3

Click here to load reader

PJ Chirurgie Südkorea 2010 - · PDF fileDas koreanische Alphabet ist ein Buchstabenalphabet und lässt sich leicht und schnell vor der Einreise erlernen. ... Incheon war ich sehr

  • Upload
    lyphuc

  • View
    212

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: PJ Chirurgie Südkorea 2010 - · PDF fileDas koreanische Alphabet ist ein Buchstabenalphabet und lässt sich leicht und schnell vor der Einreise erlernen. ... Incheon war ich sehr

PJ Chirurgie Südkorea 2010

Motivation:Leben und Arbeiten in einer sehr interessanten und völlig anderen Kultur, Kennenlernen der dortigen medizinischen Versorgung.

Organisatorisches:Die Organisation ist unkompliziert. Man bewirbt sich mit Lebenslauf und kurzem Motivationsschreiben im CHIC der Charité. Man bekommt dann irgendwann eine Email und Unterlagen der für die Austauschstudenten zuständigen Sekretärin in Korea. Derzeit ist das Ms Park Seo-Yun (Park ist der Nachname). Dann muss man nur noch das Geld überweisen und angeben, in welchen Departments man arbeiten möchte. Am ersten Tag sucht man Ms Park auf und wird von ihr im entsprechenden Department dem Chef vorgestellt. Wohnung wird außerdem gestellt, nach Absprache kann man auch ein paar Tage vor Beginn schon einziehen. Nach dem Tertial muss man sich von Ms Park eine PJ-Bescheinigung unterschreiben und stempeln lassen, das kann ein paar Tage dauern. Mit dieser wiederum geht man zu Frau Heller im Chic, bekommt eine Äquivalenzbescheinigung, dann beides im Lageso anerkennen lassen. In letzter Zeit gab es immer mal wieder Probleme bei der Anerkennung von PJ-Tertialen an Unis der Lageso-Sonderliste, dies gilt wegen der Kooperation jedoch glücklicherweise nicht für Incheon.

Kleidung:Der Kleidungsstil ist sehr formal: Männer tragen im Krankenhaus helle Hemden (evtl. gestreift) und Krawatten, dunkle (meist schwarze) Baumwollhosen und schwarze Lederschuhe. Das gilt für beinahe alle männlichen Studenten und Ärzte. Bei Frauen ist etwas mehr Variation möglich, die meisten tragen jedoch Bluse, schwarze Hose und schwarze Lederschuhe. Ein paar ältere Ärztinnen trugen auch längere schwarze Röcke. Obwohl die Austauschstudenten oft mit Nachsicht behandelt werden, empfiehlt es sich doch, sich hier anzupassen. Auch die Straßenkleidung ist meist eher formal, interessanterweise scheinen bei jungen Frauen Miniröcke erlaubt zu sein, schulterfreie Kleidung jedoch nicht. Männer tragen auch im Sommer meist lange Hosen.

Gesellschaftlicher Umgang:Korea hat in den letzten Jahrzehnten einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, technisch und wirtschaftlich ist es westlichen Nationen ebenbürtig. Die gesellschaftlichen Normen sind von diesen Veränderungen jedoch in vielen Belangen unberührt geblieben. So ist beispielsweise unbedingter Respekt vor dem Alter und vor Vorgesetzten eine Grundlage des Alltagslebens. Medizinstudenten stellen nur selten Fragen und verhalten sich eher passiv. Zur Begrüßung und Verabschiedung verbeugt man sich voreinander, insbesondere vor den Professoren. Nimmt man etwas entgegen, so tut man dies traditionell mit beiden Händen, allerdings reicht es, wenn man die linke Hand an den rechten Unterarm hält, so wird die zweihändige Geste angedeutet. Gehen junge Koreaner zusammen aus, so entscheidet oft der ältere, bzw. der Student im höheren Semester, wohin. Traditionell zahlt in einer gleichrangigen Gruppe nur einer, das heißt man lädt sich abwechselnd ein. Man schenkt sich nicht selbst nach, sondern dem anderen, wenn dessen Glas leer ist. Als Austausch-Medizinstudent wird man eventuell von den Professoren zum Essen eingeladen, diese werden dann auch bezahlen. Koreaner sind meist freundlich und zurückhaltend und gegenüber Ausländern nachsichtig und zuvorkommend, deswegen ist es nicht schlimm, wenn man nicht gleich alle Verhaltensregeln beherrscht.

