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PLUS Finanzinformationen - Einfach einen Tick besser - Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5436 15. Jahrgang - Ausgabe 02 (10.01.2020) Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag

PLUS - Heibel-Tickergetreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es um die Automobilindustrie in Europa, Japan sowie auch in den USA (ex

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Page 1: PLUS - Heibel-Tickergetreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es um die Automobilindustrie in Europa, Japan sowie auch in den USA (ex

PLUSFinanzinformationen

- Einfach einen Tick besser -

Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5436

15. Jahrgang - Ausgabe 02 (10.01.2020)Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag

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10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 2 von 19

Inhalt

01. Info-Kicker: Nur kurze Unterbrechung der Rallye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

02. So tickt die Börse: Iran, Carlos Ghosn und Wirecard sorgen für turbulenten Jahresauftakt . . . 3Tesla mehr wert als GM & Ford, Carlos Ghosns Flucht aus Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Wirecard - oder die Ohnmacht deutscher Behörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Wochenperformance der wichtigsten Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

03. Sentiment: Gesunde Rallye trotz Euphorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

04. Ausblick: Ausblick für Zinsen, Aktien, Euro und Gold sowie Portfolioanpassungen . . . . . . . . . 7

05. Umfrageergebnis Jahresausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Anleger sehen mehr Gefahren als Chancen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Gedämpfte Erwartungen für Aktien im Jahr 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Themen 2020: Geldpolitik, Handelsstreit & US-Wahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Investmentchancen: Diversifizierung bleibt wichtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Fazit: Gedämpfte Erwartung für Aktien macht Mut für 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

06. Update beobachteter Werte: Nvidia, Skyworks Solutions, American Express, TUI, Twitter, 13Nvidia: Nvidia & AMD lösen Intel ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Skyworks Solutions: 2020 wird das Jahr des 5G . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

American Express: China akzeptiert Geschäftsantrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

TUI: Ausgestoppt, nachkaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Twitter: Reihenweise Hochstufungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Wheaton Precious Metals: Ausgestoppt, abwarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

07. Übersicht HT-Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

09. An-/Ab-/Ummeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

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01. Info-Kicker:

Nur kurze Unterbrechung der

Rallye

Liebe Börsenfreunde,

Seit fünf Jahren führe ich für das Handelsblatt

jährlich eine Umfrage durch, die uns immer

wieder wichtige Anhaltspunkte für die zu erwar­

tende Jahresentwicklung gibt. Die Ergebnisse

der diesjährigen Umfrage habe ich für Sie in

Kapitel 05 ausgewertet.

Im heutigen Rückblick in Kapitel 02 gehe ich

auch kurz auf den Iran-Konflikt ein, der schon

wieder in seiner Intensität in den Hintergrund

getreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo­

hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es

um die Automobilindustrie in Europa, Japan

sowie auch in den USA (ex Tesla) bestellt ist.

Bezüglich Wirecard habe ich neue Informatio­

nen: Die Leerverkaufsquote betrug in den ver­

gangenen Monaten nicht die von deutschen

Behörden veröffentlichten knapp 5%, sondern

ist vielmehr auf 20% angewachsen! Die Infor­

mation gilt als verlässlich, auch wenn sie nur

über Twitter verbreitet wurde. Die Details dazu

lesen Sie in Kapitel 02.

Die Stimmung unter den Anlegern ist eupho­

risch, dennoch fürchte ich keine baldige Kor­

rektur ohne ein entsprechendes Ereignis. In

Kapitel 03 analysiere ich die derzeitige Senti­

ment-Verfassung der Finanzmärkte.

Im heutigen Ausblick in Kapitel 04 gehe ich

kurz auf meine Erwartungen für den Zinsmarkt,

die Aktie und Währungen sowie für das Gold

ein. Außerdem habe ich aus meinem Jahres­

rückblick der vergangenen Woche Verände­

rungen für unser Portfolio abgeleitet.

Wie immer gibt es wichtige Updates zu unse­

ren Portfoliowerten in Kapitel 06 sowie einen

tabellarischen Überblick in Kapitel 07.

Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,

take share, Ihr

Börsenschreibel

Stephan Heibel

Chefredakteur und

Herausgeber des

Heibel-Ticker

02. So tickt die Börse:

Iran, Carlos Ghosn und

Wirecard sorgen für

turbulenten Jahresauftakt

Es ist viel passiert, daher habe ich den Jah­

resausblick weiter hinten in ein eigenes Kapi­

tel 05 gestellt.

War zum Beginn der Woche noch von der

Möglichkeit eines 3. Weltkriegs zu lesen, so hat

sich diese Befürchtung inzwischen glückli­

cherweise verflüchtigt. Der Gegenschlag des

Irans fiel moderat aus und US-Präsident Trump

bemüht sich ebenfalls um eine Deeskalation.

Dabei war die Exekution des iranischen Gene­

rals durch die USA alles andere als in Ord­

nung: Trump hat sich verhalten als wäre er im

Krieg, ohne die Kriegsgefahr ausreichend zu

belegen.

Der US-Kongress hat Trump daher "bestraft":

Trump darf ohne Genehmigung des Kongres­

ses künftig nur als oberster Kriegsherr über die

Armee verfügen, andernfalls benötigt er die

Zustimmung des Kongress. Damit hat man

Trump mit einer "Strafe" belegt, die der bishe­

rigen Rechtslage entspricht. Oder anders

betrachtet: Trump hat mit der Exekution

gezeigt, dass er sich über bestehendes Recht

hinwegsetzen kann, ohne dafür zur Verant­

wortung gezogen zu werden. Es kann als

besondere Warnung an den Iran verstanden

werden, aber auch als Rückschlag für unsere

internationale Diplomatie.

Da mich in den vergangenen Tagen viele Kun­

den fragten, wie man sich im Falle einer Eska­

lation der Krise im Nahen Osten positionieren

sollte, hier die kurze Liste ... wenngleich das

aus heutiger Sicht nicht notwendig ist:

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Im Falle eines Krieges im Nahen Osten brau­

chen Sie:

1. Viel Cash,

2. Gold, vorzugsweise Barren und Münzen.

Der größte Goldproduzent heißt Barrick Gold,

der am schnellsten wachsende Goldproduzent

mit geringem geopolitischen Risiko heißt

Agnico Eagle.

3. Versorger (Telekoms & Energieversorger für

Dividende, bspw. Dt. Telekom)

4. Öl würde anspringen, daher wären Öldienst­

leister wie Schlumberger gefragt

5. Verteidigungsaktien (in Deutschland lediglich

Rheinmetall, in den USA Lockheed Martin,

General Dynamics, Raytheon)

6. Cybersecurity (in Deutschland Cyan, in den

USA Cyberark, Palo Alto Networks, Oktave,

FireEye, Crowdstrike)

Doch ich betone nochmals, derzeit sieht es

glücklicherweise nicht danach aus, als bräuch­

ten wir ein solches Kriegs-Portfolio.

Tesla mehr wert als GM & Ford, Carlos Ghosns

Flucht aus Japan

Der Börsenwert von Tesla (95 Mrd. USD) ist

inzwischen größer als General Motors (48 Mrd.

USD) und Ford (37 Mrd. USD) zusammen.

Tesla produziert 367.500 Autos im Jahr, Gene­

ral Motors und Ford jeweils über 6 Millionen.

Aber so läuft das, wenn eine etablierte Indu­

strie als "alt" abgestempelt wird.

