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58. Jahrgang/Nr. 4 Juli 2003 Pfarrblatt »Wort Gottes für unsere Zeit!« Zum Jahr der Bibel 2003 Die Heilige Schrift als Richtschnur für mein Leben Bildbericht zur Stadtmission Heilige Zeichen: Der Ambo Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder … »Wort Gottes für unsere Zeit!« Zum Jahr der Bibel 2003

Pfarrblatt - Dompfarre

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Page 1: Pfarrblatt - Dompfarre

58. Jahrgang/Nr. 4 Juli 2003

Pfarrblatt

»Wort Gottes für unsere Zeit!«Zum Jahr der Bibel 2003

Die Heilige Schrift als Richtschnur für mein Leben

Bildbericht zur Stadtmission

Heilige Zeichen: Der Ambo

Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder …

»Wort Gottes für unsere Zeit!«Zum Jahr der Bibel 2003

Page 2: Pfarrblatt - Dompfarre

In der Osterausgabe des Pfarrblatts ha-ben wir Ihnen,liebe Leserin und lieber Leser,die Idee der Stadtmission und das Pro-gramm vorgestellt. In der Zwischenzeithat dieses großartige Ereignis stattge-funden. Es wurde noch viel geschwitztund beraten, gestritten und organisiert,vor allem aber gebetet. Für zehn Tage hatsich der Stephansdom zu einer „Kongress-Kathedrale“ verwandelt, ausgestattet mitÜbersetzerkabinen und der nötigen Tech-nik. Am Stephansplatz herrschte „from-mer“ Trubel und die Innenstadt war festin der Hand der Missionare. Doch auchüber einhundert Pfarren der Großstadthaben mitgemacht und gezeigt, dass„Mission“ ein neues Gesicht bekommenhat. Am beeindruckendsten war für mich,neben dem Kennenlernen neuer Gesich-ter,das spürbare und gelebte Miteinander.Menschen,die sich eigentlich nicht kennen,haben einander zugenickt und sich zu-mindest ein Lächeln geschenkt. Die Stadthat ein anderes Gesicht bekommen.

Die Stadtmission hat Spuren hinter-lassen, und hoffentlich hält der Schwung,der hereingekommen ist und die Begei-sterung noch lange an.

Das Jahr 2003 wurde zum „Jahr derBibel“ erklärt und so geht es im themati-schen Teil dieser Ausgabe um die HeiligeSchrift als „Wort Gottes für unsere Zeit“.Viele von uns glauben, dass uns die Hei-lige Schrift vertraut ist, wir ja ohnehin Be-scheid wissen. Doch einmal ganz ehrlich:Wer von uns nimmt wirklich täglich dieBibel zur Hand und liest kontinuierlichdarin? Begnügen wir uns nicht oft genugdamit, beim Gottesdienstbesuch denentsprechenden Schrifttext vorgetragenund „vorgekaut“ zu bekommen? Vor überzehn Jahren hat mir der heutige Erzbi-

schof von Salzburg, Dr. Alois Kothgasser,gesagt: „Die Bibel muss einen besonde-ren Platz in unserem Leben und auch inunserer Wohnung haben.“ Er hatte damitgar nicht so unrecht. Stellt oder legt mandas „Buch der Bücher“ an einen beson-deren Ort, oder richtet man sich sogar ei-ne „Bibelecke“ im Zimmer bzw. in derWohnung ein, dann fällt der Blick sicher

öfter darauf. Und wer weiß, vielleichtnimmt man sie dann auch öfters zurHand.

An dieser Stelle möchte ich allen dan-ken, die treu ihren Druckkostenbeitraggeleistet haben. Dies sowie die Rückmel-dungen, die wir erhalten, zeigt uns, dassdas Pfarrblatt gern zur Hand genommenund gelesen wird. Dankeschön.

So bleibt mir nur mehr, Ihnen allen imNamen des Redaktionsteams eine erhol-same Urlaubszeit zu wünschen. LassenSie es sich ein wenig gut gehen!

Mit einem herzlichen Grüß Gott ausSt. Stephan, Ihr

Reinhard H. Gruber, Domarchivar

Grüß Gott!ó Editorial 2ó Wort des Dompfarrers 3ó Praktische Anleitungen

zum Umgang mit der Bibel 4ó Die Bibel – Eine Annäherung 6ó »So ist meine Seele in mir …« 7ó »Anstößige« Gebete? 8ó Frühchristliche Bibel-Amulette 10ó Was uns die Bibel bedeutet. 11ó Natürlich auch in der

Dompfarre: Bibelrunden 12ó Gottes Wort per SMS 13ó Nimm und lies vor! 14ó Hanna, die Mutter von Samuel 14ó Die Bibel – ein Buch,

ein Bestseller? 15ó Blick auf das Wesentliche 16ó Die Wandlung von Saulus

zu Paulus 16ó Die Bibel lesen 17ó »Die Schrift nicht kennen

heißt Christus nicht kennen« 18ó Der Ambo –

Tisch des Wortes 19ó Michael Köhlmeiers

»Apokryphen« oder

Die Lust am Fabulieren 20ó »Und schaut der Steffl

lächelnd auf uns nieder ...!« 21ó Heimkehr 22ó Freie Sicht im Dom 23ó Inhaltsangabe einer Domkirche 24ó Arrivederci Roma 25ó Durchmachen im Dom! 25ó Öffnet die Türen für Christus! 26ó Rückblick 29ó Sommer-Gottesdienstordnung 30ó Schatztruhe St. Stephan 31ó Aus der Schatztruhe 32ó Impressum 36

Inhalt Editorial

Druckkostenbeitrag

Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhinund überweisen Sie Ihren Druckkosten-beitrag mit dem beigelegten Zahlscheinauf unser Pfarrblatt-Konto Nr. 224 568,BLZ 19190. Danke!

Reaktionen

Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen,dann zögern Sie nicht: Schreiben Sie bittean: Dompfarre St. Stephan, „Pfarrblatt“,Stephansplatz 3, A-1010 Wien, oder per E-Mail: [email protected]

Page 3: Pfarrblatt - Dompfarre

Carsten Peter Thiede, das enfant terribleder aufgeklärten historisch-kritischen Bibel-exegese, trat anfangs Juni bei einem Vor-trag im Stephanisaal des Curhauses alsHistoriker, Literatur- und Altertumswis-senschaftler einerseits für eine Früh-datierung der Evangelien ein und brachandererseits eine Lanze für den unver-stellten Zugang zu den in den Evangelienberichteten Ereignissen. Nicht das langeBehandeln dessen, was in dem jeweiligenEvangelienabschnitt nicht gemeint seinkann, soll im Vordergrund der spontanen– aber auch wissenschaftlich abgesicher-ten – Begegnung mit dem biblischen Textstehen, sondern der unmittelbare appel-lative Anspruch des Textes an den Leser.

Der historische Jesus aus Nazareth undder geglaubte, auferstandene Christussind wie die zwei Seiten einer Medaillenicht voneinander zu trennen.

Wenn im Rahmen der Stadtmissionunter den über 1400 Aktivitäten in den110 Pfarren der Stadt manchmal auch einsehr kindlich anmutender Zugang zurbiblischen Botschaft angeboten wurde,scheint mir gerade aus der pastoralen Er-fahrung heraus dieser Ansatz nicht vonvornherein disqualifiziert zu sein, son-dern im Gegenteil auf ein ganz besonde-res Bedürfnis zu stoßen.

Der einfachen Einladung: „Pflück Direine Bibelstelle!“ wurde auch tausend-fach Folge geleistet, so dass eine treueMitarbeiterin der Pfarrkanzlei nur mitMühe der großen Nachfrage nach deneinfach an Schnüren am Dom befestig-ten Bibelversen entsprechen konnte. Auchbei der regelmäßigen Anbetungszeit amNachmittag im Dom erfreute sich die -beim Abend der Barmherzigkeit schonlange gebräuchliche – „Joy and Worry-Box“ großer Beliebtheit. Seine Sorgen,Anliegen und Freuden vor Gott auszu-breiten und sich mit einem zufälligen(oder doch gefügten) Wort Gottes be-schenken zu lassen, das ist nicht nur ei-ne religiöse Erfahrung für spirituelleNeueinsteiger, sondern hilft auch altge-dienten „Kirchenhasen“ oft zu einer neu-en Vertiefung. Auch das einfache Hören

oder Lesen einer Bibelstelle in der sonstnur musealen Zwecken dienenden Virgil-kapelle unter dem Stephansplatz ist fürviele zu einem „special event“ geworden.Ja, die Kirche ist auf dem Markt der Mög-lichkeiten noch lange nicht ans Ende ge-kommen. Da ist noch vieles möglich undmuss mit viel Phantasie und Mut ange-

gangen werden. Aber nichts davon er-setzt den wichtigsten Schritt: dass ichmich selbst von Gott in seinem Wort an-sprechen lasse.

Ich möchte daher allen Mut machenzu einem unverstellten Zugang zur Heili-gen Schrift, dass wir uns ganz persönlichvom Heilsoptimismus der biblischen Bot-schaft berühren und betreffen lassen. Esgeht um die ganz konkrete Frage:Wie willGott mich heute und hier mit diesem

Wort ansprechen und was will er mir da-mit neu schenken?

Charles de Foucauld sagte einmal:„Man versteht das Evangelium nicht,wenn man es nur liest; man versteht esnur, wenn man es tut.“

In den kommenden Sommertagenwünsche ich Ihnen Erholung an Leib und

Seele und Zeit zum Ausruhen. Vielleichtnehmen Sie in einer stillen Stunde dieHeilige Schrift zur Hand, um mit demWort Gottes vertrauter zu werden.

Ich freue mich auf ein Wiedersehenrund um St. Stephan und grüße Sie herz-lich

Dompfarrer Kan. Mag. Anton Faber

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Liebe Dompfarrgemeinde!

Wort des Dompfarrers

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003

Page 4: Pfarrblatt - Dompfarre

Praktische Anleitungen zum Umgang mit der BibelHilfen zum Verständnis der Bibel von Erzbischof Alois Kothgasser

Die Geistliche Schriftlesung

Um den Sinn der Heiligen Schrift zu er-fassen, brauchen wir die Hilfe des Heili-gen Geistes, aber auch unser eigenes Be-mühen. Eine bewährte Form des Hörensauf Gottes Wort und des Umgangs mitder Heiligen Schrift ist die GeistlicheSchriftlesung – die Lectio Divina. Diesehat eine gewisse Ordnung: Gebet – Le-sung – Meditation – Schriftgespräch –Kontemplation – Handeln (lateinisch:oratio – lectio – meditatio – collatio – con-templatio – operatio).Wer diese Ordnungbeachtet, übersieht nichts Wichtiges und

wird vor einseitigem Lesen der HeiligenSchrift bewahrt.

Der vierfache Schriftsinn

Eine der Methoden, die im Laufe der Jahr-hunderte erarbeitet wurde, ist die Schrift-lesung im Sinne des vierfachen Schrift-sinnes. Diese hilft, den ganzen Reichtumder Schrift zu heben. Ein erster Schrittist die Aufmerksamkeit dem „Buchsta-ben“, dem wörtlichen Sinn, gegenüber.Dabei achtet man auf die handelndenPersonen,Ortsangaben,Zeitangaben usw.und stellt sich mitten in das Geschehen

hinein. Man kann dabei eine Antwort aufganz einfache Fragen versuchen: was –wozu – wann – wo – wie – mit welchenMitteln? Ein zweiter Schritt lädt zur gläu-bigen Sicht ein. Es geht darum, das Ge-heimnis des Wirkens Gottes, Christi unddes Heiligen Geistes zu entdecken. Es gehtum den Inhalt und die Einheit der ganzenSchrift und des Glaubens,unter Berücksich-tigung der lebendigen Überlieferung derGesamtkirche und des Zusammenhangsder Glaubenswahrheiten untereinanderim Gesamtplan der Offenbarung. Derdritte Schritt geht auf die Suche nach

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 20034

Wort Gottes für uns

Dr. Alois Kothgasser, Erzbischof von Salzburg und Primas Germaniae verkündet bei der Europavesper, der Auftakt-Veranstaltungzum Mitteleuropäischen Katholikentag (10. 6. 2003) im Stephansdom das Evangelium

Page 5: Pfarrblatt - Dompfarre

„Lebensweisung“ und „Lebenshilfe“. Hierwird versucht zu erkennen, wer wir selbstsind und was wir tun können und sollen.Der vierte und letzte Schritt geht schließ-lich auf die Suche nach den Gründen derHoffnung, die uns trägt. Dieser Schrittantwortet auf die Frage: In welche Rich-tung kann ich hoffen? Die Bibel wird da-rin auf dem Hintergrund unserer heuti-gen Sinn- und Zukunftsfragen gelesenund befragt.

Anleitungen zum persönlichen Bibellesen

Ein geeigneter Ort

Ich suche mir einen geeigneten Ort undrichte ihn mit einfachen Mitteln her: Ei-ne Kerze, ein Kreuz, ein Bild oder einePflanze geben diesem Platz Atmosphäre.Ich lege fest, wie viel Zeit ich mit dem Bi-beltext verbringen möchte und sorge sogut es geht dafür, dass ich nicht gestörtwerde. Ich halte Papier und Stift bereit,falls ich etwas notieren möchte.

Die innerliche Bereitung

An meinem Platz gönne ich mir einige Au-genblicke,um auch innerlich anzukommen.Bewusstes Atmen ist beim Stillwerdenhilfreich. Nach einem Gebet zum HeiligenGeist wende ich mich dem Bibeltext zu.

Dem Schriftwort persönlich begegnen

Ich lese die Bibelstelle langsam einmalzur Gänze durch, eventuell auch laut, umwahrzunehmen, wie sich der Text anhört.Auch wenn mir der Text schon sehr ver-traut ist, versuche ich ihn zu lesen, als wä-re es zum ersten Mal. Ich lasse ihn aufmich, auf meine ganz konkrete Lebens-situation wirken. Auf verschiedene Weisekann sich mir die Botschaft des Textes er-schließen: Ich kann den Text nach einemWort oder Vers abtasten, der mich ganz-heitlich anspricht, und so lange dabeibleiben, wie es mich bewegt. Ich kann mit

meiner Vorstellungskraft das Erzählte vormeinem inneren Auge wie in einem Filmlebendig werden lassen. Ich kann michmitten in das Geschehen als Teilnehmeroder Teilnehmerin hineinbegeben. Ichkann versuchen, das Gehörte mit eigenenWorten nachzuerzählen, eventuell esauch aufzuschreiben. Ich kann auch indie Rolle einer biblischen Person schlüp-fen und aus ihrem Blickwinkel die Bege-benheit erleben. Ich achte darauf, was imUmgang mit dem Bibeltext in mir leben-dig wird. Dort kann ich anknüpfen unddie Botschaft auf mich und die Welt vonheute beziehen.

