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Die PAUKEN. Eine Anleitung dieses Instrument zu erlernen YOll ERNST PFUNDT. Zweite vermehrte Auflage. Leipzig, Druck und Verlag von Breitkopf & Härtel. 1880.

PAUKEN. - VAP MEDIA · 2019. 6. 17. · die Pauken höher als angegeben, so bediene man sich eines Fussschemels von der Höhe, dass das erwähnte Ziel erreicht 1* 4 wird; stehen sie

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Die

PAUKEN.

Eine Anleitung

dieses Instrument zu erlernen

YOll

ERNST PFUNDT.

Zweite vermehrte Auflage.

Leipzig,

Druck und Verlag von Breitkopf & Härtel.

1880.

© 2018 VAP Media, LLC vapmedia.com

Die

P A .U K E N.

Eine Anleitung

dieses Instrument zu erlernen

von

Ernst Pfundt.

zweite vermehrte Auflage . .

Leipzig,

Druck und Verlag von Breitkopf & Härtel.

1880 .

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und schlägt J mit der rechten nach, zumal im pi'ano. Dass der­

gleichen Trommelfiguren auch beim Pauken anzuwenden sind, werde ich später erwähnen.

§ 2. Stellung des Schülers und der Pauken.

Hat der Schüler im Trommelwirbel gehörige Fertigkeit er­langt, so gehe er an die Pauken. Die kleine höhere Pauke steht links, die grössere tiefe rechts ; so habe ich es in Berlin, Dresden, Prag, ,vien, München, Venedig , Mailand, in Städten in Tirol und der Schweiz und in einer Menge von kleineren Städten in Deutschland mit eignen Augen und nur zweimal umgekehrt gesehen. Man wendet freilich dagegen ein, dass bei dem Klavier die tiefen Töne links und die hohen rechts liegen. Darauf nun ist zu erwiedern : das Klavier hat den Pauken und die Pauken haben dem Klavier keine Vorschriften zu machen; es ist eben seit Jahrhunderten so hergebracht. Die beste Stel­lung der Pauken ist die: 1) ein wenig einwärts und 2) nach sich zugekehrt, also: Diese Stellung ist übel'­

haupt und besonders ~ ~ vorkommender Kreuz­schläge wegen noth ~ ~ wendig, weil letztere so leichter ausführbar sind. Die Pauke, die nur zwischen der Mitte und dem Rande Ton , also hier den Schlag-

Heck hat : @ stelle man wo möglich auch so, dass der

ziemlich sichtbare Kalbsfell-Rückenstreifen so zu stehen kommt:

© © denn auf diesem Rückenstreifen , wenn auch

hier angeschlagen : 0 klingt die Pauke immer etwas

härter. Man stehe nun so hoch vor den Pauken, dass bei herabhängenden Armen und Händen die mittleren Knöchel der Finger ungefähr den Fellring berühren und gleich sind. Stehen die Pauken höher als angegeben, so bediene man sich eines Fussschemels von der Höhe, dass das erwähnte Ziel erreicht

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wird; stehen sie niedriger, so bleibt weiter nichts übrig 1 als die Füsse auseinander zu stellen, um niedriger zn stehen, oder sich zu setzen, nur muss der Stuhl nicht zu niedrig sein. Dass man die Seitenschrauben nicht geräde auf den Punkt stellt, iiher welchem die Schlägel hin- und herfliegen, ergiebt sich von selbst, da sonst die Schlägel manchmal an die Schrauben an­

schlagen könnten.