Der Niedergang der alten Autoindustrie ist in

vollem Gange. Mir wurde das erneut vor Augen

geführt, als Carlos Ghosn in diesen Tagen vor

die Kamera trat und seine spektakuläre Flucht

aus Japan rechtfertigte. Haben Sie das mitbe­

kommen? Der ehemalige Renault-Manager

ließ sich am 29. Dezember in einem Kontra­

basskasten per Bahn zum Flughafen bringen,

von dort brachte ihn ein Privatflugzeug in den

Libanon.

Ghosn wird in Japan Steuerhinterziehung vor­

geworfen. In Summe habe er rund 15 Mio.

USD nicht angegeben, so der Vorwurf. Er hat

eine entsprechende Kaution hinterlegt. Der

Betrag und der Umstand, dass es "nur" um

Geld geht, ist in meinen Augen ein Zeichen

dafür, dass es bei diesem Fall nicht allein um

Steuerhinterziehung geht.

Carlos Ghosn ist das Wunderkind der (alten)

Autoindustrie. Er führte den defizitären franzö­

sischen Autobauer Renault zurück zu einem

profitablen Unternehmen. Sein Rezept: Harte

Kosteneinsparungen! Anfang das Jahrtau­

sends kam der traditionsreiche japanische

Autobauer Nissan auf Ghosn zu und so ent­

wickelte er Joint Ventures und Kooperationen,

setzte den Rotstift an und schaffte auch für Nis­

san die Rückkehr zu einem profitablen Unter­

nehmen. Nissan war später sogar so profita­

bel, dass man den sodann angeschlagenen

Wettbewerber Mitsubishi auffing und eine

Beteiligung einging.

Zuletzt ist sogar General Motors auf Carlos

Ghosn zugegangen, um nach Möglichkeiten zu

suchen, seinen Rotstift bei General Motors ein­

zusetzen. Da Ghosn aber zur Vorbedingung

gesetzt hatte, GM dann Renault unterzuord­

nen, war daraus nichts geworden.

Im nächsten Schritt wollte Ghosn nun Nissan

und Renault zusammenführen. Fraglos wäre er

Chef eines fusionierten Unternehmens gewor­

den, doch das passte den Nissan-Eignern

offensichtlich nicht. Also begnügte sich Ghosn

nach eigener Aussage damit, eine Holding vor­

zuschlagen, in der Nissan eigenständiger

Partner von Renault geblieben wäre. Doch

dazu kam es nicht, denn vor 13 Monaten

wurde Ghosn spektakulär verhaftet und einge­

locht. Nach eigener Aussage stand ihm lange

Zeit kein Anwalt zur Verfügung, er durfte seine

Frau nicht sehen und man legte ihm immer

wieder nahe, die Vorwürfe zuzugeben.

Über die Zeit wurden ihm einige Erleichterun­

gen zugestanden, er durfte schließlich sogar in

seine Wohnung zurück, musste sich aber täg­

lich bei den Behörden melden. Seine Frau

durfte er dennoch nicht sehen.

In dieser Situation kam er zu der Überzeugung,

dass der Prozess nicht die vermeintliche Steu­

erhinterziehung aufklären, sondern ihn ein­

fach nur aus dem Weg räumen soll. Er

beschloss zu fliehen.

Details sind rar, er soll zwei ehemalige Elite­

soldaten beauftragt haben, ihn aus dem Land

zu holen. Es gab eine Zwischenlandung in

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Istanbul, wo er in einer Kiste in ein neues Flug­

zeug getragen wurde.

Carlos Ghosn war also ein Automanager, der

wie kein zweiter den Rotstift ansetzen konnte:

Renault, Nissan, Mitsubishi und General

Motors sahen in seinem Rotstift den Weg zur

Profitabilität. Zuletzt wurde diskutiert, ob nicht

auch Peugeot unter den Renault-Konzern

schlüpfen solle, auch wenn Ghosn schon lange

nicht mehr dort ist. In Europa bleibt da nur

noch Fiat, die noch nichts mit Ghosns Rotstift

zu tun haben, sowie unsere drei großen Auto­

bauer Daimler, BMW und VW.

Ich werte das als Ritterschlag für unsere drei

großen Autobauer: Trotz Dieselskandal konnte

bislang ein Ghosn verhindert werden. Wir

haben allen Grund, stolz auf unsere Autobauer

zu sein. Doch irgendwie ist der Geschmack

dieses Lobs fad, denn ...

... wo ist eigentlich das Wachstum? Warum

kann Tesla in nur 10 Monaten eine Gigafactory

in China aus dem Boden stampfen? Warum

muss erst Tesla kommen, um Brandenburg

neues Wirtschaftsleben einzuhauchen? Kön­

nen wir wirklich stolz sein, dass es unseren

Autobauern "nicht so schlecht" geht wie den

europäischen, japanischen und US-Kollegen?

Irgendwie hat der Erfolg des Managers Carlos

Ghosn mir vor Augen geführt, wie ernst die

Situation in der deutschen Paradeindustrie tat­

sächlich ist. Ich bleibe also auch für 2020 bei

meinem Vorsatz, um die Autoindustrie hierzu­

lande einen großen Bogen zu machen. Scha­

de, Tesla ist abgehoben, aber sollte die Aktie

mal wieder zurückkommen, werde ich die

erneute Aufnahme in unser Portfolio überlegen.

Wirecard - oder die Ohnmacht deutscher

Behörden

Nein, Leerverkäufer sind da nicht am Werk,

behauptet die Financial Times immer wieder,

wenn der Aktienkurs von Wirecard im Zuge

neuer Vorwürfe abtaucht. Ich habe mir das

stets auf der offiziellen Seite angeschaut, dem

Bundesanzeiger:

https://www.bundesanzeiger.de/eban­

zwww/wexsservlet

Dort können Sie rechts im zweiten Kasten auf

"zu den Netto-Leerverkaufspositionen" klicken

und anschließend die Leerpositionen zur Wire­

card abrufen. Aktuell werden dort fünf Positio­

nen angezeigt, jeweils kleiner 2% und insge­

samt gerade einmal 4,43%. Damit notiert Wire­

card an 18. Stelle der am stärksten leerver­

kauften Aktien in Deutschland prozentual zur

Anteil ihrer ausstehenden Aktien (https://ww­

w.stockstreet.de/short-positionen/?pti­

d=2163). Ich habe daraus immer wieder meine

Zweifel gezogen, ob der Vorwurf, der insbe­

sondere von Wirecard selbst kam, Leerver­

käufer würden das Unternehmen angreifen,

stimme.

Nun hat ein Manager der Finanz-Analysefirma

S3 Daten veröffentlicht, demzufolge nicht

4,43% der Wirecard-Aktien leerverkauft sind,

sondern 20%! (https://twitter.com/ihors3/­

status/1213106575054901249?s=20) In einer

Graphik wird sogar gezeigt, dass zum Zeit­

punkt der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen

Wirecard besonders viele Aktien leerverkauft

wurden.

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Abbildung 1: Leerpositionen in Wirecard

Diese Graphik zeigt eindeutig, dass viele Leer­

verkäufer an dem Ausverkauf von Wirecard

gut verdient haben. Noch immer sind die Leer­

positionen sehr hoch, wir dürfen gespannt

sein, wie diese Positionen aufgelöst werden.

Weiterhin warten Anleger auf die in Auftrag

gegebene Untersuchung von KPMG, die viel­

leicht noch im nun laufenden ersten Quartal

veröffentlicht werden könnte. Darin sollen die

Vorwürfe dann entkräftet werden, so hoffen es

zumindest die Anleger. Ich gehe davon aus,

dass dies gelingen wird.

Dennoch bleibt es riskant, in Wirecard zu spe­

kulieren. Ich hatte mich nicht getraut, eine

spekulative Position zu eröffnen, obwohl unser

Kaufpreis bei 105 Euro unterschritten wurde.