Im Heute Gottes

mit den Menschen leben

Wenn sich meine Zeit mit dem Bibeltextdem Ende zuneigt, versuche ich mir zuvergegenwärtigen, was für mich heutewichtig war: ein Gedanke, eine Frage, eininneres Bild, ein Wort. Vielleicht möchteich dazu etwas gestalten, z. B. ein Erinne-rungskärtchen, oder einen kurzen Eintragin mein Tagebuch machen. Den Ab-schluss finde ich mit einem Gebet, einemKreuzzeichen oder einer tiefen Vernei-gung und dem Willen, das Empfangenezu leben und weiterzugeben.

Anleitung zum

gemeinsamen Bibellesen

Voraus zwei Bitten: 1.Verstehendes Zuhö-ren (auf die Bibel und auf die anderen) istwichtiger als diskutieren und belehren! 2. Die eigenen Mitteilungen kurz fassen.

Methode LUMKO

(Lumko ist ein Bibelzentrum in Südafrika)Ein meditativer Zugang in sieben Stufen:1. Wir laden den Herrn ein (kurzes Gebet).2. Wir lesen den Text (alle schlagen die

Bibel auf, eine/r liest vor).3. Wir verweilen beim Text. Welche Wor-

te sind uns wichtig? (Diese einzeln

aussprechen; Pausen lassen; am Endenochmaliges Lesen des Textes).

4. Wir schweigen (einige Minuten Stille).5. Wir sagen einander, was uns berührt

hat. (Warum betraf mich mein Wortoder das eines anderen?)

6. Wir besprechen, was der Herr von unswill. (Wie können wir das Gehörte ver-wirklichen? Was nehmen wir nachHause mit?)

7. Wir beten (zuerst jede/r ein kurzes Ge-bet, dann alle gemeinsam,evt. auch einLied). Die Gruppe umfasst fünf bis sie-ben Personen. Die Dauer beträgt ca. 75Minuten. Der Rhythmus ist am besten14-tägig. Die Leiterfunktion kann öfterwechseln.

Methode Bludesch, Vorarlberg

Fünf Fragen nach dem Inhalt des Bibel-textes:– Gebet– Gewählte Stelle laut und langsam vor-

lesen; alle anderen hören zu.– Persönliche schriftliche Erarbeitung

der Bibelstelle anhand folgender fünfFragen (in Stille):1. Was ist die zentrale Aussage? (in ei-

nem Satz) 2. Was verstehe ich nicht? 3. Welche Zusammenhänge gibt es?

(mit der vorausgehenden / folgen-den Stelle; Parallelstellen; ähnlicheThemen)

4. Was gefällt mir bzw. womit bin ichnicht einverstanden?

5. Was kann ich (können wir) konkrettun?

– Austausch reihum zu jeder Frage – wenige Minuten Stille vor dem Me-

ditationsbild – Gebet oder Lied ó

Wir danken Erzbischof Kothgasser

für die freundliche Erlaubnis

zum auszugsweisen Abdruck seines

Hirtenbriefes zum Jahr der Bibel.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 5

Page 6: Pfarrblatt - Dompfarre

Die Bibel – Eine AnnäherungGedanken von Wilhelm Bruners

Die Bibel ist ein Drehbuch.Du verstehst sie nur, wenn du mitspielst.Es ist egal, welche Rolle du übernimmst:Ob du an der Rampe spielstoder im Hintergrund, ob du Held bistoder Gefangene, ob du Prophetin bistoder Feldherr, ob du schweigst oderredest, ob du deine Sätzehinaussprudelst oder stotterst,ob du deine Rolle kennst oderan den Souffleurkasten gehst.

Nur eines erlaubt dir die Bibel nicht:Die Rolle des Zuschauers!

Darin unterscheidet sie sich von allenDrehbüchern der Welt, welche dieZuschauer brauchen,Zuschauer,die zahlenund im Verdunkelten sitzen, sich ärgernoder gustieren.

Entweder du spielst mit oder dubleibst draußen. Es ist vertane Zeit,

sich mit der Bibel zu beschäftigenwie mit anderen Büchern.Untersuche ihre Grammatiken oderihre semantischen Fehler,frage Historikerinnen oderArchäologen, frage Philologinnenoder Kunstgeschichtlerinnenlass dich belehren von denTheologinnen und Exegeten.in all ihren Antwortenversteckt die Bibel ihr Wesen.

Du wirst nie erfahren, worum esihr geht, wenn du sie nur untersuchst.Du machst ein paar interessanteBeobachtungen und Vergleiche.Du erkennst ein paar Linien undihre Gegenlinien, du entdeckstihre Zeitverschiebungen undihre literarischen Handlungsebenen.Aber ihr Geheimnis erfährst du nicht.

Du erkennst es schon gar nicht,wenn du etwas über ihren Gottwissen willst, der sich im Übrigensehr unterschiedlich darstellt undüber den sie in widersprüchlichenBildern redet:Feuer und Dunkel,Wolke und Fels,Nähe und Distanz.

Sei auf der Hut: sonst führt sie dichIn die Irre. Sie zeigt dir die Schale,nicht den Kern, wenn du nicht mitspielst.

Versuche nicht zuerst,die Bibel zu verstehen.Lass dich auf sie ein.Deine Geschichte beginnt mit ihr,wenn der Widerstand in dir gegen siewächst. Mit der Bibel muss es dir gehen,wie Jakob im nächtlichen Kampf.Du gewinnst sie nur für dich,wenn du mit ihr streitest.Im Kampf zeigt sie dir ihr wahres Gesicht.Erst in der Berührung wirst du ihre Kraftahnen. Halte sie fest, bis aus dem Ringenein Segen geworden ist. Streite mit ihr,

dann erlebst du auch zärtliche Stunden.Spiele ihr Spiel mit, das dich bis an dieGrenze bringt, bis an die Grenzen deinerFassungskraft.

Deshalb halte dich nicht für zu klein undunbedeutend. Sie sucht die Auseinander-setzungmit dir und durch dich mit einer Welt,die ihres Wortes bedarf. Ihres Einspruchs,ihrer Gottes- und Menschenrede.Ihrer Sympathie für beide.

Die Bibel hat keine Lösungen –Weder für Gott noch die Welt.Aber sie hat Bilder. Prophetische undpoetische Bilder für das Geheimnis.Das Unsagbare,

das auch in dir redet. ó

Eine Annäherung, Wilhelm Bruners.

Aus: ferment 1/2003

„suchen und finden“, S. 16f, Pallottiner

Verlag, Postfach, CH-9201 Gossau SG

Wort Gottes für uns

Wilhelm Bruners,Leiter d.

Bibelpastoralen Arbeitsstelle

des Katholischen Bibelwerks

Österreich in Jerusalem

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 20036

Briefmarke zum Jahr der Bibel.Darstellung des Evangelisten Matthäusaus einem Evangeliar des Stiftes St. Florian aus dem 12. Jahrhundert

Page 7: Pfarrblatt - Dompfarre

In meiner niederländischen Jugend wur-de in den katholischen Kirchen meinerHeimat wenig gesungen.„Stille“,„gelese-ne“ Messen waren der katholische Alltagund zum Großteil auch der Sonntag.Wenn schon gesungen wurde, so in latei-nischer Sprache.

Gregorianik wurde im Hochamt undin der Andacht sehr viel gesungen, auchlateinisches Mehrstimmiges. Perosi istmir aus jener Zeit noch ein vertrauter Kom-ponistenname. Ein Kirchenchor, Männer,Knaben (selbstverständlich keine Frauen)bemühte sich redlich.

Darin unterschied sich die niederlän-dische Liturgie von der deutschen, vielsingfreudigeren Liturgie mit ihren Bet-Singmessen,die in den Niederlanden kaumübernommen wurden.

Die Konzilszeit brachte hier sehr vieleÄnderungen.Bei der Gestaltung der neuenLiturgie entdeckte man natürlich das Feh-len eines niederländischen kirchlichenLiedguts. Sehr viel Kurzlebiges wurde da-mals schnell zusammen gestrickt undglücklicherweise schnell wieder verges-sen. Aber auch Nachhaltiges wurde ge-schaffen. Es war die Stunde der Künstler.Gute, feinfühlende Komponisten gab es,z. B. den vor kurzem verstorbenen Bern-hard Huibers. Und neue Texte waren ge-fragt. Huub Oosterhuis ist hier an ersterStelle zu nennen, in seinen jungen Jahrenein Jesuit, der dann einen eigenen Wegging, aber bis heute zutiefst mit der Li-turgie verbunden blieb. Viele Niederlän-der hörten bewegt seine Predigt beimBegräbnis des Prinzen Claus.

Huibers – Oosterhuis: diese beidenNamen stehen am Anfang des modernen,niederländischen Kirchenliedes. Einigedieser Lieder sind durch das „Gotteslob“auch bei uns bekannt geworden.

Im Werk von Oosterhuis, in den Lied-texten, Predigten, Gedichten findet mansehr viel Biblisches: als Zitat, als Anspie-lung, als Übersetzung. Es sind Texte, dieexegetisch meistens stimmen und einenhohen sprachlichen Anspruch haben.

Fünfzig Psalmen

Ziemlich am Anfang des Schaffens vonOosterhuis steht ein kleines, wichtigesBuch, das meines Wissens trotz der vielenOosterhuis-Übersetzungen keinen deutsch-sprachigen Übersetzer gefunden hat:vijftig psalmen (fünfzig Psalmen), Utrecht1967. Es enthält, was es verspricht: fünfzigPsalm-Übersetzungen. Es ist eine Zusam-menarbeit von vier Niederländern, zweiExegeten, zwei Dichtern. Einer dieserDichter ist Huub Oosterhuis. Zum Ver-gleich Psalm 131 in der Einheits-Überset-zung und in dieser Übersetzung:

Einheitsübersetzung: Herr, mein Herrist nicht stolz, nicht hochmütig blickenmeine Augen. Ich gehe nicht um mit Din-gen, die mir zu wunderbar und zu hochsind. Ich ließ meine Seele ruhig werdenund still; wie ein kleines Kind bei der Mut-ter ist meine Seele still in mir. Israel, harreauf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!

Fünfzig Psalmen: Gott, ich bin nichthochmütig, ich schau nicht auf andereherab, bilde mir nicht ein dass ich groß bin.Träume keine gewaltigen Träume. Ich ha-be meine Verlangen gezähmt. Meine See-le ist zur Ruhe gekommen wie ein Kind dasgetrunken hat und ruht an der Brust sei-ner Mutter, ein Kind das getrunken hat, soist meine Seele in mir, alles erwartend vonIhm jetzt und in Ewigkeit.

Die Übersetzung hat einen poeti-schen Klang, aber bleibt doch sehr in derNähe des Originals. Psalmen sind Gebete.Es sind auch Gedichte. Im Gedicht ver-dichtet sich das Beten. Auf verschieden-ste Art haben die Übersetzer versucht,das Dichterische der Psalmen zum Aus-druck zu bringen: zum Beispiel in neuenPsalmdichtungen.

Besonders in der evangelischen Kirchegibt es solche umgedichteten Psalmen,„Psalmbereimungen“, die oft ein weniglangatmig sind. In Vergleich damit blei-ben die Übersetzungen der „Fünfzig Psal-men“ dem Grundtext viel näher.

Psalmen sind Gedichte. HebräischePoesie ist eine Lyrik ohne Reimwörter. Ihr

besonderes Kennzeichen ist der „Parallelis-mus“. Das bedeutet: der Gedanke einesHalbverses wird mit anderen Worten imfolgenden Halbvers wiederholt. Sie findendas auch in oben zitiertem Psalm: „nichtstolz“ – „nicht hochmütig“. Mit dieserWiederholung wird in der Übersetzungsehr gut umgegangen.Wichtige Gedankenbekommen so eine besondere Betonungüber das Original hinaus.Andererseits hat-ten die Übersetzer keine Scheu, Zeilen, dieuns fremd geworden sind, auszulassen.

Aktualität

Psalmen sind Gebete. Es sind auch Ge-dichte, die oft direkt das Herz des Beten-den berühren. In diesen alten Texten fühltman auch die eigene Not, die eigeneSehnsucht zur Sprache gebracht. „Gott,mein Gott, warum hast du mich verlas-sen“ ist nicht nur der Aufschrei Jesu amKreuz: viele Menschen können diese Kla-ge nachvollziehen.

Viele Übersetzer haben deswegenversucht, Psalmen zu „aktualisieren“. Einschreckliches Beispiel einer solchen Ak-tualisierung des Psalmes 23 gibt es in ei-ner englischen Bibel für Häftlinge. Hierheißt es dann nicht mehr: „Der Herr istmein Hirte“, sondern: „Der Herr ist meinFürsorgebeamter“, wozu mir ein bekann-ter Spruch einfällt: Das Gegenteil von gutist gut gemeint.

Bekannt sind die aktualisierten Psalm-übersetzungen von Ernesto Cardenal, dieim lateinamerikanischen Kontext zu ver-stehen sind, so Psalm 22: Mein Gott, meinGott,warum hast Du mich verlassen? Pan-zer-Wagen umgeben mich, Maschinen-gewehre zielen auf mich, elektrisch gela-dener Stacheldraht schließt mich ein…“

Die Übersetzung der „fünfzig Psalmen“wählt einen anderen Weg. Grundwörter,Urwörter, die in ihrer Zeitlosigkeit immergelten, immer „aktuell“ sind. Wörter wieSeele, Traum, Kind. Die Sprache findetauch heute zum Gedicht, zum Lied. Dennso ist unsere Seele in uns: sie will immerneu zur Sprache gebracht werden. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 7

»So ist meine Seele in mir …«Zu den Übersetzungen von Psalmen von Joop Roeland

Page 8: Pfarrblatt - Dompfarre

»Anstößige« Gebete?Bibelwissenschaftliche und persönliche Bemerkungen zu den Psalmen. Von Birgit Staudinger

Es gab eine Zeit, in der ich mit den Psal-men nichts anfangen konnte: Sie wirk-ten auf mich befremdend und hart, sehrweit entfernt von meiner Lebenswirklich-keit, voll von Bildern und Metaphern auseiner anderen Welt und teils sehr an-stößig. Da ist so viel von Feinden die Rede,von bösen Menschen, die dem Beter auf-lauern, ihm Fallstricke legen. Da liest manvon Lügnern,Frevlern,Abtrünnigen und vonjenen, die nicht die Weisung des Herrnbefolgen. Sie alle sollen die VergeltungGottes zu spüren bekommen, vor Schan-de sollen sie zugrunde gehen (vgl. Ps 83)und der Gerechte soll seine Füße im Blutdes Frevlers baden (vgl. Ps 58). Das Lesen,besonders das Beten solcher Zeilen, löstebei mir Unbehagen, inneren Widerstandund Fragen aus:Was sind das für grausameVorstellungen und Wünsche? Wie sinddiese mit dem christlichen Gebot derNächsten- und Feindesliebe vereinbar?Ist der Gott der alttestamentlichen Psal-men auch derselbe Gott, der im NeuenTestament als der barmherzige Vater be-nannt wird? Erst durch die intensive Be-schäftigung mit dem Alten Testament imRahmen des Studiums und unter anderemauch mit der Literatur von Erich Zengererhielt ich Antwort auf meine Fragen undeinen neuen Zugang zu diesen Texten.

