48
Portrait Carolin Widmann 2 Blau – Blues – John Blue Freitag 15. November 2013 19:00 Museum Ludwig 21:00 Kölner Philharmonie

Portrait Carolin Widmann 2 Blau – Blues – John Blue · Als Michael Riessler einmal gebeten wurde, den Begriff »Jazz« näher einzukreisen, gab er folgende Antwort: »Das kommt

Embed Size (px)

Citation preview

Portrait Carolin Widmann 2

Blau – Blues – John BlueFreitag15. November 201319:00 Museum Ludwig21:00 Kölner Philharmonie

Bitte beachten Sie:

Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stoff taschen tücher des Hauses Franz Sauer aus.

Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.

Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.

Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.

Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen.

Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird.

Vordruck/Lackform.indd 2-3 17.07.13 11:09

Portrait Carolin Widmann 2

Carolin Widmann Violine

Daniel Agi FlöteMarco Blaauw TrompetePierre Charial Drehorgel Valentine Collet OboeScott Fields Gitarre Nenad Ivanović AkkordeonNiels Klein SaxophonUlrich Löffler Toy pianoPhil Minton Gesang Michael Riessler Klarinette, Saxophon Florian Weber Klavier

Freitag 15. November 2013 19:00 Museum Ludwig 21:00 Kölner Philharmonie

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.KölnMusik gemeinsam mit Museum Ludwig

2

PROGRAMM MUSEUM LUDWIG 19:00 – 20:30

1. UntERGESChOSS

1

Michael Heizer *1944Actual Size (Elsinore) (1970)

ImprovisationNiels Klein Saxophon

1

Eingang

Eingang

Gar

dero

be

MUSEUMLUDWIG

3

ERDGESChOSS (WEChSELAUSStELLUnG)

2

Louise Lawler *1947Marie + 90 (+180 +270 ) (2010/12)

John Cage 1912 – 1992Suite for Toy piano (1948)

Ulrich Löffler Toy piano

2

EG

Wechselausstellung

CaféForum/Museumskasse

MUSEUMLUDWIG

4

1. ObERGESChOSS (tREPPEnhAUS)

3

Ernst Ludwig Kirchner 1880 – 1938Halbakt mit Hut (1911)

Eugène Ysa�ye 1858 – 1931II. Malinconia

III. Danse des ombres aus: Sonate für Violine a-Moll op. 27,2 (1923)

Carolin Widmann Violine

4

1. OG

Museumsstraße 5

3

MUSEUMLUDWIG

5

1. ObERGESChOSS

4

Barnett Newman 1905 – 1970Midnight Blue (1970)

Misato Mochizuki *1969Au bleu bois (1998)

für Oboe solo

Valentine Collet Oboe

5

Yves Klein 1928 – 1962Relief éponge bleu (RE 19) (1958)

Rebecca Saunders *1967blaauw (2004)

für Doppeltrichter-Trompete

Marco Blaauw Trompete

6

2. ObERGESChOSS (tREPPEnhAUS)

6

Louise Lawler *1947I-O (adjusted fit) (1993/1998/2013) [Brillo Stretch]

John Cage 1912 – 1992Souvenir (1983)

für Orgel

Nenad Ivanović Akkordeon

7

Andy Warhol 1928 – 1987Texan. Portrait Rauschenberg (1963)

Philip Glass *1937Arabesque in Memoriam (1988)

für Flöte solo

Daniel Agi Flöte

6

2. OG

7

MUSEUMLUDWIG

7

1

Michael HeizerActual Size (Elsinore)1970

Improvisation – Niels Klein

Der gebürtige Hamburger Niels Klein beherrscht auf dem Saxo-phon alle Spielarten des Jazz – und das durchweg auf stän-dig preisverdächtigem Niveau, wie es nicht zuletzt die Kölner Jazz-Szene bestätigen kann. Schließlich hat Klein nicht nur mit der WDR Big Band Köln, sondern auch mit dem Cologne Con-temprary Orchestra, Nils Wogram und Matthias Schriefl zusam-mengespielt. Sein unerschöpflicher Ideenreichtum spiegelt sich aber eben nicht allein in seinen eigenen Formationen und Kom-positionen wider, für die er u. a. 2009 den Europäischen Kompo-nistenpreis verliehen bekam. Selbst wenn Niels Klein improvi-siert, weiß er aus dem Moment heraus atmosphärisch dichte und inspirierende Geschichten zu erzählen.

8

2

Louise LawlerMarie + 90 (+180 +270 ) 2010/12

John Cage: Suite for Toy Piano (1948)

I.II.III.IV.V.

1948 trat der Amerikaner John Cage mit seiner Suite tatsächlich in die Fußstapfen eines der größten Spielzeugklavier-Interpre-ten. Es waren die von Schroeder, dieser vom »Peanuts«-Vater Charles M. Schulz erfundene Tasteneigenbrödler. Die Suite, die aus fünf kurzen und numerisch durchgezählten Miniaturen besteht, komponierte Cage für den legendären Choreographen Merce Cunningham. Sie besitzt in ihrer Reduktion und Intimität durchaus etwas Augenzwinkerndes. Auf gerade mal neun wei-ßen Tasten spielt sich das gesamte Geschehen mit seinen filig-ranen, glockenähnlichen Trillern und eingängigen Melodien ab. Die dynamische Bandbreite von »sffz« bis »ppp« aber, die Cage wohl als ironischen Seitenhieb auf die oftmals überladen durch-komponierten Partituren notierte, kann kein Toy-Piano der Welt umsetzen.

9

3

Ernst Ludwig KirchnerHalbakt mit Hut 1911

Eugène Ysaÿe: Sonate für Violine a-Moll op. 27,2 (1923)

II. Malinconia III. Danse des ombres

Im Alter von 66 Jahren veröffentlichte der belgische Geigenvir-tuose und Komponist Eugène Ysaÿe 1924 eine Sammlung von sechs Sonaten für Violine solo, mit der er nicht nur seinem gro-ßen Vorbild Johann Sebastian Bach eine Reverenz erwies. Jede der Sonaten widmete Ysaÿe berühmten Geigenkollegen wie George Enescu, Fritz Kreisler und Joseph Szigeti. Die viersätzige Sonate Nr. 2, aus der die beiden mittleren Sätze zu hören sind, ist dem Franzosen Jacques Thibaud zugeeignet. Der mit Malin-conia bezeichnete zweite Satz wird mit Dämpfer gespielt und strahlt so eine verwunschene, geheimnisvolle Stimmung aus. Den anschließenden »Tanz der Schatten« eröffnet eine Pizzicato-Sarabande, die sich danach mal in ein Volkslied, in eine Musette und auch in kleines Virtuosenstück verwandelt.

10

4

Barnett NewmanMidnight Blue 1970

Misato Mochizuki: Au bleu bois (1998)

Mit ihrer feingliedrigen, bis ins Mikrotonale vordringenden Klangsprache schafft die japanische Komponistin Misato Mochi-zuki Werke von einem geradezu archaischen Zauber. Besonders beeinflusst wurde sie dabei von Tristan Murail und Emmanuel Nunes, bei denen sie in ihrer Wahlheimat Paris studierte. Mochi-zukis Stück Au bleu bois für Oboe wurde im Jahr 2000 im Rahmen des Stuttgarter »Eclat«-Festivals uraufgeführt. Und hinter dem Titel verbirgt sich ein Wortspiel. ›Bois‹ meint im Französischen das Holz, aus dem die Oboe besteht, aber auch den Wald. »Der Titel«, so die Komponistin, »bezieht sich auf einen blauen Wald, den Van Gogh gemalt hat und in dem Geheimnisse, Mythen und der Wahnsinn beheimatet sind. Mein Stück ist ein Tagtraum zu diesem Bild.«

11

5

Yves KleinRelief éponge bleu (RE 19)1958

Rebecca Saunders: blaauw (2004)

Die englische Komponistin Rebecca Saunders hat immer wieder Stücke speziell für das Ensemble musikFabrik sowie für dessen einzelne Mitglieder komponiert. 2004 beschenkte sie den nie-derländischen Trompeter Marco Blaauw mit dem gleichnamigen Stück blaauw, bei dem keine klassische, sondern eine Doppel-trichter-Trompete zum Einsatz kommt. Blaauw hat dieses Instru-ment mit seinen zwei Schalltrichtern entwickelt, zwischen denen er während des Spiels dank eines Zusatzventils hin und her umschalten kann. Auch solche experimentellen Klangbewegun-gen hat Saunders in ihr farbenreiches, nie das Virtuose in den Vordergrund stellende Stück einfließen lassen. Und als zusätzli-chen Klangraum lässt sie Blaauw gar den Resonanzkörper eines Flügels nachschwingen.