Denn jetzt ist offensichtlich, wie mächtig die

Widersacher von Wirecard sind.

Was mich jedoch sehr nachdenklich macht, ist

der Umstand, dass 20% der Aktien leerverkauft

wurden und unsere Behörde nichts davon

weiß. Warum weiß in einem so kritischen Fall

ein Manager von S3 mehr als unsere Auf­

sichtsbehörden?

Wochenperformance der wichtigsten Indizes

INDIZES 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ

Dow Jones 28.884 0,8% 0,8%

DAX 13.483 1,8% 1,8%

Nikkei 23.851 0,8% 0,8%

Shanghai A 3.240 1,7% 1,7%

Euro/US-Dollar 1,11 -0,7% -0,7%

Euro/Yen 121,70 -0,4% -0,4%

10-Jahres-US-Anleihe 1,82% -0,12 -0,12

Umlaufrendite Dt -0,24% -0,01 -0,01

Feinunze Gold $1.559 3,1% 3,1%

Fass Brent Öl $65,40 -5,0% -5,0%

Kupfer 6.153 -0,9% -0,9%

Baltic Dry Shipping 772 -29,2% -29,2%

Bitcoin 7.816 7,2% 7,2%

03. Sentiment:

Gesunde Rallye trotz

Euphorie

Nicht einmal der plötzlich aufflammende Iran-

Konflikt kann den Aktienmärkten etwas anha­

ben, so die Erkenntnis der Vorgänge der ver­

gangenen Tage. Nach einem kurzen Schreck­

moment wartete man ängstlich auf die Antwort

des Irans. Diese fiel moderat aus und so stürm­

ten die Aktienmärkte in den vergangenen

Tagen in Richtung neue Allzeithochs.

Die Stimmung unter den Anlegern ist eupho­

risch: Einen Sentimentwert von 4,9 gab es

zuletzt Ende 2017, also vor zwei Jahren, als

die Aktienmärkte mit einer US-Unterneh­

menssteuerreform auf das neue Jahr zulie­

fen. Auch die Selbstzufriedenheit notiert wei­

terhin auf hohem Niveau. sonnten sich Anle­

ger vor kurzem noch in der guten Jahresper­

formance des abgelaufenen Jahres, so neh­

men sie diese Selbstzufriedenheit nun mit ins

neue Jahr.

Dabei ist die Erwartungshaltung durchaus

skeptisch geworden: Bullen und Bären halten

sich auf niedrigem Niveau die Waage, Neutra­

lität überwiegt. Dennoch herrscht Tatendrang,

nachdem die Feiertage eher untätig nur beob­

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achtet wurde: Die Investitionsbereitschaft ist so

hoch wie zuletzt im vergangenen Herbst, als

die Jahresendrallye losgetreten wurde.

Das Euwax-Sentiment ist deutlich zurückge­

kommen, Privatanleger haben ihre Long-Spe­

kulationen beendet und beginnen, das hohe

Kursniveau mit Put-Positionen abzusichern. In

Verbindung mit unserem Umfrageergebnis

kann also festgestellt werden, dass viele Anle­

ger ihre Feiertags-Positionierung nun mit

Gewinn auflösen und nach neuen Möglichkei­

ten schauen.

Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex

absichern, sind in den vergangenen Tagen

deutlich auf die Long-Seite gewechselt. Das

Put/Call-Verhältnis ist auf 0,8 abgesackt, ähn­

lich wie in den USA, wo auch das CBOE-Put/­

Call-Verhältnis auf 0,8 notiert. Man ist sich

offensichtlich einig, dass die Kurse in den kom­

menden Wochen weiter steigen werden.

US-Fondsmanager bleiben bei ihrer hohen

Investitionsquote (94%). US-Privatanleger wer­

den jedoch skeptisch, das Bulle/Bär-Verhältnis

ist von einem starken Bullenüberhang in der

Vorwoche auf ein neutrales Niveau zurückge­

kommen.

Der technisches Angst und Gier Indikator des

S&P 500 zeigt mit 93% extreme Gier an und

mahnt zur Vorsicht. Der Aktienmarkt ist über­

hitzt und eine Korrektur, zumindest eine kurze

Abkühlung, scheint fällig.

Interpretation

Euphorie ist nicht gleichzusetzen mit einem

panikartigen Ausverkauf auf der anderen Seite.

Während Panik ziemlich sicher den Boden

einer Korrektur markiert, kann Euphorie über

einen längeren Zeitraum andauern. Für uns

lässt sich also lediglich die Erkenntnis aus dem

Umfrageergebnis ziehen, dass wir ziemlich

spät zur Party kommen, wenn wir jetzt erst ein­

steigen.

Als bullisch muss die hohe Investitionsbe­

reitschaft der Anleger gewertet werden. Nach­

dem viele Anleger um den Jahreswechsel eher

passiv zuschauten, was sich an den Finanz­

märkten abspielt, haben sie sich nun eine Mei­

nung gebildet und wollen nachkaufen. Das

kann durchaus die Rallye weiter anfeuern.

Auch der Umstand, dass neue Allzeithochs

geschrieben werden, zieht häufig weiteres

Kaufinteresse nach sich. Hatten viele Anleger

bislang noch auf einen Rücksetzer gewartet,

der zum Kauf hätte genutzt werden sollen, so

kapitulieren sie häufig genug beim Erreichen

neuer Hochs und kaufen zu den nunmehr deut­

lich höheren Kursen ein.

Diese Rallye kann dadurch immer neue Kauf­

interessenten erzeugen, die auch bei deut­

lich höheren Kursen immer wieder frisches

Kapital in den Markt geben. Das kann so lange

weitergehen, bis etwas passiert, was die Rallye

beendet. Das können überraschend gute

Umfrageergebnisse der demokratischen Her­

ausforderer Donald Trumps sein, es kann

natürlich auch ein Rückschlag in den Verhand­

lungen mit China sein oder aber - wie zuletzt -

eine Zuspitzung der Spannungen zwischen

den USA und dem Iran. In Deutschland gibt es

ebenfalls eine ganze Reihe von möglichen Stö­

rungen, wie dem weiteren Verlauf des Brexit,

der Haushaltsdisziplin der Italiener oder aber

den Rückhalt Macron in seiner Bevölkerung,

die für Verwerfungen sorgen können.

Ohne neue Störungen jedoch dürfte die Rallye

noch eine Weile weiter laufen.

04. Ausblick:

Ausblick für Zinsen, Aktien,

Euro und Gold sowie

Portfolioanpassungen

Unter Christine Lagarde wird die EZB-Geldpo­

litik sehr locker bleiben. Sie hat sogar einen

Prozess gestartet, an dessen Ende noch im

laufenden Jahr die Rechtfertigung einer noch

lockereren Geldpolitik stehen könnte. Zumin­

dest wird das nun so erwartet.

Damit sind nun die kühnsten Träume der Heli­

koptergeld-Protegisten wahr geworden. Die

Aktienmärkte dürften im Rallye-Modus bleiben,

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bis dieser Traum Kratzer bekommt. Die Zins­

märkte hingegen dürften ebenfalls wieder in

den Rallye-Modus zurückfinden, die Umlauf­

rendite dürfte also überraschenderweise wie­

der zu fallen beginnen. Auch diese Situation

dürfte so lange anhalten, bis der Traum Kratzer

bekommt.

Damit wird auch der Immobilienmarkt weiterhin

attraktiv bleiben, denn niedrige Zinsen werden

auch in den kommenden Monaten die Finan­

zierung von Immobilien attraktiv erscheinen

lassen. Doch Vorsicht, am Immobilienmarkt

zeigen sich bereits erste Ermüdungserschei­

nungen.

