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S. Hirzel Verlag
Predigten und sprüche deutscher mystikerAuthor(s): Franz PfeifferSource: Zeitschrift für deutsches Alterthum, 8. Bd. (1851), pp. 209-258Published by: S. Hirzel VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/20650246 .
Accessed: 26/05/2014 01:16
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PREDIGTEN UND SPRUCHE DEUTSCHER MYSTIKER.
I.
Unter meinen Sammlungen zur herausg be der deuL sr.hen mystiker des iAn jahrhunderts , deren baldige fort setzung ich in aussieht stellen darf, befindet sich eine betr chtliche anzahl von predigten, tractaten und Spr chen
sowohl genannter als ungenannter verfafser, die, obschon
theilweise von Wichtigkeit und bedeutung, doch aus innern
und ussern gr nden in meinem werke keine aufn hme
finden k nnen, ich gedenke sie daher nach und nach in
dieser Zeitschrift mitzutheilen und gebe f rs erste pre
digten von genannten verfafsern, die mit ausn hme des
bischofs Albrecht noch v llig unbekannt sind, sie stehen zum theil in einer hs. des klosters Einsiedeln nr 278,
perg. \4s jahrh. quart, diese sch n und sorgf ltig ge schriebene hs. enth lt in ihrer ersten h lfte s. 1 138
einen gr ssern mystischen tractat, cdis sint die siben str fse
die in got wisent,' auf den ich sp ter noch ausfuhrlicher zu reden kommen werde; die zweite h lfte s. 139 420
umfafst eine Sammlung von predigten und spr chen die
namentlich f r die ausg be des Eckhart von besonderer
Wichtigkeit ist. ich werde noch manches daraus mitzu
theilen haben.
Stuttgart im nov. 1849. FRANZ PFEIFFER.
I.
DJS HAT GEBREDIET DER USERWELTE KNECHT BRUODER ARNOLT DER R TE.
Unser herre sprichet f swa ich bin da sol ouch min die
ner bi mir sin.' da meinet er, bin ich in der kripfen oder
in miner muoter sch zen oder an dem criuze, da sullen mine
friunde bi mir sin. wan swas got liplich h t getan, da sol
I. Einsiedler hs. s. 314a 4I6b.
Z. F. D. A. VIII. 14
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210 PREDIGTEN UND SPR CHE
ein minnende s le geistliehe mit umbe g n: wan gr fser
minne bewiset man gotte, das man geistliche mit inwen
diger betrahtunge unde mit loblicher dankberkeit bi g lte und an gotte haltet, dan ob man lipliche bi im gewesen waere.
der mensche sol niemer uf gehoeren bi gotte ze wonende in
sinen erbeiten, die er leit lipliche in der zit, got1 sine s le geistlich mit ime uf irbabe ber die zit: want als friunt
lich du hie bi ime gewesen bist in sinen noeten, als n che
soltu geleitet werden mit bekennende unde mit minnende in
die triskameren der heiligen drivaltekeit, das ist in des
ewigen vatters herze, der wise jude Fil der sprach 'herre, in der mitter naht wurde du geborn, so alliu diet stille swi
get/ s le, als wirdet got in dir geborn s alliu ding in dir als geswigen sint, das ist s der lip niht sinen zins
heischet2 (das ist das des der lip bedarf) unde s des tievels gerunge ist gelegen unde der weite gliz noch men
schen bilde dich niht irrent, unde du allen cr t ren bist
entwichen, als das alliu bilde unde gjichnisse dinem herzen
entgangen sint: in dirre naht wil der himelsche vatter sinen
eingebornen sun geberen in diner s le und in dirre stilli wil das gotlich wort zuo dir reden, s tuo dich f, das du in dich slindest das gotlich lieht, swennc gotliches lieht uf ei nen unertigen gr nt vellet, das g t got an sin herze, ob man das von ime gesprechen get 'rste. seie, got gat in dir ze acker, und als mengen guoten gedank oder gerunge du
gotte sendest, als menge veste garbe3 leisl du got uf sinen wagen, unde wifsest, mensche, das aller minste lieht unde diu minste manunge von Untugenden ze k rende und in l terre w rheit gotte ze vollende, das sol dir von gotte niht verl fsen werden ne strengiu urteile unde gerihte, wie du es ze fr hte br ht habest, unser hcrre der begert an uns und in gel stet das wir mit dem riehen man unsern stadel witern4, da wir den gollichen (geist) inne behalten m gen, das ist, s du wol getorst underst n gr fsiu ding, das ist pine des herzen, armuot unde versm chnisse, unde ze nihte werden, sich, har an solt tu dich versuochen wie vil du des dar got liden maht. es ist gar guot ze siufzende, s man gemechliche sitzet unde den aten lise ziuhet, und
1) gotle 2) hosebet 3) grabe 4) wittern
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DEUTSCHER MYSTIKER. 211
aber den gr nt des herzen nieman genieret h t. wifsent, d ist noch kleine bewerter w rheit inne; want alle die
wile sd (du) dich selben an dir selber niht versuochest, so
muost du iemer m in eime betrogen w ne sin unz an den l t, das du niht enweist was du dur got liden maht oder niht.
A wie ist es so guot, die hende zesamen ze legende unde ze sprechende 0hilf, herre got! gn de, herre got!' da mit ist es niht genuog. du solt dich selber an dir selber
versuochen, als diu sftle an der minne buoche sprichet. si
sprach cich habe in gesuochet dur die naht den min s&le minuet, ich wart us gezogen unde zerslagen unde verwunt.' das was, d si sich selber an ir selber hette. n wol dan! ich wil ouch versuochen was ich an dir habe, mensche, so
du dich versuochest an den cr&ituren, was du ir dur got Uzen unde versm hen maht, und an dir selber, was du dur got tuon oder liden maht. dar n ch solt dich versuo
chen an den engelen, wie vil du dich den geliehen maht, unde Solt schouweu was si h nt von gnaden oder von na ture, reinekeit habent si von gnaden, aber got schouwen unde sich gottes genieten das habent si von n ture. da solt dich n bilden, d von sprichet unser herre cmich ge l stet eines niuwen stuoles. ich h n gesefsen in minen brinnenden1 Seraphiu, in minen sangherzen, die d singent sanetus, sanetus, sanetus. s le, nu wil ich minen stuol en mitten in dich setzen.' enkein zwivel ist des, wenne diu s le ze voller Wirtschaft wirt gesetzet, das ist in gotlichem liehte zuo gotlicher s eze, unde st rbe der mensche in der
stunde, er f ere ne wise ze g lte unde f ere under S ra
phin. das uns das geschehe, des helf uns got. men.
II.
DER GiSELER.
Unser herre sprichet in dem ewangeli ' das ist &wig
leben, das man dich, vatter, bekennet einen w ren got unde Jesum Kristum, den du gesant hast/ die meister kriegent wider einander, obe wige sselikeit mere lige an dem werke
0 brinnen II. Einsiedler hs. s. 192h 195b.
14*
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212 PREDIGTEN UND SPR CHE
des willen oder an dem werke der Vernunft oder in beiden
gelich oder in eime alleine, (mir) ist wol wifsentlich das
etliche meister sprechent das wige sajlikeit mere lige an
den werken des willen denne an dem werke der Vernunft,
nein, als enist es niht, want wille giufset sich us uude vern nftekeit diu nimet in und enpf het unde behabet, krieg kumet von zwein dingen, das eine ist von frevele, unde den
ist niht ze losende, den andern kumet er von kranken sin
nen, das si niht vollen lieht habent noch eine frige Ver
nunft unde l fsent sich binden mit kranken banden, unde
der ist wol ze losende. Die kriechschen1 meister und unser heiligen, die gr fsen,
den ich aller best geloube, die sprechent das diu nature
unde der kerne der sselikeit lige an den werken der Ver
nunft, unde sprechent cdas were des willen ist ein eigen zuoval und ein zuohalt.' als ein meister sprichet ces ist des
menschen eigen das er lachet; das hat er vor andern lie
ren.' das ist ime wol eigenlieh ; sin n ture enist (es) niht, es ist ein zuoval, als ist dem willen zuogeeigent sin w ere.
Nu kumet der meister dem ich geloube vor allen mei
stern, des pers ne ein ist2 in der gotheit, des s le sasli keit niht bedarf noch ir nie gedarpte, des bekantnisse ein ist in der (wisheit?), der alles das bekante das von gotte (ze) bekennende ist, unde der sprichet einvaltekliche 'das
man dich , vatter, bekennet einen w ren got unde den du
gesant h st, Jesum Kristum, das ist das wige leben.' bar zuo bedarf man weder geziuge noch eide. wen diuhte n
billich das man naeme der heiligen wort, Kristi rede mitte ze bewahrende? m r mit Kristi Worten sol man bewaeren der heiligen wort, doch mag man wol nemen der heiigen wort, ze erkennende Kristi wort, krankiu bant diu3 bin dent kranke sinne, diu in doch kleine wahren4, ob man
liehte sinne haete. das erste bendelin das si irret das ist
das si sprechent, der oberste engel, der da Seraphin ge nant ist, der brinne unde lebe in dem brande der minne; unde da von sprechent si, si sin aller n hest gotte. hie mitte wellent si bewa*ren das der kerne der sselikeit mer
lige an dem werke des willen denne an dem werke der ver
1) kriescheo 2) enist 3) kranebe b. die 4) werent
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DEUTSCHER MYSTIKER. 213
nuiilt. die bendelin zerbrechen wir mit diser rede das wir
sprechen das den engein dise namen niht eigen sint: er ist in ein zuoval, den namen h nt si von irme verdienende,
liebi verdienet den l n, aber Vernunft enpf het den Ion.
die engele habent ouch verdienet ir l n in eime ougenblicke. hie von h nt si den namen; er hoeret zuo ir nature niht. si end rfcn sin ouch niht, wir bed rfens. hie ist das ben
delin zerbrochen liehtem sinne, die noch gebunden wasren, den nemen1 eiu ander helfe. Dionysius sprichet, das ein
ordenunge si in allen dingen, das ie das oberste des under ime ist r eret mit sime nidersten. nu r ere Seraphin (das) niderste gottes, alleine da niht niden si nach siner wise; want die pers ne gelieh wig sint. m r n ch unserre wise s ist der heilige geist diu leste pers ne, iedoch2 an der w rheit s ist si diu mittelste, want er us giufset als ein
leben, hie von h nt S raphin den namen, das er aller n -
hest r eret den heiligen geist, der ein leben ist. Dionysius
sprichet das enkein3 ding s glich si gotlichem werke als
das fiur. want dan der heilige geist ein fiur ist, unde want
der S raphin 4 aller glichest ist dem heiligen geiste der ein
fiur ist, unde want si in r erent, hie von h nt si den na
men. hie sint diu bendelin zerbrochen.
Was ist saelekeit? das ist ein enpf n und ein innemen
oder ein besitzen des obresten guotes. ein meister sprichet, diu einunge si groefser von der liebi in dem ewigen lebende
denne diu einunge der Vernunft; want diu einunge zucket
in sich ein glichnisse des das si bekennet und ir gen eget. si engert niht mer ze sinde denne in dem glichnisse. mer
'liebi' sprichet er, 'wil ein sin mit irme beliben.'5 ich
spriche aber das des niht enist; want diu liebe giufset sich
s, unde diu Vernunft nimet in unde wirt luterliche ein mit
dem das si bekennet. das ander das die meister spre
chent, daz diu minne m r einege in dem ewigen leben
denne6 Vernunft, das ist das si sprechent das diu minne
werde geeigenet nach sinesheit7 unde niht n ch irsheit. mer Vernunft, sprechent si, werde geeineget n ch irsheit
unde niht n ch sinesheit. unde da von sprechent si das diu
1) namen 2) edoch 3) enkeing 4) den S. 5) ge lieben? 6) denne] der 7) senesh
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214 PREDIGTEN UND SPR CHE
einunge groefser si n ch siner wise denne nach der cr t re
wise, dis enist zem le uiht war. unser besten meister
sprechent, minne werde geeiniget n ch irsheit aber Ver nunft werde geeiniget n ch irsheit und ouch n ch sinesheit. das dritte, das si sprechent minne das si ein einende kraft, diu d einet den der d minnet mit dem das er minnet unde meinet, das si alzem l ein werde, seht, dis enist ze m le also niht. minne diu enmeinet des niht, (es) ist ir n t re niht noch enist in si gepflanzet niht; si enmag es niht gewellen, want s m este si ir wesen verlieren unde des enmeinet minne niht. minne diu meinet, das das guot das der h t der d liep gehabet ist, das das gemeine werde mit dem der d liep gehabet ist, und alzem le darinne ge eineget werde, seht, dis meinet minne. aber Vernunft diu enmeinet weder ir noch ime, m r si wirdet genzliche ein mit dem das si bekennet. das vierde, das si sprechent das minne werder si, das nement1 si von einem meister, der sprichet das an allen dingen diu d sint ne gewer dende behalte das leste ende m re adels denn das nebe
gin. seht, das ist wol w r an den dingen diu in der zit sint. dis ist aber von gn den d wir nu von sprechen, hie von wil dirre meister dise rede alsus haben, das diu einunge groefser si der minne denne vernunftekeit. wan das be kantnisse vor get unde diu minne n ch, d von si diu minne n ch, des si diu minne edelre und einege ni dan vernunfte keit. seht, das ist wol w r das minne n tzer ist in disem
lebende, want si verdienet den l n. mer vern nftikeil in dem ewigen leben enpf het2 den l n. hie sint diu bendelin3 zerbrochen liebten sinnen, men.
1) neiment 2) enpfant 3) bendelin
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DEUTSCHER MYSTIKER. 215
III.
BISCHOF ALBREHT.
1.
Disen serm n hat gesprochen bischof Albreht. er l ret uns das wir alle wege ein sehen 1 heten in uns selber; wan
thvig leben sullen wir in uns selber besitzen, unde das be wahret er uns mit den besten meistren, unde swe4r wig le ben in im selben besefsen h t, der h t in ime selber alle
tage ein niuwe himelriche ie niuwe und ein wige niuwe, und in dem fewigen niuwen sol er f rwert g n.
An dirre selben predie sprichet bischof Albreht das, eein
ei, dur got gegeben die wile der mensche lebet, das ist ime n tzer in dem Ewigen lebenne dan ob er n ch sinem lode ze sinem s lgeraete gaebe ein m nster vol goldes.' er sprach me 'waere alles das eines menschen das got ie geschuof, und gaebe das alles an sinem t de dur got, das waere im an
Swigem l ne niht als n tze als ein almuosen dur got gege ben bi lebendem be.' er sprach m& edas wir den vergeben die uns beswaerent2 an libe, an guote, an eren, das ist uns n tzer dan (ob) wir giengen ber mer und uns leitin in das
heilig grab.' er sprach m 'das wir lieb und leit in orden licher dem etekeit enpf n unde das wir erkennen das es ein
gottes g be ist, das ist uns n tzer dan ob wir alle tage ei nen wagen vol birkiner riser f unserm ruggen zersl egin.'
