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[ 02/2018 ] pressto in bewegung Ein pressto über Veränderung und Weiterentwicklung, Übergänge und Meilensteine raritäten Sammlung Bialik bereichert Bibliothek jubiläum Das ifmpf feiert 25-jähriges Bestehen förderung Stipendien und Preise neu ausgerichtet Magazin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

pressto - hmtm-hannover.de · in New York bei Jeanne Baxtresser und bei Paul Meisen in München und schloss ihr Studium mit Auszeichnung bei Jean-Claude Gérard an der Musik - hochschule

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[02/2018] pressto

in bewegungEin pressto über Veränderung und

Weiterentwicklung, Übergänge und

Meilensteine

raritätenSammlung Bialik bereichert

Bibliothek

jubiläum Das ifmpf feiert 25-jähriges

Bestehen

förderungStipendien und Preise neu

ausgerichtet

Magazin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

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Schaufenster

»Die Zeichen stehen auf ›Gut‹!«

Fachgruppe Holzblasinstrumente

formiert sich neu

Durchs Nadelöhr

Tania García Crespo gewinnt Probespiel

und Festanstellung

Standpunkt

Prof. Dr. Romy Fröhlich, Mitglied des

Hochschulrates

Mut zur Rohfassung

Studentinnen etablieren die Reihe

›Raw and Nutritious‹

Notwendigkeit und Tugend

Im 25. Jahr sieht das ifmpf dem

Generationswechsel entgegen

Ehrendoktorwürde für

Prof. Dr. Hermann-J. Kaiser

Zehn Fragen an ...

Eva Klesse, Professorin für Schlagzeug

(Jazz und jazzverwandte Musik)

Im Gedenken

Prof. Peter Becker, Präsident der

HMTMH in den Jahren 1993 bis 1997

Promotionsstudierende und ihre Themen

Katharina Knop-Hülß, IJK

Wissenschaft

Sammlung Bialik bereichert Bibliothek |

Einladung zum ›KNOWember‹!

Nachrichten

Künstlerische Qualifizierungsstellen

verlängert | Kooperation mit Luzern |

Studiengänge umbenannt

Tagungen

Förderkreis und Stiftung

Neuausrichtung für Stipendien-

programm und Preise

Zu Gast

Günter Pichler | Sven-David Sandström |

Ana Sokolovic

Personelles

Publikationen/Impressum

i n ewegungbStillstand ist an einer künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule ein unmögli-cher Zustand. Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre leben vom Prozess,der Weiterentwicklung, neuen Einflüssen und Perspektiven.Wir freuen uns daher mit der Fachgruppe Holzbläser über die Neubesetzung der Professuren für Querflöte mit Anna Dina Björn-Larsen und für Oboe mit KaiFrömbgen. Gemeinsam mit dem gesamten Professorenteam haben wir über dieArbeit innerhalb der Fachgruppe gesprochen: die Ausbildung von Orchestermu-sikerinnen und -musikern, neue Übungs- und Veranstaltungsformate und die Ver-änderung in der musikalischen Vorbildung bei Studieninteressierten.Wir informieren Sie über kleine und große Veränderungen an der HMTMH, überdie Fortsetzung der künstlerischen Qualifizierungsstellen, eine neue Kooperationmit der Hochschule Luzern, Gastprofessuren und Tagungen. Das Mitglied desHochschulrates Prof. Dr. Romy Fröhlich schildert ihre Sicht auf die Dynamik un-seres Hauses. Mit dem Institut für musikpädagogische Forschung werfen wir einenBlick in die Zukunft seiner Arbeit. Anlass ist das 25-jährige Jubiläum, welches dasifmpf im Herbst 2018 feierte. Meilensteine wie dieser helfen, sich selbst und seineLeistung zu verorten, Forschung und Lehre neu auszurichten und so die Aktualitätder eigenen Arbeit zu sichern. Über ihre Antworten auf ›10 Fragen an …‹ stelltsich Ihnen Eva Klesse vor. Sie ist seit Oktober Professorin für Schlagzeug im Bereich Jazz und jazzverwandte Musik und freut sich auf motivierte Studierende,Kolleginnen und Kollegen. Der Förderkreis der HMTMH gibt einen Überblick überdie neu strukturierten Preise und Stipendien, die an der HMTMH vergeben wer-den. Prof. Dr. Stefan Weiss gewährt uns einen Einblick in eine neue Sammlungder HMTMH, die eine Vielzahl Publikationen zu russischer und sowjetischerMusik umfasst. Die Sammlung stammt aus dem Vorlass des Musikwissenschaft-lers und -kritikers Michail Bialik.Doch es gibt auch traurige Veränderungen an der HMTMH. Wir nehmen Abschiedvon unserem ehemaligen Präsidenten Prof. Peter Becker. Seine aktuelle Nachfol-gerin im Amt Prof. Susanne Rode-Breymann und sein langjähriger Kollege Prof.Martin Brauß würdigen seine Person und seine Arbeit an der Hochschule in zweiNachrufen.

Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen

Sabine Hürthe

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Die Pianistin Elisabeth Brauß , Master-

studentin bei Prof. Bernd Goetzke, ist von

der BBC in ihr renommiertes Programm ›New

Generation Artists‹ aufgenommen worden.

Bis 2020 wird sie dadurch gezielt in der

Entwicklung ihrer internationalen Karriere

gefördert.

Der Bariton Samuel Hasselhorn, Solo-

klassenstudent bei Prof. Marina Sandel,

hat am 12. Mai 2018 den prestigeträchtigen

Königin-Elisabeth-Wettbewerb für Gesang

in Brüssel gewonnen.

Große Resonanz: Im März 2018 erschien das

Buch ›Claude Debussy. Briefe an seine Ver-

leger‹, aus dem Französischen übersetzt

und herausgegeben von HMTMH-Klavier-

professor Bernd Goetzke.

Zum bereits 10. Mal war HMTMH-Vizepräsi-

dent und Violinprofessor Krzysztof Wegrzyn

(2.v. l.) Künstlerischer Leiter des u.a. auch in

der HMTMH ausgetragenen Internationalen

Joseph Joachim Violinwettbewerbs Hannover.

[ S C H A U F E N S T E R ]

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Opulentes Klangerlebnis bei den KunstFestSpielen Herren-

hausen im Kuppelsaal: Am 27. Mai 2018 führte das Hochschul-

orchester der HMTMH zusammen mit der NDR Radiophilharmonie

und neun hannoverschen Chören u. a. Berlioz’ Requiem auf.

Das Duo Jakow Pavlenko (IFF, Violinklasse Prof. Ina Kertscher)

und Jan-Aurel Dawidiuk (Jungstudent, Klavierklasse Prof.

Roland Krüger) ist im 55. Bundeswettbewerb ›Jugend musiziert‹

von der Deutschen Stiftung Musikleben mit der höchstdotierten

Förderlinie, dem Eduard-Söring-Preis, ausgezeichnet worden.

[ S C H A U F E N S T E R ]

Lasst die Korken knallen: Das HMTMH-

Sommerfest am 26. Mai 2018 stand

ganz im Zeichen von ›10 Jahre Popular

Music‹.

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[ S C H W E R P U N K T ]

Mit der Berufung der Flötistin AnnaDina Björn-Larsen zum 1. Juni und desOboisten Kai Frömbgen zum 1. Oktober2018 hat die Hochschule für Musik, Thea-ter und Medien Hannover ihre vakan-ten Professuren in den Holzbläserklas-sen erfolgreich neu besetzt.

Anna Dina Björn-Larsen studiertein New York bei Jeanne Baxtresser undbei Paul Meisen in München undschloss ihr Studium mit Auszeichnungbei Jean-Claude Gérard an der Musik-hochschule in Stuttgart ab. Im Alter von23 Jahren wurde sie 1998 erste Solo-flötistin der Königlichen Oper Kopen-hagen und war dort fast 20 Jahre tätig.2013 wurde ihr für ihr künstlerischesSchaffen und Engagement im däni-schen Kulturleben der Dannebrog-Ritter-orden von der dänischen Königin verlie-hen. Anna Dina Björn-Larsen hat alsDozentin an verschiedenen dänischenHochschulen gewirkt, u. a. an der König-lich Dänischen Musikakademie Kopen-hagen. Sie ist gefragte Dozentin beiMeisterkursen in den USA und Europa.

Kai Frömbgen ist dreifacher 1. Preisträger des Bundeswettbewerbs ›Jugend musiziert‹ und schloss sein Stu-dium bei Prof. Christian Wetzel in Leip-zig mit Auszeichnung ab. Er wurde Stipendiat der Studienstiftung des Deut-schen Volkes, der Villa Musica und desRichard-Wagner-Verbandes. 1998 und1999 spielte er im EUYO. 1999 trat er dieStelle des stellvertretenden Soloobois-ten der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz an und wechselte 2003 als Solo-oboist zu den Bamberger Symphoni-kern – Bayerische Staatsphilharmonie.

Von 2005 bis 2007 war er Solooboist des›Lucerne Festivalorchesters‹ unter derLeitung von Claudio Abbado. Seit 2012ist er Mitglied des ›Chamber Orchestra ofEurope‹ und arbeitet in diesem Ensemblemit Dirigenten wie Bernhard Haitinkund Nikolaus Harnoncourt zusammen.

In der Fachgruppe Holzblasinstru-mente arbeiten beide Seite an Seite mitProf. Johannes Peitz (Klarinette) undProf. Bence Bogányi (Fagott) sowie Lehr-beauftragten u. a. für die Fächer Saxo-phon und Korrepetition. Sabine Hürtheund Silke Reinhard haben das Quartettder Professorinnen und Professoren zumInterview getroffen und sie zu ihren gemeinsamen Entwicklungszielen be-fragt.

Herr Prof. Peitz, die Fachgruppe Holzblas-

instrumente der HMTMH zählte in den

zurückliegenden Jahren, wann immer die

Professuren für Oboe, Klarinette, Quer-

flöte und Fagott alle besetzt waren, zu

den erfolgreichsten Lehrenden-Teams in

Deutschland. Das haben Sie persönlich so-

wohl als Schüler von Hans Deinzer als

auch nach Ihrer Berufung zum Professor

für Klarinette so erleben dürfen. Was be-

deutet es Ihnen, gemeinsam mit Anna Dina

Björn-Larsen, Kai Frömbgen und Bence

Bogányi in das neue Semester zu starten?

Johannes Peitz: Das ist fantastisch! Mit der Berufung von Anna Dina Björn-Larsen und Kai Frömbgen sind unsererHochschule nicht nur die erhofftenhochkarätigen Neubesetzungen gelun-gen, sondern ich kann auch sagen: Wirverstehen uns untereinander ausge-zeichnet und freuen uns sehr auf den

Austausch und auf gemeinsame klassen-übergreifende Projekte und Konzerte.

Um die Karrieren unserer Studie-renden besonders erfolgreich zu entwi-ckeln, war eine exzellente Qualität derLehrenden immer der Schlüssel. Es gibteine Erhebung aus dem Jahr 2010, wo-nach 17 Prozent aller Bläserstellen indeutschen Orchestern mit Absolventin-nen und Absolventen aus der HMTMHbesetzt werden konnten – bei 24 Musik-hochschulen war das eine außerge-wöhnliche Bilanz. Ob Hannover zu die-ser alten Stärke zurückfinden kann,wissen wir wahrscheinlich frühestensin fünf Jahren. Ich würde aber meinen:Die Zeichen stehen auf ›Gut‹!

Wenn Sie früher und heute vergleichen –

erleben Sie große Unterschiede zwischen

Ihrer eigenen Ausbildung und der Ihrer

Studentinnen und Studenten?

Johannes Peitz: Die Ausbildung imHolzbläserbereich hat sich in den letz-ten Jahren gar nicht so sehr verändert.Das liegt daran, dass die Orchesterkom-petenz nach wie vor das vorrangigeLernziel unserer Studierenden ist. Wennich mein Instrument, die Klarinette, betrachte, dann ist es außerordentlichschwer, allein von Kammermusik oderAushilfsengagements zu leben. Solistengibt es sowieso nur sehr wenige auf derganzen Welt, auch weil das Repertoiregar nicht mehr Nachfrage hergibt.

Natürlich gibt es immer wiederKassandrarufe, da Orchester verkleinertund auch geschlossen wurden und sichdie Arbeitsbedingungen eher verschlech-tern. Jedoch sind seit der deutschen

»d i e z e i chen t ehen au f › gu t ‹ ! «Fachgruppe Holzblasinstrumente formiert sich neu – HMTMH beruft Anna Dina Björn-

Larsen zur Professorin für Querflöte und Kai Frömbgen zum Professor für Oboe

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Wiedervereinigung 40 Orchester neuhinzugekommen und einige stockenpersonell wieder auf. Das bedeutet imUmkehrschluss allerdings nicht, dass es einfacher geworden ist, eine Orches-terstelle zu bekommen – es gibt inDeutschland die angesprochenen 24Musikhochschulen, etwa 20 weitereAusbildungsinstitute für unseren Berufund in etwa acht freie Holzbläserstellenpro Jahr und Instrument.

Wie bereiten Sie Ihre Studierenden auf die-

sen Wettbewerb vor?

Bence Bogányi: Der Weg ins Orchesterwird durch den Einzelunterricht vorbe-reitet und durch das Ensemblespiel inden verschiedensten Formationen aus-gebaut.

Was die Arbeit des Hochschul-orchesters betrifft, hat vor allem die Installation der Orchester AG viel Posi-tives bewirken können. Eine aktiveGruppe von Professorinnen und Profes-soren trifft sich nun regelmäßig undnimmt sich der notwendigen Themen

an. Seien es die Werke, die erarbeitet wer-den, die Aufteilung in Probeabschnitte,Vorproben in Ensembles – alles wirdvorab ausgewählt beziehungsweise ein-geteilt. Die Zusammenarbeit funktio-niert hervorragend und die Spielquali-tät der Studierenden wird entscheidendangehoben. Die geplanten Orchester-projekte, ob sie nun für unsere eigeneHochschule ins Auge gefasst oder fürKooperationsvorhaben eingerichtet wer-den, unterliegen nun einem ganz ge-zielt nach Qualitätskriterien gesteuer-ten Prozess.

Und innerhalb Ihrer Fachgruppe?

Bence Bogányi: …verbessern sich durchunsere neuen Kolleginnen und Kollegendie Möglichkeiten des Ensemblespielsebenfalls enorm. Um beim Beispiel Orchester zu bleiben, könnten wir nunu. a. über die Wiedereinführung von Repertoire-Bläserproben nachdenkenoder mit einem reinen Bläsersatz ganzeSinfonien spielen. Das allerdings ist nocheher Zukunftsdenken. Viel konkreter

wird es bei den Planungen für regel-mäßigen Kammermusikunterricht: Hierhat unser Kollege Kai Frömbgen bereitsmit der Organisation begonnen.

Dazu erzählen Sie gerne mehr! Was macht

die Kammermusik zu einem so wichtigen

Ausbildungsbestandteil? Und wie sieht die

Einbindung der Studierenden konkret aus?

Kai Frömbgen: Die Kammermusik istein wesentlicher Bestandteil der künst-lerischen Ausbildung, da hier die Stu-dierenden wichtige Fähigkeiten erwer-ben können, wie das Zusammenspielmit anderen Instrumenten funktio-niert, auch im Hinblick auf eine spätereTätigkeit im Orchester. Das Grundver-ständnis anderer Instrumente undihrer Eigenheiten kann hier vertieftwerden, beispielsweise Intonation, An-sprache oder auch Artikulation betref-fend. Das Wichtigste ist jedoch das

Plattform zur Erprobung eines

potenziellen Berufsfeldes: die

Hochschulorchesterphasen.

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Aufeinanderhören, um als Ensembleeine möglichst große Homogenität undAusdrucksstärke zu erreichen. Aktuellstellen wir klassenübergreifend und inZusammenarbeit mit der Hornklasse vonMarkus Maskuniitty homogene Ensem-bles zusammen, die dann gemeinsamKammermusikunterricht bekommen.

Gibt es weitere Ideen für gemeinsame Pro-

jekte?

Johannes Peitz: Ja, durchaus. Wir kön-nen uns zum Beispiel gut vorstellen,wieder dauerhaft die ›Bläserakademie‹zu etablieren, die vor einigen Jahrenschon einmal ein sehr wichtiger Bau-stein unserer Ausbildung war. Dabeimusizieren Lehrende und Studierendegemeinsam und begegnen sich auf Augen-höhe als Kolleginnen und Kollegen. Dasist für die Studierenden eine ganz wich-tige Erfahrung! Den Auftakt planen wirfür das kommende Frühjahr mit derGran Partita von Mozart und einem wei-teren Stück mit Flöte.

