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Dabei ist Sander De Gier eigentlich ein recht geerdeter Bassbauer, wenn auch bekannt für auffällige Oberflächen-Gestal- tung. Und genau das bietet dieser Fretless: Eine spektakuläre Optik, aber unter der wilden Oberfläche grundsolide Qualitäten. konstruktion Der volkstümliche Name Wurzelholz ist eigentlich nicht die richtige Bezeichnung für das wunderbar wild gezeichnete Deckenholz dieses Basses. Korrekterweise spricht man von Ahorn-Knolle, denn solche Fehlwüchse entstehen durch Wucherun- gen, und die finden sich in Knollenform meist oberirdisch am Baumstamm, während eine Wurzel in den seltensten Fäl- len überhaupt genügend große Stücke für eine Bass-Decke hergibt. Sander De Gier hat ganz außergewöhnlich schöne Stücke Maple Burl eingekauft, die nun speziell für die feine Origin-Deluxe-Serie reserviert sind. Natürlich geht er damit sparsam um, schließlich ist von dem chaotisch inhomo- gen strukturierten Holz sowieso kein kalku- lierbarer Klang zu erwarten. Der Korpus besitzt daher eine solide, zweiteilige Basis aus bewährter Erle und eine nur wenige Millimeter starke Zierholz-Auflage, fein abgesetzt durch ein schwarzes Ebenholz- Zwischenfurnier. Die Maserpracht wird wie durch eine Lupe von dem brillantem Hoch- glanzlack präsentiert: Lecker! Der rückwärtig eingepasste E-Fach-Deckel aus Maple Burl ist sogar fast eine Ver- schwendung – wie oft sieht man seinen Bass schon von hinten an? Auf der passend zum Korpus furnierten Kopfplatte hat man mehr von der Edel-Optik, auch das Deckel- chen für den Halsspannstab ist aus der Ahornknolle angefertigt. Ein schwarzes Ebenholz-Griffbrett wäre für diesen Fretless nur angemessen, aber offen- bar hat der edle Korpusbelag den Bassbauer dann doch zu ungewöhnlichen Lösungen angestachelt. Und ein feines Riegelahorn- Griffbrett ist in der Tat etwas besonderes für einen bundlosen Bass. Aus gutem Grund sieht man Ahorn praktisch nie bei einem Fretless, weil nämlich die rauhen Round- wound-Saiten dessen Oberfläche allzu schnell angreifen und aushöhlen würden. Um das zu vermeiden, ist die Spielfläche beim Origin mit einer dünnen, aber sehr harten Lackschicht versiegelt. De Giers Worte in Gottes Ohr, dass diese Art der Beschichtung auch schon jahrelanger Bear- beitung stand gehalten hat, doch ich nehme eher an, das ist wie mit den Ferraris, die man schließlich auch nicht für jede Fahrt zum Supermarkt aus der Garage holt. Und wer seine hochgezüchtete Maschine brutal über jede Holperpiste jagt, muss eben gelegentlich ein paar Reparaturen in Kauf nehmen, Lackschäden inklusive. Der Longscale-Hals ist fünffach mit dem Korpus verschraubt und dreistreifig aus Ahorn gebaut. Für die beiden Außenstreifen wurde gerade gewachsener, schlichter Rock Maple verwendet, in der Mitte sitzt wie- derum schmucker Riegelahorn, alle Streifen mit stehenden Jahresringen. Der Kontrast zwischen den gerade und schlicht gemaser- 171 06.07 gitarre & bass 170 Origin 4 Deluxe Fretless DE GIER Diese Wurzelholz-Orgie ist nichts für bescheidene Zeitgenossen, und zugegeben: der Origin Deluxe ist in seiner opulenten Art schon ziemlich grenzwertig. Aber der Bass ist auch ein Statement, und wer ihn sich umhängt, wird dann zeigen müssen, was er kann! Übersicht Fabrikat: De Gier Modell: Origin 4 Deluxe Fretless Gerätetyp: viersaitiger E-Bass mit Massivkorpus Herkunftsland: Niederlande Mensur: 864 mm, Longscale Hals: aufgeschraubt; dreistreifig Ahorn mit Riegelahorn-Griffbrett, 24 Lagen Halsbreite: Sattel 41 mm, 12. Lage 54 mm Saitenabstände Steg: 19 mm Korpus: amerikanische Erle mit Maple-Burl-Decke Oberflächen: Korpus Hochglanzlack, Hals matt versiegelt Tonabnehmer: passiv; 2× Nordstrand J-Singlecoil mit Holzkappen Elektronik: aktiv; Aguilar OBP3 Dreiband-EQ Bedienfeld: Master-Volumen, PU- Überblendpoti, Bässe, Mitten (Zugschalter 400/800 Hz), Höhen Batterie: 1× 9 Volt Stromaufnahme: ca. 1,7 mA Mechaniken: verchromt; halboffene Wilkinson Tuner, Gotoh 510BR-Steg, konventionelle Gurthalter Gewicht: ca. 3,7 kg Linkshändermodell: auf Anfrage Vertrieb: De Gier Gitaarbouw NL-3115 HM Schiedam www.degiergitaarbouw.nl Preis: ab ca. 2295 Testbass ca. 3180 inkl. Gigbag Dirk Groll