3
er sprach e ich weis wol das ich ein guoter pfaffe bin, unde
waeren alle diu buoch verbrant diu in der alten und in der
niuwen e ie geschriben wurden, ich wolde us mines herzen k nsten, die ich von g lte enpfangeu h n, die heiligen schrift
widerbringen, unde wolte si bas ordenen danne si n geor dent si, lieze mich got leben dekeine wile, doch sont ir wifsen das ich wolte sin der minste mensche in Kristo der ie geschaffen wart, wolt ich fragen n ch guoter pfafheit, so
III, 1. Einsiedler hs. s. 299a 301*. 1) sechen 2) besve rent 3) die stelle er sprach bis wile ist von einer sp tem hand
(wol als ketzerisch) durchstrichen, aber doch noch zu lesen.
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216 PREDIGTEN UND SPR CHE
wolt ich ze Paris fragen, wolte ich aber fragen n ch got licher heimlicheit, so wolte ich fragen n ch dem ermesten
menschen den ich iene funde, der mit willen arm 1 waere;
seht, den wolte ich fr gen n ch gotlicher heimlicheit. man
Iiset in dem heiligen ewangeli das ein jungeling fr gte umb ein vollekomen leben, d antwerte im Eristus unde sprach e halt diu zehen gebot.' d sprach er edas h n ich get n alle
mine tage/ d sprach Kristus 'wilt volkomen wrerden, so
verkoufe alles das du h st unde gib es den armen unde volge mir n ch.' wir m gen gerne l fsen umbe das oberste das
niderste, unde das muos sin: das hat uns Kristus bewert mit disem jungelinge. er sprach ouch ewifsent das sit diu mcnscheit Kristi2 ein sumenisse was sinen jungern, s wifsent das uns alles das bindert unserre n chsten saelden das cre -
tiure heifsen3 mag. das bewahret uns got selber d er
sprichet 'l fsent die t ten begraben."
2.
Bruoder Albreht der predier bischof der kom zu einem m le in ein frouwen kl ster sins ordens. d b ten in die
frouwen das er ein guot wort seite. d seite er in dis unde sprach ealse dicke der mensche einen muotwillen dur
got l t, swie kleine er ist, niuwen ein ppig wort oder ein
ppig sehen, also dicke s enpf hestu got geistlich in dine s le, alse gewajrliche als in der priester liplich enpf het ob
dem alter.'
Er sprach ouch ein tr stlich wort den siechen. es der
mensche siech ist, s dunket in des das sin leben unn tze
si vor gotte. wan er sich niht mag eben an gebette und an anderen werken, s sihet sin siech tage unde sin bege runge tiefer in die gotheit denne zehen hundert gesunder.'
Dirre selbe herre hette die gewonheit das er sich gar flizekliche beval in ander liute gebet, d wart er ze einem m le gefr get, wrar umbe er ez taete. d sprach er ces ku ment vier n tze dem menschen d von. der erste ist, solte der mensche des gaehen t des sterben, des berhebet in got.
1) am ) xpc 3) heisen. 111,3. Einsiedler hs. s. 329* 330*.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 217
das ander ist, solte der mensche vallen in houbets ude, dar
vor beh etet in got. das dritte ist das im got drizig j r
fegefiures abe nimet. der vierde nutz ist das, solte der
mensche in den fersten kor komen, es mag der mensche ber
in bitten das er kumet in den niunden4 kor. das muos
aber ein volkomen mensche siu.'
Der selbe bischof Albreht der sprach ouch dis guote wort, 'es sin vier unde zweinzig stunden zwischent tag unde
naht, der stunden einiu oder halbiu die neme der mensche s er betr ebet si unde tr cke die betr ebede in sin herze, also das er nieman gebe ze kennende n tclage wan gotte alleine, das ist im alse n zze alse vier unde zweinzig j r
vertriben in also guotem lebenne das man in haete f r
einen guoten vollekomen menschen.
3.
Es sint xii1 guoter st cke, daz ferste ist, wer git ei nen pfenninc in der liebe unsers herren in disem lebenne, daz ist gote loblicher unde dem menschen nutzlicher dan obe er gaebe n h sinem t de als vil goldes unde silbers als m hte
gereichen von dem ertriche bis an den himel. daz ander
ist, wer ein hertez wort geduldiclich vertreit durch die liebe unsers herren, daz ist gote loblicher dan daz er zersl ege uf sinem r cken als vil beseme als uf eim ganzen acker ge wahsen mac. daz dritte ist daz du dich diem etigest durch got under alle krfe tiure, daz ist gote loblicher dan
daz du giengest von eim ende der weilt bis an daz ander und ob die fuozstapfen vol bluotes st enden. daz vierde
ist (daz) du got staete ruowe gebest in diner sfele mit siner
gnade, daz ist gote loblicher dan ob du rennetest von einem ende der werlt bis an daz ander. daz f nfte ist daz der
1) nun III, 3. M nchner hs. cod. germ. 133. perg. XIV jahrh. 12 .
berschrift roth Daz sint bischolf Albrccbtes spruch. 1) diese
zahl steht auf einer rasnr. es war also urspr nglich wol nur von
IX st cken die rede, wie auch in andern hss. die ich davon gesehen habe, ohnedies ist das X XII st ck (durch das beschneiden der hs.
verst mmelt) von anderer doch gleichzeitiger hand auf den untern r ndern nachgetragen.
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218 PREDIGTEN UND SPR CHE
mensche weine einen tropfen von l terr minne, daz ist gote loblicher wan ob du weintest von gebresten einen bach als die Tuonowe. daz sehste ist, ganc selber ze gote, daz ist dir n tzer dan das du alle die heiligen und alle die engel dar santest die in himel sint. daz sibende ist, verteil
nieman, daz ist gote loblicher dan daz du din bluot verg fsest sibenstunt in dem tage. daz ahte ist daz du enph hest
mit gedult waz got ber dich verhenget, daz ist gote lob licher dan daz du gezuckest w rdest in den dritten himel
als sant Paulus. daz niunde ist, habe lidunge mit dim
ebenkristen, daz ist gote loblicher dan ob du spistest als vil siechen als in eim ganzen lande mac gesin. (daz) zehent ist daz, ob du heiligiu were und ander reine tu(gende) sihst unde weist an dinem n chsten, vrewest du dich des (in r)eh ter minne, daz ist gote loblicher denne ob du mit gote (elli) vreude in himelriche bietest. daz einlefte ist daz, mit.... du die s nder von boesen s nden gebringen
got selber spisest in dem himelriche. daz zwelfte ist daz daz du dich selbe bekennest unde dich selbe ze gote ziehest unde bringest, daz ist gote loblicher denne ob du alle dise werlt ze den wigen gn den brachtest, ob du selbe
ewiclich verdampt w rdest.
4.
Sante Th mas unde bischof Albreht die w ren bi einan
der unde meister Thomas der vr gete unde sprach zuo bi
schof Albreht e heiliger vater, sage mir welez was diu hoehste
vr ude unde diu groeste fr ude die unser herre Jesus Kri stus ie bewisede f ertriehe?* d sprach bischof Albreht
cdas was diu groeste vr ude die er bewisede f ertrich f
deme gr enem dunrestage, d er sinen heiligen vr nen licha men gap sinen j ngeren unde sprach
c dis h n ich begerende
begert, das ich dis bendefsen mit iu efsen solte." 'Hei
liger vater, was was diu sache, dar umbe er es begerende begerte?' *der Sachen w ren drie. diu erste sache dar umbe sine fr ude greefser was, das was das er ne sache
III, 4. Einsiedler hs. s. 269b 270b.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 219
die menie unde die schare die mit minnen unde mit bege runge immer mfe in enpf hen sollen bis an den jungesten tag, das er der herzen zuo gfe mit einer ferhabender be
gerunge, das si ime geeiniget w rden, das was diu erste
sache, dar umbe er sprach 'dis h n ich begerende begert/ diu ander sache dar umbe sine fr ude groefser was, das was
diu sache das er die ane sach die in mit minnen unde mit
begerunge enpfangen hetten, das er ilete das er si Offerte sime himelschen vattere. er sprach 'vatter, wir bitten dich v r die die du mir gegeben hast; als ich unde du ein sin7 als wil ich das si ein sin mit uns/ diu dritte sache dar umbe sine fr ude gr z was, das was diu das diu zit komen was unde diu stunde das er sich opheren solle sime himel schen vatter. do er an deme kriuze stuont unde sprach 'vatter, in dine hende bevilen ich minen geist,' das was nit alleine sin geist, es waren alle die unde sint alle die, die mit ime geeinget sint/ d sprach sante Th mas each, hei
liger vatter, haete mir das got gegeben zuo einem niuwen Hebte minre sfelen, das ich es der heiligen kristenheit l fsen
solle, das noeme ich v r den zuc sante Paulus/
IV.
DER VON KR NENBERG.
1. Sanctus Johannes sprichet in dem fewangeli , got habe
die sine geminnet unz an das ende, es sint f nf ende in diu uns got geminnet h t. das ferste, er h t uns geminnet an das ende sines lebendes, wan er gesuohte von dem fer sten t ge sines lebendes nie niht anders denne menschlicher nature widerbringunge f ir hcehste saelekeit. unde das be wiset er uns d mitte das er vor sime t de so friuntliche f r1 uns bat, d er ze siuem vatter sprach 'vatter, ich bitte dich, d ich bin das ouch mine dienare d bi mir sin.' unde wes bat er mfe? er sprach
c vatter, als ich unde du eines
sin, also bitte ich dich das du si mit uns eines machest/ das ander ende in das uns got geminnet h t, das ist des
IV, 1. Einsiedler hs. s. 301* 304b. 1) vor
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220 PREDIGTEN UND SPR CHE
menschen selbes ende, in das h t er uns ouch geminnet, wan sine minne wil er von uns niemer gescheiden bis in unser ende, das der mensche niemer so tiefe noch smaehe liche gevallet, begert er sin, er welle in g etliche enpf hen. noch ein sunder minnezeichen bewiset er an dem menschen, das ist das got niht gestatet enkeines menschen eudes er
dar zu kumet, und lebte er tusent j r, das er doch niemer
befser w rde. das dritte ende in das uns got geminnet h t, das ist das ende d sin hoehste saelekeit an st t: das ist das er einen ieklichen menschen geordeuet h t ze dem besten guote das er ime gemelsen mohte. das vierde ende in das er uns geminnet h t, das ist das ende der tie fester diemuot. das ist diemuot das sich der mensche nei
get under das under ime ist. ie tiefer under geneiget, ie hoeher diemuot. wie m hte sich nu got tiefer geneiget haben denne d er sich gab f r den menschen ze sterbenne, der also boese was das er sich mit siner b sheit h te ge worfen under aller cr tiure f efse.1 das f nfte ende in das uns got geminnet h t, das ist das ende der hoehster minne. wie m hte er uns grceslicher geminnet haben denne das er sich dem menschen gegeben h t zuo einer spise. er
gab ime alles das er ist und alles das er mohte. wan ne
die himelschen fr ide, d man got sibt als er ist, so enh t
got niht befsers ze gebenne denne diu spise diu er selber ist. Als uns nu got in f nf ende geminnet h t, als sol in
der mensche hin wider in f nf endriu ende. das rste
ende, er h t dich geminnet in das ende sines t des; so
soltu in hin wider minneu in das ende dines t des. was
ist sterben? das ist das diu s le dem libe abe g t. als sol
der mensche ime selber abeg n unde sol sime gluste ver
ziehen aller gebrestelicher2 dinge, und als sol er dur got in gotlicher n tiure sterben als er dur uns in menslicher nat re erstorben ist. das ander ende in dem er uns ge minnet h t ist er h t uns geminnet unz an unser ende; so soltu in har3 wider minnen in das ende sines g elichen
lebennes. was ist gotliches4 lebendes ende? es ist ne
ende: sin anvang ist ne anvang unde sin ende ist an ende, als soltu dinen willen setzen uf ein unverendet minne ge
1) fu en 2) gebrestelich 3) ban 4) get gotl.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 221
gen gotte, wan das ende das din rainne suochen sol, das ist ne ende. das dritte ende ist, er hat dich geminnet in das ende der oberster sselekeit; wan des hat er sich ge flifsen das er dich also gesch efe das du siner gotheit vil
enpf hen m htist, unde doch gebrast ime nie enkeines din
ges in dem himel noch f der erden, wan das alleine das er nie enkeinen menschen vant der also volkomenlich be reitet waere das er an im gewirken mohte als vil guotes als er gerne an im gewirket hoete. also solt ouch du Hin wider flis han wie du dich ime vollckliche und n ch allem simc gel ste elliu zit erbeitest, unde dar an sol ouch diner
gerunge elliu zit gebresten. ze dem Vierden m le hat er uns geminnet in das ende der tiefester diemuot die er uns
bewisen mohte. als solt in hin wider minnen in der tie fester diemuot die du im bewisen maht, niht das der mensche bereitet si ze einer tugent unde niht zuo der andern, wilt
got in das ende der tugent1 minnen, s sol dich niht er schrecken weder krangheit2 noch sm cheit, dis noch das, das an der tugende schiulich si. elliu ding sullen dinem willen gemsefse sin. zem f nften male hat er dich ge minnet in das ende der hoehster minne. er gab dem men schen alles das er ist und alles das er hete, b s le unde
gotheit. er nam sich im selber unde gab sich dem men schen, also sol der mensche sich selber ime selber uemen unde sol sich gotte geben, d von sprichet er selber, er habe die sinen geminnet. hie merkent weles die sinen sin. das sint die die sich alzemale gotte gel fsen h nt; wan wii der mensche sin selbes sin, so enmag er gottes niht eigen lich geheizen. wilt aber du ein sicher zeichen ob du dich
gotte gel fsen habest, das solt du d bi merken ob du lie bes noch leides niemer angenimest, das dir geschiht, das dir
geschehen si. wan bist du din selbes niht, s enmag dir ouch niht geschehen 5 was dir geschihet, das ist dem gesche hen, des haben wir ein3 Urkunde an Marien Magdalenen. d ir swester4 Martha kam und f si klagete das si m c
fsig wa?re, d seit diu schrift niht von das si ie wort ge spTOche. unde die heiligen die ir swigen diutent,5 die sprechent das si nie niht anders gemeinte dan das si sich
1) tugen 2) straogheit 3) en 4) swerste 5) tutent
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222 PREDIGTEN UND SPR CHE
gotte als gar gel fsen b te das si niht d hte das man si
an gesprochen hete. m r des si was, der was gegenwertig. des was si ze friden. d von sprichet ouch Kristus rsi h t
den aller besten teil erweit/ das got unser teil werde, des helf uns got. men.
2.
