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(iesellschaftsberichte. I. Osterreichische Otologische Gesellschaft. Sitzung vom 25. April 1910. 1. E. U r b a n t s c h i t s c h stellt ein 4 j/~hriges M~dehen vor, bei welchem seit September 1909 der linke Lobulus an- geblich ohne jede Ursache (die Ohren waren bereits vor 3 Jahren gestochen worden) plStzlich zu wachsen begann, worauf auch die ganze linke Ohrmuschel an GrSl~e zunahm. Ihre GrSBe blieb erst seit Januar 1910 station/ir. Der Prozel~ diirfte durch eine Infektion (vermittels der Ohrringe) zustande gekommen sein und ein Lymphangiom (E 1 e p h a n t i a s i s d e r 0 h r - m u s c h e 1) reprasentieren. Eine seit der letzten Woche hinzugetretene Schwellung der linken Wangengegend wurde yon chirurgischer Seite ebenfalls als Lymphangiom ange- sproehen. U. wird, da Kalte und Kompression keine wesent- liche Beeinflussung ergaben, Versuche mit Elektropunktur anstellen. Diskussion: H. F r e y glaubt, daft es sich um ein Tuberkulid handle, und fragt U., ob eine Probeexzision und histologische Unter- suchung gemacht wurde, bzw. gemaeht werden wird. In einem ganz ~hnlichen Falle eigener Beobachtung, den F r e y durch Dr. H e s c h 1 bier vorstellen lieS, ergab diese Unter- suehung zweifellose tuberkulSse Natur der Geschwulst. U r b a n t s e h i t s c h erwidert, dab das Kind sonst keine Zeichen yon Tuberkulose zeigt, yon chirurgischer Seite die Wangenschwellung ebenfalls als Lymphangiom erkl~rt wurde, und daIt ein Tuberkulid sich wohl nur auf den Lobulus be- schr~nken w[irde. 2. R. B £ r £ n y zeigt einen vor fast 2 Jahren wegen Cho- lesteatom des Attik radikal operierten Patienten, bei dem er die Cholesteatommatrix stehen gelassen hat; Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. 84. Otolog. Rundschau. l

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(iesellschaftsberichte.

I. Osterreichische Otologische Gesellschaft. S i t z u n g v o m 25 . A p r i l 1 9 1 0 .

1. E. U r b a n t s c h i t s c h stell t ein 4 j/~hriges M~dehen vor, bei welchem seit Sep tember 1909 der linke Lobulus an- geblich ohne jede Ursache (die Ohren waren bereits vor 3 J a h r e n gestochen worden) plStzlich zu wachsen begann, worauf auch die ganze linke Ohrmuschel an GrSl~e zunahm. Ih re GrSBe blieb erst seit J a n u a r 1910 station/ir. Der Prozel~ diirfte durch eine In fek t ion (vermit tels der Ohrringe) zus tande gekommen sein und ein Lymphang iom (E 1 e p h a n t i a s i s d e r 0 h r - m u s c h e 1) reprasentieren. E ine seit der le tz ten Woche h inzuget re tene Schwellung der l inken Wangengegend wurde yon chirurgischer Seite ebenfalls als L y m p h a n g i o m ange- sproehen. U. wird, da Ka l t e und Kompress ion keine wesent- liche Beeinflussung ergaben, Versuche mi t E l e k t r o p u n k t u r anstellen.

D i s k u s s i o n :

H. F r e y glaubt, daft es sich um ein Tuberku l id handle, und f ragt U., ob eine Probeexzis ion und histologische Unte r - suchung gemach t wurde, bzw. gemaeh t werden wird. I n einem ganz ~hnlichen Falle eigener Beobach tung , den F r e y durch Dr. H e s c h 1 bier vorstel len lieS, ergab diese Unte r - suehung zweifellose tuberkulSse N a t u r der Geschwulst .

U r b a n t s e h i t s c h erwidert , dab das Kind sonst keine Zeichen yon Tuberkulose zeigt, yon chirurgischer Seite die Wangenschwel lung ebenfalls als L y m p h a n g i o m erkl~rt wurde, und daIt ein Tuberkul id sich wohl nur auf den Lobulus be- schr~nken w[irde.

2. R. B £ r £ n y zeigt einen vor fast 2 J a h r e n wegen Cho- les tea tom des At t ik radikal oper ier ten Pa t i en ten , bei dem er die C h o l e s t e a t o m m a t r i x s t e h e n g e l a s s e n h a t ;

Archiv f. Ohrenhe i lkunde . Bd. 84. Otolog. Rundschau . l

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2 0sterreichische Otologische Gesellschaft.

die 0perationshShle wird 5fters gereinigt, ein Rezidiv hat sich nicht eingestellt.

D i s k u s s i o n : G. A 1 e x a n d e r fragt, wieviel der Pat ient friiher ge-

h6rt hat, und wieviel er jetzt hSrt. B £ r £ n y: Das HSrverm5gen ist gleich geblieben.

3. B ~ . r £ n y : V e r s u c h e z u r E r k l g r u n g d e r W i r k u n g s w e i s e d e s k i i n s t l i c h e n T r o m m e I - f e l l s (vorl~ufige MitteJlung). Unter kiinstliehen Trommel- fellen versteht der Laie eine Membran, die in ghnlieher Weise wie das natiirliche Trommelfell Schwingungen aus der Luf t aufnimmt. Tats~ichlieh besteht aber jenes aus einem den Sehall schlecht durchlassenden K5rper. Es wird bei ZerstSrung des natiirlichen Trommelfells angewendet und bewirkt in derartigen Fallen sehr haufig eine deutliehe HSrverbesserung. Vortr. weist nach, dab diese HSrverbesserung darauf beruht, dab dutch das kfinstliehe Trommelfelt die Sehallwelten yon der Membran des runden oder ovalen Fensters abgehalten werden, wodureh die andere Membran in ungehinderte Sehwingungen versetzt werden kann. StrSmt ngmlieh der Schall beiden Membranen (dem runden und dem ovalen Fenster) zu gleieher Zeit zu, so heben sieh die gegeneinanderwirkenden Kr~tfte gegenseitig auf. Aus dieser Erklarung ergeben sich weitere, sehr wiehtige Folgerungen ffir die Behandhmg yon Mittelohr- erkrankungen, sowie ftir die Erklarung einer Reihe derzeit noch dunkler Punkte in der Physiologie und Pathologie des Geh5r- organes.

D i s k u s s i o n : H. F r e y sehlieftt sieh den Ausffihrungen B£rgnys an und

bemerkt, da[~ seinerzeit yon ibm angestellte Versuche ebenfalls ergeben haben, daf~ bei Tamponade des freiliegenden runden Fensters das kiinstliche Trommelfell besondere Chaneen hat, eine HSrverbesserung zu bewirken. Da bei radikal operierten Fallen die Schnecke wohl kaum ganz in Ordnung sein diirfte, eignen sich naeh F.s Ansicht solche Falle nicht sehr zur An- stellung einschlagiger Untersuchungen.

