7
Unterwegs: Neun Ausflugstipps nach Hameln Stadtgespräch: Klassenkämpfer Helmut Schulte Titel-Thema: Mode für Sie und Ihn Lokal-Termin: Schnitzel im Amadée Gestern & Heute: Seit 60 Jahren „Zwischen Hamburg und Haiti“ Markenmacher: Thomas-i-Punkt Über den Look der Hamburger gibt es viele Vorurteile: beige, konservativ und versnobt … Dabei sind diese Klischees spießig, und nicht das Outfit, findet SUSANNE KALOFF ILLUSTRATION: WWW.ORLANDO-ILLUSTRATION.DE 19 2011 SONNABEND/SONNTAG, 14./15. MAI 2011 A ls ich das erste Mal nach Hamburg kam, war ich elf. Wir reisten nach Dänemark und ich saß enttäuscht auf der Rückbank des Ford Taunus und sagte: „Jetzt sind wir nicht mal mit der Reeperbahn gefahren.“ Meine frü- heste Erinnerung an die Stadt, die ich vom ersten Augenblick an geliebt habe, ist gesto- chen scharf: Es roch so reich. Die Frauen sahen alle aus wie Jil Sander, schlicht, kühl, schnörkellos und so knackgesund wie ein Apfel, in den man beißen will. Die Männer trugen Poppertollen und vanillegelbe V-Ausschnittpullover. Alles schrie: Wohlstand. Und ich kam mir ärmlich vor in meinem ge- blümten Schürzenkleid, das mir meine Mama genäht hatte. Später, als ich erwachsen war, bügelte ich meine Kleider sorgfältig vor jeder Reise an die Elbe. In München stolperte ich Ende der 80er in langen Hippie- kleidern über die Maximilianstraße und fühlte mich wie Uschi Obermai- er, in Düsseldorf trug ich pseudorebellisch meine Guns N’ Roses-Kunst- lederjacke, aber für Hamburg musste etwas anderes her: Stil. Doch wo bekommt man den? Und wer soll das bezahlen? Das Tragische am Zuge- zogensein ist das miese Gefühl, das einem immer auf der Schulter sitzt und flüstert: „Du bist keine von ihnen!“ Macht die Stadt aus den Men- schen mit den Jahren Hamburger, fügen sie sich homogen in das Mode- stadtbild ein? Kann man sich stilistisch zu einem Hamburger entwickeln, und wenn ja, was braucht es dazu außer einer Barbourjacke? Ich kenne nicht viele „echte Hamburger“, die meisten sind wie ich zugezogen, aus Frankfurt, Köln, Düsseldorf, nein, aus Berlin zieht keiner nach Hamburg. Wie also soll man den Look einer Stadt beschreiben, oh- ne haarscharf an Vorurteilen vorbeizuschlittern? Die wohlhabende Ham- burgerin sei eine „gelungene Mischung aus Pferd und Frau“, soll Wolf- gang Joop mal gesagt haben. Sie trage „wenig Make-up, viel Zahnfleisch“, dazu Hermès-Gürtel und Karottenjeans. Das ist böse, lustig und den- noch: falsch. Hamburger sind nicht so eindimensional wie ihr Ruf. Zum Beispiel meine Freundin Lara, 37, verheiratet mit Dirk, wasch- echte Hamburger. Man würde die beiden eher in die Schublade Down- town L.A. stecken als nach Upper Eppendorf, was natürlich kein Zufall, sondern modisches Kalkül ist. Es ist eine Mischung aus entspannter Nachlässigkeit (wenig Make-up, keine erkennbare Frisur), Neonakzen- ten, auffälligem Modeschmuck (z. B. von Kenneth Jay Lane) gemixt mit hochwertiger Designerware wie Lanvin, Turnschuhe in Pop-Farben wie die Nike Air Max ( jahrelang verpönt, weil sie durch die dicke Sohle immer irre prollig wirkten, nun aber le nouveau hip sind) und einer lokal- patriotischen Closed-Jeans. Ihr Mann trägt einen urbanen Dandylook, der mit den passenden Accessoires und viel Freude gebrochen wird: einen batikgefärbten Pullover von Prada, ein ironisches Einstecktuch, waghalsig kombiniert mit einer weißen Röhrenjeans. Kurz: Die beiden sind gnadenlose Styler. Ich schwöre, dass ich sie niemals in einer Stepp- weste gesehen habe. Den Hamburger Familienbetrieb Closed gibt es seit den Siebzigern, die legendäre Pedal-Pusher-Karottenjeans trugen schon damals Popper- mädchen und sorgfältig blondgesträhnte Hausfrauen aus Othmarschen. Heute trägt sie auch Sarah Jessica Parker, was einem Ritterschlag gleich kommt. Hinter dem Label stehen keine alten Pfeffersäcke (so bezeich- nete man spöttisch der Hanse angehörende reiche Händler in dunkel- blauen Anzügen mit Goldknöpfen), sondern coole Jungs mit Bärten in Ringelshirts und vor allem: ein kluges Marketing für einen modern-han- seatischen Stil, der komplett ohne aufgestellten Kragen auskommt. Man kann es nicht leugnen, der aufgestellte Kragen des Poloshirts (für Fortgeschrittene gerne auch der Bluse) ist in gewisser Weise schon typisch für Hamburg. Man trägt ihn großflächig auf Sylt, was in etwa den Hamptons entspricht – was auch erklären könnte, warum Ralph Lauren ausgerechnet hier bei uns einen Flagship-Store eröffnet hat. Der saubere „Good Clean Fun“-Stil passt einfach perfekt an die Elbe. Oder eher an die Alster. Dort trägt die Jeunesse dorée auch abseits des Wassers lederne Segelschuhe von Timberland und krempelt lässig die Chino hoch beim Alsterwasser auf Bodo’s Bootssteg. Neulich erschreckte ich mich zu Tode, als ich sah, dass mein eigener Sohn vor dem Spiegel stand und den Kragen seines Hollister-Poloshirts hochklappte. Oh Boy! Auf der anderen Seite der Stadt würde man lieber nackt gehen als in Kaschmircardigans, dort sieht es auch nicht anders aus als in Berlin- Mitte – schmerzhaft individuelle Outfits aus dem N & H-Kleidermarkt, vom Flohmarkt oder am besten selbst gemacht, die sagen wollen: Wir machen Musik/Kunst/Irgendwasmitmode und pfeifen auf Kommerz und Wolfgang Joop. Der Rest der Stadt macht es sich einfach und trägt ganzjährig einen braunen FC St. Pauli -Kapuzenpulli. Ich kenne tatsächlich auch Hamburger Pferdefrauen, die dazugehöri- gen Männer sehen nur leider nie wirklich wie wilde Hengste aus. Eher wie treue Shetlandponys, denen man einen rosa Pulli um die Schulter geknotet hat. Der Inbegriff einer feinen hanseatischen Dame mittleren Alters ist für mich jene, die ich jeden Tag auf der Straße treffe: halblange, stets gut frisierte Haare, immer eine mit dem Outfit korrespondierende Chanel-Tasche (sie muss die 2.55 mit der Kette in allen Farben und Grö- ßen haben), niemals Hosen, immer Maxiröcke und stets ein Lächeln auf den perfekt dezent geschminkten Lippen. Kürzlich wurde ich vor Bud- nikowsky Zeuge eines Fitness-Gesprächs, das sie führte. Sie würde nie- mals Brot und Kuchen essen, erzählte sie einer staunenden Bekannten, die exzentrisches Beige trug. Zu gerne hätte ich ein Bild von ihrem vermutlich verstorbenen Mann vor Augen, der sicher rahmengenähte Schuhe von Ladage & Oelke trug, wenn er heimlich ins alte Café Lindner spazierte, um ein Stückchen Schwarzwälderkirsch zu essen. Und ja, dann haben wir natürlich noch die Hockeydamen, Frauen die in ihren kurzen Röckchen mit Kniestrümpfen sexy und sauber aussehen, eine Mischung, die nur in Hamburg möglich ist. Hier ist nichts dirty, nicht mal die Mädchen auf dem Kiez: Selbst die trugen den ganzen Win- ter saubere Ugg-Boots, das neueste Modell mit dem Knopf an der Seite, die sie sich vermutlich genau wie alle Frauen in Harvestehude aus New York haben mitbringen lassen. Moonboots sind selbst auf der Reeper- bahn Schnee von gestern. Sollte ich jemals mit ihr fahren, werde ich eine Perlenkette tragen. S. 4/5 – Mode für drei Anlässe: Was tragen Mann und Frau im Sommer 2011? Plus: Shop-ABC Hamburg, meine Perlenkette

Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

Unterwegs: Neun Ausflugstipps nach Hameln › Stadtgespräch: Klassenkämpfer Helmut Schulte › Titel-Thema: Mode für Sie und Ihn Lokal-Termin: Schnitzel im Amadée › Gestern & Heute: Seit 60 Jahren „Zwischen Hamburg und Haiti“ › Markenmacher: Thomas-i-Punkt

Über den Look der Hamburger gibt es viele Vorurteile: beige,konservativ und versnobt …Dabei sind diese Klischees spießig, und nicht das Outfit,findet SUSANNE KALOFF

ILLU

STRA

TION

:WW

W.O

RLAN

DO-IL

LUST

RATI

ON.D

E

192011

SONNABEND/SONNTAG, 14./15. MAI 2011

A ls ich das erste Mal nach Hamburg kam, war ich elf. Wir reisten nach Dänemark und ich saß enttäuscht auf der Rückbank des Ford Taunus und sagte: „Jetzt sind wir nicht mal mit der Reeperbahn gefahren.“ Meine frü-heste Erinnerung an die Stadt, die ich vom ersten Augenblick an geliebt habe, ist gesto-chen scharf: Es roch so reich. Die Frauen sahen alle aus wie Jil Sander, schlicht, kühl,

schnörkellos und so knackgesund wie ein Apfel, in den man beißen will. Die Männer trugen Poppertollen und vanillegelbe V-Ausschnittpullover. Alles schrie: Wohlstand. Und ich kam mir ärmlich vor in meinem ge-blümten Schürzenkleid, das mir meine Mama genäht hatte. Später, als ich erwachsen war, bügelte ich meine Kleider sorgfältig vor jeder Reise an die Elbe. In München stolperte ich Ende der 80er in langen Hippie-kleidern über die Maximilianstraße und fühlte mich wie Uschi Obermai-er, in Düsseldorf trug ich pseudorebellisch meine Guns N’ Roses-Kunst-lederjacke, aber für Hamburg musste etwas anderes her: Stil. Doch wo bekommt man den? Und wer soll das bezahlen? Das Tragische am Zuge-zogensein ist das miese Gefühl, das einem immer auf der Schulter sitzt und flüstert: „Du bist keine von ihnen!“ Macht die Stadt aus den Men-schen mit den Jahren Hamburger, fügen sie sich homogen in das Mode-stadtbild ein? Kann man sich stilistisch zu einem Hamburger entwickeln, und wenn ja, was braucht es dazu außer einer Barbourjacke?

Ich kenne nicht viele „echte Hamburger“, die meisten sind wie ich zugezogen, aus Frankfurt, Köln, Düsseldorf, nein, aus Berlin zieht keiner nach Hamburg. Wie also soll man den Look einer Stadt beschreiben, oh-ne haarscharf an Vorurteilen vorbeizuschlittern? Die wohlhabende Ham-burgerin sei eine „gelungene Mischung aus Pferd und Frau“, soll Wolf-gang Joop mal gesagt haben. Sie trage „wenig Make-up, viel Zahnfleisch“, dazu Hermès-Gürtel und Karottenjeans. Das ist böse, lustig und den-noch: falsch. Hamburger sind nicht so eindimensional wie ihr Ruf.

Zum Beispiel meine Freundin Lara, 37, verheiratet mit Dirk, wasch-echte Hamburger. Man würde die beiden eher in die Schublade Down-town L.A. stecken als nach Upper Eppendorf, was natürlich kein Zufall, sondern modisches Kalkül ist. Es ist eine Mischung aus entspannter Nachlässigkeit (wenig Make-up, keine erkennbare Frisur), Neonakzen-ten, auffälligem Modeschmuck (z. B. von Kenneth Jay Lane) gemixt mit hochwertiger Designerware wie Lanvin, Turnschuhe in Pop-Farben wie die Nike Air Max ( jahrelang verpönt, weil sie durch die dicke Sohle immer irre prollig wirkten, nun aber le nouveau hip sind) und einer lokal-patriotischen Closed-Jeans. Ihr Mann trägt einen urbanen Dandylook, der mit den passenden Accessoires und viel Freude gebrochen wird: einen batikgefärbten Pullover von Prada, ein ironisches Einstecktuch, waghalsig kombiniert mit einer weißen Röhrenjeans. Kurz: Die beiden sind gnadenlose Styler. Ich schwöre, dass ich sie niemals in einer Stepp-weste gesehen habe.

Den Hamburger Familienbetrieb Closed gibt es seit den Siebzigern, die legendäre Pedal-Pusher-Karottenjeans trugen schon damals Popper-mädchen und sorgfältig blondgesträhnte Hausfrauen aus Othmarschen. Heute trägt sie auch Sarah Jessica Parker, was einem Ritterschlag gleich kommt. Hinter dem Label stehen keine alten Pfeffersäcke (so bezeich-nete man spöttisch der Hanse angehörende reiche Händler in dunkel-blauen Anzügen mit Goldknöpfen), sondern coole Jungs mit Bärten in Ringelshirts und vor allem: ein kluges Marketing für einen modern-han-seatischen Stil, der komplett ohne aufgestellten Kragen auskommt.

Man kann es nicht leugnen, der aufgestellte Kragen des Poloshirts (für Fortgeschrittene gerne auch der Bluse) ist in gewisser Weise schon typisch für Hamburg. Man trägt ihn großflächig auf Sylt, was in etwa den Hamptons entspricht – was auch erklären könnte, warum Ralph Lauren ausgerechnet hier bei uns einen Flagship-Store eröffnet hat. Der saubere „Good Clean Fun“-Stil passt einfach perfekt an die Elbe. Oder eher an die Alster. Dort trägt die Jeunesse dorée auch abseits des Wassers lederne Segelschuhe von Timberland und krempelt lässig die Chino hoch beim Alsterwasser auf Bodo’s Bootssteg. Neulich erschreckte ich mich zu Tode, als ich sah, dass mein eigener Sohn vor dem Spiegel stand und den Kragen seines Hollister-Poloshirts hochklappte. Oh Boy!