Diu schrift sprichet das der tievel dise wort sprach zuo unserem herren. er sprach 'sprich das dise steine ze br ten werden.' hie ist sant Stephan ze lobende an driu
dingen, das eine, an der bitteren marter, d er sprichet das es steine w ren, das ander, an der froelicher lidunge, d er spr ch das si ze br te w rdin. denne ist der mensche ze lobende, s er driu dinge dinne rindet, das eine das er si willecliche lide 5 das ander das er stsete ist an der
vollendunge des lidens; das dritte das sin girde das liden f rkomen h t, wan enkein liden ist volkomenliche gen seme, des menschen herze habe des lidendes von gotte begert. daz ander ist ein volendendes liden: das ist, s der mensche in der lidunge niht verzaget, vil guoter werke wirt dur
got ane gevangen. aber s man der pine bevindet, s k -
rent si wider, des enh nt die heiligen niht get n: si h nt
gelitten unz das liden si l fsen muoste. si vollestuonden in dem lidende unz das liden niht m materje vant, dar an es w rhte. das wart wol schin an dem sseligen Jobe, d er in gr fser lidunge sprach ich fr we mich das ich weis das der der mich pineget, das der niht m ede wirt/ das dritte ist ein gewillig liden: das ist das der mensche die sache von der er lidet niht enhafset. m r er sol si minnen unde sol in guotes w nschen von den er lidet, unde sol es niht
enpf n als ein menschen were, m r er sol es enpf n als ein g tlich were; wan diu kr ne wirt gegeben dem liden unde dem volenden. aber diu gezierde der kr ne lit an der groezi der gedult. dis sint die steine mit dien sant Steph n us
wendig an dem be gesteinet wart, aber inwendig an siner sele wart er gesteinet mit dem steine der von des himel
IV, 2. Einsiedler hs. s. 304b 305b.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 223
sehen vatters herzen als gester har f ertriche geworfen wart als er selber.
V.
HEINRiCH VON EGWINT.
1.
'31cister, w wonest ?' sprach einer zu unserm her ren. d antwurte irae Kris tu s und sprach
e kum 1 unde sich
selber.' driu ding Iferent uns disiu* wort: von berfl fsiger wisheit Kristi an den Worten der meisterschaft ; von sines
unmsefsigen wesendes w , das alles wesendes gruntveste ist, s er sprichet 'w wonest ?' ze dem dritten m le von un serme tr ste an der ladunge gotes, d er uns heifset das
wir in mit dem geiste suochen in der herberge siner got heit, unde das wir selber lernen3 in der schuole der wis heit. d von spricht er ekum selber und belip mit mir und in mir: ich wil dir entsliefsen das abegr nde mines hercen.' ze dem andern m le wirt gereifset4 unser geist von dem w des gotlichen wesendes. n wifsent das dirre vr ge be
gereut alle erfe t re, unde dar umbe begerent si wesen, das si vinden gotes wesen, want aller n t rlicher werke suochen ist niht anders wan ein jagen und ein suochen oder ein fr gen5 n ch der wonunge gotes. und entfetin si des niht, s gest ende der himil und das firmament, ey , guoten kint, wes vr gent ir swendig iu selber unde suochent got in fr mden landen t tlicher dinge? d vindent ir niht: si lou kenent alle und wisent iueh fort unde sprechent6 cwir sin niht got.' d sprichet Augustinus
c hebe dich ber dich s
in fewigiu ding, d ist got.' n soltu merken das man got vindet in mengerhande wise, d von diu sfele l re nimet.
Ze dem fersten vindet man got in der hoehi der buofse, also das diu sfele mit allen iren kreften sich des vliset das si genzliche ablege eigenen willen. ie diu sfele sich mfe ebet an disen werken, ie si got n wer vindet in ir unde
V, 1. Einsiedler hs. s. 175b 179b. berschrift rolh Dis hat
geprediet brooder Heinrich von Eggewint. 1) knme 2) dis
3) leren 4) gereiset 5) fragent 6) sprachent
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224 PREDIGTEN UND SPR CHE
sich in ime. das meinet ouch der friede! in der minnc
buoche, do er sprichet e ich wil g n ze dem myrreberge unde
wil sprechen ze miner friundinne/ der berg der bitteren
myrren ist diu heehi des erhabenen geistes, der den willen aller eigenen gen egede wandelt in eine bitterkeit zuo allen den dingen diu got von uns nicht wil. har n spricht got in 1 dem geiste ze der seie
c friundinne min, du2 bist alze
schoene: du bist vor minen ougen aller vlecken vri/ swer
aber n ch sines willen fluote lebet, der envindet nicht got, und er verderbet allez des er beginnet.
Ze dem andern m le vindet man got in dem gr enen
den buschen3 der w estenunge, da in Moyses vant. der
busche4 in der w estenunge das ist ein hoher muot, der in einer abgezogener fr mdekeit gegen allen cre t ren gr enet und beginnet ze bl ejende in der hoehi der wigen gotheit. und als gotlich wesen sich verstricket h t und umbevangen ist in den drin personen, also h t dirre muot got umbevan
gen in sinen gedrieten kreften. dis gr enen tuot die sele wachsen an liechte und an minne, bis das si got beschou wet in Sy n des anb ckes der engele. als vil h st got fun
den, als vil du dich von aller ungelicheit m k rest hiute danne gester. swer aber got alsus vinden sol, der muos
alsus alle viheliche sinne verwerfen und triben mit Moyse under die ineisterschaft der bescheidenheit, want fleisch unde bluot mag gottes riche nicht besitzen, ich wsene, sele, das alle dine gebresten d von komen das du der snellen be
wegunge, diu von sen in das herze st fset, volgest mit den werken e* das lieht der bescheidenheit dar in liuhte.
Ze dem dritten m le vindet man got f dem berge in dem nebele d diu e4 gottes gebottes geschriben wart mit
gottes vinger. der berg ist ein hoch tragende gr sherzig geist5 der an enkeime sime werke gen egunge noch raste
vindet, er enwerde in allen sinen werken in gesetzet als sanetus Paulus mit eime sgedruhten zeichen des willen got tes, als das der wille der s le niht alleinc wirke mensch liche werk n ch ime selber, mer n ch in geschribener forme gotliches willen gotliche, f das diu sele sprechen m ge mit Paulo eich enleben iezuo 6
niht, me* Kristus lebet
I) me 2) du 3) buscheo 4) bosebe 5) geist] ist 6) iezun
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DEUTSCHER MYSTIKER. 225
in mir. ich enlebe noch enwirken iezuo1 niht, mt!r g t
liches wesendes formlichiu kraft wirket in mir.' dis geschiht in dem nebile, das ist in berglastigem gl nze gotliches lich
tes, want alles das lieht das man von creature nemen mag, das ist als ein naht wider dem tage; mer es ist wol ein
helfe ze dem gotlichen lieht ze k rnende, aber si sint ein
hindernisse, s wir ze lange f in mit gel ste beliben. d von spricht ein heilige edie cre t re die uns got hat gege ben ze einer hantleitunge in got ze wisende, die h nt wir uns selber ze einer rausvallen gemachet unde sm in in be haftet unde beliben f dem wege der uns ze herberge brin
gen solte. har nach vindet man got in der kruft mit den
propheten. man liset das der prophfete kam in die w este
nunge unde w nschte siner sele das sie st rbe, want er m edc was worden in dem geiste von unruowe dirre welle, und in dem sl fe kam ein engel unde saste ime zuo ein
ascherkuochelin2 und einen kruog mil wafser. dar nach
gieng er vierzig tage unde nacht ane spise bis an die stat da er got vant. d kam ein sturnwint 3 der steine brechen
mohte, und in dem winde was niht got, want soliche geiste fliuhet got, den die sturnwinte4 wasgent, die Daniel der
prophete sach striten in dem mer, das ist in ungeordenten herzen umbescheidenliche vorhte oder hoffenunge; want si blendent das lieht des geistes. ouch bediutet uns der sturn wint ein unruowig herze das an allen dingen sich bitterlich erbiulet sinen ebenkristen. das es steine brichet, das ist das es gr sherzige liute fser irme friden setzet. dar nAch kom ein fiur und in dem fiure was ouch niht got. flur ist ein ding das niemer sprichet egnuog*, unde bediutet ein
herze das niemer sprichet rgnuog', mfer es begert ze brin nende ane m fse an den dingen diu gotlich niht ensint.
susliche undanensemekeit verderrent den river der gotlichen fluote. har nach kam ein s efses meigentou. in dem kam
got. das ist ein gem ete das an einer g tlicher glicheit '5
s efser wandelunge in dem ewigen worte formet vernunftigiu wort, da mitte der gernde geist mit gotte lise r net ane wort und ane l t und in ime singet der minne d n, unde doch ane schal, dar inne kumet got, want in suslichem,
1) iczun 2) ascherkukelin 3) strunwint 4) strvnw. 5) glichet Z. F. D. A. VIII. 15
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226 PREDIGTEN UND SPR CHE
kose wirt in staeter1 Sicherheit got getragen in die s le.
dirre Sicherheit sint unwirdig die ze vil von fsen intragent wort der Hute oder joch eines engels. unde des begert diu brut in dem buoche der schoenen liebi, d si sprichet, das ir der norlwint r rae.2 d meinet si alles das intragen der cre tnren wider den geist. gegen disen norden was ge k ret der gl egende
3 haven, den der proph te sach, in dem
alles gr enen gollicher g be verdorret,4 unde denne so wirt in der geist unruowig, want er kein enthaltnisse hat an in
wendigen sachen. d von sprichet diu sele ckum, s efser
sterwint, unde durchwage minen garten, f das min herze fl etig werde eines gotlichen rouches.5
Ze dem Vierden m le vindet man got ober den engein, want diu s&le muos ber engelsches lieht erhaben werden, xyb si got vinden so!, diu doch n t rliche under den engein st t. bar n ch vindet man got in dem vater. also muos diu s le alliu ir werk g lte f tragen vriliche von aller di ner selbesheit, ob du in vinden wilt, als das wige wort sich selber f treit in dem vater.
Ze dem sehsten m le vant J hannes got, d er sprach c in dem beginne was das wort/ n vr gent Andreas und ein
iekliche getriuwe s le mitime cmeister, w wonst ?' Johan nes zeiget iueh in das begin, das wir got also suochen, das wir in vinden in ime selber, des helfe uns got. amen.
2.
In den henden sulen die lalernen1 brinnen. Dyonysius sprichet das got bat vereinet das ende der ersten mit dem ende der andern, diu erste cre liure ist l ter2 vern nftig als der enget; diu ander ist vern nftig mit materien, das ist der mensche, d n 3 das lieht der sele tunkel underg t, d enpfenget sich der rste gl nz der s le, das ist diu for schende kraft, diu das lieht der w rheit suochet mit ver
wandelunge zuo und ab uemender bilde, d alleine einren net das lieht der l tren vern ufle mit inblicke der w rheit
1) sletter 2) r iue. vcrgl. hohelicd 4, 16. 3) gelvgeode. 4) verdorreot 5) rocbes
V, 2. Einsiedler hs. s. 179b 182a. 1) luterncn 2) luler 3) nu
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DEUTSCHER MYSTIKER. 227
in eime lustigen vriden ne bewegunge, unde das ist der
sache da von ein meister (sprichet) 'das lieht der beschei
denheit das blenket us dem schatewen der vern nste.' und
also wirt diu sfele gehantleitet in das bekennen der fersten
nature, in einem mittele wirt diu sfele vor geleitet in die
fersten sache. want aber fewigiu himlischiu ding beide liplich unde geistlich sich mit den 1 nidersten dingen niht gemeinen m gen in dem Hellte, als das joch das ferste were gottes in
der sfele behafte, das aller gottes offenb runge der sfele vor
weg unde gr ntveste ist; unde das heifsent die meister ein
lieht, das ist gnade, went aber wir ne dis niht saelig wer
den m gen, so manet uns got das wir das lieht in den
henden tragen uud es in uns niht verblenden, und in dem
liebte wider ze gotte klimmen, d wir unser hoehste sa*li
keit besitzen. In disen Worten leret uns got zwei ding, dar an aller
geistlicher Hute guot lit, das ist bekennen unde minnen. das
ferste gehoeret den sun an, der in sirae s gruchten (?)
glanzerichen bilde die sfele leitet in das grundelose abgr nde
der bergielsender vern nfte des vater. das ander geb rt
dem heiligen geiste, der die sfele mit berflufse siner lust
also ob allen dingen kferet, das ir aller erfe t ren zuollus swa;r unde bitter wirdet von bertragender minne. das ferste
meinet got in dem Hellte, das ander in dem Bure.
Ze dem fersten saget diu schrift von siben leige 2 liebte,
das sint were des geiste. were meine ich, in dem alleine
der funke rehter bescheidenheit liuhtet, diu das were ne
underl s ordent in das hoehste guot der sfele als in ein ende,
niht in das ende gescha ter dinge, want d von wirt der
sfele guot ze male verlorn, ze disem gehoeret das du in
allen dinen werken ane blickest die regel der w rheit diu
in dem obresteu riebe diner sfele blenket fewekliche. das ist
der funke oder der glanster der sfele, der uns alle zit ratet
das du einen ieglichen menschen erl fsest des3 du von iine wilt vri sin, als ob aller mensche n tiure in dir begriffen si
unde diu natiure aller liuten wesen si unde du dich selber
ansehest an ieklichem menschen uud einen ieklichen men
schen in dir. dis machet ein ungewonliche wunne unde lust
1) dem 2) lege 3) das 15*
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228 PREDIGTEN UND SPR CHE
in den werken des geistes, diu wunne den fleischlichen
ougen umbekant ist. da von sprach ein bruoder das er
dicke in dem gebetle waere in suslicher unsprechlicher lust das er sich uiht wolte entsch ten ufser ruowe des geistes
f das er vor sines kl sters porte Krisjtum schouwen wolte1 an siner bl fsen menscheit, als er geborn wart von Marien
be, swie doch die engel sch pl'ent unsprech che lust in dem
lieplichen antl tze Kristi. ey , lieben kint, forment iuweriu were nach disem bilde in iuwers muotes Verborgenheit und
enploezent iuwer begirde nach dem hoehsten guote das in diner s le liuhtet. want s din geist gefriet ist an sinem
werke und alzeui le abgezogen in das vrie wesen gottes, s muos in dir sterben alliu vorhte und engi des herzen, swas d ist von fsen in gedrungen, als wirt dem geiste ge geben das in gottes geist tribet in alliu 2 were, das etwenne von g tlicher absunderunge der sele von toetlichen dingen der p n chvolget wider der nature unde hanget inmitten in der lust, das machet der in Aus des gotlichen liehtes in allen
werken.
