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59 _ Kopfläuse (Pediculus humanus capi- tis de Geer) sind flügellose, blutsau- gende, sehr wirtsspezifische Arthropo- den von ca. 1–3 mm Länge und grau- weißer Färbung. Das blutsaugende Mundwerkzeug befindet sich innerhalb des Kopfes, an dem seitlich zwei Anten- nen herausragen. Mit drei Paar Beinen am Rumpf krallt sich die Laus am Haar fest [1] (Abb. 1). Kopfhaar wird eindeu- tig bevorzugt, man findet die Kopflaus sehr selten an Augenbrauen, Bart und anderen Körperhaarregionen. Lebenszyklus der Kopfläuse Beim Blutsaugen werden mit dem Spei- chel vasodilatatorisch und antikoagulie- rend wirkende Sekrete abgegeben. Kopf- läuse bewegen sich mit einer Geschwin- Juckreiz auf der Kopfhaut sowie ekzematöse Hautveränderungen im Nacken sind Symptome, die auf verschiedene Dermatosen hin- weisen können. An einen Befall mit Kopfläusen wird aber oft nicht gedacht! Ektoparasitosen Plagegeister auf der Kopfhaut digkeit von 23 cm/min vorwärts, sie können nicht springen oder fliegen [2]. Ein Weibchen legt während ihres ca. 30 Tage langen Lebens etwa 150 Eier, die Larven schlüpfen nach ca. einer Woche und reifen innerhalb von sieben Tagen zur adulten Kopflaus. Bevorzugte Um- gebungstemperatur für Kopfläuse sind 28–29°C. Die länglichen Eier werden mit einem Klebedrüsensekret an den Haaren fixiert. Die Eier (Eihülle mit In- halt, also Ei oder Larve) besitzen am Vorderende Luftlöcher bzw. Aeropylen zur Sauerstoffversorgung. Die Nissen (leere Eihüllen nach Schlüpfen der Lar- ven) sind an den Haarschäften ca. 0,7 cm von der Kopfhaut entfernt befestigt. Kopfläuse legen ihre Eier 1–2 mm ent- fernt von der Kopfhaut ab, die Larven schlüpfen nach 6–10 Tagen (Abb. 2). Da das Haar etwa 10 mm im Monat wächst, sind Eihüllen, die weiter als 1 cm von der Kopf- haut entfernt sind, in der Regel leer. Neben der okzipitalen Region sind die Nissen oft auch retroaurikulär zu finden, man sieht viel häufiger und zuerst die Nissen, die lebenden Läuse sind eher ein Zufallsbefund bzw. man muss lange nach ihnen suchen. Kopfläuse ernähren sich durch ca. 4– bis 6-maliges Blutsaugen aus der Kopf- haut. Nach nur einem Tag ohne Blut- mahlzeit werden sie durch die Dehy- drierung immobil. Sie können jenseits des Körpers bei Zimmertemperatur bis zu drei Tage überleben. Epidemiologie Die Kopflaus ist der bei Kindern am weitesten verbreitete Parasit. In Europa variiert die Prävalenz im Bereich von 1–20% [3]. Richter et al. [4] gehen da- von aus, dass die Inzidenz des Kopflaus- befalls in Deutschland höher sein muss, als noch in den 1960er Jahren. Die deut- lich gestiegenen Verkaufszahlen der an- tipedikulösen Arzneimittel insbesonde- re nach den Sommerferien würden demnach für einen erheblichen Anteil importierter Infektionen durch Kopf- läuse sprechen. In den USA geht man von jährlich 6–12 Millionen Menschen mit Pediculosis capitis aus. In Chile wird eine Prävalenz des Kopflausbefalls von 20–25 % angegeben [5]. In Jordanien hatten 26,6% der Grundschüler eine Kopflaus-Infestation, 19,6% waren Jun- gen, 34,7% Mädchen. Es gab eine signifi- kante Korrelation zum Geschlecht, Alter und sozio-ökonomischen Faktoren (Fa- milieneinkommen, Bildungsgrad des Vaters und der Mutter, Anzahl der Zim- mer in der Wohnung, Anzahl der Ge- schwisterkinder unter 15 Jahren, Häu- Prof. Dr. med. Uwe Paasch Univer.-Klinikum Leipzig, AöR, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Europäisches Ausbildungszentrum für Andrologie Koautoren: Priv.-Doz. Dr. med. habil. Sonja Grunewald, Leipzig; Prof. Dr. med. habil. Werner Handrick, Inst. für Med. Diagnostik Oderland, Frankfurt (Oder); Prof. Dr. med. P. Nenoff, Labor für medizinische Mikrobiologie, Mölbis CME DER MMW In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesärztekammer Teilnahme unter www.springermedizin.de/ kurse-mmw ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG– FOLGE 336 Abb. 1 Pediculus humanus capitis de Geer bei 400-facher Vergrößerung. © U. Paasch

Plagegeister auf der Kopfhaut

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Page 1: Plagegeister auf der Kopfhaut

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_ Kopfläuse (Pediculus humanus capi-tis de Geer) sind flügellose, blutsau-gende, sehr wirtsspezifische Arthropo-den von ca. 1–3 mm Länge und grau-weißer Färbung. Das blutsaugende Mundwerkzeug befindet sich innerhalb des Kopfes, an dem seitlich zwei Anten-nen herausragen. Mit drei Paar Beinen am Rumpf krallt sich die Laus am Haar fest [1] (Abb. 1). Kopfhaar wird eindeu-tig bevorzugt, man findet die Kopflaus sehr selten an Augenbrauen, Bart und anderen Körperhaarregionen.