§ 3. Haltung der Schlägel und Anschlag. Der Schüler halte in beiden Händen die Schlägel z·wischen

dem Daumen unli dem Zeigefinger , so dass der Daumen ziem­lich oben und der Schlägel auf dem zweiten Gliede des Zeige­fingers aufliegt. Der dritte Finger ., der unter dem Zeigefinger liegt , wird etwas weniger am Schlägel anliegen und der Yierte und fünfte gar nicht. Der Schhigel liege locker am }fallen an, ohne hinten darüber hinauszureichen. so dass er heim Schlagen zwischen den Fingern und dem Ballen hin- und herspielen kann. Der Arm hänge mn- wenig gebogen herab und das Hand­

gelenk bewege sich. mehr von der Seite, so dass der Daumen ziemlich und der Handknöchel vom Zeigefinger oherhalb i:-;t; der Vorderarm bewege sich weniger als das Handgelenk. Letz­teren ziemlich unbeweglich zu lassen; ist wohl im pi'.ano, aber nicht im forte, wenigstens nicht ohne Zwang zu ermöglichen. Alle Uewegungen müssen rund. und geschmeidig sein. das Handgelenk darf nicht steif sein nnd die Schlägel nicht mit allen Fingern festgehalten ,verden uud unnöthig hoch ~pringen; nicht mit dem Kopfe über die Nähe der Nasenspitze hinaus, ist eine Regel aus alter Zeit; doch wird § 14 wohl davon mit­unter eine Ausnahme gestatten müssen. Dann wird auch der Ton, mit guten Schwammschlägeln hervorgebracht 1 nicht hart, steif und knallend, sondern voll und schön klingen. * Sollen manchmal einzelne Töne spitz klingen, so schlage man nach § 16 nahe an den Rand, und der Ton wird besonders im pi'ano

die gewünschte \Virkung hervorbringen.

11 Anm . v. F. Hentschel, königl. Kammermusiker in Berlin: Ich ziehe die mit aufeinander geschraubten Flanellplatten vor. Im ppp klingen die mit Klavierfilz sehr schön und weich.

§ 4. Wir be.l. Nun übe man auf dem im vorigen § angegebe11en Schlag­

fleck wechselweise mit jeder Hand einmal angeschlagen,

r. l. r. L r. 1. r. l. r. 1.

i i !~ ~ = . ,:11,:111~ -----. . . ----. . den einfachen oder eigentlichen Paukenwirbel nach und nach immer schneller ein 1 dann: wie § 1 erwähnt, im egalen cres­cendo und decrescendo. Dieser einfache ,virbel v,rird freilich bei

einem lang anhaltenden f orte sehr ermüdend, und um sich eine Erleichterung hin und wieder zu verschaffen, verbinde man den Doppel- oder geradezu gesagt Trommelwirbel mit dem Pauken­wirhel.

Nämlich im piano und nif'. kann man sich, wie z. B. in der

Ouvertnre zu Tell von Rossini bei 44 Takten 'Wirbel oder einer ähnlichen Anzahl Takten in der H. Symphonie vou Beethoven im

ersten Satze 7 die Anstrengung dadurch erleichtern, dass man wechselweise: um auszuruhen, vom Paukenwi:rhel in den

'Trommelwirbel (versteht sich mit beibehaltener Haltung der SchlägeL nicht mit 'frommelschlägelhaltung) und dann wieder, ·wenn mehr forte vorgeschrieben ist, umgekehrt in den Pauken­wirbel übergeht; oder auch bei Stellen, wo das piano schöner hervortreten muss, so 'L,, B. ziemlich zu Ende jener 44 Takte in der Ouverture zu Tell. Hier muss man wieder in den Pau­keu wirhel übergehen 7 weil er fast solo hervo1't11.tt und schnell geschlagen immer noch besser klingt als der Trommelvrirbel, de1· mit Paukenschlägeln auf den Pauken wegen der grossen

und weicheren Schlagknöpfe schwerer zu schlagen ist, als mit Trommelschlägeln auf der Trommel, die der kleinen hölzernen Knöpfe wegen besser springen. Der ,virbel auf zwei Pauken,

t,· wie =,2~ , kommt äusserst :,elten vor.

ß

§ 6. Stimmung.

