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Peter Piller Gora Jain AUSGABE 88 | HEFT 27 | 4. QUARTAL 2009 B 26079 KRITISCHES LEXIKON DER GEGENWARTSKUNST KÜNSTLER

Peter Piller Gora Jain

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Peter Piller Gora Jain

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Peter PillerGora Jain

AUSGABE 88 | HEFT 27 | 4. QUARTAL 2009 B 26079

KRITISCHES LEXIKON

DER GEGENWARTSKUNST

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Cover Peter Piller; Foto: Volko Kamensky

1 ARCHIV PETER PILLER 2002-2004 ‚Pfade/Paths‘, aus: „Von Erde schöner“

Digitale C-Prints

je 25 x 25 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn, courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

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Das Kunstwerk ist nicht, was ich sammle, sondern was ich aus den Bildern mache. Vergrößerte Aus-drucke, Wegnahme der Bildunterschriften, neuer Kontext.«

Peter Piller

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„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ (O.J. Bierbaum) Eine derart lapidare Bemerkung wird keiner philoso-phischen Humortheorie gerecht, offenbaren sich doch über die Jahrhunderte hinweg vielfältige Veränderungen in der Humorauffassung, welche sowohl als ästhetische Kategorie als auch als Sammelbezeichnung für ein breites Spektrum „menschlichen Spaßverhaltens“ defi-niert wird.1 Dennoch umschreibt diese Bemerkung ein Peter Pillers künstlerischer Arbeit inhärentes Moment, worin Humor eine wesentliche Rolle spielt. Es geht dabei um eine besondere Form der humoristischen Wahrneh-mung, die einerseits künstlerisches Konzept ist und sich andererseits als ästhetische und erkenntnisstiftende Erfahrung konstituiert.Für beides bedarf es einer aufmerksamen Betrachtung mit zweiten, dritten und mehr Blicken, denn ein ers-ter Blick reicht nicht aus. Sofern dieser Übergang vom Zustand des bloßen Registrierens in eine bewusste Auf-merksamkeit vollzogen wird, kann man sich bei der Ver-senkung in Pillers Bildpräsentationen einem Schmunzeln kaum entziehen. Doch was verleitet uns zum Schmunzeln durch seine Arbeiten, lässt bei eingehender Betrachtung aber auch schnell mal das Lachen im Halse ersticken?Statt spektakulärer Auftritte und aufmerksamkeitshei-schender Ausstellungspräsentationen sowie ganz ohne Verwendung abstruser Materialien und Techniken tritt Peter Piller als Foto-Konzeptkünstler in seiner sachlichen und systematischen Art an die Öffentlichkeit. Für seine zumeist auf ein semiologisches Wahrnehmungsmodell bezogenen Konzepte hält er umfangreiches Bildmaterial aus unterschiedlichen Print- und digitalen Medien, lange Fotoreihen, Zeichnungen, Notizen und eigens erstellte, zum Teil schwergewichtige Publikationen bereit.Große Teile des zu bearbeitenden Materials beherbergt Piller in Aktenschränken in seiner Hamburger Atelier-Wohnung. Dort sammelt, sichtet und sortiert er und entwickelt daraus seine Werkkonzepte. Auf diese Weise erwachsen für ihn Betätigungsfelder und künstlerische Methoden aus den Bereichen Bildforschung, Archivarbeit und künstlerische Feldforschung, innerhalb derer Pil-ler mit vorgefundenem, gesammeltem wie auch selbst-hergestelltem Material agiert. Die daraus gewonnenen Bildwelten eröffnen einen doppelten Blick auf Mensch und Objekt. Es entsteht eine Dualperspektive im Klei-nen, worin im Gegensatz zur Alltagswahrnehmung durch humoristische Blickweise Vertrautes und Gewohntes verschoben und seltsam verzerrt gegeneinandergerückt werden. Das Sehen will hier neu gelernt sein.

Bildforschung und Archivarbeit

Pillers Bild(er)forschung und Archivarbeit erfolgen auf sehr systematische Weise. Er stürzt sich in die Inflation der reproduzierten Bilder, übernimmt Fotografie-Nach-lässe, sammelt Archiv-, Zeitungs- und Internetbilder, alte Postkarten und Textteile. Ein beträchtliches Bild-Text-Konvolut ist so zusammengekommen. Für Pillers Verfah-ren einer „Recycling-Art“ wird es ihm wohl auch zukünf-tig nicht an Nachschub mangeln, zumal es sich meist um konsumierte und anschließend nutzlos gewordene Mate-rialien handelt. In der Auswahl konzentriert sich sein the-matisches Interesse auf das Alltäglich-Durchschnittliche, so dass Themen und Fundstücke weder sensationellen oder merkantilen Wert noch eine besondere künstlerische Bedeutung haben. Als Urheber der primären Bildproduk-tion bleibt er außen vor, da die ready-made-pictures von anderen (nicht selten Amateur-)Fotografen stammen und zunächst ihren Blick auf die Wirklichkeit wiedergeben.Auf diese Weise gewinnt Piller Zeit und Distanz zu all dem Dargestellten, welches in der vorrangig auf Aktualität aus-gerichteten Medienwelt ohnehin schon am nächsten Tag als veraltet gilt. Bei seinem Griff in die bereits vorhandene Bild- und Textkiste haben für ihn weder die Aktualität einer Meldung noch die Bindung an den vorgegebenen Informa-tionsgehalt eine maßgebliche Bedeutung. Entsprechend verläuft seine eher bedachte, sorgfältige Arbeitsweise des wohlüberlegten Auswählens diametral zur hektischen Pro-duktionsweise der Medien. Über längere Zeiträume hinweg werden die gesammelten und aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelösten Materialien sortiert, ausgewertet und kategorisiert, anschließend in einer seriellen Anord-nung neuinszeniert, dokumentiert und zuletzt publiziert. „Das Kunstwerk ist nicht, was ich sammle, sondern was ich aus den Bildern mache. Vergrößerte Ausdrucke, Wegnahme der Bildunterschriften, neuer Kontext.“ (P.P.)Eine zunächst an Fundort oder Bildart orientierte Eintei-lung lässt daraus verschiedene, kulturelle Bildarchive entstehen, die über mehrere Jahre in Erweiterung und Bearbeitung sein können. Derzeit umfasst das Archiv Peter Piller Luftbilder, Zeitungs- und Internetbilder sowie Historische Postkarten, Werkzeitungs- und Archivfotos. Innerhalb dieser Bildgruppen entwickelt der Künstler unter formalen, ästhetischen und inhaltlichen Aspekten eigene Inventarisierungskategorien, denen Bilder zuge-ordnet werden. Auf diese Weise ergeben sich spezifische Sammelgebiete, die ihrerseits völlig neue Kontexte für das einzelne Bild und seine Betrachtung öffnen. Die aus dieser Vorgehensweise gewonnenen Ergebnisse führt Pil-

Sehen will gelernt sein! Bild und Feld-

forschungen zur Phänomenologie des AlltagsGora Jain

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ler nach eigenen erkenntnisleitenden Prinzipien in Aus-stellungen und Künstlerbuch-Publikationen zusammen. Mit den Veröffentlichungen ist dann ein Sammelgebiet hinreichend erschlossen bzw. „geklärt“ und gilt zum jet-zigen Zeitpunkt als abgeschlossenes Archiv.