B. G o m p e r z lehnt die Hypothese B g r g n y s ab, weil ihm der gleichzeitige Verschluft beider Fensternischen niemals eine naehteilige, vielmehr stets eine giinstige Beein- flussung des HSrvermSgens gab, speziell die Prothese am ovalen Fenster die besten HSrresultate zeitigte.

G. A 1 e x a n d e r g laubt , daft die HSrverbesserung naeh

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kiinstliehen Trommelfellen wesentlich yore Zustand der Sehneeke abhiingt.

V. t t a m m e r s e h 1 a g schildert seine sehon seit Jahren angewandte Methode zur HSrverbesserung in denjenigen F~illen, in welehen die besondere Lage der Trommelfellperforation die Applikation eines kiinstliehen Trommelfelles unm6glieh maeht. H. lggt bei seitwiirts geneigtem Kopfe einige Tropfen VaselinS1 ins Ohr eintr/iufeln und maeht dann eine Lufteintreibung. Da- naeh stellt sieh zmneist eine naehhMtige Besserung des HSr- vermSgens ein.

4. B £ r £ n y demonstriert einen F a l l y o n e n o r m a u s g e d e h n t e m E x t r a d u r a l a b s z e g . Bei dem an Tuberkulose der Lungen und seit einem Jahre an Mittel- ohreiterung leidenden Patienten trat vor 4 Wochen eine Ex- azerbation der Eiterung mit Bildung eines Abszesses in der Parotisgegend und eines enormen Abszesses hinter dem Ohre auf. Bei der Priifung des Fistelsymptoms bl~ihte sieh die Hau t hinter dem Ohre infolge I)urehbruehes des Eiters dutch die hintere kn6eherne und membranSse Geh6rgangswand bMlon- artig auf. Die Operation zeigte einen ExtraduralabszeB der mittleren Sehgdelgrube, der mit dem Abszeg unter der Parotis kommunizierte. Die Freilegung der eitrig erkrankten Partien erforderte die Entfernung eines Teiles des Joehfortsatzes, des Joehbeines und des groBen Keilbeinf]iigels. ])as siehtbar ge- wordene Kiefergelenk wurde nieht verletzt. Der Extradural- abszeg reiehte naeh hinten um die Kante der Pyramide herum bis nahe an den Ansatz des Aquaeduetus vestibuli, his zum Bulhus und an der Sehiidelb~sis ca. 2 em naeh einwgrts. Dem Patienten geht e s relativ gut.

5. B r a u n zeigt einen Fall yon m a l i g n e m T u m o r d e r N a s e m i t M e t a s t a s i e r u n g i n d i e u m g e - b e n d e n K n o e h e n . B e i d e m seft 6 Jahren an Obstruk- tionsbesehwerden in der Nase leidenden Patienten ist seit kurzer Zeit fast vSllige Ertaubung dutch doppelseitige 0ti t is media aeuta eingetreten. Die Rhinoseopia anterior zeigt blutende Massen in beiden Nasenh/ilften, das Septum eartilag, zerstSrt, die t~hinoseopia posterior Tumormassen aus dem unteren Nasengang naeh reehts gegen die Tubenmiindul,,g reiehend. Die reehte Gesiehtshglfte ist gesehwollen. Eine vierw6ehent- liehe JodkMimedikation hat sieh als wirkungslos erwiesen.

6. E. R u,t t i n demonstriert das anatomisehe Prgparat, einesFallesvon e h r o n i s e h e r M i t t e l o h r e i t e r u n g ,

1"

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z 1 Osterreichische Ototogische Gesellschaft.

S i n u s t h r o m b o s e u n d J u g u l a r i s t h r o m b o s e . Bei dem 18 jghrigen, bis dahin stets ohrgesunden Studenten war im Jahre 1905 im Ansehluss an Mumps eine reehtsseitige Mittelohrentziindung aufgetreten. Seit einem Jahre neuer- lieher OhrenfluB. Seit einigen Tagen schwere Symptome (Fieber, SchiittelfrSste, Delirien und Naekensteifigkeit), Die sofort yon R. vorgenommene Operation ergab ein verjauehtes Cholesteatom und starke Eiterung in der Sinusgegend, die Sinuswand grasgriin verf~rbt. Die freigelegte Jugularis, finger- dick, grfingelb verf~rbt, bis zur Clavieula vollst~,ndig thrombo- siert, wird knapp fiber der Pleurakuppe unmittelbar vor der EinmfiIidung der Subclavia in die Anonyma unterbunden. Exitus. Die Obduktion ergab, dab der Tod durch den schweren septischen Zustand und Herzmuskeldegeneration erfolgt war. Keine Metastasen. Die in diesem Falle dureh maximale L~ber- streckung des Kopfes mSglich gewordene Unterbindung dcr Jugularis ca. ~ cm vor der Anonyma beweist, dab in ein- schl~gigen Fgllen die Clavieularresektion nieht notwendig ist.

7. E. R u t t i n stellt einen 35j~hrigen Steindrucker vor, bei dem vor 2 Monaten im Ansehlu6 an Sehnupfen eine links- seitige Ohreiterung sieh eingestellt hatte. Am Nacken war ein Druckpunkt konstatierbar. Bei der Operation zeigte sieh der Warzenfortsatz in seinem Inneren fast nieht ver~ndert, und erst naeh vollst~ndiger Ausrgumung wurde ganz rtickwKrts eine F i s t e l s i e h t b a r , d i e in d i e s u b o k z i p i t a - 1 e n W e i e h t e i 1 e fiihrte. Zwisehen der Sinuswand und der kn6ehernen Sinusrinne ein kleiner p e r i b u 1 b ~i r e r A b s z e [3. Als Erreger der Eiterung wurde Diplocoeeus pneu- moniae festgestellt. Interessant ist die Bildung eines sub- okzipitalen Abszesses ohne besondere Besehwerden, sowie die Senkung des Eiters zwischen kn5eherner und membran6ser Sinuswand bis zmn Bulbus.

8. g u t t i n stellt schliel31ich noeh einen 15 jghrigen Pa- tienten vor, bei dem die W a h r s e h e i n l i e h k e i t s - d i a g n o s e e i n e s K l e i n h i r n t u m o r s gestelltwerden kann. Der 15 j~hrige Knabe ist Patient an der zweiten Augen- klinik, und man konstatiert an ihm Stauungspapille, rechts- seitige Okulomotorius- und linksseitige Trochlearis-Parese. Der von R. erhobene otologische Befund, sowie der Augenbefund spricht fiir einen Kleinhirntumor.

9. V. U r b a n t s e h i t s e h : F a ] ] v o n G e h i r n - a b s z e B. U. beriehtet fiber einen Fall, in welehem er im reehten

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Sehliifenlappen Probeinzisionen vorgenommen hat. Naeh einem dieser Einsehnitte hatte sieh dutch den StiehkanM eine anfangs trfibe, dann serSse Fliissigkeit in auffallend reiehlieher Menge ergossen, die U. ffir Gehirnliquor hielt. Bei der Antopsie des an einer Meningitis glteren Datums verstorbenen Patienten ergab sieh am reehten Sehl~Lfenlappen ein kleinapfelgrol3er, dureh die Inzision vollstgndig entleerter Gehirnabszef3, ohne Spur eines eitrigen InhMts. Der als Liquor gedeutete Ausflug hatte demnaeh tatsiiehlieh den Inhal t des a.bgekapselten Him- abszesses gebildet.