Lebenszyklus der KopfläuseBeim Blutsaugen werden mit dem Spei-chel vasodilatatorisch und antikoagulie-rend wirkende Sekrete abgegeben. Kopf-läuse bewegen sich mit einer Geschwin-

Juckreiz auf der Kopfhaut sowie ekzematöse Hautveränderungen im Nacken sind Symptome, die auf verschiedene Dermatosen hin-weisen können. An einen Befall mit Kopfläusen wird aber oft nicht gedacht!

Ektoparasitosen

Plagegeister auf der Kopfhaut

digkeit von 23 cm/min vorwärts, sie können nicht springen oder fliegen [2].

Ein Weibchen legt während ihres ca. 30 Tage langen Lebens etwa 150 Eier, die Larven schlüpfen nach ca. einer Woche und reifen innerhalb von sieben Tagen zur adulten Kopflaus. Bevorzugte Um-gebungstemperatur für Kopfläuse sind 28–29°C. Die länglichen Eier werden mit einem Klebedrüsensekret an den Haaren fixiert. Die Eier (Eihülle mit In-halt, also Ei oder Larve) besitzen am Vorderende Luftlöcher bzw. Aeropylen zur Sauerstoffversorgung. Die Nissen (leere Eihüllen nach Schlüpfen der Lar-ven) sind an den Haarschäften ca. 0,7 cm von der Kopfhaut entfernt befestigt. Kopfläuse legen ihre Eier 1–2 mm ent-fernt von der Kopfhaut ab, die Larven

schlüpfen nach 6–10 Tagen (Abb. 2). Da das Haar etwa 10 mm im Monat wächst, sind Eihüllen, die weiter als 1 cm von der Kopf-haut entfernt sind, in der Regel

leer. Neben der okzipitalen Region sind die Nissen oft auch retroaurikulär zu finden,

man sieht viel häufiger und zuerst die Nissen, die lebenden Läuse sind

eher ein Zufallsbefund bzw. man muss lange nach ihnen suchen.

Kopfläuse ernähren sich durch ca. 4– bis 6-maliges Blutsaugen aus der Kopf-haut. Nach nur einem Tag ohne Blut-mahlzeit werden sie durch die Dehy-drierung immobil. Sie können jenseits des Körpers bei Zimmertemperatur bis zu drei Tage überleben.

EpidemiologieDie Kopflaus ist der bei Kindern am weitesten verbreitete Parasit. In Europa variiert die Prävalenz im Bereich von 1–20% [3]. Richter et al. [4] gehen da-von aus, dass die Inzidenz des Kopflaus-befalls in Deutschland höher sein muss, als noch in den 1960er Jahren. Die deut-lich gestiegenen Verkaufszahlen der an-tipedikulösen Arzneimittel insbesonde-re nach den Sommerferien würden demnach für einen erheblichen Anteil importierter Infektionen durch Kopf-läuse sprechen. In den USA geht man von jährlich 6–12 Millionen Menschen mit Pediculosis capitis aus. In Chile wird eine Prävalenz des Kopflausbefalls von 20–25 % angegeben [5]. In Jordanien hatten 26,6% der Grundschüler eine Kopflaus-Infestation, 19,6% waren Jun-gen, 34,7% Mädchen. Es gab eine signifi-kante Korrelation zum Geschlecht, Alter und sozio-ökonomischen Faktoren (Fa-milieneinkommen, Bildungsgrad des Vaters und der Mutter, Anzahl der Zim-mer in der Wohnung, Anzahl der Ge-schwisterkinder unter 15 Jahren, Häu-

Prof. Dr. med. Uwe PaaschUniver.-Klinikum Leipzig, AöR, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Europäisches Ausbildungszentrum für AndrologieKoautoren: Priv.-Doz. Dr. med. habil. Sonja Grunewald, Leipzig; Prof. Dr. med. habil. Werner Handrick, Inst. für Med. Diagnostik Oderland, Frankfurt (Oder); Prof. Dr. med. P. Nenoff, Labor für medizinische Mikrobiologie, Mölbis

CME DER MMW

In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesärztekammer

Teilnahme unter www.springermedizin.de/kurse-mmw

ZERTIFIZIERTE FORTBILDUNG– FOLGE 336

Abb. 1 Pediculus humanus capitis de Geer bei 400-facher Vergrößerung.