Luftbilder

Wohn- und Lebenskultur als Spiegel der Zeit: Im Jahr 2002 übernahm Piller aus einem Firmennachlass etwa 20.000 Luftaufnahmen von Einzelhäusern. Bundesweit wurden zwischen 1979 und 1983 zahlreiche Wohnsiedlungen über-flogen, um großformatige Luftbilder von neuerbauten Eigenheimen herzustellen und an die Hausbesitzer zu ver-kaufen. Die mehrmalige Sichtung dieses Konvoluts leicht vergilbter Abzüge und Negative führte Piller aus etwa 12.000 Aufnahmen zu 23 alphabetisch gekennzeichneten Sammelgebieten. In einer umfas-senden Publikation wurden diese Einsichten zusammengestellt, und damit waren die Arbeiten am Luft-bilderarchiv abgeschlossen.2

Piller fokussiert seinen Blick auf das Daneben, sucht nach Ähnlichem im Nebensächlichen und entdeckt es aus der Luftperspektive heraus. Die ganze Wohn- und Lebenskultur einmal von oben betrach-tet, ermöglicht Distanz zum eigentlichen Motiv: dem Eigenheim. Dadurch lassen sich die Fotos nach neuen, von Piller bestimmten strukturellen Kriterien sortieren, die die Entdeckung von ähnlichen Nebensächlichkeiten als vordergründiges, immer wiederkehrendes Motiv frei-legen. Die daraus entstehenden Bild-Reihungen werden mit einem Titel versehen, der das Augenmerk auf eben dieses Detail am Rande lenkt. So zeigt beispielsweise die Folge Behelfsheime die in Gärten aufgestellten Zelte für das sommerliche Ritual des Übernachtens im Freien. In der Reihe Zungen hängen rote Bettdecken zum Lüften aus Fenstern heraus und in Schlafende Häuser sind Behau-sungen mit am hellen Tag heruntergelassenen Jalousien zum vermeintlichen Schutz gegen Eindringlinge während der urlaubsbedingten Abwesenheit zu sehen. Die Pfade (Abb. 1) beschreiben die gartengestalterische Kreativität vieler Hausbesitzer, sich merkwürdige Plattenwege um ihr Haus herum oder durch ihren Garten als Verbindungspfad zum Gartenhäuschen oder Komposthaufen anzulegen.Diese kleinen Details am Rande geben Aufschluss über Handlungsweisen und darüber, wie sich Menschen ihr Lebensterrain erschließen und einrichten. Die im neuen Kontext erscheinenden Luftaufnahmen werden zu Zeugnis-

sen menschlicher Gepflogenheiten, die durch ihre beson-dere Bündelung eine subtile Komik enthalten. Die Materi-alfülle macht das Nebeneinander des Immergleichen und vielerorts Wiederkehrenden gegenwärtig. Pillers deduk-tives Vorgehen, aus dem Allgemeinen das Einzelne her-auszufiltern, lässt das zunächst nebensächlich anmutende Detail als etwas allgemein Verbindendes erscheinen.Die Bilder-Serien entfalten sich zudem wie Dokumente einer Lebenskultur und -ästhetik innerhalb einer bestimm-ten Zeitspanne. So repräsentieren sie den Ende der 1970er Jahre erkennbaren wirtschaftlichen Wohlstand, welcher sich im Hausbauboom insbesondere der bürgerlichen Mit-telschicht manifestierte. Hinzu kommen bestimmte gestal-terische Details an Haus- und Dachformen oder die neben dem Eigenheim abgestellten pastellfarbenen Autotypen (heute als Oldtimer geltend), welche die Wohn- und Lebens-

kultur im Spiegel einer vergangenen Zeit wiedergeben. Neben architektonisch-ästhetischen Besonderheiten tre-ten weitere landschaftliche, kulturhistorische oder gesell-schaftlich relevante Auffälligkeiten, worin Geschichte durch bestimmte Setzungen innerhalb einer Lebenskultur zum Vorschein kommt. Dennoch können bestimmte Handlungs-weisen als überzeitliche Phänomene bis in die Gegenwart transferiert werden – Rituale des Trivialen wie das sams-tägliche Rasenmähen oder Autowaschen, aus denen eine ganze Phänomenologie des generationenübergreifenden Alltags entsteht.Mit dieser Komik der endlosen Wiederholung erstellt Piller ein neutrales, gleichwohl kritisch hinterfragendes Porträt der bürgerlichen Gesellschaft, ohne diese dabei zu werten oder zu verurteilen. Seine aus der Dualperspektive im Klei-nen entsprungene humoristische Wahrnehmung korres-pondiert mit einem spezifischen Vergnügen, eine an einem Objekt bemerkte Widersprüchlichkeit zu offenbaren und die Lächerlichkeit herauszuheben. Es bleibt dem Betracht-enden überlassen, inwieweit er sich mit den vertrauten Gewohnheiten des Durchschnittsbürgers identifiziert oder sich von ihnen distanziert.

Zeitungsbilder

Bildjournalismus in Medien- und Nachrichtenkultur ver-sus fotografische Authentizität: Was zunächst Produkt

Mit der Komik der endlosen Wiederholung erstellt

Peter Piller ein neutrales, gleichwohl kritisch

hinterfragendes Porträt der bürgerlichen Gesell-

schaft.«

Peter Piller

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einer Nebentätigkeit war, wird im Laufe der Jahre für Piller zum künstlerischen Konzept. Anlass und Aus-gangspunkt für dieses Archiv war seine Beschäftigung in einer Hamburger Medienagentur. Dort arbeitete er zur Deckung seines Lebensunterhalts von 1994 bis 2005 als Belegkontrolleur. Täglich galt es regionale Zeitungen durchzusehen und zu überprüfen, ob die beauftragten Werbeanzeigen korrekt publiziert worden waren. Diese Auswertung von über 150 Regionalzeitungen stellt eine monotone, zugleich aber auch den selektiven Blick her-ausfordernde Beschäftigung dar, die Piller später zuguns-ten seiner künstlerischen Arbeit um den Blick-auf-das-Daneben erweitern wird.Seine Bearbeitungsmethode der ergiebigen Fundstellen verläuft wieder nach einem bestimmten Suchschema und unterliegt einer subjektiven Systematik: Er sichtet das vor-

gefundene Material, findet etwas und fängt an zu suchen, sammelt, wählt aus, sortiert und fügt es zu Kategorien zusammen, die ausgewertet und mit einem Titel versehen werden. Auf diese Weise sind innerhalb des Zeitungsar-chivs über 80 Sammelgebiete entstanden.2 Das Auswäh-len erfolgt hier nicht wie bei den Luftbildern aus einer geschlossenen Motivgruppe, sondern aus der vielfältigen Bilderflut, die die Printmedien produzieren. Im Vorgang des Sortierens und Subsummierens nach bestimmten Merk-malen gewinnen sie indes eine veränderte Bedeutung. Piller deckt darin sich wiederholende Bildmuster und The-men auf, die der Erstellung einer nun eigenen künstleri-schen Bild-Typologie mit dem thematischen Schwerpunkt des Durchschnittlichen oder kleiner Provinzsensationen dienen. Durch sein Verfahren des De- und Rekontextuali-sierens präsentieren sich die Bilder für den Betrachter neu und eröffnen für das Abgebildete eigene Zusammenhänge, Themen und Geschichten. Seine Kategorien lenken die Aufmerksamkeit wieder auf das Daneben, auf die kleinen Details am Rande. Diese finden sich entweder im Bildmo-tiv selbst oder ergeben sich aus gleichlautenden Bildun-terschriften (z.B. Stein des Anstoßes oder Schandfleck) für völlig unterschiedliche Begebenheiten.Als erstes Sammelgebiet entstanden die Bau-Erwartungs-flächen. Auf diesen Fotos sind überwiegend Brachland-schaften zu erkennen, in denen laut Zeitungskommentar in Kürze außergewöhnliche Bauprojekte realisiert wer-

den sollen. Doch noch ist außer kargen Flächen nichts zu sehen, und ohne Text stellt dies für Piller „das maximale Nichts“ dar. In Löcher blicken Menschen, die sich geschäf-tig über einen offenen Kanalschacht beugen oder in eine Grube schauen. Kreative Gestaltideen zu Jubiläumsfei-ern für 1 bis 100jährige und das feierliche Durchtrennen durchschnittlicher Einweihungsbänder zur Eröffnung eines Waldweges oder einer Dorfstraße legen weitere grotesk anmutende Verhaltensmuster offen. Ebenso erregt der unbeabsichtigte Zufall innerhalb einer fotografischen Erfassung Pillers Aufmerksamkeit. In überschattete Auf-nahmen fällt der Schatten des Fotografs ins Bild und wird als außermotivisches Element für die Betrachtung rele-vant. Im Sammelgebiet Regionales Leuchten (Abb. 2) wer-den durch das Foto-Blitzlicht ausgelöste Reflektionen auf der Kleidung der Dargestellten zum einheitsstiftenden