Und ein weiteres gemeinsames Konzerfor-

mat der Fachgruppe Holzblasinstrumente

ist am 25. Oktober sogar schon an den Start

gegangen! Liebe Frau Björn-Larsen, für alle,

die beim Auftakt nicht dabei waren: Was

dürfen wir uns unter ›Holz in der Uhle‹ vor-

stellen und warum war es Ihnen wichtig,

diese Reihe an der HMTMH zu etablieren?

Anna Dina Björn-Larsen: Im Rahmender neuen Konzertreihe ›Holz in derUhle‹ musizieren Studierende der Holz-bläserklassen alle zwei Wochen amDonnerstagabend im Kammermusik-saal in der Uhlemeyerstraße und prä-sentieren hier Solorepertoire, Reper-toire mit Klavier und Kammermusik.

Diese Konzerte bieten den Studie-renden die Möglichkeit, regelmäßigAuftrittserfahrung vor richtigem Publi-kum zu sammeln. Bei der Erarbeitungvon Repertoire ist der Auftritt in einemöffentlichen Konzert der letzte Schrittnach dem individuellen Üben, der Arbeitim Einzelunterricht und dem Musi-zieren in der wöchentlichen Klassen-stunde. Außerdem lernt man natürlichauch sehr viel durchs Zuhören, weshalbwir von den Studierenden erwarten,auch bei Konzerten, in denen man nichtselbst auftritt, anwesend zu sein. Einweiterer, wichtiger Aspekt der neuenKonzertreihe ist die Tatsache, dass dieKonzerte von den Studentinnen undStudenten in Selbstverwaltung organi-siert werden − hier kann man wertvolleErfahrungen für die spätere Karrieresammeln.

Zu guter Letzt freuen wir uns na-türlich sehr darauf, das hannoverschePublikum mit unserem umfangreichenund vielseitigen Repertoire zu erfreuenund zu zeigen, auf welch hohem Niveauunsere Studierenden musizieren.

Bei allen Berührungspunkten wie Projekt,

Konzert und Prüfung liegt der Fokus der

Lehrtätigkeit bei Ihnen allen auf dem Haupt-

fachunterricht. Wie wird Ihre Klasse in Ihrem

ersten Semester an der HMTMH aussehen,

Frau Björn-Larsen? Und worauf legen Sie

in Ihrem Unterricht besonderen Wert?

Anna Dina Björn-Larsen: Die Flöten-klasse wird im kommenden Semesteraus zehn Studierenden bestehen, ver-teilt auf vier Bachelor-, fünf Master- und

einen Soloklasse-Studierenden. Die Stu-dierenden kommen aus Deutschland,Dänemark, Norwegen, Griechenland,China, Taiwan und Südkorea.

Die Schwerpunkte der Ausbildungergeben sich u. a. aus dem allem zu-grunde liegenden Berufsziel Orchester-musiker. Aufgrund der extrem großenKonkurrenz und der begrenzten Anzahlfreier Orchesterstellen habe ich die Or-chesterausbildung von Anfang an imBlick, d. h., dass beispielsweise alle Erst-semester-Studierenden schon bei unse-rem klasseninternen Probespieltrainingdabei sind und dass die Teilnahme anProbespielen für diverse Jugendorches-ter obligatorisch ist.

Grundsätzlich lege ich großen Wertdarauf, dass in den ersten Studienjah-ren die flötentechnischen Grundlagengefestigt werden, dass alle Studieren-den das Standardrepertoire der Flötekennen und beherrschen und, wie be-reits erwähnt, alle Standard-Orchester-stellen erarbeitet haben.

Im weiteren Verlauf des Studiumssind die Vorbereitung auf und die Teil-nahme an großen Wettbewerben vonimmenser Wichtigkeit, da man in die-sem Zusammenhang ein breites Reper-toire aufbaut und auch mit viel zeit-genössischer Musik in Kontakt kommt.

V. l. n. r.: Prof. Anna Dina Björn-

Larsen, Prof. Kai Frömbgen,

Prof. Bence Bogányi und Prof. Johannes Peitz.

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Wie ist es bei Ihnen, Herr Frömbgen?

Kai Frömbgen: Da ich vorher einigeJahre an der Robert Schumann Hoch-schule in Düsseldorf tätig war, starteich mit einer vollen Klasse an derHMTMH. Die Hochschule hat meinerAnsicht nach die Orchesterkompetenzvollkommen zu Recht zum vorrangigenStudienziel erklärt, trotzdem wird imUnterricht ein breites Spektrum an Re-pertoire abgebildet. Je nach Leistungs-stand fächert sich die Arbeit von derVermittlung bläserischer Grundlagenbis hin zur zielgerichteten Vorberei-tung auf Probespiele oder Wettbewerbeauf. Fester Bestandteil sind neben Klassenvorspielen auch Unterrichte, indenen exemplarisch gezeigt wird, wiedas Üben effektiv gestaltet werden sollte,da darin sicher der Schlüssel zu einererfolgreichen Berufslaufbahn liegt.

Um an die eingangs beschriebene Erfolgs-

bilanz anzuknüpfen, hat Ihre Fachgruppe

die stetige Weiterentwicklung von theore-

tischen und praktischen Lehrinhalten als

Ziel ausgerufen. Herr Bogányi, wo haben Sie

zuletzt bei den Studierenden mit Haupt-

fach Fagott Bedarfe entdeckt, die darauf-

hin neu in den Lehrplan eingeflossen sind?

Bence Bogányi: Bei der Herstellung vonMundstücken! Es ist gelungen, einen

Lehrauftrag für Rohrbau zu vergeben.Die spezifische Verwendung der Scha-betechnik und deren Messung sind fürdie einwandfreie Qualität der instru-mentalen Beherrschung ganz wichtigeBausteine – in Bezug auf die Funktio-nalität des Rohres, auf die Tonqualitätund die Intonation. Je intensiver Studie-rende begreifen und praktisch erfahren,wie sich für ganz bestimmte Werke derLiteratur mithilfe des Rohrbaus kon-krete Klangvorstellungen entwickelnlassen, desto besser. Dazu haben wirauch die Ausrüstung mit Rohrbau-maschinen auf den neuesten Stand ge-bracht.

Am 4. Oktober hat die HMTMH 375 Studien-

anfängerinnen und Studienanfänger be-

grüßt. 26 von ihnen beginnen ein Studium

der Künstlerischen Ausbildung oder Solo-

klasse mit Hauptfach Oboe, Klarinette,

Querflöte oder Fagott – sechs kommen aus

Deutschland, 20 aus dem Ausland. Ist das

ein typisches Bild?

Johannes Peitz: Ja schon, wobei das beider Klarinette etwas eigen ist. Dadurchdass sich die deutschen Orchester aufdas deutsche Griffsystem beschränkenund ich einen Teil meiner Verantwor-tung oder Aufgabe auch als ›Jobmaker‹sehe, ist der Anteil der internationalenStudierenden auch in meiner Klassezwar gestiegen, aber immer noch etwasbegrenzt.

Grundsätzlich stelle ich fest, dassdie Ausbildung vor der Hochschule imAusland oftmals viel besser ist. Insbe-sondere Studierende aus Ländern wieSpanien, Italien oder Frankreich, indenen es Konservatoriensysteme gibt,sind Studierenden aus Deutschland häu-fig etwas voraus. Teils, weil hier denMusikschulen immer weniger Mittelzur Verfügung stehen, aber auch, weiles in Zeiten von achtjährigem Gymna-sium weniger Zeit neben der Schulegibt. Ich gebe zweimal jährlich Kurse inSpanien und nach meiner Erfahrungspielt ein 18-jähriger Spanier im Allge-meinen besser als ein gleichaltrigerDeutscher. Dahinter steckt ein anderesAusbildungssystem und eine andere

kulturelle Verankerung von Musik imAlltag. In Spanien sind zum Beispiel›Bandas‹ sehr verbreitet. Das sind Blas-kapellen, in denen konstant ein großerTeil musikalischer Sozialisation geleis-tet wird und sich eine grundlegendeMusikalität bei Kindern und Jugend-lichen besser entwickeln kann.

Anna Dina Björn-Larsen: Bei den Quer-flöten hat sich in den letzten zehn biszwanzig Jahren besonders viel in denasiatischen Ländern getan. Auch bei derAufnahmeprüfung im Juni hat sich dasbestätigt. Wir haben bei vielen dieserBewerberinnen und Bewerber ein sehrhohes technisches Niveau erlebt, dahier in sehr jungem Alter schon mehrund gezielter technische Fertigkeitentrainiert werden. Und im Zuge von Glo-balisierung, YouTube und billigen Flug-tickets ist die musikalische Welt sehrklein geworden: Selbst wenn man ausanderen Kulturen stammt, ist die euro-päische Musiktradition nicht mehr denEuropäern vorbehalten.

Aber anstatt dies als Bedrohungzu empfinden, sehe ich, wie meine Stu-dierenden dies als große Inspirationund Ansporn erleben und einander sti-mulieren – zum Besten von allen undzum größten Vergnügen Ihrer Lehrerin!

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Es ist hoch, es ist leise und in dieserheiklen Kombination das Zünglein ander Waage. Der Weg ins Orchester führtüber eines der bekanntesten Fagottsolider Welt, den Anfang von Igor Strawins-kis Ballett ›Le Sacre du Printemps‹. TaniaGarcía Crespo kann es an diesem Nach-mittag nichts anhaben. »Ich war ganz beimir, habe zur Jury geguckt, aber nichtsgesehen.« Der Ton sitzt perfekt, über-schüttet sie mit Glück und lenkt, wasnoch folgt: Beethovens Vierte und denLiebestrank. Der Rest ist banges Wartenund Erlösung: »Sie sagten: ›Die Stelle istfür Sie‹ und bei mir liefen die Tränen.Alle wollten mir gratulieren, jeder woll-te sich bei mir vorstellen.« Vier Monatevor ihrer letzten Masterprüfung hatsich der Traum von der Orchesterstelleerfüllt: Tania García Crespo hat eineFestanstellung für Solofagott bei derNeuen Philharmonie Westfalen.

Probespiele sind das Nadelöhr,durch das jeder Orchestermusikergehen muss. Der musikalische Vortragersetzt das Bewerbungsgespräch, dassuchende Orchester ist die Jury. »Ichhabe sehr viele Probespiele gemacht.Im letzten Jahr vor Ende meines Studi-ums sicherlich zehn in ganz Deutsch-land. Wenn man klug ist, fängt manfrüh damit an. Nicht, weil man schlech-ter spielt als die Konkurrenz, sondernwegen der vielen Faktoren, die da zu-sammenkommen.« Im Probespiel ent-scheiden wenige Minuten über Gehenund Weiterkommen, über Arbeitslosig-keit und Job. Der Druck ist immens, dieSituation kaum berechenbar. Worauf

achtet die Jury jenseits von Intonation,Klang und Technik? Was für ein Kollegewird hier gesucht? Welche Gesten wer-den wichtig, was gefällt? »Mal denkst du:›Das war gut‹ und es nützt dir nichts.Mal zweifelst du und bist weiter«, sagtTania García Crespo, »Und wenn die Ta-gesform nicht stimmt, dann ist es so-wieso ganz schnell zu Ende.«

Wie hart es sein kann, nach Hausegeschickt zu werden, daran erinnert sichdie heute 28-jährige Spanierin gut. 2004wurde Tania García Crespo aktives Mit-glied des West-Eastern-Divan Orchestersunter der Leitung von Daniel Barenboim.Nach ihrem Bachelorstudium in Granadaarbeitete sie drei Jahre als Solofagottis-tin und Kontrafagottistin an der Oper vonValencia, spielte unter Dirigenten wieZubin Mehta oder Vladimir Jurowsky.»Als mein Zeitvertrag erfüllt war, gab esProbespiele und jemand anderes hat dieStelle bekommen. Das war schlimm.«

Auf Empfehlung eines Kollegenknüpfte sie Kontakt zu Prof. Bence Bogányi, besuchte ihn in Hannover,spielte ihm vor. »Er hat in mir etwas gesehen, was ich damals nicht sah, under hat mir vertraut, als ich es selbernicht konnte. Ich dachte wirklich, ichschaffe das nicht, aber er hat mein mu-sikalisches Leben gerettet.« Tania GarcíaCrespo machte die Aufnahmeprüfungund begann im Oktober 2016 ihr Mas-terstudium der Künstlerischen Ausbil-dung an der HMTMH. Als sie davon er-zählt, strahlt sie wieder: »Ich habe vielvon Bence gelernt und viel von meinenKommilitonen. In Spanien gab es sehr

viel Konkurrenzdenken und hier hatsich plötzlich jeder für dich gefreut,wenn du etwas Tolles geschafft hattest.Das habe ich zum ersten Mal so inDeutschland erlebt und diese Mentali-tät ist etwas sehr Schönes.« Im Sommer-semester 2017 spielte sie im Hochschul-orchester das Solofagott in CrusellsSinfonia concertante. Ab der Saison2017/18 erfüllte sie parallel einen Zeit-vertrag am Theater in Magdeburg.

»Mein Professor ist ein unglaub-licher Musiker und weiß genau, wie erseine Studierenden in ihrem Berufszielunterstützen kann. Mozarts Fagottkon-zert braucht man in einem Probespielfür eine Orchesterstelle ganz sicher«,sagt Tania García Crespo und muss lachen: »Das haben wir tausend Millio-nen Mal gemacht. Mindestens!«

Auch die Neue Philharmonie West-falen verlangte in Runde 1 von ihren 18eingeladenen Bewerberinnen und Be-werbern Mozart. Die Aspirantin ausHannover und drei weitere schafften esin die zweite Runde. »Bis dahin habenwir hinter einem Vorhang gespielt,damit wirklich nur der Klang entschei-det. Für die Orchesterstellen wurde erdann weggenommen und vor mir saßensicherlich 80 Menschen.« Sind in Probe-spielen Soloinstrumente zu besetzenoder die Stelle des Konzertmeisters,dann hört in Deutschland in der Regeldas ganze Orchester zu. Beeindruckthabe sie das nur innerlich, nach außenhabe sie ruhig bleiben und ›den Kopfeinschalten‹ können: »Ich bin langsamreingekommen, habe mich vorbereitet

durchs a d e löhrnNach erfolgreichem Probespiel hat die Fagottistin Tania García Crespo ihre erste

Festanstellung bei der Neuen Philharmonie Westfalen angetreten

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und versucht, nicht anders zu wirken,als würde ich zu Hause spielen. Ganzruhig und in meiner selbstgewähltenReihenfolge: Tschaikowskis 4. Sinfonie,Sheherazade, Die Verkaufte Braut undBoléro.« Es war die Eintrittskarte zur fi-nalen dritten Runde.

Die Neue Philharmonie Westfalenist mit rund 130 Musikerinnen und Musikern das größte Landesorchestermit Probenzentrum in Recklinghausen.Kernaufgabe der ›NPW‹ sind Sinfonie-konzerte in Gelsenkirchen, Reckling-hausen, dem Kreis Unna sowie in nord-rhein-westfälischen Städten und Gemein-den ohne eigenes Sinfonieorchester. Zugleich ist sie das Opernorchester desMusiktheaters im Revier Gelsenkirchen.»Als junges Mädchen hast du gedacht:Später will ich bei den Berliner Philhar-monikern spielen oder in München

oder beim NDR. Ich bin ehrlich: Als Spa-nierin sagte mir Recklinghausen nichts.Aber ich bin sehr dankbar für dieseStelle und auch hier gibt es viele, vielegute Leute. Es ist ein Orchester, das fürjede Art von Publikum spielt, und da-durch eine Stelle, bei der sehr viel mög-lich ist.« In ihren ersten drei Arbeits-wochen spielte Tania García CrespoBeethovens Neunte, ein amerikani-sches Programm mit Gershwin, ein Sin-foniekonzert mit Sprecher und ein Kon-zert mit Anna Netrebko in der KölnerPhilharmonie. »Da gab es viel Arbeit fürdie Holzbläser und ich habe mich echtgefreut: Die klingen ›wow‹!«

Ob Recklinghausen auf Dauer ihremusikalische Heimat wird, steht nochnicht fest. Ende Juli 2019 wird das Orchester nach zwölf Monaten des ge-genseitigen Kennenlernens und Mitein-

anderarbeitens erneut seine Empfehlungabgeben. Ein bestandenes Probejahrwäre gleichbedeutend mit einer Anstel-lung auf Lebenszeit. Danach wäre dasneue Leben schon deutlich eingespiel-ter: »Die Soloklasse war immer meinPlan B. Ich wollte gerne mit Bence wei-terarbeiten, doch das ist so weit wegvon Hannover im Moment unmöglich.Aber wenn ich das brauche, möchte ichnach meinem Probejahr darüber reden.Der Kontakt bleibt in jedem Fall.« Obsie von sich aus noch einmal die Heraus-forderung eines neuen Orchesters su-chen würde? Auch das will Tania GarcíaCrespo später entscheiden. Dann gingesie erneut durch das Nadelöhr des Pro-bespiels, mit größerer Erfahrung, mitder Sicherheit einer Festanstellung imRücken – und wahrscheinlich auch wie-der mit Strawinski. SR

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Wie sollte es auch anders sein mit 1.500Studierenden aus 57 Nationen? Schonallein diese Diversität sorgt für Schwung.An der HMTMH war aber schon immerviel in Bewegung; auch 1986, als ichhier wissenschaftliche Mitarbeiterinwurde – am damaligen Ergänzungsstu-diengang Journalistik. Mein Entschlussviele Jahre später, mich (nunmehr alsProfessorin der LMU München) im Hoch-schulrat der HMTMH ehrenamtlich zuengagieren, basiert auf meiner seiner-zeitigen Erfahrung, dass dieses Hauseine sehr bewegliche Institution ist. EinHochschulrat, so meine Erwartung, kannhier zusammen mit den verantwort-lichen Entscheiderinnen und Entschei-dern wirklich was bewegen. Diese Erwar-tung hat sich erfüllt. Seit 2009 erlebeich es als Privileg, die herausragendeExzellenz, die enorme Kreativität unddie immer wieder belegte Innovations-kraft dieses Hauses aus einer neuenWarte heraus erfahren und zusammenmit anderen Expertinnen und Expertenim Hochschulrat mitgestalten zu dürfen.

