36
Option für die Jugend Schulbildung verbessern, Ausbildungsfähigkeit fördern, Berufsorientierung intensivieren

Option für die Jugend

  • Upload
    bda

  • View
    222

  • Download
    2

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Schulbildung verbessern

Citation preview

Page 1: Option für die Jugend

Option für die Jugend

Schulbildung verbessern,Ausbildungsfähigkeit fördern,

Berufsorientierung intensivieren

Page 2: Option für die Jugend

Option für die Jugend

Schulbildung verbessern,Ausbildungsfähigkeit fördern,Berufsorientierung intensivieren

JuBu
Textfeld
Page 3: Option für die Jugend

Option für die Jugend

Schulbildung verbessern,Ausbildungsfähigkeit fördern,Berufsorientierung intensivieren

Page 4: Option für die Jugend

Stand: Juli 2003Alle Rechte vorbehaltenPrinted in GermanyGestaltung: www.nolte-kommunikation.deISBN 3-9808995-1-9

Vorwort

Modern ausgebildeter Fachkräftenachwuchs ist für dieBetriebe sowie für die Innovations- und Wettbewerbs-fähigkeit des Standortes Deutschland unverzichtbar.Die Wirtschaft ist unverändert von den Vorzügen desdualen Ausbildungssystems überzeugt, weil es keinenbesseren Einstieg in das Berufsleben gibt. Im Mittel-punkt der jahrzehntelangen immensen Ausbildungs-leistung der Unternehmen stand und steht weiter dasZiel, jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugend-lichen einen Ausbildungsplatz anzubieten.

Deshalb bemühen sich die Arbeitgeber in der derzeitigen anhaltenden wirtschaft-lichen Krise mit einer drohenden großen Lehrstellenlücke mit größtem Nachdruck,möglichst viele Ausbildungsplätze zu mobilisieren. Diese Anstrengungen müssenaber durch bessere wirtschafts-, sozial- und steuerpolitische Rahmenbedingungen,die unternehmerisches Handeln nicht länger erschweren, flankiert werden.

Mit Sorge beobachten Unternehmen, dass immer mehr Jugendlichen die Aus-bildungsvoraussetzung fehlt. Nicht nur die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie,sondern auch die täglichen Erfahrungen vieler Ausbilder im Betrieb zeigen, dass dieSchulbildung in Deutschland wesentlich verbessert werden muss. Vor allem leis-tungsschwächere junge Menschen benötigen eine intensivere Förderung, Beratungund Betreuung in Schule und Ausbildung.

Auch die Vorbereitung auf das Berufsleben ist mangelhaft: Das Interesse zu vielerJugendlicher konzentriert sich auf zu wenige Berufe. In bestimmten Branchen undBerufsgruppen herrscht mittlerweile deshalb ein Mangel an Bewerbern. Ein hoherAnteil bricht die Ausbildung wegen Fehlinformationen und falscher Vorstellungenüber den Beruf wieder ab. Schulen, Berufsschulen und Betriebe müssen die Berufs-orientierung der Jugendlichen erheblich verbessern.

3

Page 5: Option für die Jugend

Stand: Juli 2003Alle Rechte vorbehaltenPrinted in GermanyGestaltung: www.nolte-kommunikation.deISBN 3-9808995-1-9

Vorwort

Modern ausgebildeter Fachkräftenachwuchs ist für dieBetriebe sowie für die Innovations- und Wettbewerbs-fähigkeit des Standortes Deutschland unverzichtbar.Die Wirtschaft ist unverändert von den Vorzügen desdualen Ausbildungssystems überzeugt, weil es keinenbesseren Einstieg in das Berufsleben gibt. Im Mittel-punkt der jahrzehntelangen immensen Ausbildungs-leistung der Unternehmen stand und steht weiter dasZiel, jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugend-lichen einen Ausbildungsplatz anzubieten.

Deshalb bemühen sich die Arbeitgeber in der derzeitigen anhaltenden wirtschaft-lichen Krise mit einer drohenden großen Lehrstellenlücke mit größtem Nachdruck,möglichst viele Ausbildungsplätze zu mobilisieren. Diese Anstrengungen müssenaber durch bessere wirtschafts-, sozial- und steuerpolitische Rahmenbedingungen,die unternehmerisches Handeln nicht länger erschweren, flankiert werden.

Mit Sorge beobachten Unternehmen, dass immer mehr Jugendlichen die Aus-bildungsvoraussetzung fehlt. Nicht nur die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie,sondern auch die täglichen Erfahrungen vieler Ausbilder im Betrieb zeigen, dass dieSchulbildung in Deutschland wesentlich verbessert werden muss. Vor allem leis-tungsschwächere junge Menschen benötigen eine intensivere Förderung, Beratungund Betreuung in Schule und Ausbildung.

Auch die Vorbereitung auf das Berufsleben ist mangelhaft: Das Interesse zu vielerJugendlicher konzentriert sich auf zu wenige Berufe. In bestimmten Branchen undBerufsgruppen herrscht mittlerweile deshalb ein Mangel an Bewerbern. Ein hoherAnteil bricht die Ausbildung wegen Fehlinformationen und falscher Vorstellungenüber den Beruf wieder ab. Schulen, Berufsschulen und Betriebe müssen die Berufs-orientierung der Jugendlichen erheblich verbessern.

3

Page 6: Option für die Jugend

Übersicht

1. Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung.....................

2. Leitbilder, Aufgaben, Verantwortlichkeiten........................................................

3. Politisches Aktionsprogramm............................................................................

4. »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft..................................................

5. Zukunft von Arbeit und Ausbildung..................................................................

5

I ch bin überzeugt: Für die Zukunftschancen unserer Wi r t s chaft und Gesellschaft ist ese n t s cheidend, welche Bildung und Ausbildung wir der jungen Generation mitgeben.Wir bra u chen die Option für die Zukunft; wir bra u chen die Option für die Ju g e n d .

Dr. Dieter Hundt (Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände)

Berlin, im Juli 2003

4

7

14

21

26

31

Page 7: Option für die Jugend

Übersicht

1. Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung.....................

2. Leitbilder, Aufgaben, Verantwortlichkeiten........................................................

3. Politisches Aktionsprogramm............................................................................

4. »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft..................................................

5. Zukunft von Arbeit und Ausbildung..................................................................

5

I ch bin überzeugt: Für die Zukunftschancen unserer Wi r t s chaft und Gesellschaft ist ese n t s cheidend, welche Bildung und Ausbildung wir der jungen Generation mitgeben.Wir bra u chen die Option für die Zukunft; wir bra u chen die Option für die Ju g e n d .

Dr. Dieter Hundt (Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände)

Berlin, im Juli 2003

4

7

14

21

26

31

Page 8: Option für die Jugend

6

1. Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Unser duales System der beruflichen Bildung verbindet theoretisches Wissen undpraktisches Können, fördert die Integration der Auszubildenden in den Betrieb underleichtert den Übergang in das Berufs- und Arbeitsleben wesentlich. Die Berufs-ausbildung im dualen System ist daher ein optimaler Start in den Beruf.

Unser Ziel ist und bleibt es, jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlicheneinen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Dies ist aber nicht möglich ohne dieentsprechenden wirtschafts-, sozial- und steuerpolitischen Rahmenbedingungen.Denn die Berufsausbildung im Betrieb sorgt zwar einerseits für große Praxisnäheund rasche Integration in das Arbeitsleben, macht aber andererseits das Angebot anAusbildungsplätzen von der wirtsch a f t l i chen Lage der Unternehmen und der A r b e i t s-marktentwicklung abhängig.

Eine verfehlte Wirtschaftspolitik und unzureichende steuer- und sozialpolitischeRahmenbedingungen sind aber nicht die einzigen Hindernisse auf dem Weg zueiner Berufsausbildung für alle Jugendlichen. Mit Sorge beobachten viele Unter-nehmen, dass die Ausbildungsvoraussetzungen bei einer zunehmenden Zahl vonJugendlichen fehlen. Dieses Problem ist nicht neu, es hat sich aber in den letztenJahren erheblich verschärft. Die Brüche in der Ausbildungsbiografie junger Men-schen haben deutlich zugenommen. Galt bislang eine Quote von circa 10 % derJugendlichen als »Risikogruppe«, die ihre Ausbildung entweder nicht antritt oder zukeinem erfolgreichen Abschluss bringt, veranschlagen Betriebe diese Zahl inzwi-schen mit 25 %. Das heißt: Nicht weniger als ein Viertel der jungen Generation stehtvor einer äußerst unsicheren beruflichen Zukunft.

Mangelhafte Grundbildung der Schulabgänger

Eine Ausbildung wird nicht erfolgreich sein, wenn die Basis fehlt: Dies ist vor allemeine trag- und ausbaufähige Schulbildung der Ausbildungsplatzbewerber. Unter-nehmen haben vielfach den Eindruck, dass die Schule in ihrer Entwicklung denAnforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft nur mühsam hinterherhinkt. In einerUnternehmensbefragung, die das Institut der deutschen Wirtschaft im Mai 2002

7Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 9: Option für die Jugend

6

1. Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Unser duales System der beruflichen Bildung verbindet theoretisches Wissen undpraktisches Können, fördert die Integration der Auszubildenden in den Betrieb underleichtert den Übergang in das Berufs- und Arbeitsleben wesentlich. Die Berufs-ausbildung im dualen System ist daher ein optimaler Start in den Beruf.

Unser Ziel ist und bleibt es, jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlicheneinen Ausbildungsplatz anbieten zu können. Dies ist aber nicht möglich ohne dieentsprechenden wirtschafts-, sozial- und steuerpolitischen Rahmenbedingungen.Denn die Berufsausbildung im Betrieb sorgt zwar einerseits für große Praxisnäheund rasche Integration in das Arbeitsleben, macht aber andererseits das Angebot anAusbildungsplätzen von der wirtsch a f t l i chen Lage der Unternehmen und der A r b e i t s-marktentwicklung abhängig.

Eine verfehlte Wirtschaftspolitik und unzureichende steuer- und sozialpolitischeRahmenbedingungen sind aber nicht die einzigen Hindernisse auf dem Weg zueiner Berufsausbildung für alle Jugendlichen. Mit Sorge beobachten viele Unter-nehmen, dass die Ausbildungsvoraussetzungen bei einer zunehmenden Zahl vonJugendlichen fehlen. Dieses Problem ist nicht neu, es hat sich aber in den letztenJahren erheblich verschärft. Die Brüche in der Ausbildungsbiografie junger Men-schen haben deutlich zugenommen. Galt bislang eine Quote von circa 10 % derJugendlichen als »Risikogruppe«, die ihre Ausbildung entweder nicht antritt oder zukeinem erfolgreichen Abschluss bringt, veranschlagen Betriebe diese Zahl inzwi-schen mit 25 %. Das heißt: Nicht weniger als ein Viertel der jungen Generation stehtvor einer äußerst unsicheren beruflichen Zukunft.

Mangelhafte Grundbildung der Schulabgänger

Eine Ausbildung wird nicht erfolgreich sein, wenn die Basis fehlt: Dies ist vor allemeine trag- und ausbaufähige Schulbildung der Ausbildungsplatzbewerber. Unter-nehmen haben vielfach den Eindruck, dass die Schule in ihrer Entwicklung denAnforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft nur mühsam hinterherhinkt. In einerUnternehmensbefragung, die das Institut der deutschen Wirtschaft im Mai 2002

7Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 10: Option für die Jugend

durchgeführt hat, hielten die befragten Betriebe die mangelnde Qualität desdeutschen Bildungssystems für eines der gravierendsten wirtschaftlichen Probleme ,das sie auf einer Skala gleich nach dem Problem zu hoher Lohnzusatzkosten ein-stuften. Das heißt: Unser Schulsystem gibt seinen Absolventen nicht das ausreichen-de und angemessene Rüstzeug für ihre weitere Zukunft mit.

Schulleistungen: PISA-Ergebnisse

»Während im Durchschnitt aller OECD-Mitgliedsstaaten 6 % der Schülerinnenund Schüler den Anforderungen der (untersten) Kompetenzstufe 1 nicht ge-wachsen sind, liegt der Anteil in Deutschland bei fast 10 %. Weitere 12,7 % derin Deutschland erfassten Schülerinnen und Schüler befinden sich auf Kom-petenzstufe 1«.

»Betrachtet man die Definition der Kompetenzstufe 1, ist zu vermuten, dassJugendliche, die den entsprechenden Anforderungen nicht gewachsen sind,erhebliche Schwierigkeiten beim Übergang in das Berufsleben haben werden...Sie werden im Hinblick auf ihre Au s s i chten auf beruflichen Erfolg alsRisikogruppe definiert«.

Vgl. Deutsches PISA-Konsortium (Hg.): PISA 2000, Opladen 2001, S.103, 117

Umfrage der BDA:Auswirkungen der Schul- auf die Berufsausbildung

Die Ergebnisse einer Umfrage der BDA unter ausbildenden Betrieben belegendie dramatischen Folgen einer unzureichenden Schul- für die Ausbildung: Über90 % der antwortenden Betriebe und Verbände stellen erkennbare Auswirkun-gen der schulischen Defizite auf die Berufsausbildung fest, hiervon über 50 %partielle und über 40 % gravierende Auswirkungen.

Kulturtechniken mangelhaft: Fast 85 % der Betriebe beklagen schlechteRechtschreib- und Grammatikkenntnisse; mehr als zwei Drittel sind mit denRechenfähigkeiten der Jugendlichen unzufrieden. Mit über 65 % kritisiert

wird die Fähigkeit sich auszudrücken, Texte zu erstellen und den Sinn vonTexten zu erfassen.

Fehlende Sch l ü s s e l q u a l i f i k a t i o n e n : 40 % der Betriebe vermissen Sch l ü s s e l-qualifikationen wie Selbstständigkeit, Ve ra n t wortungsbewusstsein, Engage-ment und Zuverlässigkeit. Mehr als ein Drittel kritisieren den Mangel an kog-n i t iven und methodischen Fähigkeiten, Lernwilligkeit und Selbstmanagement.

Ungenügende Ausbildungsfähigkeit: Über 73 % der Unternehmen habenaufgrund der vorhandenen Defizite der Schulabgänger Probleme bei derBesetzung der vorhandenen Ausbildungsstellen mit qualifizierten Bewerbern.Knapp ein Fünftel der Unternehmen muss 40-50 % der Bewerber mangelsQualifikationen ablehnen; 10 % lehnen 50-60 % und weitere 12 % sogar 70-80 % der Bewerber ab.

Engagement der Wirtschaft: 53 % der befragten Unternehmen und Verbändeführen Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und Berufswahl sowie zurKompensation der schulischen Bildungsmängel durch. Dazu gehören vorallem Stütz- und Förderkurse für Rechnen und Rechtschreibung.

