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44 keit s e p kann, in Verbindung zu stehen. Es ware dem- nach zu wiinschen, dafs sich diejenigen Naturforscher, wel- che dieser Gegenstand irgendwie interessirea kann, mit ei- ner naheren Untersuchung desselben beschaftigen mochteo. 111. Optische Bxperimetrtal- Untersuchungen; won 6. Quincke. (Portsetzung von Bd. 127, S. 1-29 u. 199-237; Bd. 128, S. 455-399 U. S. 541-564.) V. Rerstelluog von Metallspiegelo. 45. B e i vielen optischen Untersuchungen ist es wiinschens- werth Metallspiegel benutzen zu konnen wegen der h t e n - sitat und der ubrigen Eigenschaften des von ihuen reflectir- ten Lichtes. Besonders eignet sich das Silber zu solchen Metallspiegeln, weil man dibselben auf Glasplatten belie- biger Form leicht herstcllen und poliren kann. Es sind daber schon seit langcrer Zcit eine Rcibe von Methoden zur Anfertigung von Silberspicgeln angegeben worden, zu- ma1 die Technik sich von der Moglicbkeit auch krumme Glasflschen und Tafelglas niit Spiegelbeleguug versehen zu lionnen groCse Vortheile versprach. Wenn die grofsen Ermartungen, die an die Belegung des Glases mit Silber gekniipft worden, nicht in Erfullung gegangen sind, und man fast iiberall wieder zu der alten Belegung mit Quecksilber und Zinnfolie zuruckgekehrt ist, so liegt der Grund nach den Erfahrungen, welche ich seit dem Jabre 1858 dariiber gelnacht habe, einestheils in der Schwie- rigkeit die Glasplatten zu reinigen, welcbe belegt werden sollen, und anderntheils in einer Aenderung der molecu- laren Beschaffenheit des Silbcrs, modurch dieses die Fabig- keit verliert, das Licht stark zu refleetiren. Zu diesen

Optische Experimental-Untersuchungen

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keit s e p kann, in Verbindung zu stehen. Es ware dem- nach zu wiinschen, dafs sich diejenigen Naturforscher, wel- che dieser Gegenstand irgendwie interessirea kann, mit ei- ner naheren Untersuchung desselben beschaftigen mochteo.

111. Optische Bxperimetrtal- Untersuchungen; won 6. Quincke .

(Portsetzung von Bd. 127, S. 1-29 u. 199-237; Bd. 128, S. 455-399 U. S . 541-564.)

V. Rerstelluog von Metallspiegelo.

45.

B e i vielen optischen Untersuchungen ist es wiinschens- werth Metallspiegel benutzen zu konnen wegen der h t e n - sitat und der ubrigen Eigenschaften des von ihuen reflectir- ten Lichtes. Besonders eignet sich das Silber zu solchen Metallspiegeln, weil man dibselben auf Glasplatten belie- biger Form leicht herstcllen und poliren kann. Es sind daber schon seit langcrer Zcit eine Rcibe von Methoden zur Anfertigung von Silberspicgeln angegeben worden, zu- ma1 die Technik sich von der Moglicbkeit auch krumme Glasflschen und Tafelglas niit Spiegelbeleguug versehen zu lionnen groCse Vortheile versprach.

Wenn die grofsen Ermartungen, die an die Belegung des Glases mit Silber gekniipft worden, nicht i n Erfullung gegangen sind, und man fast iiberall wieder zu der alten Belegung mit Quecksilber und Zinnfolie zuruckgekehrt ist, so liegt der Grund nach den Erfahrungen, welche ich seit dem Jabre 1858 dariiber gelnacht habe, einestheils in der Schwie- rigkeit die Glasplatten zu reinigen, welcbe belegt werden sollen, und anderntheils in einer Aenderung der molecu- laren Beschaffenheit des Silbcrs, modurch dieses die Fabig- keit verliert, das Licht stark zu refleetiren. Zu diesen

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Uebelstauden kommt, wenn die Silberbelegung einer Spie- gelglasplatte po€irt und als ebener Metallspiegel benutzt wird, noch der, dafs in freier Luft Schwefelwasserstoff und andere Vcrunreiniguugen der Atmosphare die Metallober- flache verandern rind sich besonders am Rande sehr schiine Farbeu diinner Blattchen auf dem Metallspiegel wahrneh- men lassen.

