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Juli7/2018
€2,70Oldtimer
(^rMAqAZJff
> Der Sonne entgegen: Ford-FK-Womo
> Per Sonderfall; Opel Rekord B
Seziel-t> Der Motor derMünch 4 im Detail
> Autotechnik im DetaiIDer AAG-XPAG-MotorB
Alles dreht sich> Sie sind auf der Suche nacheiner Hobby-Drehbank?Da hätten wir ein paar Tipps!
Auf Nummer sicher> Bevor die Fuhre abraucht:Sicherungen nachrüsten,Sicherungskästen optimieren
> Mit 50 Kubik insGelände: Kreidler Florett
Almdudler'
4018AT€ 3,00CHCHF 4.30NL€ 330BE/LU € 3,20FR€ 3,40ES/IT€ 3,50CR€3,80Sl€ 3,90Fl€ 4,10CZCZK125DKDKK30,-HU HUF 1180SESEK 49
Einzylinder-Traum> Erfahrungen: Gilera Saturno
ndudler" wurden die Geländesport-Kreidler auf Basis der Eiertank-Florett1959 hatten sie ihre ersten großen Auftritte - wir präsentieren eine Ur-Version!
ir vom Sport",Hacks" Leverkus. im Mittelpunktfrufs standen dien der 50-Kubik-nge Zeit warenn Dinger als hilfs-rte Fahrräderworden, was derjournalist nicht sonnehmen mochte,eten die Maschinenpsglasklasse
Das Telefon klingelte irgend¬wann Mitte 1999: „MoinFrank! Hier steht 'ne alte Eiertank.Die sieht irgendwie komisch aus,und du kommst doch bald hier run¬ter. Willst Du dirdie nicht mal angu¬cken?" Frank Stegemann wollte, Undstieß irgendwo im Bayrischen aufKreidler-Fragmente, die sich ein paarjunge Burschen für ein bisschenSpaß auf dem dem Stoppelacker zu¬recht bauen wollten. Was er da vorsich hatte, erkannte Frank damals
Mischungsschmierung1:25, Dreigang-Klauen-getriebe
Hubraum:49 ccm(BxH: 40x39,5 mm)
PS bei U/min:ca. 3,6 bei 6000
FahrwerktPressschalenrahmen,Rohrgabei mit Lang¬schwinge u. Reibungs¬dämpfung vorn, hyd¬raulisch gedämpfteLangschwinge hinten,19-Zoll-Räder
Leergewicht: ca. 70 kg
Vmax: ca. 65 km/h
Stückzahl: sechs
waren
Startnummer 179 in Isny angetretenwar. Von der hatte Frank wiederumreichlich Bildmaterial, womit klarwar, in welche Richtung die Sachegehen würde. Irgendwann
Irgendwann war dann schließlichAnfang 2014. Aus einer Laune heraushatte er seine Teilnahme an einerkleinen Veranstaltung im Mai be¬schlossen. Ein knappes Vierteljahrblieb bis dahin, also ging es ziemlichforciert voran. Im Regal hatte unserSchraubereinen handgeschaltetenDreigangmotor liegen, neueren Da¬tums zwar, von einer Schweizer Ma¬schine stammend und somit schonmit einem nikasilbschichteten Zylin¬der und verstärkter Schaltung ausge¬stattet, aber äußerlich kaum vom1959er Aggegat zu unterscheiden.Leistung: 3,6 PS. Der Blechpressrah¬men - ab Werk für den Sporteinsatzim Inneren verstärkt - hatte Rost,Risse, diverse unnötige Bohrlöcherund wollte gerichtet und geschweißtsein. Auch die vordere Rohrschwingemachte Arbeit, aber ansonsten halfnatürlich die Nähe der Werksmaschi-
3,6 PS undttmd-sckaÜukf kliufennickt- üfatioä'ltifekd- dank, der SutHiuiikrtr tifetisckaf-Huscmfsickdas fÜukt flmtH-um Gelände, akrkemmtfekd!
Die Motorverblechungentspricht der Serie, istaber zusätzlich miteinem umlaufendenGummi abgedichtet.Auch der Vergaser ist extas p ritz wa ssergesch ü tzt
ließ Frank stutzen, wie er erklärt:„Das hintere Schutzblech war ge¬kürzt. Aber nicht einfach hinten ab¬gesägt, wie es tausendfach passierte,um dem Gerät einen sportiven Touchzu verleihen, sondern vorne. Undzwar so sauber, dass es sich leicht ge¬kippt perfekt an den Pressstahlrah¬men schrauben ließ, so als wäre esimmer so gewesen. Do hat sich einerwas bei gedacht, ahnte ich, undtauschte die Fragmente gegen einMopedle, das besser zu den Plänender Jungs passte. Zu Hause hab' ichdie Brocken dann in die hintersteScheunenecke gestellt - 15 Jahrelang, bis 2014."