10. E. U r b a n t s e h i t s e h stellt einen 17jghrigen Patienten vor, bei dem er die R a d ik a 1 - u n d L a b y r i n t h - o p e r a t i o n vorgenommen hat. Es bestand Labyrinth- eiterung mit voltstgndiger ZerstSrung des knSehernen hori- zontalen Bogenganges, ein retrolabyrinth~irer AbszeB und eit- rige Sinusthrombose. Die Eltern des Patienten verweigerten ausdrfieklieh die Erlaubnis zu der wegen py:g.miseher Ersehei- nungen dringend indizierten Sinus-Jugularisoperation. l~'ber den weiteren Verlauf wird U. beriehten.

11. E. U r b a n t s e h i t s e h beriehtet sodann fiber einen l e t a ] v e r l a u f e n e n F a l l y o n o t o g e n e m S e h l g - i e n I a p p e n a b s z e 13 der linken Hemisphi;re, weleher be- sonders dutch den fast vollstgndig symptomlosen Veriauf inter- essant war, und fiber den in der vorigen Sitzung als ,, g e- h e i l t e e i t r i g e M e n i n g i t i s " vorgestellten Fall, der naeh einigen Woehen besten Wohlbefindens unter den Symptomen eines Hirnabszesses erkrankte. Inzisionen ins Gehirn ent- leerten einen Sehlgfenlappen- und einen Okzipitallappenabszeg. Die Obduktion zeigte eine frisehe Enzephalitis des ganzen linken Sehlgfenlappens, dagegen keine Zeiehen einer abge- laufenen Meningitis.

12. O. B e e k demonstriert 2 F/ille, bei denen es sieh wahr- seheinlieh um eine m u l t i p l e S k l e r o s e handelt. In beiden F~Lllen, die in ihren Ohrbefunden ziemlieh gleieh sind und in den ffir die multiple Sklerose bei anderen Nerven und Nervensegmenten eharakteristisehen Befunden vollstiindig fibereinstimmen, findet sieh ein Labyrinthbefund, wie er bisher noeh nieht beobaehtet wurde. Bei dem einen Kranken. einem 30jiihrigen Handelsangestellten, besteht bei einer Unter- suehung v511ige Taubheit und Unerregbarkeit des Vestibular- apparates fiir siimtliehe Reize (kMorisehe und Drehreize). Bei einer anderen Untersuchung h6rt der Pat ient V2 m Konver-

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sationssprache, sein Vestibularapparat reagiert prompt und typisch ffir alle zugeleiteten Reize. Bei 10 w~hrend 8 Wochen vorgenommenen Untersuchungen wechselte viermal Taubheit und Unerregbarkeit mit GehSr und Erregbarkeit ab. Dabei be- stand ein 1~ o m b e r g , der vom spontanen Nystagmus un- abhEngig war, und dessen Fallriehtung durch kalorische Reize sich nicht beeinflussen lieB. Der zweite Fall ~hnlicher Natur betrifft eh~en 30 j~hrigen Weichenw~rter, bei dem der Coch- learis total unerregbar war, w~hrend der Vestibularis in seiner Erregbarkeit weehselte. Vortr. glaubt, dab gerade der Wechsel yon Erregbarkeit und Unerregbarkeit fiir die multiple Sklerose eharakteristisch ist, und dab es mSglieh sein muB, eine multiple Sklerose vom Ohr aus zu diagnostizieren, natiir- lieh dann, wenn der Acustieus yon der Affektion betroffen ist, also ein Analogum mit der Diagnose der multiplen Sklerose yore Augenhintergrunde aus.

Diskussion:

1) r. B e r n d (Breslau) bemerkt, daft ervor 2~ Jahren auf der Freiburger Klinik einen Fall yon multipler Sklerose gesehen hat, der sieh ebenfalls dureh einen auflerordentliehen Wechsel der Symptome, besonders yon seiten des Vestibular- apparates, und eine auffallende. Ermfidbarkeit w~hrend der Ohruntersuchung auszeiehnete.

13. E. FrSsehels: l~Tber das Vibrationsge- fiihl bei der Otosklerose. F. hat im AnsehluB an die Auffindung des Kitzelgefiihls die iibrigen sensiblen Eigen- sehaften bei Otosklerose untersueht. Die deutliehsten Resultate ergab die Priifung des Vibrationsgefiihls, welches in der Neuro- logie eine bedeutende Rolle spielt. Da Stimmgabeln zur Priifung dieser Sensibilit~ttsart am Ohre ungeeignet sind, kon- struierte F. ein Instrument, das ghnlieh wie ein Biigel fiir die doppelseitige Ohrelektrisierung, abet aus Holz konstruiert ist und an das Endstiiek eines elektrisehen Vibrators gehalten wird. Der Patient wird verhalten, bei gesehlossenen Augen die Stelle anzugeben, an welehe der Vibrator angelegt ist. Wiihrend mm normale Individuen und Mle Ohrkranken mit Ausnahme der Otosklerotiker dieses Gefiihl sehr gut lokalisieren, lokalisieren die letzteren das Vibrationsgeffihl in das gesunde Ohr. Dieser abnorme Zustand wurde yore Vortr. in mehr als 90°'; der Fiille bei Otosklerotikern naehgewiesen.

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S i t z u n g v o m 30 . M a i 1 9 1 0 .

1. P r o f . P o l i t z e r : N a c h r u f a n P r o f . E. Z u e k e r - k a n d 1. Meine Her ren ! Nur wenige Woehen sind verflossen, seit wir an dieser Stelle unserer Trauer fiber den He imgang eines unserer Faehgenossen Ausdruek gegeben, und nun ist mir wieder die schmerzliehe Aufgabe zugefallen, unsere Si tzung mi t einer T raue rkundgebung einzuleiten.

Wir haben heu te eine Zierde unserer Univers i t~t , e inen he rvor ragenden Lehre r und Forscher zu Grabe geleitet .

Mit Z u c k e r k a n d 1 ist eine gl~nzende Pers5nl ichkei t aus der Reihe der zeitgenSssisehen Forscher aus dem Leben geschieden.

Z u c k e r k a n d 1 war als Lehrer , als Forseher und als Mensch mit den ausgezeichnets ten Eigensehaf fen des Geistes und Charakters ausges ta t te t .

Aus der Schule H y r t l s hervorgegangen, ha t er seine HSrer durch einen klaren, faszinierenden Vor t rag begeis ter t und zum Stud ium der Ana tomie angeeifert .

I nd em er sieh nicht dami t begnfigte, seine Schiller mi t den t roekenen ana tomisehen Ta t sachen bekann t zu maehen, sondern stets die Beziehungen der einzelnen 0 rgane zu ihrer F u n k t i o n und die Bedeu tung der Anatomie ffir die prakt i sche Medizin und Chirurgie klarzustel len bes t reb t war, ha t er das Lehr faeh der Anatomie yon einem viel hSheren Ges ich tspunkte aus zu einem vorbi ldl ichen und modernen geschaffen.

