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Funktionstabellen 1 Funktionstabellen I ch möchte in diesen Kapitel alle besprochenen Funktionen und Skalenbeziehungen zusammenfassen. Beginnen wir mit einer Übersicht der wichtigsten Akkordgrundtypen und der üblicherweise dazugehörigen Skalen: Akkordtyp Mögliche Skalen maj7 Ionisch, Lydisch -7 Äolisch, Dorisch, Phrygisch -maj7 Melodisch Moll, Harmonisch Moll -6 Melodisch Moll, Dorisch 7 Mixolydisch, Mixo(#11), Mixo(b13), HM5(+#9), Alteriert, HTGT, GT 7(sus4) Mixolydisch, HM5 -7(b5) Lokrisch, Lokrisch(9) + / +7 GT º / º7 GTHT, HM5(+#9) der ersetzten Dominante Es folgen alle Dur-tonalen Funktionen in F-Dur und die gebräuchlichsten Skalenalterna- tiven. Seid euch aber im Klaren darüber, dass es sich bei Letzteren nur um die tonalen Kli- schees handelt (es gibt, besonders bei den Dominanten, einige weitere Möglichkeiten, die aber seltener verwendet werden, weil sie stärker gegen die Tonalität drücken): Diatonische Funktionen Imaj7 Fmaj7 Ionisch II-7 G-7 Dorisch III-7 A-7 Phrygisch IVmaj7 Bbmaj7 Lydisch V7 / V7(sus4) C7 / C7(sus4) Mixolydisch VI-7 D-7 Äolisch VIIø7 Eø7 Lokrisch

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Funktionstabellen

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Funktionstabellen

Ich möchte in diesen Kapitel alle besprochenen Funk tionen und Skalenbeziehungen zusam men fassen. Beginnen wir mit einer Übersicht der wichtigsten Akkordgrundtypen und der üblicherweise dazugehörigen Skalen:

Akkordtyp Mögliche Skalen

maj7 Ionisch, Lydisch

-7 Äolisch, Dorisch, Phrygisch

-maj7 Melodisch Moll, Harmonisch Moll

-6 Melodisch Moll, Dorisch

7 Mixolydisch, Mixo(#11), Mixo(b13), HM5(+#9), Alteriert, HTGT, GT

7(sus4) Mixolydisch, HM5

-7(b5) Lokrisch, Lokrisch(9)

+ / +7 GT

º / º7 GTHT, HM5(+#9) der ersetzten Dominante

Es folgen alle Dur-tonalen Funktionen in F-Dur und die gebräuchlichsten Ska len alter na-tiven. Seid euch aber im Klaren darüber, dass es sich bei Letzteren nur um die tonalen Kli-schees handelt (es gibt, besonders bei den Dominanten, einige weitere Mög lichkeiten, die aber seltener verwendet werden, weil sie stärker gegen die Tonalität drücken):

Diatonische Funktionen

Imaj7 Fmaj7 Ionisch

II-7 G-7 Dorisch

III-7 A-7 Phrygisch

IVmaj7 Bbmaj7 Lydisch

V7 / V7(sus4) C7 / C7(sus4) Mixolydisch

VI-7 D-7 Äolisch

VIIø7 Eø7 Lokrisch

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Die neue Jazzharmonielehre

Sekundärdominanten

V7/IV (I7) F7 → Bbmaj7 Mixolydisch

V7/V (II7) G7 → C7 Mixolydisch, Mixo(#11)

V7/VI (III7) A7 → D-7 HM5(+#9), Alteriert

V7/II (VI7) D7 → G-7 HM5(+#9), Alteriert

V7/III (VII7) E7 → A-7 HM5(+#9), Alteriert

Sekundäre II-V-Verbindungen

II-V/IV C-7 – F7 → Bbmaj7 Dorisch

II-V/V D-7 – G7 → C7 Äolisch

II-V/VI Eø7 – A7 → D-7 Lokrisch

II-V/II A-7/Aø7 – D7 → G-7 Phrygisch / Lokrisch

II-V/III Bø7 – E7 → A-7 Lokrisch

Substitutdominanten

SubV/I (bII7) Gb7 → Fmaj7 Mixo(#11), Alteriert

SubV/II (bIII7) Ab7 → G-7 Mixo(#11)

SubV/III (IV7) Bb7 → A-7 Mixo(#11)

SubV/IV (bV7) Cb7 → Bbmaj7 Mixo(#11), Alteriert

SubV/V (bVI7) Db7 → C7 Mixo(#11), Alteriert

SubV/VI (bVII7) Eb7 → D-7/Fmaj7 Mixo(#11)

Sub(II-V)-Verbindungen

Sub(II-V)/I Db-7 – Gb7 → Fmaj7 Dorisch

Sub(II-V)/II Eb-7 – Ab7 → G-7 Dorisch

Sub(II-V)/III F-7 – Bb7 → A-7 Dorisch

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Funktionstabellen

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Sub(II-V)/IV Gb-7 – Cb7 → Bbmaj7 Dorisch

