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Der Raiffeisenverband Südtirol Genossenschaft

Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

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Der Raiffeisenverband Südtirol Genossenschaft „Genossenschaft ist Demokratie im Kleinen, ist Bindung in Freiheit.“ Willi Croll, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes 1988 Alle Bedingungen dazu sind vorhanden, alle Mittel und Kräfte stehen uns reichlich zu Gebote. Wir brauchen dieselben nur zur Anwendung zu bringen. Friedrich Wilhelm Raiffeisen, 1879 Die Wurzeln der Raiffeisen GenossenschaftenDieWurzelnderRaiffeisenGenossenschaften 3

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Der Raiffeisenverband SüdtirolGenossenschaft

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„Genossenschaft ist Demokratie im Kleinen,

ist Bindung in Freiheit.“

Willi Croll,

Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes 1988

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Wir müssen uns selbst helfen.Alle Bedingungen dazu sind vorhanden,

alle Mittel und Kräfte stehen uns reichlich zu Gebote.

Wir brauchen dieselben nur zur Anwendung

zu bringen.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen, 1879

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Friedrich Wilhelm Raiffeisen und seine IdeeF.W. Raiffeisen wurde am 30. März 1818 in Hamm an der Sieg im Westerwald nördlich von

Koblenz geboren. Im Winter 1846/47 kam es aufgrund einer Missernte zu einer Hungersnot,

die auch die Landbevölkerung nicht verschonte. Daraufhin gründete Raiffeisen in seiner

Funktion als Bürgermeister von Weyerbusch einen „Brodverein“, der durch den gemeinsamen

Bezug verbilligtes Saatgut organisierte und so das Überleben der Bauern sicherte.

Durch diesen Erfolg ermutigt, gründete Raiffeisen weitere Vereine, die auf dem Prinzip der

Selbsthilfe fußten. Durch die Schaffung einer „Hülfskasse“ brach er die Macht der Wucherer,

die die Bauern in Überschuldung und Zwangsversteigerungen getrieben hatten. Durch den

Verein gelang es vielen Bauern, das Vieh, das sie an rücksichtslose Wucherer verpfändet

hatten, zurückzukaufen.

In seinem 1866 veröffentlichten Werk „Die Darlehenskassen-Vereine“ legte er die Grund-

züge seines Selbsthilfegedankens dar. Sein gesamtes Handeln war daraufhin ausgerichtet,

die Not der Landbevölkerung zu lindern, neue Arbeitsplätze für arbeitslose Landarbeiter zu

schaffen und u. a. durch die Errichtung von Volksbibliotheken das Bildungsniveau zu heben

und damit den Mittelstand zu stärken.

Als er am 11. März 1888 starb, war die Grundlage für ein gedeihliches Wachstums der

Raiffeisen-Genossenschaftsidee geschaffen.

Die Wurzeln der Raiffeisen GenossenschaftenDie Wurzeln der Raiffeisen Genossenschaften

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Raiffeisen in TirolMitte des 19. Jahrhunderts steht die Land-

bevölkerung in Tirol vielerorts vor dem wirt-

schaftlichen Kollaps: Industrieware verdrängt

die Produkte der Selbstversorgerbetriebe,

über die neuen Bahnlinien werden Importe

angeliefert, nach der Angliederung der

Lombardei und Venetiens an das König-

reich Italien gehen Absatzmärkte verloren.

Die Landbevölkerung reagiert. Der 1881

gegründete „Landeskulturrat für Tirol“

unterstützt die Bildung von Raiffeisen-

Vereinen. Schon 1878 wird in Niederdorf

die erste Genossenschaft auf Südtiroler

Gebiet gegründet. 1889 nimmt in Wel-

schellen im Gadertal die erste Raiffeisen-

kasse in Südtirol ihre Tätigkeit auf. 1910

arbeiten in Südtirol und im Trentino bereits

867 Genossenschaften, davon 282 nach

dem Raiffeisen-Prinzip geführte Spar- und

Darlehenskassen. Damit entfallen südlich

des Brenners 12,7 Genossenschaften auf

10.000 Einwohner – ein Rekordwert im

Kaiserreich Österreich-Ungarn. Mit anderen

Worten: Vor dem Ersten Weltkrieg boomt

die Raiffeisenfamilie in Tirol.

Baron Georg Eyrl ist der erste Obmann des 1907 gegründe-ten „Verbandes der landwirtschaftlichen Genossenschaften Deutsch-Südtirols“. Gleichzeitig ist er Obmann des Ver-bandes der Kellerei-genossenschaften und der Kellerei-genossenschaft Terlan.

1893 wird die erste Obstproduzentengenossen-schaft Meran Burggrafenamt gegründet. Damals werden in Südtirol an die 200 Obstsorten extensiv angepflanzt.

Jakob Köllensberger ist Obmann des „Re-visionsverbandes der Raiffeisenvereine und landwirtschaftlichen Genossenschaften Bozen” sowie der „landwirtschaftlichen Zentralkasse“, die 1921 gegründet wird.

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Raiffeisen-Genossenschaften im Jahre 1914

Spar- und Darlehenskassenvereine

Sennerei-genossenschaften

Kellerei-genossenschaften

Obstgenossenschaft

Konsumgenossenschaften

12535

18

181

Entwicklung der Spar- und Darlehenskassen-Vereine in Südtirol von 1889 bis 1925

1925 erreichten die Kassen-Vereine in Südtirol ihren Höchststand von 135.

1889 1895 1900 1905 1910 1915 1920 19250

30

60

90

120

150

(Quelle: Konrad Palla: 100 Jahre Raiffeisenkassen in Südtirol, 1889, S. 104)

(Quelle: Walter Pichler/Konrad Walter: Zwischen Selbsthilfe und Marktlogik, 2007, S. 115)

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In der Verfassung verankert: Genossenschaften in Italien

Der jüdische Großgrundbe-sitzer mit deutschen Wurzeln Leone Wollemborg gründet im Alter von 24 Jahren 1883 die erste Raiffeisenkasse bei Padua.