12

6

Louise LawlerI-O (adjusted fit) (1993/1998/2013) [Brillo Stretch]

John Cage: Souvenir (1983)

Das berühmteste Orgelwerk von John Cage heißt Organ2/ASLSP und wird noch bis zum Jahr 2640(!) in einer Kirche in Halber-stadt erklingen. Glücklicherweise findet sich unter Cages weni-gen Orgelkompositionen aber mit Souvenir auch ein Stück, das man vom Anfang bis zum Ende erleben kann. Geschrieben hat er es im Auftrag der American Guild of Organists. Und als Folie für diese meditativ-minimalistische Erkundung der geheimnis-vollen Räume zwischen Stille und Klang verwendete Cage das bereits 1948 entstandene Klavierstück Dream. Das Tonmaterial ist auf gerade mal sieben Töne begrenzt. Und da Cage die Rolle des Interpreten revolutionierte, indem er ihm eine gestalterische Mit-verantwortung und Freiheit zugestand, hat er das Notenbild von Souvenir für den Ausführenden variabel gestaltet. Souvenir ist in einer Fassung für Akkordeon zu hören.

13

7

Andy WarholTexan. Portrait Rauschenberg1963

Philip Glass: Arabesque in Memoriam (1988)

Zusammen mit seinem Freund Steve Reich sowie den Kollegen Terry Riley und La Monte Young prägte Philip Glass in den 1960er Jahren einen Musikstil, der als »Minimalismus« selbst die Pop- und Rockmusik beeinflusste. Das Spiel mit den repetitiven Struk-turen der Musik, mit all den wiederkehrenden Kreisbewegungen und Schleifen, erprobte Glass aber nicht nur in seinen berühm-ten Opern wie Einstein on the Beach oder in den Soundtracks zu Koyaanisqatsi und Powaqqatsi. Unter seiner reichhaltigen Kam-mermusik findet sich mit Arabesque in Memoriam auch ein Werk für Solo-Flöte, das diese für Glass typische Mischung aus poeti-scher Leichtigkeit und hypnotisch rotierenden Rhythmen besitzt. Komponiert hatte Glass es 1988 im Gedenken an seinen Flöten-lehrer Britton Johnson.

14

PROGRAMM KÖLnER PhILhARMOnIE21:00 – 22:15

Carolin Widmann Violine Michael Riessler Klarinette, Saxophon Florian Weber Klavier Phil Minton Gesang Scott Fields Gitarre Pierre Charial Drehorgel

Michael Riessler *1957»ganz schön schnell blau« (2013)für Violine, Bassklarinette und DrehorgelKompositionsauftrag der KölnMusik Uraufführung

Mauricio Kagel 1991 – 2008Blue’s Blue (1978/79)eine musikethnologische Rekonstruktion für vier Spieler

Jazz Standards »blue«

George Gershwin 1898 – 1937Rhapsody in Blue (1924)für Klavier und JazzbandBearbeitung für Klavier, Violine, Saxophon und Drehorgel von Michael Riessler

15

ZU DEn WERKEn

Michael Riessler: »ganz schön schnell blau« (2013)

Als Michael Riessler einmal gebeten wurde, den Begriff »Jazz« näher einzukreisen, gab er folgende Antwort: »Das kommt immer darauf an, wie man den Begriff ›Jazz‹ definieren will. Es gab mal eine groß angelegte Umfrage unter Musikern, die sich selbst in irgendeiner Weise als Jazzmusiker bezeichnen würden. Sie wur-den gefragt, was eigentlich das Typische am Jazz, bzw. an ihrer Art von Musik ist. Es gab natürlich alle möglichen Antworten, es wurde auf die Improvisation, auf die Tradition rekurriert usw. usf. Aber das Derivat aus dieser Umfrage war, dass mehr oder weni-ger alle gesagt haben: ›I’m doing my own thing!‹ Es ging ihnen also vor allem um das Originäre und um das Originelle. Das ist, wie ich finde, auch wirklich das alles Entscheidende.«

Das Originäre und das Originelle – auch der Klarinettist und Komponist Michael Riessler hat diese beiden Antriebsfedern geradezu verinnerlicht. Er beherrscht alle Spielarten des Jazz. Zugleich scheint es keinen Tag in seinem schaffensfrohen Leben zu geben, an dem er sie nicht solange weiterdenkt, bis daraus etwas völlig Neues entsteht. »Ich will Unbekanntes hören, etwas aus der Luft greifen und zusammenfügen, und mich dabei immer wieder selbst überraschen.« Und der Erfahrungsschatz, aus dem er dabei schöpfen kann, entpuppt sich als ungemein vielseitig und damit unendlich inspirierend. In der Neuen Musik kennt er sich auch dank der Zusammenarbeit mit Mauricio Kagel, John Cage und Karlheinz Stockhausen blendend aus. Mit Rock- und Pop-Koryphäen wie David Byrne (Talking Heads) und dem Frank Zappa-Drummer Terry Bozzio hat Riessler genauso Projekte auf die Beine gestellt wie mit den etwas anders tickenden Jazz-Musikern Louis Sclavis und Albert Mangelsdorff.

Zu seinen ältesten Musikerfreunden zählt aber ein Franzose, der auch auf Riesslers, 2012 mit dem Preis der deutschen Schall-plattenkritik ausgezeichneten Album Big Circle seine Instrumen-tenantiquität auf Hochtouren gebracht hat. Es ist Pierre Charial, seines Zeichens der Paganini an der Drehorgel. Seit 25 Jahren arbeiten Riessler und Charial bereits zusammen. Und für das

16

heutige Konzert kam Riessler nun auf die Idee, Charial den kom-pletten Orchesterpart im Arrangement von Gershwins Rhapsody in Blue auf der Drehorgel spielen zu lassen. »Damit war dieses Instrument auch für meine Auftragskomposition ›ganz schön schnell blau‹ mehr oder weniger gesetzt«, so Riessler. Geschrie-ben hat er diese rund vierminütige Miniatur für Violine, Bassklari-nette und Drehorgel. Und wenngleich die ineinander verzahnten Patterns an die indische Musik erinnern, kann »ganz schön schnell blau« den Jazz-Musiker Riessler nicht verleugnen. »Es gibt ein Ostinato in einem 9/4-Takt, der sich unverändert durch das ganze Stück zieht. Doch im Grunde ist das Stück eine Art Spielmusik, die eigentlich so klingen sollte, als wäre alles improvisiert.« Und wie der Titel verrät, geht es dabei ganz schön schnell zu. Oder wie Riessler meint: »Ruckzuck!«

Mauricio Kagel: Blue’s Blue. Eine musikethnologische

Rekonstruktion für vier Spieler (1978/79)

Selbst am Ende, als er bereits gesundheitlich angeschlagen war, konnte es ihm herausbrechen. Dieses aus tiefer Kehle empor-schnellende Lachen, das sofort jeden Raum ausfüllte und jeden Saal erbeben ließ. Aber nicht nur mit seinem ausgeprägten Humor unterschied sich Mauricio Kagel von jeher von vielen in der zeitgenössischen Musikszene. Als Mensch und als Kompo-nist war er – wie vielleicht nur noch der Amerikaner John Cage – das genaue Gegenteil von den Komponistenkollegen, die sich allzu selbstverliebt in dem gaben, was sie taten. Ganz anders der gebürtige Argentinier und Nachfahre von deutsch-ostjüdischen Emigranten. Für Kagel gab es nie nur den einen Blick- bzw. Hör-winkel. Und weil er eben vom produktiven Zweifel nicht loskam, blieb er damit stets auf Distanz zu allen musikalischen Manifes-ten und Moden, um sie so besser mit anarchischem Augenzwin-kern zu hinterfragen.

17

Unter den über 200 Stücken gibt es daher nahezu keines, in dem der radikale Freigeist Kagel nicht einen Schritt zur Seite getreten ist, um eine neue Perspektive auf liebgewonnene Wahrheiten, Gewissheiten und Traditionen einzunehmen. Und selbst vor den Säulenheiligen der Musikgeschichte machte Kagel nicht halt, indem er die ohnehin von Anekdoten und Klischees durchzo-genen Biographien der »drei B’s« Bach, Beethoven und Brahms musikalisch umschrieb. 1979 entstand aber auch eine musikali-sche Erinnerung an einen vierten bedeutenden »B«-Komponis-ten, der sich bis dahin völlig dem Radarschirm eifrigster Musi-kologen entzogen hatte. Dabei handelte es sich bei John Blue immerhin um den Blues-Pionier und damit um einen der Urväter des Jazz.

