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Physik A – VL10 (30.10.2012)
Impulse und Stösse
• Impulse und Impulserhaltung
• Stossgesetze
• Bewegung bei kontinuierlicher Massenänderung: Raketenantrieb
• Kraftwirkungen auf einen Körper sind häufig zeitlich begrenzt
• der Geschwindigkeitszuwachs, den ein Körper durch eine Kraft erfährt,
hängt von der Kraft F selbst und der Zeitdauer Δt der Einwirkung ab
Kraft mal Zeit = Kraftstoß = Impuls
• Ein Kraftstoß kann mit zeitlich konstanter oder zeitlich veränderlicher Kraft erfolgen
Impulse und Stösse
Der Impuls oder Kraftstoß
Ns
s
mkg tFp
2
1
t
tFdtp
F(t)
tt1 t2Δt
tFp
F = const.
F(t)
tt1 t2
Impulse und Stösse
• Der Impuls oder Kraftstoß ist allgemein definiert als:
Der Impuls oder Kraftstoß
2
1
t
tdtFp
2
1
2
1
t
t
t
tdtamdtFp
vmdtamdtamdtFpt
t
t
t
t
t
2
1
2
1
2
1
• Umgekehrt gilt für die Kraft:
dt
vdmamF
dt
pd
dt
vmd
dt
vdmamF
)(
vmp
pdt
• Aus 3. Newton‘schen Axiom (Kraft = Gegenkraft, )
folgt:
)(0 2121
2112 ppdt
d
dt
pd
dt
pdFF
021122112 FFFF
)(0 2121
2112 ppdt
d
dt
pd
dt
pdFF
Ableitung einer Funktion ist Null Funktion ist konstant
.21 constpp
Gesetz der Impulserhaltung: Ohne Einwirkung äußerer Kräfte gilt:
.constvmppi
ii
i
igesamt
Impulse und Stösse
• Mit dem Gesetz der Impulserhaltung ergibt sich für ein Zwei-Teilchen-System:
Der Impuls oder Kraftstoß
dt
vmd
dt
vmdFF
)()( 221121
In einem abgeschlossenen System, in dem nur innere Kräfte wirken,
bleibt der Gesamtimpuls (= Vektorsumme aller Einzelimpulse) erhalten
…und damit gilt für die Impulserhaltung:
.0)( 22112211 constvmvmvmvmdt
d
bei sehr unterschiedlichen Massen (m2 >> m1), Masse m2 vor dem Stoß in Ruhe:
Rückstoß
• Bilanz der Impulse vor und nach einem Stoß:
)()( 22112211nachhernachhervorhervorher vmvmvmvm
Impulse und Stösse
Der Impuls oder Kraftstoß
Bei sehr unterschiedlichen Massen (m2 >> m1), Masse m2 vor dem Stoß in Ruhe:
Rückstoß
Beispiel: Hammer auf Amboss
Schlag mit einem Hammer der Masse 5 kg und der Geschwindigkeit v auf einen
Amboss der Masse 100 kg :
• Da m2 >> m1: Impuls des Hammers vor dem Schlag ist entgegengesetzt
dem Impuls des Hammers nach dem Schlag.
Impuls des Amboss bleibt annähernd Null.