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figkeit des Haarewaschens und Badens pro Woche)[6].

Kinder sind bevorzugte Wirte für die Kopfläuse, trotzdem muss festgestellt werden, dass kein Alter und keine sozi-ale Schicht der Bevölkerung immun ge-genüber Kopfläusen ist. Andererseits scheinen spezielle soziale Verhältnisse (Familiengröße, Zusammenleben auf engem Raum sowie das Teilen von Bet-ten) zum Kopflausbefall zu disponieren.

Im Rahmen der Schuleingangsunter-suchung der Stadt Braunschweig wur-den insgesamt 1890 Schüler mittels visu-eller Inspektion auf Kopfläuse und Kopflaus-assoziierte Symptome unter-sucht. Bei 0,7 % (14 von 1890) der Kin-der ließ sich ein Kopflausbefall diagnos-tizieren. Die tatsächliche Prävalenz lag, bedingt durch die niedrige Empfind-lichkeit der visuellen Inspektion, um den Faktor 2–4 höher. Zusätzlich hatten 5,6% der Kinder in den vergangenen zwölf Monaten schon einmal eine Pedi-culosis capitis gehabt. Die Inzidenz be-trug 598/10 000 Kinder im Alter von 5–6 Jahren und Jahr. Familien mit niedrigem Bildungsstand und ohne Migrationshin-tergrund waren signifikant häufiger von einer Pediculosis capitis betroffen als Familien mit hohem Bildungsgrad und mit Migrationshintergrund [7].

Kopfläuse und ihre Rolle in der menschlichen EvolutionEine neue Hypothese beschäftigt sich mit der Übertragung von Kopfläusen durch das dem menschlichen Verhalten immanente „Kopfzusammenstecken“, eine Eigenart, die sich bei Menschenaf-fen überhaupt nicht findet [8]. Die Au-toren aus Ungarn vermuten, dass da-durch frühzeitig im Leben eine Infestati-on mit Kopf- und Kleiderläusen erfolgt sein muss, und damit eine Stimulierung des Immunsystems, welche im späteren Leben vor einer Infestation mit Läusen schützen soll. Diese sog. Kreuzimmuni-tät schützt möglicherweise im Sinne ei-ner „Vakzinierung“ vor den durch Klei-derläuse übertragenen Infektionskrank-heiten.

Übertragung von Krankheitserregern durch Kopfläuse?Kleiderläuse (Pediculus humanus hu-manus Linnaeus) sind bekannt als po-tenzielle Vektoren für bestimmte bakte-rielle Infektionskrankheiten, etwa ende-misches Fleckfieber durch Rickettsia prowazekii [9]. Inwieweit auch Kopfläu-se in der Lage sind, Infektionserreger zu übertragen, konnte bislang nur vermutet werden. Bei neuen molekularbiolo-gischen Untersuchungen aus Äthiopien zum Nachweis von Bartonella quintana in Kopf- und Kleiderläusen, fand sich der Erreger bei 7% der Kopfläuse vom Genotyp C (findet sich nur bei Kopfläu-sen in Äthiopien und Nepal) und bei 18% der Kleiderläuse (Genotyp A) [10].

Ebenfalls in Äthiopien, in Jimma, hat man Kopf- und Kleiderläuse auf das Vorhandensein des bakteriellen Genoms von Bartonella spp., Borrelia spp. Co-xiella burnetii, Rickettsia spp. und Yersi-nia pestis untersucht. Insgesamt 102 Läusepools waren negativ für diese Bak-terienarten, bei 6 von 65 (9,2%) fand sich jedoch DNS von Bartonella spp. [11]. Kleiderläuse wiesen dieses Bakteri-engenom dagegen nur bei 1 von 33 Pools auf. Die Autoren schlussfolgern, dass zumindest in Äthiopien auch Kopf-läuse potenzielle Überträger der Infekti-onen durch Bartonella spp. sind, wahr-scheinlich mehr noch als Kleiderläuse. Es sei jedoch erwähnt, dass die genann-

ten bakteriellen Krankheitserreger in Europa und Deutschland fast keine Be-deutung haben.

Klinisches Bild des KopflausbefallsKopfläuse stechen aller 4–6 Stunden, Stichreaktion sind hochrote urtikarielle Papeln. Kardinalsymptom ist der Juck-reiz auf dem Capillitium. Manchmal je-doch fehlt der Juckreiz gänzlich. Weitere Symptome sind Exkoriationen, sekun-däre bakterielle Impetiginisierung, Pyo-dermien, Lymphknotenschwellungen, selten auch allgemeines Krankheitsge-fühl, Schwäche und Fieber. Beschrieben ist ebenfalls eine sich sekundär entwi-ckelnde Alopezie. Ekzematisierung, u. a. in Form von Erythemen des Capilliti-ums, Nässen und Krustenbildung sind möglich. Hierbei ist der Blick in den Na-cken, unter die Haare oft wegweisend für die Diagnose Pediculosis capitis.