Rerum Novarum.Priester als Genossenschaftsgründer

„Die Republik erkennt die soziale Aufgabe des Genos-

senschaftswesens an, sofern es nach dem Grundsatz der

Gegenseitigkeit und ohne Zwecke der Privatspekulation

aufgebaut ist“, heißt es im Artikel 45 der italienischen

Verfassung. Schließlich hat das Genossenschaftswesen in

Italien Tradition. 1883 ermöglicht der Großgrundbesitzer

Leone Wollemborg in Loreggia bei Padua die Gründung

der erste „Raiffeisenkasse“ auf italienischem Boden. 1897

gibt es in den Regionen Venetien, Emilia Romagna, Piemont

und Lombardei 904 nach dem Raiffeisenprinzip geführte

Spar- und Darlehensvereine. 1919 wird der Dachverband

Confederazione Cooperative Italiane gegründet. Heute

gehören dieser starken Interessensvertretung 20.000 Ge-

nossenschaften sowie 110 lokale und regionale Verbände

an, darunter auch der Südtiroler Raiffeisenverband.

„Vereine zur gegenseitigen Unterstützung“ sind laut der von

Papst Leo XIII 1891 erlassenen Enzyklika „Rerum Novarum“

bedeutende Einrichtungen zur „gedeihlichen“ Lösung der

sozialen Frage. Deshalb organisieren und leiten vor dem

1. Weltkrieg viele Priester katholische Raiffeisen-Genos-

senschaften. Auch in Tirol. In Welschellen und Schluderns

gründen die Pfarrer Josef Dasser und Karl Pali Spar- und

Darlehenskassen-Vereine. 1892 entsteht in Santa Croce del

Bleggio unter der Leitung von Don Lorenzo Guetti der erste

Spar- und Darlehenskassen-Verein im Trentino. 1898 gibt

es im damaligen Welschtirol bereits 48 Raiffeisenkassen

und 93 Konsumgenossenschaften.

Die Enzyklika „Rerum Nova-rum“ 1891 beinhaltet die er-ste umfassende katholische Soziallehre der Kirche. Papst Leo XIII. spricht sich darin indirekt für die Errichtung von Genossenschaften aus.

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Boom und Krise.Raiffeisen in Südtirol 1919 - 1945

Die Italianisierungspolitik, die Weltwirt-schaftskrise, die Abwanderung vieler Fachkräfte als Folge der Option und der Krieg treiben viele Genossenschaften und Raiffeisenkassen in den Ruin: Bis 1944 werden 80 Raiffeisenkassen aufgelöst.

1919 sind zwei Drittel aller Südtiroler Bauern

genossenschaftlich organisiert. In den zwan-

ziger und dreißiger Jahren setzen Faschismus

und Weltwirtschaftskrise den Raiffeisenkassen

besonders zu. Freie Genossenschaftsverbän-

de werden aufgelöst. Bis 1940 optieren mehr

als 200.000 Südtiroler (85 %) für die deutsche

Staatsbürgerschaft und damit für die Emigration,

darunter zahlreiche Verwaltungs- und Aufsichts-

räte der Raiffeisenkassen, deren anteiliges Ver-

mögen vor der Ausreise liquidiert werden muss.

Die italienische Amtssprache beherrschen nur

wenige Genossenschaftsverwalter. Viele Kassen

müssen schließen. 1925 gibt es in Südtirol 135

Raiffeisenkassen, von denen nur 55 den Zweiten

Weltkrieg überleben.

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Neubeginn nach dem Zweiten WeltkriegDer Wiederaufbau der Südtiroler Raiffeisenorga-

nisation beginnt schon wenige Monate nach dem

Ende des Zweiten Weltkriegs. 1946 gründen zwei

Raiffeisenkassen, eine Kellereigenossenschaft

und zwei Konsortien den Hauptverband Land-

wirtschaftlicher Genossenschaften, im gleichen

Jahr schließen sich 14 Raiffeisenkassen zum

Verband der Raiffeisenkassen zusammen. Bis zu

diesem Zeitpunkt werden die Raiffeisenbanken

von der Südtiroler Sparkasse betreut. Nach der Gründung eröffnen die Kassen eine eigene

Servicestelle in der Bozner Beda-Weber-Straße. 1954 entsteht der Landesverband der

Landwirtschaftlichen Genossenschaften. Dieses Revisionsorgan des Raiffeisenverbunds

bildet mit dem Verband der Raiffeisenkassen eine Bürogemeinschaft. Beide Verbände wer-

den von Josef Hölzl (Obmann) und Franz Kemenater (Direktor) geführt und haben gleiche

Aufgaben. Eine Fusion liegt also auf der Hand und wird 1960 umgesetzt.

Erster Obmann des Raiffeisen-verbandes wird Josef Hölzl. Der Bauer aus Algund führt den Verband 10 Jahre lang.

Erster Geschäftsführer im neu-en Raiffeisenverband wird Franz Kemenater, der zuvor in dieser Position den Verband der Raiff-eisenkassen leitete.

Am 17. Januar gliedert sich der Verband der Raiffeisenkassen in den Verband der Land-

wirtschaftlichen Genossenschaften ein. Die erweiterte Organisation ändert den Namen

und wird zum Raiffeisenverband Südtirol.

Der Wiederaufbau

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Der Raiffeisenverband –Genossenschaftsvertretung mitgesetzlichem AuftragDie Autonome Region Trentino-Südtirol ist in Italien etwas Besonderes – auch wenn es um

das Genossenschaftswesen geht. 1948 überträgt der Staat der Region die Aufsicht über

die in den Provinzen Bozen und Trient ansässigen Genossenschaften. 1950 beschließt der

Regionalrat ein erstes Genossenschaftsgesetz, das der zuständige Regierungskommissar

allerdings blockiert.

1954 wird das Gesetz zur „Überwachung der Genossenschaften“ ein zweites Mal ver-

abschiedet und regelt mehr als 50 Jahre lang den Genossenschaftssektor. Die Revision

wird Pflicht und kann von „anerkannten Verbänden“ für die ihnen angeschlossenen Ge-

nossenschaften in der Region übernommen werden. Damit wird der Raiffeisenverband

zur wichtigsten Revisionsstelle für die Raiffeisen-Genossenschaften in Südtirol. 2008

wird das Regionalgesetz reformiert, die Position des Verbandes bestätigt. Dieser ist heute

einer von vier Vertretungsverbänden in Südtirol, die zur Durchführung von Revision und

Rechnungsprüfung ermächtigt sind.

