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Polical Leadership aus journalisscher Sicht - am Beispiel Österreich Eine Studie der OEGPW-Sekon Polical Leadership.

Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

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Politikwissenschaftliche Studie der ÖGPW-Sektion Political Leadership

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Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Eine Studie der OEGPW-Sektion Political Leadership.

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Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel ÖsterreichEine Studie der OEGPW-Sektion Political Leadership, Wien 2013.

StudienautorInnen: Iris Ullmann, David F. J. Campbell, Kilian Franer, Regina M. Jankowitsch, Jeanette Mueller und Bettina Pepek.

Österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft - Sektion Political Leadership (Hsg)

Die Durchführung der Studie erfolgte in Kooperation mit:

Presseclub Concordia

Die Fokusgruppen fanden in den Räumlichkeiten des Instituts für höhere Studien statt.

Onlinebefragung und Fragebogen wurden mittels SoSci Survey realisiert und via www.soscisurvey.de den eingeladenen JournalistInnen zur Ver-fügung gestellt.

Copyright © OEGPW-Sektion für Political Leadership

www.oegpw.at/de/sektionen/political-leaderhipwww.political-leadership.co.atwww.facebook.com/political-leadership

Die Studie wurde gefördert von der Stadt Wien.

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Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Eine Studie der OEGPW-Sektion Political Leadership.

Iris UllmannDavid F. J. CampbellKilian FranerRegina M. JankowitschJeanette MuellerBettina Pepek

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Inhaltsangabe

Forschungsmotivation und Studiendesign Seite 01Zentrale Forschungsfragen Seite 01

Die Ergebnisse Seite 01 - Aktuelle Einschätzung - negativ/pessimistsich Seite 01 - Österreichspezifika Seite 04 - - Der lange Schatten des Bruno Kreisky Seite 04 - - Die „Landesfürsten“ Seite 05 - - Der Blick nach Deutschland liegt nahe Seite 05 - - Merkel-Effekt? Seite 05 - Ergebnisse im allgemeinen Trend liegend Seite 06 - - Frauen als Political Leader Seite 06 - - Chief Executives überrepräsentiert Seite 06 - - Glocal Political Leadership Seite 05 - Erwartungen an Political Leadership Seite 07 - Political Leader als EntscheidungsträgerInnen Seite 08 - Pinocchio-Erwartung Seite 09 - Mut, Ehrlichkeit und Entscheidungsfreude Seite 09 - Leadershipkompetenzen Seite 10 - Journalistische Rollenbilder Seite 11 - Absage an Parteipolitik Seite 13

Diskussion der Ergebnisse Seite 13 - Die besondere Rolle der JournalistInnen Seite 14 - Österreichspezifische Interpretation Seite 15 - Leadershipspezifische Interpretation Seite 16 - Ausblick Seite 17

Literaturverzeichnis Seite 18

Appendix 1 Zu Forschungsdesign und verwendete Methoden Seite IGrafik Forschungsdesign im Zeitverlauf Seite I

Phase 1: Qualitative Interviews Seite II - Leitfaden Qualitative Interviews Seite II

Phase 2: Fokusrunden Seite III - Moderationsvorgaben für Fokusrunden Seite III

Phase 3: Online-Befragung Seite III - Fragebogen Online-Befragung Seite III

Appendix 2Daten Seite VIII

Daten der Online-Befragung Seite VIII - Persönliche statistische Daten der TeilnehmerInnen der Umfrage Seite XVIII

Dokumentation der Fokusgruppen Seite XXII - Fokusrunde vom 10. Oktober 2012 Seite XXII - Fokusrunde von 23. Oktober 2012 Seite XXIII

Dokumentation der qualitativen Interviewa Seite XXIV - Kurze zusammenfassende Ergebnisse Seite XXIV

Daten zum österreichischen System Seite XXVIII

Die StudienautorInnen Seite XXX

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Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel ÖsterreichEine Studie der OEGPW-Sektion Political Leadership.

„Basierend auf dem jeweiligen politischen Kontext meint Politi-cal Leadership das Wollen und die Fähigkeit einer Person oder Gruppe gesellschaftliche Prozesse nachhaltig zu gestalten, wo-bei gilt: Einhaltung der Menschenrechte, Allgemeinwohl vor Ei-gennutz und Einbindung der Beteiligten vor Alleingängen.“ 1- so die Definition der im Rahmen der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft agierenden Sektion Political Leadership.

In der Überzeugung, dass ein Erkenntnisgewinn in Fragen der politischen Führung über die enge wissenschaftliche Sphäre hi-naus von gesamtgesellschaftlicher Relevanz ist, im Sinne einer nachhaltigen, am Menschen orientierten Politik daher auch ein Beitrag zur Qualität der politischen Kultur in Österreich und der Qualität politischer Führung sein kann, hat es sich die Sektion zur Aufgabe gemacht „Political Leadership“ ins Zentrum einer intensiven wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Debatte zu rücken.

In dieser Tradition steht auch die vorliegende Studie zu Political Leadership aus Sicht österreichischer JournalistInnen.

Forschungsmotivation und Studiendesign

Ausgehend von der Beobachtung, dass JournalistInnen, ins-besondere PolitikjournalistInnen, aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit einen besonderen Einblick in den politischen Prozess gewinnen und aufgrund ihrer gesellschaftspolitischen Funkti-on eine besondere Rolle im Zusammenhang mit Political Lea-dership erfüllen, wurde innerhalb der Sektion ein mehrstufiges Forschungsdesign, das qualitative wie quantitative Methoden kombiniert, entwickelt mit dem Ziel JournalistInnen als primäre Erkenntnisquelle nutzend, das Wissen über Political Leadership allgemein und die Rolle der JournalistInnen im besonderen zu erforschen.

Innerhalb der über zwei Jahre währenden Studie wurden mittels elf qualitativen, Leitfaden-basierten Interviews mit Personen in Führungspositionen der Medienbranche, zwei moderierten Fokusgruppen mit PolitikjournalistInnen und einer Online-Um-frage unter Österreichs JournalistInnen Daten erhoben und an-lysiert.2

Die vorliegende Arbeit stellt den Abschlussbericht dieser zwei-jährigen gemeinschaftlichen Forschungstätigkeit durch die Mit-glieder der Sektion Political Leadership dar und präsentiert die wichtigsten Ergebnisse.

Die verwendeten Tabellen und Diagramme zeigen jeweils Er-gebnisse der letzten, abschließenden Forschungsstufe, der quantitativen Befragung.

Die Studie wurde nur dank der Bereitschaft der Mitglieder Zeit, Wissen und Erfahrung großteils ohne Gegenleistung einzubrin-gen, ermöglicht. Dank gebührt auch dem Presseclub Concor-dia, dem Institut für Höhere Studien und der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft für ihre Unterstützung. Die Studie wurde von der Stadt Wien gefördert.

Zentrale Forschungsfragen

Die vorliegende Studie fokussiert auf folgende drei Forschungs-fragen:

• Wie definieren JournalistInnen Political Leadership?

Im wissenschaftlichen3 wie gesellschaftlichen Diskurs zu Lea-dership finden sich unterschiedliche Begriffsdefinitionen. Daher scheint es sinnvoll, in einer emprischen Studie auch zu erhe-ben, welches Leadership-Verständnis in der zu untersuchenden Gruppe und damit auch welche Erwartungen an Leadership, vorliegen.

• Wie beurteilen Österreichs JournalistInnen die aktuelle Situa-tion im Zusammenhang mit Political Leadership?

Diese Frage verlangt eine Beurteilung des IST-Zustandes, wobei sowohl nach konkreten Personen, als auch nach den Rahmen-bedingungen für Political Leadership in Österreich und dem möglichen Anteil der Medien gefragt wurde.

• Wo sehen JournalistInnen konkrete Verbesserungsmöglich-keiten im Zusammenhang mit Political Leadership?

Dies fragt nach dem SOLL-Zustand von Political Leadership, wo-bei auch hier explizit nach Optimierungspotenzial im Bereich der Politik und der Medien gefragt wurde.

Interviewleitfäden, Moderationsanweisungen und Fragebogen wurden auf Basis dieser drei Forschungsfragen entwickelt.

Die Ergebnisse

Aktuelle Einschätzung - negativ/pessimistisch

Befragt man Österreichs JournalistInnen zu Political Leadership in Österreich so zeichnet sich ein wenig erfreuliches Bild. Dies wurde schon sichtbar bei den im Sommer 2011 durchgeführ-

Seite 1

1 Definition laut Startseite www.political-leadership.co.at.2 Mehr zu Forschungsdesign und Methode inklusive Leitfaden und Fragebogen im Anhang.3 Zu Führungsdefinitionen vgl. z. B. Seebaldt/Gast 2010, S. 12 -15.

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ten einstündigen Interviews mit ChefredakteurInnen, bestätigte sich in den Fokusgruppen im Herbst 2012 und in der Umfrage Juli/August/September 2013.

Besonders deutlich wird dies an den in den Interviews und in der Umfrage eingangs gestellten Fragen nach der aktuellen Si-tuation von Political Leadership, Professionalität und Qualität der Politik in Österreich.

Die Tabellen 1 und 2 zeigen die Ergebnisse aus der Online-Um-frage in absoluten Zahlen und in Prozent. An dieser Umfrage nahmen insgesamt 82 JournalistInnen teil.

Tabelle 1: Zur aktuellen Situation in absoluten Zahlen

Tabelle 2: Zur aktuellen Situation in Prozent

35

40

Anzahl derJournalistInnen

Wie sehen österreichische JournalistInnen die aktuelle Situation bezogen auf Political Leadership im Vergleich zu Professionalität und Qualität in der Politik?

Political Leadership

5

10

15

20

25

30

35

40

Political Leadership

Professionalität in der Politik

Qualität in der Politik

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

0

5

10

n = 82sehr gut mittelmäßig schlechteher gut eher schlecht

Die drei Begriffe Leadership, Professionalität und Qualität, die in der Alltags- und so auch in der Mediensprache oft synonym im Zusammenhang mit Politik gebraucht werden, sollten in den qualitativen Interviews differenziert bewertet werden, sie zo-gen sich daher wie ein roter Faden durch diese einstündigen Leitfadeninterviews.

Auch hier zeigte sich, wie schwierig den zehn befragten Chef-redakteurInnen eine Ausdiffenrenzierung zwischen den drei Begriffen fiel. Offensichtlich wurde aber, dass die Begriffe Lea-dership und Professionalität stärker mit Personen, Qualität eher mit dem politischen System, in Verbindung gebracht werden.

Diagramm 1: Zur aktuellen Situation im Vergleich

Political Leadership 0 5 28 35 14Professionalität in der Politik 0 8 33 25 16Qualität in der Politik 0 4 31 34 13

O li B f t ö t i hi h J li tI 82

Wie beurteilen Sie insgesamt die aktuelle Situation Österreichs bezogen auf …  (in absoluten Zahlen)

sehr gut eher gut mittelmäßig weniger gut schlecht

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

Political Leadership 0,00% 6,10% 34,15% 42,68% 17,07%Professionalität in der Politik 0,00% 9,76% 40,24% 30,49% 19,51%Qualität in der Politik 0,00% 4,88% 37,80% 41,46% 15,85%

O li B f t ö t i hi h J li tI 82

Wie beurteilen Sie insgesamt die aktuelle Situation Österreichs bezogen auf …  (in %)

sehr gut eher gut mittelmäßig weniger gut schlecht

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

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Qualität hat stärker Output-Charakter, Professionalität bezeich-net das politische Handwerk (Know-how) und im Zusammen-hang mit Leadership wird zusätzlich eher der Input-Aspekt (Ide-en, Visionen, ...) betont. Allerdings fiel bereits in den Interviews in allen drei Kategorien die überraschend deutlich negative Ein-schätzung durch die Befragten zur aktuellen Situation auf.

Ein Trend der sich auch in der Online-Befragung bestätigte.

Österreichs JournalistInnen zeigten sich in unserer Studie ein-deutig wenig begeistert vom aktuellen Angebot an Political Lea-dership, Professionalität und Qualität in der Politik.

In allen drei Kategorien wurde die österreichische Politik von deutlich über 80 % der JournalistInnen als mittelmäßig bis schlecht beurteilt, wobei sich zudem immer deutlich mehr für die Kategorien eher schlecht bis schlecht entschieden, als für das Mittelmaß - kein(e) einzige(r) war bereit der Politik die Note Sehr gut zu geben und auch für die Note Gut entschieden sich nur wenige, am meisten, nämlich acht, noch in der Katego-rie Professionalität.

Knapp die Hälfte der Befragten sieht Österreich in diesen drei Kategorien zwar international in etwa gleich, aber auch immer-hin immer mehr als 40 % sehen Österreich schlechter.

Bedenkt man, dass jeweils zwischen 50 und 60 % die aktuelle österreichische Situation als weniger gut bis schlecht beurteilt hatten, verstärkt sich das negative Meinungsbild.

Fragt man nach der künftigen Einschätzung, dem Zukunftstrend, so zeigt sich auch hier die negativ-pessimistische Grundstim-mung.

Tabelle 3: Im internationalen Vergleich in Prozent

Tabelle 4: Zukunftstrend in Prozent

Political Leadership 6,10% 48,78% 45,12%Professionalität in der Politik 3,66% 43,90% 52,44%Qualität in der Politik 9,76% 50,00% 40,24%

Wie sehen Sie die österreichische Situation im internationalen Vergleich bezogen auf …  (in %)

59,75%50,00%57,31%

besser in etwa gleich schlechter

O li B f t ö t i hi h J li tI 82

Ausgangslageweniger gut ‐ schlecht

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

Political Leadership 4,88% 57,32% 36,59%Professionalität in der Politik 9,76% 53,66% 35,37%Qualität in der Politik 6,17% 48,38% 43,21% 57,31%

Ganz allgemein, wie sehen Sie die künftige Entwicklung (Trends) in Österreich bezogen auf…  (in %)*)

positiv gleichbleibend negativ Ausgangslageweniger gut ‐ schlecht

59,75%50,00%

O li B f t ö t i hi h J li tI 82

*) 1 Antwortverweigerung (1,23%)

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

Bestätigung findet diese negative Grundstimmung in der Häu-fung der Antwortverweigerungen bei der Frage nach aktuellen, österreichischen Positivbeispielen für Political Leadership.

30 Mal kommt es bei dieser Frage zur Anwortverweigerung, mehr als ein Drittel (36,59 %) der Befragten nennen (zum Teil explizit) kein positives Beispiel, der Anteil ist hier deutlich höher als bei der Frage nach internationalen oder historischen Öster-reichischen Beispielen, der aktuelle Bundeskanzler wird auch nicht einmal genannt.

Dieses triste Bild, das hier entsteht, ist an sich nicht wirk-lich überraschend, es passt zu den über Jahren beobachteten schlechten Imagewerten von PolitikerInnen, es passt innerhalb der Wahlforschung zu beobachtenden Entwicklungen bezüglich der Zunahme von NichtwählerInnen, der steigenden Bedeutung von Protest als Wahlmotiv, der in absoluten und relativen Zahlen sinkenden WählerInnenschaft der Regierungsparteien, es passt zum Erfolg von politischen Populisten und Opportunisten.4

Es findet sich auch in der medialen Berichterstattung, in den Themen (Korruptionsfälle, Reformstau, Krise)5 aber auch im Ton.

Überraschend war aber doch die Eindeutigkeit des Ergebnisses und die sichtbar werdende Frustration bis hin zur Hoffnungs-losigkeit. In den qualitativen Interviews, wie in den Fokusgrup-pen, wo die Möglichkeit bestand nachzufragen, wurde dies be-sonders deutlich. Obwohl wir immer nur nach Positivbeispielen gefragt haben, wurden uns bei den qualitativen Interviews, wenn es um die aktuellen österreichischen PolitikerInnen ging, großteils Negativbeispiele genannt.

4 Zur Entwicklung der WählerInnenschaft in Österreich siehe Diagramm 8 und 9.5 Während der Durchführung der Studie dominierte die Berichterstattung rund ums Transparenzgesetz, um Korruptionsuntersuchungsauschuss/ Anzeigenaffäre, Finanzskandal Salzburg, Kärnten Hypo-Alpe-Adria, neben der Berichterstattung rund um die Landtags-/Nationalratswahlen 2013.

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Der lange Schatten des Bruno Kreisky

• mehr als jede zweite JournalistIn nennt ihn als Positivbeispiel - ge-nau 53,66% der JournalistInnen - ohne Antwortverweigerungen sogar 61,97%

• mit 44 Nennungen wird er mehr als doppelt so häufig genannt als jede andere Person und 6 Mal so häufig als jede andere ÖsterreicherIn

• sein Name findet sich neben PolitikerInnen unterschiedlicher Weltan-schauung

Einerseits ist diese enttäuschende Einschätzung der aktuel-len österreichischen Situation daher tatsächlich nicht überra-schend, andererseits aber doch, schließlich handelt es sich bei Österreich um ein demokratisches System, um ein vergleichs-weise reiches Land, das die Weltwirtschaftskrise vergleichswei-se gut überstanden hat, um ein Land mit relativ ausgeprägtem sozialen Frieden, einem immer noch funktionierenden Wohl-fahrtsstaat, auch um ein Land, geprägt von politischer wie wirt-schaftlicher Stabilität

Steht dieses ausgeprägt negativ-pessimistische Meinungsbild möglicherweise im Zusammenhang mit einer medialen Ten-denz zu Negativberichterstattung?

Die Fragen nach den Positivbeispielen - die einzig offen gestell-ten Fragen in der quantitativen Umfrage - lassen allgemeine wie österreichspezifische Pattern erkennen. Teil des Fragebogens wurden sie, weil sie sich bei den qualitativen Interviews bereits als aussagekräftig erwiesen hatten.

Gefragt wurde sowohl nach aktuellen, als auch historischen österreichischen beziehungsweise nach internationalen Posi-tivbeispielen, es konnten auch mehrere Antwortbeispiele pro Frage gegeben werden.

Die genannten Namen wurden nach Häufigkeit der Nennung, Gender, politischer Ebene (Europa, Bund, Länder, Gemeinden), politischer Weltanschauung/Partei, Regierungsfunktion (Regie-rungserfahrung, Regierungsspitzenposition), innerparteiliche Führungsposition, nationale Herkunft sortiert.6

Österreichspezifika

Es konnten drei als für Österreich spezifische Muster erkannt werden.

30 Jahre nach seinem Rücktritt (24. Mai 1983), 23 Jahre nach seinem Tod (29. Juli 1990) werden Österreichs PolitikerInnen, Österreichs Political Leader immer noch an Bruno Kreisky ge-messen. Es ist aus der Political Leadershipforschung bekannt, das AmtsträgerInnen oft an ihren VorgängerInnen, meist den di-rekten VorgängerInnen oder den direkten VorgängerInnen mit gleicher Parteiherkunft gemessen werden.

In unserer Studie konnte dies für Österreich nur bedingt nach-gewiesen werden, weder der aktuelle, noch sein direkter Vor-gänger im Bundeskanzleramt werden als Positivbeispiel für Po-litical Leadership genannt. Dies könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass die vorher beschriebene negative Grundstimmung schon länger andauert.

Genannt wird stattdessen, wie schon in den qualitativen Inter-views (7 von 10 ChefredakteurInnen) der „große Vorgänger“, der Bundeskanzler mit der längsten Amtsdauer in der zweiten Republik, und der letzte alleinregierende, aber auch ein Sozial-demokrat mit internationaler Reputation, einer der das Wagnis Minderheitsregierung einging, ein Reformer.

Insgesamt 49 JournalistInnen nennen entweder Kreisky oder eines seiner Kabinettsmitglieder als Positivbeispiel, dies sind 59,76 % aller Befragten, ohne Antwortverweigerungen sogar 69,01 %. Am zweithäufigsten werden bei dieser Frage Franz Vranitzky mit fünf und Johanna Dohnal mit vier Nennungen an-gegeben, er wird in dieser Frage also praktisch zehn Mal so oft wie die nächstplatzierten genannt.

Weltanschauung scheint dabei nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Wer Kreisky als Positivbeispiel nennt, nennt nicht auch zwingend eine aktuelle SPÖ-PolitikerIn als Beispiel, sein Name taucht auch in Kombination mit ÖVP und Grün-PolitikerInnen auf. Bei den internationalen Beispielen finden sich neben ihm sowohl PolitikerInnen des linken, wie rechten Spektrums.

Er wird beinahe sechs Mal so häufig wie irgendeine andere österreichische PolitikerIn genannt und immer noch mehr als doppelt so häufig wie jede ander Führungspersönlichkeit in der internationalen Kategorie.

Nur zwölf Personen, das entspricht 14,63 % nannten kein histo-risches Positivbeispiel für Political Leadership.

Wolfgang Schüssel, Alois Mock, Erhard Busek, Leopold Figl, Christian Broda und Josef Klaus wurden je zwei Mal genannt, alle anderen in dieser Kategorie brachten es nur auf eine Nen-nung.

Dieses Ergebnis wirft die Frage nach dem aktuellen Kreisky-Bild

6 Siehe Tabellen im Anhang Daten.

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auf, also nicht die historische Persönlichkeit Bruno Kreisky, son-dern sein Mythos, die Vorstellungen, die jetzt mit der Person Kreisky verbunden werden, an welchem Kreisky-Bild werden seine NachfolgerInnen gemessen?

Die „Landesfürsten“

Bei der Frage nach aktuellen österreichischen Positivbeispielen konnten einzelne Landeshauptleute die meisten Nennungen für sich verzeichnen. Diese starke Präsenz der Landeshauptleute im Zusammenhang mit Political Leadership, Ausdruck des faktisch stark ausgeprägten Föderalismus und des immer noch starken Parteienstaates, das zum Beispiel auch in der Bedeutung der Landeshauptleutekonferenz machtvoll deutlich wird, ist das zweite der erwähnten Österreichspezifika.

Die österreichischen Landeshauptleute sind in ihren jeweiligen Bundesländern medial außerordentlich sichtbar, aber auch na-tional immer wieder wahrnehmbar.

Der zweithäufigst genannte österreichische Politiker nach Bun-deskanzler Bruno Kreisky ist mit acht Nennungen daher auch nicht wirklich überraschend der niederösterreichische Landes-hauptmann Erwin Pröll. Gefolgt vom aktuellen Bundespräsiden-ten Heinz Fischer mit fünf Nennungen, drittplatziert mit vier Nennungen findet sich aber bereits der nächste Landeshaupt-mann, der Steirer Franz Vowes.

Zusammengenommen werden 17 Mal Landeshauptleute als Positivbeispiele genannt und sind die LandespolitikerInnen mit 22 Nennungen insgesamt vergleichsweise gut vertreten, Bun-despolitikerInnen werden auch nur 28 Mal als aktuelles Positiv-beispiel gebracht und es sind immerhin auch sechs Mal Kom-munal- und drei Mal EuropapolitikerInnen in dieser Kategorie vertreten.