Essen:

Page 2: PJ Chirurgie Südkorea 2010 - · PDF fileDas koreanische Alphabet ist ein Buchstabenalphabet und lässt sich leicht und schnell vor der Einreise erlernen. ... Incheon war ich sehr

Wer den Umgang mit Stäbchen noch nicht beherrscht sollte dies noch einmal üben, es gibt praktisch vor Ort keine Alternative. Als Austausch-Medizinstudent kann man dreimal täglich kostenlos im Krankenhaus essen. Das Essen ist stets sehr deftig, mit viel Knoblauch und mäßig scharf, es wird stets Reis und Kimchi dazu gereicht.

Sprache: Das koreanische Alphabet ist ein Buchstabenalphabet und lässt sich leicht und schnell vor der Einreise erlernen. Es kann vor Ort sehr hilfreich sein, dies zu beherrschen. Koreanisch ist leichter zu erlernen als Chinesisch und Japanisch, aber dennoch aufwendig. Man kommt letztlich auch mit Zeichensprache und Englisch zurecht, leider ist Englisch jedoch weniger verbreitet als bei uns. Seoul ist sehr international, dort wird man immer jemanden treffen, der Englisch versteht, für den Rest von Korea gilt das jedoch nicht, insbesondere auf dem Land ist es manchmal sehr schwierig. Nur wenige Krankenschwestern verstehen Englisch und nur einige Studenten wagen eine Unterhaltung auf Englisch obwohl fast alle Studenten und Professoren es verstehen. Manche haben auch Angst sich beim Sprechen zu blamieren. Andererseits habe ich auch Studenten und Professoren getroffen, die eine Zeit lang in den USA gearbeitet oder studiert haben und sich sehr gerne auf Englisch unterhielten. Besprechungen, Unterricht und Visiten finden stets in koreanischer Sprache statt, manchmal wird etwas in Englisch für die Austauschstudenten erklärt. Dreimal wurde ich auch spontan auf der Straße auf Englisch angesprochen und in ein Gespräch verwickelt.

Tourismus:Trotz der Verständigungsschwierigkeiten ist Tourismus in Südkorea äußerst unkompliziert, insbesondere aufgrund des sehr guten Überlandbussystems. Man kann in 4 Stunden praktisch jeden größeren Ort des Landes mit Hilfe von Bussen erreichen. Da das Land eher klein ist, kann man in zwei Wochen alle großen Sehenswürdigkeiten besichtigen. Auch trampen ist auf dem Land möglich aber wegen der Verständigung eventuell schwierig. Man trifft nur sehr wenige ausländische Touristen. Als Student in Incheon war ich sehr oft in Seoul, welches in etwa 80 min zu erreichen ist. Die Benutzung des U-Bahnsystems ist auch für Ausländer kein Problem, Stadt-Bus fahren kann dagegen leicht zum Abenteuer werden. Man kann auch großartige Tages- und Wochenendausflüge unternehmen, insbesondere empfehle ich einen Besuch der Inseln und Strände um Incheon, die mit Bahn oder Schiff in kurzer Zeit erreichbar sind (Muui-Do, Deokcheok-Do…). Korea ist ein sicheres Reiseland mit geringer Kriminalität. Die Einreise nach Nordkorea ist kompliziert und nur über China und mit Reiseleiter/Dolmetscher möglich.

Universität: Das Austauschprogramm ist ein Prestigeprojekt der Universität, somit wird man von offizieller Seite stets unterstützt. Ich habe das Tertial gesplittet und 8 Wochen in Südkorea abgeleistet: 4 Wochen in der Allgemeinchirurgie und jeweils zwei weitere Wochen in der Neurochirurgie und Herzchirurgie. Weitere Departments sind u.a. Orthopädie und Plastic Surgery. Wichtig ist, dass man auf den PJ-Nachweis nur Surgery schreibt. In der Allgemeinchirurgie gibt es wiederum die Departments Leber/Galle, Brust/Schilddrüse, Kolon/Rektum und Magen/Gefäße. Ich wurde für je eine Woche einem der Sub-Departments zugeteilt. Da viele Professoren in der Allgemeinchirurgie arbeiten, war es am Anfang schwierig, mich zurechtzufinden. Immerhin konnte ich mir jeden Tag verschiedene große Operationen ansehen. In der Herzchirurgie sind die Ärzte sehr bemüht und erklären viel auf Englisch, ich empfehle mit der Herzchirurgie anzufangen. Plastic Surgery soll auch gut sein. In Herz- und Neurochirurgie wurde je ein 15-minütiger Vortrag zu einem Patienten/Krankheitsbild verlangt, die koreanischen Interns können dabei helfen. In 8 Wochen durfte ich insgesamt etwa 15-mal assistieren, 4-mal nähen und zweimal knoten. Der theoretische Wissenszuwachs ist ohne ausreichende Koreanischkenntnisse nicht sehr groß. Studientage sind nicht erlaubt. Während meiner Zeit waren wir zwei deutsche PJ-ler im Krankenhaus, die andere PJ-lerin war