Der Raiffeisenverband Südtirolist von den Grundsätzen des Genossenschaftspioniers Friedrich Wilhelm Raiffeisen geleitet und auf die genossenschaftliche Förderung der Gegenseitigkeit ohne private Kapitalspekulation ausgerichtet.(Statut, Art.2)

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Der Raiffeisenverbund in Südtirol ist eine Erfolgsgeschichte. „Ich habe auch nicht den

geringsten Zweifel, dass noch die Zeit kommen wird, wo man sich über das Vorhanden-

sein der Organisation freuen wird“, schreibt

Friedrich Wilhelm Raiffeisen 1886. In der

Raiffeisenstraße, vor dem Raiffeisenhaus in

Bozen, blickt die Statue des Genossenschafs-

gründers nachdenklich und entschlossen in

Richtung Rosengarten.

Das Raiffeisenhaus ist der Mittelpunkt des

Raiffeisen-Netzwerks. 1960 beschäftigt der

neue Raiffeisenverband sechs Mitarbeiter in

fünf Büroräumen.

1967 zieht man in ein vom Hauptverband

Landwirtschaftlicher Genossenschaften er-

richtetes Bürogebäude um, besetzt dort erst

einmal zwei Drittel einer Etage – und wächst.

Heute arbeiten im Raiffeisenhaus auf sechs

Stockwerken ausschließlich Mitarbeiterinnen

und Mitarbeiter des Verbandes. Die Anzahl

der Verbandsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter

hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr

als vervierzigfacht.

Am 13. Januar 1968 wird das Raiffeisenhaus in der Raiffeisenstraße 2 im Beisein von Bischof Joseph Gargitter und Landeshauptmann Silvius Magnago offiziell eröffnet. Es wird zum Sitz ver-schiedener landwirtschaftlicher Verbände und Genossenschaften. Der Raiffeisenverband be-zieht zuerst nur einige Räume im dritten Stock.

Das Raiffeisenhaus – Das Zentrum einer erfolgreichen Gemeinschaft

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Südtirol im 20. Jahrhundert

Weltkriege und Diktaturen

Die Katastrophen der europäischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20.

Jahrhunderts treffen auch Südtirol: Nach dem Ersten Weltkrieg wird das

Land in das Königreich Italien eingegliedert, in den 20er und 30er Jahren

betreibt das faschistische Regime in Rom dann die „Italianisierung“ des „Alto

Adige“: Deutsche Orts – und Flurnamen sind verboten, die Bezeichnung Tirol

ist illegal, alles Deutsche aus dem öffentlichen Leben verbannt. Gleichzeitig

entstehen in Bozen neue Stadtviertel und eine Industriezone, in der vor allem

Zuwanderer aus Italien arbeiten. Nach dem Ende des Krieges strebt das Land

nach Autonomie.

1946 unterzeichnen der italienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi und

Österreichs Außenminister Karl Gruber den „Pariser Vertrag“, die Grundlage

der Südtirol-Autonomie. Umgesetzt wird das 2-Seiten-Papier lange Zeit nicht.

1960 fordert die UN-Generalversammlung Österreich und Italien deshalb

auf, „eine Lösung aller Differenzen hinsichtlich der Durchführung des Pariser

Vertrages zu finden“. Diese „Lösung“ ist das 2. Autonomiestatut. 1995 tritt

Österreich der EU bei. 1998 werden die Grenzanlagen am Brenner abgebaut.

Mit der EU-Osterweiterung 2004 rückt Südtirol, als Bindeglied zwischen

Nord- und Süd, in die Mitte des wiedervereinten Europas, verankert in der

Europaregion Tirol.

1946 unterzeichnen deritalienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi und Österreichs Außenminister Karl Gruber den „Pariser Vertrag“. Er bildet bis heute die Grundlage der Autonomie Südtirols.

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Das Dienstleistungszentrum

Der Raiffeisenverband – die Mutter der RaiffeisenfamilieGenossenschaftsüberwachung auf der einen Seite, Interessensvertretung, Beratung und

Betreuung auf der anderen: Der Raiffeisenverband ist die „Mutter“ der Raiffeisenfamilie

in Südtirol. Gemäß den Raiffeisenprinzipien bestimmen die Grundsätze der Subsidiarität

und Freiwilligkeit die Verbandsarbeit. Der Verband übernimmt demnach Aufgaben, deren

Erledigung auf der Ebene der Mitgliedsgenossenschaften nicht ausreichend, nicht sinnvoll,

nicht möglich oder aus Kostengründen nicht tragbar ist. In allen anderen Bereichen bleiben

die angeschlossenen Genossenschaften autonome und selbstverwaltete Körperschaften.

Lobbyarbeit, Beratung, Weiterbildung oder Datenverarbeitung: Das rasante Wachstum

des Verbands und die stetige Ausweitung der Verbandsarbeit spiegeln die Expansion

des Raiffeisennetzwerks wider. Der Verband vergibt auch das geschützte Markenzeichen.

Nur die Mitgliedsgenossenschaften dürfen das Logo mit den gekreuzten Pferdeköpfen

verwenden.

Dienstleistungspalette des Raiffeisenverbandes

Genossenschaftsrevision•

GesetzlicheRechnungsprüfung•

InteressensvertretungundFachverbandfürdieRaiffeisenkassen•

Rechtsberatung•

Steuerberatung•

Personalberatung•

IT-DienstleistungenundInformationstechnologie•

Aus-undWeiterbildung•

Buchhaltung•

UnternehmensberatungundMarketing•

Versicherungsdienste•

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Revision und Überwachung. Genossenschaftliche Selbstkontrolle muss seinRaiffeisen-Revisoren überwachen Raiffeisen-Genossenschaften. Seit seiner Gründung ist

der Raiffeisenverband in Südtirol für die Genossenschaftsüberwachung zuständig. Diese

ist seit 1954 gesetzlich vorgeschrieben. Fachleute des Verbandes prüfen alle zwei Jahre

die Bücher der Raiffeisen-Genossenschaften – kompetent, zuverlässig, gründlich, erfahren

und unabhängig von Weisungen der Verbandsspitze. In vielen Fällen dauert eine Revision

länger als eine Arbeitswoche. Schließlich sind viele Genossenschaften in Südtirol große

Wirtschaftsunternehmen oder Kreditinstitute, die Vermögen verwalten. Die Überwachung

durch den Raiffeisenverband ergänzt damit die interne Kontrolle durch Aufsichtsräte. Ge-

wissenhaftigkeit und Glaubwürdigkeit sind zentrale Werte. Damit Raiffeisenkunden und

Raiffeisenmitglieder auch in Zukunft auf ihre Genossenschaften bauen können.