Diese Bedeutung der Landeshauptleute wird hingegen in den historischen Beispielen nicht wirklich sichtbar, mit Helmut Zilk taucht hier nur ein Landeshauptmann in der Liste auf. Die Bun-despolitikerInnen dominieren mit 79 Nennungen deutlich.

Fehlt den aktuellen Landeshauptleuten eine starke Gegenspie-lerIn auf Bundesebene?

Auch schon in den qualitativen Interviews spielten Landes-

hauptleute eine wichtige Rolle, Erwin Pröll und Michael Häupl wurden von zwei der zehn interviewten ChefredakteurInnen sogar als „die eigentlichen Machthaber“ der Republik genannt.

Der Blick nach Deutschland liegt nahe

Das dritte erwähnte Österreichspezifikum, das sich bei der Fra-ge nach Beispielen abzeichnet, ist die Nähe zu Deutschland. 40 der insgesamt 92 genannten internationalen Personenbeispiele kommen aus Deutschland. Damit werden deutsche PolitikerIn-nen fünf Mal so häufig genannt als die zweitgereihten US-Ame-rikanerInnen. Insgesamt 52 Mal stammen die genannten aus Staaten der Europaischen Union.

Die Neigung nach Deutschland zu blicken und die aktuelle ös-terreichische Situation mit der deutschen zu vergleichen wurde auch in den qualitativen Interviews und in den Fokusgruppen sichtbar

Der Name der deutschen Bundeskanzlerin fiel mit 19 Mal so oft, dass es sogar die Frage nach einem Merkel-Effekt zulässt.

Sie ist die zweithäufigst genannte PolitikerIn in der Umfrage, an-nähernd jeder zweite deutsche Name, der fiel, ist ihrer, ebenso wie jeder zweite Frauenname.

Schon in qualitativen Interviews wurde sie von zwei Chefredak-teurInnen als positives, von eine(r/m) weiteren als negatives Beispiel genannt, sie lag damals aber noch hinter Barack Oba-ma, Helmut Schmidt und Helmut Kohl.

Wird hier ihre Pionierleistung als erste Frau im deutschen Bun-deskanzleramt honoriert oder doch ihre persönliche Leistung in diesem Amt, oder sehen wir hier eine Folge des parallel zu Um-frage laufenden deutschen Bundestagswahlkampfs?

35 Mal fiel der Name einer deutschen RegierungschefIn, Angela Merkel wurde allein häufiger erwähnt als die anderen genann-ten deutschen Bundeskanzler zusammen.

Frauen sind in der Politik, auch in Österreich immer noch unter-repräsentiert. Zum Zeitpunkt der Umfrage lag der Frauenanteil im österreichischen Nationalrat bei 28,96 %, im Bundesrat bei 27,43 % und in der Bundesregierung bei 29,4 %7, das zu diesem Zeitpunkt aktuell höchste von einer Frau besetzte politische

Merkel-Effekt?• mit 19 Nennungen ist Angela Merkel, das zweithäufigst genannte Positivbeispiel für Political Leadership

• beinahe jedes zweite Mal, wenn ein deutscher Name fällt, ist es der Name der aktuellen Bundeskanzlerin

• 39 Mal fällt insgesamt der Name einer Frau, jedes zweite Mal handelt es sich um Angela Merkel

7 Zu Frauenanteil in der österreichischen Politik siehe Tabelle 20 und 21.

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Amt ist das Amt der Ersten Nationalratspräsidentin. Im paral-lel zur Umfrage verlaufenden Nationalratswahlkampf trat nur eine der wahlwerbenden bereits im Nationalrat vertretenen Parteien mit einer Frau als Spitzenkandidatin an, diese wurde immerhin drei Mal als österreichisches Positivbeispiel genannt, und steht damit an der Spitze der aktuellen österreichischen Politikerinnen.

Auch in der Umfrage fielen Frauennamen seltener als Männer-namen, diese Unterrepräsentation könnte eine direkte Spiege-lung der realen Mindervertretung von Frauen in der Politik sein.

Mit Angela Merkel hat eine deutsche Frau es bis an die Regie-rungsspitze geschafft, etwas was einer ÖsterreicherIn bis dato nicht gelungen ist und sie hat die Wiederwahl geschafft, zum wiederholten Mal und sie findet in ihrer Führungsrolle Aner-kennung - und sie ist in der Studie die mit deutlichem Abstand bestplatzierte aktuelle PolitikerIn.

Sind Frauen in Spitzenpositionen fallen ihre Namen auch. Wie jener der ersten Staatssekretärin und späteren Bundesministerin für Frauenangelegenheiten Johanna Dohnal steht an dritter Stelle der Nennungen bei den historischen Beispielen (sie wurde allerdings nur von Frauen als beispielhaft gewählt), Bundesministerinnen aber auch prominente Oppositionspolitikerinnen finden sich unter den aktuellen Beispielen – besonders auffallend die internationalen Beispiele werden von einer Frau, Angela Merkel angeführt, sie liegt mit 19 Nennungen deutlich vor ihren männlichen Kollegen, insgesamt sind also auch bei den internationalen Beispielen noch Frauen in der Minderheit, einzelne aber individuell bereits hervorragend platziert, auch Margaret Thatcher bringt es immerhin auf zwei Nennungen. Besser platziert sind nur Nelson Mandela mit sieben, Willi Brandt und Helmut Kohl mit je fünf, sowie Michail Gorbatschow und Barack Obama mit je drei Nennungen.

Journalistinnen, also Frauen nannten zwar häufiger Frauen, sie nannten aber vor allem deutlich seltener männliche Politiker, stattdessen verzichteten sie häufiger darauf ein Beispiel zu nen-nen, besonders deutlich wird dies bei den aktuellen Beispielen.

Ergebnisse im allgemeinen Trend liegend

Neben den Österreichspezika konnten auch allgemeine Trends abgelesen werden.

Frauen als erfolgreiche Political Leader

Angela Merkels außerordentlich häufige Nennung in unserer Studie könnte daher nicht nur ein Aspekt der österreichspezifi-schen Neigung über die Grenze auf unseren großen deutschen Nachbarn zu blicken sein, auch die Tatsache, dass parallel zur Datenerhebung der Umfrage nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland der Wahlkampf die mediale Berichterstat-tung bestimmte, könnte eine Rolle gespielt haben, möglicher-weise aber auch das vermehrt in aktuellen Studien zu Gender und Leadership beschriebene Phänomen, dass Frauen in Lea-

dership Positionen nicht nur reüssieren, sondern gerade auch im Gendervergleich positiv aussteigen können. Insofern könnte der Merkel-Effekt auch ein den allgemeinen Trends entspre-chender Effekt sein.

Die Unterrepräsentation von Frauen in Leadership-Positionen kann daher nicht mit einer genderspezifischen mangelnden Qualifikation zu führen, erklärt werden. Frauen, einmal in Füh-rungspositonen erlangen offensichtlich auch Vorbildwirkung - ein Argument dafür die Genderproblematik als eine Glass-Cei-ling-Problematik zu interpretieren, damit aber auch ein Argu-ment für aktive Gegenmaßnahmen.

Chief Executives überrepräsentiert

Staatsoberhäupter, Regierungschefs und Personen in Regie-rungspositionen finden sich in allen drei Kategorien überre-präsentiert. Dies gilt auch für Personen in offiziellen Parteifüh-rungspositionen.

Die Political Leadership-Forschung, geprägt durch die sie dominierende US-Amerikanischen Forschung (mit ihren presidential studies8) richtet bevorzugt ihren Blick auf Staatsoberhäupter und Regierungschefs. Dies könnte daher sowohl eine Folge (i.S. einer self-fullfilling prophecy) oder auch eine Ursache, (Entpersonalisierung von Political Leadership Richtung AmtsträgerInnen in Demokratien9) dieser Fokussierung sein.

Jedenfalls werden Überwiegend Personen als Beispiel für Po-litical Leadership genannt, die eine Regierungsfunktion - auf allen Ebenen vom Bürgermeister über Landeshauptmann, Bun-desministerIn bis hin zum Bundeskanzler - innehaben/hatten genannt. 53,01 % der aktuellen, 81,52 % der historischen und 82,61 % der internationalen Beispiele fallen in diese Gruppe, dabei ganz besonders oft Staatsoberhäupter und Regierungs-chefs – auch der aktuelle österreichische Bundespräsident ist mit fünf Nennungen gut platziert, immerhin an zweiter Stelle der aktuellen.

Daraus ließe sich schließen, dass auf diese institutionalisierten Führungspositionen und Personen, die diese Positionen inneha-ben, mit Erwartung von Political Leadership geblickt wird.

Glocal Political Leadership

Auch der hochaktuelle Trend, angesichts von zunehmendem Verlust von Spielräumen für Political Leadership auf der natio-nalen Ebene, im Leadership-Diskurs den Blick auf lokale Leader, insbesondere BürgermeisterInnen von Metropolen10 zu richten, lässt sich in den Umfrageergebnissen entdecken.

In allen drei Kategorien sind Bürgermeister vertreten, unter den internationalen Beispielen finden sich etwa die Bürgermeister von New York und Berlin. Noch finden sich aber doch Euro-papolitikerInnen häufiger als VertreterInnen der kommunalen Ebene.

8 Vgl z. B. die Arbeiten von James Macgregor Burns.9 Zur These Entpersonalisierung von Leadership, siehe Pelinka 1996, S.81 ff.10 Zu Glocal Leadership siehe Barber 2013.

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Politische Führungsaufgaben aus Sicht österreichischer JournalistInnen

Fragestellung:Die folgende Liste enthält eine Reihe von möglichen Aufgaben von Political Leadership…Welche dieser Aufgaben würden Sie als politische Führungsaufgaben bezeichnen?Zutreffendes bitte ankreuzen, Mehrfachnennungen möglich

Rang Politische Führungsaufgaben Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Entscheidungen treffen 48 84,00% 90,00% 87,27%1 Ziele vorgeben 48 88,00% 86,67% 87,27%3 Visionen vermitteln 47 88,00% 83,33% 85,45%4 Entscheidungen durchsetzen 41 76,00% 73,33% 74,55%5 Veränderung ermöglichen 38 76,00% 63,33% 69,09%6 Themen kommunizieren 37 68,00% 66,67% 67,27%7 Standpunkte argumentieren 36 80,00% 53,33% 65,45%8 Minderheiten schützen 35 76,00% 53,33% 63,64%9 Ideen entwickeln 34 76,00% 50,00% 61,82%10 Orientierung bieten 33 64,00% 56,67% 60,00%10 Konflikte lösen 33 56,00% 63,33% 60,00%12 Mehrheiten finden  32 56,00% 60,00% 58,18%13 Vorbild sein 31 60,00% 53,33% 56,36%14 Konsens finden 30 40,00% 66,67% 54,55%15 Richtung vorgeben 27 60,00% 40,00% 49,09%16 Zum Mittun motivieren 26 32,00% 60,00% 47,27%17 Zuversicht vermitteln 25 48,00% 43,33% 45,45%18 Probleme aufzeigen 23 48,00% 36,67% 41,82%19 MitarbeiterInnen fördern 19 32,00% 36,67% 34,55%20 Widerstand brechen 7 12,00% 13,33% 12,73%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Bezugswert

Tabelle 5.1: Ranking der Führungsaufgaben nach Zahl der Nennungen

Hinterfragt werden könnte aber, ob das gute Abschneiden der Landeshauptleute nicht nur österreichspezifisch, sondern auch als Sonderfall von Glocal Leadership erklärt werden könnte.

Erwartungen an Political Leadership

Im Rahmen der qualitativen Teile der Studie konnte nach per-sönlichen Definitionen von Political Leadership, auch nach Ver-besserungsvorschlägen, nach dem Soll-Zustand von Political Leadership offen gefragt werden. Dabei zeigte sich eine Lea-derzentrierte Sichtweise, in der Political Leader vor allem unter zwei Gesichtspunkten definiert wurden, wobei in den individu-ellen Definitionen jeweils einer der beiden Aspekte mehr oder weniger dominierte.

Die erste Variante, Leadership primär als Entscheidungsprozess, mit Leadern als EntscheidungsträgerInnen, die diese Entschei-dungen auch durch- und umsetzen müssen, korrespondiert mit den in den USA als dem konservativen Denken zugeordneten Leadership-Modell das den Leader als strict-father beschreibt.

Die zweite Variante, Leadership primär als Kommunikations-

prozess, mit Leadern als Überzeuger/Ermöglicher, die mobili-sieren, motivieren, engagieren und einbinden, korrespondiert mit den in den USA als dem progressiven Denken zugeordneten Leadership-Modell, das den/die Leader als nurturent-parents beschreibt.11

Im Rahmen der Online-Umfrage musste eine Möglichkeit ge-funden werden, mittels quantitativer Methoden der Leaders-hip-Definition und der daraus ableitbaren Erwartungen an Poli-tical Ledership nachzuforschen.

Deshalb wurden die Befragten mit Auswahllisten zu Führungs-aufgaben, Führungseigenschaften und Führungskompetenzen konfrontiert.

Die Listen enthielten jeweils 20 verschiedene Begriffe (generiert in den qualitativen Interviews und Fokusgruppen) und die Be-fragten wurden gebeten in drei Einzelschritten, zuerst alle zu-treffenden Begriffe, dann die drei wichtigsten und schließlich die drei in Österreich besonders verbesserungswürdigen Begrif-fe auszuwählen.

11 Näheres zu strict-father und nurturant-parents als Urbilder für Political Leadership siehe Lakoff 2009, S. 40 ff und zu konservativem und progressivem Denken Westen, 2007 S. X ff.

Page 12: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

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Political Leader als EntscheidungsträgerInnen

Die Antworten „Entscheidungen treffen“ (87,27 %) und „Ziele vorgeben“ (87,27 %) vereinten auf sich die meisten Nennungen, dicht gefolgt von „Visionen vermitteln“ (85,45 %), Journalistin-nen wie Journalisten kreuzten diese drei Aufgaben am häu-figsten an, allerdings in unterschiedlicher Reihenfolge: Frauen reihten „Ziele vorgeben“ und „Visionen vermitteln“ gleichauf vor „Entscheidungen treffen“, Männer kreuzten „Entscheidun-gen treffen“ am häufigsten an, gefolgt von „Ziele vorgeben“. An vierter Stelle landete „Entscheidungen durchsetzen“

Knapp mehr als Zwei Drittel der abgefragten Führungsaufgaben wurden von mehr als der Hälfte der Befragten als relevant aus-gewählt – dieses doch etwas diffuse Bild klärt sich wenn man die Antworten auf die zweite Frage (Tab. 5.2 im Anhang) hinzu-zieht: „Entscheidungen treffen“ ist hier der klare Spitzenreiter mit mehr als doppelt so vielen Nennungen als die zweitgereih-ten und genderunabhängig – es ist auch jene Führungsaufgabe, die in Österreich als besonders verbesserungswürdig angese-hen wird

Bedenkt man, dass „Entscheidungen durchsetzen“ es ebenfalls immer unter die ersten vier geschafft hat, so lässt sich daraus schließen, dass von den in der Online-Umfrage befragten Jour-nalistInnen stark auf Führung als Entscheidungsaufgabe, Leader als Entscheidungsträger (Decison-maker) fokussiert, dies würde auf einen eher konservativen Führungsansatz, ergebnisorien-tiert, Leader-zentriert hinweisen

Dem steht die gute Platzierung von „Veränderung ermöglichen“, das zudem in der Frage mit Österreichbezug (Tab. 5.3) drittge-reiht wird, entgegen – diese Führungsaufgabe steht eher im progressiven Führungsverständnis. Auffallend dass die mobili-sierenden Aspekte von Political Leadership, „Zum Mittun mo-tivieren“, „Mehrheiten finden“ und „MitarbeiterInnen fördern“ vergleichsweise niedrig gereiht wurden.

Auffallend auch, dass der vielleicht härteste Begriff, „Wider-stand brechen“, der ganz eindeutig der Kategorie Hard Power nach Nye12 zugeordnet werden kann – durchweg schlechte Wer-te erhielt. Ebenfalls wenig Zustimmung erlangte „MitarbeiterIn-nen fördern“, mit Sicherheit ein Unterschied zu Business-Lea-

Fragestellung:

Rang Politische Führungseigenschaften Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Ehrlichkeit 34 52,00% 70,00% 61,82%2 Reflexionsfähigkeit 26 64,00% 33,33% 47,27%3 Entscheidungsfreude 23 36,00% 46,67% 41,82%4 Mut  18 24,00% 40,00% 32,73%5 Standfestigkeit 15 24,00% 30,00% 27,27%6 Offenheit 11 16,00% 23,33% 20,00%6 Selbstlosigkeit 11 16,00% 23,33% 20,00%8 Leidenschaft 9 32,00% 3,33% 16,36%8 Empathie 9 28,00% 6,67% 16,36%10 Neugierde 4 8,00% 6,67% 7,27%11 Disziplin 2 0,00% 6,67% 3,64%12 Kontaktfreudigkeit 1 0,00% 3,33% 1,82%12 Ehrgeiz 1 0,00% 3,33% 1,82%12 Beharrlichkeit 1 0,00% 3,33% 1,82%15 Egoismus 0 0,00% 0,00% 0,00%15 Freundlichkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%15 Eitelkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%15 Einsatzfreudigkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%15 Streitbarkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%15 Belastbarkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%

In Österreich besonders verbesserungswürdige Politische Führungseigenschaften aus Sicht der JournalistInnen

Eine Debatte über Political Leadership wird oft mit besonderem Blick auf die handelnden Personen, insbesondere Politikerinnen in Führungspositionen geführt.

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Bezugswert

Wenn Sie sich die aktuelle österreichische Situation vor Augen halten, welche drei Eigenschaften sind besonders verbesserungswürdig?

Tabelle 6.3: Ranking der zu optimierenden Führungseigenschaften

12 Zum Konzept von Hard, Soft und Smart Power, siehe Nye 2008, S. 27 ff.

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Pinocchio-Erwartung

• mit 34 Nennungen liegt Ehrlichkeit an erster Stelle von besonders ver-besserungswürdigen Führungseigenschaften

• mehr als die Hälfte der JournalistInnen, mehr als Zwei Drittel der Journalisten bemängeln Erhrlichkeit im Zusammenhang mit Political Leadership

dership, dies könnte aber auch Ausdruck der Ablehnung von „Seilschaften“ sein.

In der Online-Umfrage schlägt daher das Pendel eindeutig mehr in Richtung Political Leadership als Entscheidungsprozess aus, dies war in den qualitativen Interviews, oder den Fokusgrup-pen nicht so eindeutig. Ob dieser Unterschied Folge der un-terschiedlichen Methoden, oder Folge der unterschiedlichen Auswahlkriterien der jeweiligen Befragten ist, kann nicht mit

Sicherheit beantwortet werden.

Mut,Ehrlichkeit und Entscheidungsfreude

Aus den ExpertInneninterviews wussten wir, dass Angst bzw. ein Mangel an Mut bei PolitikerInnen häufig als ursächlich für Defizite verantwortlich gemacht wurde. In der Online-Befra-gung (Tab. 6.1) wurde auch Mut (80 %) gleichauf mit Ehrlichkeit und dicht gefolgt von Entscheidungsfreude (76,36 %) und Refle-

Fragestellung:

Auch Kompetenzen werden häufig im Zusammenhang mit Political Leadership diskutiert.  

Rang Politische Führungskompetenzen Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Problemlösungskompetenz 23 56,00% 30,00% 41,82%2 Rhetorik 20 44,00% 30,00% 36,36%3 Kreativität 15 28,00% 26,67% 27,27%4 Soziale Kompetenz 13 16,00% 30,00% 23,64%5 Fremdsprachen 12 24,00% 20,00% 21,82%5 Ökonomisches Wissen 12 20,00% 23,33% 21,82%7 Themenbezogene Sachkompetenz 9 12,00% 20,00% 16,36%7 Herzensbildung 9 12,00% 20,00% 16,36%9 Medienkompetenz 8 20,00% 10,00% 14,55%9 Krisen Management 8 16,00% 13,33% 14,55%11 Interkulturelles Wissen 7 12,00% 13,33% 12,73%12 Allgemeinbildung 6 0,00% 20,00% 10,91%13 Mitarbeiterführung 5 8,00% 10,00% 9,09%14 Hausverstand (Erfahrungswissen) 4 4,00% 10,00% 7,27%15 Verhandlungsführung 3 4,00% 6,67% 5,45%15 Historisches Wissen 3 4,00% 6,67% 5,45%15 Politische Bildung 3 8,00% 3,33% 5,45%15 Change Management 3 8,00% 3,33% 5,45%19 Wissen um politische Entscheidungsfindungsprozesse 1 4,00% 0,00% 1,82%19 Aktuelles Wissen (Tagesgeschehen) 1 0,00% 3,33% 1,82%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Bezugswert

Wenn Sie sich die aktuelle österreichische Situation vor Augen halten, welche drei Kompetenzen sind besonders verbesserungswürdig?

In Österreich besonders verbesserungswürdige Politische Führungskompetenzen aus Sicht der JournalistInnen

Tabelle 7.3: Ranking der zu optimierenden Führungskompetenzen

Page 14: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

10 Seite

xionsfähigkeit (74,55 %) am häufigsten genannt. Befragt nach den drei wichtigsten Eigenschaften (Tab. 6.2) landete Entschei-dungsfreude gleichauf mit Reflexionsfähigkeit auf dem ersten Platz, Ehrlichkeit und Mut finden sich nur mehr auf Rang vier beziehungsweisw sieben.

Fokussiert man allerdings auf Österreich, fragt also explizit nach Verbesserungsnotwendigkeiten, dann liegt Ehrlichkeit, wie in der obigen Tabelle sichtbar, klar vorn – demnach braucht Österreich vor allem eines: ehrliche PolitikerInnen.

Ehrlichkeit liegt nun mit 34 Nennungen deutlich vor Reflexions-fähigkeit mit 26 Nennungen, Entscheidungsfreude mit 23 Nen-nungen und Mut mit 18 Nennungen (Tab. 7.1).

Ist dies Ausdruck der aktuellen medienpolitischen Verfasstheit in Folge der Aufdeckung von einer Reihe prominenter Korrupti-onsfälle – also Hinweis auf einen situativen Aspekt von Political Leadership?

Auffallend ist auch dass sich unter den Eigenschaften, die rela-tiv wenig Unterstützung erhielten, solche mit Negativassoziati-on (Egoismus, Eitelkeit, Ehrgeiz) und solche die eher mit Soft Power identifiziert (Freundlichkeit, Neugierde) werden, finden – Dies könnte ein Hinweis auf einen eher nicht pragmatischen sondern normativen Leadership Ansatz sein, eine Vermutung, die bereits, nach der Auswertung der in den qualitativen Inter-views gegebenen Leadership-Definitionen argumentiert wer-

den konnte.

Ist das Bild von PolitikerInnen also schlecht, weil so viel positi-ves von ihnen erwartet wird?

