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Praxisprojekte des Qualifizierungsprogramms
»Forschendes Lernen an der TUHH«
Ausgabe 1
2 3
Herausgeber
Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL)
(hier: Ulrike Bulmann, Klaus Vosgerau,
Nadine Stahlberg, Sönke Knutzen)
www.tuhh.de/zll
Technische Universität Hamburg
Am Schwarzenberg-Campus 3 (E)
21073 Hamburg
Layout, Satz und Gestaltung
Viktoria Constanze Schneider
Titelbild
Original von Teilnehmenden aus dem Work-
shopgeschehen des Qualifizierungsprogramms
„Forschendes Lernen an der TUHH“, Start SoSe
2015
Das aktuelle Gutachten des Wissenschaftsrats zu den
MINT-Fächern an Hamburger Hochschulen stellt der
TUHH für ihre besondere Innovationskraft in der Lehre
ein hervorragendes Zeugnis aus. Die hohe Dynamik in
der Lehre gründet dabei nicht zuletzt auf der starken
Forschungstradition unserer Technischen Universität.
Indem wir die Verbindung von Lehre und Forschung
aufbauend auf Bewährtem neu denken und unsere
Studierenden durch innovative Lehrmethoden intensiv
an unserer Forschung teilhaben lassen, bringen wir sie
auf den Weg, sowohl kompetente Ingenieurinnen und
Ingenieure als auch Forscherinnen und Forscher von
morgen zu werden.
Voraussetzung anspruchsvoller, forschungsnaher
Lehre ist die hohe didaktische Kompetenz unserer Leh-
renden. Wir sind der Überzeugung, dass die Ausbildung
dieser didaktischen Kompetenz so früh wie möglich ge-
fördert werden muss – am besten ab dem Moment, in
dem junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
erstmals als Lehrende im Hörsaal, Seminarraum oder
im Labor stehen. Seit dem Sommer 2015 wird deshalb
von unserem „Zentrum für Lehre und Lernen“ das
Qualifizierungsprogramm „Forschendes Lernen an der
TUHH“ durchgeführt. Alle neuen wissenschaftlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden hier in das
Forschende Lernen eingeführt, erproben und analysie-
ren dessen Umsetzung in eigenen Lehrveranstaltungen
und vernetzen sich zugleich mit anderen Nachwuchs-
wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern im intensi-
ven Dialog über die Lehre.
Um dem Anspruch wissenschaftsbasierter Lehre ge-
recht zu werden, haben die Teilnehmerinnen und Teil-
nehmer des Programms seit dem Sommer 2015 ihre
Lehrveranstaltungen auf Grundlage wissenschaftlicher
Literatur und mit Hilfe eigener Datenerhebungen bzw.
-auswertungen weiterentwickelt – auch dies also auf
dem Weg forschenden Lernens. Wir sind überzeugt,
mit diesem in mehrfacher Hinsicht forschungsnahen
Ansatz der lehrbezogenen Weiterqualifizierung einen
ungewöhnlich hohen Anspruch an ein solches Pro-
gramm angelegt zu haben und sind stolz auf die Er-
gebnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die wir
in dieser Broschüre vorstellen. Ich wünsche Ihnen eine
anregende Lektüre!
Prof. Dr. Sönke Knutzen
Vizepräsident Lehre der TUHH
Impressum Kontakt
Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL)
Technische Universität Hamburg
Am Schwarzenberg-Campus 3 (E)
21073 Hamburg
Dr. Ulrike Bulmann
Fon: 040 / 42878 – 4624
Dr. Klaus Vosgerau
Fon: 040 / 42878 – 4622
Dr. Nadine Stahlberg
Fon: 040 / 42878 – 4677
Prof. Dr. Sönke Knutzen
Fon: 040 / 42878 – 3715
Grußwort
Ausgabe 1
06/2015-06/2016
Vizepräsident Lehre der TUHH
Prof. Sönke KnutzenImpressum / Kontakt
4 5
Inhalt
Eine Einleitung in das Qualifizierungsprogramm „Forschendes Lernen an der TUHH“ und seine
Praxisprojekte (Dr. Ulrike Bulmann, Dr. Klaus Vosgerau, Dr. Nadine Stahlberg)
Fallbeispiel 1: Eingliederung von Forschendem Lernen in die Computeralgebra-System (CAS)
Komponente der Übung Diskrete Algebraische Strukturen (Robert Leppert, Viktoria Drabe)
Fallbeispiel 2: Einfluss von Lernmethoden auf die studentische Motivation in der Hörsaalübung
Strömungsmechanik II (Sophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren Sehrer)
Fallbeispiel 3: Untersuchung der Beziehung von Lernerfahrungen, Lehr-Lernhandlungen und
der Entwicklung intendierter Kompetenzen im Seminar „Gestaltung, Nutzung und Evaluation
technischer Lernumgebungen“ aus Studierendensicht (Barbara Knauf, Henrik Schröder)
Fallbeispiel 4: Untersuchung des Versuches Dampfkraftanlage mit dem Ziel zur Verbesserung
studentischen Lernens (Charlott Weltzien, Jan Gartung)
Fallbeispiel 5: Identifikation von Ursachen für das unzureichende Erlangen der für eine gute
Gruppenarbeit nötigen sozialen Kompetenzen im Problem-Based Learning „Produktionscont-
rolling“ (Marius Indorf)
5
7
13
20
28
33
Eine Einleitung in das Qualifizierungs-programm „Forschendes Lernen an der TUHH“ und seine Praxisprojekte
Ulrike Bulmann, Klaus Vosgerau und Nadine Stahlberg
Um wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter an Forschendes Lernen heranzuführen und sie hier-
zu bei der eigenen Lehrplanung zu unterstützen, wird
an der TU Hamburg seit Sommer 2015 das hochschul-
didaktische Qualifizierungsprogramm „Forschendes
Lernen an der TUHH“ durchgeführt.
Mit dem Programm will die TUHH einen Beitrag zur
Weiterentwicklung ihrer Lehre leisten, die ihren Stu-
dierenden ermöglicht, schrittweise eine fachliche For-
schungskompetenz zu entwickeln. In Übereinstimmung
hierzu steht, dass sich auch die Fachverbände für ein
Ingenieurstudium stark machen, in dem die Studieren-
den am Ende das eigenständige Forschen erlernt haben
(z. B. acatech, 2008, S. 10). Die Idee zum Qualifizie-
rungsprogramm antwortet zudem auf einen Befund aus
dem „Studienqualitätsmonitor 2015“, nach dem die
Harburger Studierenden den Forschungsbezug und die
eigenen Forschungsmöglichkeiten in der Lehre zwar für
ziemlich wichtig halten, bei der Umsetzung aber noch
Verbesserungsmöglichkeiten sehen (Deutsches Zentrum
für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, 2015).
Das Qualifizierungsprogramm richtet sich an wis-
senschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller
Dekanate. Im Zeitraum von 06/2015 bis 06/2016 nah-
men 12 Personen aus 5 Dekanaten teil und brachten
ihre Vorerfahrungen aus Forschung und Lehre ein. Es
orientiert sich als Maßnahme der Personalentwicklung
und der Unterstützung der Institute an einigen eigens
dafür erstellten Lernzielen (Abbildung 1); aus den Zie-
len wurde ein Konzept abgeleitet, das eine sechsteilige
Workshop-Reihe, begleitende Praxisprojekte zur Refle-
xion und Anwendung der Workshop-Inhalte sowie eine
Abschlussveranstaltung umfasst.
In den Workshops wird in die Ziele, Inhalte und Me-
thoden des Forschenden Lernens sowie in seine fachna-
hen Umsetzungsmöglichkeiten eingeführt (orientiert an
Huber, 2009; Healey 2005; Deicke, Gess, Rueß, 2012).
Im Vordergrund stehen der Erwerb der didaktischen
Grundlagen sowie die Fähigkeit zur Reflexion der An-
wendungsmöglichkeiten des Forschenden Lernens. Die
Lehrveranstaltungen der Teilnehmenden bilden dabei
Ausgangspunkte und Anwendungsbeispiele.
Begleitend zu den Workshops analysieren die wis-
senschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre
Lehrveranstaltungen in anwendungsbezogenen Praxis-
projekten. Die Projekte basierten beim ersten Durch-
gang des Programms auf dem Konzept des Scholarship
of Teaching and Learning (vgl. auch Huber, 2011) in der
Variante des Classroom Action Research an (vgl. Met-
tetal, 2001; Kern et al., 2015). In Anlehnung an diese
beiden Ansätze entwickelten sie ausgehend von selbst
definierten Herausforderungen in der eigenen Lehrver-
anstaltung eine Untersuchungsfrage und Hypothesen
zur didaktischen Optimierung. Sie gestalteten ein Un-
tersuchungsdesign, nutzten zu Analysezwecken einige
vorhandene Daten (z. B. Evaluationen) oder erhoben
1. didaktische Grundsätze diskutieren und anwenden1. didaktische Grundsätze diskutieren und anwenden1. didaktische Grundsätze diskutieren und anwenden1. didaktische Grundsätze diskutieren und anwenden1. didaktische Grundsätze diskutieren und anwenden
4. eigene Lehrplanung entwickeln und diskutieren4. eigene Lehrplanung entwickeln und diskutieren4. eigene Lehrplanung entwickeln und diskutieren4. eigene Lehrplanung entwickeln und diskutieren
2. didaktische Methoden auswählen und einsetzen2. didaktische Methoden auswählen und einsetzen2. didaktische Methoden auswählen und einsetzen2. didaktische Methoden auswählen und einsetzen2. didaktische Methoden auswählen und einsetzen
5. Produkt präsentieren5. Produkt präsentieren5. Produkt präsentieren
3. Potentiale Forschenden Lernens in eigener Lehre kennen und realisieren3. Potentiale Forschenden Lernens in eigener Lehre kennen und realisieren3. Potentiale Forschenden Lernens in eigener Lehre kennen und realisieren3. Potentiale Forschenden Lernens in eigener Lehre kennen und realisieren3. Potentiale Forschenden Lernens in eigener Lehre kennen und realisieren
6. in der Gruppe vernetzen
7. Lehrhaltung re� ektieren7. Lehrhaltung re� ektieren7. Lehrhaltung re� ektieren7. Lehrhaltung re� ektieren7. Lehrhaltung re� ektieren7. Lehrhaltung re� ektieren7. Lehrhaltung re� ektieren
8. Perspektive als Forschende/r und Lehrende/r zusammen denken
Konzept des Forschenden Lernens
Re� exion und Identi� kation
Einführung in die Didaktik/Methodik
Verortung in der Lehre
PRAXISPROJEKTE
Betreuung Studen-tischer Arbeiten
1. Workshop 2. Workshop 4. Workshop 6. Workshop3. WorkshopMethodische Gestaltung in der Lehrveranstaltung
5. Workshop
Ab-
schlussprä-
sentation
2 Monate 2 Monate 2 Monate 2 Monate 2 Monate 2 Monate
Abb. 1: Ziele und Konzept des Qualifizierungsprogramms „Forschendes Lernen an der TUHH“
Zentrum für Lehre und Lernen
Inhalt Dr. Ulrike Bulmann, Dr. Klaus Vosgerau, Dr. Nadine Stahlberg
6 7
Einleitung
ÜBER DIE VERANSTALTUNG Diskrete Algebraische
Strukturen ist eine Pflichtveranstaltung in den Bache-
lor-Studiengängen Computer Science (früher Computa-
tional Informatics) und Informatik-Ingenieurwesen, die
Grundlagen der Algebra und Diskreten Mathematik
lehrt. Sie besteht aus einer Vorlesung, die von ca. 100
Studierenden in ihrem 1. oder 3. Semester besucht wird,
sowie einer Übung (3-4 kleinere Übungsgruppen). Die
Übung bestand ursprünglich nur aus von Hand zu rech-
nenden Aufgaben und wurde im vergangenen Jahr um
einen zweiten Teil mit verschiedenen Anleitungen und
Aufgaben in Maple erweitert, einem Computeralgeb-
ra-System (CAS), welches symbolische Berechnungen
ermöglicht. Zurzeit demonstriert dieser Teil manchmal
nur die Möglichkeiten der Software, bzw. es fehlt eine
Anknüpfung an die Themen der zuvor behandelten
Aufgaben. Einige Aufgaben sind zu ergebnisorientiert,
um didaktisch sinnvoll die Methodenkenntnis der Stu-
dierenden zu fördern.
UNTERSUCHUNGSFRAGE In die zurzeit deshalb
stattfindende Umgestaltung der Übungsaufgaben sol-
len Ideen und Konzepte des Forschenden Lernens (FL)
einfließen. Da in der Klausur hauptsächlich klassische
Rechnungen von Hand gefragt sind, ist es einerseits
wichtig herauszufinden, wie man sicherstellt, dass die-
se Fertigkeiten nicht eingeschränkt werden, und ande-
rerseits gleichzeitig die didaktischen Möglichkeiten des
CAS, die eigenständige Konstruktion und Erkundung
von Beispielen zu vereinfachen, optimal anleitet. Die
ABSTRACT In der die Vorlesung „Diskrete Algebraische Strukturen“ begleitenden Übung wurde ein Compu-
teralgebra-System eingeführt, das den Studierenden durch zusätzliche Illustrationen die Vorbereitung auf die
Klausur erleichtern sowie den rezeptiven Teil der Übung um individuelles Anwenden und Ausprobieren erweitern
soll. Die Datenerhebung zur Untersuchung der Frage, wie die neue Komponente bestmöglich in die Übung inte-
griert wird, umfasst drei Teile, eine schriftliche und mündliche Befragung am Semesterende und die Analyse von
Klausurergebnissen. Basierend auf den Erhebungen wird eine Erweiterung der Übung angestrebt, die durch eine
Anleitung zu selbständigerem, beispielorientierten Lernen eine unterstützende Rolle des CAS für die Klausurvor-
bereitung beinhaltet.
Untersuchungsfrage lautet daher: Wie kann man die
Studierenden mit Hilfe der CAS-Komponente in der
Übung zu selbständig motiviertem Arbeiten und Lernen
anleiten, ohne dass durch eine Ergebnis-fokussierte Ar-
beitsweise eine Verschlechterung der Handrechnungs-
fertigkeiten stattfindet?
EINBETTUNG IN DIE FACHDISKUSSION Es soll ein
kleiner Überblick über die wichtigsten Verstehensmo-
delle folgen, um daran anknüpfend die aktuellen Erwä-
gungen für und gegen CAS im Unterricht erläutern zu
können. Wir nehmen explizit auf ausgewählte Stränge
des Education Research in der Mathematik Bezug, die
sich mit zentralen Merkmalen von Forschendem Lernen
(vgl. Huber et al., 2009) decken.
Ein zentrales Problem der Didaktik in Mathematik
ist die umgekehrte Reihenfolge der Präsentation. Aus
historisch langwierigen Lösungsversuchen großer Pro-
bleme kristallisieren sich irgendwann zum Schluss neue
Werkzeuge, die später als Definitionen am Anfang ste-
hen. Zu den Motivation spendenden Problemen ge-
langt man im Großem wie im Kleinen üblicherweise
erst zum Schluss (Lockhart, 2009). Stattdessen mit ei-
nem Problem zu beginnen und die Wahl der Methoden
und Versuchsanordnungen selbständig dem Studenten
selbst zu überlassen ist auch eine zentrale Idee von For-
schendem Lernen.
Skemp (1976) unterscheidet allgemein zwischen in-
strumentalem (was ist zu tun?) und relationalem (wa-
rum?) Verständnis. Sfard (1991) beschreibt konkreter
die Formation von mathematischen Konzepten als sich
iterativ wiederholende Hierarchie von
Eingliederung von Forschendem Lernen in die Computer- algebra-System (CAS) Komponente der Übung Diskrete Algebraische Strukturen
Neue (z. B. durch eigene Befragungen oder Beobach-
tungen), interpretierten ihre Ergebnisse und zogen
schließlich Schlüsse für die eigene Lehrpraxis. Zum Ende
der Weiterqualifizierung diskutieren sie ihre Erkenntnis-
se mit der interessierten Hochschulöffentlichkeit
Die Teilnehmenden untersuchten auf diesem Wege
Lehrveranstaltungen aus Bachelor- oder Masterstudien-
gängen der TUHH. Dabei setzen sie empirische Metho-
den wie Fragebögen, Interviews, Beobachtungen oder
Diagnostiktests ein. Durch die problemgerechte Analyse
ihrer Veranstaltungen und die darauf aufbauende Skizze
eines didaktischen Rahmens mit Forschendem Lernen
ergaben sich neue Einblicke in das studentische Lernen
und erweiterte Perspektiven für die eigene Lehre.
In den Projekten wurden typische Phasen und Situa-
tionen eines Forschungszyklus durchlaufen: So reichten
die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter quasi einen Projektantrag ein, zu dem Peers und
ZLL-Trainer ein Feedback gaben. Um die Reflexion über
die Praxisprojekte durch Schreib- und Feedbackprozes-
se anzuregen, dokumentierten die Teilnehmenden ihre
Erkenntnisse und reichten sie später nochmals zur Be-
gutachtung durch Peers und Dozenten ein. Schließlich
wurden die Ergebnisse im Format eines wissenschaft-
lichen Artikels und Posters hochschulintern vorgestellt
und diskutiert.
