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PFLANZGUT UND PFLANZUNG

PFLANZGUT UND PFLANZUNG · Pflanzung erfolgt gut vorbereitet, sorgfältig und wurzelgerecht mit hochwertigem Pflanzmaterial. Sie ist angepasst an die gegebenen Ge lände-, Boden-,

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PFLANZGUT UND PFLANZUNG

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Mit dem Konzept „Naturnahe Waldwirt-schaft“ hat die LandesforstverwaltungBaden-Württemberg Anfang der 90erJahre die grundlegenden Weichen für eineweitgehend natürliche Waldverjüngunggestellt. Aufgrund der vielfältigen Vorzügefür den Natur- und Artenschutz, den Wald-bau sowie die betriebwirtschaftlichenErgebnisse ist die Naturverjüngung wald-baulich in aller Regel die erste Wahl. ImStaatswald von Baden-Württemberg hatdie Naturverjüngung heute einen Anteil vonüber 75%.

Unter bestimmten Rahmenbedingungen ist die künstliche Verjüngung für die Wald-erneuerung jedoch weiterhin notwendig.Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn Baum arten natürlich verjüngen, die für denStandort ungeeignet sind. Gleiches gilt,

wenn mittel- bis langfristig anzunehmenist, dass sich die Standortsbedingungen fürdie sich heute natürlich verjüngendenBaumarten ändern. Hierbei denke ich ins-besondere an das Thema „klimabedingterWaldumbau“, der in einigen RegionenBaden-Württembergs erforderlich seinwird. Die Pflanzung wird daher meiner Ein-schätzung nach bei der Walderneuerungwieder an Bedeutung gewinnen.

Der mit der Pflanzung verbundene Auf-wand ist betriebswirtschaftlich geseheneine Investition, die sich einmal amortisie-ren soll. Damit dies gelingt, müssen einer-seits unter Berücksichtigung von Stand-ortseignung und Qualität die richtigenPflanzen ausgewählt werden und anderer-seits diese Pflanzen so sorgsam in denBoden gebracht werden, dass sie guteStartbedingungen haben.

Damit bin ich beim Inhalt der vorliegendenBroschüre. Sie beleuchtet die Bedeutungder Pflanzenqualität für eine erfolgreicheWalderneuerung und vermittelt Grund-kenntnisse zur Ansprache derselben.Ergänzt wird der Aspekt „Pflanzgut“ durchneue Erkenntnisse bezüglich geeigneterPflanzverfahren. Wir wissen heute, dassKlemmpflanzverfahren zu irreparablenWurzelschädigungen führen. Diese gilt esdurch situationsangepasste und weitge-hend wurzelgerechte Pflanzverfahren zuvermeiden. Welche Verfahren dies leistenund unter welchen Rahmenbedingungendiese anwendbar sind, wird in der vorlie-genden Broschüre ausgeführt.

VORWORT

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Ich hoffe, dass diese Broschüre dazu bei-trägt, die Kenntnisse bezüglich Pflanzgut,Pflanzenhandhabung und Pflanzungstech-nik für die Verjüngung und Begründungstabiler Mischwälder zu verbessern, damitdie Wälder in Baden-Württemberg auch inder Zukunft alle Waldfunktionen erfüllenkönnen. Im Staatswald von Baden-Würt-temberg werden die Inhalte im Rahmeneiner Kampagne flächig geschult. Empfeh-len möchte ich die Broschüre jedoch allenWaldbesitzern, denn das Motto: „Wenngepflanzt werden muss, dann richtig – dieQualität von Pflanzgut und Pflanzung istentscheidend!“ gilt für alle Waldbesitzergleichermaßen.

Max Reger (Landesforstpräsident)

VORWORT

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Vorwort 2

Einleitung 6

Teil I – Pflanzenqualität 8

1. Pflanzenbeschaffung ........................................................................................81.1 Zertifiziertes Pflanzgut......................................................................................81.2 Pflanzeneinkauf ................................................................................................91.3 Eigenanzucht der Landesforstverwaltung ......................................................111.4 Sondersortimente............................................................................................112. Qualitätsansprache bei der Pflanzenübernahme ........................................122.1 Pflanzenübernahme ........................................................................................122.2 Qualitätsmerkmale..........................................................................................132.2.1 Wassergehalt bzw. Frischezustand ................................................................132.2.2 Sprossmerkmale ............................................................................................152.2.3 H/D-Verhältnis und Gewicht............................................................................172.2.4 Wurzelausbildung............................................................................................172.2.5 Spross/Wurzel-Verhältnis ..............................................................................172.3 Gesundheit und Nährstoffgehalt ....................................................................182.4 Größe und Alter................................................................................................192.5 Erbgut bzw. Herkunft ......................................................................................19

Teil II – Pflanzungsqualität 20

3. Vorplanung ......................................................................................................203.1 Zustandserfassung/Flächenermittlung ..........................................................203.2 Bestockungsziel ..............................................................................................213.3 Organisatorische Vorbereitungen ..................................................................223.4 Pflanzzeit ........................................................................................................223.5 Pflanzengröße..................................................................................................234. Wurzelgerechte Pflanzverfahren ..................................................................244.1 Arbeitsvorbereitung ........................................................................................264.1.1 Pflanzgut..........................................................................................................264.1.2 Pflanzflächenvorbereitung ..............................................................................264.2 Pflanzverfahren ..............................................................................................264.2.1 Schlaglochpflanzung ......................................................................................264.2.2 Bohrlochpflanzung mit handgeführtem Bohrgerät ........................................27

INHALTSVERZEICHNIS

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INHALTSVERZEICHNIS

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4.2.3 Klassische Lochpflanzung ..............................................................................294.2.4 Hohlspatenpflanzung mit festem Pfropf ........................................................294.2.5 Maschinelle Pflanzverfahren ..........................................................................294.3 Pflanzleistung und Kosten ..............................................................................304.4 Pflanzverbände................................................................................................304.5 Pflanzenhandhabung ......................................................................................314.5.1 Transport ........................................................................................................314.5.2 Einschlag ........................................................................................................314.5.3 Wurzelschnitt (Sprossschnitt) ........................................................................324.6 Folgearbeiten ..................................................................................................324.6.1 Wuchshüllen ....................................................................................................324.6.2 Düngung ..........................................................................................................344.7 Ergebnisbewertung/Erfolgskontrolle..............................................................34

Zusammenfassung 36

Pflanzgut ....................................................................................................................36Pflanzung....................................................................................................................37

Anhang 38

Tab. 3: Entscheidungshilfe für die empfohlenen, händischen Pflanzverfahren ......38Erläuterungen zu Tabelle 3 ........................................................................................39A) Qualitätsansprache von Forstpflanzen (Abbildungen) ..........................................40B) Pflanzenübernahmeprotokoll................................................................................42C) Quellen ..................................................................................................................43

Impressum

Herausgeber Ministerium für Ernährung und Ländlichen RaumKernerplatz 10 | 70182 [email protected] | www.forstbw.de

Arbeitsgruppe: W. Bauer, W. Braun, M. Braunger, T. Dörr, T. Ebinger, C. Göckel, M. Karopka, P. Mann, M. Morell, R. Schmid, H. Thumm, M. Wieners

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Die Naturverjüngung von Waldbeständenist im Rahmen der naturnahen Waldwirt-schaft in der LandesforstverwaltungBaden-Württemberg grundsätzlich dieerste Wahl.

Dennoch gibt es Rahmenbedingungen,unter denen die Pflanzung aus waldbauli-cher oder betrieblicher Zielsetzung herausnotwendig und sinnvoll ist:

� nach Schadereignissen, bei hoher Konkurrenzvegetation, beim Ausbleibengeeigneter Naturverjüngung

� bei angestrebtem Baumartenwechselund Fehlen geeigneter Samenbäume

� bei ungenügender Qualität der Ausgangsbestände

� bei der Auspflanzung lückiger Naturverjüngungen/Nachbesserung in Kulturen

� bei Pflanzung als Ausgleichsmaßnahmefür Waldinanspruchnahme bzw. bei Neuaufforstung

Die vorliegende Broschüre fasst den aktuel-len Wissenstand zum Thema forstlichesPflanzgut und Pflanzung zusammen. DiePraxisempfehlungen sind von dem klarenZiel geleitet, vermeidbare Fehler bei der Kul-turbegründung wirksam auszuschließen.

In Teil I dieser Broschüre geht es um dieQualität des forstlichen Pflanzguts. DieAus wahl geeigneten Pflanzmaterials ist imHinblick auf eine hohe Stabilität, Wertleis-

tung und Qualität der zukünftigen Beständevon entscheidender Bedeutung. Es kommtnur die Verwendung von standortsange-passtem, qualitativ hochwertigem Pflanz-material in Frage. Nur so lassen sich größere Widerstandskraft gegenüberSchad faktoren und langfristig steigendeErträge sowie Qualitätsverbesserungenerreichen.

Teil II der Broschüre befasst sich mit derQualität der Ausführung der Pflanzung.

Wurzelgrabungen belegen für unsachge-mäß gepflanzte Bäume unterschiedlichenAlters ein dauerhaft signifikant schlechte-res Wurzelsystem gegenüber solchen ausNaturverjüngung oder Saat1. Die Hoffnungeines „Verwachsens“ mit den Jahren hatsich als Illusion erwiesen. GravierendeWurzeldeformationen aber beeinträchti-gen die Funktion des Wurzelwerks, alsoden Austausch von Nährstoffen, Wasserund Luft, sowie die feste Verankerung. Sol-che Bäume sind letztendlich weniger leis-tungs- und widerstandsfähig. Dies führtnun zu einem Umdenken bezüglich dergeeigneten Pflanzverfahren.

