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1 CO ` MED 06/04 T H M Michael Noack Störungen des Urogenitalsystems und gynäkologische Beschwerden Ohrakupunktur-Beha ndlungsstrategien (Teil 1) Krankheiten sind prozesshafte Geschehen im Menschen. Soweit sind wir uns sicher einig. Die „Krankheitsbezeichnungen“ der Schulmedizin beziehen sich in der Regel nur auf die Symptome, auf die Zeichen, die der erkrankte Mensch produziert. Die differenzialdiagnostischen Betrachtungen dieser Symptome führen natürlich zu ständig neuen, differenzierter en Einblicken in das jeweilige Geschehen, und der gro- ße Respekt vor diesen Abläufen im Mikrobereich führt offenbar zu dem Irrtum, auf diese Weise die zu behandelnde Krankheit erkannt zu haben. „Alles, was der Arzt wirklich Krankhafte s und zu Heilendes an Krankheiten finden kann, besteht bloß in den Beschwerden des Kranken und in den an ihm bemerk- baren Veränderungen seines Befindens, mit einem Wort, nur in der Gesamtheit der Symptome“, 1 sagt Hahnemann. Das Problem besteht jetzt meines Erach- tens in der Erfassung der wichtigen, an ei- nem komplexen Krankheit sgeschehen be- teiligten Faktoren (Symptome). Selbst so profunde naturheilkundliche Therapien wie die Chinesische Akupunktur oder die Homöopathie haben hier unterschiedliche Denkansätze (Unterschied: Agens und Causa). Eines aber ist ihnen gemeinsam, nämlich: Im Unterschied zu den überdiffe- renzierten Diagnoseverfahren der Schul- medizin ist die Diagnostik der Naturheil- verfahren relativ einfach, - denn sie erfasst alle Zeichen, die von außen objektiv wahr- nehmbar sind. „Wie die Behandlung durch die Ohraku- punktur aussieht, d.h. welche Punkte be- achtet werden müssen und welche nicht, entscheidet das, was sich aus der Feststel- lung der Behandlungslinie und der visuel- len Wahrnehmung von Strukturen und Zeichen im Ohr ablesen lässt. 1. Wir suchen in beiden Ohren das gestör- te Segment und bestimmen dann die je- weilige Behandlungslinie. Alle auf dieser Linie aktiven Punkte beschreiben den Krankheitszusammenhang in einer aku- ten Krankheitsebene und werden an- schließend genadelt. Hier besteht ein enger Erklärungszusammenhang zur Segmenttherapie nach HAED (HAED- sche Zonen). Danach werden Körperseg- mente wie folgt beschrieben: Haut, Seg- mentgewebe und innere Organe, die vom gleichen Rückenmarksabschnitt nerval versorgt werden, bilden eine funktionelle Einheit, bei der jeder Teil den anderen reflektorisch mit beein- flusst. 2. Wir stabilisieren den Kreislauf (Polster). 3. Wir suchen einen Korrespondenzpunkt (Ohrrand am Ende der Korrespondenzli- nie) und entscheiden, ob wir ihn in die Behandlung einbeziehen. 4. Wir beziehen je nach Krankheitszusam- menhang zusätzliche Organ- und psychovegetative Punkte in die Behand- lung ein. Hierbei helfen uns auch sicht- bare Zeichen, wie venöse oder arterielle Zeichnungen, Erhabenheiten, Rötungen, Einziehungen, Pickel usf. Für die Diagnose eines Falles geben der Behandlungsstrahl und die Korrespon- denzpunkte die entscheideneden Informa- tionen. Dabei gilt aber auch, dass die auf beiden Ohren sich widergespiegelnden Störfelder und Punkte in die Betrachtung einbezogen werden müssen! Sehr häufig befinden die Behandlungslinien beider Ohren in unterschiedlichen Segmenten." Die Abbildung von gynäkologischen Störungen im Ohr des konkreten Falles im Ohr abbilden (sie- he Abblidung 2). (19) ACTH Punkt Indikationen: Hypertonie, Aufregung Hinweis: Lange bezeichnet ihn als Anti- Hypertoniepunkt. In der Literatur findet sich auch die Bezeichnung valium-analo- ger Punkt. (22) Zone des Endokrinum Indikationen: Störungen der hormonellen Steuerung, gynäkologische Erkrankungen, Hauterkrankungen, Allergien, Asthma bronchiale, Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Gelenkentzündungen periphe- re Durchblutungsstörungen, usw. Hinweis: Nach Krack liegt in dieser Zone ein endokriner Befehlspunkt, der Punkt Y („Aktivierende hormonelle Energie” ent- sprechend San Jiao). Nach Nogier ent- spricht sie den Punkten „Point thyriodien“, Point parathyriodien“ und „Hypophyse“. (23) Ovar Indikationen: weibliche Sexualfunkti ons- störungen, Gelenkerkrankungen, Hauter- krankungen, Migräne, klimakterische Be- schwerden und, und, und… Hinweis: Der Punkt ist ergänzend bei Ge- lenkerkrankungen, Hauterkrankungen, Migräne, klimakterische Beschweren usw. ist Heilpraktiker mit eigener Praxis in Berlin, in der er mit den Schwerpunkten Ohrakupunktur, Homöopathie und Irisdi- agnose arbeitet. Er ist Leiter des Fachbe- reichs Ohrakupunktur der Arbeitsge- meinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V. und Autor des Buches: Arbeitsbuch Ohrakupunktur (akapit Verlagsservice, Berlin 2000) MICHAEL  NOACK 1 Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst, Karl F. Haug Verlag 1989 Die wesentlichen Organ- und Steuerpunk- te und deren Areale im Ohr, in denen sie sich im Falle einer gynäkologischen Er- krankung abbilden könnten, werden nach- folgend dargestellt. Die Aufzählung ist so vollständig wie möglich. Keinesfalls sind alle hier aufgeführten Punkte zu behan- deln, sondern nur jene, die sich angesichts  Abb. 1: Das Segment 