Für seine Hommage Blue’s Blue konnte Mauricio Kagel John Blues etwas lückenhafte Vita zum Teil rekonstruieren: »Das genaue Datum seiner Geburt wird vermutlich nie restlos geklärt werden: 1847? 1851? Sicher ist nur: Er war Zeitgenosse von Wag-ner, Berlioz und Verdi. John Blue selbst behauptete 1903 gegen-über einem Steuerbeamten, als er vor dem Portal des Kreolen-Friedhofs von New Orleans auf Kundschaft wartete, dass seine Haut so viele Schichten wie die eines riesigen Sequoiabaums [Mammutbaum] aufweise. Leider sei er fast vollständig erblin-det und seine Epidermis schwarz. Diese ungünstigen Vorausset-zungen erlaubten ihm nicht, eine zuverlässige Prognose seines Alters zu geben. Die letzte und wohl glücklichste Periode seines Lebens verbrachte Blue als Klageweib-Mann beim Bestattungs-institut ›Excelsior‹ an der Canal Street vis à vis des Ballhauses ›Kohlenhändler und Stukkateure‹.« Und nachdem Kagel sich 1979 im Werkkommentar zu der musikethnologischen Rekonstruktion Blue’s Blue erinnerte, wie er schon als 15-Jähriger die Stimme von Blue auf einer Schallplatte gehört hatte, konnte er 1981 für ein Filmporträt sogar mit historischen Fotos aufwarten. Etwa von John Blues Großvater. Oder wie er als Baby in den Armen seiner Mutter liegt.

Nur wenn dann plötzlich von einer knisternden und rauschen-den Grammophonplatte die brüchige, scheinbar von Whiskey getränkte Blues-Stimme erklingt, zuckt man erst irritiert zusam-men – bevor der Groschen endlich fällt. Dieses jahrhundertealte

18

Klangdokument ist eine einzige Fälschung, eingesungen von Kagel. Überhaupt hat es John Blue nie gegeben, sondern ist ebenso eine Kagel’sche Kopfgeburt wie viele Jahre zuvor der von ihm erfundene Barockkomponist Mezzoforte. Und so erweist sich einmal mehr scheinbar Faktisches als reine Fiktion, ver-meintlich Authentisches als hintersinnige Eulenspiegelei.

1979 wurde dieses komödiantische Musiktrugstück für Klarinette (und/oder Saxophon), Glastrompete, Gitarre und Violine (oder Kontrabass) bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik uraufgeführt. Und wie es sich für den auch musiktheatralischen Fallensteller Kagel gehörte, hatte er dafür gleich einen herunter-gekommen Salon anno 1890 eingerichtet, in dem er und die drei Musiker sich erst gelangweilt herumlümmelten – bevor sie alle nach- und miteinander über einen echten, urwüchsigen Blues von John Blue improvisierten. Doch wenn heute Phil Minton statt wie einst Kagel in eine »Glastrompete« bläst, meint man es aus der Himmelsferne wieder zu hören – dieses aus tiefster Kehle grollende Lachen, mit dem Kagel sich von seiner musikalischen Maskerade weiterhin höchst amüsiert zeigt.

George Gershwin: Rhapsody in Blue (1924)

Als George Gershwin im Alter von gerade einmal 38 Jahren am 11. Juli 1937 in Hollywood an einem Gehirntumor verstarb, hatte die Musikwelt ihren Mozart des Broadways verloren. Und nicht nur Kollegen wie Irving Berlin und Cole Porter trauerten um ihn. Auch sein alter Tennispartner Arnold Schönberg würdigte Gersh-win 1938 in einem Memorial-Band: »George Gershwin war einer jener seltenen Musiker, für die Musik nicht ein Produkt mehr oder weniger großer Geschicklichkeit ist. Musik war für ihn die Luft, die er atmete, die Speise, die ihn nährte, der Trank, der ihn erfrischte. […] Was er vollbrachte, kam nicht nur der amerikani-schen Musik zugute, sondern es war auch ein Beitrag zur Musik der ganzen Welt.«

19

Und tatsächlich: obwohl Gershwin nie einen systematischen Kompositionsunterricht genossen hatte, gelangen ihm zahl-lose geniale Würfe. Mit Porgy and Bess komponierte er dank der Einflüsse von Jazz, Spiritual und Blues die erste amerikanische Oper. Seine Songs, für die größtenteils sein Bruder Ira die Texte beisteuerte, haben längst ihre Weihen von großen Musikern wie Ella Fitzgerald, Frank Sinatra und Miles Davis, aber auch von Jessye Norman, Janis Joplin und Robbie Williams erhal-ten. Und auf dem Gebiet des sogenannten »sinfonischen Jazz« gelten Gershwins An American in Paris und vor allem die Rhap-sody in Blue als unerreichte Ohrwürmer, die schon bei ihren Uraufführungen das prominent besetzte Publikum zu Jubelstür-men hinrissen. So saß allein bei der Premiere der Rhapsody in Blue am 12. Februar 1924 in der restlos ausverkauften New Yor-ker Aeolian Hall die Crème de la Crème an Komponisten und Musikern – angefangen bei Sergej Rachmaninow über die Gei-ger Jascha Heifetz und Fritz Kreisler bis hin zu den Dirigenten Willem Mengelberg und Leopold Stokowski und den Pianisten Moritz Rosenthal und Leopold Godowsky. Alle zeigten sich auf Anhieb von einem Werk wie elektrisiert, das mit dem berühm-testen Klarinettenglissando der Musikgeschichte eröffnet wird und anschließend auch über jazzinspirierte Rhythmen einen soghaften Drive entwickelt.

Zusammen mit der zu einem 23-köpfigen Orchester aufgestock-ten Band von Paul Whiteman sorgte Gershwin am Klavier so für den einzigen Höhepunkt in einem Konzert, das unter dem Motto »Ein Experiment mit moderner Musik« stand und bei dem immerhin insgesamt elf neue Werke aufgeführt wurden. Sie alle waren im Auftrag von Whiteman entstanden, der damit den Jazz in den Konzertsaal holen wollte. Obwohl er in den 1920er Jahren in New York als »King of Jazz« gefeiert wurde, gehörte White-man jedoch nicht nur jener von Negro Spirituals, Dixieland und Blues geprägten Jazzszene an, die sich damals bereits um Louis Armstrong und Bix Beiderbecke gebildet hatte. Whitemans Welt war vielmehr die der Tanz- und Unterhaltungsmusik. Im Vor-feld des von ihm organisierten Konzertabends mit ausschließ-lich neuer amerikanischer Musik kündigte er an, dass Gershwin dafür nun ein »Jazzkonzert« schreiben würde. Wie Whiteman war zwar auch er mit den tonsprachlichen Charakterzügen des

20

Jazz vertraut. Immerhin hatte Gershwin ihn schon als kleiner Junge in Harlem aufgesogen. Und in seinen ersten Anfängen als Komponist schrieb er gar so manchen Ragtime. Als Whiteman ihn aber nun einlud, ein Jazzkonzert für Klavier und Orches-ter zu schreiben, ahnte er, dass er diesem Auftrag nicht ganz gerecht werden würde. Schließlich war er der Überzeugung, dass sich die standardisierten Elemente des Jazz nicht streng ins klassisch-sinfonische Idiom übersetzen lassen. Um aber zumindest die Seele des Jazz einzufangen – diese laut Gershwin »sehr energische«, aber auch »ungestüme, lärmende, ja sogar vulgäre« Musik –, entschied er sich jetzt für die freie Form der Rhapsodie.

Zunächst wählte er dafür den Titel »American Rhapsody«, da er mit dem Werk versucht hatte, »unsere [amerikanische] Lebens-art auszudrücken, das Tempo unseres modernen Lebens mit sei-ner Hast, seinem Chaos, seiner Vitalität«. Doch dass die »Ame-rican Rhapsody« sehr bald schon umgetauft wurde, verdankt sich Gershwins Bruder Ira. Er hatte gerade eine Ausstellung des amerikanischen Impressionisten James Whistler besucht, des-sen Gemälde Titel wie Harmonie in Blau und Gold oder Harmonie in Blau und Silber trugen. Die damit zum Ausdruck gebrachten Stimmungen entdeckte Ira nun ebenfalls in dem brandneuen Stück seines Bruders. Und daher schlug er George vor, es doch lieber Rhapsody in Blue zu nennen.

