13
1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit von Verpressmaterialien - Möglichkeiten und Grenzen - Der Schutz des Grundwassers hat eine grundsätzliche Vorrangposition und muss bei allen Nutzungen, die auf das Grundwasser einwirken, besonders beachtet werden. Im Zusammenhang mit der Genehmigung von Vorhaben ist zu prüfen, ob durch die beantragte Nutzung nachteilige Auswirkungen auf das Grundwasser zu erwarten sind. Hierzu gehört bei jeglichen Nutzungen der Erhalt der natürlichen Schutzfunktion hydraulisch wirksamer Trennschichten. Ausgangslage „Grundwasserschutz“

Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

1

Hartmut DittrichBehörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg

Ingo SchäferGeologischer Dienst NRW

Prüfverfahren zurFrost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit

von Verpressmaterialien- Möglichkeiten und Grenzen -

• Der Schutz des Grundwassers hat eine grundsätzlicheVorrangposition und muss bei allen Nutzungen, die auf dasGrundwasser einwirken, besonders beachtet werden.

• Im Zusammenhang mit der Genehmigung von Vorhaben istzu prüfen, ob durch die beantragte Nutzung nachteiligeAuswirkungen auf das Grundwasser zu erwarten sind.

• Hierzu gehört bei jeglichen Nutzungen der Erhalt dernatürlichen Schutzfunktion hydraulisch wirksamerTrennschichten.

Ausgangslage „Grundwasserschutz“

Page 2: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

2

Grundwasserschutzziele bei der Nutzung von Erdwärme

• Keine Beeinträchtigungen der Belange der öffentlichenTrinkwasserversorgung und der Notwasserversorgung

• Keine nachteiligen Veränderungen derchemischen/physikalischen/biologischen Eigenschaften desGrundwassers

• Verhinderung von Wasserwegsamkeiten zwischen natürlichvoneinander getrennten Grundwasserleitern

Anforderungen an Bau und Betrieb von Erdwärmeanlagen• Regionale Einschränkungen (hydrogeologisch begründet)

• Bauliche und technische Anforderungen

z. B. Stockwerksbau &Druckpotenzialunterschiede

• Absenkung des GW-Standes• Aufhöhung des GW-Standes• Wasseraustritt• Mischung• Stoffeintrag• Gasdiffusion

Gegenmaßnahmen in Bezug auf Bohrlochdurchmesser Verpressung Zentrierung Tiefenbegrenzung

Auswirkungen hydraulischer Kurzschlüsse

Page 3: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

3

5

• ungestörte Temperatur im Untergrund ca. 9 – 12° C

• Temperaturdifferenz der zurückkehrenden Sole soll nicht größerals 11 K (17 K bei Spitzenlast) gegenüber der ungestörtenErdreichtemperatur sein (VDI 4640)

• Konsequenz: Temperatur des Fluids kann auf ca. - 2 bis - 5 °C, inAusnahmen sogar darunter absinken.

Temperaturbedingungen beim Erdwärmesondenbetrieb

Vorlauf

Außentemperatur

Rücklauf

0 °C

(nac

h W

enze

l, 20

12)

Temperatur-Log einer Wärmepumpe (Monat: Februar)

10

8

6

4

2

0

-2

Tem

pera

tur

[°C

elsi

us]

18:00 00:00 6:00 12:00 18:00

11 xFrostbereich

Zeit

In einer Heizperiode sind mehrere Frost-/Tauwechselbei Spitzenlast möglich.

Page 4: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

4

Einfluss der minimalen Fluidtemperatur auf das Verpressmaterial

(Kön

igsd

orff

2013

)

Prozesse durch den Frost-Tau-Wechsel

(Am

t für

Um

wel

tschu

tz, S

tuttg

art)

Page 5: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

5

9

Schlussfolgerungen für den Bau und Betriebvon Erdwärmesonden

• Verpressmaterialien müssen beständigsein gegen Frost-Tau-Beanspruchung

• Materialprüfung nach einemeinheitlichen, standardisiertenPrüfverfahren

• Sind die Materialien nachweislich nichtbeständig gegen F-T-Beanspruchung,sollte zur Verhinderung hydraulischerKurzschlüsse der frostfreie Betrieb bzw.eine Tiefenbegrenzung in derwasserrechtlichen Erlaubnis zu fordern.

Que

lle: u

nbek

annt

Tmin bei Spitze-3°C

nein, wenn FTW beständig

keine Vereisung

gemäß VDI 4640

k.A.

Länderspezifische Anforderungen

Alternativ -5°C

erlaubte Minimal-Temperatur

Page 6: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

6

Dichte Verpressmaterial> 1,3

> 1,5

nach W 120

Herstellerangabe

k.A.

t/m3

Länderspezifische Anforderungen

(alle

Fot

os: S

. Rum

ohr)

Frost-Tauwechsel-Beständigkeit - Prüfmethoden

• Keine Norm für Hinterfüllbaustoffe von Erdwärmesondenvorhanden, die die vorgenannte Problematik berücksichtigt.

• Untersuchungen im Untergrund wurden bisher nicht durchgeführt.• Folge: große Verunsicherung beim wasserbehördlichen

Vollzug.

Konsequenz im Sinne des WHG:

Entwicklung eines Prüfverfahrens, welches die Möglichkeit bietet,geeignete von nicht geeigneten Baustoffen im Hinblick auf die Frost-Tauwechsel-Beständigkeit nach einer einheitlichen Methode zuunterscheiden.

Page 7: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

7

Kriterien für ein einheitliches Prüfverfahren

1. entscheidender Parameter ist die hydraulische(System-)Durchlässigkeit nach Frost-Tau-Wechsel.