Angesichts sich verschärfender Um weltge-fahren durch Klimawandel, Schadstoffim-missionen und aggressive Krankheitserre-ger muss es Waldbesitzern und Ge sel lschaft ganz besonders auf einengesunden, stabilen Wald ankommen.

Daraus folgt: Wenn gepflanzt werden muss,dann richtig – die Qualität von Pflanzgutund Pflanzung ist entscheidend!

EINLEITUNG

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EINLEITUNG

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Leitbild Pflanzung

Pflanzung erfolgt gut vorbereitet, sorgfältigund wurzelgerecht mit hochwertigemPflanzmaterial. Sie ist angepasst an diegegebenen Ge lände-, Boden-, Bewuchs-und Lichtverhältnisse. Sie wird mit gerin-ger, aber ausreichender Pflanzenzahl (s. Waldentwicklungstypen-Richtlinie) undangemessenem Flächenräumungsauf-wand ausgeführt.

Jüngere (kleinere) Pflanzen bringen Vor-teile bei Anwuchserfolg und Wurzelent-wicklung und werden des halb bevorzugt.Es findet nur herkunftsgesichertes und,soweit verfügbar, zertifiziertes PflanzgutVerwendung. Auf Ersatzherkünfte wirdgrundsätzlich verzichtet. Bei der Pflanzungkommt es vorrangig darauf an, dass dieWurzel möglichst unbeeinträchtigt bleibt.

Der Pflanzungserfolg wird durch regelmä-ßige Kontrolle und – falls erforderlich –durch entsprechende Sicherungsmaßnah-men gewährleistet.

Die Pflanzung wird den wirtschaftlichenGrundsätzen des langfristig handelndenForstbetriebes gerecht.

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1. Pflanzenbeschaffung

Neben der Verwendung standortsgemäßerBaumarten kommt der Wahl geeigneterHerkünfte größte Bedeutung zu. Grundlagefür die Auswahl des Pflanzmaterials sinddie „Herkunftsempfehlungen für forstlichesVermehrungsgut in Baden-Württemberg“.

Das Forstvermehrungsgutgesetz3 (FoVG)lässt für die forstliche Verwendung 3 Kate-gorien von Vermehrungsgut zu: ausge-wähltes, qualifiziertes und geprüftes Ver- mehr ungs gut (vgl. Kasten).

Vermehrungsgut der Kategorie „Quellen-gesichert“ ist für forstliche Zwecke nichtzugelassen!

Bei Verfügbarkeit verschiedener Katego-rien einer geeigneten Herkunft solltejeweils die Kategorie mit der höchsten Qua-litätsgarantie gewählt werden:

1.1 Zertifiziertes Pflanzgut

Zertifiziertes Pflanzgut, wie zum Beispiel

durch den „Zertifizierungsring für über-prüfbare Forstliche Herkunft Süddeutsch-land e.V.“(ZüF) angeboten, gewährleisteteine deutlich höhere Herkunftssicherheitals dies bei herkömmlichem Pflanzgut derFall ist. Bei zertifiziertem Pflanzgut wirdvom geernteten Saatgut eine Rückstell-probe genommen, anhand derer das ausdem Saatgut angezogene Pflanzmaterialjederzeit durch genetische Analyseverfah-ren auf seine Herkunft überprüft werdenkann. Im Zertifizierungsverfahren von ZüFwerden per Zufallsstichprobe satzungsge-mäß 5% der eingesandten Pflanzenprobengenetisch überprüft. Darüber hinaus stehtdem Verbraucher die Option offen, anhanddieses „genetischen Fingerabdrucks“ dieHerkunft in einer „Kundenprobe“ aufeigene Kosten überprüfen zu lassen. DerWaldbesitzer erhält mit dem Pflanzenkaufein Zertifikat des ZüF e.V. Nur das Zertifikatdokumentiert die ordnungsgemäße Teil-nahme am ZüF-Verfahren. Für den Staats-

TEIL I – PFLANZENQUALITÄT

Geprüftes Vermehrungsgut

Qualifiziertes Vermehrungsgut

Ausgewähltes Vermehrungsgut

STEIGENDE QUALITÄT

PEFC-Zertifizierung

Auszug aus den PEFC-Standardsfür Deutschland4

(Stand 11.01.2006)

Punkt 4.4: „Es ist Saat- und Pflanzgut mitüberprüfbarer Herkunft zu verwenden, soweites für die jeweilige Her kunft am Markt ver-fügbar ist.“ In den Erläuterungen zu Punkt 4.4 heißt es:„Die Überprüfbarkeit der Herkunft (Identität)wird durch ein fachlich allgemein anerkanntesVerfahren sicher gestellt, das mit dem geneti-schen Vergleich zwischen Rückstellprobe undSaat- und Pflanzgut arbeitet.“

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PFLANZENBESCHAFFUNG

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wald Baden-Württemberg ist vorgeschrie-ben, dass zertifiziertes Vermehrungsgut zuverwenden ist, soweit am Markt verfügbar.Diese Verpflichtung wurde auch vom Zerti-fizierungssystem PEFC in seine Standardsaufgenommen (vgl. Kasten), so dass dieRegelungen in allen PEFC-zertifiziertenBetrieben Anwendung finden.

1.2 Pflanzeneinkauf

Der Pflanzenbedarf wird heutzutage größ-tenteils durch private Forstbaumschulen

gedeckt. Diese und die „Erzeugergemein-schaft für Qualitäts forstpflanzen Süd-deutschland“ (EZG) informieren in Katalo-gen und Produktlisten über Sortimente und Preise. Im Rahmen einer Markterkun-dung oder Ausschreibung empfiehlt sichunbedingt eine Nachfrage bei den staatli-chen und privaten Baumschulen, inwieweitbestimmte Sortimente tatsächlich markt-verfügbar sind und ob die Sortimente ausEigenanzucht stammen oder zugekauftwurden.

Abb. 1: Pflanzschulbeete

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Empfehlenswert ist die Besichtigung derBeete bei der jeweiligen Forstbaum-schule. Man erhält dort wichtige Informa-tionen über die Pflanzen der Wahl:

� Sind die Pflanzen der bevorzug ten Größedie kleinsten Pflanzen des Beetes unddamit vielleicht schwach wüchsig?

� Ist der Kauf unsortierter Pflanzen einesBeetes und somit von Pflanzen mitgenetisch größerer Breite zu erwägen?

� Hat der Betrieb ausreichend Pflanzender gewünschten Herkunft und Größeverfügbar?

� Stehen im Beet auffallend viele zwieselige Pflanzen?

� Kann die Forstbaumschule evtl. mehrmals in kleinen Partien liefern und lässt sich so der aufwändige undrisikobehaftete Pflanzeneinschlag vermeiden?

� Ist Selbstabholung kleiner Partien zeitnah möglich?

Ist der mittelfristige Bedarf an be stimmtenHerkünften abschätzbar, sind Lohnan-zuchtverträge mit Baumschulen eine sehrgute Möglichkeit, um Lieferungen vorgese-hener Sor timente zum gewünschten Zeit-punkt zu gewährleisten.

Beim Pflanzeneinkauf in Forstbaumschu-len müssen die Anforderungen an dasPflanzgut vertraglich vereinbart werden.Hierzu können neben den Angaben zuBaumart, Herkunftsgebiet, Kategorie, Sor-timent, Zertifizierung und Menge auchQualitätsmerkmale (s. Kapitel 2) eingefor-dert werden. Beim Pflanzeneinkauf findetdie Verdingungsordnung für Leistungen

(VOL/A) Anwendung. Dabei sollten die Mög-lichkeiten der Verdingungsordnung ausge-schöpft werden. Aus VOL/A und Landes-haushaltsordnung (LHO) ergibt sich nichtautomatisch die Pflicht, das preisgüns-tigste Angebot zuzuschlagen. Vielmehr ist die Wirtschaftlichkeit das maßgebendeKriterium, bei welcher der Preis nur einTeilkriterium darstellt.

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PFLANZENQUALITÄT

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Praxishinweise für die Ausschreibung und Vergabe

� Markterkundung bei verschiedenen Baumschulen.

� Optimale Zeitpunkte für die Ausschrei-bung sind bei Herbstpflanzungen dieMonate August/September und beiFrühjahrspflanzungen die MonateDezember/Januar.

� Günstig ist die revier- bzw. waldbesit-zerweise Bildung von Losen mit jeweilsallen gewünschten Baumarten. Dasbaumartenweise Splitten von Aufträgenkann im Einzelfall durchaus sinnvollsein, z.B. bei zertifiziertem Pflanzgut,bei Spezialsortimenten wie Nussbaum,Kirsche, Containerpflanzen oder beierkannten Qualitätsmängeln einzelnerBaumarten nach Besichtigung in derBaumschule.

� Wenn möglich und zielgerecht, sollten inder Ausschreibung Alternativsortimenteangegeben oder angefragt werden (z.B. 2+1 oder 3+0).

� Besondere Qualitätskriterien wie z.B.Zwieselfreiheit (ohne Zwieselschnitt)müssen ebenfalls in der Ausschreibungberücksichtigt (höherer Preis) und vertraglich vereinbart werden.

� Bindefristen der Baumschulen sind zu beachten (max. 14 Tage). Sollen längere Bindefristen bestehen, müssendiese vertraglich vereinbart werden.

1.3 Eigenanzucht der Landesforstverwaltung

Die Eigenanzucht der staatlichen Landes-pflanzschulen wurde in den letzten Jahrenstark reduziert und spielt in Baden-Würt-temberg nur noch eine untergeordneteRolle. Über verfügbare Sortimente informie-ren die Landespflanzschulen Nagold, Kitzinghof und Biberach. Diese Sortimentesind im Staatswald bevorzugt zu verwenden.

