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Periodisierungstechniken und ihre Anwendung im Fußball Rene Maric / RM auf Spielverlagerung.de mit einem Gastbeitrag von Marco Henseling / vangaalsnase bei spox.com Januar 2014

Periodisierungstechniken und ihre Anwendung im Fußball...Periodisierungstechniken – und ihre Anwendung im Fußball Rene Maric / RM auf Spielverlagerung.de mit einem Gastbeitrag

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Periodisierungstechniken – und ihre Anwendung im

Fußball

Rene Maric / RM auf Spielverlagerung.de mit einem Gastbeitrag von

Marco Henseling / vangaalsnase bei spox.com

Januar 2014

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In den letzten Wochen, Monaten und fast schon Jahren haben wir viele Anfragen erhalten, ob

wir uns der Trainingstheorie stärker widmen würden. Persönlich würde ich mich natürlich

über eine Fokussierung unserer Seite darauf freuen, doch die Recherche gestaltet sich hier oft

schwierig, der zeitliche Aufwand ist enorm und viele Ideen aus anderen Sportarten sind im

Fußball unerprobt und/oder umstritten.

Auch einzelne Trainingsübungen jeglicher Art würden nach sportwissenschaftlichen und

empirischen Maßstäben darum nie ein ausreichendes Maß an Objektivität erreichen, würde

ich diese hier veröffentlichen. Gleichzeitig ist bei einzelnen Übungen oftmals eher der

Geschmack gefragt, obgleich natürlich einige Grundprinzipien unumstößlich sind oder sein

sollten.

Sie können diesen zumindest annähern oder auf trainingswissenschaftlichen Erkenntnissen

basieren, aber leider fehlt uns dann dennoch das Wissen, wie genau es im Leistungssport

gehandhabt wird. Dazu möchte ich aber kurz anführen: Es wird auch Trainingsübungen und

theoretische Artikel in Zukunft geben.

In dieser Serie möchte ich mich einem gröberen und übergeordneterem Konzept widmen: Der

Periodisierung. Die Periodisierung bezeichnet dabei das Verbinden eines Zeitablaufs mit

gewissen Zielen, Entwicklungswünschen und Trainingsinhalten, um den Erfolg und

Fortschritt zu optimieren. Dabei gibt es einige Ideen aus der Leichtathletik, welche ich

aufgreifen möchte. Diese Ideen sind aber nur bedingt auf den Fußball anwendbar; im Fußball

gibt es nur wenige klare Konzepte dazu.

Aber, Obacht, es gibt sogar ein rein für den Fußball entwickeltes, nämlich die taktische

Periodisierung, zu der wir sogar einen wunderbaren Gastbeitrag mit einer praktischen Idee

haben werden.

Diese Serie soll also zuerst die Grundkonzepte der Leichtathletik ausführen, die wenigen

Umsetzungen anderer Periodisierungsarten im Fußball – meist aber eher auf

Spielerentwicklung im Jugendalter bezogen – näher erläutern und danach in einer

Abschlussdiskussion alle diese Artikel vereinen und kurz diskutieren. In diesem Beitrag am

Ende möchte ich noch kurz mögliche Anstöße für eine Weiterentwicklung geben, obgleich

hier natürlich obige Kritikpunkte zu solchen Artikeln umso mehr zutreffen.

Der Rahmenplan sieht wie folgt aus:

Morgen beginnen wir mit der klassischen und blockartigen Periodisierung, welche

beide als fundamental für die Leichtathletik gelten, aber nur lose schon im Fußball

Anklang gefunden haben. Sie sind eher theoretischer Natur.

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Übermorgen widmen wir uns einer neuartigen Periodisierung der Zerstückelung eines

Wettbewerbs und gehen dann mit einem Artikel zur Coerver-Methode zu den

Entwicklungsstufen über.

Daraufhin widmen wir uns am Folgetag der Theorie zur taktischen Periodisierung

sowie einem Beitrag zur praktischen Umsetzung derselben.

Am vierten Tag diskutieren wir noch die Inhaltskonzeption des DFB in seiner

Gesamtheit und schließen mit der Abschlussdiskussion ab.

Inhaltsverzeichnis:

1. Klassische Periodisierung Seite 4

2. Blockperiodisierung Seite 10

3. Wellenförmige Periodisierung Seite 17

4. Coerver-Methode Seite 21

5. Taktische Periodisierung Seite 27

6. Taktische Periodisierung ~ Ein Praxisbeispiel Marco Henselings Seite 36

7. Diskussion der DFB-Inhaltskonzeption Seite 51

8. Abschlussdiskussion Seite 64

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Periodisierungstechniken: Die klassische

Periodisierung

In diesem Artikel wird die klassische Periodisierung oder auch gemixte Periodisierung eines

Trainings beschrieben.

Bei der Trainingsperiodisierung wird das Training in unterschiedliche Zyklen oder Bereiche

geteilt, welche nacheinander abgearbeitet werden. Eine Periodisierungsart stellt dabei die

klassische Periodisierung dar, welche in vielen Sportarten nach wie vor führend ist.

Die klassische Periodisierung gibt es bereits seit den 40er-Jahren, wobei sich das gängige

Konzept in den 60er-Jahren in der Leichtathletik entwickelte. Verantwortlich dafür waren,

wie sollte es anders sein, die Sowjets. Tudor Bompa gilt als der geistige Vater dieser

Trainingsmethode, die bis heute noch genutzt wird. Neben systematischer Talentauslese,

Doping und Disziplin gilt auch diese Trainingsmethodik als Mitgrund für die Dominanz der

Sowjets.

Doch auch im Fußball wurde periodisiert; Valeriy Lobanovskiy erarbeitete fußballspezifische

Periodisierungen für sein Trainingskonzept, um für europäische Aufgaben immer frisch und

fit zu sein. Seine Erfolge und seine Ansätze gelten bis heute als Meilenstein des modernen

Fußballs. Auch Rinus Michels oder Arsene Wenger sind Verfechter einer Periodisierung im

Fußball.

Wie geht man im Allgemeinen vor?

Die Umsetzung ist, wenn man nicht besonders in Detail geht, sehr einfach. Unabhängig vom

Fußball, wird zuerst ein meist jährlicher Plan entworfen; bei Olympia-Teilnehmern existiert

sogar ein vierjähriger Plan, ein sogenanntes Quadriennal. In diesem Trainingsplaner werden

dann die wichtigsten Ziele, Turniere und Ruhephasen organisiert.

Diese Einteilung erzeugt letztlich drei, manchmal auch vier Zyklen.

Die erste ist die sogenannte Vorbereitungsperiode. In dieser Phase geht es um den

grundlegenden physiologischen und mentalen Wiederaufbau. Der Körper soll wieder in

Richtung Höchstleistungen geführt werden, im Grunde könnte man es als Vorbereiten des

Körpers auf das spätere intensive Training bezeichnen. Diese Periode dauert meistens ein bis

zwei Monate; je nachdem, wie intensiv danach belastet wird und wie stark der Körper in der

vorhergehenden Pause verfiel.

Meistens wird dies mit einem großen Trainingsvolumen und wenig Intensität gemacht. Die

Trainingstechnik wird wieder eintrainiert, der Körper aktiviert und der Sportler mental auf die

kommende Trainingszeit vorbereitet.

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Der darauffolgende Zyklus ist die erste Übergangsperiode. Hier wird der Sportler in Richtung

Höchstleistungen angetrieben. Das Training wird intensiviert und die Anforderungen erhöht.

Einige sehen diese Periode bereits als Bestandteil der Wettkampfperiode, wobei ich diese eher

auseinanderhalten würde.

Als Wettkampfperiode würde ich jene unmittelbare Zeit vor dem Wettkampf bezeichnet, wo

noch einmal verstärkt auf grundlegende Aspekte eingegangen wird, der Körper die potenziell

erreichbare Leistungsspitze erreicht und der Sportler auch mental und taktisch auf die

anstehende Herausforderung eingestimmt wird. Die Wettkampfperiode ist also eine

Spezifizierung auf die unmittelbaren Umstände des Wettkamps, welche nicht unbedingt weit

im Voraus geplant werden kann (Leistungseinbußen in bestimmten Bereichen durch bspw.

Verletzung), Adaption an einen bestimmten Gegner oder sonstige Umstände, wie

Höhenbedingungen oder das Wetter).

Der letzte Zyklus ist dann die zweite Übergangsperiode. Diese findet nach dem Wettkampf

statt. Der Körper erholt sich von den hohen Anforderungen des Spitzensports, es gibt eine

aktive Regeneration und der Sportler erholt sich auch mental von den fordernden Erlebnissen

der letzten Wochen. Persönlich würde ich in dieser Zeit ein sehr einfaches Training mit vielen

unterschiedlichen Aspekten empfehlen. Dadurch würde man dem Abschwächen der

körperlichen Leistung in der Ruhephase entgegenwirken, gleichzeitig aber eventuell

vernachlässigte Aspekte zumindest in puncto Technik und Taktik leicht trainieren können und

dadurch eine bessere Basis für die kommende Übergangsperiode schaffen.

Beispiel für eine klassische Periodisierung nach Matveyev

Allerdings ist es dann doch nicht so einfach, wie es hier gemacht wird.

Von Zyklen in Zyklen

Innerhalb dieser Perioden gibt es bestimmte Zyklen. Wann intensivere ich denn was genau?

Welche Aspekte muss ich überhaupt trainieren? Und wie gehe ich dabei vor?

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Um diese Aspekte zu gewährleisten, gibt es drei Zyklen. Der erste und kleinste Zyklus

heißt Mikrozyklus. Das ist letztlich die Planung einzelner Trainingseinheiten und dem Ablauf

dieser in den Trainingswochen. In jedem Mikrozyklus wird festgelegt, wie das Training genau

aufgebaut wird und welche kurzfristigen Ziele man in diesen Einheiten und Wochen erhalten

will.

Der nächstgrößere Zyklus wird als Mesozyklus bezeichnet. In dieser wird auf ein

Zwischenziel hingearbeitet. Mehrere Mikrozyklen werden zu einer Trainingseinheitengruppe

verbunden, welche den Mesozyklus bilden, sie stehen für die Trainingswochen als solche.

Hier geht es auch um die Harmonien innerhalb der unterschiedlichen Trainingseinheiten, die

im Normalfall einem Ziel zuarbeiten.

Der Abschluss eines Mesozyklus bedingt meist die Erfüllung eines Ziels. Wenn man also von

Boxern oder Leichtathleten hört, man läge mit der Vorbereitung „voll in der Zeit“, bedeutet

dies, dass die Trainingsziele der bisherigen Mesozyklen allesamt rechtzeitig erfüllt werden

konnten.

Die Mesozyklen werden letztlich zum Makrozyklus zusammengefasst. Dieser umfasst das

endgültige Ziel; einen Wettkampf oder Turnier, auf welches hingearbeitet wurde. Der

Makrozyklus entspricht dabei nicht unbedingt dem gesamten Periodisierungszyklus von oben.

So ist beispielsweise eine doppelte Periodisierung möglich, welche ein Kalenderjahr oder

eine Saison in zwei Periodisierungen unterteilt.

Dadurch erhält der Körper mehr Ruhe, der Athlet ist geistig und dadurch auch im Training

frischer, während die Verfallphasen geringer gehalten werden. Der russische Wissenschaftler

Matveyev sagte für Sprinter dabei eine 1,55%ige Leistungssteigerung im Vergleich zu nicht-

periodisierend trainierenden Athleten vorher [1]; relativ zu einer einzigen Periodisierung

waren es nur 0,96%. Bei Hochspringern waren es zum Beispiel sogar mehr (5,05% und 2,4%

respektive).

Allerdings gibt es noch weitere Differenzierungsmöglichkeiten bei der klassischen

Periodisierung.

Linear, non-linear/konjugiert und gewellt

In der genauen Art der Periodisierung, also dem Aufbau innerhalb der jeweiligen Perioden,

gibt es wiederum drei Unterschiede.

Die lineare Trainingsweise geht dabei auf den bereits erwähnten Matveyev zurück. Hier

werden einzelne Bereiche gesondert trainiert, bis das Trainingsziel in diesem Bereich erreicht

ist. Der Bereich als solcher kann aber sowohl sehr eng als auch sehr weit definiert werden.

Dennoch gab und gibt es Kritik an dieser Trainingsart. Indem mit gleichen oder zumindest

sehr ähnlichen Übungen und innerhalb klar abgesteckter Rahmen trainiert wird, können

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einzelne Aspekte des Trainings vernachlässigt werden. Gleichzeitig kann der jeweilige

Trainingsaspekt zu stark vereinfacht werden, was zu geistiger wie körperlicher

Unterforderung führt.

Der Athlet gewöhnt sich an die jeweiligen Abläufe, sein Körper ebenfalls und die Effektivität

sowie Motivation nehmen ab.

Darum entwickelte Verkhoshansky die nonlineare bzw. konjugative Methode. Hier werden

zwei, oftmals nur indirekt miteinander verbundene Bereiche des Trainings direkt miteinander

verbunden. Beispielsweise wird Schnellkrafttraining mit Muskelaufbau verbunden oder

Ausdauer mit Schnelligkeitsausdauer; dadurch soll der Körper stärker gefördert werden und

Automatismen sollen sich nicht zu sehr einschleifen.

Linear ist diese Umsetzung des Trainings nicht, weil die Übungen naturgemäß etwas variiert

werden, um die jeweiligen unterschiedlichen Aspekte möglichste effektiv zu trainieren.

Sowohl Intensität als auch Dauer werden immer wieder verändert, manchmal auch die Übung

als solche. Auch in der Mai-Ausgabe aus dem Jahr 2002 vom „The Journal of Strength and

Conditioning Research” wurden die Effekte geschildert; bis zu 50% waren die damit

trainierenden Athleten in puncto Kraft der Kontrollgruppe überlegen.

Wieso ist das so? Nun, der Körper reagiert auf die unterschiedlichen Reize mit veränderter

Ausschüttung der Hormone und ähnlichem. Vorteilhaft ist somit auch der veränderte

physiologische wie psychologische Reiz, der das Training effektiver macht. Dieses Prinzip

wurde bei der Entwicklung der Blockperiodisierung ebenfalls genutzt, Verkhoshansky gilt mit

Issulin als Pionier dieser Periodisierungsvariante.

Der ehemalige Gewichtheber-Trainer JV Askem nutzte beispielsweise ebenfalls eine solche

Periodisierung, die er sogar noch etwas variierte. Er wählte die konjugative Methode und

entwickelte dazu lineare Abläufe, um ein Übertraining bzw. eine körperliche Überlastung zu

verhindern, indem er dem Training eine größere Planbarkeit gab. Gleichzeitig verband er

trotzdem mehrere Aspekte miteinander, wodurch sich seine Sportler besser entwickelten.

Die gewellte Methode ist eine Mischung der beiden großen Methoden und wird teilweise auch

als effektiver bezeichnet.

Das Training als solches wird in seiner Umsetzung zusätzlich noch erweitert. Bei der

gewellten Methode werden unterschiedliche Aspekte miteinander im Training verbunden und

gleichzeitig innerhalb des Trainings variiert; Dauer, Belastung, genaue Umsetzung oder

Intensität sind veränderlich. Selbst wenn man die lineare Trainingsausrichtung als Fundament

nimmt, ist es möglich dadurch interessante Wechselwirkungen zu erzeugen.

Der Körper und auch der Geist werden also immer wieder neu gefordert. Sie müssen

unterschiedliche Aspekte miteinander verbinden, gleichzeitig erhält der Körper nicht nur

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durchgehend einen Reiz, sondern immer wieder einen neuen. In der Theorie wird damit

der Superkompensationseffekt verstärkt und das Training wird effektiver.

Als letzte Alternative sei noch das unidirectional loading, am besten vielleicht als „einseitige

Belastung“ übersetzt, genannt. Hierbei wird einfach progressiv und ohne langfristigen Plan

trainiert; dies wird insbesondere bei Einsteigern im Bodybuildung aus vorwiegend

psychologischen Gründen empfohlen. Im Leistungssport spielt diese Methode aber kaum eine

Rolle, weil sie zu unproduktiv und wenig zielgerichtet ist.

Fazit: Wie kann man diese Prinzipien und die klassische Periodisierung im Fußball

nutzen?

Im Fußball könnte die klassische Periodisierung zum Beispiel im Übergang von

Sommerpause bis zum Wettkampf genutzt werden; und wird es auch. Einerseits kann das

körperliche Nachlassen über den Sommer mit Hausaufgaben, wie es unter anderem in

Nationalmannschaften gemacht wird, etwas kompensiert werden. Andererseits kann in der

Vorbereitung gezielt so trainiert werden, dass die konditionelle Grundlage über die gesamte

Saison (oder in Deutschland bis zur Winterpause) gegeben ist.

Die Spieler bleiben also idealerweise über das gesamte Jahr fit und erreichen womöglich auch

im Frühjahr ihr Hoch. Ein solches Periodisierungskonzept wurde beispielsweise von

Lobanovskiy praktiziert und auch Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München wollte so

etwas einführen. Ein konditioneller Aufbau ist während der Saison kaum möglich.

Allerdings müssen hierbei auch die neuesten trainingsmethodischen Erkenntnisse bedacht

werden. Aktuell wird sehr viel über Spielformen und Komplexübungen trainiert, welche dabei

auch die Physis trainieren, ohne den Spieler zu sehr zu erschöpfen. Eine klassische

Periodisierung sollte also dosiert genutzt werden; interessanterweise ist sie mit einer anderen

Periodisierungsart, der wir uns noch widmen werden, vereinbar.

Die klassische Periodisierung könnte aber weiterhin genutzt werden. Arsene Wenger bei

Arsenal und auch Sir Alex Ferguson tun dies nämlich ebenso wie Jupp Heynckes in der

Bundesliga. Sie periodisieren die Einsatzzeiten ihrer Spieler und nutzen dabei die Rotation.

Die Spieler bleiben fitter und werden weniger belastet.

Jupp Heynckes äußerte sich dabei vor einigen Wochen noch, dass im Trainingslager die

Grundlagen gesetzt wurden und sich die Stammelf danach einspielen müsste. Erst nach dieser

Einspielphase könne wieder stärker rotiert werden, was dann auch so umgesetzt wurde. Dies

klingt nach einer klassischen Periodisierung der Einsatzzeiten und nur teilweise des Trainings,

welche aber wohl ideal zum Fußball passt.

Die Wettkampfperiode nimmt hierbei nämlich nicht nur den größten Teil ein, sondern gut und

gerne drei Viertel der gesamten Zeit in den Vereinen. Man kann sich davor nicht verschließen

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und glauben, man könne mit einigen wenigen Wochen eine monatelange physische Basis

setzen. Stattdessen kann die Einsatz- und Regenerationszeit von Schlüsselspielern periodisiert

werden und im Training die Wettkampfperiode mit der ersten Übergangsperiode gemischt

werden – einer von mehreren Gründen, wieso ich persönlich die Periodisierung eher in vier

statt in drei Teile unterscheide.

Praktisch heißt es: Die Spieler werden in Basisaspekten durchgehend geschult, während man

sich immer wieder in bestimmten Phasen auf die jeweiligen Gegner anpasst. An bestimmten

Tagen in englischen Wochen und an wiederum anderen in normalen Wochen hat man also

eine festgelegte Anzahl an Regeneration, gegnerspezifischer Anpassung und weitergeführtem

Grundlagentraining. Dies kann aber kurzfristig verändert werden, wenn gewisse Resultate

oder Leistungsziele nicht erreicht werden.

