Orgel 3 Olivier Messiaen zum 100. Almut Rößler Freitag 16 ... · PDF filedes heutigen Konzerts zu verdanken. Denn Almut Rößler war es, die ihn 1968 gebeten hatte, doch wieder für

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  • Orgel 3Olivier Messiaen zum 100.

    Almut Rler

    Freitag 16. Mai 2008 20:00

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  • Bitte beachten Sie: Ihr Husten strt Besucher und Knstler. Wir halten da-

    her fr Sie an der Garderobe Ricola-Kruterbonbons bereit und hndigen

    Ihnen Stofftaschentcher des Hauses Franz Sauer aus.

    Sollten Sie elektronische Gerte, insbesondere Handys, bei sich haben:

    Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Strungen aus.

    Wir bitten um Ihr Verstndnis dafr, dass Bild- und Tonaufnahmen aus

    urheberrechtlichen Grnden nicht gestattet sind.

    Wenn Sie einmal zu spt zum Konzert kommen sollten, bitten wir

    Sie um Verstndnis dafr, dass wir Sie nicht sofort einlassen knnen. Wir

    bemhen uns, Ihnen so schnell wie mglich Zugang zum Konzert zu ge-

    whren. Ihre Pltze knnen Sie sptestens in der Pause einnehmen.

    Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hren knnen, helfen

    wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Pltze, von denen Sie den Saal

    strungsfrei und ohne Verzgerung verlassen knnen.

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  • Orgel 3Olivier Messiaen zum 100.

    Almut Rler Orgel

    Keine PauseEnde gegen 21:25

    Freitag 16. Mai 2008 20:00

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  • Olivier Messiaen 1908 1992Mditations sur le mystre de la Sainte Trinit (1969)fr OrgelLe Pre inengendrLa Saintet de Jsus ChristLa Relation relle en Dieu est rellement identique lessenceJe suis, je suis!Dieu est immense, ternel, immuable Le souffle de lEsprit Dieu est AmourLe Fils, Verbe et LumireLe Pre et le Fils aiment par le Saint-Esprit eux-mmes et nousDieu est simpleJe suis Celui qui suis

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  • Wie lsst sich in Tnen predigen? Gehren religise Texte dazu? Oder

    ist die Musik an sich schon gottverbunden? Mit solchen Kardinalfragen

    beschftigt sich sptestens seit Johann Sebastian Bach die musikali-

    sche Glaubenswelt. Fr Olivier Messiaen, den franzsischen Doyen der

    Musik des 20. Jahrhunderts, war die Antwort dagegen ganz einfach.

    Gerade die Orgelmusik ermglichte ihm einen wunderbaren Ausblick

    auf das Jenseits. Kaum verwunderlich, dass fr den Christen Messiaen

    daher die Orgel mit ihren himmelstrmenden Klangmglichkeiten zum

    Dreh- und Angelpunkt seines langen und enorm schpferischen

    Lebens werden sollte. ber sechzig Jahre lang, ab 1931 bis kurz vor sei-

    nem Tod 1992, war er Titularorganist an der Pariser Eglise de la Trinit.

    Und was hat er als visionrer Klangmystiker in seinen epochalen Orgel-

    werken nicht alles aufgeboten, um Gott zu preisen. Exotisch verzwickte

    Rhythmen und leuchtkrftige Farbakkorde, hochvirtuose Klangflle

    und sinnlich-se Klangwirkungen und nicht zu vergessen all die

    wundersamen Vogelgesnge, mit denen der begeisterte Ornithologe

    Messiaen die gefiederten Freunde als Botschafter des musikalischen

    Glaubens verewigte. Von dem ersten Orgelwerk Le banquet cleste

    (Das himmlische Gastmahl) von 1928 bis zum letzten groen Zyklus

    Livre du Saint Sacrement von 1984 gab Messiaen so seinem tiefen Glau-

    ben Ausdruck. Umso erstaunlicher ist es jedoch, dass in Messiaens

    Orgelschaffen zeitlich drei groe Lcken klaffen. Sein 1951 komponier-

    tes Livre dOrgue sollte bis 1969 sein letztes groes Werk bleiben bis

    zur Urauffhrung der neun Mditations sur le mystre de la Sainte Tri-

    nit, auf die wiederum erst 15 Jahre spter das Livre du Saint Sacrement

    folgte. Fr die Abstinenz von der Orgel gibt es verschiedene Grnde.

    Die 1970er Jahre waren von seiner Arbeit an seiner Oper Saint Franois

    dAssise geprgt, die 1983 mit spektakulrem Erfolg an der Pariser Oper

    erstaufgefhrt worden war. Die 1950er und 1960er Jahre standen

    hingegen nicht nur ganz im Zeichen groer Klavierzyklen (Catalogue

    dOiseaux), Orchesterstcken wie Couleurs de la Cit cleste und dem

    monumentalen Oratorium La Transfiguration de Notre Signeur Jsus

    Christ. In diese Phase fiel auch eine knstlerische Neuorientierung

    Messiaens sowie die notwendige, sich ber mehrere Jahre hinziehende

    Restaurierung der Cavaill-Coll-Orgel in der Eglise de la Trinit.