1.4 Sondersortimente

Wildlinge sollten zur Sicherung der geneti-schen Qualität nur aus zugelassenen Ernte-beständen gewonnen werden. Charakteris-

tisch sind der geringere Feinwurzelanteilals bei Pflanzen aus der Baumschule undder Schattenhabitus. Für ihre Ver wendungspricht die geringere Verbissgefährdung,die ungestörte Wurzelentwicklung, soferndie Wildlinge sorgfältig gezogen werdenund ihre schnelle Verfügbarkeit.

Alternativ können Containerpflanzen oderPflanzen mit Topfballen verwendet werden.Dem höheren Preis stehen erhöhte An -wuchssicherheit und größere Flexibilitätbeim Pflanztermin gegenüber. Bei der Pflan-zenabnahme ist besonders auf Wurzel - deformationen zu achten.

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2. Qualitätsansprache beider Pflanzenübernahme

2.1 Pflanzenübernahme

Sofort nach der Anlieferung müssen dieBegleitpapiere überprüft werden. Insbe-sondere ist auf die Übereinstimmung von

Bestellung, Lieferschein und Etikett hin-sichtlich Herkunft und Sortiment zu achten. In Tabelle 1 findet sich eine Auflistung derDaten, die zu jeder Partie auf dem Liefer-schein angegeben werden müssen. Die Lie-ferung muss zum Schutz gegen Verdunstung abgedeckt sein oder ingeschlossenen Behältnissen erfolgen,gleichzeitig darf die Ware nicht überhitzen.

Beispiele, (Erläuterungen) Abk.

1 Baumart, botanisch und deutsch

„Fagus sylvatica, Rotbuche”

2Herkunftsgebietskennzif-fer und – name

„810 21, Schwarzwald submontaneStufe“ (bis 900 m Höhenlage)

3 Kategorie

• „Quellengesichert“ (nicht für die Forstwirtschaft zugelassen), oder

• „Ausgewählt“ (Standardqualität), oder

• „Qualifiziert“, oder• „Geprüft“ (höchste Qualität)

QG

AG

QFGP

4 Ausgangsmaterial• „Erntebestand“, oder• „Samenplantage“, oder• „Klonmischung“, oder• „Saatgutquelle“

EBSPKMSQ

5 Verwendungszweck „Multifunktionale Forstwirtschaft“„Garten- und Landschaftsbau“

FoWiGaLa

6 Stammzertifikatsnummer „D-08 315 1 08 02 06“ (wird bei derSaatguternte vergeben)

7 Registerzeichen „08 3 810 21 014 2“ (Nummer des Erntebestandes)

8 Autochthonie

• „autochthon“ (seit mehreren Wald-generationen am Standort heimisch), oder

• „nicht autochthon“, oder• „Autochthonie unbekannt“

9Pflanzenalter und – art

„1+1“ (Pflanze, die 1 Jahr im Saatbeet und 1 Jahr im Verschulbeetgewachsen ist)

Die Angaben unter Punkt 5–7 können nur bei Pflanzen gemacht werden, die von Saatgut stammen, das 2003oder später geerntet wurde. Wurde bei der Aussaat älteres Material verwendet, entfallen diese Angaben.

Tab. 1: Angaben auf dem Lieferschein

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QUALITÄTSANSPRACHE

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Die gelieferten Pflanzen müssen stetsgründlich in Augenschein genommen wer-den, dazu sind einzelne Pflanzenbunde zu öffnen. Die Verwendung eines Pflanzen-übernahmeprotokolls (s. Anhang B) wirdempfohlen. Auf das entsprechende MLR-Schreiben vom 20.03.2006 (Az: 51-8633.01)wird verwiesen.

Eine wichtige Grundlage zur Beurteilungbietet §12 FoVG mit seinen Ausführungenzu „handelsüblicher Be schaffenheit“.

Wenn mehr als 5 % der Pflanzen nicht dengeforderten Qualitätskriterien entspre-chen, kann die Lieferung zurückgewiesenoder mangelhaftes Material aussortiertund Ersatzlieferung vereinbart werden.

Mängel sind ggf. zeitnah zur Lieferung anden Lieferanten zu melden. Mangelhafte Pflanzen dürfen keinesfallsgepflanzt werden.

2.2 Qualitätsmerkmale

Kriterien für die Beurteilung der Pflan zen - qualität werden nachfolgend dargestellt.

2.2.1 Wassergehalt bzw. Frischezustand

Wichtigste Voraussetzung für den An-wuchserfolg ist eine ausreichende Pflan-zenfrische. Diese ist jedoch äußerlich aneiner wurzelnackten Pflanze nur schwer zubeurteilen. Forstpflanzen sind i. d. R. ver-holzt, so dass Welke nicht sofort erkennbarist, im Gegensatz zu krautigen Pflanzen.Die empfindlichsten bzw. verdunstungsin-tensivsten Teile sind immer die Wurzeln mitihren feinen Wurzelspitzen und Haarwur-zeln, die auch für die Wasseraufnahme ver-antwortlich sind.

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Praxishinweise zur Beurteilung der Frische

� Trockene Pflanzen sind nie frisch, aberauch äußerlich feuchte/nasse Pflanzensind nicht unbedingt ein Zeichen für Fri-sche.

� Sind nur wenige oder keine primären wei-ßen Feinwurzeln erkennbar, bzw. sind dieFeinwurzeln bereits verwelkt?

� Rieselt schon trockener Sand aus denWurzeln (vor allem auch das Innere vonPflanzenbündeln beachten)?

� Fühlen sich die Wurzeln trocken an?

� Wird die Rinde an älteren Wurzeln abge-kratzt, so muss das Gewebe darunterweiß sein. Eine Braun- oder Welkever-färbung sowie ein schlechtes Lösen derRinde deuten auf längere Trockenheithin.

� Ausreichender Wassergehalt kann imStadium des Austreibens mit einemDrucktest an einer frisch angeschnitte-nen Wurzel geprüft werden. Ist unterdem Druck von zwei Fingern Wasseraus-tritt an der Schnittstelle erkennbar (evtl.Lupe zu Hilfe nehmen), so ist das Leitge-webe (Xylem) ausreichend mit Wassergefüllt und die Pflanze frisch.

� Findet eine Grauschimmelbildung(Botrytis) im Innern des Pflanzenbündelsstatt (oft ein Indikator für längere,unsachgemäße Kühlhauslagerung)?(Beachte: erwünschte Mykorrhiza-Bil-dung bei Kie, Dgl).

Faustregel für das Gewicht und damit dieBeurteilung der Frische:

Das Mindestgewicht in Gramm ist dieSprosslänge minus 10 (eine Fichte von 30cm Länge muss mindestens 20 g wiegen).

Pflanzen mit starker Stammachse könnenmehr Wasser speichern und Trockenperi-oden besser überdauern, deshalb ist dasSpross/Wurzel-Verhältnis zu beachten.

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QUALITÄTSANSPRACHE

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2.2.2 Sprossmerkmale

Die Pflanze muss gerade, wipfelschäftigund ohne Zwiesel sein. Die Knospenzahlsollte hoch und die Abschlusstriebe voll-ständig verholzt sein. Die Pflanze darf nochnicht angetrieben haben. Ausnahme Dou-glasie, hier liegt der optimale Pflanzzeit-punkt im Stadium der Knospenschwellung.

Abb. 2: Buche, gute Qualität

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Tabelle 2 enthält eine Reihe von optischerkennbaren Qualitätsmängeln, die eineVerwendung des Pflanzgutes ausschließen.

Tab. 2: Optisch erkennbare Qualitätsmängel

Merkmale Bu/Ei BAh/Es Fi/Lä Dgl Kie

nicht vernarbte Verletzungen der Hauptachse •1 • • • •vertrocknete Terminaltriebe • • • • •starke Krümmung am unteren Teil der Hauptachse • •Tiefzwiesel • • • • •Spross mit mehreren Endtrieben • • • •unvollständig verholzter Spross • • • •fehlende/beschädigte/unverholzte Gipfelknospe • • • •fehlende oder sehr geringe Verzweigung • •starke Beschädigung des jüngsten Nadeljahrgangs • •schwere Schäden durch Schadorganismen • • • • •schwere Lagerschäden (Fäulnis, Schimmel) • • • • •1 außer Schnittverletzungen für Kulturschnitte

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QUALITÄTSANSPRACHE

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2.2.3 H/D-Verhältnis und Gewicht

Je höher die Werte für Sprossdurchmesserund Gewicht bei einer bestimmten Größe,umso stufiger und gedrungener ist diePflanze. Stufige Pflanzen sind waldbaulichwertvoller, da sie eine reduzierte Verduns-tungskapazität bei besserem Wasserspei-chervermögen und damit eine bessereAnwuchsquote aufweisen.

Qualitativ hochwertiges Pflanzgut soll einausgewogenes H/D-Verhältnis (Spross -länge [mm] geteilt durch Wurzelhals-durchmesser [mm]) besitzen.

Für kleinere bis mittlere Pflanzensorti-mente (wurzelnackt, 30–80 cm) gelten folgende Orientierungswerte: Fichte, Tanne, Kiefer, Douglasie: mittl. H/D-Wert 55, Maximalwert 75Sonstige Baumarten: mittl. H/D-Wert 75,Maximalwert 95.

Sämlinge haben aufgrund des geringerenStandraums bei gleicher Pflanzengröße i.d. R. etwas weitere H/D-Verhältnisse alsVerschulpflanzen. Grundsätzlich gilt, dasssich das H/D-Verhältnis mit zunehmenderPflanzengröße erweitert. Auch sind Baum-arten mit starken Jahrestrieben wie Kir-sche, Erle und Birke zumeist schlanker.Daher ist eine an der Pflanzengröße orien-tierte (dynamische) Einschätzung sinnvoll.

