletzungen, Menschenrechtsverletzungen, Umweltverstöße ........................................................................................................ 12

Ausblick ............................................................................................................................................................................................... 15

oekom Inside .....................................................................................................................................................................................16

Anhang: Publikationen, Disclaimer, Impressum ............................................................................................................. 17

Inhaltsverzeichnis

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EditorialRobert Haßler, CEO oekom research AG

Auch wenn der 300. Geburtstag der Nachhaltigkeit – 1713 hatte Hans Carl von Carlowitz den Gedanken der Nachhaltigkeit erst-mals für die Forstwirtschaft formuliert – publi-zistisch umfassend begleitet wurde, blieb das Thema im vergangenen Jahr auf der politischen und wirtschaftlichen Ebene eher wenig beachtet. Dies hat auch damit zu tun, dass es auf interna-tionaler und nationaler Ebene kaum Impulse zu diesem Thema gab. So waren beispielsweise die Ergebnisse der Klimakonferenz von Warschau nach Auffassung vieler Beobachter wenig geeignet, dieses zentrale Umwelt- und damit Nachhaltigkeitsthema auf die öffentliche Agenda zu hieven. In Deutschland stand die öffentli-che und politische Diskussion weitgehend im Zeichen der Bundestagswahlen, im Wahlkampf spielten Umweltgesichtspunkte sogar bei den Grünen eine eher untergeordnete Rolle. Einzig die Energiewende war in der Diskussion präsent, auch hier aber eher im Hinblick auf die wahrge-nommenen Umsetzungsdefizite.

Die Klima- und Energiepolitik sind gleich-zeitig Beispiele für Themen, die für die Unternehmen von großer Bedeutung sind und bei denen diese auf langfristige und ver-lässliche Rahmenbedingungen angewiesen sind. Stillstand in der Politik führt daher zu Unsicherheit und im schlimmsten Fall Untätigkeit bei den Unternehmen. Allerdings sollten politi-sche Defizite nicht als Ausrede dafür genutzt werden, als sinnvoll und notwendig erkannte Maßnahmen in den verschiedenen Bereichen der Nachhaltigkeit nicht umzusetzen.

Wo es hier Fortschritte gab und wo nach wie vor Defizite bestehen, dokumentiert der vorliegende oekom Corporate Responsibility Review 2014. Ohne zu viel von den Ergebnissen vorwegzunehmen, muss man schon an dieser Stelle feststellen: Es geht insgesamt nur sehr langsam voran – angesichts der großen glo-balen Probleme wie dem Klimawandel, dem Artensterben oder der Armutsbekämpfung sicherlich zu langsam. Wo die Politik bei der Setzung der Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise hinterherhinkt, wenn nicht gar versagt, müssen Impulse von anderer Seite kommen. Dass der nachhaltige Finanzmarkt ein solcher Impulsgeber sein kann,

wurde lange vermutet und nun im Rahmen der oekom Impact-Studie erstmals belegt. Die Unternehmensbefragung, die oekom research in Kooperation mit den Principles for Responsible Investment und dem Deutschen UN Global Compact Netzwerk in der ersten Jahreshälfte 2013 durchgeführt hat, zeigt eindrucksvoll, welchen kraftvollen Hebel für eine zukunftsfä-hige Entwicklung der Wirtschaft nachhaltige Investoren und Analysten in der Hand halten. Mit den Ergebnissen der Impact-Studie befasst sich ein Abschnitt des Reviews.

Den regelmäßigen Lesern unseres bereits seit 2009 erscheinenden Jahresrückblickes wird auffallen, dass diese Ausgabe etwas kürzer aus-fällt als die Studien in den Vorjahren. Mit die-sem neuen Format wollen wir Sie kompakt über die aus unserer Sicht relevanten Entwicklungen in den Kernbereichen der unternehmerischen Nachhaltigkeit informieren.

Gleichzeitig wissen wir aus zahlrei-chen Kommentaren und Zitaten, dass die Zusammenstellung von aktuellen Zahlen und Fakten zu Entwicklungen des nachhaltigen Kapitalmarktes, die regelmäßiger Bestandteil unseres Corporate Responsibility Reviews ist, auf großes Interesse stößt. Da die dafür verwen-deten Zahlen aber oft nur alle zwei Jahre erhoben werden, haben wir entschieden, die ausführli-che Fassung unseres Jahresrückblickes ebenfalls auf einen 2-Jahres-Turnus umzustellen.

Wir sind überzeugt, dass auch der kompak-te Corporate Responsibility Review als inzwi-schen etablierte Chronik der gesellschaftlichen Verantwortung der Wirtschaft interessante Einblicke liefert. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante und aufschlussreiche Lektüre!

Ihr

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Anlageuniversum

Insgesamt analysiert und bewertet oekom research mehr als 3.000 Unternehmen. Das oekom Universe umfasst dabei alle Unternehmen, die in wichtigen internationalen sowie in zahlreichen nationalen Aktienindizes gelistet sind und kann in drei Gruppen eingeteilt werden:

1. börsennotierte Großunternehmen aus konventionellen Branchen;

2. börsennotierte, häufig kleine und mittelständische Unternehmen aus Branchen mit einem hohen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit, z. B. aus den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recyclingtechnologien oder Wasseraufbereitung;

3. nicht-börsennotierte Emittenten von Anleihen, z. B. Landesbanken, supranationale Organisationen wie die Weltbank oder Eisenbahngesellschaften.

