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Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest Politikforschung in Deutschland und Russland Russland in Europa Annäherung oder Abschottung?

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Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest

Politikforschung in Deutschland und Russland

Russland in Europa

Annäherung oder Abschottung?

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b  Russland in euRopa Russland in euRopa  1 

 51 % der Russen und 50 % der deutschen sind der ansicht,  Russland gehöre nicht zu europa. 

 95 % der deutschen stimmen der aussage zu, Russland sei ein land mit 

großer Tradition und Kultur. umgekehrt weisen auch 86 % der Russen deutschland 

diese eigenschaften zu.

 66 % der Russen lehnen eine weitere annäherung der ukraine an die eu ab.  

60 % der deutschen befürworten hingegen einen solchen prozess. 

 77 % der Russen stimmen der aussage zu, es sei aufgabe der Medien,  

die Regierung in ihrer arbeit zu unterstützen und deren entscheidungen mitzutragen. 

in deutschland sehen das nur 36 % der Befragten so.

 79 % der Russen und 69 % der deutschen sprechen  sich dafür aus, die Wirtschaftssanktionen aufzuheben, die Russland und die eu gegeneinander verhängt haben.

 95 % der deutschen und 84 % der Russen halten  es für wichtig oder sehr wichtig, dass sich Russland und die eu  in den nächsten Jahren politisch wieder annähern. 

Die Beziehungen zwischen Russland und den meisten sei-

ner europäischen Nachbarn stecken in einer tiefen Krise.

Beim politischen Dialog zwischen der EU und Russland

gibt es kaum Fortschritte. Die Wirtschaftssanktionen, die

von beiden Seiten im Zuge des Konflikts um die Ukraine

verhängt wurden, bestehen fort. Auf politischer Ebene

herrscht ein tief greifender gegenseitiger Vertrauensver-

lust. Aber hegen inzwischen auch die Menschen in Russ-

land und seinen europäischen Nachbarländern ein wach-

sendes Misstrauen gegeneinander?

Um eine Antwort darauf zu finden, hat die Körber-Stif-

tung zeitgleich eine repräsentative Umfrage in Russland

und Deutschland zum Thema »Russland in Europa« durch-

führen lassen. Gefragt wurde u. a.: Gehört Russland alles in

allem zu Europa? Von welchen historischen Ereignissen

des 20. Jahrhunderts werden die Beziehungen zwischen

Russland und dem übrigen Europa heute am stärksten ge-

prägt? Was ist der Hauptgrund für die Verschlechterung

der Beziehungen zwischen Russland und der EU? Die zentralen Ergebnisse:

In der Frage der Zugehörigkeit Russlands zu Europa

sind die Bevölkerungen beider Länder tief gespalten. Je-

weils die Hälfte der Deutschen und der Russen sehen Russ-

land nicht mehr als Teil Europas. Besonders niedrig fällt in

beiden Ländern die Zustimmung unter den 30- bis 44-Jäh-

rigen aus. Insgesamt ist vor allem in Russland die Zahl der-

jenigen, die eine Zugehörigkeit Russlands zu Europa ab-

lehnen, seit 2008 stark gewachsen. Das zeigt ein Vergleich

mit einer ähnlichen Umfrage des Instituts für Demoskopie

Allensbach*. Damals war nur ein gutes Drittel der Russen

der Meinung, Russland gehöre nicht zu Europa.

Wenn es darum geht, mit welchem Land in Zukunft

eine stärkere Zusammenarbeit gewünscht wird, nennen

die Deutschen Russland an zweiter Stelle direkt nach

Frankreich. In Russland belegt Deutschland sogar den ers-

ten Platz, dicht gefolgt von China.

Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland und

Russland befürwortet eine Aufhebung der Sanktionen, die

im Zuge des Ukraine-Konflikts von der EU und von Russ-

land verhängt wurden. Mehr als die Hälfte der Deutschen

hält aber dennoch die Politik der EU gegenüber Russland

für angemessen. In Russland unterstützen über zwei Drit-

tel der Befragten die Politik Russlands gegenüber der EU. In

beiden Ländern wird die Auseinandersetzung um die Krim

und die Ostukraine an erster Stelle genannt, wenn es um

den Grund für die Verschlechterung der Beziehungen zwi-

schen Russland und der EU geht.

