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PLUSFinanzinformationen
- Einfach einen Tick besser -
Deutsche Bibliothek : ISSN 1862-5436
15. Jahrgang - Ausgabe 02 (10.01.2020)Erscheinungsweise: wöchentlich Freitag/Samstag
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 2 von 19
Inhalt
01. Info-Kicker: Nur kurze Unterbrechung der Rallye . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
02. So tickt die Börse: Iran, Carlos Ghosn und Wirecard sorgen für turbulenten Jahresauftakt . . . 3Tesla mehr wert als GM & Ford, Carlos Ghosns Flucht aus Japan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Wirecard - oder die Ohnmacht deutscher Behörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Wochenperformance der wichtigsten Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
03. Sentiment: Gesunde Rallye trotz Euphorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
04. Ausblick: Ausblick für Zinsen, Aktien, Euro und Gold sowie Portfolioanpassungen . . . . . . . . . 7
05. Umfrageergebnis Jahresausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Anleger sehen mehr Gefahren als Chancen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Gedämpfte Erwartungen für Aktien im Jahr 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Themen 2020: Geldpolitik, Handelsstreit & US-Wahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Investmentchancen: Diversifizierung bleibt wichtig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Fazit: Gedämpfte Erwartung für Aktien macht Mut für 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
06. Update beobachteter Werte: Nvidia, Skyworks Solutions, American Express, TUI, Twitter, 13Nvidia: Nvidia & AMD lösen Intel ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Skyworks Solutions: 2020 wird das Jahr des 5G . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
American Express: China akzeptiert Geschäftsantrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
TUI: Ausgestoppt, nachkaufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Twitter: Reihenweise Hochstufungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Wheaton Precious Metals: Ausgestoppt, abwarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
07. Übersicht HT-Portfolio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
09. An-/Ab-/Ummeldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
01. Info-Kicker:
Nur kurze Unterbrechung der
Rallye
Liebe Börsenfreunde,
Seit fünf Jahren führe ich für das Handelsblatt
jährlich eine Umfrage durch, die uns immer
wieder wichtige Anhaltspunkte für die zu erwar
tende Jahresentwicklung gibt. Die Ergebnisse
der diesjährigen Umfrage habe ich für Sie in
Kapitel 05 ausgewertet.
Im heutigen Rückblick in Kapitel 02 gehe ich
auch kurz auf den Iran-Konflikt ein, der schon
wieder in seiner Intensität in den Hintergrund
getreten ist. Carlos Ghosn ist aus Japan geflo
hen. Seine Geschichte zeigt, wie schlecht es
um die Automobilindustrie in Europa, Japan
sowie auch in den USA (ex Tesla) bestellt ist.
Bezüglich Wirecard habe ich neue Informatio
nen: Die Leerverkaufsquote betrug in den ver
gangenen Monaten nicht die von deutschen
Behörden veröffentlichten knapp 5%, sondern
ist vielmehr auf 20% angewachsen! Die Infor
mation gilt als verlässlich, auch wenn sie nur
über Twitter verbreitet wurde. Die Details dazu
lesen Sie in Kapitel 02.
Die Stimmung unter den Anlegern ist eupho
risch, dennoch fürchte ich keine baldige Kor
rektur ohne ein entsprechendes Ereignis. In
Kapitel 03 analysiere ich die derzeitige Senti
ment-Verfassung der Finanzmärkte.
Im heutigen Ausblick in Kapitel 04 gehe ich
kurz auf meine Erwartungen für den Zinsmarkt,
die Aktie und Währungen sowie für das Gold
ein. Außerdem habe ich aus meinem Jahres
rückblick der vergangenen Woche Verände
rungen für unser Portfolio abgeleitet.
Wie immer gibt es wichtige Updates zu unse
ren Portfoliowerten in Kapitel 06 sowie einen
tabellarischen Überblick in Kapitel 07.
Nun wünsche ich eine anregende Lektüre,
take share, Ihr
Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und
Herausgeber des
Heibel-Ticker
02. So tickt die Börse:
Iran, Carlos Ghosn und
Wirecard sorgen für
turbulenten Jahresauftakt
Es ist viel passiert, daher habe ich den Jah
resausblick weiter hinten in ein eigenes Kapi
tel 05 gestellt.
War zum Beginn der Woche noch von der
Möglichkeit eines 3. Weltkriegs zu lesen, so hat
sich diese Befürchtung inzwischen glückli
cherweise verflüchtigt. Der Gegenschlag des
Irans fiel moderat aus und US-Präsident Trump
bemüht sich ebenfalls um eine Deeskalation.
Dabei war die Exekution des iranischen Gene
rals durch die USA alles andere als in Ord
nung: Trump hat sich verhalten als wäre er im
Krieg, ohne die Kriegsgefahr ausreichend zu
belegen.
Der US-Kongress hat Trump daher "bestraft":
Trump darf ohne Genehmigung des Kongres
ses künftig nur als oberster Kriegsherr über die
Armee verfügen, andernfalls benötigt er die
Zustimmung des Kongress. Damit hat man
Trump mit einer "Strafe" belegt, die der bishe
rigen Rechtslage entspricht. Oder anders
betrachtet: Trump hat mit der Exekution
gezeigt, dass er sich über bestehendes Recht
hinwegsetzen kann, ohne dafür zur Verant
wortung gezogen zu werden. Es kann als
besondere Warnung an den Iran verstanden
werden, aber auch als Rückschlag für unsere
internationale Diplomatie.
Da mich in den vergangenen Tagen viele Kun
den fragten, wie man sich im Falle einer Eska
lation der Krise im Nahen Osten positionieren
sollte, hier die kurze Liste ... wenngleich das
aus heutiger Sicht nicht notwendig ist:
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 3 von 19
Im Falle eines Krieges im Nahen Osten brau
chen Sie:
1. Viel Cash,
2. Gold, vorzugsweise Barren und Münzen.
Der größte Goldproduzent heißt Barrick Gold,
der am schnellsten wachsende Goldproduzent
mit geringem geopolitischen Risiko heißt
Agnico Eagle.
3. Versorger (Telekoms & Energieversorger für
Dividende, bspw. Dt. Telekom)
4. Öl würde anspringen, daher wären Öldienst
leister wie Schlumberger gefragt
5. Verteidigungsaktien (in Deutschland lediglich
Rheinmetall, in den USA Lockheed Martin,
General Dynamics, Raytheon)
6. Cybersecurity (in Deutschland Cyan, in den
USA Cyberark, Palo Alto Networks, Oktave,
FireEye, Crowdstrike)
Doch ich betone nochmals, derzeit sieht es
glücklicherweise nicht danach aus, als bräuch
ten wir ein solches Kriegs-Portfolio.
Tesla mehr wert als GM & Ford, Carlos Ghosns
Flucht aus Japan
Der Börsenwert von Tesla (95 Mrd. USD) ist
inzwischen größer als General Motors (48 Mrd.
USD) und Ford (37 Mrd. USD) zusammen.
Tesla produziert 367.500 Autos im Jahr, Gene
ral Motors und Ford jeweils über 6 Millionen.
Aber so läuft das, wenn eine etablierte Indu
strie als "alt" abgestempelt wird.
Der Niedergang der alten Autoindustrie ist in
vollem Gange. Mir wurde das erneut vor Augen
geführt, als Carlos Ghosn in diesen Tagen vor
die Kamera trat und seine spektakuläre Flucht
aus Japan rechtfertigte. Haben Sie das mitbe
kommen? Der ehemalige Renault-Manager
ließ sich am 29. Dezember in einem Kontra
basskasten per Bahn zum Flughafen bringen,
von dort brachte ihn ein Privatflugzeug in den
Libanon.
Ghosn wird in Japan Steuerhinterziehung vor
geworfen. In Summe habe er rund 15 Mio.