Die Beweglichkeit der HMTMHspeist sich aus ihrer enormen Fähigkeitzur Innovation und Kreation. Ihren Spit-zenplatz unter den bundesdeutschenMusikhochschulen verdankt sie nichtzuletzt auch dieser Fähigkeit. Sie spie-gelt sich Jahr für Jahr wider in zahlrei-chen Auszeichnungen. Auch die Mitglie-der des Hochschulrates können kaumSchritt halten mit der Frequenz, in derStudierende, Alumni und Lehrende derHMTMH renommierte nationale und internationale Preise für ihre künstle-rischen und wissenschaftlichen Leistun-gen erhalten.

Das hohe Veränderungs- und An-passungspotenzial der HMTMH verdeut-licht quasi schwarz auf weiß der vor

etwa einem Jahr verabschiedete Hoch-schulentwicklungsplan, an dem derHochschulrat mitgewirkt hat. DieserPlan beeindruckt unter anderem auchdurch das klare Bekenntnis der Hoch-schule zu ihrer gesellschaftlichen Mit-verantwortung für die kontinuierlicheWeiterentwicklung von Kultur im regio-nalen, nationalen und internationalenRaum. Er belegt außerdem, dass das Hausauch etablierte Pfade auf den Prüfstandstellt, um vor dem Hintergrund von Glo-balisierung, Medialisierung und Digita-lisierung zukunftsfähig zu bleiben.

Die Bereitschaft, den ständigenWandel des Kulturlebens zu analysieren,um so die Studierenden immer bestensauf die jeweiligen Veränderungen desBerufslebens vorzubereiten, ist ein weite-res Indiz der hohen Veränderungs- undAnpassungsfähigkeit der Hochschule.Solche Analysen kosten ihre Mitgliederviel Zeit und Expertise und finden über-wiegend auf der für Außenstehende nichteinsehbaren ›Hinterbühne‹ des Schaffensstatt. Als nichtkünstlerisches Hochschul-ratsmitglied bin ich hier häufig Ler-nende, denn den Wandel des Kulturle-bens kenne ich bestenfalls aus der Sichteiner Kulturrezipientin.

Stillstand ist Rückschritt. Was esan der HMTMH heißt, sich zu bewegenund Neues zu wagen, zeigt beispiels-weise der Plan, ein Forum einzurichtenzur Entwicklung von individuellen, neu-artigen Konzertideen und künstleri-schen Experimenten. Ein anderes spezi-fisches Vorhaben der Modernisierungbesteht z. B. in der Absicht, die Studie-renden zukünftig im Umgang mit Neuen Medien, Website und SocialMedia zu professionalisieren – für dasEigenmarketing von Künstlerinnen undKünstlern eine wichtiger werdende

Sache. Und ein letztes Beispiel für dieBeweglichkeit der HMTMH: In Zukunftsollen Frauen in Spitzenpositionen undGremien des Hauses besser repräsen-tiert sein. Der Hochschulrat ist davonnatürlich nicht ausgenommen.

Jenseits spezifischer Modernisie-rungsinitiativen sorgt an der HMTMHaber auch ein Anliegen für Bewegung:Die Lehr-, Ausbildungs- und Forschungs-qualität soll durch noch mehr studien-gangsübergreifende und interdiszipli-näre Kooperationsprojekte weiter ver-bessert werden. Gerade hierfür wirdallen Beteiligten – im Übrigen auch denStudierenden – viel Flexibilität, Offen-heit und Anpassung abverlangt. Das istnicht selbstverständlich in einem Um-feld, in dem fachspezifische Profilie-rung wichtig ist. Als Hochschulratsmit-glied mit Einblick in die komplexenAbstimmungs- und Arbeitsprozesse hin-ter diesen übergreifenden Kooperatio-nen kann ich nur sagen: Es bewegtmich sehr zu erleben, wie viel Engage-ment (jenseits des üblicherweise Er-wartbaren!) die Mitglieder der HMTMHhierfür aufbringen und wie die fachspe-zifische Strahlkraft für das große Ganzeauch immer wieder hintangestellt wird.Da sich der Hochschulrat regelmäßigauch mit den Finanzen der HMTMH be-schäftigt, kann ich aus unserer Warteaußerdem versichern: Die Steuergelder,die hier in junge Menschen und ihre Ta-lente investiert werden, sind bestensangelegt. Dass die Hannoveraner umdas Juwel im Herzen ihrer Stadt wissenund auch das zuständige Ministeriumdas Funkeln am Emmichplatz aner-kennt, das ist für mein weiteres Engage-ment im Hochschulrat von zentraler Bedeutung.

an d i e s em haus i s t u nderbarv i e l i n b ewegung !

Hochschulratsmitglied Prof. Dr. Romy Fröhlich berichtet

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Im Kulturpalast Linden findet seit An-fang 2018 regelmäßig das Veranstal-tungsformat ›Raw and Nutritious‹ statt.Die Bühne ist nur ein wenig erhöht,davor gibt es gemütliche Sitzplätze aufKissen, weiter hinten auch Stühle. ImSchnitt kommen rund 70 bis 80 Zu-schauerinnen und Zuschauer jedenvierten Mittwoch im Monat in den Kul-turpalast. Zu sehen und zu hören gibtes Beiträge von Studierenden aus Schau-spiel, Jazz, Klassik und Pop. Es geht umpublikumsnahe Beiträge, beliebt sindProjekte, die noch besonders frischsind und in einer interessanten Phaseihres Entstehens gezeigt werden. Seienes eigene Songs, die mal in kleiner Besetzung, ganz intim präsentiert wer-den, oder die Eigenarbeit eines Schau-spielers, die man sonst nur an der ExpoPlaza zu sehen bekommen hätte. Beson-ders spannend aber wird es, wenn sichdie Studierenden zu Kooperationspro-jekten unter den Studiengängen zusam-menfinden. Denn besonders hierfürsoll ›Raw and Nutritious‹ eine Plattformsein: zum Sich-Finden und Sich-Präsen-tieren.

Hauptinitiatorin des neuen Ver-anstaltungsformats ist JazzstudentinJanna Berger. Sie wohnte in einer WGmit Schauspielstudierenden, und dieIdee, dass es ein disziplinübergreifen-des Projekt von Schauspiel und Musikgeben müsse, kam immer wieder auf.

Dann sah sie im letzten Jahr ein Stückam Ballhof, an dem auch Schauspielstu-dierende der HMTMH mitarbeiteten,und das Thema kam wieder zur Spra-che. In den nächsten Tagen ging Jannader Gedanke einfach nicht mehr ausdem Kopf. Immer konkreter setztensich ihre Vorstellungen für ein genre-übergreifendes Veranstaltungsformatzusammen. Bei der nächsten Jazzses-sion besprach sie ihre Ideen mit SimoneBeer vom Kulturpalast Linden. Diezeigte sich begeistert und entsprechendschnell stand der erste Termin fest: Am20. Oktober 2017 ging ›Raw and Nutri-tious‹ an den Start.

Das Organisationsteam fand sichin Jannas Umfeld zusammen. Alle vierOrganisatorinnen fungieren als An-sprechpartnerinnen für Kommilitonin-nen und Kommilitonen aus dem jeweilseigenen Fachbereich; zusammen verfei-nern sie in ihren TeambesprechungenMonat für Monat das Konzept ihrer Veranstaltung. Anna Paula Muth stehtSchauspielstudierenden zur Seite, JannaBerger unterstützt ihre Mitstudieren-den aus dem Bereich Jazz, Cewil Sedaye-Vatan ist Ansprechpartnerin für Klassik-Studierende und Lea Wessel bindetPop-Studierende ins Projekt ein. Inzwi-schen geht die Initiative meist direktvon interessierten Studierenden aus,die einen ›Raw and Nutritious‹-Abenderlebt haben und nun gerne ein eigenes

spartenübergreifendes Projekt auf dieBühne bringen möchten. Die Studieren-den freuen sich, über ›Raw and Nutri-tious‹ Kontakte für neue Projekte zuknüpfen, und die Nachfrage nach Ter-minen ist groß. »Bis Februar 2019 sindwir schon ausgebucht«, so Janna. Die gemeinsamen Veranstaltungen verbin-den, was im Alltag oft räumlich getrenntist. Bei ›Raw and Nutritious‹ finden Studierende aus dem StudienbereichSchauspiel an der Expo Plaza und denmusischen Studienfächern am Emmich-platz und am Weidendamm produktivzusammen.

Und warum roh und nahrhaft? »Esmusste irgendwas mit ›raw‹ sein, weilwir nichts zeigen, was schon überall ge-spielt wird. Wir wollen eine Plattformsein, die Musiker und Schauspieler an-schubst, damit sie Dinge zeigen, die rohund spontan sind, vielleicht in ihrenAugen sogar noch unfertig. Und ›nahr-haft‹ deshalb, weil sehr deutlich wird,wie viel Potenzial und Sehenswertes bereits oder vielleicht vor allem in die-sem Stadium für das Publikum zu fin-den ist. Wir legen bei ›Raw and Nutri-tious‹ Augenmerk auf die Künstlerper-sönlichkeiten und kreativen Prozesse«,sagt Janna. Die Herangehensweisen sindganz unterschiedlich.

Die Feinplanung findet etwa zehnTage vor dem eigentlichen Auftrittster-min statt. Der rote Faden, der sich durch

mut zur o h fa ssung

Vier Studentinnen etablieren die Veranstaltungsreihe ›Raw and Nutritious‹

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die Veranstaltungen zieht, ist der Wech-sel von Musik und Schauspiel. Ein Musik-Act dauert etwa 20 Minuten und geht ineine Schauspieleinlage über. Dabeibleibt jede Aufführung ganz individuellund experimentell. Alles kann, nichtsmuss, und perfekt sein, muss es schongar nicht. »Unser eigentliches Ziel ist,dass Kooperationsformate entstehen«,sagt Janna. Die Studierenden finden sichoft kurzfristig und spontan zusammenund entwickeln dann ein gemeinsamesKonzept für ihren Auftritt. Manchmalgibt es ganz spontane Ideen wie einenInstrumententausch zwischen Sound-check und Auftritt.

»Im Vorfeld lernen sich die Interes-senten kennen und sehen, was die an-deren so machen. Sie bleiben in Kon-takt, es entstehen Verbindungen, ausdenen sich neue Projekte entwickelnund dann kommen sie auf uns zu: ›Wirhaben dieses neue fächerübergreifendeProjekt, können wir das auf eurer Bühnezeigen?‹«, erklärt Lea. Oft werden neue

Projekte weitergedacht, Personenkon-stellationen ändern sich. »Viele Klassik-studierende haben große Lust, nachihrem ersten Auftritt nochmal mit einemweiteren Projekt zu uns zu kommen.Die ›Raw and Nutritious‹-Bühne ist fürsie eine eher ungewöhnliche Erfahrung,die als sehr bereichernd empfundenwird«, sagt Cewil. Auch für Schauspiel-studierende ist ›Raw and Nutritious‹eine besondere Möglichkeit, »weil dieim Stundenplan integrierten Eigenar-beiten nur intern gezeigt werden undman sie so der Öffentlichkeit und ineinem anderen Kontext ausprobierenkann«, beschreibt Anna, »›Raw and Nu-tritious‹ ist ein öffentlicher und trotz-dem geschützter Rahmen, der einenmotiviert, sich dafür richtig ins Zeug zulegen, und trotzdem Raum zum Expe-rimentieren gibt. Deswegen finde ich es auch klasse, zum Improvisieren vor Publikum zu ermutigen.«

Nicht nur im Programm ist vielDynamik. Zur Bewerbung der Veranstal-

tungstermine sind soziale Netzwerkewichtig. Auf Facebook gibt es nicht nurdie Veranstaltungsinformationen, son-dern die Interessierten bekommenauch mal einen Schnappschuss vomSoundcheck oder den Mitschnitt einesAuftritts zu sehen. Die Nähe kommt gutan. Jede und jeder soll kommen können.Gab es anfangs noch festgesetzte Preise,zahlt das Publikum nun nach eigenemErmessen zwischen fünf und zwölf Euro.

Am 6. Juni 2018 wurden die vierStudentinnen für ihre Netzwerkarbeitmit dem Studentenwerkspreis ausge-zeichnet. Das Preisgeld in Höhe von1.500 Euro wollen sie reinvestieren. Inwas, darüber beratschlagen sie noch,aber sie halten uns bestimmt überwww.facebook.com/RawAndNutritious/auf dem Laufenden. SH

Lea Wessel, Cewil Sedaye-

Vatan, Janna Berger

und Anna Paula Muth (v. l.).

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2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Chorklassen in N

iedersachsen

Zukunft der Musikberufe

Stimmbildung in K

inder- und Jugendchören

Play fair

Ganz Ohr. M

usik für Kinder

otwend i gk e i t und tugend

Im 25. Jahr seines Bestehens bereitet das Institut für musikpädagogische Forschung

der HMTMH den Generationswechsel und die Etablierung

neuer Wissenschafts- und Forschungsfelder vor

nIm Herbst 1993 gründete die damaligeHochschule für Musik und Theater das Institut für musikpädagogische Forschung (ifmpf ) auf Initiative des Musikpädagogen Prof. Dr. Karl-JürgenKemmelmeyer, des Systematischen Musikwissenschaftlers und späterenPräsidenten der Hochschule Prof. Dr.Klaus-Ernst Behne und des Sonderpäda-gogen Prof. Dr. Franz Amrhein. Von derHerausgabe verschiedener Buchreihenüber kulturpolitische Anregungen bishin zu empirischen Studien über musi-kalische Bildung und Ausbildung hatdas ifmpf seither überaus erfolgreichvielfältigste Aktivitäten entwickelt. Im25. Jahr addiert sich noch ein weitereswichtiges Aufgabenfeld hinzu: Das ältes-te aller Institute für musikpädagogischeForschung in Deutschland muss einentiefgreifenden Generationswechsel ge-stalten. Die Weichen für eine nachhal-tige Verjüngung und größere themati-sche Breite sind schon gestellt.

Das ifmpf steht für interdiszipli-näre und integrative Forschungsarbeitauf allen Feldern der Musikvermittlung.

