Offener_Unterricht_SS2011

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Herausgeber GislindeBovet, Dipl.-Psych., Dr., Fachbereichsleiterin fr Pdagogik und Pd. Psycho-logieam Staatlichen Seminar fr Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) in Rottweil (Knigstr. 31,78628 Rottweil) E-Mail: gislinde .bovet@t-online .de Volker Huwendiek, Prof., Fachleiter fti.rPdagogik und Pd. Psychologie und Direktor des Staatlichen Seminars fr Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien) Karlsruhe (Jahnstr. 4,76133 Karlsruhe) E-Mail: [email protected] Autorinnen und Autoren Ulrich Ahele, Heilbronn; Christiaue Boeck, Weingarten; Gislinde Bovet, Rottweil; .Jrg Dohnicht, Freiburg; Half Drr, Tbingen; Norbert Edel, Esslingen; Otfried Ha.iirsch, Heidelberg; Birgit Hauck-Bhler, Esslingen;Arthur Haug, Esslingen; Madanne Haun, Heilbronn; Volker Huwendiek, Karlsruhe; Erika Kern-Felgner, Karlsruhe; Klaus Korossy, Heidelberg; Susanne Lin-Klitzing, Marburg; Hans Merke!, Karlsruhe; Otto-Walter Mller, Heidelberg; Markus Popp, Heidelberg; Werner Schulitz, ll c-1ilbronn;Clandia Tatsch, Karlsruhe; Gnter Trenz, Esslingen; Hans Gert Wengert, Stuttgart:Angelika Wolters, Heilbronn Informationen ber Cornelsen Fachbcher und Zusatzangebote: www.cornelsen.de/berufskompetenz lnhaJI: gedruckt auf surefreiem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Bibliografische Information Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte Daten sind im Internet ber http://dnb.ddh.de abrufbar. 7. 10 6. 09 5. 08 Dieletzten Ziffern bezeichnen Zahl und Jahr der Auflage. 2008 Cornelsen Verlag Scriptor GmbH & Co.KG, Berlin Da.s Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschtzt. Jede Nutzung in anderen aJsden gesetzlich zugelassenen Fllen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilli-gung des Verlages. Hinweis zu den 46, 52 a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile drfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt oder sonst ffentlich zugnglich gemacht werden. Dies gilt auch fr Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. !\edi Offenere und strker angeleitete Phasen desUnterrichts mssen organisch vernetzt werden. geschlossenoffen Voneinem Dreieck ABC sind gegeben:Erfinde fr deinenBanknachbarn eine a =8,4cm; b =6,o cmund ha =5,5 cmmglichst schwere Rechenaufgabe fr Berechne die Hhe hb.einbeliebiges Dreieck. Dumusst die Aufgabe selbst lsen knnen. Gib die Aufgabe deinem Nachbarn undunter-sttze ihn eventuell bei der Lsung. -----------I Bild4.4:GeschlosseneundoffeneAufgaben(BeispielBerechnungenamDreieck Kl.718) 4-5-2Die Rolle der Lehrkraft Insbesondere fr die Rolle der Lehrkraft ergeben sich im Offenen Unterricht ent-scheidende Vernderungen (sieheBeitrag 5). Ansiestellt der OffeneUnterrichl hohe Anforderungen: Sie muss bereit sein, diezentrale Rolle, die ihr der lehrerzentrierte Unterri.cht zugesteht,zurckzunehmenunddieSchlerinnenundSchlerauchindie Planung von Unterricht miteinzubeziehen. ,,.Sie sollte vertrauensvoll aushalten knnen, dass Kinder und Jugendliche ihn; eigenen Wege gehen wollen, und sollteein Gespr dafr entwickeln, wo Vor-gaben und Fhrung notwendig sind, wo nicht. Sie braucht eine gute Beobachtungsgabe und DiagnosefhigkeiL VorausS()\-zungfreinenauf dieunterschiedlichenBedrfnisseder Lerngruppeabgc'-stimmten Unterricht ist, diese erst eimnal wahrzunehmen. Wann ist jemand in derLage,vlligselbststndigeinekomplexe Aufgabezubewltigen?Wann braucht jemand Untersttzung? Wann ist jemand von einer offenen