Kriterium und somit plötzlich zum Hauptaugenmerk für die Bildwahrnehmung.Schon beim Durchblättern älterer Zeitungen verliert das,

was zuvor an Aktualität bedeutend war, schnell an Beson-derheit. Und noch mehr tritt durch die aus dem Kontext der Berichterstattung herausgelösten Fotos das stereo-type und immer wiederkehrende Bildschema anschau-lich hervor. Erfolgsmeldungen, Einweihungen, Jubiläen, Klein- und Großkriminalität sowie menschliche Schick-sale beschreiben den Alltag. Hierbei spielen die von Piller beigefügten Titel für die einzelnen Sammelgebiete eine zentrale Rolle für eine Umdeutung respektive Lenkung des Blicks auf das Andere im Dargestellten. Das Foto gewinnt seine Bedeutung aus dem neuen Kontext, in den es gestellt wird. Insbesondere Regionalzeitungen spie-geln das Kleinbürgerliche und in diesem Fall auch spezi-fisch Deutsche wider. Vergleichbar einer ethnologischen Untersuchung werden Rituale und Erkenntnisse über die Gewohnheiten eines Durchschnittsbürgers der Gegen-wart aufgedeckt. Piller richtet dabei seine Aufmerksam-keit auf die eher unspektakulären Begebenheiten, indem er nicht schillernde Prominenz oder gesellschaftliche Randgruppen erfasst, sondern den sogenannten normalen Kleinbürger. Denn auch hier denkt jeder, der gerade im medienöffentlichen Interesse steht, er sei einzigartig. Wer mit der Presse jedoch einmal zu tun hatte, kennt die spe-zifischen Inszenierungsstrategien für eine Berichterstat-tung. Demzufolge finden sich in der von Piller vorgenom-menen Sortierung der Themen zu Sammelgebieten auch nahezu gleichlautende Textbausteine und ähnliche Bild-

In seinem Umgang mit dem Bildmaterial erweitert

Peter Piller die Formen visueller und verbaler Kom-

munikation.«

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aufbauten wieder. Den aufgedeckten Wiederholungszwang konzentriert zusammengestellt und gebündelt zur Ansicht gebracht, führt er die mediale Sicht auf die Welt und den Anspruch auf Aktualität und Exklusivität ad absurdum. Zugleich wird ein Nachdenken über die Reproduktion von Reproduziertem als inverse Funktion zeitlicher, geschicht-licher, sozialer und ästhetischer Prozesse in Gang gesetzt. Die Zeitungsfotos werden „einer eigenen künstlerischen Typologie des Bildjournalismus zugeordnet, die das Gro-tesk-Alltägliche der Nachrichtenkultur und deren bildne-rische Archetypen anschaulich verwaltet.“4

Eine spezielle Kategorie stellen die Ungeklärten Fälle (Abb. 3) dar, die ein von „alleine entstandenes Sammelge-biet“ (P.P.) ergeben. Es sind 72 Fotos, die Piller auch nach jahrelanger Such- und Sortierarbeit keinem der über 80 Sammelgebiete seines Archivs zuordnen kann. Sie ent-ziehen sich sämtlichen Kategorien und werden nunmehr als Einzelbilder interessant, stehen in ihrer Sperrigkeit für die in jedem System enthaltenen Grauzonen. Zugleich befragt Piller kritisch den naiven Glauben an die grund-sätzliche Ordnung und Kategorisierbarkeit aller Dinge. Während sich innerhalb der anderen Sammelgebiete die Details durch ständige Repetition als alltägliche Normali-tät klassifizieren lassen, widersetzen sich die Ungeklärten Fälle einer vorgegebenen Ordnung. Sie werfen die Frage nach dem „Wie kann so etwas möglich sein?“ auf und kennzeichnen damit das Gezeigte als Unnormal. Pillers stete Suche nach dem undefinierbaren, dem absichts-los ästhetischen Bild könnte sich hierin erfüllen. Wenn die Bedeutung des Gesehenen nicht bekannt ist, es nicht schon durch Vorhergegangenes und einen (vor allem sprachlichen) Zusammenhang definiert ist, ergibt sich das Bild, welches für sich genommen nichts aussagt und damit offen für jede Bedeutung wird.

Internetbilder

Gefühlte Exklusivität trotz weltweiter Verfügbarkeit: Ein-mal mehr gilt für dieses Kommunikationsmedium, dass weltweit nahezu alle Menschen Zugriff auf das im Inter-net eingestellte Material haben können. Demzufolge besitzen Bilder und Informationen keinerlei Exklusivität, vielmehr kann jeder seine mehr oder weniger qualität-vollen Materialien der breiten Masse zur Verfügung stel-len. Deko+Munition lautet ein Sammelgebiet, wofür Piller auf einer Internet-Verkaufsplattform das entsprechende Bildmaterial entdeckte. Dort sind Amateur-Fotos einge-stellt, worauf Granaten- und Bomben-Geschosshülsen im häuslichen Umfeld präsentiert werden (Abb. 9). Solche

skurrilen Objekte der Begierde sind auf Fensterbänken, in Regalen, auf Wohnzimmer- und Küchentischen dekoriert oder liebevoll in Stoffe drapiert. Piller entwickelte aus die-sen Internetfotos eine Postkartenedition, die den Betrach-ter zum Benutzer werden lässt, indem er bei Bedarf das Bild einer Granate, einer Fliegerbombe oder einer Flü-gelmine mit herzlichen Grüßen „verschießen“ kann. Dass das Sammeln von Kriegsartikeln eine lange Tradition hat, macht das abgeschlossene Archiv Historische Postkar-ten deutlich. Diese von Piller als Unangenehme Nachbarn betitelte Sammlung an Feldpostkarten zeigt englische, französische oder russische Blindgänger aus dem Ersten Weltkrieg. Im Sammeln, Auswerten und Dokumentieren derlei Materialien werden Fragen zum historischen wie gegenwärtigen Kontext gestellt. Dabei können Indizien aus der Vergangenheit häufig einer Positionsbestimmung in der Gegenwart dienen.Seiner eigentlichen Funktion als zerstörendes Element enthoben, mutiert in Deko+Munition Kriegsmaterial zum ästhetischen Objekt und nimmt im häuslichen Bereich den Platz einer Trophäe ein. Wieder einmal scheinen hinter den amateurhaften Fotos für den schnellen Konsum durch die von Piller entwickelten künstlerischen Kategorien große existentielle Themen durch. Vergleichbar einer iko-nologischen Untersuchung lassen sich in den Bilderreihen soziokulturelle Zusammenhänge auf vielen Ebenen erken-nen. In der Wahrnehmung wird die Kluft zwischen dem Sichtbaren und seiner tatsächlichen Bedeutung durch die räumliche und zeitliche Distanz überdeckt. Die Bestim-mung des Abgebildeten ist zwar bekannt, jedoch schnei-det das Foto eine vergangene Realität aus ihrem Zusam-menhang heraus, isoliert und sinnentleert sie. In seinem Umgang mit dem Bildmaterial erweitert Piller die Formen visueller und verbaler Kommunikation. Einen gesteigerten Sinngehalt gewinnen die Fotos aus den neuen Kontexten, in die sie gestellt werden. Dieser Konstruktionsprozess in Form einer bewussten Herstellung von Bedeutung geschieht aus sprachlichen Verknüpfungen heraus, indem beispielsweise durch Untertitelung das Foto in ein histo-risch-gesellschaftliches Wissen eingebettet und ihm eine erweiterte oder sogar neue Bedeutung gegeben wird.