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Michael Noack

Störungen des Urogenitalsystems undgynäkologische BeschwerdenOhrakupunktur-Behandlungsstrategien (Teil 1)

Krankheiten sind prozesshafte Geschehen im Menschen. Soweit sind wir uns sichereinig. Die „Krankheitsbezeichnungen“ der Schulmedizin beziehen sich in der Regelnur auf die Symptome, auf die Zeichen, die der erkrankte Mensch produziert. Diedifferenzialdiagnostischen Betrachtungen dieser Symptome führen natürlich zuständig neuen, differenzierteren Einblicken in das jeweilige Geschehen, und der gro-ße Respekt vor diesen Abläufen im Mikrobereich führt offenbar zu dem Irrtum, auf diese Weise die zu behandelnde Krankheit erkannt zu haben.

„Alles, was der Arzt wirklich Krankhaftesund zu Heilendes an Krankheiten finden

kann, besteht bloß in den Beschwerdendes Kranken und in den an ihm bemerk-baren Veränderungen seines Befindens,mit einem Wort, nur in der Gesamtheitder Symptome“,1 sagt Hahnemann.

Das Problem besteht jetzt meines Erach-tens in der Erfassung der wichtigen, an ei-nem komplexen Krankheitsgeschehen be-teiligten Faktoren (Symptome). Selbst soprofunde naturheilkundliche Therapienwie die Chinesische Akupunktur oder dieHomöopathie haben hier unterschiedlicheDenkansätze (Unterschied: Agens undCausa). Eines aber ist ihnen gemeinsam,

nämlich: Im Unterschied zu den überdiffe-renzierten Diagnoseverfahren der Schul-medizin ist die Diagnostik der Naturheil-verfahren relativ einfach, - denn sie erfasstalle Zeichen, die von außen objektiv wahr-nehmbar sind.

„Wie die Behandlung durch die Ohraku-punktur aussieht, d.h. welche Punkte be-achtet werden müssen und welche nicht,entscheidet das, was sich aus der Feststel-lung der Behandlungslinie und der visuel-len Wahrnehmung von Strukturen undZeichen im Ohr ablesen lässt.