USD nicht angegeben, so der Vorwurf. Er hat
eine entsprechende Kaution hinterlegt. Der
Betrag und der Umstand, dass es "nur" um
Geld geht, ist in meinen Augen ein Zeichen
dafür, dass es bei diesem Fall nicht allein um
Steuerhinterziehung geht.
Carlos Ghosn ist das Wunderkind der (alten)
Autoindustrie. Er führte den defizitären franzö
sischen Autobauer Renault zurück zu einem
profitablen Unternehmen. Sein Rezept: Harte
Kosteneinsparungen! Anfang das Jahrtau
sends kam der traditionsreiche japanische
Autobauer Nissan auf Ghosn zu und so ent
wickelte er Joint Ventures und Kooperationen,
setzte den Rotstift an und schaffte auch für Nis
san die Rückkehr zu einem profitablen Unter
nehmen. Nissan war später sogar so profita
bel, dass man den sodann angeschlagenen
Wettbewerber Mitsubishi auffing und eine
Beteiligung einging.
Zuletzt ist sogar General Motors auf Carlos
Ghosn zugegangen, um nach Möglichkeiten zu
suchen, seinen Rotstift bei General Motors ein
zusetzen. Da Ghosn aber zur Vorbedingung
gesetzt hatte, GM dann Renault unterzuord
nen, war daraus nichts geworden.
Im nächsten Schritt wollte Ghosn nun Nissan
und Renault zusammenführen. Fraglos wäre er
Chef eines fusionierten Unternehmens gewor
den, doch das passte den Nissan-Eignern
offensichtlich nicht. Also begnügte sich Ghosn
nach eigener Aussage damit, eine Holding vor
zuschlagen, in der Nissan eigenständiger
Partner von Renault geblieben wäre. Doch
dazu kam es nicht, denn vor 13 Monaten
wurde Ghosn spektakulär verhaftet und einge
locht. Nach eigener Aussage stand ihm lange
Zeit kein Anwalt zur Verfügung, er durfte seine
Frau nicht sehen und man legte ihm immer
wieder nahe, die Vorwürfe zuzugeben.
Über die Zeit wurden ihm einige Erleichterun
gen zugestanden, er durfte schließlich sogar in
seine Wohnung zurück, musste sich aber täg
lich bei den Behörden melden. Seine Frau
durfte er dennoch nicht sehen.
In dieser Situation kam er zu der Überzeugung,
dass der Prozess nicht die vermeintliche Steu
erhinterziehung aufklären, sondern ihn ein
fach nur aus dem Weg räumen soll. Er
beschloss zu fliehen.
Details sind rar, er soll zwei ehemalige Elite
soldaten beauftragt haben, ihn aus dem Land
zu holen. Es gab eine Zwischenlandung in
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 4 von 19
Istanbul, wo er in einer Kiste in ein neues Flug
zeug getragen wurde.
Carlos Ghosn war also ein Automanager, der
wie kein zweiter den Rotstift ansetzen konnte:
Renault, Nissan, Mitsubishi und General
Motors sahen in seinem Rotstift den Weg zur
Profitabilität. Zuletzt wurde diskutiert, ob nicht
auch Peugeot unter den Renault-Konzern
schlüpfen solle, auch wenn Ghosn schon lange
nicht mehr dort ist. In Europa bleibt da nur
noch Fiat, die noch nichts mit Ghosns Rotstift
zu tun haben, sowie unsere drei großen Auto
bauer Daimler, BMW und VW.
Ich werte das als Ritterschlag für unsere drei
großen Autobauer: Trotz Dieselskandal konnte
bislang ein Ghosn verhindert werden. Wir
haben allen Grund, stolz auf unsere Autobauer
zu sein. Doch irgendwie ist der Geschmack
dieses Lobs fad, denn ...
... wo ist eigentlich das Wachstum? Warum
kann Tesla in nur 10 Monaten eine Gigafactory
in China aus dem Boden stampfen? Warum
muss erst Tesla kommen, um Brandenburg
neues Wirtschaftsleben einzuhauchen? Kön
nen wir wirklich stolz sein, dass es unseren
Autobauern "nicht so schlecht" geht wie den
europäischen, japanischen und US-Kollegen?
Irgendwie hat der Erfolg des Managers Carlos
Ghosn mir vor Augen geführt, wie ernst die
Situation in der deutschen Paradeindustrie tat
sächlich ist. Ich bleibe also auch für 2020 bei
meinem Vorsatz, um die Autoindustrie hierzu
lande einen großen Bogen zu machen. Scha
de, Tesla ist abgehoben, aber sollte die Aktie
mal wieder zurückkommen, werde ich die
erneute Aufnahme in unser Portfolio überlegen.
Wirecard - oder die Ohnmacht deutscher
Behörden
Nein, Leerverkäufer sind da nicht am Werk,
behauptet die Financial Times immer wieder,
wenn der Aktienkurs von Wirecard im Zuge
neuer Vorwürfe abtaucht. Ich habe mir das
stets auf der offiziellen Seite angeschaut, dem
Bundesanzeiger:
https://www.bundesanzeiger.de/eban
zwww/wexsservlet
Dort können Sie rechts im zweiten Kasten auf
"zu den Netto-Leerverkaufspositionen" klicken
und anschließend die Leerpositionen zur Wire
card abrufen. Aktuell werden dort fünf Positio
nen angezeigt, jeweils kleiner 2% und insge
samt gerade einmal 4,43%. Damit notiert Wire
card an 18. Stelle der am stärksten leerver
kauften Aktien in Deutschland prozentual zur
Anteil ihrer ausstehenden Aktien (https://ww
w.stockstreet.de/short-positionen/?pti
d=2163). Ich habe daraus immer wieder meine
Zweifel gezogen, ob der Vorwurf, der insbe
sondere von Wirecard selbst kam, Leerver
käufer würden das Unternehmen angreifen,
stimme.
Nun hat ein Manager der Finanz-Analysefirma
S3 Daten veröffentlicht, demzufolge nicht
4,43% der Wirecard-Aktien leerverkauft sind,
sondern 20%! (https://twitter.com/ihors3/
status/1213106575054901249?s=20) In einer
Graphik wird sogar gezeigt, dass zum Zeit
punkt der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen
Wirecard besonders viele Aktien leerverkauft
wurden.
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 5 von 19
Abbildung 1: Leerpositionen in Wirecard
Diese Graphik zeigt eindeutig, dass viele Leer
verkäufer an dem Ausverkauf von Wirecard
gut verdient haben. Noch immer sind die Leer
positionen sehr hoch, wir dürfen gespannt
sein, wie diese Positionen aufgelöst werden.
Weiterhin warten Anleger auf die in Auftrag
gegebene Untersuchung von KPMG, die viel
leicht noch im nun laufenden ersten Quartal
veröffentlicht werden könnte. Darin sollen die
Vorwürfe dann entkräftet werden, so hoffen es
zumindest die Anleger. Ich gehe davon aus,
dass dies gelingen wird.
Dennoch bleibt es riskant, in Wirecard zu spe
kulieren. Ich hatte mich nicht getraut, eine
spekulative Position zu eröffnen, obwohl unser
Kaufpreis bei 105 Euro unterschritten wurde.
Denn jetzt ist offensichtlich, wie mächtig die
Widersacher von Wirecard sind.
Was mich jedoch sehr nachdenklich macht, ist
der Umstand, dass 20% der Aktien leerverkauft
wurden und unsere Behörde nichts davon
weiß. Warum weiß in einem so kritischen Fall
ein Manager von S3 mehr als unsere Auf
sichtsbehörden?
