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PolypharmaziePolypharmazie
Bewertung und Forderung Bewertung und Forderung aus Sicht der Patientenaus Sicht der Patienten
Prof. Dr. Dr. W. Kirch (TU Dresden)Prof. Dr. Dr. W. Kirch (TU Dresden)
ArzneimittelArzneimittel--Beratungsdienst (UPD)Beratungsdienst (UPD)am Institut fam Institut füür Klinische Pharmakologier Klinische Pharmakologie
�� UnabhUnabhäängige und kostenlose Beratung von ngige und kostenlose Beratung von Anrufenden hinsichtlich Fragen zur Anrufenden hinsichtlich Fragen zur ArzneimitteltherapieArzneimitteltherapie
�� Beantwortung durch Apotheker und Beantwortung durch Apotheker und ÄÄrzte rzte
�� ÜÜberregionales Angebot der Unabhberregionales Angebot der Unabhäängigen ngigen Patientenberatung DeutschlandPatientenberatung Deutschland
Fallbeispiel M.F.:Fallbeispiel M.F.:81 Jahre, m81 Jahre, mäännlich, lebt im Pflegeheimnnlich, lebt im Pflegeheim
Diagnosen:Diagnosen:�� Arterielle HypertonieArterielle Hypertonie
�� M. ParkinsonM. Parkinson
�� Depression nach Tod der EhefrauDepression nach Tod der Ehefrau
�� GlaukomGlaukom
�� HarninkontinenzHarninkontinenz
�� Diffuse GelenkschmerzenDiffuse Gelenkschmerzen
�� GedGedäächtnisschwchtnisschwääche und Desorientierung (V.a. Demenz)che und Desorientierung (V.a. Demenz)
Bestehende Probleme:Bestehende Probleme:�� HHääufige Mufige Müüdigkeit und Stdigkeit und Stüürzerze
�� Seit lSeit läängerer Zeit hypotonngerer Zeit hypotonJaehde, U., Radziwill, R., MJaehde, U., Radziwill, R., Müühlebach, S.,Schunack, W. (Hrsg.): Lehrbuchhlebach, S.,Schunack, W. (Hrsg.): Lehrbuch
der Klinischen Pharmazie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaftder Klinischen Pharmazie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft
mbH Stuttgart, 2. Aufl. (2003); 369mbH Stuttgart, 2. Aufl. (2003); 369--373373
Problematik der Medikation IProblematik der Medikation I
�� M.F. ist hypoton: Timolol senkt Blutdruck M.F. ist hypoton: Timolol senkt Blutdruck zuszusäätzlich zum Calciumantagonisten (bei 8% der tzlich zum Calciumantagonisten (bei 8% der Patienten klinisch relevant).Patienten klinisch relevant).
�� MMüüdigkeit und Stdigkeit und Stüürze: vor allem Nitrazepam rze: vor allem Nitrazepam (Dauer der Gabe: >3 Jahre) (Dauer der Gabe: >3 Jahre) --> keine Indikation zur > keine Indikation zur langfristigen Behandlung der Depressionlangfristigen Behandlung der Depression
�� Parkinsonsyndrom: Fluoxetin, Cinnarizin und Parkinsonsyndrom: Fluoxetin, Cinnarizin und Haloperidol und fHaloperidol und füühren zu extrapyramidalen hren zu extrapyramidalen Nebenwirkungen: Diagnose Parkinson nicht Nebenwirkungen: Diagnose Parkinson nicht gesichert!gesichert!
ArzneimittelanamneseArzneimittelanamnese�� 10 Arzneimittel mit 21 peroralen Einheiten10 Arzneimittel mit 21 peroralen Einheiten
Wirkstoff Arzneimittel Dosierung
IndikationNifedipin ret. Tbl. Adalat retard® 2x20 mg/d Hypertonie
Timolol 0,5% AT Timolol-POS® 0,5% 2x2 Tr./d Glaukom
Nitrazepam Tbl. Mogadan® 1x5 mg/d Depression
Fluoxetin Kaps. Fluctin® 1x20 mg/d Depression
Cinnarizin Kaps. Cinnacet® 1x75 mg/d Demenz
Haloperidol Tbl. Haldol-Janssen® 3x1 mg/d Psychosen
Donepezil Tbl. Aricept® 1x10 mg/d Demenz
Oxybutynin Tbl. Oxybutynin-ratio® 3x5 mg/d Harninkontinenz
Levodopa/Benserazid Tbl. Madopar® 1-2x125 mg/d Parkinson
Tramadol Tbl. Tramal® 2x150 mg/d Gelenkschmerzen
Problematik der Medikation IIProblematik der Medikation II
�� Keine Indikation fKeine Indikation füür Haloperidol! Ruhigstellung im r Haloperidol! Ruhigstellung im Pflegeheim?Pflegeheim?