1. Wir suchen in beiden Ohren das gestör-te Segment und bestimmen dann die je-weilige Behandlungslinie. Alle auf dieserLinie aktiven Punkte beschreiben denKrankheitszusammenhang in einer aku-ten Krankheitsebene und werden an-schließend genadelt. Hier besteht einenger Erklärungszusammenhang zurSegmenttherapie nach HAED (HAED-sche Zonen). Danach werden Körperseg-mente wie folgt beschrieben: Haut, Seg-mentgewebe und innere Organe, dievom gleichen Rückenmarksabschnittnerval versorgt werden, bilden einefunktionelle Einheit, bei der jeder Teil

den anderen reflektorisch mit beein-flusst.2. Wir stabilisieren den Kreislauf (Polster).

3. Wir suchen einen Korrespondenzpunkt(Ohrrand am Ende der Korrespondenzli-

nie) und entscheiden, ob wir ihn in dieBehandlung einbeziehen.

4. Wir beziehen je nach Krankheitszusam-menhang zusätzliche Organ- undpsychovegetative Punkte in die Behand-lung ein. Hierbei helfen uns auch sicht-bare Zeichen, wie venöse oder arterielleZeichnungen, Erhabenheiten, Rötungen,Einziehungen, Pickel usf.

Für die Diagnose eines Falles geben derBehandlungsstrahl und die Korrespon-denzpunkte die entscheideneden Informa-tionen. Dabei gilt aber auch, dass die auf beiden Ohren sich widergespiegelnden

Störfelder und Punkte in die Betrachtungeinbezogen werden müssen! Sehr häufigbefinden die Behandlungslinien beiderOhren in unterschiedlichen Segmenten."

Die Abbildung von gynäkologischen Störungen im Ohr 

des konkreten Falles im Ohr abbilden (sie-he Abblidung 2).

(19) ACTH Punkt Indikationen: Hypertonie, Aufregung

Hinweis: Lange bezeichnet ihn als Anti-Hypertoniepunkt. In der Literatur findetsich auch die Bezeichnung valium-analo-ger Punkt.

(22) Zone des Endokrinum Indikationen: Störungen der hormonellenSteuerung, gynäkologische Erkrankungen,

Hauterkrankungen, Allergien, Asthmabronchiale, Erkrankungen der ableitendenHarnwege, Gelenkentzündungen periphe-re Durchblutungsstörungen, usw.

Hinweis: Nach Krack liegt in dieser Zoneein endokriner Befehlspunkt, der Punkt Y(„Aktivierende hormonelle Energie” ent-sprechend San Jiao). Nach Nogier ent-spricht sie den Punkten „Point thyriodien“,Point parathyriodien“ und „Hypophyse“.

(23) Ovar Indikationen: weibliche Sexualfunktions-störungen, Gelenkerkrankungen, Hauter-

krankungen, Migräne, klimakterische Be-schwerden und, und, und…

Hinweis: Der Punkt ist ergänzend bei Ge-lenkerkrankungen, Hauterkrankungen,Migräne, klimakterische Beschweren usw.

ist Heilpraktiker mit eigener Praxis inBerlin, in der er mit den SchwerpunktenOhrakupunktur, Homöopathie und Irisdi-agnose arbeitet. Er ist Leiter des Fachbe-reichs Ohrakupunktur der Arbeitsge-meinschaft für Klassische Akupunkturund Traditionelle Chinesische Medizine.V. und Autor des Buches: ArbeitsbuchOhrakupunktur (akapit Verlagsservice,Berlin 2000)

MICHAEL  NOACK

1 Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst,Karl F. Haug Verlag 1989

Die wesentlichen Organ- und Steuerpunk-te und deren Areale im Ohr, in denen siesich im Falle einer gynäkologischen Er-

krankung abbilden könnten, werden nach-folgend dargestellt. Die Aufzählung ist sovollständig wie möglich. Keinesfalls sindalle hier aufgeführten Punkte zu behan-deln, sondern nur jene, die sich angesichts

 Abb. 1: Das Segment 

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Sofern solche Punkte nicht bereits im Rahmen des Behand-lungskonzeptes1 aufgefunden und behandelt wurden, sindsie im Fall einer messbaren Abbildung zusätzlich zu behan-deln.