Seit seiner Gründung ist der Raiffeisenverband gesetzlich anerkannter Revisionsverband. Er führt die Revision der angeschlossenen Genossenschaften und Verbände im Auftrag der Südtiroler Landesregierung durch.

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Die Autonomie.

Eine Erfolgsgeschichte

In Südtirol wird deutsch, italienisch und ladinisch gesprochen. Die rechtliche

Grundlage für das Zusammenleben der drei Sprachgruppen ist das Autono-

miestatut.

„Die deutschsprachigen Einwohner der Provinz Bozen und der benachbarten

zweisprachigen Gemeinden der Provinz Trient genießen die volle Gleichbe-

rechtigung mit den italienischsprachigen Einwohnern, im Rahmen besonderer

Maßnahmen zum Schutze des Volkscharakters und der kulturellen und wirt-

schaftlichen Entwicklung der deutschen Sprachgruppe“, heißt es im „Pariser

Vertrag“. 1946 war das sehr viel, aber heute geht die Autonomie weit über

diese Vorgaben hinaus.

Das 2. Autonomiestatut überträgt dem Land Südtirol 29 Bereiche, die autonom

verwaltet werden. Beschränkt wird diese „primäre Gesetzgebungsbefugnis“ nur

durch die italienische Verfassung, internationale Verträge, die Italien eingegangen

ist, und EU-Richtlinien. Landschaftsschutz, Handwerk, Raumordnung, Kultur,

Fremdenverkehr, Land- und Forstwirtschaft: Südtirol verfügt in Schlüsselsek-

toren über eine Selbstverwaltung, die auch nach dem „Paketabschluss“ 1992

ausgebaut wird. Heute gilt diese „dynamische“ Autonomie als Vorbild, etwa

für die vom Dalai Lama bevorzugte friedliche Lösung der Tibet-Frage.

Die Entwicklung der Raiffeisenorganisation in Südtirol ist eng mit der Entwicklung der Autonomie verbunden.

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Beratung und Weiterbildung Der Raiffeisenverband ist der Kopf der Raiffeisenorganisation

und damit auch für den Transfer von Information zuständig. Ent-

sprechend groß ist das Beratungsangebot. Der Verband hilft bei

der Personalsuche, erstellt Lohn- und Gehaltssteifen, übernimmt

Marketingaufgaben, leistet Lobbyarbeit oder übernimmt die Buch-

haltung angeschlossener Genossenschaften. Zu den wichtigen

Verbandsaufgaben gehören auch die Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatung. In der

Praxis heißt das: Fachleute im Raiffeisenverband verfolgen Rechtsprechung und Gesetz-

gebung und geben ihr Wissen dann an die Genossenschaften der Raiffeisenorganisation

weiter oder erledigen deren Steuererklärungen. Das gilt ganz besonders für die Raiffeisen-

kassen, die auf solide und verlässliche bankwirtschaftliche und aufsichtsrechtliche Beratung

angewiesen sind. Zu den Serviceleistungen des Verbands gehört auch die Weiterbildung.

Modernes Know-how und präzise Information, vor Ort verfügbar, verständlich aufbereitet

und dabei immer auf dem neuesten Stand – dies bildet den Grundstein für den Erfolg von

Raiffeisen in Südtirol.

Das Raiffeisen Informationssystem: Die Schaltzentrale der Raiffeisenfamilie

Seit 1970 unterhält der Raiffeisen-verband ein eigenes Informations- und Datenverarbeitungszentrum.

1970 gründet der Raiffeisenverband in Bozen

ein „organisationseigenes Rechenzentrum mit

Ausnutzung der Möglichkeiten der elektronischen

Datenverarbeitung“. Die Technik ist denkbar ein-

fach: Geldbewegungen werden in Lochkarten

gestanzt, sortiert, bei IBM in Verona verarbeitet

und den Kunden mit der Post als Kontoauszüge

zugeschickt. 40 Jahre später arbeitet fast die

Hälfte aller Angestellten des Raiffeisenverbands

für das Raiffeisen Informationssystem. Dazwischen

liegt eine technische Revolution. PC, Bancomat, E-Mail, Online-Banking: Das Raiffeisen

Informationssystem (RIS) ist Nervenzentrum und Schaltzentrale des Raiffeisenverbandes,

eine High-Tech-Institution mit strategischer Bedeutung. Das RIS liefert maßgeschneiderte

IT-Lösungen, hilft beim Computereinkauf und unterstützt die Raiffeisen-Genossenschaften

in allen Anwenderfragen. Zu den RIS-Kunden gehören neben Raiffeisenkassen und Obst-

genossenschaften, der Raiffeisen Landesbank und dem Raiffeisen Versicherungsdienst

auch der Versicherer Assimoco mit Sitz in Mailand, Genossenschaftsbanken im Veneto

und das Obstkonsortium Melinda im Trentino.

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Wandel und „Wirtschaftswunder“

Die Position im Zentrum Europas, die Gebirgslandschaft und die enge Verflechtung

mit Märkten in Italien, Österreich und Deutschland prägen die wirtschaftliche

Entwicklung Südtirols nach dem Zweiten Weltkrieg. In den siebziger Jahren

setzt ein Strukturwandel ein, der das Land verändert. In entlegenen Talschaften

entstehen leistungsstarke Handwerks- und Industrieunternehmen. Nach der

Fertigstellung der Brennerautobahn 1974 boomt der Tourismus. Die Ausweitung

der Autonomie schafft hoch qualifizierte Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst.

