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479 VIII. Pula0 - Krystu fie, tiurch Psciulornorphose ccrandcrt; von W. Ha id in g e r. ( Mitgetlieilt vnm Elm. Verf. aus gleicher Quelle, wie die vnrgelrencl~* NntiL.) A Is Nachtrag zu den Heinerkungen uber einige nenerc Arbeiten und Ansichten ineines hocliverelirten Freundes, Hrri. Professors S c h eerer, VOIII verflosseoen Jiiuncr (Sitzungs- berichte Bd. X., S. 88) erlaube ich inir lieute zwei C. I xein- plare zur Aiisicht vorzulegen, welche mir derselbe giitigst augesandt hat, und welche eine der dort erwahnten Para- inorphosen zeigeii, nainlich Albit in den Forinen eiiies Skapolitiis, voii Krageriie in Norivegeii, init der Formel (RO+SiO,)+(R, 0, +3SiO,). Eei der grofsen Wich- tigkeit der Studien iiber pseudoinorphe Bildringen iiber- haupt, gehiiren diese gewifs zu den anziehendsten, wcil sie uiis Mineralvorkoininen verstelien lehren, die laiige als rathselhafte Bilduiigen den Scharfsinii der Naturforscher umsoiist zur Liisuiig aufriefen. Hr. Prof. S ch e e r e r er- ' wahnt ihrer neuerdings in einer michtigen Abhandluug fiber Pseudoinorphoseii in Pogg. Ann., Bd. 89, S. 1, uiid giebt daselbst auch eine treffliclie Nachweisung uber die Katur des von W e r 11 e r sogeiiannteii Spreusteins aus dein sorwegischen Zirkonsyenit. Hr. Prof. B 1 uin hatte den Be- weis zu fiihreii gesucht (Pogg. Aun. Bd. 87, S. 315), der Spreustein sey pseudomorph nach Elhlith gebildet. Allein die Forinell der ursprunglichen, nun veranderten Krystalle, Ivurden voii B 1 u m als regelmafsige sechsseitige Prismeii aiigenoinineii, wahrend S c h e e r e r selbst zuerst 1812 auf eiiier kleinen Iiisel, westlich voii der grofseren Insel Liivoe ~III Brevigfjord, sechsseitige Prisiiieii einige Zoll Iaiig, bei einein Durchmesser vou 4 bis 1 Zoll, auffand, ganz am der faserig- koriiigeii Spreiisteinmasse bestehend, welclie zwei WinkeI von nahe 125", rind vier von nahe 118" zeigen, und aufserdein deutlich augitische Syiiiinetrie, die Ebriic

Paläo - Krystalle, durch Pseudomorphose verändert

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VIII. Pula0 - Krystu f ie , tiurch Psciulornorphose ccrandcrt; von W. Ha id in g e r.

( Mitgetlieilt vnm Elm. Verf. aus gleicher Quelle, wie die vnrgelrencl~* NntiL.)

A Is Nachtrag zu den Heinerkungen uber einige nenerc Arbeiten und Ansichten ineines hocliverelirten Freundes, Hrri.

Professors S c h e e r e r , VOIII verflosseoen Jiiuncr (Sitzungs- berichte Bd. X., S. 88) erlaube ich inir lieute zwei C. I xein- plare zur Aiisicht vorzulegen, welche mir derselbe giitigst augesandt hat, und welche eine der dor t erwahnten Para- inorphosen zeigeii, nainlich Albit in den Forinen eiiies Skapolitiis, voii Krageriie in Norivegeii, init der Formel (RO+SiO,)+(R, 0, +3SiO,) . Eei der grofsen Wich- tigkeit der Studien iiber pseudoinorphe Bildringen iiber- haupt, gehiiren diese gewifs zu den anziehendsten, wcil sie uiis Mineralvorkoininen verstelien lehren, die laiige als rathselhafte Bilduiigen den Scharfsinii der Naturforscher umsoiist zur Liisuiig aufriefen. Hr. Prof. S c h e e r e r er-