1. Auf der Basis des gestörten Segments wird die jeweilige Be-handlungslinie bestimmt und auf dieser behandelt.

2. Kreislauf stabilisieren

3. Korrespondenzpunkt (Ohrrand am Ende der Korrespondenzli-nie) suchen und bei Vorhandensein behandeln.

4. Je nach Krankheitszusammenhang zusätzliche Organ- undpsychovegetative Punkte in die Behandlung einbeziehen.

 Abb. 2: Wesentliche Ohrpunkte und Areale bei Störungen in denBereichen Sexualität, Schwangerschaft, Geburt und Klimax 

zu behandeln. Bei Menorrhagie

und verspäteter Menses wirddieser Punkt mit einer Goldna-del und bei Metorrhagien undzu früh einsetzender Regel miteiner Silbernadel innerviert.

Der Zusammenhang solcherBeschwerden mit Störungen imendokrinen Bereich muss Be-achtung finden. Man sollte beisolchen Störungen den Punkt22 (Endokrinum) in die Be-handlung einbeziehen.

Lange regt an, ihn im Zu-

sammenhang mit Sexualneu-rosen und zyklusabhängigenBeschwerden der Frau zu ver-wenden. Nach Nogier ist dieserPunkt der Meisterpunkt derGenitalien (29) und hat Wir-kung auch auf die äußeren Ge-nitalien.

(26 A) Thalamus Indikationen: AllgemeinerAnalgesiepunkt (hat auch Be-deutung bei Phantomschmer-

zen), wirkt bei Gelenkrheuma(Gold), Blutdruck senkend(Gold), Blutdruck steigernd(Silber), Lähmungen, nervöser„Tick” usw.

Hinweis: Der Punkt soll nicht

bei Schwangerschaft gesto-chen werden.

(55) Shen men Indikationen: Tachykardie, Ar-rhythmie, Unruhe, Aufregung,Schlaflosigkeit, Hysterie; - dieBehandlung dieses Punkts hatauch schmerzhemmende Wir-kung.

Hinweis: Der Punkt Shen menoder „Tor der Götter” ent-spricht in seiner Wirkung demPunkt Herz 7 der Klassischen

Chinesischen Akupunktur. Erwirkt er sedierend auf alle YANG-Zustände!

(56) Cavum pelvis Indikationen: schmerzhafteZustände und Entzündungen inder Beckenregion.

(58) Uterus Indikationen: GynäkologischeBeschwerden, Migräne, Impo-tenz

Hinweis: Anregung der Wehen-

tätigkeit zusammen mit demShen men (55)

(59) Blutdrucksenkender Punkt Indikationen: Hypertonie

Hinweis: Der Punkt ist sehrwirksam, wenn man ihn zu-sammen mit den Punkten 19,Ohrspitze (78) und Thalamus(26A) behandelt. Siehe auch:Bluthochdruckpunkt (19. Derwird auch als „Anti-Hyperto-niepunkt” geführt. In der franz.

Schule wird ein Punkt an dieserStelle als „ACTH-Punkt” be-zeichnet.

(79) Äußere Genitalien 

Indikationen: Orchitis, Ejakula-tio praecox, Impotenz, Harnre-tention, Zusatzpunkt bei Mi-gräne

Hinweis: Diese Lokalisationentspricht der chinesischenOhrtopographie nach Schrek-ke/Wertsch und ist identischmit Punkt 641 nach Krack.

Aus französischer Sicht (Bour-diol) bilden sich die äußerenGenitalien differenzierter ab.So finden sich „Vagina” und„Klitoris” bzw. „Penis” auf dem

Areal der aufsteigenden Helixzwischen dem Nullpunkt unddem Kopfansatz sowie paralleldazu an der Innenseite der auf-steigenden Helix in der Kurva-tur zur Hemiconcha superius –„Hoden” bzw. „Ovar 1” und

„Uterus 2”.Nogiers Gonadenpunkt (8) istoffenbar identisch mit demPunkt „Hoden” bzw. „Ovar”nach Bourdiol. Seine Lage istdie Innenseite (zur Hemiconchasuperior gelegen) der anstei-genden Helix etwa nach einemDrittel des Abstandes zwischendem Nullpunkt und demSchnittpunkt von ansteigenderHelix und der oberen Anthelix-wurzel.