Literaturverzeichnis:

[1]: Leonid Matveyev (1977): Fundamentals of Sports Training.

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Periodisierungstechniken: Die

Blockperiodisierung

In diesem Artikel wird die Blockperiodisierung als Alternative zur klassischen Periodisierung

behandelt.

Matveyev formulierte 1964[1] basierend auf Grundideen aus den 40er-Jahren seine klassische

bzw. gemixte Periodisierung. Er stellte dabei Schaubilder nach dem

Superkompensationsprinzip mit einfacher, zweifacher und dreifacher Periodisierung da. Der

Athlet braucht seine Pausen, wird dann zurück an seine übliche Leistung herangeführt und

tritt dann wieder in die Wettkampfphase ein.

Der Erfolg der klassischen Periodisierung sorgte aber auch für Kritik. Im gleichen Jahrzehnt

wurden ebenfalls in der Sowjetunion wegen Matveyevs Forschungen die Grundprinzipien für

eine alternative Periodisierung gelegt. Führend dabei waren der uns bereits aus dem

vorherigen Artikel bekannte Yuri Verkhoshansky, der erfolgreiche Sportler Anatoliy

Bondarchuk und der womöglich populärste und aktuellste Vertreter, Vladimir Issurin.

Was spricht gegen die klassische Periodisierung?

Stageman formulierte 1981 folgenden Leitsatz: „Gemischtes Training erzeugt gemischte

Resultate.“

Weil in der klassischen Periodisierung die unterschiedlichen Trainingsaspekte zumeist

parallel und nur teilweise seriell angelegt sind, verzerrt sich angeblich der Effekt. In der

klassischen Periodisierung wird ja der Körper auf Wettkampfniveau zurückgeführt und dann

mit unterschiedlichen Übungen, welche nur in grobe Kategorien geteilt sind, trainiert.

Dadurch kommt man auf das nötige Wettkampfniveau und kann nach den Wettkämpfen den

Körper wieder regenerieren.

Hier findet sich aber der zweite Kritikpunkt. Vladimir B. Issurin führt an, dass die

Stundenzahl an vorbereitendem Training im Laufe der Jahre immer stärker heruntergeht, aber

die Wettbewerbe immer schwieriger und gleichzeitig häufiger werden. Außerdem entsteht für

den Körper durch die vielen unterschiedlichen Belastungen ein enormer Stress durch

gegensätzliche physiologische Reaktionen.

Anstatt also einen synergetischen Effekt zwischen Aufbau und Entlastung herzustellen, wird

das Gegenteil versucht. Man will den Körper vor Übertraining schützen, kann ihm aber durch

die Vereinfachung der Trainingskomplexität im physischen Sinne) mehr zumuten. Im

Gegensatz zur klassischen Periodisierung kann der Athlet also durchaus an mehreren

Wettbewerben teilnehmen und ist öfter in seiner „Peaking“-Phase.

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Weil die Befürworter der Blockperiodisierung davon ausgehen, dass der Körper eben nicht

mehrere Aspekte ordentlich verknüpfen und trainieren kann, wird das

Trainingsschemaverändert.

Unterschiede der Blockperiodisierung zur gemixten Methode

„The so called “classic periodization” presupposes the division of the annual cycle into

relatively long periods of complex, mixed training where the athletes develop many abilities

simultaneously. In this case, augmentation of training stimulation is obtained mostly with the

increase of the workloads magnitude. As a result, the training volumes of world class athletes

reached an enormous level in the 1980′s.

The block periodization system presupposes the administration of highly concentrated

workloads directed to a minimal number of abilities, or targets within relatively short training

cycles, in training blocks. Thus, each block is focused on the proper combination of athletic

abilities, which are developing mostly consecutively but not concurrently. The benefits of

block periodization are associated with more selective and highly concentrated training

stimulation such as possibilities to design multi-peak preparations, reasonable reductions of

total training volume, and possibilities to avoid negative interactions between restrictedly or

non-compatible training workloads.” – Issurin [2]

Das Blocktraining ist also letztlich nichts anders als ein hochspezialisierter Trainingszyklus.

Die Trainingsaspekte werden stärker unterteilt und in drei große Zyklen unterteilt.

Die drei Phasen lauten hierbei „Grundlage“, „Anpassung“ und Tapering. In der ersten Phase

lautet das Ziel Akkumulation. Bei der Akkumulation werden die motorischen und

körperlichen Grundfähigkeiten trainiert und eine stabile Basis gesetzt. Bei Sprintern könnte

zum Beispiel an der Maximalkraft gearbeitet werden, bevor man in die zweite Phase übergeht.

In der Anpassungsphase lautet das Trainingsziel Transmutation. Die gesetzten Fundamente

werden nun an die Sportart angepasst. Bei einem Sprinter könnte in dieser Phase die

Höchstgeschwindigkeit gezielt trainiert und die Technik beim Antritt angepasst werden.

Immerhin ist jetzt die Grundlage gesetzt und in dieser, zumeist kürzeren Phase, werden die

erworbenen physischen Fähigkeiten technisch verfeinert. Wie der Begriff „Transmutation“

werden letztlich die angehäuften Trainingsergebnisse in die eigene Sportart und ihre

Anforderungen adaptiert.

In der letzten Phase geht es um die „Realization“. Diese bezeichnet das Erholen unmittelbar

vor dem Wettkampf und die letzten taktischen wie technischen Vorbereitungen des Athleten.

Dadurch sorgt man für ein Peaking innerhalb des Peakings; der Körper und der Athlet werden

in ihrer Hochphase noch einmal extra auf den Wettkampf fokussiert.

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„The block periodization concept assumes the subdivision of athletic abilities into “basic”

and “specific” ones. The basic abilities usually contain general endurance, muscle strength,

and basic coordination for certain sports. The basic abilities are the targets in proper

mesocycle blocks termed “accumulation.” The specific abilities relate to any kind of sport-

specific endurance, sport-specific strength (including explosive strength), and event-specific

skills. They are concentrated in another mesocycle block termed “transmutation.” The third

type of mesocycle blocks are focused on full recuperation, maximal speed, and event-specific

tactics (including all technical demands). They are coined “realization.” – Issulin [2]

Wissenschaftlicher Hintergrund

Der biologische Hintergrund bei der Blockperiodisierung wird zumeist auf ziemlich einfache

Aspekte zurückgeführt. Weil kein paralleles, sondern ein serielles und aufeinanderfolgendes

Training unterschiedlicher Aspekte vollführt wird, kann die Intensität enorm hoch gepusht

werden.

Als weiterer wichtiger Aspekt gibt es einen wichtigen biologischen Faktor, welcher der

gesamten Blockperiodisierungsidee zu Grunde liegt. So haben Studien festgestellt, dass auch

nach einem Monat sich der Körper noch auf einem fast identischem Leistungsstand befindet,

wenn er zuvor ordentlich trainiert wurde.

Vladimir Issurin nimmt dabei Studien von Pivarnik (1986), Coyle (1985), Allen (1989) und

Wibom (1992) in seine Forschungen auf. Dort wurde festgestellt, dass die körperliche Kraft

nach zwei Wochen (Mujika & Padilla, 2000) nur einen sehr geringen Rückschritt verzeichnet

und die Ausdauer nach vier Wochen erst um 4-5% abnimmt. Bei schlechter trainierten

Personen liegt dieser Rückschritt bei 5-8%.

Diese Nachhaltigkeit wird genutzt. Indem extrem fokussiert die Basis trainiert wird, sind

diese nachhaltenden Effekte noch größer. Der Körper behält fast alle körperlichen und

motorischen Veränderungen aus der ersten Phase bei, desweiteren wird er ohnehin in der

zweiten Phase gefordert, wenn auch auf eine andere Art und Weise.

In der ersten Phase wird außerdem die homöostatische Regulation und das

Superkompensationsprinzip genutzt, um die körperlichen Grundlagen möglichst stark zu

verändern. Das intensive und konzentrierte Training sollen die von Claude Bernard und

Walter Cannon formulierte homöostatische Regulation auf ein möglichst hohes Grundniveau

erhöhen.

Der Körper kann sich desweiteren dank seines erhöhten Grundniveaus besser an den

folgenden Stress anpassen und die Sekretion von Stresshormonen wird im Transmutations-

Mesozyklusblock genutzt. Issurin führt auch aus, dass bei gemischtem Training in der

klassischen Periodisierung die Faktoren der Stresshormonausschüttung und homöostatischen

Regulation gegeneinander wirken, wodurch der erhöhte Metabolismus des Körpers die

Fortschritte der homöostatischen Regulation verhindert („Übertraining“).

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„The prominent coaches and researchers noticed that traditional mixed training produced

conflicting training responses and excessive fatigue. At that time, I was working with the

USSR canoe-kayak national team, which executed a huge volume of training workloads.” –

Vladimir Issurin

Faustregeln und Erfolge

Die von Issurin angeführten Faustregeln sind folgende:

- Hohe Konzentration der Trainings

- Minimale Nummer von zu trainierenden Aspekten innerhalb der Blocks

- Aufeinanderfolgendes Entwickeln der Fähigkeiten

- Zusammenstellung und Nutzen spezialisierter Mesozyklus-Blöcke

Welche Erfolge man damit feiern kann, ist noch unklar. Allerdings sind viele erfolgreiche

Sportler, vorrangig aus dem Osten, aber auch aus dem Westen, davon überzeugt. Einer der

großen Verfechter, Anatoliy Bondarchuk, schrieb 1986 und 1988 zwei Abhandlungen dazu,

die später zu einem lesenswerten Buch wurden. 1988 und 1992 gewann er dann passend dazu

ein paar Medaillen bei Olympia.

Der Schwimmer Gennadi Touretski schaffte ähnliches, wie auch weitere osteuropäische

Athleten. Interessant ist der von Jesus G. Pallares geschilderte Fall von Carlos Perez und Saul

Craviotto. Diese beiden Kanufahrer mussten sich erst für Olympia qualifizieren und dafür

mussten zuerst einmal zur EM kommen; bis Januar 2008 hatten sie noch keinen K-2-

Wettbewerb bestritten. Im Mai wurden sie Zweiter bei der EM in Mailand und im August

wurden sie Olympiasieger. Trainer Pallares meinte, die Blockperiodisierung brachte den

Erfolg, welcher insbesondere auf zwei so nah aneinander liegende „Peaks“ zurückzuführen

war.

Ob diese Periodisierungsart der klassischen Periodisierung wirklich klar überlegen ist, bleibt

aber zu bezweifeln. In einer Studie von Fröhlich, Müller, Schmidtbleicher und Emrich [4]

wurde bei einer Meta-Analyse festgestellt, dass die einzelnen Modelle (das konjugative

Modell und das Blockperiodisierungsmodell) unterschiedliche Stärken in bestimmten

Adaptionen haben, aber keines dem anderen überlegen ist.

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Ein Bild aus “Blockperiodization: Breakthrough in Training” von Issurin, welches Matveyevs

Aufbau lose übernimmt und ein Beispiel zeigt.

Nutzung im Fußball

Dieses Modell der Blockperiodisierung könnte im Fußball beispielsweise in der Vermittlung

von Trainingsinhalten ebenso wie im Trainingslager stattfinden. Beim ersten Zielpunkt, der

Akkumulation, wird ihnen die nötige Physis eingetrichtert. Wer laufen kann, der kann

zumindest irgendetwas scheint hierbei der vorherrschende Gedanke zu sein.

Die nun vorhandene und auf höchstem Niveau vorhandene Laufstärke wird dafür eingesetzt,

um sich in der nächsten Phase, der Transmutation, komplett auf spielerische und taktische

Aspekte zu konzentrieren. In der Realisation würde dann die Endanpassung an die Saison und

den Gegner sowie Erholung vor Beginn der Saison geschehen.

Allerdings ist auch eine andere Aufteilung möglich. Beispielsweise könnten Spieler nach

Gruppen segmentiert werden, die aus den Fitnesswerten erhoben wird. Manche Spieler

trainieren dann in einem Block eine physische (oder auch spielerische) Schwäche, eine andere

Gruppe trainiert etwas anderes und es gibt eine zusätzliche gemeinsame Trainingseinheit zum

Training von mannschafts- und gruppentaktischen Aspekten.

Passend dazu hat Javier Mallo in seiner Studie[3] sogar die Auswirkung auf ein spanisches

Profiteam untersucht, die Blockperiodisierung wurde auch auf den Trainingsinhalt innerhalb

der Saison und die Mesozyklen angewandt.

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Der serbische FK Rad unter ihrem Trainingsexperten Milan Jovanovic hingegen hat rein die

physischen Aspekte im Kollektiv vor der Saison aufgeteilt, die taktischen und technischen

wurden im Verbund ebenfalls kollektiv zu den physischen Aspekten trainiert, wie folgendes

Bild aus Jovanovics „Physical Preparation for Soccer“ zeigt.

Milan Jovanovics Konzept beim FC Rad

Das Blocktraining müsste nach eigenem Selbstverständnis eigentlich gut zu Fußball passen.

Issurin führte zum Beispiel aus, dass die klassische Periodisierung sich auf zu viele Ziele

konzentriert. Dadurch kann sie schwächeren Athleten wie beispielsweise Anfängern genug

Reize geben, um sie in einer breiten Anzahl an Fähigkeiten schnell zu verbessern, ist aber für

Hochleistungsathleten suboptimal.

Issurin führte auch aus, dass es Diskrepanzen zwischen der klassischen Periodisierung und der

Praxis gäbe. Als Beispiele nennt er die Unmöglichkeit für mehrere „Peaks“, langfristige

Nachteile, mangelnde Reizintensität und negative Interaktionen bei der Belastung des Körpers

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in unterschiedlichen physischen Aspekten, wie er im „Journal of sports medicine and physical

fitness“ aus dem Jahre 2008, Volume 48, Ausgabe 1, Seite 65-75 erklärt.

Allerdings hat man im Fußball eine Art „durchgehenden Peak“ und eine Vielzahl komplexer

Eigenschaften, weswegen die Blockperiodisierung maximal in der Anfangsphase im

Trainingslager praktikabel wäre. Aber auch hier ist sie mit der modernen Art zu trainieren,

nämlich einer möglichst realitätsnahen Abbildung des Spielgeschehens in Spielformen und

Einzelsituationen, unvereinbar. Einzig ein Vorgehen, wo über die Saison hinweg bestimmte

Trainingsziele immer wieder in blockartigen Mesozyklen angeordnet werden, wäre wohl mit

Erfolg möglich, wie auch die Studie Mallos zeigt.

Literaturverzeichnis:

[1]: Матвеев, Л. П. (1964). Проблема периодизации спортивной тренировки [Problem of periodization

of sport practice]. Moscow, RU: Физкультура и спорт

[2]: Issurin, VB. (2010). New horizons for the methodology and physiology of training periodization.

Sports Med 40 (3): 189-206.

[3]: Mallo, J. (2011). Effect of block periodization on performance in competition in a soccer team during

four consecutive seasons: A case study. International Journal of Performance Analysis in Sport, 11(3), pp.

476-485.

[4]: Fröhlich, M., Müller, T., Schmitbleicher, D., & Emrich, E. (2009). Outcome-Effekte verschiedener

Periodisierungsmodelle im Krafttraining. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin (10). 2009

Weiterführende Literatur:

Issurin, VB. (2008). Block Periodization: Breakthrough in Sport Training.

Seiler, S. (2010). What is best practice for training intensity and duration distribution

in endurance athletes?. Int J Sports Physiol Perform 5(3): 276-291

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Periodisierungstechniken: Die

Wellenperiodisierung Im Krafttraining gibt es einen aktuell sehr populären Trend in der Periodisierung: Die

Wellenperiodisierung. Vorsicht vor einem false-friend: Auf englisch heißt es „Undulating

model“, die „wave periodiziation“ bezeichnet nämlich eine Variante der klassischen

Periodisierung. Diese Art der Periodisierung ist verwandt mit der Multi-Stufen-Periodisierung

(von Peter Coe im Lang- und Mittelstreckenlauf in den frühen 70ern entwickelt) und beides

wird auch oft als innereinheitliche Periodisierung“ bezeichnet.

Bei der wellenförmigen Periodisierung wird innerhalb von sehr kurzen Abständen, oft von

einem Tag auf den anderen, das Training variiert. Es verändert sich dabei bei den Übungen,

bei der Intensität, dem Volumen und dem jeweiligen Trainingsziel (bspw. Wechsel von

Maximalkraft auf Schnellkraft). Das klingt erst einmal unlogisch, hat aber einige interessante

Aspekte.

Entstehung der wellenförmigen Periodisierung

Erstmals erwähnt wurde die wellenförmige Periodisierung von Poliquin im Jahre 1988. Sein

Werk „Five ways to increase the effectiveness of your strength training program” im National

Strength & Conditioning Association Journal, 10(3), Seite 30-33, erwähnte dabei die Vorteile

eines möglichen andauernden Wechsels der Belastung in ihren Aspekten.

Diese Vorteile sind rein logisch schon klar ersichtlich. Durch eine Variation der Übungen, der

Intensität und Trainingsziele kann der Körper nicht nur öfter, sondern auch variabler gefordert

werden. Dies erzeugt eine größere Schockreaktion und trainiert den Körper, da dieser sich

nicht so simpel anpassen kann. Da oftmals auch unterschiedliche Systeme angesprochen und

gereizt werden, kann bei Berücksichtigung der jeweiligen Wechselwirkungen durchaus auch

etwas öfter trainiert werden. Man merkt einen (versuchten) Paradigmenwechsel: Die

Blockperiodisierung geht davon aus, dass man durch die Fokussierung, das Erlernen der

Technik und die schnelle Erhöhung des Niveaus besser trainieren kann, die

Wellenperiodisierung geht eher von einer biologischen Seite daran heran und kommt zu

einem anderen Schluss.

So argumentierten Baker et al. 1994 in ihrem Werk “Periodization: the effect on strength of

manipulating volume and intensity” im Journal of Strength and Conditioning Research, 8(4),

Seite 235-242 mit einer Prävention neuraler Erschöpfung. Eine lineare Periodisierung

betrachtet Ermüdung spezifisch für einen Trainingsinhalt und baut deshalb von einem

Trainingsreiz auf den anderen auf; dies kann zu geringerem Trainingseffekt führen.

Eine Variation zwischen hochintensivem Training und Training mit großem Volumen sowie

Veränderung der jeweiligen Trainingsziele kann diesem vorbeugen und bei stärkerer

Beanspruchung unterschiedlicher Systeme zu mittelfristig und langfristig größeren

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Trainingseffekten in der Gesamtheit der Fähigkeiten führen. Eine größere Belastung des

neuromuskulären Systems gilt als die Ursache für körperliche Verbesserungen, bei der

wellenförmigen Periodisierung wird diese am größten.

Eine Studie von Rhea et al. aus dem Jahre 2002 namens „ A Comparison of Linear vs.

Undulating Periodized Porgrams with Equated Volume and Intensity for Strength“ im

„Journal of Strength and Conditioning“, Seite 250-55, bewies positive Befunde für eine

größere Steigerung bei der wellenförmigen Periodisierung.

Die Gruppe mit dem täglich variierenden Programm verbesserte sich z.B. beim Bankdrücken

um beachtliche 28,78% Prozent, während die linear trainierende Gruppe sich um nur 14,37%

verbesserte. Der erhöhte Stress und die Variabilität der Übung sorgen nach dieser Studie für

erhöhte Effekte, anstatt wie bei einer monatlichen Veränderung und zuvor linear

aufsteigendem Training.