Unbesetzte Lehrstellen: Umfrage des DIHK

Die Umfrage des DIHK im April 2003 unter rund 50.000 Betrieben ergab, dassein Fünftel der antwortenden Betriebe im Jahr 2002 mindestens einen Aus-bildungsplatz aufgrund eines Mangels an geeigneten Bewerbern nicht besetzenkonnte. Allein bei rund 8.500 Ausbildungsbetrieben blieben so rund 2.000Lehrstellen unbesetzt. Wenn man auch diese Zahl nicht undifferenziert auf dieGesamtzahl der Ausbildungsbetriebe hochrechnen kann, so wird doch deutlich,dass ein erhebliches Potenzial vorhandener Lehrstellen ungenutzt brach liegt.Schwerpunkte liegen im Hotel- und Gaststättenwesen (Hotelfachmann/frau,Restaurantfachmann/frau, Koch/Köchin) mit 298 unbesetzten Lehrstellen, imEinzelhandel mit 290 unbesetzten Lehrstellen; Vakanzen gibt es in den kauf-m ä n n i s chen Berufen Bankkaufmann/frau (133), Bürokaufmann/frau undKaufmann/frau für Bürokommunikation (67), bei den Versicherungskaufleuten(88), den Kaufleuten im Groß- und Außenhandel (71), aber auch bereits in den

98 Option für die Jugend Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 11: Option für die Jugend

durchgeführt hat, hielten die befragten Betriebe die mangelnde Qualität desdeutschen Bildungssystems für eines der gravierendsten wirtschaftlichen Probleme ,das sie auf einer Skala gleich nach dem Problem zu hoher Lohnzusatzkosten ein-stuften. Das heißt: Unser Schulsystem gibt seinen Absolventen nicht das ausreichen-de und angemessene Rüstzeug für ihre weitere Zukunft mit.

Schulleistungen: PISA-Ergebnisse

»Während im Durchschnitt aller OECD-Mitgliedsstaaten 6 % der Schülerinnenund Schüler den Anforderungen der (untersten) Kompetenzstufe 1 nicht ge-wachsen sind, liegt der Anteil in Deutschland bei fast 10 %. Weitere 12,7 % derin Deutschland erfassten Schülerinnen und Schüler befinden sich auf Kom-petenzstufe 1«.

»Betrachtet man die Definition der Kompetenzstufe 1, ist zu vermuten, dassJugendliche, die den entsprechenden Anforderungen nicht gewachsen sind,erhebliche Schwierigkeiten beim Übergang in das Berufsleben haben werden...Sie werden im Hinblick auf ihre Au s s i chten auf beruflichen Erfolg alsRisikogruppe definiert«.

Vgl. Deutsches PISA-Konsortium (Hg.): PISA 2000, Opladen 2001, S.103, 117

Umfrage der BDA:Auswirkungen der Schul- auf die Berufsausbildung

Die Ergebnisse einer Umfrage der BDA unter ausbildenden Betrieben belegendie dramatischen Folgen einer unzureichenden Schul- für die Ausbildung: Über90 % der antwortenden Betriebe und Verbände stellen erkennbare Auswirkun-gen der schulischen Defizite auf die Berufsausbildung fest, hiervon über 50 %partielle und über 40 % gravierende Auswirkungen.

Kulturtechniken mangelhaft: Fast 85 % der Betriebe beklagen schlechteRechtschreib- und Grammatikkenntnisse; mehr als zwei Drittel sind mit denRechenfähigkeiten der Jugendlichen unzufrieden. Mit über 65 % kritisiert

wird die Fähigkeit sich auszudrücken, Texte zu erstellen und den Sinn vonTexten zu erfassen.

Fehlende Sch l ü s s e l q u a l i f i k a t i o n e n : 40 % der Betriebe vermissen Sch l ü s s e l-qualifikationen wie Selbstständigkeit, Ve ra n t wortungsbewusstsein, Engage-ment und Zuverlässigkeit. Mehr als ein Drittel kritisieren den Mangel an kog-n i t iven und methodischen Fähigkeiten, Lernwilligkeit und Selbstmanagement.

Ungenügende Ausbildungsfähigkeit: Über 73 % der Unternehmen habenaufgrund der vorhandenen Defizite der Schulabgänger Probleme bei derBesetzung der vorhandenen Ausbildungsstellen mit qualifizierten Bewerbern.Knapp ein Fünftel der Unternehmen muss 40-50 % der Bewerber mangelsQualifikationen ablehnen; 10 % lehnen 50-60 % und weitere 12 % sogar 70-80 % der Bewerber ab.

Engagement der Wirtschaft: 53 % der befragten Unternehmen und Verbändeführen Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und Berufswahl sowie zurKompensation der schulischen Bildungsmängel durch. Dazu gehören vorallem Stütz- und Förderkurse für Rechnen und Rechtschreibung.

Unbesetzte Lehrstellen: Umfrage des DIHK

Die Umfrage des DIHK im April 2003 unter rund 50.000 Betrieben ergab, dassein Fünftel der antwortenden Betriebe im Jahr 2002 mindestens einen Aus-bildungsplatz aufgrund eines Mangels an geeigneten Bewerbern nicht besetzenkonnte. Allein bei rund 8.500 Ausbildungsbetrieben blieben so rund 2.000Lehrstellen unbesetzt. Wenn man auch diese Zahl nicht undifferenziert auf dieGesamtzahl der Ausbildungsbetriebe hochrechnen kann, so wird doch deutlich,dass ein erhebliches Potenzial vorhandener Lehrstellen ungenutzt brach liegt.Schwerpunkte liegen im Hotel- und Gaststättenwesen (Hotelfachmann/frau,Restaurantfachmann/frau, Koch/Köchin) mit 298 unbesetzten Lehrstellen, imEinzelhandel mit 290 unbesetzten Lehrstellen; Vakanzen gibt es in den kauf-m ä n n i s chen Berufen Bankkaufmann/frau (133), Bürokaufmann/frau undKaufmann/frau für Bürokommunikation (67), bei den Versicherungskaufleuten(88), den Kaufleuten im Groß- und Außenhandel (71), aber auch bereits in den

98 Option für die Jugend Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 12: Option für die Jugend

Berufen IT-Fachinformatiker/in und Informatikkaufmann/frau (56). In den ge-werblich-technischen Berufen sind die Berufe Konstruktions- und Maschinen-baumechaniker (54), die Industriemechaniker (39), Werkzeugmechaniker (23),Verfahrensmechaniker (20) und die Technischen Zeichner (23) stark betroffen.Insgesamt geben nur 3.173 (37,4 %) der 8.482 Unternehmen an, dass einAusbildungsplatz grundsätzlich nicht besetzt wird, wenn sich kein geeigneterBewerber findet. Immerhin 1.592 Betriebe (18,8 %) senken die Anforderungenbei der Auswahl der Bewerber, um die Lehrstelle trotzdem zu besetzen. 1.018Betriebe (12,0 %) stellen eher eine ausgebildete Fachkraft ein als einen nichtausreichend qualifizierten oder motivierten Schulabgänger.

Informationen unter www.dihk.de

Unzureichendes Wissen über die Berufs- und Arbeitswelt

Auch wenn Jugendliche sich für eine Ausbildung eignen und einen Ausbildungsplatzerhalten haben, bricht ein Besorgnis erregend großer Teil von ihnen diese Aus-bildung wieder ab. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche nimmt seit Jahren zu. ImSchnitt wird fast jeder vierte neu abgeschlossene Vertrag wieder gelöst, davon dieHälfte im 1. Ausbildungsjahr, ein weiteres Drittel im 2. und nochmals 17 % im 3.Ausbildungsjahr. Ein Viertel der Vertragslösungen fällt dabei noch in die Probezeit.

In der Mehrzahl der Fälle brechen die Jugendlichen keineswegs die Berufsaus-bildung insgesamt ab, sondern wechseln den Ausbildungsberuf oder -betrieb. Esdominieren bei ihnen also berufsbezogene Gründe . In der Tat war für knapp dieHälfte der Ausbildungsabbrecher der gewählte Beruf nicht ihr Wunschberuf: 42 %gaben an, dass sie sich den gewählten Beruf anders vorgestellt hatten (Studie desBIBB 2002, vgl. Berufsbildungsbericht 2003). Ein noch so begabter Jugendlicherkann in der Ausbildung scheitern, wenn er falsche Vorstellungen von einem Berufhat, der gar nicht seinen Neigungen und Begabungen entspricht. Zu viele Jugend-liche sind zudem auf zu wenige Berufe konzentriert; das gilt insbesondere für jungeFrauen. Das heißt: Den Jugendlichen fehlt ein fundiertes, theoretisches wie prakti-sches Wissen über die Berufswelt. Die Berufsorientierung im Vorfeld der Ausbildungverläuft nur sehr unzureichend.

Gravierende Konsequenzen für Jugendliche, Wirtschaftund Gesellschaft

Die mangelnde Ausbildungsfähigkeit und ineffektive Berufsorientierung habengravierende Folgen. Sie spielen in der öffentlichen Debatte eine viel zu geringeRolle. Was dies für die Jugendlichen selbst – auch unter psychologischen Gesichts-punkten – bedeutet, wird zu wenig gesehen:

Jugendliche sind in einer grundsätzlichen Orientierungsphase , in der sie ihrenPlatz in der Gesellschaft noch suchen. Sie finden dabei oft zu wenig Unter-stützung von Dritten; sie selbst tun sich mit verbindlichen Entscheidungen undbleibenden Festlegungen schwer. Versagens- und Scheiternserfahrungen sind indieser Phase herbe Rückschläge, die dauerhaft eine schädliche Wirkung auf diePersönlichkeit und ihren weiteren Lebensweg entfalten können. Dies kann bis zurVorprogrammierung von »Sozialhilfekarrieren« gehen.Seit Jahren bleiben rund 10 % der Jugendlichen unter 25 Jahren arbeitslos , dieTendenz ist steigend. Im März 2003 waren allein 562.000 Jugendliche ohneArbeit. Mehr als 500.000 junge Menschen unter 25 Jahren nahmen im gleichenMonat an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil.Nicht oder nur gering Qualifizierte sind in besonders hohem Maße von Arbeits-losigkeit betroffen. Von allen Variablen, die Einfluss auf die Jugendarbeitslosigkeithaben, ist Bildung das einflussreichste individuelle Merkmal , das den Erfolg aufdem Arbeitsmarkt fördert oder hemmt. Mit zunehmender Bildung sinkt dieWahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden. Nach den Ergebnissen der PISA-Studiehat fast ein Viertel der 15-jährigen Schüler – das sind 200.000 Jugendliche –massive Probleme beim Lesen und Rechnen.

Auch die betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schäden einer solchenFehlsteuerung sind nicht hoch genug zu veranschlagen:

Die sozialpolitischen Kosten für Jugendliche, die keine Schul- und Berufsaus-bildung absolviert haben, sind erheblich. Das Sozialstaatsprinzip kann nicht be-deuten, große Summen für Reparaturmaßnahmen aufzuwenden. Sozial ist esvielmehr, durch eine solide Schulbildung und gezielte Berufsorientierung für dieAusbildungs- und Berufsfähigkeit eines jeden Jugendlichen zu sorgen. Den Betrieben gehen durch Au s b i l d u n g s a b b r ü che zukünftige Fa ch- undFührungskräfte verloren. Dies ist ein schwerwiegender Wettbewerbsnachteil fürden Ausbildungsbetrieb. Nicht zuletzt stellt jeder Ausbildungsabbruch auch einedirekte Kostenbelastung für das Unternehmen dar.

1110 Option für die Jugend Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 13: Option für die Jugend

Berufen IT-Fachinformatiker/in und Informatikkaufmann/frau (56). In den ge-werblich-technischen Berufen sind die Berufe Konstruktions- und Maschinen-baumechaniker (54), die Industriemechaniker (39), Werkzeugmechaniker (23),Verfahrensmechaniker (20) und die Technischen Zeichner (23) stark betroffen.Insgesamt geben nur 3.173 (37,4 %) der 8.482 Unternehmen an, dass einAusbildungsplatz grundsätzlich nicht besetzt wird, wenn sich kein geeigneterBewerber findet. Immerhin 1.592 Betriebe (18,8 %) senken die Anforderungenbei der Auswahl der Bewerber, um die Lehrstelle trotzdem zu besetzen. 1.018Betriebe (12,0 %) stellen eher eine ausgebildete Fachkraft ein als einen nichtausreichend qualifizierten oder motivierten Schulabgänger.

Informationen unter www.dihk.de

Unzureichendes Wissen über die Berufs- und Arbeitswelt

Auch wenn Jugendliche sich für eine Ausbildung eignen und einen Ausbildungsplatzerhalten haben, bricht ein Besorgnis erregend großer Teil von ihnen diese Aus-bildung wieder ab. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche nimmt seit Jahren zu. ImSchnitt wird fast jeder vierte neu abgeschlossene Vertrag wieder gelöst, davon dieHälfte im 1. Ausbildungsjahr, ein weiteres Drittel im 2. und nochmals 17 % im 3.Ausbildungsjahr. Ein Viertel der Vertragslösungen fällt dabei noch in die Probezeit.

In der Mehrzahl der Fälle brechen die Jugendlichen keineswegs die Berufsaus-bildung insgesamt ab, sondern wechseln den Ausbildungsberuf oder -betrieb. Esdominieren bei ihnen also berufsbezogene Gründe . In der Tat war für knapp dieHälfte der Ausbildungsabbrecher der gewählte Beruf nicht ihr Wunschberuf: 42 %gaben an, dass sie sich den gewählten Beruf anders vorgestellt hatten (Studie desBIBB 2002, vgl. Berufsbildungsbericht 2003). Ein noch so begabter Jugendlicherkann in der Ausbildung scheitern, wenn er falsche Vorstellungen von einem Berufhat, der gar nicht seinen Neigungen und Begabungen entspricht. Zu viele Jugend-liche sind zudem auf zu wenige Berufe konzentriert; das gilt insbesondere für jungeFrauen. Das heißt: Den Jugendlichen fehlt ein fundiertes, theoretisches wie prakti-sches Wissen über die Berufswelt. Die Berufsorientierung im Vorfeld der Ausbildungverläuft nur sehr unzureichend.

Gravierende Konsequenzen für Jugendliche, Wirtschaftund Gesellschaft

Die mangelnde Ausbildungsfähigkeit und ineffektive Berufsorientierung habengravierende Folgen. Sie spielen in der öffentlichen Debatte eine viel zu geringeRolle. Was dies für die Jugendlichen selbst – auch unter psychologischen Gesichts-punkten – bedeutet, wird zu wenig gesehen:

Jugendliche sind in einer grundsätzlichen Orientierungsphase , in der sie ihrenPlatz in der Gesellschaft noch suchen. Sie finden dabei oft zu wenig Unter-stützung von Dritten; sie selbst tun sich mit verbindlichen Entscheidungen undbleibenden Festlegungen schwer. Versagens- und Scheiternserfahrungen sind indieser Phase herbe Rückschläge, die dauerhaft eine schädliche Wirkung auf diePersönlichkeit und ihren weiteren Lebensweg entfalten können. Dies kann bis zurVorprogrammierung von »Sozialhilfekarrieren« gehen.Seit Jahren bleiben rund 10 % der Jugendlichen unter 25 Jahren arbeitslos , dieTendenz ist steigend. Im März 2003 waren allein 562.000 Jugendliche ohneArbeit. Mehr als 500.000 junge Menschen unter 25 Jahren nahmen im gleichenMonat an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil.Nicht oder nur gering Qualifizierte sind in besonders hohem Maße von Arbeits-losigkeit betroffen. Von allen Variablen, die Einfluss auf die Jugendarbeitslosigkeithaben, ist Bildung das einflussreichste individuelle Merkmal , das den Erfolg aufdem Arbeitsmarkt fördert oder hemmt. Mit zunehmender Bildung sinkt dieWahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden. Nach den Ergebnissen der PISA-Studiehat fast ein Viertel der 15-jährigen Schüler – das sind 200.000 Jugendliche –massive Probleme beim Lesen und Rechnen.