Auf der anderen Seite der Stadt würde man lieber nackt gehen als in Kaschmircardigans, dort sieht es auch nicht anders aus als in Berlin-Mitte – schmerzhaft individuelle Outfits aus dem N & H-Kleidermarkt, vom Flohmarkt oder am besten selbst gemacht, die sagen wollen: Wir machen Musik/Kunst/Irgendwasmitmode und pfeifen auf Kommerz und Wolfgang Joop. Der Rest der Stadt macht es sich einfach und trägt ganzjährig einen braunen FC St. Pauli -Kapuzenpulli.

Ich kenne tatsächlich auch Hamburger Pferdefrauen, die dazugehöri-gen Männer sehen nur leider nie wirklich wie wilde Hengste aus. Eher wie treue Shetlandponys, denen man einen rosa Pulli um die Schulter geknotet hat. Der Inbegriff einer feinen hanseatischen Dame mittleren Alters ist für mich jene, die ich jeden Tag auf der Straße treffe: halblange, stets gut frisierte Haare, immer eine mit dem Outfit korrespondierende Chanel-Tasche (sie muss die 2.55 mit der Kette in allen Farben und Grö-ßen haben), niemals Hosen, immer Maxiröcke und stets ein Lächeln auf den perfekt dezent geschminkten Lippen. Kürzlich wurde ich vor Bud-nikowsky Zeuge eines Fitness-Gesprächs, das sie führte. Sie würde nie-mals Brot und Kuchen essen, erzählte sie einer staunenden Bekannten, die exzentrisches Beige trug. Zu gerne hätte ich ein Bild von ihrem vermutlich verstorbenen Mann vor Augen, der sicher rahmengenähte Schuhe von Ladage & Oelke trug, wenn er heimlich ins alte Café Lindner spazierte, um ein Stückchen Schwarzwälderkirsch zu essen.

Und ja, dann haben wir natürlich noch die Hockeydamen, Frauen die in ihren kurzen Röckchen mit Kniestrümpfen sexy und sauber aussehen, eine Mischung, die nur in Hamburg möglich ist. Hier ist nichts dirty, nicht mal die Mädchen auf dem Kiez: Selbst die trugen den ganzen Win-ter saubere Ugg-Boots, das neueste Modell mit dem Knopf an der Seite, die sie sich vermutlich genau wie alle Frauen in Harvestehude aus New York haben mitbringen lassen. Moonboots sind selbst auf der Reeper-bahn Schnee von gestern. Sollte ich jemals mit ihr fahren, werde ich eine Perlenkette tragen.

S. 4/5 – Mode für drei Anlässe: Was tragen Mann und Frau im Sommer 2011? Plus: Shop-ABC

Hamburg, meinePerlenkette

Page 2: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

100 m

We

se

r

1

1

2 1

4

9

7

3

8 8

8 8

Na, bitte! Wir wissen zwar nicht, ob Lena wieder triumphieren wird. Aber wir wissen, wo die Hannoveranerin am liebsten um die

Häuser zieht. „Hamburg ist die einzige Stadt, in der ich feiern gehe“, bekennt die 19-Jährige. Verständ-lich: Düsseldorf hat Hamburg zwar die Showbühne gestohlen, aber in punkto Party, Piste und Grand Prix, der seit 1992 Eurovision Song Contest heißt, macht den Hanseaten keiner was vor. Schon vor einem Jahr feierten 37�000 Zuschauer auf dem Spielbudenplatz Lenas Sensationssieg mit „Satellite“ in Oslo – das sind 1000 mehr als am heutigen Sonnabend ins Sta-dion des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf kommen, wenn Lena mit dem Song „Taken By A Stranger“ ihren Titel gegen 24 Konkurrenten verteidigen will.

Und so bleibt St. Pauli wenigstens in der Party-Bundesliga. Noch bevor am Rhein der erste Ton er-klingt, ist Hamburg schon auf Sendung. Um 20.15 Uhr überträgt das Erste live von der Reeperbahn die offi-zielle Feier „Countdown für Deutschland“. Achtung: Erstmals ist die Open-Air-Show auf 5000 Zuschauer begrenzt – eine Auflage der Behörden nach der Love-parade-Katastrophe von Duisburg. Zudem kosten die Auftritte von Ina Müller, den Söhnen Mannheims, Juli, Selig, Frida Gold, Aloe Blacc und Natasha Be-

Prächtige Weserrenaissance und Glas-Preziosen: 200 km südlich von Hamburg verzaubert Hameln nicht nur mit der sehr lebendigen Sage vom „Rattenfänger“,sondern auch mit einer antiken Altstadt, floralen Festen und Handwerkskunst

Ein schmuckes Zentrum im Weserbergland, das ist Hameln. Die Altstadt, die von 1969 bis 1993 vorbildlich saniert wurde, prunkt mit herrlichen Sandstein- und Fach-werkhäusern. 1426 wurde die Stadt Mitglied der Hanse, im 16. Jhd. erlebte sie einen wirtschaftlichen Aufschwung – damals entstanden im Wettstreit der reichen Kauf-mannsschaft mit dem Landadel die Bauten der Weserrenaissance. Doch weltweit bekannt wurde Hameln durch die Rattenfängersage, die auf dem „Auszug der Hämel-schen Kinder“ von 1284 basiert. Ratten prägen heute noch das Stadtbild – aber nicht die echten Nager, sondern die Rattenspur zu den Sehenswürdigkeiten, das Figuren-spiel am Hochzeitshaus, das Rattenfänger-Freilichtspiel und das Musical „Rats“.

TIPPS & TERMINE

1 RATS – DAS MUSICAL Eine humorvolle Interpretation der Sage mit Ohrwürmern von Walzer über Marsch bis Rap. Musik und Text stammen vom britischen Poeten Robert Browning: Der Rattenfänger führt die Ratten in die Weser und zieht damit den Zorn des Rattenkönigs auf sich. Eintritt frei.» 25. Mai bis 21. September, jeden Mittwoch um 16.30 Uhr im Bürgergarten

2 RATTENFÄNGER-FREILICHTSPIEL Männer in Strumpfhosen, Frauen in Leinen-kleidern und Kinder mit Rattenschwanz: Von Mitte Mai bis Mitte September prä-sentieren jeden Sonntag rund 80 Darsteller in historischen Kostümen, wie es zum Auszug der Hämelschen Kinder kam. Das Spiel dauert ca. 30 Minuten, Eintritt frei.» 15. Mai bis 11. September, jeden Sonntag um 12 Uhr im Bürgergarten

3 RATTENFÄNGERHAUS Flambierte Schwänze, dazu ein „Rattenkiller“ – in der Gaststätte im Rattenfängerhaus werden rustikale Eigenkreationen geschmaust,die Portionen auf den Tellern sind legendär groß. Das Gebäude mit der prächtigen Weserrenaissance-Fassade hat seinen Namen von einer Inschrift in einem der Holzbalken, die vom Auszug der Kinder im Gefolge des Rattenfängers am 26. Juni 1284 berichtet. Der Sage nach führte der Ratten-fänger die Kinder durch die Bungelosenstraße aus der Stadt hinaus, darauf wurde das Spielen vonMusik dort auf alle Zeit verboten.» Gaststätte Rattenfängerhaus, Osterstr. 28,31785 Hameln, Tel. 05151/3888, tägl. ab 10 Uhr,www.rattenfaengerhaus.de

4 SCHAUGLASHÜTTE Glasherstellung wie vor Jahrhunderten lernen die Besucher bei einer Führung kennen. Glasmacher zeigen, wie der flüssige Werkstoff durch blasen, ziehen, quetschen und schleudern in Form gebracht wird. Mit viel Puste kann man sich auch an einem eigenen Kunstwerk versuchen.» Glashütte Hameln, Am Pulverturm 1/Kastanienwall, 31785 Hameln,Tel. 05151/40 55 71, Mo–Sa 10–13 und 14–18, So 10–17 Uhr,Erwachsene 3,90 Euro, Kinder 2,50 Euro, www.glasblaeserei-hameln.de

5 AUTOMOBIL-MUSEUM IM HEFEHOF Oldtimer wie der „Sperber“, das weltweit letzte Exemplar eines „Kolibri-Sport“ und ein Zwei-Liter-Selve zeigen Hamelns Autohistorie – 1907 wurden hier die „Norddeutschen Automobilwerke“ eröffnet.» Hefehof 10, 31785 Hameln, Fr 15–18, Sa 11–16 Uhr, www.hefehof.de

6 HAMELNER DRUCKEREIMUSEUM Die Erfindung Johannes Gutenbergs und was daraus geworden ist: In den beiden Abteilungen „Satzherstellung“ und „druck- und buchbinderische Weiterverarbeitung“ werden Geräte und Maschinen der „Schwarzen Kunst“ gezeigt und erklärt.» Hefehof 9, 31785 Hameln, Tel. 05151/273 33, Fr 15–18, Sa 11–16 Uhr

7 MÜNSTER ST. BONIFATIUS Zu Beginn des 9. Jahrhunderts ließ Graf Bernhard von Engern und Ohsen die Kirche errichten und wünschte sich, später nebst seiner Frau Christina dort begraben zu werden. Er ahnte nichts von der wechselhaften Geschichte, die dem Münster bevorstand: Bei einem Brand 1209 wurde die romanische Basilika völlig zerstört, der Wiederaufbau dauerte bis 1241. Unter napoleonischer Besatzung wurde im Jahr 1803 ein Pferdestall daraus, die Kirche verfiel. Heute ist das Münster Teil des Stadtwappens.» Münsterkirchhof 7, 31785 Hameln, tägl. 9–18 Uhr, www.muenster-hameln.de

8 WESERRENAISSANCE Die liebenswürdige norddeutsche Variante eines ernsten italienischen Architektur-Themas: Die Weserrenaissance, dieser eigentümliche Stil des 16. und frühen 17. Jahrhunderts, prägte auch das Stadtbild Hamelns. Typische Kennzeichen sind die reich gegliederten, ornamental geschmückten Schaufassa-den mit Voluten, Pyramiden, Obelisken, Schmuckleisten mit Wappen, Masken und Neidköpfen und die „Utluchten“ genannten Stand-Erker.» Musterbeispiele für diesen Baustil sind das Hochzeitshaus, Dempterhaus,Leisthaus, Stiftsherrenhaus und eben das Rattenfängerhaus

9 HAMELNER BLÜTENZAUBER 2011 Ein Fest rund um die Gartenwelt: Händler bieten bunte Sommerblumen, Rosen und Stauden an, Gartenbau-Fachbetriebe zeigen ihre Produkte und geben Tipps, Kunsthandwerker verkaufen Deko-Elemente und auf der Bühne unterhält ein musikalisch-artistisches Programm.» 10.–13.6., Bürgergarten

INFORMATIONEN UND STADTFÜHRUNGEN: Hameln Marketing und Tourismus GmbH, Deisterallee 1 (am Bürgergarten), 31785 Hameln, Tel. 05151/95 78 23,www.hameln.de

Meyer-Feier: Die besten Partys zum Song Contest laufen in HamburgFOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA

Service» Claudius Mach & Freunde,Sa, 14.5., 19.30 Uhr, Logensaal in den Hamburger Kammerspielen (U Hallerstraße, Schnellbus Völkerkundemuseum), Hartungstr.9 – 11, Karten zu 12, erm. 9 Euro,Tel. 21 05 52 91; www.logensaal-kammerspiele.de

12 Punkte für den KiezBeim Eurovision Song Contest ist noch alles offen – beim Eurovision Party Contest hat Hamburg schon gesiegt: Wenn Lena heute in Düsseldorf ihren Titel verteidigt, steigt die offizielle Feier dazu auf der Reeperbahn. Und nicht nur dort wird die Nacht zum Tag

TEXT: NORMAN RAAP

Ab nach Hameln

Auf den ersten Blick wirkt der Logensaal in den Kammerspielen wie ein Café, ein Thea-tercafé. Stühle stehen um runde Marmor-

tischchen, an den schwarz lasierten Wänden hängen Gemälde. Die farbenfrohen modernen Arbeiten asiatischer Künstler aus der Mikado-Galerie schaffen einen aufhellend schönen Kontrast zum dunklen Ambiente. Und gleich am Eingang steht die Büste von Ida Ehre, der langjährigen Intendantin der Kammer-spiele – und Hamburger Ehrenbürgerin.

Auf der kleinen Bühne steht ein knallrotes Klavier. Das wird Claudius Mach nicht brauchen. Diesen Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert. Und das ohne seine Band, dafür mit einem Gast, dem Sänger und Gitar-risten Uli Wolf aus der Hamburger Musikszene. In Berlin hat sich Mach bereits den Ruf eines „deut-schen Robbie Williams“ erworben. Seit dem 16. Le-bensjahr komponiert das Multitalent, schreibt Texte, kombiniert Comedy und Rock und erzählt skurrile Geschichten und Szenen aus dem Alltag, die er jedoch nicht alltäglich bringt. Er besingt seinen Hund und „Heidi Klumt“, den „Hamster Freddie live im Kooka-burra“ oder „Matrosen mit Glühweingesichtern“.

Den meisten Theaterfreunden ist der intime und gastliche Logensaal nur bekannt von einem kurzen Pausenbesuch. Aber es ist ein besonderer Ort. Dank

Platzanweiser: Claudius Mach,

„der deutsche Robbie Williams“,

lädt im Rahmen des „Song-

salons“ in den Logensaal ein

Hamelner Ansichten: Rattenfänger und Renaissance-FassadenFOTOS: ISTOCKPHOTO, LINDERT-ROTTKE/FOTOLIA.COM

9 AUSFLÜGEAuf den Spuren des Rattenfängers

Der Logensaal der Kammerspiele wird wieder mit Leben erfüllt – heute beim Konzert mit Songwriter Claudius Mach

TEXT: KLAUS WITZELING

dingfield 1,50 Euro Eintritt. Wenn in Düsseldorf die Lichter ausgehen, schaltet die ARD um 0.15 Uhr er-neut zur „Grand Prix Party“, wo Moderator Matthias Opdenhövel auch Lena auf ein Wort bittet, via Satellit auf der Reeperbahn nachts um halb eins.