Viel besser sieht es in meinen Augen am Gold­

markt aus, wo der Goldpreis gerade erst nach

vielen Jahren der Konsolidierung und Boden­

bildung erstmals nach oben ausgebrochen ist.

Nach einem solchen Ausbruch kann eine Gold­

hausse schnell mal zwei oder drei Jahre

andauern. Obwohl wir also gestern bei unserer

spekulativen Position in Wheaton Precious

Metals ausgestoppt wurden, halte ich diesen

Bereich für 2020 für am attraktivsten. Ich habe

die in Kapitel 02 genannten Titel Agnico Eagles

und Barrick Gold in meine Beobachtungsliste

genommen, wir werden dem Gold im Verlauf

des Jahres 2020 ein stärkeres Gewicht im

Portfolio geben.

Der Euro gefällt mir nach wie vor nicht beson­

ders gut: Seit 2008 werden immer tiefere Tiefs

geschrieben, ein Unterschreiten der 1,07

USD/EUR-Marke würde Kurse unter 1,05

USD/Euro ermöglichen (und wahrscheinlich

machen). Als Grund für einen weiteren Werte­

verfall kann Christine Lagarde herhalten, die

keine Anstalten zeigt, das Minuszinsumfeld zu

beenden. In den USA wird inzwischen Europa

offen als Negativ-Beispiel angeführt: Negative

Zinsen führen nicht zu mehr Investitionen, so

der wissenschaftliche Tenor in den USA. Viel­

mehr führe die dadurch hervorgerufene Verun­

sicherung zu einer Investitionszurückhaltung.

Wir haben also negative Zinsen, keine Investi­

tionen und einen Wechselkursverfall.

Das würde einmal mehr dem Exportweltmeister

Deutschland helfen, denn ein niedriger Wech­

selkurs für den Euro verbilligt die Exportpro­

dukte im Ausland. Vielleicht werden diesmal

sogar Unternehmen anderer europäischer Län­

der, Frankreich und Italien, stärker profitieren

als deutsche Unternehmen.

Aus meiner Jahresbetrachtung der Vorwoche

bleibt mir insbesondere ein Problem, das ich

noch zu lösen habe: Wir sind im Jahr 2019

sehr viele spekulative Positionen eingegangen,

um uns gegen alle Eventualitäten abzusichern.

Das war gut und hat uns unterm Strich gehol­

fen. Allerdings habe ich dadurch häufig Aktien,

die vormals zu überzeugten Wachstumskan­

didaten gehörten, in die Spekulation überführt

und umgekehrt. Ich habe festgestellt, dass

dadurch bisweilen große Chancen in den von

mir korrekt als Wachstumstitel identifizierten

Aktien vergeben wurden.

Als Lösungsmöglichkeit habe ich vor, in den

kommenden Wochen meine Wachstumskan­

didaten gegeneinander antreten zu lassen,

um die besten davon ins Portfolio zu holen und

dann für einen längeren Zeitraum dort zu

belassen.

Ich habe unser Portfolio entsprechend der

Bestände zum Jahreswechsel neu gesichtet

und die Bereichsgrößen der vier Portfoliobe­

reiche angepasst:

Der Absicherungsbereich bleibt bei 20% Port­

folioanteil, die Unternehmensanleihen Süd­

zucker und Nokia bleiben drin, wie auch die

Goldposition. Ein Kunde hat mir in den ver­

gangenen Tagen seinen Kontoauszug zuge­

schickt, aus dem ersichtlich ist, dass er unsere

Südzucker-Anleihe über flatex kaufen konnte.

Südzucker scheint also die Voraussetzungen

geschaffen zu haben, damit Privatanleger wie­

der die Anleihe kaufen können. Ich werde mich

im Frühjahr ausführlich auf die Suche nach

Alternativen für unsere beiden bislang sehr

erfolgreichen Unternehmensanleihen machen.

Grundsätzlich denke ich jedoch weiterhin, dass

die beiden Zinspapiere einen festen Platz in

jedem diversifizierten Portfolio verdienen, denn

die "Zinswende" kann ich noch nicht sehen.

Im Dividendenbereich sind wir mit der Dt. Post

und Dt. Telekom gut aufgestellt. Auch Freenet

gefällt mir, ist jedoch aus dem gleichen Sektor

wie die Telekom. Da werde ich mich mal nach

einer Alternative umschauen. Innotec hingegen

gefällt mir schon lange nicht mehr, der Kurs ist

in meinen Augen nur viel zu günstig, um die

Aktie jetzt zu verkaufen. Wenn wir auf die

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nächste Dividende zulaufen, dürfte sich die

Aktie berappen. Ich würde das dann zum Ver­

kaufen nutzen. Insgesamt bleibt es bei 4 Divi­

dendentiteln mit jeweils 7,5% Portfolioanteil,

also insgesamt 30%.

Zum Wachstumsbereich habe ich oben schon

gesagt, dass ich die Kandidaten gegeneinan­

der antreten lassen werde. Dabei werde ich die

Wachstumsbereiche 5G, autonomes Fahren

und künstliche Intelligenz abzudecken versu­

chen, aber auch innovativen Unternehmen eine

Chance geben, die mit überproportionalen

Wachstumsraten auf sich aufmerksam

machen. Derzeit haben wir vier Kandidaten mit

innovativen Geschäftsmodellen. Da ich meinen

Schwerpunkt in diesem Bereich sehe, habe ich

diesen Portfoliobereich auf nunmehr 35% des

Gesamtportfolios vergrößert, dargestellt durch

fünf unterschiedliche Aktien.

Spekuliert wird künftig mit ebenfalls fünf Aktien,

deren Einzelgewicht von bislang 2% auf nun­

mehr 3% angehoben wird. Mit 15% des Port­

folios sollten wir uns zuverlässig gegen Markt­

turbulenzen absichern können, sofern erfor­

derlich. Insbesondere spekulieren wir in die­

sem Bereich aber auch auf Ereignisse, die nur

für die entsprechende Aktie und nicht für den

Gesamtmarkt relevant sind. Die beste Portfo­

lioabsicherung bleibt, wie in den vergange­

nen Jahren gelernt, eine entsprechende Bar­

position.

05. Umfrageergebnis

Jahresausblick

Anleger sehen mehr Gefahren als Chancen

Fr, 10. Januar um 13:57 Uhr

Bereits seit fünf Jahren führe ich die Jahres­

umfrage für das Handelsblatt. Im Sinne der

Sentiment-Theorie interpretieren wir die Mehr­

heitsmeinung dahingehend, dass es unwahr­

scheinlich ist, dass genau diese Erwartung

eintritt. Vielmehr haben Untersuchungen

gezeigt, dass an den Finanzmärkten in der

Regel das Unerwartete passiert.

So wurden Aktien im Rahmen unserer Jahres­

umfrage vor einem Jahr als so unattraktiv wie

nie zuvor gesehen. Anleger versprachen sich

größere Chancen bei Edelmetallen, Nahrungs­

mitteln, Immobilien, Öl und Industriemetallen.

Tatsächlich konnten Aktien, gemessen durch

den DAX, im Jahr 2019 am besten abschnei­

den. Hier die Jahresperformance:

DAX +25,5%

Gold +18,1%

Getreide +6%

Immobilien +5%

Öl +31,8%

Kupfer +3,2%

Nur der Ölpreis stieg im Jahr 2019 noch stärker

an als die Aktienmärkte. Und sämtliche Aktien­

nmärkte zogen mit an:

Dow Jones +24,2%

Nikkei +18,2%

Shanghai A-Aktien +22%

Es hat sich also bestätigt, dass Finanzmärkte

eins ums andere mit Überraschungen aufwar­

ten. Der Geldpolitik der Notenbanken wurde

vor einem Jahr die größte Bedeutung beige­

messen, allerdings nicht in dem Sinne, wie es

nun kam: Dominierte vor einem Jahr noch die

Angst vor einem Ende der lockeren Geldpolitik,

so wissen wir heute, dass erneute Locke­

rungsübungen die Aktienmärkte angetrieben

haben.