Ira Gershwin erwies sich darüber hinaus auch bei der Kompo-sition als wertvoller Ratgeber. So regte er George nicht nur an, einen langsamen Mittelteil einzuarbeiten. Er pickte aus dessen Skizzenbuch auch genau jenes bluesige Thema heraus, das George Gershwin in der Rhapsody in Blue zu einer seiner schöns-ten Hymnen überhaupt verarbeitet hatte. Und ob diese Passage nun in der Urfassung für zwei Klaviere, in der geläufigen Instru-mentierung von Whitemans Arrangeur Ferde Grofé erklingt oder in der heute von Michael Riessler eingerichteten Version, bei der die Drehorgel den Orchesterpart spielt – auf Gershwins Rhapsody in Blue trifft genau das zu, was Leonard Bernstein einmal grund-legend auf den Punkt gebracht hat:

21

»Ich glaube, es gibt niemanden in der ganzen Welt, der nicht sofort wüsste, dass Gershwins Musik amerikanische Musik ist. Sie klingt amerikanisch, riecht nach Amerika, und wenn man sie hört, fühlt man sich amerikanisch.«

Guido Fischer

22

IM GESPRÄCh

Vielseitigkeit hält fit – Die Violinistin Carolin Widmann im Gespräch mit Guido Fischer

Mit zahllosen Uraufführungen von Werken etwa von Rebecca Saun-ders, Wolfgang Rihm und zuletzt von Dieter Ammann haben Sie sich den Ruf als Fachfrau für Neue Musik erspielt. Haben Sie heute schon Post von Komponisten bekommen, die Ihnen ihre neuesten Werke unbedingt ans Herz legen wollen?

CAROLIN WIDMANN: (Lacht). Nein, heute noch nicht. Aber tat-sächlich schicken mir Komponisten immer wieder etwas zu – in der Hoffnung, dass das Stück aufgeführt wird. Eigentlich finde ich es schade, dass Komponisten überhaupt so etwas tun müs-sen. Ihr Job ist es doch, etwas zu schreiben und es nicht auch noch zu vermarkten.

Reichen wenige Blicke in die Partitur aus, um ein Werk zu beurtei-len? Oder brauchen Sie den unmittelbar körperlichen Zugang mit der Geige in der Hand?

CW: Ich mache den Umschlag mit neuen Noten gleich auf, wenn ich gerade am Briefkasten stehe. Und dann werfe ich einen Blick hinein, um einen ersten ungefähren Eindruck zu bekommen. Aber beurteilen würde ich da das Stück noch nicht. Überhaupt finde ich, dass viel zu viel beurteilt und verurteilt wird. So schnell sagt man über ein Stück, das man nur einmal gehört hat: Ach, das ist schlecht. Und selbst wenn ich nicht sofort an das Stück herankomme: Wer sagt denn, dass es der Fehler des Stücks ist? Meine Güte – wer sind wir? Der Komponist hat sich jedenfalls etwas länger mit dem Stück beschäftigt als wir alle. Und daher sollte man ihm einfach mal eine Chance geben.

Gab es einen Moment, bei dem Sie gesagt haben: Jetzt konzentriere mich als Musikerin eher auf die zeitgenössische Musik als auf das Standardrepertoire?

23

CW: Das habe ich ja nicht selber beschlossen. Ich habe früher brav meine Tonleitern und das Standardrepertoire gespielt. Und heute spiele ich das, was mich gerade interessiert. Aktuell ist es die auf 430 Hz gestimmte Barockvioline mit Darmsaiten. Ich könnte jetzt nicht von mir behaupten, dass ich mich verstärkt der Neuen Musik widme. Und gerade diese Vielseitigkeit hält einen auch fit und frisch. Aber zumindest in der Öffentlichkeit hat sich wohl mein

24

Ruf als Expertin für Neue Musik gebildet, als ich bei den Witte-ner Tagen für neue Kammermusik 2003 zum ersten Mal mit Neuer Musik aufgetreten bin. Und nachdem ich dort die Drei Etüden meines Bruders Jörg gespielt hatte, kamen ganz viele Angebote.

Diese »Drei Etüden« gehören sicherlich zum Schwierigsten, was jemals für die Solo-Violine entstanden ist. Wie mir Ihr Bruder ein-mal im Interview gestanden hat, verdankt er Ihnen alles, was seinen Umgang nicht nur mit der Geige, sondern mit allen Streichinstru-menten angeht …

CW: … Danke Jörg!

Woher hatten Sie dieses Gespür, ständig nach neuen spieltechni-schen Facetten und Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen?

CW: Das ist ein Spieltrieb. Den aber besitzen Jörg und ich im gleichen Maße. Das war bei uns schon früh so, dass wir die Musik sehr spielerisch angegangen sind: Probieren wir mal das aus! Oh, das klingt aber interessant! Dieses Experimentieren mit der Materie liegt uns im Blut. Mich interessiert es stets, hinter und zwischen die Noten zu gucken. Das was man sieht, ist das Offen-sichtliche und ist auch wunderbar. Doch damit sollte man sich nicht zufrieden geben. Warum steht da etwa eine Pause? Eine Pause kann ein revolutionäres Statement sein, wenn sie mitten im Stück auftaucht. Plötzlich Stopp – das ist die radikalste Aus-sage, die man machen kann. Ich muss einfach nach der Tiefe suchen, die der eigentliche Beweggrund für einen Komponisten gewesen ist, genau dieses Stück zu schreiben.

Seit 2006 sind Sie Professorin für Violine an der Leipziger Musikhoch-schule. Und im letzten Jahr haben Sie zudem die Künstlerische Lei-tung der Musiktage in Hitzacker übernommen. Was hat Sie gereizt, dieses immerhin älteste Kammermusikfestival zu übernehmen?

CW: Was ich in meinen Recitalprogrammen im Kleinen mache, kann ich da auf die große Leinwand projizieren. Ich kann das

25

Gesamtprogramm gestalten und dafür Stücke berücksichtigen, die eben nicht für Geige geschrieben sind. Außerdem ist das Spannende dabei, dass ich Bögen auch zu anderen Künsten, zur Literatur und zum Film, aber auch zu den Wissenschaften schla-gen kann. So hatten wir in diesem Jahr, als es um »Träume« ging, auch eine Neuropsychologin zu Gast. Hitzacker ist eine wirkliche Spielwiese. Sie muss nicht jedem gefallen. Doch sie soll zum Nachdenken anregen. Wenn man sich mit etwas auseinander-setzt, weiß man immerhin schon mehr als zuvor. Und das ist das große Ziel in Hitzacker: hier sollen Türen geöffnet werden.

In Hitzacker haben Sie gerade erst auch Raritäten wie ein Violinkon-zert aus dem 18. Jahrhundert von Franz Benda sowie eine Sonate des Barockkomponisten Johann Georg Pisendel gespielt. Und im heutigen Konzert kann man Sie jetzt sogar als Jazzmusikerin hören. Damit haben Sie in diesem Jahr ja musikalisch einen ganz schönen Spagat hingelegt!

CW: Der Jazz und die Barockmusik haben ja unheimlich viel gemeinsam. Da entsteht ja sehr viel aus dem Moment heraus. Das habe ich gerade erst gemerkt, als ich mit der Berliner Akade-mie für Alte Musik gespielt habe und eigene Kadenzen schrieb. Da musste ich erst einmal klar darübber werden, was an einer Phrase überhaupt wichtig ist. Genauso ist es beim Jazz. Ich liebe ihn, da er einem, dem Zuhörer wie dem Musiker, eine enorme Freiheit gibt. Und ich mag Michael Riessler unglaublich gern. Er ist ein fantastischer Klarinettist und auch Komponist. Neben einem Trio-Werk, das er eigens für diesen Abend geschrieben hat, steuert er außerdem ein Arrangement von George Gersh-wins Rhapsody in Blue bei, bei dem Pierre Charial die Dreh orgel spielt. Und es wird eine Sensation, weil man mit der Drehorgel so schnell spielen kann wie mit keinem anderen Instrument der Welt.

Haben Sie auch die Musiker ausgewählt?

CW: Mit Michael Riessler und Pierre Charial bin ich schon zusam-men aufgetreten. Die anderen Musiker kennt Michael schon von

26

anderen Projekten her. Daher hat er mich bei der Auswahl der Musiker sehr unterstützt.