Archiv Peter Piller nimmt Schaden

Portraits einer Lebenskultur: 2006 wurde Peter Piller mit dem Bâloise-Kunstpreis ausgezeichnet. Aus diesem Kon-takt mit dem Versicherungsunternehmen ergab sich für ihn die Möglichkeit, aus eigenem Interesse das firmen-interne Bildarchiv zu sichten. Eine halbe Million digitaler

Peter Piller

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Fotografien zu Schadensfällen wurden von den Ermittlern zwischen 2001 und 2005 vor Ort aufgenommen und in das Bildarchiv eingepflegt. Aus dieser Materialfülle führte Pil-ler eine Auswahl in der kleinen konzeptuellen Publikation Schweizer Landschaften zusammen.5

Während einige Fälle massive Zerstörungen (z.B. durch Brand- oder Wasserschäden) aufweisen, lassen sich bei anderen nur mit Mühe Schäden erkennen. Meist han-delt es sich um Bagatellen, deren geringfügiges Scha-densausmaß das Bemühen um eine Versicherung nicht nachvollziehbar macht, und vermutlich steht auch die

Höhe des zu leistenden Aufwandes für die Abwicklung des Falls in keinem angemessenen Verhältnis zum Wert der Sache. Dennoch setzen die winzige Abbruchecke an einer Dachschindel oder die schiefhängende Lamelle einer Jalousie (Abb. 11) einen großen Verwaltungsapparat in Gang. Denn der ordentliche Bürger hat sich für alles versichert und erwartet schon, dass sich die jährlichen Beitragszahlungen auch lohnen. Verlust an Zeit und nicht selten auch an Lebensqualität durch langwierige Versi-cherungsstreits werden vom vermeintlichen Hochgefühl eines Alles-ersetzt-Bekommens und Möglichst-viel-Her-ausholens überlagert. Die vielzitierte deutsche Gründ-lichkeit, die sich in den gezeigten Schadensfällen auch für einige Nachbarländer konstatieren lässt, erlaubt keine Normabweichungen und fordert diesen beharr-lichen Perfektionismus heraus. Alles davon Abweichende gilt als Schaden, der eilig behoben werden muss. Durch Pillers spezifische Auswahl vermögen auch diese Bilder wieder in ganz tiefe Bereiche widersinnigen mensch-lichen Verhaltens einzudringen und stereotype Verhal-tensmuster offenzulegen.Lebenskultur-Portraits erstellt Piller gelegentlich auch als Auftragsarbeit. Sein abgeschlossenes Werkzeitungs-archiv entstand auf Anfrage der Stiftung Kunst im öffent-lichen Raum (SKOR) für die Gemeinde Hellendoorn (NL). Hierfür fertigte er eine Art Portrait der Gemeinde auf der Suche nach einer Identitätsbestimmung der dort leben-den Menschen. Im Archiv Historische Kring, im Privatar-chiv von Johan Alferink und im Werkzeitungsarchiv einer holländischen Textilfirma in Nijverdal fand er das geeig-nete Material.6 Pillers Archivbearbeitung verlief in ähn-

licher Form wie bisher. Er sichtete das Material und wähl-te daraus für eine konzeptuelle Publikation aus, die in einer 10.000er-Auflage gedruckt und den Einwohnern der Gemeinde Hellendoorn als Geschenk übergeben wurde. Wieder einmal steht Allgemeines neben Spezifischem, Kollektives neben Individuellem. Entsprechend werden die eher ereignislos anmutenden Bilder der Schauplät-ze, Personen und Gegenstände von den Betrachtern (ins-besondere den Einwohnern) mit eigenen Gedanken und Erinnerungen gefüllt. Gemeinschaftsfördernde Rituale, besondere Ereignisse und Dorffeste, aber auch Spuren

von Veränderungen, die sich innerhalb eines Vier-teljahrhunderts abzeich-nen, ergeben eine einfühl-same Chronik des Alltags in der Provinz.

Bürozeichnungen

Alltagsforschung in zeichnerischer Teilzeitarbeit: „Wäh-rend mich bei meiner Einstellung in der Firma die Sekt-laune der New Economy empfing, ließ ich zehn Jahre später ängstlich gewordene Kollegen in ihrem Büroalltag zurück.“7 Beobachtungen zum Büroalltag aus dieser Zeit zwischen 1994 und 2005 wurden in über 200 Zeichnungen, Skizzen und Schriftzügen aufnotiert und mit kurzen Rand-bemerkungen versehen. Mit diesen Büronotizen begann Piller während seiner Belegkontrolleur-Tätigkeit als Teil-zeitkraft in der Hamburger Medienagentur.Auf dem mit Firmenlogo der Agentur versehenen Brief-papier erscheinen auf den ersten Blick seine, mit einem schwarzen Fineliner gefertigten Zeichnungen und dop-pellinigen Schriftzüge wie ungelenke, ärmliche Notizen, die vom Rand einer Serviette oder eines Bierdeckels stammen könnten. Sie wirken wie Kugelschreiberkunst oder Bleistiftkritzeleien, zuweilen sparsam ausgeführt, fast dürftig und trivial, ohne stilistischen Anspruch, ohne besondere künstlerische Handschrift, ohne Duktus, ohne Verve. Hinzu kommen die Randbemerkungen, es sind kurze Sätze oder einzelne Worte, die wie kleine Fußnoten am unteren Blattende angefügt sind.In dieser Kombination eröffnet sich jedoch ein komplexes Gefüge von Einsichten in eine Bürowelt, die prägnanter nicht auf den Punkt gebracht werden könnten. Typische Bürodialoge wie „Du bist ja braun.“ – „Echt?“ oder „O.K., ich hau ab“ – „Gut“ oder „Das läuft ja ganz gut bei dir im Moment“ – „Bei dir doch auch.“ beschreiben belanglose Szenen des alltäglichen Miteinanders. Ebenso formuliert

Peter Piller sucht mit der Kamera das Banale, die all-

täglichen Nebensachen des Lebens und entdeckt das

sich vielerorts Wiederholende.«

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Peter Piller

Piller innergedankliche respektive unausgesprochene „Büroregeln“, die besagen: Im Gegenüber den feinsinnigen Privatmenschen vermuten, Um die eigene Ersetzbarkeit wissen, Verkatert nichts erzählen oder Kollegialen Berüh-rungen entgehen. Solche selbstauferlegten Regeln wir-ken in Kombination mit der Schaffung kleiner privater Nischen (Leeres Büroversteck) wie Überlebensstrategien gegen Monotonie und Risiken im Arbeitsalltag. Skizzen des Büroumfeldes in sparsamer Ausführung machen auf skurrile Details wie verwelkende Zimmerpflanzen, den obligatorischen Schokoladenweihnachtsmann oder auf das neben dem Monitor sitzende Teddy-Maskottchen auf-merksam.Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen und über Leben und Handeln des Chefs (Abb. 6: Fluch und Beschimpfung des Chefs – unkenntlich gemacht), über ste-reotype Verhaltensweisen von Kollegen (die in der Vor-stellung auch außerhalb des Arbeitsplatzes stattfinden), über Tages- und Arbeitsabläufe, beengende Raumsitu-ationen und billiges Mobiliar ergänzen das Portrait einer Büro-Alltagskultur. Nicht zuletzt entwickeln sich daraus flüchtig skizzierte Phantasien wie na, Hälfte des Lebens, trunken vor Küssen? (Abb. 4–7), Gedankenspiele über die arme Wurstverkäuferin, die den ganzen Tag kein Tageslicht sieht, ich aber sehe die Topfpflanze im Innenhof! oder ein Tagtraum vom eigenen Büro auf dem Rückweg vom Klo. Zudem verweisen in die Tischkante geritzte Erinnerungen (Fuck Kapitalism) an die political correctness von vor fünf-zehn Jahren und Anliegen wie der in kafkaeske Textform gebrachte Versuch um eine Gehaltserhöhung oder der Kommentar Ich arbeite bis ich es mir leisten kann zu gehen auf Pillers persönliche Auseinandersetzung mit seiner zu diesem Zeitpunkt bestehenden Doppelexistenz zwischen Künstler- und Angestelltendasein.All diese Bekundungen erwachsen aus der Monotonie des alltäglichen Tuns heraus. Dadurch, dass sie in Pillers Notizen gesammelt und auf das Einzelne konzentriert wahrgenommen werden können, ergibt sich ein facet-tenreiches Porträt unserer Alltagskultur. Dabei deckt Peter Piller wohl auf, aber wertet oder verurteilt nicht, erfasst die Dinge vielmehr gänzlich unaufgeregt und vor allem humorvoll. Unweigerlich lösen seine Arbeiten ein Schmunzeln aus, wenn wieder einmal bewusst wird, wie-viel Komik im Alltag und wie der Teufel im Detail stecken. Um mit Odo Marquard zu sprechen: „Komisch ist und zum Lachen bringt, was im offiziell Geltenden das Nich-tige und im offiziell Nichtigen das Geltende sichtbar wer-den lässt.“8 Beides findet sich in den Bürozeichnungen.