Leadership-Kompetenzen

In den ExpertInneninterviews wurde immer wieder auf Bil-dung/Ausbildung als Möglichkeit der Verbesserung der aktuel-len Situation verwiesen, wobei dies sowohl für PolitikerInnen, JournalistInnen als auch die Bevölkerung eingefordert wurde – dies war Anlass im Fragebogen eine Liste aus 20 Kompetenzen abzufragen – Soziale Kompetenz, passend zu Politik als Gesell-schaftsphänomen und Problemlösungskompetenz sind hier die Spitzenreiter. (Tab. 7.1)

Während soziale Kompetenz in der Frage nach besonders wich-tigen Führungskompetenzen (Tab. 7.2) mit über 90 % klar vorne liegt, gefolgt von Allgemeinbildung und Problemlösungskom-petenz gleichauf, rückt gefragt nach den drei wichtigsten die Problemlösungskompetenz auf Rang eins und tauscht mit der sozialen Kompetenz den Platz, vor themenbezogener Sachkom-petenz, Herzensbildung und Kreativität, die alle drei in der ers-ten Frage nur im Mittelfeld platziert waren.

Das Bild ändert sich nochmals wenn wir nach der aktuellen Situation in Österreich fragen – dann landet nämlich, wie der obigen Tabelle entnehmbar, Rhetorik auf Rang zwei (vorher

Diagramm 1: Rollenselbstzuschreibungen

35

40Journalistinnen

Wie beurteilen österreichische JournalistInnen mögliche Rollenbilder

stimme zu

stimme eher zu

stimme mehr/weniger zu

10

15

20

25

30

35stimme eher zu

stimme mehr/weniger zu

stimme weniger zu

stimme nicht zu

0

5

10

15

BerichterstatterIn, die neutral über das politische Geschehen informiert

politische KommentatorIn, die politisches Geschehen interpretiert

investigative JournalistIn, die bestehende Missstände aufdeckt

VermittlerIn, die komplexe 

Sachverhalte mediengerecht aufbereitet

RepräsentantIn des Volkes, die den 

Mächtigen auf die Finger schaut

Stimme des Volkes, die öffentlicher Meinung Gehör 

verschafft

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

die neutral über das politische Geschehen informiert

KommentatorIn, die politisches Geschehen interpretiert

JournalistIn, die bestehende Missstände aufdeckt

komplexe Sachverhalte mediengerecht aufbereitet

Volkes, die den Mächtigen auf die Finger schaut

die öffentlicher Meinung Gehör 

verschafft

Page 15: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Seite 11

nur sechster Rang) und Fremdsprachen, bisher nur im letzten Viertel platziert erreicht den fünften Rang – sind Österreichs PolitikerInnen also rhetorisch und was Fremdsprachen betrifft besonders verbesserungswürdig? Nach Verbesserungspoten-zial im Bereich notwendiger Führungskompetenzen befragt, scheinen die JournalistInnen konkrete Beispiele im Kopf zu ha-ben und werden in ihren Antworten pragmatisch.

Medienkompetenz schafft es in allen drei Fragen nur ins Mittel-feld. Dies bestätigt die Ergebnisse der Fokusgruppen und qua-litativen Interviews, die PolitikerInnen durchaus ausreichende Medienkompetenz zustanden, gleichzeitig aber auch auf die möglichen Negativfolgen einer rein auf Medienkompetenz ab-gestellten Kommunikationsstrategie verwiesen.

Journalistische Rollenbilder

Die heftigen Diskussionen im Rahmen der Fokusgruppen zur ei-genen Rolle in Abgrenzung zu den PolitikerInnen – explizit auch vor dem Hintergrund einer Revolving-Door-Thematik zwischen Medien und Politik, inspirierte dazu, innerhalb der Umfrage verschiedene Rollenbilder abzufragen – von den angebotenen sechs Rollenbildern bekamen neutrale Selbstbeschreibungen die höchste Zustimmung.

Spitzenreiter war „Als VermittlerIn, die komplexe Sachverhalte mediengerecht aufbereitet“ mit einer Zustimmung von 66,07 % und der geringsten Ablehnung. Viel Zustimmung bekamen auch „Als BerichterstatterIn, die neutral über das politische Gesche-hen informiert“ gefolgt von „Als politische KommentatorIn, die politisches Geschehen interpretiert“.

„Als investigative JournalistIn, die bestehende Missstände auf-deckt“ ist jene Rollenbeschreibung mit relativ gleichmäßiger Verteilung auf die einzelnen Auswahlkategorien, mit Tendenz zu Zustimmung, ähnlich „Als RepräsentantIn des Volkes, die den Mächtigen auf die Finger schaut“, aber mit Tendenz zu Ableh-nung.

Am wenigsten Zustimmung und meisten Ablehnung erhielt „Als Stimme des Volkes, die öffentlicher Meinung Gehör verschafft“ .

Das Gros der JournalistInnen sah ihren Beruf also eher als neu-trale Medienfachleute – der Schritt zur BeraterIn (passt zu den Ergebnissen des elften qualitativen Interviews vom Sommer 2013) eben als Medienfachkraft liegt hier allerdings verführe-risch nahe und damit auch der Schritt zumindest begrenzt weg vom bevorzugt neutralen Terrain.

Darin unterschieden sich die Ergebnisse von Umfrage und Fo-kusgruppen auch am deutlichsten zu den zehn Interviews mit ChefredakteurInnen.

Die ChefredakteurInnen setzten sich stärker und zum Teil sehr selbstkritisch mit der Rolle der Medien auseinander, in den Fo-kusgruppen rückten die Kritikpunkte an der Politik etwas mehr in den Vordergrund, dies wurde in der Umfrage noch deutlicher.

Einzelne pointierte Aussagen der ChefredakteurInnen und aus den Fokusgruppen, die als Zitate auch im Fragebogen abge-fragt wurden, zeigen dass Kritik von Seiten der Medien an zu viel oder mangelnder Einflussnahme durch Politik doch klarere Mehrheiten fand, als umgekehrt die kritischen Sagen zur medi-alen Einflussnahme in der Politik.13

Die höchste Zustimmung erhielten die politikkritischen Aussa-gen „Es herrscht eine Grundstimmung des Boulevards und die Politik verzichtet darauf dem medienpolitisch entgegenzusteu-ern.“ mit 92,98 % und „Die Politik versucht Medien über Wer-beetats und über Presseförderung zu beeinflussen.“ mit 91,23 %.

„Die Kleinheit Österreichs dürfe keine Ausrede sein für man-gelnde Distanz zwischen Medien und Politik.“ erhielt 64,91 % Zustimmung, aber immerhin 10,53 % wählen bei dieser Frage eher die Alternativaussage

Gleich viel Zustimmung erhielt „Die Medien machen Politiker.“, aber 15,79 % verneinten diese Aussage auch.

„Wir Journalisten gestalten mit, wir machen eigentlich auch Politik“ war jene Aussage, die am wenigsten Unterstützung (49,12 %), am meisten Ablehnung (17,54 %) und mit 33,33 % die meisten JournalistInnen, die sich nicht zwischen den Extremen entscheiden wollten oder konnten, fand. Auch dieses Ergebnis spiegelt den Wunsch nach Unparteilichkeit.

Österreichische JournalistInnen sehen sich also klassisch zwi-schen Political Leader und Followers positioniert, zwar beiden in ihrer Rolle von Nutzen, aber ohne sich in den Dienst einer der beiden Parteien zu stellen, sie sehen sich sozusagen immer noch bevorzugt „im Vorhof der Macht“14.

Vergleichsweise der eigenen Macht, des eigenen Einflusses be-wusst, präsentierten sich die ChefredakteurInnen in den ein-stündigen Interviews. Sie reflektierten österreichspezifische As-pekte der Medienlandschaft, wie die Kleinheit des Landes, die zwangsläufig auch zu einer persönlichen Nähe zwischen Politi-kerInnen und Medienleuten führe inklusive damit einhergehen-der „Beißhemmung“, die Dominanz der Boulevardmedien, die Praxis des Kampagnenjournalismus und die faktische vor allem finanzielle Abhängigkeit österreichischer Medienunternehmen von der Politik, sei es durch die direkte EInflussnahme im öffent-lich-rechtlichen Bereich, sei es indirekt über die Vergabe großer Werbeetats.15

Selbstkritisch äußerten sie sich auch zur mangelnden Journa-lismusausbildung in Österreich. Eine der Befragten beklagte zudem, der oben beschriebenen neutralen Selbstbeschreibung zum Trotz, die Parteilichkeit österreichischer JournalistInnen.

Weiters führten mediale Spezifika, wie wie die Tendenz zu Zu-spitzung und Negativberichterstattung, Neigung zu Eventkultur und Rhythmusvorgabe auch zu einer medialen Einflußnahme in die Politik.

13 Siehe Tabelle 13 im Anhang Daten.14 Zitat Hans Dichand: „Man schreibt uns sehr viel Macht zu, die wir aber gar nicht haben wollen. Ich sage, der Platz der Journalisten ist im Vorhof der Macht.“, Kronenzeitung-Dokumentation „Kronen Zeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück“ von Nathalie Borgers, 2002, (10:32:10:00).15 Die Inseraten-Affäre kochte medial zeitgleich mit den qualitativen Interviews 2011 hoch.

Page 16: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

"Politische Führungskräfte sollen…Folgend sehen Sie je sechs Möglichkeiten diesen Satz zu vervollständigen. Welche der daraus resultierenden Aussagen hat Ihrer Meinung nach höchste,welche der Aussagen hat geringste Priorität?

Antwortalternativen

die richtigen Entscheidungen treffen 28,13% 17,19%gemeinsame Entscheidungen finden 6,25% 37,50%getroffene Entscheidungen auch umsetzen 26,56% 3,13%offen für alternative Entscheidungen sein 4,69% 20,31%ihre Entscheidungen öffentlich diskutieren 7,81% 17,19%verantwortlich zu ihren Entscheidungen stehen 26,56% 4,69%

aufmerksam zuhören 6,25% 14,06%die eigene Position verständlich ausdrücken 28,13% 10,94%sachverständig Inhalte diskutieren 17,19% 9,38%überzeugend argumentieren 10,94% 3,13%mediengerecht formulieren 1,56% 43,75%anstehende Probleme artikulieren 35,94% 18,75%

möglichst schnell bestehende Probleme lösen 4,69% 43,75%nach nachhaltigen Lösungen suchen 48,44% 0,00%gemeinsam an Lösungen arbeiten 9,38% 7,81%innovative Lösungen riskieren 20,31% 9,38%mögliche Lösungen zur Diskussion stellen 6,25% 21,88%versuchen auch scheinbar Unlösbares anzugehen 10,94% 17,19%

die öffentliche Meinung ernst nehmen 28,13% 0,00%sich der öffentlichen Meinung stellen 26,56% 1,56%die öffentliche Meinung in ihre Richtung beeinflussen 7,81% 20,31%der öffentlichen Meinung folgen 0,00% 48,44%die öffentliche Meinung hinterfragen 15,63% 9,38%die öffentliche Meinung auch ingnorieren können 21,88% 20,31%

dem eigenen Gewissen entsprechend persönlich verantwortlich handeln 21,88% 1,56%dem Interesse ihrer Partei entsprechend parteipolitisch verantwortlich handeln 0,00% 70,31%im Interesse des Gemeinwohls gesellschaftlich verantwortlich handeln 59,38% 6,25%in Vertretung ihrer Wählerschaft politisch verantwortlich handeln 3,13% 7,81%zum Schutz von Minderheiten demokratiepolitisch verantwortlich handeln 6,25% 0,00%zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung rechtsstaatlich verantwortlich handeln 9,38% 14,06%

Mut haben Fehler zu riskieren 21,88% 12,50%eigene Fehler eingestehen 25,00% 1,56%bei gravierendem persönlichem Fehlverhalten auch zurücktreten 23,44% 9,38%Fehlverhalten auch in den eigenen Reihen nachgehen 0,00% 6,25%auch populäre Maßnahmen bei Fehlentwicklungen revidieren 21,88% 6,25%auch aktiv auf Fehlersuche gehen 7,81% 64,06%

Priorität

höchste niedrigste

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 64

Tabelle 8: Erwartungen an PolitikerInnen

12 Seite

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Seite 13

Konkrete Mittel der Beeinflussung von journalistischer Seite seien, Leitartikel, Kommentar, Interview, die Macht der Frage, Selektion von Themen und die Art der Erzählung.

Die Medien seien, so die ChefredakteurInnen, in der Demokra-tie Spiegel, Korrektiv, Verstärker, Übersetzer und Berichterstat-ter/Beobachter der Politik. Insofern beschreiben sie die aktuelle Situation als zwischen Medien und Politik und damit auch zwi-schen JournalistInnen und PolitikerInnen als eine der gegensei-tigen Abhängigkeit und Beeinflussung.

Diese in den qualitativen Interviews methodisch mögliche dif-ferenzierte Stellungnahme zur journalistischen Rolle verdeut-licht die Problematik neutraler Selbstverortung: Was ist letztlich neutrale Berichterstattung? Was ist Neutralität?

Absage an Parteipolitik

In den qualitiativen wie quantitativen Daten der Studie wird ei-nes deutlich: im Zentrum der Kritik im Zusammenhang mit der aktuellen Situation von Political Leadership stehen Parteien-staat, reine Parteipolitik, Parteisoldaten.

Auf die Frage „Wer oder was stünde einer möglichen positiven Veränderung entgegen?“ kamen in den qualitativen Interviews überwiegend Antworten, die direkt die politischen Parteien nannten oder indirekt mit diesen in Verbindung gebracht wer-den können. Die 10 ChefredakteurInnen sahen zum Beispiel Parteien und insbesondere ihre personellen Entscheidungen, Parteien-Egoismus und die indirekte, intransparente Partei-en-Finanzierung, das parteipolitisch typische kurzfistige Denken nicht über den nächsten Wahltag hinaus und die daraus resul-tierende „Angst vor dem Wähler“, „Angst vor dem Boulevard“ als wichtige Hinderungsgründe.

Auch die Gründe gegenseitige Blockade, starre Strukturen, Be-sitzstandverwahren der Politik, Machterhalt, Föderalismus, die medienpoltische Verfasstheit des Landes und typische Politiker-karrieren, stehen zumindest indirekt mit Parteipolitik in Verbin-dung. Jede ChefrdakteurIn nannte zumindest einen der oben erwähnten Hinderungsgründe. Parteipolitisch professionelles Verhalten stünde Political Leadership geradezu entgegen.

Diese Absage an Parteipolitik wurde auch in den Fokusgruppen erkennbar, etwa in der Forderung nach einer über die reine Ta-gespolitik hinausreichende, oder nicht auf Umfragen schielende Politik oder in der Kritik an Versuchen politischer Einflussnah-me.

Auch in den Ergebnissen der Umfrage wurde diese Kritik an ei-ner Reduzierung von Politik auf reine Parteipolitik offensichtlich.

Am klarsten wird diese kritische Einstellung zu Parteipolitik bei der Frage zu den verschiedenen Formen von Verantwortung, ablesbar in Tabelle 8.

Die JournalistInnen wurden gebeten Handlungsempfehlungen für PolitikerInnen zu erteilen. Vor die Wahl gestellt zwischen den Kategorien persönlich verantwortlich, parteipolitisch ver-antwortlich, gesellschaftlich verantwortlich, politisch verant-wortlich, demokratiepolitisch verantwortlich und rechtsstaat-

lich verantwortlich erhielt die parteipolitische Verantwortung mit 70,31 % die mit Abstand höchste Wertung im Bereich nied-rigste Priorität und nicht eine JournalistIn war bereit der partei-politischen Verantwortung höchste Priorität zuzugestehen.

Wenig überraschend liegt die gesellschaftliche Verantwortung mit 59,38 % im Bereich höchste Priorität, aber ebenfalls sehr gut platziert ist „dem eigenen Gewissen entsprechend per-sönlich verantwortlich handeln“ mit 27,88 % bei höchster und gleichzeitig mit nur 1,56 %, dem niedrigsten Wert, bei niedrigs-ter Priorität - auch dies könnte als Kritik an falsch verstandener Parteiloyalität interpretiert werden.

Diese Frage war Teil einer ganzen Fragebatterie, in der die Be-fragten jeweils gebeten wurden aus sechs Antwortalternativen, jene mit der niedrigsten und jene mit der höchsten Priorität auszuwählen. Es handelte sich dabei um Handlungsalternati-ven für Politische Führungskräfte. Es wurden konkret sechs Be-griffe, Verantwortung, Entscheidungsfindung, Kommunikation, Lösungswege, öffentliche Meinung und Umgang mit Fehlern abgefragt.

Die einzelnen Ergebnisse dieser Frage bestätigen zum Teil Er-gebnisse aus anderen Teilen des Fragebogens. Beipielsweise die relativierte Bedeutung von Medienkompetenz, medienge-recht formulieren punktet von den gegebenen Alternativen am schlechtesten. Die Forderung nach Mut spielt bei den Alternati-ven zu Fehlerumgang, öffentlicher Meinung, Lösungswege und Entscheidungsfindung eine Rolle: Handlungsalternativen, die in irgeneiner Form Risiko, Mut erfordern punkten praktisch im-mer vergleichweise gut.

Die Handlungsalternativen zu Entscheidungsfindung und Lö-sungswege zeigen die JournalistInnen eher als ergebnis- denn prozessorientiert. Jene Kategorien, die eher ergebnisorientie-rung zugeordnet werden können, nämlich die richtige Entschei-dungen treffen, getroffene Entscheidungen auch umsetzen und verantwortlich zu ihren Entscheidungen stehen, liegen bei der Rubrik Entscheidungsfindung vorn und die eher Prozessorien-tierten möglichst schnell bestehende Probleme lösen, gemein-sam an Lösungen arbeiten und mögliche Lösungen zur Diskus-sion stellen hinten.

Alle Daten, sofern sie nicht in Tabellen bereits Teil dieses Be-richts sind, finden sich im Anhang Daten, gemeinsam mit an-onymisierten Ergebnissen aus den qualitativen Interviews und Fokusrunden.

Im nächsten Teil werden die oben beschriebenen Ergebnisse kurz zusammenfassend interpretiert.

Diskussion der Ergebnisse

Im folgenden sollen die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor dem Hintergrund des politikwissenschaftlichen Diskurses zu Po-litical Leadership interpretiert werden. Der eigentlichen Diskus-sion der Ergebnisse wird ein kurzer theoretischer Teil zur Rolle der Medien, zur Rolle der JournalistInnen in Bezug zu Political

Page 18: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

14 Seite

Leadership vorangestellt.

Am Beginn der Studie standen zwei grundsätzliche Annahmen, erstens, dass die Medien und damit auch JournalistInnen eine besondere Rolle im Zusammenhang mit Political Leadership spielen und zweitens, dass diese besondere Rolle, JournalistIn-nen einen besonderen, einen privilegierten Einblick in das zu untersuchende Phänomen Political Leadership erlaube.

Die besondere Rolle von JournalistInnen

Diese besondere Rolle resultiert aus der Funktion von Massen-medien in demokratischen Systemen, die die politischen und journalistischen AkteurInnen in eine Beziehung gegenseitiger Interdependenz setzt und die, so die Grundthese der vorlie-genden Studie, auch eine besondere Nähe mit sich bringt. Eine Nähe, die im Fallbeispiel Österreich durch die Kleinheit des Landes noch verstärkt werden dürfte, da von einer räumlichen Konzentration der beteiligten AkteurInnen und einer quantitati-ven Reduktion der maßgeblichen AkteurInnen, auch Folge einer durch starke Parteiorganisationen geprägten Demokratie, aus-zugehen sein dürfte.

Zudem erfolgte die Studie auch im Bewusstsein aktuell mitten in einem gesamtgesellschaftlichen dynamischen Veränderungs-prozess, infolge von informationstechnologischer Revolution, fortschreitender Globalisierung und zunehmender Ökonomisie-rung, zu stecken, die die Rahmenbedingungen für Politik, politi-sche Partizipation und Political Leadership grundlegend verän-dert und insbesondere auch die bestehenden Rollenbilder von PoltikerInnen wie JournalistInnen in Frage stellt.

Bei sozialen Rollen16, als gebündelte Handlungserwartungen, handelt es sich nicht um statische, einmal endgültig festgelegte und unumstrittene Handlungszuschreibungen, ganz im Gegen-teil sind solche Rollen einem permanenten Angleichungspro-zess unterworfen, wobei es zu Spannungen zwischen kollek-tiven Rollenbildern, also gesamtgesellschaftlich akzeptierten und individuellen Rolleninterpretationen, entsprechend der je individuellen oder auch gruppenspezifischen Wertvorstel-lungen kommen kann. Zudem kann es zu intrapersonellen Rol-lenkonflikten kommen, da einzelnen Personen je nach Kontext unterschiedliche Rollen (und diese auch zeitgleich) zugeordnet werden können.

Für unsere Studie besonders relevant ist, dass wir es nicht nur mit beruflich bedingten Rollenzuschreibungen, der Rolle einer PolitikerIn, der Rolle einer JournalistIn, sondern im Zusammen-hang mit Political Leadership mit den Rollenzuschreibungen in-nerhalb von Führungsbeziehungen zu tun haben, also mit Füh-rungs- und Gefolgschaftfsrollen.

Das heißt für einzelne Personen, seien dies nun JournalistIn-nen oder PolitikerInnen, gilt es ihre jeweiligen Rollen entspre-chend ihren eigenen Erwartungen und den an sie gerichteten Erwartungen, über die sie letztlich ebenfalls nur Vermutungen anstellen können, so dass in diesem Zusammenhang von Erwar-

tungs-Erwartungen17 zu sprechen ist, so zu interpretieren, dass immer mögliche Enttäuschungen, vermieden werden können. Schließlich handelt es sich bei Handlungserwartungen um Wet-ten auf zukünftiges Handeln, mit möglichen resultierenden so-zialen Folgen, wie Verlust von Vertrauen. Insofern verbleibt den AkteurInnen zwar ein Handlungsspielraum (choice) im Sinne ei-ner situativen Abwägung möglicher Handlungsalternativen, ul-timativ die Entscheidung zwischen erwartungskonformem und -deviantem Handeln, aber zu einem (sozialen) Preis, es ist daher von eingeschränkten Handlungsspielräumen auszugehen.

Bedenkt man zudem, dass die von außen, also von anderen, an eine Rolle gerichteten Erwartungen höchst unterschiedlich sein können, dass wir in diesem Zusammenhang von einer Er-wartungspluralität und -diversität ausgehen müssen, steigt das Risiko der RollenträgerInnen zu enttäuschen.

Gerade im Zusammenhang mit Political Leadership wird diese Gefahr zu enttäuschen, als eine mögliche Falle von Leadership18 diskutiert, die als um so größer angenommen wird, je höher die ursprünglichen Erwartungen an die jeweilgen Leader, an Lea-dership waren.