Das ander lieht das ist das lieht des gelouben, das ist sam ein forme des liehtes das der sele nat rlich ist. want diu sele enmag sich niht erbieten in das berswebende3
lieht, si enwaere widerslagen. d von tribet das lieht des
gelouben die sele fort in got, swie es doch si mit bilden als in eime Spiegel niht enploezet wesen (?), das wir an diser weit bloes che niht erkennen m gen. doch sprechent etliche meisler d wider unde sprechent, got m hte eine cr ature sch pfen der er ga;be ein n t rlich lieht das greefser wasre denne das lieht der gl rie, in dem die engel bl sliche schou went. w von sprechent si
c m hte den got niht inblicken ein
ein (?; lieht der sele in dem si got l terliche ssehen?' her zuo antw rte ich , und gaebe got der sele ein n tiurlich lieht, das tuseng stunt glanzer wsere denne das lieht der gl rie, doch cnm hte si gotes wesen dar inne niht beschouwen; want das schouwen wirt vollenbr ht in eime unsprechlichen
bern tiurlichen anr erende oder in einem entsinkende des wesendes gotlicher formen ne mittel in die sele. diu hi melsche informunge mag dir hie niht geschehen ne mittel;
1) solle? 2) allen 3) uberswebede
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DEUTSCHER MYSTIKER. 229
aber doch muost dich hie wcnen und inkeren unde dich
halten in stseter1 vriheit des geistes ne snelle bewegunge unstseter dinge diu den kl ren aneblik des gotlichen
wesen
des vermitelent. s6 dis in dir geschiht, so soltu bevindcn
das alles das das under der sunnen ist anders niht enist
denn ein itelkeit und ein geisel des geistes.
3.
'Seht, elliu ding verniuwe ich.' dis wort schribet sau
ctus Jobannes in dem buoche der offenb runge, unde liset man es ze der kirmesse. Augustinus
1 sprichet das kunt
lich si ze suochende den willen gottes, unde fr get ewar
umbe tet got das und das?' want suochen ist ein sache des
willen gottes, das ist suochen ein edelres und ein fersteres2 denne got si, des wille er selber ist. swer aber suochet
das iht ist, der vindet niht. d von bewar sich menschelich f rwitz,3 das er niht suochende das niht ist Verliese4 das iht das fewig (ist), alleine wir n der sache niht envinden,
war umbe got der crfe t ren wesen geschaffen habe, doch vinden wir ein zeichen einer zimlicheit, unde das ist d von das diu creature unde sunderliche engel unde mensche die
berfluotigen wunne in den drien pers nen in ires selbes we sendes ewekliche gebruchunge unde gemeinschaft haeten an einem blicke des geistes f gotlicher n turen essentie, in einer verstrihter weslicher gegenw rtikeit der bildefriger for men gotliches wesendes. in dem ortliehte der vern nste des geistes in dem lit der gr nt der saelekeit. dar n ch s
get unde gr enet s dem5 willen ein vorspil l stiger ge
bruchungen, unde das zieret das aneblicken als diu jugent das alter unde daran wirt offenb ret diu stolzheit unde der ruora siner eren allen cre turen, unde d von spricht er
'seht, elliu ding verniuwe ich.' dirre fewiger Wirtschaft be
gengnisse ist diu kirmesse, diu uns bezeichent ist an disen Worten, want aber got alle sine fr ide dem geiste des men schen sunderliche berihtet hat, ewekliche in ime sa?lig ze
1) stetler
V, 3. Einsiedler hs. s. 182a 185*. berschrift roth Von Eg uind. 1) AgustO 2) erstes 3) furwis 4) verliesse 5) den
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230 PREDIGTEN UND SPR CHE
sinde, da von r eret uns got an in disem worte zwei ding, ze dem ersten der s le n t rliche edelkeit, d er die s le
nennet1 mit dem namen aller dinge, ze dem andern male
triffet er der 2 s le n t rliche vollenkomenheit, das lit an dem
ingeleite der sele mit bekennende unde mit minnende in dem aneblicke gotlicher bldfser n t re. unde das tuot3 er uns an dem verniuwende der s le.
Nu merke ze dem rsten wie diu sele eiliu ding si. si hat weseu mit den steinen unde wahsen mit den b umen
unde bevinden mit den tieren unde verstentnisse mit den
engein. ze dem andern m le ist si in allen dingen glich an abk rende der bilde mit der Vernunft, d von sprichet der meister des buoches von der ersten sache, das diu s le
geschaffen si in dem orte zwischen zit und wikeit. d von blicket si in beide unde besliufset si bekentliche in ir. d von sint elliu ding geordent ze dem menschen, d von schuof got den menschen nach allen cr t ren an dem sehs len tage, d er ougen weide unde wunne daran haete, so er sin selbes gotlich bilde anblihte in der sele. noch mii
gen wir die seie meisterlich glichen allen dingen, want diu sele mag aller l nbrerer cr t ren l n unde gn de erwerben, als wir sunderliche vinden an der s le Kristi und unser frou wen unde joch m dan die engele. want diu s le mag zuo nemen n ende, und ouch want der s le verdienen hat kraft von der l nbaeren gn de Kristi, diu enteil (so) unmaefsig was, d von enmohle nie cr t re geblicken von ir n t re in den Spiegel gotlicher n t re wesliche, joch engel von dem hoehsten k re, ne eine s le, das was Kristi. d von sprichet unser herre 'werden ich erhaben von der erden, so ziuhe ich elliu ding ze mir/ unde meinet die sele. das ander ist von dem verniuwende der sele. n merkent, swas niuwe ist das ist sime beginne n he, das gespring der s le ist das wige entgofsene s dem herzen des vater, unde das ist in formlicher wise, aber n ch sachelicher wise ist alle, diu alle (?) drivaltikeit Ursprung; niht n ch eime widerblickenden underscheide der pers nen, sunder n ch bl fser gemeinheit einer essentien unde dar zuo mit eime vorsatze des willen
gottes n ch ewiger ordenunge der wisheit, anders diu sele 1) nemet 2) die 3) rvt
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DEUTSCHER MYSTIKER. 231
wsere fewig mit irm gespringe, unde das versaget der glowbe. riu sprichet got, er welle die sfele zuo ime f egen, das si
wider niuwe werde, als si sich von ime geferret1 h te, unde
da vou in t tmal der unglichnisse von anevalle t tlicher dinge
gest rzet ist von irme fersten gl nze unde von irre ferster us
g lte gesprengeter niuwe, f das diu sfele sprechen m ge in
dem geiste mit dem propheten 'min jugeut ist verniuwet als
der adelar unde min leben das widerbl eget in mime g lte/
das geschiht vou geb te unde von rate an den siben lugen den, an den sehs werken der erbarmunge, an den ahte saele keiten und an den zwelf wunneklichen fr hten. wol uf, vr
sfele, verniuwent iuch! dis ist iu an dirre weite m glich. noch meinet dis got alleine niht, want an disem lebende ist
noch diu erste kirmesse niht vollenbr ht; want der bilder
diser vollekomenheit ist erzeiget in der h hen gotheit. da
verniuwet got die (sele?) ze der fersten hcehi unde puret si von dem t tm le der nAture in allen den kreften unde setzet si in den gl nz der gl rie. dar nach verniuwet got die sfele, s sich diu sfele schouwet in dem bl fsen wesende
gottes: sich, sprich ich, als sich, das ist saelig unde wese lich unde das ist nat rlich unde geislich, dar n ch schou
wet si sich niht alse sich, sunder si schowet2 sich alse in
gotte fewekliche unde gotliche. ze dem dritten m ie ver
niuwet got die sfele f das leste, s er sich ir3 in einer
fewiger niuwer gr enender kl rheit sich erbiutet der ver n nfle unde mit zuo spilender wunne der begirde, ais das diu sfele iemer durstec unde trinkende ist. da wirt ouch diu sele getoufet in g tlicher nature, d si gotvar gl nz enpf het.
4.
Si quis vult etc. alle creature hat got s sich eut
gofsen an ir nat rlich wesen, f das si widerfliefsen mit loben fluoten. dar umbe h t got sin nat rlich bilde, sinen
sun, den liuten geoffenbaret, das si ime nach kriegende ge leitet 1 werden in eines entgeisteten geistes ebunge, in das
1) geferet 2) schowe 3) sich ir ist wot zu l gen. V, 4. Einsiedler hs. s. 185* 188 . berschrift roth bruoder
Heinrich von Egwint. 1) geleiten
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232 PREDIGTEN UND SPR CHE
erste umbegrifliche wesen. want aber lit aller vollekomeu
heite hoester gr t an 1 enploezunge des geistes von allem ane
valle der unglichnisse unde von tr ste der cr tiure, s
spricht got esi quis vult etc.. swer komen wil ze mir, der verloukene sich sines selbes unde habe f sin kriuze und
volge mir/ dis wort vernimet man in viere wise. Gr -
gorius und Orienes sprichet: der mensche verzihet sich sines selbes der von siner stokheit sich kert in ganze diemuot unde von gitekeit sich k rt in versmsehnisse irdenscher dinge, ufscr sinem eigenen willen sich kert unde gottes willen f r
derlicher suochet denne sin eigene sa?lekeit. hie von ist
geschriben in dem buoche das da heifset der brunne des
lebendes, das eiu junger fr gete sinen meister wie er ge verret w rde von dem t de und er begriffe den brunnen des lebendes, d sprach der meister 'du solt dich verren von al lem dem2 das die lsern sinne bekennent; unde mit dem obersten diner s le erhebe dich ber dich selber in diu ding diu ober allen wandelungen swebent, diu enkein zit r ercn
niht enmag. dar n ch soltu g nzlich dich erbieten gegen dem milden spender aller g ete. swenne dise3 werk an dir vollenbr ht werden, s umbev het dich der brunne des le bendes/ noch r eret dis wortelin Johannes mit (dem) gul dinen munde unde sprichet 'swer wil saelig werden der muos zem ersten geliutert werden mit lidunge; dar nach muos er allen dingen sterben unde das si stirbet allen dingen.' Gre
gorius sprichet, das der mensche niht enmag smecken diu
ding, diu ober im sint, er ensmecke das er selber ist.
Augustinus sprichet gar eben ze diser rede unde sprichet 'swer wil das sine sele d rgofsen werde mit dem liebte, der sol ze dem ersten gesunt machen das inre ouge der sele. dar nach soi er sich wenen unde bestateu in der ge suntheit, das der sele ouge das berswebende lieht geliden m ge. ze dem dritten male sol sich das ouge niender an
ders k ren noch bougen den4 in das lieht, unde sol ouch niht anders meinen in dem lichte den das lieht selber, swer sich aber in keret e das ouge luter werde, der wirt wider
slagen, want das lieht verblendet kranke ougen. dsL von w nschit k nig Davit eines reinen herzen unde dar n ch des
1) anc 2) allen den 3) dis 4) bogende in
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DEUTSCHER MYSTIKER. 233
heiligen geistes, der niemande gegeben wirt, sines herzen
gedanke sin erzogen unde geverret von aller begerunge tot* lieher dinge, n ch dieser gerunge volget das vierde, das es
iezunt niht alleine ist ein gart, mer ein wonunge in dem
unspreehliehen liebte, da man 1 wa?rliche siht unde bekennet das alles das ein italkeit ist das diu sunne beschinet, noch
dunkel mich das man dis wort k 'nstelicher verst n m ge, swer mir volgen wil. got ist ein luter wesen unde niht ist an ime das iht anders si denne wesen. swenn ich denne2
spriche, got ist got oder guot oder milde oder wise oder swas ich anders vou gote sprechen mag, das enzeigel alles auders niht dan ob ich einvaltenkliche spriche, got ist. want goles wesen, das ich nenne3 sd ich spriche got ist, das ist sin golheit, sin ewikeit, sin wisheit, die ich nenne4
sprechende so ich spriche got ist guot oder wise, da von
sprach er ze Moyses edu solt sprechen, der d ist der hat mich gesant.' das aber iht triffet under got, das vellet zehant in iht. d von mag ich iezunt niht sprechen, das ist. ich spriche wol, das ist ein eugel, unde d ich spriche engel, d versage ich ime iezunt ein ander wesen, das an der cre l ren habent. noch d vou das der engel sin nat r lich wesen eine treit und ein n t rlich val ist under got. noch denne von der nathle ze gotte geschihet das das ein ieklich engel besitzet alles den gr t (der) siner n turlicher vollekomenheit m glich ist, unde d von k rnet das eime ieklichen gr te engelscher n ture ist ouch ein engel. als
mauig gr t ist, also manig engel ist, noch minre noch nie4, bar an mag man merken wunderliche gezierde der engele unde vollenkomenheit an tagenden die si habent von n tur licher naihte ze gotte. doch want si under gotte sint, so siut si iht, das iht das wesen hat. want ouch menschliche n ture under got n t rlichen vellet, so enist ouch der mensche niht das wesen, want menschlich n ture verrer vellet under got denn engelsche n ture. unde d von ist das enkein l ter mensche alles das besaefse5 das menschlicher n ture gr t geleisten mag. unde d von kumet das in eime gr te menschlicher n ture vil menschen ze m le ist, unde d von
0 am 2) swenden 3) neiuen 4) neme 5) be weisen
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234 PREDIGTEN UND SPR CHE
bin ich unde ein ieklich mensche und ein ander mensche, dirre ietweders ist das wesen. m r das wesen aller cr -
turen ist ein sOus von dem l tern brunnen des gotlichen wesendes unde gotlicher n ture, diu das wesen selber ist. want danne alle sti fse kriegent wider iren gespring, d von sol cngel unde mensche sich verziehen das er selber ist unde sich werfen in das wesen das ze gotte widernat rliche
kriegende ist, want es dannen gevlofsen ist. unde d von ku met der engel unde der mensche mit fliefsende ze gotte, en
kleidet von irdenschem anevalle. d von ist wol gesprochen 'swer komen wil ze mir in das luter gotliche wesen, der verziehe sich sines selbes das er ist unde volge dem von
dem er ist.' swer dis wort vollenf eret, der h t begriffen den gotlichen h rt geislicher vollekomenheit, unde von dirre n chvolgunge wirt er vort geleitet in das erste guot, das nie ende noch anegenge gewan. bar zuo helfe uns got. men.
VI.
BRUODER ALBREHT DER LESEMEISTER.
Unser herre J sus Kristus spiste f nf tusent man unde frouwen unde kint, diu ouch d w ren, mit f ufbr ten unde
zwein vischen, daz volk hete im n ch gevolget in die w e
sten unde s zen uf dem h uwe. daz bezeichent wol die im habent n ch gevolget in daz geistliche leben, daz h u be zeichent disen kranken lip den si besezzen habent daz er
under in muoz sin. diu f nf br t bezeichent f nf dinc diu
si alle zit in ir herzen s ln haben unde d von gefuoret unde gespiset werden, diu br t w ren girstin unde ruch1 in dem munde unde m elich ze ezzenne. unser herre tet d zuo die zw ne vische unde temperte ez d mite unde let
sin selbes segen dar ber uude brach ez selbe, daz ez in
gar s eze unde guot ze ezzenne wart.