Page 3: PJ Chirurgie Südkorea 2010 - · PDF fileDas koreanische Alphabet ist ein Buchstabenalphabet und lässt sich leicht und schnell vor der Einreise erlernen. ... Incheon war ich sehr

koreanischer Herkunft. Zur Zeit des Summer-Programs kamen ca. 10 weitere deutsche Famulanten hinzu, sowie ca. 10 Medizinstudenten aus Peking. Während des Summer-Programs werden ein koreanischer Sprachkurs sowie Aktivitäten wie Kochkurs, Taekwondo, Übernachtung im buddhistischen Tempel und ähnliches angeboten, insgesamt ist es sehr zu empfehlen.

Kosten:Durch die Kooperation zwischen Charité und der Universität in Incheon wird die Hälfte der Studiengebühren übernommen. Pro Monat sind es dann noch 100 Euro sowie weitere 200 Euro wenn man an dem Summer Program teilnimmt. Desweiteren lohnt sich ein Versuch, Reisestipendien zu erwerben: Allianz (über Stethosglobe), BVMD, DAAD (min. 2 Monate vorher bewerben), PROMOS u.a. Die Lebenshaltungskosten sind ein wenig niedriger als in Deutschland.

Detailinformationen:Vom Flughafen zum Gil Hospital („Kil PjeongWuon“) fährt der Bus 303 vom Gate 2A, man fährt etwa 90 Minuten und kann beim Busfahrer bezahlen (2500 Won). In der Zeit außerhalb des Sommerprogramms wird man in einer WG untergebracht (1 Einbettzimmer, 1 Zweibettzimmer, 1 Vierbettzimmer), während des Programms eventuell im Studentenwohnheim neben dem Krankenhaus, da die WG dann voll ist.In der Nähe der WG ist die U-Bahnstation Baegun Station, von dort sind es etwa 10 Minuten zu Fuß zu den Hyundai Apartments („Hjondä Apati“). Vom Krankenhaus zur Wohnung (und zurück) fährt der Bus 111-2, ca 15 Minuten Fahrt (bis Station Hyundai Apartments oder 2001 Outlet). Der Bus fährt auf der Krankenhaus-Straßenseite los, Richtung Norden. Dann Gebäude 116 in den Hyundai Apartments suchen, Aufgang 3 /4, 12. Stock, Wohnung 1204. Wireless Internet ist in der Wohnung vorhanden.Geld abheben mit Kredit- und EC Karte war kein Problem, sobald man einen Global ATM Geldautomaten gefunden hat (Am Flughafen und in größeren Banken, in der Bank im Erdgeschoss des 2001 Outlet neben der Wohnung ist auch einer).Bei Aufenthalten unter 90 Tagen ist kein Visum erforderlich, aber ein gültiger Reisepass.Spezielle Impfungen sind nicht erforderlich. Leitungswasser wird durch Wasserfilter gereinigt (ein solcher steht auch in der WG) und ist dann trinkbar. Man muss sich rechtzeitig um eine Auslandskrankenversicherung kümmern und einen Nachweis mitbringen. Fazit:Der wesentliche Reiz liegt in der kulturellen Andersartigkeit. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten habe ich letztlich in jeder Hinsicht von meinem Aufenthalt profitiert und glaube auch, dass dies in kaum einem anderen Land in dieser Art möglich gewesen wäre. Ich habe begeisterte Erinnerungen an Südkorea, insbesondere an die Menschen und das Essen.