Political Leadership passiert immer auch im öffentlichen Raum, passiert vorwiegend indirekt, intermediär, Political Leadership bedarf um wirken zu können der Öffentlichkeit, gleichzeitig wer-den aber die Handlungspielräume von Political Leadern durch diese permanente Öffentlichkeit zunehmend eingeschränkt, da Öffentlichkeit in modernen pluralistischen Demokratien einer Reduktion von Komplexität durch arenenspezifische Kommu-nikation verunmöglicht: die Hinterzimmer der Politik, in denen in Ruhe, quasi unbeobachtet Verhandlungen geführt werden konnten, haben ausgedient und es sind gerade die JournalistIn-nen, die ihrer Aufgabe Öffentlichkeit zu erzeugen, in ihrer Rolle als professionelle BeobachterInnen des politischen Systems, permanent Druck auf die Politik üben, Druck rascher zu han-deln, Druck öffentlich zu handeln, aber auch öffentlichen Druck, da dieser Druck auf die Politik sozusagen öffentlich zelebriert wird.

JournalistInnen können daher als Störfaktor korrigierend in politische Prozesse eingreifen (Intervention durch Irritation). Medien können als Bremse oder Motor ablaufender Prozesse wirken, je nachdem welcher Strömung (konservativ oder pro-gressiv) sie in ihrer Verstärkerfunktion Öffentlichkeit und damit Beachtung, Gehör verschaffen.

Insofern bekommen JournalistInnen und ihre Erwartungen an die eigene Rolle, beziehungsweise an die Rolle von PolitikerIn-nen, sowie ihre Erwartungen an politische Führung gerade im Zusammenhang mit Poltical Leadership besonderes Gewicht. JournalistInnen sind eben nicht nur ein Publikum unter vielen für politische EntscheidungsträgerInnen, sie sind geradezu das primäre Publikum, das die Tür zu all den anderen öffentlichen Arenen öffnet. In dieser Hinsicht gehören sie zu den politisch Mächtigen, wobei die relevante Machtressource die den Medi-en zukommende gesellschaftliche Funktion ist. JournalistInnen

16 Mehr zum Rollenbegriff siehe Preyer 2012, S. 55.17 Zur Problematik von Erwartungs-Erwartungen, siehe Ullmann 2009, S. 25 ff.18 Fallen von Political Leadership, siehe Heifetz/Sinder 1990, S. 179-205.

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sind also qua Beruf, in Ausübung ihrer gesellschaftlichen Aufga-ben mächtig und werden in Erfüllung dieser Aufgaben ihrerseits von den AkteurInnen des politischen Systems beobachtet (Be-obachtung zweiter Ordnung19).

Aus Sicht der Erforschung von Political Leadership kommt ihnen daher auch besondere Bedeutung zu.

Österreichspezifische Interpretation

Teile der Studienergebnisse müssen österreichspezifisch inter-pretiert werden, das heißt vor dem Hintergrund des österrei-chischen politischen Systems, österreichischer PolitikerInnen, deren Rahmenbedingungen und dem österreichischen Medien-markt.

Dazu zählen als wichtigste die offensichtlich werdende hohe Unzufriedenheit, ja Frustration der befragten JournalistInnen mit der österreichischen Politik, insbesondere mit den konkre-ten individuellen AkteurInnen, die Dominanz Bruno Kreiskys als positiven Bezugspunkt für Political Leadership, die explizite Ab-sage an den Parteienstaat und die eigene bevorzugt neutrale Rollenzuschreibung.

Setzt man die gewonnenen Ergebnisse in Kontext zu der Ent-wicklung des österreichischen politischen Systems, so sind viele dieser Ergebnisse nicht wirklich überraschend, bestätigen sie doch, wenn auch in überraschender Klarheit, was aus ande-ren Bereichen politikwissenschaftlicher Forschung bekannt ist: Österreich hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend seine Besonderheiten verloren, vom Zwei-Einhalb- oder hinkenden

91 93,1 93,1 93,3 92,9 90,84500000

5000000

ÖVP SPÖ NichtwählerInnen

NichtwählerInnen  und die zwei traditionell staatstragenden Parteien ‐ bei Nationalratswahlen

Wählerinnen in absoluten 

94,4

82,783,4

89 89 89,4 91 93,1 93,1 93,3 92,9 90,884,4

74,9

62,6

66,4

60,1

78,8

69,6

55,3

50,8

1000000

1500000

2000000

2500000

3000000

3500000

4000000

4500000

5000000

ÖVP+SPÖ

 in % 

0

500000

1000000

1500000

2000000 % 

Quelle: amtliche Endergebnisse Nationalratswahlen ‐ www.bmi.gv.atQuelle: amtliche Endergebnisse Nationalratswahlen ‐ www.bmi.gv.at

Diagramm 8: 1945 -2013 NichtwählerInnen - SPÖVP

Zwei-Parteien-System hin zu einem Mehrparteiensystem in dem die beiden dominierenden, die traditionellen, im eigenen Selbstverständnis staatstragenden Großparteien mittlerwei-le schon fast an der relativen Mehrheit scheitern, von einem Land mit international auffällig hohem Organisationsgrad und Wahlbeteiligung hin zu einem System in dem die Nicht-Wähle-rInnen die relativ größte „Partei“ stellen, auch von einem Land mit Untertanenkultur hin zu einem mit steigendem Anteil an ProtestwählerInnen, mit anhaltenden Erfolgen populistischer Parteien.20

Kurz gesagt hat sich Österreich von einem Land, das geprägt war durch außerordentliche Berechenbarkeit und politische Stabilität, geprägt durch die gemeinsame Leistung der beiden dominierenden Parteien, deren Erfolgsbilanz ausgedrückt in hohen Zustimmungsraten zu Sozialpartnerschaft, Neutralität und Konkordanzdemokratie, auch verbreitete nationale Aner-kennung, bis hin zur Identitätsstiftung fand, entwickelt hin zu einem Land, das genau jene Eigenschaften ins Zentrum der Kri-tik rückt, die diese Erfolge erst ermöglicht hatten, konkret aus-geprägte Parteibindung, Parteiloyalität und Parteidisziplin als Auswüchse eines übers Ziel hinausschießenden Parteienstaats.

Auch die Besonderheiten des österreichischen Mediensystems, mit der Sonder-/Alleinstellung der Kronenzeitung und das Au-brechen des staatlichen Rundfunk-Monopols zeigen, dass Ös-terreich, verspätet aber doch, zu einer modernen Mediendemo-kratie gereift ist, mit all ihren positiven wie negativen Aspekten.

Ein politisches System mit immer unsichereren Mehrheiten, setzt aber die parteipolitischen AkteurInnen erst recht unter

19 Mehr zu Luhmanns Theorie der öffentlichen Meinung, siehe Jäckel, S. 223 ff.20 Siehe Tabelle 8 und Datem Im Anhang, S. XXVIII f.

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16 Seite

Druck, parteipolitisch diszipliniert zu handeln. Das heißt die Handlungsspielräume für political Leader werden in einem sol-chen System noch enger, Macht und Machterhalt schwieriger, die „Mächtigen“ verfangen sich zunehmend in der eigenen Be-wußtheit von Ohnmacht. Parteipolitisch motivierte Blockaden werden im Interesse des eigenen Macht-Erhalts schier unver-meidlich.

Die JournalistInnen beobachten daher zu Recht ein politisches System, das sich als außerordentlich reformresistent präsen-tiert. Erschwert wird diese parteipolitische Situation durch eine populistisch agierende in ihren Wurzeln und auch in ihren aktuellen Handlungen sich immer wieder als rechts-national outende dritte mittlere Partei, die sich als potenzieller Koaliti-onspartner wenig empfiehlt, so dass ein in Demokratien wün-schenswerter politischer Machtwechsel nur schwer möglich ist.

Bruno Kreisky, der in der Studie von den befragten JournalistIn-nen, überwältigend oft als Positivbeispiel für Political Leaders-hip genannt wurde, hatte als aktiver Politiker und damit auch als Political Leader völlig andere Rahmenbedingungen. Allen voran war er der letzte österreichische Bundeskanzler der allein (also ohne Koalitionspartner) regieren konnte, allein das erhöh-te bereits seinen Handlungsspielraum.

Er war also relativ mächtiger als seine Nachfolger im Amt und hatte als Bundeskanzler mit der längsten Amtszeit der Zweiten Republik auch die vergleichsweise höheren Chancen das politi-sche System nachhaltig zu verändern, also als transformativer Leader21 zu wirken.

Auch seine persönliche Geschichte, mag mit zum Mythos Kreis-ky als Political Leader beitragen. Die häufige Nennung Kreis-kys in der Studie reflektiert daher einerseits seine Leistung als politische Führungspersönlichkeit, aber auch die tatsächliche Veränderung der Machtverhältnisse durch die geänderten Rahmenbedingungen und sie spiegelt die allgemeine Unzu-friedenheit der JournalistInnen mit dem aktuellen personellen Angebot der letzen Jahre. Es offenbart sich also nicht nur ein nostalgischer Blick zurück, sondern auch ein frustrierter Blick auf die Gegenwart.

Dieser tendenziell eher rückwärtsgewandte, nostalgische Blick zeigt sich auch in den an Political Leadership, an Political Leader gerichteten Erwartungen, auch das Festhalten an eher neutra-len journalistischen Rollenbildern passt dazu. Ähnlich wie die von ihnen kritisierten PolitikerInnen versuchen die Mehrheit der befragten JournalistInnen an überkommenen Rollenbildern festzuhalten, ungeachtet der nationalen wie globalen Verände-rungen.

Unabhängig vom offenbar werdenden rückwärtsgewandten Blick, der Kontext zum Teil außer Acht zu lassen scheint und dem tendeziell konservativen Leadershipverständnis, sollte die geäußerte Kritik, gerade in ihren pragmatischen Aspekten, ernst genommen werden. Die Kritk an den handelnden Personen, konkret an mangelnder Ehrlichkeit, mangelndem Mut, man-

gelnder Entscheidungsfreude lenkt den Blick auf strukturelle Missstände, wie beispielsweise mangelnde Transparenz, Kor-ruption, politische Rekrutierungsprobleme oder ungenügende parlamentarischer Rechte, eines politischen Systems, das sich in gewisser Weise selbst überholt hat.

Die scheinbare Verweigerung maßgeblicher politischer Ak-teurInnen Reformen in Angriff zu nehmen, die angesichts der gesellschaftspolitischen Veränderungen als längst überfällig betrachtet werden könnten, mögen parteipolitisch kurzfristig sinnvoll sein, da dem eigenen Macht-Erhalt dienlich, mittelfris-tig füttern sie aber geradezu jene Unzufriedenheit, die länger-fristig erst recht zu ihrem Niedergang beiträgt.

Die in der Studie offenbar werdende tiefe Unzufriedenheit, die ja nicht nur die handelnden Personen trifft, zeugt davon, dass für Österreich, zumindest aus Sicht der JournalistInnen, mittler-weile nicht nur das Problem einer notwendigen Enttäuschung zu hoher Erwartungen zu diagnostizieren ist, sondern dass wir es mit einem Phänomen negativer Handlungserwartungen zu tun haben. Das heißt, dass während die Erwartungen an Politi-cal Leadership ganz allgemein nach wie vor normativ und hoch sind, sind die Erwartungen an die konkreten österreichschen PolitikerInnen von Pessimismus und Zynismus getragen. Zuge-spitzt könnte man formulieren, dass Österreichs JournalistIn-nen erwarten von Österreichs PolitikerInnen, sogar bei niedri-gem Erwartungsniveau, enttäuscht zu werden.

Demokratiepolitisch ist ein solcher Zustand einer entzauberten Demokratie zumindest als betrüblich, wenn nicht gar angesichts des damit einhergehenden Legitimationsverlustes als bedenk-lich einzustufen.

Leadershipspezifische Interpretation

Ergebnisse, wie die Bedeutung von Kontext, Institutionalisie-rung von Leadership, oder die zunehmende Bedeutung von Frauen als Political Leader liegen im international beobachteten Trend der Leadershipforschung.

Kontext, also die situativen Bezüge in denen Leadership pas-siert, hat in der Leadership-Forschung in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.22 Die Berücksichtigung von Kontext war im Studiendesign, das ja auf JournalistInnen fokussiert von vornherein mit angelegt.

In den Ergebnissen der Studie wird sowohl ein aktueller Kontext, als auch ein auf das betroffene politische System bezogener Kontext, wie im vorherigen Punkt näher ausgeführt, sichtbar, ebenso aber auch ein globaler, der vor allem mit Machtver-schiebungen weg von den nationalstaatlichen, den klassischen politischen Akteuren, in Folge von Globalisierung, Ökonomisie-rung und informationstechnologische Revolution einhergeht und die Rahmenbedingungen für die Medien, für die Politik, für Political Leadership tiefgreifend verändert.

PoltikerInnen und JournalistInnen gleichermaßen sehen sich

21 Zu transformativer Leadership siehe Burns 1979, S. 20.22 Vergleiche zum Beispiel Heifetz/Linsky 2002 oder Nye 2008.

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einem nötigen Anpassungsprozess ausgesetzt, der bestehende Rollenbilder in Frage stellt. Sie befinden sich in einer Phase zu-nehmender Komplexität. Die ihnen traditionell zur Verfügung stehenden Mittel zur Reduktion von Komplexität reichen aber nicht mehr. Die neuen haben sie noch nicht gemeistert. Damit finden sie sich auch in einer Phase zunehmender (auch persön-licher) Unsicherheit.

Diese Macht-Verschiebungen stehen auch in Zusammenhang mit neuen Möglichkeiten der Kooperation. Führungsbeziehun-gen, die sowohl als Macht- als auch als kooperative Beziehun-gen23 beschrieben werden können, sind daher in ihrem Kern von diesen Veränderungen betroffen. Dies gilt um so mehr für politische Führungsbeziehungen. Verstärkt wird diese Verän-derungsthematik noch dadurch, dass Medien und damit auch JournalistInnen selbst durch die Informationstechnologische Revolution besonders betroffen sind. JournalistInnen wie Poli-tikerInnen gleichermaßen sehen sich in ihren beruflichen Rol-len steigender Kompetitivität ausgesetzt. Dieser Wettbewerbs-druck resultiert einerseits aus einer gesteigerten Konnektivität, die den Zugang zu Ressourcen und zu Öffentlichkeit erleichtert beziehungsweise für viele erst ermöglicht, aber auch aus einer neoliberalen Machtverschiebung zwischen politischem und ökonomischen System.

Während die Folgen von Ökonomisierung von Politik und Medi-en vor allem in den qualitativen Interviews und Fokusgruppen von den beteiligten JournalistInnen angesprochen wurden und der daraus resultierende Druck auf JournalistInnen und auf PolitikerInnen, spielten die veränderten Rahmenbedingungen durch Informationstechnologie, insbesondere die neuen sozi-alen Medien in diesen Gesprächen noch kaum eine Rolle, vor allem nicht in Bezug zu Political Leadership.

Dadurch stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung in Österreich noch nicht in ausreichendem Maße angekommen ist, oder aber ob schlicht die Folgen daraus noch nicht entsprechend reflek-tiert und formuliert werden. Die bevorzugte neutrale Rollen-selbstzuschreibung scheint dies zu bestätigen, ebenso wie das doch eher traditionelle Verständnis von Political Leadership.

Auch die Lösungs-/Verbesserungsvorschläge sind letztlich noch in diesen traditionellen Mustern verhaftet. Beispielsweise ist das Leadership-Verständnis der JournalistInnen der Online-Be-fragung, trotz einer mehrheitlichen weltanschaulichen Veror-tung in der Mitte und Mitte links letztlich von konservativen Vorstellungen von Political Leadership geprägt. Der Diskurs, wie sich Political Leadership im 21. gestalten könnte, der im-merhin vom prognostizierten Ende von Political Leadership, zur Notwendigkeit adaptiver Leadership bis hin zur Utopie einer egalitären Gesellschaft von Political Leadern reicht scheint noch nicht in den journalistischen Mainstream in Österreich Eingang gefunden zu haben.

Analysiert man die Pattern der genannten Beispiele, so fällt aber doch auf, dass neben den „Großen“ Transformationsfigu-ren, den historischen Ausnahmeerscheinungen, reale Macht-

verhältnisse ihren Widerhall in den Antworten finden, also durchaus auch ein pragmatischer Blick auf Political Leadership. An der Häufung von Chief Executives wird etwa der der medi-alen Personalisierung von Politik entgegenlaufende Trend zur demokratischen Institutionaliserung und damit einher gehen-den Entpersonalisierung25 von Political Leadership erkennbar (Bindung von Führungsrollen an politische Positionen). Eben-falls überraschend gut vertreten: Frauen, die zwar insgesamt immer noch seltener als Männer genannt wurden, was die Re-alität von Frauen in Führungspositionen widerspiegelt, aber im-merhin wurde eine Frau am zweithäufigsten als Positivbeispiel genannt. Diese gute Positionierung von Angela Merkel könnte im aktuellen Kontext mit den parallel zu den österreichischen Nationalratswahlkampf ablaufenden Bundestagswahlkampf stehen, möglicherweise auch geografisch/kulturell der Nähe zu Deutschland geschuldet sein.

Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass Merkel als histo-rische Symbolfigur (erste Frau, erste Ostdeutsche), oder aber auch ihre tatsächliche Leistung als politische Führungspersön-lichkeit mit eigenem Stil, pragmatisch, adaptiv und moderie-rend genannt wurde.

Der eigenen neutralen Rollenzuschreibung entsprechend po-sitionieren sich Österreichs JournalistInnen mehrheitlich zwi-schen Political Leader und Gefolgschaft, sie positionieren sich als unparteiisch entziehen sich damit aber auch einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Rolle im Zusammenhang mit Political Leadership. Das heißt nicht, dass sie sich nicht des Einflusses, der Macht der Medien in demokratischen Systemen und auch in Bezug auf Political Leadership bewusst sind. Diese sythemischen Faktoren werden durchaus bereitwillig diskutiert, nur der persönliche Faktor, also zum Beispiel die eigenen Erwar-tungen an die Politik und inwiefern diese die gesellschaftlichen Erwartungen beeinflussen können, wird dem kritischen Diskurs entzogen.

Ausblick

Diese Studie stellt einen ersten Schritt dar, sie erlaubt erste Ein-blicke in Political Leadership und der besonderen Rolle der Me-dien, der JournalistInnen aus journalistischer Sicht. In einem nächsten Schritt sollten PolitikerInnen zu ihrer Sicht dieser be-sonderen Interdependenz befragt werden und die Ergebnisse im Vergleich interpretiert werden, so dass sich schlussendlich ein komplexeres Bild ergibt.

Sinnvoll wäre auch die Wiederholung der Studie oder zumin-dest einzelner Teile derselben nach zwei bis drei Jahren und ein Vergleich der aktuellen mit den dann gewonnen Ergebnissen. Dies wäre vor allem deshalb spannend, weil wir davon ausge-hen, dass die Rollenbilder aktuell einen Wandel unterlaufen, ähnlich wie etwa die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Pri-vatheit, neu ausverhandelt werden. Der aktuelle Vergleich der österreichischen mit der US-amerikanischen Situation liegt die-ser Vermutung zu Grunde.

23 Siehe Ullmann 2009, S. 21.24 Vergleiche zum Beispiel Kellerman 2012, Shirky 2011 oder Ruscio 2008.25 Zur Entpersonalisierungsthese vergleiche Pelinka 1997, S. 81 ff.

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Appendix 1

2011

2012

2010

PLA

NU

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SPH

ASE

AU

SWE

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G

Von der Projektidee zum

Forschungsdesign:

Formulierung der

Forschungsfragen

Aufbau von Kooperationen

Zeitplanung

diskursive Entwicklung des

dreistufigen Designs

1. STUFE

2. STUFE

3. STUFE

Qualitative Einzelinterviews:

Entwicklung des Interviewleitfadens

Zwischenbericht

vergleichende Inhaltsanalyse und

Interpretation

Terminvereinbarung, Durchführung

und Transkription der Interviews

Selektion der Interviewpartner

Moderierte Fokusrunden:

Vorbereitung des Moderationsprozesses unter

Berücksichtigung der Zwischenergebnisse

Zwischenbericht

vergleichende Inhaltsanalyse und

Interpretation

Terminvereinbarung, Durchführung und

Transkription der Runden

Selektion der Interviewpartner

Quantitative Online-Befragung:

Durchführung, quantitative

Auswertung und Visualisierung

Endbericht

Entwicklung des Fragebogens

Gesamtauswertung und Veröffentlichung:

Veröffentlichung der Studie (ÖZP und eigenständige Publikation)

öffentliche Präsentation der Ergebnisse mit anschließender

Podiumsdiskussion

2013

Zu Forschungsdesign und verwendete Methoden

Grafik: Forschungsdesign im Zeitverlauf

I Anhang

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Das Forschungsdesign wurde innerhalb der ÖGPW-Sektion Po-litical Leadership von den einzelnen Mitgliedern gemeinsam erarbeitet. Es handelt sich um ein drei-stufiges, aufeinander aufbauendes und einem Methodenpluralistischen Ansatz ver-pflichtetes Forschungsdesign, das bewusst sowohl qualitative als auch quantitative Untersuchungsinstrumente zum Einsatz bringt.

Der Methodenmix soll einen möglichst umfassenden, vielschich-tigen Einblick in das komplexe Phänomen Political Leadership gewährleisten, wobei die unterschiedlichen Stärken qualitativer und quantitativer Methoden einander sinnvoll ergänzen sollen.

Das Forschungsdesign umfasst in der ersten Stufe qualitative Einzelinterviews, darauf aufbauend in einer zweiten Stufe Mo-derierte Fokusrunden und abschließend eine quantitative On-line-Befragung. Zusätzlich wurde ein weiteres qualitatives In-terview durchgeführt. Die einzelnen Phasen sind jeweils in sich abgeschlossen, sollen daher auch Zwischenergebnisse liefern, die in die jeweils folgende Forschungsstufe einfließen.

Während die Durchführung verschiedener Aufgaben von einzel-nen Mitgliedern der Sektion übernommen wurden, wurden die jeweiligen Zwischenergebnisse und darauf beruhenden Folge-schritte immer wieder in der Gesamtgruppe diskutiert, analy-siert und gemeinschaftlich entschieden.

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine explorative Studie zu Political Leadership aus Sicht österreichischer Jour-nalistInnen, mit besonderem Fokus auf die eigene, journalisti-sche Rolle im Zusammenhang mit Political Leadership. Die ver-schiedenen Interviews (qualitativ wie quantitativ) sind primär Gegenstand der Untersuchung. Die erhobenen Daten wurden vor dem Hintergrund des aktuellen politikwissenschaftlichen Diskurses zu Political Leadership interpretiert und wo nötig durch die Sichtung von Sekundärdaten (Medienkonsumverhal-ten, Medienmarktanalysen, …) und eine Literaturrecherche zu Political Leadership und Medien ergänzt.

Phase 1: Qualitative Interviews

Beschreibung: 10 cirka einstündige, explorative Leitfadeninter-views mit ChefredakteurInnen österreichischer Medienunter-nehmen, es sollten Männer wie Frauen, die selbst Führungspo-sitionen innerhalb der verschiedenen Medienbranchen (Print/Rundfunk, Privat/ Öffentlich-Rechtlich, Bundesweit/Regional) innehaben, sein. Die Zahl der Interviewer war auf 2 begrenzt, die transkribierten Audio-Aufnahmen der Interviews waren gemeinsam mit schriftlichen Notizen der InterviewerInnen Analysegrundlage.