Theoretisch könnte allerdings bei linearen Verfahren etwas mehr Einfachheit für Anfänger

ausgemacht werden. Wird längerfristig ohne größere Veränderungen trainiert, dann entsteht

natürlich mehr Routine bei der Ausführung. Technische Fehler dürften dadurch seltener

werden, was die Effektivität der Ausführung und damit der Wirkung erhöht.

Beim Krafttraining hat sich die wellenförmige Periodisierung auf höchstem Niveau aber

durchgesetzt. Powerlifter Ed Coan oder der vierfache Mr. Olympia Jay Cutler oder auch Mr.

Olympia Phil Heath trainieren damit, sie verändern ihre Trainingsweise nahezu von einer

Übung zur anderen.

Der Vorteil erscheint logisch: Sie befinden sich bereits auf so einem hohen Niveau, dass eine

Blockperiodisierung nur für kleine Fortschritte sorgt, diese aber während der anderen Blocks

schneller abnehmen, als bei „normal“ trainierten Athleten. Eine klassische Periodisierung zur

Wettkampfphase hätte ein ähnliches Problem. Es dürfte fraglich sein, trotz muskulärer

Erinnerungseffekte, zur jeweiligen Peak-Zeit auf das wirklich optimale Niveau zu kommen,

obgleich diese Art der Periodisierung weitestgehend genutzt wird; sie ist auch mit der

wellenförmigen Periodisierung vereinbar, wie ich später noch ausführen möchte.

Mit der wellenförmigen Periodisierung können Kraftathleten das Training variieren und

unterschiedliche Aspekte jeweils verschieden fordern. Fleck et al. 2001 verglichen dafür

wellenförmige Periodisierung mit Blocktraining. Jene Athleten im Kraftbereich, die eine

wellenförmige Periodisierung nutzten, hatten signifikant höhere Werte. Beim Blocktraining

wurde auf diesem Niveau nach 3-6 Monaten ein Deckeneffekt erreicht.

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Eine wellenförmige Periodisierung im Rugby, genommen von dieser Seite. Fokus liegt auch

hier auf Kraft.

Wie genau lässt sich das jedoch abseits des Kraftsports nutzen?

Nutzung im Fußball

Das Ziel der wellenförmigen Periodisierung ist im Grunde ähnlich wie bei der Multi-Stufen-

Periodisierung eine multidisziplinäre Schulung des Körpers. Coe trainierte dafür gleich

mehrere Aspekte auf einmal, beim Krafttraining wird ähnliches durch schnelle Abfolge von

variablen Trainingszielen im Tages- und Wochenrhythmus erzielt. Insbesondere beim

Laufsport liegen die Vorteile auf der Hand: Wechsel zwischen den jeweiligen

Trainingsgruppen und körperlichen Systemen gehen einfacher vonstatten, da keines zeitweise

unterentwickelt ist. Überbelastung und Verletzungen verringern sich.

Interessant: Die wellenförmige Periodisierung ist theoretisch in eine klassische Periodisierung

einzubetten. Der Trainingsinhalt in Mesozyklen wird dabei variiert, die Intensität und das

Volumen fluktuieren ebenfalls in einem bestimmten Rahmen auf und ab, dieser Rahmen wird

aber nach einem Prinzip der klassischen Periodisierung nach oben oder nach unten geschoben.

Das bedeutet, dass über einen Jahres- bzw. Saisonverlauf mit der Intensität und dem Volumen

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gespielt wird. Metaphorisch gesprochen: Die Wellen schlagen manchmal weiter nach oben

aus.

Normalerweise könnte dies im Fußball praktiziert werden. Eine rein wellenförmige

Periodisierung dürfte in Sportarten wie dem Radsport oder der Leichtathletik eher seltener

verwendet werden, da man zu einem bestimmten Zeitpunkt topfit sein soll und bei einer

wellenförmigen Periodisierung eventuell daran vorbei trainieren, noch nicht in Topform sein

oder in einen unpassenden Biozyklus kommen könnte. Beim vorher schon erwähnten

Bodybuilding hingegen lässt sich der Körper durch die Eigenheit dieser Sportart nahezu

ganzjährlich mit ähnlicher Intensität trainieren und es gibt lediglich eine Art „Tapering“-

Phase unmittelbar vor Wettkampfbeginn.

Beim Fußball wäre es aber möglich, da hier die Periodisierung ohnehin stark durch den

Spielplan und die Natur der Sportart vorgegeben ist; eigentlich jeder Verein muss in der Liga

ohnehin so viele Punkte wie möglich schaffen, die Pause ist für alle gleich, eine besondere

kurze Wettkampfphase gibt es nicht. Eine Wellenperiodisierung über die Saison mit einzelnen

physischen Blockaspekten zuvor wäre hierbei eine Variante.

Wer mehr zum Thema erfahren möchte: Hierzulande gilt Professor Dietmar Schmidtbleicher

als ein prominenter Vertreter der wellenförmigen Periodisierung in der Trainingswissenschaft.

Literaturverzeichnis:

Baker, D., Wilson, G., & Carlyon, R. (1994). Periodization: the effect on strength of manipulating volume

and intensity. Journal of Strength and Conditioning Research, 8(4), 235-242.

Rhea M., Ball, S., Phillips, W., & Burkett, L. (2002). A Comparison of Linear VS Undulating Periodized

Programs with Equated Volume and Intensity for Strength. Journal of Strength and Conditioning, 16(2),

250–255.

Poliquin, C. (1988). Five ways to increase the effectiveness of your strength training program. National

Strength & Conditioning Association Journal, 10(3), 30-33.

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Periodisierungstechniken: Die Coerver-

Methode Bei der pyramidalen Periodisierung wollen wir uns den dafür bekanntesten Vertreter

vornehmen: Die Coerver-Methode.

Was ist die Coerver-Methode?

Für viele ist die Coerver-Methode ein abstrakter Begriff; jeder hört davon, aber was genau

praktiziert wird oder wie sie entstanden ist, dürfte weitestgehend unbekannt sein. Die

Coerver-Methode ist einerseits als Komponente andererseits auch als Gegenstück zur Zeister-

Vision zu sehen, welche in den Niederlanden das Training seit der Zeit Rinus Michels

dominierte. Bei der Zeister-Vision geht es um die Spielerentwicklung durch Spielformen und

implizites Lernen mit einer sehr freien Ausübung und ohne größere Anleitung.

Die Coerver-Methode hat durchaus auch diese impliziten Aspekte und Spielformen in sich,

baut diese aber hierarchisch auf. Wiel Coerver entwickelte in den späten 70ern und frühen

80ern diese Methode, in der die Basisfähigkeiten des Fußballs unterteilt und als Fundament

komplexerer und abstrakterer Fähigkeiten ausgebildet werden. Alfred Galustian und Charlie

Cook lernten Wiel Coerver 1983 in Philadelphia kennen. Sie griffen dessen

Trainingsmethoden auf und entwickelten ab 1984 daraus mit der Coerver-Methode eine

Techniktrainingsmethode zur Förderung von Jugendspielern.

Theoretisch wäre es möglich, die Zeister-Vision als Fokussierung des Straßenfußballs zu

sehen, während die Coerver-Methode die dafür benötigten Fähigkeiten extrahiert und einen

Zielfokus darin einbaut. Bis heute gilt die Coerver-Methode als eine der wichtigsten

Trainingsmethoden in der Jugendausbildung. Sie bildet Spieler hervorragend individuell aus,

trainiert Technik, Koordination, Pressingresistenz und Umsetzung dieser Fähigkeiten sehr

präzise. Zwar werden ihr Schwächen beziehungsweise weniger ausgeprägte Stärken im

Hochleistungssport unterstellt, sie wird jedoch von einigen Trainern – insbesondere aus den

Niederlanden – auch im Hochleistungssport als sinnvolle Ergänzung verwendet. Viele

Übungen und Trainingskonzepte werden dabei in Zusammenarbeit mit europäischen

Topklubs entwickelt.

Ähnlich der Coerver-Methode entwickelte beispielsweise Johan Cruyff bei Ajax in den 80ern

ein eigenes Modell. Diese dort entwickelte Skill-Box wird bis heute verwendet und wurde mit

der Coerver-Methode integriert. Diese Skill-Box beinhaltet Technik, Taktik, Fitness und

Mentalität als Teilaspekte,wobei der maßgeblicheFokus auf Technik liegt. Die Übungen

selbst sind dabei bei Ajax in ein repetitives Techniktraining, einen bestimmten Block zur

Ergänzung und eine Spielform mit einem bestimmten mannschaftlichen

Trainingsschwerpunkt untergliedert.

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Bei Ajax wird im Jugendbereich dann auch blockartig (sh. Blockperiodisierung) jeweils ein

Block für drei Wochen als Makrozyklus fokussiert, woraufhin im fünften Block (nach

Technik, Taktik, Fitness und Mentalität als je einem Block) eine Mischung mit

Individualtraining in kategorisierten Gruppen praktiziert wird, um bestimmte Stärken in einer

„master class“ noch effektiver zu trainieren.

Solche Mischungen gelten auch als Mitgrund der erfolgreichen niederländischen

Jugendarbeit, welche sich in den Vereinen breitflächig auf die Coerver-Methode (inklusive

eigener Methoden zur Erweiterung) zur Ausbildung ihrer Spieler verlässt. Auch der FC

Bayern bildete seine Jugendtrainer über 15 Jahre lang mit halbjährlichen Seminaren in der

Coerver-Methode weiter bzw. aus und ein bekannter Vertreter im Hochleistungssport war

lange Zeit im Profibereich tätig: René Meulensteen, der langjährige Co-Trainer von Sir Alex

Ferguson und aktuelle Trainer von Fulham, welcher auch einige seiner Trainingsübungen

auf seiner Internetseite präsentiert.

Wie sieht die Coerver-Methode aus?

Wie angedeutet konzentriert sich die Coerver-Methode vorrangig auf die Spielerausbildung

und hat Grundaspekte des Fußballspiels hierarchisch unterteilt. Dafür gibt es bei der Coerver-

Methode eine Pyramide mit sechs Stufen, welche in 1997 eingeführt wurde und von Galustian

etabliert wurde. Sie zeigt die Hierarchie der Fähigkeiten. Diese werden übrigens nicht immer

in dieser Reihenfolge und isoliert trainiert, sondern an die jeweiligen Bedürfnisse der

Mannschaft angepasst und/oder miteinander verbunden.

Bild der Coerver-Pyramide von deren Homepage

Auf der untersten Stufe steht die Ballbeherrschung. Diese gilt logischerweise als die Basis für

alle darauffolgenden spielerischen Handlungen im Fußball. Gelehrt werden motorische

Aspekte bei der Ballführung, die richtige Technik dabei, die koordinativen Fähigkeiten und

die Präzision der Ballführung. Trainiert werden auch solche Dinge wie Jonglieren oder

zahlreiche andere Übungen.

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Primär geht es um die Ballbeherrschung. Der Spieler soll sich mit dem Ball selbst verbessern,

dazu gibt es über 100 verschiedene Übungen, abhängig vom Alters- und Leistungsniveau.

Vorrangig werden diese Übungen im Aufwärmteil genutzt, wenn die jeweiligen Stufen der

Pyramide nicht isoliert trainiert werden.

Es geht hauptsächlich um das Kennenlernen des Balles und jene Fähigkeiten, welche einen

Umgang mit dem Ball überhaupt erst ermöglichen.

Die zweite Stufe ist die Ballannahme und das Passspiel. Hier sollen die zuvor erworbenen

technischen Fähigkeiten auf die Interaktion mit einem Mitspieler und die dazugehörigen

Eigenschaften ausgeweitet werden. Mit welcher Fußseite werden Pässe gespielt, wie und wo

muss man den Ball treffen oder wie soll dieser sich bewegen? Dies sind die zentralen

Fragestellungen des zweiten Lehrplans. Zuvor wurde die Basis gesetzt, überhaupt mit dem

Ball umgehen zu können, jetzt gibt es einen ersten Schritt zum richtigen Umgang. Von „wie

habe ich den Ball grundsätzlich bei mir?“ geht es über zu „wie stoppe ich mir den Ball auf

Basis der Rahmenbedingungen und wie löse ich die Situation?“.

Im dritten Teil geht es um das 1-gegen-1 in unterschiedlichsten Formen. Ein großer Fokus

liegt auf Zweikämpfen, offensiv und defensiv, dazu individualtaktische Fähigkeiten wie zum

Beispiel Finten und die präzise Anwendung dieser. Die dritte Phase wird mitunter als die

prägendste der gesamten Pyramide gesehen. Sie hat zwar kein explizites

Alleinstellungsmerkmal, aber wird sehr detailliert in Theorie und Praxis ausgearbeitet.

Zusätzlich ist sie wohl jener Teil, welches für den Laien am Auffälligsten ist.

Der Einfluss des Coaches ist hier ebenfalls besonders groß. Jeder Coach erhält bei der

Coerver-Ausbildung eine Schulung darüber, wie genau welche Finten umgesetzt werden. Wie

sieht die Körperhaltung aus, wie wird angelaufen, welche Teilsegmente hat diese Bewegung,

wo können Variationen entstehen und wann wendet man sie an? Diese Fragen und noch

einige mehr werden beantwortet. Später wird dies in statischen Situationen mit Hütchen, in

Trockenübungen, in repetitiven dynamisch-koordinativen Übungen sowie in Spielformen

trainiert.

Geht es nicht gerade um die Skill-Akquise bei jungen Spielern, wird im Hochleistungssport

oder generell auf höherem Niveau vermehrt wettkampfnah und mit Abbildungen von realen

Spielsituationen trainiert. Das 1-gegen-1 gilt dabei als jene Fähigkeit, die benötigte Raum und

Zeit zum Passen, Schießen und Laufen zu kreieren.

Schnelligkeit ist die vierte Stufe. Dies ist nicht ausschließlich die Schnelligkeit im klassischen

Sinne, sondern auch jene bei gleichbleibender Präzision der genannten spielerischen

Fähigkeiten. Sie umfasst auch Aspekte wie mentale Dynamik und Handlungsschnelligkeit.

Oftmals werden hier Schnelligkeitsspiele mit Ball oder Parcours mit dynamischen

Zweikampfsituationen verbunden. Wichtig ist das Training der Schnellkraft, der schnellen

Auffassung und einer präzisen Anwendung der vorher gelernten Fähigkeiten in dynamischen

Situationen.

In der fünften Stufe, dem „Abschluss“, werden die bisher errungenen Eigenschaften auf das

Tor und den Abschluss fokussiert. Die Spieler lernen mit den Techniken aus dem 1-gegen-1

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sich in Zweikämpfen durchzusetzen und daraufhin zum Abschluss zu kommen sowie diesen

erfolgreich zu gastalten. Dabei sollen die Spieler teilweise auch in kleinen Gruppen mit

Kombinationen und eben der erwähnten Nutzung des 1-gegen-1 zum Abschluss zu kommen.

Dies wird speziell deswegen praktiziert, weil sich vor dem Tor durch den Zugriff auf das

ultimative Ziel des Spiels taktische Begebenheiten, wie zum Beispiel die Ausrichtung der

Bewegungen oder auch die Art der Raumdeckung verändern.

Bei Bedarf wird beim Abschluss auch auf die genaue Art des Schießens geachtet und eine

Einhaltung der zuvor erstellten Normen und Bewegungen beim Fokus auf diese aus

strategisch-taktischer Hinsicht etwas spezielle Situation.

Auf dieser Gesamtheit basiert dann das gruppentaktische Spiel. Hier gibt es nicht nur 1-

gegen-1-Situationen oder Mini-Spielformen, sondern die Spieler lernen im Verbund

Aufgaben zu lösen, Kämpfe um den Ball mit mehr als zwei Leuten zu gewinnen. Dies umfasst

komplexere taktische Komponenten sowie natürlich das Kombinationsspiel in kleinen

Gruppen und Spielformen. Hier wird die passende Umsetzung der offensiven und defensiven

Zweikämpfe sowie der technischen Fähigkeiten gefördert.

Nach Ansicht der Coerver-Methode ist ein Fußballspiel nichts anderes als die

Aneinanderreihung von 1-gegen-1, 2-gegen1, 1-gegen-2, 2-gegen-2, 3-gegen-2 und ähnlichen

Situationen, bei der jeweils nur eine kleine Gruppe von Spielern an einer Aktion beteiligt ist

und sich die Spielsituation nach einem Ortswechsel ändert (Rafael Wieczorek, 2014), wonach

sich auch die Konzeption der Spielformen ausrichtet.

Interessant ist, dass bei der Coerver-Methode das explizite Lernen einen großen Teil

einnimmt. Der Spieler erhält dafür vorgeplante Bewegungsabläufe, die er in sein natürliches

Bewegungsrepertoire aufnehmen kann. Die Bewegungen werden oftmals angeleitet und

gelehrt, ein diplomierter Coerver-Lehrer erlernt beispielweise die genauen Bewegungsmuster

bei einzelnen Bewegungen und Finten, damit er sie dann so weitergeben kann.

Insgesamt gibt es in diesem Programm 47 verschiedene Ausspielbewegungen. Dem Spieler

werden diese vermittelt, um ihm Möglichkeiten im Wettkampf aufzuzeigen. Die Wahl bleibt

letztlich dem Spieler selbst überlassen und soll situativ richtig angewandt werden.

Der ideale Coerver-Fußballer sollte darum auch im Stande sein, dass er Bewegungen abrupt

abruft, dass er ein großes Repertoire an Bewegungen besitzt und diese variabel miteinander

verbinden kann. Die Kritik an der Coerver-Methode richtete sich aber auch weitestgehend an

der Umsetzung dieses Idealbilds. Vielen mangelt es nach dieser Kritik in der Ausbildung

dieser Bewegungsmuster an den nötigen situationsbedingten Begebenheiten und einem

Gegneraspekt, wodurch – so die Kritik – diese Fähigkeiten nicht immer korrekt im Bezug auf

die Situation und den Druck umgesetzt werden können.

Dabei muss gesagt werden, dass die Coerver-Methode in den vergangenen Jahren und

Jahrzehnten immer wieder gewisse Veränderungen durchlebt hat. Nicht nur die Bewegungen,

Finten und die Trainingsmethodik werden überarbeitet, sondern es gibt auch eine

Veränderung. Spielformen wie das 3-gegen-3 werden deutlich früher und intensiver

eingearbeitet, zusätzlich gibt es einige „Geheimnisse“ in der Vermittlung von

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Trainingsaspekten und Bewegungsmustern. Teilweise wird dann explizit erklärt, wann genau

diese Fähigkeit anwendbar ist, die Finten werden in Einzelschritte zergliedert und es gibt ein

„Positive Pushing“, welches sich an die spielpsychologische Komponente richtet (generell

viel Lob für das Selbstbewusstsein, rein konstruktive Kritik, Ansporn durch Lob).

Beim modernen Coerver Coaching geht es verstärkt um das „Erlernen und effektive Einsetzen

technischer Fähigkeiten“. Nicht nur das 1-gegen-1 gilt als eine solche technische Fähigkeit,

sondern verstärkt auch das Passspiel, die Ballannahme oder die Koordination der Ballführung.

In den Spielformen wird den Spielern darum auch die Möglichkeit zur freien Entscheidung

zwischen diesen Aktionen gegeben.