Auch die betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schäden einer solchenFehlsteuerung sind nicht hoch genug zu veranschlagen:

Die sozialpolitischen Kosten für Jugendliche, die keine Schul- und Berufsaus-bildung absolviert haben, sind erheblich. Das Sozialstaatsprinzip kann nicht be-deuten, große Summen für Reparaturmaßnahmen aufzuwenden. Sozial ist esvielmehr, durch eine solide Schulbildung und gezielte Berufsorientierung für dieAusbildungs- und Berufsfähigkeit eines jeden Jugendlichen zu sorgen. Den Betrieben gehen durch Au s b i l d u n g s a b b r ü che zukünftige Fa ch- undFührungskräfte verloren. Dies ist ein schwerwiegender Wettbewerbsnachteil fürden Ausbildungsbetrieb. Nicht zuletzt stellt jeder Ausbildungsabbruch auch einedirekte Kostenbelastung für das Unternehmen dar.

1110 Option für die Jugend Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 14: Option für die Jugend

Auch die Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalenWettbewerb sind gravierend. Die Defizite des Bildungssystems bringen es mitsich, dass wirtschaftliche Chancen wegen des Mangels an qualifizierten Mit-arbeitern nicht ergriffen werden können; die Innovationsfähigkeit unserer Wirt-schaft nimmt dadurch ab.Während sich die einen Unternehmen in der derzeitigen schwierigen wirt-schaftlichen Situation nicht imstande sehen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen,leiden die anderen – je nach Branche und Region – unter einem Mangel angeeigneten Bewerbern für die vorhandenen Ausbildungsplätze. In der Wissens- und Informationsgesellschaft sind die Anforderungen vielerBerufsbilder gestiegen . Gleichzeitig sind das Wissen, die Kenntnisse und Kom-petenzen der Schulabgänger gesunken. Zur Zeit muss daher ein doppelter Spagatunternommen werden, um diese Kluft zu überwinden.

Es muss uns alle beunruhigen, dass 10 % der Schüler die Schule ohne einen Abschluss verlassen,dass unser deutsches Schulsystem nicht die notwendige Qualität hat, dass hohe Abbrecherzahlen in der Ausbildung herrschen,dass Jugendliche wenig von der Berufs- und Arbeitswelt wissen, dass 42 % der Ausbildungsabbrecher ihre Ausbildung wegen falscher Vor-stellungen aufgeben, dass die Jugendarbeitslosigkeit wieder auf 1/2 Million ansteigt,dass Eltern sich mit der Orientierung ihrer Kinder überfordert sehen, dass jede Institution ihre jeweiligen »Problemfälle« an die nächste weiter-reicht (Familie, Schule, Arbeitsverwaltung).

Fazit:

Wir brauchen eine neue Option für die Jugend. Die Frage nach der Ausbildungs-fähigkeit und Berufsorientierung bei Jugendlichen ist kein Randproblem, sonderneine Schicksalsfrage für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft . Esgeht weder um bildungspolitische Expertenfragen noch um eine reine Angelegenheitder Tarif- und Sozialpartner, sondern um die Chancen unserer Gesellschaft.

Die Schwachstellenanalyse zeigt: Wir brauchen vor allem eine Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit und eine Intensivierung der Berufsorientierung bei den jungen Menschen.

»Voraussetzung für mehr Ausbildungsplätze ist, dass die deutsche Wirtschaftwieder einen soliden Wa chstumspfad erreicht und die Betriebe wiederZuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung gewinnen. Hierzu ist ein Kurs-wechsel in der Wirtschafts-, Finanz-, Sozial- und Tarifpolitik erforderlich... DieWirtschaft wird trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen in einer gemein-samen Initiative alle Anstrengungen unternehmen, um so viele Ausbildungs-plätze wie möglich zu mobilisieren. Ausbildung sichert den Unternehmenqualifizierte Fachkräfte, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein...

Das BDA-Präsidium ruft die Unternehmen auf, in dieser schwierigen Zeit alleMöglichkeiten zum Erhalt und zur Schaffung von Ausbildungsplätzen auszu-schöpfen. Insbesondere sind auch bisher nicht ausbildende Betriebe gefordert,jungen Menschen eine Chance zu geben.«

Auszug aus dem Aufruf des BDA-Präsidiums »Ausbildungsplätze mobilisieren,

Rahmenbedingungen verbessern« vom April 2003

1312 Option für die Jugend Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 15: Option für die Jugend

Auch die Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalenWettbewerb sind gravierend. Die Defizite des Bildungssystems bringen es mitsich, dass wirtschaftliche Chancen wegen des Mangels an qualifizierten Mit-arbeitern nicht ergriffen werden können; die Innovationsfähigkeit unserer Wirt-schaft nimmt dadurch ab.Während sich die einen Unternehmen in der derzeitigen schwierigen wirt-schaftlichen Situation nicht imstande sehen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen,leiden die anderen – je nach Branche und Region – unter einem Mangel angeeigneten Bewerbern für die vorhandenen Ausbildungsplätze. In der Wissens- und Informationsgesellschaft sind die Anforderungen vielerBerufsbilder gestiegen . Gleichzeitig sind das Wissen, die Kenntnisse und Kom-petenzen der Schulabgänger gesunken. Zur Zeit muss daher ein doppelter Spagatunternommen werden, um diese Kluft zu überwinden.

Es muss uns alle beunruhigen, dass 10 % der Schüler die Schule ohne einen Abschluss verlassen,dass unser deutsches Schulsystem nicht die notwendige Qualität hat, dass hohe Abbrecherzahlen in der Ausbildung herrschen,dass Jugendliche wenig von der Berufs- und Arbeitswelt wissen, dass 42 % der Ausbildungsabbrecher ihre Ausbildung wegen falscher Vor-stellungen aufgeben, dass die Jugendarbeitslosigkeit wieder auf 1/2 Million ansteigt,dass Eltern sich mit der Orientierung ihrer Kinder überfordert sehen, dass jede Institution ihre jeweiligen »Problemfälle« an die nächste weiter-reicht (Familie, Schule, Arbeitsverwaltung).

Fazit:

Wir brauchen eine neue Option für die Jugend. Die Frage nach der Ausbildungs-fähigkeit und Berufsorientierung bei Jugendlichen ist kein Randproblem, sonderneine Schicksalsfrage für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft . Esgeht weder um bildungspolitische Expertenfragen noch um eine reine Angelegenheitder Tarif- und Sozialpartner, sondern um die Chancen unserer Gesellschaft.

Die Schwachstellenanalyse zeigt: Wir brauchen vor allem eine Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit und eine Intensivierung der Berufsorientierung bei den jungen Menschen.

»Voraussetzung für mehr Ausbildungsplätze ist, dass die deutsche Wirtschaftwieder einen soliden Wa chstumspfad erreicht und die Betriebe wiederZuversicht in die wirtschaftliche Entwicklung gewinnen. Hierzu ist ein Kurs-wechsel in der Wirtschafts-, Finanz-, Sozial- und Tarifpolitik erforderlich... DieWirtschaft wird trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen in einer gemein-samen Initiative alle Anstrengungen unternehmen, um so viele Ausbildungs-plätze wie möglich zu mobilisieren. Ausbildung sichert den Unternehmenqualifizierte Fachkräfte, die sie brauchen, um erfolgreich zu sein...

Das BDA-Präsidium ruft die Unternehmen auf, in dieser schwierigen Zeit alleMöglichkeiten zum Erhalt und zur Schaffung von Ausbildungsplätzen auszu-schöpfen. Insbesondere sind auch bisher nicht ausbildende Betriebe gefordert,jungen Menschen eine Chance zu geben.«

Auszug aus dem Aufruf des BDA-Präsidiums »Ausbildungsplätze mobilisieren,

Rahmenbedingungen verbessern« vom April 2003

1312 Option für die Jugend Alarmsignale bei der Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung

Page 16: Option für die Jugend

2. Leitbilder

Mit den gängigen Schuldzuweisungen lassen sich Probleme nicht lösen. Wir setzendarauf, dass in einer hochgradig ausdifferenzierten und arbeitsteiligen Gesellschaftjeder seinen Part übernimmt und verantwortungsvoll erfüllen muss. Welche Auf-gaben haben die Eltern, die Schulen, die Betriebe, die Arbeitsverwaltung und dieJugendlichen selbst, um die Ausbildungsfähigkeit sicherzustellen?

Die folgenden Leitbilder schildern diese Aufgaben aller Beteiligten als positiveZielmarken und Normen für die konkrete Praxis. Leitbilder zeichnen idealtypisch,welche Verhaltensweisen der Verantwortlichkeit entsprechen, und dienen als Orien-tierungsmaßstab für Verbesserungen.

Leitbild für die Eltern

Eltern sind primär für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich. Dieser Aufgabemüssen sie mit hohem Verantwortungsbewusstsein nachkommen. Die Familie istund bleibt der erste und zentrale Ort, an dem Kinder Werthaltungen ausbilden undeinüben, Orientierungspunkte und Vorbilder finden. Familien brauchen dafür Un-terstützung von der Gemeinschaft.

Eltern verdeutlichen ihren Kindern den Wert von Bildung und ermutigen sie zuAnstrengung und Leistungsbereitschaft wie zur Entfaltung ihrer individuellen Fähig-keiten. Die PISA-Studie 2000 hat verdeutlicht, dass Interesse und Anteilnahme derEltern erheblich zum Bildungserfolg ihrer Kinder beitragen.

Soziale und persönliche Kompetenzen bei den Auszubildenden sind für die Betriebeheute ebenso wichtig wie eine allgemeine Grundbildung. Für diese Verhaltens-weisen und Einstellungen ist das Elternhaus von entscheidender Bedeutung. DieErziehung durch die Schule kommt hinzu: Eltern und Lehrer verstehen sich dabei alsErziehungspartner.

Auch im Bereich der Berufsausbildung haben Eltern nach wie vor eine maßgeblicheBeratungs- und Unterstützungsfunktion für ihre Kinder. Eigene Kontaktangebote derBetriebe für die Eltern machen auch die Beratung und Betreuung der Jugendlicheneffektiver. Insbesondere bei Kindern mit Migrationshintergrund hilft die Einbe-

ziehung der Familie maßgeblich bei der Aufnahme wie dem erfolgreichen Abschlusseiner Ausbildung.

Leitbild für die Schule

Die Schule hat die Aufgabe, allen ihren Schülern bis zum Ende der Schulpflicht einegrundlegende Allgemeinbildung vermittelt zu haben. Dazu zählen die Kulturtechni -ken (Lesen, Schreiben, Rechnen), ein ausbaufähiges Grundwissen und ein Set anSchlüsselqualifikationen. Der Anwendungsbezug des Wissens, die Grundlegung l e-benslangen Lernens und die Vermittlung persönlicher Kompetenzen rücken immerstärker in den Mittelpunkt.

Diese Allgemeinbildung muss jedem Schüler – unabhängig von seiner individuellenLeistungsfähigkeit und Begabung – auf jeden Fall mitgegeben werden. Sie kanndabei je nach Schülergruppe mit ganz unterschiedlichen didaktisch-methodischenAnsätzen vermittelt werden: Schüler brauchen eine auf ihr Begabungsprofil zuge-schnittene Lernunterstützung.

Die Schule muss dabei nicht nur, aber auch auf das spätere Arbeits- und Berufs -leben vorbereiten. Dabei ist nicht die Vermittlung von Spezialwissen das Ziel, son-dern ein Verbund von ökonomischem Grundwissen, aufgearbeiteten praktischenErfahrungen mit der Arbeitswelt und Orientierung über Berufsbilder und Arbeits-marktchancen. Die Arbeitskreise und -gemeinschaften sowie die Bundesarbeits-gemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT unterstützen die Zusammenarbeit von Schulenund Betrieben.

Diesen allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrag kann die Schule auf ihre Weiseverwirklichen. Während das Ziel feststeht, sind unterschiedliche Wege dahin mög-lich und wünschenswert. Mit ihrem spezifischen Programm und Profil entwickeltdie einzelne Schule ihr pädagogisches Konzept und setzt eigene Schwerpunkte.

Leitbild für die Schulleitung

Die Bedeutung der Schulleitung wächst in einer selbstständiger werdenden Schuleerheblich. Sie ist ein eigener, sehr verantwortungsvoller Beruf geworden. Die Schul-

1514 Option für die Jugend Leitbilder

Page 17: Option für die Jugend

2. Leitbilder

Mit den gängigen Schuldzuweisungen lassen sich Probleme nicht lösen. Wir setzendarauf, dass in einer hochgradig ausdifferenzierten und arbeitsteiligen Gesellschaftjeder seinen Part übernimmt und verantwortungsvoll erfüllen muss. Welche Auf-gaben haben die Eltern, die Schulen, die Betriebe, die Arbeitsverwaltung und dieJugendlichen selbst, um die Ausbildungsfähigkeit sicherzustellen?

Die folgenden Leitbilder schildern diese Aufgaben aller Beteiligten als positiveZielmarken und Normen für die konkrete Praxis. Leitbilder zeichnen idealtypisch,welche Verhaltensweisen der Verantwortlichkeit entsprechen, und dienen als Orien-tierungsmaßstab für Verbesserungen.

Leitbild für die Eltern

Eltern sind primär für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich. Dieser Aufgabemüssen sie mit hohem Verantwortungsbewusstsein nachkommen. Die Familie istund bleibt der erste und zentrale Ort, an dem Kinder Werthaltungen ausbilden undeinüben, Orientierungspunkte und Vorbilder finden. Familien brauchen dafür Un-terstützung von der Gemeinschaft.

Eltern verdeutlichen ihren Kindern den Wert von Bildung und ermutigen sie zuAnstrengung und Leistungsbereitschaft wie zur Entfaltung ihrer individuellen Fähig-keiten. Die PISA-Studie 2000 hat verdeutlicht, dass Interesse und Anteilnahme derEltern erheblich zum Bildungserfolg ihrer Kinder beitragen.

Soziale und persönliche Kompetenzen bei den Auszubildenden sind für die Betriebeheute ebenso wichtig wie eine allgemeine Grundbildung. Für diese Verhaltens-weisen und Einstellungen ist das Elternhaus von entscheidender Bedeutung. DieErziehung durch die Schule kommt hinzu: Eltern und Lehrer verstehen sich dabei alsErziehungspartner.

Auch im Bereich der Berufsausbildung haben Eltern nach wie vor eine maßgeblicheBeratungs- und Unterstützungsfunktion für ihre Kinder. Eigene Kontaktangebote derBetriebe für die Eltern machen auch die Beratung und Betreuung der Jugendlicheneffektiver. Insbesondere bei Kindern mit Migrationshintergrund hilft die Einbe-

ziehung der Familie maßgeblich bei der Aufnahme wie dem erfolgreichen Abschlusseiner Ausbildung.

Leitbild für die Schule

Die Schule hat die Aufgabe, allen ihren Schülern bis zum Ende der Schulpflicht einegrundlegende Allgemeinbildung vermittelt zu haben. Dazu zählen die Kulturtechni -ken (Lesen, Schreiben, Rechnen), ein ausbaufähiges Grundwissen und ein Set anSchlüsselqualifikationen. Der Anwendungsbezug des Wissens, die Grundlegung l e-benslangen Lernens und die Vermittlung persönlicher Kompetenzen rücken immerstärker in den Mittelpunkt.

Diese Allgemeinbildung muss jedem Schüler – unabhängig von seiner individuellenLeistungsfähigkeit und Begabung – auf jeden Fall mitgegeben werden. Sie kanndabei je nach Schülergruppe mit ganz unterschiedlichen didaktisch-methodischenAnsätzen vermittelt werden: Schüler brauchen eine auf ihr Begabungsprofil zuge-schnittene Lernunterstützung.

Die Schule muss dabei nicht nur, aber auch auf das spätere Arbeits- und Berufs -leben vorbereiten. Dabei ist nicht die Vermittlung von Spezialwissen das Ziel, son-dern ein Verbund von ökonomischem Grundwissen, aufgearbeiteten praktischenErfahrungen mit der Arbeitswelt und Orientierung über Berufsbilder und Arbeits-marktchancen. Die Arbeitskreise und -gemeinschaften sowie die Bundesarbeits-gemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT unterstützen die Zusammenarbeit von Schulenund Betrieben.