Origin 4 Deluxe DE GIER · 2017-10-25 · glanzlack präsentiert: Lecker! Der rückwärtig eingepasste E-Fach-Deckel aus Maple Burl ist sogar fast eine Ver-schwendung – wie oft

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Page 1: Origin 4 Deluxe DE GIER · 2017-10-25 · glanzlack präsentiert: Lecker! Der rückwärtig eingepasste E-Fach-Deckel aus Maple Burl ist sogar fast eine Ver-schwendung – wie oft

Dabei ist Sander De Gier eigentlich einrecht geerdeter Bassbauer, wenn auchbekannt für auffällige Oberflächen-Gestal-tung. Und genau das bietet dieser Fretless:Eine spektakuläre Optik, aber unter derwilden Oberfläche grundsolide Qualitäten.

k o n s t r u k t i o nDer volkstümliche Name Wurzelholz isteigentlich nicht die richtige Bezeichnungfür das wunderbar wild gezeichneteDeckenholz dieses Basses. Korrekterweisespricht man von Ahorn-Knolle, denn solcheFehlwüchse entstehen durch Wucherun-gen, und die finden sich in Knollenformmeist oberirdisch am Baumstamm,während eine Wurzel in den seltensten Fäl-len überhaupt genügend große Stücke füreine Bass-Decke hergibt. Sander De Gierhat ganz außergewöhnlich schöne StückeMaple Burl eingekauft, die nun speziell fürdie feine Origin-Deluxe-Serie reserviertsind.Natürlich geht er damit sparsam um,schließlich ist von dem chaotisch inhomo-gen strukturierten Holz sowieso kein kalku-lierbarer Klang zu erwarten. Der Korpusbesitzt daher eine solide, zweiteilige Basisaus bewährter Erle und eine nur wenigeMillimeter starke Zierholz-Auflage, feinabgesetzt durch ein schwarzes Ebenholz-Zwischenfurnier. Die Maserpracht wird wiedurch eine Lupe von dem brillantem Hoch-glanzlack präsentiert: Lecker!Der rückwärtig eingepasste E-Fach-Deckelaus Maple Burl ist sogar fast eine Ver-schwendung – wie oft sieht man seinenBass schon von hinten an? Auf der passendzum Korpus furnierten Kopfplatte hat manmehr von der Edel-Optik, auch das Deckel-

chen für den Halsspannstab ist aus derAhornknolle angefertigt.Ein schwarzes Ebenholz-Griffbrett wäre fürdiesen Fretless nur angemessen, aber offen-bar hat der edle Korpusbelag den Bassbauerdann doch zu ungewöhnlichen Lösungenangestachelt. Und ein feines Riegelahorn-Griffbrett ist in der Tat etwas besonderes füreinen bundlosen Bass. Aus gutem Grundsieht man Ahorn praktisch nie bei einemFretless, weil nämlich die rauhen Round-wound-Saiten dessen Oberfläche allzuschnell angreifen und aushöhlen würden.Um das zu vermeiden, ist die Spielflächebeim Origin mit einer dünnen, aber sehrharten Lackschicht versiegelt. De GiersWorte in Gottes Ohr, dass diese Art derBeschichtung auch schon jahrelanger Bear-beitung stand gehalten hat, doch ichnehme eher an, das ist wie mit den Ferraris,die man schließlich auch nicht für jedeFahrt zum Supermarkt aus der Garage holt.Und wer seine hochgezüchtete Maschinebrutal über jede Holperpiste jagt, musseben gelegentlich ein paar Reparaturen inKauf nehmen, Lackschäden inklusive.Der Longscale-Hals ist fünffach mit demKorpus verschraubt und dreistreifig ausAhorn gebaut. Für die beiden Außenstreifenwurde gerade gewachsener, schlichter RockMaple verwendet, in der Mitte sitzt wie-derum schmucker Riegelahorn, alle Streifenmit stehenden Jahresringen. Der Kontrastzwischen den gerade und schlicht gemaser-