Wer kein Ticket ergattert, kann ab 19 Uhr nur we-nige Hundert Meter entfernt in der Fischauktions-halle das kostenlose Public Viewing besuchen, auf der Galerie im ersten Stock wartet zum Pauschalpreis ein Büfett. Eurovisions-Enthusiasten kommen in den Fliegenden Bauten schon ab 18 Uhr auf ihre Kosten: Erst geht die schräge Comedy-Show „12 Punkte für ein bisschen Frieden“ über die Bühne, dann wird das Finale auf einer Leinwand übertragen. Noch schriller und plüschiger wird die Nacht in der WunderBar an der Talstraße zum Tag: Das selbst ernannte „schwule Wohnzimmer“ feiert den Grand Prix nicht, es zeleb-riert ihn. Zu großem Kino gerät das Spektakel auf der 60-Quadratmeter-Leinwand im Spectrum Kino in Norderstedt, das fast 300 Zuschauern freien Eintritt und Dolby-Digital-Sound bietet. Südlich der Elbe überträgt das City Kino in Buxtehude live – in HD und digitalem 6-Kanal-Ton.

Und Lena? Kann sie noch unbehelligt in ihrer Par-tyhauptstadt Hamburg ausgehen? „Doch, doch. Wenn es spät genug ist, erkennt sich keiner mehr.“ Es sei denn, es gibt wieder einen Triumph zu feiern ...

seiner Geschichte: Die einstige Privatvilla an der Hartungstraße gehörte seit Beginn des 19. Jahrhun-derts einer jüdischen Freimaurerloge und wurde zum Zentrum des jüdischen Lebens im Grindelviertel, ehe die Nationalsozialisten mit dem Verfolgungsterror begannen. Von 1937 bis 1941 war das Haus Sitz des Jüdischen Kulturbundes, dann missbrauchte es die Gestapo als Sammelstelle für KZ-Transporte.

Ida Ehre ist 1947 der Neuanfang eines „Theaters der Menschlichkeit und Toleranz“ nach dem Welt-krieg zu verdanken. Die Geschichte des Logensaals will die neue Programmleiterin Saskia Junggeburth in ihrem vielfältigen Spielplan immer wieder beto-nen. Sie plant literarische und musikalische Abende – wie das Solo von Susanne Pollmeier am 3. Juni mit vertonten Gedichten aus Wolfgang Borcherts Zyklus „Laterne, Nacht und Sterne“. Ida Ehre hatte mit Bor-cherts berühmtem Drama „Draußen vor der Tür“ die Kammerspiele wiedereröffnet.

Außerdem nimmt Junggeburth die Tradition der Nachwuchsförderung im Logensaal wieder auf, die unter einigen Intendanten der Kammerspiele Praxis war. Sie konzipierte auch neue Reihen mit monatli-chen Events: Im „Philosophischen Lazarett“ debat-tieren die Kulturwissenschaftlerin Birgit Stammber-ger und der Philosoph Ulrich Lölke zu aktuellen The-men. Und im „Songsalon“ überraschen nun Claudius Mach & Freunde. Vielfalt ist das Ziel. Der Logensaal soll schließlich eine große Zukunft haben.

KULTUR ERLEBEN

Zimmer mit Aussicht

DER GRÜNE PUNKT Wo wohnt der Igel am liebsten? Wann kann der Kompost umgesetzt werden, ohne die stacheligen Freunde zu stören? Dies und mehr erfährt man beim Vortrag „Igel im Garten“ am 15.5. um 14 Uhr im Botanischen Sondergarten Wandsbek, Anmeldung: Tel. 693 97 34, 2 Euro.

STADTLEBEN

Service» Eurovision Song Contest 2011Sa ab 20.15 Uhr, Liveübertragung: • offizielle ARD-Party auf dem Spiel-budenplatz (Einlasscoupon im NDR Ticket-Shop Levante-Haus an der Mönckebergstr. 7, Sa bis18 Uhr); • Fischauktionshalle (Einlass: 19 Uhr), Große Elbstr. 9;• WunderBar (20 Uhr), Talstr. 14;• Spectrum Kino Norderstedt (ab 19.30 Uhr), Rathausallee 72,Tel. 52 65 04 21, Eintritt: frei;• City Kino Buxtehude (ab 20.15 Uhr), Bahnhofstr. 11,Tel. 04161 / 60 05 56, Eintritt: frei;• Fliegende Bauten, 18 Uhr,Glacischaussee 4, Tel. 398 81 40,Eintritt: ab 25,90 Euro

FOTO

:MAN

UEL

PAND

ALIS

Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011

KART

E:GR

AFIK

ANST

ALT

TEXT: KIRSTEN RICK

5

Karten gibt es in allenHamburger Abendblatt-Ticketshops(zzgl. Bearbeitungsgebühr)Hamburger Abendblatt-Ticket-Hotline040/30 30 98 98(zzgl. Versandkosten)Mo.–Fr. 8–19 Uhr, Sa. 8–13 Uhr

16. Dezember 2011

Zusatzkonzert 15. Dezember 2011

O2World Hamburg

Karten € 36,15 bis € 45,83

Ina Müller& Band

Bent Angelo

Jensen

Der 34-jährige Designer („Herr von

Eden“) startet um Mitternacht und

beendet den Tag um Mitternacht

0 Uhr Mein perfekter Sonn-tag beginnt pünktlich um Mit-ternacht, mit Freunden an der Bar des Golem (Große Elb-straße 14). Hier genieße ich das unaufgeregte, zugleich interessante Ambiente, die Jukebox und gekonnte Bar-tender-Kunst. In den frühen Morgenstunden findet sich ein kleiner Kreis in meiner schönen Wohnung ein und wir lassen gemeinsam die Nacht ausklingen.

12 Uhr Ich wache auf. Es gibt frischen Ingwertee und ein leichtes Frühstück. An-schließend geht es an abgele-gene Spots entlang der Elbe. Eindrücke der vergangenen Woche und Perspektiven für die nächste werden sortiert. Plötzlich vibriert das Telefon, meine Schwester möchte Ak-tuelles berichten, und wir amüsieren uns! Daraufhin erreiche ich meinen Neffen zu gleichem Austausch.

14 Uhr SMS vom Rest der Familie und den engsten Freunden O., T. und S. sind auf meinem Handy gelandet. Sie laden zum Ausflug nach Meck-lenburg-Vorpommern ein.

15 Uhr Voller Vorfreude geht es zur Wasserski-Anlage in Hagenow. Die Fahrt wird mit toller Musik von „Chain and the Gang“, etwas Proviant und einer Menge albernen Gesprächsstoffs zum ersten Höhepunkt. Endlich ange-kommen, wird die Natur mög-lichst maximal aufgesogen.

19 Uhr Die Mägen knurren, es geht ins Rialto (Michaelis-brücke 3). Neben den Klas-sikern der Speisekarte findet sich stets eine kulinarische Überraschung wie der Engels-tränen-Salat, dazu etwas Jacquesson-Champagner für den Kreislauf, und es darf geraucht werden!

21.30 Uhr An meinem per-fekten Sonntag würde ich ein „1000 Robota“-Konzert besu-chen, sonst bietet das Uebel & Gefährlich regelmäßig Alter-nativen. Die Liebe ist anwe-send, Blicke und Lächeln flie-gen lautlos zwischen uns her.

23 Uhr Ich spaziere heim-wärts nach St. Georg. Im Hauptbahnhof schaue ich noch nach neuen Magazinen, denn dazu bleibt unter der Woche keine Zeit. Und sollte die Ener gie noch reichen und der nahende Montag es er-lauben, klingt die Woche im Golden Pudel Club aus – mit bester Musik in eine neue! Ich mag Hamburg sehr ...

Mein perfekterSonntag

6

Bent Angelo

Jensen

Bent Angelo

Jensen

FOTOS: ISTOCKPHOTO, LINDERT-ROTTKE/FOTOLIA.COM

› WOCHENENDE

II

Page 3: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

Die Party geht weiter

MAGAZIN: Woher kommt eigentlich dieser fruchtige Kult?SCHULTE: Das ist eine uralte Geschichte. Einst im Sportstudio trug ich eine Jacke mit einem Bananen-Button. Das hat Günter Netzer dann aufgegriffen und sich daran geweidet, dass meine damalige Freundin und ich angeblich ein besonderes Verhältnis zu Bana-nen hätten. Daraus wurde dann ein Running Gag.

MAGAZIN: In der Spitzenklasse ist jetzt erst mal Schluss mit lustig. Wie kommt’s, dass es ausgerechnet nach dem historischen Triumph in der Arena des HSV am 16. Februar dramatisch bergab ging?SCHULTE: Die Jungs sind nicht abgehoben, ganz im Ge-genteil. Das Thema der Saison ist das unglaubliche Verletzungspech in der Abwehr. Wären die Verletz-ten über das gesamte Team verteilt gewesen, hätten wir die nötigen Punkte geholt. Da bin ich sicher.

MAGAZIN: Wird’s der neue Trainer André Schubert rich-ten? Sprich: Erwarten Sie den Wiederaufstieg?SCHULTE: Wir werden unsere Ziele gemeinsam mit André Schubert definieren, wenn wir einen Überblick über unseren Kader haben. Man darf nicht verges-sen: Der FC St. Pauli hat bisher insgesamt acht Jahre Bundesliga gespielt – und dabei erst dreimal die Klas-se gehalten. Wir haben das Zeug, mit Anstand, Stolz und Würde zwischen den Klassen zu pendeln. Und anders als früher sind wir weder in der Ersten noch in der Zweiten Liga das Schmuddelkind. Verantwort-lich ist die neue Süd- und Haupttribüne sowie eine viel stabilere Finanzierung. Mit List und Tücke kön-nen wir im nächsten Jahr wieder ganz oben sein.

MAGAZIN: Dennoch rumort es an der Basis. Die Fans sind in Lager gespalten; es gibt sogar Pauli-Hooligans. Nicht erst seit dem Bierbecherwurf auf einen Linienrichter scheint der Club seinen Zauber verspielt zu haben.SCHULTE: Ganz im Gegenteil. Den neuen Zauber wird man daran erkennen, wie der Verein mit Misserfolg und Rückschlägen umgeht. Auch für uns ist der Ab-stieg kein Zuckerschlecken, aber die Party am Mil-lerntor wird weitergehen.

MAGAZIN: Trotz Kulturrevolution zwischen den Gruppie-rungen? Hier die Ultras auf den Stehplätzen, dort die Fußball-Bourgeoisie auf der neuen Haupttribüne?SCHULTE: Nicht zu vergessen die Alt-88er auf der Ge-gengeraden. Sie leben heute, was sie einst selbst ins-zenierten und mitentwickelten. Getreu bewährter Prinzipien: kreativer spielbezogener Support. Der Gegner ist nicht Feind, sondern Gast. Und das Team wird gerade dann lautstark unterstützt, wenn es Hil-fe braucht. Die Ultras leben den Support auf andere Art und Weise. Aus dieser Vielfalt entsteht eine inte-ressante Spannung, die es so nur auf St. Pauli gibt.

MAGAZIN: Freibier statt Fußball?SCHULTE: Kein Spaß, das ist der alte St. Pauli-Traum: Freibier und freier Eintritt für alle – und trotzdem Pflichtspiele gegen Bayern München. Die Idee ist pri-ma, aber leider sehr schwer umsetzbar. Unser Kom-promiss ist Profifußball ohne fremde Geldgeber, ohne künstliche finanzielle Beatmung durch völlig fremde Sponsoren. Wir gehen unseren eigenen Weg: alternatives, pfiffiges Marketing mit Augenmaß. Ein schlauer Mensch hat mal ausgerechnet, dass wir durch den Verkauf des Stadionnamens und knallhar-te Werbemaßnahmen an Spieltagen jährlich zwei Millionen Euro mehr einnehmen könnten. Wir neh-men uns die große Freiheit, darauf zu verzichten.

MAGAZIN: Apropos große Freiheit. Wie haben Sie Ham-burg gesehen, als Sie vor 27 Jahren herkamen?SCHULTE: Meine erste Station damals war das Büro der Jugendabteilung des Vereins: eine zwölf Quadratme-ter kleine Butze mit einem Fenster, Müll, Gerümpel und leeren Bierkästen. Irgendwie fühlte ich mich auf Anhieb wohl. Seitdem ist das Herz von St. Pauli mei-ne Heimat. Hier bin ich richtig erwachsen geworden. Als ich früher als Jugendcoach mit Cheftrainer Lor-kowski um die Häuser zog, war es Normalzustand, gepflegt unter die Räder zu kommen. Oft auch in der Region Ahrensburg und Bargteheide, speziell in einer Kneipe mit dem schönen Namen „Enge Weste“.

MAGAZIN: Was fesselt Sie an der Hansestadt?SCHULTE: Die Mentalität der Leute hier und das zwi-schenmenschliche Klima. Ich liebe den Kiez, die

Elbe, die Schiffe, den Hafen, die Ruhe in der Kraft. Außerdem war es bei meiner Rückkehr vor drei Jah-ren ein wahnsinnig gutes Gefühl, dass die Menschen mich erkannten und sich freuten. Hinzu kommt, dass meine Frau Bettina Ur-Hamburgerin ist. Ihr Opa war Käpten der 5. Herren des FC St. Pauli, auch ihr Vater war Vereinsmitglied, und sie selbst entwickelt auf der Tribüne sizilianisches Temperament.

MAGAZIN: Stimmt es, dass Sie Labskaus gerne mögen?SCHULTE: Mein Lieblingsessen ist geräucherter westfä-lischer Knochenschinken mit Grafschafter Goldsaft darauf, das ist ein Zuckerrübensirup. Weltklasse! Labskaus ist auch nicht zu verachten. Dieses Gericht hat Tradition im Club. Außerdem kehren wir wäh-rend der alljährlichen Kanutour meines Freundes Reinhold Beckmann auf der Alster stets im Privat-haus von Ian Karan ein. Sein Koch bereitet das beste Labskaus der Stadt zu.