Diesen allgemeinen Bildungs- und Erziehungsauftrag kann die Schule auf ihre Weiseverwirklichen. Während das Ziel feststeht, sind unterschiedliche Wege dahin mög-lich und wünschenswert. Mit ihrem spezifischen Programm und Profil entwickeltdie einzelne Schule ihr pädagogisches Konzept und setzt eigene Schwerpunkte.

Leitbild für die Schulleitung

Die Bedeutung der Schulleitung wächst in einer selbstständiger werdenden Schuleerheblich. Sie ist ein eigener, sehr verantwortungsvoller Beruf geworden. Die Schul-

1514 Option für die Jugend Leitbilder

Page 18: Option für die Jugend

leitung ist primär für den Qualitätsverbesserungsprozess in »ihrer« Schule verant-wortlich. Schulleiter sind Führungskräfte mit pädagogischen Kompetenzen, mitManagementfähigkeiten und mit der Fähigkeit zur Personalführung. Sie brauchenentsprechende Qualifikationen und müssen sorgfältig ausgewählt und regelmäßigevaluiert werden.

Für den Erfolg des »Unternehmens« Schule ist ein gemeinsames Schulprogrammnotwendig, das von der Schulleitung und dem Lehrerkollegium getragen und vonden Eltern unterstützt wird. Der Einfluss der Schulleitung auf das Schulklima undseine Leistungsorientierung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Auch die Kontakte zum Schulumfeld sind insbesondere von der Schulleitung zupflegen, wenn sie sich auf die gesamte Schule auswirken sollen. Dazu gehört vor-rangig der Kontakt zu Betrieben , der die Berufsorientierung der Schule wesentlichstärkt. Als »Abnehmer« sind Betriebe in die Arbeit der Schule einzubeziehen; dieskann über die Schulkonferenz, einen Schulrat oder »Aufsichtsrat« erfolgen.

Leitbild für die Lehrer

Lehrer sind pädagogische Führungskräfte im Unternehmen Schule. Ihre Professio-nalität ist entscheidend für den Bildungserfolg der ihnen anvertrauten Schüler. Siestellen ein lernfreundliches Klima im Unterricht her; sie managen die Lern- undEntwicklungsprozesse der Schüler; sie sind Experten, die Fachinhalte und Methodenebenso vermitteln wie fächerübergreifende Inhalte und Kompetenzen.

Lehrer fordern und fördern ihre Schüler, bewerten und beurteilen deren Leistungen.Zu den Führungsqualitäten gehören auch regelmäßige und systematisch vorgehendepersönliche Beratungsgespräche mit den einzelnen Schülern und ihren Eltern.

Das a k t iv - e n t d e ckende Lernen der Schüler steht heute im Vordergrund; die Entwick-lung von Lerntechniken, ein selbstständiges Lernen wird für das spätere Leben immerw i ch t i g e r. Die Lehrer stellen sich mit neuen didaktisch - m e t h o d i s chen Ansätzen dar-auf ein. Schülerorientierter Unterricht kann dabei durchaus lehrerzentrierter Unter-r i cht sein; primär ist die kognitive und pra k t i s che A k t ivierung der Sch ü l e r. Dadurchwird das Wissen der Schüler erst anwendungsbezogen und handlungsrelevant; zu-g l e i ch werden ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen gefördert und gestärkt.

Lehrer stellen sich auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und Leistungs-niveaus der Schüler in ihrer Lerngruppe ein. Das Lernen wird stärker individualisiert.Für besonders lernschwache wie begabte Schüler stehen gezielte Unterstützungs -systeme bereit; Lehrer werden durch Psychologen, Berufsberater und Klassen-Assistenten unterstützt.

Regelmäßige und systematisierte Kontakte zur außerschulischen Berufs welt und derWirtschaft sind notwendig, damit Lehrer ihre Schüler auf das Leben – und das heißtvor allem auf das Berufsleben – vorbereiten können. Die Pflege von Partnerschaftenzwischen Schulen und Betrieben gehört dazu ebenso wie die Betreuung vonPraktika der Schüler oder ein Lehrerpraktikum. Ökonomisches Grundwissen mussbei den Lehrern aller Fächer vorausgesetzt werden können.

Leitbild für die Jugendlichen

Auch wenn ihr Weg von den vorgefundenen Rahmenbedingungen in Schule, Berufs-schule und Ausbildungsmarkt abhängt, tragen Jugendliche selbst Verantwortung fürihren Lebensweg und ihre Bildungsbiografie. Sie interessieren sich für Neues,wollen mehr wissen und können. Sie wissen, dass Anstrengung und Leistungs-bereitschaft für den beruflichen Erfolg notwendig sind. Sie machen sich kundig,nehmen Informationsangebote und Erfahrungsmöglichkeiten gerne an und sindselbst initiativ. Sie handeln zielorientiert und zeigen Entscheidungsfähigkeit, Sorgfaltund Ausdauer.

Leitbild für die Betriebe

Betriebe stellen Berufsorientierung zur Verfügung und unterstützen im VorfeldSchulen und Berufsschulen bei dieser Aufgabe. Dabei wird zum einen über das breite Berufsspektrum informiert, das vielen Jugendlichen nur in einem kleinenAusschnitt bekannt ist. Zum anderen wird anschaulich illustriert, wie ein Beruf tat-sächlich aussieht und was die Jugendlichen in der Ausbildung und im späterenBerufsleben erwartet.

Berufsorientierung lässt sich am besten über Einblicke in die berufliche Praxis ver-mitteln, wie über Schulpraktika, Tage der offenen Tür, Schulbesuche von Betriebs-

1716 Option für die Jugend Leitbilder

Page 19: Option für die Jugend

leitung ist primär für den Qualitätsverbesserungsprozess in »ihrer« Schule verant-wortlich. Schulleiter sind Führungskräfte mit pädagogischen Kompetenzen, mitManagementfähigkeiten und mit der Fähigkeit zur Personalführung. Sie brauchenentsprechende Qualifikationen und müssen sorgfältig ausgewählt und regelmäßigevaluiert werden.

Für den Erfolg des »Unternehmens« Schule ist ein gemeinsames Schulprogrammnotwendig, das von der Schulleitung und dem Lehrerkollegium getragen und vonden Eltern unterstützt wird. Der Einfluss der Schulleitung auf das Schulklima undseine Leistungsorientierung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Auch die Kontakte zum Schulumfeld sind insbesondere von der Schulleitung zupflegen, wenn sie sich auf die gesamte Schule auswirken sollen. Dazu gehört vor-rangig der Kontakt zu Betrieben , der die Berufsorientierung der Schule wesentlichstärkt. Als »Abnehmer« sind Betriebe in die Arbeit der Schule einzubeziehen; dieskann über die Schulkonferenz, einen Schulrat oder »Aufsichtsrat« erfolgen.

Leitbild für die Lehrer

Lehrer sind pädagogische Führungskräfte im Unternehmen Schule. Ihre Professio-nalität ist entscheidend für den Bildungserfolg der ihnen anvertrauten Schüler. Siestellen ein lernfreundliches Klima im Unterricht her; sie managen die Lern- undEntwicklungsprozesse der Schüler; sie sind Experten, die Fachinhalte und Methodenebenso vermitteln wie fächerübergreifende Inhalte und Kompetenzen.

Lehrer fordern und fördern ihre Schüler, bewerten und beurteilen deren Leistungen.Zu den Führungsqualitäten gehören auch regelmäßige und systematisch vorgehendepersönliche Beratungsgespräche mit den einzelnen Schülern und ihren Eltern.

Das a k t iv - e n t d e ckende Lernen der Schüler steht heute im Vordergrund; die Entwick-lung von Lerntechniken, ein selbstständiges Lernen wird für das spätere Leben immerw i ch t i g e r. Die Lehrer stellen sich mit neuen didaktisch - m e t h o d i s chen Ansätzen dar-auf ein. Schülerorientierter Unterricht kann dabei durchaus lehrerzentrierter Unter-r i cht sein; primär ist die kognitive und pra k t i s che A k t ivierung der Sch ü l e r. Dadurchwird das Wissen der Schüler erst anwendungsbezogen und handlungsrelevant; zu-g l e i ch werden ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen gefördert und gestärkt.

Lehrer stellen sich auf die unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und Leistungs-niveaus der Schüler in ihrer Lerngruppe ein. Das Lernen wird stärker individualisiert.Für besonders lernschwache wie begabte Schüler stehen gezielte Unterstützungs -systeme bereit; Lehrer werden durch Psychologen, Berufsberater und Klassen-Assistenten unterstützt.

Regelmäßige und systematisierte Kontakte zur außerschulischen Berufs welt und derWirtschaft sind notwendig, damit Lehrer ihre Schüler auf das Leben – und das heißtvor allem auf das Berufsleben – vorbereiten können. Die Pflege von Partnerschaftenzwischen Schulen und Betrieben gehört dazu ebenso wie die Betreuung vonPraktika der Schüler oder ein Lehrerpraktikum. Ökonomisches Grundwissen mussbei den Lehrern aller Fächer vorausgesetzt werden können.

Leitbild für die Jugendlichen

Auch wenn ihr Weg von den vorgefundenen Rahmenbedingungen in Schule, Berufs-schule und Ausbildungsmarkt abhängt, tragen Jugendliche selbst Verantwortung fürihren Lebensweg und ihre Bildungsbiografie. Sie interessieren sich für Neues,wollen mehr wissen und können. Sie wissen, dass Anstrengung und Leistungs-bereitschaft für den beruflichen Erfolg notwendig sind. Sie machen sich kundig,nehmen Informationsangebote und Erfahrungsmöglichkeiten gerne an und sindselbst initiativ. Sie handeln zielorientiert und zeigen Entscheidungsfähigkeit, Sorgfaltund Ausdauer.

Leitbild für die Betriebe

Betriebe stellen Berufsorientierung zur Verfügung und unterstützen im VorfeldSchulen und Berufsschulen bei dieser Aufgabe. Dabei wird zum einen über das breite Berufsspektrum informiert, das vielen Jugendlichen nur in einem kleinenAusschnitt bekannt ist. Zum anderen wird anschaulich illustriert, wie ein Beruf tat-sächlich aussieht und was die Jugendlichen in der Ausbildung und im späterenBerufsleben erwartet.

Berufsorientierung lässt sich am besten über Einblicke in die berufliche Praxis ver-mitteln, wie über Schulpraktika, Tage der offenen Tür, Schulbesuche von Betriebs-

1716 Option für die Jugend Leitbilder

Page 20: Option für die Jugend

praktikern, Lehrerpraktika in Betrieben etc. Betriebe können Kontakte zu poten-ziellem Nachwuchs aufbauen, Bewerber schon vorher kennen lernen und durchbessere Informationen der Auszubildenden die Abbruchswahrscheinlichkeit senken.Dies liegt in ihrem elementaren Interesse.

In Kooperation mit Betrieben bieten Bildungsträger Programme an, die auf eine Aus-bildung vorbereiten. Sie richten sich an Jugendliche, die noch nicht in der Lage sind,eine reguläre Ausbildung aufzunehmen. Die Ausbildungs- und Berufsvorbereitungs -programme sind speziell auf die individuellen Defizite der Jugendlichen aus-gerichtet. Sie gehen auf schulische wie soziale Defizite ein und umfassen Schul-unterricht wie sozialpädagogische Maßnahmen, kombiniert mit Praxiseinsätzen imBetrieb. Durch die Praxiseinsätze werden Berufsorientierung und Motivation derTeilnehmer erheblich gestärkt.

Auch Betriebe können Jugendlichen, deren qualifikatorische Defizite eine Aus-bildung noch nicht zulassen, Vorbereitungs- und Kompensationsmaßnahmen an-bieten. Sie gehen zur Steigerung der Ausbildungsfähigkeit – entsprechend den An-forderungen der Arbeitswelt und den individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen –zielgerichtet und praxisorientiert vor. Dabei sind je nach Bedarfslage und Mög-lichkeiten des Betriebs Initiativen unterschiedlicher Intensität und Ausrichtungdenkbar.

Für Jugendliche, die bereits in die Ausbildung integriert werden können, allerdingseinzelne Schwächen aufweisen, sind gezielte und weniger umfassende Maßnahmenmöglich, z. B. Nachhilfeunterricht in Deutsch, Mathematik oder Naturwissenschaf-ten. Auszubildende mit schulischen Defiziten und/oder sozialen Problemen erhal-ten für die Aufnahme, Fortsetzung und den erfolgreichen Abschluss einer Berufs-ausbildung besondere Unterstützung . Hierzu tragen die ausbildungsbegleitendenHilfen in Form von Stützunterricht und sozialpädagogischer Begleitung im Rahmeneines betrieblichen Ausbildungsverhältnisses bei (nach SGB III).

Betriebe schauen bei der Auswahl der Ausbildungsplatzbewerber nicht nur auf for-male Kriterien oder Schulnoten, sondern beziehen auch außerschulisch erworbeneKompetenzen mit ein. Für die persönlichen und sozialen Kompetenzen eines Ju-gendlichen kann dies das gesellschaftliche Engagement oder die Beteiligung inVereinen sein. Auch fachliches Interesse und Engagement kann sich durch außer-schulische Aktivitäten zeigen; bei der Bewerberauswahl werden daher häufig auch

Hobbys oder außerschulische Kurse wie Sprachkurse oder -reisen sowie Computer-kurse berücksichtigt.

Unternehmen achten auf das exakte Anforderungsprofil eines Ausbildungsplatzesund überprüfen, ob die Anforderungen an die Bewerber durch die entsprechendeAusbildung und das Berufsfeld gerechtfertigt sind. Ausgeprägte Fremdsprachen-kenntnisse sind zum Beispiel nicht notwendig, wenn keine Geschäftsbeziehungenins Ausland bestehen; naturwissenschaftliche Fachkenntnisse werden für eine Aus-bildung im kaufmännischen Bereich nicht benötigt. Unnötig hohe Anforderungen anAuszubildende können sonst dazu führen, dass eigentlich gut qualifizierte Bewerberunberücksichtigt bleiben. Wird ein den hohen Anforderungen entsprechenderJugendlicher eingestellt, kann aber umgekehrt auch Unterforderung und Frustrationbeim Auszubildenden auftreten.

Die betrieblichen Ausbilder haben eine zentrale Rolle für die i n d iv i d u e l l eBegleitung und Betreuung der Jugendlichen . Zum einen steht dem Jugendlichenwährend seiner Ausbildung kontinuierlich ein Ansprechpartner zur Verfügung.Darüber hinaus begleitet ihn der Ausbilder im Verlauf der Ausbildung, hat damiteinen Überblick über die Entwicklung des Jugendlichen und kann gezielt auf dieseeinwirken.

Leitbild für die Berufsschule

Auch die Berufsschulen tragen zur Berufsorientierung der Jugendlichen im Vorfeldder Berufsbildung bei. In Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen undBetrieben können sie Aktivitäten zur Berufs wahl durchführen. Dazu gehören Tageder offenen Tür, Besuche in Schulen und die Zusammenarbeit in KontaktkreisenSchule-Berufsschule-Betrieb.

Im Rahmen von schulischen Berufsvorbereitungsmaßnahmen fördert die Koope-ration mit Betrieben die praxisnahe und effiziente Berufsvorbereitung. Die Berufs-schulen suchen daher betriebliche Partner : Zum einen hilft dies, das Konzept derBerufsvorbereitungsmaßnahme auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes und derBetriebe auszurichten und praxisnah zu gestalten. Zum anderen ermöglicht dieKooperation mit Betrieben die Durchführung von Praxisphasen, die für den Erfolgder Berufsvorbereitung wesentlich sind.