Es waren 15 Jahre, in denen nichtsHandgreifliches geschah, in denenFrank aber die Fährte aufnahm. Ru¬dolf Scheidt aus Dortmund, Kreidler-Experte und Besitzer der Produkti¬onslisten, konnte anhand der Fahr¬gestellnummer feststellen, dass dieam 22. April 1959 gebaute Maschineam 23. April in die Sportabteilung desWerks überstellt wurde. Sechs Ma¬schinen wurden dort in diesen Tagen
für den Start bei der Dreitages-Ge-ländefahrt in Isny vorbereitet, drei fürWerks- und drei für Privatfahrer. Mehrhandfeste Informationen? Fehlanzei¬ge. Aber Frank, der sich in SachenKreidler als Historiker betrachtet unddie Internetseite www.kreidler-museum.de aufgebaut hat, sammel¬te in den folgenden Jahren mehr undmehr Bildmaterial der sechs 1959erGS-Kreidler, um die Identität seinerMaschine zu klären,
Seine Rohrschwinge war ganz of¬fensichtlich ein GS-Teil, an den Feder¬beinen fanden sich Spuren der Start¬nummernhalter, am Tank Schweiß-punlctreste, die offensichtlich von dennachträglich angebrachten Ösen fürdie Riemen der kleinen Werkzeugta¬sche stammten. Obwohl rund 50 Jah¬re ins Land gegangen waren, konnteKreidler-Motorsport-Legende Hans-Georg Anscheidt mit Erinnerungenweiterhelfen, und am Ende kristalli¬sierte sich heraus, dass eine hoheWahrscheinlichkeit bestand, dass esFrank mit jener Maschine zu tun hat¬te, mit der Oswald Dietrich 1959 mit
96 > Oldtimcr Praxis 7.2018
iplorett Geländesport > RostüUrieirt
Kreidler Florett
Gelandesport 1959
Motor:Einzylinder-Zweitakter,gebläsegekühlt, schlitz¬gesteuert, Schwung-li/-htmaonpt7i mrli in er
> Das Werkstattalbum
Sieht irgendwie anders aus: Im gezeigtenZustand fand Frank das GS-AAaschinchen
Gerissen, verrostet,verbohrt, verzogen:Am Rahmen warteteArbeit-aber er trugeine ausgesprocheninteressante Fahr¬gestellnummer!
Der Besitzer
> Frank Stegemann(53) lebt in der NäheFlensburgs, ist Fahr-zeugtechnik-ingenieurund hat sich der MarkeKreidler verschrieben,seit er 1980 eine ausdem Fundbüro ausge¬löste Eiertank-Kreidlerinnerhalb einer Wocheverheizte... Mittler¬
weile betreibt er dasHobby mit etwas mehrErnsthaftigkeit - undauch die sehr informa¬tive Internetseite www.kreidler-m useum. de
Eine Eiertank-Restaurierungist grundsätzlich keinHexenwerk. Viel Mühemachte freilich das Nach-empfinder der einstigenGS-Modifikationen, diedank historischem Foto¬material nachzuvollziehen
Als einziges größeres Bauteil deutlichanders als am Original: Der Auspufftopfentstammt einer Kreidler Mustang
Restauriert > Kreidler Florett Geländesport
„Macki'd'W Gdäu-^ - flortif- auf derSfraße, seien Spaß,akeih o/aim utirddie, fakrem zurkeäeu frtuefa. DerImiuufsfäkife,Moivr uud das aus-feeelckuefa fakr-feMl^ken kier-H-aud tu 4tokd"
Kraftrad Sport undTechnik 11/1959
ne zum Serienmodell. Tank, Schein¬werfer, Elektrik, Einmannsitzbank,Ständer- und Fußrastenunterbau, diehintere Schwinge, die 19-Zoll-Rädersamt Naben und Bremsen -das alleswar bekanntes Terrain. Wer genauerhinguckt, entdeckt aber natürlichzahlreiche Modifikationen, die Frankdank seiner Recherche nun nachvoll¬ziehen konnte. Auffällig ist beispiels¬weise die zusätzliche Gummiabdich¬tung der Motorverblechung gegenSpritzwasser, die Motorschutzplatteund auch der geänderte Kettenkas¬ten, In der Serie war er zweiteilig aus¬geführt (Vorder- und Rückseite), ander GS-Maschine lässt sich außerdemdas Hinterteil separat demontieren,um einfach Zugriff aufs Kettenrad zuhaben. Die Kettenspannung wirdnicht über Kurvenexzenter, sondernüber Gewindestücke justiert und dieRadachsen haben Knebel, die denwerkzeuglosen, schnellen Radausbauerlauben. Brems- und Gaszüge sind
doppelt verlegt und der Vergaser un¬ter der rechten Motorverkleidung istzusätzlich mit einer großen Gummi¬tülle verkleidet.