• Impuls des Amboss vor dem Stoss: 00 AmbossAmboss vmpv
nachhervorher pp 11
Damit gilt für den Kraftstoß:
Rückstoß1110
2 ppppdtF vorhernachhert
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze
• Stoß = schnelle Wechselwirkung mit
Impuls- und Energieänderungen
• Arten der Wechselwirkung:
1. Mechanisch
2. Elektrisch
3. Magnetisch
• Behandlung der Vorher-Nachher-Bilanz durch Erhaltungssätze:
Energiesatz und Impulssatz
v: Geschwindigkeiten vor dem Stoß
u: „ nach dem Stoß
2
22
2
11
2
22
2
112
1
2
1
2
1
2
1umumvmvm 22112211 umumvmvm
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
• elastischer Stoß: Impuls und Bewegungsenergie bleiben erhalten
• inelastischer Stoß: Nur Impuls, nicht Bewegungsenergie bleibt erhalten,
- kinetische Energie wird in Wärme- oder
Verformungsenergie umgewandelt
• (vollkommen) unelastischer Stoß: Stoßpartner bleiben zusammen und bewegen
sich gemeinsam weiter
Wumumvmvm 2222
11
2
22
2
112
1
2
1
2
1
2
1
Erweiterung des Energiesatzes:
elastischer Stoß: ΔW = 0
inelastischer Stoß: Δ W ≠ 0
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
• zentraler Stoß: Bewegungen entlang einer Wirklinie,
keine Winkel, keine Drehbewegung nach dem Stoß
• nicht-zentraler / Stoßpartner treffen sich „seitlich“,
schiefer Stoß: bewegen sich in verschiedene Richtungen,
Drehbewegung ist möglich
m1 m21v
02 v
vor dem Stoß:
m11u
2u
nach dem Stoß:
m2
m1
m2
1
2
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 1: zentraler elastischer Stoß
• Impulserhaltung
• Energieerhaltung
22112211 umumvmvm
)()( 222111 vumuvm
2
22
2
11
2
22
2
112
1
2
1
2
1
2
1umumvmvm
)()( 222
22
2
1
2
11 vumuvm
))(())(( 2222211111 vuvumuvuvm
v: Geschwindigkeiten vor dem Stoß
u: „ nach dem Stoß
Impulse und Stösse
• Energieerhaltung
))(())(( 2222211111 vuvumuvuvm
v: Geschwindigkeiten vor dem Stoß
u: „ nach dem Stoß
)()( 222111 vumuvm
(Impuls-erhaltung)
))(())(( 2222211222 vuvumuvvum
…kürzen:)()( 2211 vuuv
21121221 und vuvuvvuu
• Einsetzen in den Impulserhaltungssatz (s.o.):
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 1: zentraler elastischer Stoß
)())(( 22212211 vumvvuvm
)()2( 2222211 vumvuvm
)()( 22112111 vvuvmuvm
)2()( 2112111 vuvmuvm
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 1: zentraler elastischer Stoß
)()2( 2222211 vumvuvm
)2 2222212111 vmumvmumvm
2111222122 2 vmvmvmumum
211122122 2)( vmvmvmmmu
)2()( 2112111 vuvmuvm
)2212122111 vmumvmumvm
1222111112 2 vmvmvmumum
122211121 2)( vmvmvmmmu
Auflösen/Umstellen nach den Geschwindigkeiten nach dem Stoß für:
Masse m2:
2
21
21
21
21
21
1222111
)(
2
)(
)(
2
vmm
mv
mm
mm
mm
vmvmvmu
Masse m1:
1
21
12
21
12
21
2111222
)(
2
)(
)(
2
vmm
mv
mm
mm
mm
vmvmvmu
Impulse und Stösse
Die beiden Massen tauschen ihre Geschwindigkeiten jeweils aus !
Geschwindigkeiten nach dem Stoß:
Masse m2:
2
21
21
21
211
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
Masse m1:
1
21
12
21
122
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 1: zentraler elastischer Stoß
• Beispiel 1a: Stoß gleicher Massen (m1 = m2 = m)
22112
2
2vv
m
mv
m
mmu
1122
2
2
2vv
m
mv
m
mmu
122 und 0 vuu
02 v
Spezialfall: Masse 2 vor dem Stoß in Ruhe
Impulse und Stösse
Geschwindigkeiten nach dem Stoß:
Masse m2:
2
21
21
21
211
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
Masse m1:
1
21
12
21
122
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 1: zentraler elastischer Stoß
• Beispiel 1b: Stoß mit der doppelten Masse (m = m1; m2 = 2m1 = 2m)
21
212
3
1
3
2
)2(
2
)2(
2
vv
vmm
mmv
mm
mu
12
211
3
1
3
4
)2(
22
)2(
2
vv
vmm
mv
mm
mmu
Spezialfall: Masse 2 vor dem Stoß in Ruhe
02 v
12113
2 und
3
1vuvu
Impulse und Stösse
Geschwindigkeiten nach dem Stoß:
Masse m2:
2
21
21
21
211
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
Masse m1:
1
21
12
21
122
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 1: zentraler elastischer Stoß
• Beispiel 1b: Stoß gegen eine Wand (v2 = 0; m1 = m; m2 = ∞)
0
)(
2lim 1
2
22
v
mm
mu
m
Rückstoß
1
1
2
21
2
21
1
1
lim)(
lim22
v
v
m
m
m
m
vmm
mmu
mm
Erweitern
mit 1/m2
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 2: (vollkommen) unelastischer Stoß
Stoßpartner bleiben zusammen und bewegen sich gemeinsam weiter
Geschwindigkeit der kombinierten Masse (m1 + m2) nach dem Stoß
ist nur durch den Impulssatz bestimmt:
21
221121
mm
vmvmuu
Wumumvmvm 2222
11
2
22
2
112
1
2
1
2
1
2
1
Bei Umwandlung kinetischer Energie in Wärme- oder Verformungsenergie:
Verwendung des erweiterten Energiesatzes:
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 3: Radioaktiver Zerfall
Ein 212Polonium-Kern emittiert beim radioaktiven Zerfall ein -Teilchen (He-Atom)
mit v = 2 107 m/s.