Best-in-Class-Ansatz

Alle Unternehmen werden im Rahmen des so genannten Best-in-Class-Ansatzes nach einem einheitli-chen Verfahren und auf Basis umfassender Kriterienkataloge analysiert. Ziel des Best-in-Class-Ratings ist es, die Nachhaltigkeitsleistungen der Unternehmen umfassend zu bewerten und innerhalb der einzelnen Branchen die Unternehmen zu identifizieren, die sich in besonderem Maße für eine nach-haltige Entwicklung engagieren. Dazu werden die Unternehmen auf Basis einer Vielzahl von Kriterien bewertet, die sich auf alle Bereiche der unternehmerischen Verantwortung beziehen.

Zu unterscheiden sind hier der relative und der absolute Best-in-Class-Ansatz. Beim relativen Ansatz wird jeweils ein bestimmter Prozentsatz der Unternehmen einer Branche als Best-in-Class defi-niert, z. B. die besten 20% oder 30%. Nachteil ist dabei, dass die letzten Unternehmen, die so in die Spitzengruppe hineinrutschen, nicht unbedingt hohen Nachhaltigkeitsstandards genügen müssen. Dies versucht man beim absoluten Best-in-Class-Standard zu vermeiden, indem man – idealerweise branchenspezifische – Mindeststandards definiert, denen die Unternehmen genügen müssen, um Best-in-Class-Status zu erhalten.

oekom research nutzt den absoluten Best-in-Class-Ansatz. Dabei erhal-ten nur Unternehmen von oekom research den Best-in-Class-Status – oekom research hat hierfür den Begriff „Prime“ eingeführt –, die ein von oekom research festgelegtes Mindestrating auf der von A+ (beste Note) bis D- reichen-den Skala erreichen. oekom research spricht in diesem Zusammenhang von der Prime-Schwelle, die branchenspezifisch festgelegt wird.

Dabei gilt: Je höher die (potenziellen) negativen Auswirkungen einer Branche auf Umwelt, Mitarbeiter und Gesellschaft sind, desto höher wird die Latte gelegt. So müssen Unternehmen der Öl- und Gasbranche mindestens die Note B- erreichen, um als Prime bewertet zu werden. Softwareherstellern reicht dagegen schon ein C.

Das oekom Corporate Rating: Abdeckung und Methodik

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Die Kriterienkataloge umfassen jeweils rund 100 Einzelkriterien, von denen ein großer Teil bran-chenspezifisch ist. Sie betreffen unter anderem den Umgang der Unternehmen mit Mitarbeitern und Zulieferern, die umweltgerechte Gestaltung der Produkte sowie Umfang und Qualität des Umweltmanagements. Die Kriterien werden regelmäßig weiterentwickelt, um beispielsweise neuen technischen, gesellschaftlichen oder rechtlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Zur besseren Illustration werden die alphabetischen Noten im Folgenden bei einigen Auswertungen, beispielsweise bei der Berechnung von Branchen- und Länderdurchschnitten, in numerische Noten auf der Skala 0 bis 100 (Bestbewertung) umgerechnet.

Ausschlusskriterien

Mit dem Einsatz von Ausschlusskriterien schließen private und institutionelle Investoren Unternehmen vom Investment aus, die ihr Geld mit dem Verkauf kontroverser Produkte und Leistungen verdienen oder durch ein kontroverses Geschäftsverhalten auffallen.

oekom research führt Analysen im Hinblick auf mögliche Verstöße zu insgesamt 17 Ausschlusskri-terien durch. Unterschieden werden dabei kontroverse Geschäftsfelder, z. B. Alkohol, Atomenergie oder Rüstungsgüter, und kontroverses Geschäftsverhalten, beispielweise Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte. Mit dem Katalog von Ausschlusskriterien deckt oekom research unter anderem die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) empfohlenen Kriterien ab.

Abb. 1: Top 10 der von Kunden von oekom research genutzten Ausschlusskriterien; in %; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

Bitte beachten Sie: Die folgenden Auswertungen zur Qualität des Nachhaltigkeitsmanagements und zu Verstößen gegen ausgewählte Ausschlusskriterien beziehen sich nicht auf das gesamte von oekom research abgedeckte Unternehmensuniversum, sondern auf das Teiluniversum von international tätigen Großunternehmen, die ihren Sitz in den Industrieländern haben. Insgesamt sind dies gut 1.500 Unternehmen, sie werden im Folgenden als Global Large Cap Universe (GLCU) bezeichnet.

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Das oekom Corporate Rating: Ergebnisse 2013

Gesamtergebnis

Im Hinblick auf die Gesamtbewertung der international tätigen Großunternehmen mit Sitz in den Industrieländern, die oekom research regelmäßig analysiert, gab es im vergangenen Jahr wenig Bewegung. Rund jedes sechste Unternehmen (insgesamt 16,8%) erfüllt die von oekom research bran-chenspezifisch definierten Mindestanforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement und erhält den oekom Prime Status. Im Vergleich zu 2012 ist dieser Anteil nur leicht um 0,1% gestiegen (vgl. Abb. 2).

Gestiegen ist allerdings auch der Anteil der Unternehmen, die eine schlechte Nachhaltigkeits-leistung zeigen. Er liegt aktuell bei 53,1% nach 52,3% im Jahr 2012. Knapp ein Drittel aller Unternehmen (30,1%) zeigt Ansätze im Nachhaltigkeitsmanagement und damit eine mittelmä-ßige Nachhaltigkeitsperformance, es fehlt hier vor allem die systematische und flächendeckende Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten im Unternehmen.