Wie ja schon der Titel von Gershwins »Rhapsody in Blue« andeu-tet, dreht sich heute Abend alles um die Farbe »Blau«. Warum nicht »Gelb« oder »Rot«?

CW: Auf die Idee dazu kamen wir, als wir durch das Museum Ludwig gegangen sind. Und nachdem ich das berühmte blaue Schwammbild von Yves Klein gesehen hatte, wollte ich unbe-dingt die Bildende Kunst, die ja in Köln so einen hohen Stellen-wert hat, irgendwie in die Philharmonie herüberholen. Zu »Blau« hatte ich sofort viele Assoziationen. Zunächst dachte ich an etwas Mediterranes, an Luft, Wasser, Mittelmeer. Aber dann kamen wir auf die Rhapsody in Blue, den Jazz und Mauricio Kagels Stück, bei dem »Blau« ja gleich doppelt im Titel auftaucht …

Mehr über die Hochschulprofessorin Carolin Widmann, aber auch über ihre Lieblingsgeiger erfahren Sie in dem Programmheft zu ihrem Konzert am 23. November.

27

bIOGRAPhIEn

Daniel AgiDaniel Agi, geboren 1979 in Mashta-Azaar, Syrien, studierte Flöte in Köln und Freiburg bei Hans-Martin Müller und Robert Aitken. 2004/2005 spielte er im Orchester der Duisburger Philharmo-niker. Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Korea, Ecuador, China, Kuwait, Portugal und Litauen. Agis besonderes Interesse gilt der Neuen Musik. Regelmäßige Urauf-führungen neuer Werke mit seinen Ensembles für Neue Musik, dem ensemble chronophonie, hand werk und CRAS, sowie Gast-auftritte, etwa beim niederländischen Insomnio Ensemble, dem Ensemble Surplus und dem Ensemble Garage, belegen dies. Sein großes Interesse daran, innerhalb der Musik Grenzen zu über-schreiten, zeigt sich beispielsweise in der Zusammenarbeit mit dem Video- und Klangkünstler Wojciech Kosma, der Märchener-zählerin Zinnet Peken und der Band um den Klarinettisten Clau-dio Puntin, Sepiasonic. Das klassische Repertoire pflegt er vor allem mit dem Trio Contrejour, aber auch im Duo mit dem Berli-ner Pianisten Andreas Wolter und vielen verschiedenen anderen Kammermusikformationen und Orchestern, etwa der Sinfonietta Köln. 2006/2007 war Agi Stipendiat der Internationalen Ensemble Modern Akademie, die er mit einem Master abschloss.

Marco BlaauwDie Weiterentwicklung der Trompete, ihrer Technik und ihres Repertoires ist Ziel und Anliegen von Marco Blaauw. Sein Engagement in der Ensemblemu-sik ergänzt er durch solistische Pro-jekte im Bereich der komponierten und improvisierten zeitgenössischen Musik und die intensive Zusammenarbeit mit bekannten und jungen Komponisten unserer Zeit. Etliche Werke

28

sind eigens für Marco Blaauw geschrieben bzw. von ihm ange-regt worden, darunter Kompositionen von Peter Eötvös, Wolf-gang Rihm, Olga Neuwirth, Georg Friedrich Haas und Rebecca Saunders. Seit 1998 arbeitete er intensiv mit Karlheinz Stock-hausens zusammen. So war er an zahlreichen Uraufführungen innerhalb des Opernzyklus Licht beteiligt. Als festes Mitglied ist Marco Blaauw dem in Köln ansässigen Ensemble musikFab-rik seit 1994 verbunden. Engagements als Solist führten ihn um die Welt. Er arbeitete u. a. mit dem Niederländischen Rundfunk-Sinfonieorchester, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem Sym-phonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Klangforum Wien, der London Sin-fonietta und Dirigenten wie Susanna Mälkki, Peter Eötvös, Mat-thias Pintscher und Jaap van Zweden. Seine Arbeit in Ensembles und als Solist ist in zahlreichen Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentiert. Seit 2005 erschienen fünf Porträt-CDs u. a. mit Ersteinspielungen. Im Dezember erscheint seine sechste Solo-CD Angels. Seit 2000 widmet sich Marco Blaauw zudem der päd-agogischen Arbeit mit musikalischen Laien.

Pierre Charial 1943 in Lyon geboren, studierte Pierre Charial am Konservatorium seiner Heimatstadt Klavier, Fagott und Kom-position. 1975 beendete er seine Lauf-bahn als klassischer Berufsmusiker und suchte nach neuen musikalischen Wegen der Komposition und Auffüh-rung. Er beschäftigt sich seither mit

Notenschrift für mechanische Musikinstrumente und hier vor allem für die Drehorgel. Mit einer von ihm eigens dafür konstru-ierten Maschine stanzt er Lochkarten mit Werken nicht nur von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven oder Jean Françaix, sondern auch von Luciano Berio, Iannis Xenakis, Conlon Nancarrow und György Ligeti, um diese Werke alleine, gemeinsam mit Françoise Terrioux oder in

29

Kammerensembles zur Aufführung zu bringen. Marius Constant hat für Pierre Charial das erste Konzert für Drehorgel und Sinfo-nieorchester geschrieben. 1983 gründete Pierre Charial die Verei-nigung Musique Mécanique Paris, die sich die Erforschung, die Gestaltung und die Aufführung von mechanischer Musik zum Ziel gesetzt hat. Parallel dazu ist er bestrebt ein neues Repertoire im Chanson, im Jazz und in der zeitgenössischen Musik anzure-gen und selbst zu schaffen, um die Tradition der mechanischen Musik lebendig zu halten. Pierre Charial hat so die Drehorgel als Instrument für Neue Musik sowie für Jazzadaptionen erschlos-sen. Sein Instrument ist eine 42-tönige Orgel mit 156 Pfeifen und drei Registern, eine Sonderanfertigung des Drehorgelbauers André Odin, die es ermöglicht, auch Mozarts drei große Fanta-sien für mechanische Orgel zu spielen. Seit den 1990er Jahren arbeitet Pierre Charial u. a. mit Michael Riessler, Sylvie Cour-voisier, Jean-Jacques Birgé, Gérald Genty und Michel Godard zusammen.

Valentine ColletDie in Genf geborene Oboistin Valen-tine Collet begann ihr Musikstudium bei Roland Perrenoud am Conservatoire Supérieur de Musique in Genf und setzte es bei Emanuel Abbühl an den Musik-hochschulen in Basel und Mannheim fort. Ein Stipendium des europäischen Austauschprogramm Erasmus ermög-lichte ein Semester bei David Walter am Conservatoire Supéri-eur de Musique de Paris. Neben ihrem Studium absolvierte sie Meisterkurse bei Maurice Bourgue, Alexei Ogritchouk, Jean-Louis Capezzali sowie Jacques Tys. Darüber hinaus trat sie bei verschie-denen Wettbewerben an, wie dem Concours des Jeunesses Musi-cales Suisse (zweiter Preis), dem Concours de Riddes 2008, dem Sony International Music Competition (Tokyo) 2009, dem hoch-schulinternen Kammermusikwettbewerb in Freiburg 2009 (zweiter Preis) und dem Concours International de Genève 2010.

30

Seit Beginn ihres Studiums sammelte sie zahlreiche Orches-tererfahrungen als Praktikantin in den Sinfonieorchestern Biel (2005 – 06) und Basel (2009 – 10). Als Mitglied der Rhein-Neckar Akademie 2011/2012 spielte sie im Nationaltheater Mann-heim, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Theater orchester Heidelberg und dem Kurpfälzischen Kammer-orchester Mannheim. Seit September 2012 vertieft Valentine Col-let ihre Kenntnisse im Bereich der zeitgenössischen Musik als Akademistin beim Ensemble Modern in Frankfurt (Main).

In den Jahren 2010 und 2011 hatte sie die Gelegenheit im Rahmen der Lucerne Festival Academy mit den Dirigenten Pierre Boulez, Peter Eötvös, David Robertson, Susanna Mälkki und den Mit-gliedern des Ensemble intercontemporain zu arbeiten. Weitere Engagements führten sie zu dem Opernhausorchester Zürich, dem Ensemble intercontemporain, dem Kammerorchester Basel, dem Orchestre de chambre de Genève und dem Ensemble Vocal et Instrumental de Lausanne unter der Leitung von Giovanni Antonini, Michel Corboz, Beat Furrer, Peter Rundel und Jonathan Nott. Seit 2009 ist sie festes Mitglied des Orchestre de Chambre Fribourgeois unter der Leitung von Laurent Gendre.