Daz rste br t ist diu geh rsam. daz ist girstin unde stichet
vi! s re in dem munde, senfter wa;re ein halsperc ze tragenne oder vil ze vasten oder ander arbeit des libes ze lidenne einem
menschen, denne allen sineu willen ze gebenne in eins andern
VI. M nchner hs. cod. germ. 100, perg. XIV Jahrh. 8 , bl. 177*
-18^. 1) r ch
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DEUTSCHER MYSTIKER. 235
gewalt, daz er sin selbes willen niht erf llen mac, noch ein wort sprechen1 noch niht tuon wan als jener2 wil dem er
geh rsam ist. swer des bereit ist williclich ze Iidenne, daz ist m r ein zeichen von im der rehten heilikeit denne ob er
einen t ten von dem grabe hieze uf sten aber diu geh r
sam sol haben zw bescheidenheit. diu erste ist, ob man
dem menschen ein ampt enpfilhet, da. gewalt und ere an si, so ensol er niht willen haben zuo den eren, daz er dar durch iht geh rsam si; oder ez ist m r ein gerunge der
ppekeit denne ein geh rsam. diu ander ist, ob man im iht
enpfilhet daz smsehe oder arbeitsam si, als diu smsehen ampte unde dieneste, dar zuo sol man willeclicb geh rsam sin. der niht ber mac werden etlicher gr zer ampte, der h ete sich vor dem willen zuo den ren. als m gelich ist vergipn fse zuo enpfahenne an der geh rsam als an unsers herren licha men Judas enpfienc den vint. ditz br t ist allez girstin und als stechet3 daz ez nimmer kein mensche enbizze, want daz ez unser herre selber gcsegent unde gebrochen h t unde
joch vorgezzen h t, d mite er selbe als geh rsam was si nem vater. er was geh rsam zuo der arm ete, zuo der
arbeit, zuo der sm cheit, zuo den scheltworten, zuo dem kriuze biz an den t t. er h t ez unz zcbrochen mit der
minne, daz er die minne dem menschen als kleine machet daz ez alliu diu arbeit kleine dunket und ein niht daz ez tuot.
Daz ander br t ist andsehtic gebete. daz ist ouch gir stin, von dem gedanken die dem menschen zuo kumcnt durch
die f nf sinne, daz ez s sere bekumbert wirt mit dem daz ez gesehen unde gehoeret h t daz ez undcrwilen dannen
get. man sol sich aber twingen daz man d belibe. unser
herre h t sinen segen ouch dar ber get n, wan er h t ge
sprochen, er welle si hoeren die mit betr ebetem herzen sin. er brichet ouch diz br t mit der heizen and ht die er git dem menseben, zwei dine sol man tuon an dem gebete. daz ein daz der mensche bekenne wes im gebreche unde des unsern herren bite, maniger sprichet 'unser herre weiz wol wes ich bedarf/ nein, wir s ln bedenken selbe welher
tugent uns gebreche; der s ln wir gern unde dar n ch ar
1) spreche 2) einer 3) vergl. Graff 6, 637 stechilin , tor lus panis.
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236 PREDIGTEN UND SPR CHE
beiteu. daz ander das der mensche ze jungest an dem ge bete unscrm herreu danke alier siuer gnaden, daz er uns
von niht gemachet hat unde so manigen heiden unde juden lsezet sterben unde so manigen in S nden sterben und uns
von s nden genomen hat, als under sinen1 mantel, unde
manigez von sinen gr zen bekorungen la*zet in s nde Valien 5 unde suln2 in bekennen unde loben3 siner gn den. unde
diu graste gnade ein ist daz er git dem menseben daz er
wol beten mac unde lange und im wol da mit ist. Daz dritte br t ist alsulich4 trahlen daz die ged nke
dikke kument f ein dinc, als man iezuo d von denket, daz man aber anderweide dar zuo kumet mit gedanken. daz sol man tuon dem gotes wort, d von gebot unser herre in der alten , swaz vihes niht idrokeie,5 daz ez unreine wsere. er meinet d mite die geistlichen bezeichenunge. daz gotes br t6 ist ein br t und ein spise der s le. diz br t ist ouch
girstin, wan ez m elich ist d von ze trahtenne unde ze
behaltenne. und etliche s si ez hoerent, so merkent si ez
dicke f einen andern m r denne f sich selben unde geden kent oder sprechent we, wie-rente dem daz kumet!* unde
wellent ez selbe wenic betrahten oder behalten, diu schrift
sprichet, als daz uukristenlich wsere der unsers herren licha men unwirdenclichen handelte, als ist ez gr ze s nde der
sin wort mit unz hten hoeret oder versinaehelichen. sin hei
liger lichame 7 ist er selbe, daz br t segent unser herre mit sin selbes munde, d er selbe sprichet cnon in solo
pane vivit homo.' ze dem andern m le durch hern Moy seses munt in genesi 'kein kr t, kein pilaster mac uns hei len sunder din wort.' der mensche sol ein pflaster machen von dem gotes wort, s er hoeret sagen von der minne oder von den andern lugenden, daz neme sich an unde f ege ez an sich, daz ez im ein pflaster werde unde sine sele
1) sioeui 2) snln fehlt. 3) lobe 4) als sulch 5) So steht in der hs.,- das wort, dessen bedeutung nur numioare sein
kann (vergl. Moses 3, 11), scheint aber verdorben und ich weifs keine befserung wenn es nicht in widerk ute zu ndern ist. zwar
ist das selten vorkommende kiuwen ein starkes verbum; doch zweifle ich nicht dafs die schwache form schon fr h eingedrungen ist. [ita
ruebjan ruminare Graff 2, 435- Schmcller 1 , 475. dasselbe wort
habe ich verkannt zeifschr. 5, 174. Haupt.] 6) wort? 7) liebamen
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DEUTSCHER MYSTIKER. 237
heile, unser herre brichet daz br t, so er ez dem menschen
git ze version dri wise, s ez dicke dar n ch trahtet, so
git er im ze verst n in der trahtunge oder an siuem gebete oder sendet im etwen zuo der sin in bescheidet.
Daz vierde br t ist diu anschouwe unsers herren w r
heit, daz man sich dar an wundere, der mensche muoz sich m ezigen vor irdischen dingen unde joch im selber enbrechen, daz er verl ze sin selbes n tdurft und ungemach, daz er m ge schouwen und andenken unsers herren w rheit, sine
wisheit, sine g ete, sine kraft, unde wie er die engel geor dent hat unde die heiligen ge ret, unde wunder sich d von unde bezzer sich d n ch. der mensche sol n ch der be schouwede1 staetikeit an sich nemen unde sol niht k ren zuo der itelkeit noch zuo der lachenne noch zuo unn tzer rede, sine site unde sine gebaerde s ln staete beliben.
Daz f nfte br t mac wol heizen saelikeit. die heiden markten hie vor waz dem menschen daz beste waere. d
sprachen si, daz der mensche n ch sinen muotwillen lebte; unde vunden ein bezzerz, der aller meist wisheit haete; unde vunden d daz beste, der aller volkomest waere an tugenden, daz der aller saeligest waere. leit unde saelikeit m gent bi einander niht gesin. alle die wile der mensche von got cn
pfangen ist und in sin heinliche gef eret ist, s enmac in kein leit ber eren. sanctus Paulus wolte d von niht offen lichen reden unde sprach von im selbe 'ich weiz einen men
schen, der wart in den dritten himel gef eret unde sach unde h rte d d von uns niht m ezlich ist ze reden/ daz si uns ein lere daz man solher dinge niht vil k nden sol die sin gesehen, diz selbe br t ist ouch girstin d von daz si her wider m ezent zuo den irdischen dingen. Augustin sprichet
' herre, du bringest mich underwilen in ein ungew n
liche s eze. volekome du an mir/ waere daz niht himel
riche, s enweiz ich niht, waz himelriche ist. men.
1) besauwede
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238 PREDIGTEN UND SPR CHE
VII.
DER KRAFT VON BOYBERG.
Herre almehtiger1 got, alle ding sint in diner gewalt. gewalt und herschaft lit an zwein dingen, an friheit und an
bcsitzunge vil guoter dingen in friden. was ist friheit? da
sprichet2 ein heidenischer meister 'das ding ist fri das an nihte hanget und an dem ouch niht enhanget/ dar umbe3 enist nihtes niht4 fri wan5 diu ferste sache, diu da6 ist ein sache aller Sachen.
Zuo der herschaft hceret7 ouch das man besitze vil
guoter dinge unde schoener.8 nu ist got al guot in al; dar umbe0 besitzet er sich in al. want swas got hat, das ist er in al. daz man sprichet das er habe minne unde wil
len, wisheit, g ete etc., das ist er. wan dis got ist, har umbe enist nit niht, wand got fe was dan niht. got enh t kein vor noch nach: nifer niht hAt volgen; sin volgen ist iht. des nihtes vor ist got, wan er fe was dan niht. des nihtes volgen ist iht: also enh t got kein vor noch volgen.10 ey , diu sache aller dinge, diu in ir selber swebet in eime underscheidenlichen liehte, das er selber ist! got ist ein lieht in ime selben swebende in einer stillen stillekeit.11 das ist das einege lieht, das einege wesen12 sin selber, das sich selbe verstfet unde bekennet.13 diu verstentnisse difs14 ei
negen liehtes das ist das lieht vonme15 liehte, das ist diu
fewigiu pers ne des sunes von der fewigen persone des va
B (handschrift der Basler Universit tsbibliothek a) B. IX. 5, perg. Usjahrh. 4 . b) B. IX. 10. perg. Us jahrh. 12 IX. 10. bl. 225b 236*. -
E, handschrift des ktostcrs Einsiedeln 278. bl. 184b 186c. N, handschrift im kloster Neuburg, 1141, perg. \As Jh. bl. 42a 47b. Basler druck von 1522. bl. 247c 248d.
die berschrift ist b/ofs in B. Kraft von Boyberg ist ohne zwei
fei eins mit dem bruder Craft der in einer in den altd. bl ttern
2, 97^. abgedruckten theologischen abhandlung genannt wird. 1) al
gewaltiger B. 2) dz spr. B. 3) har umb BN. 4) n t fr. B.
5) wand B, dan E. 6) da fehlt E. 7) gehceret EN. 8) seil,
dinge EN. 9) und d. EN. 10) daz man noch volgen fehlt BN. 11) stillheyt dr., stille EN. 12) und wesen E 13) erchenet N, ke et E. 14) difses E, des BN. 15) von dem EN.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 239
ters. der vater sprach ein wort, das16 ist sin sun. an 17
dem einigen18 worte sprach er elliu ding, das wort des vaters ist anders niht dan sin selbes verstantnis. das ver
stantnis des vaters versteh das verstanlnisse,19 unde das das verstantnis20 verstet das ist das selbe das er ist, der es d verstet, das ist das lieht vome Jiehte. 21
Har f sprichet Job , got sprach ein wort, das was das
einig verstantnis sin selbes: das was sin sun. an dem22
einigen verstantnisse verstet er elliu ding unde verstuont23 si sch pfende24 von nihte. das sint si an in selben, aber das si ewiciich an imc gewesen sint,25 das w ren si ne26 sich selber, d si ane w rent, das was er selber: want
got enist niht, es ensi got, want got ist ne ander.27 also sint alle cre turen ein lieht, want si in dem liehte der eini keit unde der ewikeit28 verstanden sint. dar umbe29 fliefsent alle cre turen30 us als ein lieht ze offenbarende das verbor
gene lieht, har uf sprichet sant J cob ' alle guote unde volle
kouiene g ben konient von dem vater der liehte.' hie bi ist ze verst nde,31 das elliu ding ein lieht sint, want si der vater s geschincn32 hat ze offenbarende das verborgene lieht.33 also als alliu ding ein lieht gewesen sint s flie fsende, als sint sint si ouch alle ein lieht wider in ze34 k rnende, diu sich eht35 mit vriem willen d von niht en k rent. ey , die d slsele belibent vor manicvaltikeit,36 was liehtes unde gn den den37 geoffenb ret wirt! wand das oberste guot ist als geordent gegen der s le38 das si is3u
enpfaehet40 sunder mittel, alse sant Dyonisius sprichet edas mittel ist lieht, unde gn de diu erliuhtet die verstentnisse.'41 was ist verslentnissi ? das ist verstentnis, das man verstet ein ieclicb ding, als es ist l ter ch unvermenget unde gewis
16) spricht wz B. .17) in E. 18) enigen E, ewigen B.
19) verstentnis E. 20) das verstantnis fehlt B. 21) in dem !. B. 22) in dem B. 23) verstat E. 24) schaffende E. 25) gew. s. an goUe B. 26) sunder iV, vnder B. 27) ist andern B. 28) dem liehte t/tfd und der ewikeit fehlt B. 29) und dar n. 7?. 30) alle ding E. 31) ze pruvenne J . 32) gescbinet E. 33) sine Verborgenheit . 34) ze fehlt E. 35) eht fehlt BN. 36) die sich vor m. behulent E. 37) den E, in iV, inen B. 38) seien 39) si is E, si ou N, si nicht i?. 40) enpfaget B, mac enpfan anc m. E. 41) de verstentnis E, v. der sele B.
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240 PREDIGTEN UND SPRUCHE
ne irrunge.42 har f sprichel sant Dyonisius em ezigent iuch von allen dingen ze bekennende unde ze verst nde das oberste guot, das got ist.'43 was s len wir an gote versten? das er ist ein einigiu kraft, unde d von s len wir uns ei
nigen,44 das diu einigiu kraft45 in uns gewirken m ge. er
ist ouch ein guot das elliu dink beweget zuo irme guote, das er selber ist,
46 und er belibet doch47 selber unbeweget. er ist ouch ein luter einvaltikeit; unde ie diu sele einvelti
ger ist,48 ie si die einvaltikeit bas verst t. wie s len wir reht einvaltig werden? d s len wir gescheiden sin von
allen dingen unde von uns selben zuo bekennende unser sinne 49 und alle diu werk der krefte der s le dan alleine die oberste des verstentnisses: l das alleine wirken mit gote. noch danne stet einer lidiger s le das ze l zenne, und l z
got alletne w rken sunder hindernisse: s w rket er volle clich sin gelichnis an ir unde w rket si an sich, s ver steh si mit ime, s minnet si mit ime. dis ist das wesen der vollekomenheit. etliche vr gent50 ob wir got minnen mit der minne, d sich der vater unde der sun mit minnent. nu merke. 51
Ez ist zweier hande minne in uns.52 diu einiu ist ein83 tugent. an der minne54 wachsen wir ne underl s, unde swas wir guotes getuon in dirre minne, das ist wiges l nes wert, aber des vaters unde des sunes minne diu wah set niht, wan es ist der heiligeist.55 dar umbe ist unser minne niht56 wider des vater unde des sunes minne; mer si ist ein tugent, an der wir wahsen 57 diu ander minne, diu in uns ist,58 diu ist des vaters unde des sunes minne.59 har f sprichet sant Paulus egotes minne ist gegozzen
60 in unser herze.'61 wan uns got62 sine minne gegeben hat, s h t er uns ouch den heiligen geist geben, daz wir in
42) irren B, iren sachen N. 43) das got ist fehlt B. 44) sul
len u. Lekenen B. 45) De er ist ein unbekantheit und de er ist e.
e. er. B. 46) d. er s. ist fehlt B. 47) doch fehlt E. 48) in
einv. der mensch ist EN. 49) v s llen beke en alle u. s. B.