�� Diagnose Demenz ebenfalls zweifelhaftDiagnose Demenz ebenfalls zweifelhaft
�� Oxybutynin als Anticholinergikum kontraindiziert Oxybutynin als Anticholinergikum kontraindiziert bei Engwinkelglaukombei Engwinkelglaukom
�� Bei periodischen Gelenkschmerzen reichen unter Bei periodischen Gelenkschmerzen reichen unter UmstUmstäänden nebennden neben-- und wechselwirkungsund wechselwirkungsäärmere rmere Schmerzmittel wie Ibuprofen (oder Tilidin, im Alter Schmerzmittel wie Ibuprofen (oder Tilidin, im Alter besser vertrbesser verträäglich)glich)
ArzneimittelanamneseArzneimittelanamnese�� 10 Arzneimittel mit 21 peroralen Einheiten10 Arzneimittel mit 21 peroralen Einheiten
Wirkstoff Arzneimittel Dosierung
IndikationNifedipin ret. Tbl. Adalat retard® 2x20 mg/d Hypertonie
Timolol 0,5% AT Timolol-POS® 0,5% 2x2 Tr./d Glaukom
Nitrazepam Tbl. Mogadan® 1x5 mg/d Depression
Fluoxetin Kaps. Fluctin® 1x20 mg/d Depression
Cinnarizin Kaps. Cinnacet® 1x75 mg/d Demenz
Haloperidol Tbl. Haldol-Janssen® 3x1 mg/d Psychosen
Donepezil Tbl. Aricept® 1x10 mg/d Demenz
Oxybutynin Tbl. Oxybutynin-ratio® 3x5 mg/d Harninkontinenz
Levodopa/Benserazid Tbl. Madopar® 1-2x125 mg/d Parkinson
Tramadol Tbl. Tramal® 2x150 mg/d Gelenkschmerzen
Problematik der Medikation IIIProblematik der Medikation III
Welche Arzneimittel stehen auf der PriscusWelche Arzneimittel stehen auf der Priscus--Liste?Liste?
�� FluoxetinFluoxetin (zentralnerv(zentralnervööse UAW)se UAW)
�� NitrazepamNitrazepam (Sturzgefahr)(Sturzgefahr)
�� HaloperidolHaloperidol >2mg/d (anticholinerge und >2mg/d (anticholinerge und extrapyramidale UAW)extrapyramidale UAW)
�� OxybutyninOxybutynin (anticholinerge Nebenwirkungen)(anticholinerge Nebenwirkungen)
ArzneimittelanamneseArzneimittelanamnese�� 10 Arzneimittel mit 21 peroralen Einheiten10 Arzneimittel mit 21 peroralen Einheiten
Wirkstoff Arzneimittel Dosierung
IndikationNifedipin ret. Tbl. Adalat retard® 2x20 mg/d Hypertonie
Timolol 0,5% AT Timolol-POS® 0,5% 2x2 Tr./d Glaukom
Nitrazepam Tbl. Mogadan® 1x5 mg/d Depression
Fluoxetin Kaps. Fluctin® 1x20 mg/d Depression
Cinnarizin Kaps. Cinnacet® 1x75 mg/d Demenz
Haloperidol Tbl. Haldol-Janssen® 3x1 mg/d Psychosen
Donepezil Tbl. Aricept® 1x10 mg/d Demenz
Oxybutynin Tbl. Oxybutynin-ratio® 3x5 mg/d Harninkontinenz
Levodopa/Benserazid Tbl. Madopar® 1-2x125 mg/d Parkinson
Tramadol Tbl. Tramal® 2x150 mg/d Gelenkschmerzen
-- PRISCUSPRISCUS--ListeListe-- FORTAFORTA--KlassifikationKlassifikation
�� BestBestäätigen analysierte Probleme in der tigen analysierte Probleme in der Arzneimitteltherapie des AltenheimbewohnersArzneimitteltherapie des Altenheimbewohners
�� Sie sind Instrumente zur schnellen Identifizierung Sie sind Instrumente zur schnellen Identifizierung von problematischen Arzneimitteln im Altervon problematischen Arzneimitteln im Alter
�� Anpassung alter Listen (z.B. Beers) an deutsche Anpassung alter Listen (z.B. Beers) an deutsche Gegebenheiten war dringend notwendig Gegebenheiten war dringend notwendig
→→z.B. Haloperidol war auf alten Listen nicht z.B. Haloperidol war auf alten Listen nicht vorhandenvorhanden
PRISCUSPRISCUS--ListeListe
Erhebliche Vorbehalte der Erhebliche Vorbehalte der ÄÄrzteschaft bzw. rzteschaft bzw. Geriater:Geriater:
��Liste geht vom Medikament ausListe geht vom Medikament aus
��Beste LBeste Löösung: sung:
Patientenindividualisiertes Patientenindividualisiertes „„Geriatrisches Geriatrisches AssessmentAssessment““ und dann Prund dann Prääparateauswahlparateauswahl
ArzneimittelArzneimittel--BeratungsdienstBeratungsdienstUPD, Institut fUPD, Institut füür Klinische Pharmakologie, TU Dresdenr Klinische Pharmakologie, TU Dresden
�� AltersverteilungAltersverteilung
Ergebnisse 2009Ergebnisse 2009
�� GeschlechterverteilungGeschlechterverteilung
ArzneimittelArzneimittel--BeratungsdienstBeratungsdienstUPD, Institut fUPD, Institut füür Klinische Pharmakologie, TU Dresdenr Klinische Pharmakologie, TU Dresden