Als Forscher n i m m t Z u c k e r k a n d l einen hervor- ragenden Pla tz un te r den modernen Gelehr ten ein.

Wenn wit bedenken, dal~ zur Zeit, als Z u c k e r k a n d 1 auf den P lan t ra t , die deskr ipt ive Anatomie als morphologische Wissensehaft als abgeschlossen galt, mfissen wir die Ffille y o n E n t d e e k u n g e n bewundern , welehe dam Genie und der Scharf- bliek Z u e k e r k a n d 1 s zutage gefSrdert hat . Berufenen bleibt es vorbehal ten , die Lebensarbe i t dieses herr l iehen Mannes in ihrer Gesamthei t ausffihrlich zu sehildern. Wir wollen uns hier darauf beschr~nken, hervorzuheben , dab un te r den The- men, die er mi t Vorliebe ffir sein Forschungsgebie t gew~hlt hat , die Ohrana tomie einen hervor ragenden Pla tz e inn immt . Von dem Vielen, das er bier gesehaffen, mSchte ich nur seine Ar- bei ten fiber die Entwiek lung des knSehernen GehSrganges, die Lfickenbildung in der vorderen GehSrgangswand dureh Waehs- turn des Paukenringes , die ana tomischen und vergle ichend ana tomisehen Arbei ten fiber den Bau der Ohr t rompete , das

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Vorkommen yon Fettgewebe in den Binnenmuskeln des Ohres und andere neue Details im Mittelohre, seine Arbeiten fiber die Wasserleitungen im Labyrinthe und die topographische Dar- stellung der Ohranatomie in seiner klassischen topographisehen Anatomie nennen, um zu zeigen, welch grol~e Verdienste sieh Z u c k e r k a n d 1 durch reiche FSrderung der Ohranatomie um die otologisehe Wissensehaft erworben hat.

Z u e k e r k a n d 1 gehSrte nicht zu jenen Gelehrten, die sich in ihrem Berufe abschliei~en. Sein Talent und seine F~hig- keit, Neues zu schaffen, waren grol~ genug, um in seinen Mui~e- stunden sieh dem geselligen Verkehr im Freundeskreise und dem Genusse der Kfinste zu widmen. Es ist ja bekannt, dal3 er als Sammler alter japaniseher Kunstwerke sich in das Studium dieser Kuns t so vertiefte, dal3 er darin als wissen- sehaftliche Autorit~t galt. Abet aueh als Menseh zeigte sich uns das Lebensbild Z u c k e r k a n d 1 s in sehSnstem Lichte. Ein ausgezeiehneter Gatte und Vater, ein liebevoller Bruder, war er auch ein treuer und verl~l~licher Freund aller, die das Glfick hatten, mit ihm zu verkehren. Sein Tod wird weit fiber die Grenzen unseres Vaterlandes tiefe Trauer hervorrufen. ~Vir Alteren insbesondere, die seine Laufbahn von seiner Studien- zeit an verfolgen konnten und in stetem freundsehaftliehen Verkehr mit ihm standen, empfinden um so sehwerer der frfihen Tad des unverget~lichen Freundes.

Indem wir an dieser St~itte sein Andenken ehren, erffillen wir eine Pflicht der Dankbarkeit gegenfiber dem Manne, der uns einen Schatz seines Forschergeistes hinterlie{3. Sein Name wird in der Otologie unsterblich sein, wiirdig des Ruhmes. den er in unermfidlicher Arbeit gesehaffen.

2. G. B o n d y : B o g e n g a n g s f i s t e l , a k u t e r L a b y r i n t h e i n b r u c h , L a b y r i n t h o p e r a t i o n . H e i 1 u n g . B. stellt eine 56 j~hrige Frau vor, bei der 2 Jahre hindureh eine Bogengangsfistel bestanden hatte, die plStzlich zum Labyrintheinbruch ffihrte. Bei der Aufnahme bestand der typische Symptomenkomplex der akuten Labyrintheiterung (Sehwindel, Erbreehen, sehr starker Nystagmus zur gesunden Seite, totale Taubheit, Unerregbarkeit auf der affizierten Seite). B. nahm 36 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome die L&byrinth0peration vor. Es erfolgte reaktionslese Heilung. An der Hand dieses Falles erSrtert nunmehr B. die Behandlung der Labyrinthfistel und der akuten Labyrinthitis. Vortr. pladiert dafiir, in jedem Falle von Labyrinthfistel die Total-

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aufmeiBelung der Mittelohrrgume, selbstverstandlich, ohne das Labyrinth zu berfihren, vorzunehmen, um durch Sehaffung r~i.umlieh giinstiger VerhKltlfisse Eiterretention hintanzuhalten und damit der Gefahr einer Labyrinthit is vorzubeugen. Die Behandlung der akuten Labyrinthitis anlangend, vertr i t t Vor- tragender die Ansicht, dab die Operation in dem Momente, in welchem die Diagnose der eitrigen Infektion sichergestellt worden ist; vorgen0mmen werden soll, um einer Meningitis vorzubeugen. DaB die Gefahr der Labyrinthoperation im akuten Stadium der Labyrinthitis nicht iibermKBig hoch ein- zuschatzen ist, zeigt dieser Fall, vorausgesetzt, dab das Laby- rinth, wie dies bei der N e u m a n n sehen Operation gesehieht, breit erSffnet und ffir gute AbfluBbedingungen gesorgt wird.

3 . E . U r b a n t s c h i t s e h : E p i t h e l i o m d e r O h r - m u s c h e 1. U. zeigt einen 42 j~ihrigen Mann, bei dem vor 3 Jahren eine Geschwulst an der linken Ohrmuschel aufge- treten war, welche bis April 1910 fast KleinnuBgrSSe erreichte und oberfl~ehlich exulzeriert erschien. Die Rander des Ulkus waren zackig und iiberh~ingend. U. exzidierte diese Ulkusr~nder. Die pathologiseh-histologische Untersuehung ergab, dab es sich urn ein wenig in dig Tiefe greifendes Pflasterepithelkarzinoln handelte. Der Fall wurde welter mit R5ntgenstrahlen behandelt und zeigt heute deutliche Tendenz zur Heilung.