Während die Punkte „äußereGenitalien” bzw. “Vagina”, “Kli-toris” bzw. „Penis” und der „Go-nadenpunkt” Organpunktesind, handelt es sich beim „Ute-ruspunkt” eher um einen Steu-erungspunkt. Aus Sicht derPraxis erreicht man das Organ„Uterus“ in der Fossa triangula-ris unmittelbar in Höhe desSchnittpunktes der UnterenAnthelixwurzel mit der Helix-krempe.

Interessant ist auch die AnsichtBahrs, der Störungen diesesBereichs über den „Frustpunkt“(siehe dort) behandelt.

(92) Blase 

Indikationen: Entzündungenund Schwäche des Urogenital-traktes, renale Ödeme, Reizbla-se, Zystitis, Inkontinenz

(93) Prostata Indikationen: Prostatitis, uro-genitale Störungen, Inconti-nentia, psychosomatische Stö-rungen mit Auswirkungen auf 

die Potenz(95) Nierenzonea) Indikationen: alle funktio-nellen Erkrankungen des Uro-genitalsystems und der Neben-nieren

b) Weitere Indikationen: Ge-lenkerkrankungen, Schlafstö-rungen, Neurasthenie, Migrä-ne, Menstrualstörungen, Oh-rerkrankungen, Schwindel,Bluthochdruck, Erkältungen,Angst

Hinweis: In diesem Zusammen-hang sollte man auch diePunkte: 472 „Ödeme” und643/644 „Toxinausschwem-mung” nach Krack beachten.

1 Wir haben es ja gut. Das Behandlungskonzept führt uns zu einer se-lektierten Erkenntnis über die wichtigen Punkte (Symptome), die zurBewältigung der betreffenden Störung behandelt werden müssen. DieSchritte "in`s Ohr" sind:

2 Nogier: Praktische Einführung in die Aurikulotherapie, Maisonneuve 1978

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Sie befinden sich in unmittelbarer Nähedes Nierenpunktes, werden aber nicht ge-sondert dargestellt.

Nogier hat gegenüber der oben beschrie-benen Nierenprojektion die Lokalisationder Niere im Inneren des Helixrandes, im

Bereich der aufsteigenden Helix zwischenden Anthelixwurzeln gefunden2. Nebenseinen praktischen Erfahrungen mit demPunkt an dieser Stelle dürfte auch die Er-kenntnis, dass die Niere hinsichtlich ihrerembryonalen Entwicklung dem Mesoderm3

zuzurechnen ist, diese Feststellung stützen.Die Wirksamkeit der Zone 95 in der Conchabei Nierenerkrankungen ist jedoch durchdie Praxis erprobt und bewiesen. Es ist ein-fach so! Lange weist ja auch immer wiederdarauf hin, dass sich die Symptome der Or-ganerkrankungen in den Segmenten jenach ihrem kausalen Zusammenhängen anverschiedenen Stellen im Ohr darstellen.

Die von Nogier angegebene Zone (14) er-klärt sich als eine Organzone, als die Zonedes Nierenparenchyms und die in der Con-cha befindliche Nierenzone (95) als einefunktionelle Nieren-, Nebennierenzone(Lange). Die therapeutischen Einwirkungenan dieser Stelle (95) haben nach meinem

 Verständnis Auswirkungen auf den gesam-ten Funktionskreis der Nieren und Neben-nieren.

(97) Leber Indikationen: Hepatopathien, Meteo-rismus, hämatologische Erkrankungen, Le-

berstoffwechselstörungenDie Punkte 96 und 97 gehören mit in die-se Zone und werden mit dem Punkt Leberals funktionelles System betrachtet. Im lin-ken Ohr ist die Leberzone wesentlich klei-ner und wird nur bei funktionellen Störun-gen behandelt. Hier nehmen Milz und Pan-kreas den größten Raum an dieser Stelleein. Siehe auch:

(76,77) Leber I und IILage: auf dem Helixrand, über und unterdem Tuberculum Darwini.