Die Themen Brexit, die Unberechenbarkeit

Trumps sowie die italienische Verschuldung

entfalteten wider Erwarten der Mehrheit im

abgelaufenen Jahr kaum negative Wirkung.

10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 9 von 19

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So erwarteten Anleger vor einem Jahr trotz des

unmittelbar vorangegangenen Ausverkaufs im

Chaos-Dezember nur eine Jahresperformance

von 10-11% und waren damit viel zu pessimi­

stisch.

Schauen wir uns also das diesjährige Umfra­

geergebnis an und lesen daraus ab, welche

Erwartungen bereits in die Finanzmärkte „ein­

gepreist” sind.

Gedämpfte Erwartungen für Aktien im Jahr

2020

Abbildung 2: DAX-Stand Ende 2020

Im Mittel erwarten unsere Umfrageteilnehmer

für den DAX im Jahr 2020 bis Jahresende

einen Anstieg auf 13.419 Punkte. Das ent­

spricht einem Jahresplus von nur 1,3%, was

bei diesem Zeithorizont großzügig als Seit­

wärtsbewegung interpretiert werden kann.

Nach den +25% im Vorjahr gehen Anleger nun

also von einer Verschnaufpause aus.

Nur wenig besser sieht es aus, wenn wir den

Median der Anlegererwartungen selektieren:

Mit 13.750 Punkten (+3,8%) sieht es nicht viel

besser aus. Nur 20% halten einen DAX-Stand

von über 14.000 Punkten Ende 2020 für mög­

lich. Mehr als +5,7% traut also kaum jemand

dem DAX zu.

Immerhin haben Anleger kaum Angst: Nur 11%

halten einen DAX-Stand zum Jahresende von

unter 12.500 (-5,7%) für wahrscheinlich. Damit

hat die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer eine

sehr enge Bandbreite für den DAX definiert:

12.500-14.000 Punkte.

In den vergangenen 50 Jahren hat der DAX

genau vierzehn Mal mit einer negativen Jah­

resperformance abgeschlossen. Ein Plus

von weniger als 5% gab es jedoch nur viermal.

Auf ein Jahr mit über +20% im DAX folgte

sechsmal ein weiteres Jahr mit über +20%, nur

viermal folgte ein Jahr mit Verlusten. Es wäre

zu einfach, aus der guten Performance des

DAX im abgelaufenen Jahr nunmehr ein

schwaches oder neutrales Jahr abzuleiten. Es

gibt durchaus eine Reihe von Faktoren, die ein

weiteres Börsenjahr mit zweistelligem Zuwachs

erwarten lassen.

Abbildung 3: Möglicher Jahresverlauf im DAX 2020

Dabei wird ein durchaus typischer Jahresver­

lauf erwartet: Mit einem Jahreshoch im April

knapp unter 14.000 Punkten könnten die Akti­

enmärkte im Vorfeld der US-Präsident­

schaftswahlen unter Druck geraten und im

August ein Tief unter 11.700 Punkten schrei­

ben, um sich dann bis zum Jahresende bis

über 13.400 Punkte zu erholen.

Wie bereits mehrfach erwähnt sollte uns diese

konkrete Ableitung des Umfrageergebnisses

dazu bringen, uns auf andere Szenarien ein­

zustellen. Wenn also die Mehrheit für die

kommenden Monate bis April steigende Kurse

erwartet, so sollten wir die Möglichkeit einer

frühen Korrektur nicht aus dem Auge verlieren.

Die Spannungen zwischen den USA und dem

Iran könnten bereits der Anlass sein, der die

Aktienmärkte für einige Wochen in Atem hält.

10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 10 von 19

Page 11: PLUS - Heibel-Tickergetreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es um die Automobilindustrie in Europa, Japan sowie auch in den USA (ex

Abbildung 4: Erwarteter Höchststand im DAX 2020

Abbildung 5: Erwarteter Tiefststand im DAX 2020

Den Höchstkurs des Jahres erwarten die mei­

sten Anleger maximal bei 14.400 Punkten, ein

Plus von maximal 8,7%. Es ist somit im Sinne

der Sentiment-Theorie sehr wahrscheinlich,

dass der DAX im laufenden Jahr diese Hürde

überspringt.

Für einen Ausverkauf geben Anleger dem DAX

deutlich mehr Raum: immerhin 18% der Umfra­

geteilnehmer können sich ein Tief unter

10.800 Punkten vorstellen. Das würde den

DAX um -18,5% nach unten reißen.

Diese Gegenüberstellung zeigt deutlich, dass

Anleger derzeit mehr Angst vor einem Ausver­

kauf haben, als dass sie Chancen in einer Ral­

lye sehen. Eine so defensive Erwartungshal­

tung wird als bullisch interpretiert.

Themen 2020: Geldpolitik, Handelsstreit & US-

Wahlen

Abbildung 6: Bedeutung von Themen 2020

Genau wie im Jahr 2019 wird auch für 2020 die

Geldpolitik der Notenbank als wichtigster Ein­

flussfaktor für die Finanzmärkte betrachtet. Die

neue EZB-Chefin Christine Lagarde hat eine

Überarbeitung der EZB-Ziele eingeleitet. Es

wird erwartet, dass im Verlauf des Jahres

dadurch ein noch lockereres Inflationsziel defi­

niert wird und der EZB neue Argumente für

eine Fortsetzung bzw. Verstärkung der Liquidi­

tätsflutung gibt. Wenngleich das unserem

deutschen Stabilitätswunsch widerspricht, so

wird es doch positiv für die Aktienmärkte sein.

Während jedoch im Jahr 2019 der US-Noten­

bankchef Jay Powell die damaligen Erwartun­

gen mit seinem Schwenk zur lockeren Geldpo­

litik überraschte, so wird es im Jahr 2020

schwer für die Notenbanken, für Überra­

schungen zu sorgen. Wenn überhaupt, dann

wäre nunmehr ein Schwenk zu einer restrikti­

veren Geldpolitik eine Überraschung, die

Bewegung in die Finanzmärkte bringen würde.

Doch damit ist meiner Einschätzung nach vor­

erst nicht zu rechnen.

Die zweitgrößte Bedeutung für 2020 wird den

Handelsbeziehungen zwischen China und den

USA beigemessen. Ein Abkommen der Phase

1 soll am 15. Januar unterschrieben werden,

die Verhandlungen für ein Phase 2-Abkommen

werden bereits eingeleitet.

Während die Aktienmärkte im Jahr 2019 zu

Beginn aufgrund des Richtungswechsels der

US-Notenbanken anstiegen, beruhte die Rallye

zum Ende des Jahres auf der sich abzeich­

10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 11 von 19

Page 12: PLUS - Heibel-Tickergetreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es um die Automobilindustrie in Europa, Japan sowie auch in den USA (ex

nenden Teileinigung im Handelsstreit zwi­

schen China und den USA. Für Kursbewe­

gungen würde aus diesem Themenfeld also

ein Rückschlag in den Verhandlungen sorgen.