Diese Broschüre präsentiert folgende Projektberichte
der Reihe 06/2015 bis 06/2016: Robert Leppert und
Victoria Drabe analysieren die Integration von Ansätzen
Forschenden Lernens in ein Computeralgebra-System
der Übung „Diskrete Algebraische Strukturen“ in der
Studieneingangsphase. Sophie Rüttinger, Martin Scharf
und Maren Sehrer beschäftigen sich mit dem Einfluss
aktivierender Lernmethoden auf die studentische Mo-
tivation in der Hörsaalübung „Strömungsmechanik
II“ für Masterstudierende. Barbara Knauf und Henrik
Schröder untersuchen die Beziehung von Lernerfah-
rungen, Lehr-Lern-Handlungen und der Kompetenz-
entwicklung im Master-Seminar „Gestaltung, Nutzung
und Evaluation technischer Lernumgebungen“. Mari-
us Indorf nimmt in der Problem-Based-Learning-Ver-
anstaltung „Produktionscontrolling“ die personalen
Kompetenzen in den Blick, die Masterstudierende hier
entwickeln sollen. Jan Gartung und Charlott Weltzien
diskutieren schließlich Faktoren der Beteiligung von
Studierenden in der Vorbesprechung des Laborprakti-
kums „Dampfkraftanlage“.
Mit dem kombinierten Ansatz aus einer Weiterqua-
lifizierung zum Forschenden Lernen und begleitendem
Classroom Action Research hat die TUHH in der deut-
schen Hochschullandschaft Neuland betreten. Auch die
Dokumentation von Fallbeispielen zur forschungsnahen
Weiterentwicklung der Lehre durch den wissenschaftli-
chen Nachwuchs bildet im MINT-Bereich eine Beson-
derheit. Im Rahmen der bedarfsorientierten Weiter-
entwicklung des Programms werden in den folgenden
Durchgängen zwei verschiedene Projektvarianten an-
geboten: Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter können sich dann für forschende Analysen
und Lehrinnovationen als Classroom Action Research
oder für weniger umfangreiche, evidenzbasierte Lehr-
planungen zum Forschenden Lernen entscheiden.
REFERENZEN:
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
(2008). Empfehlungen zur Zukunft der Ingenieurpromoti-
on. Wege zur weiteren Verbesserung und Stärkung der Pro-
motion in den Ingenieurwissenschaften an Universitäten in
Deutschland. München.
Deicke, W., Gess, C. und Rueß, J. (2012) Implementing
Research Based Education. Challenges and Opportunities.
Workshop. Tagung. “Research-based Education. Strategy
and Implementation”. Eötvös Lorand University. Budapest.
Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschafts-
forschung (2015). Randauszählung Studienqualitätsmonitor
2015. Technische Universität Hamburg-Harburg. Hannover.
Healey, M. (2005) Linking Research and Teaching. Exploring
disciplinary spaces and the role of inquiry-based learning. In
Barnett, R. (Ed.) Reshaping the University. New Relationships
between Research, Scholarship and Teaching. McGraw Hill/
Open University Press. S. 67-78.
Huber, L. (2009). Warum Forschendes Lernen nötig und
möglich ist. In. Huber, L., Hellmer, J. und Schneider, F. (Hg.).
Forschendes Lernen im Studium. Bielefeld. S. 9-35.
Huber, L. (2011). Forschen über eigenes Lehren und stu-
dentisches Lernen – scholarship of Teaching and Learning
(SoTL). Ein Thema auch hierzulande? Das Hochschulwesen.
Ausgabe 4. S. 118-124.
Kern, B., Mettetal, G., Dixson, M.D. und Morgan, R.K.
(2015) The Role of SoTL in the Academy. Upon the 25th An-
niversary of Boyer’s Scholarship Reconsidered. J. of SoTL. Vol.
15. No. 3. 1-14. doi: 10.14434/josotllv15i3.13623.
Mettetal, G. (2001) The What, Why and How of Classroom
Action Research. J. of SoTL. Vol. 2. No. 1
Institut für Eingebettete Systeme, Institut für Technologie- und Innovationsmanagement
Robert Leppert, Viktoria Drabe
Robert Leppert, Viktoria Drabe
Zentrum für Lehre und Lernen
Dr. Ulrike Bulmann, Dr. Klaus Vosgerau, Dr. Nadine Stahlberg
8 9
• Internalisierung (neuer Prozess kann mental ausge-
führt werden, indem bereits bekannte niedrigere ab-
strakte Objekte verarbeitet werden),
• Kondensation (Prozess als autonomes Ganzes auf-
fassen, ermöglicht einem den leichtgängigen Wech-
sel zwischen verschiedenen mentalen Repräsentati-
onen) und
• Reifizierung (Konzept kann losgelöst vom generie-
renden Prozess als eigenes Objekt betrachtet wer-
den).
Letztere benötigt dann auf dem folgenden Level eine
Internalisierung von höherstufigeren Objekten ohne
dass diese schon fertig reifiziert vorliegen würden - bei
genau dieser Art Sprung scheitern viele. Zum Beispiel
ist es notwendig eine Funktion als eigenständiges, ab-
geschlossenes Objekt auffassen zu können, bevor man
Differentialgleichungen löst, in denen Unbekannte sel-
ber Funktionen sind.
In Bezug auf den Einsatz von CAS Lernumgebun-
gen ist generell ein Verlust von relationalem Verständ-
nis durch Black Boxing von Prozessen zu befürchten,
wenn man es undifferenziert zu früh dazu benutzt, um
komplexe Rechnungen zu überspringen (Buchberger,
1990). Das beobachten Lernende auch an sich selbst
(Han, 2009).
Diese Gefahr muss man abwägen gegen potentielle
Vorteile von didaktisch überlegteren Ansätzen (White
Box). Für FL-Zielstellungen sind beispielsweise von Nut-
zen: die absichtliche Verdeckung aktuell nicht relevanter
und die Aufmerksamkeit ablenkender Prozesse (Drey-
fus, 1994, lever potential) und die damit verbundene
Zeitersparnis; die Möglichkeit suboptimales Vorgehen
mit Umwegen zu erlauben, da der Lernende mithilfe
des sofortigen Feedbacks im Gegensatz zur Rechnung
von Hand bei jedem falschen Zwischenschritt noch
rechtzeitig umlenken kann (Heid & Edwards, 2001); die
daraus resultierende größere Fehlertoleranz; die Mög-
lichkeit mühelos viele Beispiele erzeugen zu können
(Pea, 1987), was Experimentieren und Zufallsfunde er-
möglicht.
Des Weiteren gestatten CAS Umgebungen zwar ei-
nen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Reprä-
sentationen, was Kondensation vereinfacht, fügen aber
auch in sich selbst indirekt eine neue technische Reprä-
sentation hinzu. Falls nun Fehlermeldungen auftreten
ist für den Lernendem nicht zwingend erkennbar, ob es
sich um Bedienungsfehler bzw. ein eigenes konzeptuel-
les Missverständnis, oder einfach nur um Limitierungen
der Software handelt (Drijvers, 2002 & 2003).
Die in der Schule gefestigte Vorstellung, dass die in
Beweisen formalisierte Argumentation real der Arbeits-
weise eines Mathematikers entspricht, ist genauso weit
verbreitet wie falsch. Obwohl echte Beteiligung an ak-
tueller Forschung nicht geplant ist, kann man versuchen
im Geist von FL reale Arbeitsweisen, d.h. die systema-
tische eigenständige Arbeit mit Beispielen im kleinen
Rahmen nachzuahmen.
Dazu werden in den Übungen CAS-Umgebungen be-
reitgestellt, in denen ausgehend von einem überschau-
barem Teilproblem bzw. dem aktuellem Thema die zur
Verfügung stehenden Werkzeuge und Beobachtungs-
möglichkeiten sinnvoll eingeschränkt sind. Studenten
werden dann angeleitet in dieser Umgebung mit ab-
strakten Objekten zu experimentieren und eventuell
selber Regelmäßigkeiten zu beobachten. Die Abnahme
von Rechnungen senkt außerdem die Hemmschwelle
des eigenständigen Ausprobierens und könnte so ver-
hindern, dass Studenten bei Nichtverstehen wie üblich
einfach aktionslos erstarren, obwohl die üblichsten Ver-
ständnisfragen oft bereits mit der Variation von Vorbe-
dingungen eines oder mehrerer Beispiele beantwortbar
sind. Das schult nicht nur selbständiges Lernen, sondern
die für Mathematik wichtige Arbeitsweise des systema-
tischen Probierens. Um ein intuitives Verständnis für ei-
nen neuen Prozess entwickeln zu können, kommt man
nicht umhin ihn zunächst anhand mehrerer, sinnvoll
verschiedenartig gewählter Beispiele zu beobachten.
Die außerdem im Rahmen von FL geforderte selbstkri-
tische Prüfung des eigenen Ergebnisses findet hier au-
tomatisch statt, wenn Studierende um eine Hypothese
zu prüfen zielgerichtet und schnell eigene sinnvolle Bei-
spiele konstruieren können. Eine gelungene Demons-
tration und Erklärung der eigenen Lösung entspräche
bereits Nachprüfbarkeit - die in Mathematik zusätzliche
notwendige Abstraktion der informellen Herleitung als
formalen Beweis wird zunächst nicht gefordert bzw.
ausdrücklich separiert.
Untersuchungsansatz
Die Grundlage für die Analyse des Status Quo bil-
den die Klausuren aus den letzten Semestern. Hier geht
es vor allem darum, die abweichenden Aufgabenstel-
lungen zu identifizieren, bei denen die wenigsten oder
meisten Studierenden zu einer Lösung gekommen sind.
Diese Analyse soll aufzeigen, wo die Vorlesung und
Übung nicht oder bereits sehr gut für ein grundlegen-
des Verständnis sorgen konnten. Die Evaluationsbögen
aus den Vorlesungen der letzten Jahre werden ergän-
zend betrachtet.
Aufbauend auf den Erkenntnissen aus der Evaluie-
rung der Klausurergebnisse wird ein Fragebogen er-
stellt, der im Rahmen der Übung an die Studierenden
verteilt wird. Der Fragebogen ist anonym und umfasst
neben allgemeinen Informationen (Studiengang, Se-
mester, Alter, Regelmäßigkeit der Teilnahme an Vorle-
sung und Übung, Vor- und Nachbereitung) auch Fra-
gen zur Bewertung der einzelnen Übungselemente und
der Verwendung des CAS. Die Datenerhebung wird mit
der Durchführung von qualitativen, halb-strukturierten
Interviews abgeschlossen. Um eine möglichst differen-
zierte Perspektive der Studierenden zu erhalten, werden
die Befragungen (Fragebögen und Interviews) am Se-
mesterende durchgeführt. Im Rahmen der schriftlichen
Befragung wurde die Bereitschaft für ein persönliches
Interview abgefragt, hier erklärten sich drei Studierende
für ein Gespräch bereit.
Ergebnisse
Die Analyse der Klausuren aus dem Wintersemester
2014 sowie der Wiederholungsklausur aus dem Som-
mersemester 2015 zeigte, dass v.a. die Aufgaben, die
ein selbständiges Rechnen erfordern von den Studie-
renden nur sehr schlecht gelöst werden. Auch wurde
ein schlechtes Zeitmanagement in der Klausur als zu-
sätzliche Schwierigkeit identifiziert.
Im Rahmen der Befragung konnten 36 ausgefüllte
Fragbögen zur Analyse herbeigezogen werden. Die
Auswertung wurde deskriptiv mit Hilfe von SPSS durch-
geführt. 92% der Befragten sind Erstsemester, die ver-
bleibenden 8% studieren im dritten Semester. Die Teil-
nahmequote an der Vorlesung und Übung ist ähnlich
hoch, 80% der Studierenden nehmen regelmäßig an
der Vorlesung teil (Abb. 1) und 92% gehen immer oder
oft zur Übung (Abb.2). Damit ist als Vorraussetzung
eine Sichtbarkeit der hier untersuchten Lehre gegeben.
Die Anzahl der Studierenden, die die Vorlesung und
Übung regelmäßig vor- und nachbereiten ist relativ
niedrig. Lediglich 14% bereiten die Übung vor, nur
11% bereiten sie nach.
Betrachtet man die Bewertung der Übungs-Inhal-
te durch die Studierenden, wird die unterschiedli-
che Einschätzung der Nützlichkeit der verschiedenen
Übungsanteile deutlich. Wie Abbildung 3 zeigt, wird
die Stoff-Wiederholung von 77% der Studierenden
als nützlich empfunden („trifft voll zu“ und „trifft eher
zu“), jedoch beurteilen 61% der Studierenden die
Nützlichkeit des Computeralgebra-Systems als eher
nicht gegeben (Abb.4). Die Frage, ob das CAS zuhau-
se häufig zu Übungszwecken genutzt wird, verneinen
83% der Befragten. Aus den Freifeld-Antworten wur-
den zudem deutlich, dass eine gewisse Überforderung
mit den Inhalten der Vorlesung zu bestehen scheint
(z.B. „der Zusammenhang fehlt häufig“ oder „die Auf-
gaben vorher selbst zu rechnen ist nicht möglich“)
Die abschließenden Interviews mit den Studierenden
zeigen einen zusätzlichen Faktor auf, der in den Frage-
bögen nicht erkennbar war. In den anderen Pflichtver-
anstaltungen des ersten Semesters wird die Mitarbeit
in den Übungen mit Bonuspunkten belohnt, die dann
in die Klausurnote einfließen. Dies wird von den Stu-
dierenden als zusätzliche Motivation wahrgenommen,
aktiv an den Übungen der anderen Veranstaltungen
Abb 1: Sie waren immer bei der Vorlesung (in %).
Abb 2: Sie waren immer bei der Übung (in %).
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
66
26
6 3
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
61
198 6 6
1 2 3 4 5 6 7
0
20
40
60
80
100100
70
40
6055
23
50
83
6770 70
5854
80
Aufgaben
bearb
eitet:
Punkte
err
eic
ht
(%)
WiSe 2014/15 WiSe 2015/16
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
keine Angabe
611
17
61
6
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
26
51
176
1 2 3 4 5 6 7
0
20
40
60
80
100 95 93 93
82 80
65 64
92100 98
9095
87
72
WiSe 2014/15 WiSe 2015/16Aufgaben
wurd
e b
earb
eitet
(%)
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
66
26
6 3
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
61
198 6 6
1 2 3 4 5 6 7
0
20
40
60
80
100100
70
40
6055
23
50
83
6770 70
5854
80
Aufgaben
bearb
eitet:
Punkte
err
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ht
(%)
WiSe 2014/15 WiSe 2015/16
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
keine Angabe
611
17
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6
trifft voll zu
trifft eher zu
teils teils
trifft weniger zu
trifft gar nicht zu
26
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176
1 2 3 4 5 6 7
0
20
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60
80
100 95 93 93
82 80
65 64
92100 98
9095
87
72
WiSe 2014/15 WiSe 2015/16Aufgaben
wurd
e b
earb
eitet
(%)
Institut für Eingebettete Systeme, Institut für Technologie- und InnovationsmanagementInstitut für Eingebettete Systeme, Institut für Technologie- und Innovationsmanagement
Robert Leppert, Viktoria DrabeRobert Leppert, Viktoria Drabe
10 11
Abb 4: Das Computer Algebra System war für Sie sehr nützlich (in %)
Abb. 5: Aufgabe in der Klausur wurde bearbeitet Abb. 6: wenn eine Aufgabe bearbeitet wurde, Median der erreichten Punktzahl (in %)
teilzunehmen und diese entsprechen vor- und nach-
zubereiten, um die zusätzlichen Punkte für die Klausur
sicherzustellen. Zudem zeigten die Interviews, dass die
Nützlichkeit der CAS-Komponente nicht erkannt wur-
de. Im Gegenteil, die Studierenden äußerten sich in den
Interviews eher kritisch gegenüber den „zusätzlichen“
Inhalten. Eine detaillierte Erläuterung der möglichen
Hilfestellung der CAS-Komponente während des Inter-
views konnte die Studierenden allerdings überzeugen,
daher regten sie ihrerseits eine genauere und explizitere
Anleitung zur Verwendung vom CAS an. Ein organisa-
torischer Aspekt, der ebenfalls in allen Interviews zur
Sprache kam, war die unmittelbare Aufeinanderfolge
von Vorlesung und Übung, die eine Nachbereitung
der Vorlesung bzw. eine Vorbereitung der Übung er-
schwert.
Eine Analyse der neuen Klausurergebnisse (Abb. 5
und 6) zeigte überwiegend Verbesserungen. Der steti-
ge Abfall an bearbeiteten Aufgaben deutet immer noch
auf ein Zeitmanagementproblem hin, aber im Vergleich
zum Vorjahr wurden fast alle Aufgaben weniger häu-
fig komplett ausgelassen. Es wurden insgesamt mehr
Punkte erreicht, insbesondere die festgestellten Wis-
senslücken in Aufgabe 3 und 6 konnten an das Niveau
der anderen Aufgaben angeglichen werden.
Ergebnisinterpretation
Insgesamt bleibt die Erkenntnis, dass viele Erstsemes-
ter sich ungern freiwillig mit der zusätzlichen Ebene
eines CAS beschäftigen bzw. den Mehrwert für den
eigenen Lernerfolg nicht von sich aus erkennen. Kon-
kret auf unsere Vorlesung bezogen gibt es auch einige
organisatorische Aspekte, die dies begünstigen. Einmal
ist die Vorlesung sehr breit angelegt, die Dimension des
gefühlt notwendigen Lernaufwands wird von den Stu-
dierenden bereits ohne eine als Zusatzlast empfundene
Komponente als Überforderung eingeschätzt. Darüber
hinaus wurde die Anwendung des CAS ursprünglich als
eine freiwillige Komponente eingeführt, was zu einer
niedrigen Motivation bei den Studierenden führte, das
CAS in der Selbstarbeit zu nutzen.