Indikationen: Lebererkrankungen und Fol-gen von Leberstoffwechselstörungen

Hinweis: Mindestens einer der Punkte liegtbei Leber- oder Gallengeschehen auf dementsprechenden Behandlungsstrahl undwird in diesem Falle zwingend mitbehan-delt.

 Vegetative und psychotrope Punkte

(100) Herz Indikationen: Rhythmusstörungen, Hyper-und Hypotonie psychosomatischen Ur-sprungs sowie Kollaps, Schock, Schlafstö-rungen, Angst, Depressionen usw.

LANGE schreibt dazu: (Zitat)4 „Die Zone 100entspricht etwa dem „Plexus cardiacus”von NOGIER. Sie ist dem so genannten

„Wunderpunkt” gleichzusetzen. Sie ist inallen Fällen von vegetativen Herzstörun-gen mit Herzsensationen indiziert. NOGIERbezeichnet diese Zone auch als Zone derÄngstlichkeit. Die Zone 100 ist eine Emp-fehlung aus der Chinesischen Ohrakupunk-tur und hat wenig mit dem Herzmuskel im

organischen Sinne (siehe 351 und 352 nachN. Krack) zu tun. Die Zone gehört zu denpsychisch wirksamen Arealen und ent-spricht in ihrer Wirksamkeit mehr demKreislauf-Sexus-Meridian der ChinesischenAkupunktur.”

(29) Polster Indikationen: Schmerzzustände, Kopf-schmerz, Hauterkrankungen, Asthma bron-chiale, Neurasthenie, Hypotonie, Kollaps-neigung, Schwindelzustände usw. Wirktentzündungshemmend.

Hinweis: Der Punkt gehört zu den Basis-

punkten der Ohrakupunktur. Wir verwen-den ihn vor allem prophylaktisch, um zuverhindern, dass der Patient Kreislaufpro-bleme bekommt und unter der Behand-lung oder danach kollabiert.

(29 B) Point de Jerome Indikationen: Seelischer Ausgleich, Ein-schlafstörungen, Beruhigung

Hinweis: Bei Durchschlafstörungen den auf der Ohrrückseite an gleicher Stelle liegen-den Punkt zusätzlich behandeln. Zur Se-dierung mit Goldnadel behandeln.

(34) Graue Substanz Indikationen: Punkt wirkt schmerzstillend,entzündungshemmend und bei nervlicherBelastung ausgleichend und kreislaufregu-lierend.

Hinweis: Nach Lange ist dieser Punkt wich-tig bei chronischen Schmerzen, insbeson-dere für „alle Schmerzen, die sich imSchmerzzentrum festgefressen haben“.

(51) Vegetativum IIndikationen: vegetativ bedingte Störun-gen des Magen-Darm-Traktes, der Lunge,des Kreislaufs usf.

Hinweis: Man behandelt mit diesem Punktalle vegetativ verursachten oder beeinflus-sten Störungen des Organismus, wie z. B.Asthma, Herzrythmusstörungen, Blut-druckschwankungen, so genannte Frauen-krankheiten, Magen- und Darm-Problemeusf. Er wirkt entkrampfend und sedierend.

Vegetativum IILage: Der Punkt ist nicht einfach auszuma-chen. Er liegt auf der Innenseite des Tragus,in unmittelbarer Nähe der Incisura inter-tragica, zwischen den Punkten Thalamusund Parotis.

Indikationen: Krampfzustände, Angst, De-pressionen, Schmerzen

Hinweis: Er wirkt ähnlich dem Punkt „Ve-getativum I” bei vegetativen Belastungenentspannend. Hier kann man auf Angstzu-

stände oder bei der Schmerzbekämpfunghilfreich einwirken. Der Patient kann bes-ser „loslassen”. Man soll nicht beide Punk-te gleichzeitig stechen. Je nach Krank-heitszusammenhang und dem Schmer-zempfinden des Patienten entscheidet mansich für den einen oder den anderen Punkt.