Abb. 2: Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von international tätigen Großunternehmen mit Sitz in den Industrieländern (GLCU); in %; Stand: jeweils 31.12. des Jahres; Quelle: oekom research (2014)

2012 2013

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Die besten Nationen

Die Analyse der Qualität des Nachhaltigkeitsmanagements der im Rahmen dieses Jahresrückblickes analysierten Unternehmen auf Basis der nationalen Herkunft ergibt folgendes Bild:

Die höchste „Prime-Quote“ erreicht Finnland. Fast zwei Drittel (64,3%) der analysierten Unternehmen erfüllen hier die von oekom research definierten Mindestanforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement. Auf den weiteren Plätzen folgen Deutschland mit einer Quote von 58,3%, Italien (50,0%) und die Niederlande (40,7%). In Österreich zeigt jedes dritte Unternehmen eine hinreichende Leistung, in der Schweiz gut ein Viertel der Unternehmen. Deutlich geringer ist die Qualität des unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements in Nordamerika und Asien. Von den US-amerikanischen und kanadischen Unternehmen genügt nicht einmal jedes Zehnte den Anforderungen, in Japan sind es sogar nur 7,7% der analysierten Unternehmen.

Die besten Branchen

Im Hinblick auf die durchschnittliche Bewertung der Unternehmen aus ausgewählten Branchen stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Hier erreichen die Hersteller von Haushaltsprodukten mit einer durchschnittlichen Bewertung von 46,3 auf der von 0 bis 100 reichenden Skala die höchste Bewertung. Als bestes Unternehmen der Branche kommt der französische Konzern L‘Oreal auf eine Bewertung von 71,1 (vgl. zu den Branchensiegern Abb. 9). Auf Rang 2 des Branchenratings platziert sich die Automobilindustrie, die hier bewerteten Unternehmen erreichen eine Durchschnittsbewertung von 42,7.

Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 41,6 landen die Forst- und Papierunternehmen auf Rang 3, auf Rang 4 platzieren sich die Unternehmen der Softwarebranche (34,4). Alle weiteren hier betrachteten Branchen erreichen weniger als ein Drittel der maximalen Punktzahl. Am unteren Ende der Rangliste rangieren unter anderem die Versicherungen (25,9) und die Geschäftsbanken (23,8), die aufgrund ihrer Position im Wirtschaftssystem eigentlich eine zentrale Rolle bei der Implementierung von Nachhaltigkeitsstandards in Unternehmen und Projekten, z. B. dem Bau von Staudämmen, haben. Schlechter schneiden hier nur die Öl- und Gasindustrie sowie die Immobilienbranche ab.

Abb. 3: Anteil der Unternehmen mit oekom Prime Status in den einzelnen Ländern; Basis: GLCU; in %; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Wie sich die durchschnittliche Bewertung der Unternehmen ausgewählter Branchen in den vergangenen Jahren entwickelt hat, zeigt Abbildung 5. Deutlich wird zum einen, dass es bei der Weiterentwicklung des Nachhaltigkeitsmanagements keine Revolution, sondern eine langsame Evolution gibt, in der es gelegentlich – wie beispielsweise in der Automobilindustrie und der Öl- und Gasbranche – auch Rückschritte gibt. Gleichzeitig ist insgesamt ein leicht positiver Trend bei der durchschnittlichen Bewertung der Qualität des Nachhaltigkeitsmanagements erkennbar. Ursächlich hierfür können neben den verstärkten Anstrengungen der Unternehmen allerdings auch kleine Veränderungen in der Zusammensetzung der Grundgesamtheit, etwa durch Unternehmensübernahmen und -fusionen sein. Gleichzeitig ist bei der Interpretation der Entwicklung zu berücksichtigen, dass oekom research die Ratingkriterien laufend weiterentwickelt. In der Regel führen Anpassungen der Kriterien dabei zu einer Verschärfung der Anforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement. Vor diesem Hintergrund ist auch eine „nur“ stabile Bewertung der Branchen als positiv zu werten.

Abb. 4: Durchschnittliche Bewertung der Unternehmen ausgewählter Branchen auf einer Skala von 0 bis 100 (Bestnote); Basis: GLCU; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

Abb. 5: Entwicklung der Durchschnittsbewertung ausgewählter Branchen in den vergangenen Jahren; Skala von 0 bis 100 (Bestnote); Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Zusammenhang von Unternehmens- und Länderrating

Neben den Unternehmen bewertet oekom research im Rahmen seines oekom Country Ratings auch die Nachhaltigkeitsleistungen von 56 Staaten als Emittenten von Staatsanleihen (vgl. Exkurs oekom Country Rating). Die von den Staaten oder Staatengemeinschaften, etwa der Europäischen Union, definierten Rahmenbedingungen beeinflussen dabei das unternehmerische Handeln insgesamt und das Engagement der Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung im Speziellen. Beispiele hierfür sind die Vorgabe von umweltbezogenen Produktqualitäten wie etwa dem durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Emissionen im Automobilbereich oder der Einbezug von Branchen in den Emissionshandel im Rahmen der Klimapolitik.

Dieser Zusammenhang zeigt sich recht deutlich, wenn man die Korrelation zwischen der Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen der Staaten und der durchschnittlichen Bewertung des Nachhaltigkeitsmanagements der Unternehmen betrachtet (vgl. Abb. 6). In Staaten mit hohen Nachhaltigkeitsstandards wie beispielsweise Schweden, Norwegen und Finnland zeigen tendenziell auch die Unternehmen eine bessere Leistung im Nachhaltigkeitsmanagement als in Ländern wie Japan oder den USA, die im oekom Country Rating schlechter abschneiden.