Alte Vorurteile

Das Vorurteil des Gegensatzes vom ge-walttätigen, rachsüchtigen und strengenGott des Alten Testaments und vom lie-benden und barmherzigen Vater im NeuenTestament ist schon sehr alt. Bereits im2. Jahrhundert vertrat Marcion diesenDualismus, verwarf das Alte Testamentund reinigte die übrigen Schriften vonTextpassagen, die seiner Theologie nichtentsprachen. Durch die Formulierung ei-nes eigenen Kanons stellte er sich damitaußerhalb der Kirche. Aber auch innerhalbder Kirche gab es immer wieder theologi-sche Überlegungen, wie man denn mit„sperrigen“ Texten des Alten Testamentsumgehen soll. Ein Ansatz war beispiels-

weise die heilspädagogische Deutung:Sie führen uns das Unheil vor und sollen inuns die Sehnsucht nach dem Heil wecken.Sie wollen uns lehren, wie Gott nicht ist.

Aber nur eine sehr oberflächliche undselektive Betrachtungsweise der bibli-schen Texte kann zu diesem Dualismusführen. Denn das Alte Testament ist reichan Texten, die Gewalt und Rache bekämp-fen, man denke insbesondere an die Kritikder Propheten, die zugleich ihre Friedens-utopien verkündeten und die so zur Ver-söhnung innerhalb der Gesellschaft bei-

tragen wollten. Auf der anderen Seite gibtes auch im Neuen Testament eine Reihe„sperriger“ Texte, wenn Jesus beispiels-weise ziemlich drastisch formuliert, es seibesser verstümmelt ins Leben zu gelangenals mit zwei Händen in die Hölle zu kom-men (vgl. Mk 9,43). Genaugenommenverschärft sich im Neuen Testament dieSituation der Ungerechten, wenn es da-rum geht, sich und ihr Leben vor Gott zuverantworten: Es erwartet sie nicht derVerlust von Gütern, keine Nachkommen-schaft,ein verfrühtes Ableben o. ä.– das ist

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 20038

Wort Gottes für uns

König Salomo. Buchmalerei aus der „Theologischen Sammelhandschrift“ aus dem 13.Jahrhundert, Schottenkloster Wien

Page 9: Pfarrblatt - Dompfarre

ja noch relativ „harmlos“ gegen dieseneutestamentlichten Bilder vom nie erlö-schenden Feuer.

Wider die Abstumpfung

gegenüber Unrecht

Die Heilige Schrift ist also immer in derFülle ihrer Gesamtheit zu betrachten.Wenn man nur einzelne Teile heraus-nimmt oder andere ignoriert, begibt mansich allzu leicht in des „Teufels Küche“.Und dass ein gewisses Maß an Unbeha-gen bei manchen Texten bleibt, ist gut so.Es steht nicht in unserer Macht, an derAuslegung der Heiligen Schrift so langezu feilen, „bis sie uns passt“. Die Mah-nungen der Propheten und die BotschaftJesu haben den Menschen von damalsauch nicht immer „gepasst“. Das WortGottes ist „anstößig“. Gott will uns An-stoß geben, aufwecken, damit das Lebennicht an uns vorüber geht, sondern damitwir in seiner Gegenwart leben. Gott rüt-telt uns auf, insbesondere in den Psal-men, dass wir sensibel bleiben gegenü-ber dem Unrecht in dieser Welt. Die Ge-bete der Psalmen mahnen uns, den Blickauf diese Realität nicht zu verlieren. Auchunser Alltag ist voll von Ungerechtigkeit,Diskriminierung und Leid unschuldigerMenschen. Der alttestamentliche Betersieht darüber nicht hinweg und bleibtwachsam: Was ist Recht, was entsprichtder Weisung und der Schöpfung Gottes,und was ist Unrecht? Die Psalmen sindAusdruck der Leidempfindlichkeit, die fürdie biblische Denk- und Lebensweise kon-stitutiv ist, und zugleich kritische Anfragebesonders an alle, die wir durch die vielenBilder der Gewalt in den Medien heutzu-tage leicht dazu tendieren, dem Leid an-derer gegenüber abgestumpft zu werden.Somit bewahren uns die Psalmen vor derVersuchung, repressive und destruktiveGewalt zu verharmlosen oder zu ignorie-ren. Gewalt wird als solche benannt undnicht durch Euphemismen – wie es ge-genwärtig oft üblich ist – herunterge-spielt und bagatellisiert.

Wider die Schönfärberei

und die Scheinheiligkeit

Der Psalmist leidet unter all dem Un-recht, das ihm widerfährt, aber er schlägtnicht einfach blind mit Gewalt zurückund schmiedet seine eigenen Pläne, wieer gegen seinen Gegner vorgehen könn-te. Er schluckt aber auch nichts hinunter,sondern lässt all seinen Emotionen Raumund bittet Gott um Hilfe. All seine Angstund Hoffnung, seinen Zorn und seineVerzweiflung bringt er vor Gott. Sogarmit seinen Zweifeln an seinem Schöpferselbst und dem Gefühl der Gottverlas-senheit tritt er noch vor ihn hin, mit jenenWorten, die Jesus auch am Kreuz gebe-tet hat: Mein Gott, mein Gott, warumhast Du mich verlassen? (Ps 22,2). Gibt esein authentischeres und wahrhaftigeresGebet als dieses? Wir brauchen uns vorGott nicht zu verstellen, nicht eine „rosa-rote Glaubensbrille“ aufsetzen und dieRealität verklärt betrachten.

Wider die Selbstgerechtigkeit

Schließlich glaube ich, dass wir durch diePsalmen wachgerüttelt werden könnenaus unserem Schlaf der Selbstzufrieden-heit und Selbstgerechtigkeit: Sie konfron-

tieren mich mit der Frage:Wie steht es ei-gentlich mit deiner Aufrichtigkeit? Bistdu nicht in Wahrheit der „Frevler“? Trägstdu wirklich Gottes Wort in deinem Her-zen? Und wie steht es mit deinem Gebet?Ist es auch von einer solchen Leiden-schaft und Hingabe getragen wie dieseinnigen Gebete?

Und darf ich am Ende auch hoffen:„Der Herr ist barmherzig und gnädig,langmütig und reich an Güte. Er wirdnicht immer zürnen, nicht ewig im Grollverharren. Er handelt an uns nicht nachunseren Sünden und vergilt uns nichtnach unserer Schuld.“ (Ps 103,8-10)? ó

Literaturhinweis:

Erich Zenger, Ein Gott der Rache?

Feindpsalmen verstehen.

Freiburg i. Br. 21998.

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 9

Die Bibel als Trost-Quelle

Es gibt Menschen, die die Bibel nichtbrauchen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ichhabe die Bibel nötig. Ich brauche sie, umzu verstehen, woher ich komme. Ich brau-che sie, um in dieser Welt einen festenBoden unter den Füßen und einen Haltzu haben. Ich brauche sie, um zu wissen,dass einer über mir ist und mir etwas zusagen hat. Ich brauche sie, weil ich ge-merkt habe, dass wir Menschen in denentscheidenden Augenblicken füreinan-der keinen Trost haben und dass auchmein eigenes Herz nur dort Trost findet.Ich brauche sie, um zu wissen, wohin dieReise mit mir gehen soll. ó

Jörg Zink

Bergpredigt. Buchmalerei aus dem Mittelalter. Schottenkloster Wien

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Frühchristliche Bibel-AmuletteVon Johann Werfring

Im „Jahr der Bibel“ 2003 war dem „Buchder Bücher“ in der Papyrussammlung derÖsterreichischen Nationalbibliothek eineaus den eigenen Beständen gestaltete Son-derausstellung gewidmet. Vom 21. Märzbis 18. Juli konnte man am Wiener Helden-platz einzigartige Einblicke in die früheÜberlieferung der Heiligen Schrift undden Umgang mit der Bibel im Lauf derJahrhunderte gewinnen.

Ein spannendes Kapitel der Ausstel-lung befasst sich mit der praktischen Nutz-anwendung des geschriebenen WortesGottes im frühen Christentum. Schon inden ersten nachchristlichen Jahrhunder-ten hatte sich im Volksglauben die Vor-stellung durchgesetzt, dass ganz be-stimmte Psalmenverse oder Evangelien-stellen in lebenspraktischer Hinsicht nütz-lich sein können. Um einen speziellenZweck zu erreichen, führten die Gläubi-gen daher nicht selten schriftliche Bibel-zitate mit sich oder trugen sie als Amu-lett am Leib.

Einen guten Eindruck von der Schutz-funktion solcher Amulette geben zahlrei-che erhaltene Papyrus- und Pergament-fragmente. Am häufigsten fanden in die-sem Zusammenhang einzelne Psalmen-verse Verwendung, jedoch kamen zumTeil auch neutestamentliche Bibelstellenzum Einsatz beziehungsweise finden sichmitunter auch Textstellen aus beidenBüchern auf ein und demselben Amulett.

Ein sehr anschauliches Beispiel fürdie Dualität von Altem und Neuem Testa-ment stellt das hier abgebildete Amulettfür Jungverheiratete dar. Am Beginn stehtder Psalm 90:„Wer im Schutz des Höchs-ten wohnt, wird im Schatten des Gottesdes Himmels ruhen. Er wird zum Herrnsagen: Mein Beschützer bist du und mei-ne Zuflucht, mein Gott und mein Hirte,auf den ich vertraue.“ Es folgt ein Vers ausdem Römerbrief (12,1f.): „Ich ermahneeuch, Brüder, bei der Barmherzigkeit Got-tes, eure Körper als heile Seele zu gestal-ten, tugendhaft und als geistigen Gottes-dienst und nicht nur äußerlich.“ Die

dritte Textstelle stammt aus dem Johan-nesevangelium (2,1):„Und am dritten Tagfand eine Hochzeit zu Kana in Galiläastatt. Es waren aber Jesus und seine Mut-ter mit ihm zusammen geladen.“

Das Blatt bietet auch wertvolle An-haltspunkte, um die Typologie von Bibel-amuletten im historischen Kontext ver-stehen zu können: Über dem Text befin-den sich sieben siebenstrahlige Sonnen-sterne. Solche Zeichen sind bereits ausmagischen Texten vorchristlicher Zeit gutbekannt. Sie veranschaulichen die Konti-nuität antiker Tradition, zumal Talismanemit magisch-religiösen Texten schon invorchristlicher Zeit weit verbreitet waren.Allerdings kam im Heidentum noch kei-nem literarischen Werk jene Heilskraft zu,die man nun der Bibel zuschrieb. ParalleleEntwicklungen gab es auch im Judentumund im Islam; bestimmte Psalmenverseoder Suren des Koran wurden ebenso aufPapyrus- oder Pergamentstückchen ge-schrieben und als Amulette getragen.

In den siebenstrahligen Sonnenster-nen des Amuletts für Jungverheirateteverschränkt sich das Christentum mitdem Heidentum und dem Judentum: Be-reits in ältester Zeit galt die Sieben alsHeilige Zahl schlechthin. Die alten Baby-lonier hatten eine Vorstellung von den„Sieben Himmelszonen“ entwickelt unddie Bedeutung der Zahl Sieben im mosa-ischen Glauben ist hinlänglich bekannt.In sieben Tagen schuf Gott die Welt undder siebte Tag ist der geheiligte Tag Got-tes. Im Traum erschienen Joseph sieben

fette und sieben magere Kühe und derSiebenarmige Leuchter ist eines der häu-figsten jüdischen Symbole.

Im christlichen Glauben bewahrte dieSieben als Zahl der Vollständigkeit undVollkommenheit ihre Bedeutung. Die„Sieben Gaben des Heiligen Geistes“, die„Sieben Tugenden“,die „Sieben Todsünden“und die „Sieben Worte Christi am Kreuz“sind nur einige der zahlreichen Beispiele.

Den textlichen Abschluss des Amu-letts für Jungverheiratete bilden magi-sche Charaktere und Anrufungen an Ado-nai und Sabaoth (= alttestamentlicheGottesnamen).

Der Volksglaube hatte sich also mitdem Christentum keineswegs geändert.Waren es zunächst heidnisch-religiöseTexte gewesen, die auf Amuletten zu fin-den waren, so wurden diese nun abgelöstvon biblischen Zitaten. Der magische Cha-rakter blieb dabei durchaus bestehen,darauf verweisen unter anderem die hierbesprochenen siebenstrahligen Sonnen-sterne.

Angefertigt wurden die Texte entwe-der als Auftragsarbeiten für bestimmteAnlässe beziehungsweise fertigten Schrei-ber die Texte auch in größerer Stückzahlstandardisiert vor, wobei der Vertriebwohl durch Händler besorgt wurde.

Auch wenn die Kirchenväter noch sovehement gegen die in heidnischer Tra-dition stehenden Bibelamulette pole-misierten, ließen sich die Menschen nichtdavon abbringen. Die weite Verbreitungund große Popularität derartiger Talis-mane scheinen Kaiser Konstantin I.

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Wort Gottes für uns

Johann Werfring

Ein Buch verändert die Welt

Älteste Zeugnisse der Heiligen Schrift ausder Zeit des frühen Christentums inÄgypten. Sonderausstellung im Papyrus-museum der Österreichischen National-bibliothek (noch bis 18. Juli).

Wien I, Heldenplatz, Neue Burg. Mo,Mi. bis Fr.: 10 bis 17 Uhr. Info: Tel. 01/534-10/464.

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(ca. 280–337) veranlasst zu haben, dieVerwendung zu regeln: Diese wurdenzwar nicht gänzlich verboten, jedochstand ihr Gebrauch unter Strafe, wenn siesich gegen das Heil eines Menschen

wandten oder keusche Menschen zu libi-dinösen Abenteuern verführen sollten.

Volkssprachlich haben sich die bibli-schen Amulett-Texte bis weit in die Neuzeitgehalten. Volkskundliche Belege gibt es

selbst für das 19. und beginnende 20. Jahr-hundert. Die bis heute beliebten um denHals getragenen Schutzengerln und Gold-kreuzchen sind gewissermaßen noch Re-likte dieser uralten Tradition. ó

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„Bibelamulett für Jungverheiratete“. Papyrus, Ägypten, 6. Jh., 9ú6 cm. Foto: Papyrusmuseum

Was uns die Bibel bedeutetVon Kardinal Franz König

Am Tag der Eröffnung des Zweiten Vati-kanischen Konzils, es war der 11.Oktober1962, stieg ich als damals relativ jungerErzbischof von Wien inmitten von rundzweieinhalbtausend Konzilsvätern überdie Scala Regia hinunter zum Eingang derPeterskirche. Papst Johannes XXIII., derdas Konzil einige Jahre zuvor angekün-digt und einberufen hatte, wurde in diePeterskirche hineingetragen und stiegdann von seinem Tragsessel herunter, umin der Kirche zu Fuß, zwischen den linksund rechts aufgebauten langen Sitzrei-hen der Bischöfe hindurch, bis zum Pe-trusgrab zu gehen. Dabei trug er nicht diepäpstliche Tiara, sondern eine bischöf-liche Mitra, wie alle anderen Konzilsteil-nehmer.