Es sind Einblicke in Bräuche und Verhaltensweisen, die spezifisch deutsch anmuten, aber gerade in der Bewusst-machung der Details allgemeinmenschliches Verhalten vielerorts kennzeichnen. Bei intensiver Betrachtung der Blätter ergeben sich immer neue Zusammenhänge, ohne dass dies von Piller vorgegeben wird. Subtil werden Ver-änderungen einer bestehenden Struktur erkennbar, die die „zehn Jahre später ängstlich gewordenen Kollegen“ zu spüren bekommen. Überzeitliche Erzählstrukturen entstehen, hierbei bezieht der Betrachter seine eige-nen Vorstellungen, Erfahrungen und auch kulturellen Hintergründe ein und ergänzt die lakonischen, augen-blickshaften Protokolle um die je eigene Geschichte. Das Auf-sich-Zurückgeworfen-Sein eröffnet prekäre wie humorvolle Momente für eine kritische Reflexion des All-täglichen und Banalen.

Künstlerische Feldforschung

Neben der analysierenden Beschäftigung mit den Bild-welten der Massenmedien und den Alltagsbeobachtungen im unmittelbaren Umfeld verschafft sich Piller durch mehrwöchige „Peripheriewanderungen“ einen ästhe-tisch forschenden Zugang zur Lebenswelt. Auch hierbei sind Monotonie und verspürte Langeweile stimulierende Merkmale für seine Entdeckungen. „Plätze der absolu-ten Unwichtigkeit“ (P.P.) werden zur Beobachtungsstation, dort erfolgen Feldforschung und Begehung eines Terrains mit Rückbesinnung auf den Menschen als Spezies und Individuum. Diese Vorgehensweise ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Über-den-Rand-Hinausblicken und führ-te den Künstler bislang um Hamburg (1993 und 2001), das Ruhrgebiet (1996) und Bonn (2006) herum.9 Hierbei ent-standen Zeichnungen, schriftliche Notizen und Fotogra-fien, womit er sein erkundendes Erfahren einer Welt- und Selbstaneignung wie in einem Tagebuch dokumentiert (Abb. 8 a+b). Die Spezifik der unterschiedlichen Darstel-lungsformen unterstreicht die Wirkung des jeweils visuell abzubildenden oder verbal zu beschreibenden Eindrucks. Die flüchtig skizzierten Zeichnungen kartieren territori-ale Besonderheiten aus unterschiedlichen Perspektiven, umreißen vage die Grenzen der Schauplätze, umrahmen oder zeigen die Konturlinien der dort vorhandenen Dinge. In den vom Tonband abgenommenen schriftlichen Proto-kollen werden zunächst Ort, Bewegungsraum und zurück-gelegte Distanz in Kilometerangaben exakt festgehalten. Daraus ergibt sich ein zeitlicher Rahmen, innerhalb des-sen Detailbeobachtungen von Begebenheiten und Begeg-nungen sowie Gefühle, Gedanken und Atmosphärisches

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Gora Jain1967 geboren; promovierte Kunstwissenschaftlerin.Tätig als Kuratorin, Autorin und Hochschullehrbeauftragte in Hamburg und Kiel. Freie Mitarbeiterin an der Hambur-ger Kunsthalle sowie Vorstandsvorsitzende im „Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern“. Zahlreiche künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsprojekte sowie Veröffentlichungen zur Kunst des 20./21. Jahrhunderts.

stichwortartig notiert werden. Mit der Kamera sucht Piller das Banale, die alltäglichen Nebensachen des Lebens und entdeckt das sich vielerorts Wiederholende. Dabei geht es nicht darum, einen bestimmten Ausschnitt der äußeren Welt zu rekonstruieren und vorzuführen. Vielmehr stellt er mit seinen Beobachtungen die Konstruktion einer erweiterten Vorstellung von Wirklichkeit als eine Mög-lichkeit bereit, um darin bisherige Erfahrungen und Wis-sensbestände zu integrieren und neu zu bewerten. Hier-bei kann der Umgang mit der Natur wieder an Bedeutung gewinnen. Die Aufmerksamkeit und Freude am Kleinen, an Reduktionen und Fragmenten wird geweckt. Verschüt-tetes wird freigelegt und Spuren, die zur Rekonstruktion eines Zusammenhangs, aber auch zur Konstruktion eines Neuen führen können, werden festgehalten. Der meist teleologische Blick des Betrachters konzentriert sich nunmehr auf Details, die den eigentlichen Gegenstand oder einen Landschaftsausschnitt entweder in Formen, Strukturen und Muster aufgehen oder aus humorvoller Perspektive heraus als merk-würdig erkennen lassen.Wie schon im Warburgschen Bildatlas angeregt, stellt sich mit der Eröffnung neuer visueller und verbaler Kontexte durch Pillers Bildwelten die Frage nach dem Lebenssinn der Dinge sowie die Frage nach der Bedeu-tung symbolischer Grundformen, ihrer Funktion und Wir-kung, um den je aktuellen Gehalt zu reflektieren. Kollek-tive und individuelle Erinnerung sind die Themen, wozu der Betrachter aufgerufen ist, in den Chiffren des Alltags das Gesehene zu ergänzen, im Banalen das Größere zu erraten, aus dem Stückwerk auf das Ganze zu schließen und dabei neue Kontexte zu erfassen. Aus diesem Filter-system retrospektiver Besonnenheit heraus und mit den Mitteln von ruhiger Schau und humoriger Ergriffenheit lässt sich Menschheits- und Kulturgeschichte nicht aus-schließlich als fortschreitende Entwicklung wahrnehmen. Sie bewegt sich eher zwischen den Polen von Beständig-keit und Unbeständigkeit, von Ordnung und Chaos, von kollektivem und individuellem Bewusstsein.

Anmerkungen

1 Siehe hierzu unter dem Stichwort Humor, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd.3, J.Ritter u.a. (Hgg.), Darmstadt 1974, Sp.1232-34 und in: Ästhetische Grundbe-griffe, Bd. 3, K.Barck u.a. (Hgg.), Stuttgart 2001, S.66ff.

2 Siehe hierzu: Archiv Peter Piller: Von Erde schöner, Frank-furt/M. 2004. Auf den Foto-Rückseiten befinden sich Kugel-schreibernotizen der Verkäufer mit den kaufablehnenden Kommentaren der Menschen, denen sie die Fotos anboten, z.B.: „kein Interesse an Bildern“, „von Erde schöner“, „Frau wollte, aber Haus zu teuer“, „dafür bekommt man ein halbes Moped“, „macht es sich selber“ oder einfach „gestorben“. Diese für sich genommen schon sehr unter-haltsamen und aufschlussreichen Hinweise beschreiben typische Gesprächssituation und Reaktionen zwischen Vertreter und Hausbesitzer. Den Kommentar „Von (der) Erde (aus gesehen) schöner“ wählte Piller als Titel für dieses Archiv und die es abschließende Publikation.

3 Siehe hierzu: Archiv Peter Piller: Zeitung, Zürich 2007. Ursprünglich war die Veröffentlichung der Bilderreihen aus dem Archiv als Künstlerbuch in zwanzig Einzelbänden geplant, wovon zehn Bände erschienen. Die weitere Ein-zelband-Produktion wurde eingestellt und stattdessen die Arbeit am Archiv mit der genannten umfassenden Publika-tion abgeschlossen. Aus den über 7000 zusammengetra-genen Fotos ist darin eine Auswahl von 1583 Bildern in 40 Kategorien enthalten.

Noch im Aufbau bzw. in der Bearbeitung befindet sich das Sammelgebiet Bombenentschärfer.

4 Ebd., S.3.5 Archiv Peter Piller nimmt Schaden: Schweizer Land-

schaften, C. Keller (Hg.), Zürich 2007.6 Allein das Firmenarchiv umfasst etwa 15000 Negative, die

in 11 Ordnern angelegt waren. Diese Bilder wurden in den 1950-1970er Jahren von beauftragten Fotografen hergestellt, die den Alltag der Firma begleiteten. Von den meisten Nega-tiven existierten bislang keine Abzüge. Siehe Archiv Peter Piller: Materialien (A): Dauerhaftigkeit / Duurzaamheid, Frankfurt/Rotterdam 2005 und Peter Piller: Nijverdal/Hel-lendoorn, Zürich 2007.