Grundlagenforschung und Anwendungs-bezug liegen seit jeher eng beieinander:Als man die Bläserklassen in den Schu-len eingerichtet hat, wurden Studie-rende frühzeitig darauf vorbereitet. Umdem Singen einen neuen Stellenwert zugeben, trug das ifmpf 2004 das Konzeptder Chorklassen in vier Versuchsschu-len. Immer wieder mündeten diese Ini-tiativen in groß angelegte Drittmittel-projekte – sei es zur Stimmbildung(gefördert durch das NiedersächsischeMinisterium für Wissenschaft und Kul-tur), zum Wert von Musik (›Play fair‹,Bundesverband Musikindustrie) oderzur Musikalisierung (›GanzOhr. Musikfür Kinder‹, Carus-Verlag). Mit ›PosyMus– Potenziale von Feedbacksystemen imMusikunterricht‹ und ›Musicalytics –Lernverhalten in teilstrukturierten digi-talen Lernräumen‹ (beide Bundesminis-terium für Bildung und Forschung)rückten digitale Bildung und Musik inden Fokus. Dass das ifmpf heute einesder drittmittelstärksten Institute inDeutschland und Kontinentaleuropaist, hat verschiedene Gründe, meint

sein Direktor Prof. Dr. Andreas Lehmann-Wermser. »Zum einen bewegen sich un-sere Themen häufig an der Schnitt-stelle der aktuell stark gefördertenBereiche empirische Forschung undkulturelle Bildung. Zum anderen emp-finde ich die Verwaltungsstrukturen ander HMTMH als sehr schnell und unter-stützend. In Summe ist das ein äußerstgünstiger Nährboden.«

Die neueste Einwerbung ist das gemeinsam mit der Universität Bremendurchgeführte und mit 323.000 Eurovon der Stiftung Mercator finanzierteProjekt ›Musik begleitet‹, das bis 2021 die musikalischen Praxen von Berufs-schülerinnen, -schülern und Erstsemes-tern untersuchen soll. Prof. Dr. Andreas Lehmann-Wermser: »Wenn sich Akteureneu orientieren und auch darüber ent-scheiden müssen, welche musikalischenAktivitäten sie weiterhin betreiben wol-len, ist interessant, ob und wenn ja inwelcher Weise frühere musikalischeFörderung beispielsweise in der Schulenoch wirksam ist. Darüber ist bislangnichts bekannt.«

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2012 2013 2014 2015

PosyMus

2016 2017

Musicalytics

2018

Musik begleitet

Monitoring M

usikunterricht

2019

Die Wissenschaftliche KommissionNiedersachsen hat dem ifmpf in seinerEvaluation ›Lehrerbildung‹ eine heraus-ragende Position innerhalb der musik-pädagogischen Institute des Landes bescheinigt. Aus der praktizierten Ver-knüpfung von Forschung und Ausbil-dung ziehen viele Studierende Nutzenfür ihre spätere Berufslaufbahn. »Wirsind inzwischen deutlich näher an denUnterrichtswissenschaften dran als nochin früheren Jahren«, erläutert AndreasLehmann-Wermser. »Gute Beispiele sindProf. Dr. Andrea Welte, die das Thema Multikulturalität und die Arbeit mitFlüchtlingen in Sprachlernklassen auf-gerufen hat, oder unser wissenschaftli-cher Mitarbeiter Daniel Stemberg, der inseiner Dissertation danach fragt, welcheKompetenzen Lehramtsstudierende inInklusionsklassen brauchen. Geradehatten wir vier Monate lang eine Dok-torandin aus Brasilien am Institut, was wohl in einem Partnerschaftsab-kommen mit der Bundesuniversität desStaates Rio Grande do Sul münden wird.Ich habe schon den Eindruck, dass un-sere Studierenden es sehr zu schätzenwissen, dass topaktuelle Forschungsthe-men Einzug in ihre Seminare und ihrenStudienalltag halten.«

Die Studierendenzahlen entspre-chen sowohl im FächerübergreifendenBachelorstudiengang mit HauptfachMusik (FüBa) als auch im Master Lehr-amt an Gymnasien (MALG) den vorhan-denen Kapazitäten. Franz Riemer, seit1998 Professor für Musik und ihre Di-daktik: »Wer bei uns einen Studienplatzfür den FüBa angeboten bekommt, hatin der Regel auch an anderen Hochschu-len das Aufnahmeverfahren bestanden.Vor diesem Hintergrund freut uns der

hohe Prozentsatz an Studierenden, derder HMTMH den Vorzug gibt, beson-ders. Ein Bereich, in dem wir hingegensicherlich noch wachsen könnten, ist dieSonderpädagogik.« Ausgerechnet ein har-ter personeller Einschnitt versprichtdafür nun die Rahmenbedingungen zuschaffen: An der HMTMH werden ab2020 drei Professuren im Bereich derSchulmusik rasch hintereinander neuzu besetzen sein. Ziel der FachgruppeMusikpädagogik ist es, im Zuge des Generationswechsels – und gut 20 Jahrenach der Emeritierung von Prof. Dr.Franz Amrhein – wieder eine wissen-schaftliche Professur im Bereich derSonderpädagogik anzusiedeln.

»Im Rahmen des Juniorprofessuren-Programms des Bundesministeriums fürBildung und Forschung ist es gelungen,eine Juniorprofessur im Bereich der Musikpädagogik einzuwerben, die denArbeitsschwerpunkt Heterogenität undInklusion haben wird«, freut sich Prof.Franz Riemer. Durch die Möglichkeitzur vorgezogenen Berufung kann diespätere Stelleninhaberin bzw. der spä-tere Stelleninhaber den personellenÜbergang in den Jahren 2020 bis 2022bereits begleiten und mitgestalten. »DieSonderpädagogik ist ein Bereich, der zunehmend an Bedeutung über dengleichnamigen Studiengang hinaus ge-winnt. Deshalb gehen wir immer stär-ker dazu über, die Lehrveranstaltungender Sonderpädagogen auch für den FüBazu öffnen und sogar für Studierendeder Künstlerisch-pädagogischen Ausbil-dung. Im Zuge von Ganztagsschulen undNachmittagsunterricht gibt es hier imBerufsleben immer mehr Berührungs-punkte – warum also nicht auch schonim Studium?«

Eine zweite Personalie steht bereitskurz vor der Ausschreibung: Das Nieder-sächsische Ministerium für Wissenschaftund Kultur unterstützt im Rahmen desMaria-Goeppert-Mayer-Programms dieEinrichtung einer neuen Tenure-Track-Professur ›Musikdidaktik mit Schwer-punkt Genderforschung‹. Das Zwischen-fazit von Prof. Franz Riemer fälltzufrieden und optimistisch aus: »InSumme werden wird damit nicht nurden Generationswechsel abfedern. Wirverjüngen zugleich auch nachhaltigden Lehrkörper der Hochschule undden Forschungskörper am Institut. Au-ßerdem etablieren wir neue Wissen-schafts- und Forschungsfelder.«

Abgeschlossen sind die Zukunfts-überlegungen indes noch nicht. Vielmehrsei das ifmpf aus aktuellem Anlass auf-gefordert, sich im Hinblick auf die nächs-ten Jahre noch einmal kritisch die Fragenach der eigenen Identität zu stellen.»Wir haben von der Konferenz der Lan-desmusikräte den Auftrag für ein Bil-dungsmonitoring im Bereich Musikunter-richt in der Grundschule erhalten – undmit ›wir‹ meine ich keine Einzelperson,sondern das Institut. Es ist ein Novum,dass so ein Auftrag nicht ad personamerteilt wurde, sondern an das ifmpf«, er-klärt Prof. Dr. Lehmann-Wermser. »Inso-fern befinden wir uns gerade in einerArt Findungsphase und fragen uns: Wasforschen wir als Institut, wo wollen wirhin? Was eint uns als Institut?« Eine Ge-meinsamkeit scheint schon gefunden:»Wir stellen fest, dass eine doch sehr heterogene Schar von Musikpädagogik-Professuren dazu relativ ähnliche Ideenhat und sich gut verständigen kann.Das ist nicht selbstverständlich, aber si-cher eine ganz große Stärke.« SR

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Am 12. Oktober 2018 hat die Hoch-schule für Musik, Theater und MedienHannover Prof. Dr. Hermann J. Kaiserdie Ehrendoktorwürde verliehen. Nachdem Komponisten Helmut Lachenmannim Jahr 2001 und der MusikpsychologinProf. Dr. Helga de la Motte-Haber imJahr 2015 ist Hermann J. Kaiser erst diedritte Persönlichkeit, der diese Aus-zeichnung für herausragende wissen-schaftliche Leistungen zuteilwird. »DieEngführung von Wissenschaft, Musikund Musikpädagogik in Kaisers Wir-ken«, so Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, »macht esmehr als sinnfällig, dass Hermann J.Kaiser ein Dr. h. c. gerade dieser künst-lerisch-pädagogisch-wissenschaftlichenHochschule verliehen wird.«

Hermann J. Kaiser studierte Kom-position und Schulmusik in Köln sowiePhilosophie, Germanistik und Pädago-gik in Bonn und Köln und war von 1957bis 1963 Meisterschüler B. A. Zimmer-manns. Es folgten drei Jahre als freierKomponist in Schweden, dann derSchuldienst an Gymnasien in Köln undBonn, neben dem Kaiser in Philosophiepromovierte. Die enorme Weite seinesBildungsweges dokumentiert sich inseinen Professuren: 1972 wurde Kaiserauf eine Professur für ›Wissenschafts-theorie und Empirische Verfahren‹ an

der Universität Münster berufen, es folg-te der Ruf auf eine Professur für ›Erzie-hungswissenschaft‹ an der Hochschuleder Künste Berlin, dann auf eine Profes-sur ›Musikpädagogik‹ an der Universi-tät Münster, 1988 schließlich auf eine Professur für ›Erziehungswissenschaftunter besonderer Berücksichtigung derMusikpädagogik‹ an der UniversitätHamburg.

In seiner Laudation ehrte Prof. Dr.Hans Bäßler Hermann J. Kaiser als einen»Behutsamen, aber auch […] Wirkungs-mächtigsten des Faches Musikpädago-gik«, als einen, der »das Dialogische ge-radezu mustergültig beherrscht« undder ein »andauerndes Misstrauen gegen-über dem Abgeschlossen, dem ›Schon-immer-gewusst-Haben‹, gegenüber demStatischen, dem Selbstvertrauenden unddem Selbstverliebten« pflegt.

Hermann J. Kaiser verstand sichfrüh als Vertreter einer Wissenschaft,die sich im Kanon aller übrigen univer-sitären Fächer in der Art und Weiseihres Denkens und Vorgehens zu bewei-sen habe. Referenzpunkte dafür sah ernicht allein in der Musikwissenschaft,sondern in einem ganzen Fächer vongeistes- und sozialwissenschaftlichenDisziplinen. Seine wissenschaftliche Be-deutung lässt sich u. a. an seiner Fähig-keit festmachen, die begriffliche Basis

innerhalb der Musikpädagogik schärferzu formulieren. Ähnlich grundlegendsind seine Arbeiten zur wissenschafts-theoretischen Verortung des Fachs. DieHochschule verlieh ihm deswegen »inAnerkennung seiner herausragendenwissenschaftlichen Leistung – insbeson-dere seiner Arbeiten zum Begriff ›Musi-kalische Erfahrung‹ – sowie seiner Fun-dierung und theoretischen Verortungeiner wissenschaftlichen Musikpädago-gik« den Dr. h.c.

In einer Fachdidaktik, die überwie-gend auf den deutschen Diskurs fixiertist und in der wenige international publiziert haben, ist Hermann J. Kaisereine Ausnahmeerscheinung: Seine Publi-kationen wurden u. a. ins Englische undPortugiesische übersetzt und erzieltenbesondere Wirkung in den skandinavi-schen Ländern. Aus dem von ihm gelei-teten, fächerübergreifenden Kolloquiuman der Universität Hamburg sind eineReihe von Inhabern von Musik- undKunstdidaktik-Lehrstühlen hervorge-gangen; in Kolloquien in Hamburg undSalzburg bestehen seine Tätigkeiten als›akademischer Lehrer‹ bis heute fort.Prof. Dr. Heinz Geuen, Musikpädagogeund Rektor der Hochschule für Musikund Tanz Köln, fasst in seinem Gutach-ten zusammen, Kaiser sei »auch nachBeendigung seiner offiziellen Lehrtätig-keit an der Universität Hamburg bis indie Gegenwart hinein einer der bedeu-tendsten und anerkanntesten Repräsen-tanten einer wissenschaftlichen Musik-pädagogik.«

Den Antrag auf Einleitung des Ver-fahrens stellte das Institut für musik-pädagogische Forschung, dem Kaiserseit 20 Jahren in besonderer Weise ver-bunden ist. Schon früh wurde er auf Initiative des damaligen Direktors Karl-Jürgen Kemmelmeyer als externes Mit-glied des ifmpf berufen und bringt sichbis heute in dessen Arbeit ein. SR

hrendoktorwürde f ür p ro f. d r. h ermann j. k a i s e r

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Eva Klesse, geboren 1986 in Werl, studierteJazzschlagzeug an den MusikhochschulenLeipzig, Weimar und Paris und beendeteihr Studium in Leipzig mit künstlerischemund pädagogischem Diplom mit Auszeich-nung. Als Stipendiatin des DAAD studierteEva Klesse an der New York University undschloss ihr Studium mit dem Master ofMusic ab.

2013 wurde Eva Klesse mit dem Leipzi-ger Jazznachwuchspreis der Marion-Ermer-Stiftung und im Januar 2017 mit dem West-falen Jazz Preis ausgezeichnet. Seit demFrühjahr 2018 arbeitet Eva Klesse befristetals Professorin für Jazzschlagzeug an derHochschule für Musik, Theater und MedienHannover. Mit ihrer Berufung zum Winter-semester 2018/19 ist sie deutschlandweitdie erste Frau, die eine instrumentale Jazz-professur innehat.

Eva Klesse ist als Musikerin in zahl-reichen Projekten tätig, aktuell u. a. in derJorinde Jelen Band, im Julia Hülsmann Oktett, im Quartett Trillmann und im TrioNo Kissing. Mit ihrer eigenen Band, demseit Januar 2013 bestehenden Eva KlesseQuartett, spielte sie zahlreiche Konzerte imIn- und Ausland (u. a. Jazzfest Berlin, Jazz-festival Buenos Aires, 12 Points Festival),mehrere Rundfunkaufnahmen (u.a. BR, NDR,WDR, Deutschlandfunk) und veröffentlichtezwei Alben bei enja records: ›Xenon‹ (2014)und ›Obenland‹ (2016). ›Xenon‹ wurde 2015mit dem Echo Jazz in der Kategorie ›Newco-mer des Jahres‹ ausgezeichnet. Neben ihrerTätigkeit als Schlagzeugerin wirkt Eva Klesseauch als Komponistin.

1/Was bedeutet Musik für Sie?

«La musique exprime ce qui ne peut pass’exprimer avec des mots et sur quoi ilest impossible de se taire.1» – Victor Hugo(für alles Weitere ist zu wenig Platz hier).

2/Was ist Ihre einprägsamste

musikalische Kindheitserinnerung?

Bach, Mozart, Händel, Haydn und Co.am sonntäglichen Familienfrühstücks-tisch sowie eine Inszenierung der ›Ent-führung aus dem Serail‹ durch meinenVater und die dazugehörigen Proben,denen ich als kleines Mädchen einigeWochen beiwohnen durfte.

3/Wer oder was hat Sie auf Ihrem

beruflichen Weg entscheidend beein-

flusst?

Eine ganze Reihe von großartigen Leh-renden, Mentorinnen und Mentoren,denen ich bis heute dankbar bin fürihre Unterstützung und Ermutigung.

4/Worauf legen Sie bei Ihrem Unterricht

großen Wert?

Den Studierenden einerseits die Tradi-tion unserer Musikform näherzubrin-gen und sie andererseits zu ermutigen,ihren eigenen Weg zu suchen und ein-zuschlagen.

5/Hannover und die HMTMH sind ein

guter Studien- und Arbeitsort, weil …

ein sehr freundliches und offenes Mit-einander herrscht und ich bisher nurauf sehr interessierte und motivierte

Studierende, Kolleginnen und Kollegengetroffen bin.

6/Was ist die größte Herausforderung

beim Schlagzeugspielen im Jazzbereich?

Richtig geil ›bum zack‹ zu spielen :)

7/Was machen Sie am liebsten in Ihrer

Freizeit?

Freunde und Familie treffen, laufen, radeln, spazieren, mit meiner Band nachAuslandstouren noch drei Tage dran-hängen und dabei die Welt erkunden.

8/Neben welchem Menschen würden

Sie gerne mal auf einem Langstreckenflug

im Flugzeug sitzen?

Auf Langstreckenflügen sitze ich ehr-lich gesagt am liebsten neben dreifreien Sitzen bzw. nur neben meinemReise-Eulen-Kissen für einen kurzenMoment der Ruhe vor dem Tour-Wahn-sinns-Sturm. Aber am Ankunftsort wür-de ich z. B. gerne mal Udo Lindenbergin der Hotelbar treffen!

9/Haben Sie schon einen Lieblingsort

in Hannover?

Die Eilenriede!

10/Was wären Ihre liebsten drei Plat-

ten für die sprichwörtliche einsame Insel?

Zurzeit: ›Both Sides Now‹ (Joni Mitchell),›A Moment’s Peace‹ (John Scofield) undwas von Bach.

1 | Musik drückt das aus, was nicht gesagt werdenkann und worüber zu schweigen unmöglich ist.

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eva l e s s e

Professorin für Schlagzeug ( Jazz und jazzverwandte Musik)

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Peter Becker hat die HMTMH durchseine Haltung und sein Denken ge-prägt: Er war ein Verfechter der Verbin-dung zwischen Kunst und Wissen-schaft: »Musikhochschulen gibt es viele,künstlerisch-wissenschaftliche nur sehrwenige, und in Hannover […] ist diesesKonzept am konsequentesten umge-setzt«, heißt es in einer Image-Bro-schüre der Hochschule aus dem Jahr1999 – darin ein Foto der drei Präsiden-ten Richard Jakoby, Klaus-Ernst Behneund Peter Becker auf einem Innenhof-balkon, geeint in Humanität und ver-bunden durch höchstes Engagementfür die Hochschule. Dass die HMTMHsich nun von dem letzten dieser groß-artigen Vorangänger verabschiedenmusste, ist ein sehr tiefer Einschnitt –das Ende einer Ära.