Das Hauptschiff der großen Peters-kirche war mit den zu beiden Seiten auf-gebauten Sitzreihen für die Bischöfe fürdie nächsten Jahre zur Konzilsaula um-gebaut worden. Unvergesslich bleibt mirdas mir hier zum ersten Mal deutlich ge-wordene Bild einer weltumspannendenKirche. In den Sitzungen selbst und vor al-lem in den Gesprächen in den Pausenkonnte man Bischöfe verschiedener Haut-farbe, Rasse und Sprache miteinander inlebhaftem Gespräche sehen. Das ist, soschien mir,eine vitale und lebendige Kirche!

In der Mitte der Peterskirche,das heißt,der Konzilsaula, befand sich auf einemeigens dafür vorbereiteten Tisch eine kost-bare Ausgabe der Heiligen Schrift,aus denersten christlichen Jahrhunderten, aus

der Vatikanischen Bibliothek. Dieses Buchund die Messfeier am Beginn einer jedenHauptsitzung in verschiedenen Riten wa-ren die deutlichen Hinweise auf das Fun-dament auch dieses Konzils, auf Christusund seine Botschaft an alle Völker!

An dieses Bild denke ich im heurigen„Jahr der Bibel“ wiederholt. Ich freuemich, dass aus diesem Anlass die HeiligeSchrift, die lange Zeit hindurch viel zuwenig beachtet wurde, nun wieder in dieMitte unserer Aufmerksamkeit rückt. ó

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Die Bibelgesprächsrunde in St.Stephan

Es gibt sie schon seit vielen Jahren, imJahr der Bibel soll jedoch besonders aufdieses interessante Angebot unsererPfarre hingewiesen werden:

Durchschnittlich 25 Personen treffeneinander jeden Donnerstag (außer Juliund August) nach der 8 Uhr-Messe imCurhaus, um die Heilige Schrift besserkennen und verstehen zu lernen und da-durch die eigene Spiritualität zu vertiefen.Die Gruppe kommt zwanglos zusammenund heißt jede(n) Interessierte(n) herz-lich willkommen. Konkret werden jeweilsdie Lesung und das Evangelium des da-rauffolgenden Sonntags reflektiert. Unsergeistlicher Betreuer,Domkurat Dr.Eduardodal Santo, und eine besonders bibelkun-dige Dame, Frau G. Winkelbauer, helfenzu einem besseren Verständnis der Bibel-stellen.

Aus eigener, jahrelanger Erfahrungdarf ich sagen, dass ich unglaublich vielKraft und Freude aus diesen Gesprächs-

runden schöpfe. Im Rahmen meiner Mög-lichkeiten kann ich das tun, was uns Jesusaufgetragen hat:Zeugnis ablegen für SeineHeilsbotschaft.

Wie es der Pastoraltheologe Prof. Dr.Paul M. Zulehner anlässlich der Stadtmis-sion ausdrückte: Zur Neuevangelisierungbedarf es unserer persönlichen Überzeu-gungskraft,die nur aus einer festen, leben-digen Beziehung zu Gott entstehen kannund sich erhält durch immer neues Ver-tiefen ins Evangelium und durch Beten.

Leider glauben sogar wir Christenmanchmal, dass zeitgemäßes Leben undchristliche Lehre nicht vereinbar seien.Wenn wir aber Christus die Türe öffnenwollen, müssen wir uns mit der moder-nen Lebensweise auseinandersetzen undwir werden sehen, wie sehr Christus im-mer und zu jeder Zeit die Mitte ist.

Lasst uns vor allem jene nicht verges-sen, die ihn brauchen, sich aber dessennoch nicht bewusst sind. ó

Eveline Elliott

Der Ökumenische Bibelkreis

der Dompfarre

Der Ökumenische Bibelkreis besteht seitvielen Jahren und ist eine gut besuchteGesprächsrunde,die sich einmal im Monattrifft. Die Teilnehmer gehören verschie-denen Konfessionen an; aber auch inner-halb der Konfessionen sind Progressivewie Konservative, Hochkirchliche, Frei-kirchliche bis hin zu Freidenkern vertre-ten; Frauen und Männer, Teilnehmer seitJahrzehnten und auch immer wiederneue Gesichter.

Nicht alle sind bereit, ihre Gedankenzu äußern. Manchmal dauert es Jahre, bisjemand sich traut, den Mund aufzuma-chen; dann aber kann es auch geschehen,dass der– oder diejenige nicht mehr zubremsen ist. Ja es gibt leidenschaftliche,sehr bewegte Diskussionen, bei denenwir einander gelegentlich auch in dieHaare geraten. Am Ende eines solchenAbends, wenn wir mit verschlungenenHänden gemeinsam das Vater Unser be-

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Wort Gottes für unsNatürlich auch in der Dompfarre: Bibelru

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ten, haben die Worte „vergib uns … wiewir vergeben unseren Schuldigern“ einenbesonders innigen Klang!

Was verbindet diese zusammenge-würfelte Gesellschaft? Es ist die Erfah-rung, dass die Bibel, das Buch der Bücher,das allerfaszinierendste Buch ist; unddass die Beschäftigung mit diesem Buch,über alle trennenden Mauern hinweg,möglich, sinnvoll und beglückend ist.

Dieser Kreis ist keineswegs ein öku-menischer Stoßtrupp, der kirchlicheStrukturen verändern möchte; wir kom-men einfach gerne zusammen und freu-en uns auch auf neue Gesichter, weil wirimmer wieder das erleben, was David im18. Psalm singt: mit meinem Gott sprin-ge ich über die Mauer. ó

Alexander Abrahamowicz

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Gottes Wort per SMSDas „Jahr der Bibel 2003“ will Lust auf das„Buch der Bücher“ machen. Am Oster-sonntag startete die Österreichische Bi-belgesellschaft das Projekt „Gottes Wortper SMS am Sonntag“. Auf der Autobahn,im Bett liegend, beim Lesen, beim Joggen– das Wort erreicht Sie dort, wo Sie sichgerade aufhalten – und das ist, was Got-tes Wort, die Bibel, möchte: Sie dort, woSie sich befinden, in Ihrem eigenen Um-feld ganz persönlich ansprechen. Ent-decken Sie die Kraft, die diesem Wort in-newohnt!

Das SMS – Short Message Servicebzw. die „Kurzmitteilung“ (max. 160 Zei-chen) hat Jung und Alt erobert. Im Jahr2002 wurden laut dem Forrester Rese-

arch Institut mehr als zehn MilliardenSMS versendet. Entdecken Sie nun „Got-tes Wort per SMS“. Die Anmeldung isteinfach: Sie schicken ein SMS mit demSchlüsselwort „BIBEL“ an die Zielrufnum-mer 0900 70 77 07 und bekommen um-gehend eine Bestätigung. Jeden Sonntagpünktlich um 12.00 Uhr erhalten Sie einenBibelvers. Jede Nachricht kostet 0,15 Euro.Wenn Sie das Abo nicht mehr in An-spruch nehmen möchten, senden Sie ein-fach ein kurzes SMS „Ende“. ó

Weitere Informationen:

Österreichische Bibelgesellschaft,

Breite Gasse 8, 1070 Wien,

Tel: 01/523 82 40 oder unter

www.bibelgesellschaft.at

nden

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Eine biblische Figur,die mir oft die Bibel er-schließt, ist Hanna, die Mutter von Samuel.

Hanna war eine der zwei Frauen Elka-nas aus Ramatajim. Ihr Leben war sehrunglücklich, weil sie keine Kinder bekom-men konnte. Sie litt doppelt: Sie konnteihrem Mann keine Erben schenken undmusste daher Kränkungen und Demüti-gungen Peninnas ertragen. Peninna wardie zweite Frau Elkanas, die in der glück-lichen Lage war, Kinder haben zu können.

Für mich ist Hanna eine wunderbarebiblische Gestalt. Sie stellt ein Vorbild anGeduld, Güte und unerschütterlichemGlauben dar, denn sie wird wegen ihresLeids ihrer Rivalin Peninna oder Gott ge-genüber nie böse. Sie weint und betetunentwegt zum Herrn. Auch dem Pries-ter Eli trägt sie nicht nach, dass er sie fürbetrunken hält: „… denn Hanna redetenur still vor sich hin, ihre Lippen beweg-ten sich, doch ihre Stimme war nicht zuhören …“ (1 Samuel 1,13). In ihrer Verzweif-

lung fleht sie Gott an, ihre Gebete zu er-hören und ihre Bitte um einen Sohn zuerfüllen. Dafür wollte sie ihm danken undihm ihren Sohn weihen: „…dann will ichihn für sein ganzes Leben dem Herrn über-lassen“ (1 Samuel 1,11). Der Herr erfüllteHannas Bitte und sie gebar Samuel, denRichter und Propheten. Hanna hielt ihrVersprechen an Gott und weihte ihm dasLeben ihres Sohnes. „… Darum lasse ichihn auch vom Herrn zurückfordern. Er sollfür sein ganzes Leben ein vom HerrnZurückgeforderter sein.“ (1 Samuel 1,28).Nicht nur durch diese Tat brachte Hannaihren Dank Gott gegenüber zum Aus-druck. Jedes Jahr ging sie mit ihremMann zum Haus des Herrn in Schilo, umGott zu danken.

Wenn wir über unsere Beziehung zuGott nachdenken, wird uns bewusst, dasswir Gott oft um etwas bitten. Doch wennGott unsere Bitten erfüllt, bedanken wiruns auch dafür? Und wenn wir uns be-

danken, tun wir dies auch ausreichend,wie Hanna in ihrem Danklied? „MeinHerz ist voll Freude über den Herrn,/ großeKraft gibt mir der Herr./ Weit öffnet sichmein Mund gegen meine Feinde; / dennich freue mich über deine Hilfe. Niemandist heilig, nur der Herr;/ Denn außer dirgibt es keinen Gott;/ keiner ist ein Felswie unser Gott.“ (1 Samuel 2,1–2) ó

Hanna, die Mutter von SamuelViorica Marcu über ihre Lieblingsfigur in der Heiligen Schift

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Wort Gottes für uns

Viorica Marcu

Drei Frauen stehen am Beginn meinesZugangs zur Bibel,dem ,,Buch des Lebens“:meine Großmutter, Gertrud Fusseneggerund unsere Erstkommunion-Tischmutterin Sankt Stephan, Frau Elisabeth Schwarz-acher.

Die Abende des Schiurlaubs nütztemeine Großmutter, um mir aus den Bi-bel-Geschichten der Gertrud Fusseneg-ger vorzulesen. In farbenprächtiger, tief-sinniger Sprache schildert Fusseneggerdie Geschichte Gottes mit seinem Volkvon der Erschaffung der Welt aus demNichts bis zum kirchenbegründendenPfingstereignis. Die Schriftstellerin er-weckt die faszinierenden biblischen Figu-ren für Kinder zum Leben: Patriarchenwie Abraham oder Joseph, Propheten wieElija, Daniel oder Habakuk, Mütter wie

Sara oder Maria, junge Menschen wieDavid oder Tobias. Ich erinnere mich nochgut an meine kindliche Freude nach denersten vorgelesenen Kapiteln, ,,dass dieseGeschichte ja immer weiter geht“ – Gottlässt sein Volk nicht im Stich.

In der Erstkommunionvorbereitungwar es dann unsere dynamische, ener-giegeladene Tischmutter, die in freier Er-zählung biblische Figuren vorstellte undmeist einen einzelnen Satz ins Zentrumihrer liebevollen Charakterisierungenstellte. Noch heute denke ich beim Völ-kerapostel Paulus sofort daran, dass sichGott an ihm ein ,,Werkzeug“ erwählt hat,und bei den Emmausjüngern, dass ihnenbei den Worten des Herrn an sie ,,dasHerz in der Brust brannte“. Und beim un-gläubigen Thomas fällt mir immer ein,

wie sein Unglaube zusammenbricht, alser die Wunden des auferstandenen Herrnsieht, und er nur noch stammeln kann:,,Mein Herr und mein Gott!“

Tatsächlich – biblische Geschichtenwollen vorgelesen oder erzählt werden –und zwar gut! Wie ärgerlich daher, wenndas Wort Gottes in der Liturgie geist- undverständnislos – dafür meist trotzdemtheatralisch – vorgetragen wird. Zuwei-len wähnt man sich eher in einem Mon-ty Python-Film als in heiliger Versamm-lung. Auch außerhalb des Gottesdienstesentfalten die Worte der Heiligen Schrifterst im lauten Lesen ihre volle Kraft – imFreundeskreis erst unlängst mit der fastelektrisierenden Apostelgeschichte wie-der erlebt. Der Versuch, junge Menschenaus der Pfarre zu Lektoren für den Gottes-

Nimm und lies vor!Heinrich Foglar-Deinhardstein, Lektor in St. Stephan, über seinen Zugang zur Bibel

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 15

Die Bibel – ein Buch, ein Bestseller?Gedanken von Stefan Kramer

Dass die Bibel zu den meist verkauftenBüchern gehört, ist weithin bekannt, abersie hält wohl auch in anderen BereichenRekorde. Sie ist auch ein Buch, über des-sen Auslegung immer wieder gestrittenwird und zu dem unzählige Kommentareverfasst wurden und werden. Sie ist sicherein Buch, das immer noch Menschen fas-ziniert und in seinen Bann zieht.

Aber was ist es, das dieses Buch so be-sonders macht, es von anderen Büchernunterscheidet und offensichtlich immernoch das Interesse von Lesern weckt?

Ganz profan gesagt: Teile der Bibelsind Teil der Weltliteratur, unabhängigvom religiösen Zugang üben sie Einflussauf Gesellschaften und Kulturen aus, siefaszinierten Gelehrte, Schriftsteller undLiteraten.

Aber ist es das schon, was sie aus-macht? Muss da nicht mehr dahinterstecken, um die Wirkungsgeschichte zuerklären? Vielleicht hilft ein Blick auf die

Entstehungsgeschichte. Viele Generatio-nen finden sich in der Bibel wieder, Men-schen, die ihre Geschichte bedenken, indieser Geschichte einen Sinn suchen, indieser ihrer Geschichte Gott entdecken.Diese Entdeckung Gottes geschah jedochnicht durch Philosophieren und Nach-denken, es war eine zutiefst lebendige Er-fahrung. Und diese Erfahrung war offen-bar so beeindruckend, dass sie weiterer-zählt und weitergegeben werden wollte.Allmählich entstand eine kleine Biblio-thek, die heute als Bibel bezeichnet wird,die wir Christen auch Heilige Schrift nen-nen und die eine besondere Bedeutungfür uns hat.