Eine gemeinsame Wertebasis zwischen Russland und

den übrigen Ländern Europas gibt es nur in Teilen. Mit

Blick auf Streiks und Demonstrationen, Homosexualität

oder die Rolle der Medien unterscheiden sich die Mehr-

heitsmeinungen in Russland und Deutschland erheblich.

Mit Blick auf die prägenden historischen Erfahrungen

Russlands und Deutschlands zeichnet sich ein Paradigmen-

wechsel ab: Während für die meisten Russen das aktuelle

Verhältnis zum übrigen Europa am stärksten vom Ende der

Sowjetunion geprägt wird, stehen für die Deutschen die

Wiedervereinigung und der Fall des Eisernen Vorhangs im

Vordergrund. Der Zweite Weltkrieg folgt in beiden Ländern

erst mit großem Abstand.

der Tabellenband zur umfrage ist unter  

www.koerber-stiftung.de/umfrage-russland-in-europa

abrufbar.

Russland in europa:  annäherung oder abschottung?

 48 % der deutschen empfinden Russland als bedrohliches land, 

während nur 25 % der Russen in deutschland eine Bedrohung sehen.

DatEnbasis:

1000 personen in deutschland, 1024 personen in Russland, jeweils 

Wahlberechtigte ab 18 Jahren, vom 22. Februar – 07./08. März 2016. 

stichprobe / erhebungsverfahren: Repräsentative Zufallsauswahl /  

Randomstichprobe, per CaTi.  

durchgeführt unter Gesamtprojektleitung von Tns infratest politik­

forschung. interviews in deutschland: infratel (unternehmensgruppe  

Tns infratest), interviews in Russland: Cessi – Russia.* »das Russlandbild der deutschen – das deutschlandbild der Russen«;  

studie des ifd allensbach, im auftrag des deutsch­Russischen Forums e. V.

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2  Russland in euRopa Russland in euRopa  3 

Deutsche und Russen sind sich weitgehend einig

darin, was die Hauptgründe sind für die Ver-

schlechterung der Beziehungen zwischen Russ-

land und der Europäischen Union: An erster Stel-

le wird der Konflikt um die Krim und die

Ost-Ukraine genannt, gefolgt von der NATO- und

EU-Osterweiterung. Unterschiedliche Einschät-

zungen gibt es zu der Frage, ob sich die Ukraine

weiter der EU annähern soll. Während zwei Drit-

tel der Befragten in Russland das ablehnen,

spricht sich in Deutschland eine Mehrheit von

60 Prozent dafür aus. Die gegenseitigen Wirt-

schaftssanktionen – 2014 zuerst von der EU und

dann auch von Russland verhängt – stoßen in

beiden Ländern überwiegend auf Ablehnung. 69

Prozent der Deutschen und 79 Prozent der Rus-

sen sprechen sich dafür aus, die Sanktionen auf-

zuheben. Jedoch hält mehr als die Hälfte der

Deutschen die Politik der EU gegenüber Russ-

land für sehr oder eher angemessen. In Russland

stößt die Politik der eigenen Regierung gegen-

über der EU sogar bei 81 Prozent der Befragten

auf Zustimmung.

Deutsche und Russen sehen aussöhnung in Gefahr

Knapp zwei Drittel der Deutschen und immer-

hin fast die Hälfte der Russen befürchten, dass

die Aussöhnung und Annäherung zwischen bei-

den Ländern nach dem Zweiten Weltkrieg durch

die aktuellen politischen Entwicklungen gefähr-

det wird. In beiden Ländern ist der Wunsch groß,

die aktuellen Spannungen zwischen Russland

und der EU zu überwinden. 84 Prozent der Rus-

sen und sogar 95 Prozent der Deutschen halten

es für wichtig oder sehr wichtig, dass sich Russ-

land und die EU in den nächsten Jahren politisch

wieder annähern. Auf die Frage, ob sie am ehes-

ten Kanzlerin Angela Merkel, Russlands Präsi-

dent Wladimir Putin, Frankreichs Präsident

François Hollande oder der EU-Außenbeauftrag-

ten Federica Mogherini zutrauten, einen Beitrag

zur Verbesserung der Beziehungen zwischen

Russland und der EU zu leisten, entschieden sich

mehr als drei Viertel der Russen für Putin und

fast 60 Prozent der Deutschen für Merkel.