MAGAZIN: Wer konnte nach dem 18. Januar 2007 erwar-ten, dass Sie sich wieder so des Lebens freuen? Damals warf der Orkan Kyrill einen Baum auf Ihr Auto und Sie.SCHULTE: Seitdem feiere ich diesen Tag als meinen zweiten Geburtstag. Die Buche brach mir den zwei-ten Halswirbel; ich lag lange im Koma. Normal bist du bei so was tot.

MAGAZIN: Plagen Sie Albträume?SCHULTE: Meiner Familie, psychologischer Betreuung und meiner Lebensenergie sei Dank nicht. Nur wenn ich jogge und Wind aufkommt, sehe ich mich vor. Hüte dich vor Sturm und Wind ... Aber lassen wir das. Heute ist der Baum von damals mein Freund. Er hat sein Leben gelassen, ich hab meins noch.

MAGAZIN: Deswegen stehen auch Teile von ihm auf Ihrem Büroschreibtisch und zu Hause.SCHULTE: Stimmt. Das Teil auf der Geschäftsstelle hat meine Tochter Jana schwarz angemalt und mit ei-nem Totenkopf versehen. Und aus dem Stamm hat meine Frau von einer Lüneburger Künstlerin einen Buddha anfertigen lassen. Beide bringen mir Glück. Seit dem Unfall ist mir nur Gutes widerfahren.

MAGAZIN: Sind Sie deswegen immer so gelassen?SCHULTE: Ich glaube schon. Heute sehe ich alles relax-ter. Die Leichtigkeit der Betrachtungsweise, ein alter

Richtig Zeit zum Traurigsein habe ich jetzt nicht. Das kommt erst, wenn die Erste Liga im

August wieder Anstoß hat – ohne uns.

Manager von Rang: Helmut Schulte, 53,glaubt, dass der FC St. Pauli am Millern-

tor bald wieder ganz oben mitspielen kann

Jens Meyer-Odewald trifft Helmut Schulte

Abstieg? Der Sportchef des FC St. Pauli hat weitaus Schlimmeres überlebt. Helmut Schulte über seine Neugeburt und Karma, Frust und erstklassige Pläne

Kurz-Biografie» Helmut Schulte wurde am 14.September 1957 in Lennestadt-Kirch-veischede bei Olpe geboren. Seine 80 Kilo hält der 53-Jährige konstant und ohne je auf die Waage blicken zu müssen. Dabei wurde er von Kindheit an erstklassig bekocht: Die Eltern führten einen landwirtschaftlichen Betrieb,Schlachten und Verwursten zählten zum Alltag. Und für die Tochter und drei Söhne kochte Mutter Schulte auf An-frage vier verschiedene Gerichte – nicht selten zu vier unterschiedlichen Zeiten.Nach Abitur und Diplom als Sport- und Biologielehrer erwarb der 1,93 Meter lange Sauerländer seine Lizenz als Fuß-balltrainer an der Sporthochschule in Köln, wo er auch den früheren St. Pauli-Coach Michael „Lorko“ Lorkowski kennenlernte, der ihn als Jugendtrainer nach Hamburg holte. Schulte lebt im Norden der Stadt, ist seit 20 Jahren mit Bettina verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 19 und 15 Jahren.

Wunsch von mir, ruht jetzt felsenfest in mir. Ich habe an Stabilität gewonnen. Viel zu viele Menschen regen sich über viele viel zu kleine Nichtigkeiten auf. Seit dem Baumfall weiß ich, dass ich keinem anderen mehr Stress machen werde.

MAGAZIN: Glauben Sie an Gott?SCHULTE: Zumindest bete ich. Letztlich glaube ich an viele Dinge, und ein bisschen gehört der Buddhismus dazu. Im Prinzip lebe ich nach dem kategorischen Imperativ. Mit einem Augenzwinkern lässt sich das sogar auf den Sport übertragen. Rudi Assauer, auf sei-ne Art ein wirklich Weiser, hat mal gesagt: Es gibt Ge-rechtigkeit im Fußball. Da oben ist einer, der auf-passt. Und wenn einer Scheiß baut, wird er bestraft. Und umgekehrt. Das hat etwas von Karma.

MAGAZIN: Stört Sie so gesehen nicht der knallharte Kapi-talismus im Profifußball?SCHULTE: Ja, das ist das Problem. Der Fußball muss da-rauf achten, dass er Sport bleibt und nicht zu reinem Business verkommt. Als Fußballromantiker habe ich keinen Bock, dass ungehemmt Geld in die Clubs ge-pumpt wird und dass Fußballvereine Eigentum von Privatpersonen und Firmen werden. Es kann doch nicht sein, dass das Öl des russischen Volkes eine Rolle spielt, wenn Chelsea die Champions League gewinnt?

MAGAZIN: Man muss ja gar nicht nach London gehen, um diese Entwicklung zu beobachten ...SCHULTE: Richtig, bisweilen liegt das Schlechte auch recht nahe. Ich habe partout kein Verständnis dafür, wenn Vereine Geld ausgeben, das sie nicht haben, und so ihre Existenz gefährden. Im Profisport kann man unter dem Strich nur sein, was die Möglichkeiten hergeben. Man darf nicht versuchen, mehr zu schei-nen als zu sein. Das ist wie im richtigen Leben. Und ich bin nicht bereit, ein anderes Spiel mitzuspielen.

MAGAZIN: Herr Schulte, tragen Sie Trauer an diesem Wochenende? Erste Liga adé!HELMUT SCHULTE: Auf jeden Fall. Der Abstieg macht mich traurig wegen des FC St. Pauli, aber auch ganz per-sönlich. In einem solchen Club in der Ersten Bundes-liga mitwirken zu können, war für mich als kleiner Buttje aus dem Sauerland früher unvorstellbar. Das war nicht mal ein Traum, weil ich das gar nicht zu träumen gewagt hätte.

MAGAZIN: Und doch ist nun ein erstklassiger Traum ge-platzt: Statt Bayern bald Paderborn am Millerntor. Ist der Frust nicht außerordentlich?SCHULTE: Gefrustet und zornig bin ich nicht jetzt, das liegt einen Monat zurück. Als wir beim Abstiegskan-didaten Wolfsburg zwei Minuten vor Schluss, Ecke – Kopfball – Tor, den Sieg aus den Händen gaben, wuss-te ich: Jetzt ist der Absturz kaum noch zu verhindern. Und so richtig Zeit zum Traurigsein habe ich jetzt ohnehin nicht. Das kommt erst, wenn die Erste Liga im August Anstoß hat – ohne uns.

MAGAZIN: Da trösten auch keine Bananen?SCHULTE: Nein, auch wenn ich sie sehr gerne esse.

MAGAZIN: Immerhin pflegten Ihnen die Fans vor dem Spiel Bananen zu reichen oder zuzuwerfen ...SCHULTE: Das ist in meiner Funktion als Sportchef deutlich weniger geworden. Früher, zu meiner Trai-nerzeit bei St. Pauli, flogen ja ganze Stauden.

FOTO: THOMAS LEIDIG

T or, Tor, Millerntor! Vor 27 Jahren kam der hoch aufge-schossene diplomierte Sport- und Biologielehrer erstmals zum FC St. Pauli – als Jugendtrainer im

Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaß-nahme des Arbeitsamtes. Sein Job damals: Integration ausländischer Jugendlicher. Daraus wurde mehr, viel mehr: Rasch stieg der „Lange“ zum Assistenz- und schließlich zum Chefcoach auf. Es folgten Fußballjahre wie im Rausch. Mit Wortwitz und unorthodoxen Methoden dirigierte der Lange aus dem Sauerland die Kiez-kicker trotz widriger Verhältnisse nach oben, 1988 stieg der FC St. Pauli unter Schulte sogar in die Erste Bundesliga auf. Wo andere verbissen nachtreten, über-zeugt der frühere Abwehrspieler („Kein Mensch, kein Tier – die Nummer 4“) des SSV Kirchveischede lächelnd und souverän. Das haben die Fans ihrem Helmut nicht vergessen: Es hagelte Bananen als Zeichen der Zuneigung. Nach 17 Jahren in der Fremde (Dresden, Lübeck, Schalke) kehrte der Volksheld im März 2008 als Sportchef und Manager zurück. Und um eine furchtbare Erfahrung reicher: Während eines Orkans 2007 auf einer Landstraße bei Essen krachte ein entwurzelter Baum auf sein Auto. Mit viel Glück, ärztlichem Können und natürlicher Kraft kam Schulte davon. „Seitdem sehe ich die meisten Dinge viel entspannter“, sagte er beim Gespräch. Als Ort hatte er sich das Bistro „Brücke 10“ an der Elbe ausgesucht. „Die Stärke des Stroms, die majestätisch dahin-gleitenden Schiffe geben mir Kraft“ – wie auch die zwei Krabbenbrötchen und reichlich Naschkram zum Nachtisch, die der Sportmanager ordert. So richtige Träume habe er eigentlich nicht, sinniert Schulte: „Bis auf Schiedsrichter habe ich im Fußball alles gemacht.“ Reizen könne ihn nur eins: wild und frei zu sein wie einst Pete Townshend bei The Who.

Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2010

› STADTGESPRÄCH

III

Page 4: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

Für Sie & für IhnREDAKTION: YASMINA FOUDHAILI • FOTOS: THOMAS LEIDIG

Mode ist schnelllebigen Trends unterworfen. Stile und Styles wechseln mit den Jahreszeiten. Aber es gibt Looks, die länger als nur einen Sommer halten – Kleidung, die man gerne wieder herausholt. Für Männer

und Frauen haben Fashion-Experten jeweils drei ZEITLOSE OUTFITS aus aktuellen Kollektionen kombiniert

ANITA HASS F » Eppendorfer Landstr. 60,

Tel. 67 95 00 66, Mo–Fr 10–19,

Sa 10–17 Uhr, www.anitahass.de

Hier werden jede Saison neue Designer entdeckt. In dem durchdesignten, dreige-teilten Shop finden sich Labels wie Chloé,5Preview, Dolfie und Opening Ceremony.

ANSONS M» Mönckebergstr. 8, Tel. 328 17 01,

Mo–Fr 10.30–20, Sa 10–20 Uhr,

www.ansons.de

Von modisch bis klassisch elegant reicht das Sortiment mit Armani Collezioni, Bur-berry, Woolrich, Drykorn, Fred Perry und Pringle of Scotland. In Hamburg ist das Traditionshaus gleich viermal vertreten

BLOOM F » Eppendorfer Weg 56, Tel. 43 17 99 84,

Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr,

www.bloom-hamburg.de

Frauenherzen schlagen bei Stücken von Malene Birger, Iheart und Cotton and Beach schnell höher. Accessoires von Lassy fair, Black Lily, Schade Jewellery.

BOB M» Kirchenallee 19, Tel. 88 30 52 98,

Mo–Fr 11–19, Sa 10–18 Uhr,

www.bob-men.de

Direkt am Hauptbahnhof findet man in dem schönen Shop Designer wie Neil Barrett, Maison Martin Margiela. Auch im Sortiment: das holländische Jeanslabel Denham, Vintage 55 und Schiesser Revival.

CLASSICO F » Eppendorfer Baum 8, Tel.

46 07 32 03, Mo–Fr 10–20, Sa 10–18

Uhr, www.myclassico.com

Besonders schön ist das Sortiment in der Eppendorfer Filiale (ingesamt neun in HH) mit luxuriösen Kleidern des dänischen La-bels DAY oder Verspieltem von 0039 Italy sowie Sandalen von Kennel + Schmenger.

A. FELDENKIRCHEN M» Poststr. 20, Tel. 34 05 72 72, Mo–Sa

10–19 Uhr, www.feldenkirchen.de

Die Shops von Feldenkirchen stehen nicht nur für exklusive Mode, sondern auch für junge Designer. Hier werden Männer mit Schönem von Woolrich, Brogden, Superdry oder Accessoires von Sandqvist beglückt.

FELDENKIRCHEN F » Poststr. 51, Tel. 35 71 07 78, Mo–Sa

10–19 Uhr, www.feldenkirchen.de

Designerschätze von 3.1. Phillip Lim, Céline,Diane von Furstenberg und Mulberry sind hier genauso zu finden wie angesagte Denimlabels wie J Brand und Siwy oder trendige Chinos von Current & Elliot.

HERRENAUSSTATTER BRAUN M» Mönckebergstr. 17, Tel. 33 44 70,

Mo–Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr,

www.herrenausstatter-braun.de

Schon seit 1937 in der Mönckebergstraße ansässig, ist das Sortiment „up to date“: von Ralph Lauren, Moncler und Dolce & Gabbana bis zu Acne, Original Vintage Style und Citizens of Humanity.

KIRCHHOFF F + M» Große Bleichen 36, Tel. 35 01 78 26,

Mo–Sa 10–20 Uhr,

www.kirchhoff-hamburg.com

Accessoires sowie sportlich-elegante Herrenbekleidung bilden das Kernsortiment.Und im nahen Hanseviertel lockt Kirchhoff donna mit Labels wie Napapijri, Belstaff,Parajumpers, Jacob Cohen, Private Indus-tries, Aeronautica Militare und Better Rich.

LILLE/STOR F» Schanzenstr. 97, Tel. 34 37 41,

Mo–Sa 10.30–19 Uhr, www.lille-stor.de

Wer es jung und skandinavisch mag: Mode von Odd Molly, Kinderkollektionen von Name it, Smafolk und Wohn-accessoires von Rice.

LINETTE F » Hohe Bleichen 17, Tel. 491 20 15,

Mo–Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr,

www.linette-hamburg.de

Hamburgs Boutique-Klassiker glänzt mit Top-Labels wie Marc Jacobs, Marni, Sonia Rykiel oder Chloé, Schuhen von Bottega Veneta, YSL sowie Miu-Miu-Accessoires.