2.2.4 Wurzelausbildung

Besonderes Augenmerk bei der Pflanzen-abnahme muss der Wurzelqualität gelten.Ein gesundes Wurzelwerk mit ausreichen-der Verzwei gung und hohem Feinwurze-lanteil ist eine der wichtigsten Vorausset-zungen für das Anwachsen der Pflanze. Beider Qualitätsbeurteilung sind allerdingseinerseits artspezifische Unterschiede zwi-schen Baumarten mit geringem Feinwur-zelbesatz (z.B. Eichen arten, insbesondereRoteiche) und solchen mit feinwurzelrei-cheren Wurzelsystemen (z.B. Buche,Fichte, Douglasie), sowie andererseits zwi-schen Sämlingen und Verschulpflanzen zuberücksichtigen.

Wurzeldeformationen durch Fehler beider Anzucht wachsen sich nicht aus undführen zu schlechterem Wachstum undgeringerer Standfestigkeit des Baumes!

2.2.5 Spross/Wurzel-Verhältnis

Wurzeln und Spross müssen stets gemein-sam beurteilt werden; ihr Verhältnis mussausgewogen sein. Je größer die verduns-tende oberirdische Biomasse ist, destomehr Wasser muss die Wurzel bereitstellen.

Anzustreben ist ein volumenbezogenesSpross/Wurzel-Verhältnis von 2:1 (kleinereSortimente) bis maximal 4:1 (Großpflan-zen). Das Spross/Wurzel-Verhältnis wirdgeschätzt.

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2.3 Gesundheit und Nährstoffgehalt

Beide Merkmale lassen sich nur op tischeinschätzen. Die Pflanzen müssen an Wur-zel, Spross, Rinde und Nadeln frei vonKrankheiten, Pilzen, Insekten, Schädlingenund Faulstellen sein und dürfen keine gra-vierenden Frostschäden aufweisen. Einausreichender Gehalt an Reserve- undNährstoffen ist wichtig, da die Pflanze mitjedem Rode- oder Verpflanzvorgang einenTeil ihrer Feinwurzeln verliert. Diese wer-den zur Nährstoff- und Wasseraufnahmebenötigt und müssen nach dem Pflanzenerst wieder neu gebildet werden. Diese Zeitmuss mit Reservestoffen in der Pflanzeentsprechend überbrückt werden. DerNährstoffgehalt in der Pflanze lässt sichäußerlich nur schwer erkennen, jedoch giltauch hier grundsätzlich: kräftige, stabilePflanzen mit gesunder Farbe leiden amwenigsten unter Nährstoffmangel. Pflan-

Abb. 3: Lärche (1+2) und Douglasie (2+0) mit ausreichender Wurzelentwicklung und gutem Spross-/Wurzel-Verhältnis

Abb. 4: Stickstoffmangel an Douglasie (Chlorose)

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QUALITÄTSANSPRACHE

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zen mit er kennbaren Mangelerscheinun-gen (z.B. Nadelvergilbung) sind ebensounzulässig wie überversorgte Pflanzen mitüberlangen Gipfeltrieben.

2.4 Größe und Alter

Das Alter der Pflanzen hat keine unmittel-bare Bedeutung für die Pflanzenqualität,solange die morphologischen Anforderun-gen eingehalten werden. Vom Ankauf vonSortimenten mit sehr unausgewogenemVerhältnis von Pflanzengröße zu Pflanzen-alter sollte allerdings abgesehen werden,da hier eine unsachgemäße Anzucht odergenetische Defizite zu vermuten sind. Das gelieferte Sortiment sollte hinsichtlichder Sprosslänge (vom Wurzelhals bis zur Spitze) der Bestellung entsprechen.Kleinere Abweichungen können toleriertwerden, solange die Pflanzen noch zurwaldbaulichen Ausgangssituation (z.B.Bodenvegetation) und dem vorgesehenenPflanzverfahren passen. Nicht mehr akzep-tabel ist eine mittlere Sprosslänge dieaußerhalb des in der Bestellung vorgege-benen Rahmens (z.B. 50/80 cm) liegt.

2.5 Erbgut bzw. Herkunft

Ein Baum kann sehr unterschiedlicheEigenschaften ausprägen. Er kann schnelloder langsam wachsen, gegen Schädlingeund Umwelteinflüsse empfindlich oderwiderstandsfähig sein, Holz von hoher odergeringer Qualität produzieren. Die geneti-sche Veranlagung setzt den Rahmen,innerhalb dessen die Umweltfaktoren auf Wuchseigenschaften, Wuchsform (z.B.Drehwüchsigkeit, Kronenform, Wasserrei-serbildung, Verzwieselung) und sonstigeMerkmale einwirken. Alle Arten müssenan die Standorte, an denen sie gepflanztwerden, genetisch angepasst sein (Tiefla-genherkünfte sind in Hochlagen frost- und schneebruchgefährdet, Hochlagen-herkünfte in Tieflagen schwachwüchsig).Die genetische Veranlagung ist jungenPflanzen nicht anzusehen, spielt aber bei den langen Produktionszeiträumen inder Forstwirtschaft eine entscheidendeRolle. Die Herkunftsempfehlungen fürforstliches Vermehrungsgut5 müssenbeachtet werden!

Hilfestellungen zur Qualitätsansprachegeben auch die Qualitätsrichtlinien derErzeugergemeinschaft für Qualitätsforst-pflanzen Süddeutschland (EZG)6

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3. Vorplanung

Eine sorgfältige Planung der Pflanzmaß-nahmen entscheidet ebenso über derenErfolg und Wirtschaftlichkeit wie die Aus-führung selbst. Die Vorplanung umfasst dieTätigkeiten von der naturalen Zustandser-fassung und Ableitung des konkretenBestockungsziels bis zur Organisation derMaßnahme.

3.1 Zustandserfassung/Flächenermittlung

Die reine Pflanzfläche wird ermittelt durchAbzug der Bereiche, in denen die Verjün-gung als qualitativ und quantitativ ausrei-chend eingeschätzt wird. Zonen in denenNaturverjüngung erwartet werden kann,sind auszusparen.

TEIL II – PFLANZUNGSQUALITÄT

Abb. 5: gelungene Pflanzung: Rhodener Pflanzverfahren Eiche, Pflanzung vor 5 Jahren

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VORPLANUNG

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Im öffentlichen Wald ist ein Anbau i.d.R.nur auf Flächen ab 0,3 ha Größe zu planen.Beiderseits der Fahrwege ist ab demFahrbahnrand ein ca. 5 m breiter Streifenvon Bepflanzung freizuhalten.

3.2 Bestockungsziel

Die Forsteinrichtung gibt das waldbaulicheZiel bestandesweise vor. Aus dem Waldent-wicklungstyp (WET) leiten sich die führen-den Baumarten ab. Gegebe nenfalls sindkleinstandörtliche Differenzierungen oder

Abweichungen angebracht. Falls kein ver-lässliches Bestockungsziel be kannt ist,kann dies über Informationen zu Standort,Baumarteneignung und Eigentümerwillenermittelt werden.

Abb. 6: Pflanzfehler: Winkelpflanzung Eiche, Pflanzung vor 4 Jahren

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3.3 Organisatorische Vorbereitungen

Nachdem alle erforderlichen Festlegungen(s. Kasten) getroffen sind, kann die Dispo-sition des Materials, der Arbeitskapazitätenund Geräte erfolgen. Die Pflanzarbeitselbst ist Gegenstand des 4. Kapitels.

Festlegungen für die Anbauplanung:

� Abgrenzung der reinen Pflanzfläche [ha]

� Pflanzverband bzw. Pflanzdichte[Stck./ha]

� Pflanzgut: Baumart, Herkunft, Sortiment, ZüF bei Ausschreibung/Bestellung, Stückzahl

� Pflanzverfahren und Werkzeug

� ggf. Wildschutz, Waldschutz, Wuchshülle, Düngung

� Pflanzflächenvorbereitung/ggf. Flächenräumung

� Personal- bzw. Zeitbedarf

� Pflanzzeitraum

� Anlieferungsort

� ggf. Einschlagsmöglichkeit

3.4 Pflanzzeit

Günstige Pflanzzeiten für wurzelerdige(üblicherweise als „wurzelnackt“ bezeich-nete Pflanzen) sind frostfreie und regneri-sche Witterungsperioden im zeitigen Früh-jahr (ca. Mitte März bis Ende April) undHerbst (etwa Ende Oktober bis EndeNovember). Grundsätzlich gilt, alle Laub-bäume und Lärche winterkahl zu setzen.Die Pflanzen befinden sich dann weitge-hend im physiologischen Ruhezustand undkönnen sich vor Austrieb noch verwurzeln.Wachstum und Triebverholzung solltenabgeschlossen sein.

Frühjahrspflanzung ist für sämtlicheBaumarten vorteilhaft, weil die Überbrü-ckungszeit kurz und die i.d.R. hohe Boden-feuchte und niedrige Temperatur günstigfür den An wuchserfolg sind. Empfehlens-wert ist ein Setzen kurz nach Auftauen desBodens. Dabei nach Möglichkeit frühtrei-bende Baumarten wie Ah, Bi, Kir, Er, Lä vorspättreibenden (z.B. Ei, Es, Fo, Rob) aus-bringen. Nach Knospenaustrieb sollte nichtmehr ge pflanzt werden. Nur die Douglasiezeigt bei schwellenden Knospen sogarguten Anwuchserfolg. Auch im Herbst isteine frühe Pflanzung vorzuziehen. Beiimmergrünem Nadel holz (v.a. Dgl) bestehtim Herbst eher die Gefahr von Schädendurch Austrocknung und Frost.

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VORPLANUNG

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3.5 Pflanzengröße

Je jünger die Pflanze ist, desto regenerati-onsfreudiger ist sie und umso besser lässtsie sich wurzelgerecht in den Boden brin-gen. Zudem ist sie meist preisgünstigerund leidet weniger unter Pflanzschock. IhrAnwuchserfolg ist höher und ihr Wurzel-werk wurde bisher kaum oder wenigermassiv gekürzt.