Das Silber Mst sich, weiin nur die am Glase anliegende Seite benutzt werden soll, durch einen Firnifs vor dem Einfliifs dieser chemischen Verauderungen schiitzen, und die Spiegel haltcn daun llnger als die mit freier Metall- belegung. Meist wird abcr nach geniigcnd langer Zeit auch bri diesen gefirnifsten Spiegeln eine Veranderuag e h - treten, indem a n eiuzelnen Punkten die spiegelnde Flache grau wird, und von hier aus die matte graue SteIle sich alhahlich , meist strahlenfiirmig, weiter ausbreitet. Der- gleichen Aenderungcn der festen metallischeu Belegungen kommen bei allen Metallen, die ich untersucht habe, vor, und man wird daher nieinals aus festen Metallen Spiegel- belegungen herstellen k6nnen, die lange Zeit hindurch sicb balten. Die Technik ist sclion friih auf den Ausweg ver- fallen eine Flussigkeit , die dunne Qiiecksilberschicht zwi- schen Glas und Zinnfolie, als Spiegelbelegung ail-zuwenden. Bei dieser Fliissigkeit kommen zwar auch Molecular- Aen- derungen vor, aber sie verschwinden ebenso leicbt, wie sie entstehen, und die Belegung bcwahrt stets in nahezu glei- chem Maalse die Fahigheit das Licbt zu reflectiren.

Fur wissenschaftliche Zwccke ist in vielen Fallen diesc Veranderlichkeit der festen Metallspiegel ohne Bedeutung, sobald man Mittel hat, sie walirzunehmeu und mit Leich- tigkeit den alten Metallspiegel durch einen neuen zu er- setzen.

Ich werde im Folgenden die VOII mir wiederholt ange- wandten Methoden besclireibcn, mit denen ich Silberspiegel dargestcllt habe, und dabei ihre Vorzuge und Miingel a- wahnen. Rlir selbst, wie tnanchem meiner Freunde sind Persuche misgliickt, wenn wir einzelne Kleinigkeiten nicht

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beachtetenr ich bitte daher zu entschuldigen, wenn ich an manchen Stellen zu ausfiihrlirh scheiiien sollte.

Die haltbarsten Spiegcl liefert die Methode eon Peti t - j ean , die auch F a r a d a y ') benutzt und empfohlen hat.

Man lose in einem kleinen Becherglas lgr geschmolze- nes salpetersaiires Silberoxyd in 0gr,7 starker atzender Am- moniakflussigkeit auf. Sollte, was fast immer der Fall seyn wird, diese Ammoniak - Menge nicht geniigen, SO wird tropfenweise und sehr vorsichtig noch soviel Ammoniak- fliisbigkeit hinzugefugt, bis eine klare Losung mtsteht. Die Flussigkeit darf aber durchaus nicht nach Ammoniak rie- chen nnd man darf sich daher nicht durch eine geringe Triibting, die von einer Verunreinigung mit einem Chlor- salz herriihren kann, verleiten lassen, zuviel Ammoniak zu- zusetzen. J e sorgf3ltiper dieser Zusatz yon Ammoniak ge- schieht, urn SO schneller rind besser bilden sich die Silber- spiegel.

Zu der ainmoniakaliscben Silberlosung setzt man d a m MP,I 1 krystallisirte V'einsteins:iurc in etwa $ Cubikcent. Wasser gelost, indem man die Flussigkeit mit einem Glas- &be fortwahrend umriihrt, um dadurch den entstehenden weifsen Niederschlag miiglichst zu zerkleinern. Auf diese Flussigkeit gielst mail nach und nach in kleinen Portionen 90 Cubikcent. destillirtes Wasser auf, Iaist den weifsen Niedcrschlag absetzen und giefst die klare LBsung von diesem ab.

Statt dessen kann man auch, und das ist meist beque- mer, in einer Glasflasche mit eingeriebenem Glasstopsel den Niederschlag mit destillirtem Wasser schutteln, und dadurch moglichst a~ f losen .~ Ich benutze gewohnlich Glas- flaschen auf denen durch Diamantstriche Volumentheile VOII 10 oder 50 Cubikcent. abgetheilt sind, je nach der ganzen Menge der Silberliisung, die man auf einmal dar- stellt. Sie liaben den Vortheil, die verbrauchte Silbermenge sofort iiberseheu zu lassen.

Der ungeloste Theil des Niederschlages m d s sich schneIl 1) Pogg. Ann. Bd. lOJ, 1857, S. 314.