MIENTUS M» Neuer Wall 48, Tel. 36 34 99,

Mo–Sa 10–19 Uhr, www.mientus.com

Auf drei Etagen wird man stilsicher mit hochwertiger Männermode u. a. vonBalmain, Marc Jacobs, Maison Martin Margiela oder Moncler beraten.

PETRA TEUFEL F + M» Hohe Bleichen 13, Tel. 378 61 60,

Mo–Fr 10–19, Sa 11–18 Uhr,

www.petrateufel.de

Im lässig eingerichteten Innenstadt-Shop (auch Eppendorfer Landstr. 36) gibt es eine exklusive Auswahl aktueller Kollekti-onen ausgesuchter Designer wie Balmain,Céline, Lala Berlin, Dries van Noten.

QUEEN FOR A DAY F » Lehmweg 28, Tel. 41 46 74 80,

Mo–Fr 11–19, Sa11–16 Uhr,

www.queenforaday.de

Neben Julia Ruhnkes eigenem Label Queen For A Day findet man in der kleinen, sehr schönen Boutique Mode von 291, Ebony & Ivory, Chrome Angel oder Dr. Denim.

SHOP F » Hochallee 124, Tel. 41 30 59 61,

Mo–Fr 11–19, Sa 11–16 Uhr

Neben Mode und Accessoires u.a. von UGG Boots, Lala Berlin und Antik Bathik, gibt es Schmuck von Merci Lily. Ende Juni startet der Onlineshop: www.letsshop.de

TATE F + M» Gänsemarkt 24, Tel. 355 10 30,

Mo–Sa 10–20 Uhr

„Tough Against The Elements“, kurz: Tate zeigt junge und lässige Mode von Labels wie American Vintage, Paul Smith,Oakwood und Goose auf zwei Etagen.

TEMPEL F + M» Neuer Wall 64, Tel. 37 50 27 87,

Mo–Fr 11–19 , Sa 11–18.30 Uhr

Nicht nur Mode von Hoss Intropia, By Malene Birger oder Vivienne Westwood Anglomania, auch besondere Wohnacces-soires finden hier einen neuen Besitzer.

THOMAS-I-PUNKT F + M» Mönckebergstr. 21,

Tel. 30 37 60 40, Mo–Sa 10–20 Uhr,

www.thomas-i-punkt.de

Lässigen Chic versprühen bei Thomas-i-Punkt die Stücke von American Vintage,Comme des Garçons, Erfurt, Paul Smith.

UNGER F » Neuer Wall 35, Tel. 33 44 70,

Mo–Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr,

www.unger-hamburg.com

Aktuelle Mode-Highlights von über 120 internationalen Designern wie Talbot Run-hof, Marc Jacobs, Zac Posen und Diane von Furstenberg sind unter einem Dach.

WORMLAND M» Europa Passage, Tel. 468 99 27 00,

Mo–Sa 10–20 Uhr, www.wormland.de

Der bekannte Herrenausstatter bietet so-wohl sportliche Mode von Bikkembergs und Converse als auch elegante Anzüge von Designern wie Calvin Klein und Boss.

WERKHAUS F + M» Große Elbstr. 146, Tel. 38 61 61 22,

Mo–Fr 12–20, Sa 11–20 Uhr,

www.werkhaus-fashion.de

Das durchgestylte Werkhaus am Hafen führt angesagte Labels wie J. Lindeberg,Raf Simons oder Acne. Weitere bestens bestückte Filialen sind am Eppendorfer Markt und in der Langen Reihe zu finden.

»Jede Frau braucht Schals!«CHRISTIAN VILLWOCKSeit 2003 ist der 34-Jährige alsCreative Director bei Anita Hass,deren Frauen-Fashion-Boutique in Eppendorf knapp 50 Labels führt

Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben?Urban, das heißt je nach Anlass zwischen T-Shirt und Anzug. Ich versuche nichtin Strukturen und Stil-Vorschriften zu denken. Urban bedeutet aber auch, stark von Musik und Design geprägt zu sein – jedoch in meinem Fall gilt das nicht für das Büro, sondern eher für die Straße.

Und was zeichnet guten Stil aus?Selbstbewusstes und harmonisches Mixen von saisonalen Themen – wie in dieser Saison „Color Blocking“ oder die ewigen Trends „Hippie“ und „Just White“.

Ganz konkret – was hat Stil und macht modisch lange glücklich?Eine tolle, schlichte, hochwertige und klassische Tasche. Als Einsteiger-Modell ist ein Stück wie die „Hobo“ von Marc by Marc Jacobs ideal. „Profi“-Modelle sind sicher die „Kelly Bag“ von Hermès oder die „Nightingale“ von Givenchy.

Benennen Sie die wichtigsten Basics, die in keinem Kleiderschrank fehlen dürfen.Das sind meiner Meinung nach ein navy-farbener Blazer, beige Chinos, ein taupe-farbener Schal, eine schwarze Tasche und ein paar schwarze Pumps.

Gibt es Stücke, die jeder Frau stehen?Schals! Jede Frau kann mit einem coolen Schal ihr Outfit perfekt machen.

Ist das „kleine Schwarze“ immer noch unersetzbar?Natürlich sollte jede Frau ein Kleid besit-zen, in dem Sie sich wohl fühlt, das Ihr schmeichelt und klassisch ist und, um im Notfall drauf zurückgreifen zu können. Die Farbe sollte zeitlos sein – schwarz ist also hier die erste Wahl, auch weil sie im Zweifel ein paar Pfunde kaschieren kann.

Wie viele Schuhe braucht eine Frau?So viele, dass sie glücklich ist – also schon sehr viele …

Wie erkennt man die perfekte Passform?Wenn die Kleidung dem Träger schmei-chelt und das Maximale möglich macht, ist die Passform perfekt

Mit welchen Farben sind Frauen immer gut angezogen?Im Sommer können Sie mit Weiß eigent-lich nichts falsch machen – denn das steht wirklich jeder Frau!

Welche Bestandteile machen den perfekten Business-Look aus?Ein gut geschnittener, formeller und trotzdem lässiger Anzug mit einem Hauch Sex, eine ebenso geschnittene Bluse, hochwertige hohe Schuhen und eine große luxuriöse Tasche.

Gut kombiniert ist halb gewonnen. Was passt besonders gut zusammen?Chinos, Shirt und Blazer oder Lederjacke und Schal, knallige Farben und Weiß.

Welche Accessoires sind Ihrer Meinung nach unverzichtbar? Ein toller, zu vielem passender Schal von Faliero Sarti, eine große Tasche wie die „Nightingale“ von Givenchy und eine Sonnenbrille, wie beispielsweise die legendäre „Wayfarer“ von Ray-Ban.

FreizeitGerade geschnittene Jacke aus softem Wildleder

im Biker-Stil von ACNE (749 Euro). Als Kontrast

dazu: pinke, super-softe gekrempelte Chino in

7/8-Länge von J BRAND (239 Euro) und Long-shirt mit schöner Flamingo-Applikation von

MARKUS LUPFER (319 Euro). So schön und so

bequem: die zauberhafte Mischung aus Sneaker,Bootsschuh und Mokassin von DOLFIE (179 Euro)

BusinessSchmal geschnittener Blazer mit langen Revers

(429 Euro) und gerade geschnittener Hose mit

Bügelfalte in Beige (229 Euro) sowie das

dünne weiße Baumwollhemdchen (169 Euro)

– alle drei von JOSEPH. Nicht nur business-

tauglich: cognac-farbene Alexa-Bag von

MULBERRY mit kleinem Tragegriff, Zier- und

langem Umhängeriemen (1100 Euro)

AbendCremefarbenes Kleid von ALEXANDER

MCQUEEN mit weitem Wasserfallauschnitt,

eng anliegendem Rock und kaleidoskopartigen

Schmetterlings-Prints (939 Euro). Perfekt

dazu: feminine schwarze Wildlederpumps mit

10-cm-Pfennigabsatz von ALEXANDER

MCQUEEN (398 Euro) und die schwarze

Veloursleder Gigi-Bag von GRIESBACH mit

Kettenriemen (498 Euro)

»Blau und Weiß stehen jedem!«CARSTEN FISCHERSeit 1998 ist der 43-jährige Schuh-sammler als Einkäufer für die fünf Filialen – eine in HH am Neuen Wall – der Männermode-Kette Mientus tätig

Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben?Ich glaube, ich habe keinen festen Stil. Dafür würde ich mich als modisch offen bezeichnen. Manchmal habe ich Lust auf einen schönen schmalen Anzug und manchmal auf zerfetzte T-Shirts. Das hängt von meiner Tageslaune ab.

Und was zeichnet guten Stil aus?Jeder, der überzeugend und mit Freude das trägt, was ihm gefällt, hat für mich guten Stil. Nichts ist schrecklicher als ein Mensch, der sich verkleidet und unwohl in seinen Sachen fühlt. Für jeden defi-niert sich guter Kleidungsstil anders.

Ganz konkret – was hat Stil und macht modisch lange glücklich?Ich finde, eine dunkle, ungewaschene Jeans passt immer und kommt nie aus der Mode.

Benennen Sie die wichtigsten Basics, die in keinem Kleiderschrank fehlen dürfen.In meinem Schrank dürfen nie eine dunk-le Jeans und ein schwarzer Pullover fehlen. Alles andere sollte permanent wechseln. Jede Saison hat ihre eigenen Basics.

Braucht jeder Mann einen Anzug?Für mich ist es gut, einen oder mehrere Anzüge im Schrank zu haben, aber das trifft bestimmt nicht auf jeden zu.

Wie erkennt man die perfekte Passform?Ein Anzug sollte einen Körper vorteilhaft betonen und nicht wie ein Sack an einem hängen. Man kann durch gute Schnitt-technik körperliche Mängel hervorragend ausgleichen. Wichtig ist auch die Hosen- und Ärmellänge. Es sollte immer die Manschette des Hemdes ein Stück her-ausschauen, und die Hose sollte keine großen Falten auf den Schuhen schlagen.

Wie viele Schuhe braucht ein Mann?Schuhe kann man nie genug haben. Für mich ist ein guter Sneaker genauso wich-tig wie ein schöner schwarzer Schuh.

Mit welchen Farben sind Männer immer gut angezogen?Ich persönlich mag ja gerne Schwarz, aber Dunkelblau und Weiß sind zwei Töne, die passen eigentlich zu jedem. Schwarz dagegen nicht unbedingt …

Welche Bestandteile machen den perfekten Business-Look aus?Mit einem schönen grauen oder dunkel-blauen Anzug liegt man eigentlich nie falsch. Mit der Farbe des Hemdes und der Krawatte kann man dann spielen. Es sollte nur nie zu laut werden. Weniger ist manchmal mehr.

Gut kombiniert ist halb gewonnen. Was kombinieren Sie zur Zeit besonders gerne?Aktuell trage ich am liebsten Jersey-sakkos mit Jeans oder Chinos. Bei Chinos darf es gerne auch mal etwas knalliger in der Farbe sein.

Brauchen Männer Accessoires?Klar. Sie sind auch für Männer wichtig. Mit einer schönen Uhr, einem Schal, einer Tasche oder einem Gürtel können auch Männer ihr Outfit abrunden. Es macht doch Spaß, mit Accessoires sein Outfit immer wieder zu verändern!

HAMBURG-ABC: DIE BESTEN MULTI-LABEL-SHOPS

FreizeitLuftiger roter Blouson (465 Euro) mit Reißver-

schluss in Kontrastfarbe, Poloshirt aus feiner

Piquéware mit Labelstickerei – beides von

MONCLER (90 Euro), dunkelgraue schmale

Jeans von 7 FOR ALL MANKIND (199 Euro).

Dazu Schal von JOHN VARVATOS (179 Euro)

und Sonnenbrille von PRADA (230 Euro)

BusinessGrau-braun-melierter, schmal geschnittener

Anzug (1150 Euro), mit blau kariertem Button-

Down-Hemd (275 Euro) und Krawatte mit

Paisley-Muster (125 Euro) – alles von GUCCI.

Perfekt dazu: die schwarze Ledertasche von

DOLCE & GABBANA (599 Euro)

AbendDunkle Jeans mit Waschung und leicht ange-

rautem Saum (299 Euro), dazu graumeliertes

Kapuzensweatshirt mit schwarz-weißem

James-Dean-Print (449 Euro). Lässig und chic

dazu ist die Lederjacke im Vintage-Look

(999 Euro) – alles von DOLCE & GABBANA

Perfekt für Business- oder Freizeit-Look:

leichter Cashmere-Seiden-Schal mit

handgezeichnetem schwarzem Federprint

von VEEZY SCARVES (179 Euro)

Der Klassiker, der immer passt:

dezenter, schwarzer Ledergürtel von

GUCCI mit schmaler goldglänzender

Schnalle (230 Euro)

F FRAUEN M MÄNNER

› THEMA DER WOCHE

IV VSonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011

Page 5: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

5 1 72 6 5 8 16 5 2

6 3 92 6

9 8 73

3 58 6 9

3

17

2

6

54

93

8

6

3

7

1

8

4

51

468

9

1

7

4

7 15

3 5 2 44 6 5 88 6 5 1

21 7

4 3 76 5

51 7 9

1 43 9 23 8 52 4 3 1 9

9 7 1

8 6 15 2

15 7 8

1 93 9 2

3 6 88 2 4 6 34 6 9

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

16 17

18 19 20

21 22 23

24 25 26 27 28 29 30 31

32 33 34 35 36 37 38 39 40

41 42 43

44 45 46 47

48 49 50 51 52

TEXT: SOPHIE LAUFER • FOTOS: THOMAS LEIDIG

Habe die Ehre: Im

„Engelszimmer“

des Amadée

blicken die Putten

auf Schnitzel

und Schmarrn

Kurz-BiografiePeter Zühlke ist erst 25 Jahre alt und schon seit

knapp zwei Jahren Küchen-chef im Amadée. Seine

Ausbildung hat er 2002 in Warnemünde begonnen und in Hamburg im österreichi-

schen Lokal „Stocker’s“ beendet. „Noch bis heute verwende ich Rezepte aus

dieser Zeit“, sagt er. Danach arbeitete er zwei Jahre lang

im „Luxor“ an der Max-Brauer-Allee und heuerte

2007 auf einem der Aida-Schiffe als Koch an, bevor er wieder in Hamburg anlegte.