Beim 1-gegen-1 wird auch gesondert auf gruppentaktische Aspekte geachtet: Wo steht der

Gegenspieler? Wie bewege ich mich gerade? In welcher strategischen Position bin ich? Viele

Vereine nutzen die Coerver-Methode heutzutage darum nicht zur Vermittlung von Finten und

Bewegungsmustern, sondern zur Erlernung der gezielten Umsetzung dieser im Wettkampf.

Das Fortschreiten innerhalb dieser Pyramide läuft zumeist gleich ab. In der jeweiligen Stufe

wird die Basis erlernt und perfektioniert. Daraufhin werden die Anforderungen und die

Komplexität gesteigert, wieder perfektioniert und man steigt zur nächsten Stufe auf. Nach

oben gibt es kaum Interaktionen, damit Fehler nicht mitgenommen werden.

Nach unten wiederum gibt es durch die hierarchische Aufteilung wiederum viele

Interaktionen, was dafür sorgt, dass die jeweiligen fundamentalen Fähigkeiten weiter gefestigt

werden und nicht im Laufe der Zeit abnehmen. Dies ermöglicht ein sehr großes Repertoire an

potenziell präzise und schnell abrufbaren Bewegungsmustern. Allerdings gibt es dennoch ein

paar kritische Betrachtungen an der Trainingsmethodik.

Einordnung der Coerver-Methode

Neben dem Aspekt der praktischen Umsetzung in Drucksituationen oder der korrekten

Entscheidungsfindung gibt es auch andere Kritikpunkte an der Coerver-Methode. Eine oft

erwähnte Kritik bezieht sich dabei vorrangig auf die enorme Repetition von einzelnen

Bewegungen. Wie effektiv können diese sein? Und inwiefern geben sie den Kindern

Fähigkeiten auf Kosten von möglicher Langeweile? Außerdem wird kritisiert, dass der

Teamaspekt vernachlässigt wird und die Trainer enorme Fähigkeiten in der

Bewegungskorrektur, in verbaler Kompetenz sowie bei ihrer dynamischen Auffassungsgabe

besitzen müssen. Auch die Komplexität einzelner Trainingsübungen ist oft Gegenstand von

Kritik.

Allerdings ist auch nach der Coerver-Methode Fußball ein Teamsport. Es wird jedoch im

Sinne des Teamgedankens auch in erster Linie auf die individuelle Verbesserung gedacht.

Frei nach Vincente del Bosque „Sofern Spieler technisch nicht perfekt ausgebildet, ist das

System und die Taktik egal. Auf dem höchsten Level wird man voraussichtlich immer

verlieren“ wird darum auf die Einzelspieler geachtet. Nach Rafael Wieczorek, Coerver

Coaching Director für Deutschland und Österreich, macht die Stärke eines Teams die Summe

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der individuellen Fähigkeiten nach einem ganzheitlichen Ansatz (technisch, physisch,

psychisch, etc.) aus.

Persönlich würde ich auch eher davon ausgehen, dass die Kritik an diesen Aspekten und

insbesondere an der Komplexität des Trainings eher eine Kritik an der Umsetzbarkeit und

Umsetzung ist. Bei einem kompetenten Trainer bzgl. Vermittlung, Zerlegung der Übung und

Fähigkeiten zur schnellen konstruktiven Korrektur sollten keinerlei Probleme bestehen.

Komplexe Passübungen können zu Beginn zum Beispiel in Einzelübungen aufgeteilt werden.

Ich würde eher die große Kommerzialisierung kritisieren und möchte noch anführen, dass

nahezu jeder Nachwuchstrainer, der eine sehr junge Mannschaft übernimmt und diese plant

langfristig zu begleiten, naturgemäß eine pyramidale Hierarchisierung seiner

Trainingsmethode aufbaut (fundamentale Koordination für Technik und zum Laufen selbst –

Technik und Physis – Kollektivspiel und Übergang ins Wettkampfalter z.B.). Gleichzeitig

obliegt es natürlich jedem Trainer selbst, ob und wie viel Geld er in seine Weiterbildung

aufwendet und diese ist leider in fast allen Trainingsmethoden, nicht nur beim Coerver-

Coaching, gegeben.

Der große Vorteil liegt in dem geplanten Konzept der Coerver-Methode, der Vielfalt an

Bewegungsmustern und der Analyse von zahlreichen Fußballspielern, um ihre Effektivität zu

ergründen und die dazugehörigen Bewegungen präzise vermitteln zu können. Zum Beispiel

werden die Trainer in Bewegungen und Finten von großen Spielern so ausgebildet, dass sie

diese vorzeigen und erklären können. Ob sie aber wirklich in-depth-Analysen von Messi wie

bei uns zum Lesen verteilen, ist nicht überliefert.

Möglich wäre es auch noch stärkere und mehr Interaktionen zwischen den jeweiligen

Pyramiden aufzubauen. Auch Arsene Wenger passte die Coerver-Methode bei Arsenal an

seine eigenen Maßstäbe und eine größere Spielphilosophie an. Auch, wie in diesem

lesenswerten Alternativartikel zur Coervermethode erklärt, gibt es womöglich einen zu

großen Fokus auf den Zweikampf in der inhaltlichen Vermittlung und Ausbildung.

Dazu sagt aber Rafael Wieczorek, dass das Coerver-Coaching eine Techniktrainingsmethode

und keine 1-gegen-1-Methode ist. Es gibt beispielsweise Schulungen zu Themen wie

„Passspiel in Spanien“ oder „Fast Break wie Deutschland“ als Schwerpunkte und Seminare zu

Gruppentaktik.

Die Brazilian Soccer Schools schlagen übrigens in eine ähnliche Kerbe wie die Coerver-

Methode.

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Periodisierungstechniken: Die taktische

Periodisierung Periodisierungsarten gibt es in allen Varianten und Formen, wie die letzten Artikel gezeigt

haben. In diesem Artikel wollen wir das Grundprinzip der „taktischen Periodisierung“ unter

die Lupe nehmen. Bei der taktischen Periodisierung handelt es sich um eine

fußballspezifische Periodisierung des Trainingsinhalts.

Die Ursprünge

Das Konzept der taktischen Periodisierung lässt sich ursprünglich weit zurückverfolgen.

Bereits Ernst Happel hatte unterschiedliche Konzepte im Trainingsspiel, bei denen jeweils

unterschiedliche Trainingssituationen und der Übergang dazwischen trainiert werden sollten.

Auch Bill Shankly konzentrierte sich bei seinen Übungen auf Spielformen, welche

spielerische und taktische Situationen replizierten.

Louis van Gaal entwickelte ebenfalls eine eigene Trainingslehre, in der das Training und die

Spielerentwicklung in vier Themenkomplexe aufgeteilt werden. Diese bestehen aus Pass- und

Ballspielformen, Positionsspielformen, Systemübungen und Mannschaftsspielen. Volker

Finke hatte ebenfalls ein penibel ausgearbeitetes Trainingskonzept, welches auf dem

entdeckenden und impliziten Lernen basierte, die Taktik stark in den Vordergrund rückte und

vorrangig auf Spielformen basierte. In diesem Interview während seiner Zeit bei den Urawa

Reds lässt er ansatzweise etwas durchblicken.

Als bekanntester Vertreter eines solchen Konzepts gilt allerdings José Mourinho. Der Begriff

der „taktischen Periodiosierung“ wird meistens mit ihm verbunden. Dieses Konzept dient als

das am meisten durchgeplante von allen. Ursprünglich basiert die „periodização tática“

allerdings auf jemand anderem. Der Sportwissenschaftler Vitor Frade hatte dieses Konzept in

den späten 90ern entwickelt, vor José Mourinho hatte schon Guus Hiddink diese Methodik

angewandt.

Heute arbeiten viele danach. André Villas-Boas, Brendon Rodgers und einige

niederländische, sehr viele portugiesische oder auch skandinavische Trainer nutzen sie. Doch

was genau ist die periodização tática?

Das Konzept dahinter

Bei der taktischen Periodisierung liegt – wie der Name es schon sagt – die Taktik im

Vordergrund. Die Taktik wird dabei als das wichtigste Element des Fußballs verstanden und

nach diesem Grundgedanken wurde das Konzept entwickelt.

Dabei teilt die taktische Periodisierung das Spiel in seine vier Phasen auf und baut danach die

Trainingsübungen. Diese vier Phasen kennen wir bereits als die vier Phasen nach Van Gaal.

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Grafik zu den vier Spielphasen nach Louis van Gaal

Nach dem Grundprinzip der taktischen Periodisierung geht es im Fußball um das Verhalten in

Ballbesitz, bei gegnerischem Ballbesitz, im offensiven und im defensiven Umschaltmoment.

Jede Trainingsübung soll dabei so aufgebaut werden, dass sie mindestens einen dieser

Aspekte beinhaltet, um eine möglichst spielnahe Abbildung des Trainings zu gewährleisten.

Allerdings werden nicht nur nach diesen vier Phasen Trainingsübungen entwickelt, sondern

auch nach vier weiteren Schlüsselelementen. Diese liegen auf der Hand: Sie sind die Physis,

die Technik, die Psychologie und eben die Taktik. Die Wichtigkeit der Aspekte liegt dabei in

umgekehrter Reihenfolge; die Taktik liegt auf Platz 1, die Physis auf Platz 4. Im Idealfall

werden jedoch bei allen Trainingsübungen alle vier Aspekte miteinander verbunden und

trainiert, wobei die taktische Spielsituation das Grundgerüst bildet.

Ziel dieser Methodik ist es auch, dass ein rein auf Ballarbeit basierendes Training ermöglicht

wird. Trainingsübungen sollen immer mit Ball und in einem taktischen Kontext stattfinden.

Dabei sollen ganz nach einem ganzheitlichen Ansatz die Trainingsübungen auch so konzipiert

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werden, dass es keine „Leerphasen“ gibt, sondern durch die Vermischung der vier

Schlüsselelemente (Physis, Technik, Psychologie, Taktik) alle Aspekte trainiert werden und

die nötige Kondition über das Training mit dem Ball erarbeitet wird.

Wie schon erwähnt werden dafür zumeist Spielformen genutzt, bei denen Regeln, Intensität,

Raumdimension und ähnliches variiert werden. Wichtig ist aber auch die Festlegung, welche

taktischen Prinzipien verfolgt werden; immerhin gibt es ja potenziell unendlich viele.

Die genaue Organisation des Trainingskonstrukts

Um ein effektives Training zu ermöglichen ist es wichtig ein „Spielmodell“ zu erstellen.

Dabei werden eben nach der Gliederung in den vier Phasen die jeweils erwünschten

taktischen Bewegungen und Ziele hierarchisch im Sinne einer größeren Spielphilosophie

untergliedert. Eine solche Hierarchie kann z.B. so aussehen:

- Maxime: Hohes aggressives Pressing mit Raumdeckung

- Subprinzip: Gegner bei diesem Pressing auf die Seite lenken und isolieren

- Subsubprinzip: Beim Isolieren verschieben die Sechser in den Halbraum, der

Flügelstürmer manndeckt nicht, sondern sprintet aus einer tieferen Position nach vorne und

sorgt für Dynamik

oder so

- Maxime: Spiel mit raumdeckender Viererkette

- Subprinzip: Antizipatives Herausrücken eines Spielers ins defensive Mittelfeld wird

erwünscht (eines von potenziell vielen Subprinzipien)

- Subsubprinzip: Bei diesem Herausrücken sollen im Sinne der Zentrumskontrolle die

umgebenden Spieler positionsorientiert in das entstehende Loch rücken und wenn nötig dafür

sogar die Flügelräume öffnen

Basierend darauf wird eine Trainingsübung gebastelt, welche den Spielern implizit dieses Ziel

beibringen soll und die vier Komponenten erhält. Diese Organisation der taktischen

Bewegungen in hierarchischer Ordnung nach Spielphasen wird dann auch weiter segmentiert.

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Beispiel für eine takt. Periodisierung von Trainingsinhalten. (Bild vom Blog “Valeriy

Formenkov”)

Es gibt Übungen, welche sich auf die Individualtaktik, die Gruppentaktik, die

Wechselwirkungen mit dem Gegner oder die Mannschaftstaktik konzentrieren, aber allesamt

beinhalten sie eine der vier Spielphasen und die vier Schlüsselelemente. Die

Trainingsmethodik verfolgt dabei weitere Prinzipien, um neben dem entdeckenden und

implizitem Lernen, expliziten Korrekturen durch „Freezing“, also das Anhalten der

Spielsituation, und anderen sportwissenschaftlichen Methoden eine Leistungssteigerung zu

garantieren.

In der Trainingsmethodik der taktischen Periodisierung gibt es dabei mehrere Prinzipien,

welche für diese Garantie sorgen sollen.

Die methodologischen Prinzipien

Eines davon ist das Prinzip der Spezifizität. Bei diesem Prinzip geht es darum, dass die

jeweilige Trainingsübung die Sportart, die Situationen in dieser Sportart und die

Trainingsziele abbilden soll. Darum sind beispielweise sehr abstrakte oder sehr simple

Übungen verpönt, da dies durch sie nicht erreicht wird. Das Training soll bestenfalls eine

Simulation von taktischen Spielsituationen sein. Dafür werden dann auch die Ziele, eine hohe

Konzentration, eine adäquate Belastung und Coachingkompetenzen benötigt.

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Wichtigstes Ziel ist die Operationalisierung des Spielmodells. Das Prinzip der

Operationalisierung der taktischen Prinzipien ist somit wechselwirkend mit dem Prinzip der

Spezifität verbunden. Das nächste Prinzip, jenes der hierarchischen Gliederung der taktischen

Systeme und Subsysteme, ist ein weiterer Schritt zur Operationalisierung der Taktik und dient

dem Verständnis der jeweiligen Umsetzungsmöglichkeiten. Damit ist die schon erläuterte

Unterteilung in „Maximen“, „Prinzipien“ und „Subprinzipien“ gemeint. Diese Art der

hierarchischen Gliederung soll die Organisation der taktischen Prinzipien stabilisieren.

Das Prinzip der horizontalen Variation der Spezifizität ist im Grunde eine Periodisierung der

Trainingsintensität und –übungen innerhalb der taktischen Periodisierung. Meistens gibt es

hier einen bestimmten Mesozyklus, der aus Aufbautagen umgeben von Erholungstagen, um

die Spiele am Wochenende, besteht. Diese Aufbautage innerhalb der Mitte bei nicht-

englischen Wochen werden dann ebenfalls in Teilziele segmentiert. Theoretisch entspricht

dies einer wellenförmigen Periodisierung mit Erholungstagen vor den Wettkämpfen.

Das Prinzip der Leistungsstabilisation hängt mit diesem Prinzip zusammen. Die Leistungen

sollen durch einen trainingsmethodisch intelligenten und konsistenten Plan stabil bleiben und

nicht innerhalb der Saison variieren, sondern konstant auf einem festen Niveau bleiben. Auch

diese Idee entspricht in der Theorie einer wellenförmigen Periodisierung.

Beim Prinzip der konditionierten Übung geht es um eine weitere Konsequenz und Maxime

der situationsnahen Abbildung des Spiels. Die Bewegung, die im Spiel vollführt werden soll,

soll möglichst häufig im Training auftauchen. Dabei soll sie auch öfter auftauchen als

Bewegungen, die seltener gemacht werden. Dies soll gewährleisten, dass man im Spiel

danach handelt. Die Idee dahinter ist, dass die Spieler sich an dies gewöhnen und in ihren

natürlichen Bewegungsablauf einbauen.

Welche Bewegungen trainiert werden, entstehen somit im Spiel und sind dann auch präziser

ausgeführt. Taktisch bedeutet dies, dass viele Defensivübungen zu verstärktem Fokus auf die

Defensive und zu besonders stabilen Abläufen in der Defensive führen. Physiologisch gibt es

eine ähnliche Konsequenz. Wird immer das langsame Verschieben trainiert und nicht das

intensive Pressing mit Sprintintervallen, dann wird im Spiel auch öfters langsam ohne

Forechecking verschoben.

Das Prinzip der komplexen Progression bezieht sich auf das Voranschreiten innerhalb der

Periodisierung des Spielmodells und einer Gliederung der Themenkomplexe. Dabei wird der

geplante Fortschritt segmentiert. Wie trainiere ich über die Saison, wo will ich hin? Wie

mache ich das im Wochenzyklus? Wie setze ich das im Training genau um?

Ein wichtiger Aspekt dieses Prinzips ist das Training der Defensive als fixem Ausgangspunkt,

woraufhin die Umschaltmomente kommen. Die Logik dahinter: Steht die Null, kann man

immer ein Tor machen. Gleichzeitig gilt die Offensive als etwas schwieriger und abstrakter zu

trainieren, während die Defensive ohnehin das Fundament darstellt.

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Das letzte Prinzip, nämlich jenes der taktischen Ermüdung und Konzentration, ist eine

Variation der Intensität und des Volumens in den Trainingseinheiten. Auch hier werden nach

dem Prinzip der Leistungsstabilität die Intensität und das Volumen nach einem vorher

festgelegten Plan variiert. Der Grundgedanke ist, dass die Spieler körperlich und geistig

überfordert werden, wenn immer mit hoher Intensität trainiert wird. Darum gibt es einzelne

Trainingseinheiten mit einer geringeren Belastung taktischer Natur und andere mit einer

größeren Belastung, um eine ideale Anpassung an die Belastungsmöglichkeiten der Spieler zu

erreichen. Fehler gibt es auch, die wir in folgender Grafik aufgelistet sehen:

Methodologische Fehler bei der Nutzung der takt. Periodisierung.

Was bedeutet die taktische Periodisierung?

Das Ziel und der Nutzen einer taktischen Periodisierung ist die Konzeptualisierung der

Umsetzung einer Spielidee. Dabei wird durch eine Mischung aus taktisch-strategischen und

trainings-/sportwissenschaftlichen Erkenntnissen ein klares Konzept geschaffen, welches zu

möglichst hoher Effektivität führen soll. Mit diesem Konzept sollen die Grundprinzipien

vermittelt werden.

Praktisch gesehen bedeutet dies: Der Spieler lernt die Antworten auf jene Fragen, die er auf

dem Spielfeld beantworten muss. Wie reagiere ich in welcher Situation? Was mache ich? Was

machen die anderen?

Ein Trainer, der diese trainingsmethodische Philosophie verfolgt, muss dabei unterschiedliche

Eigenschaften mitbringen. Zuerst muss er die theoretischen Aspekte der taktischen

Periodisierung beherrschen und die methodologischen Prinzipien verstehen. Auch eine

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angemessene Trainingsplanung der Morpho- beziehungsweise Mesozyklen, also der

Periodisierung innerhalb einer Trainingswoche, muss vorhanden sein.

Ein originaler Morphozyklus nach Mourinho

Kommt der Trainer mit diesem Wissen zu einem Verein, dann wird eine Ist-Analyse

durchgeführt. Wo steht der Verein? Welche Spieler hat er? Wie sieht es mit den taktischen

Grundlagen aus? Mourinho sprach zum Beispiel davon, dass die aktuellen Chelsea-Spieler

nicht zu seinem geplanten Spielmodell passten, da sie zuvor einen zu hohen und unpassenden

Defensivfokus hatten. Diese Strukturen müssen darum aufgebrochen und nach den eigenen

Maximen neu erstellt werden.

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In diesem Bild sehen wir auch, wieso Mourinho dies sagte; die Möglichkeiten und

Charakteristiken sind ein Teil des umgesetzten Modells. (Bild vom Blog “Valeriy

Formenkov”)

Nach dieser Bestandsaufnahme wird ein Spielmodell erstellt, welches einerseits die

Philosophie von Trainer und Verein, andererseits auch die Möglichkeiten der Mannschaft und

den kontextuellen Umständen (taktische und strategische Kultur in der Liga) widerspiegeln

soll.