Die Bedeutung der Bibel ist aber eineuniversale: nicht in dem Sinn, dass alleMenschen dazu verpflichtet werdenkönnten, an ihren Inhalt zu glauben, son-dern in dem Sinne, dass alle Menschensich darin wieder finden können. Nichtsist ausgespart, nichts wird verschwiegen:

das Suchen und Finden, das Fragen undRingen, das Fluchen und Loben, all das,was uns Menschen bewegt, hat in diesesBuch Eingang gefunden. Und vielleichtist es gerade dieses Spannungsfeld in derBibel, das ihre Faszination und Aktualitätausmacht. Und den Zweiflern und Skep-tikern kann an dieser Stelle zugerufenwerden: Probier es doch aus, geh, nimmdas Buch und schlag es auf, du wirst er-staunt sein, was du alles finden kannst,wenn du dich darauf einlässt! ó

Stefan Kramer

dienst heranzubilden, ist übrigens eineder zahlreichen pastoralen Tätigkeiten,die unser Diakon Ernst Ballner im Verbor-genen wirkt.

Zwei biblische Figuren darf ich amSchluss noch nennen, weil ich sie soschätze: Nikodemus und den Esel des Bi-leam. Nikodemus ist ein Ratsherr, von Je-sus fasziniert, aber wohl zu skeptisch

oder auch zu feig, um sich zu ihm zu be-kennen. Bei Nacht wagt er es, den Herrnaufzusuchen, und der nimmt sich vielZeit für den Suchenden. Erst ganz am En-de, als Jesus tot am Kreuz hängt, von fastallen verlassen, da steht Nikodemus sei-nen Mann. Er kommt herbei, wohl traurigüber sich selbst und seine Zögerlichkeit,und erweist dem Leichnam Jesu Ehre.

Der Esel des Bileam wurde uns vonunserem Religionslehrer zur Matura aufden Lebensweg mitgegeben. Für unserenLehrer ermutigt die skurrile Geschichteüber diesen Esel, nach dem Vorbild desLasttiers immer das Gute zu tun - auchwenn es einem im Leben oft so merk-würdig schwer gemacht wird. Nachzule-sen in Numeri 22,21–35! ó

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Die Wandlung von Saulus zu PaulusKarl Deutenhauser über seine Lieblingsstelle in der Bibel

Einer, der sich zum Ziel gesetzt hatte, dieChristen zu seiner Zeit zu jagen und zutöten, war Saulus. Geboren in Tharsus,wurde Saulus von seinem Vater nach Jeru-salem geschickt, damit er in den jüdi-

schen Zeremonien sorgfältig unterrichtetwerde. Er wurde zwar ein guter Schüler,aber auch einer der ärgsten Verfolger desChristentums. Saulus erhielt den schrift-lichen Befehl, nach Damaskus zu reisen

und alle dort sich aufhaltenden Christengefangen zu nehmen. Mit dieser Voll-macht ausgestattet, erreichte er dasnähere Umfeld der Stadt. Doch plötzlicherschien ihm ein helles Licht vom Himmelund er stürzte vom Pferd. Er hörte eineStimme, welche rief: „Saulus, Saulus,warum verfolgst du mich?“ An ihm wur-de eine Wandlung vollzogen: Er wurdevon Saulus zu Paulus, einem der größtenVerkünder des Evangeliums.

In unserer Zeit sind es vielleicht ele-mentare Katastrophen, unerwartete Er-eignisse oder Krankheiten, die uns Men-schen nachdenklich machen und in unseine Wandlung bewirken, die uns nach-denken lassen über das Leben und überden Tod hinaus. Sind wir doch getaufteChristen, die sich aber vielleicht erst imfortgeschrittenen Alter ihrer christlichenWurzeln erinnern. Der hl. Paulus, der vonseiner Wandlung so geprägt wurde, ist da-her für mich ein Vorbild, immer wieder

Blick auf das WesentlicheVon Toni Düh

Wenn ich mich an meine Volksschulzeitzurückerinnere, so habe ich das Gesichtmeiner Religionslehrerin vor Augen, dieuns immer für Bibelgeschichten wie „Derbrennende Dornbusch“ oder „Daniel inder Löwengrube“ begeistern wollte. Da-mals ging dies zwar nicht spurlos an mirvorbei, aber ich nützte die Religionsstun-den doch meistens, um meine Zeichen-künste zu verbessern. Dieser Zustand hieltaber nicht lange an. Denn schon in derUnterstufe, durch viel Mithilfe meinerProfessorin Sr. Gudrun, begann ich michfür das Thema „Bibel“ zu interessieren.Ich fand es faszinierend, wie viele Erzäh-lungen festgehalten und über Jahrhun-derte gesammelt und weitergegebenwurden, und das über Ereignisse, die, wiees mir vorkam, schon ewig zurücklagen.

Doch in dem Alter war es für mich nochein großes Problem, biblische Texte zu in-terpretieren und den Sinn dahinter zu se-hen und vor allem zu verstehen.

Schließlich fand ich in der Firmvorbe-reitung und bei der großen Schar der Dom-ministranten die richtigen Gesprächs-partner, die mir bei Verständnisfragenimmer weiterhelfen konnten. So konnteich dann auch mit einem – mehr oderweniger – bibelfesten Grundwissen aufdie Gruppenstunden losgelassen werden,die auch für Gruppenleiter immer wiederein großes Erlebnis sind. Man glaubt es jagar nicht,wie schwierig es sein kann,wennman von Volksschulkindern mit Fragenüber Gott, die Schöpfung oder die Hl. Mes-se überhäuft wird und dann auch nochverständliche Antworten geben soll. Ge-

rade in solchen Momenten bin ich froh,wenn ich die Bibel zu Rate ziehen kann.

Auch jetzt versetzt es mich immernoch in Erstaunen, wenn ich Geschichtenaus der Bibel lese oder höre, die ich zwarkenne, welche ich aber auf einmal aus ei-nem ganz anderen Blickwinkel sehe. Undso ging es mir, als ich für die Matura dasBuch Ijob vorbereitete. „Das Leid“ warmein zentrales Thema, und das Buch Ijobwar natürlich ideal, um dafür herange-zogen zu werden. Es dauerte sehr lange,bis ich mit dem richtigen Verständnis andie Sache herangehen konnte, weil es mirunbegreiflich war, dass jemand wie Ijob,der soviel Leid und Schmerz ertragen muss-te,dennoch an seinem Glauben festhaltenkonnte. Ich las diese Stellen immer wie-der, und mit der Unterstützung meiner

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Wort Gottes für uns

Das prächtige Tympanon des Singertores zeigt in sehr bewegter Form densogenannten „Paulussturz“

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Die Bibel einfach zur Hand zu nehmenund zu lesen, kann frustrierend sein. Dennviele Stellen sind auf Anhieb schwer ver-ständlich. Der Bibelexperte Anton Kalk-brenner empfiehlt daher, zu kommen-tierten Ausgaben zu greifen:˘ Als ersten Einstieg empfehle ich dasBändchen „Die Bibel lesen, aber wie?“ vonJacob Kremer, das er für das Bibeljahr2003 neu bearbeitet hat.Katholisches Bibelwerk, 96 S.,€ 7,–˘ Ein für theologische Laien leicht ver-ständlicher Bibelkommentar ist„die Bibel,Einheitsübersetzung“ kommentiert vonEleonore Beck.Katholisches Bibelwerk, 1633 S.,€ 25,60˘ Für interessierte Laien kann ich die„Stuttgarter Bibelkommentare“ empfeh-len. Für fast alle anderen Kommentaresind Hebräisch- und Griechisch-Kennt-nisse nötig: „Stuttgarter Neues Testa-ment“, Einheitsübersetzung mit Kom-mentar, Erklärungen.Katholisches Bibelwerk, 589 S.,€ 22,20,„Stuttgarter Altes Testament“. Einheits-übersetzung mit Kommentar und Lexikon.Katholisches Bibelwerk, 1800 S.,€ 42,20˘ Als Begleitbuch zur Bibel, um diegroßen Themen und Anliegen der Bibel

deutlich zu machen, empfiehlt sich Ger-hard Lohfinks Buch „Braucht Gott die Kir-che?“ Herder, 432 Seiten,€ 23,60

Bei den Übersetzungen verwende ichvor allem die Einheitsübersetzung. Aller-dings ist sie 25 Jahre alt und daher teil-weise überholt. Hilfreich ist es, hin undwieder andere Übersetzungen zur Handzu nehmen und zu vergleichen. Die El-berfelder Bibel etwa ist sehr nahe amOriginaltext. Die Psalmen hat Erich Zen-ger hervorragend übertragen.

Bedenken sollten Sie, dass die Bibeldas Buch der Gemeinde (des Volkes) Got-tes ist und daher immer auch nach ei-nem gemeinsamen Lesen ruft. ó

aus: Stadt Gottes, April 2003

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 17

Die Bibel lesenÜber Bücher, die Hilfen sein können. Von Anton Kalkbrenner

über das Leben nachzudenken und meinenLebensweg mit Gott zu gehen. Die Jüngerdes Paulus wollten ihn abhalten, nachRom zu gehen, doch Paulus scheute sichnicht,das Wort Gottes auch unter Gefahrenzu verkünden. So wurde er zum Tode ver-urteilt und am 29. Juni 67 nach Christusenthauptet.

Im Zuge meiner langjährigen Tätigkeitals Steinmetz am Stephansdom ist mirbesonders der Eingang des Singertoreseine künstlerische Freude, zeigt es dochSzenen aus dem Leben des hl. Paulus. Somöchte ich auf das Paulus-Tympanon hin-weisen, das den Sturz vom Pferde zeigt.Die Details wie Armbrust, Rüstung oderdas Zaumzeug der Pferde sind von hohembildhauerischem Niveau. Immer wiedererinnert mich diese Darstellung an dieWandlung des Saulus zum Paulus und istgleichzeitig eine Aufforderung, mein Ar-beiten und Wirken immer in Einklang mitGott zu bringen. ó

Religionsprofessorin und einiger bibelge-wandten Domministranten gelang esmir endlich, einen Einblick in Ijobs Per-sönlichkeit zu bekommen, in einen faszi-nierenden und starken Menschen, derseine Kraft und seine Liebe zu Gott ausdem Leid schöpft, welches ihm wider-fährt.

Schließlich stellte ich fest, wie tiefmich solche Menschen beeindrucken, dietrotz allem ihr ganzes Leben lang nie denBlick auf das Wesentliche, den Glaubenan Gott und seine unerschütterliche Liebefür uns alle, verlieren. Denn genau dieseMenschen - sie sind in der Bibel zahlreichvertreten - sollten für uns alle ein Beispielsein, dem wir folgen. ó

Anton Kalkbrenner

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 200318

Heilige im Dom

Sophronius Eusebius Hieronymus wurdeals Sohn wohlhabender christlicher Eltern,die ihn allerdings nicht taufen ließen, 347in Stridon, dem heutigen Sdrin in Kroatiengeboren. Um 354 kam er nach Rom, woer Grammatik, Rhetorik und Philosophiestudierte, aber auch das Leben genoss. Indieser Zeit fühlte er sich mehr zu Ciceround Platon hingezogen als zur Bibel, bisihm nach der Legende im Traum ein En-gel die Bücher aus der Hand nahm undihn vor den himmlischen Richter brachte.Schließlich ließ er sich 366 in Rom taufen.

Hieronymus setzte seine Studien ab367 in Trier fort, wo er das Klosterlebenkennen lernte, dann in Aquileia, wo ersich 373 der asketischen Vereinigung„Chor der Seligen“ anschloss. Eine Wall-fahrt ins Heilige Land führte ihn für fünfJahre zu Einsiedlern in die Wüste Chalkisbei Aleppo, dem heutigen Halab in Syrien.Die Löwenlegende erzählt, wie ein hin-kender Löwe die Mönche in die Fluchtjagte, Hieronymus ihm aber einen Dornaus der Tatze zog und die Wunde pflegte,worauf der geheilte Löwe als Haustier beiihm blieb.

Hieronymus verließ die Mönchsge-meinschaft aufgrund interner Streitig-keiten und theologischer Auseinander-setzungen und kam 375 nach Antiochien,dem heutigen Antakya, wo er die Heim-reise krankheitshalber abbrechen musste,dort Griechisch und Hebräisch erlernteund Schüler bei Apollinaris von Laodiceawurde. Um das Jahr 379 empfing er vonBischof Paulinos in Antiochien die Prie-sterweihe. Zusammen mit dem griechi-schen Kirchenlehrer Gregor von Nazianzverbrachte er drei Jahre in Konstantinopelund lernte dort auch Origines kennen. Erwurde sein enthusiastischer Bewunderer,ehe er nach 394 zum leidenschaftlichenGegner wurde. 382 nach Rom zurückge-kehrt wurde er Sekretär von Papst Dama-sus I. Dieser beauftragte Hieronymus, der

sieben Sprachen beherrschte,mit der Über-setzung der Bibel, die bis dahin nur hebrä-isch und griechisch vorlag, ins Lateinische:die „Vulgata“ ist sein Werk.

Hieronymus wurde in Rom auch alsSeelsorger geschätzt, viele Menschen be-gaben sich unter seine geistliche Führung,unter ihnen Marcella sowie die adlige rö-mische Witwe Paula und deren TochterJulia, die ihm später ins Heilige Land folg-ten. Nach dem Tod von Papst Damasus

wollten ihn einige auf den Stuhl Petriwählen; andere, denen seine Kritik amKlerus missfiel und die ihn ob seiner Wir-kung auf Frauen verleumdeten, verhin-derten dies. Enttäuscht verließ er 385 Romund ging mit einer Gruppe von Frauenüber Ägypten nach Bethlehem, wo er zu-sammen mit Paula vier Klöster gründete:drei Nonnenklöster und eines für Mön-che, dessen Leitung er übernahm.

Fünfunddreißig Jahre lang wirkteHieronymus zurückgezogen durch intensi-ve schriftstellerische Tätigkeit und wurdeso zu einem der bedeutendsten Theolo-gen aller Zeiten, oft in seiner Gelehrsam-keit mit Augustinus verglichen; 19 seinerBriefe an diesen sind erhalten. Er verfassteBibelkommentare und vollendete dieÜbersetzung der „Vulgata“, er schrieb dieerste christliche Literaturgeschichte „Deviris illustribus“ über die „ausgezeichne-ten Männer“ der Kirchengeschichte. VonHieronymus stammt die Unterscheidungder Mönche in Anachoreten – das sind dieurchristlichen Asketen, die sich aus allenmenschlichen Bindungen lösen, um inAskese und Gebet zu leben – und Eremi-ten – also jene, die gemeinsam in einerMönchssiedlung und nach einer Regel le-ben. Hieronymus beteiligte sich an denKontroversen mit dem Mönch und Theo-logen Tyrannius Rufinus, mit Augustinusund mit Jovinian und Vigilantius sowiemit den Anhängern des Pelagianismus;deshalb musste er sich zwei Jahre langversteckt halten. Kurz nach seiner Rück-kehr starb er am 30. 9. 419 in Bethlehem.

Im 13. Jahrhundert wurden seine Ge-beine nach Rom überführt.