Peter Becker stiftete vielfältige Beziehungen, fruchtbare Berührungenund anregende Konflikte zwischenKunst und Wissenschaft und stand inregem Austausch mit zeitgenössischenKomponisten wie Helmut Lachenmann,Younghi Pagh-Paan und Peter Ruzicka.Immer wieder beschäftigte er sich mitdem Unbegreiflichen. 2013 beginnteiner seiner Texte mit den Worten vonErnst Jünger: »Die Sonne geht unter;noch einmal umfaßt der Blick diedurchwanderte Welt im Abendschein.

Zugleich beginnt auf der anderen Seiteder Vorhang zu zittern; die durch die Er-fahrung eingewebten Muster der Reali-tät lösen sich auf. Vielleicht wird hinterihnen dem brechenden Auge bereitsein Schimmer des ganz Anderen sicht-bar, das unsere arme Sprache als dasJenseits zu bezeichnen pflegt.« Nie hatsich Peter Becker mit den ›eingewebtenMustern der Realität‹ begnügt undseine Sprache war alles andere als arm,sondern in der Lage, der Dimension derSeele und (im Sinne Robert Schumanns)der Musik als der veredelten Spracheder Seele nachzuspüren. »So wenig wirwissen, was die Seele eigentlich ist«, soPeter Becker, »so gewiss sind wir doch,dass es die Seele gibt, und so steht ihrName für ein Geheimnis. Wir werdenes nie entschleiern.«

Peter Becker wurde am 15. Mai 1934in Glatz/Schlesien geboren. 1954 bis 1960studierte er an der MusikhochschuleKöln Schulmusik, Komposition, Philo-sophie und Pädagogik und an der Uni-versität Köln Germanistik. Nach der Re-ferendarzeit am Ernestinum in Rintelnund am Studienseminar in Göttingenwar er von 1962 bis 1970 Musik- undDeutschlehrer an der NiedersächsischenHeimschule in Bad Iburg und wirktedort auch als Organist an der Schlosskir-che St. Clemens.

Zum 1. April 1970 wurde Peter Be-cker als Oberstudienrat im Hochschul-dienst für das Fach Musikerziehung andie HMTMH berufen, im Oktober 1975folgte die Berufung zum Professor fürMusikpädagogik. 1978 bis 1993 leiteteer die Abteilung Schulmusik, war ander Lehrplanarbeit in Niedersachsenund in der Lehrerfortbildung in ver-schiedenen Bundesländern sowie inÖsterreich tätig und war von 1986 bis1990 Vorsitzender der Arbeitsgemein-schaft der Leiter der Schulmusikabtei-lungen.

Von 1990 bis 1993 war Peter BeckerVizepräsident im Präsidium von Prof.Dr. Richard Jakoby. Diesem folgte er fürdie Zeit vom 1. Oktober 1993 bis 30. Sep-tember 1997 als zweiter Präsident derHMTMH nach.

Bis zu seinem plötzlichen Tod am5. Juni 2018 blieb Peter Becker auf demWeg, in der sich wandelnden Welt ›dasTerrain der Musikpädagogik in allen sei-nen Dimensionen‹ immer wieder neuzu hinterfragen und gegebenenfallsneu zu vermessen. Wir werden auf ver-schiedene Art mit ihm in einem ›nie ab-zuschließenden Gespräch‹ bleiben, das– so Peter Beckers Vorstellung – im bes-ten Fall ›in einer Frage endet‹.

Susanne Rode-Breymann

Prof. Peter Becker*15.5. 1934, †5.6.2018

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Peter Becker hat in der Einführung zuseinem wunderbar erhellenden Schrif-tenband ›Finis. Non finis ...‹ HölderlinsElegie in Erinnerung gerufen, weil das, worum es ihm ging, hier auf die›schönste und bündigste Formel ge-bracht‹ sei: ›Komm! ins Offene, Freund!‹.

Für Peter Becker, den großen Den-ker und Sager, der auch auf eine ganzeindrückliche und nur zu ihm gehö-rende Weise beredt war, wenn erschwieg und einfach nur aufmerksamzuhörte, Worte zu finden, die ihm ge-recht werden, ist schwer, vielleicht un-möglich. Seine Tugend des Zuhörenskam spürbar von innen und hatte ganzgewiss mit seinem inneren Ohr zu tun.Er konnte ebenso empfindsam lauschenwie streng analytisch hören. Dass einMusikpädagoge und Musikwissenschaft-ler, der so scharf denken und brillantformulieren konnte wie Peter Becker, inWahrheit ein wirklicher Ohrenmensch,also ein Mensch mit mindestens so vielHerz wie Verstand war, das hat mich

schwer beeindruckt – nicht nur am An-fang, sondern über all die Jahre bis heute.

Als Hochschullehrer war Peter Becker für mich eine zentrale Figur.Was habe ich nicht alles gelernt vonihm. Auf wie viele spannende Texte, ori-ginelle Gedanken und inspirierendeDenker hat er mich aufmerksam ge-macht, quasi en passant und immerohne jegliche Attitüde der Belehrung.Noch nie hatte ich bis dahin einen Hoch-schullehrer erlebt, der so anspruchs-voll, kritisch und ermutigend war, sicher auch schwierig sein konnte, sichaber so nachdrücklich und nachhaltigum das geistige Wohl seiner Schütz-linge gekümmert hat. Und noch niehatte ich jemanden über Musik mit soviel Feingefühl und zugleich analyti-schem Scharfsinn und enzyklopädi-schem Hintergrund- und Einordnungs-wissen reden hören. Sein unnachahm-licher Humor und funkelnder Wortwitzwaren hinreißend und ganz offensicht-lich kein Selbstzweck. Er wollte ›Spaß

am Ernst‹ verbreiten und wohl auchimmer ein wenig die Decke der Ironieausbreiten über seine enorme Emotio-nalität und leidenschaftliche und alsoverletzliche Liebe zur Musik.

Peter Becker hat auf eine wegwei-sende Art gelehrt, wie befreiend es ist,Vorurteile zu verlieren, einfach weilman anfangen darf, mehr zu wissen,viel zu lernen, Neues zu bedenken undangeleitet wird zu noch besserem und aufmerksamerem Hinhören. Kenn-zeichnend für seine pädagogische Phi-losophie ist, dass Verstehen nicht be-deutete, die richtigen Antworten zugeben, sondern die richtigen Fragen zustellen. Fragen, für die man wirklichMut braucht, um nicht entweder vorder eigenen Kraft- und Harmlosigkeitzu kapitulieren oder umgekehrt in eineKreisbewegung zu geraten, die kein her-meneutischer Zirkel mehr ist, sonderneine teuflische Spirale, deren Fliehkräftekein Mensch aushält.

Über so viele Jahre durfte ich seinKollege sein, von 1993 bis 1997 war erauch mein Präsident, so viele nahe undvertrauensvolle Gespräche konnte ichmit ihm führen und echte gemeinsamemusikalische Erlebnisse mit ihm teilen.Dass ich mich in den letzten Jahren zuseinen Freunden zählen durfte, warEhre und Glück. Martin Brauß

Komm! ins Offene, Freund! zwar glänzt ein Weniges heute

Nur herunter und eng schließet der Himmel uns ein.

Weder die Berge sind noch aufgegangen des Waldes

Gipfel nach Wunsch und leer ruht von Gesange die Luft.

Trüb ists heut, es schlummern die Gäng’ und die Gassen und fast will

Mir es scheinen, es sei, als in der bleiernen Zeit.

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[ W O R U M E S M I R G E H T ]

Kleingruppen sind ein essenzieller Be-standteil unserer Gesellschaft und spie-len eine wichtige Rolle für Individuen.Über die Mitgliedschaft in Kleingrup-pen – Freundeskreise, Arbeitsteams,Vereinsstrukturen usw. – wird beispiels-weise das fundamentale menschliche Bedürfnis nach Verbundenheit befrie-digt. Neue Kommunikationstechno-logien, insbesondere Mobile Instant Messaging Applikationen (MIMAs) wieWhatsApp, Telegram und Co., eröffnenGruppen eigene Interaktionsmöglich-keiten. Über die Gruppenchatfunktionschaffen sich die Mitglieder eine perma-nent verfügbare Kommunikationsum-gebung, in der Nachrichten in Formvon Text, Audio, Videos, Bildern etc. analle Mitglieder gleichzeitig verschicktwerden können, ohne dass es für dieseKommunikation einer physischen Zu-sammenkunft bedarf. Dadurch verän-dern sich Gruppenprozesse, beispiels-

weise die Koordination von Offline-Gruppenaktivitäten. Der Chorleiter kannkurzfristig eine Terminänderung fürdie nächste Probe an alle schicken, dieVolleyballtrainerin kann ein schnellesStimmungsbild zum Trainingsplan ein-holen.

Neben dieser koordinativen Inter-aktionsdimension werden durch MIMAsauch sogenannte sozio-emotionale As-pekte der Gruppenkommunikation ange-sprochen, wenn zum Beispiel Geburts-tagsgrüße, Freundschaftsbekundungenoder auch nur lustige Katzenbilder überden Gruppenchat verschickt werden.Das kann positive Folgen für Gruppen-prozesse haben, etwa den Gruppenzu-sammenhalt stärken, jedoch auch nega-tive Konsequenzen nach sich ziehen,wenn etwa der Kommunikationsflussüberhandnimmt und zur Belastung wirdoder wenn Gruppenmitglieder vom Chatausgeschlossen werden.

In meiner Doktorarbeit, die icham Institut für Journalistik und Kom-munikationsforschung unter der Be-treuung von Prof. Dr. Christoph Klimmtund Prof. Dr. Helmut Scherer schreibe,nähere ich mich der Kommunikationvon Kleingruppen über MIMAs empi-risch. Zwar hat die Kommunikations-wissenschaft bereits begonnen, sichmit MIMAs und der Nutzung des mobi-len Internets zu befassen, die Perspek-tive auf Gruppen, ihre innere Interak-tion und Dynamik wurde dabei aberbislang vernachlässigt, obwohl sie inder Nutzung von MIMAs enorme Bedeu-tung besitzen. Wie gehen Kleingruppenmit MIMAs um, gerade in Relation zuden Kommunikationsroutinen, die ausder Offline-Sphäre eingeübt sind? Un-terscheiden sich die Gruppenstruktu-ren, beispielsweise wer in einer Gruppetonangebend ist, in MIMA-Gruppen-chats von herkömmlichen Formaten derGruppeninteraktion, wie zum Beispielden wöchentlichen Gruppentreffen?Welche Chancen liegen in informeller,unterhaltsamer Kommunikation überMIMAs für das Gruppengefüge?

Im Rahmen eines Projektseminarshabe ich gemeinsam mit Prof. Dr. Klimmtund elf motivierten Studierenden eineerste Studie zu diesem Thema durch-geführt. Dazu haben wir insgesamt 18 zweckorientierte Gruppen um ihreChatprotokolle gebeten, was zu einemreichen Datenschatz mit über 11.500(selbstverständlich anonymisierten)Chatnachrichten geführt hat. Mit die-sen Daten möchte ich die oben genann-ten Fragen beantworten und so einenBeitrag sowohl zur Kleingruppenfor-schung als auch zur Kommunikations-wissenschaft leisten.

k kathar i na nop - hü ls s : › p e rmanent ve rbundene g ruppen . d i e b ed eu -tung von whatsapp und co. für k le ingruppen ‹

Promotionsstudierende und ihre Themen

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[ W I S S E N S C H A F T ]

Deutschland und Russland: So wechsel-voll, wie sich die politischen Beziehun-gen gestalten, so konstant bleibt die ge-genseitige Faszination auf dem Gebietder Musik. In deutschen Konzertsälenmachen russische Werke des 19. und 20. Jahrhunderts einen beträchtlichenAnteil des Repertoires aus, und auch inden Opernhäusern stößt man regel-mäßig auf russischsprachige Werke.Die HMTMH ist hierbei keine Ausnahme,zumal etliche der hier Lehrenden fach-liche Beziehungen nach Russland unter-halten.

Während Komponisten wie Mus-sorgski, Rimski-Korsakow, Tschaikowski,Rachmaninow, Prokofjew oder Schosta-kowitsch, Komponistinnen wie Ustwols-kaja, Gubaidulina und andere hierzu-

lande künstlerisch also längst angekom-men sind, steht es um unsere Kenntnis-nahme des dazugehörigen Musikwissensziemlich schlecht. Das liegt einerseitssicher an der Sprachbarriere. Anderer-seits aber hapert es oft an der Verfüg-barkeit der Texte selbst, die in deut-schen Bibliotheken Mangelware undnur in seltenen Ausnahmen digitalisiertim Netz verfügbar sind. Ein Glücksfallist es daher, dass unsere Bibliothek neu-erdings eine umfangreiche Sammlungdieser Literatur erlangen konnte.

Sie stammt aus dem Privatbesitzvon Michail Bialik, eines ehemaligenProfessors des St. Petersburger Konser-vatoriums. Er lebt seit 2003 in Ham-burg, genießt als Musikwissenschaftlerund -kritiker hohes Ansehen und war

bereit, seine über sechs Jahrzehnte ent-standene Sammlung einer interessier-ten deutschen Institution zu stiften. Die ›Sammlung Bialik‹, wie wir sie in-zwischen nennen, umfasst etwa 5.000Bücher, 800 Notenausgaben und zehnMeter Zeitschriften – das meiste davonin russischer und ukrainischer Sprache,aber auch Publikationen aus anderenehemaligen Sowjetrepubliken und Staa-ten des ›Ostblocks‹ sind darunter. DurchVermittlung von Amrei Flechsig, die 2016an der HMTMH über Alfred Schnittkepromoviert hatte, kam die Sammlungnach Hannover.

Sammlung Bialik bereichert Bibliothek

russ i s che a r i t ä t en

Allein zu Michail Glinka

bereichert die ›Sammlung Bialik‹ unsere Bibliothek

mit mehr als 50 Publikationen.

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Programmheft zu Dmitri

Schostakowitschs Ballett

›Der Helle Bach‹, das 1936 nach einer scharfen Attacke

der ›Prawda‹ vom Spielplan verschwand.

Was der Neuzugang bringt, ist inerster Linie eine enorme Erweiterungder verfügbaren Grundlagenliteraturüber russische und sowjetische Musik.Konnte unsere Bibliothek den Wissens-hungrigen etwa über den Gründervaterder russischen Musik, Michail Glinka,bisher nur ein einziges Buch anbieten(eine deutsche Übersetzung seiner Le-benserinnerungen), so kommen jetztauf einen Schlag über 50 weitere aufGlinka bezogene Fachbücher hinzu,und ähnlich sieht es bei den anderen ge-nannten Musikerinnen und Musikernaus. Vieles davon ist für deutsche Biblio-theken einmalig.

In zweiter Linie aber sind die Publikationen, die zum größten Teil ausder sowjetischen Zeit stammen, eineFundgrube für alle, die sich über denspezifischen, ideologisierten Musikdis-kurs dieses Staates ein Bild aus ersterHand machen wollen. Es ist gewisser-

maßen eine Musikbibliothek der ›ande-ren Seite‹ des Kalten Krieges. Ein beson-deres Highlight für künftige Forschun-gen stellt ein Bestand mit HundertenKonzert- und Opernprogrammheften dervergangenen 100 Jahre dar.

Noch ist es ein weiter Weg zur kompletten Katalogisierung, die im Sep-tember begonnen hat. Interessierten an russischer und sowjetischer Musik, diesich bisher aufgrund mangelnder Sprach-kenntnisse entmutigt fühlten, sei schonjetzt gesagt: Auch diese Sprache lässt sicherlernen! von Stefan Weiss

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veranstaltungshinweis

Die ›Sammlung Bialik‹ wird am 16. No-vember 2018, 17.00 Uhr, mit einem ›Rus-sischen Konzert‹ im KammermusiksaalPlathnerstraße in Anwesenheit des Stif-ters Prof. Michail Bialik offiziell eröffnet.

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Zum sechsten Mal zeigt der Novemberder Wissenschaft großen und kleinenWissenschaftsfans die Facetten des nie-dersächsischen Hochschul- und Wissen-schaftsstandortes. 2018 steht das Ange-bot unter dem Titel ›KNOWember‹. DieHMTMH steigt am 6. November miteinem Wissenschaftsabend in das rund150Veranstaltungen umfassende Gesamt-programm ein.