1918 Option für die Jugend Leitbilder

Page 21: Option für die Jugend

praktikern, Lehrerpraktika in Betrieben etc. Betriebe können Kontakte zu poten-ziellem Nachwuchs aufbauen, Bewerber schon vorher kennen lernen und durchbessere Informationen der Auszubildenden die Abbruchswahrscheinlichkeit senken.Dies liegt in ihrem elementaren Interesse.

In Kooperation mit Betrieben bieten Bildungsträger Programme an, die auf eine Aus-bildung vorbereiten. Sie richten sich an Jugendliche, die noch nicht in der Lage sind,eine reguläre Ausbildung aufzunehmen. Die Ausbildungs- und Berufsvorbereitungs -programme sind speziell auf die individuellen Defizite der Jugendlichen aus-gerichtet. Sie gehen auf schulische wie soziale Defizite ein und umfassen Schul-unterricht wie sozialpädagogische Maßnahmen, kombiniert mit Praxiseinsätzen imBetrieb. Durch die Praxiseinsätze werden Berufsorientierung und Motivation derTeilnehmer erheblich gestärkt.

Auch Betriebe können Jugendlichen, deren qualifikatorische Defizite eine Aus-bildung noch nicht zulassen, Vorbereitungs- und Kompensationsmaßnahmen an-bieten. Sie gehen zur Steigerung der Ausbildungsfähigkeit – entsprechend den An-forderungen der Arbeitswelt und den individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen –zielgerichtet und praxisorientiert vor. Dabei sind je nach Bedarfslage und Mög-lichkeiten des Betriebs Initiativen unterschiedlicher Intensität und Ausrichtungdenkbar.

Für Jugendliche, die bereits in die Ausbildung integriert werden können, allerdingseinzelne Schwächen aufweisen, sind gezielte und weniger umfassende Maßnahmenmöglich, z. B. Nachhilfeunterricht in Deutsch, Mathematik oder Naturwissenschaf-ten. Auszubildende mit schulischen Defiziten und/oder sozialen Problemen erhal-ten für die Aufnahme, Fortsetzung und den erfolgreichen Abschluss einer Berufs-ausbildung besondere Unterstützung . Hierzu tragen die ausbildungsbegleitendenHilfen in Form von Stützunterricht und sozialpädagogischer Begleitung im Rahmeneines betrieblichen Ausbildungsverhältnisses bei (nach SGB III).

Betriebe schauen bei der Auswahl der Ausbildungsplatzbewerber nicht nur auf for-male Kriterien oder Schulnoten, sondern beziehen auch außerschulisch erworbeneKompetenzen mit ein. Für die persönlichen und sozialen Kompetenzen eines Ju-gendlichen kann dies das gesellschaftliche Engagement oder die Beteiligung inVereinen sein. Auch fachliches Interesse und Engagement kann sich durch außer-schulische Aktivitäten zeigen; bei der Bewerberauswahl werden daher häufig auch

Hobbys oder außerschulische Kurse wie Sprachkurse oder -reisen sowie Computer-kurse berücksichtigt.

Unternehmen achten auf das exakte Anforderungsprofil eines Ausbildungsplatzesund überprüfen, ob die Anforderungen an die Bewerber durch die entsprechendeAusbildung und das Berufsfeld gerechtfertigt sind. Ausgeprägte Fremdsprachen-kenntnisse sind zum Beispiel nicht notwendig, wenn keine Geschäftsbeziehungenins Ausland bestehen; naturwissenschaftliche Fachkenntnisse werden für eine Aus-bildung im kaufmännischen Bereich nicht benötigt. Unnötig hohe Anforderungen anAuszubildende können sonst dazu führen, dass eigentlich gut qualifizierte Bewerberunberücksichtigt bleiben. Wird ein den hohen Anforderungen entsprechenderJugendlicher eingestellt, kann aber umgekehrt auch Unterforderung und Frustrationbeim Auszubildenden auftreten.

Die betrieblichen Ausbilder haben eine zentrale Rolle für die i n d iv i d u e l l eBegleitung und Betreuung der Jugendlichen . Zum einen steht dem Jugendlichenwährend seiner Ausbildung kontinuierlich ein Ansprechpartner zur Verfügung.Darüber hinaus begleitet ihn der Ausbilder im Verlauf der Ausbildung, hat damiteinen Überblick über die Entwicklung des Jugendlichen und kann gezielt auf dieseeinwirken.

Leitbild für die Berufsschule

Auch die Berufsschulen tragen zur Berufsorientierung der Jugendlichen im Vorfeldder Berufsbildung bei. In Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen undBetrieben können sie Aktivitäten zur Berufs wahl durchführen. Dazu gehören Tageder offenen Tür, Besuche in Schulen und die Zusammenarbeit in KontaktkreisenSchule-Berufsschule-Betrieb.

Im Rahmen von schulischen Berufsvorbereitungsmaßnahmen fördert die Koope-ration mit Betrieben die praxisnahe und effiziente Berufsvorbereitung. Die Berufs-schulen suchen daher betriebliche Partner : Zum einen hilft dies, das Konzept derBerufsvorbereitungsmaßnahme auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes und derBetriebe auszurichten und praxisnah zu gestalten. Zum anderen ermöglicht dieKooperation mit Betrieben die Durchführung von Praxisphasen, die für den Erfolgder Berufsvorbereitung wesentlich sind.

1918 Option für die Jugend Leitbilder

Page 22: Option für die Jugend

Leitbild für die Jugendhilfe

Die Jugendhilfe mit ihren verschiedenen Tätigkeitsbereichen – wie z. B. der Schul-sozialarbeit – unterstützt und hilft Jugendlichen in schwierigen sozialen und per-sönlichen Lagen. Sie vernetzt Familie, Schule, Berufsvorbereitung, Ausbildung undBeruf an ihren Schnittstellen, damit Übergangsphasen für die Jugendlichen nicht zuBrüchen werden.

Die jungen Menschen stehen dabei immer wieder vor neuen Herausforderungenund brauchen persönliche und intensive Beratungs- und Unterstützungsangebote.Dabei steht die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung der Jugendlichen imVordergrund aller Aktivitäten.

Leitbild für die Arbeitsverwaltung

Das Arbeitsamt hilft als moderner Dienstleister Jugendlichen mit gravierenden Pro-blemen begleitend bei der Berufsorientierung und -ausbildungsvorbereitung. DieMaßnahmen sind gezielt einzusetzen und mit größtmöglicher Nähe zum LernortBetrieb auszugestalten.

Außerdem bieten die Arbeitsämter Berufsberatung an, um Jugendliche bei der Wahleiner Berufsausbildung oder beim Berufseinstieg zu unterstützen. Dazu gehörenpersönliche Beratungsgespräche im Arbeitsamt sowie regelmäßige Informationsge-spräche in Schulen und Betrieben, in die auch Eltern und Lehrer eingebunden wer-den. Arbeitsämter betreiben Berufsinformationszentren (BIZ) und den Ausbildungs-stellen-Informations-Service (AIS) im Internet, über die sich Jugendliche selbst überden Arbeits- und Ausbildungsmarkt informieren können.

3. Politisches Aktionsprogramm

Die Leitbilder zeigen, in welche Richtung Verbesserungsmaßnahmen zielen müssen,um die Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung zu verbessern. Vieles ist dabeinur umsetzbar, wenn die politischen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltetwerden. Wir brauchen dringend Reformen im gesamten Bildungssystem. Manchesist dabei schon im Gange, manches andere fehlt noch völlig.

Programmteil 1: Mehr Qualität in die Schulen

In der Schule müssen bessere Bildungs- und Erziehungsergebnisse erzielt werden.Schulabgänger müssen die Kulturtechniken sicher beherrschen, eine ausbaufähigeAllgemeinbildung sowie methodische und soziale Kompetenzen mitbringen, damitdie Ausbildung hierauf aufbauend beginnen und erfolgreich verlaufen kann.

a) Leistungsstandards halten fest, welche Kenntnisse und Kompetenzen zu welchemZeitpunkt der Schullaufbahn erreicht sein sollen. Der internationale wie nationalePISA-Vergleich hat eindeutig belegt, dass klar formulierte und regelmäßig über-prüfte Leistungsstandards der entscheidende Hebel sind, um vor allem die schwa-chen Ergebnisse der unteren Leistungsgruppen deutlich anzuheben. Daher for-dern wir:

Bundesweit sind klare und verbindliche Leistungsstandards für alle Fächer undbestimmte Jahrgangsstufen zu definieren.Länderübergreifend ist eine wirksame Evaluation der erreichten Leistungsstan-dards unabdingbar.Zentrale Abschlussprüfungen geben dem Lernen Orientierung und sichernmaßgeblich die Qualität der Einzelschule.

b) Die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers muss neu in den Mittelpunktrücken. Diagnostik und Förderung müssen so früh und treffsicher wie möglichgreifen. Sonst werden die Potenziale der Schüler mit schlechteren Startchancennicht ausgeschöpft. Daher fordern wir:

Die kontinuierliche Begleitung und die ebenso regelmäßige wie systematischeBeratung aller Schüler muss selbstverständlich werden.Die Aus- und Fortbildung der Lehrer braucht dringend eine Neuorientierung,die ihre Diagnosefähigkeit, ihr didaktisch-methodisches Know-how und ihre

2120 Option für die Jugend Politisches Aktionsprogramm

Page 23: Option für die Jugend

Leitbild für die Jugendhilfe

Die Jugendhilfe mit ihren verschiedenen Tätigkeitsbereichen – wie z. B. der Schul-sozialarbeit – unterstützt und hilft Jugendlichen in schwierigen sozialen und per-sönlichen Lagen. Sie vernetzt Familie, Schule, Berufsvorbereitung, Ausbildung undBeruf an ihren Schnittstellen, damit Übergangsphasen für die Jugendlichen nicht zuBrüchen werden.

Die jungen Menschen stehen dabei immer wieder vor neuen Herausforderungenund brauchen persönliche und intensive Beratungs- und Unterstützungsangebote.Dabei steht die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung der Jugendlichen imVordergrund aller Aktivitäten.

Leitbild für die Arbeitsverwaltung

Das Arbeitsamt hilft als moderner Dienstleister Jugendlichen mit gravierenden Pro-blemen begleitend bei der Berufsorientierung und -ausbildungsvorbereitung. DieMaßnahmen sind gezielt einzusetzen und mit größtmöglicher Nähe zum LernortBetrieb auszugestalten.

Außerdem bieten die Arbeitsämter Berufsberatung an, um Jugendliche bei der Wahleiner Berufsausbildung oder beim Berufseinstieg zu unterstützen. Dazu gehörenpersönliche Beratungsgespräche im Arbeitsamt sowie regelmäßige Informationsge-spräche in Schulen und Betrieben, in die auch Eltern und Lehrer eingebunden wer-den. Arbeitsämter betreiben Berufsinformationszentren (BIZ) und den Ausbildungs-stellen-Informations-Service (AIS) im Internet, über die sich Jugendliche selbst überden Arbeits- und Ausbildungsmarkt informieren können.

3. Politisches Aktionsprogramm

Die Leitbilder zeigen, in welche Richtung Verbesserungsmaßnahmen zielen müssen,um die Ausbildungsfähigkeit und Berufsorientierung zu verbessern. Vieles ist dabeinur umsetzbar, wenn die politischen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltetwerden. Wir brauchen dringend Reformen im gesamten Bildungssystem. Manchesist dabei schon im Gange, manches andere fehlt noch völlig.

Programmteil 1: Mehr Qualität in die Schulen

In der Schule müssen bessere Bildungs- und Erziehungsergebnisse erzielt werden.Schulabgänger müssen die Kulturtechniken sicher beherrschen, eine ausbaufähigeAllgemeinbildung sowie methodische und soziale Kompetenzen mitbringen, damitdie Ausbildung hierauf aufbauend beginnen und erfolgreich verlaufen kann.

a) Leistungsstandards halten fest, welche Kenntnisse und Kompetenzen zu welchemZeitpunkt der Schullaufbahn erreicht sein sollen. Der internationale wie nationalePISA-Vergleich hat eindeutig belegt, dass klar formulierte und regelmäßig über-prüfte Leistungsstandards der entscheidende Hebel sind, um vor allem die schwa-chen Ergebnisse der unteren Leistungsgruppen deutlich anzuheben. Daher for-dern wir:

Bundesweit sind klare und verbindliche Leistungsstandards für alle Fächer undbestimmte Jahrgangsstufen zu definieren.Länderübergreifend ist eine wirksame Evaluation der erreichten Leistungsstan-dards unabdingbar.Zentrale Abschlussprüfungen geben dem Lernen Orientierung und sichernmaßgeblich die Qualität der Einzelschule.

b) Die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers muss neu in den Mittelpunktrücken. Diagnostik und Förderung müssen so früh und treffsicher wie möglichgreifen. Sonst werden die Potenziale der Schüler mit schlechteren Startchancennicht ausgeschöpft. Daher fordern wir:

Die kontinuierliche Begleitung und die ebenso regelmäßige wie systematischeBeratung aller Schüler muss selbstverständlich werden.Die Aus- und Fortbildung der Lehrer braucht dringend eine Neuorientierung,die ihre Diagnosefähigkeit, ihr didaktisch-methodisches Know-how und ihre

2120 Option für die Jugend Politisches Aktionsprogramm

Page 24: Option für die Jugend

Kenntnis der Arbeitswelt verbessert. Auch der Kindergarten muss seinen Bildungsauftrag wirksam wahrnehmen.Die Grundschule braucht eine höhere Stundenzahl, definierte Leistungsstan-dards und mehr Möglichkeiten gezielter Förderung. Mehr Ganztagsangebote an allen Schulformen sind notwendig, die Raum fürindividuelle Fördermaßnahmen schaffen.An allen Hauptschulen und ähnlichen Bildungsgängen in übergreifendenSchulformen sind Praxis- oder Kooperationsklassen einzurichten; der regel-mäßige Kontakt der Schüler mit der betrieblichen Praxis stärkt ihre Lern- undLeistungsbereitschaft. Haupt- und Berufsschulen müssen enger zusammenar-beiten.Schüler müssen leistungsgerecht auf die weiterführenden Schulen empfohlenwerden; dabei muss die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen aktiv ge-fördert werden. Mit einer leistungsorientierten Bezahlung müssen Lehrer und Schulleiter –gerade auch in schwierigen Klassen – belohnt werden können.Schulen sollen die Angebote des kommunalen Umfelds offensiver nutzen unddie systematische Zusammenarbeit mit Jugendsozialarbeit, Berufsberatung,psychologischen Diensten, Betrieben u. a. suchen. Die mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen (MINT-)Fächer müssenquantitativ wie qualitativ gestärkt werden.

c) Die Berufsorientierung braucht einen steigenden Stellenwert in der Schulbil-dung. Die jungen Menschen müssen auf das Arbeits- und Berufsleben vorbereitetwerden. Nur so sind Fehlorientierungen und Brüche in der Ausbildungsbiografiezu vermeiden. Daher fordern wir:

Im Unterricht ist durchgängig der Bezug zur Arbeits- und Berufs welt zustärken. Ein eigenes Fach Wirtschaft ist in allen Schulformen ab Klasse 5 einzurichten,das theoretisch wie praktisch auf die Arbeitswelt vorbereitet und eine ökono-mische Allgemeinbildung vermittelt.Schulen und Betriebe können zusammenarbeiten durch: • die Einbindung von Unternehmensvertretern in den Unterricht,• thematische Erkundungen in den Betrieben,• verschiedene Formen von Praktika,• gemeinsame Projekte von Schülern und Auszubildenden,• die Gründung von Schülerfirmen.

d) Die Schulen brauchen einen größeren Handlungsspielraum, um ihre Aufgabenerfüllen zu können. Die Erfüllung der Leistungsstandards stellt sie ebenso vorneue Herausforderungen wie die Differenzierung des Unterrichtens und För-derns. Darum fordern wir:

Die einzelnen Schulen brauchen mehr Selbstständigkeit in pädagogischer,finanzieller und personeller Hinsicht. Schulen brauchen eine adäquate technische, infrastrukturelle, finanzielle undpersonelle Ausstattung , die es ihnen ermöglicht, ihren verantwortungsvollenAufgaben nachzukommen.Neben Lehrkräften muss es eine breitere Personalpalette an den Schulen ge-ben, wie z. B. Tutoren, Mentoren, Berufsberater, IT-Experten, Klassen-Assisten-ten, Psychologen, Sozialpädagogen u. a. m.