Omega-Punkte Indikationen: Hier äußert sich die Persön-lichkeit des Betroffenen und ihre Entfal-tung im intellektuellen Bereich. Störungen,die hier sinnvoll behandelt werden, sindFolgen von Neid, Eifersucht oder latentenÄngsten, durchaus auch vergesellschaftetmit Aggressivität. Hinweise darauf ergebensich auch aus der Lage. Der Punkt liegtunterhalb des Anti- Agressionspunktes undder „Zone der Angst „.

Hinweis: Insbesondere bei chronischen Er-krankungen und den damit verbundenen

Befindlichkeitsveränderungen ist die Be-handlung dieses Punktes in das Behand-lungskonzept einzubeziehen. Der Patientwird geduldiger und trägt „sein Kreuz”während des Krankheitsverlaufes gelasse-ner.

Omega-HauptpunktIndikationen: vegetative Dystonie, Aggres-sionen, Unlust usf.

Hinweis: Im weiteren Sinne ist dies einStoffwechselpunkt, über den das vegetativgesteuerte Wohlbefinden beeinflusst wer-den kann. Der Betroffene ist aggressiv und

ungeduldig, weil die Verdauung oder derZuckerhaushalt gestört sind. Die Folgensind Magenprobleme, Tagesmüdigkeiten,Abweichungen des Essverhaltens, Verhal-tensstörungen (Alles stört, regt auf, machtaggressiv, usw.).

Omega 1Indikationen: Zorn, Neid, Aggressivität.

Hinweis: Hier äußern sich die Folgen unse-rer Auseinandersetzung mit der Umwelt,mit Menschen, die uns begleiten und dieFolgen nicht geregelter, unbefriedigendersozialer Bezüge. Konflikte zwischen unse-

ren Vorstellungen und Wünschen und dertäglichen Realität5 können nicht immereinfach kompensiert werden. Die körper-lichen Belastungen, die durch diese Kon-flikte ausgelöst werden, führen auf dieDauer sowohl zu physiologischen als auchzu psychischen Krankheiten und Verhal-tensveränderungen. Mit diesem Punktwirkt man (natürlich in Kombination mitanderen Punkten) korrigierend ein. Er istdaher zusätzlich bei psychosomatisch be-dingten körperlichen Störungen in ein Be-handlungskonzept aufzunehmen.

Omega 2 

Indikationen: vegetativ beeinflusste Stö-rungen u. a. des Magen-Darm-Traktes, derLunge und der Bronchien (z. B. bei Asthmabronchiale), Kreislaufprobleme (Herzrhyth-musstörungen, Blutdruckschwankungen,

4 Lange, Günter: Akupunktur der Ohrmuschel -Diagnostik und Therapie, 1985

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Tachykardien usw.), bei so ge-nannten „Frauenkrankheiten”(z. B. bei Dysmenorrhöe, Ame-norrhöe) usw.

Hinweis: Bei Störungen ist derschmerzhafteste Punkt auf der

inneren Kurvatur der Helix auf-zusuchen und zu behandeln

Anti-Aggressionspunkt Indikationen: Ärger, Aggres-sion, Depression.

Hinweis: Wichtiger Punkt derSuchtakupunktur!

Zone der AngstIndikationen: Angst, Furchtoder Kummer, Sorge.

Hinweis: Man behandelt in die-sem Areal im rechten Ohr6Angst oder Furcht und im lin-ken Ohr Sorge oder Kummerund die Folgen. Man muss nachdem gestörten Punkt suchen,der sich dem Patienten alsschmerzhaftester Punkt dar-stellt.

Der Bereich ist, hier befindetsich ja auch der Omega-Haupt-punkt, insgesamt eine „Persön-lichkeitszone”. Man sollte hiernicht zu viel tun und nur be-handeln, wenn sich die Proble-me nach Ausschöpfung aller

anderen Möglichkeiten nichtbeeinflussen lassen.

Zone von Kummer und Freu- deIndikationen: Die Behandlungerfolgt hier in allen Fällen, indenen Kummer, Freude oderDepression Folgen für den Be-troffenen erzeugt haben, un-abhängig wie sie sich äußern.Während im rechten Ohr eherauf Folgen von Freude reagiertwird, sind im linken Ohr dieFolgen von Kummer zu behan-deln.

Der Beitrag wird in CO’MED fortgesetzt.

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