Der Leitfaden diente einerseits ganz pragmatisch der Ge-sprächsführung, andererseits aber auch der folgenden wis-senschaftlichen Analyse (Objektivität, Reliabilität, Validität) und Interpretation (Kodierung). Der Interviewleitfaden wurde entsprechend der gemeinsam formulierten Forschungsfragen mehrfach überarbeitet und im Rahmen eines Pre-Tests von den beiden InterviewerInnen in je einem Test-Interview auf seine Durchführbarkeit (Zeitrahmen, Verständlichkeit, Fragestellung) getestet.

Diese Interviews mit ChefredakteurInnen sollten erste Rück-schlüsse erlauben auf den zwar subjektiven, aber aufgrund von Status und Rolle besonders intensiven Blick auf das zu unter-suchende Phänomen Political Leadership. Die vergleichende Interpretation der Interviews diente als Ausgangspunkt für die geplanten moderierten Fokusrunden.

Die 10 Interviews wurden im Sommer 2011 durchgeführt, erste Ergebnisse wurden bereits am Tag der Politikwissenschaft der ÖGPW im Herbst 2012 in Graz mit einem Paper präsentiert und diskutiert.

Leitfaden qualitative Interviews

Frage 1:Was verstehen Sie unter Political Leadership?

Frage 2:Wie definieren Sie Professionalität in der Politik?

Frage 3:Was ist für Sie Qualität in der Politik?

Frage 4: Kann es aus Ihrer Sicht Qualitätsstandards in der und für die Politik geben?

Frage 5: Welche Rolle spielen Ihrer Erfahrung nach Medienver-treterInnen im Zusammenhang mit Political Leadership, Pro-fessionalität in der Politik, Qualität in der Politik?

Frage 6: Könnten Sie uns ein begründetes Beispiel (+ WARUM) von

a) derzeit aktiven PolitikerInnen (Ö. od. int.) nennen, die positi-ve Beispiele für Political Leadership in der Politik sind?

b) historischen PolitikerInnen (Ö. od. int.) nach 1945 nennen, die als positives Beispiel für Political Leadership in der Politik gelten?

Frage 7: Wie würden Sie insgesamt die aktuelle Situation Öster-reichs bezogen auf

a) Political Leadership, b) Professionalität in der Politik, c) die Qualität der Politik beschreiben?

d) Und wie sehen Sie Österreich da im internationalen Ver-gleich?

Frage 8: Wenn Sie sich Österreich vor Augen halten:

a) Was müsste sich ändern (um einen positiven Entwicklungs-schub für mehr Political Leadership, mehr Professionalität in der Politik und mehr Qualität in der Politik auszulösen?

b) Wer könnte etwas dazu aktiv beitragen und wie?

c) Wer oder was stünde einer möglichen positiven Veränderung entgegen?

Frage 9: Ganz allgemein wie sehen Sie die künftige Entwicklung (Trends) von Political Leadership, Professionalität in der Politik und Qualität in der Politik?

Anhang II

Page 26: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Frage 10: Wie sehen Sie als CR Ihre künftige Rolle vor dem Hin-tergrund dieser Entwicklung?

Frage 11: Bitte um Ihren Kommentar zur aktuellen PL-Definition der Sektion „Political Leadership“: Basierend auf dem jeweili-gen politischen Kontext meint Political Leadership das Wollen und die Fähigkeit einer Person oder Gruppe gesellschaftliche Prozesse nachhaltig zu gestalten, wobei gilt: Einhaltung der Menschenrechte, Allgemeinwohl vor Eigennutz und Einbindung der Beteiligten vor Alleingängen.

Phase 2: Fokusrunden

Beschreibung: 2 cirka 90 Minuten dauernde moderierte Fo-kusrunden mit je mindestens 5 Politik-JournalistInnen österrei-chischer Medienunternehmen, es sollten Männer wie Frauen der verschiedenen Medienbranchen (Print/Rundfunk, Privat/ Öffentlich-Rechtlich, Bundesweit/Regional) vertreten sein.

Die Gesprächsführung wurde von je einem Mitglied der For-schungsgruppe übernommen, das Protokoll (schriftliche Beob-achtung) und die Analyse der Protokolle inklusive zusätzlicher schriftlicher Notizen wurden von einem weiteren Mitglied über-nommen.

Der diskursive Charakter einer Fokusgruppe sollte insbesondere durch die mögliche Interaktion zwischen den einzelnen Teilneh-merInnen einen besonders intensiven Einblick innerhalb relativ kurzer Zeit auf das zu fokussierende Thema erlauben, die Mo-deration war daher bewusst zurückhaltend anzulegen.

Die Ergebnisse dieser Moderierten Runden sollten den in den Einzelinterviews gewonnen Einblick vertiefend ergänzen und als Ausgangslage für den standardisierten Fragebogen dienen.

Die Fokusrunden wurden im Herbst 2012 durchgeführt, es nah-men insgesamt 11 JournalistInnen teil, davon waren 4 Frauen (je zwei pro Runde).

Moderationsvorgaben für Fokusrunden

Einstiegsfrage Konfrontation mit Helmut Schmidt-Zitat (beab-sichtigte Provokation um Diskurseinstieg zu beschleunigen):

„Journalisten sind ähnlich wie Politiker eitel und geltungs-bedürftig und wenn sie nicht gedruckt werden sind sie ganz unglücklich, wenn sie nicht gesendet werden sind sie auch ganz unglücklich. Sie haben dieselben Fehler, dieselben All-zu-Menschlichkeiten, aber sie sind nicht grundsätzlich was an-deres. Ich zähle die politischen Journalisten und die Politiker zusammen und nenne das die politische Klasse, einschließlich der politischen Journalisten, es ist ein und dieselbe Klasse und sie ist gekennzeichnet nicht nur durch Zielsetzung sondern auch durch charakterliche Eigenschaften insbesondere durch Gel-tungsbedürfnis und Eitelkeit.“

Das Zitat entstammt einem Helmut Schmidt-Interview, „Men-schen bei Maischberger“, 14/12/2010, 049.19-050.53

Aus Zeitgründen wurde die folgende Diskussion auf 2 zentrale Bereiche beschränkt:

Frage 1: Meinung zu Political Leadership in Österreich Soll/Ist - Zustand

Frage 2: Rolle der Medien/Journalistinnen im Zusammenhang mit Political Leadership

Phase 3: Online-Befragung

Beschreibung: standardisierter Fragebogen mittels sosci-Sur-vey online gestellt, die Beantwortung des Fragebogens sollte zwischen 10 bis maximal 15 Minuten in Anspruch nehmen, die JournalistInnen wurden mit Unterstützung des Presseclub Concordia zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen. Ziel war mindestens 50 JournalistInnen, Männer wie Frauen der ver-schiedenen Medienbranchen (Print/Rundfunk, Privat/ Öffent-lich-Rechtlich, Bundesweit/Regional) für eine Teilnahme zu gewinnen, wobei besonderer Wert auf Berufserfahrung und Politik als Themenfeld gelegt wurde. Der standardisierte Frage-bogen sollte durch die Verbreiterung der Untersuchungsgruppe den gewonnenen Einblick weiten bzw. bereits gewonnene Da-ten auf ihre Mehrheitsfähigkeit überprüfen.

Die Umfrage lief Mitte Juli bis September 2013. Es nahmen ins-gesamt 82 JournalistInnen an der Umfrage teil, davon haben 55 (25 Frauen, 30 Männer) alle Fragen beantwortet. Die Fra-gen wurden einzeln statistisch ausgewertet, teilweise aber auch hinsichtlich Gender, Berufserfahrung untersucht.

Fragebogen Online-Befragung

Einstiegsfragen (optional)

Zu Beginn bitten wir Sie um eine grobe Einschätzung der aktu-ellen politischen Situation in Österreich.

Frage 1: Wie beurteilen Sie insgesamt die aktuelle Situation Österreichs bezogen auf

01 Political Leadership

02 Professionalität in der Politik

03 Qualität in der Politik

Antwortkategorien: schlecht – weniger gut – mittelmäßig – eher gut – sehr gut

Frage 2: Wie sehen Sie die österreichische Situation im interna-tionalen Vergleich bezogen auf

01 Political Leadership

02 Professionalität in der Politik

03 Qualität in der Politik

Antwortkategorien: schlechter – in etwa gleich – besser

III Anhang

Page 27: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Frage 3: Ganz allgemein, wie sehen Sie die künftige Entwick-lung (Trends) in Österreich bezogen auf

01 Political Leadership

02 Professionalität in der Politik

03 Qualität in der Politik

Antwortkategorien: negativ – gleichbleibend – positiv

Frage 4: Nennen Sie bitte je eine politische Führungspersön-lichkeit, die für Sie ein positives Beispiel für Political Leadership in der Politik ist?

01 aktuelles österreichisches Beispiel

02 historisches österreichisches Beispiel

03 internationales Beispiel

Antwortkategorien: offen, Mehrfachnennungen möglich

Fragen zu Führungsaufgaben, Führungseigenschaften und Füh-rungskompetenzen (verpflichtend)

Frage 1: Die folgende Liste enthält eine Reihe von möglichen Aufgaben von Political Leadership…

a) Welche dieser Aufgaben würden Sie als politische Führungs-aufgaben bezeichnen?

b) Nennen Sie nur die drei Ihrer Meinung nach wichtigsten Führungsaufgaben.

c) Wenn Sie sich die aktuelle österreichische Situation vor Au-gen führen welche drei auf der Liste genannten Aufgaben sind Ihrer Meinung nach besonders verbesserungswürdig?

Zutreffendes bitte ankreuzen, bei a) Mehrfachnennungen un-begrenzt möglich, bei b) und c) bitte genau 3 Items ankreuzen.

01 Entscheidungen treffen 11 Widerstand brechen02 Probleme aufzeigen 12 Richtung vorgeben03 Ziele vorgeben 13 Visionen vermitteln04 Konsens finden 14 Veränderung ermöglichen05 Ideen entwickeln 15 Orientierung bieten06 Entscheidungen durchsetzen 16 Konflikte lösen07 Mehrheiten finden 17 Minderheiten schützen08 Themen kommunizieren 18 Vorbild sein09 Standpunkte argumentieren 19 Zuversicht vermitteln10 Zum Mittun motivieren 20 MitarbeiterInnen fördern

Frage 2: Eine Debatte über Political Leadership wird oft mitbe-sonderem Blick auf die handelnden Personen, insbesondere Politikerinnen in Führungspositionen geführt.

a) Welche der folgenden persönlichen Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach besonders wünschenswert für politische Füh-rungspersönlichkeiten?

b) Welche dieser Eigenschaften sind die drei wichtigsten?

c) Wenn Sie sich die aktuelle österreichische Situation vor Au-gen halten, welche drei Eigenschaften sind besonders verbes-serungswürdig?

Zutreffendes bitte ankreuzen, bei a) Mehrfachnennungen un-begrenzt möglich, bei b) und c) bitte genau 3 Items ankreuzen.

01 Leidenschaft 11 Standfestigkeit02 Empathie 12 Eitelkeit03 Entscheidungsfreude 13 Neugierde04 Mut 14 Disziplin05 Offenheit 15 Beharrlichkeit06 Kontaktfreudigkeit 16 Selbstlosigkeit07 Egoismus 17 Einsatzfreudigkeit08 Ehrlichkeit 18 Streitbarkeit09 Ehrgeiz 19 Reflexionsfähigkeit10 Freundlichkeit 20 Belastbarkeit

Frage 3: Auch Kompetenzen werden häufig im Zusammenhang mit Political Leadership diskutiert.

a) Welche der folgenden Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach besonders wünschenswert für politische Führungspersönlich-keiten?

b) Nennen Sie bitte nur die drei Ihrer Meinung nach wichtigs-ten Führungskompetenzen.

c) Wenn Sie sich die aktuelle österreichische Situation vor Au-gen halten, welche drei Kompetenzen sind besonders verbes-serungswürdig?

Zutreffendes bitte ankreuzen, bei a) Mehrfachnennungen un-begrenzt möglich, bei b) und c) bitte genau 3 Items ankreuzen.

01 Medienkompetenz 11

Aktuelles Wissen (Tagesgeschehen)

02 Rhetorik 12 Mitarbeiterführung

03

Wissen um pol. Entscheidungs-findungsprozesse 13 Fremdsprachen

04

Themenbezogene Sachkompe-tenz 14 Historisches Wissen

05 Allgemeinbildung 15 Kreativität

06 Verhandlungsführung 16 Ökonomisches Wissen

07 Herzensbildung 17 Politische Bildung

08 Hausverstand (Erfahrungswissen) 18 Change Management

09 Problemlösungskompetenz 19 Interkulturelles Wissen

10 Soziale Kompetenz 20 Krisen Management

Anhang IV

Page 28: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Fragen zur JournalistInnenrolle (optional):

Frage 1: Wie würden Sie selbst Ihre Rolle als JournalistIn im Zusammenhang mit Political Leadership beschreiben?

01 Als BerichterstatterIn, die neutral über das politische Ge-schehen informiert

02 Als politische KommentatorIn, die politisches Geschehen interpretiert

03 Als investigative JournalistIn, die bestehende Missstände aufdeckt

04 Als VermittlerIn, die komplexe Sachverhalte mediengerecht aufbereitet

05 Als RepräsentantIn des Volkes, die den Mächtigen auf die Finger schaut

06 Als Stimme des Volkes, die öffentlicher Meinung Gehör verschafft

Antwortkategorien: stimme nicht zu – stimme weniger zu – stimme mehr oder weniger zu – stimme eher zu – stimme zu

Fragen zu Zitaten (optional):

Fragenkomplex 1: Wie stehen Sie zu folgenden Aussagen?

Bei den Zitaten handelt es sich um Originalzitate aus Fokus-gruppen mit JournalistInnen und dazu formulierter gegensätz-licher Aussagen.

01 „Wir Journalisten haben keinerlei Gestaltungsspielraum, die Politik machen nur die PolitikerInnen.“ / „Wir Journalisten ge-stalten mit, wir machen eigentlich auch Politik.“

02 „Die Medien machen keine Politiker.“ / „Die Medien ma-chen Politiker.“

03 „Die Politik versucht in keinster Weise Medien über Wer-beetats und über Presseförderung zu beeinflussen.“ / „Die Politik versucht Medien über Werbeetats und über Presseför-derung zu beeinflussen.“

04 „Es herrscht eine Grundstimmung der Qualitätsmedien und die Politik unterstützt das bei jeder sich bietenden Gelegen-heit.“ / „Es herrscht eine Grundstimmung des Boulevards und die Politik verzichtet darauf dem medienpolitisch entgegenzu-steuern.“

05 „Die Kleinheit Österreichs ist sehr wohl eine valide Erklä-rung für die mangelnde Distanz zwischen Medien und Politik.“ / „Die Kleinheit Österreichs dürfe keine Ausrede sein für man-gelnde Distanz zwischen Medien und Politik.“

Antwortkategorien: -2 – -1 – 0 – 1 – 2

Fragenkomplex 2: Wie stehen Sie zu folgenden Aussagen?

Bei den Zitaten handelt es sich um Originalzitate aus Inter-

views mit ChefredakteurInnen/HerausgeberInnen und dazu formulierter gegensätzlicher Aussagen.

01 „Ein Politiker sollte Ideen nicht klar artikulieren, so dass er/sie sich größtmögliche Flexibilität erhält und so auf die ständig sich ändernden Faktoren in unserer Welt bestens reagieren kann – sowohl parteiintern als auch gegenüber den anderen Parteien und den WählerInnen.“ / „Ein Politiker sollte Ideen klar artikulieren, so dass es einerseits vom Publikum verstan-den werden kann und andererseits die Leute motiviert, die in der Partei mitarbeiten und dass es zu einer öffentlichen Ausei-nandersetzung über diese Ziele taugt.“

02 „Menschen, die sich für eine Position beworben haben und dafür in den Wahlkampf gegangen sind, sollten bereit sein, die Verantwortung, die diese Position bedeutet, so auszu-füllen, daß sie unangenehme Entscheidungen hinauszögern, auch wenn diese im Interesse des größeren Ganzen sind.“ / „Menschen, die sich für eine Position beworben haben und dafür in den Wahlkampf gegangen sind, sollten bereit sein die Verantwortung, die diese Position bedeutet, auszufüllen und auch Entscheidungen zu treffen, die unangenehm sind, aber im Sinne des größeren Ganzen getroffen werden müssen.“

03 „Politiker sollten zur richtigen Zeit auch auf die Stimme des Volks eingehen und bereit sein, auch Entscheidungen entgegen sachlichen Notwendigkeiten zu treffen, solange sie von den WählerInnen goutiert werden.“ / „Politiker sollten zur richtigen Zeit auch agieren und nicht nur reagieren und abwarten und bereit sein unpopuläre Entscheidungen zu treffen und auch umzusetzen.“

04 „Political Leadership bedeutet, die täglichen Herausforde-rungen der Politik zu bewältigen und sich nicht weiter über politische Reformvorhaben den Kopf zu zerbrechen, sodass man die nächste Wahl auch noch gewinnen kann.“ / „Political Leadership beinhaltet politische Reformvorhaben zu entwi-ckeln, in der eigenen Gruppe mehrheitsfähig zu machen und dann der Bevölkerung so nahe zu bringen, dass man die nächs-te Wahl auch noch gewinnen kann.“

05 „Political Leadership impliziert mitunter, durch kurzfristige Gags und Zuckerln bei den WählerInnen zu punkten, denn deren Gunst kann nur so gewonnen und gehalten werden.“ / „Political Leadership impliziert, eine Langfrist-Komponente berücksichtigen, also nicht das morgen und nicht das übermor-gen, sondern in einer längeren Dimension zu denken und zu agieren.“

06 „Political Leadership findet auch vor allem dann statt, wenn es um Marketing geht.“ / „Political Leadership findet nicht mehr statt, wenn es nur mehr um Marketing geht.“

Antwortkategorien: -2 – -1 – 0 – 1 – 2

Fragen zu Erwartungen an politische Führungspersönlichkei-ten:

„Politische Führungskräfte sollen…

Folgend sehen Sie je sechs Möglichkeiten diesen Satz zu ver-vollständigen.

V Anhang

Page 29: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Welche der daraus resultierenden Aussagen hat Ihrer Meinung nach höchste Priorität, welche der Aussagen hat geringste Priorität?

a) die richtigen Entscheidungen treffengemeinsame Entscheidungen findengetroffene Entscheidungen auch umsetzenoffen für alternative Entscheidungen seinihre Entscheidungen öffentlich diskutierenverantwortlich zu ihren Entscheidungen stehen

b)aufmerksam zuhörendie eigene Position verständlich ausdrückensachverständig Inhalte diskutierenüberzeugend argumentierenmediengerecht formulierenanstehende Probleme artikulieren

c)möglichst schnell bestehende Probleme lösennach nachhaltigen Lösungen suchengemeinsam an Lösungen arbeiteninnovative Lösungen riskierenmögliche Lösungen zur Diskussion stellenversuchen auch scheinbar Unlösbares anzugehen

d)die öffentliche Meinung ernst nehmensich der öffentlichen Meinung stellendie öffentliche Meinung in ihre Richtung beeinflussender öffentlichen Meinung folgendie öffentliche Meinung hinterfragendie öffentliche Meinung auch ignorieren können

e)dem eigenen Gewissen entsprechend persönlich verantwort-lich handelndem Interesse ihrer Partei entsprechend parteipolitisch verant-wortlich handelnim Interesse des Gemeinwohls gesellschaftlich verantwortlich handelnin Vertretung ihrer Wählerschaft politisch verantwortlich han-delnzum Schutz von Minderheiten demokratiepolitisch verantwort-lich handelnzur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung rechtsstaatlich verantwortlich handeln

f)Mut haben Fehler zu riskiereneigene Fehler eingestehenbei gravierendem persönlichem Fehlverhalten auch zurücktre-tenFehlverhalten auch in den eigenen Reihen nachgehenauch populäre Maßnahmen bei Fehlentwicklungen revidierenauch aktiv auf Fehlersuche gehen

Fragen zu persönlichem Hintergrund:

Abschließend bitten wir Sie noch einige Fragen zu Ihrem per-sönlichen Hintergrund zu beantworten.

Diese Antworten dienen der statistischen Auswertung des Fragebogens und sind für diese rein wissenschaftlich Studie zu Political Leadership äußerst wichtig.

Zutreffendes bitte auswählen.

Frage 1: Geschlecht

Sie sind:

Antwortkategorien: weiblich – männlich

Frage 2: Berufsalter (optional)

Sie arbeiten bereits als JournalistIn/RedakteurIn/im Medien-bereich:

Antwortkategorien: weniger als 5 Jahre – 5-10 Jahre – mehr als 10 Jahre

Frage 3: Mediensektor (optional, Mehrfachnennungen mög-lich)

Sie sind aktuell überwiegend tätig im Bereich:

Antwortkategorien: Print – Tageszeitung – Magazin – Rund-funk – TV – Radio – öffentlich-rechtlich – Privatsender – Neue Medien

Frage 4: Erfahrung Mediensektor (optional, Mehrfachnennun-gen möglich)

Sie haben Erfahrung in anderen Bereichen gesammelt:

Antwortkategorien: Print – Rundfunk – Neue Medien – Nein

Frage 5: Arbeitsverhältnis (optional)

Sie arbeiten überwiegend als:

Antwortkategorien: frei – feste MitarbeiterIn – Vertragsbasis

Frage 6: Bereichsebene (optional, Mehrfachnennungen mög-lich)

Sie arbeiten aktuell überwiegend:

Antwortkategorien: national – international – Bundesländer

Frage 7: Erfahrung Bereichsebene (optional, Mehrfachnennun-gen möglich)

Sie haben auch Erfahrung:

Antwortkategorien: national – international – Bundesländer

Anhang VI

Page 30: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Frage 8: Themenfelder (optional, Mehrfachnennungen mög-lich)

Sie bearbeiten vor allem Themen aus dem Bereich:

Antwortkategorien: Politik – Innenpolitik – Regionalpolitik – Außenpolitik – EU – Kultur – Umwelt – Wissenschaft – Lifestyle – Sport – Wirtschaft – Chronik/Soziales

Frage 9: Internet (optional, Mehrfachnennungen möglich)

Sie sind im Internet aktiv:

Antwortkategorien: eigene Website – persönlicher Blog – twit-ter – facebook – youtube – andere soziale Netzwerke – als MitarbeiterIn eines Medienunternehmens – nein

Frage 10: Ausbildung (optional, Mehrfachnennungen möglich)

Sie haben folgende Ausbildung als JournalistIn:

Antwortkategorien: Volontariat – einschlägiges Studium – an-deres Studium – keine

Frage 11: Politerfahrung (optional, Mehrfachnennungen mög-lich)

Sie waren selbst bereits in einer politischen Funktion (gewählte Funktion z. B. Schülervertretung, Gewerkschaft, Gemeinderat ...):

Antwortkategorien beziehen sich auf Journalistische Tätigkeit): vorher – parallel – zwischenzeitlich – nein

Frage 12: Weltanschauung (optional)

Auf einer klassichen Links-Rechts-Skala, wo ordnen Sie sich weltanschaulich an?