Die Lösung der Ukraine-Krise hat keine Priorität

Stark auseinander gehen die Meinungen zu der

Frage, in welchen Bereichen eine Zusammenar-

beit zwischen Russland und der EU besonders

wichtig sei. Unter der Vorgabe, nur ein Thema

nennen zu können, entschieden sich 35 Prozent

der Russen für die Terrorbekämpfung, gefolgt

von den Wirtschaftsbeziehungen mit 29 Pro-

zent und mit großem Abstand dem Ukraine-

Konflikt mit 14 Prozent. In Deutschland steht

die Lö sung des Syrien-Konflikts mit 49 Prozent

weit oben, gefolgt von der Terrorbekämpfung

und der Lösung des Ukraine-Konflikts mit je-

weils nur 13 Prozent. Wenn es um die Charakte-

ristik des Verhältnisses von Russland zur EU

geht, wählen die Deutschen am häufigsten den

Begriff »Konkurrenten« und die Russen den Be-

griff »Nachbarn«. Für »Freunde« entscheidet sich

in beiden Ländern so gut wie niemand.

der deutschen sehen Russland und die eu als Konkurrenten, über ein  drittel der Russen wählt stattdessen  den Begriff nachbarn.

37 % 

an der ukraine­Frage dürfen  die Beziehungen nicht scheiternVom Konflikt zur erneuten Zusammenarbeit

Wie ist die Haltung zu einer weiteren annäherung der Ukraine an die EU?

Befürwortung

Befürwortung

ablehnung ablehnung

weiß nicht /  keine antwort

weiß nicht /  keine antwort

21 %

60%

66 %

31 %

13 %9 %

Russland

deutschland

Wo sollen Russland und die EU zusammenarbeiten?

Fehlende Werte zu 100 %: keiner dieser aspekte / weiß nicht / keine angabe 

nur eine nennung möglich

lösung des syrien­Konflikts

Terrorbekämpfung

lösung des ukraine­Konflikts

Wirtschaftsbeziehungen

umgang mit der Flüchtlingskrise

Bekämpfung der organisierten Kriminalität

13 %

14 %

10 %

29 %

13 %

35 %

4 %

6 %

8 %

5 %

9 %

49 %

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4  Russland in euRopa Russland in euRopa  5 

der Russen sind überzeugt,dass das Verhältnis zum übrigen  europa vor allem vom Kollaps  der sowjetunion geprägt wird.

53 %

In der Frage, ob Russland zu Europa gehört, gibt

es in beiden Ländern fast genauso viel Zustim-

mung wie Ablehnung. Interessant ist hier die

Altersverteilung. Sowohl in Russland als auch in

Deutschland beantwortet in der Altersgruppe

über 60 Jahren eine Mehrheit diese Frage mit Ja.

In der jüngeren Altersgruppe von 30 bis 44 Jah-

ren ist hingegen in beiden Ländern nur eine Min-

derheit davon überzeugt, dass Russland ein Teil

Europas ist. Als Grund dafür wird am häufigsten

genannt, dass man nicht dieselben Werte teile;

dies gilt sowohl für die russische wie auch für

die deutsche Bevölkerung. Eher sachliche Grün-

de werden von denjenigen genannt, die Russland

als Bestandteil Europas sehen: In Russland wird

vor allem auf die geografische Lage verwiesen

und in Deutschland, ebenfalls neben der Geo-

grafie, auf die wirtschaftlichen Verflechtungen.