• Wie groß ist der Rückstoß auf den Kern ?
Impulserhaltung: pvmvmp KKK
v
m
mv
K
K
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 3: Radioaktiver Zerfall
• Welchen Anteil hat die kinetische Energie des -Teilchens E und des Kerns EK an
der Gesamtenergie E?
Energie- und Impulserhaltung:
KEEE
K
Kmvp
KKKm
pvmE
22
2
1
2
1
m
pvmE
22
2
1
2
1
K
K
m
p
m
pE
22
22
pvmvmp KKK
v
m
mv
K
K
K
KK
K
K
m
vm
m
vm
m
p
m
pE
2
)(
2
)(
22
2222
K
KKK
K
KK
K
K
mm
vmmvmm
m
vm
m
vm
m
p
m
pE
2
)()(
2
)(
2
)(
22
222222
2
2K
K
K pmm
mm
K
KKK
K
K
m
p
m
mmp
mm
mm
22
22
K
KK
K
K
KKK
K
K Em
mE
m
mm
m
p
m
mmp
mm
mm
1
22
22
Impulse und Stösse
Beispiel 3: Radioaktiver Zerfall
• Welchen Anteil hat die kinetische Energie des -Teilchens E und des Kerns EK an
der Gesamtenergie E?
Die Stoßgesetze - Stoßarten
KK E
m
mE
1
…analog: E
m
mE
K
1
KK
K
mm
m
m
mE
E
1
1
K
K
mm
m
E
E
%85,10185,0
2124
4
%15,989815,0
2124
4
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 3: Stöße mit mehreren Kugeln (Kugelspiel, Newton-Pendel)
Die beiden Massen tauschen ihre Geschwindigkeiten jeweils aus !
Fall 1: „Start“ mit einer Kugel: Zentraler, elastischer Stoß gleicher Massen (m1 = m2 = m):
122 und 0 vuu
02 v
Spezialfall: Masse 2 vor dem Stoß in Ruhe
Gleicher Prozess für Kugel 2 Kugel 3, Kugel 3 Kugel 4, Kugel 4 Kugel 5
Kugel 5 bewegt sich als einzige!
Impulse und Stösse
Die Stoßgesetze - Stoßarten
Beispiel 3: Stöße mit mehreren Kugeln
Fall 2: „Start“ mit n1 Kugeln gleicher Masse m:
• Impulserhaltung:
2211 umnvmn
• Energieerhaltung:
2
22
2
112
1
2
1umnvmn
v: vor dem Stoß
u: nach dem Stoß
1
2
2
1
v
u
n
n
2
1
2
2
2
1
v
u
n
n
2121 und uvnn
Impulse und Stösse
Eine Anwendung des Impulssatzes - Die Raketengleichungen
• Problem: kontinuierliche Massenänderung der Rakete
durch Treibstoffverbrauch
• Ansatz zur Lösung:
Impulserhaltung für kontinuierliche
Massenänderung erweitern
pdt
dF
)( vm
dt
dp
dt
dF
dt
dmv
dt
vdmvm
dt
dp
dt
dF
)(
• bei einer Rakete ist zu einem festen Zeitpunkt t die
Gesamtmasse M und die Geschwindigkeit v.
• durch das antreibende Gas (Masse mGas, Ausströmung mit vGas,
Absolutgeschwindigkeit: va = v-vGas) ist zum Zeitpunkt dt das Gewicht um dm verringert, und
die Geschwindigkeit um dv erhöht.