Dass Unternehmen allerdings nicht auf eine entsprechende Rahmensetzung durch den Staat war-ten müssen, um im Nachhaltigkeitsmanagement aktiv zu werden, zeigen beispielsweise die italieni-schen Unternehmen. Sie erreichen branchenübergreifend eine vergleichsweise gute durchschnitt-liche Bewertung des Nachhaltigkeitsmanagements, während Italien im oekom Länderrating nur im Mittelfeld landet.

Abb. 6: Zusammenhang von oekom Corporate Rating und oekom Country Rating; Skala von 0 bis 100 (Bestnote); Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Exkurs: Das oekom Country Rating

Im Rahmen des oekom Country Ratings bewertet oekom research die Nachhaltigkeitsleistungen von insgesamt 55 Staaten und der Europäischen Union (EU). Analysiert und bewertet werden alle OECD-Staaten, alle EU-Mitglieder, alle BRICS-Staaten sowie wichtige asiatische und südameri-kanische Länder. Dadurch werden deutlich über 94% der weltweit ausstehenden Staatsanleihen abgedeckt.

Die Staaten werden anhand von rund 100 Einzelkriterien bewertet, die unter anderem die Leistungen in den Bereichen „Politisches System & Regierungsführung“, „Menschen- & Grundrechte“, „Klimawandel & Energie“ sowie „Produktion & Konsum“ erfassen.

Im Rating kommen sowohl qualitative Kriterien, z. B. zur Bewertung der Einhaltung von Bürgerrechten, als auch quantitative Kriterien, etwa der Anteil der Bildungsausgaben am Haushaltsbudget, zum Einsatz. Die Bewertung der Staaten erfolgt wie bei den Unternehmen auf einer Skala von A+ (Bestnote) bis D-.

Zusätzlich recherchieren die oekom Analysten bei allen Staaten mögliche Verstöße gegen eine Vielzahl von sozialen und umweltbezogenen Ausschlusskriterien, z. B. Atomwaffenbesitz, Menschenrechtsverletzungen, Verletzung der Presse- und Meinungsfreiheit und Anwendung der Todesstrafe.

Das oekom Country Rating wird von Investoren und Vermögensverwaltern dazu genutzt, auch bei der Anlage in Staatsanleihen Nachhaltigkeitsaspekte zu berück-sichtigen, um so sowohl die eigenen Werte berücksich-tigen als auch Risiken reduzieren zu können. Die im Herbst 2013 erschienene Studie „Sovereign Bonds and Sustainable Culture“, die das ICMA Centre der britischen Henley Business School durchgeführt hat, zeigt in diesem Zusammenhang, dass Nachhaltigkeitsratings ein zuver-lässiger Indikator für die Zahlungsfähigkeit von Staaten sind und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsratings eine insgesamt bessere Risikoeinschätzung erlaubt.

1 Schweden

2 Dänemark

3 Norwegen

4 Schweiz

8 Österreich

12 Deutschland

14 Frankreich

56 China

Rang Land

Abb. 8: Auszug aus dem oekom Country Rating; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

Abb. 7: Abdeckung des oekom Country Ratings; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Die Branchensieger

Während britische Fußballclubs in der Champions League 2013 keine Chancen hatten, stellt Großbritannien unter den „Champions der Nachhaltigkeit“, den in Sachen Nachhaltigkeit besten Unternehmen im oekom Corporate Rating, das größte Kontingent. Gleich vier britische Unternehmen erreichen in ihrer Branche Spitzenplätze, darunter der Einzelhändler Marks & Spencer und das Immobilienunternehmen British Land. Jeweils dreimal vertreten sind französische und deutsche Unternehmen, letztere durch das Chemieunternehmen Linde, die Deutsche Telekom und Adidas.

Unter den Branchensiegern jeweils zweimal vertreten sind Italien, Norwegen, die Schweiz und Schweden. Mit Coca Cola Enterprises in der Branche Nahrungsmittel & Getränke erreicht auch ein US-amerikanisches Unternehmen einen Spitzenplatz und damit ein Unternehmen aus einem Land, in dem Nachhaltigkeitsaspekte in der Wirtschaft insgesamt eher eine untergeordnete Rolle spielen (vgl. Abschnitt „Die besten Nationen“).

Die Tabelle der Branchensieger zeigt, dass die besten Unternehmen hier meist Bewertungen im B Bereich der von A+ bis D- reichenden Ratingskala von oekom research erreichen, zwei Unternehmen – STMicroelectronics aus der Schweiz und Terna Rete Elettrica aus Italien – erhalten dabei ein B+. In einigen Branchen reicht es selbst für die besten Unternehmen nur für ein Rating im C Bereich. Selbst die Branchensieger sind noch ein gutes Stück von der Bestnote und damit von einer umfassend nach-haltigen Wirtschaftsweise entfernt.