nur ein Drittel der Russen, die noch nicht in der EU waren, würde dorthin reisen

In Deutschland gab ein Fünftel der Befragten an,

mindestens einmal nach Russland gereist zu

sein. Und fast ein Viertel der teilnehmenden Rus-

sen war nach eigenen Angaben schon in einem

Land der EU. Der generelle Wunsch der Deut-

schen, einmal nach Russland zu reisen, ist stär-

ker ausgeprägt als der Wunsch der Russen, ein

Land der EU zu besuchen. Fast zwei Drittel der

Russen, die noch nie in der EU waren, gaben an,

daran auch kein Interesse zu haben. Dabei ist

allerdings ein deutlicher Altersunterschied er-

kennbar. Während immerhin fast die Hälfte der

18- bis 29-jährigen Russen, die noch nicht in der

EU waren, gerne einmal dorthin reisen würde,

sind es in der Altersgruppe der über 60-Jährigen

nur 13 Prozent. Auch bei Russen mit höherer Bil-

dung ist dieser Wunsch stärker ausgeprägt als

bei ihren Landsleuten mit einfacher oder mitt-

lerer Bildung. Von den Deutschen, die Russland

nicht aus eigener Anschauung kennen, gaben

fast 60 Prozent an, sich für eine solche Reise zu

interessieren, wobei dieser Wunsch ebenfalls in

der jüngeren Generation und bei Menschen mit

höherer Bildung besonders stark ausgeprägt ist.

Die Zeitenwende 1989 bis 1991 bestimmt heute das Verhältnis

Im historischen Bewusstsein beider Völker

nimmt zwar die Zeitenwende der Jahre von 1989

bis 1991 einen zentralen Platz ein, doch die

Sichtweisen sind andere. Während die Deut-

schen mit 38 Prozent am häufigsten die Wieder-

vereinigung und den Fall des Eisernen Vorhangs

nennen, hat für 53 Prozent der Russen der Zu-

sammenbruch der Sowjetunion herausragende

Bedeutung. Zumindest im Hinblick auf die ak-

tuellen Beziehungen Russlands zum übrigen

Europa spielt der Zweite Weltkrieg nur noch

eine untergeordnete Rolle, denn er steht in bei-

den Ländern mit großem Abstand jeweils auf

dem zweiten Platz. Sowohl in Deutschland als

auch in Russland gibt es aber klare Mehrheiten

für gemeinsame Feierlichkeiten Russlands und

der übrigen europäischen Länder zum Gedenken

an das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Russland gehört nicht zu europa,  meinen die JüngerenAmbivalente Haltungen in der Frage der Zugehörigkeit

Gehört Russland zu Europa oder nicht?

ja janein nein

46 %48 % 51 %50 %

3 %  weiß nicht /  keine antwort

2 %  weiß nicht /  keine antwort

Fehlende Werte zu 100 %: nein / weiß nicht / keine angabe

Gesamt

18 bis 29 Jahre

30 bis 44 Jahre

45 bis 59 Jahre 

60 Jahre und älter

Bereits nach Russland gereist  

Bereits in die eu gereist 

Zugehörigkeitsgefühl bei den jüngeren befürwortern am geringsten

48 %

46 %

31 %

48 %

49 %

39 %

42 %

45 %

60 %

54 %

60 %

55 %

Russland

deutschland

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6  Russland in euRopa Russland in euRopa  7 

Unterschiedliche Werte werden sowohl in

Deutschland als auch in Russland am häufigsten

als Grund genannt, warum Russland »alles in

allem« nicht zu Europa gehöre. Auf abstrakter

Ebene sind sich Deutsche und Russen erst ein-

mal weitgehend einig darin, welche Werte im

Prinzip zu Europa gehören. Auch wenn die Zu-

stimmung zu den entsprechenden Aussagen in

Deutschland durchweg höher ist, zählen in bei-

den Ländern Meinungsfreiheit, Demokratie und

Menschenrechte dazu. Bei der konkreten Sicht

auf Demokratie und Gesellschaft treten in bei-

den Ländern aber erhebliche Unterschiede auf.