Hieronymus gilt als eine der fesselnds-ten Persönlichkeiten des christlichen Alter-tums. Wesentliche Charakterzüge warenseine zügellose Energie und sein nahezufanatischer Einsatz für die Kirche. Jedochzeigte Hieronymus sich auch reizbar,leicht verletzlich und sarkastisch. Neben

»Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen«Der heilige Hieronymus von Reinhard H. Gruber

An der weltberühmten Domkanzel von St. Stephan (um 1480) ist der hl. Hieronymus als greisenhafter Choleriker mit Kardinalshut und Buchdargestellt.

Hl. Hieronymus

Gedenktag: 30. SeptemberAttribute: als Kardinal oder Einsiedler,mit Totenkopf oder LöwePatron von Dalmatien und Lyon; derSchüler, Studenten, Lehrer, Gelehrten,Theologen, Übersetzer, der theologi-schen Fakultäten, wissenschaftlichenVereinigungen, Bibelgesellschaften undAsketen; gegen Augenleiden

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 19

Heilige Zeichen

Augustinus ist er der gelehrteste der latei-nischen Kirchenlehrer. Zu seiner gram-matischen und rhetorischen Bildung besaßer eine für seine Zeit einmalige Sprach-kenntnis sowie umfangreiches geogra-phisches, archäologisches und litera-risches Wissen. Es ist sein unbestreitbaresVerdienst, den Wert der Urtexte erkanntzu haben, als Schöpfer der Vulgata hat ersich ein bleibendes Denkmal gesetzt. ó

Lexikon für Theologie und Kirche,Ausgabe 1960

Internet: www.heiligenlexikon.deBiographisch-Bibliographisches

Kirchenlexikon, Band II 1990,Spalten 818–821

Wer mein Wort hört und demglaubt, der mich gesandt hat, hatdas ewige Leben (vgl. Joh 5,24)Die Heilige Messe besteht aus zweiHauptteilen: Im Mittelpunkt des erstenTeiles steht Gottes Wort (Wortgottes-dienst), der zweite Teil ist das Opfermahl.Für beide Teile wird je ein eigener „Tisch“gedeckt: der Altar für die Eucharistiefeier,Tisch des Wortes ist der Ambo. Die Be-zeichnung stammt aus dem Griechi-schen und bedeutet „Erhöhung“.

Vom Ambo wird die Heilige Schriftverkündet und ausgelegt. In der Oster-nacht wird von ihm aus auch das Exsultetgesungen. Um die Würde des hier verkün-deten göttlichen Wortes noch mehr zu be-

tonen, wird der Ambo oft durch Stufenerhöht. Außerdem wird er meist künst-lerisch gestaltet, sehr oft mit dem Adler-symbol als Hinweis auf das Johannes-evangelium. Heute noch sind in Romwunderbare Ambonen vorhanden, wiezum Beispiel in San Clemente; dessenAmbo stammt aus dem 12. Jahrhundert.

Im Zentrum des Wortgottesdienstessteht die Verkündigung des Evangeliums,in dem Christus selber zu uns spricht. Die

Liturgie umgibt daher das Evangeliummit feierlichen Zeremonien.

Das Evangeliar ist seinem Inhalt ge-mäß meist würdig gestaltet. Es wird, vonKerzen begleitet, vom Diakon beim Ein-zug mitgetragen und am Altar abgelegt.In einer feierlichen Prozession, begleitetvom Gesang des Halleluja-Rufes, wird eszum Ambo gebracht und mit Weihrauchgeehrt. Die feierliche Verkündigung istdem Priester, vor allem aber dem Diakonvorbehalten.Dem Diakon wird dieses Buchbei seiner Weihe auch als Amtsinsignieüberreicht, wobei der Bischof spricht:Empfange das Evangelium Christi: Zu sei-ner Verkündigung bist du bestellt. Wasdu liest, das ergreife im Glauben; was duglaubst, das verkünde; und was du ver-kündest, erfülle im Leben.

Immer schon legte die Kirche großenWert auf die würdige Verkündigung desGotteswortes und hat dazu das Amt desLektors geschaffen. Viele Laien stellensich in den Pfarren dankenswerter Weisezur Verfügung, um im Gottesdienst ausder Heiligen Schrift vorzulesen.

Von Jesus wird berichtet, dass er zurZeit seines öffentlichen Wirkens in die Syna-goge von Nazaret zum Gottesdienst kamund aus der Schrift des Propheten Jesajavorlas, die man ihm reichte.

Auch in der Liturgie der Kirche nimmtsich keiner selbst das Recht, aus der Hei-ligen Schrift vorzulesen. Jeder wird mitdieser Aufgabe in schlichter oder feierli-cher Form betraut.

Im Rahmen der Vorbereitung auf diePriester- und Diakonenweihe werden dieWeihekandidaten, zumeist im zweitenAusbildungsjahr, zu Lektoren beauftragt.Dabei wird das Evangeliar mit folgendenWorten übergeben: Empfange das Buchder Heiligen Schrift und trage das WortGottes vor, getreu und vernehmlich, da-mit seine Kraft sich in den Herzen derMenschen auswirke. ó

Der Ambo – Tisch des WortesVon Roman Faux

„… trage das Wort Gottes vor,getreu und vernehmlich, damit

seine Kraft sich in den Herzen der Menschen auswirke.“

Page 20: Pfarrblatt - Dompfarre

Michael Köhlmeiers »Apokryphen«oder Die Lust am FabulierenVon Sigrid Mühlberger

Bibel-Nachdichtungen haben eine langeTradition. Immer schon hat es in der Dich-tung Nach- und Umerzählungen, lyri-sche, romanhafte und dramatische Ge-staltungen biblischer Stoffe und Motive

gegeben. Auch in Film und Fernsehengibt es die unterschiedlichsten biblischenVerfilmungen. Die künstlerischen Gestal-tungen bringen die Lebensnähe undMenschlichkeit der Bibel nahe. Die Spie-gelung biblischer Stoffe in der Literaturzeigt auch die Vielfalt von möglichen Les-arten. Schriftsteller und Schriftstellerin-nen gehen zumeist nicht mit theologi-schem Interesse an die Lektüre der Bibelheran, sondern sie haben sehr verschie-dene Motive. Selbst Religionskritiker undAtheisten setzen sich in ihren Werken mitder Bibel auseinander. So etwa der mar-xistische Schriftsteller Bertolt Brecht, derauf die Frage nach seiner Lieblingslektü-re mit der überraschenden Aussage ant-wortete: „Sie werden lachen, die Bibel!“oder der portugiesische Nobelpreisträgerfür Literatur, José Saramago,der sich selbstals Atheisten bezeichnet und einen ver-

fremdenden Jesus-Roman schrieb mitdem Titel „Das Evangelium nach JesusChristus“.

Ein österreichischer Autor, in allenMedien gegenwärtig, hat sich in auffal-lend eingehender Weise mit biblischenThemen beschäftigt, es ist der Vorarlber-ger Autor Michael Köhlmeier. Er liebt es,klassische Mythen und Sagen nachzuer-zählen. Dabei übt seine erzählerische Be-gabung auf viele Menschen eine sugges-tive Kraft aus. Nach den Sagen des klassi-schen Altertums und der Nibelungensageerzählte Köhlmeier biblische Geschichtenim Rundfunk, die später auch als Bücheraufgelegt wurden. Bei Lesungen im öf-fentlichen Raum hatte er immer großenZulauf. Viele Menschen waren begeistertvon seiner Weise, die Bibel nachzuerzäh-len. Manche wurden auch durch ihn an-geregt, wieder zur Bibel zu greifen und sienachzulesen,um sie mit Köhlmeiers Dich-tung zu vergleichen. Kritik erntete Köhl-meier von theologischer Seite und lösteim kirchlichen Raum Diskussionen aus.Köhlmeier selbst reagierte darauf ver-wundert. In Interviews stellte er fest, dasser nicht mit theologisch-exegetischer Ab-sicht an die Texte herangehe, er sei ledig-lich durch den Erzählstoff, den die Bibelanbietet, fasziniert. In einem Gesprächerläuterte er, dass ihn die biblischen Ge-schichten wie auch die Sagen des klassi-schen Altertums durch die Erzählungenseines Vaters seit seiner Kindheit beglei-teten. Er erläuterte seine Motivation, Sa-gen und Mythen nachzuerzählen: „Diebiblischen Geschichten gehören – wie dieantike Mythologie – zur europäischen Ba-sis. Das europäische Erzählertum grün-det sich auf diese zwei Säulen. Und ichhabe mir zu Beginn der 90er Jahre – paral-lel zu meiner sonstigen schriftstelleri-schen Arbeit – ein großes Projekt vorge-nommen: erzählerisches Erforschen vonerzählerischen Grundlagen unserer Kultur.

Und da spielt natürlich die Bibel eine gro-ße Rolle.“

Erst durch das Erzählen und das Wie-derholen mit eigenen Worten bekommedas Erzählte eine persönliche Ebene. Ei-ne bemerkenswerte Ansicht, die für Pre-digt, Religionsunterricht und Bibelkreisebedenkenswert wäre.Oft wurde der narra-tive (erzählende) Umgang mit biblischenund theologischen Inhalten in der Reli-gionspädagogik der letzten Jahre betont.Die Aussagen werden bunter, lebendigerund haben größere Erfahrungsnähe.

Wie Köhlmeier erzählt, wird sichernicht jedem/jeder gefallen. Aus theolo-gischer Sicht werden zweifellos Inhalteverzerrt oder Ausschmückungen einge-fügt, die überflüssig erscheinen und dieSinnspitze der biblischen Aussagen ver-decken. Köhlmeiers „Apokryphen“ sindnicht biblische Verkündigung und erhe-ben auch nicht diesen Anspruch. Die Fa-bulierlust des Schriftstellers kann jedochdazu einladen, mit dichterisch-künstleri-scher Freiheit in Dialog zu treten und sichvon Humor und Phantasie schriftstelleri-scher Einfälle überraschen zu lassen. EineVertiefung theologischen Schriftverständ-nisses kann man sich dabei aber nicht er-warten. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 200320

Buchempfehlung

˘ Geschichten von der Bibel.Von der Erschaffung der Welt bis Moses.München 2003 (Piper-Verlag)˘ Der Menschensohn.Die Geschichte vom Leiden Jesu.München 2001 (Serie Piper 3312)˘ Moses. Geschichten von der Bibel.München-Zürich 2001 (Piper-Verlag)

In diesem Artikel besprochene

Bücher von Michael Köhlmyer

Page 21: Pfarrblatt - Dompfarre

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 21

Seien Sie gegrüßt!

Was soll ich sagen … Die Stadtmission hatsogar Ihren alten Steffl nicht verschont.Ohne mich um Erlaubnis zu fragen, ha-ben Mitarbeiter der Dombauhütte zweiknallig rote Transparente auf mein Glo-ckenstubengeschoß gehängt. Der viel-fach diskutierte Beitrag des steirischenKünstlers Stefan Glettler, der Zeichen aufgroßformatigen Bildflächen angebrachthatte, stand für: Fragen wecken undgeistliche Information geben . Eine drit-te, die das „Verkündigen“ symbolisier-te, konnte ich gerade noch verhindern (siewurde dann an der Bühne angebracht). Inder reduzierten Zeichensprache unsererZeit wurde Ihr alter Steffl, das Wahrzei-chen von Wien, zum Fragezeichen, Info-point und Rufzeichen. Ein kritischer Be-trachter meinte, „Schön ist das nicht …“Um ästhetisch vertraute Schönheit ging esnatürlich nicht, sondern darum, Anstoßzu geben, Fragen zu stellen und vielleichtAntworten zu bekommen. So mancheswar in den Tagen der Stadtmission fremdund neu. Mutig und auf den HeiligenGeist vertrauend wurde vieles probiert,diskutiert und schlussendlich mutig durch-getragen.

Eine „neue Stadt“ erstand um michherum: Zelte, Podien, Tribünen … Auf-merksam ließ ich zehn Tage lang meinenBlick über das Geschehen am Stephans-platz schweifen und meine Brüder,die Kirch-türme der Stadt,erzählten mir bereitwilligvon ihren Beobachtungen.Nicht nur St. Ste-phan war Missionsort, sondern über hun-dert Pfarren der Stadt Wien.

„Öffnet die Türen für Christus“ lautetedas Motto der Stadtmission und des 1.Inter-nationalen Kongresses für eine NeueEvangelisation. Das Riesentor, der Haupt-eingang der Stephanskirche, mit demBild des verherrlichten Christus im Tym-panon, hat seine Torflügel weit aufge-macht für alle Interessierten. Wenn ichmich recht erinnere, so war der Stephans-dom erst einmal „Sitzungssaal“, nämlich

1267. Damals fand das „Wiener Konzil“,das eigentlich ein Treffen der SalzburgerKirchenprovinz war, unter Pfarrer Ger-hard von Siebenbürgen statt. Bis heuteein festgeschriebenes Ereignis in den(Kirchen-) Geschichtsbüchern.

Natürlich war ich zunächst einmalskeptisch. So etwas hab ja auch ich nochnie in dieser Dimension erlebt. Die Erin-nerung an die Pfarrmission von St. Ste-phan im Jahr 2000 hat mich dann aberberuhigt und zuversichtlich gestimmt,denn damals wurden wichtige Impulsegegeben. Nun aber ging es ja um dieganze Stadt, und wie ich mir sagen ließ,blickten Diözesen aus aller Welt mit inter-essierten Augen nach Wien. Schlussend-lich ist alles gut verlaufen, die Aufregungist vorbei, es ist geschafft. Auf dem Erfolgausruhen geht diesmal nicht, denn Mis-sion endet nicht, sie geht ja weiter, undich bin gespannt, welche Beobachtungenich in nächster Zeit machen kann.

„Durchs Reden kommen die Leut’ zu-sammen“, heißt es. Ich denke, das ist et-was vom Wichtigsten, was man von derStadtmission und dem Kongress lernenkann: Miteinander reden und im Ge-spräch bleiben. Man könnte fast sagen,dass hier eine alte Tugend neu entdecktwurde, die beispielgebend für alle Berei-che unseres Lebens sein kann: für Familie,Arbeitsplatz, Kirche, Gesellschaft und Po-litik. Noch etwas ist mir aufgefallen: DieTeilnehmer, ob sie sich nun gekannt ha-ben oder nicht, haben einander gegrüßt.Bisher musste ich leider oft beobachten,dass sich viele nicht mehr grüßen. Ent-weder wartet man, dass der andere – oftauch vom Sehen Bekannte – zuerst grüßt,oder man schaut weg, um nicht grüßenzu müssen. Zur Zeit der Naziherrschaftwar es beinahe lebensgefährlich, das ty-pisch österreichische „Grüß Gott!“ zu ge-brauchen. Vielleicht nehmen wir das vonder Stadtmission mit: im Gespräch blei-ben, miteinander reden und sich grüßen,oder sich zumindest freundlich zunicken.

In diesem Sinne: Frohe, erholsame Ur-laubstage und ein herzliches und ernst-gemeintes „Grüß Gott!“

!