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zu Bodeii setzen und die Fliissigkeit ganz klar odcr durch- schrinend aussehen. Sie braunt sich nach wenigen Minu- ten, besonders bei Einwirkung dcs Tagcslichtes. Filtriren einer Fliissigkcit, ails der sich Silber absetzen soll, ist zu verineiden, weil sirh sonst Silber abscheidet, das sich nich t poliren 15I-s t.

Diese Versilberungsfliissigkeit bringt man in Beriihrung mit den Glasflachen, die innii rersilbern will. Aus ihr scheidet sich schoii in der Ktilte Silber ab, so dafs nach

Stunde der Spiegel vollendet ist, wenn nicht zuriel Am- moniak bei der Bereiturig der Losung angewandt wurdc. IJebrigens k a n n die Abscheidung des Silbcrs, weiin man nicht gar zu viel Atninoniak angewandt hat, auch noch nach 12h und Ianger erfolgen uod fehlerfreie Spiegel liefern.

Die Abscheidung des Silbers wird durch schwaches Er- wlirineii auf 40' bis 50' beschleunigt; sie geht um SO schnel- l r r imd leichter vor sich, je rciner die Glasflache war und je weniger Luft an derFelben haftete. J c nach dcr Lange der Zeit, wahrend deren inan das Silber sich ha t nbsetzen lassen, entlitilt d i e Fliissigkeit noch 10 bis 50 Proc. der urspriinglichen Silbcrinenge.

Das Putzen der Glas&sche:i ist eigeutlich die schwie- rigste Operation bei dieseii Silberhelegungen, um so mehr, als alle Unregelmafsigkeiten der Obertlacheubeschaffenheit sich in dem Silberniedersclilage bcim Poliren dcsselben be- merkbar machen. Tsfelglas Idst sich aus diesem Grunde gewiihnlich .leichter und schneller belegen als Spiegelglas und diescs letztere urn so leichter, je kiirzere Zeit seit dem Poliren der Spiegelplatren verflossen ist, jc weniger Gas und Feuchtiglreit von ' der Oberflache des Glascs absorbirt worden ist. Sogeiiannte wriche Glaser , die viel Natron enthalten, hygoskopisch sind, und sich leicht an der Ober- flriche vertindern, lassen sich niir scblecht, j a oft gar nicht, mit Silber helegen. Das abgeschiedene Silber sieht wolkig, matt und unreiu aus, und liist sich sofort \-om Glase ab, wenn man es zu poliren versucht. Solche Glaser sind ganz zu verwerfen, da es billiger und einfacher ist, neue

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Glaser zu belegen, als die alten neu poliren zu lassen auf die Gefahr hin, sie doch bald wieder verdorben zu sehen.

Mfiglicherweise wirkt ein Kochsalzgehalt des Glases dabei mit, da ich durch besondere Versuche gefunden habe, dafs ein Gehalt von cinein Milliontel Chlor (Kochsalz) in der Versilberungsflussigkeit schon hinreicht, das niederge- schlagene Silber zum Poliren untauglich zu machen. Aus diesem G r u d e gelingt nucli die Belegring der Spiegel im Grofsen meist leichter, als die im Kleinen fur wissenschaft- Iicbe Ewecke, da die Verunreiniguag durch die Glasober- fliiche da Gefgfse, i n welchen man die Versilberungsflussig- keit hreitet , weniger Einflufs auf grofsere wie auf kleinere Flussigkeits -Mengen hat. Rei allen Operationen ist d a h r auf aukerste Sauberkeit zu sehen, und die Hande mussen V O I ~ dem Schweifse, mit dem sie sich beim Abreiben der Glasplattan leicht bedecken, durch Waschen mit Seife ge- reiiiigt werdeu.

Grofse Glasplatten werden zunachst wie in den Spie- gelmanufaeturen durch Reiben mit Leinwandballen nnd Polirpulver gereinigt. Kleinere Wiser wasche ich mit Al- kohol und destillirtem Wasser oder lasse sie kingere Zeit in Alkohol liegen, worauf sie mit einem reineu leinenen Tuche abgetrocknet werden.

Diese Operation In& vor 'der Bereitung der Silberlo- suag vorgenommen worden seyn. Gleich nach Bereitung dcr Silberliisung giefst man einige C:bikcentimeter dersel- bell in eiu Uhrglas, taucht einen Leinwandlappen in die- selbe, und d a m in etmas Pariser Roth (geschlemmtes Eisen- oxyd) und rcibt damit die ganze Glasfkche, weiehe belegt werden SOU, ein. Nach 1 oder 2 Minuten, wenn diese Masse angetrocknet ist, wird sie durch Reiben mit einern neuen Leinwitndlappen entfernt. Dabei ist es vortheihaft die Glasflsche stark zu reiben, und die ganze Fkache mit krselben Stelle des Leinwandlappens trocken zu putzen, so' h f s beim Behauchen der Wasserdampf sich in eiaer gleichmtjligen Schicht aaf der Platte niederschlzgt , und

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wom6glich beim Verdampfen die Farben dunner Blattchen zeigt.