Interessanterweise gibt es keine Asso-ziation des Kopflausbefalls und der Haarlänge oder der Häufigkeit der Haarwäsche oder zum Haarkämmen und -bürsten. Kurzhaarige Kinder ha-ben nicht häufiger Kopfläuse als lang-

Differenzialdiagnosen der Pediculosis capitis _ Innere Haarschaftreste („hair casts“)_ Schwarze Piedra_ Weiße Piedra_ Trichodystrophie (Monilethrix und

Trichorrhexis nodosa)_ Psoriasis capitis_ Haarspray-Rückstände_ Seborrhoische Dermatitis der Kopfhaut_ Neurodermitis/atopisches Kopf- und Nackenekzem_ Psocids (oder „Buch-Läuse“ = laus-ähnliche Insekten der Gattung Pso-coptera, die im Ausnahmefall auch den Menschen befallen können)_ Tinea capitis

Tabelle 1

Abb. 2 Läuseei am Haarschaft, Larve kurz vor dem Schlüpfen.

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haarige. Bei einer Geschwindigkeit von 23 cm/min erreichen Kopfläuse schnell die günstigen Lebensbedingungen in Kopfhautnähe. Völlige Kahlheit dagegen schützt vor Kopflausbefall. Mädchen sind im Vergleich zu Jungen zweimal häufiger befallen. Afroamerikaner in den USA haben etwas seltener Kopfläu-se als ihre weißen Landsleute. Das liegt an der mehr ovalen Form ihrer Haar-schäfte, an denen sich die Läuse schlech-ter festkrallen können. Die Übertragung der Läuse erfolgt über direkten Kopf-zu-Kopf-Kontakt. Weniger bedeutsam ist die indirekte Übertragung etwa über Läuse-befallene Kleidung, Kämme und Haarbürsten.

DifferenzialdiagnosenIm Vordergrund der Symptomatik der Pediculosis capitis stehen Juckreiz und ekzematöse Läsionen am Capillitium und Nacken. Diese unspezifischen Sym-ptome werden oft fehlgedeutet, die Kopfläuse sowie Nissen als Ursache der Dermatose nicht erkannt und nachge-wiesen. Andererseits sind eine Reihe von Differenzialdiagnosen vom ato-pischen Kopfhautekzem bis zur Psoria-sis capitis zu berücksichtigen (Tab. 1).

Was tun bei Verdacht auf Kopfläuse?Anamnestische Angaben sind unerläss-lich. So sollte erfragt werden, ob weitere Personen in der Familie, in der Schule bzw. Kindereinrichtung mit ähnlichen Symptomen erkrankt und ob Fälle von Kopflausbefall in der Umgebung be-kannt geworden sind. Die klinische Un-tersuchung, d. h. die Inspektion auf Läu-se oder Nissen, ist oft unzuverlässig.

Die relativ gut sichtbaren Nissen wer-den vor allem okzipital und retroaurikulär gefunden (Abb. 3). Nach lebenden Läusen muss dagegen oft lange gesucht werden, meist sind sie nur Zufallsbefunde.

Empfohlen wird, die Haare mit einer Pflegespülung anzufeuchten und Sträh-ne für Strähne mit einem Läusekamm durchzugehen. Diese Kämme haben eng stehende, unelastische Zinken. Sie wer-den von der Kopfhaut aus fest zu den Haarspitzen gezogen. Nach jedem Kammstrich sollte dieser auf einem hel-len Tuch abgestrichen werden [12, 13].

Therapie der Pediculosis capitis

Verfügbare Wirkstoffe und PräparateAktuell sind in Deutschland die Wirk-stoffe Allethrin, Permethrin und Pyre-thrum in verschiedenen Applikations-formen als Arzneimittel für die Kopf-lausbehandlung zugelassen, Pyrethrum-extrakt auch für die Behandlung von Kleider- und Filzlausbefall. Seit 2007 ist zudem Dimeticon zur Behandlung von Kopflausbefall als Medizinprodukt zu-gelassen.

Die Bekanntmachung von Mitteln und Verfahren zur Bekämpfung von tie-rischen Schädlingen gemäß § 18 IfSG (Infektionsschutzgesetz), die bei be-hördlich angeordneten Entwesungen anzuwenden sind, enthält geprüfte, bei sachgerechter Anwendung zur Tilgung von Kopflausbefall geeignete Mittel. Ge-genwärtig ist zusätzlich zu den o.g. pedi-kuliziden Wirkstoffen auch ein Läuse-Shampoo in dieser Liste aufgeführt [www.bvl.bund]. Es enthält Sojaöl und das Tensid Cocamidopropyl Betaine.

Das über Jahrzehnte angewendete Lindan (γ-Hexachlorcyclohexan oder HCH, 0,3% Gel) darf entsprechend ei-ner Entscheidung der EU-Kommission seit 2008 in Medikamenten nicht mehr verwendet werden [14].