Andererseits zeigt die häufigere Bearbeitung von Auf-
gaben, dass die durch das CAS ermöglichte höhere An-
zahl von Beispielen Berührungsängste mit einem The-
ma mildern und auch die notwendige Versiertheit im
Umgang mit Rechnungen veranschaulichen kann. Das
ist insbesondere an Aufgabe 6 erkennbar, die genau
das mehr als andere Aufgaben erfordert und sonst eine
der schlechtesten Aufgaben war. Obwohl es subjektiv
noch nicht von vielen als nützlich erachtet wird und die
Ankündigung als Pflichtkomponente erst spät erfolgte
ist die durchschnittlich erreichte Punktzahl bei der de-
diziert dem CAS gewidmetem Aufgabe 7 sehr gut. Im-
merhin 17% der Befragten haben das CAS freiwillig in
der Selbststudienzeit als Lerninstrument genutzt, dieser
Impuls ist ausbaufähig.
Die Stoff-Wiederholung wird in umgekehrtem Ver-
hältnis als nützlicher erachtet. Die Studierenden schei-
nen eine rezeptive und repetitive Ausrichtung der
Übung zu bevorzugen, evtl. bedingt durch die inhaltli-
che Komplexität der Vorlesungsinhalte. Hier bietet sich
eine Integration beider Komponenten an. Längere ein-
leitende Überblicke über ein Thema wären, unter Zu-
hilfenahme des CAS, beispielorientiert immer noch im
gleichen zeitlichen Rahmen organisierbar.
Für eine bessere Übertragbarkeit der Ergebnisse,
bzw. auch um die positiven Klausurergebnisse besser
konkreten Lehr-Lernhandlungen zuordnen zu können,
wäre es wünschenswert gewesen, mehr Studenten für
offene Gespräche gewinnen zu können, oder eine der
Gruppen als Kontrollgruppe ohne Lehrinnovation zu or-
ganisieren.
Schlussfolgerung
Als Verbesserung bietet sich hier am Anfang des Se-
mesters eine separate Übungsstunde an, die sich zu-
nächst losgelöst vom neuen Stoff nur mit der ausführli-
chen Einführung des CAS beschäftigt, sowie statt einer
zeitlichen Trennung eine Integration von relevanten
Anwendungen in die gern gesehenen Stoffwiederho-
lungen.
Der Nutzen als Beispielgenerator, um sich ein Grund-
gefühl für neue Objekte anzueignen, sollte von Tuto-
ren expliziter und bereits bei Einführung dieser Ob-
jekte demonstriert werden. Übliche Fragestellungen,
die sich bereits durch Erkunden von Beispielen hätten
beantworten lassen, sollten in der Lösung bewusster
erst einmal so demonstriert werden. Eine interessante
zukünftige Untersuchungsfrage wäre, ob man anhand
dieser Präsentationsweise Studenten die wichtige An-
gewohnheit besser antrainieren kann, bei Verständnis-
problemen zunächst einfach an eigenes Ausprobieren
kleiner relevanter Beispiele zu denken. Dieser Impuls ist
eine grundlegende Lernhandlung in der Mathematik,
das CAS würde dann auch automatisch auf natürlichere
Art als erleichterndes Werkzeug erkennbar sein.
Eine weitere Möglichkeit, die CAS Komponente in
der Übung erfolgreich als hilfreiches Tool zu etablie-
ren, wäre die Ausgliederung aus der Klausur. Beispiels-
weise indem man stattdessen Bonuspunkte oder eine
Zulassung zur Klausur für die regelmäßige Bearbeitung
von CAS Aufgaben vergibt. Dies hätte zum einen den
Vorteil, dass die Studierenden in regelmäßigen Ab-
ständen im Semester einer „kleinen“ Prüfungssituati-
on ausgesetzt wären, und somit ihr Zeitmanagement
für die Klausur trainieren können. Zum anderen wäre
eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Vorle-
sungsinhalten inzentiviert. Als letzte Anpassung sollten
die Vorlesung und Übung zeitlich entkoppelt werden,
um eine Vorbereitung der Übung zu erleichtern.
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trifft voll zu
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WiSe 2014/15 WiSe 2015/16Aufgaben
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Institut für Eingebettete Systeme, Institut für Technologie- und InnovationsmanagementInstitut für Eingebettete Systeme, Institut für Technologie- und Innovationsmanagement
Robert Leppert, Viktoria DrabeRobert Leppert, Viktoria Drabe
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Ausgangssituation
Die Veranstaltung „Strömungsmechanik II“ besteht
aus einer Vorlesung (90 Minuten) und einer Hörsaal-
übung (90 Minuten). In der Hörsaalübung sollen die
Studenten lernen, das in der Vorlesung erworbene Wis-
sen zur Lösung von konkreten verfahrenstechnischen
Fragestellungen zu nutzen. Die Aufgaben in der Hör-
saalübung sind für das Verständnis essentiell und die
wichtigste Vorbereitung auf die Prüfung, welche zu 2/3
aus Rechenaufgaben besteht. Eine aktive Mitarbeit der
Studenten in der Hörsaalübung ist somit von großem
Vorteil für die Lernenden, da sie nicht erst zur Klausur-
vorbereitung mit dem Stoff konfrontiert werden (und
dann Unklarheiten aus Zeit- und Kapazitätsgründen
bestehen bleiben), sondern sich mit den relevanten Fra-
gestellungen schon während des Semesters auseinan-
dersetzen. Auch für die Lehrenden ergibt sich ein gro-
ßer Vorteil, wenn viele Studenten in der Hörsaalübung
aktiv mitarbeiten bzw. sie motiviert verfolgen, da auf
Verständnisfragen viel früher und grundlegender ein-
gegangen werden kann. Somit erhalten die Lehrenden
ein viel besseres Bild des studentischen Wissensstandes
und außerdem sind die Studenten bei kontinuierlicher
Klausurvorbereitung besser in der Klausur (im letzten
Jahr zeigte sich, allerdings gibt es hierzu keine quanti-
tativen Daten: Studenten, die in der Hörsaalübung viel
mitgearbeitet haben, schnitten in der Klausur bedeu-
tend besser ab).
Die Hörsaalübung wird von zwei wissenschaftlichen
Mitarbeitern betreut, es nehmen 30 bis 80 Studenten
daran teil. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, die Übun-
ABSTRACT Bei der Konzeption der Hörsaalübung zum Fach „Strömungsmechanik II“ (Master-Vorlesung für
Verfahrenstechnik-Studenten) stellt sich die zentrale Frage, wie die Hörsaalübung gestaltet werden kann, sodass
die Studenten den Lernstoff gut verstehen können und weiterhin motiviert sind, an Vorlesung und Übung aktiv
teilzunehmen. Hierbei steht das Ziel im Vordergrund, die Studenten bereits während des Semesters zu motivieren,
in den Lernstoff einzusteigen, und nicht nur Material zu sammeln, welches sie dann kurz vor der Klausur in der
aktiven Vorbereitungsphase sichten. Es wird ein personalisierter Fragebogen erstellt, anhand dessen neben Fragen
zum Lerntyp die aktuelle Motivationslage der Studenten überprüft wird. Dieser Fragebogen wird mehrfach ausge-
geben um eine Entwicklung während der Anwendung neuer Lernmethoden festzustellen. Die Hypothese ist, dass
die neuen Lernmethoden die Motivation der Studenten positiv beeinflussen.
gen tutorienähnlich zu gestalten, also auf individuelle
Fragestellungen einzugehen und während der Rechen-
phasen zu den einzelnen Studenten(gruppen) an den
Platz zu gehen und mit ihnen zu diskutieren. Das schafft
eine gute Lernatmosphäre und hilft den Studenten, sich
mit der Lehrveranstaltung zu identifizieren. Ziel ist, dass
noch mehr Studenten diese Möglichkeit auch aktiv nut-
zen, indem sie sich einbringen, mitrechnen, Fragen stel-
len und Denkanstöße geben, da hierzu definitiv genü-
gend Zeit vorhanden ist. Der Aufbau einer „normalen“
Hörsaalübung ist der folgende:
A) Einstiegsphase: kurze Einleitung in das Thema, Dis-
kussion von Fragen und Vorstellung der zuvor im StudIP
hochgeladenen Aufgabe (15 Minuten), in regelmäßi-
gen Abständen Besprechung von Multiple-Choice-Ver-
ständnisfragen zur Vorlesung (dann bis zu 30 Minuten)
B) Rechenphase: Die Studenten rechnen in kleinen
Gruppen und können auftretende Fragen, die sie in der
Gruppe nicht klären konnten, direkt an die Übungsleiter
stellen (30-45 Minuten).
C) Plenarphase: Der Lösungsweg wird an der Tafel
vorgestellt, aufgetretene Fragen und Unklarheiten im
Plenum erörtert und diskutiert. Die Studenten vervoll-
ständigen ihre Notizen anhand des Tafelanschriebs.
Im Rahmenkonzept forschungsnahes Lehren und
Lernen wird die Lehrveranstaltung somit im Bereich des
übenden Anwendens von Methoden verortet.
Einfluss von Lernmethoden auf die studentische Motivation in der Hörsaalübung Strömungsmechanik II
Institut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie
Sophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren Sehrer
Sophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren Sehrer
Institut für Eingebettete Systeme, Institut für Technologie- und Innovationsmanagement
Robert Leppert, Viktoria Drabe
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Untersuchungsfrage
Die Untersuchungsfrage teilt sich in zwei Unterfragen
auf, nämlich
a) ob die Anwendung neuer Lernmethoden die Moti-
vation steigert und
b) ob dadurch eine erhöhte Mitarbeit der Studenten
stattfindet.
Die Hypothese der Autoren ist, dass beide Fragen po-
sitiv beantwortet werden können. Zur Bewertung der
Wirkung der einzelnen Maßnahmen wird ein getesteter
Fragebogen verwendet. Diese Untersuchungsmethode
eignet sich gut für eine, wie hier vorhandene, größe-
re Gruppe, da der zur Auswertung nötige Zeitaufwand
klein im Vergleich zu anderen Methoden ist.
Kontext (Literatur)
Grundlage der Inhalte des Fragebogens bildet eine
Veröffentlichung aus Taiwan (Hsiao-Tin et al., 2005).
Darin wird über einen getesteten Fragebogen berichtet,
der speziell auf naturwissenschaftliches Lernen ausge-
richtet ist und die Motivation der Studenten daraufhin
untersucht. Verschiedene Literatur wird zusammen-
gefasst und darauf basierend der Fragebogenentwurf
durchgeführt. Antworten aus verschiedenen Schulen in
Taiwan werden zusammengefasst und statistisch aus-
gewertet, Cronbachs Alpha beträgt für den Gesamtbo-
gen 0,91. Da Antworten bzgl. aktiver Lernstrategien in
der o. g. Veröffentlichung sowohl mit der Einstellung
gegenüber Naturwissenschaftlichem als auch dem Ab-
schneiden bei Klausuren relativ stark korrelieren, wird
als solche Maßnahme der peer instruction-Ansatz ver-
wendet (Mazur, 1997). Dieser zielt darauf ab, durch die
aktive Teilnahme der Lernenden in Form von Diskussio-
nen das Verständnis der Studenten zu verbessern.
Untersuchungsansatz
Es werden drei Arten von Hörsaalübungen unter-
sucht:
1) „herkömmliche“ Hörsaalübung zu Beginn des Se-
mesters
2) Hörsaalübung mit peer instruction-Ansatz (2 Auf-
gaben A und B; die Gruppe wird geteilt, sodass die Hälf-
te der Studierenden Aufgabe A und die andere Aufgabe
B rechnet. Danach werden Gruppen mit gerader Anzahl
an Studenten (2-max. 6) gebildet, in denen die Studen-
ten sich gegenseitig die Aufgaben erklären. Es werden
nur Lösungswerte, jedoch keine Lösungswege von den
Übungsleitern ausgegeben (Plenarphase fällt weg))
3) Hörsaalübung mit Poster-Präsentation (Es werden
mehrere gleichwertige Teilaufgaben gestellt; die Stu-
denten werden in Gruppen aufgeteilt, von denen jede
eine Aufgabe bearbeiten und den Lösungsweg auf ei-
nem Poster visualisieren soll. Die Plenarphase besteht
hierbei aus den Posterpräsentationen)
Nach Ende der letzten Veranstaltung des jeweiligen
Typs beantworten die Studenten einen Fragebogen.
Dieser besteht aus 11 Fragen (siehe Anhang), die dem
o. g. Fragebogen entnommen oder angelehnt sind
und somit ein großes Spektrum an Einflüssen auf die
Motivation bei vertretbarem Zeitaufwand abbilden.
Insbesondere wurden jene Fragen verwendet, die der
besonderen Lehrveranstaltungsveränderung Rechnung
tragen indem sie auf den Effekt der Diskussion abzielen.
Zudem ist ein Feld für eine persönliche ID vorgesehen.
Die Fragen wurden aus dem Englischen übersetzt und
für eine bessere Verständlichkeit des Bogens die erste
Frage ergänzt. Um eine weitere Methode zur Bewer-
tung für eine Triangulation zur Verfügung zu haben,
werden des Weiteren die Übungen protokolliert. Dabei
werden insbesondere die Häufigkeit von Diskussions-
beiträgen und Verständnisfragen aufgenommen.
Auswertung und Ergebnisinterpretation
Pro Veranstaltung werden zwischen 19 und 57 Frage-
bögen ausgefüllt. Die Teilnehmeranzahl sinkt während
des Semesters kontinuierlich und steigt in der letzten
Veranstaltung wieder auf 47 Teilnehmer an. Die Anzahl
der pro Veranstaltung ausgefüllten Fragebögen kann
den Diagrammen entnommen werden.
Zu jeder Frage wird pro Veranstaltung eine durch-
schnittliche Bewertung ermittelt, sodass das allgemeine
Meinungsbild gut abgebildet werden kann. Zusätzlich
wird ein personalisierter Durchschnitt berechnet. Die-
ser setzt sich aus den Bewertungen jener Studenten
zusammen, die an mindestens drei der fünf Termine
an der Befragung teilgenommen haben. Hierdurch soll
die Beeinflussung durch einmalige Bewertungen mini-
1
Abb. 1: Durchschnittliche Bewertung der Vielfalt der Lehrmethoden
Abb. 2: Durchschnittliche Bewertung der Möglichkeit zu diskutieren 5
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"Ich nehme gerne teil, weil der Dozent eine Vielfalt von Lehrmethoden verwendet."
Mittelwert Personalisiert (9)
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"Ich nehme gerne teil, weil die Studenten diskutieren können."
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Abb. 3: Durchschnittliche Einschätzung zum eigenen Abschneiden in der Klausur
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"Ich bin mir sicher, gut in der Klausur abzuschneiden."
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Abb. 1: Durchschnittliche Bewertung der Vielfalt der Lehrmethoden
Abb. 2: Durchschnittliche Bewertung der Möglichkeit zu diskutieren 5
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"Ich nehme gerne teil, weil der Dozent eine Vielfalt von Lehrmethoden verwendet."
Mittelwert Personalisiert (9)
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10.11.2015Peer Instruction
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"Ich nehme gerne teil, weil die Studenten diskutieren können."
Mittelwert Personalisiert (19)
Abb. 1: Durchschnittliche Bewertung der Vielfalt der Lehrmethoden
Abb. 3: Durchschnittliche Einschätzung zum Abschneiden in der Klausur
Abb. 2: Durchschnittliche Bewertung der Möglichkeiten zu diskutieren
Institut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und SchiffstheorieInstitut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie
Sophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren SehrerSophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren Sehrer
16 17
miert werden und damit die Entwicklung der einzelnen
Studenten genauer betrachtet werden können. Für die
Auswertung wird nur auf einzelne Fragen genauer ein-
gegangen, die einen guten Einblick in die Entwicklung
der Motivation und der aktiven Mitarbeit der Studenten
bieten.
Zunächst wird die Bewertung zur Vielfalt der Lehr-
methoden untersucht. Abbildung 1 zeigt die Entwick-
lung der Durchschnittswerte sowie der entsprechen-
den Standardabweichung. Auffällig ist vor allem, dass
die erste Veränderung der Lehrmethoden durch die
„Peer Instruction“ zu einer schlechteren Bewertung als
bei einer normalen Veranstaltung führt. Es ist die ein-
zige Bewertung mit einem Ergebnis schlechter als 3.
Die Bewertung der Studenten, die mindestens an drei
Veranstaltungen teilgenommen haben, ist hier noch
gravierender und liegt bei allen Veranstaltungen un-
ter dem Gesamtdurchschnitt. Hieraus ist zu schließen,
dass die Vielfalt der Lehrmethoden über einen länge-
ren Zeitraum gesehen schlechter bewertet wird, als von
Teilnehmern, die nur an wenigen Veranstaltungen teil-
nehmen. Es ist ersichtlich, dass eine Variation der Lehr-
methoden die Motivation zur Teilnahme an der Veran-
staltung nicht verbessert, sondern eher das Gegenteil
bewirkt. Dies kann der Tatsache geschuldet sein, dass
die Studenten die Aufgaben mit der Ankündigung be-
arbeiten, dass es anschließend keine Musterlösung gibt.
Dieser Eindruck konnte auch direkt aus der Auswertung
der Freitext-Kommentarfelder abgeleitet werden. Die
Erwartungshaltung der Studenten, eine detaillierte Lö-
sung zu erhalten, wurde nicht erfüllt. Diese nicht erfüll-
te Erwartung beeinflusste somit die aus den Fragebö-
gen abgeleiteten Ergebnisse negativ.