Während in Russland mehr als drei Viertel der

Be fragten die Ansicht vertreten, es sei Aufgabe

der Medien, die Regierung zu unterstützen, sieht

das in Deutschland nur ein gutes Drittel der Be-

fragten so. Zugleich spricht sich in Russland

mehr als die Hälfte der Bürger dafür aus, Streiks

und Demonstrationen zu verbieten, weil sie die

öffentliche Ordnung gefährdeten. In Deutsch-

land lehnt die überwältigende Mehrheit eine

solche Sichtweise ab. Ebenfalls deutlich ist der

Unterschied in der Haltung zur Homosexualität.

Während in Deutschland nur 20 Prozent der Be-

fragten der Aussage zustimmen, dass es Partner-

schaft und Liebe nur zwischen Mann und Frau

geben dürfe, sind es in Russland überwältigende

94 Prozent. Gleichwohl sind immerhin 60 Pro-

zent der Russen überzeugt, dass Deutschland

und Russland im Großen und Ganzen ähnliche

Werte teilen. In Deutschland ist die Zustimmung

zu dieser Aussage mit gerade mal elf Prozent

aber nur sehr gering.

Für Russen ist Deutschland der wichtigste Kooperationspartner

Trotz unterschiedlicher Ansichten zu vielen The-

men hegen Russen und Deutsche aber großen

Respekt voreinander. Die Aussage, dass Russland

ein Land mit großer Tradition und Kultur sei,

trifft bei 95 Prozent der Deutschen auf Zustim-

mung. Umgekehrt weisen auch 86 Prozent der

Russen diese Eigenschaften Deutschland zu.

Mehr als die Hälfte der Deutschen und Russen

sagen aber auch, dass ihnen das jeweils andere

Land fremd sei. Die gegenseitigen Beziehungen

genießen in beiden Ländern hohe Priorität. Auf

die Frage, mit welchen Ländern man enger zu-

sammenarbeiten sollte, entscheiden sich 89 Pro-

zent der Deutschen für Frankreich, 81 Prozent

für Russland und nur 59 Prozent für die USA. In

Russland nannten auf die gleiche Frage 62 Pro-

zent Deutschland, je 61 Prozent China und Frank-

reich und 43 Prozent die USA.

Auf die Frage, ob man das jeweils andere

Land als Bedrohung empfinde, fallen die Antwor-

ten unterschiedlich aus. Während immerhin

knapp die Hälfte der Deutschen Russland als ein

bedrohliches Land empfindet, sieht nur ein Vier-

tel der Russen in Deutschland eine Bedrohung.

Hier gibt es in Deutschland einen deutlichen Ost-

West-Unterschied. Hält in den Ländern der alten

Bundesrepublik mehr als die Hälfte der Befrag-

ten Russland für bedrohlich, teilt in den neuen

Bundesländern nur ein Drittel diese Einschät-

zung.

Was verbindet Deutschland und Russland?

der deutschen halten Russland für ein bedrohliches land,  aber nur ein Viertel der Russen  denkt das über deutschland.

48 %

Russland und europa bilden  keine WertegemeinschaftErhebliche Unterschiede im Demokratieverständnis

ein land mit großer tradition und Kultur

ein mir fremdes Land

ein land mit Führungsstärke in der interna tionalen Gemeinschaft

ein bedrohliches Land

ein land mit einer starken Wirtschaft

ein land, das aktuell mit  deutschland / Russland  dieselben Werte teilt

Russland

deutschland

stimme eher nicht / gar nicht zu

stimme voll und ganz / eher zu

Wo liegen die Unterschiede im demokratischen Verständnis?

ohne unabhängige Rechtspre- chung und Gerichte kann es  keine gerechte Gesellschaft geben.

eine funktionierende demo­ kratie ist ohne politische Opposition nicht denkbar.

in einer modernen Gesellschaft  sollte Fremdenfeindlichkeit  keinen platz haben.

die aufgabe der Medien ist es, die  Regierung in ihrer arbeit zu unterstützen  und deren  entscheidungen mitzutragen.

