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Handwerkskammer Oberfranken Bayreuth, 17. Oktober 2007 Offshoring – Wie viele Jobs gehen ins Ausland? Dipl.-Vw. Christof Römer, M. A. Wissenschaftsbereich II – Außenwirtschaft und Auslandskonjunktur

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Handwerkskammer Oberfranken Bayreuth, 17. Oktober 2007

Offshoring – Wie viele Jobs gehen ins Ausland? Dipl.-Vw. Christof Römer, M. A.

Wissenschaftsbereich II – Außenwirtschaft und Auslandskonjunktur

Offshoring – Wie viele Jobs gehen ins Ausland? HWK Oberfranken Bayreuth, 17. Oktober 2007 2

Inhalt

1. Wachstumsschwäche durch das Offshoring?

2. Internationalisierung der Produktion

3. Offshoring nach Mittel- und Osteuropa – wie stark sind wir betroffen?

4. Beschäftigungswirkungen

5. Mittelstand und Offshoring – passt das zusammen?

6. Fazit

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1. Wachstumsschwäche durch das Offshoring?

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Wachstumsraten in ausgewählten IndustrieländernJahresdurchschnittliche Veränderung des realen BIP 1995-2006, in Prozent

7,5

3,3

3,2

3,1

2,4

2,3

2,1

1,6

1,4

1,4

1,3

Irland

Kanada

USA

Vereinigtes Königreich

Spanien

Österreich

Frankreich

Schweiz

Deutschland

Italien

Japan

Quelle: IWF, IW Köln.

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Deutsche Direktinvestitionen im Ausland 1990-2005Direktinvestitionsbestände, in Milliarden Euro

116 134 147 164 179 197231

283319

411

582

701663 658 679

785

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Quelle: Deutsche Bundesbank.

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2. Internationalisierung der Produktion

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Direktinvestitionen als Treiber Weltweite Abflüsse an Direktinvestitionen, in Milliarden US-Dollar

14 16 26 24 29 28 29 39 63 54 53 27 37 50 6298

142178

231 239200 203

245289

358398

485

693

1105

1239

743

652

561

813779

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

19711972197319741975197619771978197919801981198219831984198519861987198819891990199119921993199419951996199719981999200020012002200320042005

Quelle: UNCTAD.

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Internationalisierung der DAX-UnternehmenAnteil der Auslandsbeschäftigten 2005, in Prozent aller Beschäftigten

8278,9

7566,1

6564,163,8

61,261,2

59,959,458,5

57,355,8

53,152,252,2

50,449,3

48,246,4

43,640,2

37,433,9

31,128,7

24,423,5

93,5Fresenius Medical Care

Henkel

Deutsche Post

Siemens

Continental

Bayer

Deutsche Bank

Infineon Tech

DaimlerChrysler

Metro

Volkswagen

BASF

MAN

Deutsche Telekom

BMW

Quelle: Geschäftsberichte der DAX-Unternehmen

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Internationale Produktion am Beispiel des Porsche Cayenne

Verkaufspreis: 61.000 €

Fertigungskosten: 34.000 €

= 100

88 % 12 %

Bratislava: 88 Leipzig: 12

VW Bratislava: 22 andere Zulieferer: 66 Porsche Zuffenhausen: 9 andere Zulieferer: 3

25 % 75 % 75 % 25 %

100 % 66 % 33 % 0 %

69 %Auslands-anteil

geschätzteAuslandsanteile: 22 + 44 + 3 + 0 = 69

Quelle: Römer (2007), in Anlehnung an Dudenhöffer (2005)

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3. Offshoring – wie stark sind wir betroffen?

� Welche Rolle spielt MOE für deutsche Unternehmen?

� Bestandsaufnahme der deutschen Direktinvestitionen in MOE

� Was sagen die Unternehmensbefragungen über Zielregionen und Motive?

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Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in MOEDirektinvestitionsbestände in den MOE-10, in Milliarden Euro

0,3 0,8 1,62,7 4,0

5,6

8,611,4

15,3

19,1

25,6

30,2

34,4 34,8

41,4

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: Deutsche Bundesbank

MOE-10: Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, Estland, Lettland, Litauen.

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Deutsche Direktinvestitionsbestände nach RegionenIm Jahr 2004, in Prozent

30,2

5,5

47

6,1

11,2

USA

Asien

EU-15

MOE-10

Rest

Asien: Südostasiatische Schwelleländer, Japan, China, Indien.

Südostasiatische Schwellenländer: Hongkong, Indonesien, Korea, Malaysia, Philippinen, Singapur, Taiwan,

Thailand

MOE-10: Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, Estland, Lettland, Litauen.Quelle: Deutsche Bundesbank. IW Köln.

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Wichtige Kennzahlen Wichtige Kennzahlen der deutschen Auslandsaktivitäten in den MOE-10

2,87,7107,9Umsatz, in Mrd. Euro

9,516,5757Beschäftigte, in 1.000

7,711,92.707Anzahl der

Unternehmen

2,86,141,4Direktinvestitionen,

in Mrd. Euro

Anteil 1995, in Prozent von Gesamt

Anteil 2004, in Prozent von Gesamt2004

Quellen: Deutsche Bundesbank, IW Köln.