Um die aktive Mitarbeit der Studenten zu untersu-
chen wird der Fokus auf die Frage zur Diskussion gelegt
(Abbildung 2). Das Ergebnis zeigt, dass die Teilnehmer
der Hörsaalübung gerne die Möglichkeit in Anspruch
nehmen, mit anderen Kommilitonen oder den Dozen-
ten zu diskutieren. Im Wesentlichen sind hier keine
Unterschiede durch verschiedene Lehrmethoden er-
sichtlich, wobei der Einsatz der „Peer Instruction“ er-
neut zu schlechteren Bewertungen führt. Studierende,
die mindestens an drei der bewerteten Veranstaltungen
teilnehmen, bewerten die Diskussionsmöglichkeiten
im Allgemeinen positiver als der Durchschnitt. Es kann
also gefolgert werden, dass die aktive Teilnahme an der
Hörsaalübung mittels Diskussionen unabhängig von
der Art der Veranstaltung relativ hoch ist.
Für eine Gesamteinschätzung der Veranstaltung ist es
ebenfalls interessant zu betrachten, wie die Studenten
ihre Fertigkeiten in Hinblick auf die Klausur einschätzen.
Abbildung 3 zeigt, dass diese durchgängig mittelmäßig
eingeschätzt werden. Auch hier liegt der personalisier-
te Durchschnitt über dem Mittelwert aller Teilnehmer.
Hieraus lässt sich schließen, dass sich Studierende, die
regelmäßig an der Hörsaalübung teilnehmen, im Um-
gang mit den Aufgaben sicherer fühlen. In Abbildung
3 ist ersichtlich, dass die Bewertung für die Veranstal-
tung vom 15.12.2015 deutlich positiver ausfällt als bei
den anderen Veranstaltungen. Dies kann nicht auf die
Lehrmethode zurückgeführt werden. Es wird vermutet,
dass der Grund im Inhalt oder den Rahmenbedingun-
gen der Hörsaalübung liegt. Auch bei dieser Frage liegt
die Bewertung der „Peer Instruction“-Veranstaltung
unter dem Durchschnitt der restlichen Veranstaltung.
Als Hauptgrund wird wieder die schlechte Stimmung
aufgrund o. g. Ankündigung bzgl. der Musterlösung
vermutet.
Um die Aussagekraft der Fragebögen zu überprüfen,
wird für jede Frage ein T-Test durchgeführt. Dieser ver-
gleicht jeweils die Datenmengen von zwei Veranstal-
tungen miteinander und gibt an, wie wahrscheinlich
es ist, dass die Stichproben aus zwei Gesamtmengen
mit dem gleichen Mittelwert stammen. Die Ergebnisse
für die drei betrachteten Fragen können den Tabellen 1
bis 3 entnommen werden. Tabelle 1 zeigt, dass die Be-
wertung der Vielfalt der Lehrmethoden nach der „Peer
Instruction“ am wenigsten mit den anderen Proben
übereinstimmt. Auch die Tabellen 2 und 3 zeigen die-
ses Phänomen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Bewer-
tung signifikante Unterschiede zu den anderen Bewer-
tungen aufweist. Der Vergleich von dem Repetitorium
mithilfe von Postern mit den restlichen Veranstaltungen
zeigt eine relativ hohe Übereinstimmung. Vor allem die
Übereinstimmung mit der ersten Veranstaltung fällt
hoch aus. Dies kann unter anderem daran liegen, dass
in den beiden Veranstaltungen die meisten Studenten
anwesend waren und somit die Wahrscheinlichkeit ge-
ringer ist, dass unterschiedliche Studierende die Frage-
bögen ausfüllen. Dies würde dafürsprechen, dass sich
das Meinungsbild der Studenten über das Semester
nicht signifikant verändert.
Bei Beobachtung der Hörsaalübung entstand der sub-
jektive Eindruck, dass durch die Lehr-Interventionen die
aktive Mitarbeit der Studenten ausgeprägter ist. Proto-
kolle wurden entgegen der Planung nicht angefertigt.
Trotz der aktiven Mitarbeit wird die Hörsaalübung, in
der die „Peer Instruction“ durchgeführt wird, hinsicht-
lich verschiedener Punkte, vermutlich aus o. g. Grün-
den, schlechter bewertet.
Schlussfolgerung
Nach Auswertung der Fragebögen sind keine signifi-
kanten Änderungen der Motivation der Studenten auf-
grund einer Änderung der Lehrmethode zu erkennen.
Anhand der Gesamtauswertung (Abbildung 4) kann
darüber hinaus festgestellt werden, dass viele Studenten
grundsätzlich gerne an der Hörsaalübung teilnehmen,
sodass eine signifikante Verbesserung der Antworten
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden
Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen
Tab. 3: T-Test für die Frage zum Abschneiden in der Klausur
auf die Frage „Ich nehme gerne an der Hörsaalübung
teil“ zu sehr hohen Durchschnittswerten (≥ 4,5) führen
muss. Somit hat eine Veränderung in der Hörsaalübung
dem subjektiven Eindruck der Autoren nach zwar einen
positiven Effekt auf die Mitarbeit der Studenten, jedoch
führt die teilweise abweichende Erwartung vieler Stu-
denten (Eingrenzung und Diskretisierung des Vorle-
sungsstoffs, Musterlösung für Klausurvorbereitung) zu
anderen Angaben im Fragebogen.
Die Verlässlichkeit der statistischen Auswertung ist
aufgrund der schwankenden Stichprobenzahl frag-
lich, was auf die Teilnahme an der Lehrveranstaltung
über ein Semester (und nicht auf die Konzeption der
Untersuchungsmethode) zurückzuführen ist. Für eine
gesteigerte Aussagekraft müssen mehr Daten erhoben
werden, beispielsweise aus vergleichbaren Lehrveran-
staltungen ohne Lehrveränderung. Folglich kann die
4
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden ................................................. 4 Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen ............................................ 4 15 Tab. 3: T-Test zur Frage zum Abschneiden in der Klausur ................................................... 4
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster
27.10.2015 0,047 0,141 0,546 0,748 10.11.2015
Peer Instruction 0,003 0,376 0,038
15.12.2015 0,100 0,278 05.01.2016 0,424
20
Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster 27.10.2015 0,489 0,717 0,732 0,943
10.11.2015 Peer Instruction 0,380 0,412 0,497
15.12.2015 0,993 0,781 05.01.2016 0,789
Tab. 3: T-Test zur Frage zum Abschneiden in der Klausur
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster
27.10.2015 0,144 0,690 0,811 0,898 10.11.2015
Peer Instruction 0,252 0,429 0,154
15.12.2015 0,618 0,749 05.01.2016 0,756
4
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden ................................................. 4 Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen ............................................ 4 15 Tab. 3: T-Test zur Frage zum Abschneiden in der Klausur ................................................... 4
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster
27.10.2015 0,047 0,141 0,546 0,748 10.11.2015
Peer Instruction 0,003 0,376 0,038
15.12.2015 0,100 0,278 05.01.2016 0,424
20
Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster 27.10.2015 0,489 0,717 0,732 0,943
10.11.2015 Peer Instruction 0,380 0,412 0,497
15.12.2015 0,993 0,781 05.01.2016 0,789
Tab. 3: T-Test zur Frage zum Abschneiden in der Klausur
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster
27.10.2015 0,144 0,690 0,811 0,898 10.11.2015
Peer Instruction 0,252 0,429 0,154
15.12.2015 0,618 0,749 05.01.2016 0,756
4
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden ................................................. 4 Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen ............................................ 4 15 Tab. 3: T-Test zur Frage zum Abschneiden in der Klausur ................................................... 4
Tab. 1: T-Test für die Frage zur Vielfalt der Lehrmethoden
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster
27.10.2015 0,047 0,141 0,546 0,748 10.11.2015
Peer Instruction 0,003 0,376 0,038
15.12.2015 0,100 0,278 05.01.2016 0,424
20
Tab. 2: T-Test für die Frage zur Möglichkeit für Diskussionen
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster 27.10.2015 0,489 0,717 0,732 0,943
10.11.2015 Peer Instruction 0,380 0,412 0,497
15.12.2015 0,993 0,781 05.01.2016 0,789
Tab. 3: T-Test zur Frage zum Abschneiden in der Klausur
27.10.2015 10.11.2015 Peer Instruction 15.12.2015 05.01.2016 26.01.2016
Poster
27.10.2015 0,144 0,690 0,811 0,898 10.11.2015
Peer Instruction 0,252 0,429 0,154
15.12.2015 0,618 0,749 05.01.2016 0,756
Institut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und SchiffstheorieInstitut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie
Sophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren SehrerSophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren Sehrer
18 19
Studie auch nicht uneingeschränkt als machbar beurteilt
werden. Es zeigen sich in der Auswertung Zusammen-
hänge, die durch eine umfangreichere Untersuchung
geklärt werden müssen.
Referenzen
Tuan, H.-L., Chin, C.-C. und Shieh, S.-H. (2005). The
development of a questionnaire to measure students‘
motivation towards science learning. 639–654. In: In-
3
Abb. 4: Gesamtauswertung
10
Tab. 4: Gesamtauswertung
Anhang
Sophie Ruettinger, Martin ScharfFragebogen zu Lernmotivation waehrend der Hoersaaluebung Stroemungsmechanik II
Der Fragebogen wird maschinell erfasst. Bitte mit Kugelschreiber oder nicht zu dickem Filzstift ausfüllen.Ankreuzen: Bei Auswahlfeldern dürfen mehrere Antworten angekreuzt werden.Korrigieren: Bei Bewertungsfragen (Skala 1–5) darf nur ein Kästchen angekreuzt werden.
1 Persoenliche ID
1.1 Bitte tragen Sie als ID ein: Endziffer Ihrer Schuhgroesse, Anfangsbuchstabe des Vornamens Ihrer Mutter,Endziffer Ihres Geburtsmonats, Endziffer Ihrer Hausnummer und Anfangsbuchstabe Ihres Geburtsortes:
2 Fragen
Die Skala reicht von 5=„stimme voll zu“ bis 1=„stimme ueberhaupt nicht zu“.
2.1 Bitte bewerten Sie folgende Aussage bezueglich der besuchten Hoersaaluebungen seit dem letzten Fragebogen:
5 4 3 2 1Ich nehme gerne an der Hoersaaluebung teil.Ich nehme gerne teil, weil der Inhalt vielfaeltig und spannend ist.Ich nehme gerne teil, weil der Dozent eine Vielfalt von Lehrmethoden verwendet.Ich nehme gerne teil, weil mich der Dozent wenig unter Druck setzt.Ich nehme gerne teil, weil mir der Dozent Aufmerksamkeit widmet.Ich nehme gerne teil, weil die Hoersaaluebung mich herausfordert.Ich nehme gerne teil, weil die Studenten diskutieren koennen.
2.2 Bewerten Sie folgende allgemeine Aussagen:
5 4 3 2 1Ich bin mir sicher, gut in der Klausur abzuschneiden.Schwierige Aufgaben bearbeite ich gar nicht oder nur den einfachen Teil.Wenn ich etwas nicht verstehe, diskutiere ich mit meinem Dozenten oder Kom-militonen, um mein Verstaendnis zu verbessern.Ich fuehle mich erfuellt, wenn ich eine schwierige Aufgabe geloest habe.Ich fuehle mich erfuellt, wenn der Dozent oder Kommilitonen meine Ideenannehmen.
3 Weitere Anmerkungen
3.1 Haben Sie weitere Anmerkungen zu den Hoersaaluebungen seit Beantwortung des letzten Fragebogens?
2753504935 0001
ternational Journal of Science Education Vol 27, No. 6.
Taiwan
Mazur, E. (1997). Peer Instruction: A User‘s Manual.
Series in Educational Innovation. Pearson Education Li-
mited. New Jersey
Anhang
Institut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und SchiffstheorieInstitut für Mehrphasenströmungen, Institut für Fluiddynamik und Schiffstheorie
Sophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren SehrerSophie Rüttinger, Martin Scharf, Maren Sehrer
20 21
Einleitung
Im Zentrum dieses Reflexionsprojekts steht die kom-
petenzorientierte Gestaltung von Lehr-Lernprozessen
zur Förderung der Entwicklung einer umfassenden
Handlungskompetenz. Dabei stellt sich die Herausfor-
derung, Seminarziele, Prüfungen und Lehr-Lernhand-
lungen kompetenzförderlich aufeinander abzustimmen.
Dem Ansatz des Classroom Action Research folgend
vgl. Mettetal (2001), wurde im Projekt das Master-Se-
minar „Gestaltung, Nutzung und Evaluation techni-
scher Lernumgebungen“ mit einem Leistungsumfang
von 4 ECTS untersucht. Die jährlich stattfindende
Veranstaltung wurde im Wintersemester 2015/16 im
gleichnamigen Modul mit 20 Studierenden des ersten
Mastersemesters im Studiengang Gewerbelehramt mit
den Fachrichtungen Medientechnik, Elektrotechnik/
Informationstechnik und Metalltechnik durchgeführt.
In Anlehnung an das Kompetenzverständnis des Deut-
schen Qualifikationsrahmens für Lebenslanges Lernen
vgl. DQR (2013) lagen dem Modul und somit auch
Seminar acht Fach- sowie personale Kompetenzen zu-
grunde, wie in den Abbildungen 2 und 3 dargestellt. Im
Zentrum der projekt- und handlungsorientierten Ver-
anstaltung stand die Entwicklung, Durchführung und
Evaluation von technischen Lernumgebungen (tLU) für
den berufsbezogenen Unterricht in Kleingruppen. Die
ABSTRACT Dieser Beitrag stellt ein forschendes Praxisprojekt mit Fokus auf die kompetenzorientierte und -för-
derliche Gestaltung einer Lehrveranstaltung vor, welches im Rahmen des Qualifizierungsprogramms Forschendes
Lernen an der TUHH durchgeführt wurde. Den Gegenstand des Projektes stellte ein projektorientiertes Seminar
dar, in dessen Kontext der Zusammenhang von individuellen Lernerfahrungen, Lehr-Lernhandlungen und inten-
dierten Kompetenzen aus Studierendensicht untersucht wurde. Das Untersuchungsdesign folgte dem Ansatz der
Triangulation, indem zur Datenerfassung und -auswertung qualitative sowie quantitative Methoden eingesetzt
wurden. Im Zentrum stand die Erfassung und Auswertung von begründeten studentischen Selbsteinschätzungen
zu den Seminarzielen über den Seminarverlauf hinweg. So konnten sowohl Erkenntnisse über den Effekt von
didaktisch-methodischen Planungsentscheidungen auf die individuelle Kompetenzentwicklung gewonnen sowie
besonders förderliche Lehr-Lernhandlungen identifiziert werden. Die Ergebnisse der Untersuchung führen zukünf-
tig zur Steigerung der Lehrqualität.
Gruppen durchliefen dabei die Phasen der Projektarbeit
vgl. Gudjons (2008) und organisierten ihren Arbeitspro-
zess selbstständig, die Seminarleitung agierte als Coach.
In der Planungsphase erfolgte die Gruppenfindung, die
selbstständige Durchführung einer Arbeitsprozessana-
lyse (APA) als Forschungsauftrag vgl. Knutzen (2008)
und die theoriegeleitete Entwicklung von Kriterien zur
Gestaltung von tLU. An die Phase der Projektentwick-
lung schloss sich die Durchführung und kriteriengelei-
tete Evaluation der tLU an. Eine Reflexion der Projek-
tergebnisse beendete das Seminar. Als Prüfungsleistung
wurde eine Hausarbeit mit Fokus auf die theoretisch
begründete Gestaltung der tLU erstellt. Mit Fokus auf
die Förderung Forschenden Lernens nach Huber (2009)
ist die untersuchte Veranstaltung somit im didaktischen
Rahmenkonzept des forschungsnahen Lernens und
Lehrens vgl. Deicke, Gess & Rueß (2012) dem inhaltli-
chen Schwerpunkt der Forschungsmethoden auf einem
anwendenden bis forschenden Aktivitätsniveau zuzu-
ordnen.
In vorausgegangenen Veranstaltungen zeigte sich,
dass die Studierenden nur schwer Aussagen zu ihrem
individuellen Kompetenzstand sowie zu der im Semi-
narverlauf erfolgten Kompetenzentwicklung treffen
konnten. Dies wurde darauf zurückgeführt, dass ihnen
dazu Kenntnisse fehlten bzw. ihr Kompetenzbewusst-
sein nicht ausreichend gefördert wurde. Hieraus ent-
Untersuchung der Beziehung von Lernerfahrungen, Lehr-Lernhandlungen und der Entwicklung intendierter Kompetenzen im Seminar „Gestaltung, Nutzung und Evalua-tion technischer Lernumgebungen“ aus Studierendensicht
stand eine konkrete Problemstellung für die Lehrende,
da sie wenig Rückmeldungen zur Kompetenzförder-
lichkeit der didaktisch-methodischen Planungsentschei-
dungen in Bezug auf die Erreichung der Seminarziele
erhielt. Diese Problemstellung führte zu den leitenden
Forschungsfragen: Welchen Zusammenhang sehen
die Studierenden zwischen eigenen Lernerfahrungen
im Seminar und den intendierten Kompetenzen? Und
inwieweit unterstützen die Lehr-Lernhandlungen die
Entwicklung der angestrebten Kompetenzen aus Stu-
dierendensicht?
Zur Bearbeitung der Problemstellung sollten Erkennt-
nisse über die Förderlichkeit der Lehr-Lernhandlungen
für die Kompetenzentwicklung im beschriebenen Se-
minar gewonnen werden. Ziel war die Steigerung der
Lehr-Lernqualität durch eine fokussierte methodische
Unterstützung von Kompetenzentwicklungsprozessen.
Zudem wurde angenommen, dass die regelmäßige und
reflexive Auseinandersetzung mit den Seminarzielen
und den eigenen Lernerfahrungen zur Herausbildung
eines realistischeren Kompetenzbewusstseins beitragen
würde.