Danach werden die Morphozyklen praktisch vorbereitet, u.a. mit einer Analyse des Spielplans

und mit unterschiedlichen Schwerpunkten der jeweiligen Spielphasen. Daraufhin kann mit der

Umsetzung der Spielidee im Sinne der taktischen Periodisierung begonnen werden.

Ein Beispiel für eine Trainingsübung kann beispielweise so aussehen: Aufwärmen mit Arbeit

am Ball, Training der Athletik im Verbund mit positionellen Bewegungen und einer

Spielform, daraufhin ein Spielform mit Fokus auf die Spielphase „Ballbesitz“, einer Spielform

zum Training des Umschaltmoments, Schussübungen im Verbund mit einer der Spielphasen

und eine Cool-Down-Phase, normalerweise ebenfalls mit Ball.

Wie man sehen kann ist bei einer solchen Trainingsmethodik mehr Nähe zur praktischen

Situation gegeben. Die Fitnessaspekte werden nicht isoliert betrachtet und werden im

Verbund mit Taktik und Technik trainiert. Die Vorteile eines Trainings im Verbund mit dem

Ball haben wir bereits in der ersten Ausgabe unseres Ballnah-Magazins unter dem

ThemaFußballtraining mit Ballfokus diskutiert.

Ganz neu sind die Grundprinzipien aber nicht. Auch in den Niederlanden ist es ansatzweise

vorhanden. Das Training nach den vier Phasen ist auch dort Bestandteil der Vermittlung, hat

aber eine andere Konzeptualisierung.

Letztlich ist die taktische Periodisierung in ihrer Art und Weise wohl einzigartig. Sie

verbinden den ganzheitlichen Ansatz nach Louis van Gaal mit einem variablen Spielmodell,

welches die vier Aspekte der Psychologie, Technik, Taktik und Physis in einer untrennbaren

Einheit verbinden.

Allerdings stimmen nicht alle dieser Methodik völlig zu. Jürgen Klopp, seines Zeichens

erfolgreicher Trainer und diplomierter Sportwissenschaftler, äußerte sich einst wie folgt:

„Ein reines Training mit Ball ist ein Mythos. Nichts trainiert Laufstärke besser als Laufen,

Laufen, Laufen.“

Auf dem Blog von Valeriy Formenkov gibt es noch viele weitere lesenswerte

Artikel,lesenswert sind unter anderem auch folgende Zitate von José Mourinho, der sich in

gewisser Weise für eine Art wellenförmige Periodisierung ausspricht (Zitat 5). Interessante

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Literatur findet man dort ebenfalls mit Quellen, geistiger Urvater sind die (leider vorrangig

portugiesischen) Werke von Rui Faria, wie zum Beispiel:

Frade, V. (2003). Entrevista in F. Martins, (2003). A “Periodização Táctica“ segundo Vítor

Frade: Mais do que um conceito, uma forma de estar e de reflectir o futebol. Porto: F.

Martins. Dissertação de Licenciatura apresentada à Faculdade de Desporto da Universidade

do Porto.

Für alle, die kein Portugiesisch können, gibt es die Ausgabe des Soccer Journal von May/Juni

2012. Die taktische Periodisierung wird dort auf Seite 28-34 behandelt, wo es dann auch ein

schönes Literaturverzeichnis gibt.

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Taktische Periodisierung | Praxisbeispiel Marco

Henselings

Der ganzheitliche Ansatz der „tactical periodization“

In der Saison 2005/06 der UEFA Champions League stellten die Viertelfinalisten insgesamt

51 Südamerikaner, was etwa einem Viertel aller Spieler der besten Acht Teams entsprach.

Von diesen 51 Südamerikanern stammten 27 aus Brasilien und 15 aus Argentinien.

Insbesondere auf den hinteren Positionen, sowie im Zentrum wurden Südamerikaner

bevorzugt eingesetzt.[1] Südamerikanische Spieler sind regelmäßig überdurchschnittlich

Ballsicher und waren in Europa lange Zeit für die kreativen Elemente im Aufbauspiel

verantwortlich. Diese Spielertypen auf den hinteren und zentralen Positionen sind nötig, um

die technisch und taktisch anspruchsvollen Offensivkonzepte der Teams umzusetzen.

Während die Südamerikaner mit finalen Pässen und per Dribbling für die Abschlussaktionen

sorgen, galt es für die Europäer, sich in Zweikämpfen zu behaupten. Die physischen und

defensivtaktischen Aspekte waren hier dominant.

Durch das seit 2008 fortschreitende Bewusstsein über ein kontrolliertes Aufbauspiel setzte

sich auch in Europa die Erkenntnis durch, Jugendspieler vermehrt technisch derart

auszubilden, dass sie sich in hohem Tempo und unter großem Druck behaupten können, um

auf diese Weise das Spiel zu diktieren. So waren es in der Spielzeit von 2011/12 nur noch 42

(27 aus Brasilien, 11 aus Argentinien) und 2012/13 lediglich noch 35 Akteure, die aus

Südamerika kamen (16 aus Brasilien, 9 aus Argentinien). Die in diesem Zeitraum

dominierenden Mannschaften des FC Bayern München, Real Madrid und Barcelona

wurden/werden dabei im zentralen Mittelfeld von Europäern geprägt; um genau zu sein: von

Spaniern (Xabi Alonso, Busquets, Martinez, Iniesta, Xavi) und Deutschen (Schweinsteiger,

Khedira, Özil, Kroos, Müller).

In Spanien wird seit einigen Jahrzehnten der Fokus auf wesentliche Elemente des

Kurzpassspiels gelegt, wobei es insbesondere die hinteren Spieler sind, von denen die ersten

Impulse für einen konstruktiven Spielaufbau ausgehen. In Deutschland hat dahingehend

spätestens nach der EM 2000 ein Umdenken stattgefunden. Fortan wurde auch hier

zunehmend auf technische und taktische Aspekte geachtet, die nicht über „Kampf und

Willen“ verbessert werden können, sondern durch innovative Trainingsmodelle.

I. Grundüberlegungen

Vorreiter für die neuen Methoden in der Trainingsarbeit waren – wie so häufig in der

Geschichte des Fußballs – die Niederländer und die Iberer. Beeinflusst von Louis van Gaal

und gestützt von den wissenschaftlichen Erkenntnissen des portugiesischen Sportprofessors

Vitor Frade, nutzt Jose Mourinho die Methode der taktischen Periodisierung. Diese basiert auf

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dem von van Gaal gepredigten ganzheitlichen Ansatz, nach welchem die einzelnen Aspekte

von Technik, Taktik und Kondition nicht getrennt voneinander trainiert werden, sondern

simultan.[2] Unter Kondition werden physische Gesichtspunkte

(Kraft, Ausdauer,Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination) sowie psychische Aspekte

(Motivation undMentalität) verstanden.[3]

Jede einzelne Spielsituation, die im Laufe einer Partie entstehen kann, erfordert eine

Entscheidung (taktischer Aspekt), eine daran anschließende motorische Fertigkeit

(technischer Aspekt), welche eine entsprechende Bewegung verlangt (physischer Aspekt), die

wiederum durch eine bewusst gewollte Emotion gesteuert wird (psychischer Aspekt).[4] Aus

dieser logischen Verknüpfung von Technik, Taktik und Kondition lässt sich schließen, dass

kein Aspekt einzeln und losgelöst trainiert wird oder überhaupt trainiert werden kann. Alle

drei sind untrennbar miteinander verbunden, was in der Trainingspraxis adäquat

berücksichtigt werden muss.

Van Gaal und Mourinho erfassen dafür zunächst vier Spielmomente: den gegnerischen

Ballbesitz (Defensive), den eigenen (Offensive) und die Übergangsphasen bzw.

Umschaltmomente von Defensive auf Offensive und umgekehrt.[5] Jeder einzelne

Spielmoment zeichnet sich durch typische Anforderungen aus, die entsprechend eigene

Beanspruchungen hinsichtlich Taktik, Technik und Kondition haben.

Die vier Phasen

Jeder Moment kann auf unterschiedliche Art und Weise umgesetzt werden; je nach

strategisch-taktischer Vorgabe. So können etwa die Höhe und Intensität des Pressings, sowie

Orientierung hinsichtlich Ball, Raum und Gegner bei der Deckung während des gegnerischen

Ballbesitzes variieren. In der Offensive wird grundsätzlich entweder ein Positions- oder

Vertikalspiel genutzt. Beim Umschalten von Offensive auf Defensive wird entweder direkt

ins Gegenpressing gegangen oder sich sofort nach hinten orientiert. All diese Möglichkeiten,

die einzelnen Spielmomente zu lösen oder umzusetzen, erfordern eigene technische, taktische

und konditionelle Elemente.

So wird sich etwa im Umschaltspiel schneller bewegt; Pässe und Laufwege sind überwiegend

vertikal ausgerichtet, was neben besonderen technischen Anforderungen auch konditionelle

Folgen hat, weil intensiver Gelaufen wird. Im Positionsspiel hingegen sind die Bewegungen

regelmäßig langsamer, der Ball wird in alle Richtungen rotiert, wodurch das Spielfeld

insgesamt besser wahrgenommen und überblickt werden kann, während die technische

Umsetzung des Passspiels grundsätzlich einfacher ist als beim Konter. Die Folge ist zwar ein

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vorerst weniger druckvolles, dafür aber kontrollierteres Spiel als das beim schnellen

Umschalten der Fall ist.

II. Vermittlung der Lerninhalte

Um einen gewissen Spielstil zu vermitteln (z.B. schnelles Umschaltspiel), werden im Training

für den jeweiligen Stil typische Situationen extrahiert und verschärft, die von sich aus

bestimmte technische, taktische und konditionelle Verhaltensweisen erfordern. Dafür bedient

sich die taktische Periodisierung zunächst der differenziellen Lehrmethode und dem

impliziten Lernen.

1. Differenzielle Lernmethode

Jede Sportart zeichnet sich durch bestimmte Bewegungen bzw. Bewegungsabläufe zur

Vornahme disziplinspezifischer Handlungen aus. Diese Bewegungen sollen durch Technik-

und Koordinationstraining verbessert werden, sodass der Sportler die nötigen Handlungen

technisch korrekt ausführt. Je besser die Technik des Athleten ist, desto größer wird der

Erfolg, auch im Hinblick auf die Umsetzung der Taktik, sein.[6]

Unter der Technik versteht man ausgebildete motorische Fähig- oder Fertigkeiten, die zur

richtigen Ausübung einer Handlung unter bestimmten Bedingungen notwendig sind.[7] Mit

der Technik in der Defensive sind Handlungen wie das Tackling, Abwehrfinten oder das

Laufen und Abdrängen in Bezug auf den gegnerischen Ballführer gemeint. In der Offensive

werden der Pass, das Dribbling, sowie die allgemeine Ballkontrolle unter dem Begriff der

Technik verstanden. Grundsätzlich ist eine gute Koordination und Beweglichkeit

ausschlaggebend für die Technik. In Verbindung mit Erfahrungswerten werden so

ökonomische Lauf- und Krafteinsätze bei Angriffs- und Abwehrhandlungen gewährleistet.

a) theoretische Vorüberlegungen

Zur Verbesserung der Technik gibt es zwei vorherrschende Lehrmethoden, die

unterschiedlichen Ansätzen folgen. Der differenzielle Lernansatz bildet das Gegenmodell zu

der konservativen Trainingsmethode des motorischen Wiederholens; das sogenannte

„Einschleifen“. Während es beim ständigen motorischen Wiederholen darum geht, ein

bestimmtes technisches Bewegungsideal ohne Fehler anzutrainieren, kommt es beim

differenziellen Lernansatz insbesondere zu einer Neubewertung ebenjener Bewegungsfehler

(Schwankungen). Diese Fehler, die nach traditionellen Trainingsmethoden zu vermeiden sind,

werden bewusst in den Trainingsprozess integriert.

Der differenzielle Lernansatz folgt dabei zwei Grundideen: Bewegungen unterliegen

ständigen Schwankungen und können nicht (exakt) wiederholt werden. Darüber hinaus sind

Bewegungen individuell bzw. personenspezifisch, was bedeutet, dass sich niemand auf die

gleiche Weise bewegt wie ein anderer Mensch.

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Bei traditionellen Lernmethoden hingegen wird eine schrittweise Annäherung an ein

vorgegebenes Ziel durch entsprechend hohe Wiederholungszahlen mit ständigem Soll-Ist-

Vergleich angestrebt. Dabei soll die Abweichung vom Ideal nach und nach verringert werden,

bis die Zieltechnik erreicht ist. Diese angestrebte Zieltechnik muss jedoch im Fußball in

Bezug auf die ständig wechselnden Anforderungen von Raum-, Gegner- und Zeitdruck, sowie

äußerer Umstände (Bsp.: Wetter, Platzverhältnisse) angepasst werden und lässt ferner die

individuelle Motorik außer Acht, sodass die Anwendung der reinen Zieltechnik nur selten

oder nie stattfindet.

Zwar werden gute Bewegungsleistungen zweifellos mit sämtlichen Lern- und

Trainingsansätzen erzielt. Entscheidende Unterschiede ergeben sich aber in Bezug auf die

Dauer, bis das Ziel erreicht wird – die so genannte Lernrate (Lernfortschritt pro Zeit) – und

die Dauer, über die das Gelernte behalten wird. Ausschließliches Wiederholen enthält dabei

immerhin ein Mindestmaß an Verbesserungen, dafür jedoch auch auf die Dauer nur eine

relativ geringe Lernrate und nur einen stark begrenzten Zeitraum, in dem das Gelernte

weiterhin im Gedächtnis bleibt. Sowohl die Verbesserungen als auch die Lernraten nehmen

laut bisheriger Studien beim differenziellen Lernen zu.[8]

Durch das ständige Konfrontieren mit unterschiedlichen Aufgaben (Differenzen) soll die

Fähigkeit, sich an neue Situationen im Bereich des Lösungsraums schneller adäquat zu

reagieren, erlernt werden. Bei der differenziellen Lernmethode handelt es sich demnach um

einen Ansatz, der die Adaptionsfähigkeit auf sämtlichen Ebenen von Technik, aber auch

Taktik und Kondition in ganzheitlicher Form ausbildet und fördert.

Der Zielbereich der jeweiligen Technik wird bei der differenziellen Lernmethode also nicht

mehr als eng und stabil betrachtet, sondern als weiter Lösungsraum, innerhalb dessen sich die

optimale Lösung in jeder Situation ändert und niemals wiederholt. Durch den differenziellen

Lernansatz wird auch der Randbereich des Lösungsraums abgetastet, was dazu führt, dass

mehrere Aspekte von technisch-taktischen Bereichen automatisch (mit)geübt werden. Somit

wird nicht die theoretisch optimale und konkrete Lösung (Idealtechnik) geübt und „gegen

Lösungen anderer Bewegungsgegenstände stabil gemacht“, sondern ein möglicher

Lösungsraum umkreist, der es dann erlaubt, die auf jeden Fall neue und situativ optimale

Lösung auszuführen.[9]

Ferner muss man davon ausgehen, dass eine reine Befolgung der klassischen Lehr- und

Lernmodelle weniger zu Neuerungen in den technischen Aspekten des jeweiligen Sports

führen,[10] weil man eben kaum oder gar nicht vom Schema abweicht. Da immer ein

allgemeingültiger Soll-Zustand angestrebt wird, findet vom strikten Weg dorthin keine

Abweichung statt, sodass auch keine neuen – und möglicherweise besseren – Lösungsansätze

gesucht werden. Innovative Neuerungen sind in der Bewegungslehre jedoch häufig dann

erfolgt, wenn die Athleten sich eben nicht an die klassischen Lernmodelle gehalten haben.

b) praktische Anwendung

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In Torschussübungen können dem Schützen unterschiedliche Vorgaben gemacht werden, die

bewusste Fehler/Schwankungen in den Bewegungsabläufen bedeuten sollen. Dabei werden

sechs Kategorien zur Erzeugung von Schwankungen erfasst:

1. Anlauf: Sidesteps, Anfersen, Kniehebelauf, Hopserlauf, Zick-Zack, Schlusssprung (mit

Koordinations-/Konditionsformen verbinden)

2. Situation: Ball ruht, Ball rollt (von vorne entgegen, von der Seite herein), Ball wird

gedribbelt, Gegnerdruck (Gegner läuft von der Seite ein, greift frontal an), Ball springt

3. Standbein: vor oder hinter dem Ball, Fußspitze zeigt nach innen oder außen, auf Ballen

oder Ferse stehen

4. Oberkörper: Armhaltung (nach oben, unten, vorne, hinten, zur Seite gestreckt; kreisend;

Kombination), Kopfhaltung (zur Seite geneigt), Oberkörperlage (bei hohen Schüssen

Oberkörper nach vorne beugen & umgekehrt)

5. Schussbein: Ausholbewegung nach hinten außen, gestrecktes Kniegelenk, nach Schuss

sofort abstoppen, nur zur Hälfte ausholen

6. Zusatz: ein Auge schließen, Blinzeln, Trefferzone am Tor vorgeben

Keine Vorgabe soll wiederholt werden, sondern kommt nur einmal vor.

Schwankungen können darüber hinaus auch und vor allem in Spielformen erzeugt werden. In

solchen herrscht stets Gegnerdruck, der dafür sorgt, dass die theoretische Idealtechnik

praktisch nicht umgesetzt werden kann. Es werden also spielnahe Schwankungen erzeugt, die

zu einer entsprechend spielnahen und -relevanten Technik führen. Zu diesen gemäß dem

differenziellen Lernansatz die Technik beeinflussenden Faktoren gesellt sich eine

automatische, zum Teil unbewusste, Auseinandersetzung mit den taktischen Gegebenheiten

und Erfordernissen des Spiels, wodurch eine simultane Förderung von Technik und Taktik

stattfindet.

2. implizites Lernen

Unter implizitem Lernen wird die unbewusste oder spielerische Aneignung von Fertigkeiten

und Wissen beim Ausüben einer Tätigkeit verstanden. Das Lernen findet dabei in Situationen

statt, in denen Strukturen einer komplexen Reizumgebung verarbeitet und aufgefasst werden,

ohne dass dies vom Lernenden notwendigerweise bewusst wahrgenommen oder beabsichtigt

wird. Das daraus resultierende Wissen ist schwer zu verbalisieren.[11]Demgegenüber steht

das explizite Lernen. Dieses erfolgt durch bewusste Aufnahme von Informationen;

regelmäßig verbal.

