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Petruspredigt
Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt,
euch zu sieben wie den Weizen. (32) Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre; und
wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder.
(33) Er aber sprach zu ihm: Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. (34) Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, daß du mich kennst.
Und abermals krähte der Hahn, so überschreibt Karl Heinz Deschner
einer der bekanntesten Kirchenkritiker unserer Zeit sein erstes Werk.
Ich habe dieses Buch, das spannend wie ein Krimi ist, gelesen als ich
ungefähr zwanzig Jahre alt war.
In diesem Buch beschreibt Deschner die Geschichte der Urkirche, in den
ersten vier Jahrhunderten nach Christus.
Seine Darstellung der Geschichte erinnert an Romane von Dan Brown,
der weltberühmte Thriller wie das Sacrileg oder die Iluminati geschrieben
hat.
Es handelt von Intriegen und gewalttätigen Auseinandersetzungen um
den Machterhalt und die Ausweitung des Einflusses verschiedener
Bischöfe und Kirchen in Kleinasien, in Nordafrika und natürlich in Rom.
Petrus, auf den das Papstum in Rom gründet, erhält die Weisagung,
dass wegen ihm der Hahn noch in dieser Nacht krähen wird, um deutlich
zu machen, das er vom rechten Weg abgewichen ist und sein
Versprechen nicht halten konnte.
Sie kennen die Geschichte:
Sie ereignet sich unmittelbar vor der Gefangennahme Jesu im Garten
Gethsemane. Petrus, der auch der Fels genannt wird auf den einmal die
Kirche gebaut werden soll, ist fest von sich überzeugt.
Er wird zu seinem Glauben und zu seinem Meister stehen, was immer
auch passieren mag. Selbst wenn er dafür ins Gefängnis geworfen
würde oder sogar wenn er dafür sterben müsste.
Jesus sieht voraus, was passieren wird. Petrus wird sich noch in dieser
Nacht ängstlich und verzagt verkriechen.
Als er von einer Frau entdeckt und von ihr als einer der Jünger Jesu
erkannt wird, verleugnet er, Jesus jemals auch nur gekannt zu haben.
Er wird es in dieser Nacht nicht nur einmal, sondern sogar dreimal tun.
Das ist gemeint mit den zunächst schwer verständlichen Worten:
Simon, Simon! Siehe, der Satan hat euer begehrt, euch zu
sieben wie den Weizen.
Sie kennen alle den Ausdruck: da trennt sich die Spreu vom
Weizen. Das Schlechte und Unnütze, die Spreu fällt durch das
Sieb, das gute, der Weizen bleibt erhalten.
Bezogen auf den Menschen spricht die Bibel auch davon dass
viele berufen, aber nur wenige auserwählt sind.
Nun gehört Petrus aber zweifelfrei zu den Auserwählten. Auf ihn
will ja Gott seine Kirche bauen. Er ist der Jünger, auf den sich
die Lehre der Apostolischen Sukzession der römisch
katholischen Kirche gründet.
Er Petrus und seine Nachfolger die Päpste sollen die
Stellvertreter Christi auf Erden sein.
Selbst dieser Fels, auf dem die Kirche stehen soll, bricht bei der
ersten ernsthaften Prüfung völlig in sich zusammen und
verleugnet, dass er Jesus jemals gekannt hat.
Er konnte ein Versprechen, das er hoch und heilig gegeben
hatte, nicht halten.
Karlheinz Deschner knüpft an diesem Bibeltext an, wenn er in
seinen Büchern der Kirche nachzuweisen versucht, das sie sich
nicht an ihre Versprechen gehalten hat.
Statt dessen habe sie immer wieder aus niederen Motiven, wie
Macht und Besitzstreben ihre eigentliche Botschaft verleugnet.
Auch Martin Luther wurde nicht müde, den Papst und seine
Machenschaften immer wieder anzuprangern.
Vielleicht waren es ja auch diesmal diese Machenschaften im
Vatikan, die immer mal wieder teilweise ans Licht kamen, die
den jetzigen Papst mit dazu bewogen haben, sein Amt vorzeitig
niederzulegen.
Der Hahn kräht aber nicht allein für Petrus. Hand aufs Herz,
wer von uns hier könnte von sich behaupten, er hätte jedes
Versprechen, das er jemals gegeben habe auch gehalten.
Wie viele Eheversprechen, die gegeben wurden mussten vor
dem Scheidungsrichter wieder gelöst werden?