Partnerschaft und Liebe darf es nur  zwischen Mann und Frau geben –  und nicht zwischen Menschen gleichen Geschlechts.

streiks und Demonstrationen  gefährden die öffentliche  ordnung und sollten verboten werden.

40 %89 %11 % 58 %

20 %63 % 77 %36 %

6 %78 %20 % 94 %

10 %5 % 86 %95 %

9 %11 % 88 %88 %

18 %9 % 76 %90 %

Fehlende Werte zu 100 %: weiß nicht / keine angabe 

separate abfrage der aspekte; jeweils nur eine antwort möglich

Fehlende Werte zu 100 %: stimme eher nicht zu / überhaupt nicht zu / weiß nicht / keine angabe 

separate abfrage der aspekte; jeweils nur eine antwort möglich

57 %25 % 32 % 52 %19 % 33 %

56 %26 % 30 % 64 %20 % 44 %

48 %17 % 31 % 25 %7 % 18 %

40 %14 % 26 % 87 %39 % 48 %

11 %2 % 9 % 60 %17 % 43 %

95 %69 % 26 % 86 %37 % 49 %

deutschland / Russland ist …

stimme eher zu

stimme voll und ganz zu

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8  Russland in euRopa Russland in euRopa  9 

»Ein deutsch-russisches Beziehungsgespräch:

bewegend, klug – und traurig. Denn die Krise bleibt.« 

der spieGel, literatur­spieGel / Tobias Rapp 

irina scherbakowa / Karl schlögel Der Russland-Reflexeinsichten in eine Beziehungskrise

144 seitenisBn 978­3­89684­169­8euro 17,– (d)

Das Russland-Rätsel entschlüsseln mit irina scherbakowa und Karl schlögel

im schatten putins: die russische Bürgerrechtlerin  

irina scherbakowa und der deutsche osteuropa­Historiker 

Karl schlögel diskutieren ihre erfahrungen zwischen  

Kaltem Krieg und ukraine­Konflikt. leidenschaftlich  

kämpfen sie für das Recht des freien Wortes. 

Erhältlich im buchhandel

oder unter www.edition-koerber-stiftung.de

oder als E-book bei ihrem Online-anbieter.

im Fokus:  Russland in europa

Seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts befinden sich die

Beziehungen zwischen Russland und den meisten seiner

europäischen Nachbarn in einer tiefen Krise. Für die Kör-

ber-Stiftung sind Dialog und Verständigung mit Russland

seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.

Die Körber-stiftung ist überzeugt:

dass Russland zu Europa gehört;

dass viele politische, gesellschaftliche und wirtschaft-

liche Herausforderungen in Europa nur gemeinsam mit

Russland gemeistert werden können;

dass Russland und die übrigen Länder Europas den Weg

der Annäherung und Aussöhnung vor dem Hintergrund

der historischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts fort-

setzen sollten.

Daher widmet die Stiftung sich mit ihrem Fokusthema

»Russland in Europa« der Wiederbelebung eines offenen,

kritischen und konstruktiven Dialogs zwischen Russland

und seinen europäischen Nachbarn.

Ihre Themen sind die historischen Wurzeln aktueller

Konflikte, Fragen von Identität und Werten, aktuelle Her-

ausforderungen der Außen- und Sicherheitspolitik und

Perspektiven zivilgesellschaftlicher Zusammenarbeit. Die

Partner in diesem Dialog sind gesellschaftliche Vordenker,

(außen)politische Entscheidungsträger und Multiplikato-

ren grenzübergreifender Verständigung. Besonders wichtig

ist es der Körber-Stiftung dabei, Vertreter der nächsten Ge-

neration miteinander in den Austausch zu bringen.

Ziel dieser Dialogarbeit ist es, unterschiedliche Sichtweisen

zu benennen und Gemeinsamkeiten zu identifizieren. Die

Körber-Stiftung will in Politik und Gesellschaft Akteure

stärken, die bereit sind, sich über Grenzen und Gräben hin-

weg als Brückenbauer zu engagieren. Damit leistet sie ei-

nen Beitrag zur internationalen Verständigung mit Russ-

land.