    Dass in Messiaen schlielich dann wieder der Gedanke an ein

    neues Orgelwerk reifen konnte, ist rckblickend auch der Organistin

    Olivier Messiaen: Mditations sur le mystre de la Sainte Trinit

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  • des heutigen Konzerts zu verdanken. Denn Almut Rler war es, die ihn

    1968 gebeten hatte, doch wieder fr die Orgel zu komponieren. Und

    Messiaen konnte diese Bitte einfach nicht ausschlagen. Immerhin galt

    Almut Rler schon damals als die beste Interpretin seiner Werke und

    zhlte lngst zu seinen grten Bewunderern. Zudem war es Rler in

    Zusammenarbeit mit Oskar Gottlieb Blarr in Dsseldorf gelungen, 1968

    eines der weltweit berhaupt ersten Messiaen-Festivals zu organisie-

    ren anlsslich des 60. Geburtstages des Komponisten. Rlers Pio-

    nierleistung lste aber eben nicht nur international ein groes Echo

    aus, wie die Schlagzeile in der Pariser Zeitschrift Carrefour dokumen-

    tierte: Um den 60. Geburtstag eines groen franzsischen Komponis-

    ten zu feiern, muss man nach Dsseldorf kommen. Schon ein Jahr

    spter, im Sommer 1969, erhielt Rler von Messiaens Ehefrau Yvonne

    Loriod die Nachricht: Ich glaube, Messiaen komponiert fr Orgel.

    Drei Jahre spter lag mit den Mditations sur le mystre de la

    Sainte Trinit das neue Werk endlich vor. Und nachdem Messiaen es

    am 20. Mrz 1972 im National Shrine of the Immaculate Conception in

    Washington uraufgefhrt hatte, berlie er Rler die Europische

    Erstauffhrung, die am 10. Juni 1972 in Dsseldorf stattfand. Almut

    Rler: Unvergesslich sind die Schweigeminuten des Publikums vor

    dem Beifallssturm sowohl 1972 nach der europischen Premiere der

    Mditations, als auch nach der Pariser Premiere in der Trinit und

    wahrscheinlich ist, nach einer wirklich bedeutenden Musik-Auffh-

    rung in der Kirche, diese Art der Beifalls-Bezeugung berhaupt die

    schnste: das Werk erst lange ausklingen lassen, bevor man Freude

    und Zustimmung uert.

    Mit dem Geheimnis der Dreifaltigkeit (Le mystre de la Sainte

    Trinit) hatte sich Olivier Messiaen bereits 1939 beschftigt, in dem

    gleichnamigen, abschlieenden Satz des Orgelzyklus Les corps

    glorieux. Und wie so oft stellte Messiaen auch hier den einzelnen St-

    zen liturgische und biblische Textzitate voran, die fr ihn geradezu un-

    abdingbar waren. So bekannte er 1968 bei einer Diskussion whrend

    des Dsseldorfer Messiaen-Festivals: Diese Zitate sind von grter

    Bedeutung; ich wrde sogar sagen, wenn das nicht so wre, dann

    knnte ich zusammenpacken, dann wrde ich keine Musik mehr

    machen. Die zu einem bestimmten Thema ausgewhlten Schriften

    nahm Messiaen somit als Inspirationsquell fr seine Meditationen.

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  • Fr die Mditations sur le mystre de la Sainte Trinit aber erfand

    Messiaen nun gleichsam eine Methode, um das liturgische Wort und

    die Musik zu einem einzigen, wahren Organismus zu verschmelzen.

    Fr seine langage communicable (kommunizierbare Sprache) er-

    stellte Messiaen ein Klang-Alphabet, bei dem jedem Buchstaben und

    sogar Substantiven ein Ton bzw. eine Tonfolge quasi als Leitmotiv mit

    genau fixierter Dauer und Oktavlage zugeordnet wurde. Messiaen ist

    ein Musiker, so Almut Rler, dem es um Inhalte geht. Eine Musik mit

    auermusikalischen Inhalten. Und die Annherungen sind sehr ver-

    schieden. Mal ist es Tonmalerei. Dann wieder Tonsymbolik, die im Ba-

    rock schon eine groe Rolle spielte. Und die uerste Identifikation mit

    dem Text gipfelt nun in dieser Methode. Drei von solchen musikali-

    schen bersetzungen von Texten Thomas von Aquins liegen denn

    auch den Stzen I, III und VII zugrunde. In Le Pre inengendr (Der un-

    gezeugte Vater) heit es etwa: In Bezug auf die Personen, die aus ihm

    hervorgehen, bekundet sich der Vater so: Vaterschaft und Geistigkeit;

    als Prinzip, das kein Prinzip hat, bekundet er sich so: er ist nicht aus

    einem anderen: Genau hierin liegt die Besonderheit des Nichtgebo-

    renwerdens, das mit dem Begriff ungezeugt benannt wird. So sehr

    Messiaen fr diesen Text und seine Bausteine die entsprechend musi-

    kalischen Analogien konstruiert hat, so entzog er sich aber sofort allen

    Diskussionen um die klassischen Fragen nach Musik als Sprache

    oder nach dem Sprachcharakter der Musik. Vielmehr stellte er in sei-

    nem Vorwort zu der Partitur klar: Die Musik [hingegen] drckt nichts

    direkt aus. Sie kann etwas andeuten, ein Gefhl, einen Gemtszustand

    hervorrufen, das Unbewusste berhren, die Traumfhigkeiten vergr-

    ern und genau da hat sie unglaubliche Mglichkeiten. Sie kann ab-

    solut nichts sagen, nicht genau informieren. Ist Messiaens streng

    durchorganisierte langage communicable dann doch nur eine kom-

    positionstechnisch esoterische Reminiszenz an sein Klavierstck

    Mode de valeurs et dintensits, das 1949 zur Geburtsurkunde des

    Serialismus und zum Heiligen Gral fr die Nachkriegsgeneration um

    Karlheinz Stockhausen werden sollte? Tatschlich ist diese Methode

    ein weiterer, konsequenter Schritt innerhalb des knstlerischen Glau-

    benskosmos von Messiaen gewesen. Wer wie er sich an das Wort von

    Thomas von Aquin hielt, dass allein die Musik zu Gott fhr