Programmteil 2: Berufsvorbereitung effizienter gestalten

Berufsvorbereitungsmaßnahmen müssen zum Übergang in die reguläre Ausbildungbeitragen. Sie sollen

zielgruppenorientiert und zielgerichtet auf die dauerhafte Integration in denAusbildungs- und Arbeitsmarkt vorbereiten,sich auf die wirklichen Problemgruppen konzentrieren,für den tatsächlichen Bedarf qualifizieren und die realen Bedingungen desArbeitsmarktes im Auge behalten.

a) Bei der Gestaltung von Berufsvorbereitung müssen daher folgende Aspektebeachtet werden:

Qualifizierungsbausteine: Modulare Qualifizierungskonzepte, wie sie sich inden vergangenen Jahren bei vielen Trägern bewährt haben, sind weiterzuent-wickeln und breiter umzusetzen. Sie können auch ein wichtiges Instrument fürdie Berufsorientierung der Jugendlichen sein. Hierbei können z. B. Qualifizie-rungsbausteine genutzt werden. Durch das »Zweite Gesetz für moderneDienstleistungen am Arbeitsmarkt« wurde die Berufsausbildungsvorbereitungfür lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Jugendliche als eigenständigerTeil der beruflichen Bildung in das Berufsbildungsgesetz integriert (§50ff BBiG).Der Erwerb der Handlungsfähigkeit soll dabei insbesondere durch inhaltlichund zeitlich abgegrenzte Lerneinheiten erfolgen, die in der Regel aus denInhalten anerkannter Ausbildungsberufe entwickelt werden sollen.

2322 Option für die Jugend Politisches Aktionsprogramm

Page 25: Option für die Jugend

Kenntnis der Arbeitswelt verbessert. Auch der Kindergarten muss seinen Bildungsauftrag wirksam wahrnehmen.Die Grundschule braucht eine höhere Stundenzahl, definierte Leistungsstan-dards und mehr Möglichkeiten gezielter Förderung. Mehr Ganztagsangebote an allen Schulformen sind notwendig, die Raum fürindividuelle Fördermaßnahmen schaffen.An allen Hauptschulen und ähnlichen Bildungsgängen in übergreifendenSchulformen sind Praxis- oder Kooperationsklassen einzurichten; der regel-mäßige Kontakt der Schüler mit der betrieblichen Praxis stärkt ihre Lern- undLeistungsbereitschaft. Haupt- und Berufsschulen müssen enger zusammenar-beiten.Schüler müssen leistungsgerecht auf die weiterführenden Schulen empfohlenwerden; dabei muss die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen aktiv ge-fördert werden. Mit einer leistungsorientierten Bezahlung müssen Lehrer und Schulleiter –gerade auch in schwierigen Klassen – belohnt werden können.Schulen sollen die Angebote des kommunalen Umfelds offensiver nutzen unddie systematische Zusammenarbeit mit Jugendsozialarbeit, Berufsberatung,psychologischen Diensten, Betrieben u. a. suchen. Die mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen (MINT-)Fächer müssenquantitativ wie qualitativ gestärkt werden.

c) Die Berufsorientierung braucht einen steigenden Stellenwert in der Schulbil-dung. Die jungen Menschen müssen auf das Arbeits- und Berufsleben vorbereitetwerden. Nur so sind Fehlorientierungen und Brüche in der Ausbildungsbiografiezu vermeiden. Daher fordern wir:

Im Unterricht ist durchgängig der Bezug zur Arbeits- und Berufs welt zustärken. Ein eigenes Fach Wirtschaft ist in allen Schulformen ab Klasse 5 einzurichten,das theoretisch wie praktisch auf die Arbeitswelt vorbereitet und eine ökono-mische Allgemeinbildung vermittelt.Schulen und Betriebe können zusammenarbeiten durch: • die Einbindung von Unternehmensvertretern in den Unterricht,• thematische Erkundungen in den Betrieben,• verschiedene Formen von Praktika,• gemeinsame Projekte von Schülern und Auszubildenden,• die Gründung von Schülerfirmen.

d) Die Schulen brauchen einen größeren Handlungsspielraum, um ihre Aufgabenerfüllen zu können. Die Erfüllung der Leistungsstandards stellt sie ebenso vorneue Herausforderungen wie die Differenzierung des Unterrichtens und För-derns. Darum fordern wir:

Die einzelnen Schulen brauchen mehr Selbstständigkeit in pädagogischer,finanzieller und personeller Hinsicht. Schulen brauchen eine adäquate technische, infrastrukturelle, finanzielle undpersonelle Ausstattung , die es ihnen ermöglicht, ihren verantwortungsvollenAufgaben nachzukommen.Neben Lehrkräften muss es eine breitere Personalpalette an den Schulen ge-ben, wie z. B. Tutoren, Mentoren, Berufsberater, IT-Experten, Klassen-Assisten-ten, Psychologen, Sozialpädagogen u. a. m.

Programmteil 2: Berufsvorbereitung effizienter gestalten

Berufsvorbereitungsmaßnahmen müssen zum Übergang in die reguläre Ausbildungbeitragen. Sie sollen

zielgruppenorientiert und zielgerichtet auf die dauerhafte Integration in denAusbildungs- und Arbeitsmarkt vorbereiten,sich auf die wirklichen Problemgruppen konzentrieren,für den tatsächlichen Bedarf qualifizieren und die realen Bedingungen desArbeitsmarktes im Auge behalten.

a) Bei der Gestaltung von Berufsvorbereitung müssen daher folgende Aspektebeachtet werden:

Qualifizierungsbausteine: Modulare Qualifizierungskonzepte, wie sie sich inden vergangenen Jahren bei vielen Trägern bewährt haben, sind weiterzuent-wickeln und breiter umzusetzen. Sie können auch ein wichtiges Instrument fürdie Berufsorientierung der Jugendlichen sein. Hierbei können z. B. Qualifizie-rungsbausteine genutzt werden. Durch das »Zweite Gesetz für moderneDienstleistungen am Arbeitsmarkt« wurde die Berufsausbildungsvorbereitungfür lernbeeinträchtigte und sozial benachteiligte Jugendliche als eigenständigerTeil der beruflichen Bildung in das Berufsbildungsgesetz integriert (§50ff BBiG).Der Erwerb der Handlungsfähigkeit soll dabei insbesondere durch inhaltlichund zeitlich abgegrenzte Lerneinheiten erfolgen, die in der Regel aus denInhalten anerkannter Ausbildungsberufe entwickelt werden sollen.

2322 Option für die Jugend Politisches Aktionsprogramm

Page 26: Option für die Jugend

Zertifizierung/Dokumentation: Um Transparenz bei der Berufsvorbereitung zue r r e i chen und Doppelungen zu vermeiden, sind Dokumentationen undZertifizierungen der Qualifizierungsleistungen einzusetzen. Durch die systema-tischere Zertifizierung auch von Qualifizierungsteilen, die z. B. in der Berufs-vorbereitung, im Rahmen einer abgebrochenen Ausbildung oder durch berufs-begleitende Qualifizierung erworben werden, können die Chancen auch dieserJugendlichen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert und ihre Motivationfür weitere Qualifizierungsschritte angeregt werden.Flexibilität bei der Anrechnung: Wenn in der Berufsvorbereitung bereitsElemente aus einem späteren Ausbildungsberuf erlernt worden sind, macht eineentsprechende Dokumentation/Zertifizierung dies erkennbar. Eine Anerken-nung dieser Leistungsteile durch einen Betrieb im Rahmen einer späteren Aus-bildung kann fakultativ nach Entscheidung des Betriebs erfolgen. EineVerpflichtung zur Anrechnung wäre dagegen eine Hürde zur Integration vonBerufsvorbereitungsabsolventen in die reguläre Ausbildung. Praxisphasen: Damit die Jugendlichen nicht praxisfern und am Bedarf vorbeiqualifiziert werden, sind Praxisphasen in Betrieben optimal. Dabei ergibt sichzum einen die Chance für die Jugendlichen, sich durch einen positiven Ein-druck für die Übernahme in eine Ausbildung zu empfehlen, und die Chance fürden Betrieb, einen möglichen Auszubildenden vorab kennen zu lernen. Zumanderen erhält der Jugendliche so Einblicke in das Berufsleben und spezielleTätigkeiten, die für die Berufswahl sehr wertvoll sind.Hauptschulabschluss: Der Hauptschulabschluss ist für viele Betriebe die Vor-aussetzung für die Aufnahme einer regulären Ausbildung. Daher sind Pro-gramme sinnvoll, die Berufsvorbereitung und Nachholen eines Hauptschul-abschlusses verbinden.Allgemeinbildung: Ausbildungsvorbereitung kann nicht ausschließlich auf dieVermittlung von Ausbildungsordnungen entnommenen Fachqualifikationen(»Qualifizierungsbausteine«) eingeschränkt werden: Ebenso notwendig bleibt,je nach dem Problemprofil des einzelnen Jugendlichen, die Aufarbeitung vonAllgemeinbildungs-, Sprach- und Motivationsdefiziten. Basisqualifikationenund Sozialkompetenzen sind Kern der Vorbereitungsmaßnahmen, ergänztdurch berufskundliche Aspekte, um eine gezielte Berufswahl und den Über-gang in Ausbildung oder Berufstätigkeit zu erleichtern.Bildungsträger: Trotz der Änderung im SGB III und der Verankerung der Berufs-vorbereitung einschließlich Qualifizierungsbausteinen im BBiG wird Aus-bildungsvorbereitung auch künftig nur im Ausnahmefall in betrieblicher Ver-

antwortung, in der Regel aber bei Bildungsträgern mit entsprechender Expertiseund auf der Basis öffentlicher Finanzierung stattfinden.Arbeitsverwaltung: Die örtlichen Arbeitsämter müssen ihre Prioritäten bei derBegleitung schwächerer Jugendlicher mit Startschwierigkeiten setzen.

b) Neben einer effizienten Gestaltung und bedarfsorientierten Ausrichtung derBerufsvorbereitung müssen darüber hinaus im Ausbildungssystem mehr Chancenfür leistungsschwächere Jugendliche geschaffen werden. Wir brauchen dringendmodulare, flexible Ausbildungsberufe. Die Arbeitgeber fordern beispielsweise dieBerufe Maschinenführer, Holz- und Bautenschützer, Fachkraft für Küchen- undMöbelservice, Änderungssch n e i d e r, Fa h r radmonteur und Pflegefach k raft fürambulante Dienste.

2524 Option für die Jugend Politisches Aktionsprogramm

Page 27: Option für die Jugend

Zertifizierung/Dokumentation: Um Transparenz bei der Berufsvorbereitung zue r r e i chen und Doppelungen zu vermeiden, sind Dokumentationen undZertifizierungen der Qualifizierungsleistungen einzusetzen. Durch die systema-tischere Zertifizierung auch von Qualifizierungsteilen, die z. B. in der Berufs-vorbereitung, im Rahmen einer abgebrochenen Ausbildung oder durch berufs-begleitende Qualifizierung erworben werden, können die Chancen auch dieserJugendlichen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessert und ihre Motivationfür weitere Qualifizierungsschritte angeregt werden.Flexibilität bei der Anrechnung: Wenn in der Berufsvorbereitung bereitsElemente aus einem späteren Ausbildungsberuf erlernt worden sind, macht eineentsprechende Dokumentation/Zertifizierung dies erkennbar. Eine Anerken-nung dieser Leistungsteile durch einen Betrieb im Rahmen einer späteren Aus-bildung kann fakultativ nach Entscheidung des Betriebs erfolgen. EineVerpflichtung zur Anrechnung wäre dagegen eine Hürde zur Integration vonBerufsvorbereitungsabsolventen in die reguläre Ausbildung. Praxisphasen: Damit die Jugendlichen nicht praxisfern und am Bedarf vorbeiqualifiziert werden, sind Praxisphasen in Betrieben optimal. Dabei ergibt sichzum einen die Chance für die Jugendlichen, sich durch einen positiven Ein-druck für die Übernahme in eine Ausbildung zu empfehlen, und die Chance fürden Betrieb, einen möglichen Auszubildenden vorab kennen zu lernen. Zumanderen erhält der Jugendliche so Einblicke in das Berufsleben und spezielleTätigkeiten, die für die Berufswahl sehr wertvoll sind.Hauptschulabschluss: Der Hauptschulabschluss ist für viele Betriebe die Vor-aussetzung für die Aufnahme einer regulären Ausbildung. Daher sind Pro-gramme sinnvoll, die Berufsvorbereitung und Nachholen eines Hauptschul-abschlusses verbinden.Allgemeinbildung: Ausbildungsvorbereitung kann nicht ausschließlich auf dieVermittlung von Ausbildungsordnungen entnommenen Fachqualifikationen(»Qualifizierungsbausteine«) eingeschränkt werden: Ebenso notwendig bleibt,je nach dem Problemprofil des einzelnen Jugendlichen, die Aufarbeitung vonAllgemeinbildungs-, Sprach- und Motivationsdefiziten. Basisqualifikationenund Sozialkompetenzen sind Kern der Vorbereitungsmaßnahmen, ergänztdurch berufskundliche Aspekte, um eine gezielte Berufswahl und den Über-gang in Ausbildung oder Berufstätigkeit zu erleichtern.Bildungsträger: Trotz der Änderung im SGB III und der Verankerung der Berufs-vorbereitung einschließlich Qualifizierungsbausteinen im BBiG wird Aus-bildungsvorbereitung auch künftig nur im Ausnahmefall in betrieblicher Ver-

antwortung, in der Regel aber bei Bildungsträgern mit entsprechender Expertiseund auf der Basis öffentlicher Finanzierung stattfinden.Arbeitsverwaltung: Die örtlichen Arbeitsämter müssen ihre Prioritäten bei derBegleitung schwächerer Jugendlicher mit Startschwierigkeiten setzen.

b) Neben einer effizienten Gestaltung und bedarfsorientierten Ausrichtung derBerufsvorbereitung müssen darüber hinaus im Ausbildungssystem mehr Chancenfür leistungsschwächere Jugendliche geschaffen werden. Wir brauchen dringendmodulare, flexible Ausbildungsberufe. Die Arbeitgeber fordern beispielsweise dieBerufe Maschinenführer, Holz- und Bautenschützer, Fachkraft für Küchen- undMöbelservice, Änderungssch n e i d e r, Fa h r radmonteur und Pflegefach k raft fürambulante Dienste.