Die genossenschaftlich betriebene Landwirtschaft in den Bereichen Obst, Wein

und Milch ist erfolgreich – auch im Export. Im Südtiroler Etschtal werden die

Hälfte aller Äpfel Italiens produziert, neun Prozent der europäischen Apfelernte

stammen aus Südtirol. Der wirtschaftliche Aufschwung ist auch in Zahlen

messbar: Der Pro-Kopf-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (2008: 33.000 Euro)

übertrifft den EU-Durchschnitt, seit Jahrzehnten herrscht Vollbeschäftigung.

Aus dem Agrarland Südtirol ist eine krisenresistente Dienstleistungsgesellschaft

geworden.

In den 70er Jahren des 19.Jh.s erfolgt eine flächendeckende Modernisierung der Gesellschaft. Der Straßenbau ist das augenfälligste Beispiel.

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Ein innovatives Geschäftsmodell: Der Raiffeisen Versicherungsdienst

Der Raiffeisen Versicherungsdienst zählt viele Institutionen und Verbände zu seinen Kunden, auch viele Sportvereine.

In den neunziger Jahren besetzt Raiffeisen eine Marktnische. Die Kombination von Bank-

und Versicherungsgeschäften? Warum nicht! Der Raiffeisenverband gründet den Raiffeisen

Versicherungsdienst (RVD) als Generalagentur des italienischen Genossenschaftsversi-

cherers Assimoco. Das neue Geschäftsmodell bewährt sich schnell: Die Raiffeisenkassen

vertreiben die Versicherungspolizzen an ihren Bankschaltern, in 15 Jahren verzehnfacht sich

das Prämienaufkommen. Besonders gefragt sind Lebens-, Sach- und KFZ-Versicherungen.

Der RVD bietet aber viel mehr: kompetente Beratung, Kundennähe, Effizienz, ein breites

Produktsortiment, individuell angepasste Versicherungsverträge. Heute ist der Raiffeisen

Versicherungsdienst ein anerkanntes Kompetenzzentrum für Vorsorge und Absicherung

und führend in Südtirol.

Raiffeisen steht für Beständigkeit

Zu den Kunden des Raiffeisen Versicherungsdienstes gehören viele Institutionen, Vereine

und Verbände in Südtirol. Eine besondere Partnerschaft besteht mit dem Verband der

Sportvereine Südtirols (VSS), dem insgesamt 472 Mitgliedsvereine mit 1.118 Sektionen

und über 80.000 Aktiven in ganz Südtirol angehören.

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Eine verlässliche Zusatzvorsorge: Der offene Raiffeisen-Pensionsfonds. Auch in Italien stehen immer mehr Rent-

ner immer weniger und immer älteren

Beitragzahlern gegenüber. Die Folgen

für das Pensionssystem sind dramatisch:

Mit der gesetzlichen Rente allein wird

der Lebensstandard im Alter nicht mehr

zu halten sein. Eine Zusatzrente ist also

unumgänglich, um die Versorgungslücke

schließen zu können. Mit der Entwicklung

eines eigenen offenen Pensionsfonds

hat die Raiffeisen-Familie auf diese He-

rausforderung reagiert. Dem Raiffeisen-

Pensionsfonds können Angestellte und Selbstständige gleichermaßen beitreten. Deren

Beiträge werden gemäß den Vorgaben der Kunden an den Kapitalmärkten investiert.

Vertrieben wird der Pensionsfonds von den Raiffeisenkassen, Trägergesellschaft ist die

PensPlan Invest SGR AG. Strategische Investitionsentscheidungen werden in Absprache

mit der Raiffeisen Landesbank getroffen.

Alterspyramide in Südtirol im Jahr 2050

2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90 FrauenMänner

(Quelle: Istat)

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Die Raiffeisenwerte: Dem Gemeinwohl verpflichtetBodenständigkeit, Selbstverantwortung, Solidarität: Hinter der Marke Raiffeisen steht eine

leistungsstarke Wertegemeinschaft. Raiffeisen-Genossenschaften arbeiten nach dem

Grundsatz der Gegenseitigkeit ohne Spekulationsabsicht. Dabei geht es nicht um private

Profitmaximierung, sondern um die Förderung der Mitglieder und der örtlichen Gemeinwe-

sen. „Nach meiner festen Überzeugung gibt es nur ein Mittel, die sozialen und besonders

auch wirtschaftlichen Zustände zu verbessern, nämlich die christlichen Prinzipien in freien

Genossenschaften zur Geltung zu bringen“, schreibt Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Hilfe zur

Selbsthilfe in einer selbstverwalteten und demokratisch geführten Gemeinwirtschaft – dieses

Raiffeisenprinzip gilt auch heute noch. Und das schafft Sicherheit und Vertrauen.

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Die Mitglieder des Raiffeisenverbandes

Das Rückgrat der Südtiroler WirtschaftDer Raiffeisenverbund in Südtirol ist eine starke Gemeinschaft und das Rückgrat der Südtiroler

Wirtschaft. Nachhaltiges Wachstum, Mitbestimmung und langfristige Ertragsziele – diese

Vorgaben genossenschaftlichen Wirtschaftens haben sich immer schon ausgezahlt. Nicht

zuletzt deshalb steht Raiffeisen in vielen Schlüsselbereichen an der Spitze. Alle Milchhöfe

und Obstgenossenschaften gehören zu Raiffeisen, bei Einlagen und Kreditvergaben ist das

weit verzweigte Netz der Raiffeisenkassen Marktführer. Die Raiffeisen-Genossenschaften

erwirtschaften heute eine addierte Bilanzsumme von 13 Mrd. Euro. Der Raiffeisenverband

ist die wichtigste Dachorganisation im Südtiroler Genossenschaftswesen und damit eine

Stimme, die Gewicht hat. Schließlich gehört fast jeder vierte Einwohner des Landes einer

Raiffeisen-Genossenschaft an. Das belegt die Bodenständigkeit des Raiffeisennetzwerks

und den Erfolg der Genossenschaftsidee.