Scott FieldsIn Chicago geboren, spielte Scott Fields schon als Teenager Gitarre, sang und schrieb Songs für Rock- und Blues-bands. Zur selben Zeit begann er sich für Neue Musik und Avantgarde-Jazz zu interessieren. Er wuchs in direk-ter Nachbarschaft zur Association for the Advancemant of Creative Music

(AACM) auf, dem Zentrum der Chicagoer Free-Jazz-Bewegung. Hier werden die unterschiedlichsten Genres der Musik miteinan-der verbunden, von asiatischer klassischer Musik, über African Tribal bis zu traditionellen europäischen Techniken. Die Begeg-nung mit dieser Musik und ihren Künstlern führte Scott Fields zur

31

intensiven Auseinandersetzung mit der Avantgarde. Mit 17 Jahren gründete er das Trio Life Rhythms. Er spielte Gitarre, Tenor- und Sopransaxophon, Flöte, Klarinette und Percussion. Life Rhythms avancierte zur lautesten Avant-Jazz-Band Chicagos und trat vor-wiegend auf Festivals und bei Rockmusikveranstaltungen auf. Mit 23 Jahren ging Scott Fields nach Madison, Wisconsin, um dort an der Universität klassische Gitarre bei George Lindquist und Komposition und Musiktheorie zu studieren. Bei Carl Michel und Roger Brotherhood nahm er Unterricht in Jazz-Gitarre und bei Javier Calderon in klassischer Gitarre. Zur selben Zeit erwarb er ein Diplom als Elektroniker, schloss sein Grundstudium im Fach Journalismus und Wirtschaft ab, und diplomierte mit seiner Forschungsarbeit im Fach Massenkommunikation. 1989 gründete er das Quintett The Silt Loam Ensemble (heute: The Scott Fields Ensemble). Unter seinem Namen und als Co-Leader veröffent-lichte er über 30 CDs und war an zahlreichen Einspielungen als Solist und Gastmusiker beteiligt. Kompositionsaufträge erhielt er u. a. von der Wisconsin Alliance for Composers, von Douglas Rosenburg, Arno Oehri und der MusikTriennale Köln.

Nenad IvanovićNenad Ivanović wurde 1988 in Bel-grad geboren. Von 2007 bis 2011 stu-dierte er an der Fakultät für Philologie und Künste der Universität Kragujevac im Studiengang Musik/Akkordeon und wurde als bester Student seines Jahr-gangs ausgezeichnet. Von 2011 bis 2013 studierte er Akkordeon im Masterstu-diengang bei Teodoro Anzellotti an der Musikhochschule Frei-burg, wo er zurzeit das Solisten-Diplom macht. Nenad Ivanović gewann zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe. Zu seinen wichtigsten Wettbewerbserfolgen zählen Erste Preise beim internationalen Akkordeonwettbewerb in Castelfidardo/Ita-lien (2011) und beim Akkordeonwettbewerb »Coupe Mondiale« in Shanghai/China (2011).

32

Niels KleinNiels Klein, 1978 in Hamburg gebo-ren, absolvierte ein Studium an der Hochschule für Musik Köln in den Hauptfächern Saxophon (bei Frank Gratkowski und Claudio Puntin) und Komposition/Arrangement (bei Frank Reinshagen und Bill Dobbins). Seither spielte er als Saxophonist und Klari-

nettist in verschiedenen Ensembles und mit Künstlern wie u. a. Vince Mendoza, dem Blauklang Ensemble, Peter Erskine, der WDR Big Band Köln, Toots Thielemanns, Jeff Hamilton, Nils Wogram, Albert Mangelsdorf, Charlie Mariano, Frank Gratkow-ski und Underkarl. Im Bereich Neuer und improvisierter Musik arbeitete er u. a. mit Mike Svoboda, Ernesto Molinari und Joelle Leandre. Von 2001 bis 2009 war er Mitglied der Heavytones, der Hausband der Fernsehsendung TV Total, mit der er Musiker wie u. a. Lionel Ritchie, Sara Bareilles und Jan Delay begleitete. 2005 wurde er vom Deutschlandradio zum deutschen Repräsentan-ten im EBU European Jazz Orchestra ausgewählt, verbunden mit einer Tournee durch Europa und Kanada. Im Auftrag des WDR stellte er im gleichen Jahr für eine Studioproduktion das Niels Klein Tentett zusammen, mit dem er auch beim Traumzeit-Fes-tival Duisburg und beim Jazz Cologne Festival Köln auftrat. Die CD The Last Soup erschien 2007. Seit 2006 gestaltet er zusam-men mit Oliver Leicht und Matthias Schriefl das Programm der wöchentlichen Konzertreihe Jazz-O-Rama im Kölner Artheater mit anschließender Jam-Session. Seit 2009 ist Niels Klein Pro-fessor für Jazzkomposition/-arrangement, Gehörbildung und Theorie am Institut für Musik der FH Osnabrück. Zurzeit kon-zertiert er regelmäßig u. a. mit dem Niels Klein Quartet, mit Die Freundliche Übernahme, mit der Tobi Christl Lieblingsband und dem Frank Wingold Quartet. Niels Klein erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen. So war er mit dem Niels Klein Oktett Preis-träger des Jazzpodiums Niedersachsen (2000), außerdem war er Preisträger des NRW-Förderpreises (2004), des Förderpreises der Stadt Köln (2005, Horst-und-Gretl-Will-Stipendium), des Jazz-baltica-Förderpreises (2008 mit der Gruppe Firomanum) und des Europäischen Komponistenpreises der Stadt Berlin (2009).

33

Ulrich LöfflerUlrich Löffler absolvierte sein Klavier-studium an der Folkwang-Hochschule in Essen. Als Solist konzertierte er u. a. mit den Sinfonieorchestern des Baye-rischen Rundfunks und des SWR und war Gast bei internationalen Festivals wie den Salzburger Festspielen, dem Huddersfield Contemporary Music Fes-tival und Ars Musica Brüssel sowie bei musica viva München und den Stockhausen-Kursen in Kürten. Löffler ist Preisträger der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik. Als Gründungsmit-glied spielt er seit 1990 mit dem Ensemble musikFabrik auf allen internationalen Festivals wie z. B. der Biennale di Venezia, den Berliner Festspielen oder den Donaueschinger Musiktagen und tritt neben seinem Engagement für die komponierte zeitgenös-sische Musik auch im Rahmen von Improvisationsprojekten auf und gibt Konzerte mit Rock- und Jazzbands

Phil MintonPhil Minton stammt aus dem südeng-lischen Torquay. In den frühen 1960er Jahren spielte er Trompete und sang in der Mike Westbrook Band, dann, für den Rest des Jahrzehnts, in verschie-denen europäischen Tanz- und Rock-bands. 1971 kehrte er nach England zurück, tat sich wieder mit Westbrook zusammen und war bis Mitte der 1980er Jahre an zahlreichen seiner Projekte beteiligt. In den letzten vierzig Jahren trat Phil Minton mit vielen Gruppen und Orchestern und bei zahlreichen Gelegenheiten weltweit als improvisierender Sänger in Erschei-nung. Etliche Komponisten haben speziell für ihn und seine viel-fältigen Stimmtechniken Musik geschrieben. Mit Veryan Wes-ton, Roger Turner und John Butcher spielt er im Quartett und ist

34

außerdem in Duo-, Trio- und anderen Quartettformationen mit diesen und vielen anderen Musikern zu erleben. Seit den 1980er Jahren veranstaltet Phil Minton mit seinem Feral Choir Work-shops und Konzerte für jeden, der singen will.