Das Putzen mit Silberliisung und Polirpnlver geschieht auf einem ebenen Holzbrett, Fig. 1 Taf. 111, in dessen einer Ecke zivei Holzleisten yon 1""' bis 2"" Dicke befestigt sind. Die Glasplatte wird init der Ecke in den von beideii Holzleisten gebildeten rechten Winkcl hiiieingeschohen und durch ein Brettcheti mit passcndern Ausschnitt, von glei- cher Dicke wie die Holzleisten, dariii festgehalten. Die zuin Putzen bestimmten Leinwandlappen pflege ich in halber Llnge auC das Elide viereckiger Rrettchen von 150'"" Liinge, 20"" Breite und 2 odcr 3""" Dicke aufzuwickcln, uinzu- sehlagcn und mit etwas Bindfaden festzubinden. Man hat damuf zu selien, d d s die Kance des Brettchcns von etwa sechs Lagen Leinwand ohne Falten bcdeckt ist, und also einen IZalleii bildet, der auf der ganzen Rreite von 20"" an der Glasfllche anliegt (Vergl. Fig. 2 Taf. 111).

Die zu versilberiide Glasflache in& inaii, wcnn die Silberflache polirt werden soll, in der Weise horizontal mit der Versilberiingsflussigkeit in Beriihrung bringen, dafs sieh iron unten das Silber an der Glasflzclie absctzt. Dam fallen nzmlich die Staubthcilchen, melche immer in der Versilberuiigsflussigkeit vorlianden sind, und beim Putzen auf der GlaFfllche zuruckbleiben, zu Bodcn, und es schei- det sich reincs Silber auf der Glasfllclie ab. Lakt man dtagegen das Silber sich nach untcn absctzen, so wird zwar die Silberscliiclit im Allgemeinen dicker, aber beim Poliren reifsen die darin eingebettetcn Staubtbeilchen leicht Liicber in dieselbe ein.

Ferner sclieinen sich die kleinsten Silbertheilchen vor- zugsweiw und sclineller nach oben, als nach uiiten auf ebene Glasflzchen abzusetzen. A u s je lileineren Silberflockchen sich die Silberschicht gebildet hat, um so leichter haften schon dijniie Schichten desselben am Glase und urn SO

leichter lassen sie sich poliren. Oft habe ich auch bemerkt, dds die bloke Gegenwart der Glaefllche (ahiilich wje die einer Contact-Substanz) auf die Beschaffenheit des abge-

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schiedenen Silbers von Enflufs ist. Je schneller die Ab- scheiduog erfolgt und je kleiner die abgeschiedenen Theil- cben sind, um so mehr bcsteht das abgeschiedene' Silber aus der mit ' blaucr Farbe durchsichtigen und gleichzeitig undurchsichtigstcn Modification.

Kommt es, wie in den meisten Fillen, nicht darauf an, dals'die Silberscliicht gleichftirmig dick wird, so ist es am bequemsten die Glasplntte init der geputzten Scite nach unten in ein Uhrglai zu legen, und soviel Versilhcrungs- fliissigkeit hineinzugiefsen, dafs diesclhe in gleicher Hahe mit der Glasplatte steht.

Sol1 die Silbcrschicht gleichmlfsig dick seyn, so mufs auch die Fliissigkeit, nus der sich das Silber absetzt, an allen Stellen einc nahezu gleiche Dicke haben, oder doch eine Dicke von rnehreren Milliinetcrn besitzen.