Aus diesen Gründen sind insbesondereSämlinge für die Pflanzung klar zu bevor-zugen. Dabei ist der höhere Begleitaufwandbei Kultursicherung und Wildschutz fürKleinpflanzen abzuwägen. Kleinpflanzensind stärker den KulturerschwernissenKonkurrenzflora, Frost und Schäden durchTiere ausgesetzt und sie sind schlechterauffindbar.

Der anfängliche Wuchshöhenunterschiedgegenüber Großpflanzen gleicht sich beiungehinderter Entwicklung jedoch inner-halb weniger Jahre aus.

Für Großpflanzen, d.h. Bäume mit einerWurzellänge ab etwa 30 cm und einer ent-sprechenden Sprosslänge von mehr als 80 bis 100 cm, gibt es keine praxisgeeigne-ten wurzel gerechten händischen Einmann -Pflanzverfahren, abgesehen von der auf-wändigen Lochpflanzung mit dem Spaten.Diese ist jedoch besser im Zweimann-Verfahren auszuführen. Großpflanzen las-sen sich unverstümmelt nur unter Maschi-neneinsatz, mit Erdbohrern oder kranarm-getragenen Geräten, adäquat setzen. Bei Einsatz eines motorgetriebenen Ein mann- Bohrgerätes beträgt die maxi-male Wurzellänge etwa 35 cm, bei einerSprosslänge von ca. 140 cm.

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4. Wurzelgerechte Pflanzverfahren

Die meisten herkömmlichen Standard-Pflanzverfahren sind Klemmpflanzungenmit verfahrensbedingtem Umbiegen und/oder starkem Zusammenpressen des Wur-zelwerkes. Sie leisten nicht, was unabding-bares Kriterium einer Pflanzung sein muss,nämlich die Wurzel in möglichst natürli-cher Lagerung in den Boden zu bringen,damit sie sich danach weitgehend unge-stört entwickeln kann. Dazu bedarf es derLochpflanzung.

Entgegen verbreiteter Annahme regene-riert sich deformiertes Wurzelwerk kaum(s. Kasten). Eine wurzelgerechte und sorg-fältige Arbeitsausführung ist deshalboberstes Gebot.

� Wurzeldeformationen „verwachsen“ sichnicht bzw. kaum.

� Umfangreiche Untersuchungen an knapp8.000 gepflanzten Waldbäumen ergabenhohe Anteile starker Wurzel deformatio-nen. Ein Großteil der gepflanzten Bäumewies deutliche, pflanzungsbedingte Wur-zeldeformationen auf. Wurzeldeformatio-nen behindern ein Vordringen der Wurzelnin tiefere Bodenschichten und gefährdendamit die Entwicklung und Stabilitätgepflanzter Bäume und Wälder. Wurzel-grabungen an älteren Bäumen zeigen,dass sich solche Deformationen auch noch nach 40 Jahren auf die Wurzeltiefeund Wurzelintensität auswirken.

� 30–40jährige Fichten aus Winkelpflan-zung erreichen eine um durchschnittlich24 % geringere Wurzeltiefe als Natur-verjüngung.

� Unsachgemäß eingekürzte und damit verstümmelte Hauptwurzeln rege-nerieren sich nicht.

� Je stärker die Deformation, destoschlechter die Wurzelraumerschließungund die Verankerung im Boden unddesto labiler der Baum!

Befunde über langfristige Folgen von Wurzeldeformationen

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Praxishinweise für das ideale Pflanzverfahren

� muss wurzelgerecht sein, d.h. es ist der Wurzel angepasst und nicht umgekehrt

� wird im Ablauf situativ – je nach Bodenverhältnissen und Pflanzgut –modifiziert

� beinhaltet vorsichtiges Verfüllen des Pflanzlochs mit gekrümelter Erde

� unterlässt Feststampfen oder -klemmen;Pflanzen werden vorsichtig verfestigt

� schließt ein leichtes Anziehen der Pflanze ein

� wird von den Ausführenden gutbeherrscht, gewissenhaft angewandt und effizient ausgeführt.

1.Quetschung der Wurzeln durch horizontales Klemmen od. „Einschwingen“ bewirkt verringerte Wurzelraumerschließung und eingeschränkte Verankerung

2.Vertikales Stauchen/Verbiegen der Wurzeln durch Hinabdrücken führt zu Wurzelausrichtung nach oben

3.Verdichten des Bodens durch massives Festtreten: Bodenstörung erschwert Durchwurzelung und lenkt zusätzlich Wurzeln aus

Die schwerwiegendsten Pflanzungsfehler sind:

WURZELGERECHTEPFLANZVERFAHREN

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4.1 Arbeitsvorbereitung

4.1.1 Pflanzgut

Beim Herrichten des Pflanzguts für diePflanzenbehältnisse ist die Qualität noch-mals zu prüfen und insbesondere auf dieWurzellänge zu achten. Überlange Wurzelnsind einzukürzen (s. Kapitel 4.5). Un-brauchbare Pflanzen sind konsequent aus-zusortieren.

4.1.2 Pflanzflächenvorberei-tung

Ob die Pflanzfläche im Vorfeld der Pflan-zung vorzubereiten ist (z.B. Gassenschnittoder Teilflächenvorbereitung mittels Frei-schneidegerät und Häckselmesser) oderdie Pflanzstelle unmittelbar bei der Pflanz-ausführung freizumachen ist, hängt von derBeurteilung der Gesamtsituation ab (örtli-che Wuchsverhältnisse, Flächenzustand,Vegetation, Baumart, Pflanzdichte, Ver-band usw.).

Die eigentliche Pflanzstelle (ca. 40 cm x40 cm) muss zum Pflanzen hindernisfrei,also nahezu ohne Dornen, Vegetationsfilzund kompakter Humusauflage sein.

Ein Setzen „ins Reisig“, früher häufig beiFichtenanpflanzungen angewandt, bzw. einSetzen in eine unvorbereitete Pflanzstelle,wird heutigen Qualitätsanforderungennicht gerecht.

4.2 Pflanzverfahren

Bei den Pflanzverfahren sind händische,motormanuelle und großmaschinelle Ver-fahren zu unterscheiden. Nachfolgend gehtes vorrangig um erstere.

Klemm-Pflanzverfahren sind grundsätzlichdurch Loch-Pflanzverfahren mit möglichstzerkrümelter Erde abzulösen. LehmigeBöden, die sich dafür eignen, nehmen rund75 % der Waldfläche in Baden-Württem-berg ein. Den Rest bilden steinigsandige(ca. 13 % ), zähplastischtonige (ca. 5 %) odersonstige Bodensubstrate. Bei zähplasti-schen, nicht krümelbaren Böden, ist alsSonderfall – mangels Alternative – der Ein-satz des Hohlspatens mit festem Pfropf (= Klemmpflanzung) nach wie vor zweck-mäßig.Nachfolgend werden die empfehlenswer-ten Pflanzverfahren kurz skizziert. EineEntscheidungshilfe bei der Auswahl desVerfahrens bietet die Tabelle 3 (s. Anhang).

4.2.1 Schlaglochpflanzung

Bei der Schlaglochpflanzung wird mit meh-reren Schlägen ein Pflanzloch hergestellt.In dieses wird das Wurzelwerk in seinernatürlichen Lage eingebracht und mit zer-krümelter Erde umfüttert. Die Schlagloch-pflanzung ist breit anwendbar und eignetsich für Pflanzgut gebräuchlicher Größeund Beschaffenheit. Grenzwertig sindschwere Tonböden, auf denen ein Krümelnnicht mehr möglich ist.

Zur Ausführung werden die „HARTMANN-HAUE/RHODENER PFLANZHAUE“ oder die„PFLANZHAUE VARIO 2“ empfohlen. BeideSchlagwerkzeuge ermöglichen wurzelge -rechte Pflanzungen für normales Pflanzgut(Sprosslänge bis ca. 80–100 cm bzw. Wur-zellänge ca. 25–30 cm).

Es ist ein vielseitiges Pflanzverfahren, dasallerdings eine intensive Einarbeitung ver-langt. Vom Pflanzer erfordert das Verfahreneine Bereitschaft zu dynamischen (sporti-ven) Arbeitsprozessen. Zum wurzelgerech-

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ten Unterbringen des Wurzelwerkes sind 3bis 7 Schläge notwendig. Dabei wird dieTiefe des Schlagloches nicht „brachial“ miteinem Schlag, sondern je nach Widerstanddes Bodens stufenweise erreicht. DieSchläge werden locker und präzise, paral-lel zum Körper, sowie unterstützt durch dasEigengewicht der Haue geführt. Diesermöglicht ein ergonomisch günstigesArbeiten. Das Pflanzloch mit zerkrümelterErde wird einerseits durch große Hebelbe-wegungen des Hauenblattes nach hin-ten/oben bis zur Waagerechten, imBedarfsfalle andererseits zusätzlich durchZerhacken gröberer Erdschollen mit derBlattspitze hergestellt. Der Beilteil derPFLANZHAUE VARIO 2 erleichtert ergän-zend die Pflanzstellenvorbereitung undermöglicht ein Vorschneiden von durch-wurzelten, oberflächlich verfilzten odervergrasten Böden.

4.2.2 Bohrlochpflanzungmit handgeführtem Bohrgerät

Bei der Bohrlochpflanzung wird mittelshandgeführtem Bohrgerät ein ausreichendgroßes Pflanzloch mit krümeliger Erdehergestellt. Sie ermöglicht die Pflanzungvon größerem Pflanzgut.