Man wird bald bemerken, dass man die Schrauben rings­herum nicht egal, d. h. an einer so viel wie an der andern drehen darf; auch ist der Fellring nicht in egaler Richtung zu erhalten, da das Fell von Natur unegal ist und der Gerber durch Abschaben der dicken Stellen eine gleichmässige Stärke doch nicht erlangen kann. Folglich kann der Fellring, wenn die Pauke an allen Schrauben einen reinen Ton haben soll, auch nicht in einer und derselben gleichen Richtung bleiben. Man suche allerdings so viel als möglich das Fell, ,venn es noch schlaff aufliegt, hübsch gleichmässig nach allen Richtungen zu ziehen; aber wo es nun einmal , besonders an den Bauch­seiten, zu tief klingt, muss diese und jene Schraube tiefer ein­geschraubt werden, wenn auch der Ring unegal aussieht. Die reine Stimmung aber an allen Schrauben eneicht man am besten dadurch, wenn man weniger mit dem Schlägel angiebt, als vielmehr in der Nähe jeder Schraube den dritten Finger der rechten Hand auf das Fell aufsetzt und so (man verzeihe den Ausdruck) mit dem Finger ab schnippt, weil man auf diese ,v eise den Ton unzweideutiger hört. Klingt die Pauke dann 1ingsherum bei allen Schrauben gleich , so wird sie auch, auf dem genannten Schlagfleck angegeben, einen reinen Ton geben. Bei den tieferen Stimmungen, z. B. auf der kleinen Pauke von B nach O oder auf der grossen von F nach G, ·wird man bald bemerken , dass man nicht so viel herumzudrehen nöthig hat, als bei den höheren Stimmungen. Man mache nun Stimm­übungen, vielleicht zu Hause im Zimmer, und übe sich im schnellen Drehen der Schrauben und Abschnippen mit dem Finger, um rein und schnell stimmen zu lernen. Um die Festig­keit im Gehöi-, was freilich eigentlich vorausgesetzt wird, noch meru: zu befördern, lasse man z. B. Jemand Klavier spielen und stimme in alle möglichen Tonarten, verwandte und nicht verwandte , während dessen Spieles ein, um dann bei vollem Orchesterspi~l darin Sicherheit und Schnelligkeit zu besitzen. \Vissen muss man freilich, in welchen Tonarten und Accorden sich das Orchester be,vegt, wenn man, auch während man

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Pausen zählen muss, umstimmen soll. Hat z. B. das Orchester in dem Augenblick (denn man muss den Augenblick benutzen ) As-Dur} und man soll nach C stimmen,· so denke man sich schnell die grosse Terz , und um G zu stimmen, den Leiteton von As oder, wenn die Dominante Es gerade vorklingt, wieder die Terz. Umzustimmen z. B. von Es nach E, während das Orchester in Es-Dur spielt, ist schwerer, als umgekehrt, wäh­rend das Orchester in E-Dur spielt, nach Es umzustimmen; denn hier kann man sich Es oder vielmehr Dis als Leiteton von E denken und leichter einstimmen etc. So muss man sich also seinen einzustimmenden Ton bald als Quarte, bald als Sexte, Septime oder Secunde etc. denken. Hauptsächlich ist dieses Stim­men durch Erfahrung nach und nach schneller und sicherer zu erlernen und wird dem schon musikalisch Gebildeten, was jeder Paukist bei einem grösseren Orchester sein muss und bei einem kleineren Chore werden kann , leichter werden , als jedem An­deren, der noch wenig musikalisch ausgebildet ist. Leichter und schneller geht dieses Umstimmen freilich bei den Maschi­nenpauken. Diese stimmt man, ehe die Musik beginnt, vorher an allen Schrauben rein in tief B und F ein und bedient sich dann der angebrachten Mechanik . Seit dieser Erfindung wird aber auch von den neuei-en Komponisten ,vieder mehr Schnel­ligkeit im Umstimmen verlangt, da man oft in einem Nu damit zu Stande sein muss. Bei den Maschinenpauken wird man deutlicher bemerken, wie die Spannung des Felles von der ,vit­terung abhängt, da es je nach den verschiedenen Standpunkten in den Theatern und Koncertsälen von der nassen ,vitterung schlaff und von trockner Hitze oder grosser Kälte angespannt wird. Ferner ,vird man bemerken, wie das Fell, wenn es von einer tieferen Stimmung in eine höhere und gleich darauf wie­der in dieselbe tiefe Stimmung versetzt werden soll, sich im Ton verändert hat. Hat man z. B. 0 und dreht die Maschinenpauke, sei es die erste oder dritte Gattung der in § 1 7 angeführten, nach E, so ist z. B. bei der ersten Art der ·Dreher vielleicht gerade einmal herumzudrehen. Nun sollte man glauben , wenn man wieder O haben will , so brauche man den Dreher nur auf denselben Punkt zurückzudrehen. Dann würde aber O zu hoch