7 Peter Piller: Teilzeitkraft (Bürozeichnungen), Ch. Keller (Hg.), Leipzig 2007, S. 2. Siehe auch den Katalog: Peter Piller: Vorzüge der Absichtslosigkeit, Ausst.-Kat. Siegen, Frankfurt 2005.

8 O. Marquard: Aesthetica und Anaesthetica. Philosophische Überlegungen, Paderborn u.a. 1989, S. 54.

9 Siehe hierzu: peter piller: speiseeiswagen im wendeham-mer (peripheriewanderung ruhrgebiet), Hamburg 1997 und Archiv Peter Piller: Materialien (B), Peripheriewanderung Bonn, Frankfurt 2007. In den Publikationen lässt sich nach-vollziehen, dass Piller 1996 das Ruhrgebiet im Zeitraum vom 20. Juli bis zum 26. September in 31 Streckenabschnitten umwanderte und dabei 337 Kilometer zurücklegte. Seine Peripheriewanderung im Sommer 2006 unternahm er in acht Etappen entlang der Besiedlungsgrenze Bonns.

Fotonachweis

© Peter Piller, VG-Bildkunst Bonn, courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

Page 10: Peter Piller Gora Jain

9

G.J.: Humor stellt m.E. in Deiner Arbeit ein vielen Deiner

Werke inhärentes und für die Betrachtung erkenntnis-

stiftendes Prinzip dar. Insbesondere, wenn man sich wie

Du an „Plätze der absoluten Unwichtigkeit“ auf der Suche

nach dem „maximalen Nichts“ begibt, um dort dann die

„Vorzüge der Absichtslosigkeit“ genießen zu können. Wie

begegnet Dir persönlich Humor im Leben, im Alltag?

Wie wichtig ist er für das Erfahren, Erleben und für den

Umgang mit dem vielerorts zu entdeckenden Andersar-

tigen, Belanglosen oder sogar Nichtigen?

P.P.: Wenn man sich die Bürozeichnungen ansieht, dann ist es beispielsweise so, dass der Humor zunächst einmal eine Art der Distanz herstellt, eine Distanz zu sich selbst in einer bestimmten Situation. Darum geht es oft, dass man denselben Sachverhalt humorvoll oder humorlos angucken kann. Man kann ihn erleiden oder man kann ihn umdeuten. Das lässt sich übertragen auf viele andere Dinge. Genauso wie ich damals im Büro versucht habe, Dinge mit Humor anzugucken, um sie aushalten zu kön-nen, kann ich dies heute in meinem beruflichen Alltag als Nutzer bestimmter Medien oder in meinem Hochschul-lehreralltag tun. Wenn ich mir jetzt etwas angucke, eine Meldung, die ich lese oder ein Bild, das ich sehe, dann kann ich mich natürlich immer fragen, was ist der Infor-mationsgehalt und was ist das Spektrum möglicher Miss-verständnisse. Was geschieht mit einer bildhaften Infor-mation, wenn ich versuche, sie in einer anderen Weise zu deuten als in der naheliegenden Weise. Das ist eigentlich ein gutes Verfahren zur Distanzgewinnung.G.J.: Die Gewinnung von Distanz zur eigenen Sache ist

also eine wichtige Vorgehensweise für Deine Arbeit

und ebenso für die Betrachtung, wofür Humor als ein

wesentliches Mittel dienen kann. Wie begegnet Dir

Humor in der Kunst? Gibt es künstlerische Positionen,

die Dich mit ihrem Humor direkt angesprochen haben?

P.P.: Ja, ganz deutlich im Werk von Fischli / Weiss. Während meines Studiums vor vielen Jahren habe ich gemerkt, dass Kunst auch über Humor funktionieren kann. Wobei es ja eher so ist, dass Lachen in der Galerie oder im Museum fast schon ein Tabubruch darstellt. Ich beobachte häufig, dass Leute, die beim Betrachten einer Ausstellung von mir sich in irgendeiner Weise amüsie-ren oder lachen, dass dies häufig auch eine Unsicherheit hervorruft, da sie nicht wissen, ob sie in so einer Situa-

tion lachen dürfen. Das war so eine frühe Form, wo ich gemerkt habe, das geht auch, das darf man auch. Die Erkenntnis funktioniert über Humor. Das kann man aus-weiten. Ich finde auch viele Fotos, Fotoarbeiten, Arbeiten mit gesammelten Fotos von Feldmann sehr humorvoll, nur um mal ein zweites Beispiel zu nennen.G.J.: Durch das besondere Verhältnis von Bild und Wort

hinsichtlich einer De- und Rekontextualisierung des

Abgebildeten wird das Nicht-Gemeinte überhaupt erst

freigelegt. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang

vor allem die Werktitel. Welche Bedeutung haben sie,

wie entstehen sie?

P.P.: Das kann man ganz gut an den Zeitungsbildern zei-gen. Das sind ja zwei Schritte: Der erste ist, ich entnehme ein Bild aus dem Zusammenhang, in dem es in der Zei-tung gedruckt war, nämlich als Illustration zu einem Text, den Text bestätigend mit einer Bildunterschrift. Dann gibt es Lesgewohnheiten in der Zeitung. Meiner Ansicht nach, wenn man eine Bildunterschrift liest, ist es meistens überflüssig, das Bild noch anzuschauen, da das Bild im Grunde nichts weiter macht, als den Text zu bestätigen. Nimmt man den Text ganz weg und stellt nur das Bild dar oder aus, dann ist das Wegnehmen von Informationen ein ziemlich massiver Eingriff.Dann im zweiten Schritt benenne ich es womöglich noch um, d.h., ich kann es umdeuten, ich kann Missverständ-nisse nahelegen. Das ist im Grunde das, was ich tue, es erstmal herausnehmen aus dem Kontext und dann neu benennen, dem Ganzen eine neue Richtung, eine neue Nachbarschaft geben. Eine Zeitung käme ja nicht auf die Idee, ein zweites oder drittes ähnliches Bild daneben zu setzen. Das ist auch ein ziemlich massiver Eingriff, Bilder in Nachbarschaft zu bringen, die so auf gar keinen Fall in Nachbarschaft in der Zeitung erscheinen könnten.Titel finde ich häufig dadurch, dass ich das benenne, was zu sehen ist auf den Fotos. Wenn ich mein Augenmerk auf eine Nebensächlichkeit richte, auf das Nicht-Gemeinte im Foto aufmerksam werde und dann mehrere solcher Fotos sammle und diese Nebensächlichkeit benenne, dann steuere ich auch die Lesrichtung des Kunstwerk-Betrach-ters dadurch. Manchmal ist es also bloß ein Beschreiben, was da zu sehen ist. Dann ist es aber teilweise auch so, dass die Titel gefunden oder erfunden sind. Gefunden, indem ich mir den Kontext, in dem das Bild erschienen ist,

Peter Piller

» Das Ganze ist auch ein Selbstporträt« Gora Jain im Gespräch mit Peter Pillert

Page 11: Peter Piller Gora Jain

10

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GEGENWARTSKUNST

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München 2009

© VG Bild-Kunst, Bonn, 2009

ISSN 0934-1730

nochmals genauer durchgucke und sehe, ob nicht im Text ein Begriff ist, der brauchbar ist, um es zu benennen. Oder aber ich erfinde einen. 70 bis 80 Prozent aller Titel, die ich für Bildgruppen oder für Publikationen verwende, sind tatsächlich gefunden. Deko+Munition ist zum Beispiel der gefundene Suchbegriff im Internet für diese Art von Ver-kauf von Geschosshülsen, also auch ein gefundener Titel.G.J.: Gibt es dabei noch so etwas wie fotografische

Authentizität?

P.P.: Das tritt auf jeden Fall in den Hintergrund, die meis-ten meiner Bilder sind austauschbar durch andere Bilder. Wenn ich mich sowieso hauptsächlich auf das Nicht-Gemeinte im Foto konzentriere, ist das auch eine Frage, die das berührt. Im Grunde werde ich in dem Moment als Mensch, der sich Bilder aneignet, einen Kontext weg-nimmt und einen neuen herstellt, tatsächlich zum Autor eines neuen Bildes.G.J.: Diese neuen Bilder bzw. Bildgruppen stellen sich

wie Abbilder des Menschenseins per se dar, wie Porträts

der Alltags-, Lebens- und Arbeitskultur unserer Zeit, die

gleichermaßen die individuelle als auch kollektive Wahr-

nehmung betreffen. Lässt sich daraus nicht auch eine Art

Selbstporträt ableiten?