Antwortkategorien: links – eher links – mitte links – mitte – mitte rechts – eher rechts - rechts

VII Anhang

Page 31: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang VIII

Appendix 2 Daten

Daten der Online-Befragung

Fragestellung:

N N N N N N

Nennen Sie bitte je eine politische Führungspersönlichkeit, die für Sie ein positives Beispiel für Political Leadership in der Politik ist? Mehrfachantworten sind möglich.

internationales Beispielaktuelles österreichisches Beispiel historisches österreichisches Beispiel

Name Nennungen Name Nennungen Name Nennungen

Erwin Pröll 8 Bruno Kreisky 44 Angela Merkel 19Heinz Fischer 5 Franz Vranitzky 5 Nelson Mandela 7Franz Vowes 4 Johanna Dohnal 4 Willy Brandt 5Sebastian Kurz 3 Wolfgang Schüssel 2 Helmut Kohl 5Eva Glawischnig 3 Alois Mock 2 Barack Obama 3Gabriele Heinisch‐Hosek 2 Erhard Busek 2 Michail Gorbatschow 3Markus Wallner 2 Leopold Figl 2 Helmut Schmidt 2Markus Wallner 2 Leopold Figl 2 Helmut Schmidt 2Michael Spindelegger 2 Christian Broda 2 Jean‐Claude Juncker 2Rudolf Hundsdorfer 2 Josef Klaus 2 Margaret Thatcher 2Franz Fischler 2 Martin Bartenstein 1 Gerhard Schröder 2Franz Dobusch 2 Helmut Zilk 1 Mahatma Gandhi 2Claudia Schmid 2 Rudolf Kirchschläger 1 John F. Kennedy 2Reinhold Mitterlehner 2 Ernst Eugen Veselsky 1 Konrad Adenauer 2Astrid Rösler 1 Ernst Winkler 1 Jacques Delors 2Josef Pühringer 1 David Brenner 1 Klaus Wowereit 1gMaria Fekter 1 Heide Schmidt 1 Mario Draghi 1Josef Bucher 1 Hertha Firnberg 1 Peer Steinbrück 1Wilfried Haslauer 1 Fred Sinowatz 1 Nicola Sarkozy 1Hannes Svoboda 1 Ingrid Leodolter 1 Jose Mujcia 1Sandra Frauenberger 1 Julius Raab 1 Josip Broz/Tito 1Brigitte Jank 1 Franz Fischler 1 Michael Bloomberg 1David Brenner 1 Kaiser Josef II 1 Henry Kissinger 1Michael Häupl 1 EU‐Beitritts Verhandler Francois Hollande 1

h hH.C. Strache 1 Rita Süssmuth 1Karl‐Heinz Töchterle 1 Yassir Arafat 1Christoph Chorherr 1 Erhard Busek 1Christoph Leitl 1 Kemal Atatürk 1

Nikita Chruschtschow 1Alcide De Gasperi 1Robert Schuman 1Charles De Gaulle 1Evo Morales 1Evo Morales 1Al Gore 1Wolfgang Schäuble 1Gerhard Stoltenberg 1N‐Irl Konfliktlösungsansatz

explizit n.b. *) 12 2n.b. **) 18 10 12ungültig 1ungültig 1

*)gibt es nicht, ‐, schwierig…, keines, ???, keine, niemand, sorry, mir fällt keines ein**) n.b. steht für nicht beantwortet

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

Tabelle 9: Positivbeispiele für Political Leadership

Page 32: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

IX Anhang

Fragestellung:

Parteiführung***)f m Europa‐ Bundes‐ Länder‐ Gemeinde‐ Reg‐Mtgl. Reg‐Chef/Staatsob.

aktuell/öst. 11 42 3 28 22 6 44 22 25historisch/öst. 7 72 1 75 2 1 75 59 63international 21 59 6 76 1 2 76 66 66

*)Funktionen die mehreren Ebenen zuordenbar sind, werden auf allen Ebenen gezählt**)Regierungsfunktion ebenenunabhängig***)der maßgeblichen Ebene

Nennen Sie bitte je eine politische Führungspersönlichkeit, die für Sie ein positives Beispiel für Political Leadership in der Politik ist? 

Regierungsfunktion**)

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

Mehrfachantworten sind möglich.

Gender Ebene*)

Fragestellung:

HerkunftsländerEU

Deutschland  40USA 8Südafrika 7Frankreich 6UdsSR 4Belgien 2Großbritannien 2Indien 2Italien 2Bolivien 1Türkei 1Österreich 1Yugoslawien 1Uruguay 1PLO 1

53

Mehrfachantworten sind möglich.

Nennen Sie bitte je eine internationale politische Führungspersönlichkeit, die für Sie ein positives Beispiel für Political Leadership in der Politik ist? 

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 82

Tabelle 10: Positivbeispiele Pattern

Tabelle 11: Positivbeispiele international Herkunftsländer

Page 33: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang X

Fragestellung:Die folgende Liste enthält eine Reihe von möglichen Aufgaben von Political Leadership…Nennen Sie nur die drei Ihrer Meinung nach wichtigsten Führungsaufgaben. 

Rang Politische Führungsaufgaben Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Entscheidungen treffen 35 64,00% 63,33% 63,64%2 Ziele vorgeben 16 28,00% 30,00% 29,09%2 Entscheidungen durchsetzen 16 28,00% 30,00% 29,09%2 Visionen vermitteln 16 36,00% 23,33% 29,09%2 Veränderung ermöglichen 16 36,00% 23,33% 29,09%6 Standpunkte argumentieren 10 20,00% 16,67% 18,18%7 Richtung vorgeben 9 20,00% 13,33% 16,36%8 Ideen entwickeln 8 16,00% 13,33% 14,55%9 Probleme aufzeigen 6 4,00% 16,67% 10,91%9 Konsens finden 6 4,00% 16,67% 10,91%9 Vorbild sein 6 8,00% 13,33% 10,91%12 Themen kommunizieren 5 12,00% 6,67% 9,09%12 Konflikte lösen 5 12,00% 6,67% 9,09%14 Mehrheiten finden  3 8,00% 3,33% 5,45%15 Zum Mittun motivieren 2 4,00% 3,33% 3,64%15 Minderheiten schützen 2 0,00% 6,67% 3,64%15 Zuversicht vermitteln 2 0,00% 6,67% 3,64%18 Widerstand brechen 1 0,00% 3,33% 1,82%18 Orientierung bieten 1 0,00% 3,33% 1,82%20 MitarbeiterInnen fördern 0 0,00% 0,00% 0,00%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Bezugswert

Wichtigste Politische Führungsaufgaben aus Sicht österreichischer JournalistInnen

Tabelle 5.2: Ranking der wichtigsten Führungsaufgaben

Page 34: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

XI Anhang

Fragestellung:

Die folgende Liste enthält eine Reihe von möglichen Aufgaben von Political Leadership…

Rang Politische Führungsaufgaben Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Entscheidungen treffen 25 44,00% 46,67% 45,45%2 Visionen vermitteln 21 40,00% 36,67% 38,18%3 Veränderung ermöglichen 16 40,00% 20,00% 29,09%4 Entscheidungen durchsetzen 15 28,00% 26,67% 27,27%5 Ideen entwickeln 14 28,00% 23,33% 25,45%6 Vorbild sein 12 16,00% 26,67% 21,82%7 Ziele vorgeben 10 20,00% 16,67% 18,18%7 Standpunkte argumentieren 10 12,00% 23,33% 18,18%9 Themen kommunizieren 7 16,00% 10,00% 12,73%10 Orientierung bieten 6 12,00% 10,00% 10,91%11 Probleme aufzeigen 5 4,00% 13,33% 9,09%11 Konsens finden 5 12,00% 6,67% 9,09%11 Zuversicht vermitteln 5 4,00% 13,33% 9,09%14 Richtung vorgeben 4 12,00% 3,33% 7,27%15 Zum Mittun motivieren 3 0,00% 10,00% 5,45%15 Konflikte lösen 3 4,00% 6,67% 5,45%15 Minderheiten schützen 3 8,00% 3,33% 5,45%18 Mehrheiten finden  1 0,00% 3,33% 1,82%19 Widerstand brechen 0 0,00% 0,00% 0,00%19 MitarbeiterInnen fördern 0 0,00% 0,00% 0,00%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Bezugswert

Wenn Sie sich die aktuelle österreichische Situation vor Augen führen welche drei auf der Liste genannten Aufgaben sind Ihrer Meinung nach besonders verbesserungswürdig?

In Österreich besonders verbesserungswürdige Politische Führungsaufgaben

Tabelle 5.3: Ranking der zu optimierenden Führungsaufgaben

Page 35: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

 Eigenschaften politischer Führungspersönlichkeiten aus Sicht österreichischer JournalistInnen

Fragestellung:

Zutreffendes bitte ankreuzen, Mehrfachnennungen möglich

Rang Politische Führungseigenschaften Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Mut  44 88,00% 73,33% 80,00%1 Ehrlichkeit 44 72,00% 86,67% 80,00%3 Entscheidungsfreude 42 76,00% 76,67% 76,36%4 Reflexionsfähigkeit 41 80,00% 70,00% 74,55%5 Empathie 40 76,00% 70,00% 72,73%5 Offenheit 40 64,00% 80,00% 72,73%7 Standfestigkeit 39 76,00% 66,67% 70,91%8 Einsatzfreudigkeit 38 76,00% 63,33% 69,09%8 Belastbarkeit 38 76,00% 63,33% 69,09%10 Beharrlichkeit 36 68,00% 63,33% 65,45%11 Neugierde 34 64,00% 60,00% 61,82%12 Kontaktfreudigkeit 30 48,00% 60,00% 54,55%13 Leidenschaft 26 68,00% 30,00% 47,27%14 Disziplin 24 40,00% 46,67% 43,64%15 Streitbarkeit 21 36,00% 40,00% 38,18%16 Freundlichkeit 16 24,00% 33,33% 29,09%17 Selbstlosigkeit 14 24,00% 26,67% 25,45%18 Ehrgeiz 12 24,00% 20,00% 21,82%19 Eitelkeit 4 4,00% 10,00% 7,27%20 Egoismus 2 4,00% 3,33% 3,64%

Eine Debatte über Political Leadership wird oft mit besonderem Blick auf die handelnden Personen, insbesondere Politikerinnen in Führungspositionen geführt.

Welche der folgenden persönlichen Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach besonders wünschenswert für politische Führungspersönlichkeiten?

Bezugswert

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Tabelle 6.1: Ranking der Führungseigenschaften nach Zahl der Nennungen

Anhang XII

Page 36: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

XIII Anhang

Tabelle 6.2: Ranking der wichtigsten Führungseigenschaften

Fragestellung:

 Welche dieser Eigenschaften sind die drei wichtigsten?

Rang Politische Führungseigenschaften Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Entscheidungsfreude 23 44,00% 40,00% 41,82%1 Reflexionsfähigkeit 23 52,00% 33,33% 41,82%3 Empathie 17 40,00% 23,33% 30,91%4 Ehrlichkeit 16 8,00% 46,67% 29,09%5 Offenheit 14 20,00% 30,00% 25,45%5 Standfestigkeit 14 28,00% 23,33% 25,45%7 Mut  13 24,00% 23,33% 23,64%8 Belastbarkeit 10 24,00% 13,33% 18,18%9 Beharrlichkeit 9 20,00% 13,33% 16,36%10 Leidenschaft 8 20,00% 10,00% 14,55%11 Selbstlosigkeit 5 8,00% 10,00% 9,09%12 Einsatzfreudigkeit 4 0,00% 13,33% 7,27%12 Streitbarkeit 4 8,00% 6,67% 7,27%14 Kontaktfreudigkeit 2 4,00% 3,33% 3,64%14 Disziplin 2 0,00% 6,67% 3,64%16 Neugierde 1 0,00% 3,33% 1,82%17 Egoismus 0 0,00% 0,00% 0,00%17 Ehrgeiz 0 0,00% 0,00% 0,00%17 Freundlichkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%17 Eitelkeit 0 0,00% 0,00% 0,00%

Eine Debatte über Political Leadership wird oft mit besonderem Blick auf die handelnden Personen, insbesondere Politikerinnen in Führungspositionen geführt.

Wichtigste Politische Führungseigenschaften aus Sicht österreichischer JournalistInnen

Bezugswert

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Page 37: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang XIV

Tabelle 7.1: Ranking der Führungskompetenzen nach Zahl der Nennungen

Fragestellung:

Auch Kompetenzen werden häufig im Zusammenhang mit Political Leadership diskutiert.  

Zutreffendes bitte ankreuzen, Mehrfachnennungen möglich

Rang Politische Führungskompetenzen Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Soziale Kompetenz 50 96,00% 86,67% 90,91%2 Allgemeinbildung 46 88,00% 80,00% 83,64%2 Problemlösungskompetenz 46 92,00% 76,67% 83,64%4 Ökonomisches Wissen 42 76,00% 76,67% 76,36%4 Krisen Management 42 88,00% 66,67% 76,36%6 Rhetorik 40 68,00% 76,67% 72,73%7 Wissen um politische Entscheidungsfindungsprozesse 39 76,00% 66,67% 70,91%8 Medienkompetenz 38 84,00% 56,67% 69,09%9 Verhandlungsführung 36 80,00% 53,33% 65,45%9 Historisches Wissen 36 60,00% 70,00% 65,45%11 Themenbezogene Sachkompetenz 35 64,00% 63,33% 63,64%11 Politische Bildung 35 76,00% 53,33% 63,64%13 Hausverstand (Erfahrungswissen) 34 52,00% 70,00% 61,82%13 Interkulturelles Wissen 34 76,00% 50,00% 61,82%15 Kreativität 30 48,00% 60,00% 54,55%16 Fremdsprachen 29 48,00% 56,67% 52,73%17 Aktuelles Wissen (Tagesgeschehen) 28 56,00% 46,67% 50,91%18 Herzensbildung 27 40,00% 56,67% 49,09%19 Mitarbeiterführung 22 32,00% 46,67% 40,00%19 Change Management 22 44,00% 36,67% 40,00%

Kompetenzen politischer Führungspersönlichkeiten aus Sicht österreichischer JournalistInnen

Bezugswert

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Welche der folgenden Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach besonders wünschenswert für politische Führungspersönlichkeiten?

Page 38: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

XV Anhang

Tabelle 7.2: Ranking der wichtigsten Führungskompetenzen

Fragestellung:Auch Kompetenzen werden häufig im Zusammenhang mit Political Leadership diskutiert.  Nennen Sie bitte nur die drei Ihrer Meinung nach wichtigsten Führungskompetenzen.

Rang Politische Führungskompetenzen Nennungen f = 25 m = 30 Bezugswert n=5555

1 Problemlösungskompetenz 36 76,00% 56,67% 65,45%2 Soziale Kompetenz 19 32,00% 36,67% 34,55%3 Themenbezogene Sachkompetenz 13 28,00% 20,00% 23,64%4 Herzensbildung 10 16,00% 20,00% 18,18%4 Kreativität 10 16,00% 20,00% 18,18%6 Rhetorik 9 12,00% 20,00% 16,36%6 Hausverstand (Erfahrungswissen) 9 12,00% 20,00% 16,36%8 Ökonomisches Wissen 8 8,00% 20,00% 14,55%9 Medienkompetenz 7 8,00% 16,67% 12,73%10 Wissen um politische Entscheidungsfindungsprozesse 6 20,00% 3,33% 10,91%10 Allgemeinbildung 6 16,00% 6,67% 10,91%10 Verhandlungsführung 6 12,00% 10,00% 10,91%10 Mitarbeiterführung 6 4,00% 16,67% 10,91%10 Politische Bildung 6 12,00% 10,00% 10,91%10 Krisen Management 6 20,00% 3,33% 10,91%16 Fremdsprachen 3 0,00% 10,00% 5,45%17 Historisches Wissen 2 4,00% 3,33% 3,64%17 Interkulturelles Wissen 2 4,00% 3,33% 3,64%19 Change Management 1 0,00% 3,33% 1,82%20 Aktuelles Wissen (Tagesgeschehen) 0 0,00% 0,00% 0,00%

Wichtigste Politische Führungskompetenzen aus Sicht österreichischer JournalistInnen

Bezugswert

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Tabelle 12: Rollenselbstzuschreibungen

Fragestellung:Wie würden Sie selbst Ihre Rolle als JournalistIn im Zusammenhang mit Political Leadership beschreiben?

Als …

n f m n f  m n f m n f m n f m n f m

stimme zu 20 6 14 18 2 16 11 1 10 36 14 22 6 3 3 4 2 2stimme eher zu 20 8 12 23 12 11 13 7 5 16 10 6 15 8 7 5 2 3

stimme mehr/weniger zu 11 7 4 5 4 1 15 8 7 2 1 1 8 3 5 8 2 6stimme weniger zu 2 2 0 6 4 2 12 5 7 1 0 1 14 4 10 21 8 13

stimme nicht zu 2 2 0 3 3 0 4 4 0 0 0 0 12 7 5 17 11 6

Frauen f = 25Männer m = 30

Berichter‐statterIn, die neutral über das politische Geschehen informiert

politische KommentatorIn, die politisches Geschehen interpretiert

investigative JournalistIn, die bestehende Missstände aufdeckt

VermittlerIn, die komplexe Sachverhalte mediengerecht aufbereitet

RepräsentantIn des Volkes, die den Mächtigen auf die Finger schaut

Stimme des Volkes, die öffentlicher Meinung Gehör verschafft

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Page 39: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang XVI

Fragestellung:Wie stehen Sie zu folgenden Aussagen?

1 2 3 4 5

3,51% 14,04% 33,33% 35,09% 14,04%↘ ↙ ↘ ↙

7,02% 8,77% 19,30% 47,37% 17,54%

↘ ↙ ↘ ↙

1,75% 3,51% 3,51% 15,79% 75,44%

↘ ↙ ↘ ↙

1,75% 0,00% 5,26% 36,84% 56,14%

↘ ↙ ↘ ↙

3,51% 7,02% 24,56% 21,05% 43,86%

↘ ↙ ↘ ↙

Bei den Zitaten handelt es sich um Originalzitate aus Fokusgruppen mit JournalistInnen und dazu formulierter gegensätzlicher Aussagen.Entscheiden Sie sich bitte zwischen den beiden Aussagen je nach Grad der Zustimmung. Je näher der selektierte Auswahlpunkt zur Aussage ‐ desto höher der Grad der Zustimmung.

„Die Kleinheit Österreichs dürfe keine Ausrede sein für mangelnde Distanz zwischen Medien und 

Politik.“

„Wir Journalisten haben keinerlei Gestaltungsspielraum, die Politik machen nur die PolitikerInnen.“

17,54% 49,12%

„Die Medien machen Politiker.“

„Die Politik versucht in keinster Weise Medien über Werbeetats und über Presseförderung zu beeinflussen.“

„Die Politik versucht Medien über Werbeetats und über 

Presseförderung zu beeinflussen.“

„Wir Journalisten gestalten mit, wir machen eigentlich auch 

Politik.“

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 57

„Die Kleinheit Österreichs ist sehr wohl eine valide Erklärung für die 

mangelnde Distanz zwischen Medien 

„Die Medien machen keine Politiker.“

15,79% 64,91%

5,26% 91,23%

1,75%

„Es herrscht eine Grundstimmung der Qualitätsmedien und die Politik unterstützt das bei jeder sich 

„Es herrscht eine Grundstimmung des Boulevards und die Politik 

verzichtet darauf dem 92,98%

10,53% 64,91%

Tabelle 13: Zitate polarisiert

Page 40: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

XVII Anhang

Zitate Polarisiert

Wie stehen Sie zu folgenden Aussagen?

Es sich um Originalzitate aus Interviews mit ChefredakteurInnen/HerausgeberInnen und dazu formulierter gegensätzlicher Aussagen.

Entscheiden Sie sich bitte zwischen den beiden Aussagen je nach Grad der Zustimmung. 

2 3 4

0 2 3 10 51„Ein Politiker sollte Ideen nicht klar artikulieren, so dass er/sie sich größtmögliche Flexibilität erhält und so auf die ständig sich ändernden Faktoren in unserer Welt bestens reagieren kann – sowohl parteiintern als auch gegenüber den anderen Parteien und den WählerInnen.“

„Ein Politiker sollte Ideen klar artikulieren, so dass es einerseits vom Publikum verstanden werden kann und andererseits die Leute motiviert, die in der Partei mitarbeiten und dass es zu einer öffentlichen Auseinandersetzung über diese Ziele taugt.“

1 5

0 0 3 11 52 „Menschen, die sich für eine Position beworben haben und dafür in den Wahlkampf gegangen sind, sollten bereit sein die Verantwortung, die diese Position bedeutet, auszufüllen und auch Entscheidungen zu treffen, die unangenehm sind, aber im Sinne des größeren Ganzen getroffen werden müssen.“

„Menschen, die sich für eine Position beworben haben und dafür in den Wahlkampf gegangen sind, sollten bereit sein, die Verantwortung, die diese Position bedeutet, so auszufüllen, daß sie unangenehme Entscheidungen hinauszögern, auch wenn diese im Interesse des größeren Ganzen sind."

0 2 4 20 39 „Politiker sollten zur richtigen Zeit auch agieren und nicht nur reagieren und abwarten und bereit sein unpopuläre Entscheidungen zu treffen und auch umzusetzen.“

„Politiker sollten zur richtigen Zeit auch auf die Stimme des Volks eingehen und bereit sein, auch Entscheidungen entgegen sachlichen Notwendigkeiten zu treffen, solange sie von den WählerInnen goutiert werden.“

1 1 5 13 46

0 0 11 8 46 „Political Leadership impliziert, eine Langfrist-Komponente berücksichtigen also nicht das

„Political Leadership impliziert mitunter, durch kurzfristige Gags und Zuckerln bei den

„Political Leadership bedeutet, die täglichen Herausforderungen der Politik zu bewältigen und sich nicht weiter über politische Reformvorhaben den Kopf zu zerbrechen, sodass man die nächste Wahl auch noch gewinnen kann.“

„Political Leadership beinhaltet politische Reformvorhaben zu entwickeln, in der eigenen Gruppe mehrheitsfähig zu machen und dann der Bevölkerung so nahe zu bringen, dass man die nächste Wahl auch noch gewinnen kann.“

1 1 7 13 42

Komponente berücksichtigen, also nicht dasmorgen und nicht das übermorgen, sondern in einer längeren Dimension zu denken und zu agieren.“

„Political Leadership findet nicht mehr statt, wenn es nur mehr um Marketing geht.“

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen n = 66

kurzfristige Gags und Zuckerln bei denWählerInnen zu punkten, denn deren Gunst kann nur so gewonnen und gehalten werden."