sein und man muss dann entweder, was vorzuziehen ist, etwas weiter zurückdrehen , oder, was unsicherer ist, wieder auf den Punkt hindrehen und mit der Hand ein wenig auf das Fell drücken~ um O wieder zu erlangen. Es ist dies schwer zu be­schreiben , und wird hierbei Erfahrung die beste Lehrmeisterin sein. Das erwähnte Fellabdrüekeu mit der Hand ist oft bei den einfachen Pauken ein Helfer in Verlegenheit; denn wenn man , ja in der Eile ehvas zu hoch gestimmt hat, so stimmt ein Druck mit der Hand die Pauke sogleich herab. Bei den Ma­schinenpauken ist diese Verlegenheit beseitigt, da man wieder in einem Augenblick sich schnell und viel sicherer helfen kann. Ueherhaupt benutze man die Pausen und untersuche leise mit dem Finger während des Pausirens, oh die Pauken noch voll­kommen in der Stimmung stehen, weil ein geringes V erziehen des Felles eine unendlich schlechte ,virkung hervorbringen kann; z. H. in dem Trauermarsch der Symphonia Eroica von Beethoven am Schluss ist die "\Yirkung verfehlt , wenn das solo O pfom's8. und kurz vorher, -wo im Orchester Des dabei ist, bei dieser herrlichen Dissonanz nicht goldrein hervortritt. -Ich will beiläufig, weil hier auch auf die Stimmung viel an­kommt, nur noch einige Stellen erwähnen~ die besondei-s schöne

Effecte hervmbringen; freilich bin ich nicht im Besitz von Par­tituren, sondein kann nur geben, ,vas mir gerade ins Gedächt­niss kommt. Einzelne Töne treten z. B. herrlich he1·vor in der A-Dur-Symphonie von Beethoven im letzten Satz A ganz allein , dann in der Ouverture zum Sommernachtstraum von Mendels­sohn einmal das H ganz allein; in Gade 1s 3. Symphonie im Sclterzo spielt H und Fis eine bedeutende Rolle; in ,v eber' s

Freischütz-Ouverture das teuflisch schöne A; die Töne~~ ~

zusammen im Adagio der 9. Symphonie von Beethoven; in Schumanns B-Du1·-Symphonie im Sclierzo prestiss. D solo vor der Fermate; in l3eethovens Oratorium Christus am Oelberg etc.

Längere Stellen sincl in § l O und 12 erwähnt; dahin ge­hören noch in den Hugenotten im zweiten Akt die Schwursceue m O un<l G, die Feuer- und ,va :::serprobe in der Zaube1·flöte; in Beethovens Symphonien, z. B. in der Eroica am Schluss des

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Scherzo in Es B, in der B-Dur-Symphonie im Adagi·o in Es B, in der 0-Jlfoll-Symphonie im Scherzo die unvergleichlich schöue

Wirkung des . C bis zum Triumphmarsch. In Mozarts Schluss­

fuge, 0-Dur-Symphonie, lasse man sich ja nicht irre machen im letzten Satze und zähle richtig, wenn e~ auch dem weniger damit bekannten Schläger sonderbar klingen sollte. Femer ent­schiedenes und festes Tempo verlangen z. B. die Anfänge: m '\Vebers Euryanthe in einem Finale der Trompetensatz:

~; ~=;±~ J ] J=i:f+= -- - ,¼- ~ - --- ·_ -- .. - -.-

und eme ähnliche Stelle in C im letzten Satz der 1. Sympho­me von Gade.

§ 6. Umfang der Paukentöne.