2524 Option für die Jugend Politisches Aktionsprogramm

Page 28: Option für die Jugend

4. »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft

Für viele Reformmaßnahmen gibt es bereits gute Beispiele aus der gelebten Praxis,die Vorbild sein können. Sie zeigen, dass Verbesserungen sehr wohl möglic h undteilweise schon realisiert sind. Einzelprojekte, so erfolgreich sie sind, reichen aller-dings nicht aus: Jeder Jugendliche in Deutschland muss Chancen für seine Zukunfthaben. Eine breite Umsetzung und Realisierung muss daher folgen.

Nahtstelle Übergang Schule – Ausbildung/Beruf»BiK – Berufsvorbereitung in Kooperationsklassen«Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg

Zielgruppe: Schüler und Schülerinnen der 9. Klassen der Hauptschulen und des Berufsvor-bereitungsjahres

Ziele: Verbesserung der Chancen der Schülerinnen und Schüler der Kooperations-klassen auf dem Ausbildungs- und ArbeitsmarktIntensivierung der Zusammenarbeit von Schulen und Betrieben

Instrumente:Begleitung im Übergang Schule-Beruf durch umfassende Hilfen und Informa-tionen in enger Kooperation mit den zuständigen Lehrern und LehrerinnenHilfen zur Berufsfindung in Absprache mit den zuständigen Berufsberaterndes örtlichen ArbeitsamtesBewerbungstrainingHilfe bei der Suche nach PraktikumsplätzenBetreuung der PraktikaSprechstunden in den SchulenEinzelfallhilfenNachbetreuung der Schüler und Schülerinnen

Die Betreuung in Kooperationsklassen ist ein Angebot des Verbandes derMetall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e. V. Südwestmetall imRahmen der Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiative »Start 2000 plus«.www.bbq-zukunftskurs.de

Ganztagesschulen im HauptschulbereichVereinigung der Bayerischen Wirtschaft/Verband der Bayerischen Metall-

und Elektroindustrie

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) und der Verband derBayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. (VBM) fördern im Rahmen diesesProjektes in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kultusministerium siebenrhythmisierte Ganztageshauptschulen. An den Schulen werden innovative Kon-zepte umgesetzt, wie z. B. die Vergabe externer Lehraufträge, Weiterbildungs-seminare für Lehrkräfte, berufsbezogene Projektarbeit im Unterricht etc. Fernerwurde eine Clearingstelle eingerichtet, die für die Vernetzung der Schulen sorgt.www.bildunginbayern.de

Förderprogramm »Start in den Beruf« der BASF AG Ludwigshafensowie der Chemie-Sozialpartner BAVC und IG BCE in Zusammenarbeit mit

dem Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI)

Voraussetzung für die Aufnahme in das Förderprogramm ist ein Hauptschul-abschluss. Ziel ist es, die Jugendlichen, die aufgrund ihrer gravierenden Defizitekeinen Ausbildungsplatz bekommen, durch innerbetriebliche Fördermaßnah-men – kombiniert mit Unterricht in der Berufsschule – berufsausbildungsfähigzu machen. In 12 Monaten soll diese Befähigung erreicht sein und das Pro-gramm in ein Ausbildungsverhältnis münden.

Zum einen wird das Grundwissen durch Unterricht in der Gruppe verbessert,insbesondere in den Fächern Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie und be-triebsbezogene Sozialkunde. Zum anderen werden die Jugendlichen im Betriebeingesetzt und mit einfachen Tätigkeiten in der Produktion, in Werkstätten,Labors oder Büros vertraut gemacht. Die innerbetriebliche Förderung wirddurch Praktika zur Berufsfindung in anderen Ausbildungsbetrieben ergänzt.Großer Wert wird auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen gelegt. Ausbilderund Jugendliche lernen sich bei einem Schullandheimaufenthalt kennen. Im Jahr 2002 nahmen bundesweit 150 Jugendliche am Förderprogramm teil.Die Mehrzahl konnte im Anschluss eine Ausbildung aufnehmen. www.basf-ag.de

2726 Option für die Jugend »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft

Page 29: Option für die Jugend

4. »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft

Für viele Reformmaßnahmen gibt es bereits gute Beispiele aus der gelebten Praxis,die Vorbild sein können. Sie zeigen, dass Verbesserungen sehr wohl möglic h undteilweise schon realisiert sind. Einzelprojekte, so erfolgreich sie sind, reichen aller-dings nicht aus: Jeder Jugendliche in Deutschland muss Chancen für seine Zukunfthaben. Eine breite Umsetzung und Realisierung muss daher folgen.

Nahtstelle Übergang Schule – Ausbildung/Beruf»BiK – Berufsvorbereitung in Kooperationsklassen«Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg

Zielgruppe: Schüler und Schülerinnen der 9. Klassen der Hauptschulen und des Berufsvor-bereitungsjahres

Ziele: Verbesserung der Chancen der Schülerinnen und Schüler der Kooperations-klassen auf dem Ausbildungs- und ArbeitsmarktIntensivierung der Zusammenarbeit von Schulen und Betrieben

Instrumente:Begleitung im Übergang Schule-Beruf durch umfassende Hilfen und Informa-tionen in enger Kooperation mit den zuständigen Lehrern und LehrerinnenHilfen zur Berufsfindung in Absprache mit den zuständigen Berufsberaterndes örtlichen ArbeitsamtesBewerbungstrainingHilfe bei der Suche nach PraktikumsplätzenBetreuung der PraktikaSprechstunden in den SchulenEinzelfallhilfenNachbetreuung der Schüler und Schülerinnen

Die Betreuung in Kooperationsklassen ist ein Angebot des Verbandes derMetall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e. V. Südwestmetall imRahmen der Ausbildungs- und Qualifizierungsinitiative »Start 2000 plus«.www.bbq-zukunftskurs.de

Ganztagesschulen im HauptschulbereichVereinigung der Bayerischen Wirtschaft/Verband der Bayerischen Metall-

und Elektroindustrie

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) und der Verband derBayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. (VBM) fördern im Rahmen diesesProjektes in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kultusministerium siebenrhythmisierte Ganztageshauptschulen. An den Schulen werden innovative Kon-zepte umgesetzt, wie z. B. die Vergabe externer Lehraufträge, Weiterbildungs-seminare für Lehrkräfte, berufsbezogene Projektarbeit im Unterricht etc. Fernerwurde eine Clearingstelle eingerichtet, die für die Vernetzung der Schulen sorgt.www.bildunginbayern.de

Förderprogramm »Start in den Beruf« der BASF AG Ludwigshafensowie der Chemie-Sozialpartner BAVC und IG BCE in Zusammenarbeit mit

dem Unterstützungsverein der chemischen Industrie (UCI)

Voraussetzung für die Aufnahme in das Förderprogramm ist ein Hauptschul-abschluss. Ziel ist es, die Jugendlichen, die aufgrund ihrer gravierenden Defizitekeinen Ausbildungsplatz bekommen, durch innerbetriebliche Fördermaßnah-men – kombiniert mit Unterricht in der Berufsschule – berufsausbildungsfähigzu machen. In 12 Monaten soll diese Befähigung erreicht sein und das Pro-gramm in ein Ausbildungsverhältnis münden.

Zum einen wird das Grundwissen durch Unterricht in der Gruppe verbessert,insbesondere in den Fächern Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie und be-triebsbezogene Sozialkunde. Zum anderen werden die Jugendlichen im Betriebeingesetzt und mit einfachen Tätigkeiten in der Produktion, in Werkstätten,Labors oder Büros vertraut gemacht. Die innerbetriebliche Förderung wirddurch Praktika zur Berufsfindung in anderen Ausbildungsbetrieben ergänzt.Großer Wert wird auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen gelegt. Ausbilderund Jugendliche lernen sich bei einem Schullandheimaufenthalt kennen. Im Jahr 2002 nahmen bundesweit 150 Jugendliche am Förderprogramm teil.Die Mehrzahl konnte im Anschluss eine Ausbildung aufnehmen. www.basf-ag.de

2726 Option für die Jugend »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft

Page 30: Option für die Jugend

MDQM – die modulare duale QualifizierungsmaßnahmeUnternehmensverbände Berlin-Brandenburg

MDQM wird derzeit in 20 anerkannten kaufmännischen, gewerblich-techni-s chen und Dienstleistungsberufen angeboten. Das Programm teilt sich in Berufs-vorbereitung (MDQM I) und schulische Berufsausbildung (MDQM II). Derfachtheoretische Anteil wird dabei an den Berliner Oberstufenzentren vermit-telt, der fachpraktische in der bbw Berufsvorbereitungs- und Ausbildungsgesell-schaft oder bei einem Kooperationspartner.

MDQM I führt bei entsprechenden Leistungen zu einem Hauptschulabschluss.Eine erfolgreiche Teilnahme verhilft zu größeren Chancen auf dem Ausbil-dungsstellenmarkt und garantiert eine Teilnahme an MDQM II. Insgesamt um-fasst MDQM I pro Woche 15 Unterrichtsstunden Fachtheorie und 15 StundenFachpraxis. MDQM II ist, je nach Ausbildungsberuf, eine 2, 3 oder 31/2-jährigeschulische Berufsausbildung, die auf eine externe Prüfung vorbereitet. Beie n t s p r e chenden Leistungen ist damit der Realsch u l a b s chluss ve r b u n d e n .MDQM II umfasst 20 Wochenstunden Fachtheorie in der Berufsschule und 20Stunden Fachpraktikum im bbw oder bei einem Kooperationspartner. MDQM IIeignet sich für alle Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, die mindestens übereinen Hauptschulabschluss verfügen. www.uvb-online.de

»Zukunftswerkstätten für Schüler«Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Ziele: Verbesserung der Berufswahlkompetenz, bessere Ausbildungsreife.Instrumente: Im Rahmen der Future Camps wird ein Methodenmix aus berufs-orientierenden, teambildenden und individuellen Maßnahmen (Eignungsfest-stellung, Arbeit im Team, Interaktion in Gesprächen) angewendet. Die Ergeb-nisse werden von den Schülern, in Schülerfirmen oder Schüler-Azubi-Projektenmit Unterstützung der Lehrkräfte und Partnerunternehmen (DaimlerChrysler,MTU u. a.) umgesetzt. Die Schüler erhalten Zertifikate. www.sdw.org

Innenansichten – Lehrer erleben WirtschaftDresdner Bank

Lehrer erleben und erfahren alles rund um den Bankkaufmann/-frau, das Bank-geschäft und den Bankalltag und können ihre Schüler aktuell darüber infor-mieren. Das Praktikum dauert eine Woche und wird mehrmals im Jahr durchge-führt. Zielgruppe sind Lehrer von Realschulen und Gymnasien.

Holiday-ShadowDresdner Bank

»Schnupperlehre« für Realschüler und GymnasiastenPraktika in der Ferienzeit: Schüler begleiten Auszubildende drei Wochen langin ihren Ferien wie ein »Schatten«. Sie erhalten frühzeitig Einblick in den Berufund können Neigungen und Eignungen erkennen. 2002 nahmen rund 500Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren teil.www.dresdner-bank.de

»Berufswahlentscheidung als Bestandteil des Lebenskonzeptes«Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft mit dem Kultusministerium;

Thüringer Institut für Lehrplanentwicklung, Lehrerfortbildung und Medien

(ThIllm); Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Thüringen

Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule (Regelschule)Ab Klasse 7 bis Klasse 9 bzw. 10Im Rahmen des Projektes werden vier Module bearbeitet:

Modul 1: Info-Plattform online Klasse 7-10

Modul 2: Berufswahl leicht gemacht (Assessment-Center) Klasse 7

Modul 3: Berufswahl entsprechend der Wirtschaftsstruktur In folgenden Fächern findet eine intensive berufliche Orientierung statt:»Wirtschaft und Technik« Klasse 7-9 »Wirtschaft und Recht« Klasse 9

2928 Option für die Jugend »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft

Page 31: Option für die Jugend

MDQM – die modulare duale QualifizierungsmaßnahmeUnternehmensverbände Berlin-Brandenburg

MDQM wird derzeit in 20 anerkannten kaufmännischen, gewerblich-techni-s chen und Dienstleistungsberufen angeboten. Das Programm teilt sich in Berufs-vorbereitung (MDQM I) und schulische Berufsausbildung (MDQM II). Derfachtheoretische Anteil wird dabei an den Berliner Oberstufenzentren vermit-telt, der fachpraktische in der bbw Berufsvorbereitungs- und Ausbildungsgesell-schaft oder bei einem Kooperationspartner.

MDQM I führt bei entsprechenden Leistungen zu einem Hauptschulabschluss.Eine erfolgreiche Teilnahme verhilft zu größeren Chancen auf dem Ausbil-dungsstellenmarkt und garantiert eine Teilnahme an MDQM II. Insgesamt um-fasst MDQM I pro Woche 15 Unterrichtsstunden Fachtheorie und 15 StundenFachpraxis. MDQM II ist, je nach Ausbildungsberuf, eine 2, 3 oder 31/2-jährigeschulische Berufsausbildung, die auf eine externe Prüfung vorbereitet. Beie n t s p r e chenden Leistungen ist damit der Realsch u l a b s chluss ve r b u n d e n .MDQM II umfasst 20 Wochenstunden Fachtheorie in der Berufsschule und 20Stunden Fachpraktikum im bbw oder bei einem Kooperationspartner. MDQM IIeignet sich für alle Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, die mindestens übereinen Hauptschulabschluss verfügen. www.uvb-online.de

»Zukunftswerkstätten für Schüler«Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Ziele: Verbesserung der Berufswahlkompetenz, bessere Ausbildungsreife.Instrumente: Im Rahmen der Future Camps wird ein Methodenmix aus berufs-orientierenden, teambildenden und individuellen Maßnahmen (Eignungsfest-stellung, Arbeit im Team, Interaktion in Gesprächen) angewendet. Die Ergeb-nisse werden von den Schülern, in Schülerfirmen oder Schüler-Azubi-Projektenmit Unterstützung der Lehrkräfte und Partnerunternehmen (DaimlerChrysler,MTU u. a.) umgesetzt. Die Schüler erhalten Zertifikate. www.sdw.org

Innenansichten – Lehrer erleben WirtschaftDresdner Bank

Lehrer erleben und erfahren alles rund um den Bankkaufmann/-frau, das Bank-geschäft und den Bankalltag und können ihre Schüler aktuell darüber infor-mieren. Das Praktikum dauert eine Woche und wird mehrmals im Jahr durchge-führt. Zielgruppe sind Lehrer von Realschulen und Gymnasien.

Holiday-ShadowDresdner Bank

»Schnupperlehre« für Realschüler und GymnasiastenPraktika in der Ferienzeit: Schüler begleiten Auszubildende drei Wochen langin ihren Ferien wie ein »Schatten«. Sie erhalten frühzeitig Einblick in den Berufund können Neigungen und Eignungen erkennen. 2002 nahmen rund 500Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren teil.www.dresdner-bank.de

»Berufswahlentscheidung als Bestandteil des Lebenskonzeptes«Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft mit dem Kultusministerium;

Thüringer Institut für Lehrplanentwicklung, Lehrerfortbildung und Medien

(ThIllm); Landesarbeitsgemeinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Thüringen

Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule (Regelschule)Ab Klasse 7 bis Klasse 9 bzw. 10Im Rahmen des Projektes werden vier Module bearbeitet:

Modul 1: Info-Plattform online Klasse 7-10

Modul 2: Berufswahl leicht gemacht (Assessment-Center) Klasse 7

Modul 3: Berufswahl entsprechend der Wirtschaftsstruktur In folgenden Fächern findet eine intensive berufliche Orientierung statt:»Wirtschaft und Technik« Klasse 7-9 »Wirtschaft und Recht« Klasse 9

2928 Option für die Jugend »Best Practice« – Beispiele aus der Wirtschaft

Page 32: Option für die Jugend

5. Zukunft von Arbeit und Ausbildung

Unsere Wirtschaft ist im Wandel begriffen und dies hat auch Auswirkungen aufBildung und Ausbildung. Technischer Fortschritt, veränderte Konsumgewohnheitender Bürger, Nachfrageverschiebungen durch die internationale Arbeitsteilung – mitanderen Worten ein tiefgreifender S t r u k t u r wa n d e l – verändern die Wi r t s chaft. Langzeitprognosen sagen, dass der Anteil höherwertiger und produktionsnaherDienstleistungen am Tätigkeitsspektrum weiter steigen wird. Dieser Wandel zurD i e n s t l e i s t u n g s g e s e l l s ch a f t muss sich in der Schulbildung und der betrieblichenAusbildung niederschlagen.