4. E. I ~ u t t i n : F r e i l e g u n g d e s v o r d e r e n T e i l e s d e r m i t t l e r e n S e h ~ d e l g r u b e . R. stellt einen 34 jahrigen Hausierer vor, der seit 3 Wochen OhrenfluB, seit 2 Wochen eine Schwellung hinter und vor dem Ohre in der Gegend des Jochfortsatzes hat. Die Perforation des ge- rSteten Trommelfelles scheint vorn zu liegen. Bei der Ope- ration zeigt sich der Warzenfortsatz mit Eiter und Granula- tionen erfiillt, der Sinus z. T. freiliegend, mit Granulationen bedeckt, und man sieht bei der weiteren Freilegung naeh Ab- schiebung des knorpelig-h~tutigen GehSrganges vorn im Joch- fortsatz eine Fistel. Sehnitt nach vorn bis etwa 2 Querfinger vom Orbitalra, nde, Absehieben des M. temporalis, der in der auf~eren Halfte durehschnitten und dessen vordere tt~ilfte nach vorn gezogen wird. Da Gesundes nieht zu erreichen ist, Ab- tragung eines groften Teiles der aus zwei Lamellen bestehenden eitererfiillten Schuppe. Aufdeckung eines sehr groBen Extra- duralabszesses. Urn gesunde Dura zu erreichen, mul~ ein Teil des groIten Keilbeinfliigels abgetragen werden. Normaler Wundverlauf. Es handelt sich wahrscheinlieh um eine M u k o -

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s u s o t i t i s , und es scheint, da6 sich bei diesen Otitiden die Eiterung zuweilen besonders in den pneumatisehen Zellen des Jochfortsatzes und der Sehuppe ausbreiten kann. Das hervor- stechendste Symptom in dem sonst fast symptomlosen Ver- taufe ist die plStzlieh auftretende Schwellung in der Gegend des Jochfortsatzes. Bei extraduraI welt vorgeschrittener Eiterung kann man naeh der vom Vortragenden gefibten Me- thode iibersiehtliche Freilegung der vorderen Teile der mitt- leren Seh~delgruppe erreichen und so woh] in den meisten F~llen zum Ziele gelangen.

D i s k u s s i o n . A 1 e x a n d e r bezweifelt das Vor]iegen einer Kapsel-

kokkenotitis und h~lt den vorgestellten Fall eher fiir tuber- kulSser Natur. Aus kosmetischen Grfinden wiirde er auch die, wenngleich anatomisch vollkommene Ubersiehtlichkeit ge- w~hrende, Schnittfiihrung R u t t i n s ablehnen.

R u t t i n erwidert~ daI~ es sieh wohl um eine Mukosusotitis gehandelt hat. Wenn auch der Eiter aus dem Joehfortsatz- abszel3 noeh nicht untersucht ist, so waren doch die Verh~ltnisse dort gleiche wie in dem Warzenfortsatz. Der Sehnitt bis zum Orbitalrand war in diesem Falle unerl~{~lieh, doch komme iibrigens das kosmetische Moment bei vitaler Indikation nicht in Betraeht. In dem gleich zu demonstrierenden weiteren Falle von Mukosusotitis lie~ sieh ein tadelloses kosmetisches Resultat erzielen.

5. R u t t i n : F a i l y o n M u k o s u s o t i t i s m i t D r f s e n a b s z e l 3 u n d J o e h f o r t s a t z e i t e r u n g . R. stellt eine 40j~hrige Fra~ vor, bei der vor 7 Woehen Sehmer- zen im reehten Ohr, vor 3 Wochen plStzlieh Driisensehwellung am Halse auftraten. R. 5ffnete den Abszel~ und oberfl~ehi~eh die Kortikalis des Proe. mast.~ der sieh anseheinend gesund erwies. Die Halswunde heilte normal, das Tromme]fe~ aber bekam w~hrend der Naehbehandlung seine normale Dureh- siehtigkeit nicht wieder, u n d e s t.rat, eine Sehwellung am Joch- fortsatze auf. Im Eiter des Driisenabszesses wurde Mukosus naehgewiesen, ebenso im Eiter, weleher bei der nun yon R. ~hnlieh wie in dem ersten Falle vorgenommenen Operation im Jochfortsatzgebiete gefunden wurde. Der Fall zeigt wieder die sprunghafte Ausbreitung des Prozesses bei Mukosus- erkrankung.

6. R u t t i n : S p ~ t e i n s e t z e n d e M e n i n g i t i s b e i e i n e m o p e r i e r t e n F a l l e y o n M u k o s u s -

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o t i t i s. Ein ~0 j~hriger Patient war am 11. April wegen schwerer Eiterung operiert worden. Bei der yon anderer Seite ausge- ffihrten Operation, bei welcher eine perisinuSse und pcribul- b£re Eiterung konstatiert wurde, erfolgte eine kleine Bulbus- verletzung. 9 Tage nachher wurde Patient, zur ambulatorischen Behandlung entlzssen. Am 18. Mai wurde er bewuStlos mit den typischen Zeiehen der Meningitis in die Klinik gebracht. Das Lumbalpunktat war eiterig. R. nahm sofort eine Operation vor und inzidierte die Dura beider Sch£delgruben. Tags darauf starb der Patient. Die 0bduktion ergab eine diffuse eiterige Leptomeningitis und frische Thromben in geringer Ausdehnung im Anfang des Sinus transversus. Im Eiter aus dem meningitischen Exsudat fand sich Streptococcus mucosus. Da das Labyrinth intakt war, handelte es sieh um eine wahr- scheinlieh direkt durch die Dura erfolgte neuerliche Infektion mit Mukosus, und dieser Fall beweist wiederum die Gef~hrhch- keit dieser Streptokokkenart.

D i s k u s s i o n . L e i d 1 e r bemerkt, da6 Mukosusf~lle besondere Auf-

merksamkeit bei der Nachbehandlung erfordern, und erwKhnt, dab er in einigen Fiillen nach relativem Wohlbefinden w~ihrend der Nachbehandlung plStztich einsetzende Meningitis mit Exitus erlebt hat. Es w~re also hier stets auf eventuetle, wenn auch geringe Temperatursteigerungen zu achten.

R u t t i n erwidert, da$ L e i d 1 e r s Ausfiihrungen gerade fiir seine (Ruttins) Ansichten in der Mukosusfrage sprechen. In dem Falle, der zur Obduktion kam, war bis zu dem Tage, an welchem der Patient bewul~tlos in die Klinik gebracht worden war, volles Wohlbefinden zu verzeiehnen gewesen.

7. E. U r b a n t s c h i t s c h : S c h l ' i i f e n l a p p e n - a b s z e I ~ m i t a b g e s a c k t e m E m p y e m d e s H i n t e r - h o r n s d e s l i n k e n S e i t e n v e n t r i k e l s . U. be- richtet fiber ein 23 jKhriges M£dchen, bei dem er wegen Er- scheinungen eines Hirnabszesses die Radikaloperation und die Hirnoperation vorgenommen hat, wobei er einen groi~en Schl~fenlappenabszel~ entleerte. Nach wesenthcher Besserung trat eine Woche spgter wieder eine Verschlimmerung des Zu- standes ein, welche sehlie61ich naeh Abtauf von 4 Woehen zum Exitus fiihrte. Die Obduktion ergab, da6 au6er dem mit einer dicken pyogenenMembran ausgekleideten Sehl~fenlappenabszel~ noch anscheinend ein zweiter Abszel~ nach innen bestand, welcher sich als abgesacktes Empyem des linken Hinterhorns

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repr~sentier te . Die anderen Teile dieses Sei tenventr ikels waren vo l lkommen normal . Die Pa r t i en um den Abszef3 waren er- weieht. Bakteriologiseh wurden reichlich und ausschliel~lich Gram-posi t ive K e t t e n k o k k e n nachgewiesen. Es bes tand also t ro tz E inbruch yon Ei te r in den Sei tenventr ike l kein Pyo- zephalus, jedenfalls infolge Verklebung der W/£nde mi t nach- folgender Abkapselung -- ein Fal l yon grSSter Seltenheit .