Hinlänglich bekannt ist es, dass der Umfang eme Oktave

beträgt, von ~_!~ bis ;)-~=·"= 1 dass also die Dominante bald -...- ---

oben, hald unten liegt und die Pauken dahe1· gewöhnlich bald in Quarten, bald in Quinten von einander gestimmt sind. Aus­nahmen, wie z. B. im Fidelio von Beethoven Es und A., gieht es mehrere. Mendelssohn, z. B. im Oratorium Paulus, Sclm­mann, im Paradies und die Peri , und einige Andere schreihen

auch wohl Pt's ~, ja die Italiener . sogar, z. B. Bellini in

der Ouverture zu Norma, G ~·. Für letzteres nehme man

doch ja das tiefe G: denn nur eine Pauke von sehr kleinem 'Cmfange \wie die bei der Kavallerie) giebt das hohe G ht·r, und dann klingt es noch schlecht. Auch eine Pauke von grossem Umfange gibt schon das J,"is nicht mehr her, und man läuft Gefahr: <lass an dem Schraubendurchstich das :Fell nach und nach weiter aufreisst. (Ich spreche aus Erfahrung!) .Jene oben genannten berühmten Komponisten haben zwar dieses hohe Fis geschrieben, da es eben viele Pauken von kleinerem L mfangn giebt, die das H's haben, ausserdem wird man aber auch mit ilem

tiefen Pt".s zufrieden sein können. Der Umfang der kleim•nm Pauke ist also von B bis hoch F 1 oder seltner Fis , dei- der grösseren von tief F bis C gewöhnlich; doch schrieb Mendels-

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=~@J+-g;;.J--ä--&f----4-:-;J_JI~=:= schlage man ja nicht die halben Noten mit Wirbel. Dergleichen

Stellen gibt es unendlich viele, Hector Berlioz setzt in einer

Ouverture z. B. Accente darüber: ~ [ ~ 1 und will damit sagen,

man schlage nur einen Schlag und lasse die Pauke austönen.

Hierbei komme ich auf das

§ 11. Abdämpfen der Pauken.

Dieses thut man schon von selbst, da das .Nachklingen,

wenn das Orchester andere Accorde daz,vischen hat, jedem

musikalischen Ohr zuwider if.;t.· )Ian dämpfe mit dem Ballen

der Hand oder mit den :Fingerspitzen , gleichviel, wenn nur ge­dämpft wird. Sehr schnelles Abdämpfen wird z. B. verlangt

bei den im vo1·igen § erwähnten Rlitzesschlägen in der Pastoral­Symphonie etc.

§ 12. Einfa~her Kreuzschlag.

Dieser kommt nicht selten vor , z. H. in der F-IJur-Sym­p honie von Beethoven, fast am Schluss:

r. L r. l. r. l.

~~~~=57:=n~f:t·-~~~~u~~):~}t=~-~ und wird so ausgeführt: Dat, erste F - rechte Hand, das zweite - linke Hand , dann mit der rechten Hand über die linke hinweg zum hohen F. Die linke folgt ihr nach, dann wieder von von1 die rechte Hand auf der grossen (rechts stehenden) Pauke F, die linke auf P nach und so fort ,vieder

übergeschlagen. Ferner umgekehrt in :Beethovens .Fidelio im

zweiten Finale :

bis

~-=r~1~~~~--~~:=I L r. 1. r. ·

was so ausgeführt wird: Das erste C linke Hand, das zweite rechte Hand ; dann springt die linke über die rechte hinweg

und gieht G an, worauf die rechte mit dem zweiten G nach­

folgt : dann wieder linke C und rechte C und so fort. Doch

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Nun zu der dritten Gattung von lVlaschinenpauken. Ihr

Erfinder soll S tu m p f in Amsterdam sein, und ich sah deren

vor fünf Jahren zuerst in Karlsruhe. Nur diese sind den Herren

Stadtmusikern und den Chören, die bald hier, bald dort Koncert und Tanzmusik zu spielen haben, zu empfehlen , da sie leicht und nicht viel schwerer als die einfachen Pauken zu transpor­tiren sind. Die Mechanik ist inwendig angebracht. Die nähere

lleschreibung umgehe ich hier - offen gesagt - d~s Nach­fertigens wegen, was vielleicht doch nicht richtig und in der

gehörigen Vollkommenheit geschehen könnte. Diese Pauken 1

hei ·welchen die Stimmung durch Drehung des Kessels hewirkt

wird, sind mit zwei Händen fast eben so schnell und leicht zu

drehen, als jene oben zuerst erwähnten, welche man freilich auch in den meisten :Fällen mit einer Hand stimmen kann, z. B. in den Tönen von oben nach unten herab. lVlehr Kraft wird natürlich in den höheren Stimmungen, von niederen zu höheren

Tönen hinauf: und daher auch die Hülfe beider Hände erf or­

dert. So schlage ich z. H. in Robert der Teufel, wo eigentlich

vie1· Pauken sind: wenigstens clrei Töne (die Bässe haben die üh1·igen pizzicato) , indem ich mit der rechten Hand schlage und mit der linken O und D alnvechselnd drehe, was hei

dieser dritten Gattung wohl fast unmöglich ist; jedoch wird Jeder mit der durch sie ermöglichten Schnelligkeit der Um­stimmung schon zufrieden sein. - Nur in einigen Stücken

stehen sie <ler ersteren Art nach. Es kann nämlich l) das Kupfer nicht so dünn getrieben werden, da es selbst die Um­spannungslast zu tragen hat, und daher ist Vibrntion und Ton

wie bei jeder andern Pauke. 2) Hat man bei jeder Stimm:ung durch das Drehen allemal einen andern Schlagfleck, während man bei der ersteren Gattung. die Bauchseite des Felles, welche den besten Ton giebt, wie bei jeder einfachen Pauke imme1· nach sich gekehrt stellen kann. Ich hoffe weiter nicht erwäh­nen zu brauchen, dass im Mittelpunkte keine Pauke in der \V elt Ton hat, wie die Trnmmel, dass daher der Anschlag stets zwi­schen Mitte und Seite geschehen muss. Heide Mängel der letzteren Gattung sind jedoch weniger bedeutend, und die Haupt­sache ist hier für die mit der Lokalität immerwährend wechseln-

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den Chöre die leichte und schnelle Fortschaffung durch den Instrumententräger. Diese sehr empfehlenswerthen Instrumente waren ebenfalls auf Bestellung bei Herrn Glanert mit Em­ballage für Jt 210 zu bekommen.

§ 18. Behandlung der Pauken. Bei allen Pauken, mögen es einfache ode1· Maschinenpauken