Obsolet bzw. ungeeignet und im Ein-zelfall sogar schädlich ist heißes Föhnen der Kopfhaut, um Nissen und Läuse ab-zutöten, Saunabesuche zum gleichen

Zweck, außerdem die Anwendung von nicht-validierten Mitteln wie Petroleum, Teebaumöl und Neembaum-Extrakten.

Therapieschema bei KopflausbefallDas Robert-Koch-Institut empfiehlt das in Tab. 2 dargestellte Behandlungssche-ma bei Kopflausbefall [16]. Die mehr-fache Behandlung ist unverzichtbar, da Kopflausmittel oft nicht alle Eier abtö-ten.

Permethrin und Pyrethroide Permethrin und Pyrethrin( „Pyrethroi-de“) sind als OTC-Präparate in der Apo-theke frei käuflich und nicht rezept-pflichtig. Das Pedikulizid ist jedoch bei Rezeptur durch einen Arzt erstattungs-fähig bis zum 12. Lebensjahr.

Pyrethrum stellt ein Naturprodukt dar, gewonnen aus Chrysanthemum ci-neriaefolium. Pyrethrine sind die insek-tiziden Inhaltsstoffe des Pyrethrums. Dagegen handelt es sich bei Permethrin um die synthetisch hergestellte Form der Pyrethrine. Sie blockieren als Neu-rotoxine die Natriumkanäle und führen so zur verzögerten Repolarisation der Neuronen. Die Läuse werden durch Überstimulierung des Nervensystems paralysiert, es kommt in der Folge zur Lähmung ihrer Atemmuskulatur, und damit werden sie vom Blutsaugen abge-halten.

Permethrin ist nicht zugelassen für Neugeborene und Säuglinge in den ers-ten zwei Lebensmonaten. Bei Schwange-ren gilt eine strenge Indikationsstellung (mangels Erfahrung), das gleiche gilt auch für die Stillzeit, für welche eine strenge Indikationsstellung angegeben wird. Auch Pyrethrumextrakt sollte in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strengster Indikationsstellung angewen-det werden, bei Säuglingen nur unter ärztlicher Aufsicht.

Die Toxizität für Menschen und Säu-getiere ist deutlich geringer, sodass man von einer hohen Sicherheit in der An-wendung und Verträglichkeit der Pyre-throide beim Menschen ausgehen kann. Extrem seltene Mitteilungen existieren über die Auslösung eines Asthmaanfalls – auch mit Todesfolge – nach Anwen-dung von Pyrethrin-haltigen Präparaten

–Therapie bei KopflausbefallTag Maßnahme

1 Behandlung mit einem In-sektizid, nass auskämmen

5 nass auskämmen (um früh nachgeschlüpfte Larven zu entfernen, bevor sie mobil sind)

8, 9 oder 10

Behandlung mit einem Insek tizid (um spät ge-schlüpfte Larven abzutöten)

13 nass auskämmen (zur Nach-kontrolle)

17 evtl. erneut nass auskäm-men (nochmalige Kontrolle)

Tabelle 2

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FORTBILDUNG–ÜBERSICHT

bei Personen, die gleichzeitig eine Chry-santhemen- und vor allem Ragweed-Allergie (Traubenkraut, amerik. Rag-weed, botanischer Name: Ambrosia artemiisifolia L.) aufwiesen.

Wenn Kontraindikationen für die Anwendung des Insektizids/Pedikulo-zids bestehen, wird empfohlen, die Kopfläuse durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.

DimeticonDimeticon ist kein chemisches Insekti-zid, sondern wirkt rein physikalisch, in-dem die Atemöffnungen von Läusen, Larven und Nissen verklebt werden. Folglich ersticken die Insekten. Resis-tenzen sind wegen dieses Wirkmecha-nismus unwahrscheinlich. In einer ran-domisierten, Untersucher-verblindeten Studie wurden 145 Kinder mit Dimeti-con oder mit 1% Permethrin-Lösung behandelt. Mit dem Dimeticon-Präparat waren am zweiten Tag 69 von 73 Kin-dern frei von lebenden Läusen, mit Per-methrin nur 48 von 72 Kindern [15]. Bei der Nachuntersuchung am Tag neun war die Erfolgsrate ähnlich hoch: In der Dimeticon-Gruppe lag sie bei 97%, in der Permethrin-Gruppe bei 68%. Der Juckreiz hatte mit beiden Präparaten auf einer Skala von 0 bis 4 vom Wert 2 am Tag vor der Behandlung auf den Wert 1 am Tag zwei abgenommen. Spätestens am Tag neun war er verschwunden.