Wochenperformance der wichtigsten Indizes
INDIZES 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ
Dow Jones 28.884 0,8% 0,8%
DAX 13.483 1,8% 1,8%
Nikkei 23.851 0,8% 0,8%
Shanghai A 3.240 1,7% 1,7%
Euro/US-Dollar 1,11 -0,7% -0,7%
Euro/Yen 121,70 -0,4% -0,4%
10-Jahres-US-Anleihe 1,82% -0,12 -0,12
Umlaufrendite Dt -0,24% -0,01 -0,01
Feinunze Gold $1.559 3,1% 3,1%
Fass Brent Öl $65,40 -5,0% -5,0%
Kupfer 6.153 -0,9% -0,9%
Baltic Dry Shipping 772 -29,2% -29,2%
Bitcoin 7.816 7,2% 7,2%
03. Sentiment:
Gesunde Rallye trotz
Euphorie
Nicht einmal der plötzlich aufflammende Iran-
Konflikt kann den Aktienmärkten etwas anha
ben, so die Erkenntnis der Vorgänge der ver
gangenen Tage. Nach einem kurzen Schreck
moment wartete man ängstlich auf die Antwort
des Irans. Diese fiel moderat aus und so stürm
ten die Aktienmärkte in den vergangenen
Tagen in Richtung neue Allzeithochs.
Die Stimmung unter den Anlegern ist eupho
risch: Einen Sentimentwert von 4,9 gab es
zuletzt Ende 2017, also vor zwei Jahren, als
die Aktienmärkte mit einer US-Unterneh
menssteuerreform auf das neue Jahr zulie
fen. Auch die Selbstzufriedenheit notiert wei
terhin auf hohem Niveau. sonnten sich Anle
ger vor kurzem noch in der guten Jahresper
formance des abgelaufenen Jahres, so neh
men sie diese Selbstzufriedenheit nun mit ins
neue Jahr.
Dabei ist die Erwartungshaltung durchaus
skeptisch geworden: Bullen und Bären halten
sich auf niedrigem Niveau die Waage, Neutra
lität überwiegt. Dennoch herrscht Tatendrang,
nachdem die Feiertage eher untätig nur beob
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 6 von 19
achtet wurde: Die Investitionsbereitschaft ist so
hoch wie zuletzt im vergangenen Herbst, als
die Jahresendrallye losgetreten wurde.
Das Euwax-Sentiment ist deutlich zurückge
kommen, Privatanleger haben ihre Long-Spe
kulationen beendet und beginnen, das hohe
Kursniveau mit Put-Positionen abzusichern. In
Verbindung mit unserem Umfrageergebnis
kann also festgestellt werden, dass viele Anle
ger ihre Feiertags-Positionierung nun mit
Gewinn auflösen und nach neuen Möglichkei
ten schauen.
Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex
absichern, sind in den vergangenen Tagen
deutlich auf die Long-Seite gewechselt. Das
Put/Call-Verhältnis ist auf 0,8 abgesackt, ähn
lich wie in den USA, wo auch das CBOE-Put/
Call-Verhältnis auf 0,8 notiert. Man ist sich
offensichtlich einig, dass die Kurse in den kom
menden Wochen weiter steigen werden.
US-Fondsmanager bleiben bei ihrer hohen
Investitionsquote (94%). US-Privatanleger wer
den jedoch skeptisch, das Bulle/Bär-Verhältnis
ist von einem starken Bullenüberhang in der
Vorwoche auf ein neutrales Niveau zurückge
kommen.
Der technisches Angst und Gier Indikator des
S&P 500 zeigt mit 93% extreme Gier an und
mahnt zur Vorsicht. Der Aktienmarkt ist über
hitzt und eine Korrektur, zumindest eine kurze
Abkühlung, scheint fällig.
Interpretation
Euphorie ist nicht gleichzusetzen mit einem
panikartigen Ausverkauf auf der anderen Seite.
Während Panik ziemlich sicher den Boden
einer Korrektur markiert, kann Euphorie über
einen längeren Zeitraum andauern. Für uns
lässt sich also lediglich die Erkenntnis aus dem
Umfrageergebnis ziehen, dass wir ziemlich
spät zur Party kommen, wenn wir jetzt erst ein
steigen.
Als bullisch muss die hohe Investitionsbe
reitschaft der Anleger gewertet werden. Nach
dem viele Anleger um den Jahreswechsel eher
passiv zuschauten, was sich an den Finanz
märkten abspielt, haben sie sich nun eine Mei
nung gebildet und wollen nachkaufen. Das
kann durchaus die Rallye weiter anfeuern.
Auch der Umstand, dass neue Allzeithochs
geschrieben werden, zieht häufig weiteres
Kaufinteresse nach sich. Hatten viele Anleger
bislang noch auf einen Rücksetzer gewartet,
der zum Kauf hätte genutzt werden sollen, so
kapitulieren sie häufig genug beim Erreichen
neuer Hochs und kaufen zu den nunmehr deut
lich höheren Kursen ein.
Diese Rallye kann dadurch immer neue Kauf
interessenten erzeugen, die auch bei deut
lich höheren Kursen immer wieder frisches
Kapital in den Markt geben. Das kann so lange
weitergehen, bis etwas passiert, was die Rallye
beendet. Das können überraschend gute
Umfrageergebnisse der demokratischen Her
ausforderer Donald Trumps sein, es kann
natürlich auch ein Rückschlag in den Verhand
lungen mit China sein oder aber - wie zuletzt -
eine Zuspitzung der Spannungen zwischen
den USA und dem Iran. In Deutschland gibt es
ebenfalls eine ganze Reihe von möglichen Stö
rungen, wie dem weiteren Verlauf des Brexit,
der Haushaltsdisziplin der Italiener oder aber
den Rückhalt Macron in seiner Bevölkerung,
die für Verwerfungen sorgen können.
Ohne neue Störungen jedoch dürfte die Rallye
noch eine Weile weiter laufen.
04. Ausblick:
Ausblick für Zinsen, Aktien,
Euro und Gold sowie
Portfolioanpassungen
Unter Christine Lagarde wird die EZB-Geldpo
litik sehr locker bleiben. Sie hat sogar einen
Prozess gestartet, an dessen Ende noch im
laufenden Jahr die Rechtfertigung einer noch
lockereren Geldpolitik stehen könnte. Zumin
dest wird das nun so erwartet.
Damit sind nun die kühnsten Träume der Heli
koptergeld-Protegisten wahr geworden. Die
Aktienmärkte dürften im Rallye-Modus bleiben,
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 7 von 19
bis dieser Traum Kratzer bekommt. Die Zins
märkte hingegen dürften ebenfalls wieder in
den Rallye-Modus zurückfinden, die Umlauf
rendite dürfte also überraschenderweise wie
der zu fallen beginnen. Auch diese Situation
dürfte so lange anhalten, bis der Traum Kratzer
bekommt.
Damit wird auch der Immobilienmarkt weiterhin
attraktiv bleiben, denn niedrige Zinsen werden
auch in den kommenden Monaten die Finan
zierung von Immobilien attraktiv erscheinen
lassen. Doch Vorsicht, am Immobilienmarkt
zeigen sich bereits erste Ermüdungserschei
nungen.
Viel besser sieht es in meinen Augen am Gold
markt aus, wo der Goldpreis gerade erst nach
vielen Jahren der Konsolidierung und Boden
bildung erstmals nach oben ausgebrochen ist.
Nach einem solchen Ausbruch kann eine Gold
hausse schnell mal zwei oder drei Jahre
andauern. Obwohl wir also gestern bei unserer
spekulativen Position in Wheaton Precious
Metals ausgestoppt wurden, halte ich diesen
Bereich für 2020 für am attraktivsten. Ich habe
die in Kapitel 02 genannten Titel Agnico Eagles
und Barrick Gold in meine Beobachtungsliste
genommen, wir werden dem Gold im Verlauf
des Jahres 2020 ein stärkeres Gewicht im
Portfolio geben.
Der Euro gefällt mir nach wie vor nicht beson
ders gut: Seit 2008 werden immer tiefere Tiefs
geschrieben, ein Unterschreiten der 1,07
USD/EUR-Marke würde Kurse unter 1,05
USD/Euro ermöglichen (und wahrscheinlich
machen). Als Grund für einen weiteren Werte
verfall kann Christine Lagarde herhalten, die
keine Anstalten zeigt, das Minuszinsumfeld zu
beenden. In den USA wird inzwischen Europa
offen als Negativ-Beispiel angeführt: Negative
Zinsen führen nicht zu mehr Investitionen, so
der wissenschaftliche Tenor in den USA. Viel
mehr führe die dadurch hervorgerufene Verun
sicherung zu einer Investitionszurückhaltung.