Untersuchungsansatz
Zur Beantwortung der Forschungsfragen folgte die
empirische Untersuchung dem Ansatz der Triangulation,
indem zur Datenerhebung und -auswertung qualitative
und quantitative Verfahren eingesetzt wurden. Den For-
schungsgegenstand stellten die persönlichen Einstellun-
gen und Lernerfahrungen der Studierenden dar.
VORGEHEN DER DATENERHEBUNG Die Selbstein-
schätzung von Kompetenzen im Lernprozess stellt eine
in der beruflichen Erst- und Weiterbildung etablierte
Methode zur Förderung von Kompetenzentwicklung
dar vgl. Gillen (2006). Die Lernenden schätzen auf
Grundlage ihrer Selbstwahrnehmung ein, in welchem
Maß sie die beschriebenen Kompetenzen beherrschen,
ergänzend können Begründungen der Einschätzung
im Sinne einer formative Evaluation vgl. Hattie (2009)
schriftlich festgehalten werden. Gleichzeitig birgt die
Methode das Potenzial zur qualitativen Erfassung von
Lernerfahrungen sowie personen- und persönlichkeits-
bezogenen Einstellungen vgl. Gillen (2006) in Bezug zu
Kompetenzen. Dies kann softwaregestützt, oder ana-
log erfolgen, wobei beiden Erhebungsverfahren ein
Kompetenzprofil und Kompetenzniveaustufen zugrun-
de liegen vgl. Knauf et. al. (2014). In diesem Kontext
wurde die Methode bereits in einem hochschuldidak-
tischen Forschungsprojekt eingesetzt vgl. Menhard et
al. (2012).
Im Praxisprojekt erfolgte die Erhebung der Selbstein-
schätzungen der Studierenden quantitativ anhand einer
4er-Skala, wie in den Abbildungen 2 und 3 dargestellt.
Mittels eines schriftlich auszufüllenden Fragebogens mit
offenen Fragen konnten die individuellen Begründun-
gen der Niveaueinschätzungen zu den Kompetenzen
qualitativ erfasst werden. Der Fragebogen wurde ein-
mal in Form des browserbasierten Kompetenz-Checks
vgl. Knauf et al. (2014) und zweimal als Word-Doku-
ment eingesetzt. Die Erhebungen der Selbsteinschät-
zungen fanden zu drei Zeitpunkten statt: zu Beginn
des Semesters, während der Entwicklung der tLU
und nach der Durchführung und Evaluation der tLU.
Insgesamt wurden so 15 vollständige Datensätze mit
drei Einschätzungen pro Person erhoben. Im Rahmen
der Seminarevaluation bewerteten die Studierenden
die Veranstaltung zu festgelegten Items auf Grundla-
ge einer sechsstufigen Likert-Skala von 1. stimme voll
Lehr-Lern-handlung Prüfung
Kompetenz
Kann ich noch nicht (1)
Kann ich ein bi-schen (2)
Kann ich relativ gut (3)
Kann ich sehr gut(4)
a) Du identifizierst einen exemplarischen Arbeitsprozess zur Konkretisierung eines Lernfeldes und verortest ihn im Beruf
b) Du führst eine Arbeitsprozessanalyse nach wissenschaftlichen Kriterien durch und wertest die Daten zielbezogen aus
c) erläuterst das theoretische Konzept einer technischen Lernumgebung im Zusammen-hang zentraler didaktischer und berufspäda-gogischer Konzepte und Modelle
d) Du wählst ein exemplarisches technisches Sachsystem begründet aus und gestaltest es für unterschiedliche Lern- und Arbeitspro-zesse
e) Du erstellst Aufgabenstellungen und Arbeitsmaterialien für eine Lernsituation verständlich und fachlich korrekt
3,1
3,1
3,3
1
2,5
2,9
3,3
5
1,9
2,5
2,9
9
5
2
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2,6
3,0
7
3
3,0
2,5
3,24
1
1
Ø 14.10.2015 Ø 25.11.2015 Ø 20.01.2016
Vorerfahrungen Themen/Inhalte, Lehr-Lern-handlungen & Kompetenzen
Personen mit wenig Erfahrung
Abb. 2: Durchschnitt der Einschätzungsstufen zu Fachkompetenzen pro Erhebung und Begründungskategorien der Einschätzungen
Abb. 1: Verortung des Erkenntnisinteresses im Konzept des Constructive Alignment
Abb. 1: Verortung des Erkenntnisinteresses im Konzept des Construc-tive Alignment
Damit ist die Untersuchung dem Diskurs zur Kom-
petenzorientierung im Hochschulkontext zuzuordnen.
Auf der Veranstaltungsebene eignet sich das Kon-
zept des Constructive Alignment nach Biggs und Tang
(2007) zur Entwicklung und Untersuchung von kompe-
tenzorientierten Lehr-Lernsituationen. Mit dem Fokus
auf zu erreichende Lernergebnisse stellt das Konzept
Lernziele in ein Beziehungsgefüge zur Gestaltung des
Lehr-Lernprozesses und den Prüfungsformen, wie in
Abb. 1 dargestellt. Im Forschungsprojekt gilt es, die-
ses Beziehungsgefüge zwischen Kompetenzen und
Lehr-Lernhandlungen zu untersuchen.
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
Barbara Knauf, Henrik Schröder
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
22 23
zu, 2. stimme zu, 3. stimme teils zu, 4. stimme nicht
zu, 5. stimme gar nicht zu bis 6. weiß nicht, oder nicht
anwendbar. Mit einer Teilnahme von 17 Studierenden
erfolgte die Evaluation am letzten Seminartag. Im Rah-
men des Praxisprojekts wurden somit zwei Datenquel-
len zur Beantwortung der Forschungsfragen genutzt:
Auf der individuellen Ebene die begründeten Selbstein-
schätzungen der Studierenden zu drei Erhebungszeit-
punkten und auf der Ebene der Lerngruppe die Semi-
narevaluation.
VORGEHEN DER DATENAUSWERTUNG Innerhalb
der Auswertung der Selbsteinschätzungen wurden
qualitative und quantitative Methoden komplementär
eingesetzt. Mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach
Mayring (2010) erfolgte die Kategorisierung, Paraphra-
sierung und Reduktion der subjektiven Begründungen
in den Selbsteinschätzungen gemäß einer inhaltlichen
Strukturierung. Aus den Forschungsfragen wurden
dafür die drei Kategorien Vorerfahrungen, Zusam-
menhang Themen/Inhalte & Kompetenzen sowie Zu-
sammenhang Lehr-Lernhandlungen & Kompetenzen
abgeleitet und auf das Material angewendet. Anschlie-
ßend erfolgte eine Quantifizierung der so gewonnenen
Daten. In die Dateninterpretation flossen die Beobach-
tungen der Seminarleitung als Fremdeinschätzungen
und die Planung der didaktisch-methodischen Ent-
scheidungen im Seminarverlauf ein. Aus den Niveau-
zuordnungen wurden mittels statistischer Methoden
der arithmetische Mittelwert pro Kompetenz und Er-
hebungszeitpunkt errechnet. Zur Auswertung der Se-
minarevaluation erfolgte die Ermittlung der Summe der
Antworten pro Item. Im Anschluss an die nach Daten-
quellen getrennte Auswertung wurden die Ergebnisse
ergänzend aufeinander bezogen.
Ergebnisse
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Untersu-
chung nach Kompetenz über die Erhebungszeitpunkte
hinweg und den zentralen inhaltlichen Begründungen
entsprechend der oben genannten Parameter darge-
stellt. Zur Hervorhebung des Einflusses der Lernerfah-
rungen auf die Einschätzungsbegründungen werden
die Kategorien Zusammenhang Themen/Inhalte &
Kompetenz sowie Zusammenhang Lehr-Lernhandlun-
gen & Kompetenz zunächst zusammengefasst. Abbil-
dung 2 zeigt die Ergebnisse zu den Fachkompetenzen.
Von Beginn an waren die Einschätzungen zu Kom-
petenz a) hoch und wurden zunächst durch Vorerfah-
rungen aus Studium, Beruf und Ausbildung begründet.
Zwischen der zweiten und der dritten Einschätzung
erfolgte eine Steigerung. Diese wurde auf konkrete
Erfahrungen mit Lehr-Lernhandlungen im Seminar zu-
rückgeführt, wie dem Workshop zur APA sowie der in-
haltlich-theoretischen Arbeit zu Arbeitsprozessen (AP)
und Lernfeldern. Die Standardabweichungen blieben
stetig gering.
Im Vergleich zu a) erfolgte die erste Einschätzung
zu Kompetenz b) auf einem niedrigeren Niveau, wo-
bei fünf Personen über wenig Vorerfahrungen verfüg-
ten. Zwischen den Erhebungszeitpunkten erfolgte eine
kontinuierliche Entwicklung der Einschätzungen, wobei
Vorerfahrungen und konkrete Lernerfahrungen als Be-
gründungen genannt wurden. Der Workshop zur APA,
die inhaltlich-theoretische Arbeit zu APs und Lernfeldern
sowie die selbstständige Entwicklung und Durchführung
der tLU standen im Zentrum der dritten Einschätzung.
Bei den Kompetenzen c) und d) starteten die Studie-
renden auf einem geringen Niveau und steigerten sich
in den beiden Folgeerhebungen jeweils deutlich. Auf-
fällig sind die im Verhältnis hohen Zahlen der Perso-
nen ohne Vorerfahrung. Insbesondere bei Kompetenz
c) verfügte zu Beginn nur ein Drittel der Studierenden
über diese. Erfahrungen in der inhaltlich-theoretischen
Arbeit zu APs und Lernfeldern, der selbstständigen Ent-
wicklung und Durchführung der tLU sowie im Durch-
laufen der anderen, berufsfremden tLU begründeten
dann die Kompetenzentwicklung.
Auffällig sind die Einschätzungen zu Kompetenz e).
Zunächst schätzten sich die Teilnehmer hoch ein, die
zweite Erhebung sank dann deutlich ab, die Dritte
zeigte eine Steigerung über das Anfangsniveau. Dies
wurde insbesondere durch positive Rückmeldungen
zur eigenen tLU begründet. Allen Einschätzungen zu
Fachkompetenzen ist gemein, dass die Studierenden
sich im Kontext ihres gelernten Berufs einschätzten, die
Anwendung ihrer Kompetenzen auf andere Berufe aber
weiterhin als Herausforderung wahrnahmen. Wie in
Abbildung 3 dargestellt, war das Einschätzungsniveau
der personalen Kompetenzen von Beginn an hoch.
Begründet wurde dies durch Erfahrungen aus Studi-
um und Beruf. Inhaltlich wurde die Gruppenarbeit je-
Lehr-Lern-handlung Prüfung
Kompetenz
Kann ich noch nicht (1)
Kann ich ein bi-schen (2)
Kann ich relativ gut (3)
Kann ich sehr gut(4)
a) Du identifizierst einen exemplarischen Arbeitsprozess zur Konkretisierung eines Lernfeldes und verortest ihn im Beruf
b) Du führst eine Arbeitsprozessanalyse nach wissenschaftlichen Kriterien durch und wertest die Daten zielbezogen aus
c) erläuterst das theoretische Konzept einer technischen Lernumgebung im Zusammen-hang zentraler didaktischer und berufspäda-gogischer Konzepte und Modelle
d) Du wählst ein exemplarisches technisches Sachsystem begründet aus und gestaltest es für unterschiedliche Lern- und Arbeitspro-zesse
e) Du erstellst Aufgabenstellungen und Arbeitsmaterialien für eine Lernsituation verständlich und fachlich korrekt
3,1
3,1
3,3
1
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2,9
3,3
5
1,9
2,5
2,9
9
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7
3
3,0
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1
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Ø 14.10.2015 Ø 25.11.2015 Ø 20.01.2016
Vorerfahrungen Themen/Inhalte, Lehr-Lern-handlungen & Kompetenzen
Personen mit wenig Erfahrung
Abb. 2: Durchschnitt der Einschätzungsstufen zu Fachkompetenzen pro Erhebung und Begründungskategorien der Einschätzungen
Abb. 1: Verortung des Erkenntnisinteresses im Konzept des Constructive Alignment
Abb. 2 (oben): Durchschnitt der Einschätzungsstufen zu Fachkompe-tenzen pro Erhebung und Begründungskategorien der Einschätzun-gen
Abb. 3 (unten): Durchschnitt der Einschätzungsstufen zu personalen Kompetenzen pro Erhebung und Begründungskategorien der Ein-schätzungen
Zusamenhang Inhalte & Kompetenzen Häufigk.Nenn.
Inhaltlich-theoretische Arbeit zu Arbeitsprozessen und Lernfeldern 4
Inhaltlich-theoretische Arbeit zum Konzept tLU 2Zusammenhang Lehr-Lernformen & Kompetenzen
Selbständige Entwicklung und Durchführung der tLU 8Selbständige Durchführung der APAnalyse 5Workshop AP-Analyse 3Durchlaufen der anderen, berufsfremden tLU im Seminar 3Peer-Feedback 3
Selbsteinschätzung 3
Entwicklung es Kriterienkatalogs tLU 2
Kann ich noch nicht (1)
Kann ich ein bi-schen (2)
Kann ich relativ gut (3)
Kann ich sehr gut(4)
f) Du arbeitest kooperativ in der Gruppe und stimmst Dich ab
g) Du reflektierst und bewertest Deine Arbeitsergebnisse ...
h) Du schätzt Deinen Kompetenzstand realistisch ein ...
3,1
3,1
3,3
3,1
3,1
3,3
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3,5
3,7
4
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3
1
Ø 14.10.2015 Ø 25.11.2015 Ø 20.01.2016
Vorerfahrungen Themen/Inhalte, Lehr-Lern-handlungen & Kompetenzen
Personen mit wenig Erfahrung
Tabelle 1: Für die Kompetenzentwicklung bedeutsamste Lehr-Lernhandlungen und Themen/Inhalte nach Anzahl der Nennung
Abb. 3: Durchschnitt der Einschätzungsstufen zu personalen Kompetenzen pro Erhebung und Begründungskategori-en der Einschätzungen
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
24 25
doch als Herausforderung gesehen. Bei Kompetenz g)
war die vergleichsweise hohe Zahl der Personen ohne
Vorerfahrungen auffällig. Fehlende Praxiserfahrung
im schulischen Kontext wurde hier genannt. Zudem
erfolgte erst in der dritten Einschätzung eine Verknüp-
fung mit Lernerfahrungen aus dem Seminar. Das Feed-
back, die Reflexion der tLU im Plenum und die Selbst-
einschätzung wurden als förderlich wahrgenommen.
Die Einschätzungen zu Kompetenz h) erfolgten auf
hohem Niveau, wobei zunächst Vorerfahrungen und
später die Methode der Selbsteinschätzung, positives
Feedback, die selbstständige Entwicklung und Durch-
führung der tLU sowie das Durchlaufen der anderen,
berufsfremden tLU genannt wurden. Fast ein Drittel der
Studierenden gab durchgehend an, sich im Vergleich zu
Fremdeinschätzungen immer schlechter einzuschätzen.
Grundsätzlich veränderten sich die Einschätzungen zu
den personalen Kompetenzen im Erhebungszeitraum
nur marginal.
Zusammenfassend zeigt Tabelle 1, dass die Lehr-Lern-
handlungen der selbstständigen Entwicklung und
Durchführung der tLU und der Durchführung der APA
am meisten als Einschätzungsbegründung genannt
wurden. Auch wurden mehr Lehr-Lernformen mit ei-
ner positiven Entwicklung verknüpft, als Themen oder
Inhalte.
Die hohen Einschätzungsstufen zum Ende des Semi-
nars spiegeln sich auch in der quantitativen Seminar-
evaluation wider, wie Abbildung 4 zeigt. So fanden
achtzig Prozent der Studierenden die Inhalte und The-
men des Seminars persönlich bedeutsam. Zwölf Prozent
stimmten teilweise zu. Die Abstimmung von Lehr-Lern-
handlungen auf die erreichenden Kompetenzen emp-
fanden alle Teilnehmer als sinnvoll. Ebenso stimmten sie
zu hundert Prozent der Aussage zu, dass die Themen
und Inhalte im Seminar das Erreichen der Lernziele er-
Zusamenhang Inhalte & Kompetenzen Häufigk.Nenn.
Inhaltlich-theoretische Arbeit zu Arbeitsprozessen und Lernfeldern 4
Inhaltlich-theoretische Arbeit zum Konzept tLU 2Zusammenhang Lehr-Lernformen & Kompetenzen
Selbständige Entwicklung und Durchführung der tLU 8Selbständige Durchführung der APAnalyse 5Workshop AP-Analyse 3Durchlaufen der anderen, berufsfremden tLU im Seminar 3Peer-Feedback 3
Selbsteinschätzung 3
Entwicklung es Kriterienkatalogs tLU 2
Kann ich noch nicht (1)
Kann ich ein bi-schen (2)
Kann ich relativ gut (3)
Kann ich sehr gut(4)
f) Du arbeitest kooperativ in der Gruppe und stimmst Dich ab
g) Du reflektierst und bewertest Deine Arbeitsergebnisse ...
h) Du schätzt Deinen Kompetenzstand realistisch ein ...