Bei Anruf Nockerln

Die Grenze verläuft direkt an der Max-Brauer-Allee, auf der einen Seite ist tiefstes Altona, früher dänisch, heute deutsch, und auf der

anderen – Österreich. Der Grenzposten ist natürlich Wiener: „Grüß Gott. Mögens’ im Engelszimmer Platz nehmen? Ich bring Ihnen gern schon mal ein Fla-scherl Wasser.“ Kaffeehausatmosphäre hat das En-gelszimmer im Restaurant Amadée und ist herrlich gemütlich. Große weiße Engel schweben an der De-cke, in der Mitte ein majestätischer Kronleuchter, auf dem Boden Kacheln, und dazu der Singsang des Kell-ners. Der hat mit dem Wasser auch gleich die Karte gebracht: Die Auswahl ist nicht groß, dafür wechselt sie alle zwei bis drei Wochen. „Schmankerln“ finden sich hier, „Frittaten“ oder „Fleischlaberl“.

Als moderne Wiener Küche bezeichnet Peter Zühl-ke seinen Stil. Erst 25 Jahre ist der Küchenchef, doch mit Erdapfelgratin & Co. kennt er sich bestens aus, schließlich beendete er seine Lehre beim österreichi-schen Fernsehkoch Manfred Stocker. „Es gibt mehre-re Hundert Gerichte in der Wiener Küche“, weiß Zühlke. Deshalb bieten er und sein Team einen be-sonderen Service an. „Jeder Gast soll essen können, was er möchte.“ Einzige Voraussetzung: ein Anruf zwei bis drei Tage vor Besuch, „damit wir auch die Zutaten besorgen können.“ So steht dem Tafelspitz oder den Salzburger Nockerln nichts im Wege.

Immer auf der Karte ist das Wiener Schnitzel (18,50 Euro). „Ohne das geht es nicht“, sagt Zühlke und lacht. Zu Recht. Selten war Schnitzel zarter, der

warme Kartoffel-Gurkensalat würziger. Auch für den Vegetarier lässt sich Zühlke etwas einfallen: Dem ser-viert er verschiedene Gemüse mit leckeren Bärlauch-Kartoffelkrapfen (14 Euro) und vorweg einen bunten Blattsalat mit Radieschen, Kernen und Croûtons (6 Euro). Wer auf eine Überraschung steht, sollte sich an der Vorspeisenvariation für zwei Personen versuchen (19 Euro). Hier gibt es verschiedene, ständig wech-selnde Kleinigkeiten, nett auf einem Teller drapiert. Dazu passt der offene Chardonnay (0,2 Liter für 6 Eu-ro). Wer bereit ist, mehr Geld auszugeben, dem ist der hochwertige, aber auch schwere Burgenländer Char-donnay Gloria vom Weingut Kollwentz aus dem Jahr 2007 (79 Euro die Flasche) zu empfehlen.

Nach dem riesigen Schnitzel ist für einen Kaiser-schmarrn kein Platz mehr. Warum nicht die Dessert-variationen (9 Euro) teilen? Gute Idee: Hübsch ange-richtet gibt es einen Mini-Kaiserschmarrn, Bayrisch Mokkacreme, Eismarillen-Knödel und Früchte. Auch dieser Überraschungsteller variiert ständig.

Für die richtigen Fans von österreichischer Küche und Humor hat das Amadée etwas Besonderes zu bie-ten: Regelmäßig veranstalten Zühlke und seine Kol-legen einen Cabaret-Abend. Hier werden nicht nur vier Gänge geboten, sondern auch Anekdoten vom österreichischen Kellner Christian Hamerle, der als Oberkellner Alfred auftritt. Die nächste Folge ist für den 14. August unter freiem Himmel auf der Terrasse geplant. „Auf Wiederschau’n!“

» Amadée, Max-Brauer-Allee 80, Tel. 98 23 93 30, Di–So ab 18 Uhr, Küche bis 23 Uhr, www.restaurant-amadee.de

Moderne Wiener Küche, Wunschgerichte per Telefon und Cabaret: Das „Amadée“ holt Österreich nach Altona

Sonnabend/Sonntag, 14./15. Mai 2011

LOKAL-TERMIN

FOTO

:GRA

FIKA

NSTA

LT

REZEPT VON PETER ZÜHLKEErdbeerknödel mit Rhabarberkompott

1 Aus demQuark, Puderzucker, Ei und Eigelb,Mehl,Abrieb und der Butter einen Teig kneten. Danach30Min. abgedeckt ruhen lassen.

2 Für denRhabarber: Zucker karamelisieren,mitWeinundRumablöschen und 5Min. leicht einkochen. Feingeschnittenen Rhabarber und Vanille dazu gebenund etwa 15Min. köcheln, bis der Sud dicklich wird.

3 Teig zu 6Knödeln formen, mit je 1 Erdbeere füllen.BeimRollen der Knödel unbedingt darauf achten,dass der Teig keine Blasen oder Risse hat! InWasser3–4Min. leicht köcheln, dann 10Min. ziehen lassen.

4 ZumAnrichten dieKnödel entwedermit Puderzuckerbestäuben oder in einerMischung aus flüssigerButter, Zucker und Bröseln rollen. Auf einemTellermit demRhabarber anrichten.DiesesRezept ist abwandelbar z.B.mitMozart-kugeln oderMarillen (Aprikosen). Bei letztererVariante quetscht man einen Zuckerwürfel in dieFrucht, was quasi den Stein ersetzt.

Samurai-Sudoku

Lösungsweg:Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein Zentral-Sudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je

einen Block mit dem Zentral-Sudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen

1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 × 3 - Feld nur einmal vorkommen.Lösung: siehe unten …

Irgendwo in Hamburg. Nur wo?Zur Hochzeit des Kultes um den früheren Reichs-kanzler wurde eines der größten Denkmalprojekte überhaupt realisiert: Von 1901 bis 1906 plante und erschuf der Architekt Johann Emil Schaudt mit dem Bildhauer und Jugendstilkünstler Hugo Lederer Hamburgs höchstes Denkmal, ein Symbol des wilhelminischen Imperialismus. Das Standbild aus Schwarzwälder Granit kommt vom Plateau aus auf eine Gesamthöhe von 34,3 Metern, allein acht Meter misst das Schwert. Weichen musste dafür der Elbpavillon, eine Vergnügungsgaststätte.

Für scharfe Denker

Waagerecht:1 Nie besuchte er die Berufsschule für Athleten.16 Grotte eines Sehorgans. 17 Uns ist aus Eng-land dieser River zum Wash oder Humber be-kannt. 18 Die Stenographie kennen kürzer Sie.19 So ist die Erdoberfläche in Form. 20 Gehört zu einem lateinischen Vor-Satz. 21 Zahlwort in der Heine-Gesamtausgabe. 22 Einst Ältester der Jungtürken. 23 Wofür Auguste und August Pate standen. 24 Ihm folgt Strawinsky. 26 Wer etwas ahnt, der hat ihn schon. 30 Macht Ge zur Vergan-genheit. 32 Letzte Ruhestätte für einen reform-freudigen preußischen Staatsmann. 36 Holz-pflänzchen mit Ölgängen. 41 Verfestigtes vulka-nisches Aschengestein. 42 Der Philosoph der Landstreicher in Becketts „Warten auf Godot“.43 Liegt Japanerinnen auf dem Magen. 44 Vom Vater verstoßen, bringt sie Menschen Unglück.45 Kurzer Fragebogen zur Arbeitsanalyse.46 Mitglied der Band, die mit „Bend it“ Erfolg hatte: Dave ... 47 Was so ist, will meistens nie-mand haben. 48 Wir betrachten „lediglich“ von hinten, um das Zentrum vom Grund zu finden.49 Kleines Arsenal. 50 Mit Eger im Gefolge wird daraus ein echter Bazillus. 51 Mobile Daten-erfassung in Geschwindigkeitsform. 52 Er wohnt in Asgard unter Wotan.

Senkrecht:1 Frühstücksbüfett der Geier. 2 Ganz schön tap-fer! 3 Diese Stadt spiegelt sich in der Garonne.4 Wie heißt die Insel der Kanaren, zu der viele im Urlaub fahren? 5 Kurz gefragt: Ist der Eigenname okay? 6 Anschauungsmodelle für die Zeichen der Zeit. 7 Die Insel Dänemarks liegt nah bei Sylt. Die Nordsee tobt dort manchmal wild. 8 Arabischer Friede, gebräuchlich als Grußformel. 9 Kommt vor Collins vor. 10 1968 Gold im Eiskunstlauf für Ludmilla Beloussowa und ... Protopopow. 11 Ab-lehnung der Alten. 12 Wird ausgebracht oder knusprig geröstet. 13 Alle die, die diese riechen,tun gut daran, sich zu verkriechen. 14 Er entsteht aus der Verbindung von Alkohol und Säure. 15Diesen Tanz tanzt man in Schottland. 24 Welt-bekanntes Handelszentrum in der sagenhaften Geschichte Krynns. 25 Man muss schon so eini-ges aufbieten, um Hunde hinter diesen hervor-zulocken. 26 Als er starb, wurde die ägyptische Parade abgebrochen (Vorname). 27 Allah ist groß und der Sultan hat’s erlassen. 28 Agrippa siedelte sie 38 v. Chr. am linken Rheinufer an.29 Karawanenbremse. 31 Geht etwas zu dieser,bleibt nur noch ein Rest. 33 Alias Ballettrock.34 „Glück und ... wie leicht bricht das.“ (Sprich-wort) 35 Aufenthalt für Gold und Blut. 37 Das Innenleben von Frieda. 38 Malerbedarf ohne Anfang. 39 Wird namentlich von Papageien geäußert. 40 Des Storchvogels Schnabel, unge-logen, ist nach unten hin gebogen.

Irgendwoin Hamburg: Bismarck-Denkmalim AltenElbpark

Auflösungen:

518432796927658413364971528673589142481726935259143687792315864135864279846297351

824573916

917642538

635189247

241937865

589261473

376458129

793824651

468315792

152796384

864731952279856134351294687135978246492615378786342519518469723947523861623187495

493276518265183947817549623641358279782914365359762481134697852528431796976825134

723584691861739524495621378579462813342198756618357942236915487987246135154873269

AMATEURSPORTLERAUGENHOEHLEOUSESTENORELIEFANTEEINEKEMALGUSTELIGORANIMUSSTERNSTEINGRABARALIETUFFWLADIMIROBIATEFAADEEUEBRIGRUNARSERRMDEASE

Für 6 Personen:500 g Quark (24 Std. im

Tuch abgehangen) oder

Backquark

40 g Butter, zerlassen

80 g Puderzucker

1 Ei

1 Eigelb

125 g Mehl

Abrieb einer Zitrone

6 frische Erdbeeren

Für das Kompott:180 g Zucker, braun

300–350 g Rhabarber

4 cl Rum

½ Stange Vanille

100 ml Weißwein, lieblich

IMPRESSUMChefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)Art Direction: Julia WagnerMitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke,Simone Buchholz, Andrea Fonk, Yasmina Foudhaili,Oliver vom Hofe, Susanne Kaloff, Sophie Laufer,Thomas Leidig, Karin Lübbe, Julia Marten, Peter Maus, Jens Meyer-Odewald, Norman Raap,David Resuehr, Kirsten Rick, Manu Schmickler,Josephine Warfelmann, Klaus WitzelingKonzeption & Realisation:mar10 media GmbHGeschäftsführer: Nikolas MartenAnzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,Tel. 040/34 72 25 56Verlag & Druck: Axel Springer AG,Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg

Ausgezeichnet mit fünf „European Newspaper Awards 2010“

› BROT & SPIELE

VI

RESTAURANT

Barcelona ImbissDirekt neben der Tapasbar Barcelona,die erst abends öffnet, gibt es ab sofort Katalanisches zum Mittag: Salat, Obst,Meeresfrüchte, iberischen Schinken und natürlich Tapas. Das Angebot wechselt täglich, je nachdem was Angel Ferrer und Claudio Carlin Williams vom Markt mitbringen. Bei gutem Wetter schmecken die Köstlichkeiten am besten auf der bequem bestuhlten Sonnenterrasse.» BARCELONA IMBISS, Max-Brauer-

Allee 10, Tel. 38 08 36 35, Mo–Fr

11–15 Uhr, www.barcelona-tapas.org

CAFÉ

Das CaféStatt in die Namensfindung hatdas Mylk-Team um Sarah Hassert alle Energie in die Gestaltung der Räume gesteckt: Hochglanzmagazintauglich gemütlich ist es, vom dezent platzierten Hirschgeweih bis zu den akkurat auf-gehängten Bildern. Der Parmaschinken wird mit einer alten Wurstschneide-maschine gehobelt und passt hervor-ragend zum Sauerteigbrot und feinem Wein. Einfach gut.» DAS CAFÉ, Borselstr. 14, Tel.

28 40 76 60, Mo–Fr 11–16 u. 18–23 Uhr

Essen und ausgehen

Page 6: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

zwischen Rockaway Beach und Inwood 207 Street hin und her, beobachtete die Fahrgäste – und die Hörer fahren mit. Die U-Bahn rattert, quietscht beim Ein-fahren in die Haltestellen, das Gedränge wird förm-lich spürbar. Ganz unterschiedliche Menschen sind das, vom Obdachlosen aus Queens bis zum Banker aus Manhattan. Der Lokführer berichtet von seinen Vogelbeobachtungen und die Pendlerin Charlie be-schwert sich über die ständigen Verspätungen – das ist Kopfkino, das mit Sightseeing nichts zu tun hat. Für Lena Bodewein ist der Unterschied zwischen ih-ren tagesaktuellen Berichten und solch einer Repor-tage klar: „Das eine ist Pflicht, das andere Kür.“

Dr. Dörte Hansen-Jaax, seit drei Jahren für die monatliche Magazin-Ausgabe der Sendung zuständig, liebt die Opulenz der Produktio-

nen, die auch junge Zuhörer ansprechen sollen. „Für die ,Olivenernte in der Toskana‘ werden sich die Leute in 30 Jahren noch interessieren. Eine Reise-führergeschichte wie ,Florenz und seine Museen‘ funktioniert nicht mehr“, weiß sie. Und so geraten bei ihr die Hörer schon mal auf eine Heavy-Metal-Kreuzfahrt mit Metallica-Fans oder an den Fuß des Mont Ventoux – und fahren dort mit einem Tour-de-France-Teilnehmer jene Strecke ab, an der 1967 der erste bekannte Doping-Radsportler Tom Simpson starb.