8. E. U r b a n t s c h i t s c h d e m o n s t r i e r t e i n n e u e s M o d e l l y o n I - I i r n m e s s e r n . Um weniger t ief in d~s Gehirn eingehen zu mfissen, ~ls es manehmal beim Gebrauche des P r e y s i n g sehen Ins t rmnen tes notwendig ist, und zweitefls, um eine brei tere Abflut35ffnung ffir das Sekret zu setzen, ha t U. das P r e y s i n g sche Hirnmesser in der Fo rm modifiziert , dal3 er das Messer s ta r t mi t einer Spitze mi t einer leiehten Abrundung brei t beginnen l~il3t.

9. E. U r b a n t s e h i t s c h mach t eine vorl~iufige Mit- t e i l u n g f i b e r e i n e n e u e B e h a n d l u n g d e s O t h g m a - t o m s . Die Behandlung bes teh t in der Punk t ion des Oth~ma- toms mi t vollst~ndiger En t l ee rung der angesammel ten Fltissig- kei t und darauffolgender In jek t ion yon ungef~Lhr 1~ cem Jod- t, inktur . Sodann erfolgt leichte Massage durch 1 bis 2 Minuten und vollst~indige ~{ntleerung der J o d t i n k t u r durch Aspiration. Hie rauf wird ffir 1- -2 Tage (nur bei grSl3eren Oth~imatomen) ein leichter Kompress ivve rband angelegt. Even tue l l wird die Therapie noeh eimnal wiederholt . Zum Ersa tze des Verba~ndes ha t sieh U. Pe lo t ten machen la, ssen, welehe an die Ohrmusehel angelegt werden und ein Wiederanffi l len der Ot ldimatomhShle mSglichst verh indern sollen. Von 4 so behandel ten F'gllen waren 3 in 4 - -5 Tagen geheilt.

10. I4. B ~ r £ n y ber ich te t fiber den in der le tz ten Sitzung demons t r ie r ten Fal l yon Ext radura labsze lL P a t i e n t ist naeh 4 Wochen an Lungen tuberku lose gestorben.

Sodann ber ichte t

11. B t l r t l n y fiber V e r s u c h e z u r E r k l ~ i r u n g d e r S e e k r a n k h e i t. Nach seiner Ansicht ist ein Teil der unangenehmen Empf indungen bei der Seekrankhei t yon der Er regung des Utr ieulus und Sacculus abh~ingig.

In der D i s k u s s i o n bemerk t N e u m a n n , dart die grot3e Zahl der S y m p t o m e dureh die Vest ibulara l tera t ion kaum zu erkl~iren ist. Es sei sehwer zu entseheiden, ob die Vestibular- a l tera t ion das P r ima t e und die anderen S y m p t o m e nur sekundtir seien, oder ob das Umgekehr t e der Full sei. Eine rationelle

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Therap ie der Seekrankhe i t habe beide S y m p t o m e n g r u p p e n zu berficksichtigen. R u t t i n erw~hnt , dal~ er al lerdings m o m e n - t ane und ku rzdaue rnde Erfolge nach doppelsei t iger Spii lung mi t dem yon ihm angegebenen A p p a r a t erzielt habe.

12. F. A l t stell t 5 A n t r ~ i g e f i b e r d i e B e g u t - a c h t u n g d e r U n f a l l s e r k r a n k u n g e n d e s G e - h 5 r o r g a n s. (Wird auf Vorschlag yon F r e y z u m Gegen- s tande eines Refera tes gemaeht , welches A 1 t , F r e y , H a m - m e r s c h l a g , P o l l a k und R u t t i n ausa rbe i t en und ir~ der n~ichsten Si tzung vor legen sollen.)

13. N e u m a n n demons t r i e r t einen Fal l yon S p r a c h - t a u b h e i t m i t e i g e n t f i m l i c h e r R e a k t i o n d e s V e s t i b u l a r a p p a r a t e s . N. zeigt eine P a t i e n t i n m i t S p r a c h t a u b h e i t und e rha l t enem H S r v e r m S g e n ffir die m i t t - leren TSne, die zeitweilig an Schwindel leidet. Dabe i bes t eh t eine eigenart ige E r r egba rke i t des Ves t ibu la rappa ra t e s . W~h- rend derselbe auf Dreh- und galvanische Reize p r o m p t reagier t , ist er ffir thermische l~eize uner regbar . N. f i ihrt noch wei ter 2 eigene und einen von B e z o 1 d beobach t e t en Fal l ~hnlicher N a t u r an und beh~lt sich vor, fiber das Pa tho log i s ch -ana tomi - sche und fiber die klinische Bedeu tung dieser F~ille demn~ehs t zu sprechen.

S i t z u n g v o m 27 . J u n i 1 9 1 0 .

1. Dr. P e r e z , Gesand te r der Argent in ischen Repub l i k a m Wiener Hole , h~lt einen ausffihrlichen, m i t D e m o n s t r a t i o n ana tomische r P r ~ p a r a t e v e r b u n d e n e n Vor t r ag fiber 0 z / i n a. E r weist nach, dab die Oz~tna v o m Mensehen auf Menschen und von H u n d e n auf Menschen f ibe r t ragbar sei, und demon- s t r ier t die auf exper imen te l l em Wege erzeugte At roph ie der Nasenmusche ln bei Kan inchen , denen Oz~nabazi l len in die Vene der Ohrmusehe l injiziert wurden .

2. R. B £ r £ n y : H e i l u n g u n t e r d e m B l u t - s e h o r f e. B. stell t 2 P a t i e n t e n vor , bei denen er wegen a k u t e r Mastoidi t is die Aufmeif tetung des Warzen fo r t sa t zes v o r g e n o m - men und die W u n d e nach Anfiil lung m i t B lu t p r i m e r geschlossen hat . Beide F~lle sind per p r i m a m geheilt .

P o 1 i t z e r weist da rau f hin, daf~ die Resu l t a t e dieser yon B 1 a k e und R e i k in Bos ton vorgeschlagenen Methode n ieh t immer so gfinstig sind, wie m a n nach den vorges te l l ten F~illen B.s schliel~en kSnnte . P o 1 i t z e r e r inner t an die gi inst igen

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Resultate in seiner Klinik durch die yon ihm vorgeschlagene Ausfiillung der 0perationshShle mit geschmolzenem Vaselin.

3. E. I~ u t t i n zeigt eine 38j~hrige Frau, bei welcher vor 11/2 Jahren yon R. die ])iagnose auf A c u s t i c u s t u m o r gestellt worden war. Aueh die Neurologen stellten auf Grund des neurologischen und ophthalmologischen Befundes die gleiche Diagnose. Die Patientin zeigt derzeit die gleichen Symptome wie damals: rechts taub und kaloriseh unerregbar, beim Drehen Sehwindel und Nystagmus; alte Neuritis optiea. Sonst be- finder sieh die Patientin sehr wohl. ])er Fall zeigt, dab unter Umstiinden ein Aeustieustumor sehr lange latent verlaufen kann. R. hat te aueh Gelegenheit. einen Fall zu sehen, in welehem ein Aeustieustmnor lange Zeit bestand und die Obduktion der an einer inneren Abteilung des Krankenhauses gelegenen Pa- tientin als Todesursaehe Phthise ergeben hat.te.