Im November wählen die USA ihren Präsi­

denten. Donald Trump stellt sich zur Wieder­

wahl, sein Herausforderer wird derzeit unter

den Demokraten ermittelt. Diese Wahl dürfte

nach Meinung der Anleger das dritte große

Thema des Jahres 2020 werden. Für eine Pro­

gnose ist es zu früh. Ich möchte meine Leser

lediglich genau wie vor vier Jahren darauf auf­

merksam machen, dass Donald Trump in den

USA bei weitem nicht so unbeliebt ist, wie er in

der deutschen Presse dargestellt wird. Seine

Wiederwahl ist nicht unmöglich, es wird span­

nend.

Den weiteren Themen schreiben unsere

Umfrageteilnehmer nur eine geringe Relevanz

zu: Die Verschuldung Europas spiele kaum

mehr eine Rolle. Kein Wunder, aus deutscher

Sicht, denn immerhin ist die Schuldenquote bei

uns von 82,5% nach der Finanzkrise im Jahr

2010 inzwischen wieder unter die Maastricht-

Hürde von 60% gesunken. Dabei wird aller­

dings übersehen, dass Italien inzwischen bei

134% angelangt ist und selbst Frankreich mit

98% alles andere als solide dasteht.

Die Ölpreisentwicklung wird meiner Einschät­

zung nach zu recht als wenig bedeutend abge­

tan: Selbst die neuen Spannungen zwischen

den USA und dem Iran haben den Ölpreis nicht

mehr in Richtung 100 USD/Fass bewegen kön­

nen. Die Gelassenheit am Energiemarkt wird

deutlicher, wenn Sie sich die Entwicklung des

zukünftigen Ölpreises anschauen: Für Futures

mit über einem Jahr Laufzeit gab es kaum

Kursänderungen nach den jüngsten Ereignis­

sen.

Daraus ist abzulesen, dass ein Ereignis am

Ölmarkt zwar kurzfristig zu Preisverzerrungen

führen kann, jedoch bereits nach kurzer Zeit

wieder ausgeglichen würde. Die USA sowie

Saudi Arabien zügeln sich in der Ölförderung,

um den Ölpreis nicht zu niedrig werden zu las­

sen. Es gibt nicht zu wenig Öl, sondern zu viel.

Jeder Förderausfall wird binnen kürzester Zeit

an anderer Stelle ausgeglichen. Einen nach­

haltigen Einfluss auf die Konjunkturent­

wicklung dürfte der Ölpreis also im Jahr 2020

kaum haben.

Trotz der Spannungen zwischen Präsident

Trump und Europa gibt es nur wenige Anleger,

die der alternativen Beziehung zu Russland

eine besondere Bedeutung zusprechen.

Der Brexit ist durch, glauben unsere Umfrage­

teilnehmer. Boris Johnson werde ein Abkom­

men aushandeln, mit dem das Schlimmste ver­

hindert werden kann. Auch hier liegt die

Gefahr in der Überraschung, wenn dies (er­

neut) nicht gelingen sollte.

Im Jahr 2021 sind wieder Bundestagswahlen in

Deutschland. Nach 16 Jahren wird Angela Mer­

kel abtreten, als Nachfolgerin steht AKK bereit.

Die Grünen erfreuen sich bester Umfragewerte

und so wird noch viel Wasser den Rhein hin­

unterfließen, bis wir wissen, wer Deutschland

künftig regieren wird. Doch diese Ungewissheit

kümmert Anleger nicht, die Kanzlerfrage wird

als völlig irrelevant abgetan.

Bei den Themen für 2020 sieht es also so aus,

dass die Geldpolitik (derzeit positive Erwar­

tung), der Handelsstreit (derzeit positive Erwar­

tung) sowie die US-Wahlen als wichtig betrach­

tet werden. Für die beiden ersten Themen liegt

die Gefahr in einer negativen Überraschung.

Für die US-Wahlen gibt es noch kaum Erwar­

tungen, die sich im Aktienmarkt niederge­

schlagen haben.

Investmentchancen: Diversifizierung bleibt

wichtig

Abbildung 7: Investmentchancen 2020

Kurz zur Erläuterung: Der grüne Balken zeigt

den Bullenüberhang gegenüber den Bären an

10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 12 von 19

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– bzw. im Falle der Anleihen den Bärenüber­

hang. Der rote Balken zeigt an, wie viele Anle­

ger sich in der jeweiligen Frage nicht zu einer

Meinung durchringen konnten. Je kleiner der

rote Balken, desto überzeugter sind die Anle­

ger von ihrer Meinung. Im Sinne der Senti­

ment-Theorie wird diese Meinung dadurch um

so gefährlicher bzw. zu einem stärkeren Kon­

traindikator.

Aktien werden wieder größere Chancen zuge­

sprochen als noch vor einem Jahr. Lediglich

Immobilien trauen Anleger eine noch bessere

Performance zu. Wenn wir uns die durch­

schnittlichen Erwartungen für Aktien vor

Augen führen, wie am Beginn des Artikels auf­

gezeigt, dann verwundert es kaum, dass die

moderate Performanceerwartung für Aktien

von Immobilien übertroffen werden soll.

Auch für Edelmetalle und Nahrungsmittel sind

Anleger optimistisch. Für Industriemetalle

sowie das Öl ist die Erwartung nur moderat

bullisch.

Genau wie im Vorjahr wird auch in diesem Jahr

weder Staatsanleihen, noch Unternehmens­

anleihen viel zugetraut. Dabei haben gerade

die beiden Unternehmensanleihen meines

Heibel-Ticker Portfolios im vergangenen Jahr

um 18% zugelegt.

Wenn also Aktien nicht viel Kursplus zugetraut

wird, aber sie dennoch als zweitbeste Invest­

mentchance gesehen werden, dann haben

Anleger ein ziemlich pessimistisches Bild von

den Finanzmärkten im Jahr 2020.

Und tatsächlich erleben Crash-Propheten in

diesen Tagen wieder Aufwind. Ein Crash

stünde bevor, mahnen viele. Zinsen können

nicht weiter sinken und Gold sei bereits zu

stark angesprungen.

In meinen Augen bleiben Edelmetalle sowie

auch Anleihen ein wichtiges Investment in

jedem diversifizierten Portfolio. Es wäre gefähr­

lich, sich nur auf Chancen im Immobilienmarkt

zu konzentrieren, da Finanzmärkte sich in der

Regel eben genau anders entwickeln als

erwartet.

Fazit: Gedämpfte Erwartung für Aktien macht

Mut für 2020

Gerade die gedämpfte Performanceerwartung

für den Aktienmarkt im Jahr 2020 macht mir

Hoffnung, da die meisten Anleger einen hefti­

gen Ausverkauf für genauso wahrscheinlich

halten wie einen nur moderaten Anstieg. Ein

überraschender Verlauf im Jahr 2020 könnte

also wie folgt aussehen:

Wir starten mit einem überraschendem, wenn

auch moderaten Ausverkauf in das neue Jahr.

Erst im Frühjahr wird ein Boden gefunden, der

jedoch noch über 12.000 Punkten liegt.

In den Sommermonaten folgt sodann eine Ral­

lye in Richtung 15.000 Punkte. Diese Marke

wird dann im Herbst deutlich übersprungen, um

nach den US-Wahlen im Sinne des „sell the

news” zu einer Konsolidierung und einem

moderaten Jahresausklang um die 14.500

Punkte zu führen.

Okay, das ist nur eine Möglichkeit, die nicht

erwartet wird. Es gibt natürlich unzählige

andere Alternativen. Wir werden nächstes Jahr

sehen, wie viel von unserer Analyse tatsächlich

eingetreten ist.

06. Update beobachteter

Werte:

Nvidia, Skyworks Solutions,

American Express, TUI,

Twitter, Wheaton Precious

Metals

Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich

auf meiner Internetseite unter www.heibel-

ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge.

Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen

jeweils aktualisierten Einschätzungen.

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Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln

Anmerkungen im Kundenbereich der Websei­

ten verfasst.

Nvidia

Generationswechsel: Nvidia & AMD lösen Intel

ab

Fr, 10. Januar um 14:54 Uhr

Aus dem Hause Intel ist immer wieder von Pro­

duktionsproblemen zu hören. Intel wurde

zum Weltkonzern, indem das Unternehmen

schneller als alle anderen Unternehmen neue­

ste Hochleistungschips in hoher Qualität und

großer Anzahl auf den Markt warf. Diese Zeiten

sind vorbei.

Nvidia und AMD haben heute diese Führungs­

rolle übernommen. Nvidia in Sachen High-End

und AMD wenn es darum geht, ein vernünfti­

ges Preis/Leistungsverhältnis anzubieten. Die

beiden Unternehmen stehen meines Erachtens

erst am Anfang ihrer Erfolgsgeschichte.

Auf der CES (Consumer Electronics Show) in

Las Vegas hat Nvidia-Finanzchefin Colette

Kress einen kurzen Überblick über die

Geschäftsfelder von Nvidia gegeben. Der Kryp­

ta-Kater ist überstanden, die Lager sind wieder

auf normalem Niveau und somit können wieder

normale Preise verlangt werden.

Zur Erinnerung: Ende 2017 war der Preis des

Bitcoins auf 20.000 USD gesprungen, für Nvi­

dia Graphikchips wurde jeder Preis bezahlt,

weil deren Rechenleistung half, neue Bitcoins

zu schürfen. Im Rahmen des Crashs des Bit­

coins auf 3.000 USD bis Ende 2018 wurden die

teuren Nvidia-Rechner auf den Markt

geschmissen, Nvidia konnte seine neuen Gra­

phikchips kaum noch verkaufen. Dieser Über­

hang ist nun seit Mitte/Ende 2019 endgültig

abgebaut.

Damit trägt das Geschäft mit Graphikchips für

Rechenzentren wieder ordentliche Gewinn­

margen. In Zeiten der künstlichen Intelligenz

bis hin zur Spracherkennung gibt es unzählige

Unternehmen, die ohne Rücksicht auf die

Kosten nur die High-End Chips in ihre Rechen­

zentren einbauen.

Raytracing ist nach wie vor das Zauberwort in

der Spielebranche: Die Echtzeitberechnung

von Lichteffekten wird von Nvidia-Chips besser

bewerkstelligt als von irgendwelchen anderen

Graphikchips. Stolz verkündet Kress, dass es

heute, nur ein Jahr nach Einführung dieser

neuen Technologie, über zwei Dutzend Spiele

und über 120 Laptops gibt, die Raytracing nut­

zen.

Neben Rechenzentren und Spielen bildet das

autonome Fahren den dritten großen

Geschäftsbereich von Nvidia. Systeme können

mit Hilfe der Nvidia-Infrastruktur eigenständig

lernen, ohne Autos durch die Welt fahren zu

lassen. Während Googles Waymo also bereits

Daten von Millionen autonom gefahrenen Kilo­

metern auswerten kann, fehlt diese Datenba­

sis vielen Autoherstellern. Mit Hilfe von Nvidia

können diese Kilometer simuliert werden.

Kress verkündet auf der CES eine entspre­

chende Partnerschaft mit DiDi, dem Uber

Chinas.

12% erwartetes Gewinnwachstum werden mit

einem KGV 2020e von 33 bewertet. Das ist

bereits sehr ambitioniert, daher haben wir Nvi­

dia auch nur als Spekulation im Portfolio. Doch

ich gehe davon aus, dass Nvidia in den kom­

menden Monaten die Gewinnerwartung nach

oben korrigieren wird.

Skyworks Solutions

2020 wird das Jahr des 5G

Fr, 10. Januar um 14:57 Uhr

"Warum sollte ich unterwegs eine Internetver­

bindung brauchen", sagten die Skeptiker vor

der Einführung von UMTS. Ich bin es leid, die­

sen Skeptikern - die heute mit ähnlichen Sprü­

chen den Sinn von 5G in Frage stellen - mög­

liche Anwendungsbeispiele aufzulisten. In der

Volkswirtschaft gibt es das Saysche Theorem,

das besagt, dass sich jedes Angebot seine

Nachfrage schafft :-). So wird es auch mit 5G

sein. Wer davon träumt, endlich unterwegs

Videos streamen zu können, der träumt zu

kurz, denn das ist mit LTE schon lange mög­

lich.

Die ständige Verbindung mit dem Internet der

Dinge, von Maschinen untereinander, von Pro­

duktionsprozessen bis hin zur Gesund­

10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 14 von 19

Page 15: PLUS - Heibel-Tickergetreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es um die Automobilindustrie in Europa, Japan sowie auch in den USA (ex

heitsindustrie und im Ausbildungssektor wird

ganz neue Produkte und Anwendungen her­

vorbringen.

Skyworks ist wie kein zweites Unternehmen für

diese Zeit vorbereitet: das Unternehmen kann

5G-Chips für Endgeräte entwickeln, die ganz

bestimmten Anforderungen genügen: Imple­

mentierung der Vorgänger-Standards, Größe,

Stromverbrauch, Verbindung mit anderen

Anwendungen, etc.

CEO Liam Griffin war ebenfalls in diesen Tagen

auf der CES und sprach über die Komplexität,

die der Generationswechsel mit sich bringe. Es

gebe nur wenige Unternehmen, die mit der

Komplexität umgehen könnten. Diese würden

jedoch großartige Geschäfte machen können.

Das Gewinnwachstum von 14% p.a. wird mit

einem KGV 2020e von 16 bewertet, viel zu

niedrig. Skyworks ist ein Produzent von Mas­

senprodukten, der vor einem Nachfrage­

schub steht. Das Unternehmen sei bereit, die

Produktion hochzufahren, so Griffin.

Die niedrige Bewertung wurde durch den Han­

delsstreit mit China erzeugt. Auch ohne China

ist Skyworks nun günstig. Sollte sich die Situa­

tion mit China weiter entspannen und gegebe­

nenfalls das China-Geschäft wieder angegan­

gen werden, dann kann die Aktie deutlich

anspringen.

American Express

China akzeptiert Geschäftsantrag

Fr, 10. Januar um 14:53 Uhr

American Express hat beantragt, in China

eigene Geschäfte ohne die bislang obligato­

rischen 49/51-Jointventures zu machen.

Unsere Spekulation beruht darauf, dass Ame­

rican Express im Rahmen der Verhandlungen

im Handelsstreit die erste ausländische Finan­

zinstitution sein wird, die in China eine

100%ige Tochter betreiben darf. Mit der

Annahme des Antrags ist ein wichtiger Schritt

in Richtung Genehmigung getan. Wann mit

einer Genehmigung zu rechnen ist, weiß ich

jedoch leider nicht.

Die Aktie reagiert positiv mit aktuell +1,3%.

Nachbemerkung: Der Iran hat gestern Raketen

aus US-Basen im Irak gefeuert, keine Verletz­

ten. Wenn das die Reaktion auf die Exekution

des iranischen Generals war, dann ist sie

moderat ausgefallen. Die Märkte haben dann

allen Grund für eine Rallye.

Nachbemerkung 2: Ich habe soeben die 2

Stunden und 20 Minuten dauernde Presse­

konferenz von Carlos Goshn gesehen, dem

ex-Renault- und Nissan-CEO, der in Japan

inhaftiert war und in den Feiertagen im Kontra­

bass flüchtete. Nichts ist spannender als Wirt­

schaft.