In dicsem Falle befestige ich in der Mitte Lleincrer Glasplatten init Colopboniumkitt (3 bis 4 Theile Colopho- nium und 1 Theil Wachs zosammeng.escbmolzen) eincn Haken aus weicheni Kupfcr- oder Messingdraht , wie die Fig. 3 Taf. 111 zeigt; die geputzte Glasflache hangt dann oahezu horizontal und kann durch Biegen an dem Draht- haken lcicht vollstandig gcrichtet werden, was sich am be- sten an ihrem Spiegelbild in ciner darunterstehendcn hori- zontalen Fliissigkeitsschicht heurtheilen lafst. Die an dem Drahthaken aufgchangcne Glasplatte wird so langc gesenkt, bis ihre untere Flliche mit der Versilberungsfliissigkeit von 5"" oder mehr Ticfe in Beruhrung kommt. Der capillare Fliissigkeits - Meiiiskiis kehrt dabei, wahrcnd sich die Fliis- sigkcit an der unteren Glasflache entlnng zieht, die etwa an diescr oder an der Flussigkcitsoberflache haftenden Staubtheilchen fort.

Diese Methoden sind zwar fiir kleinere Glasplatten ( Magtietometer oder Sextanten-Spiegel) bequem, aber bei grafseren Platten unbrauchbar, weil die groken flachen GeMse fehlen, in denen die Versilberungsflussigkeit ent- halten seyn mukte. Diesen Uebelstand rirngehe ich durch eine Methode, welche gestattet stets zwei Spiegel auf einmal

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mit der kleinsten Menge Versilberungsflussigkeit darzustellen, die man iiberhaupt anwenden darf.

Man legt namlich zwei gleich grofse Glasplatten, die in der oben beschriebenen Weise rnit Versilberungsfliissig- keit gepritzt worden Find, horizontal iibereinander, so dafs sie ihre geputzteti Flachen einander zuwenden. Durch einen hufeisenfnrinig gebogenen Glasfaden mit Kugeln an den Enden und in der Mitte') oder durch einige am Rande angebrachte Stuckchen Spicgelglas von I mm,5 bis 2"m,5 Dicke und Breite werden die Glasplatten von einander getrennt gehalten. In den Zwischenraum zwischen den Glasplatten wird nun die Versilheriin~sfliissigkeit hineingegossen, urid bei einiger Vorsicht rind Uebnng hat es durchaus keiue Schwierigkeit den ganzen Raum ohne Luftblasen mit der- selben auszufullen. Der capillare Fliissigkeits - Meniskus am Rande verhindert das Ahfliersen der Flussigkeit. Bei gro- fsen Spiegelglasplatten von 1" Lange und Om,5 Breite habe ich es +niithig gefundw nicht nrir an die vier Ecken, son- dern auch am Rande kleirie Spiegelglasstiickchen unterzu- legen, weil sonst durch die Capillaritat der zwischen beide benetzte GIasflachen gebrachten FIiissigkeit beide Platten mit grofser Kraft gegeneinander gezogen werden, sich in der Mitte wegen ihrer grofsen Elasticitlt durchbiegen uod beriihreii.

Bei noch grafseren Platten, die sich iioch mebr durcli- biegen, kann daher rnoglicher Weise diese Methode un- vortheilhaft seyn.

Diesc geringe Durchbiegung der Platten tragt iibrigens wesentlicli dazu bei, die Bildung von Luftblasen in dein Raume zwischen heiden Glasplatten sowie das Abfliefsen der Fliissigkeit zu vcrhindern, indem die Versilberungsfliis- sigkeit zaniichst in der Mitte der Platten, wo diese einan- der am nachsten steben, sich ansammelt und von hier ails nach den RIndern zu verbreitet.

Diese zuletzt beschriebene Methode liefert auf der obe- ren Glasplatte einen Silberiiberzug, der sich leicht poliren 1 ) Pogg. Ann. Bd. 104, 1858, S. 42 und Fig. 10 Taf. 1.

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lafst; auf der unteren Glasplatte dagegen eine dickere Sil- berschicht, die auf der Glasseite sehr gut spisgelt, auf der Riickseite jedoch matt aussieht und nur in .selteaen Fallen PQlitur annimmt, ohne Locher zu behommea.

Beilaufig wilt ich hier noch bemerkeu, dafs sich an rer- tioaleii und kmsamen Glasflzchen Silber und andere auf iihnlicbe Weise aus Fliissigkeiten abgescbiedene Metalle weit leichter absetzen und fester haften, als an horizontalen und ebenen Glasflachen. Daher kouimt es, dais eine Me- thobie in einem Yrcdbirrobrchen ganz gute Resultate giebt, und doch fir die Belegung el~ei~ier Glasflachen, besonders wenn das Metall spater polirb werden soll, nicht zu braucben ist.