3,1
3,1
3,3
3,1
3,1
3,3
3,5
3,5
3,7
4
7
2
3
1
Ø 14.10.2015 Ø 25.11.2015 Ø 20.01.2016
Vorerfahrungen Themen/Inhalte, Lehr-Lern-handlungen & Kompetenzen
Personen mit wenig Erfahrung
Tabelle 1: Für die Kompetenzentwicklung bedeutsamste Lehr-Lernhandlungen und Themen/Inhalte nach Anzahl der Nennung
Abb. 3: Durchschnitt der Einschätzungsstufen zu personalen Kompetenzen pro Erhebung und Begründungskategori-en der Einschätzungen
Tabelle 1: Für die Kompetenzentwicklung bedeutsamste Lehr-Lernhandlungen und Themen/Inhalte nach Anzahl der Nennung
Abb. 4: Ergebnisse der Seminarevaluation in Prozent (Items mit Bezug zu den Forschungsfragen)
Stimme voll zu(1)
Stimme zu(2)
Stimme teils zu(3) (4) (5) (6) Ø
In dieser Lehrveranstaltung lerne ich etwas, das ichwichtig finde.
Der Bezug der Lehrveranstaltung zu meiner zukünfti-gen Berufstätigkeit war für mich immer klar erkennbar
Die Lehr–/Lernformen (z.B. Lehrendenvortrag,Gruppenarbeit, Referate) sind in Bezug auf dieLernziele der Lehrveranstaltung sinnvoll eingesetzt.
Die Auswahl der Themen hat es ermöglicht, die gesetzten Lernziele zu erreichen.
53 % 35 % 12 %
60 % 40 %
59 % 41 %
37 % 63 %
1,6
1,4
1,4
1,7
Abb. 4: Ergebnisse der Seminarevaluation in Prozent (Items mit Bezug zu den Forschungsfragen)
möglicht haben. Auch der Berufsbezug des Seminars
war für alle Studierenden klar erkennbar.
Interpretation der Ergebnisse
Zur Beantwortung der Forschungsfrage gilt es nun,
die zuvor dargestellten Ergebnisse unter Bezugnahme
auf die Beobachtungen der Seminarleitung und die
didaktisch-methodischen Planungsentscheidungen zu
interpretieren.
Die durchgängigen Begründungen der Selbstein-
schätzungen durch Vorerfahrungen aus Beruf, Studium,
Schule und Ausbildung in der ersten Erhebung zeigen,
dass das Seminar an die Erfahrungen der Studierenden
angeknüpft hat. Obwohl die Kompetenz b) im Durch-
schnitt bereits zur ersten Erhebung hoch eingeschätzt
wurde, zeigte die inhaltliche Auswertung der Einschät-
zungen Handlungsbedarf entgegen den Erwartungen
der Seminarleitung. Der aufgrund dieser Diskrepanz
spontan in den dritten Veranstaltungstermin integrier-
te APA-Workshop wurde von den Studierenden dann
als förderlich für ihre Kompetenzentwicklung wahrge-
nommen. Das positive Feedback zu den tLU führte zu
einer verbesserten Selbstwahrnehmung und somit zu
Kompetenzzuwachs. Die im Vergleich niedrigen Ein-
schätzungen zu den Zielen c) und d) zu Seminarbeginn
entsprachen den Erwartungen, da es sich um neuartige
Themen bzw. die Verknüpfungen bekannter Themen
in einem neuen Kontext handelte. Zudem äußerte sich
hier die hohe Heterogenität der Studierenden, was auf
die unterschiedlichen Fachrichtungen und somit auch
Vorerfahrungen zurückzuführen ist. Aus den Ergebnis-
sen zu diesen Kompetenzen folgt, dass die getroffenen
didaktisch-methodischen Entscheidungen zu Lehr-Lern-
handlungen und Themen/Inhalten die Kompetenzent-
wicklung gefördert und sich somit bewährt haben. Hier
sind die Ergebnisse der Hausarbeiten abzuwarten. Inte-
ressant ist die Entwicklung der Kompetenz e). Das ver-
ringerte Einschätzungsniveau in der zweiten Erhebung
wird darauf zurückgeführt, dass die Studierenden zu
diesem Zeitpunkt mitten im Entwicklungsprozess ihrer
tLU, jedoch noch nicht am Punkt der Aufgabenerstel-
lungen waren und mit Unsicherheiten in der Gestaltung
des technischen Sachsystems zu kämpfen hatten. Zum
Zeitpunkt der dritten Erhebung hatten sie ihre tLU be-
reits erfolgreich durchgeführt und positives Feedback
erhalten, das ihre anfängliche Selbstwahrnehmung wie-
der bestätigte. In den fehlenden Verknüpfungen von
Lernerfahrungen und Kompetenzen in der zweiten Er-
hebung offenbart sich aber auch, dass keine konkreten
Lehr-Lernhandlungen zur Förderung der Kompetenz
im Seminar umgesetzt wurden. Die Ergebnisse der Ein-
schätzungen zu den personalen Kompetenzen zeigen,
dass die Berufstätigkeit vor dem Studium zu einer aus-
geprägten Selbstwahrnehmung geführt hat. So sind die
Veränderungen in dieser Kompetenzdimension margi-
nal. Die erst in der dritten Einschätzung erfolgte Ver-
knüpfung von Lernerfahrungen mit der Kompetenz g)
kann dadurch begründet werden, dass die Reflexion der
tLU im Plenum und die Entwicklung von Handlungsal-
ternativen erst zum Seminarende erfolgte. Bezüglich der
Entwicklung eines realistischeren Kompetenzbewusst-
seins ist festzustellen, dass die Studierenden sich zwar
hoch einschätzten, jedoch eine Fremdeinschätzung zur
Regulierung der Selbsteinschätzung hilfreich gewesen
wäre, um Unsicherheiten abzubauen. Die Ergebnisse
zur Bedeutung von Reflexion, Feedback und Erfahrung
für die Kompetenzentwicklung korrespondieren mit Er-
kenntnissen der Kompetenzforschung vgl. Gillen (2006,
S. 223-226).
Schlussfolgerungen
Die vorgestellten Ergebnisse und Interpretationen
führen zur Beantwortung der Forschungsfragen. So
stellten die Studierenden dann einen Zusammenhang
zwischen ihren Lernerfahrungen und Kompetenzen her,
wenn sie diese als förderlich für die Erreichung der Se-
minarziele wahrnahmen. Diese Beziehung ist somit po-
sitiv geprägt. Im Rückkehrschluss bedeutet dies, dass
die nicht als Lernerfahrungen genannten Themen/
Inhalte oder Lehr-Lernhandlungen wenig zur individu-
ellen Kompetenzentwicklung beigetragen haben. Die
hohen Einschätzungsniveaus, die kontinuierlichen Ent-
wicklungen pro Kompetenz und die äußerst positive
Seminarevaluation zeugen davon, dass die didaktisch-
methodischen Planungsentscheidungen grundsätzlich
die individuelle Kompetenzentwicklung unterstützt ha-
ben. Gleichzeitig konnte aber auch festgestellt werden,
dass einige Kompetenzen nicht ausreichend im Seminar
gefördert wurden.
Den Mehrwert Forschenden Lernens in Praxisphasen
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
26 27
des Lehramtsstudiums stellt Wildt (2005) heraus. Da-
rüber hinaus zeigt dieses Praxisprojekt, dass Ansätze
Forschenden Lernens auch im regulären universitären
Studium möglich und förderlich sind. An dieser Stelle
gilt es, die gewonnenen Erkenntnisse für die Weiterent-
wicklung des Seminars zu nutzen. Mit Bezug zu den
Kompetenzen b) und e) sollen zukünftig fakultative
Workshops zum Forschungsvorgehen der APA und zur
Erstellung von Aufgabenstellungen und Arbeitsmate-
rialien angeboten bzw. von erfahrenen Studierenden
durchgeführt werden. Die Studierenden agieren dann
in der Lehrerrolle und übernehmen gleichzeitig Ver-
antwortung für den eigenen Lernprozess im Sinne von
Selbständigkeit. Zur Förderung des forschungsnahen
Lernens und Lehrens bietet sich eine stärkere Einbezie-
hung des Veranstaltungsblogs zur Dokumentation des
Forschungsprozesses in den Gruppen an. Mittels der
Methode des Peer-Feedbacks geben sich die Studie-
renden dann gegenseitig qualitatives Feedback zu ihren
Forschungsergebnissen, Projekten und Arbeitsmateria-
lien und wachsen so in die Rolle von Experten für die
Gestaltung von tLU hinein vgl. Mauch und Albrecht
(2014).
Obwohl die Einschätzungen im Bereich der perso-
nalen Kompetenz sehr hoch und konstant waren (vgl.
Abb. 3), zeigen die inhaltlichen Begründungen der
Studierenden, dass an unterschiedlichen Stellen För-
derbedarf besteht. Zukünftig soll der anspruchsvollen
Sozialform der Gruppenarbeit durch das frühzeitige
Kennenlernen von kollaborativen Instrumenten und
Methoden zur Koordination sowie Kooperation begeg-
net werden, wie z. B. die Methoden Scrum und Kanban
aus der Softwareentwicklung, oder WeKan als digitale
Umsetzung. Zur Objektivierung der Selbsteinschätzung
sollen Fremdeinschätzungen hinzugezogen werden, in-
dem sich die Studierenden in den Kleingruppen gegen-
seitig formatives Feedback zu Stärken sowie Entwick-
lungsmöglichkeiten geben und Förderideen entwickeln.
Für das Seminar gilt es grundsätzlich, mehr Anlässe für
Peer-Feedback zu bieten und dieses zu ritualisieren.
Die zuvor dargestellten Ergebnisse sowie die Erfas-
sungsmethode der Selbsteinschätzung bedürfen einer
abschließenden Reflexion. So ist anzunehmen, dass die
Einschätzungen stark durch subjektive Faktoren geprägt
waren bzw. trotz der Anonymisierung den vermeint-
lichen Erwartungen der Seminarleitung entsprechend
verfasst wurden. Die unterschiedlichen Erfassungsfor-
men, digital und analog, beeinflussten den Datenertrag
ebenfalls. So führten Usability-Probleme bei der ersten
Einschätzung zu rudimentären Begründungen. Die Er-
stellung von Einschätzungen außerhalb der Seminarzeit
hat sich dabei als positiv für die Reflexion gezeigt. Die
Machbarkeit des Praxisprojekts gilt es, mit Fokus auf
überfachliche Kompetenzen ebenfalls zu reflektieren.
So stellt sich die Frage, ob die Entwicklung personaler
Kompetenzen im Zeitraum eines Semesters überhaupt
aussagekräftig erfasst und gefördert werden kann. Fol-
gende Annahmen gilt es, zukünftig zu untersuchen:
Das Individuum entwickelt personale Kompetenzen
aufgrund des Bezugs zu Persönlichkeitseigenschaften
langsamer als Fachkompetenzen, oder es bedarf tiefe-
rer und längerer Reflexionsprozesse, um die Entwick-
lung überfachlicher Kompetenzen bewusst zu machen.
In der geringen Abstufung der Einschätzungsskala zeigt
sich zudem die Grenze der Methode, indem kleine Ent-
wicklungsschritte nicht erfasst werden können. Eine
summative Messung von Kompetenzentwicklung er-
folgt somit nicht.
Aus Sicht der Autoren bietet die Methode einen de-
taillierten Einblick in den individuellen Entwicklungs-
prozess der Lernenden und damit Ansatzpunkte zur
Innovation der Lehrveranstaltung. Aus Studierenden-
perspektive können so Gesprächsanlässe über Stärken
und Entwicklungsbedarfe angeregt werden. In Anleh-
nung an die Erfahrungen von Menhard et al. (2012)
ist der Einsatz der Methode in Kombination mit einem
Prozessportfolio von Studiumsbeginn an zu prüfen, um
mit Fokus auf die Herausbildung von überfachlichen
Kompetenzen eine langfristige und gezielte Förderung
zu ermöglichen.
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Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik, Institut für Produktionsmanagement und -technik
Barbara Knauf, Henrik Schröder
28 29
Einleitung
Der Laborversuch Dampfkraftanlage im Winterse-
mester 2015/2016 ist Teil eines aus sechs Versuchen be-
stehenden Fachlabors Energietechnik. Zielgruppe sind
Masterstudierende des ersten Semesters im Fach Ener-
gietechnik. Für gewöhnlich nehmen ca. 30 Personen
an dem Fachlabor teil, im Wintersemester 2015/2016
werden es 31 sein. Neben dem Laborversuch Dampf-
kraftanlage sind ferner Versuche an einem Brennwert-
kessel, einem Dieselmotor, dem TUHH eigenen Block-
heizkraftwerk zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, einer
sorptionsgestützten Klimaanlange und ein Experiment
zur Wärmeübertagung an Prallstrahlen Bestandteile der
Versuchsreihe. Im Sommersemester findet der Versuch
ABSTRACT Als Teil des Qualifizierungsprogramms „Forschendes Lernen an der TUHH“ wird im vorliegenden
Manuskript nach den Prinzipien des Classroom Action Research (CAR) der Laborversuch Dampfkraftanlage analy-
siert. Basierend auf Erfahrungen der letzten Semester wird die Vorbesprechung des Versuchs als Sitzung mit größ-
tem Optimierungspotenzial identifiziert und folgende Untersuchungsfrage abgeleitet: „Was kann getan werden,
um alle Studierende aktiv in die Vorbesprechung einzubinden?“. Um dem Problem der geringfügigen Beteiligung
in der Vorbesprechung entgegenzuwirken wird sich unter Berücksichtigung eines triangulatorischen Untersu-
chungsansatzes der Beobachtung während der Vorbesprechung und eines Fragebogens vor Versuchsdurchführung
bedient. Das Resumé durch die Beobachtung und die Auswertung des Fragebogens, der sowohl qualitative als
auch quantitative Fragen enthält, zeigen jedoch einen äußerst zufriedenstellenden Laborablauf – sowohl seitens
der Studierenden als auch der Lehrenden. Als Grund für die erzielten Ergebnisse wird die Zielgruppe der Studie-
renden angesehen, da im Betrachtungszeitraum Masterstudierende das Labor besuchten und im Sommersemester
Bachelorstudierende teilnehmen.
Dampfkraftanlage ebenfalls statt, hier sind hingegen
Bachelorstudierende des Studiengangs Energie- und
Umwelttechnik Zielgruppe.
Der Laborversuch startet immer zu Beginn des Semes-
ters mit der Ausgabe des Versuchsskriptes (vgl. hierzu
den Ablauf in Abbildung im Anhang). Inhalt des Skriptes
ist zum einen die Versuchsbeschreibung der Anlage, die
sich an der HSU befindet. Ferner werden dort alle not-
wendigen thermodynamischen Grundkenntnisse auf-
gezeigt sowie empirische Gleichungen gegeben, die für
das eigentliche Produkt der Veranstaltung – das Anferti-
gen eines Versuchsprotokolls – notwendig sind. Nach ca.
6 Wochen Vorbereitungszeit, die von den Studierenden
zum Durcharbeiten des Skripts genutzt werden sollen,
findet eine Vorbesprechung statt. Bei dieser Sitzung wird
Untersuchung des Versuches Dampfkraftanlage mit dem Ziel zur Verbesserung studentischen Lernens
von den Studierenden zunächst ein Test abgelegt, in
dem geprüft wird, ob die notwendigen Kenntnisse zum
erfolgreichen Absolvieren der Veranstaltung vorliegen.
Nach erfolgreichem Bestehen des Tests wird mit der Vor-
besprechung fortgefahren. Das Format der Vorbespre-
chung sieht vor, dass der Versuch an der Dampfkraftan-
lage mit den Studierenden interaktiv besprochen wird.
So sollen einzelne Studierende unter Mithilfe ihrer Kom-
militonen Teile der Anlage an der Tafel skizzieren und
entsprechend erklären. Ferner werden von den Lehren-
den Verständnisfragen gestellt, die von den Studieren-
den beantwortet werden sollen. Hier ist es auch ange-
dacht, dass die Studierenden untereinander diskutieren
können und die Lehrenden nur berichtigend eingreifen.
Der in der Regel eine Woche später stattfindende Ver-
such sieht insbesondere das Aufnehmen von Messdaten
vor. Dazu wird die Anlage zunächst besichtigt, die ein-
zelnen Aggregate werden erklärt sowie das Aufnehmen
der Messwerte wird erläutert. Auf Basis der Messwerte
ist es schließlich Aufgabe der Studierenden, Berechnun-
gen vorzunehmen und diese schriftlich in Form eines
Protokolls festzuhalten. Hierfür werden insgesamt acht
einzelne Arbeitspakete geschnürt, für die sich die Studie-
renden, zumeist in Zweiergruppen, entscheiden können.
Für diesen Teil des Protokolls sind die jeweiligen Grup-
pen hauptverantwortlich, wobei besonders Wert darauf
gelegt wird, dass am Ende ein ganzheitliches Produkt in
Form eines wissenschaftlichen Textes steht. Dieses muss
formell und sprachlich einheitlich sein. In der Nachbe-
sprechung stellen die einzelnen Gruppen in einer kur-
zen Präsentation zunächst das von ihnen bearbeitete
Arbeitspaket vor. Es wird die Vorgehensweise erläutert
und vereinzelt werden Ergebnisse dargestellt. Daraufhin
wird das gesamte Protokoll mit den Studierenden be-
sprochen und auf etwaige Mängel hingewiesen. Ist das
Protokoll als einwandfrei zu bewerten, so haben die Stu-
dierenden den Teil Dampfkraftanlage der Versuchsreihe
bestanden. Andernfalls haben sie zwei Wochen Nach-
besserungszeit.
Die Erfahrungen der letzten Veranstaltungen zeigen,
dass die Vorbesprechung das größte Optimierungspo-
tenzial aufweist. Häufig ist zu beobachten, dass zwei bis
drei Studierende der ca. 15-20 Teilnehmer zählenden
Gruppe sehr motiviert sind und sich stark einbringen
wollen. Ein großer Teil der Gruppe erweckt jedoch den
Anschein, nur auf das Ende der Vorbesprechung zu war-
ten. Um dies zu vermeiden und möglichst alle Studieren-
de auf einem hohen sachlichen Niveau in die Vorbespre-
chung einzubinden, wird folgende Untersuchungsfrage
formuliert:
„Was kann getan werden, um alle Studierende aktiv
in die Vorbesprechung einzubinden?“
Wenngleich dieses Ziel optimistisch erscheint, sollte es
zumindest angestrebt werden, einen Großteil der Teil-
nehmer zu involvieren.