MEHR ZUM tHEMa »RUssLanD in EUROPa« 

finden sie auf unserer Website unter: 

www.koerber-stiftung.de/russland-in-europa

FOLGEn siE Uns

     auf twitter

auf @KoerberiV informieren wir sie über Themen und  

aktivitäten zu unserem Fokusthema »Russland in europa«.

HöREn UnD sEHEn siE 

unsere podcasts, livestreams und Videos unter

www.koerber-stiftung.de/mediathek

und bei YouTube unter www.youtube.com/Koerberstiftung

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Die Körber-Stiftung

Gesellschaftliche Entwicklung fordert kritische Reflex-

ion. Die Körber-Stiftung stellt sich mit ihren operativen

Projekten, in ihren Netzwerken und mit Kooperations-

partnern aktuellen Herausforderungen in den Hand-

lungs feldern Demografischer Wandel, Innovation und

Inter nationale Verständigung. Die drei Themen »Neue

Lebensarbeitszeit«, »Digitale Mündigkeit« und »Russland

in Europa« stehen derzeit im Fokus ihrer Arbeit.

1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber ins Leben

gerufen, ist die Stiftung heute mit eigenen Projekten

und Veranstaltungen national und international aktiv.

Ihrem Heimatsitz Hamburg fühlt sie sich dabei beson-

ders verbunden; außerdem unterhält sie einen Standort

in Berlin.

Internationale Verständigung

Seit mehr als 50 Jahren engagiert sich die Körber-Stiftung

für internationale Verständigung und einen Dialog über

politische, nationale und religiöse Grenzen hinweg. Sie

hilft dabei, Sprachlosigkeit zu überwinden, Brücken zu

bauen und Debatten anzustoßen.

Mit Dialogformaten, Wettbewerben, Begegnungen

und Netzwerken stärkt die Stiftung den konstruktiven

Dialog – ergebnisoffen, auf Augenhöhe und mit offenem

Visier. Dabei setzt sie auf Vielfalt. Im Sinne des Mottos

»Miteinander, nicht übereinander reden« ist es das Ziel,

möglichst alle relevanten Akteure an einen Tisch zu

bringen. Die Körber-Stiftung macht historische Prägun-

gen aktueller Konflikte sichtbar und zeigt Perspektiven

für ihre Überwindung auf. Sie nimmt unterschiedliche

Identitäten in den Blick und fördert eine Kultur gegen-

seitiger Anerkennung. Sie lotet politische Handlungsspiel-

räume aus und zeigt praxisorientierte Wege zur Zusam-

menarbeit auf. Auf diese Weise trägt die Körber-Stiftung

dazu bei, gemeinsame Werte und Interessen zu identi-

fizieren und Vertrauen aufzubauen.

Die Zielgruppen der Körber-Stiftung sind gesellschaft-

liche Vordenker, (außen)politische Entscheidungsträger

und Multiplikatoren internationaler Verständigung.

Ein be sonderes Augenmerk legt sie auf die Stärkung der

Dialog fähigkeit bei Kompetenzträgern der nächsten Ge-

neration. Geografisch konzentrieren sich die Programme

der Körber-Stiftung auf Osteuropa und die Rolle Russ-

lands im europäischen Kontext, die regionalen Konflikte

in Nahost und China als globalem Akteur.

impressum

»Russland in europa: annäherung oder abschottung?«,  

durchgeführt von Tns infratest politikforschung  

im auftrag der Körber­stiftung. März 2016

Herausgeber: Körber­stiftung, Hamburg

V. i. s. d. p.: dr. lothar dittmer

auswertung und Redaktion: dr. Joachim Riecker, Gabriele Woidelko

Gestaltung: Groothuis. Hamburg | groothuis.de

© Körber­stiftung 2016

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Kehrwieder 12

20457 Hamburg

Telefon 040 · 80 81 92 ­ 0

Telefax 040 · 80 81 92 ­ 300

e­Mail info@koerber­stiftung.de

www.koerber­stiftung.de

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