Nacbdem sich das S iber in geniigender, durch die Er- fabrung gegebener, Dicke abgesetzt hat, giefst man die Ver- silberungsfliissigkeit ab, wsscht die Qberflacbe mit destillir- tern Wasser, und stellt die Flachen nahe vertical vor Staub geschiitzt ad. Gewohnlich lehne ich sie an eine Holawand mit der belegten Seibe nach unten. Wenn die letzten Tropkn Wasser verdampk sind, wird die Platte iiber eilner reinen Gas- oder Alkoholflamme, oder noch besser in einem heifsen LuEtstsbrom oder in der OfenriShre getrocknet, uin die Eetzte~r Spuren Wasser zu entfernen. Dadurch haftet der. Sibwlberzug fester am Glase. Das Silber sieht bei dunnen durchsichtigcn Schichten ineist polirt aus. Bei dickeMn Sohichten erscbeint es rnit einem matben Hauch fiberzogen und es gcnijgt Reiben mit eineni weicben Leder, um eine sehr vollkommene Politur herzustellen. I& pflege au8f ein handgroses Stuck Zicgen- oder Rehlader, wie man es beim Handschuhmacher kauft, einen dicken Balken aeiner BaurnwoPle (ohne Knotchen) zu legen und iiber diesem das Leder zusammenzubindcn. h u f die untere Seite dos Ledrerballeus bringt man ein, wenig Pariser R.otb, welches jedoch. s e h gutr geschlemmb seyii mufs, um, nicht beim Po- h e n Kisse in die Silberbelegung zu reifsen. Man thut gut zuemt mib jiedem neueii Lederballen eine alte gniJfscre polipbs Silbepflache zu polirea, ehe man denselbm, fur feh- lerfreie Silberflachen benutzt. Das Poliren geschiehb am

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Bequemsten auf dem oben beschriehenea Puttbrdtt (Fig, 1 Taf. 111):

Ich pflege grbfsere Spiegclglasplatten von 140"" und 200"" Seite zu belegen und zu poliren. Auf diesen gra- fseren Platten wird dann von der Silberseite her mit dem Diamant ein Schnitt gemacht, die Platte mit a#ei teinen Lederstuckchen gefafst und auseiuander gebrochm. In dieser Weise liann man leicht Silberspiegel von passender Form und Groke hcrstellen.

Zu dunne Silberschichten bekoinmen beim Poliren Risse; dicke Schichten poliren sich schwerer, halten aber lauger und kiinnen viele Male aufpolirt werden. Ich benutze d s eihfachen Heliostaten einen Silberspiegel, der wohl schon 150 Ma1 aufpolirt worden ist.

Die Glassorte, auf der das Silber niedergeschlagen wor- den, ist dabei nicht ohne Einfluk Am besten eignet sich griines Spiegelglas dazu, das ich der Giite meines Freundes Dr. F r i e d r i c h K o c h ( Glashiitte Griinenplan hei Naensen Herzogthum Braunschweig) verdanke. Auf Franzosischen Glasern pflegen die Silberspiegel allmablich Z ~ I verderben, wie es scheint, weil diese Glaser besonders bggroskopisch sind.

Ueberhaupt ist dieser Silberniederschlag sehr geeignet die Oberflachenbeschaffenheit der Glaser, und die Leichtig- keit, mit der sie Wasser aus der Luft condensiren, erken- nen ZU lassen. Nach meiner Erfahrueg, und ich babe so- wohl Flintglas als Spiegelglns aus den verschiedensten Fa- hriken und Lludern in dieser Beziehung zu untersuchen Gelegenheit gehabt, giebt es keitie einzige Glasdrt, welche nicbt hygroskopisch ware.

46. Die heschriebene Methode von P e t i t j e a n , ein'e Ver-

silberungsflussigheit zu bereiten, hat den Uebelstaud, dafs sehr diinne Silberschicbten sich scbwer poliren lasserl, leicht Kisse bekommen, und mit grauer Farbe durchsicbtig sind. Dam kommt, dab man die game Versilberungsflussigkeit

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jedes Ma1 vor dem Gebrauche frisch bereiten mulb. We- niger zeitraubend siiid daher die Methoden, bei welchen man aus zwei leicbt aufzubewahrendcn Flussigkeiten jeden &igenblick durch Zusaminengiefsen eine Versilberungsflus- sigkeit herstellen kann. Das Verfahren die Glascr zu putzen und die Silberschicht zii poliren bleiht dasselbe.