Untersuchungsansatz
Ein wesentliches Qualitätsmerkmal eines erfolgreichen
forschenden Praxisprojekts, wie es hier durchgeführt
wird, ist die Triangulation. Vereinfacht gesagt ist unter
Triangulation das Betrachten eines Forschungsgegen-
standes von mindestens zwei Punkten aus zu verste-
hen (Flick 2011). Um die Strategie der Triangulation in
diesem Vorhaben zu gewährleisten, wird sich der Be-
obachtung und eines Fragebogens bedient. Das Mittel
der Beobachtung soll insbesondere in der Vorbespre-
chung Anwendung finden. Dadurch soll sich zunächst
ein Überblick über die Quote der aktiven Teilnehmer
verschafft werden. Außerdem wird festgestellt, ob die
Studierenden ausreichend gut für eine aktive Mitarbeit
durch Studium des Skripts vorbereitet sind oder deren
Fokus ausschließlich auf das Bestehen des Tests gelegt
ist. Der Fragebogen soll den Studierenden hingegen erst
im Anschluss an die Durchführung des tatsächlichen
Versuchs vorgelegt werden. Auf diesem Weg können
diese besser beurteilen, was aus ihrer Sicht an dem Kon-
zept verändert werden sollte, sodass auch ein Lerneffekt
für die Lehrenden entsteht. Die Konzeption des Frage-
bogens sieht sowohl quantitative als auch qualitative
Fragen vor. Durch den Einsatz qualitativer, offen ge-
stalteter Fragen soll insbesondere erreicht werden, dass
die Studierenden ihre eigene Meinung auch transparent
zum Ausdruck bringen können und die Veranstaltung
nicht ausschließlich anhand einer quantitativen Skala
bewertet wird. Der Fragebogen ist in Abbildung 2 dar-
gestellt.
Ergebnisse
Die Beobachtung während der Vorbesprechung er-
gibt, dass sich die Studierenden aktiv beteiligen. Sie
7
Abbildung 1: Ablauf des Versuchs Dampfkraftanlage
Abb. 1: Ablauf des Versuchs Dampfkraftanlage
Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit, Institut für Energietechnik Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit, Institut für Energietechnik
Charlott Weltzien, Jan Gartung
Charlott Weltzien, Jan Gartung
Charlott Weltzien, Jan Gartung
30 31
zeptes der Lehrveranstaltung bestätigen sich die Ergeb-
nisse der quantitativen Aussagen – die Studierenden
sind mit dem Konzept zufrieden. Von einzelnen Stu-
dierenden werden drei allgemeine Vorschläge für eine
Verbesserung der Lehrveranstaltung genannt: Der Test
soll abgeschafft, das Vorlesungsskript überarbeitet und
die Arbeitspakete besprochen werden. Zwei Aussagen
beziehen sich auf den Ablauf dieser Veranstaltung im
Speziellen: Ein funktionierender Versuchsstand und Er-
läuterungen für die hier einmalig anwesenden Studie-
renden von anderen Universitäten.
Ergebnisinterpretation
Die Ergebnisse stellen einen Widerspruch zu den Er-
fahrungen aus den letzten Semestern dar. Sowohl die
Beobachtung als auch der Fragebogen zeigen, dass
die Studierenden durchaus motiviert sind, die inhaltli-
chen Hintergründe des Versuches zu verstehen. Zudem
stimmen Sie dem Gesamtkonzept der Veranstaltung
zu. Lediglich ein Studierender spricht sich gegen einen
Test aus. Die interaktive Vorbesprechung bewerten die
Studierenden als lehrreich. Nach den Ergebnissen zu ur-
teilen, ist die untersuchte Lehrveranstaltung aus didak-
tischen Gesichtspunkten als sinnvoll einzustufen.
Es stellt sich jedoch die Frage, warum die Erfahrun-
gen der letzten Veranstaltungen dieser Art deutlich von
den Ergebnissen der Untersuchung abweichen. Wenn-
gleich die Studierenden vor der Vorbesprechung von
der Beobachtung gewusst hätten, so hätte es keinen
Anlass gegeben ihr Verhalten absichtlich zu ändern.
Das Bestehen der Veranstaltung ist ausschließlich von
dem erfolgreichen Abschluss des Tests und dem Proto-
koll abhängig, es geschieht keine Notenvergabe. Soll-
ten sich die Übungsleiter der letzten Semester allesamt
getäuscht haben und die Studierenden waren einheit-
lich motiviert? Auch dies ist unwahrscheinlich, denn die
Lehrenden entwickeln bereits nach kurzer Zeit ein gutes
Gespür für das Arbeitsklima der Studierenden. Das Pro-
jektteam sieht eine andere Gegebenheit als Ursache für
die große Differenz. In den Veranstaltungen des Win-
tersemesters nehmen ausschließlich Masterstudierende
an dem Versuch teil. Im Sommersemester hingegen
6
Tabelle 1: Ergebnisse der Quantitativen Fragen
Mittelwerte der Antworten der insgesamt 29 befragten Studierenden
5 4 3 2 1
Ich habe mich auf den Versuch ausführlich vor-
bereitet. 4,31
Das Skript hat mir bei meiner Vorbereitung ge-
holfen. 4,03
Für den Test habe ich viel gelernt. 3,66
Den Test konnte ich aufgrund der Inhalte im
Skript bzw. der Hinweise darin bestehen. 3,68
Die Inhalte der Vorbesprechung (Fokus Ge-
samtanlage, Dampferzeuger, Turbine) erachte
ich als sinnvoll.
4,41
Die Form der interaktiven Vorbesprechung ge-
fällt mir. 4,17
Der zeitliche Aufwand der Gesamtveranstaltung
ist im Hinblick auf die Creditpoints angemes-
sen.
2,59
5: stimme voll zu 1: stimme überhaupt nicht zu
8
Quantitative Fragen
Die Skala reicht von 5 - “stimme voll zu” bis 1 -“stimme überhaupt nicht zu”
Bitte bewerten Sie folgende Aussagen: 5 4 3 2 1 Ich habe mich auf den Versuch aus-führlich vorbereitet.
Das Skript hat mir bei meiner Vorbe-reitung geholfen.
Für den Test habe ich viel gelernt.
Den Test konnte ich aufgrund des Inhalts im Skript bzw. der Hinweise darin bestehen.
Die Inhalte der Vorbesprechung (Fo-kus Gesamtanlage, Dampferzeuger, Turbine) erachte ich als sinnvoll
Die Form der interaktiven Vorbespre-chung gefällt mir.
Der zeitliche Aufwand der Gesamtver-anstaltung ist im Hinblick auf die Cre-ditpoints angemessen.
Offene Fragen
Wie bewerten Sie das Konzept der Lehrveranstaltung (Skriptausgabe, Vorbesprechung, Durchführung, Proto-koll, Nachbesprechung)? Welche Verbesserungsvorschläge für die Lehrveranstaltung haben Sie? Welche Maßnahme(n) würde(n) Ihrer Meinung nach die Vorbesprechung interessanter machen?
Abbildung 2: Fragebogen zur Vorbesprechung des Versuches Dampfkraftanlage
erläutern mithilfe von Skizzen an der Tafel die komple-
xen Hintergründe des Versuches und diskutieren in der
gesamten Gruppe die Inhalte. Die Studierenden schei-
nen die Vorbesprechung zu nutzen, um die Inhalte zu
verstehen.
Tabelle 1 stellt die Ergebnisse der quantitativen Fra-
gen dar. Für jede Aussage ist der Mittelwert der Ant-
worten der insgesamt 29 befragten Studierenden dar-
gestellt (zwei der eingangs erwähnten 31 Teilnehmer
hatten den Laborversuch bereits abgelegt). Die Ergeb-
nisse zeigen, dass die Studierenden dem Konzept der
Veranstaltungen zustimmen. Sie bereiten sich auf den
Versuch vor, verwenden das Skript der Vorlesung und
erachten die Inhalte sowie die Art der Vorbesprechung
als sinnvoll. Den zeitlichen Aufwand im Hinblick auf die
Creditpoints bewerten die Studierenden als zu hoch.
Insgesamt haben lediglich 21% der Befragten die
qualitativen Fragen beantwortet. Hinsichtlich des Kon-
Abb. 2: Fragebogen zur Vorbesprechung des Versuches Dampfkraftanlage
Tab. 1: Ergebnisse der Quantitativen Fragen
Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit, Institut für Energietechnik Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit, Institut für Energietechnik
Charlott Weltzien, Jan Gartung Charlott Weltzien, Jan Gartung
32 33
Wie bewerten Sie das Konzept der Lehrveranstaltung (Skriptausgabe, Vorbe-sprechung, Durchführung, Protokoll, Nachbesprechung)?
• 3 x OK• 1 x gut• 1 x sehr gut• Protokoll überbewertet interaktive Vorbesprechung wesent-
lich lehrreicher
Welche Verbesserungsvorschläge für die Lehrveranstaltung haben Sie?
• Kein Test• Versuchsstand sollte funktionieren• Erläuterung von GKA und WKW für Studenten anderer Uni-
versitäten• Kaffee• Überarbeitetes Skript• Arbeitspakete besprechen
Welche Maßnahme(n) würde(n) Ihrer Meinung nach die Vorbesprechung inte-ressanter machen?
• Kekse
ausschließlich Bachelorstudierende. Es liegt die Vermu-
tung nahe, dass die Masterstudierenden zum einen eine
größere Erfahrung mit dem eigenen Lernverhalten ha-
ben und des Weiteren aufgrund ihrer selbstgewählten
Spezialisierung eine höhere Motivation besitzen.
Schlussfolgerung
Die Vermutung, welche aus der Ergebnisinterpreta-
tion resultiert, sollte durch geeignete Maßnahmen un-
tersucht werden. Falls sich diese bestätigt, liegen neue
didaktische Ansätze für die Veranstaltung im Sommer-
semester nahe. Die durchgeführte Untersuchung stellt
ebenfalls eine sinnvolle Maßnahme für das folgende
Semester dar. Indes sollte die letzte qualitative Frage
nicht auf eigens erstellte Maßnahmen abzielen. Die Er-
gebnisse zeigen diesbezüglich, dass es den Studieren-
den schwer fällt beziehungsweise sie sich nicht in der
Verantwortung sehen, eigene Maßnahmen zu ergrei-
fen. Wichtiger ist die Möglichkeit offene Kritik zu äu-
ßern. Dies sollte die qualitative Frage ermöglichen.
Die hauptsächliche Möglichkeit aussagekräftigere
Ergebnisse zu erzielen, wird in der Wiederholung der
Untersuchung im Sommersemester gesehen. In die-
sem würden ausschließlich Bachelorstudierende an dem
Versuch teilnehmen, was aufgrund oben formulierter
Vermutungen zu eindeutigeren Ergebnissen führen soll-
te. Ferner sollten die Studierenden beim Ausfüllen der
Fragebögen explizit darum gebeten werden, auch die
qualitativen Fragen mit kurzen prägnanten Antworten
auszufüllen.
Referenzen
Flick, U. (2011). Triangulation – Eine Einführung. Ver-
lag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden
Abb. 3: Ergebnisse der Qualitativen Fragen
Einleitung
EINFÜHRUNG IN DIE LERNFORM PBL PBL ist eine
Lernform, die eine vorgegebene Problemstellung zum
Gegenstand hat, der sich die Lernenden möglichst
selbstständig annehmen. Hierbei sollen die Teilnehmer
der Übung die Fragestellungen eingehend analysieren,
geeignete Informationsquellen finden und diese zu-
sätzlichen Informationen nutzen, um eine zielgerichtete
Lösung zu erarbeiten. Der Dozent im klassischen Sin-
ne wird hierbei durch einen Tutor ersetzt bzw. gänz-
lich obsolet. Voraussetzung für die Teilnahme an einem
PBL ist ein Mindestmaß an Eigeninitiative und damit
einhergehend die Fähigkeit zum selbstgesteuerten Ler-
nen. Häufig sind die vorgegebenen Problemstellungen
umfassende Fallstudien und fordern infolgedessen fä-
cherübergreifendes Denken und Arbeiten von den Teil-
nehmern (vgl. u.a. Boud, 1985 und Moust et al., 1999).
UNTERSUCHUNGSOBJEKT In dem hier ausgewähl-
ten Untersuchungsobjekt, dem Modul „Produktions-
controlling“, bildet das PBL einen zentralen Bestandteil.
Das Fach wird vorrangig in den Masterstudiengängen
des Dekanats MWT im Wahlbereich angeboten und ist
für das dritte Semester vorgesehen. Eine erfolgreiche
PBL-Teilnahme ist dabei Voraussetzung für das Beste-
hen der Klausur. Während des Semesters finden fünf
PBL-Termine mit einer Dauer von jeweils 3 Stunden (4
SWS) statt, an denen verschiedene Problemstellungen
durch die Studierenden bearbeitet werden. Die Aufga-
ben reichen von der Anwendung von Rechenmetho-
den des Produktionscontrollings bis hin zur qualitativen
ABSTRACT Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Lernform Problem-Based Learning (PBL) auf Verbesserungs-
potenziale hinsichtlich der Lernziele aus der Kategorie Sozialkompetenz untersucht. Exemplarisch wurde die
Untersuchung an dem Modul „Produktionscontrolling“ durchgeführt, welches aus mehreren Vorlesungs- sowie
PBL-Einheiten besteht. Wichtigstes Auswahlkriterium für die Veranstaltung war die unterdurchschnittliche Be-
wertung des selbstständigen Lernens in Gruppen durch die Studierenden in den vergangenen Semestern. Über
Befragungen in den PBL-Terminen und durch Gruppendiskussionen im Rahmen eines Teaching Analysis Poll (TAP)
wurden Bewertungen sowie Verbesserungsvorschläge der Teilnehmer erhoben. Ergebnis der Untersuchung sind
Handlungsempfehlungen zur systematischen Verbesserung der Lernzielerreichung.
Strategieentwicklung für konstruierte aber realitätsnahe
Szenarien. Die jeweils in Gruppen von vier bis fünf Stu-
dierenden erarbeiteten Ergebnisse werden am Ende des
Semesters in Form einer Gruppenhausarbeit dokumen-
tiert und zur Bewertung beim Lehrstuhl eingereicht. Die
Gruppenarbeit der Studenten in dieser PBL-Veranstal-
tung und insbesondere deren dafür notwendigen so-
zialen Kompetenzen sind Gegenstand der geplanten
Untersuchung.
Für das Modul „Produktionscontrolling“ bestehen für
die Studierenden konkrete Lernziele. Diese unterteilen
sich in verschiedene Kategorien aus den beiden Berei-
chen Fachkompetenzen und Personale Kompetenzen.
Im Fall der Personalen Kompetenzen sind die Lernziele
weiter in die beiden Kategorien Sozialkompetenz und
Selbstständigkeit unterteilt (vgl. Modulbeschreibung
„Produktionscontrolling“). Bei der Konzeptionierung
von PBL-Veranstaltungen steht insbesondere im Fokus,
den Teilnehmern neben der Vermittlung von Fachwissen
ausreichend Möglichkeiten einzuräumen, die Lösungen
zu den gestellten Aufgaben in Gruppen zu erarbeiten
und damit essenzielle Fähigkeiten aus dem Bereich der
„Soft Skills“ zu erlangen. Diese Fähigkeiten stellen eine
wichtige Voraussetzung für das spätere Berufsleben dar
(vgl. Wetzel, 2007).
PROBLEMDEFINITION Bei der Analyse der Lehre-
valuationsbögen der PBL-Veranstaltungen der vergan-
genen drei Jahre (WS 12/13, WS 13/14, WS 14/15)
ist aufgefallen, dass die Studierenden das selbstständige
Lernen in den Gruppen nur unterdurchschnittlich gut
bewerten. Da das selbstständige Lernen in Gruppen
Identifikation von Ursachen für das unzureichende Erlangen der für eine gute Gruppenarbeit nötigen sozialen Kompeten-zen im Problem-Based Learning „Produktionscontrolling“
Institut für Entwerfen von Schiffen und Schiffssicherheit, Institut für Energietechnik
Charlott Weltzien, Jan Gartung
Institut für Logistik und Unternehmensführung
Marius Indorf
Marius Indorf
34 35
im zentralen Fokus der Veranstaltung liegt, ist es das
Bestreben des vorliegenden Projektes, diesen Umstand
zu untersuchen und die Ursachen für ein (subjektives)
nicht vollständiges Erreichen der Lernziele aus der Ka-
tegorie Sozialkompetenz offenzulegen. Darüber hinaus
sollen Handlungsempfehlungen definiert werden, um
die identifizierten Ursachen zu beheben.
UNTERSUCHUNGSFRAGE Zur Bearbeitung der oben
beschriebenen Problemstellung wird der Untersuchung
die nachstehende Fragestellung zu Grunde gelegt: Wel-
che Aspekte der Veranstaltung führen dazu, dass die
Studierenden die angestrebten Lernziele aus der Kate-
gorie Sozialkompetenz im Kontext der Gruppenarbeit
des Moduls Produktionscontrolling nicht bzw. nur un-
vollständig erlangen?
Entsprechend der beschriebenen Fragestellung stützt
sich die Untersuchung auf die folgenden grundlegen-
den Hypothesen:
• Innerhalb des Moduls können die Studierenden
ihre sozialen Kompetenzen vornehmlich durch die
selbstständige Gruppenarbeit in den PBLs weiter-
entwickeln.