Wir haben also negative Zinsen, keine Investi
tionen und einen Wechselkursverfall.
Das würde einmal mehr dem Exportweltmeister
Deutschland helfen, denn ein niedriger Wech
selkurs für den Euro verbilligt die Exportpro
dukte im Ausland. Vielleicht werden diesmal
sogar Unternehmen anderer europäischer Län
der, Frankreich und Italien, stärker profitieren
als deutsche Unternehmen.
Aus meiner Jahresbetrachtung der Vorwoche
bleibt mir insbesondere ein Problem, das ich
noch zu lösen habe: Wir sind im Jahr 2019
sehr viele spekulative Positionen eingegangen,
um uns gegen alle Eventualitäten abzusichern.
Das war gut und hat uns unterm Strich gehol
fen. Allerdings habe ich dadurch häufig Aktien,
die vormals zu überzeugten Wachstumskan
didaten gehörten, in die Spekulation überführt
und umgekehrt. Ich habe festgestellt, dass
dadurch bisweilen große Chancen in den von
mir korrekt als Wachstumstitel identifizierten
Aktien vergeben wurden.
Als Lösungsmöglichkeit habe ich vor, in den
kommenden Wochen meine Wachstumskan
didaten gegeneinander antreten zu lassen,
um die besten davon ins Portfolio zu holen und
dann für einen längeren Zeitraum dort zu
belassen.
Ich habe unser Portfolio entsprechend der
Bestände zum Jahreswechsel neu gesichtet
und die Bereichsgrößen der vier Portfoliobe
reiche angepasst:
Der Absicherungsbereich bleibt bei 20% Port
folioanteil, die Unternehmensanleihen Süd
zucker und Nokia bleiben drin, wie auch die
Goldposition. Ein Kunde hat mir in den ver
gangenen Tagen seinen Kontoauszug zuge
schickt, aus dem ersichtlich ist, dass er unsere
Südzucker-Anleihe über flatex kaufen konnte.
Südzucker scheint also die Voraussetzungen
geschaffen zu haben, damit Privatanleger wie
der die Anleihe kaufen können. Ich werde mich
im Frühjahr ausführlich auf die Suche nach
Alternativen für unsere beiden bislang sehr
erfolgreichen Unternehmensanleihen machen.
Grundsätzlich denke ich jedoch weiterhin, dass
die beiden Zinspapiere einen festen Platz in
jedem diversifizierten Portfolio verdienen, denn
die "Zinswende" kann ich noch nicht sehen.
Im Dividendenbereich sind wir mit der Dt. Post
und Dt. Telekom gut aufgestellt. Auch Freenet
gefällt mir, ist jedoch aus dem gleichen Sektor
wie die Telekom. Da werde ich mich mal nach
einer Alternative umschauen. Innotec hingegen
gefällt mir schon lange nicht mehr, der Kurs ist
in meinen Augen nur viel zu günstig, um die
Aktie jetzt zu verkaufen. Wenn wir auf die
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 8 von 19
nächste Dividende zulaufen, dürfte sich die
Aktie berappen. Ich würde das dann zum Ver
kaufen nutzen. Insgesamt bleibt es bei 4 Divi
dendentiteln mit jeweils 7,5% Portfolioanteil,
also insgesamt 30%.
Zum Wachstumsbereich habe ich oben schon
gesagt, dass ich die Kandidaten gegeneinan
der antreten lassen werde. Dabei werde ich die
Wachstumsbereiche 5G, autonomes Fahren
und künstliche Intelligenz abzudecken versu
chen, aber auch innovativen Unternehmen eine
Chance geben, die mit überproportionalen
Wachstumsraten auf sich aufmerksam
machen. Derzeit haben wir vier Kandidaten mit
innovativen Geschäftsmodellen. Da ich meinen
Schwerpunkt in diesem Bereich sehe, habe ich
diesen Portfoliobereich auf nunmehr 35% des
Gesamtportfolios vergrößert, dargestellt durch
fünf unterschiedliche Aktien.
Spekuliert wird künftig mit ebenfalls fünf Aktien,
deren Einzelgewicht von bislang 2% auf nun
mehr 3% angehoben wird. Mit 15% des Port
folios sollten wir uns zuverlässig gegen Markt
turbulenzen absichern können, sofern erfor
derlich. Insbesondere spekulieren wir in die
sem Bereich aber auch auf Ereignisse, die nur
für die entsprechende Aktie und nicht für den
Gesamtmarkt relevant sind. Die beste Portfo
lioabsicherung bleibt, wie in den vergange
nen Jahren gelernt, eine entsprechende Bar
position.
05. Umfrageergebnis
Jahresausblick
Anleger sehen mehr Gefahren als Chancen
Fr, 10. Januar um 13:57 Uhr
Bereits seit fünf Jahren führe ich die Jahres
umfrage für das Handelsblatt. Im Sinne der
Sentiment-Theorie interpretieren wir die Mehr
heitsmeinung dahingehend, dass es unwahr
scheinlich ist, dass genau diese Erwartung
eintritt. Vielmehr haben Untersuchungen
gezeigt, dass an den Finanzmärkten in der
Regel das Unerwartete passiert.
So wurden Aktien im Rahmen unserer Jahres
umfrage vor einem Jahr als so unattraktiv wie
nie zuvor gesehen. Anleger versprachen sich
größere Chancen bei Edelmetallen, Nahrungs
mitteln, Immobilien, Öl und Industriemetallen.
Tatsächlich konnten Aktien, gemessen durch
den DAX, im Jahr 2019 am besten abschnei
den. Hier die Jahresperformance:
DAX +25,5%
Gold +18,1%
Getreide +6%
Immobilien +5%
Öl +31,8%
Kupfer +3,2%
Nur der Ölpreis stieg im Jahr 2019 noch stärker
an als die Aktienmärkte. Und sämtliche Aktien
nmärkte zogen mit an:
Dow Jones +24,2%
Nikkei +18,2%
Shanghai A-Aktien +22%
Es hat sich also bestätigt, dass Finanzmärkte
eins ums andere mit Überraschungen aufwar
ten. Der Geldpolitik der Notenbanken wurde
vor einem Jahr die größte Bedeutung beige
messen, allerdings nicht in dem Sinne, wie es
nun kam: Dominierte vor einem Jahr noch die
Angst vor einem Ende der lockeren Geldpolitik,
so wissen wir heute, dass erneute Locke
rungsübungen die Aktienmärkte angetrieben
haben.
Die Themen Brexit, die Unberechenbarkeit
Trumps sowie die italienische Verschuldung
entfalteten wider Erwarten der Mehrheit im
abgelaufenen Jahr kaum negative Wirkung.
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 9 von 19
So erwarteten Anleger vor einem Jahr trotz des
unmittelbar vorangegangenen Ausverkaufs im
Chaos-Dezember nur eine Jahresperformance
von 10-11% und waren damit viel zu pessimi
stisch.
Schauen wir uns also das diesjährige Umfra
geergebnis an und lesen daraus ab, welche
Erwartungen bereits in die Finanzmärkte „ein
gepreist” sind.
Gedämpfte Erwartungen für Aktien im Jahr
2020
Abbildung 2: DAX-Stand Ende 2020
Im Mittel erwarten unsere Umfrageteilnehmer
für den DAX im Jahr 2020 bis Jahresende
einen Anstieg auf 13.419 Punkte. Das ent
spricht einem Jahresplus von nur 1,3%, was
bei diesem Zeithorizont großzügig als Seit
wärtsbewegung interpretiert werden kann.
Nach den +25% im Vorjahr gehen Anleger nun
also von einer Verschnaufpause aus.