Bei falscher Ausführung, zähen Tonbödenund/oder zu kleinem Bohrdurchmessersind starke Wurzeldeformationen möglich.Ein Bohrdurchmesser von ca. 30 cm wirdempfohlen; er stellt zugleich die Leistungs-grenze dar. Durch den größeren Bohrloch-durchmesser haben die seitlichen Wurzelngenügend Raum zum An- und Weiterwach-sen, bevor sie mit dem Bohrlochrand in Berührung kommen. Bis zu diesem Zeit-punkt hat sich ein evtl. verschmierter,

verdichteter Bohrlochrand durch Witte-rungseinflüsse wie Feuchte, Trockenheitoder Frost aufgelockert und ist für diePflanzenwurzel besser durchdringbar.Auch auf eine ausreichende Lochtiefe ist zuachten, das heißt maximale Wurzellängeplus ca. 10 cm als Wuchsraumreserve fürdie nach unten wachsenden Wurzeln. DiePflanzstelle muss frei von Bewuchs undHindernissen sein, damit die ausgehobeneErde wieder komplett zum Verfüllen desPflanzloches zur Verfügung steht. DasBohrloch ist schichtweise zu verfüllen undschrittweise behutsam zu verfestigen, umdie Wurzeln nicht zu deformieren und Hohl-räume zu vermeiden. Die Pflanze ist beimVerfüllen und Verfestigen immer senkrechtund in richtiger Höhe zu halten!

Aus Gründen der Sicherheit, Ergonomieund Arbeitsqualität wird nach heutigemStand der Technik der PFLANZFUCHS PF400 mit Spezial-Pflanzlochbohrer ∅ 30 cmoder Spezialbohrer für vergraste und verwilderte Böden empfohlen. In jedemFalle ist der Bohrer mit einem Zusatzmes-ser zum Aufreißen bzw. Aufschlitzen des Bohrlochrandes zur Vermeidung des„Blumentopfeffektes“ einzusetzen. ZumVerfüllen wird ein spezielles Zubehörhäck-chen eingesetzt.

WURZELGERECHTEPFLANZVERFAHREN

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1

2

3

45 6 7

8

Abb. 7 Pflanzwerkzeuge: 1. Pflanzfuchs PF 400 mit 30 cm Spiralbohrer | 2. Schere für den Wurzelschnitt | 3. Knieschoner zur Entlastung beim Abknien | 4. Spachtel zum Abstreifen anhängenderErde | 5. Schlaghaue „Vario 2“ | 6. Hartmannhaue | 7. Rhodener Pflanzenhaue | 8. Spaten.

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4.2.3 Klassische Lochpflanzung

Bei der klassischen Lochpflanzung wird einwurzelangepasstes, größeres Pflanzlochmittels Spaten, Haue oder Schaufel ausge-hoben. Sie ist für in Einzel- und Sonderfällenauszubringende Großpflanzen notwendig.

Mit einem stabilen Spezialspaten, einergeeigneten Haue oder Schaufel wird einausreichend großes Pflanzloch ausgeho-ben. Die ausgehobene Erde wird erforder-lichenfalls unter Einsatz einer speziellenPflanzhacke zerkrümelt. Das Pflanzlochwird schichtweise verfüllt und verfestigt,um die Wurzeln nicht zu deformieren undHohlräume zu vermeiden. Die Pflanze istdabei immer in richtiger Position zu halten!Aus ergonomischen Gründen und zurErreichung der Qualitätsziele wird Zwei-mannarbeit empfohlen.

4.2.4 Hohlspatenpflanzung mit festem Pfropf

Mit zwei Einstichen wird ein konischerErdpfropf ausgehoben, der nach Einsetzender Pflanze die Pflanzöffnung wieder ver-schließt. Das Wurzelwerk wird an den hin-teren Lochrand gedrückt und in einerEbene fixiert (= Klemmpflanzung!).

Auf stark bindigen Böden, die sich nichtkrümeln lassen, bleibt die Hohlspaten-pflanzung alternativlos. Für solche Verhält-nisse scheint das Verfahren insbesonderebei jungen Bäumen mit kräftigen Festi-gungswurzeln (Pfahlwurzler, bspw. Ei) ver-tretbar. Zu beachten ist unbedingt, offeneSpalten durch vorsichtiges Antreten wiederzu verschließen.

4.2.5 Maschinelle Pflanzverfahren

Maschinelle Pflanzungen stellen in Baden-Württemberg derzeit die Ausnahme darund sind auf Sondersituationen und Einzel-fälle beschränkt. Die Pflanzung wird mit schleppergezoge-nen Anbaugeräten oder mittels Aggrega-ten an Großmaschinen durchgeführt. EineBefahrung abseits des festgelegten Feiner-schließungsnetzes ist nur auf verdich-tungsunempfindlichen Standorten vertret-bar. Hierbei ist die Richtlinie der LFV zurFeinerschließung von Waldbeständen9 zubeachten.

Pflanzung mit schleppergezogenenPflanzmaschinen

Traditionell werden Pflanzmaschinen aufleichten Böden und bei stammzahlreichenKulturen, wie bei der Kiefer verwendet.Eine vorherige Reisigbeseitigung ist nötig,Stockrodung jedoch nicht. Die Pflanzenwerden dabei von Hand in die vorweg gezo-gene Pflanzfurche gesetzt. Räder verfüllenim Nachgang die Reihen und drücken denBoden an. Z.T. wird das Substrat von Krüm-lern zuvor gelockert. Je nach Maschinentypsind ein Maschinenführer und 1–2 Pflanzererforderlich. Bei größeren Pflanzen erweistsich diese Methode als zunehmend proble-matisch.

Kranarmpflanzung („Baggerpflanzung“)

Speziell zur Pflanzung mittels Kranausle-gern von der Befahrungslinie aus, gibt esverschiedene Anbaugeräte für Minibagger,Bagger und Forwarder, z.B. Löffel, Zähne,Bohrer oder Krümler. Vorzüge sind Eignungfür große Pflanzen, Schnelligkeit, ergono-

WURZELGERECHTEPFLANZVERFAHREN

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mische Entlastung und Verzicht auf Flä-chenvorbereitung. Demgegenüber ist derAktionsraum begrenzt, ein Maschinenein-satz aufwändig und bei schweren Bödenbesteht die Gefahr von Pflanzloch-Verdich-tungen.

4.3 Pflanzleistung und Kosten

Ein Überblick über die durchschnittlichePflanzleistung ergibt sich aus Spalte 8 derTabelle 3 (s. Anhang). Die durchschnittli-chen Kosten der Pflanzung sind aus Spalte9 ersichtlich.

4.4 Pflanzverbände

Die empfohlenen Pflanzverbände sind inder Waldentwicklungstypen (WET)-Richtli-nie10 festgelegt. Neben den flächigen Rei-henverbänden gibt es Rasterverbände(zum „Durchstellen“ von Naturverjüngun-gen mit stabilisierenden Baumarten wiez.B. Ta) und Trupppflanzung. Flexibilität zurEinbeziehung ankommender brauchbarerNaturverjüngung in die Kultur ist geboten.

� Das Wasserpotenzial im Leitgewebe(Xylem) nimmt mit jeder Stunde Aus-trocknung deutlich ab. Pflanzen müssendeshalb zu jeder Jahreszeit sofort abge-deckt werden.

� Um die Pflanzenfrische nach dem Aushe-ben möglichst lange zu erhalten, solltendie Pflanzen bei niedrigen Temperaturenund hoher Luftfeuchtigkeit gelagert wer-den. Sonneneinstrahlung und Windein-wirkung sind zu vermeiden.

� Auch beim Transport ist auf Wind- undVerdunstungsschutz zu achten (Ausliefe-rung in wurzelfeuchtem Zustand, ingeschlossenen Fahrzeugen oder abge-deckten Hängern).

� Bei der mehrtägigen Lagerung von Pflan-zen im Einschlag sollten die Bündelgeöffnet werden, damit die lockere Erdeim Einschlag auch alle Wurzeln gut abde-cken kann. Hohlräume zwischen denWurzeln dürfen nicht entstehen.

� Auf der Pflanzfläche hat sich der Trans-port in stabilen Stoff- oder Foliensäckenals Verdunstungsschutz bewährt.

Praxishinweise für Transport und Lagerung

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4.5 Pflanzenhandhabung

4.5.1 Transport

Die gesamte Transportkette (Ausheben –Sortieren – Auslieferung – Einschlag –Pflanzung) muss so organisiert werden,dass ein Austrocknen der Wurzeln unbe-dingt verhindert wird. Einmal ausgetrock-nete Pflanzen regenerieren auch bei Wie-derbefeuchtung nicht mehr, sondernsterben ab.

4.5.2 Einschlag

Bei der Auswahl ist ein möglichst sonnen-und windgeschützter Platz zu suchen, umAustrocknung und Assimilation v.a. beimNadelholz zu verhindern.

Bei längerer Lagerung im Einschlagsplatzsind folgende Bedingungen empfehlens-wert:

� keine Staunässe

� ein Wässern oder Tauchen der Wurzelnist vorteilhaft (nicht über grüne Nadeln!)

� leichter, nicht zu steiniger Boden

� vor Einschlag Boden auflockern

� Pflanzenbündel entzerren

� Pflanzen möglichst aufrecht einstellen

� Faserwurzeln und Erdreste erhalten

� Wurzeln mit feinkrümliger Erde anfüllen

� Schutz gegen Wildverbiss vorsehen

Abb. 8: Pflanzen im Einschlag

WURZELGERECHTEPFLANZVERFAHREN

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Da einem guten Einschlag große Bedeu-tung zukommt, ist es sinnvoll, zentraleDauerplätze anzulegen. Durch Zugabe vonSägemehl kann die Speicherfähigkeit undLockerheit des Bodens verbessert werden.Eine kurzfristige Zwischenlagerung(wenige Stunden!) kann durch das Auf-schichten gegeneinanderliegender Pflan-zenbündel („Pflanzenigel“) überbrücktwerden, die oben mit feuchten Säcken oderPlanen abgedeckt sind. Nadelholz wird inPflanzfrischsäcken liegend im Schattengelagert (nicht übereinander stapeln).