„Political Leadership findet auch vor allem dann statt, wenn es um Marketing geht.“

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 66

Tabelle 14: Zitate ChefredakteurInnen polarisiert

Page 41: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang XVIII

45%55%

Gender‐Verteilung Frauen

Männer

Vergleichszahlen Studie Medienhaus Wien 2007 (Der Journalisten‐Report, facultas Vlg, 19)Frauen Männer

55%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Frauen Männer42% 58%

BerufsalterSie arbeiten bereits als JournalistIn/RedakteurIn/im Medienbereich:

weniger als 5 Jahre 5 ‐ 10 Jahre mehr als 10 Jahre

9,09% 12,73% 78,18%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55g g

EbeneSie arbeiten aktuell überwiegend:

national  international  Bundesländer 63,64% 23,64% 12,73%

Erfahrung EbeneSie haben auch Erfahrung:

national 20international 30Bundesländer 19alle Ebenen 9

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Diagramm 3: Gender-Verteilung der befragten JournalistInnen

Tabelle 15: Verteilung nach Berufserfahrung

Tabelle 16: Verteilung nach Zuständigkeitsbereich

Persönliche statistische Daten der TeilnehmerInnen der Umfrage

Page 42: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

MediensektorSie sind aktuell überwiegend tätig im Bereich:

Print 35

Tageszeitung 13

Magazin 14

Rundfunk 213%11%

Mediensektor

NRundfunk 2

TV 3

Radio 3

öffentlich‐rechtlich 3

Privatsender 0

Neue Medien 11

76%

Neue

Print

Rundfunk

Vergleichszahlen Studie Medienhaus Wien 2007 (Der Journalisten‐Report, facultas Vlg, 141)Neue Print Rundfunk *)4% 67% 27%

*)Die Studie enthielt folgende Kategorien: Print, Radio, TV, Online und Agentur

Erfahrung Mediensektor

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Erfahrung MediensektorSie haben Erfahrung in anderen Bereichen gesammelt:

Print 28

Rundfunk 17

Neue Medien 22

Alle Bereiche 8

Nein*) 12

*)nur Print

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

ArbeitsverhältnisSie arbeiten überwiegend als:

frei  feste Ma  Vertragsbasis  n.b. 

45,45% 45,45% 7,27% 1,82%

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen n = 55Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Diagramm 4: Verteilung nach Mediensektoren

XIX Anhang

Tabelle 17: Verteilung nach Arbeitsverhältnis

Page 43: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

ThemenSie bearbeiten vor allem Themen aus dem Bereich:

Politik 30

Innenpolitik 18

Regionalpolitik 6

Außenpolitik 8

Fachbereiche

PolitikjournalistInnen andereAußenpolitik 8

EU 14

Kultur 16

Umwelt 11

Wissenschaft 15

Lifestyle 4

Sport 3

69%

31%

Wirtschaft 22

Chronik/Soziales 16

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

AusbildungSie haben folgende Ausbildung als JournalistIn:

Volontariat 5einschl. Studium 32anderes Studium 22keine 1

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

InternetSie sind im Internet aktiv:

eigene Website 14persönl. Blog 7twitter 14facebook 29youtube 6andere soziale Netzwerke 21als Ma 15nein 12

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Anhang XX

Tabelle 18: Verteilung nach Ausbildung

Tabelle 19: Internetnutzung

Diagramm 5: Verteilung nach Fachbereich

Page 44: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

XXI Anhang

PoliterfahrungSie waren selbst bereits in einer politischen Funktion*) :

nein 32

ja 23

vorher 15

Politerfahrung ohne

mitvorher 15

parallel 7

zwischenzeitlich 2 58%42%

*)gewählte Funktion z. B. Schülervertretung, Gewerkschaft, Gemeinderat …

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

Diagramm 6: Verteilung nach Politerfahrung

links eher links mitte Links mitte mitte rechts eher rechts rechts n.b.2 12 17 14 8 1 0 1

3,64% 21,82% 30,91% 25,45% 14,55% 1,82% 0,00% 1,82%

70,91% 1,82%Mitte

25,45% 1,82%mittigLinks‐Tendenz Rechts‐Tendenz

Auf einer klassichen Links‐Rechts‐Skala, wo ordnen Sie sich weltanschaulich an?

Weltanschauung

Online‐Befragung unter österreichischen JournalistInnen  n = 55

25,45% 1,82%links der Mitte rechts der Mitte

56,36% 16,36%

Diagramm 7: Verteilung nach Weltschauung - Selbsteinschätzung

Page 45: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang XXII

Dokumentation der Fokusgruppen

Fokusrunde vom 10. Oktober 2012

Moderation: Kilian Franer

TeilnehmerInnen: 5 (von ursprünglich 6 Zusagen) – davon 2 Frauen (*1949/ORF und *1950/RoG) und 3 Männer (*1966/fJ, *1950/News und *1966/ORF)

Konfrontiert mit dem Schmidt-Zitat konzentrierte sich die rasch entstehende Diskussion vor allem auf die beiden von Schmidt PolitikerInnen und JournalistInnen gleichermaßen zugeordne-ten Eigenschaften „Eitelkeit und Geltungsbedürfnis“. Grundsätz-lich wurde die angenommene Ähnlichkeit nicht verneint, wobei aber v.a. in Bezug auf JournalistInnen zu einer differenzierteren Sichtweise aufgefordert wurde. Die beiden Eigenschaften sei-en wichtig für jene im Rampenlicht stehenden (PolitkerInnen wie JournalistInnen). Wünschenswert wäre eine Kombination aus „Eigenliebe und Liebe zur Sache“, problematisch hingegen wenn „Eigenliebe ohne Mission“ auftrete, grundsätzlich gelte, dass Durchsetzungsfähigkeit für beide Berufsgruppen notwen-dig sei und dass das berufliche Leben im Blick der Öffentlichkeit (wie z. B. von TV-JournalistInnen/Anchor-Men, aber auch Politi-kerInnen) ein gewisses Maß der beiden Eigenschaften bedürfe, schließlich sei ständige Beobachtung Teil des Jobs.

Von einem der Teilnehmer wurde angemerkt, dass die Verände-rung in Folge von mehr und v.a. neuen Medien den Druck zu Ei-genPR, zu mehr Personalisierung mit sich bringe. (Social Media / Twitter und facebook). _Dem wurde erwidert, dass das nicht eine völlig neue Entwicklung sei, sondern gerade in der Innen-politik, insbesondere auf Länderebene ein Naheverhältnis zu Politik bestünde, das JournalistInnen durchaus das (Macht-)Ge-fühl gebe „man mache eigentlich Politik“, man berichtet nicht nur sondern gestalte quasi mit. Eine der Anwesenden gab zu bedenken, dass sie hier doch deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich (andere Frage-Technik) sehe, dass das Naheverhältnis in Österreich ausgeprägter sei.

Nachdem die Frage nach Ist/Soll-Zustand von Political Leaders-hip zuerst von einem Teilnehmer als nicht zuständig abgewie-sen wurde, wurden dann doch von den Anwesenden verschie-dene Wünsche bzw. auch Kritik Richtung PolitikerInnen bezogen auf Political Leadership geäußert.

Wünsche: authentischklar und sachlich faktischunabhängig gegenüber Brüsseleigene Standpunkte vertretenfür Bevölkerung klar und angreifbarinhaltlich fundierterüber Verwalten der Tagespolitik hinauspolitische Ziele haben (nicht nur Umfragen)auch gegen Widerstand durchsetzenSelbstvertrauenSouveränität auch gegenüber Nachfragen/Kritik

über nächste Wahl hinausdenkenpersönliche IntegritätFähigkeit zu öffentliche Debatte und Partizipationüber den Tellerrand hinausschauenweiträumig denken, planen und kommunizieren

Kritik: Angst der Politiker vor eigener WirksamkeitFreunderlnetzwerkmangelnde GlaubwürdigkeitVerhalten einzelner trifft ganze KlasseAngst vor Fehlern, Angst vor MitspracheMangel an Ideen oder falsche IdeenRumwurstelnErfolge werden (können) nicht publiziert (werden)mangelnde Lösungskompetenzmangelndes Angehen von ProblemenFlucht vor ÖffentlichkeitProdukt der Spin-Doktoren (Erziehung zu populistischen Sprechblasen)mangelnde Prinzipien (flip-flop)Unpopuläres wird nicht erklärtSchuld auf Medien schiebenkeine oder nur top-down Debattemangelnde Diskussionskultur (jenseits der Tagespolitik)es fehlen Theoretiker/DenkerNachwuchsproblemElement der LangeweileMedien mitverantwortlich für Populisten antrainierte MedienspracheUnterhaltungskultur

Befragt nach dem Anteil der JournalistInnen/Medien zu Political Leadership wurde zuerst ganz allgemein auf bestehende Wech-selwirkungen zwischen Medien und Politik verwiesen.

Dabei wurden v.a. auch wirtschaftliche Zwänge (Quote, Kosten-reduktion…) als ein wichtiger auf Political Leadership negativer Einflussfaktor genannt. Wobei sowohl Verlagsinterne Sparkurse als auch der Versuch von Seiten der Politik über Werbemittel und Fördergaben und über PR Einfluss zu nehmen für die Jour-nalistInnen nicht nur persönlich spürbar sei, sondern auch die Ausübung ihrer demokratiepolitischen Funktion als 4. Macht im Staat behindere, nicht die Qualität der JournalistInnen oder de-ren Ethos sei das Problem, sondern der Druck durch Personal-einsparungen, steigendem Wettbewerb (Marktverhältnisse) … .Verstärkt werde das daraus folgende verflachende Niveau durch eine „Grundstimmung des Boulevard“, es fehle der Feuil-leton und es werde medienpolitisch nicht gegengesteuert. Ganz im Gegenteil werde über Chefredakteure und Herausgeber von Seiten der Politik versucht politisch Einfluss zu nehmen.

Es fielen folgende Politikernamen: Joschka Fischer, Erwin Pröll, Michael Häupl, Maria Fekter, Alois Mock, Bruno Kreisky, Werner Fayman, Angela Merkel, Erwin Lanz, Gabi Burgstaller, Michael Spindelegger, Frank Stronach, Jörg Haider

Page 46: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Fokusrunde vom 23. Oktober 2012

Moderation: Jeanette Mueller

TeilnehmerInnen: 6 – davon 2 Frauen (*1968/Profil und *1972/ORF) und 4 Män-ner (*1963/ORFJ, *1958/Standard, *1971/ORF und *1963/Standard)

Das Schmidt-Zitat wurde von Anfang an sehr kontroversiell, von es „treffe auf Journalisten nicht zu“ bis zu „ich bin so einer“, diskutiert, wobei die Diskussion sich anschließend weniger auf die genannten Eigenschaften konzentrierte als auf die Frage ge-hören Journalisten einer gemeinsamen politischen Klasse mit gemeinsamen Interessen an, oder befinden sie sich auf gegen-sätzlichen Positionen. Damit standen potenzielle Rollenwechsel bzw. die jeweilige Rollenauslegung (Zwang zu neutraler Bericht-erstattung) im Vordergrund der Diskussion und die Frage nach möglichen Brücken (PR-Strategen, Coaches, Pressesprecher) zwischen Journalisten und Politikern, wobei die grundsätzliche Existenz eines medienpolitischen Komplexes nicht geleugnet wurde, allerdings wurden die Aufgaben von Journalisten und Politikern als notwendig unterschiedlich beschrieben, mögliche Rollenwechsel daher als problematisch. Die Distanz zwischen Journalisten und Politikern wurde als eine Frage des journalisti-schen Ethos definiert. Journalisten und Politiker wurden daher als im Medienpolitischen Komplex tätig und insofern als Teil ei-ner politischen Klasse beschrieben, aber innerhalb dieser Klasse verschiedenen Seiten zugeordnet.

Auf die Frage nach Ist/Soll-Zustand von Political Leadership wur-de bereitwillig von allen Teilnehmern eingegangen und dement-sprechend auch eine Reihe von Wünschen und Kritik geäußert, wobei gleich zu Anfang darauf hingewiesen wurde, dass Politi-cal Leadership sowohl negativ (wenn eigennützig oder Parteiin-teressen vor Gemeinwohl), als auch positiv sein kann.

Wünsche: Werte vertretenAnspruch Welt zu verbesserneigene ÜberzeugungGestaltungswille durchaus auch als MachtwilleEmpathieBalance aus Härte und Weichheitpolitisches Handwerk (Management-Fähigkeit, Sprache)Mut nicht Übermutsich deklarierenProfil entwickelnIntegrationsfähigkeit nach innenEntscheidungen treffenDiskurs ermöglichenverschiedene Meinungen zulassenEntscheidungen findenPositionswechsel kommunizieren/argumentierenakitv Politik machenfähig mehrheitsfähige Lösungen zu finden

Kritik: EigennutzZynismussprachlich-rhetorische Mängel

Ambition nur um des Amtes willen als Korruptionmangelnde Bereitschaft sich zu deklarierenKonsensBeschränkung auf Medien als InformationsgeberSchielen auf UmfragenKorruptionmangelndes ZuhörenTiming beim Umsetzen (zu schnell/langsam)gespielte Entschlossenheit

Die Frage nach der Verantwortung der Journalisten im Zusam-menhang mit Political Leadership wurde grundsätzlich bejaht und eigene Mängel in diesem Zusammenhang bereitwillig ge-nannt, wobei zuerst auf die Notwendigkeit eine öffentliche Debatte zu erlauben (Raum und Zeit geben) verwiesen wurde. Konflikte müssten zwar dargestellt werden, aber die Darstellung dürfe nicht auf den Konflikt verkürzt werden.

Neben den Personen sollte auch Themen Raum gegeben bezie-hungsweise diese auf der Agenda gehalten werden, weg von ei-ner Sportberichterstattung (hors-race) hin zu mehr Sachlichkeit und Eigenanalyse statt O-Tönen.

Es wurde auch die Notwendigkeit und Bedeutung des investi-gativen (Aufdecker)journalismus genannt und darauf verwiesen dass Medien auch „Politiker machen“. Medienpräsenz sei daher nicht mit Political Leadership gleichzusetzen. Distanzhalten zu Politikern trotz Kontaktpflege aus Sicht der Journalisten daher dringend notwendig. Oft werde die Nähe von den Politikern ak-tiv gesucht (Beraterjobs). Die Kleinheit des Landes dürfe aber nicht als Ausrede für mangelnde Distanz benutzt werden. Es fielen folgende Politikernamen: Nikolaus Berlakovich, Josef Broukal, Ewald Stadler, Johannes Voggenhuber, Alexander Van der Bellen, Frank Stronach, Franz Vranitzky, Jörg Haider, Wolf-gang Schüssel, Franz Vowes, Maria Vassilakou, Werner Fayman, H.C. Strache, Alfred Gusenbauer, Peter Pilz, Stefan Petzner, Jo-sef Cap, Josef Ackerl

XXIII Anhang

Page 47: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Dokumentation der qualitativen Interviews

Kurze zusammenfassende Ergebnisse

Frage 1: Was verstehen Sie unter Political Leadership?

- Leaderzentriert: alle 10 InterviewpartnerInnen definieren political Leadership als eine Eigenschaft, ein Verhalten von Führungspersönlich-keiten, wobei 3 ausdrücklich auf auf Position, Politiker bzw. gewählte Vertreter verweisen (II, III, VII)

- Public Leadership:9 der 10 Definitionen (Ausnahme VII) beschreiben primär political leadership als public leadership, Darstellung, Vermitt-lung, Artikulation und Mehrheitsbeschaffung, Öffentlichkeit und Kommunikation sind Begriffe, die in diese Richtung weisen

- Leadership als Kommunikationsaufgabe:In 5 der 10 Interviews (I, IV, V, VIII, X) wird ausdrücklich auf Kommunikation, Vermittlung, Artikulation als wichtiger Be-standteil von Political Leadership verwiesen

- Leadership als Entscheidungsaufgabe:2 der 10 Definitionen nennen (II, III) die Fähigkeit Entscheidung zu treffen

- Leadership gegen Widerstand:5 der 10 Definitionen (II, III, VI, IX, X) verweisen auf Durchset-zungskraft zB werden unpopuläre oder unangenehme Ent-scheidungen oder Mediengewitter genannt

- Leadership unter Berücksichtigung von Interessen/Parteien:4 der 10 Definitionen verweisen auf Partei-/Gruppeninteressen (I, III, IV, IX), wobei Interview IX ausdrücklich Gemeinwohl über Parteiinteresse einfordert, während die anderen auf Berück-sichtigung (III) bzw. Zusatzaufgabe im Sinne einer weiteren Ebene (I, IV) verweisen

- Leadership als Zielorientierung:2 der 10 Definitionen (VI, X) nennen ausdrücklich die Vorgabe von Zielen, 4 weitere nennen Ideen (I), Reformvorhaben (VI), Konzept (VII) oder Inhalte (VIII) also Ziele im weiteren Sinn als Bestandteil von Political Leadership

- Zeitkomponente von Leadership:2 Definitionen (VII, IX) nennen ausdrücklich die langfristige Komponente über Wahltermine hinausgehend

- Leadership als Wert:2 Definitionen zeigen eine grundsätzlich positive Bewertung von Leadership, „das richtige tun“ (IX) und „Im Sinne des größeren Ganzen“ (II), keine beurteult Political Leadership grundsätzlich negativ, im Gegenteil die restlichen 8 Definitio-nen könnten als neutral mit leicht positiver Tendenz eingestuft werden. Dafür sprechen auch die Reaktionen auf Frage 11 (Definition der Sektion), die mit wenigen Einschränkungen/An-fügungen Zustimmung fand.

 Frage 2: Wie definieren Sie Professionalität in der Politik?

- Professionalität als Knowhow

Anhang XXIV

4 der 10 Definitionen (I, II, III, IV) sprechen im Zusammenhang mit Professionalität von Knowhow, vom politischen Handwerk, dem Beherrschen der Regeln und Medienkompetenz, wobei Definition I ausdrücklich diesen Aspekt als nicht hinreichend ausführt und als weiteren Aspekt Politik weiterzuentwickeln nennt

- Professionalität unabhängig von Tagespolitik (policy-Aspekt): Sowohl Definition I als auch Definition VII die parteipolitische Konzepte entwickeln und unsetzen nennt

- Marketingaspekt von Professionalität:Definition VIII

- Kontextabhängig:Definition X und Definition IX „perfekte Umsetzung von Partei-interessen“

- Fähigkeit zur Selbstreflektion:Definition VI

- Negativdefinition: Keine leeren Versprechungen (V)

- Zusammenhang zwischen Political Leadership und Professio-nalität:Während Definition VI Political Leadership als Teil von Professi-onalität nennt, verweisen die Definitionen VIII und IX aus-drücklich darauf, dass die beiden zueinander in Widerspruch stehen können

Frage 3: Was ist für Sie Qualität in der Politik?

- Bildung:3 Definitionen (I, VII, VIII) nennen Bildung/Wissen als Quelle Qualitätsvoller Politik

- Visionen:Definition IV, V und VI betonen insbesondere das Wissen um eigene Zielvorstellungen, Weltbild/Menschenbild als wichtig

- Zusammenhang zwischen Professionalität und Qualität:Die Definitionen IX, X und VI verweisen v. a. auf den engen Zusammenhang zwischen den beiden Aspekten

- Negativdefinition: Mangel ausgedrückt in Feigheit

 Frage 4: Kann es aus Ihrer Sicht Qualitätsstandards in der und für die Politik geben?

7 der 10 Interviewten antworten mit ja, 2 mit nein (III und VIII) und 1 äußert sich skeptisch (I)

- Personen:9 von 10 Antworten bringen zumindest auch Kriterien für das politische Personal und/oder dessen Rekrutierung al s Quali-tätsstandardsPersönliche Kriterien:

Page 48: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Interview I: Sachkompetenz und historisch-politische Bildung als Grundkompetenz, sowie PassionInterview II: Entscheidungsfreude, erkennbare Linie (Vision/Überzeugung, Beratungsoffen v.a. gegenüber kritischen Mei-nungenInterview III: Anständigkeit, moralisches Handeln, Manager-qualitäten (z.B. Führungsqualität, Problemlösungsfähigkeit) und LoyalitätInterview IV: natürliche Autorität, rhetorische Qualität, Durch-setzungswillen, Willensstärke, Beharrungsfähigkeit, Flexibilität, Zielvorstellungen, Geduld und MenschenliebeInterview V: Zielbewusst, Repräsentationsfigur, Liebe zur SacheInterview VI: historische und allgemeine Belesenheit, rheto-rische Fähigkeit, Kommunikationsvermögen, Teamworking, Fähigkeit Zuzuhören, Selbstreflektion innerhalb eines Bezugs-rahmensInterview VIII: historische und wirtschaftliche Grundausbil-dung, Berufsausbildung sorgt für UnabhängigkeitInterview XI: Sorgfältigkeit, Fachwissen, Aufrichtigkeit, Glaub-würdigkeit, Ehrlichkeit, Vermittlungsfähigkeit

- Rekrutierung: Interview VII: Kultur der Rekrutierung durch Parteien gefor-dert – bewusst internationale Expertise als Quereinsteiger als Quereinsteiger einerseits und parteiintern Personen langsam aufbauen (wider dem Jugendkult)Interview VIII: Persönlichkeitswahlrecht

- Themen:Interview X: Qualitätsstandards i.S. einer Mindestsicherung einziehen

 Frage 5: Welche Rolle spielen Ihrer Erfahrung nach Medien-vertreterInnen im Zusammenhang mit Political Leadership, Professionalität in der Politik, Qualität in der Politik?

Alle 10 Interviews zeichnen diese Rolle durchaus selbstkritisch und verweisen dabei einerseits auf österreichische Spezifika, andererseits auf mediale Spezifika

- Österreichspezifika:Kleinheit und Nähe zwischen PolitikerInnen und JournalistIn-nen, die sich negativ auf die demokratische Rolle der Medien in ihrer Kontrollfunktion Bsp. Beißhemmung, Kritiklosigkeit auswirken (III, V, VII)Dominanz der Boulevardmedien bzw. Leitmedium Kronenzei-tung (I)Kampagnenjournalismus (VII, X)Abhängigkeit bzw. Instrumentalisierung infolge von Finanzie-rung – Stichwort Werbeanzeigen, gekaufte Berichterstattung (I, IV,VII) und Zugriff auf Öffentl. Rechtl. Rundfunk (I)Mangelnde JournalistInnenausbildung (VIII) bzw. mangelnde Qualität von Medien insbesondere von Innenpolitikjournalis-tInnen (II, III, VII)Parteilichkeit der JournalistInnen (V)

- Mediale Spezifika:Zuspitzung (IX) bis hin zu „Streitanfachen (III), Eventkultur (III), Rhythmusvorgabe (VI), Tendenz zu Negativberichterstattung (VII)

- Rolle in der DemokratieRolle als Spiegel(VI), Korrektiv (V), Verstärker (IX), Kontrolle durch Nachfragen (VIII) Hinterfragen (II), Berichterstatter/Be-obachter (VII, X)), Übersetzer (II)

- Konkrete Mittel der Beeinflussung:Leitartikel (III, V), Kommentar (III, VII), Interview(III), Macht der Frage (II, III, VII, VIII), innerredaktioneller Diskurs (IV), Erzäh-lung (II) und KampagnenJournalismus (VII), Themenwahl (VIII), Fakten darstellen (X)

- Vergleich DeutschlandBedeutung von Qualitätsjournalismus (I), Übersetzerrolle von Bild oder RTL als Qualitätsvoll(II)

- Unterschiede zwischen ChefredakteurInnen und Experten-journalistInnen:Flache Hierarchien, zwar mehr Gewicht durch Position, aber mehr Einfluß durch höhere Frequenz (IV) und Personalaus-wahl, aber Teambetonung (II) Fragen zur aktuellen Lage von Political Leadership und Qualität in der Politik (IST)

Frage 6: Könnten Sie uns ein begründetes Beispiel (+ WARUM) von

a) derzeit aktiven PolitikerInnen (Österreich oder international) nennen, die für Sie positive Beispiele für Political Leadership in der Politik sind?