sein , schmiere man von Zeit zu Zeit die Schrauben, bei letz­teren die Hauptschrauben sorgfältiger, und zwar nicht mit Brennöl , sondern mit Knochenöl (Klauenfett) ein und reinige dieselben manchmal von dem sich in ihnen ansetzenden Schmutz. Nach geendigter Musikaufführung lasse man allemal die Pauken wenigstens bis t~ef B und F herunter. Ich habe z. B. die Pauken in B und F stehen lassen und im ·winter in seltene1· gebrauchten und geheizten Sälen gefunden, dass die strenge Kälte hier ungefähr E und H angezogen hatte. Die Erfahrung wird jeder de1· Herren Kollegen schon gemacht haben. - Muss einmal ein neues Fell aufgezogen werden, so schärfe man dem Pergamentmacher oder ,v eissgerber ein, dass er es nicht fest, sondern wo möglich schlaff auf den Ring aufziehe; denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass clie Temperatur (trockne Hitze unu strenge Kälte) das neue Fell so hoch angezogen hatte, dass ich kein tiefes P mehr stimmen konnte und in de1· V erlegen­heit das Fell mit ,v asser befeuchten und ausdehnen musste. Decken übe> die Pauken sind sehr zu empfehlen, zumal wenn sie cle1· Sonne ausgesetzt sein sollten.

Anhang. Beschreibung der in § 17 erwähnten sowie einiger neu

aufgekommener Pauken.

I. Pauken mit äusserer Mechanik.

Hotfmann'sche Pauken, nach Angaben von E. Pfundt und F. Hentschel.

:Massgebend bei der Konstruktion dieser, durch obige Ab­bildung dargestellten Maschinenpauken, war das Restreben, mit Schnelligkeit: Leichtigkeit und Sicherheit der Umstimmung auch Fülle und Reinheit des Tones zu ve1·binden.

Der Verfertiger 1 C. Hoffmann in Leipzig, Mühlgasse No. 2

verwendet stets ungekalkte Felle. Haben solche zwar ein we­niger schönes Aussehn als die sonst üblichen völlig weissen Felle, so geben si~ doch einen schöneren Ton. Der kupferne Kessel dient einzig und allein als Resonanzboden für die Schall­wellen. Hervorzuheben ist , dass der Kessel völlig frei in einem Ringe hängt, und die Schwingungen in J?olge dessen durch keiner­lei an demselben befestigte Metalltheile gestört werden. Die Ver­bindung zwischen erwähntem Ringe , welcher vom Kessel verdeckt wfrd, und dem vierbeinigen Fusse, vermitteln 4 eiserne Träger. Diese liegen dem Kessel ganz nahe, ohne ihn jedoch zu berühren.

Die je 8 Fellschrauben jeder Pauke finden ihre Muttern in eben­soviel gebogenen Stäben, die unter dem l{essel zu einem teller­artigen Körper sich verninigen. Dieser Teller wiederum steht in beweglicher Verbindung mit einem Hebel unterhalb des Fusses. Es bedarf nur einer sehr kleinen Drehung der langen, soge­nannten Hauptschraube, um <len Hebel sammt dem mit ihm verbundenen Mechanismus höher und tiefer zu stellen. Dadurch bekommt das Fell weniger oder mehr Spannung und der 'Ton wird je nach ·wunsch geregelt.

· Das Gewicht eines Paares solcher Instrumente bet1·ägt gegen 80 Kilo. Gegenwärtig wird an einer neueren Konstruktion dieser Pfundt-Hoffmann'schen l\iaschinenpauken gearbeitet, wo­durch bei aller Wahrung ihrer sonstigen Eigenthümlichkeiten eine leichtern Transportfähigkeit erzielt werden soll.

Noch sei erwähnt, dass die eiförmigen Köpfe der Schlägel aus feinstem Pianofortefilze hergestellt sind.

II. Deutsche Reichspatent-Koncertpauken-Fabrik VOii

Louis Jena, Reuduitz-Leipzig.

Vorstehende Abbildung zeigt eine Koncert-Pauke, welche sich durch ihr geringes Gew·icht: schönen vollen Ton~ schnelle und leichte Stimmung vor allen bisher existii-enden auszeichnet.

Das hohe F, bei manchen Pauken ihrer Konstruktion hal-

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ber oft nicht zu erlangen, ist bei der Jena'schen jederzeit schnell

und leicht hervorzubringen Ausserdem lassen sich die letzteren

hoch, tief und schräg stellen.

Die Pfundt'schen oder Hoffmann' sehen Pauken haben ein Gewicht von ca. 80 Kilo, die .Jena'schen nur von ca. 30 Kilo: der Preis stellt sich demgemäss fiii· die letzteren auch bedeutend billiger.

Die Jena'schen Maschinen-Pauken ruhen auf einem Bock

von Schmiedeeisen, in '\Velchem sich eine Schraube mit Gewinq.e,

zum Hoch- und Tiefstellen eingerichtet, befindet. Mittels eines

Scharniers kann Schrägstellung des Kessels erfolgen. Dieser

hängt in einem Ringe, welcher wiederum durch einen Zügel