Die Modernisierung der Ausbildungsberufe ist eine ständige Aufgabe. Es geht da-rum, veraltete Ausbildungsberufe zu modernisieren und neue berufsübergreifendeAnforderungen als Elemente in Ausbildungsberufe aufzunehmen und schließlichneue Tätigkeitsfelder in neuen Ausbildungsberufen abzubilden.

Im Zuge der technischen Entwicklung haben etwa computergestützte Maschinen inviele Tätigkeitsbereiche Einzug gehalten, die früher eher als einfach charakterisiertwurden. Damit wachsen auch die Anforderungen an die entsprechende Arbeitskraft.Ohne Kompetenzen und Vorkenntnisse geht es in den meisten Tätigkeitsbereichen –auch den eher einfachen – nicht mehr. Gerade grundlegende technische Kom-petenzen, aber auch soziale Kompetenzen sind immer erforderlich: Bildung spielteine entscheidende Rolle für den Erfolg am Arbeitsmarkt. Personen ohne Berufs-ausbildung sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. Es widerspricht derChancengerechtigkeit , sie ohne Angebote zu lassen. Wir dürfen nicht nur hochqualifizierte Erwerbstätigkeiten vorsehen, sondern müssen auch solchen Personenund vor allem Jugendlichen Chancen auf einfachere Tätigkeiten und entsprechendeAusbildungen geben. Wir appellieren an die Gewerkschaften, sich dem nicht längerentgegenzustellen.

Dazu gehören auch neue Systeme der Leistungsmessung . Mangelnde Flexibilität inder Tarifstruktur kann die Einstellung von geringer Qualifizierten für einfacheTätigkeiten verhindern. Darüber hinaus kann auch ein geringer Abstand zwischenLohnersatzleistungen und Lohn ein zu geringer Anreiz sein, eine entsprechende ein-fache Tätigkeit aufzunehmen. Wir brauchen tätigkeits- und leistungsorientierteEntgeltsysteme. Gleichzeitig müssen wir die Transfersysteme grundlegendreformieren, damit sie eine echte »Hilfe zur Arbeit« geben.

31Zukunft von Arbeit und Ausbildung

»Wirtschaft – Umwelt – Europa« Klasse 8, 9»Deutsch« Klasse 8 Hauptschulkurs, Klasse 9 RealschulkursDurchführung von zweiwöchigen Betriebspraktika Klasse 8-9

Modul 4: Typisch Mädchen (PC-Kenntnisse)Unternehmen leisten Berufserkundungen vor Ort, Assessmentverfahren, Vor-stellungsgespräche, Berufswahlbörsen in den Schulen, Schnupperpraktika, Tageder offenen Tür. Schulen gestalten die Berufsorientierung als Projektwoche und-arbeit. Für alle Kurse werden Zertifikate ausgegeben.www.bwtw.de

»Steps to success«: Lehrer werden Karriere-Coachs für SchülerKommunikationsagentur Imago, Wuppertal

Im Trainingsprogramm »Steps to success« werden Lehrer der Sekundarstufen Iund II geschult, um als Moderatoren bei intensiven Workshops Schüler inRichtung Beruf zu orientieren. Es ist von der Kommunikationsagentur Imago,Wuppertal, entwickelt worden.

Förderung: Wuppertaler Arbeitgeberverbände, Unternehmerschaft Niederrhein, Stiftung

Pro Ausbildung der Unternehmerschaft Düsseldorf, Arbeitgeberverband Rhein-Wupper,

Verband der Siegerländer Metallindustrie, Niederrheinische Industrie- und Handels-

kammer Duisburg, Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft, Bildungs-

zentrum Tannenfelde.

www.steps-to-success.info.

30 Option für die Jugend

Page 33: Option für die Jugend

5. Zukunft von Arbeit und Ausbildung

Unsere Wirtschaft ist im Wandel begriffen und dies hat auch Auswirkungen aufBildung und Ausbildung. Technischer Fortschritt, veränderte Konsumgewohnheitender Bürger, Nachfrageverschiebungen durch die internationale Arbeitsteilung – mitanderen Worten ein tiefgreifender S t r u k t u r wa n d e l – verändern die Wi r t s chaft. Langzeitprognosen sagen, dass der Anteil höherwertiger und produktionsnaherDienstleistungen am Tätigkeitsspektrum weiter steigen wird. Dieser Wandel zurD i e n s t l e i s t u n g s g e s e l l s ch a f t muss sich in der Schulbildung und der betrieblichenAusbildung niederschlagen.

Die Modernisierung der Ausbildungsberufe ist eine ständige Aufgabe. Es geht da-rum, veraltete Ausbildungsberufe zu modernisieren und neue berufsübergreifendeAnforderungen als Elemente in Ausbildungsberufe aufzunehmen und schließlichneue Tätigkeitsfelder in neuen Ausbildungsberufen abzubilden.

Im Zuge der technischen Entwicklung haben etwa computergestützte Maschinen inviele Tätigkeitsbereiche Einzug gehalten, die früher eher als einfach charakterisiertwurden. Damit wachsen auch die Anforderungen an die entsprechende Arbeitskraft.Ohne Kompetenzen und Vorkenntnisse geht es in den meisten Tätigkeitsbereichen –auch den eher einfachen – nicht mehr. Gerade grundlegende technische Kom-petenzen, aber auch soziale Kompetenzen sind immer erforderlich: Bildung spielteine entscheidende Rolle für den Erfolg am Arbeitsmarkt. Personen ohne Berufs-ausbildung sind überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. Es widerspricht derChancengerechtigkeit , sie ohne Angebote zu lassen. Wir dürfen nicht nur hochqualifizierte Erwerbstätigkeiten vorsehen, sondern müssen auch solchen Personenund vor allem Jugendlichen Chancen auf einfachere Tätigkeiten und entsprechendeAusbildungen geben. Wir appellieren an die Gewerkschaften, sich dem nicht längerentgegenzustellen.

Dazu gehören auch neue Systeme der Leistungsmessung . Mangelnde Flexibilität inder Tarifstruktur kann die Einstellung von geringer Qualifizierten für einfacheTätigkeiten verhindern. Darüber hinaus kann auch ein geringer Abstand zwischenLohnersatzleistungen und Lohn ein zu geringer Anreiz sein, eine entsprechende ein-fache Tätigkeit aufzunehmen. Wir brauchen tätigkeits- und leistungsorientierteEntgeltsysteme. Gleichzeitig müssen wir die Transfersysteme grundlegendreformieren, damit sie eine echte »Hilfe zur Arbeit« geben.

31Zukunft von Arbeit und Ausbildung

»Wirtschaft – Umwelt – Europa« Klasse 8, 9»Deutsch« Klasse 8 Hauptschulkurs, Klasse 9 RealschulkursDurchführung von zweiwöchigen Betriebspraktika Klasse 8-9

Modul 4: Typisch Mädchen (PC-Kenntnisse)Unternehmen leisten Berufserkundungen vor Ort, Assessmentverfahren, Vor-stellungsgespräche, Berufswahlbörsen in den Schulen, Schnupperpraktika, Tageder offenen Tür. Schulen gestalten die Berufsorientierung als Projektwoche und-arbeit. Für alle Kurse werden Zertifikate ausgegeben.www.bwtw.de

»Steps to success«: Lehrer werden Karriere-Coachs für SchülerKommunikationsagentur Imago, Wuppertal

Im Trainingsprogramm »Steps to success« werden Lehrer der Sekundarstufen Iund II geschult, um als Moderatoren bei intensiven Workshops Schüler inRichtung Beruf zu orientieren. Es ist von der Kommunikationsagentur Imago,Wuppertal, entwickelt worden.

Förderung: Wuppertaler Arbeitgeberverbände, Unternehmerschaft Niederrhein, Stiftung

Pro Ausbildung der Unternehmerschaft Düsseldorf, Arbeitgeberverband Rhein-Wupper,

Verband der Siegerländer Metallindustrie, Niederrheinische Industrie- und Handels-

kammer Duisburg, Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft, Bildungs-

zentrum Tannenfelde.

www.steps-to-success.info.

30 Option für die Jugend

Page 34: Option für die Jugend

Beschäftigungsmöglichkeiten sind für Arbeitnehmer mit einer Grundausrüstung anQualifikationen und Kompetenzen vorhanden: Ein großer Anteil der zur Zeit ge-meldeten offenen Stellen richtet sich auf Tätigkeiten, die keine spezielle Berufs-ausbildung verlangen.

Eine exakte Vorhersage, welche Qualifikationsmuster in Zukunft gebraucht werden,ist schwierig. Allein die Dynamik der technischen Innovationen schafft heute nochunabsehbare Wi r t s chaftsfelder und T ä t i g k e i t s b e r e i che. Deshalb müssen dieBildungssysteme flexibel sein, um sich zeitnah auf Veränderungen einstellen undreagieren zu können. Bildungseinrichtungen müssen sich – wie Unternehmen – alslernende Organisationen verstehen, um dem Wandel gerecht zu werden.

Eine enge Verzahnung mit der betrieblichen Praxis ist dazu notwendig. Die Betriebeselbst stellen kontinuierlich entsprechend ihren Organisations- und Arbeitsstruktu-ren den eigenen Qualifikationsbedarf fest. Diese Erkenntnisse werden über dieNetzwerke der Wirtschaft gesammelt, gebündelt und durch die Entwicklung derrichtigen, passgenauen Ausbildungsberufe, Qualifizierungsmaßnahmen und Weiter-bildungskonzepte umgesetzt. Diese Netzwerke müssen in den nächsten Jahren nochweiter ausgebaut und genutzt werden. Ein erfolgreiches Beispiel für die gute Zu-sammenarbeit ist das Projekt »Dauerbeobachtungssystem der betrieblichen Quali-fikationsentwicklung« des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung.

So tiefgreifend der Wandel auch sein wird, eines bleibt gewiss: Die junge Gene-ration wird mit ihrer Wissens- und Bildungsausstattung für die Inno vationsfähigkeitund das Wachstum unserer Wirtschaft entscheidend sein. Ihnen die notwendigeBildung mitzugeben ist ein Teil des Generationenvertrages.

Wir brauchen eine Option für die Zukunft: die Option für die Jugend.

32 Option für die Jugend

Weitere Publikationen der Deutschen Arbeitgeber zur Schulpolitik und zur Berufsausbildung:

Eckpunkte zur Verbesserung der Strukturen und der Rahmenbedingungen der Berufsausbildung (2003)

Bildungsauftrag Werteerziehung – Selbstständig denken, verantwortlichhandeln (2002)

Standortfaktor Schule – Begabung fördern, Lernen differenzieren (2002)

Führungskraft Lehrer – Empfehlung der Wirtschaft für ein Lehrerleitbild (2001)

Schule in der modernen Leistungsgesellschaft. Das schulpolitischePositionspapier der BDA (1998)

gemeinsam mit anderen europäischen Arbeitgeberverbänden:

Empowering the teaching profession and modernizing school management(2003)

In search of quality in schools. The employers’ perspective (2000)

gemeinsam mit dem DGB:

Gemeinsame Erklärung von BDA und DGB zu Ganztagsangeboten (2003)

Wirtschaft – notwendig für schulische Allgemeinbildung. Gemeinsame Initiative von Eltern, Lehrern, Wissenschaft, Arbeitgebern undGewerkschaften (2000)

Page 35: Option für die Jugend

Beschäftigungsmöglichkeiten sind für Arbeitnehmer mit einer Grundausrüstung anQualifikationen und Kompetenzen vorhanden: Ein großer Anteil der zur Zeit ge-meldeten offenen Stellen richtet sich auf Tätigkeiten, die keine spezielle Berufs-ausbildung verlangen.

Eine exakte Vorhersage, welche Qualifikationsmuster in Zukunft gebraucht werden,ist schwierig. Allein die Dynamik der technischen Innovationen schafft heute nochunabsehbare Wi r t s chaftsfelder und T ä t i g k e i t s b e r e i che. Deshalb müssen dieBildungssysteme flexibel sein, um sich zeitnah auf Veränderungen einstellen undreagieren zu können. Bildungseinrichtungen müssen sich – wie Unternehmen – alslernende Organisationen verstehen, um dem Wandel gerecht zu werden.

Eine enge Verzahnung mit der betrieblichen Praxis ist dazu notwendig. Die Betriebeselbst stellen kontinuierlich entsprechend ihren Organisations- und Arbeitsstruktu-ren den eigenen Qualifikationsbedarf fest. Diese Erkenntnisse werden über dieNetzwerke der Wirtschaft gesammelt, gebündelt und durch die Entwicklung derrichtigen, passgenauen Ausbildungsberufe, Qualifizierungsmaßnahmen und Weiter-bildungskonzepte umgesetzt. Diese Netzwerke müssen in den nächsten Jahren nochweiter ausgebaut und genutzt werden. Ein erfolgreiches Beispiel für die gute Zu-sammenarbeit ist das Projekt »Dauerbeobachtungssystem der betrieblichen Quali-fikationsentwicklung« des Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung.

So tiefgreifend der Wandel auch sein wird, eines bleibt gewiss: Die junge Gene-ration wird mit ihrer Wissens- und Bildungsausstattung für die Inno vationsfähigkeitund das Wachstum unserer Wirtschaft entscheidend sein. Ihnen die notwendigeBildung mitzugeben ist ein Teil des Generationenvertrages.

Wir brauchen eine Option für die Zukunft: die Option für die Jugend.

32 Option für die Jugend

Weitere Publikationen der Deutschen Arbeitgeber zur Schulpolitik und zur Berufsausbildung:

Eckpunkte zur Verbesserung der Strukturen und der Rahmenbedingungen der Berufsausbildung (2003)

Bildungsauftrag Werteerziehung – Selbstständig denken, verantwortlichhandeln (2002)

Standortfaktor Schule – Begabung fördern, Lernen differenzieren (2002)

Führungskraft Lehrer – Empfehlung der Wirtschaft für ein Lehrerleitbild (2001)

Schule in der modernen Leistungsgesellschaft. Das schulpolitischePositionspapier der BDA (1998)

gemeinsam mit anderen europäischen Arbeitgeberverbänden:

Empowering the teaching profession and modernizing school management(2003)

In search of quality in schools. The employers’ perspective (2000)

gemeinsam mit dem DGB:

Gemeinsame Erklärung von BDA und DGB zu Ganztagsangeboten (2003)

Wirtschaft – notwendig für schulische Allgemeinbildung. Gemeinsame Initiative von Eltern, Lehrern, Wissenschaft, Arbeitgebern undGewerkschaften (2000)

Page 36: Option für die Jugend

Ansprechpartner:Bundesvereinigung der Deutschen ArbeitgeberverbändeAbt. Bildungspolitik, Gesellschaftspolitikund GrundsatzfragenBreite Straße 2910178 BerlinTelefon: 030/20 33-15 00Telefax: 030/20 33-15 05E-Mail [email protected]

ISBN 3-9808995-1-9