Branche Unternehmen Land oekom Rating

Automobil Renault FR B

Bau Skanska SE B-

Bergbau & Metalle Norsk Hydro NO B

Chemie Linde DE B

Einzelhandel Marks & Spencer Group GB B

Geschäftsbanken DNB NO C

Haushaltsprodukte L‘Oreal FR B

Immobilien British Land GB C+

IT STMicroelectronics CH B+

Maschinenbau Atlas Copco SE B

Medien Reed Elsevier GB B-

Nahrungsmittel & Getränke Coca-Cola Enterprises US B-

Öl, Gas & Kohle Snam IT B

Papier & Forst Stora Enso FI B

Pharma & Biotechnologie AstraZeneca GB B-

Telekommunikation Deutsche Telekom DE B

Textilien Adidas DE C+

Tourismus & Freizeit Accor FR C+

Unterhaltungselektronik & Haushaltsgeräte Philips NL C+

Versicherungen Swiss Re CH C+

Versorger Terna Rete Elettrica IT B+

Abb. 9: Die besten Unternehmen in ausgewählten Branchen, Basis: GLCU; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Exkurs: Der Einfluss von nachhaltigen Kapitalanlagen und Nachhaltigkeitsratings auf die Unternehmen

Es gehört zu den Kernmotiven der nachhaltigen Investoren, durch die Berücksichtigung von sozialen, ökologischen und governancebezogenen Kriterien bei der Kapitalanlage Einfluss auf die Unternehmen zu nehmen, um diese zu verstärkten Anstrengungen im Nachhaltigkeitsmanagement zu bewegen. Wenn der Zugang zu Eigen- und Fremdkapital davon abhängig ist, ob sich ein Unternehmen verant-wortungsbewusst verhält, so die Überlegung, werden diese entsprechende Kriterien verstärkt bei der Unternehmensführung berücksichtigen.

Auch wenn heute unter den nachhaltigen Investoren weitere Motive zu erkennen sind, insbe-sondere das der Reduzierung von Reputations- und Performancerisiken, spielt dieses Motiv der Einflussnahme auf die Unternehmen weiterhin eine wichtige Rolle. Ob der beschriebene Hebel für die Umsteuerung der Wirtschaft in Richtung einer „Green Economy“ auch tatsächlich funktioniert, wurde bisher allerdings nicht umfassend analysiert. Es ist zwar grundsätzlich über das vergangene Jahrzehnt ein verstärktes Engagement der Unternehmen für eine nachhaltige Entwicklung erkennbar, inwieweit die entsprechenden Strategien und Maßnahmen aber vom nachhaltigen Kapitalmarkt motiviert wer-den oder sich sogar an den konkreten Erwartungen nachhaltiger Investoren orientieren, blieb bisher unklar.

Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat oekom research im Jahr 2013 in Kooperation mit den Principles for Responsible Investment (PRI) und dem UN Global Compact eine internationa-le Unternehmensbefragung durchgeführt. Ziel der oekom Impact-Studie war es, zu analysieren, welchen Einfluss der nachhaltige Kapitalmarkt auf deren Strukturen, Leistungen und Prozesse hat. Die Bilanz fällt insgesamt positiv aus, wie folgende, ausgewählte Ergebnisse aus der Studie zeigen:

• Bei 61,3% der Unternehmen waren Anforderungen von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen ein ausschlaggebender Faktor, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, bei 59,3% die Anforderungen von nachhaltigen Investoren. Größere Bedeutung hatten hier nur die Forderungen der Kunden (65,8%).

• Beinahe jedes dritte Unternehmen gibt an, dass die Anfragen von Nachhaltigkeitsanalysten die Gesamtstrategie des Unternehmens beeinflussen. Einen Einfluss auf die Nachhaltigkeitsstrategie bestätigen 60,3% der Unternehmen, auf konkrete Maßnahmen im Rahmen des Nachhaltigkeitsmanagements 68,9%.

• Unter den im nachhaltigen Investment angewendeten Strategien hat der Best-in-Class-Ansatz den größten Einfluss auf die Unternehmen (39,9%). Als zweitwichtigste Strategie sehen die Unternehmen das Engagement an, d. h. den direkten Dialog zwischen Investoren und Unternehmen (37,4%). Geringe Bedeutung wird in diesem Zusammenhang dagegen der Nutzung von Ausschlusskriterien beigemessen.

• Die weit überwiegende Mehrheit der Unternehmen nutzt die Nachhaltigkeitsratings als Management-Tool, beispielsweise als Trendradar (96,0%), für die Stärken-Schwächen-Analyse (84,3%) oder zur Erfolgskontrolle für Maßnahmen im Nachhaltigkeitsmanagement (65,0%).

• Bei knapp jedem dritten Unternehmen hat das Abschneiden im Nachhaltigkeitsrating Einfluss auf die Bezahlung der Führungskräfte. Bei 8,5% der Unternehmen gilt dies flächendeckend, bei 21,6% für ausgewählte Führungskräfte.

• Für fast neun von zehn Unternehmen (87,9%) ist es wichtig oder sogar sehr wichtig, ein gutes Nachhaltigkeitsrating zu erhalten bzw. in Nachhaltigkeitsindizes und -fonds aufgenommen zu werden. 97,0% der Unternehmen versprechen sich von einem guten Nachhaltigkeitsrating einen positiven Effekt für ihre Reputation.

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Kontroverses Geschäftsverhalten

Korruption

„Korruption ruiniert Vertrauen, Charaktere, Karrieren, Gesundheit, wirtschaftliche und natürli-che Ressourcen, Rechtssicherheit, Wohlstand und Freiheit,“ beschreibt die internationale Anti-Korruptionsinitiative Transparency International (TI) die negativen Wirkungen von Korruption. Mit Hilfe des Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index) misst TI jährlich die wahr-genommene Korruption von Politikern und Beamten in 177 Ländern und Territorien. In der aktuellen Auswertung für das Jahr 2013 erreicht Deutschland auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrge-nommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption) 78 Punkte. Die Bundesrepublik rangiert damit auf dem 12. Platz. Im europäischen Vergleich belegen Dänemark (91 Punkte), Finnland (89 Punkte) und Schweden (89 Punkte) die vordersten Plätze. International reiht sich außerdem Neuseeland (91 Punkte) in die Gruppe der Spitzenreiter ein.