' wahnt ihrer neuerdings in einer michtigen Abhandluug fiber Pseudoinorphoseii in Pogg. Ann., Bd. 89, S. 1, uiid giebt daselbst auch eine treffliclie Nachweisung uber die Katur des von W e r 11 e r sogeiiannteii Spreusteins aus dein sorwegischen Zirkonsyenit. Hr. Prof. B 1 uin hatte den Be- weis zu fiihreii gesucht (Pogg. Aun. Bd. 87, S. 315), der Spreustein sey pseudomorph nach E l h l i t h gebildet. Allein die Forinell der ursprunglichen, nun veranderten Krystalle, Ivurden voii B 1 u m als regelmafsige sechsseitige Prismeii aiigenoinineii, wahrend S c h e e r e r selbst zuerst 1812 auf eiiier kleinen Iiisel, westlich voii der grofseren Insel Liivoe ~ I I I Brevigfjord, sechsseitige Prisiiieii einige Zoll Iaiig, bei einein Durchmesser vou 4 bis 1 Zoll, auffand, ganz a m der faserig- koriiigeii Spreiisteinmasse bestehend, welclie zwei Winke I von nahe 125", rind vier von nahe 118" zeigen, und aufserdein deutlich augitische Syiiiinetrie, die Ebriic

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der Abweichuog den Wiiihel von 125" halbireiid, S O dafs die Forinen selir viele Analogic init Amphibolformen zeigen. Nuu lindct aber die chcinische Analyse im Spreusteiu voll- koinincn die Mischung des Natroliths, ja der Spreustein ist iiiicli allen Verhiiltnissen, der Form, Masse und Materie eine Varietst VOII Natrolith, und S c h e e r e r niinmt zur Erklri- ruiig ihrer Bildung an, es haben sich zuerst Ih-ystalle der augitisclien Form, genau wie bei dem Vorgaagc mit dem geschmolzenen Schwefel gebildet, welche, der gleichen Ana- logie folgend, wsihrend oder nach ihrcr Erstarrung innerlich zu einem Aggregate krystallinischer Partikel der gewahn- lichen Form verandert worden seyeo. Dabei sey nichts hinzugetreteu, niclits hinweggefuhrt worden, es seyen reine Paramorphosen. Gewifs siiid es Pseudomorphosea, die als besondereii Fall S ch e e r e r ' s Paraniorphosen, die Pseudo- inorphosen zwischen diinorplieu Vcrbinduiigeu in sicli be- greifen.

Hr. Prof. S c h e er e r bediente sich zur Bezeichnuiig der beiden Zustande der Ausdrucke: der rhombische Natrolith A, wie er nun sich im Spreusteiu zeigt, und der monoklinob drische Natrolith B, aus dem er entstanden ist. In einem Briefe an S c h e e r e r bemerkte ich, ich hatte gewiinscht, er wiirde der, wenn arich nun verschwundenen, Species einen eigeiitliclien Nainen gegeben habeu. Weder die dem Augenblick entsprechend, so zu sagen improvisirte, syste- matische Nomeilclatur, noch gar die Anwendung von Buch- staben schien mir den Anforderuiigcii zu genugen, die man gerne stellen miichte. Wollte man auch vorlaufig keinen einfachen selbststandigen Nalnen gebeii, so liefse sich doch auf irgend. eine Art die Bezieliong ausdriicken, in welcher die Species der friiher vorhandrnen Krystalle zu der Spe- cies der nun noch iibrigeii steht. h a l o g - dem W o r t e JJ Palloiitobgie U, die sich ja auch auf Species bezielit, die nicht mehr lebend existiren, bot sich wie V O I ~ selbst die Verbiiidunp des Batliens dejenigen Species, melche nun tibrig ist, mit dein Vorsatze IJPakiow dar, S O dafs die nach S c h e e r e r ' s L4nnahme urspriingliche Bildung ein Paluo-

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Natrolith gewcsen ware, wiihreiid das, was W e r n e r Spreu- stein genannt bat, einfacli Natrolith ist, aher in Pseudomor- phosen, oder wie S c h e c r e r es nimmt, i n Paramorphosen nacii Palao-Natrolith.