Der Vorteil besteht in der kurzen Einwirkzeit von nur 10 Minuten. Als Fluid (100% Dimeticon) ist es für alle Altersklassen und in Schwangerschaft und Stillzeit zugelassen. Eine Lösung mit 4% Dimeticon + Cyclomethicon 5 als Trägersubstanz ist ebenfalls in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet, sollte bei Säuglingen unter sechs Mona-ten jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden. Eine weitere Lösung mit Pumpspray, (95% Dimeticon) kann dagegen wegen mangelnder Erfah-rungen nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit eingesetzt werden und nicht bei Kindern < 2 Jahren. Die Lö-sung und das Fluid sind für Kinder bis zwölf Jahre verordnungs- und erstat-tungsfähig. Ein Therapieversagen ist

meist auf Anwendungsfehler zurückzu-führen.

Resistenzen gegenüber PyrethroidenSchon lange sind Resistenzen von Kopf-läusen gegenüber Pyrethroiden bekannt. Das betrifft die Wirkstoffe Permethrin und Malathion. Letzteres ist ein Organo-phosphat-Pestizid und in Deutschland zur Behandlung von Läusen nicht zugel-assen, in den USA dagegen trotzdem noch auf dem Markt [17]. In Moskau wiesen die meisten Mikropopulationen von Kopf- und Körperläusen, die von Obdachlosen stammten, Permethrin-re-sistente Läuse auf, ihr Anteil schwankte von 8,7–100%. In einem Fall bestand ei-ne Kreuzresistenz zu fünf verschiedenen Insektiziden, darunter Permethrin. Inte-ressanterweise waren die Läuse empfind-lich gegenüber den Organophosphat-Verbindungen, also Malathion [18].

Der entscheidende Mechanismus der Pyrethroid-Resistenz beruht auf einer Mutation der Alpha-Untereinheit des Gens des neuronalen Natriumkanals. Ein anderer Resistenzmechanismus be-zieht sich auf die erhöhte Aktivität der Glutathion-S-Transferase und Mono-oxygenase, welche der Metabolisierung der Pyrethroide dienen, d. h. durch En-zym-vermittelte Reduktion, Veresterung und Oxidation werden die Insektizide zu nicht toxischen Metaboliten umge-wandelt. Alternativ kann es zur Verän-derung der Bindungsstellen kommen, z. B. der Acetylcholinesterase, bzw. es

kommt zur knockdown resistance (kdr). Die vermehrt auftretende Resistenz ge-genüber den Insektiziden, die zur Läuse-Therapie verwendet werden, wird als Hauptfaktor für steigende Infestations-zahlen mit Kopfläusen angesehen [19].

In den USA geht man davon aus, dass Pedikulizide, die nicht gleichzeitig auch ovizid wirken – also Pyrethroide und Lindan – ca. 2–3 Behandlungszyklen zur Eradikation der Läuse benötigen. Ein ovizides Mittel wie z. B. Malathion (in Deutschland nicht auf dem Markt) ist mit ein bis zwei Therapiezyklen deut-lich effektiver. Die Behandlung mit Mit-teln, gegen welche eine genetische Resi-stenz besteht, ist nicht sinnvoll. In den Vereinigten Staaten wird eine zuneh-mende Resistenz der Läuse gegenüber Pyrethroiden und Lindan verzeichnet, nicht jedoch gegen das bereits erwähnte Malathion [22].

Pyrethroid-Resistenz in Deutschland? In Deutschland wird eine derartige Resis-tenz im Einzelfall ebenfalls vermutet. Kürzlich haben Bialek et al. [20] die Ver-breitung des kdr-Gens in Kopfläusen in Deutschland untersucht. Überraschend war, dass das kdr-Gen bei ca. 90% der Kopfläuse gefunden wurde. Die Mutati-on im kdr-Gen führt zur Veränderung der Aminosäuresequenz der Rezep-toren, an denen sich die Pyrethroide normalerweise binden. Durch die schlechtere Permethrin-Bindung tritt die zu erwartende Lähmung der Läuse nicht innerhalb von Sekunden ein, son-dern erst nach Minuten. Das scheint sich in der klinischen Wirksamkeit der Permethrin-haltigen Präparate jedoch nicht oder nur marginal niederzuschla-gen, wie die Ergebnisse einer Untersu-chung aus den Jahren 2008/2009 an 150 Patienten von Kinder- und Jugendarzt-praxen in Deutschland zeigten. Es fan-den sich keine Hinweise für die Ent-wicklung klinisch relevanter Perme-thrin-Resistenzen, die Wirksamkeitsrate von 95% lag im Bereich früherer Studien-ergebnisse [21].

Neue BehandlungsoptionSpinosad wurde gerade von der FDA in den USA zur topischen Behandlung von

Abb. 3 Nissen an den Haarschäften bei einem 15-jährigen Mädchen.