• Die Weiterentwicklung der sozialen Kompetenzen
wird in der aktuellen Veranstaltungskonfiguration
durch bestimmte Aspekte eingeschränkt.
• Die im Hinblick auf das Erlangen sozialer Kompeten-
zen förderlichen bzw. hinderlichen Aspekte liegen
im Gestaltungsbereich der Lehrenden.
Untersuchungsansatz
Zur Beantwortung der Forschungsfrage sieht der Un-
tersuchungsansatz zwei Methoden zur empirischen Da-
tenerhebung vor. Dies ist zum einen ein Fragebogen,
der im Anschluss an die PBL-Termine an die Studieren-
den verteilt wird und diese hinsichtlich der Lernziele aus
der Kategorie Sozialkompetenz befragt. Zum andern
wird ein TAP durchgeführt, um mögliche Ursachen und
Verbesserungsvorschläge der Studierenden zu erheben.
Der zeitliche Ablauf der Erhebungen ist in Abbildung 1
dargestellt.
Nach vier der fünf Termine wurde der Fragebogen an
die Studierenden verteilt und vor Ort ausgefüllt. Der
Fragebogen umfasst sechs Fragen mit jeweils fünf Ant-
wortmöglichkeiten (vgl. Anhang Abb. 1), die sich jeweils
auf den Tag der durchgeführten PBL Veranstaltung be-
ziehen. Die Fragen adressieren die zu untersuchenden
Lernziele, wobei die Antwortmöglichkeiten eine vier-
fache Abstufung bezüglich des Erfüllungsgrads bieten.
Die fünfte Antwortmöglichkeit kann gewählt werden,
sofern keine der vorherigen Antworten zutrifft. Die
Auswertung der Antworten soll vorrangig Aufschluss
über die Erfüllung der Lernziele in den jeweiligen Übun-
gen geben. Die Frage fünf des Fragebogens adressiert
das Lernziel, dass in fachlich gemischten Teams Lösun-
gen erarbeitet werden sollen. Bis auf diese Frage erlaubt
der Fragebogen eine notenbasierte Ergebnisbewertung
(Antwort A entspricht 1, Antwort B entspricht 2, usw.).
Die ausführliche Darstellung der Antworten ist Tabel-
le 1 zu entnehmen.
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehre und
Lernen an der TUHH (ZLL) wurde zusätzlich ein so-
genanntes TAP nach dem dritten PBL-Termin durch-
geführt. Hierbei wurden unter Anleitung von Mitar-
beiterinnen des ZLL Gruppendiskussionen durch die
Studierenden geführt, ohne Anwesenheit von Tutoren
des Lehrstuhls und mit anonymer Aufnahme der Ant-
worten. In den Gruppen mit durchschnittlich vier Stu-
dierenden wurden zu den drei nachstehenden Fragen
die jeweils als am wichtigsten angesehenen Antworten
notiert und an die TAP-Leiterin übergeben.
Fragen an die Studierenden im Rahmen des TAP:
• Wodurch lernst du in dieser Veranstaltung gut?
• Was erschwert dein Lernen in dieser Veranstaltung?
• Welche Verbesserungsvorschläge hast du für die
hinderlichen Punkte (in dieser Veranstaltung)?
Abgeschlossen wurde die Sitzung durch eine gemein-
same Diskussion und Abstimmung über die eingereich-
ten Antworten. Während in den Fragebögen nur auf
vordefinierte Fragen Antworten abgegeben werden
können, ist das Ziel des TAP das neutrale Ermitteln von
positiven Aspekten, Lernhindernissen und Verbesse-
rungsvorschlägen.
Ergebnisse
Beide Datenerhebungen ergeben, dass die Studie-
renden das Format und die Aufgabenstellungen inner-
halb der PBL-Veranstaltungen grundsätzlich für sinnvoll
erachten und positiv aufnehmen. In den Fragebögen
wurden Diskussionsanregung und Lösungsprozess im
Schnitt mit 1,5 bzw. 1,7 als gut bewertet (Skala 1 bis
4). Die Rollenverteilung hat sich in knapp 70% der
Fälle ergeben bzw. wurde geplant und eingehalten.
Dies spricht zunächst ebenfalls für eine geeignete Auf-
gabenstellung. In dem TAP wurde die Anwendung des
Vorlesungsstoffes von fast allen Teilnehmern als hilf-
reich bewertet; knapp die Hälfte lobt die Diskussion in
Kleingruppen.
Insbesondere aus der TAP-Auswertung und durch
Zwischenrückmeldungen während der einzelnen Sit-
zungen geht jedoch hervor, dass die Studierenden das
Feedback als optimierungsbedürftig einstufen. Mehr
als die Hälfte der Teilnehmer kritisiert, dass kein stan-
dardmäßiges Feedback zum Gesamtergebnis vorliegt.
Ein ähnliches Bild ergibt sich aus den Verbesserungsvor-
schlägen des TAP: von den 42 Stimmen entfallen 17 auf
Themen aus dem Feedbackkontext.
Aufgrund des schon frühzeitig aufgefallenen Feed-
backbedarfs wurde ab der vierten Sitzung ein kurzes
Abschlussfeedback eingeführt. Aus den Fragebögen
ergibt sich eine direkte und deutliche Verbesserung der
Feedbackbewertung, wie aus Abbildung 2 ersichtlich
wird.
Ferner sticht heraus, dass sich die Teilnehmer spezifi-
schere Anforderungen wünschen. Acht Stimmen ent-
fallen auf Kritik an einer fehlenden Vorgabe zur schrift-
lichen Ausarbeitung, sechs bewerten die Fallstudien als
zu ungenau. Im Abschnitt der Verbesserungsvorschlä-
ge erhält eine Spezifizierung der Szenarien jedoch nur
noch eine Stimme, hierauf scheint keine Priorität zu lie-
gen. Der häufigste Einzelvorschlag (zehn Stimmen) ist
eine Guideline für die Ausarbeitung.
Bei den Verbesserungsvorschlägen steht zudem die
Terminierung der PBL-Veranstaltungen im Fokus. Neun
Personen wünschen sich frühere Termine im Semester.
Sechs weitere sprechen sich dafür aus, die Hintergründe
der Aufgabenstellungen weiter auszuführen und detail-
lierter zu erläutern.
Abschließend ist zu erwähnen, dass nur in weniger
als der Hälfte der Gruppen ein Moderator festgelegt
wurde oder sich ergeben hat. Dies hat eine negative
Auswirkung auf die Bearbeitungsgeschwindigkeit der
Aufgaben, da die Gruppenarbeit ohne Moderator lang-
samer verläuft. Die Kurven der Fragen zu Moderator
und Lösungsprozess korrelieren dementsprechend auf-
fällig (vgl. Abb. 2).
Ergebnisinterpretation
Zunächst ist festzuhalten, dass die Ergebnisse aus der
empirischen Erhebung die subjektive Wahrnehmung
der Studenten im Hinblick auf die im PBL erworbenen
Fähigkeiten und Fertigkeiten widerspiegelt. Dies muss
nicht notwendigerweise mit der tatsächlichen Verbesse-
rung übereinstimmen. Bezüglich der hier untersuchten
Fragestellung ist jedoch davon auszugehen, dass die
Selbsteinschätzung der Studierenden ein ausreichend
genaues Maß darstellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem das Feedback
und die Moderatorenrolle (vgl. Deci & Ryan, 1993)
wesentliche Stellhebel zur Verbesserung des selbststän-
17. März 2016
TUHH / LogU Marius Indorf (W-2) 7/12
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf der Erhebung Abbildung 2: Ergebnisse des Fragebogens (bewertet)
Abbildungen
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf der Erhebung
Abbildung 2: Ergebnisse des Fragebogens (bewertet)
Okt. Nov. Dez. Jan.
2. PBL17.11.15
(FB)
1. PBL03.11.15
(Orientierung)
3. PBL05.01.16
(TAP / FB)
5. PBL26.01.16
(FB)
4. PBL19.01.16
(FB)
PBL = Problem-Based LearningFB = FragebogenTAP = Teaching Analysis Poll
1,0
2,0
3,0
4,02. PBL 3. PBL 4. PBL 5. PBL
F1: Rollen verteilt? F2: Moderator festgelegt?
F3: Diskussion angeregt? F4: Lösungsansätze dokumentiert?
F6: Feedback erhalten?
trifft voll zu
trifft nicht zu
Abb. 1: Zeitlicher Ablauf der Erhebung
Institut für Logistik und UnternehmensführungInstitut für Logistik und Unternehmensführung
Marius IndorfMarius Indorf
36 37
digen Lernens in Gruppen darstellen. Auch die übrigen
Rollen, wie beispielsweise Protokollant, Zeitmanager
und Qualitätssicherer, werden nicht konsequent in den
PBL-Veranstaltungen eingehalten.
Einige Antworten der Befragung weisen eine relativ
breite Streuung auf. Die Rollenverteilung wurde bspw.
sehr unterschiedlich bewertet, sodass dies nicht nur an
unterschiedlichen Gruppen gelegen haben kann. Mög-
lich ist, dass trotz angeregter Diskussionen sich Einzelne
nicht integriert fühlen. Durch entstehende „Ausreißer“
wird ein ansonsten positives Evaluationsergebnis ver-
schlechtert. Zu beachten ist auch, dass die entsprechen-
den Kenntnisse und Soft Skills bereits vor dem Belegen
des Moduls bei den meisten auf einem relativ hohen
Niveau vorhanden sein sollten. Grund hierfür ist, dass
bereits in vielen Studienplänen der Teilnehmenden an-
dere PBL-Veranstaltungen vorausgegangen sind.
Schlussfolgerung
Zur Verbesserung der Veranstaltung werden drei Ver-
besserungsmaßnahmen ergriffen, die zum nächsten
Wintersemester umgesetzt werden. Um die Forderun-
gen nach mehr Rückmeldungen zu den Arbeitsergeb-
nissen nachhaltig zu erfüllen, sollen je nach Termin und
zeitlicher Verfügbarkeit kurze Präsentationen am Ende
der Veranstaltung durch die Studierenden gehalten
werden. Das Feedback erfolgt dann entweder durch
die nicht beteiligten Gruppen und/oder durch ein kur-
zes sowie prägnantes Direktfeedback seitens des Tu-
tors. Der zeitliche Rahmen, der hierfür zur Verfügung
steht, beträgt jedoch maximal 20 bis 25 Minuten und
darf folglich eine Anzahl von 2-3 Folien je Gruppe nicht
übersteigen. Andernfalls würde die Gesamtbearbei-
tungszeit zu stark reduziert.
Als zweiten Verbesserungspunkt muss in den künf-
tigen Veranstaltungen sichergestellt werden, dass die
Moderatorenrollen tatsächlich von einer/m Studieren-
den in der Gruppe wahrgenommen wird. Hierzu muss
zu Beginn der PBL noch einmal die Wichtigkeit der Rolle
von dem Tutor unterstrichen werden. Weiterhin muss
im laufenden Betrieb auch auf die Einhaltung sonstiger
Rollen (Protokollant, Zeitmanager, Qualitätssicherer,
etc.) geachtet werden. Wesentlicher Aspekt hierbei ist,
die Bearbeitungszeit möglichst effizient zu nutzen und
eine effektive Arbeitsweise in der Gruppe durchzuset-
zen.
Als dritten Punkt soll für die schriftlichen Ausarbei-
tungen ein grober Leitfaden formuliert werden, wel-
cher den Studierenden bei der Dokumentation ihrer
Ergebnisse einen Rahmen vorgibt. Hierbei sind sowohl
formale Aspekte als auch inhaltliche Anforderungen an
die Studierenden explizit darzulegen. Dieses Verbesse-
rungspotenzial steht nicht im direkten Zusammenhang
mit der angestrebten Verbesserung des selbstständigen
Lernens in Gruppen, kann jedoch zu einer weiter ver-
besserten Akzeptanz der Veranstaltung unter den Stu-
dierenden beitragen.
Die aufgeführten Verbesserungsmaßnahmen konn-
ten innerhalb des Projektes nur begrenzt eingearbeitet
werden, da hierfür der Zeitrahmen nicht ausreichend
war. Zwar wurde auf Basis der Rückmeldungen von
Studierenden ab der vierten Sitzung eine Feedback-
runde eingeführt, für eine umfassende Einarbeitung der
Verbesserungsvorschläge ist jedoch ein höherer Zeit-
aufwand notwendig.
Weiterführend haben die unterschiedlichen PBLs,
die innerhalb des Projektes durchgeführt wurden ab-
weichende Aufgabenstellungen. Da diese von den Stu-
17. März 2016
TUHH / LogU Marius Indorf (W-2) 7/12
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf der Erhebung Abbildung 2: Ergebnisse des Fragebogens (bewertet)
Abbildungen
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf der Erhebung
Abbildung 2: Ergebnisse des Fragebogens (bewertet)
Okt. Nov. Dez. Jan.
2. PBL17.11.15
(FB)
1. PBL03.11.15
(Orientierung)
3. PBL05.01.16
(TAP / FB)
5. PBL26.01.16
(FB)
4. PBL19.01.16
(FB)
PBL = Problem-Based LearningFB = FragebogenTAP = Teaching Analysis Poll
1,0
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4,02. PBL 3. PBL 4. PBL 5. PBL
F1: Rollen verteilt? F2: Moderator festgelegt?
F3: Diskussion angeregt? F4: Lösungsansätze dokumentiert?
F6: Feedback erhalten?
trifft voll zu
trifft nicht zu
Abb. 2: Ergebnisse des Fragebogens (bewertet)Tab. 1: Ergebnisse der Fragebögen
17. März 2016
TUHH / LogU Marius Indorf (W-2) 8/12
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ergebnis Lehrevaluation selbstständiges Lernen in Gruppen Tabelle 2: Ergebnisse der Fragebögen
Tabellen
Tabelle 1: Ergebnis Lehrevaluation selbstständiges Lernen in Gruppen
Frage:
„Ich habe durch die PBL Einheiten gelernt, selbstständig in Gruppen zu arbeiten.“
Semester Mittelwert auf einer Skala
von 1-5, wobei 1 die beste Note darstellt
n
WS 12/13 2,2 16
WS 13/14 3,0 16
WS 14/15 2,3 27
Tabelle 2: Ergebnisse der Fragebögen
Frage PBL Antworten
A B C D E Bewertung
1 Rollenverteilung
Gesamt 27 15 44 16 2 2,52 2. 14 7 8 1 1 1,87 3. 2 18 3 2,96 4. 9 7 3 5 1 2,17 5. 2 1 15 7 3,08
2 Moderator
Gesamt 6 11 32 55 1 3,31 2. 2 2 6 20 1 3,47 3. 1 9 13 3,52 4. 1 3 11 10 3,20 5. 3 5 6 12 3,04
3 Diskussionsanregung
Gesamt 57 37 9 1 1,52 2. 10 16 4 1 1,80 3. 15 7 1 1,39 4. 19 6 1,24 5. 13 8 4 1,64
4 Lösungsprozess Gesamt 54 21 18 5 6 1,72
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TUHH / LogU Marius Indorf (W-2) 9/12
2. 9 12 5 3 2 2,07 3. 12 2 7 2 1,76 4. 17 5 2 1 1,38 5. 16 2 4 2 1 1,67
5 Gruppen-zusammensetzung
Gesamt 6 41 58 2 1 - 2. 1 30 - 3. 1 1 20 1 - 4. 6 17 1 1 - 5. 4 4 21 -
6 Feedback
Gesamt 48 17 32 2 5 1,89 2. 12 2 16 1 2,19 3. 3 2 14 1 3 2,65 4. 17 6 1 1 1,33 5. 16 7 1 1 1,38
dierenden als unterschiedlich schwer wahrgenommen
worden sein könnten, ist die Vergleichbarkeit bzw. In-
terpretation der Ergebnisse nur eingeschränkt möglich.
Das ZLL unterstützte durch die Durchführung des
TAP bei der Datenerhebung. Trotzdem bleibt festzu-
halten, dass sich der Zeitaufwand für das gewählte
Untersuchungsdesign als recht umfangreich erwiesen
hat. Da über den größten Teil der Bearbeitungszeit nur
ein Projektbearbeiter zur Verfügung stand, wurde das
vorgegebene Maß für die Projektbearbeitung deutlich
überschritten.
Referenzen
Boud, D. J. (1985). Problem-based learning in educa-
tion for the professions (Hg.). Herdsa. Sydney.
Deci, E. L., Ryan, R. M. (1993). Die Selbstbestim-
mungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für
die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik 39 (2), S.
223 – 238
Modulbeschreibung „Produktionscontrolling“. On-
line verfügbar unter: https://intranet.tuhh .de/kvvz/
vorlesung.php?Lang=de&sg_s=IWIMS&mid=1003&x-
type=a&kvvz=1., 18.03.2016
Moust, J. H., C., Bouhuis, P. A. J., Schmidt, H. G.
(1999). Problemorientiertes Lernen. Ullstein Medical.
Wiesbaden.
Wetzel, C. (2007). Soft Skills und Erfolg in Studium
und Beruf. Waxmann Verlag. Münster.
Institut für Logistik und UnternehmensführungInstitut für Logistik und Unternehmensführung
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Anhang
Anhang Abb. 1 (oben): Fragebogen
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Anhang Abb. 2 (unten): Fragebogen
Institut für Logistik und Unternehmensführung
Marius Indorf
Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL)www.tuhh.de/zllTechnische Universität Hamburg (TUHH)Am Schwarzenberg-Campus 3 (E)21073 Hamburg
Praxisprojekte des Qualifizierungsprogramms
»Forschendes Lernen an der TUHH«
Ausgabe 1
06/2015-06/2016