„Manchmal mache ich mir schon Sorgen um die Reporter, wie kürzlich bei einem, der trotz Lawinengefahr auf dem Mont Blanc unterwegs war. Aber wir achten sehr darauf, dass sie keine zu großen Risiken eingehen nur

um der Spannung willen“, sagt Wolfgang Heinemann, der Nachfolger Wolfgang Meisenkothens. „Und es ist in all den 60 Jahren auch noch nichts Schlimmeres passiert, als dass einmal die O-Töne gestohlen wur-den.“ Die Ideen für die Beiträge kommen aus seiner Redaktion. Verteilt werden sie dann an die jeweils vor Ort arbeitenden Autoren, insbesondere an die ARD-

Der 16. Mai 1951: „Zwischen Hamburg und Haiti“ geht zum ersten Mal über den Äther. MANU SCHMICKLER undANDREA FONK statten der Radiosendung einen Besuch ab

Korrespondenten. „Man muss richtig einsteigen ins Leben. Und um die Wirklichkeit wahrzunehmen, ist es manchmal eben nötig, in den Untergrund zu ge-hen.“ Albrecht Breitschuh, ARD-Korrespondent in Stockholm, hat es auf den Punkt gebracht: „Es mag zwar sein, dass die Sendung ihren Namen vom gleich-namigen Hans-Albers-Hit bekommen hat. Aber zwi-schen Hamburg und Haiti kann man so ziemlich alles unterbringen, eben auch Menschen, die auf Livisch singen, einer Sprache, die fast ausgestorben ist.“

Genau das ist es, was seit 60 Jahren das Format ausmacht: Der Hörer lernt etwas kennen, von dessen Existenz er nicht einmal wusste.

Er lauscht Meeresschildkröten beim Eierlegen und den Wellen des schwierigsten Schifffahrtsgewässers der Welt. Verändert hat sich nur die Technik: Mitt-lerweile ist das Aufnahmegerät digital, wiegt nur wenige Hundert Gramm und passt in jede Tasche, hat dafür aber Studioqualität. Kritik der Hörer gab es nur ein einziges Mal. „Der Korrespondent in Singapur hatte eine Sendung über Neu-Guinea ge-macht, da muss man natürlich auch die Menschen-fresserei erwähnen, die es dort bis vor 60 Jahren noch gab“, erzählt Wolfgang Heinemann. Das war den Hörern dann doch zu viel: „Dass Sie so etwas zur besten Frühstückszeit senden!“

Stammhörer halten sich jeden Sonntagmorgen frei, Großmütter verfolgen die Sendung mit ihren Enkeln, und auch viele junge Leute frönen dem Wo-chenend-Ritual. Feedback kommt heute selten per Post, viel öfter per E-Mail. Für manche Hörer spielte „Zwischen Hamburg und Haiti“ eine Art Babysitter, während die Eltern ausschliefen. Eine andere Hö-rerin schildert, dass die Mutter ihr morgens das Frühstück ans Bett brachte und sich leise wieder hin-ausschlich, um nicht zu stören. Doch im Gegensatz zu früher sind die Hörer inzwischen selbst sehr mobil. Damals war der Reporter stellvertretend unterwegs, sagt Dörte Hansen-Jaax, nun reist jeder selbst. Auch an den entlegensten Orten kann man sicher sein: Irgend einer der Hörer war schon da.

Nach 60 Jahren gibt es kaum noch weiße Flecken auf der Landkarte der Sendung, aber es gibt noch ge-nügend Stoff. „Man entdeckt eine sich verändernde Welt immer wieder neu“, sagt Arved Fuchs, der Polar-forscher aus Bad Bramstedt, der viele Beiträge für Wolfgang Meisenko-then lieferte und mit der Sendung auf-wuchs. Es ist jetzt Neugierde, die treibt: die Herausforderung, nicht mehr die Sehn-sucht. Aber selbst wenn die Menschen heute theoretisch an jedem Punkt der Welt Urlaub machen kön-nen – sie werden dort wahrscheinlich nie erleben, was sie sonn-tagmorgens vorm Ra-dio erfahren.

A ls Wolfgang Meisenkothen An-fang der Sechzigerjahre nach New York reist, will er ledig-lich seinen Vater besuchen, der dort lebt. Dass er dabei Werner Baecker kennenlernt und sein Leben eine neue Route nimmt, ist Zufall – oder Glück. Baecker

ist mit seiner Sendung „New York – New York“ ein TV-Star. Er gewährt dem neugierigen jungen Mann die Bitte, ein paar Tage lang bei der Entstehung einer Ausgabe dabei sein zu dürfen – und sorgt somit dafür, dass Wolfgang Meisenkothen nicht, wie sein Vater es ihm schmackhaft machen will, Flugzeugingenieur wird, sondern Reisejournalist. Baecker erkennt das Talent des gebürtigen Berliners, schreibt eine Emp-fehlung an den NDR, für den er 1951 die Radiosen-dung „Zwischen Hamburg und Haiti“ konzipiert hat, und dann geht es los. Rund um die Welt.

Bewaffnet mit dem zwölf Kilo schweren Nagra-Rekorder taucht Meisenkothen in fremde Kulturen ein, durchquert Kontinente und sammelt unendliche Stunden Material. Acht Monate verbringt er allein in Australien. An seine 1975 entstandene Reportage über den „Tea & Sugar Train“, der abgelegene Orte Austra-liens mit Grundnahrungsmitteln versorgte, erinnern sich Hörer bis heute. Als der Reisereporter 1980 gefragt wird, ob er „Zwischen Hamburg und Haiti“ übernehmen möchte, ist die Antwort einfach.

28 Jahre lang prägt „Meise“, wie er von seinen Kol-legen noch immer genannt wird, die Sendung. Gleich seine erste Amtshandlung sorgt für Entsetzen in der Chefetage: Er ersetzt die Handvoll kurzer Beiträge durch eine 30-minütige Reportage. Und bleibt stur. „Ich bin ein Langstreckler“, sagt er. Und er nimmt

sich Zeit – allein die Erkennungsmelodie dauert an-derthalb Minuten. Die heutige Häppchenkultur liegt da noch in weiter Ferne. In dem Maße, wie die Hörer-zahlen steigen, verstummt die Kritik der Senderlei-tung. Und sie steigen enorm. Meisenkothen liebt die Ferne und ihre Geschichten – und diese Liebe spüren die Hörer. Bis heute. Und auch Meisenkothen hat im-mer noch seine Leidenschaft fürs Erzählen, das Interesse am Unbe-kannten, den Blick fürs spannen-de Detail. „Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass jeder Zug anders klingt?“, fragt er.

Mit dem Beitrag „Auf den Spu-ren der Beatles in Obertauern“ verabschiedet sich Wolfgang Mei-senkothen 2008 in den Ruhestand, verlassen hat sein Pioniergeist die Sendung jedoch nie. Noch immer sind die Reporter auf der Suche nach den Geschichten, die in kei-nem Reiseführer stehen. Sie bil-den nicht einfach nur ab, sie tau-chen ein. Sie leben in dem Land, von dem sie erzählen. Es sind Menschen wie Lena Bodewein, die als Auslandskorrespondentin im ARD-Studio in New York gearbei-tet hat. Sie ist 2009 mit dem Goldenen Columbus, dem Reisejournalistenpreis, ausgezeichnet worden, der schon oft an Reportagen der Sendereihe „Zwi-schen Hamburg und Haiti“ ging.

Bodeweins Sicht auf New York zeigt weder Ground Zero noch die Freiheitsstatue, sondern die Bewohner der Stadt. Zwei Tage lang fuhr sie mit dem A-Train

Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011

DAS OHR ZUR WELT

» Die Jubiläumssendung „In 60 Jahren um die Welt – 60 Jahre ‚Zwischen Hamburg und Haiti‘“ ist eine gefühlvolle Chronik der Kult-sendung. Redakteur Wolfgang Heinemann reist darin zurück bis ins Jahr 1951, als das Magazin ins Leben gerufen wurde, und zeigt, wie es Farbe ins Wirtschaftswunderland brachte. Ausschnitte aus alten Reportagen wie über „Johnny, den Schlangenfänger“ machen deutlich,wieso der akustische Reiseführer für Fans zum Sonntagmorgen gehört wie das Frühstücksei.So, 15.5., NDR-Info, 7.30 und 9.30 Uhr, noch mehr Storys und Bilder unter: www.ndr.de/info/programm/sowie www.ndr.de/unternehmen/organisation/ndr_geschichten/Downloads, Internet-Livestream und Podcast-Abonnement in der ARD-Mediathek unter:www.ardmediathek.de

» Weltenbummler erzählen lautet der Untertitel des Buchs „Zwischen Hamburg und Haiti“ von Ursula Klamroth aus dem Jahr 1956 mit ausgewählten Fernweh-Features.Schlösser-Verlag, 286 Seiten,antiquarisch oder ab 0,23 Euro über www.amazon.de

WeltIn 30 Minuten

um die

SEIT 60 JAHREN ZWISCHEN HAMBURG UND HAITI

Globetrotter (o. l.): Regisseurin

Birgit Meyer, die Redakteure

Wolfgang Heinemann und Dörte

Hansen-Jaax (nicht im Bild)

sagen seit 2008, wo’s langgeht

Weltbürger (v. o.): Redakteurin

Ursula Klamroth, um 1952; Redak-

teur Harro Torneck, der rund 1100

Beiträge schrieb, 1977; Wolfgang

Meisenkothen (l.), der die Sendung

28 Jahre prägte, mit Nachfolger

Heinemann, 2011; Werner Baecker,

der Vater des Reisemagazins, 1951

FOTOS: NDR (4), MARCELO HERNANDEZ

Modeist keine Frage

der GrößeMode ab Größe 44–54aus den Kollektionen Wille, Ppep,Marina Rinaldi, Tuzzi nero,Sallie Sahne, Samoonsowie Strick von Irma Mahnel,Portelli und Glasmacherfinden Sie bei uns.

Lady chicgroße Mode

HH, Neuer Wall 41 (Am Fleet) Tel. 367823

„Man entdeckt einesich verändernde Welt

immer wieder neu.“ Arved Fuchs, 58, Polarforscher,

Fan und Mitarbeiter der Sendung

FOTO

:PIC

TURE

-ALL

IANC

E/RT

N

› GESTERN & HEUTE

VII

Page 7: Perlenkette - Hamburger Abendblattstatic.apps.abendblatt.de/.../files/_magazin2011_19.pdf · 2019-02-21 · Sonnabend gibt der Entertainer, Rocksänger und Singer-Songwriter ein Konzert

FOTO

S:IS

TOCK

PHOT

O,PR

IVAT

Sonnabend / Sonntag, 14. / 15. Mai 2011

Die Wochenvorschau 16.–22. MAI

KONZERT: Andy McKee, einer der besten Fingerstyle-Gitarristen der Welt, dessen Videos auf You-tube 20 Millionen Mal angeschaut wurden, spielt jetzt live. Fliegende Bauten, 20 Uhr.

SHOW: Oliver Kalkofe & Bastian Pastewka präsentieren beim „Gernsehclub auf Tour“ das Beste ihrer preisgekrönten Kultserien.Schmidts Tivoli, 20 Uhr.

AUSSTELLUNG: Jeder Mensch hat Rechte. Studierende der HAW zeigen ihre Illustrationen zu den Menschenrechten. Eröffnung mit Hauptpastor Seemann u. a.St. Petri, 17.30 Uhr. Eintritt frei.

VORTRAG: Der Infoabend der Hamburger Polizei enttarnt die Tricks der Trickbetrüger. Freizeitzen-trum Schnelsen, 19 Uhr. Eintritt frei.

KINDER: „Hexe Lilli fliegt zum Mond“ ist ein ebenso unglaubliches wie lustiges und spannendesTheater-Abenteuer für Kinder ab6 Jahren. Planetarium, 15 Uhr.

ERWACHSENE: „The Ultimate Girls Night Out!“ versprechen die Chippendales, das durchtrainierte US-Männer-Ensemble. Angeblich ist für jede Frau ein Favorit dabei.Fliegende Bauten, 19.30 Uhr.

BALLETT: Anastasia Volochkova,die berühmteste Primaballerina Russlands, tanzt bei ihrem Projekt „Aplaus“ nicht nur klassisch und modern, sondern singt auch.Laeiszhalle, 20 Uhr.

VERNISSAGE: Die Großskulptur „Green Revolution“ von Roger Rigorth wird im Botanischen Gar-ten (Klein Flottbek) enthüllt. 13 Uhr.

PERFORMANCE: Laurie Ander-son zeigt „Delusion“ – ein beein-druckendes Multimedia-Erlebnis aus Bildern, Musik, Poesie undStorys. Kampnagel, 20 Uhr.

MESSE: Die HanseBird 2011 vereint Optik und Ornithologie. Be-sucher können die Welt der Vögel entdecken und fotografieren, Fern-gläser und Kameras testen. Hagen-becks Tierpark, Fr – So 9 – 18 Uhr.

KONZERT: „Frühsommergefühle“ zaubert Bernd Begemann solo aus seinem Gitarrenkoffer hervor – unberechenbar, wild und sexy.Polittbüro, 20 Uhr.

KABARETT: Badesalz, das hessische Kult-Comedy-Duo, ist beim aktuellen Programm „Binn-dannda!“ mit dem Gleitschirm un-terwegs. St. Pauli Theater, 20 Uhr.