50) qu ist ein frage B. 51) das sag ich dir B. 52) in uns
fehlt B. 53) ein fehlt E. 54) minne fehlt E. 55) wan h.
g. fehlt B. 56) als ei nicht B. 57) iner wahsen fehlt B.
58) diu ist fehlt B. 59) minne fehlt R. G ) du ist geflogen B.
Gl) unsere herzen E. 62) sit uns denne g. B.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 241
minnen03 mit der minne mit der er sich selben minnet. also minnen wir mit gotlicher minnen; der werde wir. gewar unde werden gotlich.64
Ey , bekantnisse des besten guotes, das got ist!65 die
das h nt, das ist das wirdigoste leben das dekein creature h t.66 got ist sin selbes cl r verstentnisse und sin selbes fr 'ude wellende.67 was ist wellende in der gotheit? das ist das der vater sin selbes nature an schouwet spilende.
wielich ist das spil? das ist sin ewiger sun. also hat der vater ein vorspil68 wiclich gehabt in sin selbes nature, das
vorspil ist das selbe das es ist an dem es spilet. der ane
blik des vater siner eigenen69 nature das ist sin sun.70 alsd umbehalset der vater sin selbes n t re in dem 71 stillen
dunsternisse sines wigen72 wescns, das niemanne bekant ist dan im selben, der widerblik sin selbes nature das ist sin wiger sun. als umbehalset der sun den vater an siner n ture,73 wan er das selbe ist das sin vater ist an dem wesenne. als h t ouch der sun ewiclich gespilt von dem vatere in umbehalsunge74 sin selbes nature, das selbe75
vorspil vorspilete ouch allen cr t ren ewiclich. hie von ist
geschriben in der wisheit buoche c vor allen creat ren in dem
ewigen nu so ban ich gespilt vor76 dem vater in einerswe bender stille/ als hat der sun ewiclich gespilt vor dem vater als77 der vater vor dem sune. das78 spil ir beider ist der heiligeist, an dem si beide spilent und er widerspilt an in beiden, das ist79 das spil das selbe das es ist an dem si spilent.80 als ist verflozzen das wesen in sin selbes heit.81 har f sprichet sant Dyonisius cgol ist ein brunne der in sich selben ist verflozzen/ der vater hat sich we
clich geminnct an sime sune; als hat sich der sun vveclich
geminnet an sime vater. ir beider minne ist der heiligeist: als g t us diu dritte pers ne von den zwein als ein minne. 82
63) secht da m. wir 2?. 64) also gollich fehlt B. 65) das got ist fehlt B. 66) d. ie dekeioer er. geolfenbaret wart B. 67) sin selber woliust. w. ist wolleust oder genugde B. 68) spil B.
69) an siner egenen B. 70) s. ewiger sun J?. 71) in der B.
72) eigenen B. 73) an ir beider n. E. 74) und umbchalset B.
75) dis s. B. 76) in dem v. B. 77) als E: und B. 78) dis E.
79) da ist 7V. go) das die sint mit dien es spilt B. 81) alsus ist d. Aus verflogen in sich selber B. 82) minne ir beider B.
Z. F. D. A. VIII. 16
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242 PREDIGTEN UND SPR CHE
das wesen der gotheit gebirt niht. des vaters pers ne ge birt die pers ne des sunes weclich und sie beide giezent us den heiligen geist als ein minne ir beider, also ist der
vater unde der sun ein ingiezunge unde der heiligeist ist ein
ingozzenheit, ein n t re mit in beiden.83 geh re das wesen
der gotheit, s w re m wesens danne eines; das enisl niht.
ein wesen ist, das git allen dingen wesen und leben, d
der sun s geborn ist von dem herzen des vaters weclich wider in ze bringenne alle ding, diu an ime us geschaffen84 sint. har uf sprichet Kristus eist das ich erhaben wrirde, s wil ich elliu ding n mir ziehen/ der heiligeist g t us als ein minne, unsern geist mit im ein ze machende, als
bringet der sun mit im wider in elliu ding diu an im us
gegangen sint, und als kumet 85 der heiligeist wider in mit allem dem das er gegeistet86 hat. har f sprichet sant Dyo nisius cder sun unde der heiligeist sint ein lieht der got bernder gotheit/ sant Philippus sprach cherre, zeige uns
dinen vater, s ben eget uns/ d antwurt ime unser herre unde sprach 'Philippe, der mich siht der siht minen vater/ als h t der sun geoffenet87 die tougeni des vaters, wan er im gelich ist an allen dingen und ein n t re mit im ist.88 der s le gen eget niht dan an dem vater, want er allez guot ist und ein l ter einvaltikeit ist. ie einvaltiger diu sele ist, ie glicher si gote ist.80 got gesprach nie kein wort dan ei nes, das ist das einige vcrstentnis. sol diu s le einvaltig sin, so muos si von aller manicvaltikeit gezogen werden in das einige verstentnisse. das enmac ir hie niht beschehen, ez ensi danne bi stunden.
Driu verstentnisse h t diu sele. das eine ist90 das si verstet diu ding diu ob ir sint. das ander das si sich selben verstet. von dem bekantnisse 91 kumet si in das dritte: das ist diu einige einekeit. d soi si sich inne ver lieren92 und niemer wort gesprechen unde sol ir stille haben,
w nde got h t si bergeholt von ir selber an sich; unde
83) des voters persooe mit in beiden fehlt B. 84) us gan gen B. 85) minnet E. 86) geistes b. E. 87) goffet E, geoffen baret BN. 88) wan im ist fehlt B. 89) und ie si einv. wirt, ie si g. gl. wirt B. 90) ist fehlt E. 91) versteotnis E. 92) ver' fliefsen C.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 243
darumbe enist si niht unde verst t ouch niht mit ir selber,
das si verstet das verstet si mit ime, unde das selbe stfet ir ze l zeune, unde laze es denne mit dem sis verstanden hat. har f sprichet saut Dyonisius em czigent iuch das ir ra ezig werdent alles gemerkes,93 wand ein einiger anblik der bl zheit, diu got ist,94 einiget mfe die sele ze gote95 dan si geeiniget m hte werden von allen den werken die diu heiligiu cristenheit noch ie geworhte von uzen.
Ey , lieben kint,96 darumbe st nt mit flize dar n ch, das iuch diu warheit einest begrife: want in dem begriffe sol allis das gezogen werden das du iemer nie ge best unde
gelebest in rehter triuwe. ey , hoecbstez wesen, die dar inne stfent, die enk nnent von gote niemer gescheiden wer den, das sint die s&ligen, die got an im selber ewicliche hat bekaut, n ch dem das got unwandelhaftig ist so en m gent disiu niemer m& von ime gescheiden werden, dar umbe sollen wir fr mde sin aller unglichheit unsers h chsten
guotes.
VIII.
BRUODER FRANKE VON K LNE.
Ego sum via, veritas et vita, dis sprichet unser herre
JSsus Kristus: ich bin der wec unde diu w rheit unde daz leben, ey , nu merket mit vliz disiu wort daz er sprichet 'ich bin der wec/ zweier hande wege sullen wir verst n an
Krist : n ch der menschcit unde n ch der gotheit. sin
menscheit ist gewest ein wec unser menscheit. daz sol man
pr even an sinem volkomen bilde und an der ugunge siner
lider. wan sw ein lit an uns1 tritet z dem wege sines
bildes, d werden wir bevlecket. wan sant Paulus sprichet daz wir sullen leben als daz got an uns vinde einen wider
93) m. ch von allem geinerke . 94) gotis E. 95) ze gote
fehlt EN. 96) liebea kint fehlt EN VIII. J/ (M nchner hs. cod. germ. 133, />er#. 14* Jahrh. 12 )
6/. I4b ~ 23b. rfiese predigt, aber vielfach abweichend, ist noch in
folgenden hss. enthalten, Basel B. XL 10 bl. 151* 159a. klo
ster Neuburg bl. 35b 42*. Einsiedeln nr 278 s. 215 218.
Basler druck von 1522 bl. 272* 273c. 1) wnz M.
16*
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244 PREDIGTEN UND SPR CHE
schin aller siner g tlicher were; daz ist daz wir uns glich halten dem daz er uns vorgelebt h t. diz w re war geist lich leben, m r diz wirt dicke gehindert von manegen ge bresten. aller meist werden wir gehindert warer geistlicheit von manegen gebresten die in uns sint. die gebrechen sint
daz ein ieclichiu craft der s le niht geordent f ir stat. diu
vreude der s len solte alsd geordent sin unde gesatzt f ir
stat daz si alliu geschaffeniu dinc niht ervrewen m hten,1 m r alleine daz si sich v nde in einer lutern eonsciencien.
hie von sprichet Kristus zuo sinen jungern cir suit iueh nih
tes vrewen denne daz iwer namen geschriben sin in dem
buoche des wigen lebens.' diu vorhte der seien solte als
geordent sin daz si niht envorhte alliu diu dinc diu under2
gote sint weder libes noch guotes und alles daz ber si ver
henget wirt von got oder von einiger cr ture. als ist iz ze verneinen von allen den andern creften, gerunge unde
meinunge, kurzlich geseit. allez daz diu s le geleisten mac
daz solde gesament sin in die einveldigeste einveldikeit des
willen, unde der wille solde sich werfen an daz heehste guot unde daran haften, dar f sprichet sant Paulus cder an gote haftet der wirt ein geist mit gote.'
Nu merket die richeit des geistes, der alsus ein geist mit gote worden ist. er wirt niht gerichet von allen dingen, ob er si joch3 alliu beslozzen bete in siner gewalt. wan alliu dinc not rftic sint,4 her umbe ist daz sin richeit, daz er wone in eime wesen ob n turft der dinge: wan wer niht enh t und ouch nihles bedarf, der ist richer dan der alliu dinc besezzen h t mit n tturft. wan sant Paulus sprichet cunser gen ege ist alleine an gote, des wirdigen diener wir sin.' ouch richent alle tugende den geist niht. dis sprechent die meister, daz eigenlich die tugende den geist niht richent, m r die vr hte der tugende richent den geist. von not muoz die s le alle tugende haben, wan dan die tugende ouch n turft sint, her umbe enwirt der geist von n tturft niht gerichet. daz heehste d der geist zuo komen mac in disem be, daz ist daz er wone ob n turft der tugende; daz ist daz alle g ete in ime als gen t ret si, niht alleine daz er tugeude habe, m r daz diu tugende weslich an im si;
1) mohte M. 2) nider M. 3) auch M. 4) sin M.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 245
daz ist daz er tilgende ebe niht von n t, mfer von einer weslieher guotheit. als diz geschiht, dau airferst1 hat diu sfele durchgangen und bergangen alle n turft der tagende,
wan si sin weslich an ir worden, als kumet si zuo irm
zil; daz ist der ingus des heiligen geistes. diz sint die vr hte der tagende, die den geist alleine richent. hie von
sprichet sant Paulus ' ziehet iuch einen niuwen menschen an,'2
daz ist Kristus, der uns lsus ein wec gewest ist. der ander wec daz ist der wec der gotheit. waz wege h t diu
gotheit oder war mac sie gewandeln, wan si doch an allen steten ist, oder w mit wandelt si, wan si doch niht v eze h t noch niht daz liplich si? der wec der gotheit daz ist diu einikeit, d die drie pers ne inne wandeln in eime We sen under ein ander, daz waudeln der pers nen ist daz si sich bekennen unde miunen under ein ander; ir ieclich be kennet unde minnet sich selben an der andern: alsus wan deleut die pers nen in der einikeit under ein ander, die fueze da diu gotheit mite wandelt in die pers nen als die
pers nen in daz wesen, der eine fuoz 3 der gotheit daz ist diu f rsihtikeit aller dinge, der ander fuoz ist diu behege licheit der fewigen f rsichtikeit, alleine got fewiclich an ge sehen habe die geschehenheit an allen dingen, diz ist ge sprochen von dem fewigen bilde, im behagete doch nicht dan
guot an allen dingen, bilde aller dinge, daz got selbe ist. n m hte man vr gen, waz behegelicheit4 mac an got ge vallen? von n t muosten im alliu dinc behagen, wau der d sach daz was got, unde daz er sach daz was got. wan an ir fewigen bilde, daz got selber ist, sach sich got an unde sach alliu dinc. dar umbe behagete im got selber, wan got ist an im selber ein einic ein. dar umbe sol diu sfele an sehen ir einveldic bilde in got, daz nie uz im enkam.5 als tet ouch aller dinge bilde, wan diu volmehtikeit des geistes lit dar an daz daz iht6 daz hie geschaffen ist kome zuo sime Urspr nge, daz sin fewic bilde ist. wan als als got ursprunc ist des geistes, als geruowet der geist nimmer, er kome iu sinen ursprunc, daz sin fewic bilde ist. diz bilde ist got weselich: dar umbe sol iz dem geiste fewiclich ent
1) airers M. 2) menschen an fehlt M. 3) fuze M. k) behege liche .)/. 5) aie quam M 6j is M
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246 PREDIGTEN UND SPR CHE
bliben, daz er iz nimmer ze gr nde erkennen sol. doch er
kennet er, wie er wiclich in gote gewesen ist sunder sich
selber , wan diu meiste Wunne die der geist h t1 daz ist
daz er verOiuzet in den ursprunc sins ewigen bildes, unde dar in verlorn ze sin sin selbes, d verliuset der geist siniu were unde niht sin wesen. doch s h t daz wesen der got heit den geist f gezogen von im selber an sich und im ge machet glich, daz d niht dan ein wesen schinet; als man
pr even mac: der d na;me2 eins traken bluot daz ist s re rot unde g fse daz in ein luter glas, s6 verl re daz
glas sinen schin, iz verl re aber niht sin wesen. also h t
daz gotliche lieht den geist in der einikeit durchliuhtet und
berliuhtet, daz er ein liebt mit im schine. also verliuset der geist sinen schin und niht sin wesen, wan got h t den
geist ber geholt von im selber an sich unde h t in im ge
einiget, doch s enkan der geist in der einunge der got heit (die gotheit?) nimmer gegr nden. diz bekante sant Paulus wol, d er in den dritten himel gezuket wart, d 3 er sach s get niu dinc diu man niht wol sprechen muoz noch
enmac, unde rief mit luter stimme r
du h her richtuom der wisheit unde der kunst, wie ungruntlich sint diniu urteil unde wie unervolget sint dine wege/ diu richeit gotes ist daz er niht enh t noch niht enist allez daz man geWorten mac. diu wisheit ist an der wolgeordenheit aller dinge, diu kunst go tes ist diu vernemunge sin selbes in eim erhaben liehte. hie von spricht sant Dyonisius cdaz lieht d got inne wont daz ist sin selbes wesen, daz4 nieman bekant ist dan im selber/ diz ist der h he wec der gotheit, d nie cre t re inne ge wandelt h t. hie von spricht got durch den proph ten emine
wege sint erhaben ber die himel also hoch als der himel ber die erden/ sant Augustinus sprichet daz niht sorclicher
noch n tzer noch s liger der seien si dan ze wandelen in dem bekentnisse der heiligen drivaltikeit und einikeit.