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Ein- und Ausblicke»Und schaut der Steffllächelnd auf uns nieder...!«

Page 22: Pfarrblatt - Dompfarre

Am 30. Mai wurden die sterblichen Über-reste von Fürsterzbischof Colloredo vonWien nach Salzburg überführt und dortnach einem feierlichen Pontifikalrequiemund der Einsegnung durch ErzbischofDr. Alois Kothgasser in der Bischofsgruftin die Reihe der verstorbenen Bischöfeeingefügt. Am offiziellen Trauerakt imSalzburger Dom nahmen als Vertretervon St. Stephan Domdekan Toth, Dom-propst Trpin, Dombaumeister Zehetner,Domarchivar Gruber, Dommesner Pro-hazka und ich teil.

Hieronymus Franziskus de Paula Grafvon Colloredo, letzter souverän regieren-der Fürsterzbischof von Salzburg, wurdeam 31. Mai 1732 in Wien als Sohn des Reichs-vizekanzlers Rudolph Fürst von Colloredo-Wallsee geboren. Er starb, nachdem eram 18. Mai 1812 einen Schlaganfall erlit-ten hatte, laut den Aufzeichnungen imDomarchiv St. Stephan im „Schwarzen-bergischen Haus“ in der Wollzeile (d. i. Ro-tenturmstraße 4/Wollzeile 1), Wien I, am20. Mai 1812 kurz vor seinem 80. Geburts-tag. Am 23. Mai wurde der einbalsamierte

Leichnam angeblich mit „viel Pomp“ inden Abendstunden zum Stephansdomgebracht und dort vom Wiener ErzbischofSigismund Anton Graf von Hohenwart undseinem Kapitel in Empfang genommen.Die Totenmesse fand erst am 25. Mai statt,anschließend wurde er, mit kaiserlicherBewilligung,im „Theklachor“ (Apostelchor)der Domkirche St. Stephan zu Wien mitallen Ehren beigesetzt.

Bereits mit 15 Jahren wurde ColloredoDomherr in Salzburg und 1751 Domkapi-tular in Passau. Nach Abschluss seinerStudien am Collegium Germanicum in Romwar er Pfarrer in Staatz (Niederösterreich)und einige Zeit auch Propst zu St. Anna inAugsburg. Joseph II., Mitregent seinerMutter Maria Theresia, ernannte ihn 1759zum Auditor Rotae Romanae für die Deut-sche Nation in Rom. Colloredo wurde 1761Propst von Kremsier, 1762 Bischof vonGurk und 1772 als Kandidat des WienerHofes nach langwieriger Wahl (erst im 11.Wahlgang) vom Domkapitel zum Erzbi-schof von Salzburg gewählt. Ende desJahres 1800 flüchtete er vor den anrücken-den Franzosen nach Brünn, später nach

Wien. 1803 legte er infolge des „Reichs-deputationshauptschlusses“ von Regens-burg die weltliche Regierung des Erzstif-tes Salzburg nieder, konnte allerdings1807 den Bestand des Erzbistums sichern.Man kann Colloredo durchaus als einenVertreter des „Josephinismus“,der Kirchen-politik Kaiser Josephs II., bezeichnen. Zur(irrtümlichen) 1200-Jahr-Feier der Salz-burger Kirche erließ er den aufsehen-erregenden Hirtenbrief vom 29. Juni 1782im Geist des josephinistischen Puritanis-mus. Er reformierte die kirchlichen Ver-hältnisse seiner Diözese im Sinn der Auf-klärung, ließ in den Klöstern die Zahl derMitglieder verringern und hob alle Bru-derschaften auf – vermehrte dafür dieSeelsorgestellen. Als Förderer und Refor-mator des Volksschulwesens hat sich Erz-bischof Colloredo große Verdienste er-worben.

In die Musikgeschichte ging er durchdie Entlassung des wohl berühmtestenPfarrkindes von St. Stephan zu Wien,Wolfgang Amadeus Mozart, aus seinerMusikkapelle in Salzburg ein.

1957 wurde der Leichnam des Erzbi-

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 200322

HeimkehrÜberführung von Fürsterzbischof Hieronymus Franziskus Graf Colloredo

von St. Stephan nach Salzburg. Von Franz Weinwurm

Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo.Porträt von Franz Xaver König,1772, Erzabtei St. Peter

Aus der Dompfarre

Verabschiedung von Fürsterzbischof Colloredo in der Katharinenkapelle von St. Stephan, 30. Mai 2003

Page 23: Pfarrblatt - Dompfarre

schofs in einen schlichten Kupfersarg um-gebettet und in die Katakomben über-tragen. Die Grabstelle befand sich imrechten (südlichen) Teil der Altarwandder Unterkirche in mittlerer Höhe. ó

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 23

Freie Sicht im DomIm Stephansdom verbessert jetzt ein innovatives Projekt die Einbeziehung

der Kirchenbesucher in die Gottesdienste. Von Andreas Gutenbrunner

Links vom Eingang zur Taufkapelle:

Das Reliefporträt zeigt den Erzbischofvon Salzburg, die dazugehörige Gruft-platte im Apostelchor ist nicht erhalten.Das erhaltene Grabdenkmal ist nur einFragment, die dazugehörige spitze Pyra-mide mit Medaillon, Wappen und In-schrift wurde bereits 1860 entfernt. Die inmanchen Punkten historisch nicht rich-tige Inschrift besagt, dass er wegen desUntergangs des Heiligen Römischen Rei-ches in seine Vaterstadt Wien zurückkehr-te und dort verstorben ist. Das ursprüng-liche Grabdenkmal setzte ihm sein NeffeRudolph Reichsgraf von Colloredo.

Grabdenkmal in St. Stephan

Ein lange gehegter Wunsch ging zu Osternfür Dompfarrer Toni Faber in Erfüllung.Nach langer Planungsphase wurde imStephansdom ein Übertragungssystemin Betrieb genommen, das mit fünfgroßen Bildschirmen auch auf den Sitz-plätzen in den Seitenschiffen des Domesund hinter den Säulen die Sicht auf denAltarraum ermöglicht. Am vergangenenGründonnerstag (17. April 2003) wurdedas System im Beisein von Kardinal Chris-toph Schönborn und Weihbischof Lud-wig Schwarz von „Panasonic Austria“-Ge-schäftsführer Rupert Löschnauer feierlichan Dompfarrer Toni Faber übergeben.

Anlässlich des 20-jährigen Firmenbe-stehens schenkte das Elektronik-Unter-nehmen „Panasonic“ dem Stephansdomdrei der fünf neuen Plasma-Bildschirmeund schnürte auch für die restliche tech-nische Ausstattung ein „Stephansdom-Sonderpaket“, wodurch die Umsetzungdes ambitionierten Projektes auch finan-ziell möglich wurde. Kardinal Schönbornund Dompfarrer Toni Faber dankten beider Übergabe den Verantwortlichen desProjektes, unter ihnen Prof. Michael Wein-mann, langjähriger Leiter der ORF-Gottes-dienstübertragungen, der die technischeUmsetzung des Übertragungssystemsund die Umbauarbeiten im Dom fach-männisch betreute.

Ziel des Projektes ist, die Gottesdienst-besucher auch visuell in die Messe mit-einzubeziehen.Vor allem auf den Plätzenin den beiden Seitenschiffen des Domesund hinter den Säulen hatten viele Gottes-dienstbesucher bisher keine Sicht auf denAltarraum. Drei schwenkbare Kameras,die von einem kleinen Regieraum bei derSakristei gesteuert werden, filmen jetztden Bereich des Altarraumes. Die aufge-zeichneten Bilder werden via Regieraumauf die fünf 50-Zoll-Bildschirme in diebeiden Seitenschiffe des Domes übertra-gen. Dank der Plasma-Technik ist das Bildauf den Flachbildschirmen auch aus sehrspitzen Blinkwinkeln noch gut zu sehen.Um die Innenarchitektur des Stephans-doms nicht zu stören, werden die Bild-schirme, wenn sie nicht benützt werden,mit Schwenk-Armen zurückgeklappt undbleiben hinter Säulen verborgen.

Schon bei den großen Osterliturgien imDom erfüllte das Übertragungssystem diehoch gesteckten Erwartungen. Und auchden Teilnehmern am Evangelisationskon-gress der Stadtmission sicherten die Bild-schirme im Stephansdom die freie Sichtauf die Vortragenden. In Zukunft wird dieBildschirm-Übertragung jeden Sonntagbei der 10.15-Uhr-Messe und bei dengrößeren Gottesdiensten sowie Konzer-ten im Stephansdom im Einsatz sein. ó

Page 24: Pfarrblatt - Dompfarre

Im Rahmen der Pfarrinventarisierung, ei-nem Projekt des Referates für kirchlicheKunst und Denkmalpflege, das sich seit1999 mit der Erfassung der Kunstgegen-stände aller 660 Pfarren der ErzdiözeseWien befasst, wurde auch ein Inventarder Metropolitan- und Domkirche St. Ste-phan erarbeitet.

Dieses Inventar stellte für die Bear-beiter – ein fünfköpfiges Team von Kunst-historikern – eine große Herausforderungdar. Obwohl man durch die Inventarisie-rung von über 200 Pfarrkirchen über sehrviel Erfahrung verfügte, stellte der Domaufgrund seiner Größe,seiner historischenund kunsthistorischen Bedeutung zum Teilvöllig neue Anforderungen.

Kann beispielsweise eine durchschnitt-liche Pfarrkirche mit ca. 120–150 Objektenvon einer Einzelperson innerhalb wenigerWochen erfasst werden, so musste derDom auf mehrere Personen „aufgeteilt“werden – eine Einzelperson wäre sicher-lich mehrere Jahre mit der Inventarisierungbeschäftigt gewesen. Jeder Bearbeitererhielt einen Bereich des Domes (Mittel-schiff, Frauenchor, Apostelchor, Kapellenetc.) zugeteilt und war für dessen kom-plette Erfassung zuständig.

Aber auch rein technisch setzte derDom neue Maßstäbe. So musste, um einemöglichst gute Fotoqualität zu erreichen,für höher gelegene Objekte im Innenbe-reich ein fahrbares Gerüst, im Außenbe-reich eine kleine Hebebühne eingesetztwerden. Altarplastiken, Säulenheilige,Bal-dachinplastiken und Wasserspeier konn-ten so ohne allzu große Verzerrung foto-grafiert werden.

Andere Kunstgegenstände, wie bei-spielsweise die Gobelinsammlung,konntennur durch die tatkräftige Unterstützungder Mitarbeiter des Doms fotografiertwerden.

Eine weitere Besonderheit gegenüberanderen Pfarren stellen die vielen – oftäußerst wertvollen – Leihgaben des Domesdar. Ihre Erfassung an den unterschied-lichsten Standorten in Wien, Nieder-

österreich und im Burgenland war zwar mitviel Zeitaufwand verbunden, verhalf unsaber immer wieder zu kleinen Erfolgs-erlebnissen, wenn wir einem Leihvertragdas richtige Foto zuordnen konnten.

Zu Ostern 2003 konnte die Erfassungder Kunstgegenstände im Stephansdomabgeschlossen werden. Alle Objekte wur-den metrisch und fotografisch in stan-dardisierten Datenblättern erfasst;zusätz-lich wurden sämtliche Daten auch in einerBilddatenbank gespeichert. KurzgefassteTexte mit ikonographischen Schwerpunk-ten ergänzen das Inventar und sollen diepastorale Nutzung erleichtern, wobei be-sonders das reichhaltige Bildmaterial ei-ne wertvolle Hilfe z. B. bei der Erstellungvon Pfarrbriefen oder Internet- Seitenbieten wird.

Das Inventar des Doms umfasst u. a.29 Altäre, 481 Plastiken, 162 Gemälde, 240Bauplastiken, 180 Grabsteine, 104 Reliefs,200 Reliquiare, 185 liturgische Geräte, 76Kreuze, 60 Leuchtergarnituren und 442Paramente.

Um dem Domarchiv die weitere Ver-waltung dieser Daten zu erleichtern, wirdneben dem Inventar mit den Original-fotos und einer Standard-Pfarr-CD aucheine Access-Datenbankversion zur Ver-fügung gestellt. Diese soll nicht nur dielaufende Aktualisierung (Restaurierungen,

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 200324

Inhaltsangabe einer DomkircheJosef Mantler über das Kunstgutinventar für die Metropolitan- und Domkirche St. Stephan

Aus der Dompfarre

Oben: Inventarisierung in luftiger Höhe:Sämtliche Details im Inneren und Äußerenvon St. Stephan wurden inventarisiert.Unten: Die nicht mehr im liturgischenGebrauch stehenden Pontifikalschuhein der Paramentenschatzkammer

Die bekrönte Statue der Unbefleckten Empfängnis

Page 25: Pfarrblatt - Dompfarre

Das war übernachten in der Gruft … sin-gen … die ganze Apostelgeschichte mitverteilten Rollen lesen … auf Isomattenins Domgewölbe schauen … den ganzenDom für sich haben, von den Katakom-

ben (eingesperrt wie die Apostel zuPfingsten) bis hin zu den Heidentürmen(Mission des hl. Paulus bei den Heiden)… ein unvergessliches Erlebnis für 15 Teil-nehmer (to be continued)! ó

Standortveränderungen etc.), sondernauch die wissenschaftliche Aufarbeitungvereinfachen.

Mit insgesamt 2773 Inventarnum-mern und über 4800 Fotos ist das Kunst-gutinventar das größte Pfarrinventar in-nerhalb der Erzdiözese Wien und wohlauch Österreichs und ist mit dem Bestandeines Dekanates mit über 20 Pfarren ver-gleichbar.

Das Team der Inventarisierer möchtesich an dieser Stelle beim Auftraggeber,dem Metropolitan- und Domkapitel zuSt. Stephan, für das in sie gesetzte Ver-trauen recht herzlich bedanken.

Unser Dank gilt auch der Dombau-hütte sowie dem Domarchiv, deren Un-terstützung wesentlich zur raschen Um-setzung dieses Projektes beigetragenhat.