P.P.: Auf jeden Fall werden Dinge sichtbar, die im Alltag so nicht sichtbar sind, dadurch, dass ich Bilder in einer Häu-figkeit zeige, die aufdringlich nahelegt, dass es Muster von Bildherstellung und Bildwahrnehmung gibt. Dann ist das Ganze in dem Moment ein Abbild einer Gesellschaft, von Machtverhältnissen, von geheimen Voreinstellungen und Absprachen darüber, wie bestimmte Bilder auszusehen haben. Aber das Ganze ist auch ein Selbstporträt in der Weise, dass ich nur aufmerksam werde auf das, was mich interessiert und nicht den Anspruch habe, dass meine Darstellung einer Gesellschaft vollständig ist, sondern ich nehme mir die Freiheit, mich nur mit dem zu beschäftigen, was mich tatsächlich interessiert. Das hat was zu tun mit meiner Prägung, meinem Vorwissen, meinem Interesse an Bildern überhaupt. Und natürlich auch mit meiner ganz persönlichen Kunstgeschichte. Ich bin der festen Über-zeugung, dass jeder andere Künstler oder Nicht-Künstler, wenn er so lange wie ich mit Zeitungsbildern konfrontiert worden wäre, mit dem Anspruch, da etwas zu sammeln, etwas allgemein Verbindliches herzustellen, zu einem völ-lig anderen Bild gekommen wäre. Ich betone immer, dass das Ganze eine sehr persönliche Angelegenheit ist, sehr viel über mich und meine Interessen sagt.

Das Gespräch fand am 07.09.2009 in Hamburg statt

Page 12: Peter Piller Gora Jain

11

Peter Piller

Biografie [

1968 geboren in Fritzlar1993– Studium an der Hochschule für 2000 Bildende Künste, Hamburg2001 Kunstpreis der Landesversicherungs-an-

stalt, Hamburg2002 Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds,

Bonn2003 Albert-Renger-Patzsch-Preis, Dietrich Op-

penberg Stiftung u. Fotografische Sammlung im Museum Folkwang, Essen

Kunstpreis ›junger westen 2003‹, Kunsthalle Recklinghausen

Rubens-Förderpreis der Stadt Siegen2004 Ars-Viva, Förderpreis für Zeitgenössische

Kunst, BDI2005 Gastprofessur an der Hochschule für Bilden-

de Künste, Hamburg2006 Baloise-Kunstpreis, Baselseit Professur für Fotografie im Feld zeitgenös-2006 sischer Kunst an der Hochschule für Grafik

und Buchkunst, Leipzig lebt und arbeitet in Hamburg und Leipzig

Ausstellungen [

Einzelausstellungen

2001 Hamburg, KX Duisburg, Galerie im HundertMeister Köln, Adamski Frehrking Wiesehöfer Galerie

(mit Stefan à Wengen)2002 Köln, Frehrking Wiesehöfer Galerie Köln, Art Cologne, Förderkoje Frehrking

Wiesehöfer Galerie Berlin, Galerie WBD Berlin, Galerie Barbara Wien2003 Bonn, Kunstverein Frankfurt a. M., Revolver2004 Köln, Frehrking Wiesehöfer Galerie Siegen, Museum für Gegenwartskunst Berlin, Galerie Barbara Wien Barcelona, Galeria projectesd2005 Rotterdam, Witte de With Stuttgart, Galerie Reinhard Hauff (mit

Jochen Lempert)2006 Basel, Art Basel, Frehrking Wiesehöfer

Galerie Köln, Frehrking Wiesehöfer Galerie2007 Glarus, Kunsthaus Salzburg, Kunstverein Aachen, Ludwig Forum für Internationale

Kunst Berlin, Barbara Wien Galerie New York, Andrew Kreps Gallery2008 Barcelona, Galeria projectesd Chicago, Shane Campbell Gallery2009 Bonn, Kunstmuseum

Gruppenausstellungen (Auswahl)

1998 Rotterdam, Architektur Internationale, Salle de Bain

Poznan, Centrum Sztuki Hamburg, Kampnagel, Parallelmontage1999 Hamburg, Deichtorhallen, Wohin kein Auge

reicht2000 Basel, Kunsthalle, Deep Distance Aachen, Neuer Aachener Kunstverein,

modell, modell2001 Dortmund, Museum am Ostwall, Superman

in Bed2002 Basel, Galerie Friedrich, on paper 1 Hamburg, Kunstverein, Andere Räume Hamburg, Kunsthaus, scheinbar-sichtbar Baden-Baden, Staatl. Kunsthalle, Phrophets

of Boom. Sammlung Schürmann2003 Hannover, Kunstverein, Die Sehnsucht des

Kartografen Recklinghausen, Kunsthalle, Kunstpreis

junger westen 2003 Hamburg, Kunsthalle, gegenwärtig: Feld-

forschung Berlin, Hamburger Bahnhof, actionbutton,

Ankäufe der Bundeskunstsammlung Hamburg, Kunstverein Harburg, Tauben-

straße2004 Mannheim, Kunsthalle, ars viva 04/05

– Förderpreisträger des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI (Wanderausst.)

Köln, Photographische Sammlung SK Stif-tung Kultur, kurzdavordanach

Esslingen, Villa Merkel, Recherche – ent-deckt! Bildarchive der Unsichtbarkeiten

Berlin, Galerie Olaf Stüber, So genau wollt ichs gar nicht wissen

Berlin, NGBK, tätig sein

Chicago, Museum of Contemporary Photo-graphy, Utopia’s Backyard

Hamburg, Kunsthaus, Hamburg-Stipen-diaten 2003

2005 Malmö, Rooseum, The Baltic Sea Experience at Rooseum

Baden-Baden, Staatl. Kunsthalle, Multiple Räume (2): Park

2006 Berlin, Galerie Olaf Stüber, Gar Nicht Wissen Berlin, NGBK, Tätig Sein Chicago, Museum of Contemporary Photo-

graphy, Utopia‘s Backyard Göttingen, Kunstverein, Eigenheime, every-

thing but the kitchen sink Innsbruck, Galerie Kugler, von Erde schöner2007 Westport, Arts Center, Stalking Suburbia Braunschweig, Kunstverein, Umkehrungen Köln, Museum Ludwig, What does the Jelly-

fish want? Photographs from Man Ray to James Coleman

Arles, Les Rencontres, Discovery Awards Hannover, Sprengel Museum, Made In Ger-

many2008 Antwerpen, MuHKA, The Order of Things Madrid, PHOTOESPAÑA: Lugares Compro-

metidos... Karlsruhe, ZKM, Vertrautes Terrain – Aktu-

elle Kunst in & über Deutschland Köln, Sammlung RHEINGOLD, Paradies und

zurück Calais, FRAC Nord-Pas de Calais, decollec-

ting 2 Mönchengladbach, Abteibergmuseum, So ist

es und anders2009 New York, Andrew Kreps Gallery, To Be

Determined Chur, Bündner Kunstmuseum, Vermessen

– Strategien zur Erfassung von Raum Hamburg, Kunsthaus, Twinism Graz, Kunsthaus, Then the work takes place

Page 13: Peter Piller Gora Jain

12

Peter Piller

Bibliografie [ (Auswahl)