�� Grund fGrund füür die Anfrager die Anfrage
(Mehrfachnennungen waren m(Mehrfachnennungen waren mööglich)glich)
ArzneimittelArzneimittel--BeratungsdienstBeratungsdienstUPD, Institut fUPD, Institut füür Klinische Pharmakologie, TU Dresdenr Klinische Pharmakologie, TU Dresden
�� Anzahl von Arzneimitteln und Diagnosen IAnzahl von Arzneimitteln und Diagnosen I
DauerDauer--Arzneimittel:Arzneimittel:
�� 1 bis 22 Arzneimittel pro Anrufer1 bis 22 Arzneimittel pro Anrufer
Sonstige Sonstige „„MedikamenteMedikamente““ (z.B. Nahrungs(z.B. Nahrungs--ergergäänzungsmittel)nzungsmittel)
�� 1 bis 8 Pr1 bis 8 Prääparate pro Anruferparate pro Anrufer
Diagnosen (ICDDiagnosen (ICD--codiert)codiert)
�� 1 bis 26 Diagnosen pro Patient1 bis 26 Diagnosen pro Patient
ArzneimittelArzneimittel--BeratungsdienstBeratungsdienstUPD, Institut fUPD, Institut füür Klinische Pharmakologie, TU Dresdenr Klinische Pharmakologie, TU Dresden
�� Anzahl von Arzneimitteln und DiagnosenAnzahl von Arzneimitteln und Diagnosen
ArzneimittelArzneimittel--BeratungsdienstBeratungsdienstUPD, Institut fUPD, Institut füür Klinische Pharmakologie, TU Dresdenr Klinische Pharmakologie, TU Dresden
�� Anfragen zur PriscusAnfragen zur Priscus--Liste (01.09.Liste (01.09.--31.10.2010)31.10.2010)
38 Anrufer (6,8% aller Ratsuchenden in dem 38 Anrufer (6,8% aller Ratsuchenden in dem Zeitraum)Zeitraum)
→→ durch Medien von Liste erfahren durch Medien von Liste erfahren
→→ wwüünschten einen Abgleich ihrer nschten einen Abgleich ihrer Medikamente mit dieser Liste oder die Medikamente mit dieser Liste oder die postalische Zusendung der Listepostalische Zusendung der Liste
ArzneimittelArzneimittel--BeratungsdienstBeratungsdienstUPD, Institut fUPD, Institut füür Klinische Pharmakologie, TU Dresdenr Klinische Pharmakologie, TU Dresden
Folgerungen und Probleme IFolgerungen und Probleme I
�� GroGroßßer Anteil an er Anteil an äälteren Ratsuchenden mit lteren Ratsuchenden mit PolypharmaziePolypharmazie
�� Allgemeine Unwissenheit Allgemeine Unwissenheit üüber die eigene ber die eigene ArzneimitteltherapieArzneimitteltherapie
�� erherhööhter Bedarf der Patienten an hter Bedarf der Patienten an Informationen/AufklInformationen/Aufkläärung hinsichtlich ihrer rung hinsichtlich ihrer ArzneimitteltherapieArzneimitteltherapie
�� Beipackzettel liefert wenig verstBeipackzettel liefert wenig verstäändliche ndliche Informationen , sondern sorgt eher fInformationen , sondern sorgt eher füür Verwirrungr Verwirrung
Folgerungen und Probleme IIFolgerungen und Probleme II
�� Umfassende AufklUmfassende Aufkläärung der Patienten im rung der Patienten im äärztlichen Routinebetrieb schwierig (Zeitdruck und rztlichen Routinebetrieb schwierig (Zeitdruck und ÜÜberlastung der berlastung der ÄÄrzte) rzte)
�� Hohe Anzahl an verschiedenen behandelnden Hohe Anzahl an verschiedenen behandelnden ÄÄrzten pro Patient und schlechte Kommunikation rzten pro Patient und schlechte Kommunikation untereinander untereinander
Ergebnis: Ergebnis:
starke Verunsicherung der Patienten hinsichtlich der starke Verunsicherung der Patienten hinsichtlich der „„RichtigkeitRichtigkeit““ der vom Arzt verordneten Therapieder vom Arzt verordneten Therapie
Forderungen aus Sicht der Forderungen aus Sicht der PatientenPatienten
�� Intensivere AufklIntensivere Aufkläärung der Patienten zur rung der Patienten zur ArzneimitteltherapieArzneimitteltherapie
�� Genauere Kontrolle von Interaktionen und Genauere Kontrolle von Interaktionen und Kontraindikationen statt strikter Leitlinientreue der Kontraindikationen statt strikter Leitlinientreue der einzelnen Fachrichtungeneinzelnen Fachrichtungen
�� Bessere Kommunikation zwischen den Bessere Kommunikation zwischen den verschiedenen verordnenden verschiedenen verordnenden ÄÄrztenrzten