- Österreich:Werner Faymann: negativ (II) Bsp.Oslo, in Frage 7 (III)Spindelegger: in Frage 7 (III)Van der Bellen: positiv (V) Attraktivität über GrünwählerInnen hinaus und Fähigkeit Grüne zu einenRenate Brauner: positiv (VII)Häupl: positiv (VII)Töchterle: Beliebtheit (VIII

- International:Fredrik Reinfeldt: (I)Barack Obama: (I, II, V, IX), mit Einschränkungen (VI) und in Frage 1 (III)Georgios Papandreou: (IV)Christine Lagarde: (V)Karl-Theodor zu Guttenberg: (V)Sylvana Koch-Merin: (V)Giuliano Pisapia: (V)Angela Merkel: trotz strategischer Fehler (VII) und wegen Atomschwenk (X), negativ in frage 7 (IX)Jean Claude Juncker: (IX)David Cameron, (IX, X)Vladimir Putin: (IX)

b) historischen PolitikerInnen (Österreich oder international) nach 1945 nennen, die als positives Beispiel für Political Lea-dership in der Politik gelten?

- Österreich:Alfred Gusenbauer: positive Ansätze, aber Schwächen (I)Josef Pröll: positive Ansätze (I)Bruno Kreisky: (I, II, III, V, VI, IX) in Frage 7 (X)Johanna Dohnal: (I)

XXV Anhang

Page 49: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Johannes Voggenhuber positive Anlagen (I)Franz Vranitzky: (II, III, V, VIII)Wolfgang Schüssel: (III, IX)Hannes Androsch: (VII), nicht (IX)Erhard Busek: (VIII)Christian Broda: in Frage 3 (III)

- International:Helmut Kohl: (I, III, VI, IX, X)Väter der EU: (I)Winston Churchill: (I)Größeren Sozialdemokraten: (I)John F. Kennedy: (II)Franz Josef Strauss: (II)Helmut Schmidt: (II, V, VII, VIII, IX)Bill Clinton: (III, VI)Jacques Delors: (III, VIII)Konrad Adenauer: (IV, V)Willi Brandt: (V) in Frage 7 (IX)Nelson Mandela: (VI)Michail Gorbatschow: (VI)Felipe Gonzalez: (VIII)Mario Soares: (VIII)Vaclav Havel: (VIII)Francois Mitterand: (IX)Gerhard Schröder: (IX, X)Joschka Fischer: (X)Margaret Thatcher: in Frage 7 (X)Olof Palme: in Frage 7 (IX)

Frage 7: Wie würden Sie insgesamt die aktuelle Situation Ös-terreichs bezogen auf

a)Political Leadership beschreiben:

weniger gut: I, III, VI, VII, VIIIschlecht: II, IV, V, Xsehr schlecht: IX

b) Professionalität in der Politik beschreiben:

eher gut: II, V, VIIIweniger gut bis eher gut: I, VIIweniger gut: III, IV, VIschlecht: IXnicht beantwortet: X

c) die Qualität der Politik beschreiben:

eher gut bis weniger gut: VII, VIweniger gut: I, II, III, IV, V, VIIIschlecht: IXist zu differenzieren: X

d) Und wie sehen Sie Österreich da im internationalen Ver-gleich?

Relativ gut: VIm Trend: I, IV, VI, XHinteres Mittelfeld: II

Frage 8: Wenn Sie sich Österreich vor Augen halten:

a) Was müsste sich ändern (um einen positiven Entwicklungs-schub für mehr Political Leadership, mehr Professionalität in der Politik und mehr Qualität in der Politik auszulösen?

- Medien:Medienmarktbedingungen ändern (I) und Qualität in den Medien verbessern (I), mehr Sachpolitik weniger mediale In-szenierung (III), mediale Erwartungshaltung senken und auch positiv berichten(VI), weniger Politik machen (IX)

- PolitikerInnen:Überzeugen (I), persönliches Risiko erhöhen (II), endlich Föderalismus- und Verwaltungsreform angehen (III) oder im Interesse des Landes Ziele setzen , unideologisch (V) vielleicht auch Veränderungen im Wahlsystem (VI), verstärkt auf Sachpo-litik setzen und diese kommunizieren (VII), weniger taktieren (VII), sich Zeit zum Lernen (VIII) und Lesen (X) nehmen, inter-national (VII, VIII)

- BürgerInnen:Verständnis von Politik hinterfragen (IX)

- Political Leadership:Politische Ausbildung forcieren (I)

- Professionalität:Bessere Ausbildung der PolitikerInnen (III, X) auch Parteiintern Nachwuchs und neue Ideen fördern, zB. Via Thinktanks und Parteiakakdemien (I, IV) und hoch qualifizierte Beamte (I) und für Politik begeistern (II), versuchen Ziele auch zu erreichen (V), Wechsel zwischen Politik und Beruf ermöglichen (VI, VIII)

- Qualität: Substanz in den Fachgebieten z.B: Politikwissenschaft (I) und Elitenförderung (I), bessere Bezahlung der PolitikerInnen (II, III, VI) dafür Pensionsprivilegien abschaffen (X), über Rekrutie-rung und Durchlässigkeit der Parteien Talenten eine Chance geben(IV), Focus-Groups (V) oder Expertenrat einholen (X), Image von Politik und PolitikerInnen heben (VI), durch Kopp-lung wahlfreie Zonen schaffen (IX)

b) Wer könnte etwas dazu aktiv beitragen und wie?

- Teilnehmer der Öffentlichkeit (I)müssten das Öffentlichkeits-problem der Politik erkennen, artikulieren und therapieren Richtung qualifizierte Öffentlichkeit oder die Öffentlichkeit (VI)

- JournalistInnen: Demokratische Rolle wahren (II), kritische Medien (III), Medien (VI, IX), Positivberichterstattung (X)

- BürgerInnen:(IX), Verantwortung übernehmen (II), 24h-Auffassung der Poli-tik beenden (IV), Engagement Richtung Mut-Bürger(X)

- PolitikerInnen: (IX), zu unpopulären Gesetzen z.B. Hebung der Politikergehäl-ter bereit sein (II), EU-Stage für PolitikerInnen (III), Politik nicht mit Blick auf Berichterstattung (V), „Lies ein gutes Buch im Monat! Geh einmal im Monat zum Wirtshaustisch! Umgib dich eben mit ein paar Intellektuellen“ (V), persönlichen Wechsel

Anhang XXVI

Page 50: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

forcieren z.B. über Wiederwahlbeschränkungen (IX)

- Parteien:Kriterienkatolog für KandidatInnenlisten mit Mindestanforde-rungen (III,) aktiv Talentscouting betreiben (IV),Parteiprogram-me mit konkreten ernstgemeinten Zielsetzungen (V), auch Oppositionsparteien (IX)

- Institutionen/Sozialpartner/Bürgerinitiativen (VII), z.B Men-toring/Traineeprogramme (VIII), die Unternehmer (IX)

c) Wer oder was stünde einer möglichen positiven Verände-rung entgegen?

Angst (I), Angst vor Boulevard (II), Angst vor dem Wähler (V)Medienpolitische Verfasstheit Stichwort Kronenzeitung/Gratis-zeitungen (I, III, IX, X); Medienlogik (VI), Anti-Politik-Stimmung der Medien (VI)Mangelnde Politische Bildung/Philosophie/Rhetorik (I), Man-gelnde Medienkompetenz (VIII)Typische Politikerkarrieren (II)Föderalismus (III)Mangelnde Attraktivität des Politikerberufs (III), auch dank mangelnder Bezahlung (IX)Parteien und insbesondere ihre personellen Entscheidungen (IV), Parteien-Egoismus (IX) und indirekte, intransparente Par-teien-Finanzierung (IX)Überzogene Erwartungshaltung gegenüber Politik (IV)Gewohnheit (V), Besitzstandverwahren der Politik (VI), Macht-erhalt (VII)Bequemlichkeit (V)Kurzfristiges Denken/Wahltermin (V)Blockade (V), starre Strukturen (VII)

Frage 9: Ganz allgemein wie sehen Sie die künftige Entwicklung (Trends) von Political Leadership, Professionalität in der Politik und Qualität in der Politik?

Tendenz negativ: I, III, IV, VII, VIII, IXTendenz gelichbleibend: VI, XTendenz positiv:Professionalisierung: I, IV, V, gestiegene Anforderungen (II)Qualität: Hoffnungsschimmer Wutbürgertum (III); Bürgerbewe-gungen (II), Typ internationaler Politiker (I)

Frage 10: Wie sehen Sie als CR Ihre künftige Rolle vor dem Hintergrund dieser Entwicklung?

Qualitätsanspruch, positive Berichterstattung und Europäische Perspektive (I)Veränderungen Richtung Spezialisierung, Kommerzialisierung bewältigen – Z.B. via Networking (II)Positiv und kritisch berichten, Sachebene betonen, redaktio-neller Diskussionsprozess (IIIDemokratiepolitische Rolle wahren, Debatte versachlichen, Nutzerorientiert und mutig (IV)Wiederholt einfordern (V)Spielräume nutzen, Zusammenhänge aufzeigen, Orientierung bieten (VI)Positivmeldungen bringen, objektive Berichterstattung, Ver-ständlich (VII)Haltung, Aufklärung, Klarheit, Unabhängigkeit, Dinge ausspre-chen (VIII)

Motor der Veränderung, regionale Bedeutung sichern (IX)Professionell, konstruktiv auf Problembereiche verweisen (X)

Frage 11: Bitte um Ihren Kommentar zur aktuellen PL-Definiti-on der Sektion „Political Leadership“: Basierend auf dem jewei-ligen politischen Kontext meint Political Leadership das Wollen und die Fähigkeit einer Person oder Gruppe gesellschaftliche Prozesse nachhaltig zu gestalten, wobei gilt: Einhaltung der Menschenrechte, Allgemeinwohl vor Eigennutz und Einbin-dung der Beteiligten vor Alleingängen.

Insgesamt Zustimmung

Ergänzungswünsche: Mobilisierungs- und Darstellungsfähigkeit (I), gegen Widerstän-de (II), Inhalte (VIII)

Änderungswünsche: einfacher formulieren (IX), etwas zu breit angelegt (X)

XXVII Anhang

Page 51: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Anhang XXVIII

Daten zum österreichischen System

97,58

87,2789,09

94,5595,15 95,15

99,8

85,7990,00

100,00

Regierungsan‐ teil in %

Anteil von Stimmen und Mandaten der Regierungsparteien 1945 ‐ 2013

87,2789,09

94,55

85,79

76,50

63,9367,21

73,22

59,0254,10

5049,09

50,82 50,8251,91

55,74 56,8353,01

50,00

60,00

70,00

80,00

90,00

100,00

Sti t il d R i l t NRW

5049,09

50,82 50,82 55,74 56,8353,01

10,00

20,00

30,00

40,00

50,00

Stimmenanteil der Regierung laut NRW50‐Prozent‐MarkeKonzentrationsregierungGroße Koalition/Leitung ÖVPGroße Koalition/Leitung SPÖKleine Koalition/Leitung ÖVPKleine Koalition/Leitung SPÖAlleinregierung ÖVPAlleinregierung SPÖ

0,00

10,00

20,00

1945 1947 1949 1953 1956 1959 1962 1966 1970 1971 1975 1979 1983 1986 1990 1994 1995 1999 2002 2006 2008 2013

Kleine Koalition/Leitung ÖVPKleine Koalition/Leitung SPÖAlleinregierung ÖVPAlleinregierung SPÖ

Quelle: amtliche Endergebnisse Nationalratswahlen ‐ www.bmi.gv.at

Diagramm 9: 1945 -2013 Regierungskonstellationen

Page 52: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Wahljahre Nationalratsabg. Anzl. d. Frauen in % Bundesratsabg. Anzl. d. Frauen in %

1945 165 9 5,45 49 0 0,001949 165 9 5,45 48 1 2,081953 165 10 6,06 44 1 2,271956 165 9 5,45 48 6 12,501959 165 10 6 06 47 6 12 77

Frauenanteil Parlament

1959 165 10 6,06 47 6 12,771962 165 10 6,06 51 7 13,731966 165 10 6,06 51 6 11,761970 165 8 4,85 54 9 16,671971 183 11 6,01 51 9 17,651975 183 14 7,65 55 11 20,001979 183 18 9,84 55 9 16,361983 183 17 9,29 61 10 16,391986 183 21 11,48 63 13 20,631990 183 36 19,67 60 13 21,671994 183 40 21,86 63 14 22,221995 183 47 25,68 62 13 20,971999 183 49 26,78 63 9 14,292002 183 62 33,88 62 16 25,81, ,2006 183 57 31,15 61 18 29,512008 183 50 27,32 62 16 25,812013 183 61 33,33 61 18 29,51

Quelle: Österreichisches Parlament, www.parlament.gv.at

XXIX Anhang

Tabelle 20: Frauen im österreichischen Parlament

Regierungsmitgl.  Regierung

1945 39 1 2,6 Renner1966 15 1 0 6,7 Klaus II1970 15 1 1 13,3 Kreisky I1971 16 2 1 18,8 Kreisky II1975 18 2 1 16,7 Kreisky III1979 18 2 1 16,7 Kreisky IV1983 23 1 3 17,4 Sinowatz1986 22 1 2 13,6 Vranitzky I1987 17 2 1 17,6 Vranitzky II1990 20 2 1 15 Vranitzky III1994 21 4 1 23,8 Vranitzky IV1996 16 3 1 25 Vranitzky V1997 16 3 1 25 Klima2000 16 4 1 31,3 Schüssel I2003 18 3 1 22,2 Schüssel II2007 20 5 3 40 Gusenbauer2008 17 4 2 35,3 Faymann I2013 16 4 1 31,3 Faymann II

Bundes‐ministerinnen

Staats‐sekretärinnen

Frauenan‐teil in %

Quelle: Frauenbericht 2010, www.bka.gv.at

Frauenanteil Bundesregierung

Tabelle 21: Frauen in der österreichischen Bundesregierung

Page 53: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

Iris Ullmann

Mag. phil., Dr. phil., geb. 1966, Politologin, mit Forschungs-schwerpunkt Political Leadership in demokratischen Systemen mit besonderem Fokus auf der Beziehung zwischen Leadership und Followership, politische Kommunikation und neue Medien.

Ausgewählte Publikationen: Causa Austria. Haider – Vranitzky – Schüssel. Eine Studie zu Po-litical Leadership, Braumüller, Wien 2009.Barack Obama und die politische Rechte – inklusiver und exklu-siver Leadership-Stil, Sprache und Kommunikationsstrategien mit besonderem Blick auf Facebook & Co. Paper präsentiert am OEGPW Tag der Politikwissenschaft, Graz 2012.Führen zwischen Hoffnung und Angst – Political Leadership als systemimmanente Integrationsleistung am Beispiel der USA. Working Paper im Rahmen eines Drittmittelforschungsprojekts an der Universität Innsbruck - Download via www.irisullmann.com, Innsbruck 2012.Mit Bettina Pepek und Regina Jankowitsch, Political Leaders-hip, Professionalität und Qualität in der Politik in Österreich aus journalistischer Sicht. Eine Studie der OEGPW-Sektion Political Leadership. Paper präsentiert am Tag der Politikwissenschaft, Graz 2012.

Kontakt: www.irisullmann.com

David F. J. Campbell

Mag. phil., Dr. phil., geb. 1963, Research Fellow am Institut für Wissenschaftskommunikation und Hochschulforschung, iff-Fa-kultät, Universität Klagenfurt; Lektor für Politikwissenschaft an der Universtität Wien; Mitarbeiter der Universitäts- und Qua-litätsentwicklung der Universität für angewandte Kunst Wien; wissenschaftlicher Leiter (Academic Director) des internationa-len Democracy Ranking (http://democracyranking.org/).

Ausgewählte Publikationen:Mit Elias G. Carayannis, Epistemic Governance in Higher Educa-tion. Quality Enhancement of Universities for Development. (SpringerBriefs in Business.). New York, NY: Springer 2013.Mit, Elias G. Carayannis, Mode 3 Knowledge Production in Quadruple Helix Innovation Systems. 21st-Century Democracy, Innovation, and Entrepreneurship for Development. (Springer-Briefs in Business.). New York, NY: Springer 2012.Die österreichische Demokratiequalität in Perspektive. In: Ludger Helms / David M. Wineroither (Hg.): Die österreichi-sche Demokratie im Vergleich, Baden-Baden: Nomos 2012, S. 293 - 315.Mit Christian Schaller, Demokratiequalität in Österreich. Zu-stand und Entwicklungsperspektiven, Opladen: Leske + Budrich 2002. (http://www.ssoar.info/ssoar/View/?resid=12473).

Kontakt: www.democracyranking.org

Kilian Franer

Prof. e.h., Dr. phil., MSc, geb. 1952, Organisationsberater und Lehrmediator - seit 1987 selbständiger Lehrbeauftragter (Do-nauuniversität Krems, Päd. Akademie Baden, Akademie für Sozialarbeit Salzburg u.a.) und Coach in den Feldern Politikbe-ratung und Klinische Forschung in A, D und CH; leitete über 20 Jahre die Qualifikation & Fortbildung von MandatarInnen im Wiener Rathaus; seit 2005 Kulturbeauftragter in der Bezirks-vertretung Wien-Mariahilf; seit 2010 Sprecher der ÖGPW-Sek-tion Political Leadership; seit 2012 wissenschaftlicher Leiter des Diplomlehrgangs Gemeinwesenmediation; Verleihung des Be-rufstitels Professor vom Bundespräsidenten mit 1. Aug. 2013.

Ausgewählte Publikationen:Erinnern für die Zukunft, Wien 2009, m. Ulli Fuchs.Politik und Gefühl. In: Die Praxis der Psychologie, G. Mehta (Hg), Wien– New York 2004. BürgerInnenbeteiligung und politische Partizipation, Wien 2002, m. Michael Häupl.Gesundheit und menschenwürdiges Dasein, Untersuchung von Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Wien 2000, m. Maria Wölf-lingseder. Das Neue und die Stadt – Urbane Identitäten, Wien 1999, m. Michael Häupl.ModellStadt – WeltStadt – Konzepte für Europas Städte, Wien 1997, m. Michael Häupl.Zukunft Stadt – Europas Metropolen im Wandel, Wien 1996, m. Michael Häupl.

Kontakt: www.franer.at

Regina M. Jankowitsch

Mag. phil., Dr. phil., MA, Master of Arts in Political Manage-ment, GWU, Graduate School of Political Management, Was-hington DC , geb. 1965, selbständig als Coach und Kommunika-tionstrainerin seit 1999, Lehrbeauftragte der Universität Wien (Publizistik, Juridische Fakultät) sowie der Donauuniversität Krems, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Politische Be-rater, Mitglied der Schiedskommission der Medizinischen Uni-versität Wien.

Ausgewählte Publikationen: Tretet zurück! Das Ende der Aussitzer und Sesselkleber. Über-reuter, Wien 2013Rhetorik-Coaching für PolitikerInnen: Wer Veränderungen kom-munizieren kann, hat Zukunft. In: Politische Beratung in Öster-reich, Ferry Thierry (Hg.), Braumüller, Wien 2011, S. 161 - 168.Chancen und Grenzen von Coaching in der Politik. In: ZPB, 2/2009, S. 285 - 295.Political Leadership - Konturen eines Ansatzes. In: Politik und Persönlichkeit, Pollak/Sager/Sarcinelli/Zimmer (Hg.), Wien 2008.Mit Annette Zimmer (Hg.), Political Leadership - Annäherungen aus Wissenschaft und Praxis, polisphere, Berlin 2008.Ich trete an! - 10 Erfolgsfaktoren für alle, die gewählt werden wollen. Ueberreuter, Wien 2005.Im Rampenlicht der Börse - Mit Charisma zum Erfolg. Frank-furt/M., FAZ, 2001.

Die StudienautorInnen

Anhang XXX

Page 54: Political Leadership aus journalistischer Sicht - am Beispiel Österreich

K. & k. Eitelkeiten - Mode und Uniformen unter Kaiser Franz Jo-seph. Ueberreuter, Wien 1997.

Kontakt: www.jankowitsch.at

Jeanette Müller

Mag. phil., Dr. phil., geb. 1971, Konzeptkünstlerin und Politik-wissenschafterin; lebt und arbeitet in Wien und Asien an den Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst mit dem Fokus auf der Gestaltung von transkulturellen Kommunikationsräumen und Globalem Lernen; Studium der Politikwissenschaft, Ju-daistik und Arabistik (Universität Wien) und an der Universität für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Küns-te Wien; Dissertation über „Vertrauen und Kreativität” „Theo-dor-Körner-Preis“ für Wissenschaft und Kunst 2008.

Ausgewählte Publikationen:Vertrauen und Kreativität. Zur Bedeutung von Vertrauen für diversive AkteurInnen in Innovationsnetzwerken‘, Peter Lang Verlag, 2009.Medien der Beratung. Ästhetik, Methoden, Praxis’; ‚Science Graffiti’, Ed. Katharina Gsöllpointner, Facultas, 2012.

Kontakt: www.jeanettemueller.net

Bettina Pepek

Geb. 1970, selbstständig als Kommunikationsberaterin und Trainerin seit 2011, Lehrbeauftragte der Universität Wien, Pub-lizistikinstitut sowie an der Donauuniversität Krems, derzeit im Abschlussjahrgang für Politische Kommunikation, Fachgebiet Political Leadership, Donauuniversität Krems.

Ausgewählte Publikationen: Compliance & Kommunikation: Plädoyer für ein integriertes Verständnis. In: Compliance Praxis Nr 2 /2012.Fachartikel: Political Leadership, Professionalität und Qualität in der Politik in Österreich aus journalistischer Sicht. Veröffentli-chung in 2013 (mit Iris Ullmann, Regina Jankowitsch)

Kontakt: www.pepek.at

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