Ein besonderes Dankeschön gilt ab-schließend Herrn Kirchenmeister FranzWeinwurm und seinem Team. Seine Hil-fe, sein Wissen um die Bestände des Do-mes sowie das angenehme Betriebskli-ma im Dom haben unsere Arbeit we-sentlich erleichtert und zum Teil erstmöglich gemacht. ó

Das Team: Mag. Peter Aichinger-

Rosenberger, Mag. Judith Hudetz,

Mag. Peter Kloser, Mag. Josef Mantler,

Mag. Alexander Pointner

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 25

Durchmachen im Dom!Jugend-Bibelnacht im Dom 30. 4./1. 5. 2003

Durch alle Zeiten stand die Ewg’e StadtDes Abendlandes stolze PrachtSo manches Lied man Dir gesungen hatRom , o Rom, mein Herz mir lacht

Auf sieben Hügel warst Du kühn erbauetVon Menschenhand aus altem SteinGeschichte und Geschichten hast Du

wohl geschauetDu trotzt der Zeit,unsterblich willst Du sein

Doch wo Platanen einst den Tiber säumtenDas Capitol herabsah auf die AgoraJunge Römer von der Liebsten träumtenZeigt sich uns gar Wüstes dar:

Der Heil’ge Vater selbst hätt’ sich dasHaar gerauft

Schwarzmarkttaschen, Sonnenbrillenausverkauft

Stracciatellaeis verschwunden über NachtCafés und Shops dem Erdboden gleich-

gemacht

Nicht Hannibal und seine ElefantenNahmen einst das Ew´ge RomEs waren unsre Ministranten Aus dem stolzen Stephansdom ó

Arrivederci RomaGeorg Zinsler über die Domministrantenfahrt 2003

am Hochaltar

Page 26: Pfarrblatt - Dompfarre

Stadtmission 2003

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 200326

Öffnet die Türen für Christus!Stadtmission 2003 – 1. Internationaler Kongress für eine Neue Evangelisation, Wien, 23. Mai bis 1. Juni 2003. Ein Bildbe

Die Einladung zur Stadtmission

Angeregtes Gespräch zwischen dem geistlichen unddem weltlichen Oberhaupt der Bundeshauptstadt,lässt das gute Miteinander erkennen

Bei der Eröffnungsfeier bildeten die Teilnehmer eine Menschenkette um denDom und beteten gemeinsam in verschiedenen Sprachen das Vaterunser

Dompfarrer Toni Faber lädtauf Rollerblades fahrend zur Stadtmission ein

Eine geschickte Hand: ErzbischofSchönborn beim Tellerdrehen

Tausende Bibelstellen wurden gepflückt und mit nach Hause genommen

Page 27: Pfarrblatt - Dompfarre

richt zum Großereignis

Ein ungewöhnliches Bild bot derStephansplatz: Die Hauptbühne,das Info-Zelt und das Zeltcafe derDompfarre

Stille, Gebet und Musik bis spätin die Nacht beim großen „Abend der Barmherzigkeit“

Kardinal Schönborn nahm von früh bisspät an den verschiedenen Veranstal-tungen teil: „Die Stadtmission hat meine Erwartungen übertroffen.“

Das Zeltcafe am Stephansplatz:Mitarbeiter der Dompfarre sorgten für Kaffee und Kuchen sowie für Gespräche über Gott und die Welt

Zur „Oase der Stille“ wurde die Virgilkapelle (U1-Station Stephansplatz) für viele Passanten

Father Stan, rappender Kapuziner aus der Bronx,begeisterte mit seiner Darbietung unzähligeMenschen am Stephansplatz

Page 28: Pfarrblatt - Dompfarre

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 200328

Stadtmission 2003

Dicht gedrängtes Publikum vor der Hauptbühne

Paddy Kelly im Gespräch mit Kardinal Schönborn

Gebet vor dem Weltjugend-tagskreuz im Stephansdom

Ein Kapuzinerpater aus New York gaberlt am Stephansplatz

Eine heilige auf Reisen – die Reliquien der „kleinenThérèse“, der Patronin der Weltmission, im Dom

Page 29: Pfarrblatt - Dompfarre

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003 29

Aus der Dompfarre

Drei Erstkommunion-Feiern

RückblickErfolg für Fastensuppen-Aktion

Von den gespendeten köstlichen Fasten-suppen blieb am 6. 4. 2003 nicht ein Tropfenübrig. Der Erlös von € 720,– ging wieder andas Kinderheim Poli-Singisi in Tanzania/Afrika. Herzlichen Dank den Suppenspen-dern, den ehrenamtlichen Serviererinnenund den zahlreichen zahlenden Gästen.

Pfarrcafé-Helfer gesucht

34 Mal war im Jahr 2002 das Pfarrcafé fürSie geöffnet. Als Treffpunkt der Pfarrge-meinde und als Kommunikationsort – so-wohl untereinander als auch mit Menschen„von außen“ – ist dies eine unschätzbarwichtige Einrichtung unserer Pfarre. Damitdies auch weiterhin so sein kann, suchenwir Helferinnen und Helfer, die sich unse-rem bewährten Betreuerteam anschließenmöchten (Kontakt über die Pfarrkanzlei).

Wir gratulieren

˘

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˘

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Wir trauern

˘ um Diakon Karl Woda, Leiter des Insti-tuts für den ständigen Diakonat, der nachschwerer Krankheit, jedoch unerwartet,am10. April 2003 im 59. Lebensjahr verstorbenist. R.I.P.˘ um unseren Firmkandidaten AlexanderInsam, der uns durch einen tragischen Un-fall im 15. Lebensjahr am 6. Mai 2003 plötz-lich entrissen wurde.

Kinder der Volksschule Stubenbastei, Reisnerstraße, der Evangelischen VolksschuleNepomukgasse und der Vienna International School am 11. Mai (ohne Abbildung)

Volksschule Judenplatz d. Erzdiözese Wien, Klasse 2A, am 27. April 2003 (Oben u. Mitte)

Volksschule Judenplatz der Erzdiözese Wien, Klasse 2B am 18. Mai 2003

Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

Aus Datenschutzgründen nicht angezeigt

Page 30: Pfarrblatt - Dompfarre

Alexander Abrahamowicz, em. ev. PfarrerHB, Ökumen. Bibelkreis St. Stephan

Dr. Wilhelm Bruners, Leiter der Bibelpas-toralen Arbeitsstelle des KatholischenBibelwerks Österreich in Jerusalem

Karl Deutenhauser, Steinmetzmeisteran der Dombauhütte St. Stephan

Toni Düh, Studentin, Domministranten-und Firmgruppenleiterin

Kan. Mag. Anton Faber, DompfarrerRoman Faux, HauptschullehrerMag. Heinrich Foglar-Deinhardstein,

Rechtspraktikant, Domministrant,Firmgruppenleiter

Dr. Eveline Elliott, BibelgesprächsrundeSt. Stephan

Reinhard H. Gruber, Domarchivar,Redaktionsleiter

Andreas Gutenbrunner, Öffentlichkeits-arbeit der Erzdiözese Wien

Dr. Anton Kalkbrenner, Direktor desBibelwerkes

Kardinal DDr. Franz König, emeritierterErzbischof von Wien

Dr. Alois Kothgasser, Erzbischof vonSalzburg

MMag. Stefan Kramer, Mitarbeiter derDompfarrkanzlei, Doktorand

Mag. Josef Mantler, Referat für kirch-liche Kunst und Denkmalpflege,Verantwortlicher für Inventarisation

Mag. Viorica Marcu, Angestellte desKirchenmeisteramtes St. Stephan

Mag. Dr. Sigrid Mühlberger, Germanis-tin und Theologin, KA Wien

P. Drs. Joop Roeland OSA, Rektor der Ruprechtskirche, Domkurat

Mag. Birgit Staudinger, Leiterin derDompfarrkanzlei

Franz Weinwurm, Kirchenmeister undSakristeidirektor von St. Stephan

Mag. Dr. Johann Werfring, HistorikerGeorg Zinsler, Student, Domministrant,

Firmgruppenleiter

Redaktion

Redaktionsleitung: Reinhard H. GruberLektorat: Verena Michalke, Mag. Birgit

Staudinger, Dr. Martin TscherkasskyRedaktionsteam: Mag. Toni Faber, Roman

Faux,Mag. Heinrich Foglar-Deinhard-stein, Anneliese Höbart, VerenaMichalke, Mag. Birgit Staudinger

Die Autoren dieser Nummer

Sommer-Gottesdienstordnung im Pfarrgebiet von St. Stephan 29. Juni bis 31. August 2003

Gottesdienste an

Sonn- und Feiertagen

9.00 Uhr Hl. Messe10.00 Uhr Hl. Messe11.00 Uhr Hl. Messe

Gottesdienste an Werktagen

6.30 Uhr Hl. Messe 10.00 Uhr Hl. Messe16.30 Uhr Hl. Messe

(Samstag:Vorabendmesse)

Gottesdienste an

Sonn- und Feiertagen

9.00 Uhr Hl. Messe10.30 Uhr Hl. Messe

(in ungarischer Sprache)

Gottesdienste an Werktagen

9.00 Uhr Hl. Messe 18.00 Uhr Vorabendmesse für

psychisch Leidende(Samstag)

Gottesdienste an

Sonn- und Feiertagen

7.30 Uhr Hl. Messe9.30 Uhr Hochamt

12.00 Uhr Hl. Messe18.00 Uhr Hl. Messe19.00 Uhr Hl. Messe21.00 Uhr Hl. Messe

Gottesdienste an

Werktagen

7.30 Uhr Hl. Messe12.00 Uhr Hl. Messe18.00 Uhr Hl. Messe

(nur am Samstag)19.00 Uhr Hl. Messe (Samstag

in englischer Sprache)

Deutschordenskirche Singerstraße 7

Franziskanerkirche Franziskanerplatz 4

St. Stephan

Gottesdienst jeden Samstag

18.00 Uhr Vorabendmesse

Gemeinde St. Ruprecht Ruprechtsplatz

Beichte und Aussprache

Montag bis Samstag: 7.00 bis 8.30 Uhr, 11.30 bis 12.30 Uhr, 18.00 bis 20.00 UhrSonn- und Feiertag: 9.00 bis 12.00 Uhr, 18.00 bis 20.00 Uhr

Beichte und Aussprache

Sonn- und Feiertage: während der hl. MessenWochentags: 7.30 bis 11.30 Uhr und 14.30 bis 17.30 Uhr

Beichte und Aussprache

Nach Voranmeldung vor oder nach der hl. Messe

Page 31: Pfarrblatt - Dompfarre

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Abendführungen mit Dachrundgang,

Diavorführung, Besichtigung

der Pummerin und des Innenraums.

Juni bis SeptemberSamstag: 19.00 UhrDauer: ca. 100 MinutenTreffpunkt: Aufgang zum Südturm (Türmerstube)Führungsgebühren:

Erwachsene:€ 10,–Kinder bis 14 Jahre:€ 4,–

Im Anschluss an

die Abendführung:

Geistliche Abendmusik im Stephansdom

Benefizkonzerte zu Gunsten der Restau-rierung der romansichen Wandmalereienauf der Westempore:19. Juli, 26. Juli, 2. August, 9. August,23. August, 30. Augustjeweils um 20.45 Uhrzusätzlich: 16. August 20.15 Uhr

(erweitertes Programm)

Wiener KammerOrchester

mit Werken von:J.S. Bach, W.A. MozartG. Ph.Telemann, T. Albinoni,Karten unter: +43/1/586 73 08 und im DomshopKarten: € 35,– bzw. €15,–

Abendführungen in St. StephanSchatztruhe St. StephanAusstellung ausgewählter Kostbarkeiten aus dem Domschatz

in der restaurierten Domsakristei von St. Stephan.

Von Anfang Juli 2003 bis 25. Oktober 2003werden im neu restaurierten Sakristei-raum wertvolle Stücke aus dem Schatzder Domkirche St. Stephan zur Besichti-gung zugänglich gemacht – quasi inihrem „natürlichen Lebensraum“.

Erstmals komplett ausgestellt wirdbeispielsweise der wertvolle „Eleonoren-Ornat“ aus dem Jahr 1697, aber alleinschon der sonst unzugängliche barockeSakristeiraum (1732) ist einen Besuchwert. Der Reinerlös wird zur Erhaltungder Domkirche verwendet.

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag:9.00 Uhr – 11.30 Uhr, 13.00 Uhr – 16.30 UhrSonn- und Feiertag: 13.00 Uhr – 16.30 Uhr

Eintrittsgebühren:

Erwachsene € 3,–Ermäßigt € 1,50

Infos unter: www.stephanskirche.at

Oben: Der Eleonoren-OrnatMitte: SophienkelchUnten: Der Ausstellungsraum,die „Untere Sakristei“, ausgestattetmit wertvollem Stuckdekor von Giovanni Antonio Tencalla

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Juli 2003

Page 32: Pfarrblatt - Dompfarre

Aus der Schatztruhe der geistlichen Traditionder KircheGebet vor einer Reise

Segne mich, o Gott, und die Erde unter meinen Füßen.Segne mich, o Gott, und den Weg, auf dem ich gehe.Segne mich, o Gott, und die Dinge, derentwegen ich unterwegs bin.Du von Ewigkeit zu Ewigkeit, segne mich auch, wenn ich raste.

Segne die Sache, die meinen Geist bewegt.Segne die Sache, an der mein Herz hängt.Segne die Sache, auf die ich meine Hoffnung setze.Du König der Könige, segne meine Augen.

Gälischer Reisesegen. Quelle unbekannt

Dompfarrer

Kan. Mag. Anton Faber [email protected]

Pfarrkanzlei

Montag bis Freitag 9.00–12.00 Uhrwww.st.stephan.at/dompfarre

[email protected]

Fax: 51552-3720Mag. Birgit Staudinger 51552-3530

[email protected]

Verena Michalke [email protected]

Tauf-und TrauungsanmeldungMag. Thomas Steigerwald 51552-3534

[email protected]

Pfarrcaritas, AltenpastoralMo., Mi., Do., Fr. 8.00–10.00 Uhr

[email protected]

Gabrielle Meran [email protected]

Domarchiv

Reinhard H. Gruber 51552-3531Altmatrikeneinsicht Do. 13.00–15.00 Uhr

[email protected]

[email protected]

Domsakristei 51552-3536Kirchenmeisteramt

Führungsanmeldung 51552-3526www.stephanskirche.at

[email protected]

Dommusik

DKpm Mag. Johannes Ebenbauer 51552-3573

Wolfgang Schauersberger [email protected]

Dombau-Sekretariat 51552-3714Portier – Curhaus 51552-3540

Impressum

P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienSponsoring Post GZ 02Z031920 SImpressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz,St. Stephan – Mitteilungsblatt der Dompfarre St. Stephan,Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3, DVR 0029874 (1766)Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommunikations-organ der Dompfarre St. Stephan, unterstützt die Glaubens-verkündigung und die Seelsorge.Für den Inhalt verantwortlich: Dompfarrer Kan. Mag. AntonFaber. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mitder Ansicht des Herausgebers übereinstimmen.Fotos: Bruners: S.6 / Düh: S. 25 / Domarchiv: S. 31 / Kalk-brenner: S. 17 / Kramer: S. 15 / Krimmel: S. 13 / Mantler: S. 24, 25 /Marcu: S. 14 / Panasonic: S. 23 / Priller: S. 25 / Privat: S. 29 / Rupprecht: S. 1, 2, 4, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 17, 19, 21, 22, 26, 27, 28 / Szczepaniak S. 16, 18, 23 / Weiss: S. 22 / Werfring: S. 10, 11 / Wolf – enapress: S. 3Layout:Charly Krimmel (www.sonderzeichen.at) Druck:PPZ Zim-mer, 1020 Wien, gedruckt auf Offsetpapier, chlorfrei gebleicht.

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Ihr Dompfarrer Toni Faberund das Redaktionsteam