Nu merket mit vlize daz underscheit der pers nen unde des wesens. waz ist pers ne in der drivaltikeit? daz ist pers ne daz sunderlich unde vern nfticlich beheldet sine ei
genschaft gesundert von ein ander n h den pers nen an ir underscheit. her umbe ist ein pers ne diu ander niht. daz
1) bait M. 2) nam M. 3) do M. 4) da M.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 247
were der personell daz ist daz si zberen unde geben alliu
dine, din geberunge gehoeret1 den vater an alleine, diu
zgebunge gehoeret die drivaldikeit an gemein, waz ist we
sen der drier pers nen in der drivaldikeit? daz einveldic
lich al in im beslozzen hat n h einvaldikeit unde doch we
der enbirt noch engibet an im selber weslich waz iz gibet. daz geschiht von den drin pers nen sunder, die daz wesen wir
kent, oder iz enmac. wan die pers nen wirkent niht als drie, si
wirkent als ein got. welich ist diu verm genheit des wesens? diu verm genheit des wesens ist daz iz niht pers ne ist n h rede unde statte blibet in siner weslicher einikeit; niht als daz iz sich von den pers nen scheide, m r daz selbe wesen daz
ist nat rlich der pers nen wesen und ist ouch wesen aller dinge, iz ist wesen der wesenden, iz ist leben der lebenden, iz ist
lieht der liehte und ist n t r der n t re: diz ist iz alliz2 an siner einvaldikeit. als ist iz umbe die pers nen niht, wan si sint niht pers nen aller dinge alse daz wesen aller
dinge wesen ist. " des vermac der vater niht iemans pers ne
ze sin dan sin selbes, er gebar ein ander pers ne z siner
pers ne, niht z dem wesen, m r mit dem wesen in daz wesen. daz der vater den sun bern mac mit aller volko mener seiden, glich im selber, volkomener got als er selber
got ist, daz h t er an sinem n tiurlichen wesen. d der vater birt den sun, d git er im ein ander pers ne dan sin selbes pers ne ist, er git im aber niht ein ander n t re noch ein ander wesen dan sin eigen wesen ist. alsus ist geoffen b ret daz wesen von dem zgange. diz ist diu mugenheit der pers nen zuo offenb ren daz wesen daz sich von im
selber niht offenb ren mac, wan iz weder git noh birt an
im selber weslich. diu unmugenheit des wesens daz ist sin heehstiu mugenheit mer iz ist doch offenbar im selber, die
pers ne bekennent unde begrifent glich diz wesen. diz we sen heldet sich glich zuo den pers nen.
N ist ein vrage under den meistern, ob diu pers n
licheit begrife unde bekenne zuo gr nde oder niht. diu per s nlicheit begrifet unde bekennet zuo gr nde daz wesen, wan iz der pers ne n t rlich wesen ist, unde diz wesen wirt von nihte begriffen zuo gr nde dan von den drin per
1) gehvret M. 2) aliig M.
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248 PREDIGTEN UND SPR CHE
s nen den ez1 n t rlich ist. her umbe begrifcnt die per s ne daz wesen, und hie von sint die2 persdnen got pers n
lich von der begrifunge des wesens, daz ir nat rlich wesen
ist. und als verre als diu s le diz wesen begrifet, also
verre ist si gotlieh. m r des ist doch als kleine daz si
begrifen mac als ein tr n wider dem wilden mere, doch
ist iz gotes alzem ie. m r daz inblibende guot, daz ir
wiclich entpliben sol als daz si iz niht durchgr ndet, daz
ist der vorspilende abgrunt. der tuot si wiclich versinke von ir selber, nu m bte man vr gen, war umbe ist niht ein pers ne als ein wesen ist? diz merket, alliu diu dinc diu d sint, diu sint von in selber niht, m r si sint geur sprunct in der wikeit von einem Urspr nge der sin selbes
ursprunc ist, und in der zit geschaffen von nihte von der
heiligen drivaldikeit. ir wic ursprunc ist der vater uad al ler dinge bilde in im daz ist der sun; minne zuo dem selben bilde daz ist der heilige geist. dar umbe, h te der bilden re
aller dinge in dem vater wiclichen niht geswebet, so m ble der vater niht geworht haben, diz ist gesprochen von der unsatter3 mugenheit des vaters. her umbe muosten m per s nen sin dan einiu, wan an dem wigen vluzze den sun von dem vater sint uz gevlozzen alliu dinc unde niht von in selber, als ist der ewige vluz ein ursprunc aller dinge an ir wikeit, aber in der zit sint si von nibte geschaffen, unde d von sint si cr t ren. aber in dem ewigen vluzze, in den si gevlozzen sint sunder sich selber, d sint si got an
gote. hie von spricht sant Dyonisius daz diu rste sache sachet alliu dinc n h dem glichnisse ir selbes.
Nu merket den underscheit des zfluzzes in der wi keit und in der zit. waz ist ein zfluz? daz ist ein be
hegelicheit sins willen mit eim lihten underscheit. als sin wir z gegangen in der zit in dem getwange siner minne. der wic zvluz ist ein offenbaren sin selbes in im selber, d ist der kennere daz daz ist, daz d bekant ist. diz ist der ewige vluz, des nie ein tr n uz quam in die vernemunge einiger cre ture; daz ist der sun von dem vater. an dem zitlichen zvluzze vluzzen alliu dinc uz mit m ze. aber in disem wigen vluzze sint si sunder m ze bliben. als ist
1) tier n. M. 2) do il/. 3) versaiter N, fiirsatztcr B,
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DEUTSCHER MYSTIKER. 249
der vluz 1 vervlozzen in sich selber, her f spricht sant
Dyonisius cgot ist ein brunne der in sich selber ist ver
vlozzen.* der vater ist eiu ursprunc sins suns sunes, daz
ist an siner wigen geberunge. der vater unde der sun die
ursprungent iren geist, daz ist an einer wiger entgiezunge.
y , nu m hte man vr gen, wie iz si umbe die veter
licheit, weder si ursprunclich si der veterlicheit. diz ver
stet mit einem erliuhten geiste. daz wesen git noh nimt
niht an im selber wesenlich, her umbe, were daz wesen
ursprunclich des vaters, s w re daz wesen bernde, s m hte iz niht wesen sin, sunder iz w re ein pers ne. als ist iz
niht, wan wesen ist niht pers ne n h siner einikeit. w re
aber diu veterlicheit ursprunclich des wesens, s w re ur
sprunc von des2 vater pers ne. als ist iz ouch niht, al
leine der vater ursprunc si nach siner pers ne, er ursprun
get3 doch daz wesen niht, wan veterlicheit unde weslicheit eine eigenschaft tragent. dar umbe ist er algewaltic zuo Ur
spr ngen n h der veterlicheit. daz wesen mac niht gesin ne pers ne unde person mac niht gesin ne n ture, als ir
pr even m get. ein ieclich dinc daz d ist daz mac niht
gesin ne sine n ture, wan iz mac sin selbes niht gelangen, iz muoz ie sin daz iz ist. seht als verst t. wan dan der vater ein person ist, s mac er niht pers ne gesin ne n -
ture, unde n ture mac ouch niht sin ne pers ne. wan ist si n ture, s muoz iz sin des n ture si si. seht, als mer ket daz daz wesen keine wis sin mac ne underscheit und underst z. person und underst z mac keine wis sin ne n ture, daz daz wesen ist. seht, als ist bewiset daz daz wesen niht ursprunget die veterlicheit, noch diu veterlicheit ouch niht ursprunget daz wesen, wan ir kein ne daz an
der sin mac. der sun mac niht sin ne den vater noch der vater ne den sun noch si beide ne den heiligen geist; noch danue behaldent si drie eigenschaft die si sunderent in ir underscheit. seht, als ist iz niht umbe die veterlicheit und umbe daz wesen. ir kein mac gesin ne daz ander, alleine wesen niht pers ne si unde pers ne niht wesen, noch danne behaldet veterlicheit unde weslicheit ein eigenschaft, als daz mau niht sprechen mac daz ir kein des andern ursprunc si,
1) vlufse 31. %) dem M. 3) vrspruoch M.
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250 PREDIGTEN UND SPR CHE
wan iz ein eigenschaft ist, als der valer ursprunget den sun
unde si beide ursprungent ir geist, der n h der n ture ein
mit in beiden ist.
Ey , wol dem geiste, der dar ilf genomen ist in diz
riebe bl z, bekennen daz allen den unbekant1 ist die niht bl z sint ir selbes, sol diu s le bl z sin, s muoz si haben ein abk ren2 von allen bilden und formen, die ir offenbar
sint,3 daz si uf der keiner blibe. wan gotlich n tur ist niht bilde noch forme, als daz si iz verst n m ge. wan
swanne4 diu s le sich k ret von allem dem daz d oben ist daz heizet gescheiden von bilden unde von formen5
s enpf het si glichnisse der formel sen n ture gotes, des
eigenlichiu forme nie6 cre t re offenb r wart in disem leben, diz ist der heimliche inganc, den diu s le h t in gotliche
7
n ture an eim glichnisse. wan swenne8 diu s le niht en
h t f dem si st , s ist si bereit zuo g n in ein glichnisse gotes, d nieman zuo komen mac, er si gebloezet von allen
geistlichen mat rien. Ey , wie s re si sich hinderent dis heimlichen inganges, die s lihte blibent uf liplichen dingen! hie an bekenne ich selber min armuot. hie zuo mante sant
Dyonisius einen sinen junger unde sprach ewilt du komen in die kuntschaft der verborgenen heimlicheit gotes, s muost du berg n allez daz dich hindert an eime lutern verstent nisse/ wan swenne 9 diu bl ze s le mit ir bl zem verstent
nisse, daz d erliuhtet ist von einem gotlichen liehte, gotes (bevindel?), s bekennet si sich selben, swenne si danne
bekennet, wie si zuo im gev eget ist unde wie si zuo im
gehoeret unde wie si beide ein sint, m hte si vor der sw rde irs lichamen, si blibe st teclich dar an. diz h he bekennen, daz diu s le h t von der verborgener heimlicheit gotes, daz ist daz Job sprichet 'in der griulicheit des nehtlichen10 ge sihtes kumt er unde runet zuo den ren des mannes.* waz meinet er mit der griulicheit? daz tuot er die sorgsamikeit in disem bekentnisse, von dem11 hie geschrieben ist. daz nehtlich12 gesihte daz ist diu offenb runge der heimlicher
1) vnbekat 31. 2) ankeren 31. 3) sin 31. 4) dan 31. 5) forme 31.
6) in M. 7) g tlicher 31. 8) wanne 31. 9) wanne 31. 10) not lichen 31, naturlichen N. vergl. Hiob 3, 13 in horrore visionis noctur nae etc. ebend. XXXIII, 15. 11) den M. 12) notlichest 31.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 251
warheit. daz runen1 ist diu vervlozzen einunge, da daz
bekante und der bekeuner ein sint.2 Diz buoch ist swfere und unbekant manegen liuten. d
von sol man ez niht gemeine machen, des bit iuch dur got, wand ez wart ouch mir verboten, wer aber ieman der ez
strafen wolte, daz w re gewerlich schult siner blintheit, wan
ez ist luter w rheit. w r aber iht hier inne dem niht mit
Worten genuoc enwere, dar umbe sol man ez niht verk ren, want uns gebristet Worten swa wir von g tlicher n ture re
den son. doch treit ez sine meinunge l terlich in der war heit mit Krisl und in Krist . des si er gebenedicht unde
gelobet immer m feweclich. amen.
IX.
JOHANNES VON STERNGASSEN.
1.
Maria Magdalena sas zuo den f efsen unsers herren unde horte sine wort, d sprach Martha
e herre, h st du
nicht achte das ich unm efsig1 bin? heis si2 daz si mir helfe/ d sprach Kristus ze fewiger selikeit beeret nicht dan eins, das ist schowen, niefsen unde liden got/ got enwere nicht selig, wfere er nicht das fewig wort sprechende. Kristus enwfere nicht selig, enwere er nicht das wig wort beerende, aller cre t ren wesen lit an iren3) wirkende.
1) dar urabe M. 2) der nachfolgende merkw rdige zusatz steht
blofs in der Basler hs.
B. XI. 10 bl. 242* 246 . E nr 278 s. 190b - 192b. M (3/ nchener hs. cod. germ. 365, pap. lbs jh. 4 ) bl. 178b i79b unvollst ndig; die abweichungen in B sind viel bedeutender als hier
angegeben werden kann. berschrift Der von Sterogafsen BE. von Johann von Sterngafsen haben sich aufser den hier mitgetheil ten noch zwei andere predigten erhalten, in allen dingen habe ich ruowe gesuochet u. s. w. und ein beilig sprichet das si heilikeit u. s. w. ich bergehe sie hier weil IPilh. IVackernagel sie in sei nen altdeutschen predigten wird abdrucken lafsen ; ein kleiner spruch
ndet sich schon in dessen altd. lesebuche s. 891 /. 1) vnraefsig E. 2) si fehlt B. 3) iren BE.