Lernform berfordert und braucht den eng strukturierten Lehrgang? Sie sollte sehr viel gleichzeitig wahrnehmen knnen. Auch wenn sie sich im-mer wieder aus dem Lernprozess herausnehmen und eine beobachtende Posi-tion einnehmen kann, muss sie die unterschiedlichen Aktivitten, die im Unter-richt ablaufen, berschauen und beurteilen knnen. Sie sollte in der Lage sein, in der Lerngruppe eine kooperative Arbeitshaltung, die von gegenseitigem Respekt getragen wird, aufrechtzuerhalten oder zufr-dern. Gelingt dies nicht, wird Offener Unterricht schwierig. Sie sollte eine positive Einstellung gegenber Offenem Unterricht mitbringen und diese an die Lerngruppe weitergeben knnen. Siebraucht ein breites Methodenrepertoire, um situationsgerecht neben gc-schlosseneren Vermittlungsformen vielfltige offene Formen der Alleignung zu ermglichen. 130Offener Unterricht Siemuss auch dafr sorgen, dass gelernt wird, wie im Offenen Unterricht ge-arbeitet wird: wie man miteinander in der Gruppe arbeitet, wie man selbststndig mit Texten umgeht, wie manAbsprachen bei der Verwendung vonArbeitsmaterial trifft, wie man Ergebnisse kontrolliert, wie man sich Informationen beschafft usw. Die Arbeit verlagert sich strker in dieVorbereitung und Planung: dieKon-zeption unterschiedlicher Lernwege zum gleichen Thema oder mehrerer The-men, die Erstellung und Zusammenstellung von MateriaL DieLehrkraftmussinderLagesein,imOffenenUnterrichterbrachteLeis-tungen zu diagnostizieren und rckzumelden. Die Anforderungen werden umso hher werden, je grer die Lerngruppe ist. So sindgroe Klassen ein Faktor, der wesentliche Aspekte Offenen Unterrichts, wie dieDifferenzierungundindividuelleFrderung, sehrerschweren kann.Groe Gruppen sollten deshalb immer wieder in kleinere segmentiert werden, z.B. indem einTeilselbststndigeinen Lernzirkelbearbeitet, whrend derandere mit der LehrkrafteinProjektvorhaben entwickelt, oder indem Teilgruppen versetzt mit einer Arbeit beginnen,dieinder Ergebnisphasedie Aufmerksamkeitder Lehr-kraft braucht. I-Tiersind kreative Lsungen besonders wichtig, um nicht von den Anforderungen berfordert zu werden. 4-5-3Die Rolle der Lernenden Auch sie verndert sich. Die Schlerinnen und Schler sind im Offenen Unterricht strkerfrdenLernprozessverantwortlich,siewerdeneherinPlanungs-entscheidungen eingebunden und whlen die Wege, die sie gehen mchten, nach Mglichkeit aus. Sie sind im Offenen Unterricht meist aktiv und arbeiten hufiger mitanderen zusammen. Siehaben den Vorteil,dasssie sich hufiger mitetwas beschftigen knnen, das ihr Interesse hat und sie herausfordert, ohne zu ber-rordern. Damit ist Lernen weniger mitAnstrengung verbunden, denn wer an einer Sacheinteressiert ist, verwendetandere Verarbeitungsstrategien undkann das NeueleichteranVorwissenanschlieen(vgLdieBefundebeiJrgens2004, S2ff.). lst eineLerngruppe mit offenen Unterrichtsformen aber noch nicht vertraut und dar an gewhnt, passiv im lehrerzentrierten Frontalunterricht zu sitzen, kann die Aktivitt im Offenen Unterricht zunchst auch als Zumutung empfunden wer-den und die Gruppe reagiert mitAblehnung. Ein vorsichtiges und berschaubares Einfhren von Vernderungen kann hier Abwehr vermeiden helfen. Ein gnsti-ges emotionalesKlima.ist Voraussetzung dafr, dass dieneue Wahlfreiheit nicht dazu genutzt wird,Aufgaben zu whlen, die der Ablenkung und Zerstreuung die-lJ Wirkung fr bedeutungsvolles, selbstbestimmtes Lernen entfalten. 138Offener Unterricht Literatur Apel, H. J.(2005). 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