Ich nebme hier immer Pseudomorphose als den allge- meiiieren, Paramorphose als den in jenein enthaltenen spe- cielleren Begriff, ja nicht als Gegensatz. Hr. Prof. S c h e e - r e r nennt (pag. 12) eine Paramorphose ') das Product einer blofsen , innerhalb der Granzen des betreffenden Krystalls vorgegangenen Atom-Umsefsung, wahrend jede andere Pseu- domorpl~ose durch eine iiber jene Griinzen hinausgehende Atom- Wanderung entstand.. Das Genialde in grofsen Zii- gen entworfen, giebt allerdings einen festen Anhaltspunkt. W e n n man indessen die Einzelheiten n#her ins Auge fafst, so bleibt fast keine Moglichkeit, dafs die absolute Ueher- einstimmung je stattfinde. Man mufs d a m natiirlich alle Eigenschaften der zuerst oud der spater gebildeten Species niit cinander vergleichen. Namentlich ist das specifische Gewicht von griifstcm Einflusse. Die VOII den zweierlei KrystalIen erfullten Riiuine verhaltcn sich stets in dem um- gekehrten Verhaltnisse ihrer Dichten. Treffen wir nun Kalkspath iu dcin Rauine friiherer Aragonkrystalle, so kann, da ihre Dichten sic11 ungefahr wie 27 : 29 vcrhalten, selbst, wetin dcr Rauin nun vollstlndig ohne Zwischenraum erfiillt ist, diefs nur dann geschehen, wenn etwa ,IT der gaozen Aragonmasse aufserhalb des Raumes, den sie friiher ein- nahm, hinausgeschoben oder hinweggefuhrt wird. Noch griifser wird der Unterschied, weiin, wie es in der Natur so hallfig vorkornmt, aiich im Innern der Pseudoniorphosen ieerc Rlutoe iihrig blciben. Hier ist gewifs nichf einfache '4 torn-Uinsetzung, sondern wahre Atom-Wanderung. Das Uingehehttc findct statt, wenn das spccifische Gewicht der i n Pseudomorphosen erscheinenden Species hiiher ist, als dns dcr urspriinglichen oder Pakio - Krystalle. Aucb hier erfiillt dann das spzter Gebildete den Raum iiicht inehr ro1lst;intlig; otler wenn ein Rauin wirklich vollstandig er-

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fullt ist, so ist es nicht mehr der des urspriinglichen Kry- stalls. Gewifs Mst sich eiue iinunterbrochene Reilie dar- stellen, von den Pseudomorphosen dimorpher Verbindun- gen, z. B. den Schwefel- Paramorphosen begiunend, Schwc- fel pseudomorph nach Sulfurit, bis in diejenigeu Pseudo- morphoseu , wo scheinbar kein chemischer Zusammenhang zwischen den beiden Species stattfindet, wie wenn Quarz in den Formeu von Kalkspath erscheint.

So waren die verschwundeneu Aragone Palao- Calcit gewesen, die verschwundenen Augite Palao- Amphibol, ei- gentlicher Palgo -Uralit, uiid die Ausdriicke vorziiglich dnzu bestimmt, um die Betrachtungen zu erlcichtern, welche man Uber die Gegeiistiinde oder Kiirper selbst anstellen will.

W a s ich indessen nur in jenem Briefe erwahete, wurde von Hrn. Prof. S c l i e e r e r mit mehr Aufinerksalnkeit be- trachtet. Er schrieb niir am 20. Juni: "I)as Iiediirfnifs einer solchen Benennuiig kann wohl driugend geuannt werden. Willst Du dariiber bei Gelegenheit etwas ver- bffentlichen, so kiinnte es mich nur freueo. Ich pfliclite Deinem Vorschlage ganz bei." Dieser Beifali des so iniiig mit dem Gegenstande vertrauten Forschers, der so viele Erfolge langjkiliriger unermiideter Aufinerksainkeit bereits als die seinigcn bezeichneu kann, ist mir nu11 eine wahre nicht zuriickzuweisende Aufforderung gewesen, den Gegen- stand, so wie cr obeu eutwickelt ist, heute noch in der letzten Sitzung des akadrmischen Jahres der hochverehrten matliematisch-iiaturwisseiischaftlicheii Klasse vorzulegen.