Michael Riessler 1957 in Ulm geboren, spielte Michael Riessler nach einem Klarinettenstu-dium in Köln und Hannover im Ensem-ble Musique Vivante in Paris. Es folgten Kammermusikkonzerte mit Siegfried Palm und Aloys Kontarsky sowie Auf-tritte mit diversen improvisierenden Gruppen. Mit der Kölner Saxophon

Mafia tourte Michael Riessler 1988 im Auftrag des Goethe-Ins-tituts durch West- und Zentralafrika, von 1989 bis 1991 wirkte er im französischen Orchestre National de Jazz mit. 1990 machte er eine Solotournee mit Werken von Karlheinz Stockhausen durch die Sowjetunion. Im Auftrag der Donaueschinger Musik-tage komponierte Michael Riessler 1992 Héloise und wurde für das Album mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik aus-gezeichnet. Im selben Jahr erhielt er auch den SWF-Jazzpreis. 1993 komponierte er für die Donaueschinger Musiktage Momen-tum Mobile, 1997 im Auftrag der Biennale Berlin Honig und Asche. Daneben realisiert er seit Anfang der 1990er Jahre Hörspiel-Musiken und akustische Hörstücke. Michael Riessler interessiert sich für die Verbindungen zwischen Improvisation und ausno-tierter Musik, Sprache und Klang, Musik und Tanz. Dabei hat er mit unzähligen Musikern und Formationen unterschiedlichster musikalischer Provenienz zusammengearbeitet, von Mauricio Kagel bis John Cage, von Steve Reich bis Helmut Lachenmann, vom Arditti Quartet bis zum Ensemble Modern, von David Byrne bis Michel Portal, von Carla Bley bis Rabih Abou Khalil oder dem Zappa-Drummer Terry Bozzio. Im Februar 2012 feierte Michael Riesslers jüngstes Projekt, das Chorwerk SIRENS, mit dem Madri-galchor der Musikhochschule München seine Uraufführung. Für

35

das Filmepos Die andere Heimat (2013) von Edgar Reitz schrieb Michael Riessler die Filmmusik.

Florian WeberFlorian Weber spielte bereits zum Zeit-punkt seines Hochschulabschlusses gleichermaßen in Klassik- und Jazzen-sembles. Als Solist sowie als Ensem-blemitglied gewann er Wettbewerbe und erhielt Erste Preise bzw. beste Aus-zeichnungen. 1999 wurde er als Stipen-diat an das Berklee College of Music in Boston eingeladen, lehnte es aber ab, um stattdessen zunächst Mathematik, Physik und Biologie zu studieren. Kurz darauf jedoch nahm er vorübergehend bei Hans Lüdemann und dann bei John Taylor ein Jazzstudium in Köln auf. Ab 2001 studierte Florian Weber bei JoAnne Brackeen, Paul Bley und Danilo Perez in Bosten sowie bei Richie Beirach und Lee Konitz in New York.

Bereits in den späten 1990er began er mit Musikern wie Michael Brecker, Albert Mangelsdorff, Eddie Henderson, Lee Konitz und Benny Bailey zu arbeiten. 2005 schloss er sein Studium an der Hochschule für Musik Köln ab. Zusammen mit dem US amerika-nischen Bassisten Jeff Denson und dem israelischen Schlagzeu-ger Ziv Ravitz gründete Florian Weber 2002 das Trio Minsarah, dessen erste CD 2006 unter dem gleichnamigen Titel erschien und mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeich-net wurde. 2007 ging Florian Weber als Professor für Jazzklavier an das Institut für Musik der Hochschule Osnabrück und über-nahm die Leitung der dortigen Jazzabteilung. Kurz darauf grün-dete er die Formation Farbenweber.

2010 spielte er zusammen mit dem Lee Konitz New Quartet im renommierten New Yorker Village Vanguard ein Live Album ein, das den Choc de l’Anne erhielt. Etwa zur gleichen Zeit gründete Weber zusammen mit Lionel Loueke (Gitarre), Thomas Morgan

36

(Bass) und Dan Weiss (Schlagzeug) die Formation Biosphere, mit der er 2011 die erste CD aufnahm. 2013 rief er zusammen mit dem Alter-Ego des Freestyle-Rappers Samy Deluxe, Herr Sorge, und Produzent, Songschreiber und Sänger Jan van der Toorn, alias Dr. Zorn, das Projekt DunkelKammerMusik ins Leben.

Florian Weber erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, dar-unter der Steinway & Sons-Preis des Klaviersolisten-Wettbe-werbs des Montreux Jazz Festivals (2002). 2013 erhielt er den ECHO Jazz als bester nationaler Instrumentalist Piano/Keyboard. 2014 wird ihm der WDR Jazzpreis in der Kategorie »Jazz Impro-visation« verliehen.

37

Carolin Widmann In München geboren, wurde Carolin Widmann bei Igor Ozim in Köln, bei Michèle Auclair in Boston und bei David Takeno an der Guildhall School of Music and Drama in London ausgebildet. Als Solistin konzertierte Carolin Widmann mit dem Gewandhaus-Orchester Leip-zig, dem Orchestre National de France, dem Orchestra dell’Accademia Nazi-onale di Santa Cecilia, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem ORF Radio-Sym-phonieorchester Wien, dem BBC Symphony Orchestra London, dem London Philharmonic Orchestra und dem China Philhar-monic Orchestra Peking unter Dirigenten wie Riccardo Chailly, Sir Roger Norrington, Sylvain Cambreling, Vladimir Jurowski, Emmanuel Krivine, Peter Eötvös und Heinz Holliger.

Carolin Widmann ist regelmäßiger Gast bei den renommierten Festivals in Luzern, Schleswig-Holstein und Salzburg, beim Ene-scu Festival in Bukarest, dem Festival d’Automne à Paris sowie bei den Kammermusikfestivals in Lockenhaus, Heimbach und Jerusalem. In der Saison 2012/13 debütierte Carolin Widmann mit Hans Abrahamsens Doppelkonzert beim Royal Danish Orchestra (unter Sir Simon Rattle) in Kopenhagen sowie bei der Tschechi-schen Philharmonie unter der Leitung von Ingo Metzmacher in Prag. Des Weiteren war sie »Artist in Residence« bei den Duisbur-ger Philharmonikern. Im April dieses Jahres spielte sie die Urauf-führungen des Violinkonzerts »Giorno velato presso il lago nero« von Salvatore Sciarrino (in München mit dem Symphonieorches-ter des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Jonathan Nott) sowie des Violinkonzerts unbalanced instability von Dieter Amann (mit dem WDR Sinfonieorchester Köln bei den Witte-ner Tagen für neue Kammermusik), das sie anschließend auch beim Lucerne Festival (mit dem Orchester der Lucerne Festival Academy unter Pablo Heras-Casado) und erst kürzlich erneut mit dem WDR Sinfonieorchester in der Kölner Philharmonie aufführte.

38

Enge musikalische Partnerschaften verbinden sie mit den Pia-nisten Dénes Várjon und Alexander Lonquich, mit denen sie Aufnahmen von Werken Schuberts und Schumanns einspielte. Gleich Carolin Widmanns Debüt-CD Reflections I wurde 2006 mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeich-net. Seither veröffentlichte sie verschiedene Kammermusik-Ein-spielungen von Schubert bis Xenakis – allesamt mit größtem Lob von der nationalen wie internationalen Presse und renommierten Preisen – wie dem Diapason d’or und dem Preis der deutschen Schallplattenkritik – honoriert. Ihre jüngste Einspielung von Mor-ton Feldmans Violin and Orchestra mit dem hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Emilio Pomárico erschien im März dieses Jahres.

Über ihre Solistentätigkeit hinaus ist Carolin Widmann seit Okto-ber 2006 Professorin für Violine an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn-Bartholdy« in Leipzig und seit 2012 die künstlerische Leiterin des ältesten Kammermusikfestivals Deutschlands, der Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Im März dieses Jahres wurde sie bei den International Classical Music Awards als »Artist of the Year« ausgezeichnet. Carolin Widmann spielt eine Violine von G. B. Guadagnini aus dem Jahr 1782.

In der Kölner Philharmonie wird Carolin Widman bereits am 23. November erneut zu hören sein. Dann mit Werken von Béla Bartók und Olivier Messiaen.

39

KÖLnMUSIK-VORSChAU

November

SO 1720:00

The Cleveland OrchestraFranz Welser-Möst Dirigent

Ludwig van BeethovenSinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Dmitrij SchostakowitschSinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.

extra mit Deutschlandfunk 2 Internationale Orchester 3

DI 1920:00

Gautier Capuçon Violoncello

Venice Baroque OrchestraAndrea Marcon Dirigent

Antonio VivaldiKonzerte für Streicher und Basso continuo G-Dur RV 146, g-Moll RV 531 und a-Moll RV 418

Carl Philipp Emanuel BachKonzert für Violoncello und Streicher a-Moll Wq 170

Francesco GeminianiConcerto grosso Nr. 12 d-Moll für Streicher und Cembalo. Arrangiert nach dem Concerto grosso op. 5 Nr. 12 von Arcangelo Corelli»La Follia«

Giuseppe TartiniKonzert für Violoncello und Streicher A-Dur

Baroque ... Classique 2

SA 2320:00

Carolin Widmann ViolineSharon Kam KlarinetteTanja Tetzlaff VioloncelloAntti Siirala Klavier

Béla BartókSonate für Violine solo Sz 117

Olivier MessiaenQuatuor pour la fin du Temps

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.