Von 18 bis 20 Uhr geben wissen-schaftliche Institute der HMTMH imFoyer des Hauptgebäudes Einblicke inihre aktuellen Forschungsprojekte: Stei-gert Musizieren die Denkfertigkeiten älterer Menschen? Wie schaffen wir es,innerhalb von SekundenbruchteilenMusikstücke zu erkennen? Und profi-tieren Schülerinnen und Schüler mitDeutsch als Zweit- oder Drittsprachevom Musizieren und Improvisieren?

Florian Worschech (Institut für Musik-physiologie und Musiker-Medizin), FelixThiesen (Musikwissenschaftliches Insti-tut) und Prof. Dr. Andrea Welte (Institutfür musikpädagogische Forschung) tei-len ihre Erkenntnisse mit dem wissbe-gierigen Publikum. Ebenfalls dabei sinddas Institut für Journalistik und Kom-munikationsforschung, das Forschungs-zentrum Musik und Gender und das Eu-ropäische Zentrum für Jüdische Musik.Dr. Corinna Eikmeier informiert überdas Verhältnis von Feldenkrais-Methodeund musikalischer Improvisation.

In den Folgetagen schließen sichweitere Gelegenheiten an, Einblicke indie Wissenschaft an einer Musikhoch-schule zu gewinnen: Von ›100 Jahre Beet-hoven‹ über ›Büchergrüße aus Lenin-grad‹ bis hin zu ›Musikpsychologie zumMitmachen‹.

Der November der Wissenschaftwird in einem zweijährigen Turnus ver-anstaltet und ist ein Projekt der Initia-tive Wissenschaft Hannover, in der sichalle hannoverschen Hochschulen, dasFraunhofer Institut für Toxikologie undExperimentelle Medizin, die Volkswagen-Stiftung, das Studentenwerk Hannover,das Geozentrum und hannoverimpulsunter dem Dach der LandeshauptstadtHannover engagieren. Wer über den ›KNOWember!‹ hinaus informiert blei-ben möchte, kann das Videoportal derInitiative besuchen: Unter wissen.han-nover.de gibt allein die HMTMH in zehnFilmen Einblicke in ihren Studien- undForschungsalltag. SR

https://wissen.hannover.de/Einrichtungen/Hochschule-für- Musik,-Theater-und- Medien-Hannover

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Die ›Hochschule Luzern – Musik‹ unddie HMTMH arbeiten künftig eng zu-sammen: Pro Studienjahr können maxi-mal fünf Promotionsstudierende derHochschule Luzern zum Promotionsstu-diengang der HMTMH zugelassen wer-den. Bis zu 25 Prozent der im Promo-tionsstudiengang der HMTMH zu erbrin-genden Leistung können die LuzernerPromovierenden vor Ort in Luzern er-bringen, ansonsten studieren sie an der

HMTMH. Ihre Dissertationen werdenvon Professorinnen und Professorenbeider Hochschulen betreut und begut-achtet.

Da die schweizerischen Musik-hochschulen im Rang von Fachhoch-schulen kein eigenes Promotionsrechthaben, müssen sie Kooperationen mitUniversitäten und gleichgestellten Hoch-schulen eingehen. Die HMTMH verstehtes als Auszeichnung, dass die Wahl der

Luzerner Hochschule, initiiert durchProf. Dr. Tihomir Popovich (Professor in Luzern und Lehrbeauftragter an derHMTMH), auf die HMTMH gefallen ist:Michael Kaufmann, Direktor des Mu-sik Departements an der Hochschule Luzern, und HMTMH-Präsidentin Prof.Dr. Susanne Rode-Breymann unterzeich-neten den für zunächst fünf Jahre gel-tenden Kooperationsvertrag am 13. Sep-tember 2018 in Luzern. SH

Seit 2016 gibt es als Pilotprojekt des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur an der HMTMHvier halbe Stellen als Lehrkräfte für besondere Aufgaben zur Qualifizierungauf künstlerische Professuren. Nunwurde das Pilotprojekt um zwei Jahreverlängert.

Meike Bertram (Violine), MarkusHorn (Jazzklavier), Arne Jansen (Jazz-gitarre) und Barbara Kortmann (Quer-

flöte) unterrichten im künstlerischenHauptfach vor allem Lehramtsstudie-rende, sammeln Erfahrungen in derHochschulselbstverwaltung und setzeneigene künstlerische Projekte um. Dasswissenschaftlicher Nachwuchs forscht,ist allseits präsent. Dass ›Forschen‹ auchein Grundrecht für den künstlerischenNachwuchs ist, wird allmählich entdeckt.Die Erträge künstlerischen ›Forschens‹haben die vier Stelleninhaberinnen

und -inhaber in Projektkonzerten im Sommersemester 2018 präsentiert. Inihren Programmen, die Texte, Bilderund Musik unterschiedlicher Kultureneinbezogen, entstanden neue Zugängezur Musik. Schwerpunktthema wardabei das Verhältnis von Musik undSprache. Die Projektkonzerte wurdenvon Dr. Gisela Sperling, Mitglied im Förderkreis der HMTMH e.V., großzügigfinanziell unterstützt. SH

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[ N A C H R I C H T E N ]

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[ N A C H R I C H T E N ]

Mit Beginn des Wintersemesters 2018/19erhalten die Masterstudiengänge ›Musik-forschung und Musikvermittlung‹ sowie›Medienmanagement‹ neue Namen. ›Mu-sikwissenschaft und Musikvermittlung‹heißt das Studienangebot am Musikwis-senschaftlichen Institut künftig. »›Musik-forschung‹ und ›Musikwissenschaft‹sind, was die gemeinte Tätigkeit angeht,eigentlich Synonyme. Als Name für einenStudiengang ist jedoch der Begriff ›Mu-sikwissenschaft‹ im deutschsprachigenRaum Standard, daher erhoffen wir unsvon der Umbenennung eine höhereSichtbarkeit für das Programm, geradeauch bei Studieninteressenten«, so Prof.Dr. Stefan Weiss, Vorsitzender des Musik-wissenschaftlichen Instituts.

Die Begründung aus dem Institutfür Journalistik und Kommunikations-forschung für den neuen Namen ›Kom-munikations- und Medienforschung‹ ist

ähnlich. »Wir wollen damit deutlichersignalisieren, was wir in diesem Studien-gang tatsächlich tun. Wir kommunizie-ren externen Bewerberinnen und Be-werbern, dass es vor allem um diewissenschaftliche Auseinandersetzung

mit Medien geht und zeigen internenInteressierten den Unterschied zuihrem Bachelorstudiengang ›Medien-management‹ deutlicher auf«, erklärtIJK-Institutsdirektor Prof. Dr. HelmutScherer. SH

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[ T A G U N G E N ]

Dass Musizieren Menschen verbindenkann, gewinnt in unserer heutigen Ge-sellschaft immer mehr an Bedeutung.Wo unterschiedliche Kulturen aufein-andertreffen, dient Musik als gemein-same Sprache. Wie kulturelle Diversitätden Musikschulalltag bereichern kann,war eines der Themen, die am 4. Septem-ber 2018 beim instrumentalpädagogi-schen Fortbildungstag ›Musizieren ver-netzt‹ des Landesverbandes niedersäch-sischer Musikschulen und der HMTMHam Emmichplatz behandelt wurden.

Neben Improvisation und kultu-reller Diversität war die Nutzung neuerMedien im Musikschulalltag eines derdrei zentralen Themen. Nach einemeinführenden Vortrag über die Digita-lisierung der Musikschularbeit konkre-tisierten die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer in verschiedenen, parallelenWorkshops eigene Ideen und ließensich durch den kollegialen Austauschinspirieren. So gab es beispielsweise dieMöglichkeit, sich in einem von Prof. Dr.

Andrea Welte und Studierenden desMasterstudiengangs Künstlerisch-päd-agogische Ausbildung der HMTMH an-geleiteten Themencafé über die unter-schiedlichen Themenfelder auszutau-schen. In anderen Workshops ging esdarum, wie sich Improvisation in denInstrumentalunterricht einbinden lässt.Die Teilnehmenden konnten aktiv aneiner Gruppenimprovisation teilneh-men und dabei Anregungen für den ei-genen Unterricht sammeln.

Die erfahrenen Referentinnen undReferenten sorgten zusammen mit dengut 70 Teilnehmenden von nah undfern – Instrumentallehrkräfte aller Fä-cher, Hochschullehrende, Alumni undStudierende der künstlerisch-pädago-gischen Studiengänge – für einen reich-haltigen, produktiven und sehr kommu-nikativen Tag. Indem der Landesverbandund die HMTMH mit dem Fortbildungs-tag die wichtige Rolle der Vernetzungin der Musikschularbeit thematisierten,trugen sie dazu bei, die Qualität musi-

kalisch-kultureller Bildung für Kinder,Jugendliche und Erwachsene zu sichernund weiter zu verbessern.

von Cewil Sedaye-Vatan undFranziska Wientges

Der International Doctoral Workshopin Ethnomusicology am Center for WorldMusic in Hildesheim jährte sich im Juni2018 zum zehnten Mal. Bei dieser Work-shop-Reihe, die aus einer Initiative vonProf. Philip Bohlman (University of Chi-cago, USA) und Prof. Raimund Vogels(HMTMH) entstand, trafen 15 Promovie-rende von 14 internationalen Universi-täten an vier Tagen aufeinander, umsich über die aktuellen Diskurse derMusikethnologie und ihre jeweiligenPromotionsprojekte auszutauschen.

Die Themen reichten von Affektin der Ultra-Bewegung im Fußball übermusikalische Praxen christlicher äthio-pischer Geflüchteter in Norwegen, per-sönlichen Rückschlägen im Rahmen

ethnografischer Forschungen bis hinzur Politik von Räumlichkeit bei kap-verdischen Umzügen. Auch in diesemJahr wurde der gesamte Workshop zu-sätzlich von einer Persönlichkeit ausdem Fachbereich Musikethnologie kri-tisch begleitet und mit einer KeynoteLecture beendet. Prof. Fabian Holt (Uni-versität Roskilde, Dänemark) analysiertein seinem Vortrag ›Global Culture in Con-tinental European Popular Music Festi-vals‹ rezente Musikfestivals in Europain Hinblick auf größere historische so-ziale und musikalische Prozesse undDiskurse. Die Präsentationen und derVortrag wurden auch beim diesjährigenWorkshop mit einem Rahmenprogrammabgerundet: Neben einem Tanzwork-

shop von Gastwissenschaftlerinnen und-wissenschaftlern des SDG-Kollegs ausMaiduguri, Nigeria (https://www.uni-hil-desheim.de/sustainability/), setzten sichdie Promovierenden mit den ThemenTextproduktion und Publizieren ausein-ander. von Cornelia Gruber

mus i z i e ren e rn et z t !

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Ein neues Semester beginnt und vieleStudierende stellen sich die Frage, wiesie in den kommenden Wochen undMonaten finanziell über die Rundenkommen sollen: Semesterbeitrag, Miete,Kosten für das Instrument, die Aufwen-dungen für den Lebensunterhalt – viel-fach ist es die Förderarbeit des Förder-kreises und der Stiftung, die den Stu-dierenden bei dieser Herausforderungunter die Arme greift. Allein im Jahr2017 unterstützten Förderkreis und Stiftung Studierende der HMTMH mitDirektförderungen in Höhe von 145.000Euro.

Um die sich bietenden finanziellenHilfestellungen noch besser zu struktu-rieren und den Studierenden die Orien-tierung zu erleichtern, haben sich dieStiftungs- und Förderkreisvorstände füreine Neuordnung des Angebots ausge-sprochen. Zum Start des Wintersemes-ters 2018/19 wurde das Förderprogrammin drei Bereiche eingeteilt, die die jewei-ligen Unterstützungsangebote für diePhasen Studienbeginn, Studienfortfüh-rung und besondere Studienerfolgebündeln.

stipendium start ins studium

Säule I, das Stipendium ›Start ins Stu-dium‹, richtet sich an Studienanfänge-rinnen und -anfänger im 1. und 2. Semes-ter von Bachelor- oder Masterstudien-gängen sowie im DiplomstudiengangSchauspiel. Eine persönliche Zuwen-dung von 750 Euro pro Semester für ma-ximal zwei Semester soll ihnen das An-kommen und das erste ›Zurechtfinden‹an der HMTMH erleichtern. Die Mittelstellt die Stiftung für die HMTMH zurVerfügung.

stipendium für fort-geschrittene studierende,deutschlandstipendium

Säule II fördert die Fortführung des Stu-diums und unterstützt Bachelor- undMasterstudierende sowie Schauspiel-Diplomstudierende ab dem 3. Semestermit dem ›Stipendium für fortgeschrit-tene Studierende‹. Beim Deutschland-stipendium fördern der Bund und privateFörderer zu je 50 Prozent leistungs-

starke und sozial engagierte Studie-rende. Seit Einführung dieses Stipendi-ums im Jahr 2011 gelingt es dem Förder-kreis und der Stiftung sehr erfolgreich,Unternehmen, Stiftungen und Privatper-sonen für dieses einzigartige Programmin der deutschen Hochschullandschaftzu begeistern. Ein Studienjahr lang werden monatlich 300 Euro pro Stipen-diatin oder Stipendiat ausgezahlt. Beim ›Stipendium für fortgeschrittene Stu-dierende‹ ist insbesondere die soziale Bedürftigkeit der Studierenden einwichtiges Vergabekriterium. Auch hierwerden 750 Euro pro Semester für maximal zwei Semester ausgeschüttet.Danach ist eine weitere Bewerbungmöglich. Um Mittel für dieses Stipen-dium zu generieren, veranstaltet derFörderkreis jährlich im Dezember dasGalakonzert ›Musik braucht Freunde‹.

preise für die besten

Last but not least werden in Säule III –›Preise für die Besten‹ – außerordent-liche künstlerische oder wissenschaft-liche Leistungen belohnt. Während beim

unters tü t zung i n e d e r pha s e

Förderkreis der HMTMH und Stiftung für die HMTMH

richten Stipendienprogramme und Preise neu aus

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schon gewusst?Die sehr persönliche finanzielle Förde-rung einer Studentin oder eines Stu-denten in frei wählbarer Höhe wirddurch das Patenschaftsprogramm desFörderkreises möglich.

Ebenso vergibt der Förderkreis an be-sonders bedürftige Studierende zwi-schen sechs bis acht Freitische pro Jahr,was täglich eine kostenlose Mahlzeit inder Mensa bedeutet. Hier arbeitet derFörderkreis eng mit dem AStA zusammen.

engagement hat viele gesichter

Bei allen Tätigkeiten von Förderkreisund Stiftung gilt: Die Nachhaltigkeitder Maßnahme ist besonders wichtig.Ziel ist stets die Förderung von jungenHMTMH-Talenten auf ihrem Weg insKünstlerleben, in die musikpädagogi-schen oder -wissenschaftlichen Berufe.

Informationen und Beitrittsformulareerhalten Sie im Förderkreis-Büro:Hilke Manthei, Telefon: 0511 3100-208E-Mail: [email protected]

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Peter-Becker-Wissenschafts-Preis heraus-ragende Masterarbeiten aus allen wis-senschaftlichen und musiktheoreti-schen Fächern prämiert werden, stehtbeim Nina-und-Dr.-Wolfgang-Dieckmann-Musik-Förderpreis, beim Dr.-Karl-Ernst-Fichter-Preis, beim Dr.-Gerald-Heine-Stipendium und beim Klaus-Ernst-Behne-

Stipendium die exzellente künstlerischeLeistung im Fokus.

Vorstand von Förderkreis und Stif-tung sind übereingekommen, diese neuenFörderformate stärker sichtbar zu machen:Diese Idee aufgreifend wird die Präsiden-tin der HMTMH im Januar 2019 erstmalszu einer Neujahrsveranstaltung einladen,in der Preise und Stipendien überreichtwerden, die Förderkultur sichtbar ge-macht wird und Fördernde sich kennen-lernen und austauschen können.

In der neuen Struktur der finan-ziellen Zuwendungen sind alle Studien-phasen enthalten. Die großen und klei-nen Finanzspritzen erleichtern denAlltag der Studierenden enorm. Mitihrer Förderkultur machen sich der Förderkreis und die Stiftung zu einemunverzichtbaren Baustein der Förderar-beit an der HMTMH und gehören sicher-lich zu den effektivsten Förderverei-nen an deutschen Kunsthochschulen.

Selbstverständlich wäre diese Leistungs-stärke ohne die Unterstützung derWohltäter, die dem Förderkreis und derStiftung immer beistehen, nicht mög-lich. Ihnen gebührt großer Dank!