171 0 6 . 0 7 g i t a r r e & b a s s170

O r i g i n 4 D e l u x e F r e t l e s sD E G I E R

Diese Wurzelholz-Orgie is t n ichts für

bescheidene Zei tgenossen, und zugegeben: der

Or ig in Deluxe is t in se iner opulenten Ar t schon

zieml ich grenzwer t ig . Aber der Bass is t auch

ein Statement , und wer ihn s ich umhängt , wi rd

dann ze igen müssen, was er kann!Ü b e r s i c h t

Fabrikat: De GierModell: Origin 4 Deluxe FretlessGerätetyp: viersaitiger E-Bass mitMassivkorpusHerkunftsland: NiederlandeMensur: 864 mm, LongscaleHals: aufgeschraubt; dreistreifigAhorn mit Riegelahorn-Griffbrett, 24 LagenHalsbreite: Sattel 41 mm, 12. Lage54 mmSaitenabstände Steg: 19 mmKorpus: amerikanische Erle mitMaple-Burl-DeckeOberflächen: Korpus Hochglanzlack,Hals matt versiegeltTonabnehmer: passiv; 2× NordstrandJ-Singlecoil mit HolzkappenElektronik: aktiv; Aguilar OBP3Dreiband-EQBedienfeld: Master-Volumen, PU-Überblendpoti, Bässe, Mitten(Zugschalter 400/800 Hz), HöhenBatterie: 1× 9 VoltStromaufnahme: ca. 1,7 mAMechaniken: verchromt; halboffeneWilkinson Tuner, Gotoh 510BR-Steg,konventionelle GurthalterGewicht: ca. 3,7 kgLinkshändermodell: auf AnfrageVertrieb: De Gier GitaarbouwNL-3115 HM Schiedam

www.degiergitaarbouw.nlPreis: ab ca. € 2295Testbass ca. € 3180 inkl. GigbagD

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© 2007 MM-Musik-Media-Verlag GmbH & Co. KG KÖLN
Page 2: Origin 4 Deluxe DE GIER · 2017-10-25 · glanzlack präsentiert: Lecker! Der rückwärtig eingepasste E-Fach-Deckel aus Maple Burl ist sogar fast eine Ver-schwendung – wie oft

ten Tonhölzern für die Basis und den super-edlen, wilden Zierhölzern erscheint auf denersten Blick merkwürdig, beweist aber letzt-endlich die Kompetenz des Bassbauers, dereben nicht nur ein schönes Instrumentbauen will, sondern auch eines, das gutklingt.

a u s s t a t t u n gEiner geschlossenen Front-Optik dienen diewunderschönen Knollenholz-Kappen fürdie Tonabnehmer, die als J-Singlecoil mitAlnico-Magneten von Nordstrand geliefertwerden. Per Überblender werden diePickup-Sounds gemischt, neben demMaster-Volumen stehen noch drei aktiveKlangregler (Aguilar OBP3) zur weiterenBearbeitung bereit. Der Knopf des Mitten-reglers ist herausziehbar und bietet einealternative Centerfrequenz an.Eine gewisse kühle Eigenheit bringen dieverchromten Metallteile ins Bild. Gold wärehier normalerweise naheliegend, erschienDe Gier dann aber wohl doch zu protzig.Wer möchte, bekommt seine Wünschenatürlich erfüllt.Einen recht speziellen Steg gönnt der Her-steller dem Origin, wo die Saitenauflage auseinem Zylinder besteht, der passgenau inden eigentlichen Saitenreiter-Schlitten ein-gesetzt ist und in seiner Bohrung durch eineeinzige Madenschraube in der Höhe ein-stellbar ist. Die Basisschlitten werden zumeinen von der Oktav-Justierschraube gehal-ten, zum anderen greifen sie in Führungs-nuten der Grundplatte. Das sieht alles prä-zise gemacht aus und ist mal anders ausge-dacht.Auf der sanft abgewinkelten Kopfplattearbeiten leichte, halboffene Guss-Tuner vonWilkinson, deren gröbere Verarbeitung indiesem Kontext zwar etwas irritiert, die aberletztendlich tadellos genau funktionieren.Erkennt man da eine gewisse Knauserigkeitbei der Hardware? Immerhin ist das Deluxe-Modell auch nur mit konventionellen(wenn auch großen) Gurthaltern bestückt.