Ein anderes Instrument von TI, das globale Korruptionsbarometer, untersucht im Rahmen einer Bevölkerungsumfrage, als wie korrupt einzelne Sektoren wahrgenommen werden. In Deutschland schneiden auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht korrupt) bis 5 (höchst korrupt) die politischen Parteien (3,8) und die Privatwirtschaft (3,7) besonders schlecht ab. Auch international werden die politischen Parteien als besonders korrupt wahrgenommen, während die Privatwirtschaft hier als etwas weniger korrupt wahrgenommen wird als in Deutschland.

oekom research hat im Jahr 2013 wieder zahlreiche Fälle von Korruption in bzw. durch Unternehmen registriert. Besonders häufig waren davon die Anbieter von Medizintechnik und -produkten betroffen. Rund jedes siebte hier analysierte Unternehmen (14,3%) war nach Recherchen von oekom research in Korruptionsfälle verwickelt. Besonders anfällig für diese Art von „Absatzförderung“ scheinen auch die Ausrüster und Dienstleister in der Öl- und Gasbranche, die Pharmaindustrie sowie die Baubranche zu sein. In allen diesen Branchen lag der Anteil von in Korruption involvierten Unternehmen über 10%.

Abb. 10: Anteil der Unternehmen der einzelnen Branchen mit Verstößen im Bereich Korruption; Basis: GLCU; in %; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Arbeitsrechtsverletzungen

Viele der Arbeitsrechte, die in Europa und Nordamerika als selbstverständlich angesehen werden, sind in anderen Teilen der Welt bisher kaum oder noch gar nicht umgesetzt. Als wichtigster Katalog der grundlegenden Rechte der Arbeitnehmer können dabei die so genannten Kernarbeitsnormen der International Labour Organization (ILO) angesehen werden. Als Kernarbeitsnormen werden acht Übereinkommen bezeichnet, die die vier Grundprinzipien der ILO ausgestalten:

• Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen,

• Beseitigung der Zwangsarbeit,

• Abschaffung der Kinderarbeit und

• Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf.

Die ILO hat 1998 die entsprechende Erklärung über die grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der Arbeit verabschiedet. Die Kernarbeitsnormen der ILO sind als qualitative Sozialstandards international anerkannt und haben den Charakter von universellen Menschenrechten, die für alle Länder – unabhän-gig vom Stand der wirtschaftlichen Entwicklung – Gültigkeitsanspruch haben. Das Recht auf Arbeit, auf gerechte Arbeitsbedingungen, auf Zusammenschluss in Gewerkschaften und das Streikrecht wur-den auch im internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte der Vereinten Nationen von 1966 verankert.

Im Nachhaltigkeitsrating von oekom research spielen neben Verstößen gegen die ILO-Kernarbeitsnormen weitere kritische Aspekte eine Rolle, unter anderem gesundheitsgefährdende Arbeitsplätze, erzwungene Schwangerschafts- oder HIV-Tests, exzessive Arbeitszeiten oder extrem schlechte Gehälter.

Häufig finden Verstöße gegen diese Arbeitsstandards nicht durch die international tätigen Großkonzerne selbst statt, sondern bei deren Zulieferern in Entwicklungs- und Schwellenländern. In der Textilindustrie haben dies in jüngerer Zeit die schweren Arbeitsunfälle in Fabriken in Bangladesch gezeigt. oekom research hat bei jedem fünften für diese Studie analysierten Textilunternehmen ent-sprechende Verstöße gegen die oben geschilderten Arbeitsstandards registriert. Noch höher ist der Anteil bei den Herstellern von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten, hier ist mehr als jedes vierte Unternehmen (26,7%) durch entsprechende Verstöße aufgefallen. Im 2-stelligen Bereich liegt der Anteil betroffener Unternehmen außerdem in der Bergbaubranche, im Einzelhandel mit seiner besonders hohen Verknüpfung mit internationalen Lieferketten und in der Baustoffindustrie.

Abb. 11: Anteil der Unternehmen der einzelnen Branchen mit Verstößen gegen grundlegende Arbeitsrechte; Basis: GLCU; in %; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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Menschenrechtsverletzungen

Die Abgrenzung von Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen im Umfeld von bzw. durch die Unternehmen ist fließend. Zu den Menschenrechtsverletzungen zählen aus Sicht von oekom research:

• Aktivitäten und Projekte der Unternehmen, bei denen bewusst eine massive Gefährdung der Gesundheit oder des Lebens von Anwohnern, Kunden oder anderen Personen in Kauf genom-men wird;

• Menschenhandel;

• Aktivitäten und Projekte, die das Selbstbestimmungsrecht Dritter in massiver Weise verletzen und

• Aktivitäten und Projekte, die das kulturelle Selbstbestimmungsrecht oder die kulturelle Würde Dritter in massiver Weise missachten.

In die Verletzung von Menschenrechten besonders häufig involviert sind die Unternehmen der Bergbaubranche. Knapp jedes zehnte Unternehmen (8,9%) weist hier einen entsprechenden Verstoß auf. Dabei geht es häufig um die unzureichende Entschädigung oder gar gewaltsame Vertreibung von Anwohnern im Zuge der Erweiterung von Minen oder die Beeinträchtigung der Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung durch Zerstörung der natürlichen Umwelt, beispielsweise durch die Verseuchung von Gewässern durch giftige Schlämme oder Abwässer. Einzelne Fälle von Menschenrechtsverletzungen gibt es bei den international tätigen Handelsgesellschaften, in der Öl-, Gas- und Kohlebranche, bei den Nahrungsmittelherstellern und in der Versorgerbranche.