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[ Z U G A S T ]

Ende April empfing das Kammermusik-institut einen besonderen Gast: Prof.Günter Pichler, Primarius des legendärenAlban Berg Quartetts, war nach Hanno-ver gekommen, um drei Tage lang inten-siv mit sechs Streichquartetten der Klassevon Prof. Oliver Wille Beethovens frühesStreichquartettopus zu erarbeiten. Imgut besuchten Kammermusiksaal in derUhlemeyerstraße bekam man Einblickin die professionelle, höchst anspruchs-volle und stringente Arbeitsweise desAltmeisters. Die Studierenden waren inBerührung mit einem Künstler, der fast40 Jahre lang auf allen großen Bühnender Welt konzertiert und wie kein Zwei-ter internationale Quartettkarriere neugeschrieben hat. Nach der Aufführungder sechs Werke im Richard Jakoby Saal

ging es für unsere Quartette auf Einla-dung der Hamburgischen Vereinigung

von Freunden der Kammermusik in dieElbstadt. von Oliver Wille

Mit einem Porträtkonzert zum 75. Ge-burtstag ehrte Incontri – das Institut fürneue Musik der HMTMH im Dezember2017 seinen Gast Sven-David Sand-ström: Unter dem Titel ›Heavy Metal‹spielten Studierende aus den Klassenvon Prof. Andreas Boettger, Schlagwerk,und Prof. Jonas Bylund, Posaune, im Richard Jakoby Saal für einen Kompo-nisten, der das zeitgenössische schwedi-sche Musikleben unverwechselbar prägt.Etwa 500 Werke, darunter vor allemOpern, Oratorien, Chor- und Kammer-musik, umfasst Sandströms Schaffen.

Während seines dreitägigen Auf-enthaltes an der HMTMH arbeiteteSandström nicht nur mit den Instru-mentalistinnen und Instrumentalisten,sondern im Vorgriff auf das Folgejahrauch bereits mit sechs Kompositions-studierenden. Vom 22. bis 24. Juni 2018realisierten Incontri, der MädchenchorHannover, der Kammerchor Hannover,

die Chöre der HMTMH und die NeuenVocalsolisten Stuttgart in Kooperationmit dem Internationalen Kinder- undJugendchorzentrum Christuskirche dasProjekt Earth#Sky#Space#. Die jungenKomponistinnen und Komponisten

schrieben dabei Werke für verschiedeneVokalbesetzungen, die bei Earth#Sky#Space# uraufgeführt wurden. GordonWilliamson, Verwaltungsprofessor fürKomposition, lobt die ›intensiven, schö-nen Begegnungen‹: »Studierende haben

günter i c h l e r April 2018

sven - dav i d s ands trömDezember 2017 und Juni 2018

p

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nur selten die Möglichkeit, neue Vokal-musik in enger Zusammenarbeit mitEnsembles zu komponieren. Dass wirdarüber hinaus einen Austausch mit Sven-David Sandström realisieren konnten,war enorm bereichernd für den weite-ren Entstehungsprozess ihrer Werke.«

Auch mit den Chören unter Leitungvon Prof. Andreas Felber entwickelte

sich während zweier Proben eine inten-sive Zusammenarbeit: »Die Gelegenheit,mit dem Komponisten der zu singen-den Werken zu arbeiten, war für denChor eine schöne Erfahrung. Mit klei-nen, aber feinen Hinweisen verbesserteund bestätigte Sandström die Interpreta-tion seiner Werke, ließ sich dabei aberauch auf neue Ideen ein und hatte Spaß

an der gemeinsamen Arbeit, genau wiedie Studierenden auch.« Die hannover-sche Öffentlichkeit erlebte Sandström inzwei Künstlergesprächen, in denen erseine internationale Perspektive zum ei-genen Schaffen bzw. zum Thema ›Vokal-musik und Junge Komponierende‹ sehroffen teilte.

von Hiroyo Iida, Silke Reinhard

Begleitend zur deutschen Erstauffüh-rung ihrer Kammeroper ›Svadba‹ (Hoch-zeit) besuchte die Komponistin Ana Sokolović die HMTMH für Meisterkurse,Vorträge und Proben zum Thema zeitge-nössische Vokalmusik. Ihr einwöchigerBesuch als ›Artist in Residence‹ im Rah-men der Walter-und-Charlotte-Hamel-Akademie ermöglichte einen vielfältigenEinblick in ihr musikalisches Schaffen.

Die Gesangstudentin Kety Chun-tishvili befasste sich mit dem Zyklus›Tanzerlieder‹, der auf Gedichte desösterreichischen Autors Friedrich Tanzerzurückgeht, und erhielt nun die Mög-lichkeit, mit der Komponistin daran zu arbeiten. Nach ihrem Vortrag beim Institut für Neue Musik – Incontri zumThema ›folklore imaginaire‹ stelltenAna Sokolović und Mascha Pörzgen(Verwaltung der Professur Dialogregie)die Kammeroper ›Svadba‹ vor und kamendarüber mit Komposition- und Gesang-studierenden ins Gespräch. Am Institutfür Kammermusik erarbeiteten Studie-rende mit Prof. Oliver Wille und Ana Sokolović verschiedene Streichquartette.

Der Schwerpunkt lag auf der Be-gleitung der Endproben von ›Svadba‹.Die Kammeroper in serbischer Sprachefür sechs Frauenstimmen und Percus-sion beschreibt die Situation von sechsFrauen am Vorabend einer Hochzeit.Die szenischen Aktionen galt es impro-visatorisch zu erarbeiten, da es keinehandlungsdefinierenden ›Dialoge‹ gibtund das Libretto aus Wortspielen undZitaten alter Hochzeitsriten besteht. Die

Aufführung dieser Kammeroper stellteine sehr komplexe musikalische undszenische Herausforderung dar, da dasknapp 50-minütige Werk durchgehendchorisch gesungen wird!

Aus der Schlagzeugklasse von Prof.Andreas Böttger beteiligte sich Shi Yials Percussionistin. Die musikalischeLeitung übernahm Richard Schwenni-cke (Dirigierstudent bei Prof. MartinBrauß); Agnes Storch-Horn (HochschuleHannover) entwarf Bühne und Kos-tüme. Regie führte Mascha Pörzgen.

Kommentare und Erläuterungenvon Ana Sokolović fanden Eingang indie Probenarbeit. Für die Sängerinnenwaren die musikalische Komplexitätund die (noch) ungewohnte Aufgabesehr inspirierend und fordernd. Zwei

öffentliche Einführungsveranstaltungenmit Ana Sokolović, Richard Schwennickeund Mascha Pörzgen beleuchteten dieHintergründe des Werkes.

Besonderer Dank gilt Prof. GudrunPelker, die diese Produktion mit großerInitiative begleitet hat, sowie allen, diedieses Vorhaben unterstützt haben, vorallem aber den Protagonistinnen dieserSommerproduktion, die über ein gan-zes Studienjahr bereit waren, sich mitzeitgenössischer Vokalmusik zu be-schäftigen und dieses komplizierte undwunderbare Werk auf die Bühne zubringen: Kety Chuntishvili, ElisabethDopheide, Chiara Ducomble, FranziskaGiesemann, Sophia Hüls, Agata Kor-nage, Shi Yu Tan (Jade), Clarissa Reiff.

von Mascha Pörzgen

ana soko lov i cJuli 2018

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gesichter an der hmtmhneue

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin inder Bibliothek Emmichplatz ist seitdem 1. Oktober Amrei Flechsig befristetbeschäftigt. Sie hat mit der inhaltlichenErschließung der Sammlung Bialik fürdie Bibliothek der HMTMH begonnen(siehe S. 24 f.). Amrei Flechsig studiertean der HMTMH Musikwissenschaft (Ma-gister) und Harfe (Diplom KünstlerischeAusbildung). Sie hat über ein Themazur russischen Kulturgeschichte promo-viert, ihr Forschungsschwerpunkt liegtin der russischen Musik und Kultur.

Kai Frömbgen wurde zum 1. Oktober 2018zum Professor für Oboe ernannt (sieheSeite 6).

Christiane Heinrich ist seit dem 1. OktoberProfessorin für Sprecherziehung im Be-reich Schauspiel. Nach ihrem Schauspiel-studium in Leipzig spielte die gebürtigeBerlinerin mehrere Jahre am Staatsschau-spiel Dresden und in verschiedenenFilm- und Fernsehproduktionen. Nacheiner Ausbildung zur staatlich geprüf-ten Atem-, Sprech- und Stimmlehrerinarbeitete sie einerseits im logopädischenBereich, anderseits im künstlerischenBereich als Lehrbeauftragte und freieSprechtrainerin u. a. für die Theater-hochschule Leipzig, Deutsche POP Ber-lin und das Maxim Gorki Theater Berlin.Sie gibt deutschlandweit Kurse im Be-reich Sprech- und Rhetoriktraining.

Eva Klesse ist seit dem 1. Oktober befris-tet als Professorin für Schlagzeug (Jazzund jazzverwandte Musik) tätig. Ihr Ver-waltungsauftrag endete am 30. Septem-ber (siehe S. 19).

Der Medien- und Kommunikationswis-senschaftler Dr. phil. Steffen Lepa ist seitdem 1. Oktober als Gastwissenschaftleram Institut für Journalistik und Kom-

munikationsforschung (IJK) tätig. Nachseiner Dissertation an der Fakultät fürBildungs- und Sozialwissenschaften derUniversität Oldenburg ist er seit 2010Postdoc-Mitarbeiter des Fachgebiets Audiokommunikation an der Techni-schen Universität Berlin. Seine Lehr-und Forschungsschwerpunkte sind Me-dien- und Musikrezeption, Digitaler Me-dienwandel, sozialwissenschaftlicheForschungsmethoden, Computational Social Science, Populärkulturforschung,Medienpädagogik und -philosophie. AmIJK wird er u. a. gemeinsam mit Studie-renden ein Webportal zur Musikmedien-forschung entwickeln.

Ebenfalls am 1. Oktober begrüßte dasIJK Gastwissenschaftlerin Dr. Christine E.Meltzer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit 2010 ist sie amInstitut für Publizistik tätig und promo-vierte dort 2016. Seit 2017 arbeitet sieim ›Horizon 2020‹-Projekt ›The Role ofEuropean Mobility and its Impacts inNarratives, Debates and EU Reforms‹.Am IJK wird sie in den Bereichen ›Medienund Migration‹ sowie ›Prokrastination‹unterrichten und gemeinsam mit Prof.Dr. Helmut Scherer ein Forschungssemi-nar zur Wirkung von Medien bei der Ein-schätzung von Gewaltverbrechen leiten.

Zum 1. Oktober 2018 wurde Sören Tönniesals Fachkraft für Veranstaltungstechnikbefristet eingestellt. Als Mitarbeiter derAbteilung V Veranstaltungswesen ist erim Wintersemester 2018/19 Ansprech-partner für den Bereich Ton- und Me-dientechnik. Bei der Bühnentechnikwird er Aufgaben der Beschallung über-nehmen.

Seit dem 1. September ist Anna Freytagbefristet als wissenschaftliche Mitarbei-terin im IJK tätig. Nach ihrem Bachelor-

und Masterstudium am IJK war die ge-bürtige Norddeutsche die letzten zweiJahre im Bereich Media Intelligence inBerlin tätig. Gemeinsam mit Prof. Dr.Eva Baumann wird Anna Freytag in denkommenden Jahren Projekte im BereichGesundheitskommunikation bearbeiten.Weitere Schwerpunkte ihrer Forschungwerden die Themen Medienkompetenzsowie Nachhaltigkeitskommunikationsein.

Samantha Stanton hat am 1. Septemberihr Freiwilliges Wissenschaftliches Jahrim Institut für Musikphysiologie undMusiker-Medizin angetreten. Ebenfallsam 1. September begann das FreiwilligeSoziale Jahr Kultur von Nele Scheuschnerim Bereich Marketing und Kommuni-kation und von Josefine Timmer im Stu-dienbereich Schauspiel.

Julian Kreissl ist seit dem 1. August be-fristet als wissenschaftlicher Mitarbeiterim IJK tätig, wo er sowohl das Bachelor-als auch das Masterstudium im Fach Medienmanagement absolvierte. Nachmehrjähriger Tätigkeit im Onlinemarke-ting unterstützt Julian Kreissl nun u. a.das Projekt smartLAB des Instituts fürtechnische Chemie (ITC) der LeibnizUniversität mit kommunikativer Exper-tise. Anknüpfend an dieses Projekt liegtsein Arbeitsschwerpunkt v. a. in der Er-forschung der Auswirkungen der Digi-talisierung und Automatisierung aufdie Arbeitswelt.

Seit dem 1. Juli leitet Sabine Hürthe dieAbteilung VI Kommunikation und Mar-keting im Rahmen der Elternzeitvertre-tung für Melanie Bertram. Zuvor über-nahm sie im Auftrag der Stiftung Lesendie Presse- und Öffentlichkeitsarbeitfür die Akademie für Leseförderung Nie-dersachsen.

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Zum 1. Juni wurde Anna Dina Schick Björn-Larsen an die HMTMH auf eine Profes-sur für Querflöte berufen (siehe Seite 6).

Florian Worschech ist seit dem 18. Mai befristet als wissenschaftlicher Mitar-beiter im Institut für Musikphysiologieund Musiker-Medizin tätig. Nach seinemSportwissenschaftsstudium fokussierteer sich auf Musikerinnen und Musiker.Er ist eingeschriebener Promotions-student am ›Zentrum für Systemische

Neurowissenschaften Hannover‹ undforscht an dem Projekt ›Fit im Alterdurch Musik‹ – eine Langzeitstudie mitSenioren, die die Effekte des Klavier-spiels auf Gehirn und Geist untersucht.

Zum 24. April wurde Miriam Jaspersen

als wissenschaftliche Mitarbeiterin be-fristet im IJK eingestellt. Zuvor war die Diplom-Medienwissenschaftlerin alswissenschaftliche Mitarbeiterin an derHochschule Hannover tätig. Miriam

Jaspersen hat am IJK Medienmanage-ment und an der HMTMH Musikwissen-schaft im Nebenfach studiert. Danachfolgte eine mehrjährige Agentur- undUnternehmenstätigkeit. Am HanoverCenter for Health Communication desIJK ist sie für verschiedene Forschungs-projekte im Themenfeld Gesundheits-kommunikation tätig und unterstütztdurch ihre Aktivitäten die weitere Etab-lierung des Centers.

forschung als Oberassistentin verstärken.Geber begann im Jahr 2011 ihr StudiumMedienmanagement an der HMTMHund schloss es mit dem Masterexamenim Jahr 2011 ab. Danach blieb sie als wis-senschaftliche Mitarbeiterin am IJK. Fürihr Promotionsprojekt ›Wie Meinungs-führer Meinung kommunizieren‹ wurdesie im Jahr 2015 von der Deutschen Ge-sellschaft für Publizistik und Kommuni-kationsforschung mit dem Herbert vonHalem Nachwuchspreis ausgezeichnet.Das IJK verliert mit Sarah Geber eine aufhöchstem Niveau kreativ und sorgfältigarbeitende Wissenschaftlerin und einmenschlich starkes Vorbild.

von Helmut Scherer

Ebenfalls am 31. August verabschiedetedas IJK seine Gastprofessorin im Som-mersemester 2018 Dr. Ilhem Allagui vonder Northwestern University in Qatar.Die Expertin für die Medienlandschaftin der sogenannten MENA-Region (Mid-dle East & North Africa), leitende Wis-senschaftlerin im World Internet Pro-ject für diese Region und Spezialistinfür Integrierte Marktkommunikationbot Lehrveranstaltungen zu beiden The-menbereichen an. Darüber hinaus stan-den Gespräche über gemeinsame For-schungsvorhaben und Ideen für denkünftigen internationalen Austauschauf ihrer Agenda.