Nur wenig besser sieht es aus, wenn wir den
Median der Anlegererwartungen selektieren:
Mit 13.750 Punkten (+3,8%) sieht es nicht viel
besser aus. Nur 20% halten einen DAX-Stand
von über 14.000 Punkten Ende 2020 für mög
lich. Mehr als +5,7% traut also kaum jemand
dem DAX zu.
Immerhin haben Anleger kaum Angst: Nur 11%
halten einen DAX-Stand zum Jahresende von
unter 12.500 (-5,7%) für wahrscheinlich. Damit
hat die Mehrzahl der Umfrageteilnehmer eine
sehr enge Bandbreite für den DAX definiert:
12.500-14.000 Punkte.
In den vergangenen 50 Jahren hat der DAX
genau vierzehn Mal mit einer negativen Jah
resperformance abgeschlossen. Ein Plus
von weniger als 5% gab es jedoch nur viermal.
Auf ein Jahr mit über +20% im DAX folgte
sechsmal ein weiteres Jahr mit über +20%, nur
viermal folgte ein Jahr mit Verlusten. Es wäre
zu einfach, aus der guten Performance des
DAX im abgelaufenen Jahr nunmehr ein
schwaches oder neutrales Jahr abzuleiten. Es
gibt durchaus eine Reihe von Faktoren, die ein
weiteres Börsenjahr mit zweistelligem Zuwachs
erwarten lassen.
Abbildung 3: Möglicher Jahresverlauf im DAX 2020
Dabei wird ein durchaus typischer Jahresver
lauf erwartet: Mit einem Jahreshoch im April
knapp unter 14.000 Punkten könnten die Akti
enmärkte im Vorfeld der US-Präsident
schaftswahlen unter Druck geraten und im
August ein Tief unter 11.700 Punkten schrei
ben, um sich dann bis zum Jahresende bis
über 13.400 Punkte zu erholen.
Wie bereits mehrfach erwähnt sollte uns diese
konkrete Ableitung des Umfrageergebnisses
dazu bringen, uns auf andere Szenarien ein
zustellen. Wenn also die Mehrheit für die
kommenden Monate bis April steigende Kurse
erwartet, so sollten wir die Möglichkeit einer
frühen Korrektur nicht aus dem Auge verlieren.
Die Spannungen zwischen den USA und dem
Iran könnten bereits der Anlass sein, der die
Aktienmärkte für einige Wochen in Atem hält.
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 10 von 19
Abbildung 4: Erwarteter Höchststand im DAX 2020
Abbildung 5: Erwarteter Tiefststand im DAX 2020
Den Höchstkurs des Jahres erwarten die mei
sten Anleger maximal bei 14.400 Punkten, ein
Plus von maximal 8,7%. Es ist somit im Sinne
der Sentiment-Theorie sehr wahrscheinlich,
dass der DAX im laufenden Jahr diese Hürde
überspringt.
Für einen Ausverkauf geben Anleger dem DAX
deutlich mehr Raum: immerhin 18% der Umfra
geteilnehmer können sich ein Tief unter
10.800 Punkten vorstellen. Das würde den
DAX um -18,5% nach unten reißen.
Diese Gegenüberstellung zeigt deutlich, dass
Anleger derzeit mehr Angst vor einem Ausver
kauf haben, als dass sie Chancen in einer Ral
lye sehen. Eine so defensive Erwartungshal
tung wird als bullisch interpretiert.
Themen 2020: Geldpolitik, Handelsstreit & US-
Wahlen
Abbildung 6: Bedeutung von Themen 2020
Genau wie im Jahr 2019 wird auch für 2020 die
Geldpolitik der Notenbank als wichtigster Ein
flussfaktor für die Finanzmärkte betrachtet. Die
neue EZB-Chefin Christine Lagarde hat eine
Überarbeitung der EZB-Ziele eingeleitet. Es
wird erwartet, dass im Verlauf des Jahres
dadurch ein noch lockereres Inflationsziel defi
niert wird und der EZB neue Argumente für
eine Fortsetzung bzw. Verstärkung der Liquidi
tätsflutung gibt. Wenngleich das unserem
deutschen Stabilitätswunsch widerspricht, so
wird es doch positiv für die Aktienmärkte sein.
Während jedoch im Jahr 2019 der US-Noten
bankchef Jay Powell die damaligen Erwartun
gen mit seinem Schwenk zur lockeren Geldpo
litik überraschte, so wird es im Jahr 2020
schwer für die Notenbanken, für Überra
schungen zu sorgen. Wenn überhaupt, dann
wäre nunmehr ein Schwenk zu einer restrikti
veren Geldpolitik eine Überraschung, die
Bewegung in die Finanzmärkte bringen würde.
Doch damit ist meiner Einschätzung nach vor
erst nicht zu rechnen.
Die zweitgrößte Bedeutung für 2020 wird den
Handelsbeziehungen zwischen China und den
USA beigemessen. Ein Abkommen der Phase
1 soll am 15. Januar unterschrieben werden,
die Verhandlungen für ein Phase 2-Abkommen
werden bereits eingeleitet.
Während die Aktienmärkte im Jahr 2019 zu
Beginn aufgrund des Richtungswechsels der
US-Notenbanken anstiegen, beruhte die Rallye
zum Ende des Jahres auf der sich abzeich
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 11 von 19
nenden Teileinigung im Handelsstreit zwi
schen China und den USA. Für Kursbewe
gungen würde aus diesem Themenfeld also
ein Rückschlag in den Verhandlungen sorgen.
Im November wählen die USA ihren Präsi
denten. Donald Trump stellt sich zur Wieder
wahl, sein Herausforderer wird derzeit unter
den Demokraten ermittelt. Diese Wahl dürfte
nach Meinung der Anleger das dritte große
Thema des Jahres 2020 werden. Für eine Pro
gnose ist es zu früh. Ich möchte meine Leser
lediglich genau wie vor vier Jahren darauf auf
merksam machen, dass Donald Trump in den
USA bei weitem nicht so unbeliebt ist, wie er in
der deutschen Presse dargestellt wird. Seine
Wiederwahl ist nicht unmöglich, es wird span
nend.
Den weiteren Themen schreiben unsere
Umfrageteilnehmer nur eine geringe Relevanz
zu: Die Verschuldung Europas spiele kaum
mehr eine Rolle. Kein Wunder, aus deutscher
Sicht, denn immerhin ist die Schuldenquote bei
uns von 82,5% nach der Finanzkrise im Jahr
2010 inzwischen wieder unter die Maastricht-
Hürde von 60% gesunken. Dabei wird aller
dings übersehen, dass Italien inzwischen bei
134% angelangt ist und selbst Frankreich mit
98% alles andere als solide dasteht.
Die Ölpreisentwicklung wird meiner Einschät
zung nach zu recht als wenig bedeutend abge
tan: Selbst die neuen Spannungen zwischen
den USA und dem Iran haben den Ölpreis nicht
mehr in Richtung 100 USD/Fass bewegen kön
nen. Die Gelassenheit am Energiemarkt wird
deutlicher, wenn Sie sich die Entwicklung des
zukünftigen Ölpreises anschauen: Für Futures
mit über einem Jahr Laufzeit gab es kaum
Kursänderungen nach den jüngsten Ereignis
sen.
Daraus ist abzulesen, dass ein Ereignis am
Ölmarkt zwar kurzfristig zu Preisverzerrungen
führen kann, jedoch bereits nach kurzer Zeit
wieder ausgeglichen würde. Die USA sowie
Saudi Arabien zügeln sich in der Ölförderung,
um den Ölpreis nicht zu niedrig werden zu las
sen. Es gibt nicht zu wenig Öl, sondern zu viel.
Jeder Förderausfall wird binnen kürzester Zeit
an anderer Stelle ausgeglichen. Einen nach
haltigen Einfluss auf die Konjunkturent
wicklung dürfte der Ölpreis also im Jahr 2020
kaum haben.