1997 speiseeiswagen im wendehammer, Ham-burg

1998 Noch ist nichts zu sehen, Hamburg2000 Modell, Modell, Kat. Neuer Aachener Kunst-

verein, Aachen Archiv, in: Süddeutsche Zeitung Magazin,

Hefte 5 und 442001 3 Hefte (Regionales Leuchten, Auto berüh-

ren, Überschattete Aufnahmen), Berlin Mittelweg 36, Heft 2, Institut für Sozial-

forschung, Hamburg2002 Noch ist nichts zu sehen, Archiv Peter Piller,

Band 4, Frankfurt a. M. Die Verantwortlichen sind einstimmig, Archiv

Peter Piller, Band 3, Frankfurt a. M. Diese Unbekannten, Archiv Peter Piller,

Band 2, Frankfurt a. M. Durchsucht und versiegelt, Tatorthäuser,

Archiv Peter Piller, Band 1, Frankfurt a. M. Prophets of Boom. Werke aus der Samm-

lung Schürmann, Kat. Staatl. Kunsthalle, Baden-Baden

andere Räume/other spaces, Kat. Kunst-verein, Hamburg

Ehlers, F., Schlafende Häuser, in: Kultur-Spiegel, 9

Puvogel, R., Peter Piller-Zeitungen, in: Kunstforum International, 158

2003 Peter Piller, gültig?, Kat. Kunstverein, Bonn artist Kunstmagazin, 54 20 Bilder aus: „Protestformen“, Archiv Peter

Piller, Schauspielhaus Zürich, 2 Stein des Anstoßes, Archiv Peter Piller,

Band 6, Frankfurt a. M. Schandfleck/Schmuckstück, Archiv Peter

Piller, Band 5, Frankfurt a. M. Die Sehnsucht des Kartografen, Kat. Kunst-

verein, Hannover junger westen 2003, Kat. Kunsthalle, Reck-

linghausen2004 Von Erde schöner, Frankfurt a. M. Vorzüge der Absichtslosigkeit, Frankfurt

a. M. Unangenehme Nachbarn, Archiv Peter

Piller, Frankfurt a. M. Auto berühren, Archiv Peter Piller, Band 8,

Frankfurt a. M. Regionales Leuchten, Archiv Peter Piller,

Band 7, Frankfurt a. M. ars viva.Zeit, Kat. BDI, Frankfurt a. M. Tätig Sein, Kat. Neue Gesellschaft für Bil-

dende Kunst, Berlin Alln, J., Peter Piller: durchkämmten, in:

Artforum, Dec. Funken, P., Peter Piller – durchkämmten, in:

Kunstforum International, 172 Na, Hälfte des Lebens, trunken vor Küssen?

– Die großartigen Büro-Miniaturen des Peter Piller, in: Süddeutsche Zeitung, 14. 12.

Oelze, S., Überregionales Leuchten, in: Stadtrevue, 11

Es geht nicht um die Wahrheit, Interview von Martin Droschke in: Die Tageszeitung, 6. 7.

Danicke, S., Die Suche nach dem maximalen Nichts, in: Frankfurter Rundschau, 9. 12.

Küng, M., Der Häusleschauer, in: Monopol, 42005 Lorch, C., Peter Piller, Museum für Gegen-

wartskunst, Siegen, in: Frieze, 90 Bilstein, J., Winzen, M. (Hrsg.), Park, Kat.

Staatl. Kunsthalle Baden-Baden

Jothady, M., Ein Tennisball, der beim Hecke-Schneiden zum Vorschein kommt, erinnert an Gewölle, in: Camera Austria, 89

2006 Bedeutungsflächen, Archiv Peter Piller, Band 10, Frankfurt a. M.

Pfeil, Archiv Peter Piller, Band 9, Frankfurt a. M.

Public Folder #2, Köln2007 Kastner, J., Peter Piller, in: Artforum, April Watson, G., Peter Piller, London Maine, S., Peter Piller at Andrew Kreps, in:

Art in America. Mai Palmerton, E., Peter Piller: Archive Peter

Piller, in: Art Review, 9 Lamm, E., Critics Pick, in: Artforum.com,

21. 2. Cotter, H., Peter Piller, in: New York Times,

7. 2. Eichler, D., Classified Information, in: Frieze,

Nov.2008 Paradies und zurück, Kat. Sammlung

RHEINGOLD, Köln Cheryl, S., Remembering, Repeating, and

Reading Across the Surface of Things: Peter Piller’s Archive, in: CV80, Fall

2009 Liebs, H., Wir sehen uns,in: Süddeutsche Zeitung, 24./25. 1.

Ackermann, T., Von einem Bus nach nirgendwo,in: Welt am Sonntag, 18. 1.

Jain, G., Peter Piller, in: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 88, München

www.peterpiller.de

Page 14: Peter Piller Gora Jain

Peter PillerGora Jain

AUSGABE 88 | HEFT 27 | 4. QUARTAL 2009 B 26079

KRITISCHES LEXIKON

DER GEGENWARTSKUNST

NS

TL

ER

Cover Peter Piller; Foto: Volko Kamensky

1 ARCHIV PETER PILLER 2002-2004 ‚Pfade/Paths‘, aus: „Von Erde schöner“

Digitale C-Prints

je 25 x 25 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn, courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

Page 15: Peter Piller Gora Jain

3 ARCHIV PETER PILLER 2000-2007

aus: ‚Ungeklärte Fälle/Unresolved Cases‘ Pigmentdruck, diverse Formate

aus: „ZEITUNG“

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

2 ARCHIV PETER PILLER 2000-2007

aus: ‚Regionales Leuchten/Local Glow‘ 10 Pigmentdrucke, diverse Formate

aus: „ZEITUNG“

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

Page 16: Peter Piller Gora Jain

3 ARCHIV PETER PILLER 2000-2007

aus: ‚Ungeklärte Fälle/Unresolved Cases‘ Pigmentdruck, diverse Formate

aus: „ZEITUNG“

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

2 ARCHIV PETER PILLER 2000-2007

aus: ‚Regionales Leuchten/Local Glow‘ 10 Pigmentdrucke, diverse Formate

aus: „ZEITUNG“

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

Page 17: Peter Piller Gora Jain

Pe

ter P

ille

r

P

8 a

4 Peter Piller „Büroregel“, 2003, Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

5 Peter Piller „Prosecco-Gläser in Schwerelosigkeit“, 2001,

Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

6 Peter Piller „Fluch und Beschimpfung des Chefs – unkenntlich gemacht“, 2000, Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

7 Peter Piller „na, Hälfte des Lebens, trunken vor Küssen?“, 2004,

Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

8 Aus: „Peripheriewanderung Bonn“, 2006/2007

a+b 8 Tusche-Zeichnungen, je 21 x 29,7 cm

7 Bleistift-Zeichnungen, je 21 x 29,7 cm

36 C-Prints, color und s/w, je 20 x 30 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

8 b

Page 18: Peter Piller Gora Jain

Pe

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8 a

4 Peter Piller „Büroregel“, 2003, Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

5 Peter Piller „Prosecco-Gläser in Schwerelosigkeit“, 2001,

Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

6 Peter Piller „Fluch und Beschimpfung des Chefs – unkenntlich gemacht“, 2000, Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

7 Peter Piller „na, Hälfte des Lebens, trunken vor Küssen?“, 2004,

Bürozeichnung

Tinte auf Papier

29,7 x 21 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

8 Aus: „Peripheriewanderung Bonn“, 2006/2007

a+b 8 Tusche-Zeichnungen, je 21 x 29,7 cm

7 Bleistift-Zeichnungen, je 21 x 29,7 cm

36 C-Prints, color und s/w, je 20 x 30 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

8 b

Page 19: Peter Piller Gora Jain

Pe

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ille

r

P

9 Aus: „Deko + Munition“, Archiv Peter Piller 2003

Chromogener Druck

je 20 x 30 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

10 ARCHIV PETER PILLER 2000-2007,

aus: ‚Unangenehme Nachbarn‘ Pigmentdruck, diverse Formate

aus: „Weltkrieg“

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

8 b

10

9

11 Aus: ARCHIV PETER PILLER 2007, „nimmt schaden“ 60 Pigmentdrucke

je 57,3 x 75 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

Page 20: Peter Piller Gora Jain

Pe

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ille

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P

9 Aus: „Deko + Munition“, Archiv Peter Piller 2003

Chromogener Druck

je 20 x 30 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

10 ARCHIV PETER PILLER 2000-2007,

aus: ‚Unangenehme Nachbarn‘ Pigmentdruck, diverse Formate

aus: „Weltkrieg“

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

8 b

10

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11 Aus: ARCHIV PETER PILLER 2007, „nimmt schaden“ 60 Pigmentdrucke

je 57,3 x 75 cm

© Peter Piller, VG Bildkunst Bonn,

courtesy Galerie Michael Wiesehöfer, Köln