• nach dem 3. Newton‘schen Axiom ist:
weit entfernt von der Erde: kräftefreie Rakete (keine Gravitation, keine Reibung)
0 RaketeGas FF
Impulse und Stösse
Eine Anwendung des Impulssatzes - Die Raketengleichungen
nach dem 2. Newton‘schen Axiom gilt dann für die zugehörigen Impulse:
Massenabnahme der Rakete = ausgestoßene Gasmenge
, da nach Verlassen der Rakete die Ausströmgeschwindigkeit des Gases konstant ist
0 RaketeGas FF
dt
pd
dt
pdFF RaketeGasRaketeGas
0)()( aGas
RaketeGasRaketeGas vm
dt
dvM
dt
d
dt
pd
dt
pdFF
Impulsänderung der Rakete:
dt
vdMv
dt
dMvM
dt
d
dt
pd Rakete
)(dt
vdMv
dt
dm
dt
vdMv
dt
dMvM
dt
d
dt
pd GasRakete
)(
Impulsänderung des Gases:
aGasaGas
aGasGas v
dt
dmv
dt
dmvm
dt
d
dt
pd
)( 0)( aGasaGas
aGasGas v
dt
dmv
dt
dmvm
dt
d
dt
pd
Impulse und Stösse
Eine Anwendung des Impulssatzes - Die Raketengleichungen
damit ergibt sich für die Änderung des Gesamtimpulses:
0)(
av
GasGasGasGasRakete vv
dt
dm
dt
vdMv
dt
dm
dt
pd
dt
pd
bzw.
dMdmvdt
dm
dt
vdM GasGas
Gas mit
1. Raketengleichung:dt
dMv
dt
vdM Gas
bei einer zusätzlichen äußeren Kraft F, z.B: im Gravitationsfeld der Erde, gilt:
dt
dMvF
dt
vdM Gas
Impulse und Stösse
Eine Anwendung des Impulssatzes - Die Raketengleichungen
• Auflösen der Raketengleichung nach dv für die kräftefreie Rakete:
• Integration von v = v0 bis vE (Endgeschwindigkeit)
Endgeschwindigkeit der Rakete:
Grundgleichung des idealen Raketenantriebs
M
dMv
M
dt
dt
dMvvd GasGas
EE M
MGas
v
v M
dMvvd
00
EGas
EGasEGasE
M
Mv
M
MvMMvvv 0
000 lnln)ln(ln
EGasE
M
Mvvv 00 ln
bzw. im Schwere-
Feld der Erde:gt
M
Mvvv
EGasE
00 ln
Impulse und Stösse
Eine Anwendung des Impulssatzes - Die Raketengleichungen
Beispiel: Saturn V Mondrakete
• dreistufige Rakete, 1. Raketenstufe:
s 153 :Stufe 1.der Brenndauer
ms 2500 :Gases desgkeit Geschwindi
ms 0 :itchwindigkeAnfangsges
kg 1057,0 :Endmasse
kg 1091,2 :Startmasse
1-
1-0
6
60
B
Gas
E
t
v
v
M
M
1-1-0 ms 400057,0
91,2lnms 2500ln
EGasE
M
Mvv
ohne Berücksichtigung der Erdbeschleunigung:
mit Berücksichtigung der Erdbeschleunigung:
1-1-1-0 ms 2500s 153ms 81,957,0
91,2lnms 2500ln B
EGasE gt
M
Mvv
Zusammenfassung
• Impulse und Impulserhaltung
• Der Impuls oder Kraftstoß ist allgemein definiert als:
• Gesetz der Impulserhaltung: Ohne Einwirkung äußerer Kräfte gilt:
In einem abgeschlossenen System, in dem nur innere Kräfte wirken,
bleibt der Gesamtimpuls (= Vektorsumme aller Einzelimpulse) erhalten
• Stossgesetze
• Stossarten: elastischer Stoß: Impuls und Bewegungsenergie bleiben erhalten
inelastischer Stoß: Nur Impuls, nicht Bewegungsenergie bleibt erhalten,
(vollkommen) unelastischer Stoß: Stoßpartner bleiben zusammen und bewegen
sich gemeinsam weiter
einfachster Stoß: zentraler elastischer Stoß
- Geschwindigkeiten der Masse m1 und m2 nach dem Stoß:
• Bewegung bei kontinuierlicher Massenänderung: Raketenantrieb
• Grundgleichung des
idealen Raketenantriebs
vmdtamdtamdtFpt
t
t
t
t
t
2
1
2
1
2
1
.constvmppi
ii
i
igesamt
2
21
21
21
211
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
1
21
12
21
122
)(
2
)(v
mm
mv
mm
mmu
EGasE
M
Mvvv 00 ln
bzw. im Schwere-
Feld der Erde:gt
M
Mvvv
EGasE
00 ln