4. E. U r b a n t s e h i t s e h : A b n o r m g r o g e M e m - b r a n a S h r a p n e 11 i. U. zeigt eine 20 j~ihrige Patientin, bei der die Shrapnellsehe Membran beiderseits so vergr6Bert ist, dab ihr Liingsdurehmesser ungefii.hr dem Halbdurehmesser des iibrigen Trommelfelles entsprieht..

5. I ~ . L e i d l e r : S i n u s t h r o m b o s e u n d E x t r a - d u r a l a b s z e 6 b e i D i a b e t e s . I t e i l u n g . Beieinem 54 jg,hrigen ])iabetiker wurde wegen hohen Fiebers und Sehiit- telfrost bei bestehender Otitis die Operation vorgenommen, welehe einen ausgedehnten Extraduralabszef3 der hinteren Sehgdelgrube und wandstgndige Sinusthrombose ergab. Der Wundverlauf war ein tadelloser. ])as Interessante an dem Falle ist, dab selbst bei ehronisehem ])iabet,es nieht geringen Grades (Patient hat 3 }~ Zueker und Spuren yon EiweiB im Ham) die sehwersten Eingriffe der Otoehirurgie iiberstanden werden kSnnen.

6. K. T h e i m e r : U n f a l l v e r l e t z u n g d e s G e - h 5 r o r g a n e s. ])er vorgestellte, sehon vorher seit Jahren an nervSser SehwerhSrigkeit leidende 67jghrige Maurer erlitt beim Bau dureh Eindringen eines Holzstiiekes in das reehte Ohr einen Unfall,. dutch den die durch eine Aeustieusaffektion hervorgerufene, lgnger bestehende Sehwerh6rigkeit noeh be- deutend gesteigert wurde. Gleiehzeitig traten vestibulare geiz- erseheinungen auf, die auf eine Stapesluxation bezogen wurden, weil das Holzstiick, das dutch den guBeren Geh6rgang bis zum Mittelohr vorgedrungen war, leicht hgtte den Stapes luxieren

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kSnnen. Die Operation zeigte aber tin intaktes Mittelohr, so da3 die vestibularen Symptoms wahrscheinlich durch entziindliches oder kollaterales ()dem bedingt gewesen waren. Diese Ansicht wurde noch dadureh best~tigt, dal~ durch die plgtzliche Ent- lastung der GehSrknSchelehenkette und des Labyrinthes durch die Extrgktion des FremdkSrpers die Labyrinthreizung all- m~hlich abklang.

7. V. H a m m e r s c h l a g : K o n g e n i t a l e T a u b - h e i r , p r o g r e s s i v e l a b y r i n t h ~ r e S c h w e r h S r i g - k e i t , 0 t o s k I e r o s e. Auf Grundlage der einschtagigen Literatur, sowie mehrerer eigener Beobachtungen, vornehmlich zweier St ammb~iunle, kommt Vortr. zu dem Sehlusse, dab die 3 genannten Krankheiten in einem genetischen Zusammen- hange stehen.

8. R. L e i d l e r d e m o n s t r i e r t M o u l a g e n u n d R S n t - g e n a u f n a h m e n der Ohren zweier Patienten, welche an k o n g e n i t a l e r A t r e s i e d e s O h r e s Ieiden. Der erste Patient hat eine linksseitige Atresie des GehSrganges, welehe sieh als Verschlul~ des Ohreinganges repr~sentiert, w~hrend die Ohrrnuschel sonst normal gestaltet ist. Bei dem zweiten Pa- tienten ist die Ohrmusehel derart, verbildet, dab Helix, Anti- helix und vorderer Ansatz der Ohrmusehel miteinander ver- waehsen sind und eine fast kompakte Masse bilden, in die tin blind endigender Kanal fiihrt. Der Funktionsbefund ergab bei beiden Patienten Mittelohrsehwerh6rigkeit bei intaktem inneren Ohre. Die yon A. S c h ii 11 e r angefertigten R6ntgenbilder zeigen bei beiden Patienten analogs Verhgltnisse : an der kran- ken Seite Fehlen yon guBerem GehSrgang und Os tympanieum. Die Pyranliden sind beiderseits gut entwiekelt.

9. O. B e e k : L u e t i s e h e P a p e l n d e r O h r m u s c h e l u n d d e s G e h 6 r g a n g e s . B. stellt einen Kranken im sekundgren Stadium der Syphilis vor. Es bestanden massen- haft dieht nebeneinander befindliehe Papeln an der Augen- flgche und an der Riiekseite der Ohrmusehel. Wegen einer eitrigen Mittelohraffektion kam Patient, in otiatrisehe Behand- lung. Auf lokale Applikation von Kalomel sehwanden die Er- seheinungen, nur die ngssenden Papeln am GehSrgang bildeten sieh wegen de~ stgndigen Reizes des aus dem lVIittelohr dariiber- fliegenden Eiters nicht zuriiek. Papeln im i~uBeren GehSrgange sind aueh in der Luesliteratur sehr selten besehrieben, was seinen Grund wohl darin haben dtirfte, dab der Syphilidologe die Haut im GehSrgange fast nie inspiziert.

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10. E. R u t t i n : S c h l ~ f e n l a p p e n a b s z e i ~ n a c h c h r o n i s c h e r M i t t e l o h r e i t e r u n g , o p e r a t i v e E r S f f n u n g , a k u t e h ~ m o r r h a g i s e h e E n z e - p h a 1 i t i s. E x i t u s. Bei einem 6 j~hrigen Knaben, der seit Jahren an OhrenfluB litt und mit den Zeichen einer schweren intrakraniellen Komplikation in die Ktinik eingebracht wurde, wurde auf Grund des neurologischen Befundes die Diagnose auf Sehl~fentappenabszeB gestellt. Die Operation ergab, dait die Dura (naeh ausgedehnter Abtragung der Schl~fenbeiusehuppe) daselbst und fiber dem Tegmen antri und tympani verdickt und mit Granulationen bedeckt war. Die Inzision der Dura dieser Region ffihrte zur Entleerung eines Abszesses yon einem Dureh- messer von 4 ~ - - 5 cm. Naeh einigen Tagen Exitus. Die Ob- duktion zeigte, dab der pflaumengroBe Absze~ g~nzlieh ent- leert war, dai~ aber neben akutem HirnSdem eine ganz frische h~morrhagische Enzephalitis bestand, die den Sehl~fenlappen und die angrenzende Partie des Hinterhauptlappens betraf. Das Interessante dieses Faltes ist darin gelegen, dal~ die akute hi~morrhagisehe Enzephalitis vereint mit dem HirnSdem sieher als Todesursache festgestellt wurde, und dab trotz Freiseins des Sinus ein metastatiseher LungenabszeB bestand, der nach dem Obduktionsbefund i~lter sein muBte als der HirnabszeB.