. Nach vz L i e b i g l ) liist m a n lgr geschmolzeries salpe- tersaures Silberoxyd in atzender Ainmoiiiakflussiglreit und destillirtem Wasser auf, bis man 20 Cubikcentim. einer kiaren Lasung erbalt. Hierzu fiigt man 45 Cribikcentim. einer stark verdiinnten Natronlauge von 1,035 spec. Gew. und bringt den cntstehenden schivarzen Xiederschlag drirch weiteren Zusatz von Ammoniak zum Verschwindcn. Die mit destillirtem Wasser auf ein Volumen von 145 bis 150 Cubikcentimeter gebrachte Flussighcit wird tropfen- weise mit einer Aufliisiing von salpetersnurem Silberoxyd versetzt, bis ein starker grauer R’iederschlag entsteht, den liian sich absetzen Iafst.

Von der abgegossenen klaren Liisung iriisclit man eine passende Menge mi t & bis ihres Volumens einer Mtlch- zuckerlosung von 1 Th. Milchzncker in 10 Th. Wassrr. Uiescs Geinisch ist die Versilberungsfliissigkcit, aus dcr sich schon in der Kalte Silber absclieidet.

Diese Methode ist wegrn der Billigkcit (der Silberge- halt ist etwa nur f von dem der P e t i t j e a n ’ d e n Ver- silberungsflussigkeit ) rind der leichteii Ann endbarkeit sehr zu empfehlen; die Silberscliicliten lassen sich ebenso leicht oder leichter als bei jener P e t i t j ea n’schen Methode po- liren, haften aber schlechter am Glase und verderben schnel- ler. Dazu kommt, dafs das Silber in dunnen Schichten inanchmal init blaucr , manchmal mit grauer Farbe durch- sirhtig ist, sich also in verschiedeneo Modificatioiien ab- scheidet, die man nicht in der Hand hat. J e reiner die Natronliisung, je weniger Chlor und Kohlensiiure sie ent- halt, um so besser ist der Silberniederschlag.

1 ) A4n. der Chem. u, Pharm. Bd. 98, 1856, S. 132.

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47. In neuster Zeit habe ich mit vielem Erfolg eiii VeFfahren

oon Martin ') benutzt, welches die mit blauer Farbe durch- siclitige SIodification des Silbers am sichersten abzuscheiden scheint, obwohl ich daruber nicht so viele Erfahrungen, wie iiber die Pet i t jean 'sche und v o n Liebig'sche Me- thode habe.

Man versetzt lg* geschlnolzenes salpetersaures Silber- oxyd mit OQ,7 oder mehr Btzender Ammoniakflussigkeit, bis eine klare L~SUII;: erhalteii wird. Zu dieser fugt inan unter Uinschiitteln 19 Cubikcentim. einer reinen Natron- losung v'oln spcc. Gewicht 1,033, bringt die ganze Flussig- keit auf ein Volumen voti 80 bis 85 Cubikcentim. und 1aCst dieselbe '24" stehen, uin den entstandenen Niederschlag sich ahsetzeii zu lassen. Sollte dieser Niederschlag nicht vorhandeii segn, so kann man ihii durch Zusatz von eiu Paar Tropfen salpeteraaurer. Silberoxydlbsung her\-orrufen.

Die klare vom Niederschlag abgegosseue Flussigkeit wird mit & oder ihres Volumens einer Reductionsfliis- sigkeit, einer alkoholischen Losung von intervertirtem Rohr- zucker versetzt, urn die Versilberungsflussigkeit zu erhalten, aus dcr sich schon in der Kalte binnen 5' bis 15' das Sil- ber abscheidet.

dafs man 2%' gewohnlichen Rohrzucker in 200g' destillirtem Wasser aufliist, mit 1 Cubikcentim. Salpetersaure (spec, Gew. 1,33) versetzt, und 20' kochen 18fst. Man fugt zu dieser Flussigkeit danir 50 Cubikcentim. Alkohol (spec. Gew. OJ84) rind soviel destillirtes Wasser, bis das Ganze eiii Volriuen von 500 Cubikcent. einnimmt.

48. Die drei angcgebenen Versilberungsflussigkeiten unter-

scheiden sich in der CT'eise, dals in delnselben Flussigkeits- volumen bei P e t i t j e a n die grofste, bei v011 L i e b i g die geringste Silbermenge enthalten ist, wlihrend die M a r t i n'- sche Flussigkeit zwischen beiden steht. Der Ammoniak-

Die Reductionsflussigkeit wird dadurch erhalten

1) Compt. rend. T. 56, 1863, p . 1044.

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gehalt ist bei P e t i t j e a n und R.I a r t i n etwa gleich, wih- rend v. L i e b i g mehr Ammoniak, und doppelt soviel Na- troo der Silherlbsung zusetzt wie M a r t i n.