Sub(II-V)/V Ab-7 – Db7 → C7 Dorisch

Sub(II-V)/VI Bb-7 – Eb7 → D-7/Fmaj7 Dorisch

Verminderte Akkorde

#Iº7 F#º7 → G-7 HM5+#9 (von D7), GTHT

# IIº7 G#º7 → A-7 oder Fmaj7/A HM5+#9 (von E7), GTHT

#IVº7 Bº7 → C7 oder Fmaj7/C GTHT

#Vº7 C#º7 → D-7 HM5+#9 (von A7), GTHT

bIIIº7 Abº7 → G-7 GTHT

Iº7 Fº7 → Fmaj7 GTHT

Vº7 Cº7 → C7 GTHT

Modal Interchange in Dur

bIImaj7 Gbmaj7 Lydisch

bIIImaj7 Abmaj7 Lydisch

bVmaj7 Cbmaj7 Lydisch

bVImaj7 Dbmaj7 Lydisch

bVIImaj7 Ebmaj7 Lydisch

I-7 F-7 Dorisch

IV-7, IV-6, IV-maj7 Bb-7, Bb-6, Bb-maj7 Dorisch, Melodisch Moll

V-7 C-7 Dorisch

IIø7 (-V7) Gø7 (-C7) Lokrisch, Lokrisch(9)

#IVø7 Bø7 Lokrisch, Lokrisch(9)

Blues

I7 F7 Bluesskala, Mixolydisch

IV7 Bb7 Bluesskala (von I7), Mixol.

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Die neue Jazzharmonielehre

Übertragt diese Funktionszusammenfassung auch in andere Dur- und Moll-Tonarten (zumin dest in die gebräuchlicheren von 5b bis 4#). Wer nicht gleichermaßen schnell in allen Ton arten denken kann, hat es schwer, harmonische Zusammenhänge zu erkennen.

Fassen wir nun die wichtigsten Funktionen in Moll zusammen. Ich habe bewusst die Paralleltonart D-Moll gewählt, damit ihr die nötigen Querverbindungen zu den obigen Funktionen in F-Dur leichter herstellen könnt.

Diatonische Funktionen in Moll

I-7 D-7 Äolisch

I-maj7 D-maj7 MM oder seltener HM

I-6 D-6 Melodisch Moll

IIø7 Eø7 Lokrisch

bIIImaj7 Fmaj7 Ionisch

IV-7 G-7 Dorisch

V-7 A-7 Phrygisch

V7 A7 HM5(+#9), Alteriert

bVImaj7 Bbmaj7 Lydisch

bVII7 C7 Mixolydisch

Um es nochmals in aller Deutlichkeit zu sagen: Alle Funktionen und ihre Skalenklischees in Dur gelten auch für Moll – unter der Annahme, dass eine Molltonika (I-7) der VI. Stufe in Dur (VI-7) entspricht.

Jede Tonart ist für mich wie ein großes, dreidimensionales Gefl echt von Klangpunkten (Akkor den), die durch Fäden (Stimmführungen) miteinander verbunden sind. Egal an welcher Stelle ich in diesen harmonischen Raum eintauche – ich bin sofort mit allen ande-ren Klangfarben vernetzt. Es ist wichtig, dass ihr ein inneres Bild von diesem Netzwerk bekommt und es in jeder beliebigen Tonart mit konkreten Akkordsymbolen visualisieren könnt. Damit eure geistige Beweglichkeit nicht auf der Strecke bleibt, möchte ich das Ganze in einer Tonart darstellen, die wir bisher etwas vernachlässigt haben – in Ab-Dur. Ich habe – wie das in extremeren b-Tonarten oft nicht anders möglich ist – anstelle von Doppel-b-Vorzeichen und den etwas ungewöhnlicheren Stammtonvarianten (Cb, Fb) in den meisten Fällen die enharmonisch einfachste Notationslösung gewählt:

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Funktionstabellen

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Zur Erklärung: In der Mitte seht ihr die diatonischen Grundfunktionen (inklusive der Blues funktionen I7 und IV7, die ich zu den Elementarklängen zähle). Darüber und darunter lie gen die Sekundär- bzw. Substitutdominanten sowie deren vorgeschaltete II-7- oder II-7(b5)-Akkorde. Ganz oben sind alle verminderten Funktionen aufgeführt (bei den geklammerten Symbolen handelt es sich jeweils um denselben Akkord, der in Abhängigkeit von seiner Aufl ö sungsrichtung unterschiedlich notiert ist). Ganz unten stehen die wichtigsten Modal-Interchange-Funktionen. Die Funktionen der Paralleltonart F-Moll sind nicht eigens auf geführt, weil sie mit den Grundfunktionen in Ab-Dur identisch sind.

Aufgabe

1. Notiert für die obige Grafi k die zu den jeweiligen Funktionen gehörigen Skalenklischees (immer die tonalste Variante) und markiert eventuelle Avoid Notes. Gewöhnt euch bei dieser wie auch bei allen anderen tonartbezogenen Aufgaben an, Vorzeichen zu verwenden und diese im Notenbild zu berücksichtigen.

2.Geht zu den Play-Alongs auf CD 2 und bestimmt bei allen Tracks die Funktionsfolgen. Mit wenigen Ausnahmen kommen alle oben aufgeführten Akkordfunktionen in den Klang-bei spielen vor. Löst diese Aufgabe im Gegensatz zur vorherigen tonartunabhängig. Das bedeutet, dass ihr in allgemein gültigen Funktionsabläufen denken müsst (z. B. nicht C7 in der Tonart Ab-Dur, sondern V7/VI in jeder Tonart).

Die Akkordfolgen fi ndet ihr im Anhang (S. 585 ff). Kehrt zu dieser Aufgabe immer wieder zurück. Es reicht nicht, sie einmal richtig gelöst zu haben. Ihr müsst so weit kommen, dass ihr die Funktionsbeziehungen mitdenken könnt, während die Musik läuft.