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Um Spielern eine Spielidee, eine bestimmte Strategie oder taktische Elemente zu vermitteln,

reicht es nicht, sie theoretisch und explizit zu instruieren bzw. zu schulen. Die Praxis ist zu

komplex, als dass jede Situation einzeln erfasst und verbal ausgewertet werden könnte. Die

Spieler sollen im Training vielmehr einer großen Anzahl an Spielsituationen ausgesetzt

werden, um entsprechende Probleme und Herausforderungen praxisnah zu lösen. Dabei

obliegt es dem Trainer, die Umstände und Parameter der einzelnen Übungs- und Spielformen

derart zu beeinflussen, dass die gewünschte Strategie und die situative Umsetzung der

Taktiken von den Spielern verinnerlicht werden. Dies sollte optimalerweise überwiegend

praktisch durch implizites Lernen der Spieler stattfinden, wobei nur punktuell gecoacht, also

explizit korrigiert wird.

a) allgemeine Variationen

Gibt man etwa den kontrahierenden Trainingsmannschaften in einer Spielform vor, sie

sollen10 Sekunden nach Ballgewinn zum Torabschluss kommen, wird damit das schnelle

Spiel in die Spitze, sowie das schnelle Umschalten beider Teams forciert. Das konternde

Team wird dadurch in Situationen „gezwungen“, in denen sie vorwiegend vertikale Pässe

spielen. Solche haben ein schlechteres Blickfeld des Ballempfängers und eine schwierigere

Passverarbeitung zur Folge, weshalb er vorab sein Umfeld wahrnehmen muss. Erforderlich ist

zudem ein hohes Tempo, sodass auch die konditionellen Komponenten des schnellen

Umschaltspiels trainiert werden. Ein höheres Tempo führt ferner zu einer schwierigeren

Ballbehandlung, was gemäß dem differenziellen Lernansatz Schwankungen zur Folge hat, die

sich direkt auf die Technik auswirken. Auf diese Weise werden die für Kontersituationen

typischen technischen, taktischen und konditionellen Anforderungen geschult.

Die Begrenzung der Anzahl individueller Ballkontakte in den Spielformen soll das Passspiel

forcieren, weil die Spieler ohne Ball zwingend dazu angehalten sind, Lösungen schneller

anzubieten, während der Spieler in Ballbesitz in die Lage versetzt wird, Lösungen schneller

zu finden. Die Änderung der Anzahl an individuellen Ballkontakten beeinflusst demnach das

allgemeine Passspiel hinsichtlich Technik (Ausführung des Passes) und Taktik (Anbieten zum

Ball).

Die veränderbare Begrenzung der Spielfeldgröße beeinflusst die Spielintensität, weil der Ball

in kleinen Feldern schneller unter Druck gesetzt werden kann. Das hat starke Auswirkungen

auf die Kondition im Hinblick auf die Beweglichkeit und Koordination. Auch das

Zweikampfverhalten erfährt hier eine besondere Wichtigkeit. All das hat natürlich eine

Schulung der allgemeinen Technik zur Folge, weil die jeweiligen Anforderungen in engen

Räumen höher als gewöhnlich sind.

Neben der Größe kann auch die Qualität des Spielfeldes (Halle, Natur- oder Kunstrasen,

Sand, Asche), und/oder die Größe und Qualität der Bälle verändert werden. Bälle der Größe 4

oder Futsalbälle sind kleiner und weisen jeweils ein anderes Gewicht und Sprungverhalten

auf, sodass die Spieler sich bei der Ballführung umstellen müssen. Jede Veränderung muss

dabei bestimmte Ziele verfolgen, die zur Erreichung eines angestrebten Spielstils oder einer

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Strategie führen sollen. Die unterschiedliche Qualität von Bällen und Spielfeldern wirkt sich

direkt auf die allgemeine Technik aus.

Kombiniert man mehrere Vorgaben miteinander, entsteht ein hochkomplexes und

kompliziertes Spielreglement, welches auch die Konzentration der Akteure fordert und fördert

und so vor allem Auswirkungen auf die psychischen Aspekte der Kondition hat.

b) zielführende Variationen

Um entsprechend der vorgegebenen Strategie die passenden Umstände zu schaffen, muss der

Trainer ein hohes Maß an taktischem Verständnis aufweisen, um die gewünschten und

notwendigen Zielsetzungen zu erreichen. Will man ein schnelles Spiel in die Spitze erreichen,

wäre es demnach falsch, wenn alle Spieler der ballbesitzenden Mannschaft vor Torabschluss

den Ball berühren sollen. Bevorzugt man hingegen einen kontrollierten Spielaufbau mit vielen

Pässen, empfiehlt sich eine solche Vorgabe.

Taktische Periodisierung der Trainingsinhalte

Den angestrebten Spielstil bzw. die angestrebte Strategie zu vermitteln, stellt sich ergo als

überaus komplexes Unterfangen dar, weil zahllose Elemente berücksichtigt werden müssen,

die man an der Taktiktafel unmöglich abhandeln kann, sodass die Spieler sie verinnerlichen.

Darum werden die einzelnen Spielelemente extrahiert, welche wiederum in kleinere Partikel

aufgeteilt werden. Diese Elemente und Partikel werden in der praktischen Trainingsarbeit

geschult.

Gibt man für den Moment des Umschaltens von Offensive auf Defensive die Maßgabe vor,

sich nicht nach hinten zu orientieren, sondern gleich ins Gegenpressing zu gehen, werden

zunächst die logischen Verhaltensweisen und Ziele zur Umsetzung desselben erfasst. Diese

sind das kompakt organisieren zwischen dem Ball und dem eigenen Tor, sowie das Zwingen

des gegnerischen Ballführers, das Spielgerät nach hinten passen zu müssen. Dazu haben sich

sämtliche Spieler gedanklich darauf einzustimmen, an der Verteidigung und der

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Ballrückeroberung teilzunehmen. Um sich kompakt hinter dem Ball zu organisieren, muss

sich entsprechend im ballnahen Raum orientiert und kommuniziert werden, damit keine freien

Räume für den Gegner offen sind.[12]

Der Zweck dieser Aufteilung der Strategie und ihrer zielführenden Zwischenschritte ist es, die

komplexen Situationen für die Spieler gedanklich zu vereinfachen. Somit kann auf die

einzelnen Elemente im Training gesondert eingegangen werden. Dabei erfahren die

jeweiligen Aspekte je nach gewollter Strategie unterschiedliche Gewichtungen.[13] Im

Ergebnis werden die einzelnen Puzzleteile wieder zusammengeführt und ergeben den

ursprünglich angestrebten Spielstil.

aa) Vertikalspiel

Das schnelle Umschaltspiel von Defensive auf Offensive erfordert beispielsweise vertikale

Pässe und ein hohes Lauftempo auch mit Ball am Fuß. Die 10-Sekunden-Regel sorgt für die

Vermittlung dieser beiden taktischen Zwischenziele, weil schnell Richtung gegnerisches Tor

gespielt werden muss, um innerhalb des engen Zeitfensters zum Abschluss zu kommen. Strebt

man also ein schnelles Umschalten an, muss der Fokus auf ein geradliniges Angriffsspiel

gelegt werden. Rückpässe zur Ballsicherung sind dafür hinderlich, weil sie dem Gegner die

Gelegenheit geben, sich wieder neu zu ordnen, um so mögliche Freiräume zuzustellen. Diese

Art der Sicherung nach Ballgewinn sollte demnach im Training vernachlässigt werden, wenn

man Konter vermitteln will.

bb) Ballbesitzspiel

Die Strategie, den eigenen Ballbesitz mittels eines ausgiebigen Kurzpassspiels zu sichern und

den Ball kontrolliert vorzutragen, erfordert die taktischen Zwischenziele der Bildung von

Dreiecken, sowie kurze individuelle Ballbesitzzeiten. Als Schritt zu diesen Zwischenzielen

sind Geduld und die Wahrnehmung über die Position der eigenen Mitspieler wesentliche

Faktoren.

Für die Umsetzung dieser taktischen Inhalte ist es grundsätzlich ratsam, Spielformen ohne

Tore zu wählen. Denn so gibt es keine feste Richtung, in die der Ball vorgetragen werden

muss. Das schnelle Spiel in die Spitze weicht der ausgiebigen Ballrotation, wodurch etwa die

10-Sekunden-Regel wegfällt. Stattdessen muss primär der Ball gesichert werden, wobei

sämtliche Richtungen zu nutzen sind. Weil ein Kurzpassspiel technisch anspruchsvoll ist,

empfehlen sich enge Spielfelder, um hohe Schwankungen durch ständigen Gegnerdruck zu

erzeugen.

Um nach all diesen Aspekten zu trainieren, empfiehlt sich grundsätzlich das sogenannte „el

Rondo“. Bei dieser Form stehen (mindestens) drei Spieler in Ballbesitz in einem Dreieck und

passen sich den Ball zu, während ein defensiver Spieler in der Mitte versucht, den Ball zu

erobern. Hat er das geschafft, wechselt er zum offensiven Team und derjenige, der den Ball

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verloren hat, geht in die Mitte und muss nun selbst den Ball erobern. Diese Spielform geht

auch im 4-gegen-1, 4-gegen-2, 5-gegen-2 und so weiter.

Das „el Rondo“ ist ein reines Positionsspiel, in dem es darauf ankommt, in einem stark

abgegrenzten Raum den Ball gegen einen zahlenmäßig unterlegenen Gegner durch kurze

Pässe in unterschiedliche Richtungen zu sichern. Es vermittelt also das Prinzip der eigenen

Überzahl in Ballnähe, um so den Ball zirkulieren lassen und ihn vor dem Gegner behaupten

zu können. Das Bilden von Kurzpassdreiecken ist für eine erfolgreiche Umsetzung dieses

Positionsspiels unerlässlich.

Eine dieser möglichen Variationen ist das Spiel in sechs Zonen (in einem 30m x 20m-Feld).

Es spielen zwei Teams zu circa je 6-8 Spielern gegeneinander.

Zonenspiel

Das Ziel ist, möglichst viele Zonen zu bespielen. Werden z.B. vier Zonen bespielt, erhält das

jeweilige Team einen Punkt. Wurde ein Punkt erzielt, geht das Spiel ohne Unterbrechung

weiter.

Dass eine Zone „bespielt“ ist, bedeutet, dass sich zwei Spieler derselben Mannschaft in einer

Zone den Ball mindestens einmal zugepasst haben. Ein Pass von einer Zone in die Nächste

zählt hingegen nicht als „bespielt“! Es dürfen höchstens drei Spieler der ballführenden

Mannschaft zeitgleich in der Ballzone stehen. Von der defensiven Mannschaft dürfen

höchstens zwei Spieler in der Ballzone agieren. Stehen mehr als drei Spieler der offensiven

oder mehr als zwei Spieler der defensiven Mannschaft in der jeweiligen Ballzone, erhält die

jeweils andere Mannschaft einen Punkt.

Die Ballzone stellt einen geschlossenen Raum dar, in welchem höchstens 5 Spieler (3

offensive + 2 defensive) zugleich stehen dürfen. Dies müssen sich die Spieler bewusst

machen, um nicht in Hektik zu verfallen. Denn der ballnahe Raum wird regelmäßig sehr eng

wirken. Dabei ist aber nicht der Raum entscheidend, sondern lediglich die Zone, in der der

Ball ist. Eine ruhige Spielweise ist daher unabdingbar. Die Spieler müssen sich gegenseitig

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coachen und genau beobachten, wo die Mitspieler stehen, um nicht zu viele Spieler in der

Ballzone zu haben. Trotzdem muss darauf geachtet werden, dass stets genügend Spieler in

Ballnähe sind, damit die ballnahen Zonen jederzeit optimal besetzt werden können. So hat die

jeweils offensive Mannschaft stets die Möglichkeit, schnell eine eigene Überzahl in der

Ballzone herzustellen.

Mit dieser Übungsform kann das Kurzpassspiel stark forciert werden. Es wird auf sehr engem

Raum agiert, in welchem permanent großer Gegnerdruck herrscht, was gemäß der diff. LM

Schwankungen und so zu Fortschritten hinsichtlich der Technik führt. Der enge Raum führt

nach dem impliziten Lernen dazu, dass die Spieler schnellstmöglich Passoptionen für den

Ballführer anbieten müssen, während dieser die eigenen Mitspieler in Hilfestellung schnell

wahrnehmen muss. Weil nur eine begrenzte Anzahl von Spielern derselben Mannschaft

zugleich in der jeweiligen Ballzone sein darf, erfährt die Position der eigenen Mitspieler eine

besondere Aufmerksamkeit.

3. Zusammenfassung

Das vom Trainer gesteuerte Entdecken des Fußballspiels ist nach momentanen Erkenntnissen

die optimale Lehrweise. Mit ihr stimuliert und führt der Trainer die Spieler durch offene und

geschlossene Fragen zur Lösung des Problems. Er gibt ihnen indirekt zu verstehen, dass der

Fußball im Kopf beginnen muss, bevor die Aktion auf dem Spielfeld mit dem Fuß beendet

wird. Damit wird der Spieler zum Hauptdarsteller des Lern- und Lehrprozesses, während

früher der Coach im Mittelpunkt des Trainings stand und Lehrautorität war. Um spezifische

Fragen stellen zu können, die die Spieler beantworten müssen, sollten Trainer von jedem

vereinfachten Spiel die Lern- und Lehrziele im Angriff und in der Abwehr kennen und diese

systematisch Abarbeiten.

Die taktische Periodisierung gibt dafür den methodischen Rahmen vor. Die Komplexen

Strategien und Taktiken werden systematisch in die einzelnen Elemente aufgeteilt und

entsprechend in spielnahen Übungsformen trainiert. Denn insbesondere in Spielformen

können die Anforderungen und Rahmenbedingungen derart variiert werden, dass vielfältige

Schwankungen provoziert werden, wodurch eine große Lernrate, sowie ein großes

Lernpotenzial für Technik, Taktik und Kondition entstehen. Taktische Zielsetzungen

erfordern eigene technische Voraussetzungen, die durch Provokation spezieller

Schwankungen trainiert werden können.

Durch die differenzielle Lehrmethode in Verbindung mit dem impliziten Lernen werden

neben den Vorteilen im Hinblick auf die Verbesserung der technisch-taktischen Fähigkeiten

auch strukturelle, motivationale und inhaltliche Vorzüge erreicht:

1.) Abwechslungsreicheres Üben und Trainieren

2.) Ökonomisierung des Lern- und Übungsprozesses

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3.) Erhöhung der Übungs- und Trainingsqualität

4.) Ergänzungsmöglichkeiten des traditionellen Techniktrainings

5.) ggf. bieten sich zunächst Kombinationsformen von traditionellen und system-

dynamischen Ansätzen an

Jede Variation der Parameter oder Umstände in den Trainingsspielformen hat zur Folge, dass

sich die Spieler auch (teilweise unbewusst) gedanklich mit dem Spiel auseinandersetzen

müssen, weil sie neue und spezifische Lösungen finden müssen. Technik und Taktik stehen

dabei stets in einem nicht zu trennenden Zusammenhang. Dieser Lernprozess wird

überwiegend ohne explizite, also intellektuell-theoretische Vorgaben vollzogen.

In heutigen Lehrmethoden ist der Spieler also nicht mehr bloß Ausführender der

Anweisungen seines Trainers. Dieser regt seine Spieler stattdessen dauernd zum Denken an,

damit sie lernen, selbst richtige Entscheidungen zu treffen. Auf diese Weise wird der Spieler

unabhängiger von den Hinweisen seines Trainers. Klassische Lehrmethoden haben

regelmäßig einen schnellen gedächtnisbedingten Abfall der Leistung auf das ursprüngliche

Ausgangsniveau zur Folge. Anstatt also Instruktionen zu geben, die schnell vergessen werden,

erlaubt der Trainer den Spielern, eigene Erfahrungen zu sammeln, die dadurch stärker im

Langzeitgedächtnis gespeichert werden.

III. Periodisierung

Die Trainingsarbeit richtet sich nicht nur nach den erforderlichen technisch-taktischen

Inhalten, sondern auch nach der Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die konditionellen

Aspekte von Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Im Verlauf einer Saison und innerhalb einer

Trainingswoche sind die körperlichen Voraussetzungen der Spieler niemals gleich, sondern

schwanken stetig. Durch Periodisierung der Trainingsinhalte und -intensität soll den Spielern

ausreichend Gelegenheit gegeben werden, sich zu erholen, um im Wettkampf höchstmögliche

Leistung erbringen zu können.

1. wöchentliche Periodisierung der Kondition

Ausgehend von einem Spiel und 3-4 Trainingseinheiten pro Woche werden drei

Trainingseinheiten dazu genutzt, die konditionellen Elemente (intensiv) zu fördern.

Mindestens zwei Tage werden der (zum Teil aktiven) Erholung gewidmet. Diese Erholung

erfolgt jeweils direkt vor und nach dem Spiel. Ist also das wöchentliche Wettkampfspiel an

einem Samstag, findet am Sonntag grundsätzlich kein Training statt. Am Tag vor dem Spiel

(hier: Freitag) sollte – sofern überhaupt trainiert wird – die Intensität allenfalls niedrig

gehalten werden.

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Für die Tage Dienstag, Mittwoch und Donnerstag hat das zur Folge, dass intensiv trainiert

wird, wobei die drei physischen Aspekten der Kondition besondere Aufmerksamkeit erfahren.

So wird etwa am Dientag die Kraft in den Fokus gestellt, Mittwoch die Ausdauer und am

Donnerstag schließlich die Schnelligkeit. Während die technisch-taktischen Inhalte je nach

Notwendigkeit und Fähigkeit der Mannschaft variieren, bleibt die Fokussierung der einzelnen

konditionellen Elemente zumindest in der Wettkampfphase der Saison stets gleich.

2. saisonale Periodisierung der Kondition

Nicht nur innerhalb einer Trainingswoche wird periodisiert, sondern auch im gesamten

Saisonverlauf. In der Vorbereitungsphase werden die konditionellen Grundlagen wieder

aufgebaut, die in der Sommer- oder Winterpause verloren gegangen sind. Anschließend findet

eine Übergangsphase statt, in der die Intensität zunehmend erhöht wird, um die Kondition auf

das nötige Niveau für den Wettkampf zu bringen. Während der Wettkampfphase wird die

Trainingsintensität möglichst gleichbleibend beibehalten. Denn durch das stark spielnah

ausgerichtete Training und die zu berücksichtigen Erholungsphasen vor und nach dem Spiel,

ermüdet der Körper nicht so stark, sodass kein großer Leistungsabfall droht.

3. Periodisierung der taktischen Inhalte

Auch die für die angestrebte Strategie notwendigen Taktiken und dazugehörigen Techniken

werden periodisch geübt und gefestigt. Grundsätzlich sollte dem Verhalten im Moment des

gegnerischen Ballbesitzes die erste Aufmerksamkeit gewidmet werden. Eine defensive

Stabilität bildet das Grundgerüst eines kontrollierten Spiels, auf dem sich alle weiteren

technischen und taktischen Zielsetzungen aufbauen lassen.

Ferner sollten in der Saisonvorbereitung die Grundlagen des gewollten Spielstils vermittelt

werden, damit die Spieler die Ideen und Vorstellungen des Trainers kennenlernen und

verstehen. Ist dies gelungen, lassen sich die detaillierten Fortführungen auf dem Weg zur

Gesamtstrategie leichter umsetzen.

Die einzelnen zu erweiternden Aspekte von Technik und Taktik richten sich dabei nach den

Erfordernissen der Mannschaft. Diese offenbaren sich in der Leistung des Teams in den

jeweiligen Spielen. Damit findet – im Gegensatz zur Periodisierung der Kondition – eine

Periodisierung der einzelnen taktischen Inhalte in Abhängigkeit der im Wettkampf gezeigten

Leistungen statt.

4. Zusammenfassung

Das Ziel der Periodisierung ist zum einen, ein wettkampfgeeignetes Niveau hinsichtlich

Technik, Taktik und Kondition zu erreichen, um den gewünschten Spielstil zu erreichen. Das

zweite Ziel der Periodisierung ist die Beibehaltung des wettkampfgeeigneten Niveaus.

Während sich die technisch-taktischen Inhalte im Training nach den Fähigkeiten der

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Mannschaft richten, bleiben die konditionellen Inhalte und Intensitäten zumindest in der

Wettkampfphase gleich, um die körperliche Verfassung der Spieler kontinuierlich

beizubehalten.