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Kopfläusen bei Kindern ab vier Jahren und Erwachsenen zugelassen [24, 25]. Die Anwendung der 0,9%igen Suspensi-on erfolgt über 10 Minuten, Nissen und Eier müssen nicht aus dem Haar ge-kämmt werden. Spinosad ist eine Mi-schung aus den Metaboliten Spinosyn A und Spinosyn D. Spinosad wirkt insekti-zid und außerdem ovizid, es führt durch Aktivierung der nicotinischen Acetyl-cholinrezeptoren zur neuronalen Über-erregung der Arthropoden, diese wer-den gelähmt und abgetötet. Zwei kli-nische Phase-3-Studien haben die Über-legenheit von Spinosad gegenüber Per-methrin gezeigt [26]. Nach Behandlung mit Spinosad waren im Durchschnitt 86% der Patienten frei von Läusen, in den Permethrin-Vergleichsgruppen wa-ren es 44% [27]. Spinosad ist bisher in Deutschland und Europa nicht zuge-lassen.

Allgemeinmaßnahmen und ProphylaxeMützen, ggf. die Kleidung und Bettzeug sind bei 60 °C zu waschen. Kämme und Bürsten sind ebenfalls bei 60 °C zu rei-nigen. Alternativ kann man die Wäsche in Plastiktüten für 2–3 Wochen luftdicht bei Raumtemperatur lagern, danach sind die Parasiten „ausgehungert“ und eliminiert. Zwei Tage „Desinfektion“ bei –10°C im Tiefkühlschrank tötet die Läu-se ebenfalls ab.

Eine „prophylaktische“ Behandlung von Kontaktpersonen im häuslichen Milieu wird – im Gegensatz zur Skabies – nicht empfohlen, kann im Einzelfall jedoch erwogen werden.

Nach einer Studie aus Norwegen ist die entscheidende Maßnahme zur Pro-phylaxe und Reduzierung der Prävalenz des Kopflausbefalls die regelmäßige vi-suelle Kontrolle, die letztlich nur durch nationale Kampagnen in Schulen und in

Haushalten zu erreichen ist. Durch ver-bessertes Wissen über die Infestation mit Kopfläusen und die notwendigen Maß-nahmen dagegen lassen sich die Behand-lungskosten wesentlich senken [28].

Meldepflicht, WiederzulassungIn Deutschland besteht keine ärztliche Meldepflicht gemäß §6 oder 7 des Infek-tionsschutzgesetzes (IfSG) [RKI Merk-blätter 2007]. Die Leiter von Kinder-krippen, -gärten, -tagesstätten, -horten, Schulen oder sonstigen Ausbildungsein-richtungen sowie von Heimen und Feri-enlagern sind nach § 34, Abs. 6 IfSG ver-pflichtet, das zuständige Gesundheits-amt unverzüglich über einen festgestell-ten Kopflausbefall zu benachrichtigen und personenbezogene Angaben zu ma-chen. Die Eltern der befallenen Kinder sind zudem gemäß § 34, Abs. 5 IfSG („Mitwirkungspflicht“) verpflichtet, der Gemeinschaftseinrichtung, die das Kind besucht, den Kopflausbefall mitzuteilen. Ein ärztliches Attest zur Bestätigung des Behandlungserfolges ist bei Kopflausbe-fall zur Wiederzulassung des Besuchs des Kindergartens oder Schule nicht er-forderlich [23.

Literatur unter mmw.de

Für die Verfasser:Prof. Dr. med. Pietro NenoffLabor für medizinische MikrobiologieStraße des Friedens 8, D-04579 Mölbis, E-Mail: [email protected]

Teases at the Scalp: Ectoparasites

Head lice – pediculosis capitis – nits – treatment – allethrin – permethrin – extract of pyrethrum – dimeticon – therapy failure – resistance

Keywords

Die Kopflaus ist der häufigste Parasit bei Kindern, kommt aber auch in ande-ren Altersgruppen und in allen sozialen Schichten vor. Risikofaktoren sind soziale Verhältnisse, bei denen viele Menschen auf engem Raum zusam-menleben. Es gibt keine Assoziationen zwischen Kopflausbefall und Haarlän-ge oder Häufigkeit der Haarwäsche.

Differenzialdiagnostisch ist u. a. an das atopische Ekzem der Kopfhaut, sebor-rhoisches Kopfekzem, Psoriasis capitis, Impetigo contagiosa oder Pyodermie der Kopfhaut und Tinea capitis zu den-ken. Ziel der Therapie ist das Abtöten der Läuse sowie der Embryonen in den Nissen. In Deutschland sind derzeit fol-gende Mittel für die Kopflausbehand-lung zugelassen: Allethrin, Dimeticon, Permethrin, Pyrethrumextrakt, außer-dem Sojaöl und Kokosölderivate. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt ein sys-tematisches Vorgehen. Die mehrfache Behandlung ist unverzichtbar, da Kopf-lausmittel oft nicht alle Eier abtöten. Ein Therapieversagen der Kopflaus-behandlung kann aus Fehlern bei der Behandlung, die das Überleben sowohl der Eier, als auch der Larven oder Läuse begünstigen, resultieren. Das sind u. a. zu kurze Einwirkzeiten, zu sparsames oder ungleichmäßiges Auftragen des Mittels, zu starke Verdünnung dessel-ben im nassen Haar oder die unterlas-sene Wiederholungsbehandlung. Zu-dem sind Resistenzen von Kopfläusen gegenüber Pyrethroiden bekannt und werden aus verschiedenen Ländern berichtet.