Das Raiffeisen-Netzwerk

Raiffeisenorganisationen arbeiten weltweit zusammen. Deshalb ist der Südtiroler Raiffei-

senverband Mitglied des italienischen Genossenschaftsverbunds und gehört der Interna-

tionalen Raiffeisen-Union ebenso an wie der Forschungsgesellschaft für das Genossen-

schaftswesen an der Universität Münster. Der Verband beteiligt sich auch an der Gründung

des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA), einem

Wissenschafts- und Diskussionsforum zur Weiterentwicklung der von Friedrich Wilhelm

Raiffeisen entwickelten Genossenschaftsidee im 21. Jahrhundert.

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Ein bodenständige Allianz: Die Raiffeisen GeldorganisationAls unverzichtbarer Geldgeber für mittelständische Industrie- und Handwerksbetriebe tragen

die Raiffeisenkassen in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts

zum Südtiroler „Wirtschaftswunder“ bei. Das 2. Autonomiestatut überträgt die Zuständigkeit

für die Eröffnung von Bankschaltern dem Land Südtirol. Die Folge ist die Entstehung eines

dichten Schalternetzes, das auch in den folgenden Jahrzehnten zügig ausgebaut wird. Die

Eröffnung neuer Filialen und die Zusammenschlüsse kleinerer Raiffeisenbanken machen

aus den „Dorfkassen“ leistungsstarke Kreditinstitute. Das hat messbare Folgen: Von 1970

bis 1990 verdoppelt sich die Höhe der Einlagen. Auch die Liberalisierung des italienischen

Bankensystems Mitte der neunziger Jahre unterstützt diese Expansion. Die ehemaligen

Spar- und Darlehenskassen wachsen zu vielseitigen Universalbanken, die sich auch nach

der Jahrtausendwende gut am Markt behaupten.

Über 70.000 Südtirolerinnen und Südtiroler sind Mitglied einer Raiffeisenkasse.

Page 24: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

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Marktführer in SüdtirolRaiffeisenkassen brauchen Unterstützung – auch in Südtirol. Deshalb entsteht 1973 die

Raiffeisen-Zentralkasse und spätere Raiffeisen-Landesbank AG als Nachfolgerin der

1927 aufgelösten Landwirtschaftlichen Zentralkasse: eine Servicestelle im Besitz der

Raiffeisenkassen und ein wichtiges Kompetenzzentrum. Die Landesbank organisiert den

Zahlungsverkehr der Raiffeisenkassen und koordiniert deren Geschäfte auf den Kredit-

und Finanzmärkten. Heute ist die Landesbank AG das zentrale Geld- und Kreditinstitut der

Raiffeisen-Genossenschaften und das pulsierende Herz der vernetzten Raiffeisen Geldor-

ganisation. Landesbank und Raiffeisenkassen bilden eine wetterfeste Allianz im Dienst des

Kunden, vor allem in Krisenzeiten. Schließlich steht die Marke Raiffeisen seit Jahrzehnten

für Vertrauen, Bodenständigkeit und Stabilität. Bei Einlagen und Kreditvergaben ist die

Raiffeisen-Geldorganisation daher führend in Südtirol.

Eine Marke wird geschützt

1993 schreibt das italienische Bankwesengesetz die Umbenennung der Cassa Rurale ed

Artigiana in Banca di Credito Cooperativo vor. Der Verweis auf die Marke „Raiffeisen“ ist

plötzlich nicht mehr zugelassen. Der Südtiroler Raiffeisenverband interveniert daraufhin

bei der für das Genossenschaftswesen zuständigen Region Trentino-Südtirol und ist damit

erfolgreich. Heute können Raiffeisenkassen im Trentino und in Südtirol folgende Namens-

varianten tragen: Cassa Rurale, Cassa Raiffeisen oder Raiffeisenkasse.

1970 1975 1980 1985 1987 2004 2008

19,3 23,8 32,9 32,9 33,2 41,5 37,4

Entwicklung der Marktanteile der Kundenausleihungen der Raiffeisen Geldorganisation Südtirol

(Raiffeisenkassen und Raiffeisen Landesbank Südtirol)

1970 1975 1980 1985 1987 2004 2008

22,8 28,3 34,0 41,0 43,0 50,5 48,9

Entwicklung der Marktanteile der Kundeneinlagen der Raiffeisen Geldorganisation Südtirol

(Raiffeisenkassen und Raiffeisen Landesbank Südtirol)

(in Prozent)

(in Prozent)

Page 25: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

24

Klimaland SüdtirolBei der Nutzung erneuerbarer Energien nimmt Südtirol nicht nur in Italien eine Ausnah-

mestellung ein. 2020 sollen hier 100 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren

Energiequellen gedeckt werden (ohne Verkehr); die EU gibt sich da schon mit einem Anteil

von 20 Prozent zufrieden. Ein glückliches Land: Südtirol hat beste Voraussetzungen für eine

nachhaltige und dezentralisierte Energieproduktion. Seit über 100 Jahren wird in Südtirol

Wasserkraft zur Stromgewinnung genutzt. Zudem ist das Land mit seinem mediterranen

Klima ein idealer Standort für die Versorgung mit Solarenergie. Seit den zwanziger Jahren

des vergangenen Jahrhunderts wird Energie in Südtirol auch genossenschaftlich produziert

und geliefert. Dabei geht es nicht nur um Versorgungssicherheit und Kundenähe, sondern

auch um niedrige Preise. So können lokale Energiegenossenschaften die Produktion und

Verteilung selbst kontrollieren, ihre Energie bis zu 40 Prozent billiger anbieten als weltweit

tätige Energiekonzerne.

Die Energieberater

Wer Energie produziert braucht Unterstützung und Fürsprache. Der Raiffeisen Energiever-

band (REV) ist Interessensvertretung und Dienstleister für die Südtiroler Energiewirtschaft.

In seinen Büros im Raiffeisenhaus bündelt der Verband die Initiativen von Energieprodu-

zenten und Energieverteilern. Dabei ist der REV mittelständischen Energieunternehmen

und Genossenschaften gleichermaßen verpflichtet. Oberstes Ziel der Verbandsarbeit ist die

Förderung der dezentralen Ausbeutung einheimischer erneuerbarer Energien. Und das hat

gleich mehrere Vorteile: Wer Energie mit eigenen Ressourcen vor Ort produziert und vertreibt,

macht sich von Großverteilern und fossilen Energieträgern unabhängig, Wertschöpfung

und Know-how bleiben im Land. Mit anderen Worten: Der Raiffeisen Energieverband ist

ein Kompetenzzentrum für bodenständigen Klimaschutz. In den ersten zwei Jahren nach

der Verbandsgründung hat sich die Mitgliederanzahl mehr als verdoppelt.