Trotz der Spannungen zwischen Präsident
Trump und Europa gibt es nur wenige Anleger,
die der alternativen Beziehung zu Russland
eine besondere Bedeutung zusprechen.
Der Brexit ist durch, glauben unsere Umfrage
teilnehmer. Boris Johnson werde ein Abkom
men aushandeln, mit dem das Schlimmste ver
hindert werden kann. Auch hier liegt die
Gefahr in der Überraschung, wenn dies (er
neut) nicht gelingen sollte.
Im Jahr 2021 sind wieder Bundestagswahlen in
Deutschland. Nach 16 Jahren wird Angela Mer
kel abtreten, als Nachfolgerin steht AKK bereit.
Die Grünen erfreuen sich bester Umfragewerte
und so wird noch viel Wasser den Rhein hin
unterfließen, bis wir wissen, wer Deutschland
künftig regieren wird. Doch diese Ungewissheit
kümmert Anleger nicht, die Kanzlerfrage wird
als völlig irrelevant abgetan.
Bei den Themen für 2020 sieht es also so aus,
dass die Geldpolitik (derzeit positive Erwar
tung), der Handelsstreit (derzeit positive Erwar
tung) sowie die US-Wahlen als wichtig betrach
tet werden. Für die beiden ersten Themen liegt
die Gefahr in einer negativen Überraschung.
Für die US-Wahlen gibt es noch kaum Erwar
tungen, die sich im Aktienmarkt niederge
schlagen haben.
Investmentchancen: Diversifizierung bleibt
wichtig
Abbildung 7: Investmentchancen 2020
Kurz zur Erläuterung: Der grüne Balken zeigt
den Bullenüberhang gegenüber den Bären an
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 12 von 19
– bzw. im Falle der Anleihen den Bärenüber
hang. Der rote Balken zeigt an, wie viele Anle
ger sich in der jeweiligen Frage nicht zu einer
Meinung durchringen konnten. Je kleiner der
rote Balken, desto überzeugter sind die Anle
ger von ihrer Meinung. Im Sinne der Senti
ment-Theorie wird diese Meinung dadurch um
so gefährlicher bzw. zu einem stärkeren Kon
traindikator.
Aktien werden wieder größere Chancen zuge
sprochen als noch vor einem Jahr. Lediglich
Immobilien trauen Anleger eine noch bessere
Performance zu. Wenn wir uns die durch
schnittlichen Erwartungen für Aktien vor
Augen führen, wie am Beginn des Artikels auf
gezeigt, dann verwundert es kaum, dass die
moderate Performanceerwartung für Aktien
von Immobilien übertroffen werden soll.
Auch für Edelmetalle und Nahrungsmittel sind
Anleger optimistisch. Für Industriemetalle
sowie das Öl ist die Erwartung nur moderat
bullisch.
Genau wie im Vorjahr wird auch in diesem Jahr
weder Staatsanleihen, noch Unternehmens
anleihen viel zugetraut. Dabei haben gerade
die beiden Unternehmensanleihen meines
Heibel-Ticker Portfolios im vergangenen Jahr
um 18% zugelegt.
Wenn also Aktien nicht viel Kursplus zugetraut
wird, aber sie dennoch als zweitbeste Invest
mentchance gesehen werden, dann haben
Anleger ein ziemlich pessimistisches Bild von
den Finanzmärkten im Jahr 2020.
Und tatsächlich erleben Crash-Propheten in
diesen Tagen wieder Aufwind. Ein Crash
stünde bevor, mahnen viele. Zinsen können
nicht weiter sinken und Gold sei bereits zu
stark angesprungen.
In meinen Augen bleiben Edelmetalle sowie
auch Anleihen ein wichtiges Investment in
jedem diversifizierten Portfolio. Es wäre gefähr
lich, sich nur auf Chancen im Immobilienmarkt
zu konzentrieren, da Finanzmärkte sich in der
Regel eben genau anders entwickeln als
erwartet.
Fazit: Gedämpfte Erwartung für Aktien macht
Mut für 2020
Gerade die gedämpfte Performanceerwartung
für den Aktienmarkt im Jahr 2020 macht mir
Hoffnung, da die meisten Anleger einen hefti
gen Ausverkauf für genauso wahrscheinlich
halten wie einen nur moderaten Anstieg. Ein
überraschender Verlauf im Jahr 2020 könnte
also wie folgt aussehen:
Wir starten mit einem überraschendem, wenn
auch moderaten Ausverkauf in das neue Jahr.
Erst im Frühjahr wird ein Boden gefunden, der
jedoch noch über 12.000 Punkten liegt.
In den Sommermonaten folgt sodann eine Ral
lye in Richtung 15.000 Punkte. Diese Marke
wird dann im Herbst deutlich übersprungen, um
nach den US-Wahlen im Sinne des „sell the
news” zu einer Konsolidierung und einem
moderaten Jahresausklang um die 14.500
Punkte zu führen.
Okay, das ist nur eine Möglichkeit, die nicht
erwartet wird. Es gibt natürlich unzählige
andere Alternativen. Wir werden nächstes Jahr
sehen, wie viel von unserer Analyse tatsächlich
eingetreten ist.
06. Update beobachteter
Werte:
Nvidia, Skyworks Solutions,
American Express, TUI,
Twitter, Wheaton Precious
Metals
Bitte beachten Sie auch den Kundenbereich
auf meiner Internetseite unter www.heibel-
ticker.de -> Portfolio -> 10 neueste Einträge.
Dort finden Sie aktuelle Charts mit meinen
jeweils aktualisierten Einschätzungen.
==========
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 13 von 19
Im Wochenverlauf habe ich zu mehreren Titeln
Anmerkungen im Kundenbereich der Websei
ten verfasst.
Nvidia
Generationswechsel: Nvidia & AMD lösen Intel
ab
Fr, 10. Januar um 14:54 Uhr
Aus dem Hause Intel ist immer wieder von Pro
duktionsproblemen zu hören. Intel wurde
zum Weltkonzern, indem das Unternehmen
schneller als alle anderen Unternehmen neue
ste Hochleistungschips in hoher Qualität und
großer Anzahl auf den Markt warf. Diese Zeiten
sind vorbei.
Nvidia und AMD haben heute diese Führungs
rolle übernommen. Nvidia in Sachen High-End
und AMD wenn es darum geht, ein vernünfti
ges Preis/Leistungsverhältnis anzubieten. Die
beiden Unternehmen stehen meines Erachtens
erst am Anfang ihrer Erfolgsgeschichte.
Auf der CES (Consumer Electronics Show) in
Las Vegas hat Nvidia-Finanzchefin Colette
Kress einen kurzen Überblick über die
Geschäftsfelder von Nvidia gegeben. Der Kryp
ta-Kater ist überstanden, die Lager sind wieder
auf normalem Niveau und somit können wieder
normale Preise verlangt werden.
Zur Erinnerung: Ende 2017 war der Preis des
Bitcoins auf 20.000 USD gesprungen, für Nvi
dia Graphikchips wurde jeder Preis bezahlt,
weil deren Rechenleistung half, neue Bitcoins
zu schürfen. Im Rahmen des Crashs des Bit
coins auf 3.000 USD bis Ende 2018 wurden die
teuren Nvidia-Rechner auf den Markt
geschmissen, Nvidia konnte seine neuen Gra
phikchips kaum noch verkaufen. Dieser Über
hang ist nun seit Mitte/Ende 2019 endgültig
abgebaut.
Damit trägt das Geschäft mit Graphikchips für
Rechenzentren wieder ordentliche Gewinn
margen. In Zeiten der künstlichen Intelligenz
bis hin zur Spracherkennung gibt es unzählige
Unternehmen, die ohne Rücksicht auf die
Kosten nur die High-End Chips in ihre Rechen
zentren einbauen.