Fazit für die Praxis

■ Die Autoren erklären, dass sie sich bei der Erstel-lung des Beitrages von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließen. Sie legen folgende poten-zielle Interessenkonflikte offen: keine. Der Verlag erklärt, dass die inhaltliche Qualität des Beitrags von zwei unabhängigen Gutachtern ge-prüft wurde. Werbung in dieser Zeitschriftenaus-gabe hat keinen Bezug zur CME-Fortbildung. Der Verlag garantiert, dass die CME-Fortbildung sowie die CME-Fragen frei sind von werblichen Aussagen und keinerlei Produktempfehlungen enthalten. Dies gilt insbesondere für Präparate, die zur Therapie des dargestellten Krankheitsbildes geeignet sind.

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64 MMW-Fortschr. Med. Sonderheft 2 / 2012 (154. Jg.)

Plagegeister auf der Kopfhaut – Ektoparasitosen

?Was gilt als prädisponierender Faktor für den Kopflausbefall?

⃞ Migrationshintergrund ⃞ Häufiges Haarewaschen ⃞ Seltenes Haarekämmen ⃞ Weibliches Geschlecht ⃞ Lange Haare

?Wie lange überleben Kopfläuse in ab-gelegter Kleidung?

⃞ Etwa 1 Tag ⃞ Etwa 2–3 Tage ⃞ Etwa 4–5 Tage ⃞ Etwa 1 Woche ⃞ Etwa 4 Wochen

?Was sind Nissen?

⃞ Larvengefüllte Eier ⃞ Leere Eihüllen nach Schlüpfen der

Larven ⃞ Adulte Kopfläuse ⃞ Fruchtbare Form der weiblichen Kopf-

laus ⃞ Männliche Kopfläuse nach der Paarung

?An welchen Stellen sollte bei V.a. Kopfläuse zuerst nach Nissen gesucht werden?

⃞ Okziptal und retroaurikulär ⃞ Parietal und frontal ⃞ Axillär und genital ⃞ Nuchal und frontal ⃞ Parietal und nuchal

?Was ist kein typisches Symptom bei Befall mit Läusen?

⃞ Urtikarielle Papeln ⃞ Lymphknotenschwellungen ⃞ Niesreiz ⃞ Juckreiz ⃞ Kratzexkoriationen

?Welche Maßnahme ist bei Kopflausbe-fall nicht sinnvoll?

⃞ Waschen der benutzten Kleidung bei 60 °C

⃞ Lagerung nicht waschbarer Kleidung für zwei Tage in Tüten verpackt im Tief-kühlschrank

⃞ Information an Kindergarten/Schule bei betroffenem Kind

⃞ Gleichzeitige Behandlung mit mindes-tens zwei verschiedenen Insektiziden

⃞ Auskämmen im nassen Haar

?Welcher Wirkstoff ist zur Therapie des Kopflausbefalls bei Neugeborenen/Säuglingen und in Schwangerschaft/Stillzeit unbedenklich und zugelas-sen?

⃞ Permethrin ⃞ γ-Hexachlorcyclohexan ⃞ Mebendazol ⃞ Praziquantel ⃞ Dimeticon

?Welcher Wirkmechanismus ist zur The-rapie des Kopflausbefalls ungeeignet?

⃞ Blockade von Natriumkanälen (neuro-toxisch)

⃞ Lähmung der Atemmuskulatur ⃞ Verklebung der Atemöffnungen von

Läusen, Larven und Nissen ⃞ Aktivierung von nicotinischen Acetyl-

cholinrezeptoren ⃞ Selektive TNF-alpha Blockade

?Was stellt eine Kontraindikation für die Anwendung von Pyrethrin dar?

⃞ Chrysanthemen-Allergie ⃞ Kinder unter zwölf Jahre ⃞ Befall mit Kleiderläusen ⃞ Psoriasis ⃞ Neurodermitis

?Welche der folgenden Aussagen zum Kopflausbefall ist richtig?

⃞ Es gibt de facto keine Resistenzen ge-genüber Pyrethroiden.

⃞ Ein Befall zählt in Deutschland zu den meldepflichtigen Erkrankungen.

⃞ Eine prophylaktische Behandlung aller Kontaktpersonen ist zwingend not-wendig.

⃞ Bevorzugte Umgebungstemperatur für Kopfläuse sind 28–29 °C.

⃞ Eine Lyme-Borreliose gehört zu den durch Kopfläuse übertragenen Erkran-kungen.

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www.springermedizin.de/kurse-mmwFIN: MM1224rM gültig bis 5. Juli 2012

Diese CME-Fortbildungseinheit ist von der Bayerischen Landes ärztekammer mit zwei bzw. drei Punkten zur zertifizierten Fort bildung anerkannt.

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Page 7: Plagegeister auf der Kopfhaut

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