IV. Fazit

Zum einen gibt die taktische Periodisierung vor, wie die technisch-taktischen Inhalte des

Fußballs nach dem ganzheitlichen Prinzip derart vermittelt werden können, dass daraus die

angestrebte Spielstrategie erwächst. Zum anderen werden die einzelnen Inhalte je nach

Gewichtung und Relevanz im saisonalen Trainingsverlauf periodisiert, damit die Spieler ein

wettkampfgerechtes Level erreichen und es schließlich auch beibehalten können.

Der Spielstil bzw. die Strategie gibt die technisch-taktischen Inhalte vor, wobei in der

Saisonvorbereitung zunächst die Defensive im Fokus steht. Von einer gesicherten Abwehr

lassen sich die übrigen Zwischenschritte der einzelnen Spielmomente angehen, die auf dem

Weg zur Erreichung der Gesamtstrategie notwendig sind. Jeder relevante Zwischenschritt

muss dafür extrahiert und spezifisch geübt werden, wobei ferner hohe Schwankungen erzeugt

werden, um neben den taktischen Aspekten auch die technischen Anforderungen zu

trainieren.

Jedes einzelne Element wird in seine (gedanklichen) Einzelteile zerlegt und zielgerichtet

angegangen. Dem Zufall wird mit aller Kraft entgegengewirkt, wobei die Fähigkeiten der

Spieler und der Mannschaft stets der Richtwert für die Trainingsarbeit sind. Aus all dem folgt,

dass keine Mittel genutzt werden, die die Spieler (noch) nicht meistern können[14] oder ihnen

schaden würden.[15]

Literaturverzeichnis

Lehrbücher:

Bisanz, Gero / Gerisch, Gunnar; Fußball – Kondition, Technik, Taktik und Coaching; 1.

neubearbeitete Auflage; Aachen: Meyer & Meyer Verlag; 2008

Doucet, Claude; Fußball – Taktik perfektionieren: 250 Spiele und Übungen; 1. Auflage; Leer:

onLi Verlag – bfp Versand; 2006

Hollmann, Wildor / Hettinger, Theodor; Sportmedizin – Grundlagen für Arbeit, Training und

Präventivmedizin; 4. Auflage; Stuttgart: Schattauer Verlag; 2000

Kiesel, Andrea / Koch, Iring; Lernen – Grundlagen der Lernpsychologie; 1. Auflage;

Wiesbaden: Springer VS; 2012

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van Gaal, Louis / Heukels, Robert; Louis van Gaal – Vision; 1. Auflage; Dresden: Visiesport

GmbH; 2010

Aufsätze:

Delgado-Bordonau, Juan Luis / Mendez-Villanueva, Alberto; Tactical Periodization:

Mourinho‟s best-kept secret?; Soccer Journal; May/June 2012, S. 28-34

Schöllhorn, Wolfgang; Differenzielles Lehren und Lernen von Bewegung; Schriften der

Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft; Band 144, 2005; S. 125-135

[1] UEFA Champions League, Technischer Bericht – 2005/06, S. 61.

[2] van Gaal/Heukels, Louis van Gaal – Biographie & Vision, S. 32 f.

[3] Hollmann/Hettinger, Sportmedizin, S. 117.

[4] Delgado-Bordonau/Mendez-Villanueva Soccer Journal 2012, 28.

[5] van Gaal/Heukels, Louis van Gaal – Biographie & Vision, S. 34 f.

[6] Bisanz/Gerisch, Fußball, S. 317; Doucet, Fußball-Taktik perfektionieren, S. 219.

[7] Hohmann/Lames/Letzfelder, Einführung in die Trainingswissenschaft.

[8] Schöllhorn dvs 2005, 125, 130 ff.

[9] Schöllhorn dvs 2005, 125, 129.

[10] Bsp.: Die Technik des Flops löst die „Schere“ beim Hochspringen ab.

[11] Kiesel/Koch, Lernen, S. 84.

[12] Delgado-Bordonau/Mendez-Villanueva Soccer Journal 2012, 28, 31.

[13] Wird ein ausgeprägtes Passspiel bevorzugt, werden Dribblings vernachlässigt.

[14] Bsp.: Kontermannschaft soll fortan auf Ballbesitz spielen.

[15] Bsp.: Straftraining nach verlorenem Spiel.

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Marco ist bei Spox.com unter dem Usernamen “vangaalsnase” aktiv, wo er in seinem Profil

viele hochinteressante Artikel zu Taktik- und Trainingstheorie gepostet hat, denen wir uns

erst noch widmen werden. Spielverlagerung dankt für diesen tollen Gastbeitrag!

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Periodisierungstechniken: Diskussion der DFB-

Inhaltskonzeption

In diesem letzten Teil setzen wir uns mit den inhaltlichen Periodisierungen des DFB

auseinander. Wir sehen uns dabei an, wie der DFB die Periodisierung des Mesozyklus

(Trainingswoche), des Trainings im Saisonverlauf (Makrozyklus) und die Jugendausbildung

über die Jahre hinweg empfiehlt. Dabei starten wir mit der Entstehung dieser Konzeption.

Der geistige Vater: Gero Bisanz

Um die Wichtigkeit und die Arbeit von Gero Bisanz bei der DFB-Konzeption zur

Trainerausbildung und somit auch zur Jugendausbildung klar zu machen, zitieren wir

nurFolgendes:

Gero Bisanz hat die Trainer-Ausbildung beim DFB mitgestaltet und geprägt. Von 1971 bis

2000 war der erste Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft als Chefausbilder

tätig.

Bisanz war 1971 in die Fußstapfen von Hennes Weisweiler und Sepp Herberger getreten, sein

Nachfolger wurde Erich Rutemöller nach ganzen 29 Jahren als Chefausbilder. Bis heute gilt

dabei das aktuell in der 2. Auflage von 2010 vorliegende Buch von Bisanz und Gunnar

Gerisch mit dem Titel „Fußball: Kondition, Technik, Taktik und Coaching“ als

Standardlektüre des DFB. Dieser Schmöker mit über 560 Seiten beschäftigt sich mit mehr

oder weniger allem, was dem Autor eingefallen ist – Taktik, Technik, Coaching,

Trainingswissenschaft. Alles ist drin, wenn auch nicht optimal ausgeführt.

Bezüglich Periodisierung gibt es dazu in dieser Doktorarbeit von Pedro Gonzalez schöne

Zitate auf Seite 174 zur Kritik an der Periodisierung des DFB und auch des Bisanz-Buchs. Er

zitiert dabei Jonath & Kempel aus dem Jahr 1994, welche nicht von einer wirklichen

Periodisierung sprechen, sondern über die Unmöglichkeit einer ordentlichen Periodisierung.

Auch Bisanz wird kritisiert. Er konzentriert sich zwar nicht ausschließlich, aber vorrangig auf

die Mesozyklen. Gonzalez nutzt dabei folgendes Zitat:

„Für das Training während der beiden Hauptperioden (Vor- und Rückrunde der Punktspiele)

gelten bestimmte Grundsätze: Am Anfang der Woche werden schwerpunktmäßig die anaerobe

Ausdauer und die Verbesserung der Kraft geschult, am Ende der Woche die Schnelligkeit und

die Gewandtheit. Das Training des Stehvermögens und der Schnelligkeit werden einmal pro

Woche eingeplant; (…) Bei einer optimalen Abstimmung von Belastung und Erholung

erreicht man neben dem Effekt der Stabilisierung der Technik auch den eines guten

konditionellen Zustandes.“

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Wir wollen jetzt die Methodik von Gero Bisanz genauer unter die Lupe nehmen. Dabei

beginnen wir mit den dazugehörigen Trainingsprinzipien, die wir stichwortartig auflisten und

kurz erklären möchten.

Bisanz‘ sechs große Trainingsprinzipien

Das Prinzip des konstanten Belastungsanstiegs (Progressive Loading):

Damit ist gemeint, dass die Trainingsbelastung dem Leistungsniveau der Spieler entsprechen

muss und entsprechend deren erhöhtem Niveau dank der vorherigen Leistungsverbesserung

ebenfalls größer werden muss. Eine Mehrbelastung soll dann den stärkeren Organismus

aggressiver attackieren, damit er sich anpassen und somit verbessern muss. Bisanz empfiehlt

eine stufenförmige Erhöhung anstatt einer konstanten Steigerung der Belastung. Eine genaue

Empfehlung bezüglich der Dauer einer Stufe gibt es allerdings nicht.

Das Prinzip der Superkompensation:

Hier geht es um die Anpassung des Körpers an Belastung. Dieses Prinzip geht davon aus, dass

das aktuelle Leistungsniveau durch Belastung gesenkt wird, sich aber nach der Erholung auf

ein höheres Ausgangsniveau hebt. Diese Steigerung wird als Superkompensation bezeichnet.

Der neue Belastungsreiz soll dann genau in dieses erhöhte Grundniveau kommen.

Das Prinzip der Ausgewogenheit von Belastung und Erholung:

Dieses Prinzip bezieht sich auf die Phasen des Superkompensationsprinzips. Es soll eine

ordentliche Mischung zwischen Belastung und Erholung geben, damit der Körper nicht

überfordert wird. Zur Erholung wird eine aktive Regeneration empfohlen, indem leichte

Spielformen gemacht werden oder Dinge wie Radfahren, Spazieren oder ähnliches gemacht

werden

Das Prinzip der optimalen Relation von Trainings- und Wettkampfbelastung und

Trainingshäufigkeit:

Dieser Aspekt befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Trainingshäufigkeit, -

intensität und -dauer. Diese sollen sich in Einklang befinden, wobei die Trainingshäufigkeit

als wichtigster Faktor gilt, während die Intensität und Dauer effektiver variiert werden

können. Als Grundsatz gilt, dass Übungen mit hoher Intensität eher kürzer durchgeführt

werden, während längere Übungen eher eine niedrige Intensität besitzen.

Das Prinzip der Individualität und Differenzierung:

Die Trainingsbelastung soll natürlich auch auf die Bedürfnisse einzelner Akteure abgestimmt

werden. Werden jeweilige Symptome entdeckt, welche Bisanz auch aufzählt (u.a. auch

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psychologische Merkmale, die auf bestimmte Ermüdungserscheinungen hindeuten), dann soll

die Trainingsbelastung verringert werden.

Das Prinzip des ganzjährigen Trainings und der Periodisierung:

Abgesehen von einer Pause im Sommer soll über das gesamte Jahr hinweg trainiert werden.

Allerdings soll auf die Einhaltung der Pausen und Erholungsmöglichkeiten genau geachtet

werden. Die Periodisierung bezieht sich dann auf den vorgegebenen Spielplan, womit wir

schon zum nächsten Thema kommen, welches wir anhand eines Beispiels aus dem Buch kurz

zusammenfassen werden.

Die empfohlene Periodisierung im Saisonverlauf im Erwachsenensport nach DFB-

Konzeption

Die Vorbereitungsperiode:

In der Vorbereitung sollen die jeweiligen Fundamente bei Physis, Psyche, Taktik und

Teambuildung gelegt werden. Generell sollen die Spieler einfach in allen Belangen

weiterentwickelt werden, durch den frei planbaren Zeitablauf und mehr Verfügbarkeit von

Zeit soll alles angegangen werden. Interessant ist, dass Bisanz hier bei Amateuren empfiehlt,

die Arbeit in puncto Ausdauer mit Technik und Taktik zu verbinden, dies aber bei den Profis

– entgegen der taktischen Periodisierung – als nicht notwendig erachtet. Ursache dafür scheint

die zeitliche Komponente zu sein, welche bei den Profis ja kein Problem darstellen sollte.

Diese Periode erstreckt sich auf 4-6 Wochen vor Saisonbeginn.

Ein Beispiel für eine Vorbereitungsperiode findet man hier.

Die Hinrunde (1. Hauptperiode):

Bisanz empfiehlt eine weitere Verbesserung der Fähigkeiten der Spieler. Das Training ist

lediglich weniger intensiv und befasst sich mit den im Spiel festgestellten Problemaspekten.

Die Zwischenperiode:

Diese Phase liegt im Dezember und Januar, sie dient zur Regeneration und anschließenden

Vorbereitung auf die Rückrunde. Auf konkrete Inhalte wird nicht wirklich eingegangen,

einzig die wirtschaftlichen Begebenheiten, das Wetter und der Hallenfußball werden kurz

erwähnt; so gibt es Freundschaftsspiele für Geld, oftmals keine Möglichkeiten zum

ordentlichen Training draußen, Hallenturniere und ähnliches.

Die Rückrunde (2. Hauptperiode):

Im Endeffekt ist dies das gleiche wie bei der Hinrunde.

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Die Übergangsperiode:

Die Spieler gehen in den wohlverdienten Urlaub. Spieler sollen sich auskurieren und dann in

freier Arbeit oder durch Hausübungen sich selbst bis Trainingsbeginn einigermaßen fithalten.

Tabelle der Periodisierung aus Bisanz‟ Buch, Seite 61

Zu diesen jeweiligen Perioden gibt es bei Bisanz natürlich auch einige Empfehlungen und

Trainingsübungen. Doch wie wir schon im Verlauf der letzten Artikeln zu diesem Thema

gesehen haben, lässt sich nicht nur eine Saison periodisieren, sondern auch die langfristige

Spielerentwicklung. Wieder sehen wir uns die Konzeption des DFB dazu an.

Periodisierung der Jugendausbildung

Bisanz unterteilt die Jugendausbildung in eine zehnjährige Ausbildungsphase. Begonnen wird

dabei bei den Bambinis (U7, G-Junioren) und geht dann bis zur U16-U18. Dabei wird das

Training auf die Entwicklungsphasen der Kinder in drei Abschnitte unterteilt.

Abschnitt 1: Das Grundlagentraining

Der erste Abschnitt geht von den Bambini bis zur U10. Im Fokus liegt dabei Bewegungs- und

Spielschulung, Motorik, Koordination, Entwicklung der Grundlagen und das Kennenlernen

des Umgangs mit dem Ball. Insbesondere bei den Bambini geht es noch sehr stark um die

Motorik, danach orientiert man sich schon stärker in Richtung individual- und sogar

gruppentaktischen Handelns in der Endphase dieses Abschnitts.

Kernziele (sh. Seite 295):

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• Spielfreude fördern (die Motivation zum Fußballspiel verstärken)

• Konditionelle, technische und spielgestaltende Grundlagen ausbilden

• Teamgeist, Partnerschaft und Wettkampffähigkeit anbahnen

• Persönlichkeitsentwicklung unterstützen

Abschnitt 2: Das Aufbautraining

Ab diesem Abschnitt geht es bis zum 14. Lebensjahr um die positionelle Ausbildung im 11

gegen 11, die technik-taktischen Fähigkeiten und deren Anwendung. Kernziele sind laut

Bisanz (auf Seite 295):

• Verbesserung der physischen und psychischen Leistungsgrundlagen

• Ausformung des technischen Bewegungsrepertoires

• Erweiterung der taktischen Handlungsmöglichkeiten

Abschnitt 3: Das Leistungstraining

Ab 14 beginnt diese letzte Phase. In diesem Bereich geht es um die Perfektionierung des

Fußballers, die Erweiterung seiner Möglichkeiten technischer und taktischer Natur sowie die

Heranführung an den Erwachsenenfußball. Letzteres wird stärker im Zeitraum von 16 bis 18

Jahren praktiziert, besonders wenn eine Adaption an den Profibetrieb nötig wird.

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Ebenfalls aus Bisanz Buch zu Fußball, Seite 294.

Kernziele:

• Kopplung und Variation der konditionellen und technischen Leistungskomponenten unter

Wettspielansprüchen

• Flexibles, situationsgerechtes und kreatives taktisches Spiel-Handeln nach dem Grundsatz

der Effektivität

Diese drei Abschnitte basieren übrigens auf dem „Vier-Phasen-Modell“, welches wohl vom

3-Phasen-Modell des motorischen Lernens von Meindl und Schnabel abgeleitet wurde [1].

Bei diesem Modell der vier Phasen besteht die erste Phase aus der Fundamentalphase. Hier

lernt man die Spielregeln und die Spielidee kennen, lernt Bewegungen und ihre Struktur. In

der zweiten Phase, der Aufbau- und Formungsphase, werden diese Aspekte vertieft und

detaillierter erfasst. Dazu kommen erste gruppen- und individualtaktische Aspekte. In der

Festigungs- und Vervollkommnungsphase soll dies umgesetzt werden, es wird eine stärkere

Leistungs- und Zielorientierung eingebracht, die bisher erlernten Fähigkeiten sollen gefestigt

werden. In der Hochleistungs- und Perfektionsphase geht es um, tja, Hochleistung und

Perfektion.

Bisanz formuliert dann auch die Lernziele, welche sich nach eigener Aussage auf die drei

Bezugsebenen emotional-erlebnisorientiert, zweckrational-leistungsorientiert und sozial-

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interaktionsorientiert beziehen. Dazu gibt es dann auch viele Trainingsübungen, was wir in

diesem Artikel aber nicht näher schildern möchten.

Stattdessen blicken wir kurz noch auf neuere Empfehlungen.

Der DFB in den letzten Jahren

Bisanz„ Abschied fällt natürlich nicht mehr unter die neue Nachwuchskonzeption des DFB,

welche ja schon Früchte getragen hat. Wir haben dazu schon eine der Änderungen diskutiert

(„U13-Reform: Sammer liegt goldrichtig“). Solche Änderungen gab es zuhauf, u.a. mit

Veränderungen der Regeln, veränderten Vorgaben an die Trainer und natürlich auch

Ermöglichung von mehr Spielformen im Vereinsleben und außerhalb. Der DFB hat nun auch

eine detaillierte Periodisierung der Ausbildung.

DFB Ausbildungsstufen

Außerdem unterteilt der DFB das Spiel nun auch in seine Spielphasen, die lauten hier

allerdings Angriff, Abwehr und Umschaltphasen.

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Aus dieser PDF

Zusätzlich legt der DFB eine Entwicklung der Fähigkeiten in der Reihenfolge

Individualtaktik, Gruppentaktik und Mannschaftstaktik nahe. Ansonsten gibt es nur wenige

frei zugängliche Informationen, welche genauere Auskunft über die theoretischen

Hintergründe geben. Dazu sei aber auch gesagt, dass der DFB dies variabel sieht und den

Vereinen bzw. den Trainern viele Freiheiten überlässt. Sie geben zum Beispiel in dieser PDF

Eckpfeiler zur Saisonvorbereitung.

Ein Grundgerüst des Trainingsmodells gibt es hier:

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DFB-Trainingsmodell

Die präziseste und detailreichste zugängliche Präsentation des Nachwuchskonzepts findet

sich hier und zeigt, dass der DFB sehr penibel auf einen breit gefächerten Ansatz achtet. Die

jeweiligen Trainingsziele kann man dieser Grafik entnehmen:

Leistungsaufbauplan des DFB im Überblick

Ob dieser jedoch innerhalb der Übungen zusammen trainiert wird, ist unklar. Klar hingegen

ist jedoch, dass der DFB auch großen Wert auf Spielformen und viel Training mit Ball legt,

wodurch es zumindest ansatzweise Überschneidungen zur taktischen Periodisierung und zum

ganzheitlichen Ansatz nach Ernst Happel, Bill Shankly und Louis van Gaal geben sollte. Ein

Konzept ist aber klar vorhanden, auch mit jeweiligen Gewichtungen des Inhalts und Leitlinien

an die Trainer.