Page 26: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

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Der Obstgarten Europas„Gestern ist ein Kistchen Trauttmansdorffer Obst nach New York abgegangen“, schreibt

die „Meraner Zeitung“ 1896. Die neuen Eisenbahnlinien, die Regulierung der Etsch und die

Trockenlegung des sumpfigen Talbodens zwischen Bozen und Meran sind vor dem Ersten

Weltkrieg unverzichtbare Voraussetzungen für die Entwicklung der Südtiroler Obstwirt-

schaft. Obst – das heißt heute vor allem Äpfel. 1893 entsteht im Raum Meran die erste

Obstgenossenschaft in Tirol. Der Wegfall von Zollschranken nach der EWG-Gründung 1957

und die rasante Entwicklung der Kühltechnik treiben die Produktionszahlen in die Höhe:

In wenig mehr als 60 Jahren verzehnfacht sich die Menge der angelieferten Äpfel. Heute

stammen mehr als elf Prozent der Apfelproduktion in den 27 EU-Staaten aus dem größten

Obstgarten Europas „an der Sonnenseite der Alpen“. Dort betreibt die genossenschaftlich

vernetzte Obstwirtschaft modernste Sortierungs- und Verpackungsanlagen und hat sich

gut behauptet in einer global vernetzen Branche.

Page 27: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

26

Entwicklung der Produktion der Obstgenossenschaften Südtirols

1970 1975 1980 1985 1990

157.000 288.000 322.000 452.000 614.000

1995 2000 2005 2008 2009

596.000 775.000 842.000 974.000 1.067.000

Wie keine zweite Branche hat die Obstwirtschaft in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Modernisierungs-schub erfahren. Heute sind die Obstgenossenschaften bei der Verarbeitung der Ware Vorreiter in Europa.

Marlene für Italien

Äpfel brauchen Marketing: 1995 führt der Verband der Obstgenossenschaften (VOG) in

Italien die Qualitätsmarke „Marlene“ ein. 2004 folgt die Marke „Marlene Bio“. Seit 2005

tragen elf Apfelsorten, die vom VOG weltweit als „Südtiroler Apfel“ vertrieben werden, die

EU-Ursprungsbezeichnung geografisch geschützte Angabe (g.g.A). Im Vinschgau vereint

der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse über 1700 Obst- und

Gemüsebauern in insgesamt 7 Genossenschaften. „Südtiroler Apfel“, das heißt: Produkte

aus integriertem Anbau, die nur in Südtirol geerntet wurden. Anders gesagt: Wenn Südtirol

auf der Verpackung steht, dann ist auch Südtirol drin.

(in Tonnen)

Page 28: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

27

Die Produktion und Verarbeitung von Milch haben in

Südtirol lange Tradition und große volkswirtschaftliche

Bedeutung. Die 1877 gegründete Sennerei Niederdorf

ist die erste Genossenschaft im südlichen Tirol. Heute ist

die Milchwirtschaft in Südtirol zu 100 Prozent genossen-

schaftlich organisiert. Mehr als drei Prozent der in Italien

produzierten Milch stammen aus Südtirol, zwei Drittel aller

Südtiroler Molkereiprodukte werden jenseits der Landes-

grenzen verkauft. Die Branche steht auf festen Beinen und

das hat Gründe. Die Milchverarbeitung ist weitgehend in

modernen High-Tech-Milchhöfen konzentriert, der Vere-

delungsgrad stetig gestiegen. Weniger als 15 Prozent der

angelieferten Rohmilch werden heute noch als Frischmilch

vertrieben. Das erhöht die Wertschöpfung und die Aus-

zahlungspreise an die Milchbauern. Bei der Vermarktung

ist man erfinderisch. Käse, Butter, Sahne, Yoghurt, Ricotta,

Mascarpone oder Mozarella, dieser Mix aus Nord und Süd

im Produktsortiment kommt gut an, und zwar sowohl in

Italien als auch nördlich der Brennergrenze.

Almkäse in Dubai

Die Sennereigenossenschaft Algund ist zwar eine der kleinsten Molkereien im Land, aber

dennoch international erfolgreich. Im Januar 2010 nimmt das Jumeirah Beach Hotel in

Dubai 16 Käsesorten aus Algund in seine Speisekarte auf. Für die Sennerei ist das ein

prestigeträchtiger Verkaufserfolg. Mit 598 Zimmern und 22 Restaurants gehört das futu-

ristisch gestylte Luxus-Resort zu den beliebtesten Häusern am Persischen Golf.

Milch aus Südtirol,ein Genossenschaftsprodukt

Die Milchverarbeitung in Südtirol ist zu 100 Prozent genossenschaftlich organisiert. Das heißt: in Raiffeisen-Genossenschaften.

Entwicklung der Produktion der Milchhöfe und Sennereigenossenschaften Südtirols

1966 1970 1975 1980 1985 1990

32 53 65 109 164 287

1995 2000 2005 2007 2008 2009

294 350 386 376 361 367

(in Mio. Liter)

Page 29: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

28

Ein Genussland: 3.000 Jahre Südtiroler Wein„Bei den Lepontiern, Camunern, Stönern und Tridentinern wächst der rätische Wein, der den

besten römischen Sorten in nichts nachsteht“, schreibt der römische Geschichtsschreiber

Strabon. Wein in Südtirol hat eine lange Geschichte. Schon in der Antike schätzt man den

„rätischen Wein“ aus dem Etschtal. Dort kaufen Klöster aus Bayern und Franken im frühen

Mittelalter Weingüter, um den eigenen Bedarf vor Ort decken zu können. Besonders die

Traminer Weine sind an deutschen Fürstenhöfen begehrt. Die Sorten Lagrein, Vernatsch

und Gewürztraminer prägen immer noch die Weinberge in Südtirol, auch wenn im 19.