Umweltverstöße

Unter anderem die massiven Umweltauswirkungen des Tagebaus sowie der Einsatz und die Freisetzung giftiger Substanzen führen dazu, dass Unternehmen der Bergbaubranche besonders häufig in Umweltverstöße verwickelt sind. Mehr als jedes dritte analysierte Unternehmen (35,6%) weist hier einen Verstoß auf. Gleiches gilt für knapp jede sechste im globalen Warenaustausch tätige Handelsgesellschaft. Hier sind insbesondere große asiatische Handelshäuser, die auch im Abbau von Rohstoffen wie Kohle oder der Öl- und Gasförderung aktiv sind, an Umweltzerstörungen beteiligt. Die entsprechenden Aktivitäten im Bereich der Ressourcenförderung werden meist im Rahmen strategi-scher Beteiligungen, Joint Ventures oder Konsortien durchgeführt.

Umweltzerstörungen in der Öl- und Gasbranche, in die 15,1% der relevanten Unternehmen invol-viert sind, resultieren häufig aus der Exploration und Förderung von Öl und Gas sowie dem damit verbundenen Ausbau einer entsprechenden Infrastruktur. Auch knapp jede zehnte Geschäftsbank

Abb. 12: Anteil der Unternehmen der einzelnen Branchen mit Verstößen gegen Menschenrechte; Basis: GLCU; in %; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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(9,6%) ist in Umweltverstöße involviert. Hintergrund ist in aller Regel die Finanzierung kontroverser Unternehmen und Projekte, beispielsweise von Staudammprojekten in Südamerika, die mit sehr nega-tiven Auswirkungen auf die Natur verbunden sind. Analoges gilt für die Versicherungen.

Ausblick

Gerade einmal jedes sechste der im Rahmen dieser Studie analysierten Unternehmen zeigt eine aus Sicht von oekom research gute Leistung beim Management der Herausforderungen der Nachhaltigkeit. Gleichzeitig hat mehr als die Hälfte der Unternehmen bisher keine oder nur sehr kleine Schritte in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise gemacht. Die Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren sind dabei klein und gehen nicht alle in die richtige Richtung.

Gleichzeitig zeigen Umfragen bei den Unternehmen, dass gerade die nachhaltigen Kapitalanlagen dazu beitragen können, die Unternehmen zu einem verstärkten Engagement für eine nachhal-tige Entwicklung zu motivieren. Rund jedes dritte im Rahmen der oekom Impact-Studie befrag-te Unternehmen bestätigt, dass die Anforderungen von Nachhaltigkeitsanalysten und damit von nachhaltigen Investoren einen Einfluss auf die Gesamtstrategie des Unternehmens haben, mehr als zwei Drittel geben an, dass sie die Erwartungen bei der Gestaltung konkreter Maßnahmen im Rahmen des Nachhaltigkeitsmanagements berücksichtigen. Gleichzeitig wird das Abschneiden in Nachhaltigkeitsratings von vielen Unternehmen inzwischen in den Vergütungssystemen für ihre Führungskräfte berücksichtigt.

Angesichts der wachsenden Volumina, die unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien angelegt werden, kann und wird dieser Hebel für eine stärkere Ausrichtung der Unternehmen an den Prinzipien der Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen – und dies auch zum Nutzen der Anleger. Auch 2013 haben wieder verschiedene Studien gezeigt, dass nachhaltige Kapitalanlagen, die in der Regel in besonders nachhaltig agierende Unternehmen investieren, nicht nur keinen systematischen Performancenachteil gegenüber konventionellen Anlagen aufweisen, sondern sogar eine gute Chance auf eine Outperformance bieten. So belegen von 195 entsprechenden Performancestudien, die das Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule im Rahmen einer Meta-Studie analy-siert hat, 61 einen positiven Zusammenhang zwischen der Nutzung von Nachhaltigkeitskriterien und der finanziellen Performance, 62 Studien bescheinigen einen neutralen Zusammenhang und lediglich 14 Studien sehen einen negativen Effekt.

Je stärker sich die Erkenntnis durchsetzt, dass nachhaltige Kapitalanlagen eine doppelte Dividende versprechen – eine mindestens marktgerechte Rendite und gleichzeitig die Unterstützung der Ziele der Investoren im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft –, desto mehr Kapital wird in entsprechende Anlageprodukte fließen und desto größer wird die Hebelwirkung zur Beeinflussung der Unternehmen in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise sein.

Abb. 13: Anteil der Unternehmen der einzelnen Branchen mit Verstößen im Bereich Umweltschutz; Basis: GLCU; in %; Stand: 31.12.2013; Quelle: oekom research (2014)

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oekom Inside

Die oekom research AG zählt zu den weltweit führenden Ratingagenturen im Bereich des nachhaltigen Investments. Die Agentur analysiert Unternehmen und Länder hinsichtlich ihrer ökologischen und sozialen Performance. Als erfahrener Partner von institutionellen Investoren und Finanzdienstleistern identifiziert oekom research diejenigen Emittenten von Aktien und Rentenpapieren, die sich durch ein verantwortungsvolles Wirtschaften gegenüber Gesellschaft und Umwelt auszeichnen. Mehr als 100 Asset Manager und Asset Owner beziehen das Research der Ratingagentur regelmäßig in ihre Anlageentscheidungen ein. Die Analysen von oekom research beeinflussen dadurch aktuell rund 520 Milliarden Euro Assets under Management.