Ob diese jedoch innerhalb der Übungen zusammen trainiert werden ist unklar. Klar hingegen

ist jedoch, dass der DFB auch großen Wert auf Spielformen und viel Training mit dem Ball

legt, wodurch es zumindest ansatzweise Überschneidungen zur taktischen Periodisierung und

zum ganzheitlichen Ansatz nach Happel, Shankley und van Gaal geben sollte. Ein Konzept ist

aber klar vorhanden, auch mit jeweiligen Gewichtungen des Inhalts und Leitlinien an die

Trainer.

Unser Leser TW hat mir hierzu auch einen schönen Link und weitere Informationen

spendiert. So findet sich auf den Seiten der Nationalmannschaft unter dem Punkt „Trainieren

wie wir“ durchaus Lesenswertes. Und im Buch von Reimöller & Voggenreiter „Erfolgreiches

Angreifen“ gibt es 25 Seiten zum Taktiktraining (Seiten 50-75). Dort gibt es auch eine

Schautafel zur Periodisierung der Offensivtaktischen Inhalte während der Jugendausbildung

Page 60: Periodisierungstechniken und ihre Anwendung im Fußball...Periodisierungstechniken – und ihre Anwendung im Fußball Rene Maric / RM auf Spielverlagerung.de mit einem Gastbeitrag

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(S. 60,61). Diese basiert auf Brüggemanns „Fußballhandbuch Bd. 2: Kinder- und

Jugendtraining“. Auf Seite 70 ist noch eine nette Grafik zum Taktiktraining in der

Saisonphase, dieses Kreisdiagramm zeigt folgende Aspekte:

Spielanalyse des Trainers

Schwächen erkennen

Spielsituation reduzieren

Gewünschtes Verhalten, Alternativen, Entscheidungen in Übungen erlernen

Gewünschtes Verhalten, Alternativen, Entscheidungen stabilisieren

Trainiertes im Spiel anwenden

Bei der B-Lizenz besteht ein wichtiger Schwerpunkt darin, Fehler bzw. gewünschte

Verhaltensweisen zu erkennen, Spielformen zu entwickeln und von der Komplexität im

Training zu steigern.

Eine Ergänzung: Das Modell von Raymond Verheijen

Nach seiner Zeit bei den Bayern als Berater und Fitnesstrainer bei Teams wie Manchester

United, Manchester City und dem FC Barcelona hat Verheijen auch Anklang beim DFB

gefunden. Darum möchte ich kurz noch seine Periodisierungsweise erläutern, bei Interesse

und falls ich ordentliche Recherche betreiben kann, werde ich mich eventuell näher mit

Verheijen beschäftigen.

Der Niederländer spricht von einer „langsamen Periodisierung“ und einer stabilen Fitness

durch lange Arbeitszeit an der Fitness. Verheijen spricht dabei auch davon, dass es vier

Komponenten gibt: Technik, Taktik, Physis und Mentalität. Diese vier Komponenten sollen in

Spielformen nach einem ganzheitlichen Ansatz trainiert werden. In gewisser Weise ist dies

quasi die niederländische Version der taktischen Periodisierung, obgleich die Taktik nicht

diesen alles überstrahlenden Stellenwert einnimmt.

Dafür hat Verheijen in puncto Physis noch etwas mehr Fokus. Er spricht davon, dass Spieler

in Spielformen am besten trainieren, weil die Belastung wie beim Spiel ist und weil die

Spieler in Spielformen sich mehr anstrengen und dadurch mehr ermüden. Außerdem sagt er,

dass Fitness nicht in einigen Wochen trainiert wird, sondern über die gesamte Karriere

hinweg stetig gesteigert werden soll. Eine gänzliche Überlastung des Körpers zu

Saisonbeginn schade nur, stattdessen soll zu Beginn mit einer Heranführung begonnen

werden, wobei das Niveau stetig gesteigert wird. Im Laufe der Saison wird dann die Intensität

gesteigert und das Volumen gesenkt, danach wird es wieder umgekehrt und am Ende der

Saison gibt es ein Ausklingen-lassen in den Urlaub.

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aus Verheijens Buch “The Complete Handbook Of Conditioning For Soccer”, S. 146

Die Idee ist eben, dass Spieler gegen Saisonende „fitter“ sind, aber vermehrt Pausen

brauchen.

Pro Woche gibt es insgesamt maximal eine Einheit reine Kondition; diese wird aber als

„Fußballkondition“ bezeichnet und findet in einer Spielform mit Ball statt. Dies ist für

Verheijen entscheidend, denn er unterscheidet vier konditionelle Fähigkeiten eines

Fußballers: Maximale Explosivität, Erholung zwischen zwei Aktionen, Explosivitätsausdauer

und Erholung zwischen zwei Aktionen zu Spielende.

Diese vier Aspekte werden durchgehend trainiert. Vielfach wird sein Konzept kritisch beäugt,

aber er hatte u.a. mit Guus Hiddink und den sehr laufstarken Koreanern, Russen und

Australiern große Erfolge. Und natürlich gibt es bei Verheijen auch Makro-, Meso-, Tages-

und Mikrozyklen. Dazu gibt es dann positionsrelevante Trainingsarbeit (auch im physischen

Sinne), die nach Analyse von zahlreichen Spielen, Aktionen, Zeitintervallen und

Leistungsklassen zusammengestellt wurden. Training ohne Ball gibt es auch: Nach Spielen

zur Regeneration.

Horst Allmann kritisierte Verheijens „langsame Periodisierung“ aber auch dahingehend, dass

die These Fußballer seien zu Saisonende intensiver zu trainieren als zu Saisonbeginn nicht

zweckdienlich sei. Allmann argumentiert – übrigens wie ich von ihm unabhängig – für eine

wellenförmige anstatt einer klassischen Periodisierung.

Für alle Interessierten: Verheijen, der gerne über Trainer öffentlich lästert, kann übrigens

auch auf seinem Profil bei Twitter gefolgt werden. Er hat auch eine eigene Internetseite für

seine Firma.

Eine Zusammenfassung eines seiner Seminare gibt es hier.

Eine alternative Ergänzung: Das Modell von Horst Wein

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Neben dem DFB bzw. Gero Bisanz gibt es noch einen weiteren Deutschen, der maßgeblich an

der Konzeption eines breitflächigen Ausbildungsmodells ist. Sein Name ist Horst Wein und er

arbeitet nicht für den deutschen, sondern für den spanischen Fußballbund.

Sein Entwicklungsmodell stellt er bei Youtube gleich selbst vor.

https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=pjQM-vMB_Ik

Ich habe noch zusätzlich kurz die Periodisierung in seinem Buch „Spielintelligenz im Fußball

– kindgemäß trainieren“ zusammengefasst. Weins fünfstufiges Entwicklungsmodell basiert

im Endeffekt auf einem ganzheitlichen Trainingsansatz mit sehr vielen Spielformen, welche

entsprechend der Reihung von „Individualtaktik-Gruppentaktik-Mannschaftstaktik“ trainiert

werden.

Zuerst werden in der Ballschule die individualtaktischen Fähigkeiten kurz trainiert, daraufhin

wird mit zum Beispiel 3-gegen-3, 5-gegen-5, 8-gegen-8 die jeweilige Komplexität der

Gruppentaktik erhöht, bis eine Simulation mannschaftstaktischer Aspekte erreicht wird.

Innerhalb der jeweiligen Phase im fünfstufigen Entwicklungsmodell wird aber durch

Variation der Regeln die Komplexität erhöht.

Periodisierung in der Jugend nach Horst Wein

Dies entspricht in gewisser Weise dem Vorgehen des Coerver-Modells, wobei es hier deutlich

stärker um implizites Lernen geht, wo der Spieler auch taktisch deutlich fokussierter und

früher ausgebildet wird. Außerdem sollen die Spieler in ihrer Spielintelligenz ausgebildet

werden; ein Aspekt, der beim Coerver-Training etwas zu kurz kommt.

Übrigens: Der DFB geht einen ähnlichen Weg wie Horst Wein seit den Reformen, aber Wein

legt einen noch größeren Fokus auf Spielintelligenz und Spaß beim Spiel., Dafür periodisiert

er in gewisser Weise nur die Regeln und Art der Spielformen.

Für alle Interessierten: Horst Weins Seminar kann man hier wohl kostengünstig bestellen.

Ein kleines P.S.: Die Seite des werten Herrn Hasenpflug Abwehrkette.de ist ebenfalls sehr

interessant.

Fazit

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Das Konzept des DFB in der Jugendarbeit scheint sehr gut zu sein, es wirkt sehr gut

strukturiert, lässt Freiheiten, aber konzentriert sich dennoch auf einen hohen Ballfokus,

Spielformen und eine adäquate altersgerechte Entwicklung. In der Periodisierung über die

Saison selbst findet man aber kaum etwas. Es scheint zwar, dass Raymond Verheijen hier

einige Anstöße gegeben hat, u.a. mit einer Intensivierung der Mesozyklen in der

Wochenmitte, hoher Intensität und schnellen Erholungsphasen, 6-Wochen-Zyklen und

bestimmten Raumdimensionen zur Kontrolle durch einen Spieler (50m² pro Spieler), wirklich

Nennenswertes findet man aber leider nicht frei zugänglich. Es können lediglich die

Zeitschrift Fußballtraining und die Bücher der DFB-Trainer als kostenpflichtige

Informationsquellen genannt werden.

Bisanz argumentiert im Prinzip übrigens auch für eine eher klassische Periodisierung, wobei

obiges loses Konzept leider nicht wirklich als ernstzunehmende Periodisierung im

Saisonverlauf bezeichnet werden kann.

Maik Halemaier schrieb übrigens in dieser Zeitschrift „fussball training“ über eine Art

Blockperiodisierung der Inhalte und teilte diese in drei Praxisblöcke ein. Dies ist ein weiteres

Indiz, dass der DFB hier freie Hand für zahlreiche Meinungen lässt; das empfinde ich als

durchaus positiv.

Literaturverzeichnis:

Meinel, K. & Schnabel,G. (1998). Bewegungslehre – Sportmotorik, Seiten 160-194. Berlin:

Sportverlag.

Bisanz, G. & Gerrisch, G. (2010). Fußball: Kondition, Technik, Taktik und Coaching.

Bücher des DFB:

Peter, R. & Barez, A. (2012): Verteidigen mit System: Von der Spielanalyse zur Trainingsform.

Reimöller, D. & Voggenreiter, T. (2006). Erfolgreiches Angreifen: Moderne Spielsysteme – vom

Spielaufbau bis zum Torerfolg.

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Periodisierungstechniken: Abschlussdiskussion

In diesem letzten Artikel wollen wir eine sehr kurze Abschlussdiskussion machen und die

Leser zu eigenen Anregungen einladen.

Strukturell unterschiedliche Arten von Periodisierung?

In den bisherigen Artikeln ist den Lesern sicherlich aufgefallen, dass es bei den jeweiligen

Arten der Periodisierung nicht immer um das Gleiche geht. Auch die wichtigsten Aspekte

innerhalb der Konzepte unterscheiden sich. So bezeichnen die Blockperiodisierung, die

klassische Periodisierung und die wellenförmige Periodisierung im Normalfall eher die Art

der Periodisierung über eine bestimmte Zeit hinweg.

Die Blockperiodisierung zielt dabei verstärkt auf die Mesozyklen und eine Konzentration der

zu trainierenden Fähigkeiten in diesen ab, während die klassische Periodisierung eher eine

Hochform für den Wettbewerb über eine empathische Beeinflussung des Biorhythmus und

gezielte Verbesserung des Körpers erreichen möchte. Die wellenförmige Periodisierung

hingegen versucht sich über die Art des Trainings positiv zu definieren, indem das körperliche

Maximum im Training durchgehend erreicht werden soll, ohne zu übertrainieren.

Die Coerver-Methode als Variante eines pyramidalen Aufbaus und die DFB-

Jugendkonzeption hingegen sind Beispiele für eine einfache inhaltliche Konzeption. Damit

sind sie Leitschemen für einen zeitlich weitreichenden Zeitraum ohne „peaks“ für einen

Wettbewerb. Bei ihnen geht es um eine möglichst intelligente konstante Weiterentwicklung

des Athleten in den fußballspezifischen Eigenschaften. Eine körperliche Periodisierung über

einen Jahresablauf gibt es somit kaum; eher altersgemäße Entwicklungsziele. Sie dienen

somit eher als Entwicklungsmodelle in der Jugendausbildung. Die taktische Periodisierung

geht hierbei einen Mittelweg zwischen den erstgenannten und den langfristigen Konzepten.

Es geht um eine konstante Spielerentwicklung – allerdings auf deutlich höherem Niveau –

und gleichzeitig eine Periodisierung im klassischen Sinne über eine Saison hinweg.

José Mourinho sagte dazu passenderweise Folgendes:

„Der wöchentliche Trainingsaufbau fokussiert sich nur auf das nächste Spiel. Es gibt keinen

Plan in einer bestimmten Phase im Dezember oder im Mai topfit zu sein und keine Planung

im Vorhinein. Es gibt auch keinen Plan gegen Topteams auf einem höheren Niveau zu sein.“

Diese Meinung entspricht natürlich dem Leitpfaden der taktischen Periodisierung. In der

taktischen Periodisierung wird schlicht alles auf eine bestimmte Art und Weise im Wechsel

innerhalb dieses Rahmens über die Saison hinweg trainiert.

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Eine Periodisierung über die Saison ist somit nicht nötig; und Mourinho hat vermutlich

ausreichend Titel gefeiert, um als positives Beispiel für eine potenzielle Erfolgsmöglichkeit

dieser Periodisierungsweise zu dienen. Was genau bedeutet das also für den Fußball?

Mehr Kreativität, weniger Anleihen?

Beim Fußball könnte es fortan in puncto Periodisierung weniger Aspekte aus der

Leichtathletik geben. Die Gründe dafür sind relativ klar. Einerseits gibt es im Fußball nicht

ein, zwei oder drei große Wettbewerbe pro Jahr, sondern einen durchgehenden Wettbewerb

mit vielen, flexibel verteilten Höhepunkten.

Andererseits sind Fußballer in ihrer Ausbildung nicht auf einen einzelnen Aspekt fokussiert,

sondern auf mehrere Aspekte, bei denen sie ein sehr hohes, aber kein extremes Niveau (wie

100-Meter-Sprinter in ihrer Disziplin z.B.) haben müssen.

Dadurch sehen die Anforderungen ganz anders aus. Wichtig wäre deswegen eine Methodik zu

finden, welche diese Unterschiede betont. Die so entstandene Methodik sollte dann erforscht

und empirisch untersucht werden. Beispielsweise könnte man unterschiedliche Arten der

taktischen Periodisierung schaffen und diese vergleichen oder die taktische Periodisierung mit

einer Trainingsweise mit ähnlicher saisonaler Periodisierung, aber ohne ganzheitlichen Ansatz

vergleichen.

Natürlich würde sich dies wissenschaftlich gesehen schwer gestalten. Der Trainingsfortschritt

bei Akteuren ist nicht einfach zu messen, trotz Laktattests. Letzteres ist bei Ansätzen wie von

Verheijen oder der taktischen Periodisierung ohnehin ein zu vernachlässigender Parameter.

Auch Beurteiler sind natürlich immer subjektiv und tun sich bei Bewertungen im

Fußballbereich schwer.

Statische Verfahren wie TSR und PDO können zwar Auskünfte über den kollektiven Erfolg

geben, allerdings sind diese Sachen ebenfalls mit vielen Störvariablen versehen. Darunter

fallen zum Beispiel die unterschiedlichen Mannschaftsstärken. Vergleiche mit der Vorsaison,

Vergleiche von Trainerkarrieren mit klaren Methodiken und viele Langzeitstudien könnten

aber zumindest auf Dauer und bei passender Zahl helfen.

Diese Forschungen würden dem Fußball immerhin langfristig in seiner Entwicklung helfen.

Ähnliches könnte in der Jugendausbildung versucht werden. Eine Messung der Entwicklung

von Fußballfähigkeiten bei Jugendspielern und den darauffolgenden Erfolgen auf Profiniveau

in einer auf eine sehr große Population angelegten Langzeitstudie könnte Wunder wirken.

Dabei könnte man die Erfolge der ausgebildeten Spieler unter einer speziellen Methodik

messen. Die Niederlande im historischen Kontext oder die Spanier und der DFB aktuell sind

Paradebeispiele dafür, auch wenn man die dort vorhandenen konzeptuellen Änderungen leider

nicht klar erfassen kann.

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Dabei könnten die genauen Erfolge der Coerver-Methode, des Trainings nach Horst Wein

oder weiteren Jugendkonzeptionen überprüft werden. Langfristig wären auch gegenseitige

Anleihen und die Verbindung mit neuesten Erkenntnissen aus der Trainings- und

Sportwissenschaft interessant.

Auch Verbindungen zwischen den auf Wettkampfpeaks fokussierten und den

niveauerhaltenden Periodisierungskonzepten wären umsetzbar. Eine Kombination der

Methodiken für unterschiedliche Phasen – beispielsweise eine Blockperiodisierung in der

Sommervorbereitung, Wellenperiodisierung danach – oder eine Integration einzelner Aspekte

in die taktische Periodisierung. Dies wird dort schon ansatzweise gemacht, da in der

taktischen Periodisierung die Vermittlung der defensiven Inhalte priorisiert wird. Das könnte

in anderen Bereichen angewendet ein weiterer Fortschritt sein.

Der Weg zu einem klaren Umgang der Öffentlichkeit mit den einzelnen Konzepten, ihrer

Verbindung und der empirischen Untersuchung ist aber noch sehr lang.

Ein Einwand – und eine persönliche Meinung

Allerdings muss man auch sagen, dass im Breitensport durchaus viel getan wird. Es gibt viele

Weiterbildungen einzelner Trainer, gute Ideen und viele tolle Umsetzungen auch von weniger

bekannten Personen, wie es unser Gastautor Marco Henseling (vangaalsnase) mit seiner

praktischen Umsetzung der taktischen Periodisierung bewies. Dabei ist auch schön zu sehen,

dass dies sogar bis nach oben dringt.

Historisch gab es einzelne Trainer wie Cramer und Lattek, die sich mit einem eher

wissenschaftlichen Hintergrund nach oben arbeiten konnten. Aktuell ist dies auch der Fall. In

der Bundesliga kommen viele der erfolgreichsten Trainer eher aus dem Nachwuchsbereich,

haben Sportwissenschaft oder Pädagogik studiert und nutzen ihre Erkenntnisse dabei im

Training.

Spielverlagerung möchte da nicht allzu sehr hinterherhinken. In den nächsten Wochen und

Monaten werden wir beziehungsweise ich auch versuchen, etwas mehr Theoriearbeit in

Sachen Trainingswissenschaft zu geben. Dies ist zwar sehr zeitaufwändig und mit viel

Recherchearbeit verbunden, doch ich hoffe, dass es ein umsetzbares Projekt wird.

Aktuell habe ich mich schon mit einigen interessanten Sachen beschäftigt, arbeite noch an der

genauen Ausarbeitung. Wenn einzelne Leser sehr lesenswerte sportwissenschaftliche Artikel

oder generelle Ideen haben, freue ich mich natürlich auf einen Hinweis darauf

[[email protected] ]. Eventuell werden wir in den nächsten Monaten ein Forum

gründen, falls wir herausfinden, wie, dann hoffe ich dort auf einen regen Austausch zu diesem

Thema.