Portrait Carolin Widmann 3

SO 2411:00

Adriana Bastidas-Gamboa MezzosopranGeorg Poplutz Tenor

Kölner KurrendeNeues Rheinisches Kammerorchester KölnMichael Reif Dirigent

Harald WeissRequiem »Schwarz vor Augen – und es ward Licht«. Für Soli, Chor und Orchester

Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll KV 626 vervollständigt von Franz Xaver Süßmayr

Netzwerk Kölner Chöre gemeinsam mit KölnMusik

Kölner Chorkonzerte 2

40

SO 2420:00

Marius Neset saxIvo Neame pPetter Eldh bAnton Eger dr

Birds

Als 2011 der norwegische Jazz-Saxo-phonist Marius Neset das Debüt-Album »Golden Xplosion« veröffentlichte, wurde er sofort auf eine Stufe mit Michael Brecker und vor allem mit Landsmann Jan Garbarek gestellt. Seit-dem hat Neset auch auf allen großen Jazzfestivals der Welt mit seiner Kreati-vität, Phantasie und Virtuosität verblüfft. Für sein Kölner Debüt bringt der Shoo-ting-Star der Jazz-Szene sein Quartett und das neue Album »Birds« mit.

MI 2718:00

Alter Wartesaal

Max Höfler Projektleitung KunstThomas Taxus Beck Leitung (Komposition)

Response 2013 Abschlusskonzert»Labyrinth«

KölnMusik gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V.

Dezember

SO 0111:00

Matthias Horn Bariton (Winterwanderer)Christoph Ullrich Klavier (Krähe)

Ensemble ResonanzRuben Gazarian Dirigent (Franz Schu-bert, Leiermann)

Die Winterreise für Kinder ab 6

ohne Pause | Ende gegen 12:00

Kinder-Abo 2

SO 0118:00

Pietro Spagnoli Graf AlmavivaRosemary Joshua Gräfin AlmavivaSophie Karthäuser SusannaKonstantin Wolff FigaroAnett Fritsch CherubinoIsabelle Poulenard MarcellinaThomas Walker Don Curzio / BasilioMarcos Fink Bartolo / AntonioLore Binon Barbarina

Camerata Vocale FreiburgWinfried Toll Einstudierung

Freiburger BarockorchesterRené Jacobs Dirigent

Wolfgang Amadeus MozartLe nozze di Figaro KV 492

17:00 Einführung in das Konzert durch Oliver Binder

Klassiker! 2

Der ECHO Rising Star 2012 Igor Levit legt eine kometenhafte Kar-riere hin, auf seiner lang erwar-teten Debüt-CD spielt der Pianist gleich fünf späte Beethoven-Sonaten, darunter die Sonate Nr. 30 E-Dur. Seine Konzertabende zeugen von Levits grenzenlo-sem Repertoire, inspirieren Kriti-ker zu höchstem Lob und bieten dem Publikum Virtuosität und ein besonderes Gespür für Klangfar-ben. Der Konzertabend beginnt um 19 Uhr mit einer Einführung durch Christoph Vratz

Freitag 13. Dezember 2013 20:00

Georg MuffatPassacaglia g-Moll

aus: Apparatus musico-organisticus (1690) für Orgel

Ludwig van BeethovenSonate für Klavier Nr. 30 E-Dur

op. 109

Frederic RzewskiBallad 2: Which side are you on?aus: 4 North American Ballads

(1978 – 79)

Franz LisztFeierlicher Marsch zum heiligen

Gral aus Parsifal S 450 (1882), Bearbeitung für Klavier

Franz Liszt/Ferrucio BusoniFantasie und Fuge über den

Choral »Ad nos, ad salutarem undam« S 259 (1850) für Orgel. Freie Übertragung für Klavier

(1897)

Igor Levit Klavier

Foto

: Flo

rian

Gan

slm

eier

13-12-13_Levit-Tipp.indd 1 04.11.13 14:45

42

SA23

November20.00

Carolin Widmann ViolineSharon Kam Klarinette Tanja Tetzlaff Violoncello Antti Siirala Klavier

Béla Bartók Sonate für Violine solo Sz 117 (1944)

Olivier Messiaen Quatuor pour la fin du Temps (1940/41)für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier

Im Rahmen der ihr gewidmeten Por-trait-Konzertreihe präsentiert Carolin Widmann im dritten und letzten Konzert mit prominenten Musikerfreunden zwei Schlüsselwerke der Kammermusik des 20. Jahrhunderts. Das berühmte »Quatuor pour la fin du temps« hat Olivier Messiaen in den Jahren 1940/41 in der deutschen Kriegsgefangenschaft komponiert. 1944 schrieb der bereits todkranke Béla Bartók im amerika-nischen Exil im Auftrag von Yehudi Menuhin eine Solosonate, mit der er sich u. a. seiner musikalischen Wurzeln in der ungarischen Volksmusik besinnt. Die Auseinandersetzung mit dem Ende mündete für den einen in Rückbesin-nung, für den anderen in den Ausblick auf die Ewigkeit. Schließlich aber gaben beide Werke ihren Komponisten neuen Lebensmut in ihrer bedrohlichen Lebenslage.

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.

Portrait Carolin Widmann 3

IhR nÄChStES AbOnnEMEnt-KOnZERt

MO 0220:00

Arcadi Volodos Klavier 

Franz SchubertSonate für Klavier C-Dur D 279

Allegretto C-Dur D 346

Federico MompouMúsica callada (Auswahl)

Robert SchumannKinderscenen op. 15

Fantasie C-Dur op. 17

19:00 Einführung in das Konzert

Piano 2

SO 0816:00

Leticia Moreno ViolineAna-Maria Vera Klavier

Nominiert von L’Auditori Barcelona und Palau de la Música Catalana

Ludwig van BeethovenSonate für Violine und Klavier A-Dur op. 47 »Kreutzer-Sonate«

Richard StraussSonate für Violine und Klavier Es-Dur op. 18 TrV 151

Maurice RavelTzigane. Rapsodie de concert

Zu diesem Konzert bieten wir eine Kinderbetreuung an.

Gefördert durch die Europäische Kommission

15:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll

Rising Stars – die Stars von morgen 2

Foto: EratoWarner Classics/Marc Ribes

Mittwoch18. Dezember 2013 20:00

Einen ECHO Klassik gewann in diesem Jahr Countertenor Philippe Jaroussky als Teil der »Operneinspielung des Jahres« mit Leonardo Vincis Barock-Oper »Artaserse«. Im 18. Jahrhundert bleibt Jaroussky auch mit den Werken im Konzert mit Altistin Nathalie Stutzmann, die zugleich das von ihr 2009 gegründete Kammermusik-Ensemble Orfeo 55 als Dirigentin leitet.

Philippe Jaroussky

Countertenor

Orfeo 55Nathalie Stutzmann

Alt, Leitung

Werke von Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel

13-12-18_Jaroussky-Tipp.indd 1 08.11.13 15:06

Redaktion: Sebastian LoelgenCorporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbHTextnachweis: Der Text von Guido Fischer ist ein Original beitrag für dieses Heft.Fotonachweise: Daniel Agi © Florian Baier;Marco Blaauw © Klaus Rudolph;Pierre Charial © Josef Maier;Valentine Collet © privat;Scott Fields © Amy Wencel;Nenad Ivanovic © Künstleragentur;Niels Klein © Florian Ross;Ulrich Löffler © Klaus Rudolph;Phil Minton © Francesca Pfeffer;Michael Riessler © Thomas Radlwimmer;Florian Weber © Jürgen Bindrim;Carolin Widman © Marco Borggreve

Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH

Kulturpartner der Kölner Philharmonie

Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner- philharmonie.deInformationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie!

Herausgeber: KölnMusik GmbHLouwrens LangevoortIntendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbHPostfach 102163, 50461 Köln koelner- philharmonie.de

René JacobsMozart Le nozze di Figaro

Sonntag01.12.2013

18:00koelner-philharmonie.de 0221 280 280

18:00koelner-philharmonie.de 17:00 Einführung in das Konzert

durch Oliver Binder

Foto

: Mat

thia

s M

uff

Camerata Vocale Freiburg, Freiburger Barockorchester, Pietro Spagnoli, Rosemary Joshua, Sophie Karthäuser, Konstantin Wolff, Anett Fritsch, Isabelle Poulenard, Thomas Walker, Marcos Fink und Lore Binon