h a n d h a b u n gBreit und flach wirkt der Hals und bietet aufdem hellen Griffbrett viel Übersicht undPlatz für einen sauberen Fingersatz, ohnedass die Sache anstrengend wird. Mit nied-rig eingestellter Saitenlage schnurren dieRoundwounds butterweich unter den Fin-gern, dieser Viersaiter spielt sich ausgespro-chen leichtgängig und sauber. Die feinen,grün schimmernden Perlmutt-Dots in derGriffbrettflanke erkennt man freilich beischlechtem Licht kaum noch – aber werspielt ein solches Schmuckstück denn imDunkeln?

Das Gewicht ist sehr maßvoll (3,7 kg) unddie Balance am Gurt perfekt. Der Origin istein angenehm wohltarierter Bass.

k l a n g v e r h a l t e nDer Test ohne Klinkenkabel offenbartgerade bei einem Fretless die Wahrheit.Während beim Bundbass Metall auf Metallarbeitet, prägen beim bundlosen Modelldie Hölzer ungleich direkter den Ton. DeGier hat sich dabei mit dem hellen Griff-brett eine schwierige Aufgabe gestellt,denn Ahorn klingt als Griffbrett nicht nur

g i t a r r e & b a s s 0 6 . 0 7

Das Knollenholz zeigt eine sagenhaft wilde undfacettenreiche Zeichnung.

Steg-Mechanik, einmal anders ausgedacht Interessantes Experiment: Ahorn-Griffbrett für einen Fretless

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MM
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heller, sondern erfahrungsgemäß auchdeutlich spröder und schroffer als die sonstüblichen Materialien wie Palisander undEbenholz. Dem Fretless dennoch einengeschmeidigen, runden Ton einzuhauchen,ist ein Kunststück.Welches gelungen ist. Unverkennbar derspröde, obertonreiche Charme des Ahorn-Griffbretts, aber De Gier bringt es wirklichzum Schnurren. In den tiefen Lagen imSustain schwelgend, in den hohen eindring-lich singend. Ob da die Hartlack-Beschich-tung des Griffbretts mitwirkt? Auch Jacohatte sein Fretless-Griffbrett mit Hartlackversehen, die Sache funktioniert also.An der Schnur ist der Origin Deluxe ein ech-tes Arbeitstier, die kompetente Tonab-nahme setzt nun den Obertontreichtum inden passenden Zusammenhang mit straf-fen, sauber konturierten Bässen. Dass dienicht zu hart und schroff wirken, verhindertdie gesunde Sustain-Entwicklung. Der sau-bere, offene Ton wird mit singender Energieaufgeladen, dieser Fretless setzt sich mitaller Deutlichkeit prägnant in der Banddurch. Wo milder formulierte Höhengefragt sind, hilft die aktive Klangregelungweiter. Und der Mittenregler erfasst ziem-lich genau den schubkräftigsten Growl,lässt sich aber auch mit der zweiten Center-frequenz auf nasale Eindringlichkeit trim-men. Eher unpassend greift hier der Bass-Reglerins Klanggeschehen ein, wobei Anhebun-gen zu druckvoll die Punch-Frequenzen fürdie Magengrube herausgreifen und auchdie Abdämpfungen viel zu radikal und dürrausfallen. Ganz offensichtlich ist der Agui-lar-EQ für funkige Bundbässe ausgelegt. Fürdiesen Fretless wären wohl eher kissenwei-

che Fundamentbässe eine sinnvolle Einstel-loption.