Raytracing ist nach wie vor das Zauberwort in
der Spielebranche: Die Echtzeitberechnung
von Lichteffekten wird von Nvidia-Chips besser
bewerkstelligt als von irgendwelchen anderen
Graphikchips. Stolz verkündet Kress, dass es
heute, nur ein Jahr nach Einführung dieser
neuen Technologie, über zwei Dutzend Spiele
und über 120 Laptops gibt, die Raytracing nut
zen.
Neben Rechenzentren und Spielen bildet das
autonome Fahren den dritten großen
Geschäftsbereich von Nvidia. Systeme können
mit Hilfe der Nvidia-Infrastruktur eigenständig
lernen, ohne Autos durch die Welt fahren zu
lassen. Während Googles Waymo also bereits
Daten von Millionen autonom gefahrenen Kilo
metern auswerten kann, fehlt diese Datenba
sis vielen Autoherstellern. Mit Hilfe von Nvidia
können diese Kilometer simuliert werden.
Kress verkündet auf der CES eine entspre
chende Partnerschaft mit DiDi, dem Uber
Chinas.
12% erwartetes Gewinnwachstum werden mit
einem KGV 2020e von 33 bewertet. Das ist
bereits sehr ambitioniert, daher haben wir Nvi
dia auch nur als Spekulation im Portfolio. Doch
ich gehe davon aus, dass Nvidia in den kom
menden Monaten die Gewinnerwartung nach
oben korrigieren wird.
Skyworks Solutions
2020 wird das Jahr des 5G
Fr, 10. Januar um 14:57 Uhr
"Warum sollte ich unterwegs eine Internetver
bindung brauchen", sagten die Skeptiker vor
der Einführung von UMTS. Ich bin es leid, die
sen Skeptikern - die heute mit ähnlichen Sprü
chen den Sinn von 5G in Frage stellen - mög
liche Anwendungsbeispiele aufzulisten. In der
Volkswirtschaft gibt es das Saysche Theorem,
das besagt, dass sich jedes Angebot seine
Nachfrage schafft :-). So wird es auch mit 5G
sein. Wer davon träumt, endlich unterwegs
Videos streamen zu können, der träumt zu
kurz, denn das ist mit LTE schon lange mög
lich.
Die ständige Verbindung mit dem Internet der
Dinge, von Maschinen untereinander, von Pro
duktionsprozessen bis hin zur Gesund
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 14 von 19
heitsindustrie und im Ausbildungssektor wird
ganz neue Produkte und Anwendungen her
vorbringen.
Skyworks ist wie kein zweites Unternehmen für
diese Zeit vorbereitet: das Unternehmen kann
5G-Chips für Endgeräte entwickeln, die ganz
bestimmten Anforderungen genügen: Imple
mentierung der Vorgänger-Standards, Größe,
Stromverbrauch, Verbindung mit anderen
Anwendungen, etc.
CEO Liam Griffin war ebenfalls in diesen Tagen
auf der CES und sprach über die Komplexität,
die der Generationswechsel mit sich bringe. Es
gebe nur wenige Unternehmen, die mit der
Komplexität umgehen könnten. Diese würden
jedoch großartige Geschäfte machen können.
Das Gewinnwachstum von 14% p.a. wird mit
einem KGV 2020e von 16 bewertet, viel zu
niedrig. Skyworks ist ein Produzent von Mas
senprodukten, der vor einem Nachfrage
schub steht. Das Unternehmen sei bereit, die
Produktion hochzufahren, so Griffin.
Die niedrige Bewertung wurde durch den Han
delsstreit mit China erzeugt. Auch ohne China
ist Skyworks nun günstig. Sollte sich die Situa
tion mit China weiter entspannen und gegebe
nenfalls das China-Geschäft wieder angegan
gen werden, dann kann die Aktie deutlich
anspringen.
American Express
China akzeptiert Geschäftsantrag
Fr, 10. Januar um 14:53 Uhr
American Express hat beantragt, in China
eigene Geschäfte ohne die bislang obligato
rischen 49/51-Jointventures zu machen.
Unsere Spekulation beruht darauf, dass Ame
rican Express im Rahmen der Verhandlungen
im Handelsstreit die erste ausländische Finan
zinstitution sein wird, die in China eine
100%ige Tochter betreiben darf. Mit der
Annahme des Antrags ist ein wichtiger Schritt
in Richtung Genehmigung getan. Wann mit
einer Genehmigung zu rechnen ist, weiß ich
jedoch leider nicht.
Die Aktie reagiert positiv mit aktuell +1,3%.
Nachbemerkung: Der Iran hat gestern Raketen
aus US-Basen im Irak gefeuert, keine Verletz
ten. Wenn das die Reaktion auf die Exekution
des iranischen Generals war, dann ist sie
moderat ausgefallen. Die Märkte haben dann
allen Grund für eine Rallye.
Nachbemerkung 2: Ich habe soeben die 2
Stunden und 20 Minuten dauernde Presse
konferenz von Carlos Goshn gesehen, dem
ex-Renault- und Nissan-CEO, der in Japan
inhaftiert war und in den Feiertagen im Kontra
bass flüchtete. Nichts ist spannender als Wirt
schaft.
TUI
Ausgestoppt, nachkaufen
Fr, 10. Januar um 14:59 Uhr
Der Absturz / Abschuss einer Boeing 737-800,
dem Vorgängermodell der 737MAX, im Iran
haben die TUI-Aktie unter unseren Stopp Loss
gedrückt. Der Vorfall ist gleich mehrfach bri
sant: Der Iran sprach schneller von einem tech
nischen Defekt als Ursache, als irgendeine
verlässliche Untersuchung gestartet werden
konnte. Außerdem spricht gegen einen techni
schen Defekt, dass es keinen entsprechenden
Funkspruch gab.
Sollte sich die iranische Version dennoch als
richtig herausstellen, hätte Boeing nicht nur
Probleme mit dem 737MAX, sondern gleich
auch noch mit dem Vorgängermodell und einer
der wohl am häufigsten verkauften Maschinen.
Sollte sich diese Version als richtig heraus
stellen, dann würde Boeing nun endgültig in
eine existentielle Krise stürzen.
Doch neben der Behauptung, ein technischer
Defekt sei für den Absturz verantwortlich,
haben die iranischen Behörden bislang noch
keine weiteren Details bekannt gegeben, also
auch keine Erklärung, was genau kaputt gewe
sen sein könnte.
Auf der anderen Seite liefert der Westen
erdrückende Beweise dafür, dass die Maschine
gegebenenfalls versehentlich durch die irani
sche Flugabwehr abgeschossen worden sein
könnte. Videoaufnahmen, Raketenteile und
Augenzeugen bestätigen diese Theorie. Glück
licherweise wird immer wieder der Begriff
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 15 von 19
"versehentlich" strapaziert, was eine weitere
Eskalation im Konflikt zwischen den USA und
dem Iran wohl nicht befürchten lässt.
So ist die TUI-Aktie in einer erste Reaktion
unter 11 Euro gerutscht, unsere Position wurde
ausgestoppt. Direkt anschließend, als die west
liche Version bekannt wurde, stieg sie wieder
auf ihr ursprüngliches Niveau an.
Der Iran-Konflikt hat mir gezeigt, dass die Akti
enmärkte in einer wesentlich stabileren Ver
fassung sind als noch vor zwei Wochen nach
der jüngsten Rallye geglaubt. Einen stärkeren
Rücksetzer erwarte ich entsprechend erst ein
mal nicht. Daher würde ich die Position in TUI
umgehend wieder eröffnen, die Aktie notiert nur
knapp über unserem Stopp-Kurs bei aktuell
11,11 EUR (Xetra 13:29 Uhr).
Reihenweise Hochstufungen
Fr, 10. Januar um 15:00 Uhr
Twitter wurde in den vergangenen Tagen von
einer ganzen Reihe von Analysten hochgestuft.
Die Begründung war jeweils in der niedrigen
Bewertung des Unternehmens zu finden: Zwar
seilte sich CEO Jack Dorsey nach Afrika ab
und zwar verzichte das Unternehmen zugun
sten moralischer Ziele auf einen Großteil der
Werbeeinnahme (Verbot politischer Werbung!),
aber dennoch sei die Aktie inzwischen attraktiv
bewertet und es bestehe die Chance für posi
tive Überraschungen im laufenden Jahr, insbe
sondere in der zweiten Jahreshälfte.