mit dem Ganzen verbunden ist. Das Fell wird wie bei den Pfundt'schcn Pauken mit 8 Schrauben befestigt. Der Fellring

besteht aus Eisen. die Oesen sind zum leichteren Aufziehen des Felles eingeschraubt. Wie bei den Drehpauken wird das Fell durch einen Ring nach oben gedrückt, wodurch sich jedoch der

Schlagfleck nicht verändert.

Der innere Mechanismus ist ein äusserst einfacher und be­steht nm- aus z,vei gegen einander wirkenden Hebeln, an wel­

chen zwei Keile, durch eine Hauptschraube getrieben, befestigt sind. In Folge dieser vei·einten drei K1·äfte (Hebel, Keil,

Schraube) ist das Instrument leicht zu handhaben. Alle Schrauben-Pauken können nach dem Jena'schen System

mit Benutzung von Kessel und Fell zu Maschinen-Pauken um­gearbeitet werden. Die Schlägel bestehen jetzt grösstentheils aus Dämpferfilz.

Preise der Pauken : Pfundt'sches oder Hoffmann'sches System . . a 550 Mark . . Jena'sche Pauken. . . . . . . . . . a 400

Umänderung mit Fuss zum Hoch-: Tief- oder

8ch1ägstellen . . . Mit Mechanik ohne Fuss. . . . .

a 200 a 100

Schrauben-Pauken von . . . . . 120 - an.

In derselben Koncertpaukenfahrik werden auch grosse und kleine Trommeln. wie überhaupt alle Schlaginstrumente ange­

fertigt.

III. Dreh-Pauken.

Der Kessel dieser Pauken ist in einem hölzernen Bock durch eine Schraube befestigt. Inwendig befindet sich ein an der Schraube sitzender Ring, 1-Velcher die Stimmung oder An­spannung des Felles bewirkt. Vom Gewandhaus zu Leipzig wurde diese Art Pauken verworfen, weil sich durch das Drehen der Schlagfleck verstellt.

Von Glanert existiren nur Schraubenpauken, die im Innern eine Trompete haben. An dem Kessel sind 8 ,virbel von Eisen oder Messing befestigt; der Tellerring besteht grössten­theils aus Holz und wird durch einen eisernen Ring, an wel­chem die Oesen nicht eingeschraubt, sondern angeschmiedet sind, herabgedrückt. Die Trompeten werden jetzt vielfach aus dem Instrumente genommen, weil diese nur den Ton entfernen.

IV. F. Beck'sche Schraubenpauken. (Gohlis bei Leipzig.)

Diese sind von Zinkblech und haben ein Holzgestell. Auch die grosse Schraube ist von Holz, während die andern sechs, an dem Bocke und Felle befestigten langen Schrauben, aus Eisen bestehen. Die Stimmvorrichtung befindet sich unter dem Gestelle, bewährt sich indessen bei feuchtem Wetter, des ge­quollenen Holzes wegen, durchaus nicht.

V. Französische Pauken.

Aehnlich den deutschen Drehpauken sind die französischen Pauken, nur zierlicher gebaut und nicht so theuer. Der Fuss ist aus Eisen gefertigt.

Ausser vorstehend erwähnten Pauken gibt es noch eine Art, an welcher eine Scala angebracht ist und deren Verfertiger s. Z. in Nürnberg lebte. Sie sind ebenfalls abgekommen, weil das Fell dem ,vitterungswechsel zu sehr unterworfen war.

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Inhaltsverzeichnis.

Seite

Einleitung . . . . . . . . . . . . 1 § 1. Anweisung im Trommeln . . . 1 § 2. Stellung des Schülers und der Pauken 3 § 3. Haltung der Schlägel und Anschlag 4 § 4. Wirbel . . . . . . . . . . . • 5 § 5. Stimmung und deren Wichtigkeit bei effektvollen Stellen . 6 § 6. Umfang der Paukentöne . . . . . . . . . . . . . . 9 § 7. Missbräuche einiger Komponisten in Bezug auf die Pauken 10 § 8. Alte und neue Schreibart . . . . . . . . 11 § 9. Drei und vier Pauken und deren Stellung 11 § 10. Schlagmanieren . . . . 13 § 11. · Abdämpfen der Pauken. 16 § 12. Einfacher Kreuzschlag . 16 § 13. Schwere Stellen . . . . . 1 7 § 14. Doppelter Kreuzschlag . . . 19 § 15. Sehr starke Forte- und sehr lei se Piano-Stellen 19 § 16. Verschiedene Schlägel . . . . . . . . . . 21 § 17. Drei verschiedene Arten von Maschinenpauken . 22 § 18. Behandlung der Pauken . 2 6 Anhang. Beschreibung der I>auken . . . . . . . 2 7