r e s ü m e eDe Gier hat einen schönen Fretless gebaut,den man gerne anfasst. Dabei steht danngar nicht die spektakuläre Holzoptik im Vor-dergrund, sondern einfach ein guter Bass,dessen Aussehen und die vorzüglichenKlangeigenschaften den Spieler beflügelnkönnen. Butterweich schnurren die Saitenbeim Origin Deluxe unter den Fingern,wobei es De Gier gelungen ist, den sprödenund obertonreichen Charme des Ahorn-Griffbretts mit singendem Sustain zu prä-sentieren. Der gewählte Aktiv-EQ passt zwarnur teilweise zu den Stärken dieses bundlo-sen Schmuckstücks, aber da kann man ja alsKunde auch eine andere Ausstattung wün-schen. ■

P l u s

• Klangverhalten• Obertonreichtum• Bespielbarkeit• Balance• Verarbeitung• Spektakuläre Hölzer• Ausstattung

M i n u s

• Kein Passivschalter• Markierungen in der

Griffbrettflanke bietenwenig Kontrast

• Abstimmung Bässeregler

Minus

Plus

0 6 . 0 7 g i t a r r e & b a s s

Die Basis besteht aus schlichten, klanglich bewährten Tonhölzern.

i n f o t e s t L a v a B o x D i s t o r t i o n

S E Y M O U RD U N C A NDas geschmackvoll gestaltete und lackiertestabile Metallgehäuse der Lava Box macht dasPedal schnell zum Blickfang. Das Design erin-

nert nebst Sechsfach-Stufendrehschalter andas Tweak Fuzz ausgleichem Hause, daswir in Ausgabe 7/2005vorgestellt haben. DerFußschalter des Pedalsarbeitet klangneutralmit einer True-Bypass-Schaltung. GlühendeLava in Form kräftig

kehliger und organischer Mitten scheint ausden Speakern zu fließen, schließt man dieLava Box an und greift in die Saiten. Miteinem gewöhnlichen Overdrive/Distortionhat sie nicht viel gemein, außer dass sie ver-dammt gut klingen kann, einen vernünftigenVerstärker dahinter vorausgesetzt. Das Pedalwidmet sich in erster Linie also dem durchset-zungsfähigen Mittenbereich, der teilweiseauch etwas an ein feststehendes Wah erin-nert, in erster Linie aber für singende, ja förm-lich schreiende Solo-Sounds bzw. Riffs miteiner richtig nass gesättigten Zerre sorgenkann. Die Höhen bleiben jedoch glücklicher-weise nie auf der Strecke, und für denabwechslungsreichen Tiefmittenbereich sorgtder 6-Way-Rumble-Switch, der Frequenzenunter 620, 530, 330, 300, 210 bzw. 160 Hzausfiltert. So lassen sich basslastigeHumbucker etwas ausdünnen, und weiterrechts auf Rumble-Stufe 4 bis 6 beispiels-weise einem Strat-Singlecoil ordentlich Druckund Power mit auf den Weg geben. Das Pedalklingt am besten vor einem bereits zerrendenRöhren-Amp und vermag so dessen Zerrver-halten nachhaltig und kräftig zu beeinflussen.Schon bei mittleren Pegeln erinnert der Klangschnell an einen voll aufgerissenen Amp. Voreinem clean eingestellten Verstärker weiß esdank harmonischer eigener Zerrstruktur undäußerst dynamischer Tonansprache ebenfallszu gefallen; boostet man nun noch die Laut-stärke, bleibt dem Amp keine Chance mehrclean zu bleiben. Die Lava Box klart wunder-bar beim Zurückdrehen der Gitarrenlaut-stärke auf. Dafür dass der fleißige Geschäfts-mann Seymour Duncan das Pedal im Niedrig-lohnland China fertigen lässt, hätte er es unsMusikern gern etwas von seiner Kosten-ersparnis abtreten können. Ein außerge-wöhnlicher, und astreiner Zerrer. Vertrieb: Warwick, D-08258 Markneukirchenwww.warwick.de www.seymourduncan.dePreis: ca. € 152 ■

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