2. Der Prüfkörper muss während des gesamten Prüfablaufs allseitigdehnungsbehindert sein.

3. Die Durchfrostung des Prüfkörpers muss von innen nach außenerfolgen.

4. Übertragbarkeit auf das Gesamtsystem Sonde-Verpressmaterial-Bohrlochwand

5. Ein standardisiertes Prüfverfahren sollte in „normalen“Erdbaulaboratorien durchführbar sein unter der Maßgabe einerKalibrierung, um gleichwertige Ergebnisse erzielen zu können.

• DIN EN 12371: 2010-07Prüfverfahren für Naturstein – Bestimmung des Frostwiderstandes

• DIN CN/TS 12390-9: 2006Prüfung von Festbeton. Teil 9: Frost undFrost-Tausalz-Widerstand – Abwitterung

• DIN 52104-1: 1982-11Prüfung von Naturstein – Frost-Tau-Wechsel-Versuch,Verfahren A bis Q.

Bestehende Prüfverfahren

(Lut

z M

ülle

r)

Page 8: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

8

Abbindezeit 28 Tage

Durchfrostung

unbegrenzte unterseitigeWasserzufuhr

Nach dem Auftauen, Trocknung bei105,0° Celsius im Trockenofen

Die Bewegungsrichtung der Gefrierfront ist entscheidendfür Stabilität der Verpressung

1cm 1cm(Anb

erge

n)

Aufbau der Frost-Tau-Wechsel-Messzelle

190 mm

MembranZelldruck

Testfluid(Wasser)

BSU Hamburg mit TU Hamburg-Harburg, KED-Ingenieure Hamburg, TU Darmstadt

(Ditt

rich

et a

l)

(Anbergen)

Page 9: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

9

Aufbau der Frost-Tau-Wechsel-MesszelleBSU Hamburg mit TU Hamburg-Harburg, KED-Ingenieure Hamburg, TU Darmstadt

Widerstandseigenschaften der Verfüllbaustoffe gegenüberFrostbeanspruchung sind stark unterschiedlich

nicht frost-tau-widerstandsfähig frost-tau-widerstandsfähig

(Anb

erge

n)

Page 10: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

10

1. Druckbehälter

2. Verfüllmaterial

3. Sondenrohre

4. Probenfuß

5. Wasserzulauf

6. Wasserablauf

7. Heizung

8. Kühlung

9. Durchflussmessgerät

Aufbau des GroßversuchstandesZAE Bayern

(Reu

ß et

al)

Probenlänge: 2.750 mm

Proben-Ø: 150 mm

Doppel-U-Sonde

Temperierkreis: -10° C bis 80° C

Aufbau des GroßversuchstandesZAE Bayern

(Reu

ß et

al)

Page 11: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

11

Laborversuche liefern belastbare Werte und Einschätzungen,ob Materialien frosttauwechselbeständig sind (Materialvergleich)

KED-Versuch ist praktikabler in der Anwendung (Versuchsreihenschneller durchführbar).

ZAE-Versuch kommt der Abbildung der Verhältnisse in einem realenBohrloch näher

Möglichkeiten der Prüfverfahren

Die Systemdurchlässigkeit im Bohrloch wird derzeit durch keinbekanntes Verfahren bestimmt.

Übertragbarkeit auf die tatsächlichen Verhältnisse im Bohrloch zurzeitnoch nicht gegeben:

• Heterogenität der Untergrundverhältnisse• verschiedenen Bohrlochgeometrien• Sondengeometrie (Manteloberfläche)• Lage der Sonde im Bohrloch (Zentrierung)

Grenzen der Prüfverfahren

Page 12: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

12

13 x

JEDE Anlage ist ein Eingriff in dieSchutzgüter Boden, Grundwasser

und Gestein.

Es muss definiert werden, welcheAuswirkungen nachteilig und

welche akzeptabel sind.

An das Ergebnis müssenErlaubnisbescheide,

Zertifizierungsverfahren, Normenund Ausbildungsinhalte

angepasst werden.

„minimal-invasiver Eingriff in den Untergrund“

vollständige wasserundurchlässige Verfüllung desBohrlochs zur Trennung von Grundwasserstock-werken

vollständige wasserundurchlässige Umhüllung derSondenrohre

dauerhaft beständige Materialien

geringe thermische Beanspruchung

Verwendung nicht wassergefährdender Stoffe

Idealvorstellung einer Erdwärmesonde...

S. R

umoh

r (20

08)

Page 13: Prüfverfahren zur Frost-Tau-Wechsel-Widerstandfähigkeit ... · 1 Hartmut Dittrich Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, Hamburg Ingo Schäfer Geologischer Dienst NRW Prüfverfahren

13

Bund-/Länderausschuss Bodenforschung (BLA-Geo)

Bodeninformationssysteme (BIS-Steuerungsgruppe)

Ad-hoc-AG Boden

Ad-hoc-AG Hydrogeologie

Ad-hoc-AG Geologie

Direktorenkreis der Staatlichen Geologischen Dienste

Ad-hoc-AG Rohstoffe

PK Systemdurchlässigkeit

Empfehlungen für dieAnforderungen an die hydraulischen

Systemdurchlässigkeiten vonErdwärmesondenbohrungen

bundesweiter Arbeitskreis der Staatlichen Geologischen Dienste

26

a. Eiswürfelbereiterb. Frostraumc. Schneekanoned. Sondensammelleitung

Was befindet sich in diesem Schacht?

(Ditt

rich

2013

)

Vielen Dank für IhreAufmerksamkeit!