LAUFEN: Zum Haspa Marathon Hamburg gibt es bereits über 16 000 Anmeldungen. Start der Läufer: 9 Uhr, Heiligengeistfeld.www.marathon-hamburg.de

KONZERT: 40 Jahre Rock ’n’ Roll – Peter Maffay & Band feiern das Bühnenjubiläum und gehen mit dem Philharmonic Volkswagen Orchestra auf Tour. Freilichtbühne am Kalkberg, Bad Segeberg, 19 Uhr.

SIMONESSTADTGEFLÜSTER

Jeden Morgen, wenn ich durch un-sere Straße schlendere, mir eine Zeitung hole und dann meinen ri-

tuellen zweiten Kaffee trinken gehe, höre ich einen Song aus meiner Jugend. Ich war wirklich noch sehr jung, als die Nummer ein Hit war, Anfang der 80er- Jahre: Hey, you, the rock steady crew, b-boys, breakers, electric boogaloo …

Der Song ist für mich so eine Art Hymne meiner Teenie-Zeit. Wenn ich den höre, bin ich auf der Stelle wieder wunderbar durchgedrehte, bunte, ver-letzliche dreizehn Jahre alt. Es ist jetzt nicht so, dass irgendjemand, der es gut mit mir meint, allmorgendlich unsere Straße mit frühem HipHop beschallt. Nein, es ist gar keine Musik. Es sind die Klamotten, die mich das Lied hören lassen. Da ist eine Enklave in unserer Straße, ein Café, in dem die Leute aus-sehen wie eine hinreißende Bande Ju-gendlicher im New York von 1985. Die Frauen tragen neonfarbene Sneakers oder spitze Pumps, die Männer wahr-scheinlich so Run-DMC-Schuhe, ich bin mir nicht sicher, ich achte mehr auf den Fußputz der Mädels. Die selbstver-ständlich Leggins und zackige Over-size-Shirts anhaben. Dazu immer die fettesten Ohrringe und hübschesten Pony-Frisuren. Ich finde das so toll von denen. Erstens tut es mir persönlich sehr gut, weil ich mich jung fühlen darf. Und zweitens ist es ein lustiger Schlag ins Gesicht jener Schafherde, die sich

jede noch so charakterlose Modeuni-form überstülpt. Denn das, was die Leute rund um das kleine Café machen, hat so viel Herz. Das kommt mitten aus der Musik, die sie hören. Das ist der Ge-genentwurf zu einem Fashion-Trend. Das ist eine menschliche Beatbox, die Hamburg ein Lied hinterherruft.

Gestern kellnerte dort eine junge Frau, sie hatte die gleiche Karamellhaut wie die junge Jennifer Beals. Sie trug eine Leggins, ein weites, am Ausschnitt ausgefranstes Sweatshirt, das ihre rechte Schulter freigab, und eine krau-se Frisur, irgendwie hochgesteckt. Seit-dem steht vor meinen sentimentalen Augen nicht nur die Rocksteady Crew im Kandie Shop herum, sondern auch noch die Belegschaft von Flashdance.

Falls mir jemand was schenken will: Ich wünsche mir einen Ghettoblaster.

Retro mit Herz

DAVID RESUEHR, 35, Junior-Fakul-tätsmitglied an der Vanderbilt Uni-versität, lebt mit Ehefrau Holly und Hündin Luna seit 2009 in Nashville.

Vor ein paar Jahren hätte ich nicht geglaubt, jemals in den USA sesshaft zu werden, aber wie das im Leben halt ist: Sag niemals nie! Ich hatte Riesenglück, eine Stelle an der Uni zu bekommen – und meine Frau gleich mit. Sie forscht, ich forsche im Sommer- und unterrichte im Wintersemester an der Medizinischen Hochschule.

Nashville ist auch als „Music City“ bekannt, und alles, was in der Country-Music-Szene Rang und Namen hat, ist hier zu Hause. Beim Joggen um das Parthenon lief uns gleich Carrie Underwood

(Starlet und ganz groß bei allen Country-Fans!) fast

in die Arme. Nashville ist zwar recht groß – liegt aber im Süden. Was heißt, dass die Uhren hier langsamer gehen,

viel langsamer, und als Hamburger muss man sich

daran erst mal gewöhnen. Wie an den lang gezogenen Southern-Dialekt (southern drawl), bei dem es einem so warm ums Herz wird bei den gastfreundlichen Südstaatlern zu Hause.

Die Landschaft in Tennessee ist toll, Berge und Täler, kalte Winter und heiße Sommer. Was mir am meisten gefällt, ist die Freiheit. Alles ist zwar reguliert, aber nicht überreguliert wie daheim, und spießig gibt’s nicht. Dass es hier so viel Platz gibt, spiegelt sich auch im Preis der Immobilien wider. Fürs gleiche Geld kann man hier einfach viel besser le-ben. Gewöhnen muss man sich daran, dass die Einheimischen ab und zu mal bewaffnet herum-rennen, und das sogar legal. Beim Fliegenfischen im Gebirgsbach hörte ich auf einmal Schüsse, ge-nau da, wo zwei Boote angelandet waren. Und da steht tatsächlich einer mit rauchendem Colt und zielt in die Büsche, weil dort eine giftige Schlange herumkroch …

Was ich am meisten vermisse? Brot – und Brötchen! Wenn man dann etwas findet, was an unsere Backwaren herankommt, hatdas seinen Preis. Und weil Pakete mit Brotbackmischungen aus Deutschland etwas teuer sind, wird selbst gebacken! Das gute Hamburg und die Hamburger vermisse ich ebenfalls, weshalb ich regelmäßig auf Besuch bin. Alles andere nehmen wir, wie’s kommt …

MADE IN HAMBURGDie in Hamburg lebende Designerin Angelika Thun aus Wien huldigt ihrer Wahlheimat mit dem „Leiberl“. Ihre Baumwoll-Shirts mit HH-Motiven gibt es je in vier Kinder- und Erwachsenen-Größen.

Hamburg-Leiberl,z. B. bei Place,

Wexstr. 33, um

24 Euro, www.

angelika-thun.de

Nashville

Kamera: Leica D-Lux 5,

gesehen bei Leica-Meister,

Eppendorfer Landstr. 64,

um 700 Euro

Kaffee: Sorte „Hawaii Kona

Macadamia Schoko“, Kaffee-

rösterei Burg, Eppendorfer

Weg 252, 250 g um 7 Euro

Kompaktradio: Tivoli one,

gesehen bei Bremer TV,

21,2 × 11,4 × 13,3 cm,

1900 g, Erikastr. 43,

um 200 Euro

MEIN STYLE-TRIO

Was benötigen Sie, um in den Tag zu starten?Ich brauche jeden Morgen unbedingt eine halbe Stunde am Frühstückstisch mit einem guten Kaffee, sonst geht gar nichts! Montags (mein freier Tag) gönne ich mir was ganz Besonderes: einen leckeren Hawaii Kona Macadamia Schoko. Das macht wach und glücklich! Nie war Koffein so lecker verpackt, da nimmt mein Körper es noch schneller und mit einem Lächeln auf – ziemlich teuer, darum selten, aber ein Event.

Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?Privat versuche ich gewissermaßen, die Seiten zu tauschen und schöne Momente des Lebens selber einzufangen. Vor der Kamera ein Fan des bewegten Bildes, lasse ich es in

meiner Freizeit ruhi-ger angehen und foto-grafiere, am liebsten mit einer Leica.

Was bevorzugen Sie: Musik hören oder selber singen?Zu Hause bin ich froh, wenn ich nicht selbst singen muss, da lass ich singen. Und zwar mein „Tivoli one“, das nicht nur schön klingt, sondern auch noch schön aussieht und sich gut anfühlt. Wer hören will, kann auch fühlen – wir sind uns ja so ähnlich!

Der Comedian Tetje Mierendorf, 39 („Sister Act“), hört Radio mit den Augen und macht sich beim Kaffee ein schönes Bild von der Welt

Spaßmacher

FOTO

S:PI

CTUR

E-AL

LIAN

CE,P

R

ILLU

STRA

TION

:JOS

EPHI

NEW

ARFE

LMAN

N

Es gibt sie noch, die Dinge, die es nur in Hamburg gibt. Mode der Marke „Omen“ von Thomas-i-Punkt zum Beispiel: Feine Wollpullover und Strickjacken in

leuchtenden Farben, Sakkos aus Stoffen, die fast grob wir-ken, aber wunderbar fallen, Baumwollkleider, die man nie wieder ausziehen möchte. Alles gerne auch in mehreren La-gen übereinander getragen. Ein eigener, selbstbewusster Stil. Die Farben wechseln, die Modelle bleiben meist. „Wenn man einmal die perfekte Form gefunden hat, sollte man sie nicht ändern“, sagt Thomas Friese, Gründer von Thomas-i-Punkt. Das gilt auch für die Größe des Unternehmens: „Man muss klein bleiben, um groß zu werden“, zitiert Friese die Witwe Clicquot. Deshalb ist die Omen-Kollektion auch nur in Hamburg zu kaufen, noch nicht mal im Internet.

Drei Läden gehören zu Thomas-i-Punkt: der am Gänse-markt seit 1968 und das große Haus in der Mönckebergstra-ße sowie das Tate, auch am Gänsemarkt. Die Kleidung wird nicht weit entfernt produziert: In Rothenburgsort in einer ehemaligen Bananenreiferei sind die Strickerei und Nähe-rei untergebracht. Die Strickmaschinen rattern im Erdge-schoss vor sich hin, fünf Stunden dauert es, bis eine Jacke fertig ist. Die einzelnen Teile werden zunächst gedämpft, die Bündchen angekettelt, das Futter eingenäht – alles per Hand. In der Küche hängen Zeitungsschnipsel von Thomas Gottschalk, Dieter Pfaff, Olli Dittrich, alle in „Omen“.

Die drei ältesten Töchter von Thomas Friese – er hat ins-gesamt sieben Kinder – arbeiten mit im Unternehmen. Tina Friese leitet Tate, den Damen-Einkauf und hat eine eigene Kollektion, „Kunoichi Clothing“, die auf den Strickmaschi-nen mitläuft. Iris Friese leitet den Herrenladen am Gänse-markt, die Männerkollektion und den Stoffeinkauf. Alexan-dra Friese kümmert sich um Personalabläufe – das Unter-nehmen hat rund 60 feste Mitarbeiter –, um Kommunika-tion und um alle Projekte. Das Skateland, inzwischen das größte von der Stadt geförderte Jugendprojekt, ist eines da-von. Thomas Friese hat dafür akribisch Skateparcours in den USA studiert, hat sich schlau gemacht, als sein Sohn an-

Stil ohneGrenzenFür ihn ist Mode mehr als eine Mode: Thomas Friese von Thomas-i-Punkt produziert Kleidung,plant Parks, Sportanlagen und Kulturprojekte

TEXT: KIRSTEN RICK • FOTOS: THOMAS LEIDIG

fing zu skaten. Heraus kam eine Anlage, die äußerst beliebt ist, nicht nur, weil der Eintritt wochentags frei ist.

Thomas Friese zeichnet einen Kreis auf eine Serviette. Ein Strich teilt den Kreis, in eine Hälfte schreibt er „Gestal-tung“, in die andere „Soziales“. Das ist seine Philosophie. „Alles ist miteinander verbunden. Ohne das eine ist das an-dere nicht möglich“, sagt er. Bereits als Schüler wusste der heute 67-Jährige, was er werden wollte: Fußballprofi oder Modeschöpfer. Seine Klassenkameraden bogen sich vor La-chen. Das mit dem Fußballprofi hat nicht geklappt, Friese wurde stattdessen mehrfacher Segel-Weltmeister.

Nach einem Ort, „wo man den Menschen vermitteln kann, dass alles zusammenhängt“, hat Thomas Friese lange gesucht, in New York und Berlin, gefunden hat er diesen be-sonderen Ort in Hamburg: einen ehemaligen Zollanleger auf der Elbe, am Entenwerder Elbpark in Rothenburgsort. Dort steht die kunterbunte Architekturbox, früher mal ein Ausstellungsstück, darin ein großes Modell des Enten-werder Parks. Davor steht Friese, der heute ausnahmsweise

MARKENMACHER

nicht seinen schon etwas mitgenommenen grauen Lieb-lingskaschmirpullover trägt, sondern einen schwarzen Omen-Anzug, und erläutert mitreißend seine Visionen, Plä-ne und Projekte. Eine Segelschule für Kinder soll es hier geben, Ateliers und Ausstellungsräume für Künstler, einen Pavillon für Kulturveranstaltungen (die „Golden Box“ von der Skulpturenausstellung in Münster hat er bereits dafür gekauft). Und ganz wunderbar wäre auch ein schwimmen-des Freibad auf der Elbe – eine historische Brücke, die auf den Anleger führt, hat die Hamburg Port Authority nach langen Verhandlungen zugesichert. Auch für den Enten-werder Park hat Friese Pläne: „Der Park hat weder Fenster noch Türen“, sagt er und deutet auf das ihm zugesicherte Elbufer. Er holt Bücher, zeigt Pavillons, das Modell einer Freiluft-Skateanlage, einen Leuchtturm, der anderswo bald Containeranlagen weichen muss, eine Brücke, die den Park mit der HafenCity verbinden wird. Stadtentwicklung.

Aber was hat das mit Mode zu tun? „Gar nichts“, sagt Ale-xandra Friese. „Es hängt alles zusammen“, sagt ihr Vater.

Kontakt» Thomas-i-Punkt,Mönckebergstraße 21,Tel. 32 71 72, Mo – Sa 10 – 20 Uhr,www.thomas-i-punkt.de

Visionen undWertigkeit:

Thomas Friese,

67, Gründer von

Thomas-i-Punkt;

Bündchen werden

hier noch von Hand

angekettelt (r.)

Kolumne» Hier schreiben im wöchentlichen Wechsel Maike Schiller – zur Zeit in Babypause und vertreten von der Hamburger Autorin Simone Buchholz – und Joachim Mischke.

Verarbeitung und Verkauf: die Schneider-

abteilung in Rothenburgsort mit Stoffproben

und Mustern (ganz oben); das große Thomas-

i-Punkt-Haus in der Mönckebergstraße

› STIL & LEBEN

VIII

MONTAG DIENSTAG MITTWOCH DONNERSTAG FREITAG SONNABEND SONNTAG