4.5.3 Wurzelschnitt (Sprossschnitt)

Bei der Pflanzung ist es grundsätzlich not-wendig, das Pflanzverfahren auf die Wur-zelgröße und die Wurzelausformung abzu-stimmen. Die Wurzel darf nicht für einungeeignetes Pflanzverfahren zurechtge-stutzt werden. Im Zusammenhang mit derPflanzarbeit ist vielfach ein Wurzelschnittnotwendig. Überlange Wurzeln müssenunbedingt eingekürzt werden, damit diesebei der Pflanzung nicht deformiert werden(„Deformieren ist schlimmer als schnei-den“). Allerdings sollte dabei die Schnitt-fläche so klein wie möglich gehalten wer-den, weil sich dadurch am ehesten eineneue stabile, tiefwachsende Wurzel entwi-ckelt. Je größer die Schnittfläche, umsomehr kleinere Wurzeln werden gebildet,welche auch nicht so weit in die Tiefe wach-sen. Eine größere Schnittfläche ist zudemeine größere Eintrittspforte für Krankheits-erreger. Feine Wurzelspitzen sind so abzu-schneiden, dass die verbleibende Wurzel sostabil ist, dass sie bei sorgfältiger Pflan-zung „auf der Schnittfläche steht“ undsomit nicht verbogen wird und sofort in dieTiefe wachsen kann.

Verletzte oder gequetschte Wurzeln wer-den oberhalb der beschädigten Stellenabgeschnitten. Wird die Schnittstelle zugroßflächig, besteht Gefahr, dass Fäuleentsteht.

Das richtige Werkzeug beim Wurzelschnittist eine scharfe Baumschere bzw. Hand-schere mit ziehendem Schnitt. Wegenbeträchtlicher Quetschwirkung sind Am -bos sscheren weniger geeignet. EinZurechttrimmen zwieseliger oder spross-lastiger Pflanzen durch Sprossschnittsollte die Ausnahme darstellen. Ungeeig-nete Pflanzen sind von vorneherein auszu-sortieren.

4.6 Folgearbeiten

4.6.1 Wuchshüllen

Wuchshüllen beschleunigen das Höhen-wachstum, Schützen vor Wildverbiss bzw.Verfegen, Mäuseschäden und machenPflanzen weithin sichtbar und damit leichtauffindbar. Sie erleichtern damit die Kul-tursicherung erheblich. Schlüssel desErfolgs ist v.a. die Gewährleistung einesgünstigen Mikroklimas (Steigerung derTemperatur und der Luftfeuchte). Dazusind unten wegen der Luftzirkulation zumGasaustausch und zur Verhinderung vonÜberhitzung unbedingt Luftöffnungenerforderlich.

Wuchshüllen eignen sich für Pflanzen vomSämling bis über Äserhöhe und sollten aushellem, durchsichtigen oder netzartigemMaterial bestehen. Neben dem Einsatz inLaubholzverjüngungen können Wuchshül-len auch für Lä und Dgl verwendet werden,die relativ biegsame Äste haben. Für diemeisten Nadelholzarten mit ihrer quirligen

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Wuchsform sind sie dagegen eher proble-matisch. Elegant lässt sich damit dieKenntlichmachung seltener Baumarten inWegnähe bewerkstelligen.

Auf einige besondere Gefahren und Nachteile muss hingewiesen werden:

� Das beschleunigte Längenwachstumgeht zulasten der Stabilität (reduziertesDickenwachstum).

� Bei Luftabschluss treten CO2-Mangel,Überhitzung und Schimmelbildung auf.

� Seitentriebdeformation möglich.

� Geringere Gesamtwuchsleistung gegenüber Freiland, wegen der umca. 20–55% verminderten Einstrahlung.

� Kunststoffmaterial zerfällt, aber verrottet schlecht.

� Gelegentlich sind Beschädigungendurch Wildschweine aufgetreten.

� Gefährdung durch Schneedruck am Hang.

� Optische Beeinträchtigung in Erholungsgebieten.

Oberboden-Wurzeln sorgen für Nährstoffversorgung und seitliche Verankerung. Sie dürfen nicht in die Tiefe geführt werden !

Unterboden-Wurzeln dienen insbes. der Tiefenverankerung. Sie dürfen nicht nach oben oder zur Seite gebogen werden !

Abb. 9: Fachgerechter Wurzelschnitt

WURZELGERECHTEPFLANZVERFAHREN

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Empfehlungen für den Wuchshülleneinsatz

� Verwendung von hellen Hüllen mit Luftöffnungen oder von Netzgewebe.

� Die Pfähle sollten aus dauerhaftem Holz (v.a. Rob, Lä) gefertigt sein.

� Aus ökonomischer Sicht sollten max.wenige hundert Bäume je ha bestücktwerden. Die Kosten liegen bei derzeit rd.1,50 bis 3,– €/Stck. für Material undAusbringung.

� Aktiver Abbau, sobald die Sicherungsziele (Entwachsen derKrautkonkurrenz und dem Wildäser)erreicht sind, da die Pflanze Zeit benötigt, gute Standfestigkeit zu erreichen. Außerdem vermeidet man das Verbleiben von Kunststoffres-ten und kann das Material ggf. wieder-verwenden.

4.6.2 Düngung

Düngemaßnahmen sollten grundsätzlichdie Ausnahme sein und nur aufgrundbesonderer Indikation erfolgen. Auf ver-sauerten Böden und beim Umbau von Nadel- in Laubholzbestände kann eineKalkung sinnvoll sein. Bei nachgewiese-nem Nährstoffmangel hilft eine gezieltePflanzlochdüngung mit chloridfreien P/K-Düngern, gerade beim anspruchsvollen

Edellaubholz, den Anwuchserfolg zu ver bessern (z.B. Thomasphosphat oderPatentkali). Zum Schutze des Grundwas-sers ist dabei auf leicht löslichen Stick-stoffdünger zu verzichten. Die Nachliefe-rung von Stickstoff aus der Luft oder durchdie Mineralisierung im Boden bei Freistel-lung reicht in der Regel vollkommen aus.Das Fehlen von Bodenpilzen kann bei Auf-forstungen von landwirtschaftlichen Flä-chen zu Problemen führen. Eine Beimpfungdes Pflanzgutes mit Mykorrhizapilzen kannhier ggf. Abhilfe schaffen.

4.7 Ergebnisbewertung/Erfolgskontrolle

Eine Rückkopplung über die Qualität dergeleisteten Arbeit gehört zum Gesamtab-lauf. Wie nützlich diese sein können, zeigendie Befunde zur Wurzelentwicklunggepflanzter Bäume (s. Kasten Seite 24). AusAnwuchserfolg oder Ausfallrate allein ließen sich die systematischen, schwer wie-genden Pflanzmängel nicht ablesen. Dazubedurfte es gezielter Wurzelgrabungenund Kontrollen über lange Zeiträume. Nurdas (frühzeitige) Erkennen und Abstellenvon Fehlern ermöglicht einen permanentenVerbesserungsprozess und Konsequenzenfür die zukünftige Arbeit.

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WURZELGERECHTEPFLANZVERFAHREN

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Abb. 10: Pflanze mit Wuchshülle

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Pflanzgut

Die Pflanzung ist ein wichtiges und gängi-ges Verjüngungsverfahren im Waldbau.Durch die, mit dieser Investition verbun-dene, langfristige waldbauliche Festle-gung, kommt der Verwendung von geeig-netem forst lichen Pflanzgut eine zentraleRolle zu. Die „Herkunftsempfehlungen für forstliches Vermehrungsgut in Baden-Württemberg“ sind Grundlage für die Auswahl des Pflanzmaterials. Durch einen„genetischen Fingerabdruck“ ist die

Herkunftssicherheit bei zertifiziertemPflanzgut deutlich höher als dies bei herkömmlichem Pflanzgut der Fall ist. In der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg ist aus diesem Grund zertifi-ziertes Vermehrungsgut zu verwenden,soweit am Markt verfügbar. Die Pflanzenwerden überwiegend von privaten Forst-baumschulen bezogen.

ZUSAMMENFASSUNG

Praxishinweise für den Pflanzeneinkauf

� Rechtzeitige Bestellung

� Die Baumschulbetriebe benötigen für Koordinierung von Bestellung,Rodung und Lieferung entsprechendenzeitlichen Vorlauf

� Zur Sicherung der Qualität muss bei der Pflanzenübernahme die Qualitätüberprüft und dokumentiert werden

� Hierzu empfiehlt sich ein Pflanzenübernahmeprotokoll

� Bei der Pflanzenübernahme solltennach Augenschein und stichprobenartigüberprüft werden:

� Frischegrad von Spross und Wurzeln

� Wurzelausbildung

� Gesundheitszustand, Beschädigungsgrad, Verholzungsgrad

� Formqualität und Zwieselbildung

� Wenn mehr als 5 % der Pflanzen nicht den Mindestanforderungen entsprechen, kann die Lieferungzurückgewiesen werden.

� Qualität hat ihren Preis

� Hilfestellung geben auch die Qualitäts-richtlinien der Erzeugergemeinschaftfür Qualitätsforstpflanzen Süddeutsch-land (EZG)6, www.ezg-forstpflanzen.de

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ZUSAMMENFASSUNG

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Pflanzung

Wurzelgrabungen haben gezeigt, dass einGroßteil der mit herkömmlichen Methodengepflanzten Bäume ein deformiertes, in derFunktion beeinträchtigtes Wurzelwerk hat.Diese pflanzungsbedingten Schäden habensich auch Jahrzehnte später nicht „ver-wachsen“. Vor dem Hintergrund eines Klimawandels, der die Belastbarkeit derWaldökosysteme noch weitaus mehr

herausfordern dürfte als bisher, sind alleBeeinträchtigungen der Vitalität und Stabi-lität von Bäumen umso kritischer zu sehen.Unter den händischen Pflanzverfahren sindeinzig Lochpflanzungen weitgehend wur-zelgerecht, weil sie die Wurzel so wenig wiemöglich stauchen und sie sich damit opti-mal entfalten kann.