Jahrhundert internationale Rebsorten importiert werden. Heute ist das Rebsortiment so

attraktiv und vielfältig wie die Landschaft mit ihrem mediterranen Flair, aus der die Weine

stammen.

Qualität ist Erfolg. Kellereigenossenschaften in Südtirol

Weinproduktion und Raiffeisen-Genossenschaften passen schon im ausgehenden 19. Jahr-

hundert gut zusammen. Vor dem ersten Weltkrieg entstehen in den wichtigsten Südtiroler

Anbaugebieten genossenschaftlich geführte Kellereien. Über 100 Jahre später besetzt die

Südtiroler Weinwirtschaft einen Spitzenplatz im Weinland Italien. Dabei geht es nicht um

Produktionsmengen, sondern um höchste Qualität. Das war nicht immer so. In den sechziger

und siebziger Jahren wird auch in Südtirol Massenware produziert. Erst danach konzentriert

man sich auf die Herstellung von Spitzenweinen. Mit Erfolg. Ob Chardonnay, Grauburgunder,

Sauvignon Blanc, Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir oder die „einheimischen“ Tradi-

tionssorten Gewürztraminer, Lagrein und Vernatsch: Auf 5000 Hektar werden in Südtirol

fast ausschließlich Weine in DOC-Qualität angebaut, die von professionellen Sommeliers

und Weinliebhabern entsprechend geschätzt werden.

Page 30: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

29

Die Kellereigenossenschaften liefern 70 Prozent der Südtiroler Weinproduktion.

Entwicklung der Produktion der Kellereigenossenschaften Südtirols

1975 1980 1985 1990 1995

241.000 302.000 305.000 272.000 229.000

2000 2005 2007 2008 2009

283.000 235.000 267.000 238.000 203.000

(in Hektoliter)

Page 31: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

30

Verantwortung für Menschen. Sozialgenossenschaften im RaiffeisenverbandRaiffeisengenossenschaften sind dem Gemeinwohl verpflichtet. Das war schon immer so.

„Der Sieg wird sicher auf der Seite derjenigen christlichen Gemeinschaft sein, welche sich in

der Liebe am tatkräftigsten erweist“, schreibt Friedrich Wilhelm Raiffeisen in der Einleitung

seines 1866 erschienenen Buches „Die Darlehenskassen-Vereine als Abhilfe der Noth der

ländlichen Bevölkerung sowie auch der ländlichen Handwerker und Arbeiter“. Menschen

helfen Menschen: Das war und ist Raiffeisen. Deshalb vertritt der Raiffeisenverband in

Südtirol nicht nur Kreditinstitute, Winzer, Energieproduzenten oder Obst- und Milchbau-

ern, sondern eben auch soziale Genossenschaften. Tagesmütter, Altenheime, Dienste für

Menschen mit Behinderung: Genossenschaftliche Selbsthilfe ist unverzichtbar und nicht

zu ersetzen – daran hat sich auch im 21. Jahrhundert nichts geändert.

In den letzten Jahren sind eine Reihe neuartiger Genossenschaften im Sozialbereich entstanden, wie die Sozialgenossenschaft Die Kinderfreunde Südtirol in Bruneck.

Page 32: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

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Genossenschaften/Körperschaften 2. Grades

1RaiffeisenLandesbankSüdtirol AG

Bank-/Kreditwirtschaft

3• Verband der Südtiroler Obstgenossen schaften (VOG)• Verband der Vinschgauer Obstproduzenten (VI.P)• VOG PRODUCTS Leifers

Obstwirtschaft

2• Sennereiverband Südtirol• MILKON Südtirol

Milchwirtschaft

2• Verband der Kellereigenossen- schaften Südtirols• Südtiroler Weinbauernverband

Weinwirtschaft

7• BIOG Dienstleistungkons.• FROM Società Agricola• Landw. Einkaufsgen. LEG• OG-Dienstleistungs- konsortium• Raiffeisen Energieverband• Südtiroler Gemeindenverband• Südt. Viehvermarktungs- konsortium (KOVIEH)

Sonstige

Genossenschaften/Körperschaften der Primärstufe

49Raiffeisenkassen

addierteBilanzsumme

10,04 Mrd. €

Bank-/Kreditwirtschaft

29Obst- undSaatbaugenossen-schaften

Gesamterträge(Durchschnitt 3 Jahre)

675 Mio. €

Obstwirtschaft

15Molkereigenossen-schaften

Gesamterträge(Durchschnitt 3 Jahre)

368 Mio. €

Milchwirtschaft

16Kellereigenossen-schaften

Gesamterträge(Durchschnitt 3 Jahre)

118 Mio. €

Weinwirtschaft

222Sonstige Genossenschaften

26Körperschaften ohne Revisionspflicht

Sonstige

Die Mitglieder des Raiffeisenverbandes

Page 33: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010

32

Literaturverzeichnis:

Andrea Leonardi: L’esperienza cooperativa di F. W. Raiffeisen ed i suoi primi riflessi in area tirolese, Hrsg.: Region Trentino-Südtirol, Trient 2002

Confcooperative, www.confcooperative.it

Rudolf Maxeiner/Dr. Gunther Aschhoff/Dr. Herbert Wendt: Raiffeisen. Der Man die Idee und das Werk, Raiffeisendruckerei GmbH, Neuwied 1988

Konrad Palla: 100 Jahre Raiffeisen-kassen in Südtirol, CISCRA, Villanova del Ghebbo 1989

Walter Pichler/Konrad Walter: Zwischen Selbsthilfe und Marktlogik, Edition Raetia, Bozen 2007

Bildnachweis:

Seite 8: Foto Tappeiner

Seite 19: Die Brenner Autobahn, Tiroler Nachrichten, Innsbruck 1972, S. 140

Seite 27: Gianni Bodini

Seite 32: Sozialgenossenschaft Die Kinderfreunde Südtirol

RVS-Archiv

Impressum:

Herausgeber: Raiffeisenverband Südtirol GenossenschaftRaiffeisenstr. 2, Bozen

Design und Druck: Saphir, Vahrn – [email protected]

Page 34: Präsentationsbroschüre.Der Raiffeisenverband.dt-Juni2010