Der Nachbau dieser Lösungen voneinst geriet viel arbeitsintensiver, alses auf den ersten Blick scheint, wennman neben der kleinen Maschinesteht. „Den Lenker ließ die Sportab¬teilung original, allerdings wurde erdamals mit Hilfe anderer Griffe effek¬tiv verbreitert", erklärt unser Kreidler-Enthusist. „Den entsprechendenMagura-SchaltgriffDre/^arnj-A/lotor-mdausführung hatte ich im Regal - erist extrem rar und sehr gesucht. Dendazu passenden Schnellgasgriffkonnte ich zum Glück auftreiben. Diekleine Werkzeugtasche ist nachge¬fertigt ebenso wie das Schutzgittervorm Scheinwerfer. Die Lenkerver¬kleidungist wiederum ein modifizier¬tes Serienteil, aber der Tacho, der beiden GS-Versionen darin steckte, hat¬te einen Tageskilometerzähler. Jeder,
\ so, wie es die altenFrvfnc 7<aiotpn
derein Originalexemp¬lar übrig hatte, wollte esin Gold aufgewogen
wissen, also habe ich einStandard-Teil montiert. In¬
zwischen habe ich aber her¬ausgefunden, dass Jawa für Ex¬
portmärkte eben einen solchen Ta¬cho mit Tageskilometerzählwerkverbaute, in Tschechien bekannt alsSchweden-Tacho. Und der wird heu¬te nachgebaut... Mittlerweile habeich das Repro im Regal und werde esdemnächst montieren."
Die einst in der Sportabteilung auf¬gebauten Maschinen unterschiedensich nach Franks Wissen in diversenkleinen Details, auch je nach Gustoder Fahrer. Er ist sich aber einigerma¬ßen sicher, nah an dem Zustand zusein, in dem Startnummer 179 in Is-ny auf die Strecke ging - mit einerAusnahme: dem Auspuff. Hinter¬grund: Mit dem Serienauspuff, derauf den Bildern zu sehen ist, lief dasGelände-Florett nicht ordentlich. DerTopfeiner späteren Kreidler Mustangmit abgewinkeltem Endstück funk¬tionierte deutlich besser und tut des¬halb heute Dienst, was der HistorikerFrank fast entschuldigend mit Wor¬ten erklärt, die von „Klacks" Leverkusstammen könnten: „Wenn Dietrichden Auspuff gehabt hätte, hätter erihn montiert. Denn wir reden hier jaschließlich vom Sport."
Text: L. Rosenbrock/ Fotos: S.Traub
> AUS DEN GESCHICHTSBÜCHERNDer Stellenwert der mehrtägigen Geländefahrten...
...war in den Fünfzigern und frühen Sechzigern viel höher, als esheute vorstellbar ist. Erfolgreiche Maschinen bewiesen nicht nurLeistungsstärke sondern vor allem Nehmerqualitäten, die sie auchfür den Alltagseinsatz prädestinierten. Entsprechend groß war dasAufsehen, dass die Kreidler durch Ihren Auftritt bei der schwerenDreitagefahrt in Isny erregten, bei der erstmals eine 50-l<ubik-Klasse ausgeschrieben war. Zehn Maschinen traten in der Schnaps¬glasklasse an. Drei Gritzner-Kaiser und eine Puch fielen aus, sechsKreidler kamen durch...
Die Zeitschrift Kraftrad Sport und Technik blickte in Ausgabe 1/1959auf Isny und die gesamte Saison zurück - mit Worten, die Ermessenlassen, wie gut sich die kleinen Kisten aus Kornwestheim schlugen:„Blickt man auf die GS-Saison 1959 zurück, so kann man sagen: Es warein turbulentes Jahr. Es gab Sensationen und Sensatiönchen. BMW wur¬de in seiner Klasse geschlagen. Hercules brachte Leben in die fast ver¬gessene 100er Klasse, und DKW bekam trotz allem Aufwand kein Beinauf die Erde. Dennoch wird man, wenn man nach dem Knüller der Sai¬son gefragt wird, auf die Floretts verweisen. Bei der Dreitagefahrt undden Trial-Pokal-Läufen standen die Heckenspringer aus Stuttgart nichtnur ihren Mann, sie zeigten sogar stärkeren Maschinen die Zähne. Baldwar die Mär vom Wundermotorrad in aller Munde. (...) Da wir von Be¬rufs wegen nicht anWunder glauben dür¬
fen, bemühten wir unsum eine Testmaschine.
(...) Tatsächlich ist es er¬staunlich, wie munterdas Motörchen loslegt.(...) Wo andere vorsich¬
tig zu Werke gehenmüssen, kann man mitder Kreidler durchbol¬zen. (...) Es kann kom¬
men, was will, Lenkungund Fahrgestell bleibenruhig. (...) Man fragtsich: Was hält länger,die Maschine oder dieSteine?
Oldtimer Praxis 7.2018 >99