� Pflanzung verlangt gründliche Vorbereitung

� Es sind jeweils jüngere (kleinere) Pflanzen zu bevorzugen

� Das Pflanzgut ist sorgsam zu behandeln

� Der Wurzelschnitt wird, falls erforderlich, fachgerecht ausgeführt

� Das Pflanzwerkzeug sollte den örtlichenAnforderungen angepasst sein

� Ausformung eines Pflanzloches

� Krümeln der ausgehobenen Erde

� Die Wurzeln werden vorsichtig umfüttert

� Leichtes Anziehen der Pflanze

� Der Boden wird behutsam verfestigt

Wichtige Grundsätze zur Pflanzung

Der Einsatz von Wuchshüllen kann denPflanzungserfolg sichern, wenn sie richtigeingesetzt werden.

Qualitätskontrolle der Pflanzung ist für denForstbetrieb von wesentlicher und langan-haltender Bedeutung.

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Tab. 3: Entscheidungshilfe für die empfohlenen, händischen Pflanzverfahren

ANHANG

Pflanzverfahren

(Gerät/Maschine)1

Maximale

Wurzellänge

Maximale

Wurzel-

breite

Maximale

Spross-

länge2

Grenzwertige

Bodenverhält-

nisse3

Anzahl

Arbeits-

schritte4

Anzahl

Schläge/

Stiche5

Pflanz-

leistung

pro Stun-

de Durch-

schnitt6

Kosten

Pflanz-

ausfüh-

rung je

Pflanze

Durch-

schnitt7

1. Schlaglochpflanzung (Modifiziertes Rhodener Pflanzverfahren)

Hartmann-Haue/

Rhodener-Haue30 cm 13 cm* 80 cm

Schwere Tonböden**** 7 3 (bis 5) 35 1,– €

Pflanzhaue Vario 2** 30 cm 13 cm* 80 cmSchwere Tonböden**** 7 3 (bis 5) 35 1,– €

2. Bohrlochpflanzung mit handgeführtem Gerät

Pflanzfuchs mit 30

cm Pflanzbohrer***35 cm 35 cm 140 cm

Schwere Tonböden**** 6

1 Bohrvor-gang

20 2.50 €

3. Klassische Lochpflanzung

Spaten oder Haue 30 cm 30 cm 160 cmSchwere Tonböden**** 7 5 (bis 10) 10 4.00 €

* Das Pflanzloch ist durch nebeneinandergesetzte Schläge erweiterbar

** Das Beil ermöglicht ein Vorschneidenvon durchwurzelten, verfilzten oder ver-grasten Böden

** * Die Pflanzfläche muss mit dem Pflanz-fuchs „befahrbar“ sein

**** Ist auf schweren Tonböden händischePflanzung erforderlich, kann ausnahms-weise auf die Hohlspatenpflanzung mit fes-tem Pfropf zurück gegriffen werden. Dabeisollten allerdings nur Kleinpflanzen mitnicht zu stark verzweigtem, starrem Wur-zelwerk zum Einsatz kommen.

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ANHANG

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Erläuterungen zu Tabelle 31Die empfohlenen Pflanzverfahren werdenin Form einer Lochpflanzung mit zerkrü-melter Erde durchgeführt, um das Wurzel-system entsprechend der vorhandenenAusformung und Ausrichtung wieder imBoden unter zu bringen und optimalesWurzelwachstum zu ermöglichen. Es sindauch alternative Geräte oder Pflanzverfah-ren, die diese Anforderungen erfüllen,möglich.

2Entscheidend für die Auswahl des Pflanz-verfahrens ist das Wurzelbild (Wurzellängeu. Wurzelbreite). Die Angaben zur empfoh-lenen maximalen Sprosslänge sind ledig-lich Richtwerte. Die Sprosslänge ist maß-geblich vom jeweiligen Sortiment und vonder Anzuchttechnik abhängig.

3Grenzbereiche aller Pflanzverfahren sind:flachgründige stark skeletthaltige Böden,trockene Sandböden, stark verdichteteBöden und extreme Tonböden.

4Jedem Pflanzverfahren liegen folgende Arbeitsschritte zu Grunde:

1. Freimachen der Pflanzstelle 2. Herstellen des Pflanzlochs 3. Evtl. Zerkrümelung des Bodens 4. Einbringen des Wurzelwerkes

(evtl. handunterstützt) 5. Umfüttern des Wurzelwerkes 6. Verfestigen 7. Evtl. Umfüttern der Pflanzstelle

mit organischem Material. Der Wurzelschnitt und umfang reichere Maßnahmen zur Flächen-, Teilflächen- oder Pflanzreihenvorbereitung sind separate Arbeitsvorgänge.

5Anzahl der auszuführenden Schläge (z.B. Schlaglochpflanzung) bzw. Stiche(z.B. Spaten) beim Arbeitsschritt „Herstellen des Pflanzloches“.

6Die Pflanzleistung schwankt je nach Rah-menbedingungen um + 5 bzw. - 5 Stück zuden angegebenen Durchschnittswerten.Die Pflanzleistung orientiert sich am Pflan-zer nach Überschreiten der Übungs-schwelle.

7Kosten für Pflanzgut, Wurzelschnitt undumfangreichere Flächen-, Teilflächen-oder Pflanzreihenvorbereitung sind hiernicht enthalten.

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A) Qualitätsansprache von Forstpflanzen (Abbildungen)

Abb. 11: ungünstige Schaft und Wurzelausbildung

Abb. 13: extreme Wurzelverkrümmung

Abb. 12: Wurzelbeschädigung

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ANHANG

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Abb. 15: Wurzelverkrümmung

Abb. 14: Tiefzwiesel

Abb. 16: Buche mit guter Feinbewurzelung

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Baumart

HerkunftBestellung

Lieferung

AlterBestellung

Lieferung

GrößeBestellung

Lieferung

StückzahlBestellung

Lieferung

Aushebungszeitpunkt

fehlende Angaben Lieferschein

fehlende Angaben Etikett

Frischegut % % % %

unzureichend % % % %

Faserwur-zelanteil

gut % % % %

unzureichend % % % %

Anteil zu kleiner Pflanzen1 % % % %

H/D-Verhältnis zu groß1 % % % %

Anteil mit Sprossschäden1 % % % %

Anteil mit Wurzeldefiziten1 % % % %

Anteil Tiefzwiesel1 % % % %

Annahme ja/nein % % % %

1) bei begründeten Zweifeln mittels Stichprobenmessung

UFB:

Lieferant:

Liefersch.-Nr.

Revier:

Liefertermin:Anlieferung mit/ohne Abdeckung/Verpackung

Begründung bei Annahmeverweigerung:

Unterschrift Anlieferer Unterschrift Abnehmer

B) Pflanzenübernahmeprotokoll

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ANHANG

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C) Quellen� 1) BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜR

WALD UND FORSTWIRTSCHAFT [LWF](1998): Auf die Wurzeln kommt es an!LWF-Merkblatt Nr. 04

� 2) DAHMER, J & S. RAAB (1997): Pflanzverfahren und Wurzelentwicklung.LWF Wissen 15.

� 3) Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG)vom 22. Mai 2002: BundesgesetzblattJahrgang 2002 Teil I Nr. 32, ausgegebenzu Bonn am 29. Mai 2002

� 4) PEFC-Standards für Deutschland: verabschiedet am 19. Januar 2005 vom Deutschen Forst-Zertifizierungsrat(DFZR); Änderungen am 11. Januar2006

� 5) FVA BADEN-WÜRTTEMBERG (2004):Herkunftsempfehlungen für forstliches Vermehrungsgut

� 6) ERZEUGERGEMEINSCHAFT FÜR QUALITÄTSFORSTPFLANZEN SÜDDEUTSCHLAND e.V. (EZG) (2009) –Vorabversion: Forstpflanzen Qualitätsrichtlinien mit Sortier- und Bündelungsvorschriften und Kulturbestimmungen

� 7) BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜRWALD UND FORSTWIRTSCHAFT [LWF](2002): Pflanzung – ein Risiko für dieBestandesstabilität. Die Bedeutungwurzelschonender Pflanzung und ihreUmsetzung im Forstbetrieb. LWF Wissen 37.

� 8) MÖßMER, R. & R. NÖRR (2003): Pflanzverfahren und Bewurzelung. Wur-zelgerechte Pflanzung - Praxistipps undHintergrundinfo. Kurzfassung Projektbericht; 44 S.

� 9) MLR BADEN-WÜRTTEMBERG [Hrsg.](2003): Richtlinie der Landesforstver-waltung Baden-Württemberg zur Feinerschließung von Waldbeständen.27 S.

� 10) MLR BADEN-WÜRTTEMBERG[Hrsg.] (1999): Richtlinie landesweiterWaldentwicklungstypen. 54 S.

� 11) BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜRWALD UND FORSTWIRTSCHAFT [LWF](2005): Starke Wurzeln – stabile Wälder.LWF-Merkblatt Nr. 18

� 12) BAYERISCHE LANDESANSTALT FÜRWALD UND FORSTWIRTSCHAFT [LWF](2002): Sorgfalt entscheidet überPflanzerfolg. LWF-Merkblatt Nr. 4a

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Ministerium für Ernährung und Ländlichen RaumKernerplatz 10 | 70182 Stuttgart

[email protected] | www.mlr.baden-wuerttemberg.de

Mehr Infos unter www.forstbw.de Stan

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