Entscheidend für den Erfolg der oekom research AG ist die Glaubwürdigkeit unserer Analysen. Um diese zu gewährleisten, sind aus unserer Sicht vor allem zwei Aspekte von zentraler Bedeutung: die Unabhängigkeit – und zwar auf Ebene der Agentur und der Analysten – sowie ein ausgefeiltes Qualitätsmanagementsystem. oekom research verfolgt in diesen Bereichen seit der Gründung im Jahr 1993 einen konsequenten Weg und hat auf den verschiedenen Ebenen entsprechende Standards gesetzt. So akzeptieren wir z. B. keine Unternehmen, die wir bewerten, und keine Finanzmarktakteure in unserem Aktionärskreis.

In Bezug auf die Qualität unserer Ratingprozesse bescheinigt uns der Markt seit Jahren eine führende Position im Vergleich zu unseren Wettbewerbern. Nichtsdestotrotz haben wir unser Ratingsystem einem ausführlichen Audit durch einen Wirtschaftsprüfer auf der Basis des international anerkannten Qualitätsstandards ARISTA® der Association for Responsible Investment Services (ARISE) (www.aristastandard.org) unterzogen.

Unser interdisziplinäres Team umfasst zur Zeit 64 Personen, davon 49 Analysten inklusive sechs Analysten vom Vertriebs- und Researchpartner GES. Um den vielfältigen Ansprüchen unserer Kunden und anderer Stakeholder gerecht zu werden und eine qualitativ hochwertige Dienstleistung anbie-ten zu können, bildet die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung unserer Analysten einen wichtigen Schwerpunkt. Neben dieser inhaltlichen Expertise erfordert der globale Markt auch ein zunehmendes Maß an Internationalität: So sprechen unsere Mitarbeiter derzeit rund 2o Sprachen.

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Publikationen

Folgende Publikationen bzw. Publikationsreihen wurden im Jahr 2013 bzw. werden von oekom research regelmäßig veröffentlicht. Kostenpflichtige Publikationen sind mit * gekennzeichnet. Alle Publikationen sind auf Anfrage bei oekom research erhältlich ([email protected]).

Bücher & Studien

Branchenberichte

Themenreports

Globale Geschäfte – globale Verantwortung, erschienen im oekom verlag, März 2013*

oekom Impact-Studie, Mai 2013

oekom Corporate Responsi-bility Review 2013 (engl.), März 2013

oekom Industry Focus – Zusammenfassung der Bewertung einzelner Branchen

oekom Industry Reports* – Zusammenfassende Ergebnisse zur Bewertung der Unternehmen einzelner Branchen inklusive zahl-reicher Ergebnisübersichten, Auswertungen und der umfassen-den Rating Reports der Unternehmen der jeweiligen Branche

oekom Facts & Figures zu einzelnen Ergebnissen aus unserem Rating

oekom Position Papers liegen derzeit unter anderem zu folgenden Themen vor:

• Arbeitsrechte in der Zulieferkette

• Biodiversität

• Biokraftstoffe

• Emissionshandel

• Forst & Holz

• Kontroverse Waffen

• Nanotechnologie

oekom Position Paper zu aktu-ellen Nachhaltigkeitsthemen

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Disclaimer

Die oekom research AG analysiert und bewertet die ökologische und soziale Performance von Unternehmen und Ländern auf der Basis eines wissenschaftlich fundierten Rating-Konzepts. Dabei orientieren wir uns an den höchsten Qualitätsstandards, die im Bereich des Nachhaltigkeits-Research weltweit üblich sind.

Dennoch weist die oekom research AG darauf hin, dass sämtliche in diesem Research Report dargestellten Informationen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität erheben, von Seiten der oekom research AG wird dafür keine Gewähr übernommen. Insbesondere kann es bei der Bewertung vorgegebener Portfolios zu Ungenauigkeiten bei der Zuordnung einzelner Wertpapiere zu dem entsprechenden Emittenten Research kommen. Jegliche Haftung im Zusammenhang mit der Nutzung dieses Research Reports, der dort angebotenen Informationen und ihrer Nutzung ist ausge-schlossen.

Sämtliche von uns abgegebenen Beurteilungen und Werturteile stellen grundsätzlich keine Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Wir weisen darauf hin, dass dieser Research Report, insbesondere die darin befindlichen Bilder, Texte, Grafiken, das Layout und das Logo der oekom research AG dem Urheber- und Markenrecht unter-liegen. Jegliche Nutzung bedarf der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung der oekom research AG. Unter Nutzung wird insbesondere verstanden, das Kopieren oder Vervielfältigen des Research Reports im Ganzen oder in Teilen, der entgeltliche oder unentgeltliche Vertrieb des Research Reports oder seine Verwertung in jeder anderen denkbaren Weise.

Impressum

oekom research AGGoethestraße 2880336 MünchenDeutschlandFon: +49-(0)89-544184-90Fax: +49-(0)[email protected]

Vorstand:Robert HaßlerMatthias Bönning

Redaktion:Rolf D. Häßler

Text:Rolf D. Häßler

Layout/Gestaltung:Ines Markmiller

München, im März 2014

Bildnachweis: Umschlagfoto: eevl © www.fotolia.de

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