So sieht ein Boden aus: Was die Aktie in den
Keller getrieben hat, ist inzwischen bekannt.
Doch das Unternehmen wird weiter bestehen
und Wege finden, Geld zu verdienen. Daher ist
es nur eine Frage der Zeit, bis der Gewinn
anspringt. Und in freudiger Erwartung dessen
ziehen Analysten schon mal ihre Kursziele an.
Wheaton Precious Metals
Ausgestoppt, abwarten
Fr, 10. Januar um 15:01 Uhr
Auch Wheaton Precious Metal wurde gestern
ausgestoppt. Die Goldrallye ist vorerst been
det, nachdem eine weitere Eskalation zwischen
dem Iran und den USA derzeit vorerst nicht
erfolgt. Die Aktienmärkte haben Fahrt aufge
nommen, daher warte ich mit dem Wieder
einstieg in diese Position vorerst noch ein
wenig ab.
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 16 von 19
07. Übersicht HT-Portfolio
Spekulation (≈15%) =10,3% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 5x3% !
TUI TUAG00 10,94 € -4% -4% 1,8% B
Twitter A1W6XZ 29,59 € 2% 2% 2,1% B
Wheaton Precious Metals A2DRBP 25,18 € -6% 0% 0,0% A
Skyworks Solutions 857760 108,50 € -1% -1% 2,2% A
Nvidia 918422 221,20 € 5% 5% 2,2% A
American Express WAF300 115,04 € 3% 3% 2,1% A
Wachstum (≈35%) =24,6% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 5x7% !
BB Biotech A0NFN3 61,20 € 0% 0% 7,2% B
Zuora A2JHJJ 13,40 € 6% 6% 7,6% A
Zooplus 511170 79,00 € -7% -7% 6,0% A
Spotify A2JEGN 141,55 € 4% 4% 3,8% A
Dividende (≈30%) = 21,7% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 4x7,5% !
Innotec 540510 9,80 € -3% -3% 5,3% C
Freenet A0Z2ZZ 21,11 € 3% 3% 8,8% B
Deutsche Post 555200 34,05 € 0% 0% 3,9% C
Deutsche Telekom 555750 14,76 € 1% 1% 3,7% B
Absicherung (≈20%) =18,8% WKN 9.1.20 Woche Δ Σ '19 Δ Anteil 3x7% !
Goldbarren 100 gr 100 gr. 4.430,00 € 2% 2% 7,9% A
Südzucker-Anleihe A0E6FU 89,45% 3% 3% 7,4% A
Nokia-Anleihe A0T9L2 119,00% 4% 4% 3,5% B
Cashquote
Σ-Portfolio Ergebnis seit 2018 1% 1% 24,5%
Ergebnis seit 2019 0,0%
Heibel-Ticker Gewichtung Anzahl Positionen angestrebte Positionsgröße
Portfolio Ziel Soll Ist Soll Ist
Spekulation Ereignis 10% 10,3% 5 5 2%
Wachstum Enkelkinder 30% 24,6% 4 4 7,5%
Dividende Urlaub 25% 21,7% 3 4 8%
Absicherung Zins & Gold 20% 18,8% 3 3 6,7%
Summe 85% 75,5% 15 16
Anmerkungen:
- Die Überschrift über jedem Portfoliobereich in der jeweiligen ersten Spalte (bspw. Absicherung (≈20%) =21,8%) bedeutet: Der
beabsichtigte Anteil dieses Portfoliobereichs am Gesamtportfolio beträgt ungefähr 20%. Aktuell beträgt der Anteil 21,8%.
- Die dritte Spalte zeigt die Schlusskurse von Donnerstagabend.
- Unter „Woche” steht die Veränderung im Vergleich zur Vorwoche.
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 17 von 19
- Unter „Σ 'XX Δ” steht das Ergebnis der Position seit Jahresbeginn bzw. seit Aufnahme ins Portfolio.
- Unter „Anteil” finden Sie den Anteil der jeweiligen Position am Gesamtdepot.
Unter ! steht zur Information meine Grundtendenz:
A – Top-Aktie mit günstigem Kurs,
B – Kursrücksetzer zum Kaufen nutzen
C – Kurssprünge zum Verkaufen nutzen,
D – bei Gelegenheit Verkaufen,
E – Sofort Verkaufen
Die „Gelegenheit” zum Kaufen oder Verkaufen wird sodann kurzfristig von mir per Update an Sie bekanntgegeben.
Ich habe diese Spalte „!” insbesondere für neue Kunden vorgesehen, die zu einem späteren Zeitpunkt wissen wollen, ob ich die
Position noch zukaufen würde, wenn ich beispielsweise darin nicht schon voll investiert wäre. Zukaufen würde ich jeweils jedoch
niemals zu Höchstkursen, sondern stets nur nach kurzfristigen Kursrückschlägen von mindestens 5-7%.
Kauffolge: Je spekulativer, desto aggressiver würde ich kaufen und verkaufen. Derzeit verwende ich die folgenden Schritte:
- Dividenden- & Wachstumspositionen in drei Schritten aufbauen: 25%-25%-50%,
- Zyklische Positionen in zwei Schritten aufbauen: 50%-50%,
- Spekulative Positionen ganz oder gar nicht: 100%.
Stopp Loss Limits, Verkaufslimits und ähnliche Aktionsmarken verwalte ich aktiv in meinem System und ändere ich unter der Woche
mehrfach, fast täglich. Eine Veröffentlichung der entsprechenden Limits ist in der Regel nicht sinnvoll, allenfalls Stopp Loss Marken
für unseren Spekulationen werde ich bisweilen im Text bekanntgeben.
Eine erfolgreiche Börsenwoche,
take share
Stephan Heibel
http://heibel-ticker.de
mailto:info/at/heibel-ticker/./de
08. Disclaimer / Haftungsausschluss und Risikohinweise
Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachge
machte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit
Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas
für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)
Wir recherchieren sorgfältig und richten uns selber nach unseren Anlageideen. Für unsere eigenen
Transaktionen befolgen wir Compliance Regeln, die auf unsere eigene Initiative von der BaFin abge
segnet wurden. Dennoch müssen wir jegliche Regressansprüche ausschließen, die aus der Verwen
dung der Inhalte des Heibel-Tickers entstehen könnten.
Die Inhalte des Heibel-Tickers spiegeln unsere Meinung wider. Sie stellen keine Beratung, schon gar
keine Anlageempfehlungen dar.
Die Börse ist ein komplexes Gebilde mit eigenen Regeln. Anlageentscheidungen sollten nur von Anle
gern mit entsprechenden Kenntnissen und Erfahrungen vorgenommen werden. Anleger, die kein tief
greifendes Know-how über die Börse besitzen, sollten unbedingt vor einer Anlageentscheidung die
eigene Hausbank oder einen Vermögensverwalter konsultieren.
10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 18 von 19
Die Verwendung der Inhalte dieses Heibel-Tickers erfolgt auf eigene Gefahr. Die Geldanlage an der
Börse beinhaltet das Risiko enormer Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
Quellen:
Kurse: Deutsche Kurse von comdirect.de, Goldbarren & Münzen von proaurum.de, US-Kurse von
finance.yahoo.com. Alle Kurse sind Schlusskurse vom Donnerstag sofern nichts Gegenteiliges vermerkt
ist.
Bilanzdaten: Comdirect, Yahoo! Finance sowie Geschäftsberichte der Unternehmen
Informationsquellen: dpa-AFX, Aktiencheck, Yahoo! Finance, TheStreet.com, IR-Abteilung der betref
fenden Unternehmen
09. An-/Ab-/Ummeldung
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10. Jan. 2020 Heibel-Ticker Plus #2 Seite 19 von 19