l l . E . F r S s c h e l s : Z u r D i f f e r e n t i a l d i a g n o s e d e r H S r s t u m m h e i t u n d d e r T a u b s t u m m h e i t . Unter H5rstummheit versteht man einen Zustand, bei dem sich trotz ausreichenden GehSrs die Spraehe eines Kindes nicht ent- wiekelt. Die Grfinde daff r sind mannigfaltige. Es kann moto- rische Ungeschicklichkeit vorliegen, so da{~ das Kind nicht im- stande ist, die komplizierten Spraehbewegungen nachzuahmen. Es kann dem Kinde die Intention zum Sprechen fehlen, wobei es aber auf GehSrseindriieke reagiert. Es kann aber aueh (und diese F~lle sind nieht selten) eine vollkommene Apathie gegen GehSrseindrficke bestehen, so da{3 das Kind ebensowenig in der L~ge ist, die Sprache zu erlernen, wie ein taubes Kind. In solchen Fallen ist es auBerordentlich schwierig, zu entsehei- den, ob das Kind hSrt oder nicht. Vortrag. untersuchte bei 100 taubstummen Kindern die Sensibitit~t des ~ul~eren Geh5r- ganges (Kitzelsymptom) und stellte lest, da[~ 94 Kinder auf Kitzel im Ohre nieht reagierten, sei es, dab sie kongenital taub waren oder die Taubheit auf Meningitis oder ehronische Eite- rung zurfickzuffihren war. Bei Kindern mit normalem GehSr- organ ist jedoeh das Kitzelgeffihl im ~ui~eren Ohre auBerordent~ lich entwickelt, wie F. aus frfiheren Beobaehtungen und neuer-

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dings bei der Untersuchung von 50 Patienten des St. Annen- kinderspitales feststellen konnte. In Anbetracht dessen, da$ man bei HSrstummen ein normales GehSrorgan voraussetzt, ist der Schlu[t naheliegend, dab aueh diese ffir Kitzcl sehr empfindlich sein werden. Bei den 8 derzeit in der spraetl~rzt- lichen Ambulanz des St. Annenkinderspitales in Behandlung stehenden HSrstummen hat sich diese Voraussetzung tatsach- lieh als riehtig erwicsen. Besonders bemerkenswert ist die auf- fallende Kit zelreaktion hei einem vollkommen apathisehen Mongolloid.

12. E. U r b a n t s c h i t s e h : A p l a s i e d e s l i n k e n u f ~ e r e n G e h S r g a n g e s . U. stellt einen 33j~hrigen

Mann vor, dessert linke Ohrmusehel rudiment~r ist (Katzenohr). Vom GehSrgang fehlt die vordere und untere Wand. Das GehSr betr~gt links 20--25 cm fiir laute Sprache. Durch Operation wurde eine HSrverbesserung (3 m Konversationssprache) und ein guter kosmetischer Erfolg erzielt.

13. O. M a u t h n e r beriehtet fiber einen Fall yon e x t r a - u n d i n t r a d u r a l e m A b s z e I ~ ( M e n i n g i t i s c i r - e u m s c r i p t a ) u n d r e c h t s s e i t i g e r A b d u z e n s - p a r e s e n a e h a k u t e r M i t t e l o h r e i t e r u n g bei einem 46 jKhrigen Pfarrer. Nach durehgeffihrter breiter Spal- tung der Dura der mittleren SchKdelgrube an derselben Stelle, an der sich bereits extradurale Ver~nderungen gezeigt hatten, fand man neben fl~chenhaften VerlStungen der HirnoberflKche mit den Meningen und der Dura intradural Eiter. Hierauf t rat Naehlassen s~mtlicher meningealen Symptome ein, und Pa- tient verliel3 nach sechswSchentliehem Aufenthalte vollk0mmen geheilt das Spital.

D i s k u s s i o n :

H. N e u m a n n bemerkt hierzu, dal3 er 2 einschlKgigeF~lle beobachtet hat, welehe zeigen, dai3 die Diagnose nicht immer so einfaeh sei, wie in dem vorgestetlten Falle. Bei einem 4 jKh- rigen Kinde hatte N. wegen hochgradiger Sekretion und pyK- mischen Fiebers (trotz vor 8 Tagen ausgeffihrter Parazentese) die Mastoidoperation ausgefiihrt und beide Sinus inspiziert, welehe beide ~ul~erlieh normal schienen. Da nicht festzustellen war, in welchem Sinus eventuell eine wandst~ndige Thrombose bestfinde, wartete N. ab. Nach 10 Tagen klangen die Er- seheinungen ab. Xhnlieh verlief die Erkrankung bei einem Kollegen, bei dem auch die intendierte Jugularisunterbindung

Archiv f. Ohrenheilkunde. Bd. 84. Otolog. Rundschau. 2

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und Sinusoperation vom Hausarzte abgelehnt und bloB die Mastoidoperation yon N. ausgefiihrt wurde.

14. E. R u t t i n : L i n k s s e i t i g e a k u t e O t i t i s , T h r o m b o s e d e s S i n u s s i g m o i d e u s , S e p t i - k ~ m i e u n t e r d e m B i l d e e i n e r M e n i n g i t i s . Die 6 jiihrige Patientin wurde unter dem Bilde einer typischen Meningitis auf die Klinik gebraeht, naehdem sie einige Tage .vorher gegen den Rat der 24rzte yon den Eltern aus der Klinik weggenommen worden war (weil man einen operativen Eingriff wegen akuter Otitis vorgesehlagen hatte). Bei der zweiten Auf- nahme war auch der Augenbefund fiir Meningitis charakteri- stisch. Die Operation zeigte, da/t die Eiterung und die Granu- lationen bis gegen den stark verf~rbten Sinus reichten, der vom Knie bis gegen den Bulbus hochgradig vergndert war. Die Probeinzision ergab eine Thrombose, weshalb die Jugularis unterhalb der Vena faeialis unterbunden wurde. Am selben Abend Exitus. Der Obduktionsbefund zeigte, dab auBer De- generation der parenehymatSsen Organe akutes HirnSdem be- stand, dagegen keine Spur von Meningitis. Das Merkwiirdige dieses Falles liegt darin, dab eine so hochgradige Sinusthrom- bose in ganz kurzer Zeit nach der akuten Otitis auftrat, und dug das dureh die Thrombose bedingte HirnSdem das Bild einer typisehen Meningitis vortiiusehte. _n Hierauf stellt R. eine 31jghrige Patientin vor, bei welcher er ein K a r z i n o m d e r O h r m u s c h e 1 entfernt hatte, das sich auf einer Lupusnarbe entwicke]t hatte.

15. O. M a u t h n e r zeigt einen 9 jghrigen Knaben, bei dem fast gleichzeitig mit den Erseheinungen einer akuten Otitis pygmische Symptome auftraten und die Operation eine p r i - m/ i r e B u 1 b u s t h r o m b o s e aufdeckte. Nach der Opera- tion erfolgte sofortiger Temperaturabfall und glatte Heilung.

H. N e u m a n n - W i e n .