Uebrigens versa8en zuwcilen alle diese Methoden, oder lieferu doch fehlerhafte Spiegel, ohne dals eiii rechter Grund dqfur aufzufindcn ware. Gewiihnlich kann man durch Ap- wendung anderer Amuioniakfliissigkeit dem Uebelstand ab- helfe 11.

W i e schon oben bemerht, scheint sich das Silber in urn so klcineren Theilchen abzuscheiden, je schneller es au6 einer Flussigkeit reducirt wird. Die kleinen Theil- chep haben dann niclit Zeit sich in der Fliissiglteit, vor dem Ablagern auf dem Glase zusammenzuballen. 111 dieser srhnelleren Abschcidurig dcs Silbers am der Flussigkeit scheiiit auch der Vorzug dcs M a r t i n 'schep Verfahreps zu heralien, init blauer Farbe durchsichtige Stlberplatteu, die sich leicht poliren lassen, zu geben. Lalst inan zu vie1 Silber sich absetzen, so lagern sich auf die kleinen Silber- theilcben auch noch grijfsere auf, und die Silherschicht nimmt dann schwerer cine vollkominenc Politur an. Eine scheinbar unbedeu~endc Vcrschiedeiilieit der Versilberungs- fliissigkeit, die man sonst nicht wahrnimmt ( herrubrend z. 13. von dem angewandten Amiiioniak), kann das Zusainmen- ballen der kleinen Silbertheilcheii zu grofseren Klumpcben befbrdern, und man hat dann Silberschicbten, die sich un vollhommcn oder garnirht poliren lassen. Moglicher Weise berqbt die grolsere Haltbarkcit der nach P e t i t j e a n ' s Ne- thode erhaltenen Spiegel dararif, dafs sie a i l s langsamer abgeschiedenen, d. h. griifseren, Silhertheilchen bestehen.

Schou die Methodeli auf Plai~gl~iserii Silbw aus Flussig- keiten sich abscheiden zii lassen, so dafs inan das Silber poliren kaan, sind unvollkommcn. Noch in weit hbherm Grade ist dieCs mit andererr Metallen der Fall. Ich habe verscbiedene Methoden, urn Gold oder Plat innieder~cl i l~~e des etwatinten Art hervorzubringen, versuc.lrt; abcr selbst in den celtenen Fallen, wo im Probirrohrchen das Verfah- ren gain gut gelang, versagte es bei Planglaseru. Unter

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80 Malen, in denen ich das von v. L i e b i g a. a. 0. ange- gebene Verfahren versucht habe, habe ich nur das zweite Ma1 brauchbare Goldspiegel auf Spiegelglas erhalten, und schliefslich urn Zeit zu sporen es vorgezogen, lneiiie Ver- suche in anderer Weise anzuordnen.

.Am sichersten fiihren noch diejenigen Methoden zum Ziel, wo man durch sehr starkes Erhitzen voii Gold oder Platinlirsiingen mit Ytherischen Oelen auf Glasplatten diinne Metallschichten herstellt, und diese dann polirt. Ich habe dazu eine Goldlirsung benutzt, wie sie die Schumann’schc Porcellanfabrik bei Berlin zur sogenannten kalten Ver- goldung von Porcellan-Vasen benutzt, und ferner eine Pla- tinlirsung, die ich der Gute des Hro. Prof. B b t t g e r in Frankfurt a. M. verdanke.

Berlin, im Mai 1866.

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IV. Ueberr die Absorption der strcchlenden Wdrme durch trockeme und dwch feuchte Lwft;

won 11. W i l d . (Mitgetheilt vom Hm. Verf. atis d . Sclirift. d. Beroer Gesellschaft.)

D i e schonen Untersuchungen, welche die Herren Ma g- n u s in Berlin und T y n d a l l in London nahezo gleiehzei- tig iiber die Absorption der strahlenden Wtirme durch ver- schicdene Gase angestellt haben , stimmen im Allgemei- nen in ihren Kesultaten so iiberein, als es iiberhaript bei so delicaten Messungen erwartet werden kann. Urn so auffallender mulste es daher seyn, dafs beide Forscher hiosichtlich ihrer Angaben iiber die Absorption der troeke- nen und feiichten atmospharischen Luft von einander ab- weichen.

Wahrend nzmlich Herr M a g n u s bis zu seiner letzten mir bekannten Publikation daran festhiilt, dafs der der

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