Bis zum 30. September verwaltete SybilleSchedwill die nun auslaufende Professurfür ›Szene‹. Schauspielerisches Hand-werk ist ihr wichtig. Ihre klare künstle-rische Linie ist geprägt vom situativenHandeln der Figuren und natürlich von ihrer eigenen Schauspielerfahrung.Zum Glück bleibt Sybille Schedwill demStudiengang Schauspiel als Lehrbeauf-tragte erhalten und übernimmt weiterszenische Arbeiten. von Stephan Hintze

Dr. Christopher Buschow wechselte zum1. September als Juniorprofessor für ›Or-ganisation und vernetzte Medien‹ andie Bauhaus-Universität Weimar. Er warvon 2011 bis 2018 als wissenschaftlicherMitarbeiter am IJK tätig, wo er das›Media Entrepreneurship‹-Programminitiierte und über vier Jahre die künst-lerisch-wissenschaftlichen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter im Senat derHochschule vertrat. Seine Dissertationzu Neugründungen im Journalismuswurde mit dem Deutschen Studienpreisausgezeichnet. Wir wünschen ihm wei-terhin viel Erfolg. von Carsten Winter

Nach sieben Jahren hat Dr. Sarah Geberdas IJK zum 31. August verlassen undwechselt an die Universität Zürich. Siewird dort die Abteilung Mediennutzung& Medienwirkung am Institut für Kom-munikationswissenschaft und Medien-

Antonina Pluta hat ihr Freiwilliges Sozia-les Jahr Kultur in der Abteilung Marke-ting und Kommunikation zum 31. Au-gust erfolgreich beendet. Das Teambedankt sich herzlich für ihren Einsatzund wünscht ihr alles Gute für das nunvor ihr liegende Lehramtsstudium inDresden! von Melanie Bertram

Zum 14. August schied PD Dr. habil. Daniela Schlütz als wissenschaftlicheMitarbeiterin mit besonderen Lehrauf-gaben am IJK aus, wo sie 2002 promo-vierte und 2015 für das Fach Kommuni-kationswissenschaft habilitierte. Siewar Mitglied in diversen Ausschüssender HMTMH sowie in der Lenkungs-gruppe Familienfreundliche Hoch-schule, stand u. a. der Studienkommis-sion 3 in den Jahren 2016 und 2017 alsStudiendekanin vor und engagierte sichseit 2013 als stellvertretende Gleichstel-lungsbeauftragte. Seit dem Wintersemes-ter 2017/18 vertrat Daniela Schlütz fürdie Dauer von zwei Semestern die W3-Professur Kommunikationswissenschaftam Institut für Kommunikationswissen-schaft der Westfälischen Wilhelms-Uni-versität Münster. Zum Wintersemester2018/19 übernimmt sie die Professur fürTheorie und Empirie digitaler Medienan der Filmuniversität Babelsberg KonradWolf. Für den weiteren Weg wünschtihr das gesamte Institut alles Gute!

erabsch i ed et h ab en w i rv

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ruhe tands

… Kira Vollenweider beendete zum 31. Julivorzeitig ihr Freiwilliges Soziales JahrKultur im Studienbereich Schauspiel,um eine Ausbildung als Veranstaltungs-kauffrau in Magdeburg zu beginnen.Sie agierte ebenso selbstständig, klugund neugierig wie verlässlich. Ihrekünstlerische Neugier öffnete ihr Türund Tor zu Szenenstudien und Proben.Ihr Projekt ›Zukunftstag Schauspielaus-bildung‹ war ein voller Erfolg und sollim nächsten Jahr verstetigt werden.

von Regina Guhl

Dr. Anna Wolf, wissenschaftliche Mitar-beiterin am MusikwissenschaftlichenInstitut, Teilgebiet Musikpsychologie,hat die HMTMH zum 30. Juni verlassen.Sie war von 2011 bis 2015 Doktorandinbei Prof. Dr. Reinhard Kopiez und von

2016 bis 2018 Projektleiterin im Dritt-mittelprojekt ›Inneres Vorstellen (Au-diation) von Musik‹. Seit 2016 ist sie alswissenschaftliche Mitarbeiterin am In-stitut für Systematische Musikwissen-schaft der Universität Hamburg tätig.Wir wünschen Dr. Wolf alles Gute fürdie Zukunft. von Reinhard Kopiez

Helga Melzer hat über drei Jahrzehntedas Fach Sprecherziehung und Stimm-bildung kompetent vertreten. Sie stu-dierte in Leipzig Schauspiel und absol-vierte eine Ausbildung zur Sprech-erzieherin. Diese doppelte Kompetenznutzte sie an der HMTMH in heraus-ragender Weise. Durch ihre Vorspiel-abende mit Texten aller Gattungen er-warb sie sich bei Studierenden wiebeim Kollegium hohe Achtung. Wir

verabschiedeten am 30. Juni eine ge-schätzte Kollegin in den wohlverdien-ten Ruhestand. von Stefan Wiefel

Am 31. Mai hat Dr. Doreen Reifegerste dieHMTMH verlassen, um an der Universi-tät Erfurt neuen Herausforderungen in der Gesundheitskommunikationsfor-schung nachzugehen. Dr. Reifegerstewar für zweieinhalb Jahre als wissen-schaftliche Mitarbeiterin am IJK tätigund hat dort maßgeblich am Aufbaudes Hanover Center for Health Commu-nication mitgewirkt. Wir bedanken unsbei Dr. Reifegerste für die spannendeund produktive Zusammenarbeit undfreuen uns auf die Fortsetzung unsererbestehenden erfolgreichen Forschungs-kooperation. von Eva Baumann

den wir auch unsere Berufslaufbahn dortbeenden. Gunter Reus war aber immerschneller als ich, er ist früher geboren,hatte in Mainz schon promoviert, alsich gerade hilflos durch meine erstenSemester stolperte. Als ich 1999 am IJKangekommen bin, da war Gunter Reusschon lange da und es war für micheine große Hilfe in der norddeutschenTiefebene jemand mit Heimatbezugvorzufinden.

Gunter Reus steht wie kein ande-rer für Qualität in der Journalistenaus-bildung. Seit 1987, also praktisch vonAnfang an, hat er Studierenden am IJK das journalistische Arbeiten beige-bracht. Er hat dies mit viel Kompetenz,Liebe und väterlicher Fürsorge getanund die Studierenden haben es ihm ge-dankt. Es gibt sicherlich nur wenigeHochschullehrer, denen die Studieren-

Mit Ablauf des Monats September istapl. Prof. Dr. Gunter Reus (IJK) in den Ruhe-stand getreten. Wenn Sie auf der Auto-bahn A6 nach Westen fahren, dann werden Sie etwa 30 Kilometer vor Saar-brücken an das Autobahnkreuz Neun-kirchen kommen. Fahren Sie dort aufder A8 weiter nach Nordwesten, dannerreichen Sie nach wenigen KilometernNeunkirchen, fahren Sie nach Südosten,nach kurzer Zeit Zweibrücken. In Neun-kirchen ist Gunter Reus, in Zweibrückenbin ich geboren. Unsere Wiegen standenalso nahe beieinander und somit seheich uns als Landsleute, wobei GunterReus allerdings Saarländer ist; aber wirPfälzer sind ja großherzig.

Dies ist beileibe nicht die einzigeParallele. Beide haben wir an der Uni-versität in Mainz studiert, beide sindwir ans IJK gekommen und beide wer-

den mit so viel Zuneigung begegnen,wie es Gunter Reus vergönnt ist.

Als ich ans IJK kam, war die Jour-nalistenausbildung in einer Umbruch-situation. Politisch war beschlossenworden, dass die Journalistenausbil-dung an der Fachhochschule besser po-sitioniert sei, das IJK sollte aber einenMasterstudiengang gemeinsam mit derFachhochschule entwickeln. DiesePläne waren aber nicht sehr erfolgreichund so haben wir beide uns zusammen-gesetzt und über Alternativen gespro-chen. Herumgekommen ist dabei derStudiengang ›Medien und Musik‹, denGunter Reus über lange Jahre geleitethat und dessen Erfolg in erster Liniesein Verdienst ist.

Die Lehre ist aber nur eines vonReus’ Tätigkeitsfeldern. Er war als Wis-senschaftler erfolgreich und hat dabei

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wir r au ern umtvor allem zum Feuilleton gearbeitet. Erhat die Zeitschrift unseres wissenschaft-lichen Fachverbandes und eine derwichtigsten deutschsprachigen wissen-schaftlichen Zeitungen als Redakteur(Publizistik) begleitet. Über lange Jahre

hat Gunter Reus die Theater AG am IJKgeleitet und damit eine der zentralenIntegrationsinstanzen des IJK geschaf-fen. Glücklicherweise will er diese Auf-gabe auch in den nächsten Jahren wei-terführen.

Nun wird Gunter Reus mir leiderwieder einige Jahre voraus sein und diesesJahr in den Ruhestand gehen, meine letz-ten Jahre am IJK muss ich also ohne ihnbewältigen. Es wird schon gehen, aberanders wäre schöner. von Helmut Scherer

gespräche zur Vielfalt der musikali-schen Welten sind mir eine bleibendeErinnerung.«

Am 13. Juli 2018 verstarb der ehemaligeMitarbeiter der Haustechnik, John Gra-ham Lomax, im Alter von 70 Jahren. Erwar von Januar 2008 bis zu seinem Ein-tritt in den Ruhestand im Mai 2013 alsMitarbeiter der Haustechnik an derHMTMH tätig. Aufgrund seiner sprich-wörtlichen Zuverlässigkeit und Hilfs-bereitschaft sowie der ihm eigenenfreundlichen, ausgeglichenen Art, ge-noss er bei den Mitarbeiterinnen undMitarbeitern sowie der Studierenden-schaft eine hohe Wertschätzung. Auchim Ruhestand blieb er der HMTMH engverbunden und besuchte regelmäßigseine ehemaligen Kolleginnen und Kol-legen am Emmichplatz. Wir werdenHerrn Lomax in guter Erinnerung be-halten und sein Andenken bewahren.

von Heiko Behnke

Die Mitglieder der HMTMH trauern um Prof. Peter Winkler (*2. August 1936in Kändler im Kreis Chemnitz, †16. Juli2018). Peter Winkler sang bereits wäh-rend seiner Schulzeit im DresdnerKreuzchor unter Rudolf Mauersberger.1960 schloss er sein Studium in Ostber-lin mit dem Staatsexamen Dirigieren abund begann als Repetitor an der Staats-oper Unter den Linden Berlin zu arbei-

Die Hochschule für Musik, Theater undMedien Hannover trauert um Prof. Hans-Michael Koch (*26. März 1947 in Stutt-gart, †20. Juli 2018). 1967 legte er an derStaatlichen Musikhochschule Wien diekünstlerische Reifeprüfung für Gitarreab. Fünf Jahre später wurde er Lehr-beauftragter für Gitarre an der Staat-lichen Hochschule für Musik und Thea-ter Hannover. 1973 übernahm er diehauptberufliche Lehrtätigkeit für dasFach Gitarre, 1982 folgte die Professur.Nachdem er mit Ablauf des MonatsMärz 2015 in den Ruhestand eingetre-ten war, blieb Prof. Koch der HMTMHüber Lehraufträge bis zum 30. Septem-ber 2017 verbunden.

Seinem Kollegen Prof. ThomasBrendgens-Mönkemeyer bleibt er in leb-hafter Erinnerung: »Seinen intensivenEinsatz für unsere gemeinsamen Stu-dierenden – er für die klassische Gitarreund ich für den Jazz – habe ich immerals fair, aufgeschlossen und sehr koope-rativ erlebt. Meine Studierenden imHauptfach Jazzgitarre erhielten bei ihmden zusätzlichen klassischen Gitarren-unterricht und erlebten Hans-MichaelKoch als geduldigen und ebenso zielsi-cheren Dozenten. Sein umfangreiches,detailliertes Wissen half den Studieren-den, das teilweise unbekannte und neuzu entdeckende Gebiet der klassischenGitarre mit großer Freude zu erfor-schen. Unsere wundervoll offenen Fach-

ten. Nach seiner Flucht aus der DDR imAugust 1961 arbeitete er zunächst alsSolorepetitor und später als Kapell-meister an Städtischen Bühnen. Im Oktober 1973 kam Peter Winkler alsKorrepetitor für Partien- und Ensemble-studien an die Hochschule für Musikund Theater in Hannover. Im Juli 1986wurde er auf eine Professur für Musika-lische Szenen- und Ensemblearbeit be-rufen. Kurze Zeit später übernahm erdie Lehre des Orchesterdirigierens für A-Kirchenmusik-Studierende. Prof. Wink-ler blieb bis zu seiner Pensionierung imJahr 2000 Lehrender der HMTMH.

Prof. Gerd Müller-Lorenz, heuteDirigent und ehemals Student von Prof.Winkler, erinnert sich an seinen Mentor:»Peter Winkler fühle ich mich mensch-lich und künstlerisch seit Studien-beginn sehr eng verbunden. Ich nahmihn als Professorenpersönlichkeit wahr,welche Lernende (er verstand sichimmer auch selbst als einen solchen!)stets ganzheitlich im Blick hatte undmenschlich und künstlerisch genaudort ansetzte, wo er mit sicherem Gespür Wachstum fördern konnte. […]Unvergessen bleibt […] der inspirierteund inspirierende Künstler, der einfühl-same und temperamentvolle Pädagogeund nicht zuletzt der warmherzige undlebenskluge Mensch für alle, die denVorzug hatten, mit ihm ein StückWeges zurücklegen zu dürfen.«

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Herausgeberin, V. i. S. d. P.

Die Präsidentin der Hochschule für Musik,

Theater und Medien Hannover,

Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann

Redaktion und Anzeigen

Sabine Hürthe (verantw.), Silke Reinhard

Fotonachweise (v. l.n. r.)

Titel: Katja Mart;

S. 4 (v. oben n. unten und v. l. n. r.) cmireb.be,

Monika Lawrenz, Tim Schaarschmidt, United

Archives; S. 5 (v. oben n. unten und v. l. n. r.) DSML,

Kunstfestspiele, Nico Herzog; S. 7 Nico Herzog;

S. 8/9 (v. l.) Caroline Bittencourt, Susanne Diesner,

Gudrun Mitterhauser, M. Helbig; S. 11 Vernakes;

S. 13 Nico Herzog; S. 15 Camilla Ackermann für

Studentenwerk Hannover; S. 18 Florian Helwich;

S. 19 Sally Lazic; S. 21 Michael Thomas; S. 22 Hauke-

Christian Dittrich; S. 24/25 Musikwissenschaftliches

Institut der HMTMH; S. 27 Anastasia Sokolova;

S. 28 HMTMH; S. 29 (v. oben) Christopher Nimz,

Daniel Kunzfeld; S. 31 Nico Herzog; S. 32 (v. oben)

privat, Nico Herzog; S. 33 Nico Herzog

Anschrift der Redaktion

Hochschule für Musik, Theater

und Medien Hannover

Emmichplatz 1, 30175 Hannover

0511 3100-281 oder -256

[email protected]

www.hmtm-hannover.de

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pressto erscheint zweimal im Jahr in einer Auflage

von 3.000 Exemplaren.

Inhalte des Magazins pressto sind urheberrechtlich

geschützt. Vervielfältigung oder Kopie ist nur mit

Zustimmung der Redaktion zulässig.

Layout und Realisierung

Formfürsorge, Jörg Wesner

www.formfuersorge.de

Druck

BWH GmbH

www.bw-h.de

Die nächste pressto-Ausgabe erscheint zu Beginn

des Sommersemesters 2019 im April.

Bitte erfragen Sie die genauen Termine sowie den

Redaktions- und Anzeigenschluss bei der Redaktion.

Anregungen, Themenvorschläge und Fragen

nehmen wir gern telefonisch, via E-Mail und

während eines persönlichen Besuchs in der

Hochschule, Raum Z 05 oder Z 03, entgegen.

[ P U B L I K A T I O N E N ]

Am 10. Juni 2017 erspielte sich IoanaCristina Goicea aus der HMTMH-Violin-klasse von Prof. Krzysztof Wegrzyn denersten Preis im renommierten Interna-tionalen Michael Hill Violinwettbewerbin Auckland, Neuseeland.

Mit 31.000 US-Dollar Preisgeld, ei-ner Konzerttournee durch Australienund Neuseeland, einem professionellenKarriere-Entwicklungsplan und einer eigenen CD-Aufzeichnung bietet der Michael Hill Violinwettbewerb jungenNachwuchsmusikerinnen und -musi-kern im Alter von 18 bis 28 Jahren einesolide Karrierebasis. Der Violinwettbe-werb wurde im Jahr 2000 vom neusee-ländischen Unternehmer Michael Hillins Leben gerufen und entwickelte sich

innerhalb kürzester Zeit zu einemhochkarätigen und renommierten Eventmit einem Online-Publikum von durch-schnittlich 250.000 Personen.

Ioana Cristina Goicea setzte sichgegenüber 140 Teilnehmenden aus 30Ländern durch – für die Hochschule fürMusik, Theater und Medien Hannovereine besondere Bestätigung ihres hohenkünstlerischen Standards und ihrer er-folgreichen Lehre.

Im dritten Teil der ›Preisträger-Musik‹ spielt die 24-Jährige gemeinsammit Pianist Andrei Banciu Sergei Serge-jewitsch Prokofjews Violinsonaten Nr. 1in f-Moll, op. 80, und Nr. 2 in D-Dur, op.94a, sowie Maurice Ravels Konzert-Rhapsodie ›Tzigane‹.

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Preisträger-Musik IIIIoana Cristina Goicea, Violine | Andrei Banciu, Klavier

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impressum

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Preisträger-Musik III – Ioana Cristina Goicea, Violine | Andrei Banciu, Klavier, CD 926, 2018. Bestellungen über [email protected] | Preis: 10 Euro

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PROMOTINGEXCELLENCE10. Internationaler Joseph JoachimViolinwettbewerb Hannover

1. Preis: Timothy Chooi

2. Preis: Dmytro Udovychenko

3. Preis: Cosima Soulez Larivière

4. Preis: Rennosuke Fukuda

5. Preis: Leonard Fu

6. Preis: Youjin Lee

hannover

Erster Preisträger des JJV 2018 Timothy Chooi;

Foto: Helge Krückeberg

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