Oder denken wir an ein Versprechen, das jeder von uns schon
mehrmals gebrochen hat. Ich meine das Versprechen zu einer
bestimmten Uhrzeit an einem bestimmten Ort zu sein, dort wo
wir von anderen erwartet werden.
Ihr Konfirmanden könnt euch das besonders gut vorstellen und
wir älteren haben das aus verschieden Perspektiven auch schon
alles erlebt.
Morgens in der Schule, Mittags beim Essen, oder abends und in
der Nacht, wenn wir versprochen haben zu einer bestimmten
Zeit wieder zu Hause zu sein.
Wir denken vielleicht, das ist nicht schlimm, wenn wir uns
verspäten.
Die Lehrerin in der Schule, deren Unterricht gestört wird,
die Mutter, deren liebevoll vorbereitetes Mittagessen kalt wird
und die Eltern, die nicht schlafen können bevor die Kinder nicht
wieder sicher zu Hause sind, sehen das allerdings anders.
Wer hätte sich nicht schon einmal um Entschuldigung bitten
müssen, weil er eine Verabredung nicht eingehalten hat.
Manchmal gibt es dafür gute Gründe, oft aber sind die
genannten Gründe eher vorgeschoben und die tatsächlichen
Gründe weniger ehrenhaft.
Wir tun uns schwer die Verantwortung für unser Fehlverhalten
auf uns zu nehmen. Lieber erfinden wir Dinge und Umstände,
denen wir die Verantwortung zuschieben können.
Die Bahn hatte Verspätung, die Zeitumstellung, ich bin
aufgehalten worden.
Die Verspätung ist so belanglos nicht wie sie scheint:
Wer beim Vorstellungsgespräch zu spät kommt, hat meistens
seine Chancen den begehrten Job zu bekommen, schon
verspielt, bevor das Gespräch überhaupt angefangen hat.
Er fällt durch das Sieb durch, von dem Jesus spricht.
Auch unser Predigttext endet mit der Feststellung, das selbst
Petrus, der Fels, seine erste Prüfung nicht bestehen wird.
Die Geschichte selbst ist aber an dieser Stelle nicht zu Ende:
Ein paar Verse weiter oben heißt es:
wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder
Genauso sicher wie Jesus weiß, das Petrus seine Prüfung nicht
bestehen wird, genauso sicher weiß er auch, das Petrus dereinst wieder
kommen wird, um seine Brüder zu stärken.
Obwohl Petrus versagt hat, taugt er doch dazu, für seine Brüder und
später als Papst für seine Kirche ein Vorbild zu sein.
Petrus kann dieses Vorbild sein, gerade weil er an einem
entscheidenden Punkt versagt hat und weil er das nicht vergessen hat.
Die Bibel erzählt davon, wie Petrus sich seines Versagens in Grund und
Boden schämt, als der Ruf des Hahnes ihn am Morgen daran erinnert,
was Jesus zu ihm gesagt hatte.
Man könnte es auf den Punkt bringen und sagen: Ihm ist klar geworden,
dass der Papst, der er ja selbst sein soll, nicht unfehlbar ist.
Alle großen Helden der Bibel haben einen Makel. Abraham verleugnet
seine Frau, Jakob betrügt seinen Bruder, Mose handelt in der Wüste
selbstherrlich und selbstgefällig und wird dafür von Gott bestraft. David
begeht Ehebruch und lässt einen Mord begehen aus niederen Motiven.
In der Bibel begegnen uns auch die Helden als Menschen mit
Schwächen und Fehlern, als Menschen, die in Prüfungen versagen und
sich nicht an ihre Versprechungen halten.
Deshalb können wir uns in den Biblischen Gestalten so gut wieder
erkennen, weil auch wir Schwächen haben und Schuldig werden.
Die Botschaft der Bibel erinnert uns daran, dass wir trotz dieser
Schwächen und Fehler nicht aus der Gnade Gotte herausfallen.
Selbst dem Verbrecher am Kreuz, der wegen Mordes hingerichtet wird,
sagt Jesus noch: Noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein.
Es gibt nur eine einzige Vorbedingung. Wir müssen bereit sein, den Ruf
des Hahnes überhaupt zu hören und wie Petrus zu realisieren, was in
jener Nacht geschehen ist.
Nur, wer die eigene Schwäche und Schuld erkennt, ist überhaupt in der
Lage, um Vergebung dafür zu bitten.
Und nur wer um Vergebung bittet. kann sie auch erlangen!
Amen.