TUI

Ausgestoppt, nachkaufen

Fr, 10. Januar um 14:59 Uhr

Der Absturz / Abschuss einer Boeing 737-800,

dem Vorgängermodell der 737MAX, im Iran

haben die TUI-Aktie unter unseren Stopp Loss

gedrückt. Der Vorfall ist gleich mehrfach bri­

sant: Der Iran sprach schneller von einem tech­

nischen Defekt als Ursache, als irgendeine

verlässliche Untersuchung gestartet werden

konnte. Außerdem spricht gegen einen techni­

schen Defekt, dass es keinen entsprechenden

Funkspruch gab.

Sollte sich die iranische Version dennoch als

richtig herausstellen, hätte Boeing nicht nur

Probleme mit dem 737MAX, sondern gleich

auch noch mit dem Vorgängermodell und einer

der wohl am häufigsten verkauften Maschinen.

Sollte sich diese Version als richtig heraus­

stellen, dann würde Boeing nun endgültig in

eine existentielle Krise stürzen.

Doch neben der Behauptung, ein technischer

Defekt sei für den Absturz verantwortlich,

haben die iranischen Behörden bislang noch

keine weiteren Details bekannt gegeben, also

auch keine Erklärung, was genau kaputt gewe­

sen sein könnte.

Auf der anderen Seite liefert der Westen

erdrückende Beweise dafür, dass die Maschine

gegebenenfalls versehentlich durch die irani­

sche Flugabwehr abgeschossen worden sein

könnte. Videoaufnahmen, Raketenteile und

Augenzeugen bestätigen diese Theorie. Glück­

licherweise wird immer wieder der Begriff

10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 15 von 19

Page 16: PLUS - Heibel-Tickergetreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es um die Automobilindustrie in Europa, Japan sowie auch in den USA (ex

"versehentlich" strapaziert, was eine weitere

Eskalation im Konflikt zwischen den USA und

dem Iran wohl nicht befürchten lässt.

So ist die TUI-Aktie in einer erste Reaktion

unter 11 Euro gerutscht, unsere Position wurde

ausgestoppt. Direkt anschließend, als die west­

liche Version bekannt wurde, stieg sie wieder

auf ihr ursprüngliches Niveau an.

Der Iran-Konflikt hat mir gezeigt, dass die Akti­

enmärkte in einer wesentlich stabileren Ver­

fassung sind als noch vor zwei Wochen nach

der jüngsten Rallye geglaubt. Einen stärkeren

Rücksetzer erwarte ich entsprechend erst ein­

mal nicht. Daher würde ich die Position in TUI

umgehend wieder eröffnen, die Aktie notiert nur

knapp über unserem Stopp-Kurs bei aktuell

11,11 EUR (Xetra 13:29 Uhr).

Twitter

Reihenweise Hochstufungen

Fr, 10. Januar um 15:00 Uhr

Twitter wurde in den vergangenen Tagen von

einer ganzen Reihe von Analysten hochgestuft.

Die Begründung war jeweils in der niedrigen

Bewertung des Unternehmens zu finden: Zwar

seilte sich CEO Jack Dorsey nach Afrika ab

und zwar verzichte das Unternehmen zugun­

sten moralischer Ziele auf einen Großteil der

Werbeeinnahme (Verbot politischer Werbung!),

aber dennoch sei die Aktie inzwischen attraktiv

bewertet und es bestehe die Chance für posi­

tive Überraschungen im laufenden Jahr, insbe­

sondere in der zweiten Jahreshälfte.

So sieht ein Boden aus: Was die Aktie in den

Keller getrieben hat, ist inzwischen bekannt.

Doch das Unternehmen wird weiter bestehen

und Wege finden, Geld zu verdienen. Daher ist

es nur eine Frage der Zeit, bis der Gewinn

anspringt. Und in freudiger Erwartung dessen

ziehen Analysten schon mal ihre Kursziele an.

Wheaton Precious Metals

Ausgestoppt, abwarten

Fr, 10. Januar um 15:01 Uhr

Auch Wheaton Precious Metal wurde gestern

ausgestoppt. Die Goldrallye ist vorerst been­

det, nachdem eine weitere Eskalation zwischen

dem Iran und den USA derzeit vorerst nicht

erfolgt. Die Aktienmärkte haben Fahrt aufge­

nommen, daher warte ich mit dem Wieder­

einstieg in diese Position vorerst noch ein

wenig ab.

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07. Übersicht HT-Portfolio

Spekulation (≈15%) =10,3% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 5x3% !

TUI TUAG00 10,94 € -4% -4% 1,8% B

Twitter A1W6XZ 29,59 € 2% 2% 2,1% B

Wheaton Precious Metals A2DRBP 25,18 € -6% 0% 0,0% A

Skyworks Solutions 857760 108,50 € -1% -1% 2,2% A

Nvidia 918422 221,20 € 5% 5% 2,2% A

American Express WAF300 115,04 € 3% 3% 2,1% A

Wachstum (≈35%) =24,6% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 5x7% !

BB Biotech A0NFN3 61,20 € 0% 0% 7,2% B

Zuora A2JHJJ 13,40 € 6% 6% 7,6% A

Zooplus 511170 79,00 € -7% -7% 6,0% A

Spotify A2JEGN 141,55 € 4% 4% 3,8% A

Dividende (≈30%) = 21,7% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 4x7,5% !

Innotec 540510 9,80 € -3% -3% 5,3% C

Freenet A0Z2ZZ 21,11 € 3% 3% 8,8% B

Deutsche Post 555200 34,05 € 0% 0% 3,9% C

Deutsche Telekom 555750 14,76 € 1% 1% 3,7% B

Absicherung (≈20%) =18,8% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 3x7% !

Goldbarren 100 gr 100 gr. 4.430,00 € 2% 2% 7,9% A

Südzucker-Anleihe A0E6FU 89,45% 3% 3% 7,4% A

Nokia-Anleihe A0T9L2 119,00% 4% 4% 3,5% B

Cashquote

Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018 1% 1% 24,5%

Ergebnis seit 2019 0,0%

Heibel-Ticker Gewichtung Anzahl Positionen angestrebte Positionsgröße

Portfolio Ziel Soll Ist Soll Ist

Spekulation Ereignis 10% 10,3% 5 5 2%

Wachstum Enkelkinder 30% 24,6% 4 4 7,5%

Dividende Urlaub 25% 21,7% 3 4 8%

Absicherung Zins & Gold 20% 18,8% 3 3 6,7%

Summe 85% 75,5% 15 16

Anmerkungen:

- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der

beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.

- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.

- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.

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- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.

- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.

Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:

A – Top-Aktie mit günstigem Kurs, 

B – Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen 

C – Kurssprünge zum Verkaufen nutzen, 

D – bei Gelegenheit Verkaufen, 

E – Sofort Verkaufen 

Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.

Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die

Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch

niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.

Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:

- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,

- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,

- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.

Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche

mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken

für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.

Eine erfolgreiche Börsenwoche,

take share

Stephan Heibel

http://heibel-ticker.de

mailto:info/at/heibel-ticker/./de

08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise

Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachge­

machte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit

Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas

für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)

Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen

Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abge­

segnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwen­

dung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.

Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar

keine Anlageempfehlungen dar.

Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anle­

gern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tief­

greifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die

eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.

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Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der

Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Quellen:

Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von

finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt

ist.

Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen

Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betref­

fenden Unternehmen

09. An-/Ab-/Ummeldung

Ihre eMail Adresse oder Adressdaten ändern Sie bitte mit Ihrer bestehenden eMail Adresse und Ihrem

Passwort unter

http://www.heibel-ticker.de

oder senden Sie uns einfach eine entsprechende eMail an:

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