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252 PREDIGTEN UND SPR CHE
swenne in ir1 were2 eng t, s enm gen si nicht mere We
sen, d von ist gotes wirken sin wesen. enw re er nicht
wirkende, s enw re er nicht wesende. uude sin wirken
das ist sin sprechen, got enkan nicht wirken denne das
wig wort3 sprechen, s ln wir wesen, so m efsen wir
wirken und unser wirken ist das wig wort beeren, diu s le Kristi was niender4 umbe s lig, want das si das wig
wort was hoerende. m r Kristus was vereinet mit der
gotheit, das man m hte sprechen got mensche und mensche
got. unt doch, m hte ein tropfe der gotheit sin gevlofsen in den lip, der lip w re untoetlich: man m hte got nicht ge tastet haben, der lip Kristi was vereinet unde diu geselle schaft m chte ime das nicht geben, w r ebunge an Krist
nicht gewesen, er w r als unvollekomen als ich. das ist
min s likeit das got in mir spreche, sw got sprichet d
wirket er, sw er wirket d sprichet er. got ist s lig als
vil er das wige wort ist sprechende. Seneca sprichet ege loube mir, es mag nieman s lig unde riche wesen.* rieh di ser weite ist nicht s lig, er dienet dem guote.6 dien ich
dem richtuome, s bin ich bekumbert. bin ich bekumbert, s h n ich vriheit verlorn, s enbin ich nicht s lig. swer
mit7 gote bekumbert ist, der mag aller dinge gebr chen in
gote. bin ich min selbes ungewaltig, s enbin ich nicht se
lig, der ist sin selbes gewaltig des alle cre t ren s vil
nicht enh nt das si in neigen m gen ze liebe oder ze
leide, der ist nicht s lig der sinem richtuom in gotte nicht
kau nemen. min s likeit ist nicht anders denne das ich got bl sliche sol schowen unde hoeren unde liden. Mari h rte
sine wort, sol ich das wige wort hoeren, elliu ding m e
fsen in mir swigen. einer ieklicher cre tiure volkomenheit
sprichet die andern us. sol got sprechen in mir, es muos
sin das alle cr tiuren swigen in mir. h st du ieht das in dir spricht, d swiget got: alliu ding m elsent us sin ge
sprochen, sw got ist, d siut elliu ding s gesprochen, swer gotes vol ist, in den mag niehtes nicht komen. Pau
1) ir am rande nachgetragen E: fehlt B. 2) im sein 31. w rken BM. 3) wort fehlt B. 4) niemer : iner dar 31.
5) mer fehlt . 6) richt in d. w. machet n. s. ob mao d. g. die
net . 7) mitte E.
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DEUTSCHER MYSTIKER, 253
Jus spricht 'iuwer leben sol liuchtcn als ein lucerne, in der
da schinet das ewige leben/ das ich muos in mir selber
swigen: swenne es get an bldfse gothcit, so muos ich swi
gen. bin ich n ch gotte gebildet, s ist sin bilde in mir.
das wort in dem ich n ch gotte got gebildet bin enspriche ich nicht: got spricht es in mir. der wissage spricht an dem
salter ctuo den munt f, ich wil in f llen/ n t re mag es
nicht liden das einig ding si l re, wirket das n t re an
nat rlichen dingen, s tuo den munt f diner s le: er muos von getwange goles vol werden. das dritte, das wige wort muos in im selber swigen. innekeit der s likeit lit niender denne an schowen bl fse gotheit. sprichet icht in
dir, s sprichet got nicht, das heifsc ich cr t re in dir
sprechen, hest icht s liep, das es dich wegen mag ze liebe older ze leide, alle cr t re m efsen in der gotheit swigen. diu drivaltikeit muos in ir selber swigen. in dem wigen worte ist nicht der vater sprechende, in dem wigen worte ist nicht sprechende denne bl s wesen. w re gottes pers ne abe geslagen, noch danne best ende er f bl fsem wesende, das ist min s likeit das ich got mit gotte schowe. got, d solt sprechen, ich sol beeren, d solt wirken, ich sol liden. d solt bilden in dem wigen worte, und ich sol schowen. das wir alsus swigen unde got loben etc.
2.
Der von Sternengafsen sprach, das l terkeit des herzen edeler were denne verstentnisse oder minne, unde sprach, wie be wer ich das? das merkent.
Minnender liute ist vil gevallen, verstendiger liute1 ist vil gevallen: ein l ter herze geviel nie. d von sprichet ein heilige es ich mich ebe an minne, s vinde ich das mir got unbegriflich ist; s ich mich ebe an verstentnisse, s vinde ich das er mir ungruntlich ist: kere ich mich aber in die friheit der l terkeit miner abegescheidenheit, s vinde ich das mir got an der apscheidunge ebenmezig ist/ man liset von einem wisen .man, der gieng zuo einem gotmin
IX, 2. B IX, 15 und B XI , 10 bl. 173* 177*. E nr 278 s. 297^~299b und wiederholt s. 310a 3l2b. 1) luten der E.
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254 PREDIGTEN UND SPR CHE
nere und fragte in, wie es umbe in st ende. do sprach er
cich bin in gr fser arbeit, ich bin in st ter sorge unde
fiirhte alle zit verlieren das ich ininne. und ie mere ich
minne, ie minne ich miner minre getriuwe.' do gieng er
f rbas unde vant einen gotscbowere unde fr gete ouch den
wie es ime gienge. do sprach der, er were in steter arbeit: eie m r ich bekenne, ie ich m vinde das mir noch unbe
kannt ist; ie tiefer ich dar in kume, ie minre ich verst n/ d gieng er aber f rbas unde vant einen l ter re. d fraget er ouch den wie es ime gienge. d sprach er 'ich enweis was ich spreche, wan das ich an gotte h n alles das ich
wil.* d von sprach der wise 'ich wil ruowen unde got lafsen in mir wirken, unde wil swigen unde beeren was
got in mir spreche, unde wil mich k ren in die m glicheit miner abgescheidenheit: d vinde ich das sich got mir ver
inniget. Er sprach, man fraget mich was ich meine, das ich
luterkeit lobe ber verstentnisse und ber minne und ber
gn de. das sage ich iu. swas disiu driu ding guotes an in
h nt, das vinde ich ze m le mit ein ander an den l teren
herzen vil edeler denne ir iecliches das sine an ime begriffen habe, wie bewere ich das? das merkent. minne machet
mir got liep sin; luterkeit machet mich gotte liep sin. ver
stentnisse 1 tuot mich got schowen; luterkeit tuot mich gotte
glich wesen. gn de machet mich gottes wirdig; luterkeit
diu einet und erhoehet mich mit ime.
Er sprach ouch was ein luter herze w re: das niehtes nicht an ime erliden m g, d von es der weite gevallet. unde d von lobet die schrift die frouweu alze sch ne, diu ir selber ir ougen us brach unde si irme minner br chte unde
sprach 'habe du dir das dir an mir behaget, unde las mir ruowe in der luterkeit mines herzen.' m r das herze ist luter in dem nicht abe ze legenne ist noch s ze tribenne und in dem sich nicht erz uget das dem l teren ougen des
verstentnisses wider si.
Er sprach ouch war an sich ein g tlich mensche eben sol. er sol sin herze unde sin sw.endigen sinne besliefsen vor allen fseren dingen, unde sol sin inwendigen sinne
1) bekentoisse E.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 255
besliefsen vor aller toetlicber sorge, er sol alle sine ge denke in sich selber k ren, er sol swigen unde beeren was
got ime spreche, er sol sich ber sich selber erheben, er
sol sin ein Spiegel der g llicher erbildunge. er sol sine s le
f llen mit g tlicher formen, er sol schowen das liecht in dem liechte, er sol pflegen des liechtes in dem Hechte, er
sol werden das liecht in dem liechte. er sol in der weite
niht me haben denne den lip, er sol haben einen anevang der wigkeit, er sol elliu zit eines niuwen beginnen, das ist er sol alle zit in niuwer bekentnisse sich eben.
Er sprach ouch was ein gotformelich mensche w re, unde sprach, sin s le ist vol g tlicher formen, unde sprach alle g llicher formen die siut formel s, und fser forme l sen formen fliezent unm zige begerunge, die man enkeiner
wise s gesprechen enkan, unde wirkent drierleie werk an der s le: si minnet ne bevinden unde bekennet sunder wifsen unde gr ndet n ende.1
Er sprach, wer wil das ime alliu ding sin, der sol en keine dinge niehtes nicht sin. alliu dinc sullent uns reine sin an der niefsunge, unde sullent uns unreine sin an der
abescheidunge. Drier leige k nste s llent h n frome liute. das rste,
daz ir verstentnisse also gescherpfet si, das si haben ein bl s l ter verst n f das aller minste, das si an gevallen mag, w n t re minne oder m si zuo minste, daz si das bekennen f das aller hoechste, unde dem abegin. daz an
der, swas si ze tuonne haben, das si das alwege ansehen, weder es gange s einem n tiurlichen gr nde. das dritte, das ir verstentnisse also subtil si das si alle geiste unde das aller minste liecht das in geoffenb ret wirt, das si das
bekennen, weder es von gotte si oder von einem valschen
geiste.
3.
Der von Sternengafsen der sprach ouch das der wis sage sprichet in dem saltere, alle cr tiuren fr gent mich, wer got si? d gieng ich in mich selber unde nam war das
1) grundent E. der folgende zusalz ist allein in B. IX. 10 hl. 17li^ 177 enthalten.
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256 PREDIGTEN UND SPRUCHE
alle cr turen1 ein zergencliche italkeit an ir selber ist, unde
marchte das alle cr tiure ein unbresthafte wunne in der
gotheit ist, unde bevant, das das Hecht des g tlichen antlites in mir geformet was, unde verstuont das diu frcelicheit un
endig in miner innekeite beslofsen was, unde wart in mir ein diapsalma und ein ungeirret ruowe aller inwendiger dinge, unde ein herzer 'erendes himelsiufzen 5 unde min verStent
nisse wart entbildet unde min geist wart entmittelet unde min and cht wart eutmantelt unde diu pers ne mines gem e
tes wart verenderet. d kam in mich ein mich in dir ver
gefsen unde min Vernunft wart in dich gegeistet, unde von
dem heiligen geiste wart ich gef eret in den gr nt, d der sun inne gebildet ist, unde d erkande ich got in gotte unde des vaters nature in dem sune unde des sunes persone in dem vater unde des heiligen geistes pers ne in dem vater unde in dem sune. d kam in mich ein berschowen und ein berbegeren und ein berverst n. ich vant in mir ein aller dinge vergefsen und ein min selbes vergefsen und ein dich got alleine wifsen. d kam in mich ein schpwen diner wikeit und ein bevinden diner s likeit und ich vant mich allein an dir verstarret, d kam ich von mir unde vant mich an dir unde dich in mir. ich vant mich mit dir dur
formig, ich vant mich mit dir einf rmig, ich vant mich mit diner wikeit in gelafsen, unde vant das du alle dine s li keit h st in mich gegofsen. ich vant mich mit dir das we sen wesende unde das wort sprechende unde den geist gei stende; unde der vater was in miner sele almechtig unde der sun alwifsende unde der heiligen geist alminnende. ach
wiges Hecht g tlicher kl rheit, want du in miner innekeit
bist, want du ob allen dingen bist, bis mir das du bist, ein abk ren von allen dingen2 in das uusprecheliche guot, das du luterlichen an dir selber nist.
IX, 3. B. XI, 10 bl. 177b-179*\ E nr 278 s. 312b-314*.
1) creaturen E. 2) dingen fehlt E.
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DEUTSCHER MYSTIKER. 257
4.
Diu unwandelberkeit unde diu abgescbeidenheit aller cr -
tiuren das setzet mich in das n chste der gotheit und in das hoechste der vollekomenheit. l terkeit tuot mich aller dinge
vergefsen, unde mit der l terkeit ist got allewege in mir be slofsen. l terkeit machet mich mit gotte einf rmig, lulerkeit diu twinget mich in die inwendigkeit der cr t re, l terkeit ist ein bl s apscheiden aller creaturen. nieman mag got ver
neinen, wan der eines l teren herzen ist. in der l terkeit bevindet man gottes alleine, verstentnisse l ret mich alliii
ding bekennen: l terkeit tuot mich got schowen. l terkeit machet das got in mir wirt gevangen, l terkeit tuot mich
got vernemen und mit gotte nicht wifsen, l terkeit gebirt abgescheidenheit. ein l ter mensche sol haben ein liechtvar
gebern, l terkeit die gen eget an got alleine.
5.
Der von Sterngafsen sprach, ich bin dicke gevr get, was
unser frouwe t ti, do der engel zuo ir kam. eins unde
zweinzic st ck h te si an ir. si sas in der zit unzitlich.
si sas ein cr t re uncr t rlich, si sas in dem libe junc fr welich. ir seie was gotformig. ir geist was gotscbowig. ir and cht was himelr ewig. aller ir fser wandel1 was
himelvar. ir s le was gr sm etig. ir was nihtes niht under
got gros, ir herze was enz ndet mit der w rheit.2 ein
l ter consciencie was ir schuole. der himel was ir zelle.
diu gotheit was ir leczie. diu wig w rheit was ir meiste
rin. si was allen creaturen entminnet unt was alleine gote
geminnet. si was von allen cre t ren gefriget unde was al
leine an gote verstaret. ir geist was mit dem geiste gottes
vergeistet. si was f der erde mit dem libe unde was mit
dem geiste in himelriche. si was in dem lande der friheit. w lit das lant der friheit? in aller cr t ren abgeschei
IX, 4. E nr 278 s. 292ab. berschrift Des von Sterngafsen etc.
IX, 5. B IX, 15. E nr 278 s. 292* 293*. 1) w nde B:
fehlt E. 2) ewekeit E. Z. F. D. A. VIII. 17
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258 ZUR ALTMITTELDEUTSCHEN EVANGELIENHARMONIE.
denheit, und in dem lande der friheit lit diu stat der l ter
keit si sas in der kl sen der innekeit und abgescheiden heit. si sas in dem huse der g tlichen Sicherheit, si sas
in der schuole der drivaltikeit unde h rte was der schuol meister der warheit sprach, in einer vinsternisse schowete si ein liecht. in eime swigenne h rte si ein wort, in einer ruowe bevant si eines werkes. ir sele ruowete alle zit in
der ewckeit unde wonle an der gotheit und ir gen egede was
an der g tlichen vollekomenheit.
ZUR ALTMITTELDEUTSCHEN EVANGELIEN HARMONIE.
Zeitschrift 7, 442 ff.
j4n Jacob Grimm. Seitdem ich den fund, welchen ich in der b rg zu Friedberg in der fVetterau unter banger
besorgnis ivegen der Frankfurter ereignisse und w hrend
des aus der nahen caserne dringenden trommelschlags und
waffenger usches abgeschrieben hatte, als grufs zu Ihrem
geburtstage 1849 ver ffentlichte, ist mir verg nnt worden die s mmtlichen reste der j mmerlich zerschnittenen hs. aus dem alten handschriftenbande herauszul sen und der
hiesigen Universit tsbibliothek zu bergeben, jetzt, da sie
ohne hindernis vor mir liegen und ich die aus dem r cken des bandes gel sten breiteren streifen von leim und ankle bendem leder gereinigt habe, kann ich den abdruck Zeit
schrift 7, 442 ff. bedeutend vermehren und das dort ge
sagte zum theil berichtigen. Nicht quart tear das format der hs., sondern, wie
sich nun zeigt, octav mit breitem rande, und was fr her columne schien, ist seite. das von dem hintern holzdeckel des einbandes abgel ste vermeintliche quartblatt sind also zwei zusammenhangende octavbl tter, die innersten ihrer l ge; das so arg verst mmelte ist das vordere und dem nach die in der zeitschr. 7, 446 mit
c r cks. sp. 2' be
zeichnete col. die erste seite desselben, dann die s. 445 mit
e vor der s. sp. 2' b er schrieb ene col. die erste seite des
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