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Zielbranchen deutscher Investoren in MOEDirektinvestitionsbestände im Jahr 2004, in Mrd. Euro

21,4

4,8 4,52,9 2,7

0

5

10

15

20

25

Kredit- und

Versicherungsgewerbe

Grundstücks- und

Wohnungswesen

Handel1 Energie- und

Wasserversorgung

Verarbeitendes

Gewerbe

Quellen: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen1 einschl. Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen

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Zielländer deutscher Investoren in MOEDirektinvestitionsbestände in den MOE im Jahr 2004, in Milliarden Euro

0,3

0,4

0,4

0,5

1,3

3,8

10

12,2

12,4

0,2Estland

Lettland

Litauen

Slowenien

Bulgarien

Rumänien

Slowakei

Polen

Ungarn

Tschechien

Quelle: Deutsche Bundesbank.

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Zielländer deutscher Direktinvestitionennach Unternehmensbefragungen, Anzahl der Nennungen in Prozent, Mehrfachnennungen möglich

5,4

7,4

8,6

8,6

31,2USA

Frankreich

Spanien

Belgien

Italien11

20

20

29

35

37

40EU-Beitrittsländer 2004

EU-15

China

Russland, Ukraine, Südosteuropainkl. Türkei

Nordamerika

Asien ohne China

andere

Quelle: Beyfuß/Kitterer, 1990 Quelle: DIHK, 2006

1990 2006

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Motive für AuslandsinvestitionenAnteil der Nennungen in Prozent

0

10

20

30

40

50

60

70

80

2000 2001 2003 2004 2005 2006

Marktmotiv Kostenmotiv

Mehrfachnennungen möglich

Quellen: DIHK, 2006; eigene Zusammenfassung

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4. Beschäftigungswirkungen

Abgrenzung und Fragestellung

� Oberbegriff: Auslandsinvestition (Direktinvestition im Ausland)

� Produktionsverlagerung: spezieller Teil der Auslandsinvestition

� Offshoring: Form der Verlagerung von Unternehmensprozessen ins Ausland

� Hier: Beschäftigungseffekte von Produktionsverlagerungen, die aus Kostengründen in Mittel- und Osteuropa vorgenommen wurden.

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Beschäftigte deutscher Tochterunternehmen in Mittel-und OsteuropaMOE-10, in 1.000

0

100

200

300

400

500

600

700

800

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quellen: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen

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Übersicht der potentiellen Beschäftigungseffekte

eher substitutivKostenmotiv„Industrieland“

„Entwicklungsland“

vertikale

Direktinvestitionen

eher komplementärMarktmotiv„Industrieland“

„Industrieland“

horizontale

Direktinvestitionen

ArbeitsplatzeffekteMotivRichtung

Quelle: eigene Darstellung.

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Ausmaß der ArbeitsplatzverlagerungenBemessungsgrundlage: Beschäftigte deutscher Auslandsbeteiligungen in den MOE-10

Handelsgesellschaften + Unternehmen der Energie-und Wasserversorgung (150.000)

Kleinstunternehmen (Faktor 1,1)

Beteiligungsgrad (Faktor 0,75)

Kostenmotiv (Faktor 0,3)

Produktivität (Faktor 0,8)

Anzahl der aus Kostengründen verlagerten Arbeitsplätze

757.000

607.000

668.000

501.000

150.000

120.000

120.000

Quelle: Römer (2007).

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Zwischenfazit

� Rund zwei Drittel der deutschen Direktinvestitionen werden wegen Marktmotiven durchgeführt, nur ein Drittel aus Kostengründen.

� Nur etwa 6 Prozent aller deutschen Direktinvestitionen im Ausland sind in den MOE-10 investiert.

� Die 120.000 aus Kostengründen verlagerten Arbeitsplätze sind nicht hoch genug, um Arbeitsmarktprobleme in Deutschland erklären zu können.

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Offshoring: Ein Gewinn für alle Länder

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5. Mittelstand und Offshoring – passt das zusammen?

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Auslandsinvestitionen nach Größe der UnternehmenAnteil der Nennungen auslandsinvestionsbereiter Industrieunternehmen, in Prozent

68

52

36

über 1.000 Beschäftigte

200 bis 999 Beschäftigte

1 bis 199 Beschäftigte

Quelle: DIHK, 2006

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Gründe für Offshoring nach UnternehmensgrößeAnteil der Unternehmen in Prozent, Mehrfachnennungen möglich

86

90

93

96

95

30

30

32

34

46

1-9

10-49

50-199

200-499

500+

Markterschließungsmotiv Kostensenkungsmotiv

Quelle:IAW, LMU München.

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Deutscher Mittelstand: Investitionstätigkeit im AuslandAnteil von Betrieben der M+E-Industrie, die Teile der Produktion ins Ausland verlagert haben, in Prozent

0

10

20

30

40

50

60

70

80

1995 1997 1999 2001 2003

20 bis 99 Mitarbeiter 100 bis 499 Mitarbeiter 500 und mehr Mitarbeiter

Quelle: Kinkel et al, 2004

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Gesamtfazit

� Die Beschäftigungseffekte der deutschen Produktionsverlagerungen nach MOE sind relativ gering und können das deutsche Arbeitsmarktproblem nicht erklären!

� Der Mittelstand ist ebenso von der Globalisierung und vom Offshoring betroffen!

� Die wesentlichen Investitionen im Ausland werden aber vor allem von den Großunternehmen getroffen und weniger von den kleinen und mittleren Betrieben!

� Das Offshoring ist ein volkswirtschaftlicher Gewinn für beide Seiten!

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!